Im Gespräch 3
16. Juni 2022
FOTO: SUPATRÜFÖ
KirchenZeitung Diözese Linz
Bekamen den Solidaritätspreis für das Kleiderkammerl: Sabrina Schwaighofer, Magdalena Vilsecker, Eva Eder, Amara Strasser, Dora Stricker (von links)
„Wir wollten den Leuten was zurückgeben“ Sabrina Schwaighofer gehört zum Team des Kleiderkammerls, das in Bad Ischl Secondhandmode für einen guten Zweck verkauft. Im Interview spricht sie über die Problematik von Fast Fashion, die Zielgruppe des Kleiderkammerls und was der Solidaritätspreis der Diözese Linz bewirkt hat. INTERVIEW: PAUL STÜTZ
Wie oft habt ihr das Kleiderkammerl schon organisiert und was ist die Idee dahinter? Sabrina Schwaighofer: Beim Kleiderkammerl
sind Leute eingeladen, Kleidung zu spenden, die in weiterer Folge in gemütlichem Ambiente verkauft wird. Den Erlös spenden wir an den Sozialfonds der Pfarre, mit dessen Hilfe Menschen in schwierigen Lebenssituationen in Bad Ischl schnell geholfen wird. Wir haben das jetzt schon das dritte Mal gemacht. Ende Mai war vorläufig die letzte Ausgabe des Kleiderkammerls. 5000 Stück Kleidung hatten wir dabei im Angebot. Wieviel organisatorische Arbeit steckt im Kleiderkammerl? Schwaighofer: Bei der ersten Ausgabe des
Kleiderkammerls haben wir schon ein halbes Jahr gebraucht, um es zu organisieren, weil das auch für uns alle im Vorbereitungsteam Neuland war. Außerdem war es in der Pandemie noch schwieriger, ob wir das machen dürfen, weil da Lockdown war. Beim zweiten und dritten Mal haben wir mehr Erfahrung gehabt. Wir haben uns die Arbeit so aufgeteilt, dass es gut machbar ist. Derzeit sind wir im Organisationsteam zu fünft, bei der Annahme haben wir aber immer ein paar Helferlein mehr. Vor allem die paar Tage vor dem Verkauf sind ziemlich intensiv.
Geld. Dazu kommt, dass Fast Fashion meist in schlechter Qualität produziert wird. Dadurch entsteht sehr viel Abfall. Der wird als Herrenkleidung. Für die Männer sind meistens verbrannt oder in Gewässern entes eher die Trachten oder Hemden und An- sorgt. Vor allem deswegen sind Secondhandzüge, die dabei sind. Die Marken, die wir mode und die längere Nutzung von Kleireinbekommen, sind unterschiedlich: Vom dung ein wichtiger Beitrag, um dem etwas H & M-T-Shirt bis zum edlen Kostüm von entgegenzusetzen. Gerry Weber ist alles dabei. Besonders bei den Trachten sind sehr wertvolle Stücke Wer nützt euer Angebot? beim Kleiderkammerl zu finden. Schwaighofer: Wir sprechen vor allem viele Teenager an, vielen von ihnen ist es wichtig, sich ihre Kleidung Secondhand zu besorgen, Wie ist die Qualität der Kleidung, die beim Kleiauch aus den eben genannten Gründen. derkammerl abgeben wird? Schwaighofer: Das meiste ist von sehr guter Was außerdem auffällt: Es kommen viele Qualität, die wenigen kaputten Stücke sor- Leute, die es sich leisten könnten, woanders tieren wir aus. Insgesamt funktioniert das einzukaufen. Alle soziale Schichten kaufen sehr gut, weil wir eine Checkliste für die Leu- bei uns ein, das ist sehr positiv. te geschrieben haben, an die sich die meisten halten. Haben Sie selbst schon etwas Passendes gefunWelche Kleidung wird von den Leuten zu euch gebracht? Schwaighofer: Es ist mehr Damenkleidung
Wie ist Ihr persönlicher Bezug zur Mode? Schwaighofer: Ich bin in die Modeschule
Ebensee gegangen und habe dort maturiert, insofern habe ich schon einen engen Bezug zu Mode. In der Schule haben wir uns übrigens intensiv mit der Problematik der Fast Fashion beschäftigt. Was ist Fast Fashion, was ist das Problem dahinter? Schwaighofer: Damit Kleidung regelmä-
ßig gegen neue Ware, die im Trend ist, ausgetauscht werden kann, ist muss sie sehr schnell hergestellt und geliefert werden. Die Arbeitsbedingungen in den Kleiderfabriken sind sehr schlecht, viele Menschen werden dort ausgebeutet. Manche – darunter auch Kinder – müssen jeden Tag und ohne Pause arbeiten und bekommen sehr wenig
den? Schwaighofer: Wir kaufen teilweise auch
selbst beim Kleiderkammerl ein. Wir alle haben beim Solidaritätspreis übrigens Teile vom Kleiderkammerl angehabt. Was war die ursprüngliche Motivation, das Kleiderkammerl ins Leben zu rufen? Schwaighofer: Wir, also das Kernteam der
Katholischen Jugend Bad Ischl, wollten den Leuten was zurückgeben und haben überlegt, was wir da machen können. So ist uns das Kleiderkammerl eingefallen. Was planen Sie für die Zukunft? Soll das Kleiderkammerl weiter bestehen bleiben? Schwaighofer: Das Kleiderkammerl soll auf
jeden Fall weiterhin bestehen. Der Solidaritätspreis der Diözese Linz bestärkt uns weiterzutun.
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