KiZ-ePaper 10/2021

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VINCENZO PINTO / AFP / PICTUREDESK.COM

Nr. 10 I 11. März 2021 I Tel. 0732 76 10-39 44 I www.kirchenzeitung.at Einzelpreis: € 1,50 I 4020 Linz, Kapuzinerstraße 84 I Jg. 76

In den Trümmern des Irak Als erster Papst besuchte Franziskus vergangenes Wochenende die Menschen im geschundenen Zweistromland. Seite 12

Mit Sonderbeilage

Schwerpunkt. Bischof Scheuer und sein Team starten ihre Visitation in Wels. Seiten 6 bis 9

Interview. Umwelt- und Energieministerin Leonore Gewessler im Gespräch. Seite 10


2 Meinung INTERN

11. März 2021

Christentum im Orient

Staffelübergabe

DAS TEAM DER KIRCHENZEITUNG

Brigitta Hasch (links) übergibt an Lisa-Maria Langhofer. NIE

Der beeindruckende Besuch von Papst Franziskus im Irak wurde einerseits als wichtige Entwicklung im Dialog mit der muslimischen Welt wahrgenommen. Andererseits nutzte der Pontifex die Gelegenheit, den wenigen im Land verbliebenen Christinnen und Christen Mut zuzusprechen. Auch wenn das von vielen als wohltuend und notwendig wahrgenommen wurde – und es auch war –, bleiben doch Zweifel. Denn was Christen im Irak brauchen, ist Sicherheit, Minderheitenschutz und tatsächlich gelebte Religionsfreiheit. Daneben brauchen sie das, was auch ihre muslimischen Nachbarn nötig haben: wirtschaftliche Unterstützung. Die Frage ist: Was davon können wir Christen in der westlichen Welt ihnen garantieren? Sicherheit, Minderheitenschutz und Religionsfreiheit im Irak können wir nicht herbeizaubern. Einzig wirtschaftliche Unterstützung ist mög-

lich. Eine Solidarität, die vorrangig aus Worten besteht, hilft wenig. Deshalb ist es verständlich, wenn viele irakische Christen ihre Heimat verlassen und anderswo ihr Glück suchen. Es sei daher die vorsichtige Frage erlaubt, ob wir den Christen im Irak wirklich etwas Gutes tun, wenn wir Wohlstandschristen sie zum Bleiben in der Unsicherheit ermutigen. Letztlich ist es ihre Entscheidung, denn es geht um ihr konkretes Leben und nicht um ein vom Westen erträumtes Christentum im Orient.

HEINZ NIEDERLEITNER

Chefredakteur heinz.niederleitner @kirchenzeitung.at

KOPF DER WOCHE: CHRISTIAN STÜCKL, REGISSEUR

Ein Spielleiter mit Leidenschaft

ANGELIKA WARMUTH / DPA / PICTUREDESK.COM

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir diese Ausgabe der KirchenZeitung fertiggestellt: Einerseits freuen wir uns mit Kollegin Brigitta Hasch über ihren (Un-)Ruhestand. Andererseits lassen wir sie nicht gerne gehen. Seit Jänner 2011 bereicherte sie das Team, zunächst mit ihrer Arbeit im Ressort „bewusst leben“ und bald auch auf der Kinderseite. 2017 wurde die „bewusst leben“-Seite zur Doppelseite und die Unterhaltungsseite mit dem Rätsel kam dazu. Im vergangenen Jahr hat Gitti Hasch mit der Rubrik „Aus dem Archiv gepickt“ begonnen. Außerdem betreute sie ab 2013 den Internet-Auftritt der KirchenZeitung wesentlich mit. Nicht zuletzt mit den Geschichten von „Uschi“ auf der Kinderseite hat Hasch der KirchenZeitung eine sympathische Note geschenkt. Deshalb freut es uns, dass sie uns noch nicht ganz verlässt, sondern die Kinderseite weiterhin gestalten wird. Haschs Aufgaben im Bereich „bewusst leben“ übernimmt Lisa-Maria Langhofer, die seit dem Vorjahr das Team der KirchenZeitung bereichert. Ihr wünschen wir viel Freude mit der neuen Aufgabe – und Brigitta Hasch viel Zeit für neue Abenteuer.

KirchenZeitung Diözese Linz

Seit 1987 ist der oberbayerische Regisseur Christian Stückl Spielleiter der Passionsspiele in Oberammergau. Für seine Verständigung zwischen Christen und Juden ist er nun mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet worden.

daismen und stellt seither die Figur Jesu als gläubigen Juden dar. Vor Beginn der Proben reiste Stückl immer wieder mit dem Ensemble nach Israel, führte Gespräche mit Rabbinern und jüdischen Organisationen und versuchte so, auch den Dialog zu fördern.

Alle zehn Jahre finden in Oberammergau, dem Geburts- und Wohnort Christian Stückls, die berühmten Passionsspiele statt. Im Jahr 2022 wird er sie zum vierten Mal inszenieren. Das Stück der Leidensgeschichte Jesu hat er 2000 grundlegend reformiert, befreite es von Antiju-

Würdigung. Laudator bei der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille (benannt nach den beiden jüdischen Philosophen) am Sonntag in Stuttgart, die coronabedingt ohne Publikum stattfand, war der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Er würdigte die Bedeutung der von Stückl inszenierten Passionsspiele für den Zusammenhalt von Juden und Christen. Marx betonte, der Regisseur sei ein „oberbayerischer Dickschädel, ein wirklicher Christ und ein leidenschaftlicher Theatermann“, der auch geprägt ist von einer „Leidenschaft für die Geschwisterlichkeit aller Menschen“. Stückl selbst sieht die Auszeichnung als „Mahnung“, sich weiter gegen Judenfeindlichkeit einzusetzen. Der erfolgreiche Intendant greift immer wieder biblische Stoffe auf. Elf Mal inszenierte er u. a. den „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal bei den Salzburger Festspielen. HUBER, KATHPRESS

„Verständigung zwischen den Menschen und Religionen ist mir eine Herzensangelegenheit.“ CHRISTIAN STÜCKL


KirchenZeitung Diözese Linz

Im Gespräch 3

11. März 2021

Zukunftsweg der Diözese Linz

Rahmen für die 40 neuen Pfarren Bei der Dechantenkonferenz vergangene Woche wurden die Gesetzestexte zur Diözesanreform erstmals einem diözesanen Gremium präsentiert. Damit wird nun konkreter, wie die bisherigen 487 Pfarren zu Pfarrteilgemeinden werden und die neuen 40 Pfarren entstehen. HEINZ NIEDERLEITNER

Wie sieht dieser Weg aus Sicht einer Pfarre aus? Bevor es losgeht, müssen die derzeitigen Dekanatsgrenzen an jene der künftigen neuen Pfarren angepasst werden. Die 64 Pfarren, die das betrifft, werden aktuell zum Dekanatswechsel befragt, 30 haben schon eine Stellungnahme abgegeben – mit stark positiver Tendenz. Wenn die Dekanatsgrenzen angeglichen sind, beginnt die eigentliche Reform: die jeweilige Fusion mehrerer alter zur neuen Pfarre sowie die Umwandlung der bisherigen Pfarren in Pfarrteilgemeinden. Das geschieht nicht für die ganze Diözese auf einmal. Heuer wird mit Pionierpfarren begonnen, die durch die eben erst eingerichtete Stabsstelle für die territoriale Reform bestimmt werden. Kriterien dafür werden noch erarbeitet. Kein Drüberfahren. Wie gehen die einzelnen Reformschritte vor sich? Im Vorgehen gibt es zwei Phasen: Im ersten Jahr der Umsetzung wird ein pastorales Konzept in der jeweiligen neuen Pfarre erstellt: Welche seelsorglichen Einrichtungen sind da – von den bisherigen Pfarren über Ordenseinrichtungen bis hin zur sogenannten kategorialen Seelsorge in Krankenhäusern oder in der Betriebsseelsorge? Wie soll die Seelsorge in Zukunft aufgestellt sein? Dabei ist klar: Jede Struktur ist nur ein Hilfswerkzeug, das Christ-Sein gut umsetzen zu können. Letztlich sollen die Strukturen nur helfen, das Christentum mit Gottes- und Nächstenliebe konkret werden zu lassen. Im zweiten Jahr wird dann das Konzept ausgestaltet, um genau dieses Ziel zu erreichen. An Regeln kommt freilich auch die Kirche nicht vorbei, gilt es doch, konkrete Rechtsgeschäfte zu tätigen. Dafür bilden die nun vorliegenden Gesetzestexte, die mit Veröffentlichung im Linzer Diözesanblatt Gültigkeit erlangen werden, den Rahmen. Da Rom bei Pfarraufhebungen jeweils eine eige-

Die Gesetzestexte für die Diözesanreform wurden von den Kirchenrechtlern Helmuth Pree und Heribert Hallermann geprüft: Sie gehen mit dem Codex des kanonischen Rechts konform. NIE/KIZ

ne Begründung verlangt, werden die bisherigen Pfarren einzeln aufgehoben (wobei die Wirkung erst bei Errichtung der neuen Pfarre eintritt) und die neue Pfarre wird gegründet, sobald alle Pfarraufhebungen durchgeführt sind. Ein „Drüberfahren“ gibt es nicht. Nicht aufgehoben werden lokale kirchliche Rechtsträger neben den bisherigen Pfarren, zum Beispiel die Pfarrcaritas mit dem Pfarrkindergarten. Sie bleiben bestehen, haben als Ansprechpartner jetzt aber statt der bisherigen Pfarre die neue, größere Pfarre. Denn die neuen Pfarren sind Rechtsnachfolger der alten. Pfarrteilgemeinden. Und was ist mit den alten Pfarren, der kirchlichen Heimat? Da geht im Grunde nichts Wesentliches verloren, denn die alten Pfarren werden zu Pfarrteilgemeinden mit eigenem Pfarrgemeinderat. Dieser wird einfach aus der bisherigen alten Pfarre übernommen. Und was ist mit der Beratung auf Ebene der neuen, größeren Pfarren? Die neuen Pfarren erhalten einen Pfarrlichen Pastoralrat, in welchen Personen aus den Pfarrgemeinderäten der Pfarrteilgemeinden entsandt werden. Der Pfarrer darf in bedeutenden Fragen nicht ohne ausreichenden Grund gegen den ausdrücklichen Rat des Pastoralrats handeln. Zwei Drittel des Pastoralrats können die Materie bei abweichendem Verhalten des Pfarrers dem Bischof vorlegen. Daneben gibt es einen Pfarrlichen Wirtschaftsrat, ebenfalls mit Delegierten aus den Pfarrteilgemeinden.

Am wichtigsten: Menschen. Die wahrscheinlich wichtigsten Entscheidungen betreffen natürlich die in der Pfarre tätigen Menschen. Gesucht werden, das lässt sich aus den Gesetzestexten sehr gut herauslesen, kommunikative, teamfähige und offene Leitungspersonen. An der Spitze der neuen Pfarre wird dem Kirchenrecht entsprechend ein Pfarrer stehen. Ihm zur Seite gestellt sind ein Pastoralvorstand und ein Finanzvorstand. Das Zusammenspiel dieser drei Personen wird in Absprache mit dem Bischof in einer jeweils eigenen, konkreten Vereinbarung bei der Besetzung der Stellen geregelt. In den Pfarrteilgemeinden und den anderen seelsorglichen Orten der neuen Pfarre werden wie bisher Seelsorger/innen eingesetzt (Priester und Laien). Für die Pfarrteilgemeinden (bisherige Pfarren) gehen die Gesetzestexte davon aus, dass in der Regel ein Seelsorgeteam aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern gebildet wird, wie es das in einigen derzeitigen Pfarren schon gibt. Und was passiert, wenn sich in einem Fall die neue Pfarre – aus welchen Gründen auch immer (Einsprüche …) – über längere Zeit nicht bilden lässt? Dann wird aus dem Dekanat eine „Pastorale Einheit“, in welcher eine Gruppe Priester mit einem Moderator „Solidarpfarrer“ wird. Fachleute können die überpfarrliche Vermögensverwaltung übernehmen. Aber all das ist nur ein Notfallprogramm.

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X  Weiterführende Hinweise: www.dioezese-linz.at/zukunftsweg


4 Lebendige Kirche

11. März 2021

MOMENTE Linz. Im vergangenen Jahr hat die Pfarre Linz-St. Peter die Spallerhofer Tafel gegründet. Bedürftige Menschen können sich hier zweimal pro Woche Lebensmittel und Hygieneartikel kostenlos abholen. Die Einführung einer eigenen Gutscheinmünze, dem „Spallerer“, ermöglicht es den Bedürftigen nun, auf dem Bauernmarkt am Spallerhof selbst zu wählen, was sie gerne kaufen möchten. Die Pfarre St. Peter kooperiert dabei mit der SPÖ Spallerhof, die die Münzen aus Hartplastik im 3-DDruck herstellt. Sie gelten als 5-Euro-Gutschein bei einem der drei Bauernmarktanbieter. Ab dem 21. März, dem 5. Fastensonntag, werden die „Spallerer“ von der Pfarre nach den Gottesdiensten und zusätzlich zu den Bürozeiten zum Kauf angeboten und anschließend an die Spallerhofer Tafel übergeben. Gallneukirchen. Von 6. bis 7. März kamen in Gallneukirchen Jung und Alt zusammen, um auf die Missstände im Lager Kara Tepe und anderen Flüchtlingscamps aufmerksam zu machen. Diese Aktion wurde von der Katholischen Jugend und der Katholischen Arbeitnehmer/ innen Bewegung organisiert. In insgesamt 14 Zelten übernachteten die Aktivist/innen bei eisigen Temperaturen. An der Mahnwache, die nach dem Gottesdienst abgehalten wurde, nahmen rund 100 Personen teil. Die Organisation „GIG – Gemeinsam für Gallneukirchen“, die sich für die Flüchtlinge, die bereits im Ort aufgenommen sind, engagiert, führte durch den Abend. Während der Mahnwache wurden emotionale Briefe einer vor Ort tätigen Freiwilligen vorgelesen sowie Texte und Gedanken zum Thema miteinander geteilt. Am nächsten Morgen wurde erneut eine Mahnwache abgehalten, bevor die Gallneukirchner/innen ihre Zelte zu Mittag wieder abbauten.

Sr. Ruth Summer bei der Station der Franiskanerinnen PFARRE VÖAKLBRUCK

KirchenZeitung Diözese Linz

n Fastenweg in Vöcklabruck. Neue Wege in ihrem seelsorglichen Angebot beschreiten die katholische und die evangelische Pfarre in der Stadt Vöcklabruck. Gemeinsam mit fünf weiteren kirchlichen Organisationen haben sie am Areal des Friedhofs in Schöndorf einen „Weg durch die Fastenzeit“ gestaltet. Dieser Rundgang beinhaltet sieben Schautafeln zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten, wie „hinfallen – aufrichten“ von der Evangelischen Pfarre Vöcklabruck oder „festgenagelt – befreit“ von den Franziskanerinnen Vöcklabruck. Der Abschluss des Weges befindet sich in der Engelskapelle der Kirche Maria Schöndorf. Bei den Stationen gibt es jeweils Impulse für Kinder: Bilder, Geschichten und Basteltipps.

Brief an Papst Franziskus

Leitl: Barmherzigkeit statt Ablehnung für Hans Küng Es wäre wohl ein später, aber doch spektakulärer Fall einer Rehabilitierung, wenn der Theologe Hans Küng die einst von Rom entzogene Lehrerlaubnis zurückerhalten würde. Dafür hat Christoph Leitl, Präsident der europäischen Wirtschaftskammer Eurochambres, nun dem Papst geschrieben. Um Hans Küng mag es ruhig geworden sein. Mit seiner Stiftung Weltethos hat er auch jenseits der katholischen Dogmatik ein Werk bleibenden Werts geschaffen. Doch noch immer wird Küng vor allem als ein Theologe gesehen, der kritisch aufbegehrte – und gemaßregelt wurde. Am 19. März wird er 93 Jahre alt. Für Christoph Leitl ist es damit an

der Zeit, dem „verdienten Mitstreiter für einen verstärkten Glauben in einer herausfordernden Zeit“ Barmherzigkeit angedeihen zu lassen. Daher schrieb Leitl als engagierter Katholik an Papst Franziskus. Vielen Menschen, schreibt Leitl, habe Küng „eine Brücke zum Glauben eröffnet“, er sei „für den Frieden unter den Religionen eingetreten und habe sich „intensiv mit Ethik in der Wirtschaft beschäftigt“. „Ein Theologe, der versucht hat, Menschen mit Gott besser zu verbinden, hat Wertschätzung anstelle von Ablehnung verdient“, schreibt Leitl, der nun auf eine Antwort aus dem Vatikan wartet. Dank für sein Engagement hat er jedenfalls von Hans Küng bekommen. NIE

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Eine Rehabilitierung von Hans Küng (links) als Theologen wünscht sich Christoph Leit (rechts), Präsident der europäischen Wirtschaftskammer Eurochambres. DANIEL BOCKWOLDT / DPA / PICTUREDESK.COM GEORGES SCHNEIDER / PICTUREDESK.COM


KirchenZeitung Diözese Linz

Soziales 5

11. März 2021

IN ALLER KÜRZE

Spontane Besuche und große Feste fehlen derzeit im Alltag der Seniorenheime. PETER ATKINS / STOCKADOBE

Erweitertes Besuchsrecht im Seniorenheim

Sehnsucht nach Lebendigkeit Die Besuchseinschränkungen in den Seniorenheimen wurden leicht gelockert, zwei Personen dürfen nun zweimal in der Woche zu ihren Angehörigen. Im CaritasSeniorenwohnhaus St. Anna in Linz fehlt dennoch der übliche Trubel. LISA-MARIA LANGHOFER

„Es wird wirklich Zeit, dass unsere Angehörigen wieder öfter kommen dürfen“, sagt Eirene Braden, Pflegedienstleiterin des CaritasSeniorenwohnhauses St. Anna in Linz, über die gelockerten Besuchsrechte in den Altenund Pflegeheimen. „Natürlich gibt das den Menschen mehr Lebensqualität und sowohl die Bewohner/innen in den Heimen als auch die Angehörigen freuen sich. Aber“, fügt sie hinzu, „es ist auch immer ein Abwägen zwischen Sicherheit und Freiheit.“ Lebendigkeit fehlt. Die meisten freuen sich über die kleinsten Öffnungsschritte, insgesamt sei die Stimmung in St. Anna über den Winter aber etwas „zäh und eintönig“ gewesen. „Die Pandemie dauert einfach schon zu lange“, sagt Braden. Im Frühling habe man sich immerhin im Garten

Eirene Braden ist Pflegedienstleiterin des CaritasSeniorenwohnhauses St. Anna in der Leondinger Straße (Froschberg). CARITAS

beschäftigen können, doch in der kalten Jahreszeit sei das so natürlich nicht möglich. „Wir vermissen die Lebendigkeit und die vielen Aktivitäten, die es normalerweise bei uns gibt: Ausflüge, Feste, Konzerte, Messen, Bewegungs- und Musikgruppen. In den letzten Wochen durfte wenigstens schon der Friseur als Highlight ins Haus kommen.“ In St. Anna habe man sich bemüht, den Alltag in den Wohngruppen so normal wie möglich zu gestalten: „Wir haben viel gesungen, gespielt und gelacht und die üblichen Feste wie Geburtstage, Nikolaus, Weihnachten oder vor Kurzem Fasching trotzdem im kleinen Kreis gefeiert.“ Die Organisation der Besuche beschreibt Braden als aufwendig, aber notwendig: „Es muss immer jemand an der Tür sitzen, die Besucher/innen registrieren, Fieber messen, Tests kontrollieren.“ Dennoch sei sie froh, dass die Angehörigen kommen dürfen: „Wir haben uns immer bemüht, ein offenes Haus zu haben und guten Kontakt zu den Angehörigen zu pflegen. Einige von ihnen sind normalerweise fast jeden Tag da und schon ein Stück weit Teil unseres Alltags geworden.“ Sicherheit durch Impfung. Hoffnungen setzt Braden in die Durchimpfung der Bevölkerung. Das Caritas-Seniorenwohnhaus St. Anna gehörte zu den ersten Heimen in Linz, in denen geimpft wurde. Etwa 80 Prozent der Senior/innen und 65 Prozent der Mitarbeiter/innen hatten sich damals im Jänner gemeldet, einige zögen jetzt noch. Braden: „Werden mehr Leute geimpft, gibt das mehr Sicherheit.“

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Neuer Sozialratgeber jetzt erhältlich. Der OÖ Sozialratgeber informiert über Sozialleistungen, Beratungs- und Hilfsangebote in ganz Oberösterreich. Diese reichen von Infos zu Sozialversicherung und Behilfen über Pflege-und Beratungsmöglichkeiten bis hin zu speziellen Angeboten für Menschen mit Beeinträchtigungen. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt von Sozialreferat des Landes OÖ, Sozialplattform OÖ, Arbeiterkammer OÖ und KirchenZeitung Diözese Linz. Der OÖ Sozialratgeber wird auf Anfrage kostenlos von der KirchenZeitung verschickt. X  Bestellung unter: service@kirchenzeitung.at oder 0732 76 10-3944

Ausschreibung EduardPloier-Preis. Das Land Oberösterreich und die Diözese Linz vergeben heuer wieder den Eduard-Ploier-Preis für Entwicklungszusammenarbeit und den Eduard-Ploier-Journalistenpreis für Publikationen, die die Idee der Entwicklungshilfe ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Ersterer ist mit insgesamt 24.000 Euro, Letzterer mit 3.000 Euro dotiert. Mit dem Preis soll an das langjährige Wirken des 1998 verstorbenen Entwicklungshelfers Eduard Ploier erinnert werden. Einreichungen sind noch bis 21. März möglich. X  Infos zur Bewerbung unter: www.land-oberoesterreich.gv.at oder 0732 77 20-11501


6 Sonderthema: Visitation Wels Stadt

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

IM LEBENS-SPIEGEL Entlastung Möglichst groß und möglichst viel. Wenn es um das Essen geht, ist es bei jungen Leuten, die „im Wachsen“ sind, oft so: Die Augen erweisen sich als größer als der Magen, und so bleibt nicht wenig liegen. Das Maß zu finden zwischen zu viel und zu wenig, ist eine der großen Bildungsherausforderungen. Man weiß sich doch lieber auf der sicheren Seite, und diese vermutet man eher im Vielen. So werden die Kästen voller, Kontostände und Häuser größer, für jede Beschäftigungsart hat man die richtige Ausrüstung parat. Die Dinge, von denen man erwartet, dass sie den Alltag erleichtern, werden mehr und mehr – und man stellt mit einem Seufzer fest: Was einem das Leben erleichtern sollte, erschwert es auch. Papst Franziskus hat in der Enzyklika „Laudato si’“ die Erfahrung christlicher Spiritualität in Erinnerung gerufen, nämlich die Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. Die ständige Anhäufung von Möglichkeiten zum Konsum lenkt – so Franziskus – das Herz ab und verhindert, jedes Ding und jeden Moment zu würdigen. Es gilt – auch im Umgang mit den Dingen –, aus der Pubertät, die von nichts genug haben kann, herauszuwachsen. Man kann die erstaunliche Erfahrung machen, dass man nicht alles, was man braucht, besitzen muss. Man kann borgen und leihen, bitten und helfen. Dinge verstellen viel Platz – und die Sicht auf die Nächsten.

MATTHÄUS FELLINGER

Niko Tomic, Pfarrer der Welser Stadtpfarre, ist ein begeisterter Sportler. LAUMAT

Pfarrer Niko Tomic spricht über die Beziehung von Sport und Seelsorge

Sport schafft Gemeinschaft Sport nimmt im Leben von Niko Tomic einen hohen Stellenwert ein. Der Pfarrer der Welser Stadtpfarre erklärt, was ihm Bewegung und Spiel bedeuten und wie Sport mit dem Glauben zusammenhängt. JOSEF WALLNER

Fußball, Basketball, Tischtennis, Radfahren, Laufen – von Kindheit an gehört Sport zu ihm, erzählt Pfarrer Niko Tomic: „Nur jetzt gerade nicht.“ Er zeigt auf seine Schulter. Beim Skifahren hat er sich eine böse Verletzung zugezogen, musste operiert werden und ist nun in der Phase Rehabilitation. Das tut seiner Begeisterung für den Sport aber keinen Abbruch. Das Fußballspielen zieht sich als roter Faden durch sein Leben. Von klein auf „kickt“ er gerne und hat es schließlich in die Nationalmannschaft der österreichischen Priester gebracht. Heuer wäre die Priester-Europameisterschaft im rumänischen Temesvar ausgetragen worden. Das Turnier, an dem sechzehn Mannschaften von Spanien bis Kasachstan teilnehmen, wurde aber coronabedingt um ein Jahr verschoben. Die Pandemie hat auch Pfarrer Tomic gebremst. Seit Sommer 2020 hat er nicht mehr Fußball gespielt. „Ich freue mich, wenn ich wieder mehr machen kann.“ Als er Kaplan in Wels-Vogelweide war, hat er jeden Dienstag mit einer Mannschaft „gekickt“, als Pfarrer ist die Regelmäßigkeit schwieriger. Er nimmt sich aber vor, sich wieder mehr Zeit dafür zu nehmen, weil er weiß und vor allem spürt,

wie gut ihm Bewegung tut: „Wenn ich Sport treibe, fühle ich mich wohl, relaxt, fällt Stress ab.“ Und was ihm besonders wichtig ist: „Ich mag die Gemeinschaft beim Sport.“ Singen als Gemeinsamkeit. „Auf den ersten Blick denkt man, dass Sport und Glaube zwei ganz unterschiedliche Welten sind, aber wenn man genauer hinschaut, entdeckt man Gemeinsamkeiten“, sagt Pfarrer Tomic. Er weist auf die Anstrengung hin, auf den Zusammenhalt, darauf, dass man sich gegenseitig stärkt, dass man lernt, mit Niederlagen umzugehen, und dass man sich miteinander freut. Man kann das Leben mit einem Spielfeld vergleichen, wo Begeisterung und Freude ihren Platz haben, aber auch hängende Köpfe, wenn etwas nicht klappt. Damit muss man beim Spiel genauso umgehen lernen wie im Leben. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Sport und Glaube fügt Pfarrer Tomic noch an: „In der Gesellschaft ist das Singen schon selten geworden. Aber im Fußballstadion und in der Kirche ist das anders: Dort wird noch gesungen, dort gehört es dazu.“ Auch bei den Gottesdiensten, die Bischof Manfred Scheuer und die Visitatoren im Rahmen ihrer Besuchswoche im Dekanat Wels feiern werden. Wegen der Pandemie kann das vorgesehene Begegnungs- und Gesprächsprogramm nicht stattfinden, aber Gottesdienste sind im beschränkten Rahmen möglich. Pfarrer Tomic ist froh, dass die Visitatoren mit den Pfarren feiern: „Ich bin überzeugt, dass das eine Stärkung für die Menschen ist, die uns anvertraut sind.“

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KirchenZeitung Diözese Linz

11. März 2021

Sonderthema: Visitation Wels Stadt 7

Dechant von Wels-Stadt im Interview über Zukunftspläne in den Welser Pfarren

„Wir müssen verstärkt auf Ehrenamtliche setzen“ Die katholische Kirche in Wels tritt Mitte März bei der Visitation in Austausch mit der Diözesanleitung rund um Bischof Manfred Scheuer. Die KirchenZeitung sprach im Vorfeld mit Dechant Peter Neuhuber über Kontakte im Supermarkt, Fusionierungspläne und eine mögliche Öffnung der Weiheämter.

Reformen vorsehen, also etwa auch eine Öffnung der Weiheämter für verheiratete Priester und für Frauen? Neuhuber: Natürlich wäre das wünschens-

wert. Wenn ich wüsste, wie man das machen kann, würde ich das gerne umsetzen.

INTERVIEW: PAUL STÜTZ

Vor einem Jahr begann in Österreich die Coronapandemie und krempelte unser aller Leben um. Auch die für den März 2020 geplante Visitation in Wels mit zahlreichen Veranstaltungen musste abgesagt werden. Wie lange haben Sie damals gebraucht, um zu realisieren, was das alles bedeutet? Peter Neuhuber: Mir war gleich bewusst,

dass das eine ziemlich einschneidende Geschichte ist. Schwierig war die Einschätzung, wie lange das dauern wird. Ich war vor einem Jahr im Frühling eher blauäugig und habe geglaubt, dass im Herbst alles wieder ziemlich normal ist. In ein paar Tagen startet die Visitation nun doch noch in einer abgespeckten Form. Neuhuber: Wir haben uns überlegt, keine öf-

fentlichen Termine zu machen mit Ausnahme der Gottesdienste, einer öffentlichen Sprechstunde und einem Visitatoren-Talk, ein für uns neues Format, das wir online ausprobieren. Ansonsten werden wir keine Online-Veranstaltungen machen, denn das sind wir schon ein bisschen leid. Bei den digitalen Gesprächen fehlt die direkte persönliche Begegnung. Wie haben Sie im letzten Jahr den direkten Kontakt gehalten zur Pfarrbevölkerung? Neuhuber: Ich habe manche Leute beim

Einkaufen im Supermarkt und am Samstagsmarkt in Wels getroffen. Dafür habe ich extra Zeit eingeplant, weil sich da viele Gespräche ergeben haben. Das tut uns allen gut. Ich spüre es übrigens auch in den Gottesdiensten, dass es Freude macht, anderen zu begegnen und nicht mehr isoliert zu sein.

Peter Neuhuber ist Dechant von WelsStadt, Pfarrer von Wels-St. Stephan und Pfarrprovisor von Wels-Herz Jesu. KIZ7PS

Zuletzt hat sich die katholische Kirche in Wels auch an den Protesten gegen die Zustände in den Flüchtlingscamps beteiligt. Wieso ist das aus Ihrer Sicht wichtig? Neuhuber: Wir sollten als Christen hin-

schauen und nicht wegschauen, unmenschliche Zustände dürfen uns als Christen nicht egal sein.

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Bald wird es mit den Impfungen leichter. Ist das ein Geschenk Gottes? Neuhuber: Nein, weil ich würde ja auch

ZUR SACHE

nicht sagen, dass Corona eine Strafe Gottes ist. Das ist ein Geschenk der Wissenschaft, ich habe großen Respekt vor der Wissenschaft, die das in diesem Zeitraum geschafft hat.

Die KirchenZeitung hat einen vierseitigen Schwerpunkt zur Visitation des Dekanats Wels-Stadt. Diese findet von So., 14. März bis So., 21. März statt. Sonntag, 14. März Stadtpfarre Wels: um 9 Uhr bzw. 10.30 Uhr Messe mit Bischof Manfred Scheuer; WelsHerz Jesu: um 9.30 Uhr Gottesdienst mit Generalvikar Severin Lederhilger; Wels-St. Josef: um 8 Uhr bzw. 9.30 Uhr Gottesdienste mit Bischofsvikar Willi Vieböck

Die größte Veränderung im Dekanat ist, dass eine Fusion mit einem Teil des Dekanats Wels Land geplant ist. Wie fix ist das? Neuhuber: Ja, das wird kommen, ich orte

keine massiven Widerstände. Es braucht natürlich eine gute Gemeindebegleitung und eine Trauerarbeit, weil etwas aufhört und man sich neu finden muss. Aber ich merke eine Offenheit in den Pfarren für Veränderungen. Im Dekanat Wels-Land ist die ehrenamtliche Beteiligung an der Leitung der Pfarren weiter vorangeschritten durch einige Seelsorgeteams. Können die städtischen Pfarren davon lernen? Neuhuber: Ja, diese schon gemachten Er-

fahrungen mit Seelsorgeteams können die Landpfarren gut einbringen. Wir waren in der Stadt Wels bisher gut personell aufgestellt bei den Hauptamtlichen. Das wird sich aber in absehbarer Zukunft ändern. Allein deshalb müssen wir verstärkt auf Seelsorgeteams und Ehrenamtliche setzen. Was die Personalsituation betrifft: Braucht es da noch mehr Veränderung, als es die diözesanen

Dienstag, 16. März 18 bis 19 Uhr Round Table mit den Visitatoren und Verantwortlichen aus dem Dekanat – live aus Puchberg Freitag, 19. März 15 bis 18 Uhr: Sprechstunden mit den Visitatoren, Anmeldung bei der Pfarrsekretärin Silvia Gangl, Tel. 07242/43306 Sonntag 21. März Wels-St. Stephan: um 9.30 Uhr Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer Wels-Hl. Familie: um 9 Uhr Gottesdienst in Deutsch-Kroatisch mit GV Severin Lederhilger, 10 Uhr: Gottesdienst mit GV Severin Lederhilger; Wels-St. Franziskus: um 9.30 Uhr Gottesdienst mit BV Willi Vieböck


8 Sonderthema: Visitation Wels Stadt

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

Kirche entwickelt Welser Stadtteil Wels. In der Knorrstraße/ Wiesenstraße in Wels soll in den nächsten Jahren ein komplett neuer Stadtteil entstehen. Als Projektbetreiber tritt dabei die katholische Kirche in Erscheinung, die mit der konkreten Umsetzung die ELAG Liegenschaftsentwicklungs GmbH beauftragt hat. Knapp die Hälfte des drei Hektar großen Areals, das neu bebaut werden soll, ist in Besitz der diözesanen Immobilienstiftung. Das Gelände, auf dem sich derzeit noch das alte Lagerhaus befindet, ist nach den Plänen des Linzer Architektenduos Wolfgang Wimmer und Hans Scheutz künftig für Wohnungen, Büros und Freizeitaktivitäten bestimmt. 96 Mietwohnungen. Während ein Teil mit acht würfelförmigen Gebäuden als Mischung aus Wohn- und Büroräumen konzipiert ist, sind zudem in weiteren Einheiten nochmals 96 Mietwohnungen geplant. Der neue Stadtteil soll ein Café, ein Mitarbeiterrestaurant, separate Fitnessbereiche sowie einen weitläufigen Park samt Teich umfassen. Die derzeit relativ breiten Straßen rund um das Areal sollen rückgebaut und als 30er-Zonen ausgewiesen werden. In der Projektpräsentation verweist die diözesane Immobilienstiftung auf die Geschichte des Areals. Hier wurden in der Welser Blum-Fabrik früher Hüte für die ganze Welt hergestellt. 1935 wurde die Fabrik stillgelegt. Die letzte Erbin Ruperta Blum vermachte das 24.600 m² große Areal der katholischen Kirche und legte in ihrem Testament genau fest, was damit zu geschehen ist. Die Erträge aus der 1967 gegründeten Blum-Stiftung kommen unter anderem pastoralen Aufgaben der Stadtpfarre Wels sowie der Caritasarbeit zugute. Außerdem wird damit der in der Blum-Villa untergebrachte heilpädagogische Kindergarten finanziert.

Das Team der KernZone: Eva-Maria Bergmayr, Rene Gebetsroither, Birgit Krenn und René PrinzToifl (von links) KERNZONE

Wie die kirchliche Jugendarbeit in Wels aufgestellt ist

Seelsorge auf der Straße Die kirchliche Jugendarbeit in Wels hat unter dem Titel „KernZone“ ihr Wirken stark in Richtung Straße verlagert. Diese Arbeit ist angesichts zunehmender psychischer Probleme unter Heranwachsenden wichtiger denn je. Als der erste Lockdown kam, hatte die „KernZone Wels“ gerade die Weichen für eine Zukunft der mobilen und flexiblen Jugendarbeit gestellt. Ihr Drei-Schritte-Konzept der kirchlichen Jugendseelsorge – in Kontakt treten, einen Dialog etablieren, Beziehungsarbeit leisten – blieb daher mitten im Sprung stecken. René Prinz-Toifl, einer der vier Köpfe der „KernZone“, nennt dies, halb spöttisch, halb ernst, seine Quelle der Frustration: „Unsere Arbeit steht und fällt mit dem Gegenüber. Wenn das fehlt, was will man da machen? Wie soll man einen Kontakt etablieren, wenn sich das Leben aller auf vier Wände beschränkt, die Ausgangssperre den öffentlichen Raum belegt? Das 36. OnlineAngebot stellen, das keiner mehr braucht? Gegenwärtig gehen wir mit der sprichwörtlichen Gießkanne, bieten Beratungsdienste an, versuchen, wann immer möglich, kleinere Aktionen umzusetzen. Aber de facto sind es Tropfen, obwohl ein frischer Regen gebraucht würde.“ Jugendliche mit wenig Perspektiven. Sie wollten dort seelsorgerische Arbeit leisten, wo sie nottut: auf der Straße. Prinz-Toifl und sein Team wollen für Jugendliche da sein, die normalerweise eher in Parks und auf Plätzen zu Hause sind, weil deren Eltern mit ihrer Erwerbsarbeit überfordert sind, oft mehrere Jobs kombinieren müssen, um über die Runden zu kommen. Häufig haben die

Jugendlichen die Schule abgebrochen, verfügen über keinen Arbeitsplatz – vor allem aber über keine wirklichen Perspektiven. Bedrohte Wirkungsstätte. Nicht nur der Lockdown erschwert die Arbeit der Jugendseelsorger. Denn die Stadt Wels verpasste dem „FreiRaum“ als Ausgangsbasis der „KernZone“ ein Fragezeichen. Bis Oktober 2020 war diese Location in der Welser Innenstadt der Ort für diverse demokratiepolitische, zivilgesellschaftliche und soziale Initiativen, die im Miteinander das Stadtleben gestalten wollten, darunter auch die kirchliche Jugendarbeit. Im „FreiRaum“ gestaltet sie Freitag und Samstag ein Programm für Jugendliche und junge Erwachsene. Die politische Mehrheit hat sich im vergangenen Jahr jedoch im Gemeinderat aus Kostengründen gegen eine Fortzahlung der Miete des „Freiraums“ entschieden und den Vertrag gekündigt. Die dort beheimateten Interessensgemeinschaften wollten das jedoch nicht widerspruchslos hinnehmen. Sie riefen daher die Initiative„FreiRaum bleibt“ ins Leben. Handelten einen neuen Vertrag mit dem Eigentümer der Räumlichkeiten aus, engagierten sich in den Medien und starteten ein Crowdfunding. „Gegenwärtig wissen wir, dass wir bis Ostern dort arbeiten können – sobald wir wieder geöffnet haben dürfen“, erklärt René Prinz-Toifl. Was rasch nottue, gerade weil psychische Probleme unter Heranwachsenden zunehmen: „Wir sind da gefordert, als Gesellschaft. Denn wir sind die Erwachsenen! Wir wissen, wir gehen jetzt durch die Wüste: Das ist trocken, das ist ›zach‹. Aber danach kommt das Wasser, und das bringt wieder Leben. Dann können wir unsere Samenkörner säen“, erzählt Prinz-­Toifl. M.E.S./P.S.

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KirchenZeitung Diözese Linz

11. März 2021

Sonderthema: Visitation Wels Stadt 9

Nachgehende Seelsorge ist ein Schwerpunkt der katholischen Kirche in Wels

„Jesus ging es um die Begegnungen“ Die nachgehende Seelsorge ist ein niederschwelliges Angebot in Wels. Rund 20 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/ innen zeigen dabei Präsenz auf Straßen und Plätzen, bei Festen und Märkten.

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Dorthin gehen, wo die Menschen sind. Das ist Ziel der nachgehenden Seelsorge. Die Verter/innen der Kirche lernen dadurch nicht zuletzt die sehr unterschiedlichen Lebensumstände besser kennen. „Diese Vielfalt ist ein realer Wert, viel größer, als wir es als Kirche oft im Blick haben“, sagt Irmgard Lehner, Pfarrleiterin in Wels-St. Franziskus und im Projekt „Nachgehende Seelsorge“ engagiert – wie auch Gabriele Miglbauer (Klinikum-Seelsorge), Brigitte Wimmer (Treffpunkt mensch & arbeit) und René Prinz-Toifl (KernZone-Hauptsache Jugend). Sie definieren ihre Aufgabe als Seelsorger/innen als „sich einlassen auf die Einzigartigkeit des jeweiligen Gegenübers“. „Gott ist nicht Mensch geworden, um in einer Kirche zu

hocken. Jesus hat kein Gebäude gegründet, sondern ihm ging es um Begegnungen in all ihrer Vielfalt“, betont Irmgard Lehner. Menschen sind soziale Wesen. Ohne Dialoge mit Menschen in deren Lebenswelten könne Kirche nicht lebendig sein und bleiben, ist Irmgard Lehner überzeugt: „Und wenn ich verstehen will, was Menschen benötigen, wenn ich ihnen Seelenfutter anbieten will, muss ich auf sie zugehen.“ Derzeit tue dies mehr denn je not, denn die soziale Distanz nähre auch das Gefühl der Winzigkeit in beunruhigender Welt. „Wir Menschen sind soziale Wesen, wir brauchen Begegnungen, bei denen sich jemand wirklich für uns interessiert. Ohne Echo auf unser Sein kann sich dieses nicht entfalten, es verkümmert“, ist Irmgard Lehner überzeugt. Für die Seelsorgerin ist klar: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern er bedarf auch des geistigen Futters, der seelischen Kraftquellen. M.E.S./P.S.

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Gespräche am Gartenzaun. Irmgard Lehner sucht den Kontakt, weil sie verstehen will, was die Menschen bewegt: „Nur so kann KIrche lebendig bleiben“, sagt sie. DEKANAT WELS


10 Thema

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

„Klimaschutz ist das beste Konjunkturprogramm“ Klimaschutz ist keine Bremse für den wirtschaftlichen Erfolg, sondern die beste Voraussetzung dafür. Das erklärte Ministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit den Kirchenzeitungen. Ihr Ministerium ist sowohl für Klimaschutz und Umwelt, als auch für Energie, Mobilität, Innovation und Technologie zuständig.

Frau Ministerin Gewessler, das Thema Corona beherrscht alles. Wann können Sie mit dem Thema Klimaschutz wieder richtig durchstarten? BM Leonore Gewessler: Klimaschutz war nie

weg, denn die Klimakrise geht den Menschen nahe. Man sieht die Auswirkungen – den Borkenkäferbefall, die Wetterextreme, ... Die Erwartung, dass wir etwas dagegen tun, ist groß. Wir haben auf europäischer Ebene ein Klimaschutzgesetz beschlossen, das die Ziele anpasst an das Pariser Klimaabkommen. Da ist viel in Bewegung. Durch die Lockdowns ging der Verkehr zurück. Hat die Pandemie Auswirkungen auf das Klima? Gewessler: Viele Menschen haben etwa das

Radfahren entdeckt, oder dass eine Videokonferenz die eine oder andere Reise ersetzen kann. Aber eine Krise ersetzt keine Politik. Eine Krise ist eine Zeit, in der man Weichen stellen kann. Die Mittel, die wir jetzt in die Hand nehmen, um die Wirt-

schaft zu stabilisieren, müssen wir in Richtung Klimaschutz investieren. Wie kann Österreich die Klimaschutzziele erreichen? Gewessler: Wir haben letztes Jahr einiges ge-

schafft: das größte Klimaschutzpaket und den größten Bahnausbauplan der Republik, erste Schritte der ökosozialen Steuerreform, den Ausbau erneuerbarer Energien. Das muss jetzt jedes Jahr so weitergehen! Die Aufgaben sind groß, sie werden nicht kleiner. Eine Krise geht nicht einfach weg. Wir müssen uns der Aufgabe stellen, mit Konsequenz daran arbeiten, die Ziele im Blick behalten. Klimaschutz ist Sisyphus-Arbeit. Kaum glaubt man, ein Ziel erreicht zu haben, tun sich Dutzende andere auf, die unerreichbar scheinen. Wie gehen Sie persönlich mit diesem Druck um? Gewessler: Klimaschutz ist kein Sprint, son-

dern ein Marathon. Wir wollen in Österreich bis 2040 klimaneutral werden. Diese

„In meiner Jugend habe ich selbst das steirische Sonntagsblatt ausgetragen“, verriet Ministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit den Kirchenzeitungen. CAJETAN PERWEIN/BMK

Herausforderung war auch meine persönliche Motivation, in die Politik zu gehen: dass wir im Klimaschutz weiterkommen und ich in dieser Funktion einen Beitrag dazu leisten kann. Das ist eine schöne Aufgabe, ich bin jeden Tag gerne hier. Es trägt dazu bei, dass wir auch in 20, 30, 40 Jahren ein gutes Leben in einer gesunden Umwelt haben können.

„Die Klimakrise geht den Menschen nahe.“ MINISTERIN LEONORE GEWESSLER

Wann kommt das angekündigte 1-2-3-Ticket? Gewessler: Wir sind beim österreichwei-

ten 1-2-3-Ticket sehr weit. Es wird ein Ticket sein, mit dem ich jedes Verkehrsmittel in ganz Österreich verwenden kann, Bus, Straßenbahn, Zug, einfach alles, was es an öffentlichem Verkehr gibt. Seit 15 Jahren steht das im Regierungsprogramm. Mit drei Bundesländern gibt es nun konkrete Verträge, die nächsten folgen in den kommenden Wochen. Das Österreich-Ticket geht 2021 an den Start! Die Mobilität soll nicht nur klimafreundlich, sondern auch leistbar sein. Wie geht klimafreundlicher Verkehr auf dem Land? Gewessler: Ich komme aus einem kleinen

Ort in der Steiermark. Meine Jugend war geprägt vom Busfahren und von der Frage, wie ich am Abend wieder nachhause komme. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist gerade in ländlichen Gebieten wichtig. Wir alle wollen oder müssen in Arbeit und Freizeit mobil sein. Unsere Aufgabe in der Politik ist dafür zu sorgen, dass das so kli-


KirchenZeitung Diözese Linz

Thema 11

11. März 2021

Bundesministerin Leonore Gewessler stellte sich den Fragen der Kirchenzeitungs-Chefredakteurinnen und -redakteure.

mafreundlich wie möglich geht. Ja, wir werden auch in Zukunft Auto fahren. Da gilt es E-Mobilität voranzutreiben. Aber auch Mitfahrgelegenheiten, Anrufsammeltaxis, ... da gibt es schon viele spannende Initiativen. Im Waldviertel investieren wir beispielsweise sehr viel in die Bahn-Infrastruktur statt in eine Autobahn. Man muss unterschiedlichste Möglichkeiten zusammendenken. E-Mobilität ist umstritten, nicht zuletzt aufgrund der Bodenschätze, die die Akkus benötigen ... Gewessler: Das Auto wird eine andere Rol-

le haben. Wir werden nicht fünf Millionen Benzin- und Dieselautos durch fünf Millionen E-Autos ersetzen. Öffentlicher Verkehr, Gehen und Radfahren sollen zur attraktivsten Verkehrsform werden. Das ist die Veränderung, an der wir arbeiten. Wenn man sich nur den Bereich der Autos anschaut, ist das E-Auto eindeutig die bessere Variante. Klar: Man muss auch dort genau hinschauen, dass die Herstellung und Wiederverwendung der Batterien so gut wie möglich ist. Wann geht der Brennerbasistunnel in Betrieb? Gewessler: Das ist eine wichtige Frage, weil

es darum geht, den Transit auf die Schiene zu bringen. Der Bau des Brennerbasistunnels hat für uns alle Priorität. Alle Beteiligten wollen den Tunnel so bald wie möglich haben. Die Menschen in Tirol sind an der Belastungsgrenze. Wir haben am Brenner mehr Lkw-Fahrten als über alle anderen Alpenpässe gemeinsam. Das muss sich ändern. Was tun Sie gegen die Zubetonierung des Landes? Gewessler: Österreich ist Europameister im

Zubetonieren. Auf diesen Titel könnten wir gerne verzichten. Bodenschutz ist eine wich-

tige Basis für Lebensmittelproduktion und Biodiversität. Für 2021 bereitet die Regierung deshalb einen Bodenschutzgipfel vor. Thema Photovoltaik: Reichen die Dächer oder wird man auch Freiflächen verwenden müssen? Gewessler: Wir wollen auf eine Million Dä-

cher in Österreich Photovoltaik bringen. Egal ob Industriegebäude, Wohnhäuser oder Pfarrhöfe. Wir brauchen auch zusätzliche Flächen, haben aber schon sehr viele versiegelte Flächen wie Parkplätze, Deponien oder Lärmschutzwände, die wir nutzen können, ohne wertvolle Ackerböden zu verwenden. Dort liegt sicher die Priorität.

„Das Auto wird eine andere Rolle haben.“ MINISTERIN LEONORE GEWESSLER

Zum Thema Innovation: Österreich war an der Corona-Impfstoffentwicklung kaum beteiligt. Wäre das nicht zu fördern und auszubauen? Gewessler: Die schnelle Impfstoffentwick-

lung ist gelungen, weil wir in Europa zusammengearbeitet haben. Auch österreichische Firmen leisteten zu diesem komplexen Projekt ihren Beitrag. Wir haben in der Krise aber gesehen, wie verletzlich wir sind. In Hinblick auf die Klimakrise ist wichtig, dass wir widerstandsfähiger werden – zum Beispiel durch den Ausbau der erneuerbaren Energie, der uns selbständiger und unabhängiger von Importen fossiler Energie macht. Wie ist die Stimmung in der Koalition? Lesbos und andere Themen lasten schwer darauf.

CAJETAN PERWEIN/BMK

Gewessler: Corona ist eine Krise, für die es kein Drehbuch gibt. Tag für Tag müssen wir entscheiden, was die besten Lösungen sind. Da ist viel gelungen in der Zusammenarbeit. Klar war von Anfang an: Das sind zwei Regierungspartner mit sehr unterschiedlichen Ausrichtungen, das wird nicht immer einfach. Lesbos und die Abschiebungen von Kindern: Wir haben uns sehr darum bemüht, menschliche Lösungen zu finden, und mir tut es im Herzen weh, dass es nicht gelungen ist. Aber es gibt leider manche, die glauben, sie brauchen diese Bilder, um Wählerstimmen zu kriegen. Ich weiß aber, es gibt sehr viele Menschen in Österreich, die sich einen menschlichen Umgang wünschen. Dafür werden wir uns weiter einsetzen, auch wenn das nicht immer einfach ist. Arbeitsminister Martin Kocher sprach sich wiederholt im Sinne des Klimavolksbegehrens aus. Welche Projekte planen Sie gemeinsam? Gewessler: Martin Kocher ist als Arbeitsmi-

nister ein starker Verbündeter, weil wir die Meinung teilen, dass im Bereich der grünen Jobs enorm viel Potential liegt: im Umweltschutz, im Klimaschutz, in der Reparatur, in der Recyclingwirtschaft ... Ich bin überzeugt: Klimaschutz ist das beste Konjunkturprogramm. Das sind die Jobs, die wir in der Zukunft brauchen und die Zukunft haben. Wie sehen Sie die Rolle der Kirche für die Umwelt? Gewessler: Wir brauchen im Klimaschutz

alle an Bord. Wenn wir alle in unserem Umfeld für mehr Klimaschutz eintreten, gelingt uns der Erfolg. Da spielen die Kirchen und ihre Mitglieder eine große Rolle, jeder und jede kann im Alltag einen Beitrag leisten für das gemeinsame Ganze.

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12 Panorama IN ALLER KÜRZE Vollversammlung. Derzeit findet die Frühjahrsvollversamm­ lung der österreichischen Bischö­ fe statt. Sie tagen wegen einer bekannt gewordenen Corona-In­ fektion im Umfeld des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner erneut in Form einer Videokonferenz. Inhaltliche Themen sind die Co­ rona-Lage, der Menschenhandel und Fragen rund um Suizidbei­ hilfe und Sterbebegleitung. Klimaschutz. Die Umweltbe­ auftragten der katholischen und evangelischen Kirche solidarisier­ ten sich mit den Betreibern des Klimavolksbegehrens, das Ende Juni 2020 knapp 400.000 Un­ terschriften erbrachte. Gemein­ sam fordern sie vom parlamenta­ rischen Umweltausschuss einen klaren Fahrplan für Österreichs Klimaneutralität bis 2040 und überprüfbare Zwischenziele dafür. Übersiedlung. Das Interna­ tionale „König-Abdullah-Zen­ trum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ (KAICI­ ID) verlässt Wien und wird sei­ nen Amtssitz aus Österreich in ein anderes Land verlegen. „Ver­ handlungen mit potenziellen neuen Gastgeberländern, die In­ teresse daran zeigen, dem KAICI­ ID als neuer Sitzstaat zu dienen, seien im Gange“, erklärte Gene­ raldirektor Faisal Bin Muaammar. Hilfsappell. Die Crew der „Sea-Watch 3“ bittet die europä­ ischen Staaten – darunter Öster­ reich – zur Flüchtlings-Aufnah­ me. Das deutsche Rettungsschiff nahm kürzlich 363 im Mittel­ meer vor der libyschen Küste in Seenot geratene Menschen an Bord und sicherte das Überleben von 90 weiteren. Derzeit wartet es auf die Freigabe eines siche­ ren Hafens. Teil der Besatzung ist der burgenländische Religi­ onslehrer Jakob Frühmann, der bereits 2020 mit der „Sea-Watch 4“ unterwegs war. Für ihn sei es unerträglich, dass sich Europa in solch gewaltvoller Weise ab­ schotte und über Leichen gehe.

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

Papst Franziskus im Irak

Pilger des Friedens und der Versöhnung Papst Franziskus schlägt auf seiner Reise im Irak das Modell der Geschwisterlichkeit zur Überwindung interner Spannungen vor und wirbt für Vielfalt und Verständigung. Den von vielfachen Spaltungen geprägten Irak ermutigt der Papst zu einem neuen na­ tionalen Zusammenhalt in Vielfalt zu finden und so zu einem Beispiel im Nahen Osten zu werden. Seine von starken Sicherheitsvor­ kehrungen begleitete Reise (5.–8. März) fand in einer sensiblen politischen Umbruchsitu­ ation statt. Es war der erste Besuch des rö­ mischen Kirchenoberhaupts in dem Land, dessen uralte Christengemeinde seit Jahren durch Abwanderung schrumpft. Für Diskus­ sion sorgte die Entscheidung, die Fahrt trotz einer schwierigen Pandemielage anzutreten. Geschwisterlichkeit. Den politischen und gesellschaftlichen Repräsentanten in Bag­ dad präsentierte sich Franziskus als „Büßer, der den Himmel und die Brüder um Verge­ bung bittet für so viel Zerstörung und Grau­ samkeit“. Er komme „als Pilger des Friedens, im Namen Christi, des Friedensfürsten“, sagte er zum Auftakt im Präsidentenpalast. Faktisch stellte er sich hinter Forderungen der Bürger nach einem grundlegenden Kurswechsel. Mo­ natelange und in Gewalt eskalierende Protes­ te gegen Korruption, Arbeitslosigkeit und Ein­

Ein Treffen mit historischem Rang: Der ­schiitische Großajatollah Ali al-Sistani begegnet im i­rakischen Nadschaf Papst Franziskus. KNA

mischung fremder Kräfte hatten im Frühjahr 2020 zur Errichtung der aktuellen Übergangs­ regierung geführt. Im Oktober sollen Neu­ wahlen stattfinden. Das Vertrauen der Basis in die Führungselite gilt als gestört; zugleich wir­ ken seit langem bestehende religiöse und eth­ nische Gegensätze weiter. Franziskus machte die „Geschwisterlichkeit aller Menschen“, für die er mit seiner im Herbst veröffentlichten Enzyklika „Fratel­ li tutti“ warb, zum Leitthema seiner Begeg­ nungen im Irak. Die Gastgeber von Staats­ seite nahmen den Impuls dankbar auf. Die Öffentlichkeitskampagne zum Besuch stell­ te die Zugehörigkeit der unterschiedlichen Gruppen und Minderheiten zu einer gesamt­ irakischen Gesellschaft in den Vordergrund. Der Papst beschrieb wiederholt den Vorrang des Ich vor dem Wir als Grundübel. „Genug mit Gewalt, Extremismus, Parteiungen und Intoleranz“, mahnte er. Den Beweis, dass Vielfalt bereichert, sollen nach seinem Wil­ len gerade die Christen antreten – auch wenn ihre Gemeinde „so klein wie ein Senfkorn“ sei. „Gott will gerade durch unsere Schwäche große Wunder wirken“, sagte er der chaldäi­ schen Gemeinde seines Gastgebers Patriarch Louis Raphael I. Sako in Bagdad. Brückenschlag. Historischen Rang hatte die Begegnung mit Großajatollah Ali al-Sista­ ni, dem angesehensten Geistlichen der schi­ itischen Bevölkerungsmehrheit im Irak. Der 90-Jährige, der sonst öffentlich kaum in Er­ scheinung tritt, empfing den Papst in seiner bescheidenen Residenz in Nadschaf. Al-Sista­ ni sieht die Rolle von Religion darin, ledig­ lich eine orientierende Stimme in einem zi­ vilen und pluralen Staat zu sein. Darin und in anderen Punkten steht er dem Papst nicht fern. Das macht das Treffen zu einem Brü­ ckenschlag zwischen der katholischen Kirche und der weltweit zweitgrößten Strömung des Islam. Welche Wirkung davon auf die Schi­ iten im benachbarten Iran ausgeht, der von einem Mullah-Regime mit anderen religiösen Auffassungen als denen al-Sistanis geführt wird, ist offen. Im Vorfeld war über eine gemeinsame Bot­ schaft spekuliert worden; sie blieb aus. Ge­


KirchenZeitung Diözese Linz

Panorama 13

11. März 2021

IN ALLER KÜRZE

Papst Franziskus lässt in Mossul bei einer Gedenkzeremonie für Kriegsopfer eine weiße Taube fliegen.

trennte Verlautbarungen aus Nadschaf und dem Vatikan zu dem 50-minütigen Austausch der beiden Oberhäupter ließen gegenseitige Wertschätzung und gemeinsame Arbeitsfelder erkennen. Der irakische Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi rief die künftigen Jahrestage des Treffens am 6. März als nationalen „Tag der Toleranz und des Zusammenlebens“ aus. Staatspräsident Barham Salih kündigte ein „Haus Abrahams für den religiösen Dialog“ an, in dem neben dem Vatikan und dem theologischen Zentrum von Nadschaf auch die Kairoer sunnitische Al-AzharUniversität und das US-amerikanische islamische Zaytuna College mitwirken sollen. Treffen in Ur. Große symbolische Wirkung hatte auch ein interreligiöses Treffen in Ur, der Heimat des biblischen Stammvaters Abraham. Bei den 4.000 Jahre alten Ruinen in der Wüste des Südirak beschwor Franziskus Vertreter aller Glaubensgemeinschaften im Irak, jeglichem Hass entgegenzutreten. „Gott ist barmherzig, und die größte Beleidigung und Lästerung ist es, seinen Namen zu entweihen, indem man den Bruder oder die Schwester hasst.“ Feindseligkeit, Extremismus und Gewalt seien „Verrat an der ­Religion“. Ausgerechnet Juden, die sich auf Abraham als Ahn beziehen, fehlten. Die jüdische Gemeinde im Irak zählt nur wenige Personen in Bagdad und einige Familien im Norden. Eine Einladung sei ergangen, habe aber offenbar nicht wahrgenommen werden können, hieß es. Besuch in der Ninive-Ebene. Abschließend begab sich Franziskus in die nördlichen Landesteile, die unter dem Terror des „Islamistischen Staats“ zwischen 2014 und 2017 bitter gelitten hatten – allen voran die von ihm immer wieder erwähnten Jesiden und

die Christen. Inmitten der Trümmer, die das mörderische Kalifat in Mossul zurückließ, rief er bei einem Gebet für die Toten des Krieges auch dort zu Geschwisterlichkeit auf. Die schwindende Katholikenschar in der einst christlich geprägten Ninive-Ebene und in Erbil, dem Zufluchtsort für viele Vertriebene, konnte an diesem Tag eine zweifache Botschaft hören: Würdigung ihrer Opfer, aber auch die Mahnung, dass gerade sie den Beweis anzutreten haben, dass Vielfalt in Geschwisterlichkeit und Solidarität die Gesellschaft bereichern kann. Messe in Erbil. Zum Abschluss seiner IrakReise hat Papst Franziskus in der kurdischen Regionalhauptstadt Erbil eine Messe mit Tausenden Gläubigen gefeiert. Bei einer Predigt im Franso-Hariri-Stadion ging er am Sonntagnachmittag abermals auf die „Wunden des Krieges und der Gewalt“ ein, die überall im Land sichtbar seien. Der Papst rief die Menschen auf, nicht „nach Rache zu suchen, die in eine endlose Vergeltungsspirale versinken lässt“. Stattdessen müsse das Herz mit der Hilfe Jesu „gereinigt, aufgeräumt, geläutert werden“. Christen sind Salz des Irak. Keine bisherige Reise von Franziskus fand unter so hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Franziskus mahnte die Staatengemeinschaft, dem Irak nicht die helfende Hand zu entziehen. Vor allem aber schien die Regierung des Landes sich von dem weltweit respektierten Oberhaupt einer kleinen irakischen Minderheit Rückenwind für die gesellschaftliche Konsolidierung zu erhoffen. Staatspräsident Salih betonte, die Christen seien „angestammte Bewohner dieses Landes und sein Salz“.

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KATHPRESS/BURKHARD JÜRGENS; HUBER

KNA

Verhüllungsverbot. Künftig gilt in der Schweiz ein Verbot der islamischen Vollverschleierung. Bei einem Volksentscheid stimmten am Sonntag 51,2 Prozent dafür und 48,8 Prozent dagegen. Regierung, Parlament, die meisten Parteien sowie Religionsvertreter und Frauenverbände hatten sich zuvor für eine Ablehnung des Verbots ausgesprochen. Neben Österreich gibt es in Europa auch in Frankreich, Belgien und Dänemark bereits Burka-Verbote. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg hat darin bislang keinen Verstoß gegen Menschenrechte erkannt. Welttag der Migranten. „Auf dem Weg zu einem immer größeren ‚Wir‘“ – so lautet das Thema des nächsten katholischen Welttags der Migranten und Flüchtlinge am 26. September. Laut Vatikan soll das Motto in sechs Unterthemen aufgeteilt werden, zu deren Vorbereitung die zuständige vatikanische Behörde für menschliche Entwicklung monatliches Informationsmaterial bereitstellen will. Ziel des Aktionstages sei es, eine „integrative Kirche“ zu bilden, die „aufmerksam ist für die gesamte Menschheitsfamilie“ und fähig, „Gemeinschaft in Vielfalt zu schaffen“. Getragen wird der Welttag von kirchlichen Organisationen wie Caritas, Missio, Sant‘Egidio oder Misereor, begangen wird er aber auch in diversen Pfarrgemeinden. Kirchenreform. Der tschechische Theologe und Bestsellerautor Tomas Halik (72) fordert eine grundlegende Reform der katholischen Kirche. Sie müsse „ihren Egozentrismus und kollektiven Narzissmus aufgeben“, sagte der Professor für Soziologie an der Karlsuniversität Prag aktuell im Interview mit dem Portal „katholisch.de“. Die Kirche müsse laut Halik weg von institutionellen Machtinteressen hin zur Gesellschaft.


14 Glaube

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

Schuld und Scham Zwischen Scham und Beschämung liegen Welten. Während Scham aus dem Inneren kommt und die Aufgabe hat, die menschliche Würde zu wahren, kommt Beschämung von außen und ist eine destruktive Bloßstellung.

Schuld und Vergebung Serie in der Fastenzeit Teil 4 von 7 Reinhard Haller nähert sich dem Phänomen „Schuld“ aus psychologischer Sicht, geht den Wurzeln der Schuldgefühle auf den Grund und erklärt, wie man sie überwinden kann.

REINHARD HALLER BESTSELLERAUTOR UND GERICHTSPSYCHIATER KATH. KIRCHE VORARLBERG/ BEGLE

W

enn der Mensch Schuld auf sich geladen hat und sich schuldig fühlt, reagiert er auf verschiedene Weisen. Er kann die Schuldgefühle verdrängen, nach Ausreden suchen oder sie jemand anderem zuschieben. Oft wird er versuchen, sich zu ent-„schuldigen“ und Wiedergutmachung zu leisten oder sich durch Strafe und Buße zu befreien. Manche Beschuldigte sinnen auf Rache, andere begeben sich in Therapie. Keinem Schuldigen bleibt es aber erspart, bewusst oder unbewusst Trauerarbeit zu leisten, das schuldhafte Verhalten zu reflektieren und zu versuchen, sich zu rehabilitieren. Bei fast allen schuldig gewordenen Menschen stellt sich ein ganz besonderes Gefühl ein, jenes der Scham.

und zwar – wie der Name sagt – die Pein. Da sich Scham meist im zwischenmenschlichen Kontakt einstellt, ziehen sich schambeladene Menschen zurück und versuchen, sich vor den Blicken der Umwelt zu verbergen. Wir wehren uns instinktiv gegen das Gefühl der Scham, weil es auf einen Makel in unserem Selbstbild hindeuten und als Zeichen von Schwäche verstanden werden könnte.

„Scham wird als beschämend empfunden, sie hat kein gutes Image – ganz zu Unrecht.“ REINHARD HALLER

Peinvolle Scham. Scham wird definiert als das Erleben von Zurückweisung und Missachtung, die der Mensch in einer Situation besonderer Bedürftigkeit erfahren hat. Sie wird ausgelöst durch das quälende Gefühl, versagt und enttäuscht zu haben und schuldig geworden zu sein. Die als unangenehm und bedrückend empfundene Emotion ist mit Selbstvorwürfen, Freudlosigkeit, Grübelei und Zweifeln an der eigenen Person verbunden. Schon beim Auftreten der Scham in leichter Form, wenn etwa der Takt fehlt oder etwas peinlich ist, bringt sie Leid mit sich,

Scham wird als beschämend empfunden, sie hat kein gutes Image – ganz zu Unrecht. Gesunde Scham. Denn Scham, die nicht mit Schande gleichgesetzt werden darf, ist keinesfalls ein gestörtes oder krankhaftes Gefühl. Vielmehr ist das Fehlen von Scham problematisch und gefährlich. Zu Recht verurteilen wir unverschämtes Verhalten und lehnen jegliche Schamlosigkeit ab. Scham ist eine gesunde menschliche Reaktion, welche


KirchenZeitung Diözese Linz

Glaube 15

11. März 2021

„Fremdschämen“ wurde 2010 zum Wort des Jahres gekürt. Für Reinhard Haller ist es Ausdruck einer Beschämungskultur und mit der Beschämung anderer verbunden. JIHAN NAFIAA ZAHRI/SHUTTERSTOCK

dem Selbstschutz, dem empathischen Umgang mit den anderen und der Bewältigung von Schuld dient. Wie wichtig die Scham in der biblischen Schöpfungsgeschichte ist, belegen die drei Schamkapitel in der Genesis: Jenes von Adam und Eva, von Kain und Abel, vom betrunkenen Noah. Scham stellt sich immer als Warnung ein, wenn der Mensch durch Verstoß gegen göttliche Weisungen schuldig geworden ist. Aristoteles hat Scham als Tugend bezeichnet, und für die Psychologie gehört sie zur menschlichen Grundausstattung. Jesus ist mit Scham sehr behutsam umgegangen: Die Sünderin, die zweifelsohne allen Grund hatte, sich zu schämen, hat er weder beschuldigt noch verurteilt, sondern zu ihr gesagt: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ (Lukas 7,48)

nale Übergriffe und ist ähnlich der Angst ein Alarmsignal. Scham ist, wie dies der Schweizer Psychiater Daniel Hell ausdrückt, Wächterin der Grenzen, Schützerin des Selbst und Bewahrerin der Würde.

Schützende Scham. Scham ist ein ausschließlich dem Menschen vorbehaltenes Gefühl, welches als natürliches Empfinden möglicherweise in den Genen verankert ist und sich ab dem zweiten Lebensjahr, wenn sich das Kind seiner Individualität bewusst wird, einstellt. Entwicklungspsychologen sehen in der Scham eine Ressource, welche die Persönlichkeitsentfaltung fördert, den sozialen Umgang vermenschlicht und die Intimität wahrt. Sie schützt unser Inneres vor Verletzungen, setzt Grenzen gegen emotio-

REINHARD HALLER

Macht und Beschämung. Beschämung ist hingegen destruktive Scham. Sie löst Schuldkomplexe und Schamaffekte aus, ebenso Ge-

„Beschämung, die viel mit Schuldzuweisung, Bloßstellung und Machtausübung zu tun hat, kommt immer von außen.“

fühle des Gesichtsverlustes, des Versagens und der Minderwertigkeit. Diese können uns blockieren und sind mit Motivationsund Leistungsabfall verbunden, manchmal sogar mit Suizidalität. Beschämung, die viel mit Schuldzuweisung, Bloßstellung und Machtausübung zu tun hat, kommt immer von außen, Scham hingegen aus dem Inneren.

Beschämungskultur. Vieles deutet darauf hin, dass wir heute mit den ganzen Skandalmeldungen, dem Hass im Internet, den Castingshows und der Radikalisierung der Sprache in einer Beschämungskultur leben. Es ist wohl auch kein Zufall, dass vor nicht langer Zeit „Fremdschämen“ zum Wort des Jahres gewählt worden ist. Je mehr die Scham verloren geht, desto schamloser wird die Beschämung anderer betrieben. Denn ohne Scham fällt es leichter, andere zu entwerten und seinen eigenen Narzissmus auszuleben. „Beschämung, nicht Scham, ist das Gift, das Empathie und Akzeptanz abtötet“, sagt Professor Hell. Scham schützt, Beschämung verletzt. Je mehr die Scham schwindet, desto mehr Raum steht der Beschämung zur Verfügung. Beschämung Jesu. Aus all diesen Gründen brauchen wir die Scham, müssen uns aber entschieden gegen das Aufkommen einer Beschämungskultur wehren. Denn Beschämung kann ein furchtbares Folterinstrument sein, wie wir jetzt in der Fastenzeit auch in Jesu Leidensgeschichte nachlesen könnten. Für Literaturwissenschaftler gilt die Verhöhnung Christi (Matthäus 27,27–50) als eine in der Weltliteratur einzigartige Beschreibung der Entwürdigung, Demütigung und Beschämung eines menschlichen Wesens.

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SONNTAG 3. Fastensonntag – Lesejahr B, 14. März 2021

Gott hat es geschenkt Vieles, das wir zum Leben brauchen, ist ohne unser Zutun schon da. Wir wurden von Gott reichlich beschenkt mit Liebe, Gnade und Güte.

1. Lesung 2 Chronik 36,14–16.19–23

In jenen Tagen begingen alle führenden Männer Judas und die Priester und das Volk viel Untreue. Sie ahmten die Gräueltaten der Völker nach und entweihten das Haus, das der HERR in Jerusalem zu seinem Heiligtum gemacht hatte. Immer wieder hatte der HERR, der Gott ihrer Väter, sie durch seine Boten gewarnt; denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung. Sie aber verhöhnten die Boten Gottes, verachteten sein Wort und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des HERRN gegen sein Volk so groß wurde, dass es keine Heilung mehr gab. Die Chaldäer verbrannten das Haus Gottes, rissen die Mauern Jerusalems nieder, legten Feuer an alle seine Paläste und zerstörten alle wertvollen Geräte. Alle, die dem Schwert entgangen waren, führte Nebukadnézzar in die Verbannung nach Babel. Dort mussten sie ihm und seinen Söhnen als Sklaven dienen, bis das Reich der Perser zur Herrschaft kam. Da ging das Wort in Erfüllung, das der HERR durch den Mund Jeremías verkündet hatte. Das Land bekam seine Sabbate ersetzt, es lag brach während der ganzen Zeit der Verwüstung, bis siebzig Jahre voll waren. Im ersten Jahr des Königs Kyrus von Persien sollte sich erfüllen, was der HERR durch Jeremía gesprochen hatte. Darum erweckte der

HERR den Geist des Königs Kyrus von Persien und Kyrus ließ in seinem ganzen Reich mündlich und schriftlich den Befehl verkünden: So spricht Kyrus, der König von Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Reiche der Erde verliehen. Er selbst hat mir aufgetragen, ihm in Jerusalem in Juda ein Haus zu bauen. Jeder unter euch, der zu seinem Volk gehört – der HERR, sein Gott, sei mit ihm –, der soll hinaufziehen.

2. Lesung Epheserbrief 2,4–10

Gott, der reich ist an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet. Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben, um in den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zu zeigen, in Güte an uns durch Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt –, nicht aus Werken, damit keiner sich rühmen kann. EINHEITSÜBERSETZUNG DER HEILIGEN SCHRIFT, VOLLSTÄNDIG DURCHGESEHENE UND ÜBERARBEITETE AUSGABE © 2016 KATHOLISCHE BIBELANSTALT GMBH, STUTTGART

Denn seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, damit wir mit ihnen unser Leben gestalten.

Evangelium Johannes 3,14–21

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet,sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.


WORT ZUM SONNTAG

Im Osterlicht unser Leben gestalten

Gott bringt Licht in unsere Welt. Jetzt, am Laetare-Sonntag (4. Fastensonntag), strahlt uns auch das Osterlicht bereits entgegen. DAVIDE CANTELLI / UNSPLASH.COM

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ie könnte ich dich je vergessen, Jerusalem!

Die Lesung aus dem Epheserbrief berührt mich. Da ist von Gottes großer Liebe, mit der er uns geliebt hat, die Rede. Von Gnade, und immer wieder Gnade. Also von Geschenken. Von Güte und Rettung. Das zeigt mir, wie sehr mein Leben beschenkt ist, wie viel schon vorbereitend für mich da ist, woraus ich einfach leben darf. Worin mein Leben wurzelt und sich entfaltet. Hier kommt es nicht auf meine eigene Leistung an. Hier ist mir im Vorfeld schon alles von Gott gegeben, was ich brauche, um mein Leben zu gestalten. In dieser Lesung am Laetare-Sonntag strahlt das Osterlicht uns allen schon entgegen. Noch stehen wir in der Fastenzeit und sind doch aufgerufen zur Freude, denn die Ostersonne leuchtet uns: Christus, der uns lebendig macht. Der letzte Satz der Lesung hat mich überrascht. In der neuen Einheitsübersetzung bekommt er einen neuen, wunderbaren Klang: „Denn seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, damit wir mit ihnen unser Leben gestalten“. Auf diesem Fundament der Gnade und des Glaubens an die Auferstehung Jesu, im Lichte dieser Ostersonne, darf ich mein Leben gestalten. Und es werden gute Werke sein, die es hervorbringt. Welche Freude, welche Zuversicht, leuchtet aus diesen Worten. Und so wird mein Tun ein Zeugnis für den überfließenden Reichtum seiner Gnade. So ist Christ-Sein ein Zeugnis für Güte und Menschlichkeit, für Gottes große Liebe, mit der er uns geliebt hat. Und ich meine, dieses Zeugnis voll Wärme, Güte und Wohlwollen braucht die Welt.

An den Strömen von Babel,

da saßen wir und wir weinten, wenn wir Zions gedachten. An die Weiden in seiner Mitte hängten wir unsere Leiern. Denn dort verlangten, die uns gefangen hielten, Lieder von uns, unsere Peiniger forderten Jubel: „Singt für uns eines der Lieder Zions!“ Wie hätten wir singen können die Lieder des HERRN, fern, auf fremder Erde? Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem,

ZUM WEITERDENKEN Kann ich diese mir zuvorkommende Liebe Gottes in meinem Leben entdecken? Wie fühlt es sich für mich an, wenn ich daran denke, dass ich mein Heil nicht aus eigener Kraft leisten muss? Kann man aus meinem Handeln Gottes Liebe zu den Menschen ablesen?

dann soll meine rechte Hand mich vergessen. Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht mehr gedenke,

SR. M. MAGDALENA EBNER

wenn ich Jerusalem nicht mehr erhebe zum Gipfel meiner Freude.

OCist, Zisterzienserinnenabtei Mariastern Gwiggen, Vorarlberg. Die Autorin erreichen Sie unter

ANTWORTPSALM (AUS PSALM 19)

u sonntag@koopredaktion.at


18 Bewusst leben

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

Nun kann man beim Frühstück in aller Ruhe die Zeitung lesen, einkaufen gehen, wenn im Geschäft wenig los ist, und auch unter der Woche einmal eine Fahrt ins Grüne Mit einer dicken Schicht Parmesan werden die Malfatti ins Rohr geschoben . STOCKADOBE.COM

Malfatti: SpinatRicotta-Nockerl nach italienischer Art ZUTATEN 400 g TK-Blattspinat (oder doppelte Menge frischer Blattspinat) 1 Zwiebel 3 Zehen Knoblauch 120 g Butter 150 g Ricotta (oder Speisetopfen) 100 g Parmesan, frisch gerieben 2 Eier Salz Pfeffer aus der Mühle Muskatnuss etwas Dijonsenf 200 g Mehl

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ZUBEREITUNG Spinat auftauen und in einem Topf dünsten, bis er zusammengefallen ist. Auskühlen lassen und fein hacken. Zwiebel und Knoblauch schälen, fein hacken und in 30 g Butter anschwitzen, dann unter den Spinat mengen. Ricotta glatt rühren, mit Spinat und der Hälfte des Parmensans mischen, Eier dazugeben und alles gut vermengen. Kräftig mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss ein etwas Dijonsenf würzen, gut durchmixen und nach und nach Mehl einarbeiten, bis ein glatter Teig entsteht. Gratinform einfetten, Backofen auf 175 °C vorheizen und in einem großen Topf Salzwasser zum Kochen bringen. Aus der Teigmasse mit zwei Löffeln kleine Nockerl formen, ins Wasser gleiten lassen und sobald sie an der Oberfläche schwimmen, mit dem Schaumlöffel in die Gratinform heben. Malfatti mit restlicher Butter beträufeln, mit reichlich Parmesan bestreuen und fünf Minuten im Rohr überbacken. Buon appetito!

unternehmen. Die Pension bietet viele Freiheiten, auf die man sich schon lange gefreut hat. BRIGITTA HASCH

Wenn man (fast) alles und (fast) nichts mehr Die ersten Wochen in der Pension fühlen sich für vielen Jungpensionist/innen noch an wie ein langer Urlaub. Selbst in Zeiten von Lockdown ist manches möglich, und sei es „nur“ eine spontane Spritztour mit dem Fahrrad, die in den vielen Jahren davor dem Wochenende vorbehalten war. Über kurz oder lang stellt sich bei vielen trotzdem so etwas wie Langeweile ein, das berühmte „Loch“, in das man fällt, wenn keine Termine mehr auf dem Kalender stehen. Die Tage mit kleinen Aufgaben füllen. Was den Arbeitsalltag ausgemacht hat, waren nicht nur soziale Kontakte, sondern

auch ein fixer Tagesplan. Der fehlt nun. Das heißt nicht, dass man in der Pension den Kalender mit Aktivitäten überladen soll. Das Hetzen von einem Termin zum nächsten hat schließlich ein Ende gefunden. Doch Tage, an denen man so gar nichts vorhat, sind auf die Dauer schon langweilig. Eine Tagesstruktur, vielleicht sogar ein Wochenplan sind da hilfreich. Von Kursen jeglicher Art (auch online) über Gartenarbeit bis hin zu Basteln, Werken oder Backen kann da der Bogen reichen. Diese Tätigkeiten kann man dann mit Ruhe und Gelassenheit erledigen und sich an den Ergebnissen erfreuen. Klingt eigentlich simpel. Enkelkinder sorgen von Beginn an für Schwung und Abwechslung im Pensionsleben. Für begeisterte Großeltern bietet Elisabeth Asanger (Koordinatorin des Kath. Familienverbandes OÖ, SAFE-Familienmentorin und Elternbildnerin, Dipl. Lebens- und Sozialberaterin in Ausbildung unter Supervision) sowohl Workshops als auch persönliche Beratungstermine an. Kontakt: 0677/ 612 377 87 elisa.asanger@gmx.at. Einen Info-Folder gibt es auf www.kirchenzeitung.at zum Download.


KirchenZeitung Diözese Linz

Bewusst leben 19

11. März 2021

Ein Künstleratelier namens Kinderzimmer

Jedes Kind ist ein Künstler Die Fastenzeit animiert Menschen zum Aufräumen – sowohl Geist und Körper als auch den Wohnraum.

Jetzt kann man einfach die Sonne genießen – ganz ohne Termine.

darf muss

SIMONA/STOCKADOBE.COM

Neue Aufgaben suchen und finden. Jetzt ist endlich die Zeit gekommen, das zu tun, was man schon immer wollte und was berufsbedingt eben nicht möglich war. Nicht selten steht das Erlernen oder Perfektionieren von Sprachen oder Instrumenten auf dem Programm. Das hält den Geist fit. Dazu sollte man natürlich genauso auf Bewegung und körperliche Fitness achten. In Gesellschaft macht dies noch mehr Spaß. Wer Enkelkinder hat, freut sich besonders darauf, in der Pension mehr Zeit für sie zu haben. Dieser Kontakt hält die Großeltern jung und ist für Kinder einfach unersetzlich. Schließlich sind auch ehrenamtliche Tätigkeiten sinnstiftend und geben einem das Gefühl, nach wie vor gebraucht zu werden. Achtsamer, langsamer, bewusster. Ja, es darf alles langsamer gehen und man muss sich dafür nicht schämen. Und man darf auch „nein“ sagen. Wer in Pension ist, hat nicht automatisch Zeit für alle anderen. Auf sich selbst achten, das tun, was einem Freude bereitet, und dabei wichtige soziale Kontakte aktiv pflegen – das ist es, was die Pension zu einer schönen Lebensphase macht.

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Eltern kennen den einen speziellen Raum, der immer eine Herausforderung ist: das Kinderzimmer. Wie alle Zimmer spiegelt auch dieses die Persönlichkeit seiner Bewohner wider. Gerade nach den letzten Corona-Monaten erzählen die Zimmer von dieser Zeit im Lockdown. Schon beim Betreten stolpert man über alle möglichen Bauwerke und Gebilde, Zeitzeugen einer Extremsituation, die auf keinen Fall entfernt werden dürfen. Da Kinder selten freiwillig aufräumen, liegt dies meist bei den Erwachsenen. Doch schlussendlich ist es auch bei ihnen ein eher sinnloses Unterfangen. Während sie sich nach dem Aufräumen noch über das wieder erkennbare Potenzial des Raumes freuen, schlüpft sein Bewohner oder seine Bewohnerin schon durch die Tür und nimmt den Raum aufs Neue für sich ein. Interpretation des Sichtbaren. Vergleichen wir ein Kinderzimmer einmal mit einer Galerie: In beiden gibt es Kunstwerke, die nicht von allen in gleicher Weise verstanden und interpretiert werden. So kann es passieren, dass Eltern ein Bauwerk, das instabil wirkt und in ihren Augen keine Bedeutung hat, wegräumen. Eine Zeichnung mit undefinierbaren Mustern wird zum Altpapier gegeben. Später wer-

BEGLEITEN BELEBEN BESTÄRKEN

den sie aber von einem aufgebrachten Kind darauf hingewiesen, dass sie soeben das nächste Raumschiff zum Mond zerstört haben. Oder dass es eben dieses Bild war, das sie am allerliebsten mochten. Schon Pablo Picasso sagte „Jedes Kind ist ein Künstler.“ Und für Kinder ist eben ihr Zimmer ihr Künstleratelier, in dem sie sich austoben. Mit oder ohne Hilfe. Aufgrund dieser Erfahrungen und erzieherischer Notwendigkeit beschließen Eltern öfter, gemeinsam mit dem Kind aufzuräumen. Sich dabei von Dingen zu trennen, ist nicht einfach, aber notwendig. Kinderzimmer sind Räume, die von wahren Künstlern bewohnt und gestaltet werden. Es ist und bleibt die Aufgabe der Eltern, mit ihren Kindern auszuhandeln, wann ein Kunstwerk weggeräumt oder aussortiert werden darf. Das Verhandeln mit dem Kind ist dabei wichtiges Signal und Lernfeld zugleich. Dadurch zeigen die Eltern, dass sie sich aktiv mit der Lebenswelt der Kinder beschäftigen – ihre Taten und Werke ernst nehmen. Diese gelebte Wertschätzung ist für die Kinder mindestens genauso viel wert wie ihre Kunstwerke. Es sollten immer wieder Lösungswege besprochen werden, wie eine Grundreinigung im Zimmer machbar ist. Danach beschlagnahmen die Kinder mit Begeisterung den neu gewonnenen Platz für ihre schier unerschöpfliche Kreativität.

VERONIKA BURTSCHER-KIENE EHE- UND FAMILIENZENTRUM, DORNBIRN www.erziehungsgedanken.com

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20 Familie & Unterhaltung

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

Vor 35 Jahren in der „Kirchenzeitung““

Die bekannteste Leihoma war ein Leihopa Die Idee „Oma-Dienst“ des Katholischen Familienverbandes gab es schon vor dem Fernsehklassiker mit Alfred Böhm. Der TVLeihopa war allerdings tatsächlich Vorbild dafür, das Angebot auf einen „Opa-Dienst“ zu erweitern.

den Familien und den Leih-Großeltern herzustellen.“ An diesem Konzept hat sich seither nichts geändert. Interessierte in der Diözese Linz finden aktuell Infos auf www. omadienst.info oder können telefonisch (0732-7610-3432) Kontakt aufnehmen.

Schon 1986 gab es viele Familien, die gerne und regelmäßig die Unterstützung des OmaDienstes in Anspruch nahmen. Und schon damals unterschied man sich klar vom Konzept des Babysitters, wie die Verantwortliche des Wiener Oma-Dienstes im Gespräch mit der Kirchenzeitung betonte: „Niemand kann bei uns anrufen und für einen Abend eine Oma oder einen Opa bestellen. Vielmehr geht es dem Katholischen Familienverband darum, dauerhafte Beziehungen zwischen

Marketing anno 1986. „Weil die Kirchenzeitung gut ist und weil es unsere Kirchenzeitung ist“ – das waren und sind noch immer zwei gute Gründe, um in der Pfarre und im Freundeskreis für die KirchenZeitung Werbung zu machen. Aktuell informieren wir Sie laufend über neue Abo-Aktionen und würden uns freuen, Sie als neue Abonnent/innen der Zeitung und/ oder im Internet begrüßen zu dürfen. Gute Gründe dafür gibt es genug. BRIGITTA HASCH

Alfred Böhm kümmerte sich 1986 in seiner Rolle als „Leihopa“ nicht nur um die Kleinen, er hatte auch bei Paarproblemen Ratschläge. KIZ/ARCHIV

KIZ MIT WITZ

SuchMal

Ein Städter kommt in ein schönes kleines Dorf, interessiert schaut er sich die Häuser an und die Kirche. Alles gefällt ihm sehr gut. Als er einen Einheimischen trifft, will er wissen, ob im Dorf auch große Männer geboren wurden. „Nein“, schüttelt der bedauernd den Kopf, „soweit ich weiß, sind bei uns immer nur kleine Kinder auf die Welt gekommen!“

Buchstabensalat: In diesem Buchstaben-Wirrwarr sind waagrecht, senkrecht und diagonal in beide Richtungen folgende Wörter versteckt: ASTEN, ENNS, FRANKENMARKT, FRANKING, GLEINK, GRIES, KAMMER, KEFERMARKT, KOGL, MAUERKIRCHEN, MOOS, NACHDEMSEE, OEDT, PERG, PFLEG, RIED, SANDL, SAXEN, STILL, STOCKET, STRASS, TEUFLAU, UFER, UNTERWALD, WENG, WIMM, WOLFERN

Der Pfarrer einer Landgemeinde hat einem Buben einen Zehner versprochen, wenn er seinen Großvater daran hindern kann, während der Predigt zu schlafen und zu schnarchen. Zwei Sonntage nacheinander funktioniert das ausgezeichnet, aber am dritten Sonntag schläft und schnarcht der Großvater wie eh und je. „Warum lässt du deinen Großvater wieder schlafen?“, fragt der Pfarrer nach der Messe. „Weil er mir zwei Zehner gibt, wenn ich ihn schlafen lasse!“, erwidert der Bub.

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© Philipp Hübner

Lösung des Buchstabensalats der letzten Woche


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Kinderseite 21

11. März 2021

St. Patrick

Uschi feiert Geburtstag

Der heilige Patrick ist der Schutzpatron Irlands. Zu seinen Ehren wird jedes Jahr am 17. April der St. Patrick‘s Day gefeiert. Und das nicht nur in Irland, sondern rund um den Globus. Die Farbe Grün spielt dabei eine wesentliche Rolle. Was einst ein schlichter Feiertag war, hat sich in ein weltweit gefeiertes Fest mit Paraden, Festivals und traditioneller irischer Musik verwandelt. Die Menschen tragen grüne Kleidung – maskieren sich teilweise – und schmücken sich mit Kleeblättern.

„Darf ich schon aufstehen?“ Putzmunter steht Uschi im Schlafzimmer der Eltern. Es ist 6 Uhr am Morgen.

BALDUIN BAUM

Papa reibt sich verschlafen die Augen, Mama legt den Finger auf die Lippen: „Psst, bitte sei leise, Felix schläft noch“, flüstert sie und deutet Uschi, wieder in ihr Zimmer zu gehen. Aber Uschi hat überhaupt keine Lust mehr, im Bett zu bleiben, schließlich ist heute ihr Geburtstag und da möchte sie keine Minute versäumen. Zum Glück liegen über dem Sessel schon Hose und Pulli für den Tag. Sie schlüpft hinein, setzt sich an ihren Schreibtisch und beginnt zu malen. Nach einiger Zeit hört sie Mama in der Küche, und weil sie schon ein bisschen hungrig ist, schaut Uschi nach, ob es denn schon Frühstück gibt. „Guten Morgen, meine Große“, begrüßt sie nun Mama und drückt ihr einen dicken Kuss auf die Stirn. „Alles Gute zum Geburtstag!“ Uschi strahlt. Sie liebt diesen Tag, weil da immer so viele Leute an sie denken. Schon gestern kam eine wunderschöne Postkarte von Tante Klara und Onkel August. Und heute wird auch sicher noch die Oma aus Salzburg anrufen. Und auf die Glückwünsche ihrer Freundinnen in der Schule freut sich Uschi natürlich auch. „Ich mag Geburtstag“, sagt Uschi und gibt noch einen Extratupfen Honig auf ihr Butterbrot. Dann macht sie sich vergnügt auf den Schulweg. Natürlich hat Frau Lehrerin Sturm nicht auf Uschis Geburtstag vergessen. Wie für alle Kinder in ihrer Klasse hat sie ein kleines Buch als Geschenk auf ihren Tisch gelegt und dazu eine Karte selbst gezeichnet.

In der Pause kramt auch Amelie, Uschis beste Freundin, ein kleines Päckchen aus der Schultasche. Uschi ist wie immer neugierig und macht es gleich auf. Es ist ein Freundschaftsbuch und Amelie hat auch schon hineingeschrieben! Uschi freut sich riesig darüber. Am Nachmittag kommt endlich die Geburtstagstorte mit acht Kerzen auf den Tisch. Uschi holt tief Luft und pustet tatsächlich alle auf einmal aus. Aber warum macht Papa so ein geheimnisvolles Gesicht? Jetzt geht er auch noch aus dem Zimmer! Doch da kommt er schon wieder mit einem riesigen Paket in der Hand und stellt es vor Uschi ab. „Kannst schon aufmachen“, lächelt er, und das lässt sich Uschi nicht zweimal sagen. Ein rosaroter Roller kommt unter dem Geschenkpapier zum Vorschein. Uschi strahlt: „Maaah, so schön, vielen Dank!“ Sie fällt Papa und Mama um den Hals. Außerdem darf Uschi im Sommer die Geburtstagsparty mit ihren Freundinnen im Garten nachholen. „Dann hab ich heuer noch einmal Geburtstag!“, jubelt Uschi. „Ihr wisst ja, das ist der beste Tag im Jahr!“ BRIGITTA HASCH

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Am St. Patrick’s Day wird der Chicago River traditionell grün eingefärbt. COMMONS.WIKIMEDIA.ORG

Geboren wurde Patrick Ende des 4. oder Anfang des 5. Jahrhunderts in Britannien. Als er 16 Jahre alt war, entführten ihn irische Plünderer und brachten ihn als Sklaven nach Irland. Nach sechs Jahren konnte er in seine Heimat fliehen. Schon während seiner Gefangenschaft hat sich Patrick dem Christentum zugewandt und kehrte Jahre später als Geistlicher und Missionar nach Irland zurück.

KIKI –DIE KIRCHENZEITUNG FÜR KINDER Kontakt. Hast du Fragen oder

lustige Witze? Suchst du eine Brieffreundin oder einen Brieffreund (nur unter Kindern)? Schreib mir, ich freu mich auf deine Post! kiki@kirchenzeitung.at, KiKi, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz DEINE GITTI


teletipps SONNTAG

14. bis 20. März 2021 der österreichischen Kirchenzeitungen

radiophon

14. MÄRZ

9.00  Katholischer Gottesdienst aus Judenburg-St. Magdalena, Steiermark. ServusTV

Morgengedanken von Christine Haiden, „Welt der Frauen“, Linz. So 6.05, Mo–Sa 5.40, Ö2. Foto: Alexandra Grill

9.30  Katholischer Gottesdienst aus der Frauenfriedenskirche in Frankfurt am Main. ZDF 10.00  Evangelischer Gottesdienst aus der Matthäuskirche in Uttenreuth, Bayern. BR 10.15  Katholischer Gottesdienst aus dem Wiener Stephansdom. ORF III 12.30  Orientierung (Religion). Historische Reise: Auswirkungen des Papstbesuches im Irak. – Kontroverse Debatte um Beihilfe zum Suizid. ORF 2 18.25  Österreich-Bild aus Salzburg. Großes Welttheater – Salzburg und die Festspiele. ORF 2 19.15  Schätze der Welt (Dokumentation). Die Peterskirche und die Vatikanstadt. ARD-alpha MONTAG

15. MÄRZ

10.35  Geo Reportage. St. Bernhard – von Menschen und Hunden. Der große Sankt Bernhard ist die Grenze von der Schweiz nach Italien. Er ist berühmt und berüchtigt. Berühmt für das Hospiz, das seit fast tausend Jahren jedem Schutzsuchenden auf dem Weg über den Pass Gastfreundschaft bietet. Und berüchtigt für die Lawinen, die bereits etliche Menschen das Leben kosteten. arte 20.15  Die Stille danach (Drama, D/A, 2016). Die heile Welt einer Familie zerbricht jäh, als ihr jüngster Spross in seiner Schule Amok läuft. Alleingelassen mit ihrem Unverständnis und Schock, werden die Familienmitglieder zusehends ausgegrenzt. Eindrucksvoll gespieltes Psychodrama. One DIENSTAG

16. MÄRZ

21.00  Luthers Bibelübersetzung (Dokumentation). Der erste Bestseller der Welt. MDR 22.15  Die letzten Männer von Aleppo. Dokumentarfilm über zwei Syrer, die als Mitglieder der Freiwilligenorganisation „White Helmets“ nach Überlebenden in den bombardierten Gebäuden suchen. arte 22.35  kreuz und quer (Dokumentation). Scheidung verweigert. Frauen kämpfen um ihre Freiheit. ORF 2

So 19.30  Erlebnis Bühne. Für die Dokumentation hat Dirigent Nikolaus Harnoncourt – zwei Jahre vor seinem Tod im März 2016 – eine Werkauswahl der für ihn bedeutendsten Musik seines Lebens zusammengestellt. Von der Kindheit bis zur Gegenwart reicht diese musikalische Biografie. – Anschließend: Hommage an Nikolaus Harnoncourt. ORF III

Foto: ORF/styriarte/Werner Kmetitsch

MITTWOCH

17. MÄRZ

19.00  Stationen (Religionsmagazin). Rette mich, wer kann! Helfer in der Not. BR 19.40  Urne oder Sarg? (Reportage). Griechenland streitet um die letzte Ruhe. 24 Jahre hat Antonis Alakiotis für ein Krematorium in Griechenland gekämpft. Seit gut einem Jahr ist es endlich in Betrieb. Doch Einäschern bleibt ein Stigma. Zu groß ist der Einfluss der griechisch-orthodoxen Kirche, die nicht müde wird, die Kremation als Sünde anzuprangern. arte 20.15  Dok 1 (Dokumentation). Baba Bargeld? Hanno Settele geht der Frage nach, wer Interesse daran hat, das Bargeld in Zukunft zu begrenzen, und welche Auswirkungen das auf uns als Konsumenten haben kann. ORF eins DONNERSTAG

18. MÄRZ

19.40  Das Land der Alten (Reportage). Moldaus verlassene Generation. Andrei Gîrleanu ist Altenpfleger in der Republik Moldau. Das ist keine einfache Aufgabe. „Die Bedürfnisse sind riesig, die Möglichkeiten gering“, sagt er. Das Problem: Altenpflege ist in Moldau traditionell Familiensache. Doch die Jungen verlassen das Land. arte 20.15  About a Girl (Tragikomödie, D, 2014). Eine widerborstige 15-Jährige hält sich die Welt mit ätzenden Sprüchen vom Leib, bis sie aus einer depressiven Verstimmung heraus einen Selbstmordversuch unternimmt. Beim Besuch eines Psychologen lernt sie einen Sonderling kennen ... Hervorragende Inszenierung einer jugendlichen Identitätssuche. RBB

Sa 17.10  Brot und Tulpen. Eine Frau, die von ihrer Familie während der Rückfahrt vom Urlaub auf einer Raststätte vergessen wird, landet in Venedig, wo sie Arbeit und neue Freunde findet. Witzige Dialoge und ausgezeichnete Darsteller machen den Film zu einem amüsanten Exkurs über die Zufälle des Lebens und der Liebe. Melancholisch-beschwingte Komödie. 3sat Foto: ZDF/SRF/Amka Film FREITAG

19. MÄRZ

12.00  Klosterneuburg – Ein Stift an der Donau (Dokumentation). Malerisch an der Donau und vor den Toren Wiens gelegen, ist das Stift Klosterneuburg seit jeher ein religiöses, kulturelles und wissenschaftliches Zentrum und ein beliebtes Ausflugsziel. 3sat 14.15  Burgen – Monumente der Macht (Dokumentation). Krak des Chevaliers. Über der syrischen Landschaft thronend, wurde Krak des Chevaliers vom Hospitaler Orden als Symbol christlicher Macht erbaut. ZDFinfo 20.15  Für immer Eltern (Komödie, D, 2021). Ein junger Referendar scheint auf dem besten Weg ins Berufsleben, als ihm seine WG kündigt. Bereitwillig nehmen ihn seine Eltern wieder auf ... Fernsehkomödie. arte SAMSTAG

20. MÄRZ

11.00  Stationen (Religionsmagazin). Papst Franziskus – der Reformer? ARD-alpha 19.20  Die letzten Tage von Beirut (Dokumentation). Untergang eines Mythos. Beirut war einmal eine multikonfessionelle Stadt am Rand des Orients, offen zur Welt. Ein Fluchtpunkt für Dichter und Denker, Spione und Lebenskünstler. Eine Hommage an den Mythos Beirut. 3sat Zum Nachhören und zum Nachsehen: Die „Morgengedanken“ und a­ ndere Religionssendungen können Sie unter religion.orf.at/radio/ bzw. unter religion.orf.at/tv/ nachhören bzw. nachsehen.

Zwischenruf. Pfarrerin Hannelore Reiner über Evangelischsein in Oberösterreich. So 6.55, Ö1. Religion auf Ö3. So zwischen 6.30 und 7.00, Ö3. Lebenskunst. Zwischen Gmunden und Bad Ischl. Jüdisches Leben im Salzkammergut. – Reicher Fang im Traunviertel. Kremsmünster und sein ranghöchster Fischer. So 7.05, Ö1. Katholischer Gottesdienst aus der Pfarre Krieglach, Steiermark. So 10.00, Ö2. Foto: DGS/Schiffer Einfach zum Nachdenken. So–Fr 21.57, Ö3. Gedanken für den Tag. „Das Leben der Götter ist Mathematik.“ Der Mathematiker Karl Sigmund anlässlich des Tages der Mathematik. Mo–Sa 6.56, Ö1. Radiokolleg. 9x Österreich. Erkundungen in Oberösterreich. Mo– Do 9.05, Ö1. Betrifft: Geschichte. Das Land ob der Enns. Zur Geschichte Oberösterreichs. Mo–Fr 17.55, Ö1. Religion aktuell. Mo–Fr 18.55, Ö1. Dimensionen. Grüne Dampfloks. Die Eisenbahn erprobt alternative Antriebsenergien. Mo 19.05, Ö1. Dimensionen. Das uralte, navigierende Gehirn. Über Denken im Raum. Di 19.05, Ö1. Praxis – Religion und Gesellschaft. Mi 16.05, Ö1. Alte Musik – neu interpretiert. Vesperali MMXX. Alessandro Scarlatti: Salve Regina op. 2, Nr. 10; Stabat Mater; Est dies trophei op. 2, Nr. 9. Mi 19.30, Ö1. Salzburger Nachtstudio. Die sozialste aller Künste. Musik als Breitensport. Mi 21.00, Ö1. Die Ö1 Kinderuni. Digitale Heilung. Wie Computer bei der Entwicklung neuer Medikamente helfen. Do 16.40, Ö1. Logos. „Was glauben Sie?“ Die Stimm- und Gesangspädagogin Susanne Amberg-Schneeweis. Sa 19.05, Ö1.

Vatican News

Täglich 20.20 Uhr. www.radiovaticana.de Sonntag: Radioakademie. Das Josefsjahr.


KirchenZeitung Diözese Linz

Ausblick 23

11. März 2021

HINWEISE

SelbA: Damit Körper und Geist nicht einrosten Linz. SelbA (Selbstständig und Aktiv), das Trainingsprogramm für Menschen ab 55 Jahren, bietet nun neue OnlineKurse an. „Die Ausgangsbeschränkungen nicht aussitzen, sondern aktiv etwas gegen die Einsamkeit und das ‚Einrosten‘ tun“, dies soll dabei im Vordergrund stehen. Das Programm hält für die Teilnehmenden unter anderem Gedächtnistrainings, herausfordernde Bewegungsabläufe und Entspannungstechniken bereit. „Nicht jeder trainiert gerne alleine zu Hause. Wir möchten den Menschen die Zugehörigkeit zu einer Gruppe (zurück-) geben, in der auch der Spaß und der

soziale Austausch nicht zu kurz kommen“, betont SelbA-Leiterin Maria Hofstadler. Die Senior/innen können dabei nicht nur etwas für ihre physische und psychische Gesundheit tun, sondern „ganz nebenbei bei jeder Trainingseinheit ihre digitalen Fertigkeiten verbessern“, sagt Astrid Gaisberger, Expertin für digitale Angebote bei SelbA. Die Kurse starten gruppenweise, die erste am Di., 16. März, 17 bis 18.15 Uhr, die zweite am Do., 18. März, 9 bis 10.15 Uhr. X  Anmeldung: selba@dioezeselinz.at oder 0732/1610-3213, Einführungspreis: 25 Euro.

SelbA bietet neue Online-Trainings für Körper, Geist und Seele für alle ab 55 Jahren. SELBA

3D-Informationsplattform. Das AMS (Arbeitsmarktservice) bietet seit März auf einer Online-3DPlattform sämtliche Informationen zur Ausbildung von Frauen inklusive Beratung für Berufseinstieg, -umstieg oder Neuorientierung. Ein Beispiel sind die Workshops und Einzelcoachings der AMS-Frauenberufszentren, die es in jedem oö. Bezirk gibt. Das „FiTProgramm“ wiederum richtet sich an alle technisch und handwerklich interessierten Frauen. JENKO ATAMAN/STOCKADOBE

Umweltpreis der Diözese Linz. 2021 vergibt die Diözese Linz zum zweiten Mal den mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Umweltpreis, der nach der Umweltenzyklika von Papst Franziskus „Laudato-si‘-Preis“ genannt wird. Dieser zeichnet heuer vorbildliche Projekte im Bereich „ökologische Friedhofsgestaltung“ aus. Einreichungen sind bis Mi, 30. Juni möglich, die Verleihung findet am Fr., 1. Oktober statt. X  Genauere Infos unter: 0732 7610-3251, sozialreferat@ dioezese-linz.at oder www.dioezese-linz.at/oekologie

X  Link zur Plattform: apps.qapture.at/ams/info

Der Tassilokelch biblisch betrachtet Kunst am Gründonnerstag Der Tassilokelch im Stift Kremsmünster gehört zu den bedeutendsten frühmittelalterlichen Kunstschätzen Österreichs. Sein Bildprogramm bietet bei genauem Betrachten eine Fülle an biblischen Bezügen, die den Kelch nicht nur zu einem künstlerischen, sondern auch zu einem theologischen Meisterwerk machen. Dieses Kunstwerk kann ­mittels

modernster ­Computertechnik bis ins kleinste Detail direkt aus dem Ars Electronica Center via Deep Space LIVE bestaunt werden. Do., 1. April 2021, 17 Uhr Begleitung: Dr. Reinhard Stiksel Livestream: www.kirchenzeitung.at/ deepspace (Der Link ist schon aktiv und kann geteilt werden, der Stream

BIBELWERK

KiZ-Angebot

selbst wird auf YouTube dann einige Tage vor der Veranstaltung veröffentlicht werden.) Alle interessierten KirchenZeitungs-LeserInnen sind herzlich eingeladen, diesem Link zu folgen. Aufgrund der aktuellen Lage und den damit verbundenen Vorschriften kann der Termin nur über Livestream stattfinden.

72 h ohne Kompromiss. Nach der coronabedingten Verschiebung im letzten Jahr soll es heuer von 13. bis 16. Oktober 2021 endlich so weit sein: Tausende Jugendliche wollen ein Zeichen der Solidarität setzen bei „72 Stunden ohne Kompromiss“, das zum insgesamt 10. Mal stattfindet. Anmeldungen und Projekteinreichungen sind ab sofort möglich. Organisiert wird Österreichs größte Jugendsozialaktion von der Katholischen Jugend Österreich in Zusammenarbeit mit youngCaritas. Die Vorbereitungen für Oktober 2021 laufen bereits auf Hochtouren, um eine sichere Projektumsetzung zu ermöglichen. Info und Anmeldung: www.72h.at


24 Termine & Service NAMENSTAG

11. März 2021

BILDUNG Wir empfehlen, sich im jeweiligen Bildungshaus vor der Veranstaltung zu erkundigen, ob der gewünschte Termin stattfindet.

Klemens Pillhofer (58), Stiftsdechant und Stiftspfarrer in Reichersberg. MARCEL PEDA/STIFT REICHERSBERG

Klemens Maria Hofbauer (15. März) Der Name Klemens ist mir seit den Tagen meiner Jugend vertraut. Als Bub hab ich das damals wohl bekannteste Buch „Der Bäckerjunge von Znaim“ (Romanbiografie Hofbauers) geradezu in mich aufgesaugt. Seine Zielstrebigkeit, sein ungebrochener Eifer, die Frohe Botschaft zu verkünden, sein Um- und Zugang quer durch alle Gesellschaftsschichten faszinieren mich bis heute. Zudem trat noch jemand, den ich recht zu schätzen wusste, in meinen Freundeskreis hinzu mit diesem Namen. Je mehr ich mich mit der Persönlichkeit und dem Leben meines Namenspatrons beschäftigte, umso beeindruckender wurde er für mich. So hab ich beim Eintritt ins Kloster statt des üblichen Dreiervorschlags darum gebeten, diesen Namen tragen zu dürfen. Als „Apostel von Wien“, wie er auch genannt wird, ist Klemens auch die Verbindung zu den im südlichen NÖ gelegenen Stiftspfarren von Reichersberg.

AUSSAATTAGE 15. 3.: Blatt 16. 3.: Blatt bis 11, ab 12 Frucht 17. 3.: Frucht 18. 3.: Frucht bis 11, ab 13 Wurzel 19. 3.: Wurzel bis 24 20. 3.: --- ab 9 Wurzel 21. 3.: Wurzel bsi 12, 13 bis 15 Blüte, ab 16 Wurzel Aus: Aussaattage 2021, M. Thun.

Ried, Treffpunkt der Frau  07752 802 92 X  Nutze die Kräfte der Natur!, Fr., 19. 3., 16 bis 19 Uhr, Ltg.: Kons. Mag. Claudia Ortner, Anmeldung erforderlich. Steyr, Dominikanerhaus  07252 454 00 X  „BGE-Stammtisch“, „Bedingungsloses Grundeinkommen“, um uns über Aktuelles zu informieren, Aktivitäten zu planen, uns zu vernetzen und was sich sonst noch ergibt, Mo., 15. 3., 18.30 Uhr, mit Paul J. Ettl MBA, Anmeldung erforderlich, um den Link zu bekommen, E-Mail: dominikanerhaus@dioezese-linz.at oder www.treffpunktdominikanerhaus.at Wels, Bildungshaus Puchberg  07242 475 37 X  Meditationsabend, Mo., 22. 3., 19 Uhr, mit Mag. Birgit Raffelsberger.

DIENSTAG, 16. MÄRZ X  Linz. Predigerkreis zu den Evangelien des darauffolgenden Sonntags: Verstehst du auch, was du erzählst?, via MS-Teams wird eine Auseinandersetzung/Einübung vom Bibeltext hin zur Predigt angeboten, Begl.: Franz Kogler und Reinhard Stiksel, Anmeldung unter: bibelwerk@dioezese-linz.at X  Linz. Online-Trainings für Körper, Geist und Seele, Seniorenbildung, für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung: Astrid Gaisberger, Tel.: 0732 76 10 32 79, astrid.gaisberger@dioezese-linz. at, Start Gruppe 1, 17 bis 18.15 Uhr, wöchentlich, 5 Termine, max. 10 Teilnehmer, Anmeldung: selba@dioezese-linz.at oder Tel. 0732 76 10 32 13. X  Linz. Gott existiert, ihr Name ist Petrunya, Bildungkino mit Diskussion, online, 19 Uhr, Anmeldungen bitte bis 15. 3. 2021 an: weiterbildung.katholischesbildungswerk@ dioezese-linz.at oder Tel.: (0732) 76 10-32 09. Die Teilnehmer bekommen kurz vor der Veranstaltung nähere Infos und einen Link zur Teilnahme zugeschickt. DONNERSTAG, 18. MÄRZ X  Linz. Online-Café, 11 bis 12 Uhr, Link zum Videoeinstieg: https:// zoom.us/j/96044121649 X  Linz. Online-Trainings für Körper, Geist und Seele, Seniorenbildung, für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung: Tel.: 0732 76 10 32 79, astrid.gaisberger@

KirchenZeitung Diözese Linz

dioezese-linz.at, Start Gruppe 2, 17 bis 18.15 Uhr, wöchentlich, fünf Termine, max. 10 Teilnehmer, Anmeldung: selba@dioezese-linz.at oder Tel. 0732 76 10 32 13. FREITAG, 19. MÄRZ X  Linz. Online-Bibeltalk am Freitag, Gespräche über das Sonntags­ evangelium, 19 bis 20 Uhr, Begl.: Ingrid Penner, Anmeldung: bibelwerk@dioezese-linz.at SAMSTAG, 20. MÄRZ X  Linz. Kraft und Mut aus der Bibel schöpfen, gerade in angespannten Zeiten wird der Ruf nach Trost und Halt laut. Haben uns die „uralten“ Texte der Bibel heute noch etwas zu sagen? Können diese Erzählungen tatsächlich auch heute noch aufrichten? Und: Hat die Bibel außer den tröstenden Zusagen noch mehr zu bieten? Findet sich darin auch so etwas wie ein Aufruf zu politischem Engagement? Online, 9 bis 12 Uhr, Begl.: Franz Kogler, Link: https://www.dioezese-linz.at/site/ bibelwerk/weiterbildung/online/article/173542.html SONNTAG, 21. MÄRZ X  Linz, Mariendom. Orgelmusik zur Fastenzeit, 10 Uhr, Gerhard Raab, Orgel. X  Urfahr, Stadtpfarrkirche. Hl. Messe mit Übersetzung in Gebärdensprache, 9.30 Uhr.

T  ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

NÜTZLICHE INFOS AUF DER AK-WEBSITE

Das sind Gebrauchtwagen und Unfallautos wert Sie wollen ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen, haben bereits eines ins Auge gefasst und fragen sich, ob der Preis passt? Sie hatten einen Unfall mit einem Neuwagen oder einen „Totalschaden“? Die AK hat online dazu Infos und Rechner.

M

it dem kostenlosen „EurotaxRechner“ für AK-Mitglieder können Sie den Verkaufswert eines „Gebrauchten“ ermitteln und kennen den Verhandlungsspielraum beim Händler – durchschnittlich ­lassen sich so 14 Prozent sparen. ­Natürlich können Sie so auch einen fairen Preis für Ihren Wagen ermit-

teln, den Sie verkaufen möchten. Wenn Sie unverschuldet mit Ihrem Neuwagen einen Unfall haben, muss die Versicherung der schuldigen Lenkerin/des schuldigen Lenkers unter gewissen Voraussetzungen auch zusätzlich für die Wertminderung des Wagens einstehen. Auch zu diesem „merkantilen Minderwert“ hat die AK einen Online-Rechner. Und falls Sie ein beschädigtes älteres Auto behalten wollen, die Versicherung aber nicht mehr für die Reparatur aufkommen will, weil sie der Meinung ist, dass es sich um einen „Totalschaden“ handelt und somit nur noch die Differenz zwischen Wiederbeschaffungswert und (hoch

angesetztem) Wrackwert ersetzen will, hat die AK ebenfalls einige Tipps online. Alle Infos und Rechner gibt´s auf ooe.arbeiterkammer. at/konsumentenschutz im Bereich „Auto & Motorrad“, Beratung per Mail an konsumentenschutz@ akooe.at oder Tel.: 050/6906-2.

ANSCHRIFT TEL WEBSITE

Volksgartenstraße 40 4020 Linz +43 (0)50 6906 ooe.arbeiterkammer.at


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Anzeigen & Liturgie 25

11. März 2021

 STELLENAUSSCHREIBUNG

Wir suchen eine/n

KOCH/KÖCHIN für die

KHG-MENSA in Linz (G3, 37,5 Wochenstunden = 100 %, Mo – Fr) ehestmöglich Die KHG-Mensa ist ein gewerblich geführter Teilbetrieb der Katholischen Hochschulgemeinde Linz (KHG) und stellt einen pulsierenden Kontakt- und Begegnungspunkt an der JKU und im Univiertel dar. Unsere Küche wird als Vollbzw. Frischküche geführt und kocht nach den Richtlinien zur „Gesunde Küche“ des Landes OÖ. Des Weiteren kennzeichnen wir die regionale Herkunft von Fleisch- und Eiprodukten nach den Bestimmungen der Landwirtschaftskammer Österreich „gut zu wissen“. Unsere Gäste schätzen insbesondere unser Angebot, die Freundlichkeit und das besondere Etwas als kirchliche Einrichtung. Damit unser Küchenteam erfolgreich diesen Weg weiterschreiten kann, suchen wir eine/n engagierte/n Mitarbeiter*in, welche/r das Verständnis dafür mitbringt. Tätigkeiten  gemeinsame und selbstständige Vorbereitung und Durchführung der Essenszubereitung nach vorgegebenen Rezepten laut den Richtlinien „Gesunde Küche“ des Landes OÖ sowie unter Verwendung von regionalen Produkten aufgrund der Richtlinien „gut zu wissen“ der Landwirtschaftskammer Österreich  Mitverantwortung der Küchenhygiene nach HACCP  Menüausgabe  Aufräumen, Abwäsche und Reinigung  Vertretung der Küchenleitung bei Abwesenheit Wir bieten  abwechslungsreiche Aufgaben im universitären Umfeld der JKU

 Mitarbeit in einem engagierten Küchenteam  gutes Betriebsklima und Rahmenbedingungen als kirchliche Einrichtung  Arbeitszeiten von Mo bis Fr, 6.30– 14.30, gelegentlich Abend- und Wochenende  Sozialleistungen  Wir sind mit dem BGF Gütesiegel ausgezeichnet.  Die Entlohnung erfolgt nach dem Kollektivvertrag der Diözese Linz (Verwendungsgruppe 3, Mindestentgelt/Stufe 1 € 2.153,–, höhere Stufe bei anrechenbaren Vordienstzeiten). Anforderungen  abgeschlossene Berufsausbildung als Koch/Köchin  Kocherfahrung und Freude an der Gemeinschaftsverpflegung in der Großküche  Erfahrungen im Arbeiten mit Kochgeräten der Fa. Rational, Irinox und MerryChef  HACCP-Grundschulung  eigenverantwortliche Arbeitsweise sowie Fähigkeit, im Team zu arbeiten  Zuverlässigkeit, Flexibilität und Freundlichkeit  EDV-Grundkenntnisse (Zeiterfassung, MS-Teams, E-Mail) Bewerbung Elektronische bzw. schriftliche Bewerbungen und Anfragen sind erbeten bis 18. März 2021 an: Katholische Hochschulgemeinde Linz z.H. Ing. Mag. Rainer Burgstaller Mengerstraße 23, 4040 Linz Tel. 0676 8776 5557 E-Mail: rainer.burgstaller@dioezese-linz.at www.khglinz-studierendenheim.at 

KLEINANZEIGEN VERKAUF Liebevoll gefertigte Handarbeitsbeutel (Perl). Ganzjährig, täglich tragbar (auch ohne Tracht). Info: 0676 789 49 00 VERSCHIEDENES Hallo liebe Leute! Ich suche Uhren, Modeschmuck (auch defekt), um Bedürftigen zu helfen. Bitte günstig

bis kostenlos! Ich freue mich auf Ihren Anruf! Tel. 0664 559 60 30 oder 0664 559 60 22 KONTAKT FREIZEIT Linz-Land und Umgebung: Hobbysängerin, katholisch, sucht einen Singpartner (Evergreens, Musical, geistliche Musik, Schlager). Zuschriften (mit Tel.-Nr.) an: KirchenZeitung, Chiffre 03/2021, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz

AUSSTELLUNG – HINWEISE

LITURGIE

 Linz. Memento Mori – Kunst in der Fastenzeit, es wird sein Nachleuchten sein, das alles überstrahlen wird, Heribert Friedl, Klanginstallation in der Ursulinenkirche, künstlerische Intervention in der Krypta, bis Karfreitag, 2. 4., die Klanginstallation im Kirchenraum dauert rund 15 Minuten und wird täglich um 9, 11, 13, 15, 17 und 19 Uhr zu hören sein, die Installation in der Krypta ist nur auf Anfrage und jeweils einzeln zugänglich, telefonische Vereinbarung unter Tel. 0676 87 76 35 05; Kunstgespräch mit Heribert Friedl, Fr. 19. 3., 18 Uhr.  Linz, St. Markus. Bibelausstellung, Expedition Bibel, Entdeckungsreise mit allen Sinnen; Pfarrkirche, bis 27. März, Öffnungszeiten: So. nach Gottesdienst bis 11 Uhr; geführte „Bibelreisen“ durch die Ausstellung gibt es jeden Sonntag nach dem Gottesdienst (9 Uhr) bis 11 Uhr, Mi., 17 bis 18.45 Uhr, Fr., 15 bis 17 Uhr und nach Voranmeldung im Sekretariat, Tel. 0732 24 63 77-0, https://www.dioezese-linz.at/site/ bibelwerk/ bibelangebote/ bibelausstellung  Linz. Ausstellung, Wolfgang Hirber im Hofkabinett, bis 26. 3., Terminvereinbarung unter Tel. 0664 382 53 45.

Lesejahr B Lesereihe I

IMPRESSUM KirchenZeitung Diözese Linz Medieninhaberin: Diözese Linz. Herausgeber: Willi Vieböck. Chefredakteur: Heinz Niederleitner. Redaktion: Brigitta Hasch, Lisa-Maria Langhofer, Elisabeth Leitner, Paul Stütz, Josef Wallner. Geschäftsführer: Reinhold Hofstetter. Marketing: Birgit Kubik, Eugenie Neumüller. Anzeigen: Sigi Hafner. E-Mail: anzeigen@kirchenzeitung.at Sekretariat: Irmgard Draxler-Freudenstein, Alexandra Kaiser, Kerstin Robitschko, Anita Taferner. Adresse: Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz. Tel. 0732 76 10-39 44, Fax: 0732 76 10-39 39. E-Mail: office@kirchenzeitung.at Leserbriefe an: leserbriefe@kirchenzeitung.at DVR: 0029874/10770 Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen OÖ, Tirol, Vorarlberg und Burgenland: Monika Slouk (Leiterin), Susanne Huber. Werbung: Walter Achleitner, Bergstraße 12, 5020 Salzburg, Tel. 0662 88 44 52, Fax: 0662 88 44 52-4. Hersteller: OÖN Druckzentrum GesmbH & Co KG, Medienpark 1, 4061 Pasching. Verlagsort: Linz. Jahresabonnement: Inland € 57,60 (Abodauer mindestens ein Jahr und danach bis auf Widerruf, Kündigung zum Halbjahr, schriftlich mit 14-tägiger Kündigungsfrist). ART COPYRIGHT ©BILDRECHT, WIEN

Anzeigen-Annahmeschluss: Donnerstag, 12 Uhr

SONNTAG, 14. MÄRZ 4. Fastensonntag (Laetare) L1: 2 Chr 36,14–16.19–23 L2: Eph 2,4–10 Ev: Joh 3,14–21 oder L1: 1 Sam 16,1b.6–7.10–13b L2: Eph 5,8–14 Ev: Joh 9,1–41 (od. 9,1.6–9.13– 17.34–38) MONTAG, 15. MÄRZ Hl. Klemens Maria Hofbauer, Ordenspriester. L: Jes 65,17–21 Ev: Joh 4,43–54 DIENSTAG, 16. MÄRZ L: Ez 47,1–9.12 Ev: Joh 5,1–16 MITTWOCH, 17. MÄRZ Hl. Gertrud, Äbtissin von Nivelles. Hl. Patrick, Bischof, Glaubensbote in Irland. L: Jes 49,8–15 Ev: Joh 5,17–30 DONNERSTAG, 18. MÄRZ Hl. Cyrill von Jerusalem, Bischof, Kirchenlehrer. L: Ex 32,7–14 Ev: Joh 5,31–47 FREITAG, 19. MÄRZ Hl. Josef, Bräutigam der Gottesmutter Maria. L1: 2 Sam 7,4–5a.12–14a.16 L2: Röm 4,13.16–18.22 Ev: Mt 1,16.18–21.24a oder Lk 2,41–51a SAMSTAG, 20. MÄRZ L: Jer 11,18–20 Ev: Joh 7,40–53 SONNTAG, 21. MÄRZ 5. Fastensonntag. L1: Jer 31,31–34 L2: Hebr 5,7–9 Ev: Joh 12,20–33 oder L1: Ez 37,12b–14 L2: Röm 8,8–11 Ev: Joh 11,1–45

 Annahmeschluss Termine: Donnerstag vor Erscheinungsdatum.


26 Buchtipps

11. März 2021

Jedes Kapitel des Buches „Pilgern mit der Bibel“ wird mit einem ansprechenden Bild eröffnet.

KirchenZeitung Diözese Linz

BEATRIX STIKSEL

Extrameile auf dem Pilgerweg

W

ie gut sie zusammenpassen, die beiden Leidenschaften von Reinhard Stiksel: Er ist begeisterter Pilger und erfüllt von der Bibel. Als Referent im Bibelwerk Linz konnte er die Heilige Schrift sogar zu seinem Beruf machen. Im Buch „Pilgern mit der Bibel“ hat er nun die beiden Stränge seines Lebens zu einer anregenden Lektüre geformt. 2017 war Reinhard Stiksel mit seiner Frau Beatrix 22 Tage lang auf dem Franziskusweg von Florenz nach Rom unterwegs. „Auf diesem wunderbaren Weg habe ich für das Pilgern Feuer gefangen“, erzählt Stiksel. Das Pilgern rund um seine Hochzeit gibt Zeugnis davon, dass es sich nicht nur um ein Strohfeuer handelte. Er ist mit seiner Frau von deren Heimatort in Bayern tageweise zu Fuß in seine Heimat Kremsmünster gegangen und hat für die Schlussetappe zu einem „Polter-Pilgern“ eingeladen: Auf den letzten Kilometern haben ihn Freundinnen und Freunde begleitet. Einen Teil der Hochzeitsreise verbrachte das neu vermählte Paar auf dem Jakobsweg. Den Sommer des Vor-

jahres nutzten sie, um auf der Via Francigena, dem Frankenweg, von Lausanne über den St. Bernhard-Pass in die Nordtoskana zu gehen. Reinhard Stiksel hat die vielen Erfahrungen, die zu einer Pilgertour gehören, gesammelt, die banalen, alltäglichen ebenso wie die Highlights. Entstanden ist dabei eine Reihe von Schlüsselbegriffen, die von der Vision des Weges und den Vorbereitungen über das Kraftlossein bis zum Feiern am Ziel und die Rückkehr in den Beruf reichen. Der Autor setzt insgesamt 26 solcher PilgerErfahrungen in Beziehung zur Bibel und bringt sie miteinander ins Gespräch. Beide Seiten, der Bibeltext und das Pilgern, profitieren davon. So hat Stiksel zum Beispiel für das sehr anregende Kapitel „Lästige Begleiter ertragen“ aus der Bergpredigt die Verse Mt 5,41–45 ausgewählt: „Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. (...) Euer Vater im Himmel lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Das erläutert der Bibel-Pilger Stiksel: „Auf dem Weg trifft man viele Pilgerty-

Pilgern mit der Bibel, Reinhard Stiksel, Innsbruck-Wien 2021, 221 Seiten, € 14,95; zu bestellen unter www.dioezese-linz.at/bibelwerk/pilgern

pen (...). Irgendwie ist es seltsam: Obwohl ich viele dieser Menschen nicht sonderlich sympathisch finde, fühle ich mich ihnen auf eine gewisse Art und Weise verbunden. Vielleicht liegt es daran, dass wir unter derselben Sonne gehen und demselben Regen ausgesetzt sind. (...) Vielleicht eröffnet mir die Extrameile ja doch die Möglichkeit für ein gutes Gespräch, um die Ängste, Sehnsüchte und Schwierigkeiten des anderen zu entdecken, die im Kern den meinen vielleicht gar nicht so unähnlich sind.“ JOSEF WALLNER

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KirchenZeitung Diözese Linz

Kirche in OÖ

11. März 2021

„Aufstehen zum Leben“ Kirchdorf an der Krems. Die Pfarre Kirchdorf hat eine 24-seitige Broschüre als Begleiter für die Fastenzeit, die Karwoche und Ostern bis Pfingsten erarbeitet. Das sehr ansprechend gestaltete Heft von Bernadette Hackl, Susanne Lammer und Michaela Haijes-Kemetmüller bietet eine Fülle von Anregungen, besonders die Kar- und Ostertage zu Hause zu feiern. Die einzelnen Vorschläge sind so angelegt, dass man sie alleine und in der Familie umsetzen kann.

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Brot für das Leben St. Pantaleon. Anstatt der Fastensuppe hat heuer die Katholische Frauenbewegung (kfb) der Pfarre nach dem Sonntagsgottesdienst am 28. Februar genähte Stoffsackerl mit selbst gebackenem Brot verteilt. „Antrieb für unser Tun ist die Vision, dass ein gutes Leben für alle Menschen auf der Welt möglich ist“, sagt Ingrid Schreckeneder von der kfb. „Heuer werden mit den Spenden besonders Frauenprojekte in Guatemala unterstützt. Die Aktion steht unter dem Motto: Gemeinsam für eine Zukunft in eigener Hand.“ KFB

Beim Ausschildern des Weges

PFARRE

Osterwanderweg und Osterwunderweg Leonstein. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen zum Adventweg hat die Pfarre nun – bis Pfingsten – einen „Osterw(a)underweg“ eingerichtet. Auf einem rund 4 km langen Wanderweg können die Besucher/innen bei neun Stationen mit österlichen Gedanken ihren Glauben vertiefen, ihr Leben reflektieren und dabei die Osterbotschaft bedenken. Gutes Schuhwerk und Trittsicherheit sind erforderlich. Die Wegbeschreibung mit Karte dazu liegt beim Startpunkt vor dem Kircheneingang auf. „Der Weg ist eine Einladung, Ostern einzuüben“, sagt Elisabeth Reithuber, Mitgestalterin der Aktion.

ST. PANTALEON

Die angegeben­ en Lieder können über beige­f ügte QRCodes gehört werden. Die Titelseite des Heftes (siehe Bild) wurde auch als Osterbillet gedruckt, gestaltet hat dies Katrin Limberger.

Zahlschein in dieser Ausgabe: Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem – „Grabesritter“

Dringende Hilfe für Christen im Heiligen Land

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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Von der Corona-Pandemie geleerte Straßen sind ein Hilferuf. „Heuer ist unser Haus leer.“ – Dieser lapidare Satz steht in vielen Mitteilungen von Häusern aus dem Heiligen Land, die vom Pilgertourismus leben. Die Corona-Pandemie hat – mit den dadurch ausgelösten Lockdowns und Reisebeschränkungen – den Pilgertourismus im Heiligen Land zum Erliegen gebracht. Für die Christinnen und Christen im Heiligen Land – in Israel ebenso wie in den palästinensischen Gebieten – ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Unzählige Arbeitsplätze hängen davon ab. Im Tourismusbereich ist im Heiligen Land bis Ende 2021 Kurzarbeit angesagt. Das heißt, auch in den kommenden Monaten werden praktisch keine Pilgernden nach Jerusalem, Nazareth, Bethlehem usw. kommen. Man kann sich ausmalen, was das für viele Christinnen und Christen im Heiligen Land bedeuten wird. Das spürt auch der bedeutendste christliche Schulträger im Heiligen Land, das Lateinische Patriarchat von Jerusalem. Für Pierbattista

Pizzaballa, der neue Patriarch von Jerusalem – und zugleich Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem –, ist es eine schwere Zeit. Seine Sorge gilt den etwa 20.000 Schülerinnen und Schülern in 44 Schulen sowie den 1.795 Lehrkräften im Dienste des Lateinischen Patriarchats. Aber auch den armen Familien, denen durch die Flaute im Tourismus die oft

einzige Einkommensquelle versiegt ist. Das Leid hat exponentiell zugenommen und die Bemühungen mussten so eingerichtet werden, dass mit der Hilfe möglichst viele Menschen erreicht werden. Es fehlt an Medikamenten und medizinischer Notfallbetreuung. Vielfach sind Familien mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen und das Schulgeld zu erlassen.

Hoffnung schenken Helfen Sie mit, dass im Heiligen Land weiter Christinnen und Christen leben. Schenken Sie ihnen Hoffnung! www.oessh.at Spendenkonto: Österreichische Gemeinschaft für das Heilige Land IBAN: AT80 1200 0516 0720 0315 Lockdown in Jerusalem

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Ritterorden


28 Kultur FÜR SIE GELESEN

Stadt als Schlüssel Der Klimaökonom Gernot Wagner beschreibt die Stadt als notwendige Basis zur Rettung des Klimas. Er versteht „Stadt“ als Netzwerk, in dem alles innerhalb von 15 Minuten erreichbar ist: Schule, Arbeit, Supermarkt, Freizeiteinrichtungen und so weiter. Der Schlüssel dafür sei, wenig Fläche (vor allem fürs Wohnen) zu verbrauchen und diese umso effizienter zu nutzen. Wagner fordert ein fundamentales Umdenken in Politik und Gesellschaft, das beim Individuum und der Wahl seiner Wohnstätte beginnt. LILA

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

Die Band „KGW3“ macht mit einem Anti-Abschiebe-Song auf sich aufmerksam

Musikgenuss mit Haltung Hiphop, Trompetenklänge und elektronische Musik sind das Markenzeichen von „KGW3“. Das pralle Leben, soziale Themen und Anstöße zum Nachdenken finden sich in den Texten der jungen Band aus Oberösterreich. Jungschar und Caritas sind ihnen vertraut. Mit Benjamin Gstöttner von „KGW3“ haben wir ein Gespräch geführt. INTERVIEW: ELISABETH LEITNER

Das Band-Logo von „KGW3“: Der Bandname selbst bleibt ein Geheimnis. KGW3

Vor einigen Wochen habt ihr einen Song geschrieben, der die Abschiebepraxis in Österreich kritisiert. Warum sind euch gesellschaftliche Themen wichtig? Benjamin Gstöttner/KGW3: Manche politi-

sem Grund ist es uns wichtig, uns politisch nicht genau zu positionieren, da wir den Gemeinschaftsgedanken an sich in der Bevölkerung bestärken wollen. Welche Visionen habt ihr für euren künstlerischen Weg? Wo wollt ihr hin?

Stadt, Land, Klima – Warum wir nur mit einem urbanen Leben die Erde retten. Gernot Wagner, Brandstätter Verlag, Wien 2021, € 22,–

sche Haltungen und Vorgehensweisen erachten wir als fragwürdig. Wir haben das Gefühl, dass viele Menschen, sowie andere Lebewesen nicht mit dem ausreichenden Maß an Würde behandelt werden.Wir glauben, dass besonders die Menschen in dieser Gesellschaft gefordert sind, für ihre Rechte einzustehen. Deswegen nutzen wir Musik als Sprachrohr unserer Meinung.

Von Europa träumen

Welche Rückmeldungen bekommt ihr dazu?

Ihr seid katholisch sozialisiert und engagiert euch karitativ. Was könnt ihr der katholischen Kirche an Positivem abgewinnen? Womit hadert ihr?

Melita H. Šunjić kennt ihre Geschichten, hat mit ihnen gesprochen: Menschen, die sich auf den Weg nach Europa machen – mit ihren Träumen im Gepäck, mit ihren Hoffnungen, die sie antreiben. Wie es Flüchtlingen geht, wie die Betroffenen selbst ihre Flucht erleben und warum sie den beschwerlichen Weg auf sich nehmen, schildert die Autorin, die viele Jahre als Pressesprecherin des UNFlüchtlingshochkommissariats tätig war. In neun Geschichten beschreibt sie reale Schicksale wie die von Imani und Idris aus Somalia: „Aus der libyschen Hölle in die europäische Ausweglosigkeit“. Dazu hat Šunjić Sachkapitel verfasst, in denen die Vielschichtigkeit des Phänomens beleuchtet wird. ELLE Die von Europa träumen – Wie Flucht und Migration ablaufen. Melita H. Sunjic´ , Picus 2021, € 22,–

Die Rückmeldungen sind überwiegend positiv, was sehr bestärkend für uns ist, da wir oft sehr kontroverse Themen ansprechen, welche stark diskutiert werden. Genau aus die-

Eine klare Vision ist schwer zu formulieren. In erster Linie wollen wir mit der Musik etwas Positives bewirken, sei es im Rahmen von Denkanstößen oder einfach aufgrund des Hörgenusses. Natürlich ist das Ziel, unsere Projekte einem immer größer werdenden Publikum zu präsentieren.

Wir hatten fast alle Kontakt zu christlichen Projekten wie zur Jungschar oder zur Caritas. Vor allem unsere Eltern engagierten sich viel in diesen Bereichen und auch unser Freundeskreis war in der Kindheit christlich geprägt. – Dem Grundgedanken hinter einem „Glauben“ können wir sehr viel Positives abgewinnen, seien es beispielsweise Konzepte der Nächstenliebe oder das Leben nach dem Tod. Auch die Kirche vertritt viele Werte, die wir unterstützen. Es existieren aber durchaus konservative Ansätze, die wir kritisch betrachten – zum Beispiel die fehlende Gleichberechtigung: dass es beispielsweise bis heute keine Frauen als Priesterinnen gibt oder dass Priester keine Familie gründen dürfen. Woran arbeitet ihr jetzt?

KGW3: Manche Leser/innen erinnen sich noch an Benefizkonzerte mit Orgel und Trompete, die einzelne Mitglieder der Band gegegeben haben. Heute machen die Musiker/innen mit einem spannenden Mix aus Rap, Bläserklängen und kritischen Texten auf sich aufmerksam. KGW3

Aktuell arbeiten wir an einem größeren Projekt, zu dem wir noch nicht zu viel verraten wollen. Wir wollen aber immer die Möglichkeit haben, spontan auf Ereignisse in der Welt bzw. in Österreich musikalisch reagieren zu können.

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 Info: www.kgw3.at


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Kunst & Kultur 29

11. März 2021

KULTURLAND Theater: „Würde ich hassen ...“

Die Rolle der Frauen im 19./20. Jahrhundert – und wie Frauen in den Glasfenstern des Mariendoms dargestellt werden. ÖSTERR. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN/CORPUS VITREARUM7DANIEL PODOSEK

Frauenbilder im Dom Welche Bilder, Menschen, Lebens- und Glaubenssituationen zeigen die Glasfenster im Mariendom? – Die Glasfenster wurden 1924 fertiggestellt, Studierende der Katholischen Privatuniversität haben das Bildprogramm der Fenster näher beleuchtet. Der Schwerpunkt lag dabei auf Frauen: Welche Eigenschaften werden Frauen

zugewiesen, lautete eine der Fragen. Oder: Wie verbinden sich Heiligengeschichten mit den realen Lebensbedingungen von Frauen im 19./20. Jahrhundert? Die Forschungen dazu wurden in Form einer Broschüre mit dem Titel „Licht.Schatten. Dasein“ präsentiert. Diese liegt im Mariendom gratis zur Entnahme auf. ELLE

Anklage wegen Kunstdiebstahl Kremsmünster/Steyr. Das Stift Kremsmünster selbst hat den Fall ins Rollen gebracht: Bei der Überprüfung von Kunstgut-Inventar ist dem neuen Kustos der Kunstsammlung letztes Jahr das Fehlen von Objekten aufgefallen, dies hat er ordnungsgemäß der Polizei gemeldet. Ermittlungen wurden aufgenommen, die Medien berichteten darüber. – Letzte Woche kam die Meldung, dass gegen den Vorgänger nun Anklage erhoben wird. Auch ein Antiquitätenhändler wird im Zusammenhang mit dem Kunstdiebstahl angeklagt: Er soll gewusst haben, dass es sich bei den Gegenständen, die er für den beschuldigten Pater verwahrt hat, um Diebesgut handelt. Ihm wird vorgeworfen, dem Pater beim Verheimlichen

der Tat geholfen zu haben. Der Antiquitätenhändler muss wegen des Vorwurfs der Hehlerei vor Gericht. Der Prozess soll nun Mitte April stattfinden. ELLE

Zu einem Theaterabend „online“ lädt das Bildungshaus Puchberg ein. Das Stück, das auf dem Spieplan steht, heißt: „WÜRDE ICH HASSEN, HÄTTE HITLER GESIEGT – die tiefe Menschlichkeit des jüdischen Künstlers Jehuda Bacon“. Regisseur Johannes Neuhauser stellt dabei folgende Fragen: „Ist es möglich, extremste Grausamkeit zu überleben, ohne daran zu zerbrechen oder seelischen Schaden zu nehmen? Gibt es eine Möglichkeit, auf Hass nicht mit Hass zu reagieren? – Jehuda Bacon hat einen Weg gefunden. Seine Geschichte kann auch uns inspirieren, bewusster, freudvoller und humorvoller zu leben!“

Szenische Lesung mit Bettina Buchholz und ihrer zwölfjährigen Tochter Hannah. NEUHAUSER

Jehuda Bacon ist Überlebender von Auschwitz und Mauthausen und hat den Todesmarsch ins gefürchtete Nebenlager Gunskirchen überlebt. Dieses Theaterstück zeigt, wie Jehuda auch im Leiden einen Sinn fand und worauf es im Leben wirklich ankommt. X  Fr., 19. März, 19 Uhr, online, 12 €, Anmeldung: Tel. 07242 / 47537.

n Meditative Lesung in Kremsmünster. Willibald Feinig liest in der Stiftskirche aus seinem Werk „Der Vorübergang“. Es erzählt die Passionsgeschichte aus der Sicht einer Frau, die als Kind den „Vorübergang“ (Pas‘ cha) erlebt hat. Die Ausstellung der Kunstsammlung im Stift Kremsmünster wird neu gestaltet. WEISSENBRUNNER

X  Do., 11. März, 18.30 Uhr in der Stiftskirche.


30 Personen & Dank

11. März 2021

KirchenZeitung Diözese Linz

GEBURTSTAGE n Am 11. März 2021wird OSTR. KonsR Thomas Eppacher, Professor in Ruhe, wohnhaft in Waldburg, 90 Jahre alt. Der gebürtige Südtiroler (Taisten) trat 1953 in das Linzer Priesterseminar ein und empfing 1957 die Priesterweihe. Er studierte in Innsbruck Naturgeschichte und Geografie und machte anschließend das Doktorat in Philosophie. Am Gymnasium Petrinum unterrichtete Eppacher von 1966 bis 1993 die Fächer Biologie und Chemie und war von 1977 bis 1984 Kurat in Linz-Christkönig. Von 1984 bis 2015 war Thomas Eppacher Pfarradministrator in Waldburg, wo er seither noch Aushilfen macht. n Am 14. März 2021 vollendet GR P. Bernhard Pagitsch CMM von der Kongregation der Missionare von Mariannhill sein 85. Lebensjahr. Er stammt aus Ramingstein im Lungau, trat 1952 in den Orden ein und wurde 1966 als Brudermissionar (Landwirt) nach Südafrika auf die Missionsstation Ma-

riazell gesandt. 1979 wurde P. Bernhard auf dieser Missionsstation zum Priester geweiht. Nach 40-jähriger Missionstätigkeit in Südafrika war er ab 2009 Superior in Riedegg/ Gallneukirchen. Von 2009 bis 2017 war P. Bernhard Pagitsch Pfarrprovisor von Hellmonsödt. Er macht immer noch Aushilfen im Seelsorgeraum Hellmonsödt. n Am 17. März 2021 feiert KonsR P. Alois Mühlbachler OSB, Benediktiner des Stiftes Kremsmünster, seinen 70. Geburtstag. 1972 trat er in das Stift Kremsmünster ein und empfing 1978 die Priesterweihe. Nach Kaplansposten in Pettenbach und Mariazell wurde P. Alois 1990 zum Pfarrer in Pfarrkirchen bei Bad Hall bestellt. Viele Jahre war er im Rahmen der Cursillo-Bewegung auch seelsorglich in der Justizanstalt Garsten im Einsatz. Seit 2001 ist P. Alois Mühlbachler Pfarrer in Steinerkirchen an der Traun und Fischlham. Er ist seit 2017 auch Dechant des Dekanates Pettenbach.

DANK n Aktion „Sei So Frei“. Die Aktion „Sei So Frei“ dankt allen Leser/innen der KirchenZeitung, die mittels beigelegtem Erlagschein insgesamt 22.949,99 Euro für Holzsparöfen in Guatemala gespendet haben. Damit können rund 55 der zugesagten 87 Öfen für die Familien im Bergdorf Xek’ich’elaj finanziert werden. Trotz der Schwierigkeiten durch die Coronapandemie hat die „Sei So Frei“-Partnerorganisation ADICO das Projekt erfolgreich umgesetzt. Die ersten Öfen sind mittlerweile fertig gebaut, getrocknet und einsatzbereit. Die Familien sind dankbar, dass Rauch und Ruß durch die offenen Feuerstellen nun der Vergangenheit angehören. Der neue Holzsparofen ist überhaupt kein Vergleich zu vorher, als Tomasa Ren (siehe Foto) und die anderen Frauen ihres Dorfes tagtäglich am Boden mit ein paar Holzscheiten kochen mussten. Zudem stellte der damit verbundene hohe Holzverbrauch in der kargen Gegend ein großes Problem dar. Das Zukaufen von Scheiten konnten sich die meisten Familien nicht leisten, deswegen verbrachten die Kinder viel Zeit mit der Suche nach Brennholz. Die neuen Öfen sparen nicht nur Holz, sie bedeuten auch eine enorme Steigerung der Lebensqualität. SEI SO FREI

n Am 18. März 2021 wird KonsR Johannes Wohlmacher OPraem, Prämonstratenser Chorherr des Stiftes Schlägl, Oberforstmeister des Stiftes, 60 Jahre alt. Er ist gebürtig aus Andrichsfurt, trat zuerst in das Linzer Priesterseminar ein und wechselte 1981 in das Stift Schlägl. 1986 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend begann H. Johannes das Studium der Forstwirtschaft an der BOKU Wien, das er 1992 abschloss. 1997 wurde er zum Forstmeister des Stiftes bestellt, seit 2016 ist er Oberforstmeister. Schon während des Studiums und danach war Johannes Wohlmacher als Seelsorger in verschiedenen Schlägler Pfarren tätig. Er ist seit 2005 Pfarrprovisor von St. Johann am Wimberg und seit 2019 zusätzlich Pfarrprovisor von St. Veit im Mühlkreis. 2015 wurde er zum Dechant des Dekanates St. Johann am Wimberg gewählt. Johannes Wohlmacher ist Präsident des Forstvereins für OÖ und Salzburg und auch des Österreichischen Forstvereins.

JUBILÄUM n Grünburg – Indien. Sr. Johanna Brandstätter aus Grünburg feierte am 21. Februar 2021 ihr „Platin“-Professjubiläum. Sie gehört siebzig Jahre dem Orden der Kreuzschwestern an. Seit 1955 lebt sie in Indien. Aus dem Einsatz einer Gruppe europäischer Schwestern, der auch sie angehörte, sind inzwischen fünf eigenständige Ordensprovinzen entstanden, die 99-jährige Sr. Johanna lebt in der Südprovinz Bangalore. Über die Einstellung ihren Mitmenschen gegenüber sagt Sr. Johanna: „Offen sein für alle, mit allen zusammenarbeiten, ob Christ, Hindu oder Moslem. Mensch ist Mensch.“

Sr. Johanna Brandstätter inmitten ihrer indischen Mitschwestern KREUZSCHWESTERN


KirchenZeitung Diözese Linz

Leser/innen am Wort 31

11. März 2021

Die Frauen und die Kirche I Zum Artikel „Es ist höchste Zeit“ in Ausgabe 9 und zur Titelseite derselben Ausgabe:

Ich stimme Frau Lehner zu, wenn sie sagt: „Die Kirche kann auf kompetente, engagierte Frauen als Seelsorgerinnen nicht verzichten, wenn sie will, dass in Zukunft trotz Priestermangel das Evangelium verkündet und Eucharistie gefeiert wird.“ So wichtig die Eucharistie ist, vorher braucht es die Verkündigung des Evangeliums – die Weitergabe des Glaubens. Das ist das Erste, wozu die Kirche da ist! Und dafür braucht es zuerst nicht die Priester, auch nicht die Bischöfe. Und daher hat vor ca. 25 Jahren der damalige Chef der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, gesagt: „Das unerlässlichste Amt in der Kirche haben nicht die Priester und nicht die Bischöfe, sondern die gläubigen Mütter und Väter, die mit ihren Kindern beten und ihnen den Glauben weitergeben.“ So gesehen gibt es in unserer Kirche bei ihrer Hauptaufgabe noch andere, die wichtiger als die Priester sind: tief im christlichen Glauben verwurzelte Religionslehrkräfte. Von den 40 Klassen in unserer Pfarre in den fünf Pflichtschulen werden 38 von Frauen unterrichtet, zwei von einem Mann. Kein Priester kann so viel an der Glaubensweitergabe mitwirken wie die vielen Religionslehrerinnen. Bei ihrer Hauptaufgabe verzichtet die Kirche also keineswegs auf die Frauen. Und die Eltern der Kinder schätzen diesen Dienst auch sehr – Gott sei Dank! Ich freue mich darüber wirklich, dass fast allen Eltern dieses „Angebot“ der Kirche wichtig ist. Natürlich ist es auch gut und wertvoll, wenn die Eltern mit ihren Kindern auch zur Sonntagsmesse kommen, was allerdings nur ein ganz geringer Prozentsatz tut. DECHANT MAG. JOHANN GMEINER, GRIESKIRCHEN

Herrlich, das Foto von Irmgard Lehner auf der Titelseite (von Ausgabe 9, Anm.)! Sieht aus, als wollte sie sagen: „Lieber Gott, bitte, bitte schick deinen Heiligen Geist in den Vatikan, dass er die alten Herren aus ihrem Dornröschenschlaf endlich aufwecken möge!“ Seit dem letzten Vatikanischen Konzil (ist rund 60 Jahre her) hoffen wir, dass mit der Diskriminierung der Frauen in der katholischen Kirche endlich Schluss sein sollte und die vielen charismatischen Frauen zum Priesteramt zugelassen werden. Meiner Ansicht nach haben die „alten Herren“ lediglich Angst vor der weiblichen Konkurrenz, die sie nämlich hinsichtlich Eignung zum Priesteramt „alt aussehen“ lässt. Frauen sind für das Priesteramt sicher mindestens so gut, wenn nicht besser, geeignet als Männer, denn sie sind von Natur aus empathiefähiger, eine ganz wichtige Eigenschaft für die Seelsorge. WOLFGANG ORTNER, WELS

Die Frauen und die Kirche II Zu „Die Ermächtigung von Frauen. Gleichberechtigung ist ein zentrales Anliegen des Vatikan“ in Ausgabe 8:

Obiger Artikel ist für mich unverständlich. Der Vertreter des Heiligen Stuhls bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hat mit keinem Wort die Diskriminierung der Frauen in der katholischen Kirche erwähnt. Erst kürzlich wurde vom Vatikan offiziell erlaubt bzw. mitgeteilt, dass die Frauen die Kommunion austeilen und die Mädchen ministrieren dürfen. Gerade in der heutigen Zeit des eklatanten Priestermangels wäre es höchste Zeit, diese Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen. Wie soll die heutige Jugend für die katholische Kirche gewonnen werden bei diesen mittelalterlichen Zuständen? Es wäre auch höchste Zeit, den vor tau-

send Jahren eingeführten Zölibat endlich abzuschaffen. Ich bin seit vielen Jahren Leser der KirchenZeitung und schätze die wöchentlichen Kommentare von Chefredakteur Heinz Niederleitner.

Die sechste Bitte im Vaterunser

FRITZ SIMMEL, ST. MARTIN IM MÜHLKREIS

In schöner Regelmäßigkeit wird in Leserbriefen vorgeschlagen, die 6. Vaterunserbitte nach eigenen Vorstellungen zu ändern. Ich habe dazu Aufzeichnungen, die bis 2015 reichen. In den KirchenZeitungs-Ausgaben Nr. 6 und Nr. 7 2020 wurde das Thema ausführlich diskutiert und von Dr. Franz Kogler (Bibelwerk Linz) am 10. Februar 2020 umfassend dargestellt: „In der Versuchung ist Gott Herr der Situation und gleichzeitig der Ausweg.“ Eine lesenswerte Antwort auf alle Änderungsbestrebungen des Textes. Es ist jedermann unbenommen, für sich selbst Gebete zu formulieren. Das Vaterunser ist aber ein Gebet der Gemeinschaft und beginnt mit: „So sollt ihr beten“ (Mt 5,9a). „So“ – und nicht nach Gutdünken. Und: „sollt“ – ein Gebot. Und weiters „ihr“ – die Kirche. Die Zusammengehörigkeit der Christen ist durch die Bibel, die gemeinsame Urkunde des Christentums, besser gewährleistet als durch Lehrsätze und Dogmen. Voraussetzung ist aber, dass diese Urkunde nicht willkürlich umgeschrieben wird. „Eine Auslegung, die den (Bibel) Text in sein Gegenteil wendet, ist keine Auslegung.“ (Joseph Ratzinger in Jesus von Nazareth II, S. 187) In seinem ersten Jesusbuch sagt Ratzinger zur 6. Vaterunserbitte: Wir sprechen diese Bitte in der vertrauenden Gewissheit, für die uns der heilige Paulus die Worte geschenkt hat: „Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch mit der Versuchung auch einen Ausweg schaffen, sodass ihr sie bestehen könnt.“ (1 Kor 10,13b); (Jesus von Nazareth, Band I, S. 199)

Der Schatten der Schuldgefühle Zur Serie mit Reinhard Haller in der Fastenzeit:

Ich lese mit großem Interesse die hervorragenden Beiträge des Herrn Prof. Dr. Reinhard Haller – zuletzt darüber, „was Schuldgefühle anrichten können”. Dabei tauchte in mir die Frage auf, wie das gegenwärtig mit dem immer intensiver werdenden gesellschaftspolitischen Schuldigund Angstmachen ist, und was der Herr Prof. Haller dazu sagen würde. Ich meine die Klimakrise-Geschichte, die Corona-Krise und die Immigranten-Einforderungen. Und wahrscheinlich ist das noch nicht alles, womit man uns noch treffen wird, weil es uns angeblich zu gut geht. Also tut Buße. Nicht dass ich zu alldem ein klassischer Glaubensleugner wäre, wie man inzwischen schnell verdächtigt wird. Aber ich frage mich, ob es da nicht auch andere Kommunikationsmöglichkeiten zur Überzeugung gäbe als Angst- und ein schlechtes Gewissenmachen bei uns gewöhnlichen Leuten. Gemäß Haller: Da liegen längst gegeneinander zugeschobene Schuld- bzw. Beschuldigungsgefühle wie Schatten auf unserem gesellschaftlichen Gemüt. Und immer mehr wird nach Strafe gerufen, wenn wir nicht hören wollen. FRIEDRICH GRUBER, LINZ

Veröffentlichungen bedeuten keine Zustimmung der Redaktion. Kürzungen vorbe­halten. Anschrift: KirchenZeitung, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; E-Mail: leserbriefe@ kirchenzeitung.at

Zu einem Leserbrief unter dem Titel „Sprache“ in KirchenZeitungs-Ausgabe 9:

DIPL.-ING. HILDEBRAND HARAND, WILHERING


UNTER UNS Dankeschön

DENKMAL

Welch ein Theater! Neben vielen anderen Kunstgenüssen ist ein realer Theaterbesuch derzeit nicht möglich. Gespannt sein dürfen wir aber, wie das Theater nach der Zusperrphase die gesellschaftlichen Coronaerfahrungen aufgreifen wird.

Maskenspiel – mal dramatisch, mal komödiantisch, aber meist lehrreich. NIEDERLEITNER

HEINZ NIEDERLEITNER

der französische Dramatiker Jean Anouilh während der deutschen Besatzung mit seiner „Antigone“-Fassung den aktuellen Widerstand über den alten Stoff thematisierte. Machen Sie mit: In der katholischen Kirche der Barockzeit nutzte eine Ordensgemeinschaft das Theater als Verkündigungsmethode. Welcher Orden ist gemeint? Einsendungen bis 21. März an: KirchenZeitung, ­Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; EMail: gewinnen@kirchenzeitung.at Lösung von Ausgabe 8: Zum Beispiel die russischorthodoxe oder die serbisch-orthodoxe Kirche.

BRIGITTA HASCH BRIGITTA.HASCH@KIRCHENZEITUNG.AT

DOMSPATZ

MERK-WÜRDIG

Nach Prinz Harry und Herzogin Megan will ich jetzt auch ein Fernsehinterview geben: Sie würden nicht glauben, was ein Domspatz alles erzählen kann!

„Gott will gerade durch unsere Schwäche große Wunder wirken“ PAPST FRANZISKUS, WÄHREND SEINER IRAK-REISE

Österreichische Post AG WZ 02Z031277 W – Nicht retournieren KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz

Schon bei den alten Griechen, den Erfindern des Theaters im modernen Sinn, diente das Schauspiel dazu, Ereignisse der jüngeren Geschichte zu reflektieren. Als Aischylos 472 vor Christus sein Drama „Die Perser“ veröffentlichte, war die Seeschlacht von Salamis gerade acht Jahre her. Beeindruckend ist neben der Kunstfertigkeit des Dramas vor allem der Wille, sich als Athener in die Lage der unterlegenen Perser hineinzuversetzen. Die Griechen griffen große Menschheitsthemen auf, man denke an den Grundkonflikt zwischen Ethik und Macht in der „Antigone“ des Sophokles. Es ist kein Wunder, dass

Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Über zehn Jahre ist es her, dass ich meine ersten Artikel für die KirchenZeitung schreiben durfte. Zusammengerechnet waren das weit mehr als 500 Ausgaben. Zu Beginn hat mich vor allem die Themensuche oft ordentlich gestresst. Mit der Zeit habe ich allerdings erkannt, dass das Ressort „bewusst leben“ eigentlich einem Schlaraffenland gleicht: Themen über Themen. Und wenn auch klar war, dass „meine“ Seiten nicht das Herzstück der KirchenZeitung bilden (können), so habe ich trotzdem immer mit viel Freude geschrieben. Besonders motiviert haben mich Interviews mit tollen Menschen, von denen ich viel lernen konnte. Etwas ernüchternd war hingegen, dass ausgerechnet die Rezepte und Witze die meisten Reaktionen hervorriefen. Damit habe ich aber auch gut leben gelernt. Das Schönste in diesen Jahren war sicher das Team, mit dem ich arbeiten durfte. Danke an euch alle, ihr seid die Besten! Und weils so toll war, gibt es eine Zugabe: Für die Kinderseite werde ich mir noch ein Weilchen Wissenswertes, Lustiges und Sachen zum Nachmachen ausdenken. Vielleicht auch Rezepte und Witze.


CHRIS HOFER ANDREAS MÜLLER GERD NEUHOLD WALDHÄUSL

juli 2012 juni 2013 Juli 2014 juli 2012 juni 2013 Juli 2014

ANDREAS MÜLLER GERD NEUHOLD WALDHÄUSL

sinnstiften ordensspitäler kultursommer kultursommer

Kirche bunt

sonntag sonntag TIROLER TIROLER

ST. PÖLTNER KIRCHENZEITUNG

Kirchenzeitung Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck der Diözese Innsbruck

Zeit für meinen Glauben

WOCHENZEITUNG DER ERZDIÖZESE SALZBURG

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Nr. 21 | 1,60 Euro | 27.05.2018 | www.dersonntag.at

Der SONNTAG

Wem gehört die Natur?

18.12.18 09:25 18.06.12 18.06.12 14:59 14.06.13 14.06.13 12:11 12:11 23.06.14 23.06.14 10:1114:59 10:1125.02.21 18:35 die jagd aus christlicher Sicht – Gespräch mit dem Moraltheologen Michael Rosenberger seiten 10-11


EDITORIAL

Ordensspitäler begleiten den Lebensweg Die Corona-Pandemie zeigt: Niemand lebt allein. Die Gesundheit können wir nur gemeinsam erhalten. 23 Ordensspitäler sind verlässliche Partner mit hochmoderner Medizin und dem Herz am rechten Fleck.

Die Drillinge Victoria, Vivian, Vincent wurden in einem Ordensspital geboren.

Seit Jahrhunderten werden kranke Menschen in den 23 österreichischen Ordensspitälern behandelt und gepflegt. Heute sind diese hochmodern, qualitätsorientiert, wichtige lokale Wirtschaftsfaktoren und darüber hinaus wichtige Partner im österreichischen Gesundheitssystem – steht doch bundesweit jedes fünfte Krankenhausbett in einem Ordensspital. Ohne die Ordensspitäler und vor allem ohne jene Menschen, die diese Krankenhäuser mit Liebe und Engagement so einzigartig machen, wäre das hohe Niveau des österreichischen Gesundheitssystems nicht zu halten. Der Beitrag der Ordensspitäler zur Versorgung der Bevölkerung zeigt sich gerade jetzt in der CoronaPandemie eindrucksvoll. Medizinische und pflegerische Qualität, Zuwendung und ethische Kompetenz sind Stärken, die Ordensspitäler auszeichnen – in der Vergangenheit, der Gegenwart und ganz besonders in der Zukunft. Adolf Inzinger Arbeitsgruppe Ordensspitäler

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Gut aufgehoben. Eigentlich war ein anderes Krankenhaus viel näher für mich, aber ich habe mich für das St. Josef Krankenhaus entschieden, da es über Zweibettzimmer und geräumige Kreißsäle verfügt und modern ausgestattet ist. Was das Spital aber so besonders macht, sind die Menschen, die dort arbeiten. Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt und wurde von den Hebammen rund um die Uhr freundlich, kompetent und zuvorkommend betreut. Das St. Josef Krankenhaus ist ein besonderes Krankenhaus, wo die Menschen im Vordergrund stehen. ●

EVELYNE STELZER, PALLIATIVMEDIZINERIN, KRANKENHAUS DER BARMHERZIGEN SCHWESTERN RIED, SEIT 2021 IM RUHESTAND

DANIELA GALLAUNER, LEHRERIN, WIEN

Am eigenen Leib erfahren. Die Ordensspitäler leisten einen unersetzlichen Beitrag für das österreichische Gesundheitssystem. Ich selbst durfte das in den letzten Jahren mehrmals am eigenen Leib erfahren. Die verschiedenen Krankenhäuser, die Ordensgemeinschaften unterhalten, vereinen höchste medizinische Professionalität und eine menschliche Zuwendung, die am Evangelium ausgerichtet ist. Ich danke den Ordensgemeinschaften sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren so wichtigen Dienst. ●

Wie bei der Oma. Unsere Tochter ist seit eineinhalb Jahren in der Kinderbetreuung unseres Krankenhauses. Das Tolle an der Kinderbetreuung ist, dass immer auf die individuelle Situation eingegangen wird. Im ersten Lockdown mussten wir zum Teil sehr kurzfristig beide gleichzeitig arbeiten. Die Änderung der Kinderbetreuungszeit war immer möglich. Unsere Tochter fühlt sich in der Betreuung so gut aufgehoben wie bei der Oma, es läuft alles sehr familiär und liebevoll ab. ●

KARDINAL CHRISTOPH SCHÖNBORN

BETTINA KARRER, DIPL. GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGERIN, UND CHRISTOPH NEUMANN, ANÄSTHESIST, KRANKENHAUS ST. JOSEF BRAUNAU, MIT IHRER TOCHTER CHRISTINA LUISA

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KARDINAL SCHWARZENBERG KLINIKUM/EVA MRAZEK

Zuwendung und Kompetenz

Fürsorglicher Arbeitgeber. Ich habe das Krankenhaus als besonders fürsorglichen Arbeitgeber erlebt. Von den gut aufbereiteten Informationen beim Eintritt über die freundliche Kommunikation der Mitarbeitenden in allen Bereichen, von wertvollen Fortbildungsmöglichkeiten bis hin zu gemeinsamen Feiern, vom arbeitspsychologischen Dienst bis zu den Entspannungsliegen im Garten zeigen sich die Bemühungen um die Mitarbeiter/innen. Hier wird alles getan, um die Mitarbeitenden über neue Entwicklungen gut zu informieren und so mitzunehmen. ●

BHS RIED, PRIVAT, SLOUK, PRIVAT

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Ordensfrau Katharina Laner im Gespräch

„Als Mensch angenommen“ Was die Ordensspitäler so einzigartig macht und wie sich Karriere und der Ruf Gottes vereinbaren lassen, erklärt Sr. Katharina, die langjährige Geschäftsführerin des Kardinal Schwarzenberg Klinikums. Seit Kurzem leitet sie die Provinz Graz-Mitteleuropa der Barmherzigen Schwestern. INTERVIEW: ALEXANDRA LAUBNER

„Ich lasse einen Ort zurück, den ich als Daheim bezeichne.“

KARDINAL SCHWARZENBERG KLINIKUM/EVA MRAZEK

BHS RIED, PRIVAT, SLOUK, PRIVAT

Sie haben sich Ende 2020 als Geschäftsführerin des Kardinal Schwarzenberg Klinikums verabschiedet. Was vermissen Sie am meisten? Das ist schwierig zu sagen, denn in den 41 Jahren sind mir die Schwesterngemeinschaft, das Klinikum und die Pfarre zur Heimat geworden, die ich jetzt verlasse, um eine neue zu empfangen. Aus der Sicht der Nachfolge antworte ich auf den Ruf zu einer neuen Aufgabe, verlasse Gewohntes und Liebgewordenes und lasse mich auf Neues ein. Die innere Verbundenheit mit Schwarzach wird weiterhin bestehen bleiben. Was macht die Ordensspitäler unverzichtbar? Neben aller Wirtschaftlichkeit und Innovation ist es vor allem eines: Nämlich, dass der Mensch als Mensch wahr- und angenommen wird. Sie sind Managerin und geistliche Schwester: Was charakterisiert Ihrer Meinung nach Orden und Beruf im 21. Jahrhundert? Zum Charakteristikum der Orden und geistlichen Gemeinschaften gehört seit jeher, dass sie im Dasein für die Men-

schen über das Diesseits und Heute hinausweisen. Es geht meiner Meinung nach um die Frage, wie das Charisma der Ordensgemeinschaften, deren Fundament das Evangelium ist, in der jeweiligen Zeitepoche authentisch gelebt werden kann. Verwurzelt im Evangelium für die Menschen von heute, mit den Mitteln von heute. Sie haben sich sehr früh für ein Leben in der Gemeinschaft entschieden. Was war dabei ausschlaggebend und was hat Ihren weiteren Lebensweg, auch die Entscheidung, eine Führungsposition zu übernehmen und an der Wirtschaftsuniversität zu studieren, geprägt? Meine Kindheit war geprägt vom gelebten Glauben meiner Eltern. Dies ist der Boden, auf dem der Ruf zur Nachfolge gereift ist. Nach einigen Jahren inneren Ringens und Fragens wurde meine Antwort zu diesem Ruf mit der Frage meiner Lehrerin „Und was wirst du einmal werden?“ herausgefordert. Meine Antwort: „Schwester – so eine wie Sie.“ Meine Eltern entließen mich mit folgendem Satz in die Freiheit der Nachfolge: „Wenn es dein Weg ist, dann gehe ihn. Wenn du draufkommst, er ist es nicht, dann komme zurück und schäme dich nicht.“

In dieser Freiheit habe ich zur Berufung „Ja“ gesagt und mich Gott mit meinen Gaben und Fähigkeiten zur Verfügung gestellt. Im Verständnis unserer Gesellschaft habe ich „Karriere“ gemacht. Für mich jedoch waren es Anfragen meiner Gemeinschaft, denen ich nach einer Zeit der Überlegung zugestimmt habe. Um diese Aufgaben zu erfüllen, konnte ich immer die notwendigen Ausbildungen machen. Was ist Ihre Kraftquelle? Ich habe mehrere Kraftquellen, die wichtigste ist das geistliche Leben, die Beziehung zu Gott. Das gemeinschaftliche Leben und das achtsame, staunende Wahrnehmen der Schöpfung sind ebenso große Kraftquellen für mich. Auch Freude, Dankbarkeit und Zufriedenheit stärken mich. Ihre Botschaft an junge Menschen? Gestaltet mit euren Gaben und Fähigkeiten die Gesellschaft mit! Seid dabei großzügig, denn alles, was man einsetzt und teilt, wächst und bringt Frucht. Habt Mut zur Stille und horcht auf die innere Stimme, die den Weg weist. Geht diesen Weg mutig und habt keine Angst! Lebt in Solidarität miteinander und seid achtsam im Umgang mit der Schöpfung! ●

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Heilung Nur einen Augenblick lang das richtige Wort zur richtigen Zeit in meine Wortlosigkeit gesprochen sich verstanden wissen Nur einen Augenblick lang lächelnde Augen spiegeln meinen angstvollen Blick sich geborgen wissen Nur einen Augenblick ein Arm um meine Schulter berührt meine Ohnmacht sich gehalten wissen Nur einen Augenblick ein Gebet mir zugesprochen in meine Gottesferne sich gesegnet wissen Nur einen Augenblick ein Kuss auf meine Wange löscht die Tränen meiner Trauer sich getröstet wissen Eine Ewigkeit lang angeblickt von IHM unendlich geliebt ich bin geheilt Auferstehung

ESTHERM / PHOTOCASE.DE

SCHWESTER SILKE MALLMANN DIE MARIANNHILLER MISSIONSSCHWESTER SILKE-ANDREA MALLMANN LEBT IM KLOSTER WERNBERG IN KÄRNTEN. 2018 MACHTE SIE EINE SCHWERE KREBSERKRANKUNG DURCH. DIE PSYCHOLOGIN UND TRÄGERIN DES MENSCHENRECHTSPREISES DES LANDES KÄRNTEN IST AUTORIN DES BUCHES „GOLDFÄDEN ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE, GLAUBE IN DUNKLEN STUNDEN“.

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Das Mädchen Victoria und die beiden Buben Vivian und Vincent wurden Ende November auf natürlichem Weg geboren. Gemeinsam brachten die Drillinge knapp 6.800 Gramm auf die Waage.

Außergewöhnliche Drillingsgeburt im St. Josef Krankenhaus Wien

Nicht eins, zwei, sondern drei

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ideal gewesen. „Jedes der drei Kinder war optimal versorgt, die Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen und alle drei Babys sind der Schwangerschaftswoche entsprechend gewachsen“, erklärt Dr. Altmutter. Die Geburt wurde in der 36. Woche eingeleitet. Keine Routine. Drei Hebammen, drei Ärzte, drei Kinderfachärzte von der Abteilung für Neonatologie und sechs Kinderschwestern waren im Einsatz. Im Raum neben dem Kreißsaal wurde alles für einen Notkaiserschnitt vorbereitet. Dazu kam es aber nicht. Ende November wurden das Mädchen Victoria und die Buben Vivian und Vincent auf natürlichem Weg geboren. Vivian kam

als erster auf die Welt, 30 Minuten später Victoria, zehn Minuten danach Vincent. „Unsere Kinder sind auf natürlichem Weg ohne Hormone entstanden, deshalb war mir auch eine natürliche Geburt wichtig. Im St. Josef Krankenhaus haben wir uns bestens aufgehoben gefühlt. Nach der Geburt haben wir ein Familienzimmer bekommen, damit auch mein Mann bei uns sein und übernachten konnte“, sagt die Drillingsmutter Cornelia B. Ins Leben. Nach zwei Wochen konnten die Eltern mit ihren Drillingen das Spital verlassen. „Es geht uns sehr gut, wir genießen die Zeit miteinander, haben aber auch

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BABYSMILE, LAUBNER

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ine Drillingsgeburt ohne Kaiserschnitt ist etwas Besonderes – selbst für das St. Josef Krankenhaus in Wien, das auf möglichst natürliche Geburten setzt. Dort brachte Cornelia B. Ende 2020 ihre Drillinge Victoria, Vivian und Vincent auf natürlichem Weg zur Welt. „Es war ein außergewöhnliches Erlebnis. Die größte Herausforderung war es, jedes der drei Babys während der Geburt zu überwachen, das gestaltet sich bei Zwillingen schon nicht einfach“, erzählt Oberarzt Dr. Christian Altmutter, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die medizinischen Voraussetzungen für eine Drillingsgeburt ohne Kaiserschnitt seien

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Drillingsgeburten sind selten. Noch seltener sind Drillinge, die ohne Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Im St. Josef Krankenhaus in Wien war es möglich.


In Zeiten von Covid auf der Geburtenstation

„Die Welt stand still, aber nicht für uns“ „Drillinge spontan zu entbinden ist etwas ganz Besonderes und nichts, was man routinemäßig macht.“

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viel Unterstützung von meiner Mutter“, so Cornelia B. Kuscheln, Füttern und Wickeln bestimmen den Alltag. „Die beiden Buben schreien zur selben Zeit, schlafen aber auch zur selben Zeit. Victoria ist sehr entspannt, sie ist unser Ruhepol. Spazieren zu gehen ist natürlich eine Action, vor allem bis alle drei Babys angezogen sind“, weiß Cornelia B. Nachts schlafen die Drillinge das eine oder andere Mal bereits sechs Stunden am Stück. „Sie liegen alle drei gemeinsam in einem Gitterbett. Ich bin mir sicher, dass es sie beruhigt, dass sie sich gegenseitig spüren und atmen hören“, so die Mutter. Größte Geburtsklinik Österreichs. Von 83.935 Geburten im Jahr 2019 gab es in ganz Österreich 19 Drillingsgeburten, 2020 wurden im St. Josef Krankenhaus Wien 3.893 Geburten betreut – mehr als in jedem anderen österreichischen Krankenhaus –, davon 52 Zwillingsgeburten und zwei Drillingsgeburten, eine davon ohne Kaiserschnitt. „Um keine falschen Erwartungen zu wecken: Drillinge spontan zu entbinden ist etwas ganz Besonderes und nichts, was man routinemäßig macht. Es müssen viele Faktoren stimmen, wobei die Sicherheit von Mutter und Kindern immer im Vordergrund steht“, sagt Dr. Andreas Brandstetter, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des Ordensspitals. Wesentlich dabei ist, dass die Eltern selbst den Wunsch verfolgen, spontan zu entbinden. Das Krankenhaus muss über genügend Erfahrung bei Spontangeburten von Zwillingen oder auch von Babys in Steißlage verfügen. Außerdem braucht es die Infrastruktur und Expertise einer Neonatologie, um die Kinder bestmöglich zu versorgen. ● ALEXANDRA LAUBNER

Sie kann nicht im Homeoffice arbeiten und auch keinen Abstand halten. Angst sei jedoch ein schlechter Motivator, sagt Hebamme Elisabeth Drlik.

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ie Stadt war wie ausgestorben, kaum Menschen auf der Straße. März 2020, der erste Lockdown wird verhängt, und das sollte erst der Anfang sein. „Die Welt draußen stand still, aber nicht für uns“, erinnert sich Elisabeth Drlik. Drlik ist seit 16 Jahren als Hebamme und seit 2015 im St. Josef Krankenhaus, einem Ordensspital im 13. Wiener Bezirk, tätig. „Für uns Hebammen hat sich abgesehen von den noch strikteren Hygienemaßnahmen und dem Tragen der Maske wenig verändert“, erzählt sie. Was jedoch anders ist: Die Frauen kommen zu den Kontrollterminen alleine, im Hebamme Elisabeth Drlik: „Der körperliche Kontakt ist eingeschränkt, ich kann Frauen nicht in den Arm nehmen, das tue ich auch als Selbstschutz nicht.“

Kreißsaal können die Partner sie begleiten, müssen jedoch im Gegensatz zu den Gebärenden eine FFP2-Maske tragen. Test vor der Geburt. Jede Frau, die zur Geburt aufgenommen wird, wird getestet. „Das macht das Arbeiten leichter“, sagt Elisabeth Drlik, die jedoch betont, dass Angst kein guter Motivator sei. „Man muss respektvoll mit dem Thema umgehen. Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass es sehr wenige positiv getestete Gebärende gibt.“ Auf was sich Elisabeth Drlik in Post-Corona-Zeiten freut: „Frauen in den Arm zu nehmen und ihnen wieder die Hände schütteln zu können. Das gibt vielen Sicherheit. Ich freue mich auch darauf, wieder ohne Maske und ohne Schutzbrille arbeiten zu können. Das erleichtert nicht nur mein Arbeiten, sondern auch die Zusammenarbeit mit den Frauen. In einer unsicheren Situation wie einer Geburt ist es wichtig, dass die Frauen auf meinem Gesicht ablesen können, dass alles gut ist und dass es dem Baby gut geht. Die Mimik ist dabei bedeutender als Worte.“ ● ALEXANDRA LAUBNER

Jede Geburt ist etwas Besonderes.

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Gesichter hinter den Kulissen

Powermenschen im Ordensspital

Bereits nach der Matura im Jahr 1962 trat Sr. Consolata Hassler in den Elisabethinenkonvent ein. Seit 1985 steht die engagierte Frau dem Konvent als Generaloberin vor. Ganz für Gott da zu sein, das erschien ihr als ein erstrebenswertes Ziel. Gemeinsam mit ihren Mitschwestern macht Sr. Consolata Hassler das Krankenhaus der Elisabethinen zu einem besonderen und unverwechselbaren Ort, der weit mehr ist als ein Krankenhaus. Sr. Consolata ist stets bemüht, allen Mitarbeitern, Mitschwestern und Patienten sowie Besuchern mit mütterlicher Liebe zu dienen, und hat für alles und alle immer ein waches Auge und ein offenes Ohr. Ihr herzliches, aufgeschlossenes Wesen und ihre Frömmigkeit sind Ausdruck ihres Glaubens und ihrer innigen Beziehung zu Jesus Christus.

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Frater Kornelius Unger Der gebürtige Ungar, Jahrgang 1980, hatte einen schwierigen Start ins Leben. Zu früh geboren, kam er nach zahlreichen Krankenhausaufenthalten und Operationen in ein Kinderheim und danach zu einer Pflegefamilie. Nach der Matura machte er die Ausbildung zum Krankenpfleger und kam 2004, ohne jegliche Deutschkenntnisse, nach Österreich. „2005 wurde ich ins Noviziat der Barmherzigen Brüder in Graz-Eggenberg aufgenommen, ich legte 2008 meine Erste Profess ab, am 1. August 2014 folgte die feierliche Profess in Wien“, erzählt er. Frater Kornelius arbeitete in den Krankenhäusern der Barmherzigen Brüder in Wien und Graz. Seit 2019 lebt er im Eisenstädter Konvent und ist im Krankenhaus als Krankenpfleger tätig. Was immer die Zukunft bringt – sein Motto lautet: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Elisabethinen Linz

Sr. Engelberta Augl Sie war Topmanagerin, trotzdem ist sie bescheiden und war es immer schon. Die ehemalige Geschäftsführerin des Ordensklinikums Linz Elisabethinen hat mehr als 50 Jahre lang Pionierarbeit geleistet. 1968 nahm Sr. Engelberta den ersten Spitalscomputer in Betrieb, während ihres Studiums entwickelte sie die Basis für das österreichweite Abrechnungssystem der stationären Spitalskosten, 1993 übernahm Sr. Engelberta die Verwaltungsdirektion des Ordensspitals, 2005 die Geschäftsführung. Die heute 84-Jährige ist seit zwei Jahren im Ruhestand. „Ich kann sehr dankbar zurückblicken“, erzählt sie.

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ORDENSKLINIKUM LINZ

Generaloberin Sr. Consolata Hassler

Barmherzige Brüder Eisenstadt KARL ARTMANN

Elisabethinen Klagenfurt

KATHBILD.AT/RUPPRECHT

HELGE BAUER

Sie sind Managerinnen und Manager, leben und teilen den Glauben und sind Berufene, die Außerordentliches für die österreichischen Ordensspitäler leisten. Sechs starke Persönlichkeiten im Kurzporträt.


Barmherzige Schwestern Zams

ORDENSKLINIKUM LINZ

Generaloberin Sr. Maria Gerlinde Kätzler Sie managte den Umstrukturierungsprozess des Krankenhauses St. Vinzenz in Zams und setzte sich für die derzeitige Erweiterung des Ordensspitals ein. In die Schwesterngemeinschaft ist Sr. Maria Gerlinde Kätzler im Alter von 19 Jahren eingetreten, damals war sie Volksschullehrerin. „Nach der Ordensausbildung habe ich Mathematik und Geografie studiert, 21 Jahre lang an den Ordensschulen unterrichtet und 19 Jahre das Internat geleitet“, erzählt sie. Seit 1997 ist Sr. Maria Gerlinde Kätzler Generaloberin. „Eine christliche Wertehaltung sowie der professionelle Umgang mit den Patienten, der von Mitmenschlichkeit geprägt ist, machen die Ordensspitäler einzigartig.“

Elisabethinen Graz

Generaloberin Mutter Bonaventura Holzmann „Spiritualität und Ethik auf Höhe der heiligen Elisabeth und fachliche Qualität auf Höhe der Zeit charakterisieren unser gemeinnütziges Akutkrankenhaus“, betont die diplomierte Krankenhausbetriebswirtin. Seit 18 Jahren ist Sr. Bonaventura Geschäftsführerin des Krankenhauses der Elisabethinen GmbH. 2019 wurde sie zum zweiten Mal zur Generaloberin der Elisabethinen in Graz gewählt und trägt den Titel „Mutter“. 1986 hat Sr. Bonaventura das Ordensgelübde abgelegt. Mutter Bonaventura Holzmann stammt aus dem weststeirischen Preding.

FRANZ FAUSTMANN

ELISABETHINEN

TIROLERSONNTAG

Manager und Ordensleute. Ihr Einsatz für die Menschen hat ein Zentrum, ihre Motivation kommt aus der Spiritualität. Die Krankenhauskapelle der Elisabethinen in Linz ist ein zeitgemäßes Herzstück des Ordensklinikums.

Marienkrankenhaus Vorau

Generaloberin Sr. Marianne Schuh Sie war 22 Jahre alt, als sie 1978 in die Kongregation der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis, die ihre einzige Niederlassung im steirischen Vorau hat, eingetreten ist. 1999 wurde Sr. Marianne Generaloberin. „Weil Gott mich gerufen hat, es war eine Berufung, freiwillig hätte ich das nicht gemacht“, scherzt sie. Ihr Alltag ist geprägt von Gebet und Arbeit, vor allem in der Krankenpflege sowie in der Unterstützung für Arme. Das Mutterhaus schließt direkt an das Marienkrankenhaus an. „Das Ordensspital ist ein Werk im Sinne unserer Mutter Gründerin Barbara Sicharter, dies gilt es auch für die Zukunft zu erhalten“, betont sie.

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Telemedizin macht Beobachtung aus der Ferne möglich

Herzkontrolle von zuhause aus Corona hat bewirkt, dass Konzertbesuch, Plauderei oder Essensbestellung oft online stattfinden. Doch auch Kontrollen bei Herzkrankheiten lassen sich ohne Termin im Krankenhaus durchführen. Diese Form der Telemedizin wird im Klinikum Wels-Grieskirchen eingesetzt.

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us der Ferne reagiert Herzspezialistin Margot Aigner schnell, wenn das Herz ihrer Patient/innen aus der Reihe tanzt. Das ist durch eingepflanzte Ereignisrekorder oder Schrittmacher mit Defibrillator möglich, die regelmäßig Daten an das Krankenhaus übertragen. „Wir konnten auf einen fixen Ambulanztermin pro Jahr reduzieren und in der Pandemie das Infektionsrisiko senken“, betont die Fachärztin. Der Mini-Rekorder wird unter die Haut eingesetzt, seine Batterie hält bis zu drei Jahre. Die Daten werden verschlüsselt und einmal täglich über Mobilfunk im In- und Ausland an die Klinik gesendet oder wenn es der Patient mittels Zusatzgerät auslöst. „Bei Bewusstlosigkeit oder Schlaganfall können wir schnell Ursachen wie

Datenmanagerin Silvia Plank leitet die kardiologische Ambulanz des Ordensklinikums Wels-Grieskirchen und nützt wie Herzspezialistin Margot Aigner Telemedizin.

Rhythmusstörungen oder Vorhofflimmern finden“, erklärt Aigner. Mehr als 10.000 Kontrollen jährlich. Telemedizin gewinnt enorm an Bedeutung. Ziel der Kardiologin ist es, die Methode auf alle Schrittmacher-Patienten auszuweiten. Etwa 800 Patienten mit Defi betreut das Klinikum Wels-Grieskirchen auf diese Weise, Tendenz steigend. Zwei zu Datenmanagerinnen ausgebildete diplomierte Gesundheitsund Krankenschwestern sichten die Daten

in Absprache mit der Fachärztin: 2020 waren es 10.722 Kontrollen, täglich für etwa 45 Patienten. Das Team in Wels setzt seit mehr als zehn Jahren auf Telemedizin. „Das ersetzt aber weder die ärztliche Betreuung noch zwischenmenschlichen Kontakt“, meint Aigner. Zusätzlich zur automatisierten Datenübertragung könnten daher je nach Pandemieverlauf auch Videokonferenzen mit persönlicherem Kontakt eingeführt werden, um Kontrolltermine im Klinikum zu vermeiden. ● MICHAELA GREIL

Lehrkrankenhaus der MedUni Graz

Medizin und Menschlichkeit. Als Lehrkrankenhaus sind sich die Elisabethinen ihrer Verantwortung in der medizinischen Ausbil-

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dung bewusst. Primar Stepan: „Sowohl im Sinne eines akademischen als auch menschlichen Interesses liegt uns viel daran, unsere zukünftigen Kolleginnen und Kollegen nicht nur zu Medizinern, sondern zu Ärzten und Ärztinnen mit den notwendigen mitmenschlichen Fähigkeiten auszubilden.“ Geben und Nehmen. Das KlinischPraktische-Jahr ist ein wichtiger Teil der medizinischen Ausbildung. Auch die Lehrkrankenhäuser profitieren. Stepan: „Es ist eine unglaubliche Bereicherung, ein Lehrkrankenhaus zu sein, weil junge, kritische und gut ausgebildete Kolleg/innen ins Team

Lehren und Lernen sind ein wechselseitiger Prozess.

kommen. Ihre Fragen tun uns, die wir in unserer täglichen Routine sind, gut. Sie bringen uns dazu, Dinge wieder kritisch zu hinterfragen.“ ● KATJA HEINE

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FRANZISKUS SPITAL/ F. MATERN (2)

„Diagnosen, Empathie und Patientengespräche – mein Zugang zum Lehren im Krankenhaus ist das Vorleben“, sagt Primar Vinzenz Stepan von den Elisabethinen Graz. An der Uni lernen die Studierenden meist aus Büchern. Im Lehrkrankenhaus läuft das „Lernen zwischen den Zeilen“. Dazu kommen Studierende bereits während des Studiums als sogenannte Famulanten und in ihrem letzten Studienjahr zum KlinischPraktischen Jahr (KPJ).

NIK FLEISCHMANN, ROSEGGER/KH ELISABETHINEN

Viele Jahre braucht es an der Uni, bis aus Medizinstudierenden Doktorinnen und Doktoren werden. Ein Lehrjahr an einem Lehrkrankenhaus vermittelt Medizinisches und Mitmenschliches.


Ordensspitäler für ältere Menschen

Fit sein und älter werden ist möglich Die gute Nachricht: Sie selbst können viel dazu beitragen, fit und gesund älter zu werden. Die Genetik hat bei der Alterung nur einen geringen Einfluss, vor allem hängt sie von unserem Lebensstil ab. Gezieltes Üben bringt schnell Erfolg und Sicherheit.

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egelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und ein guter Umgang mit Stress tragen dazu bei, den Organismus in Form zu halten. Insbesondere der Schlaf ist essenziell für Körper, Geist und Seele. Der Stoffwechsel und das Immunsystem erholen sich während des Schlafs. Daher ist es wichtig, eventuelle Schlafstörungen in einem Schlaflabor abzuklären. Fit. Eine weitere wichtige Komponente ist die Bewegung. Verbunden mit moderatem Krafttraining fördert sie nicht nur die optimale Durchblutung und damit die Versorgung der Organe, sondern beugt auch Osteoporose vor. Denn nur ein Knochen, der in Bewegung ist, bleibt fest und fit. „Wir sehen in unserer Abteilung

für Akutgeriatrie und Remobilisation im Franziskus Spital, dass auch ältere Menschen in der Lage sind, sich motorisch und muskulös so zu regenerieren, dass sie wieder Freude an der Bewegung und damit mehr Lebensqualität gewinnen können“, erklärt Primar Joakim Huber, Vorstand der Inneren Medizin im Franziskus Spital Landstraße, Diabetes-Experte und Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft. Gesund. Auch der Ernährung sollte man mit zunehmendem Alter mehr Aufmerksamkeit schenken: Der Vitalstoffgehalt soll möglichst hoch sein, damit der Körper mit ausreichend Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen versorgt wird. „Uns als Mediziner/innen liegt die rechtzeitige

Behandlung von Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes besonders am Herzen. Mit der optimalen Therapie können Folgeschäden an den großen und kleinen Gefäßen wie Herzinfarkt, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Schlaganfall, diabetisch bedingte Nierenerkrankung, Augenschäden oder Schäden an den Nerven vermieden werden. „Im Franziskus Spital Landstraße liegt der Fokus der Inneren Medizin auf der ganzheitlichen Behandlung von Diabetes und geht Hand in Hand mit kardiovaskulären Schwerpunkten, also der Gesundheit von Herz und Gefäßen“, so Primar Huber abschließend. Wenn Sie diese Punkte im Alltag beachten, können Sie selbst einen großen Beitrag für Ihr Wohlbefinden im Alter leisten! ●

DAS HÄLT SIE GESUND

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NIK FLEISCHMANN, ROSEGGER/KH ELISABETHINEN

• Regenerierender Schlaf und ausreichend Bewegung, am besten eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining • Schlafstörungen sollten abgeklärt werden, damit mögliche Risiken wie schlafassoziierte Atmungsstörungen rechtzeitig erkannt werden.

Primar Joakim Huber leitet die Abteilungen Akutgeriatrie und Remobilisation am Franziskus Spital in Wien.

• Etwaige Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes abklären lassen und wenn nötig therapieren. Dafür gibt es eigene Diabetes-Ambulanzen, so auch im Franziskus Spital.

• Bei Bedarf (etwa nach Stürzen oder Operationen) Reha-Angebote wahrnehmen, um möglichst rasch wieder mobil zu werden und selbstständig den Alltag zu meistern • Beim Essen sollen die Portionen an den individuellen Bedarf angepasst werden. Der Nährstoffgehalt sollte möglichst groß sein, um ausreichend mit Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. Antioxidantien wirken sich positiv auf entzündliche Prozesse aus, die die Körperzellen und das Immunsystem schädigen können.

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Österreichs Ordensspitäler

Eckpfeiler der Gesundheitsversorgung Die gemeinnützigen Ordensspitäler sind eine starke Kraft in Österreich. Wofür sie gut sind, was sie leisten und wie sie es leisten, erklärt Direktor Adolf Inzinger, Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler.

Direktor Adolf Inzinger ist Gesamtleiter der Österreichischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder und Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler.

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roboterassistierter OP-Techniken. Die medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung wäre also ohne die Ordensspitäler undenkbar. Das zeigt sich auch jetzt in der Corona-Pandemie. Was ist die Aufgabe der Ordensspitäler in der Pandemie? Wir haben bei der Bewältigung der Pandemie ebenso Anteil wie jeder öffentliche Träger. So baute beispielsweise das Eisenstädter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder im Frühjahr zusammen mit dem Roten Kreuz und der öffentlichen Verwaltung in einem Sportzentrum ein Behandlungszentrum für den Notfall auf und im Herbst wurde unter anderem bei den Barmherzigen Brüdern in Graz eine Covid-Isolierstation eingerichtet. Einige Ordensspitäler wiederum entlasten andere öffentliche Krankenhäuser, damit sich diese auf Corona-Patienten konzentrieren können. Wir sind im ständigen, aktiven Kontakt mit den öffentlichen Einrichtungen und gemeinsam haben wir die bisherigen Herausforderungen gemeistert. Die CoronaKrise hat auch bewirkt, dass wir alle näher zusammengerückt sind und verstärkt miteinander kooperieren. Arbeiten die Ordensspitäler zusammen? Ja, aber es ist kein Zusammenschluss im herkömmlichen Sinn, sondern eine Interessensgemeinschaft. Die Vertreter der Ordensspitäler treffen einander regelmäßig und tauschen sich aus. Eine zentrale Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist es, die Interessen der Spitäler zu vertreten, etwa bei gemein-

samen Verhandlungen mit der Politik über Subventionen. Wir formulieren gemeinsame Ziele und verfolgen diese miteinander. Nachhaltigkeit ist ein Thema, dem sich die Arbeitsgemeinschaft besonders verschrieben hat. Mittlerweile sind viele Ordensspitäler nach EMAS umweltzertifiziert. Es gibt auch trägerübergreifende Kooperationen wie zwischen dem Ordensklinikum Linz und den Barmherzigen Brüdern, den Elisabethinen und den Barmherzigen Brüdern in Graz oder zwischen den Krankenhäusern Braunau und Ried.

„Die Corona-Krise hat auch bewirkt, dass wir alle näher zusammengerückt sind und verstärkt miteinander kooperieren.“ Welche wirtschaftliche Bedeutung haben Ordenskrankenhäuser? Dieser Bereich wurde bisher volkswirtschaftlich zu wenig beachtet. Die 23 gemeinnützigen Ordensspitäler sorgen für eine Wertschöpfung von rund zwei Milliarden Euro. Wir sind wichtige Arbeitgeber und haben in unseren Einrichtungen rund

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Herr Direktor Inzinger, Sie stehen der Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Ordensspitäler vor. Wofür braucht es heute Ordensspitäler? Ich möchte zwei Bereiche unterscheiden: die Bedeutung in der Gesundheitsversorgung und den wirtschaftlichen Aspekt. Jedes fünfte Spitalsbett – außer in Niederösterreich und Vorarlberg gibt es in allen Bundesländern Ordenskrankenhäuser – steht in einem Ordensspital. In Oberösterreich etwa ist es sogar jedes zweite Bett. Die sieben Wiener Ordensspitäler tragen mit rund 15 Prozent zur Spitalsversorgung der Bundeshauptstadt bei. Pro Jahr versorgen wir bundesweit ca. 500.000 Menschen stationär. Die Mitarbeitenden der Ordensspitäler erbringen tagtäglich großartige Leistungen: beispielsweise in der Herzchirurgie im Klinikum Wels oder in der Augenchirurgie der Barmherzigen Brüder in Linz und Wien, im Hautkrebszentrum des Ordensklinikums Linz, das Oberösterreichs onkologisches Leitspital ist, im Bereich der Kinderorthopädie und Fußchirurgie in Speising, und Ordensspitäler sind auch Pioniere im Bereich

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24.000 Menschen arbeiten in Österreichs Ordensspitälern, mit hohem Anspruch.

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24.000 Arbeitsplätze. Mit der indirekten Beschäftigung, das sind Unternehmen, die von Ordensspitälern Aufträge erhalten, sorgen wir für fast 50.000 Jobs. Hinzu kommen noch weitere beschäftigungspolitische Effekte. Denn wir sind nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern sichern wichtige Ausbildungsstandorte in den Regionen. Mehr als 900 Studierende absolvieren ihr klinisch-praktisches Jahr in einem Ordensspital, wir bilden um die 700 Fachärztinnen und Fachärzte aus, und mehr als 300 Turnusärztinnen und -ärzte machen bei uns die Basisausbildung. Die Ordensspitäler sind also fest im wirtschaftlichen Leben Österreichs verankert. Was ist das Besondere an einem Ordensspital? Grundsätzlich gilt, dass sowohl öffentliche als auch private Spitäler Spitzenleistungen in Medizin und Pflege erbringen und so wie wir bestmögliche Qualität anbieten. Aber in unserer christlichen Orientierung sowie in den Werten der jeweiligen Ordensgründer liegen für mich mögliche Gründe dafür, dass sich kranke Menschen in den privat-gemeinnützigen Spitälern der Ordensgemeinschaften

besonders gut aufgehoben fühlen. Uns zeichnet vielleicht eine besondere Achtsamkeit dem „Menschen gegenüber“ aus. Das ist in den Häusern vielerorts spürbar und etwas Besonderes. Menschliche Zuwendung und ethische Kompetenz sind sicher Stärken der Ordensspitäler, die zu jener besonderen Stimmung beitragen, die Patienten, Mitarbeitende und Besucher in einem Ordenskrankenhaus wahrnehmen. Warum unterhalten Ordensgemeinschaften überhaupt Krankenhäuser? Bedeutende Ordenschristen suchten zu ihrer Zeit immer wieder nach Antworten auf die drängenden Fragen ihrer Zeit. Zahlreiche Persönlichkeiten des Glaubens, wie Elisabeth, Vinzenz von Paul oder Johannes von Gott, sahen die größte Herausforderung ihrer Zeit in der Versorgung Kranker und gründeten Einrichtungen für deren Betreuung. Die Ordensspitäler gehören daher seit Jahrhunderten bestehenden Orden. Gemeinsam sind ihnen der Anspruch höchster Qualität in Medizin und Pflege, die ganzheitliche Sicht des Menschen sowie die Arbeit auf dem Fundament christlicher Grundwerte. ●

GEMEINNÜTZIGE ORDENSSPITÄLER • Non-Profit-Krankenhäuser, die im öffentlichen Auftrag der Länder arbeiten und Bestandteil der öffentlichen Spitalsplanung sind. Ihre Leistungen werden überwiegend aus Sozialversicherungsbeiträgen und Steuermitteln finanziert. • Die 23 gemeinnützigen Ordensspitäler in Österreich haben 24.000 Mitarbeiter/ -innen, davon drei Viertel Frauen. • Sie behandeln mehr als 2 Millionen Patient/innen pro Jahr, davon 1,5 Millionen ambulant, 400.000 stationär und 150.000 tagesklinisch. • In den Ordensspitälern werden jährlich 230.000 Operationen durchgeführt, zwei Drittel davon stationär, ein Drittel tagesklinisch.

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Seelsorge auf der Palliativstation

„Die Kunst, Dinge offenzulassen“ Sr. Rita Kitzmüller leitet die Krankenhausseelsorge im Ordensklinikum Linz Elisabethinen. Sterbende Menschen haben ein Bedürfnis nach Zuwendung, auch in Zeiten von Corona, erzählt die Ordensfrau. INTERVIEW: JOSEF WALLNER

Wie schaffen Sie das? Die Palliativstation in unserem Haus wurde 2005 eröffnet. Meine Mitschwester Mathilde trägt dort von Anfang an die seelsorgerliche Hauptverantwortung. Die Seelsorge ist ein fixer Bestandteil auf der Palliativstation. Darüber hinaus gibt es in unserem Haus ein interdisziplinäres Palliativteam, das auf den anderen Fachabteilungen zum Einsatz

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kommt. So können die Patient/innen, die mit ihrer jeweiligen Station vertraut sind und auf dieser Station bleiben wollen, ebenfalls palliativ betreut werden. Zusätzlich ist in unserem Gebäude noch ein eigenes Hospiz untergebracht. Wie kann man sich seelsorgliche Begleitung vorstellen? Begleitung ist ein ganzheitlicher Prozess, der im Miteinander der verschiedenen Fachdisziplinen geschieht. Kürzlich habe ich eine knapp 50-jährige Patientin begleitet, mit der ich schon seit 2014 in Kontakt war. Sie wurde wegen ihrer Krebserkrankung bei uns im Haus behandelt. Auf ihren Wunsch hin habe ich sie auf der Palliativstation weiter betreut. Es gehören oft ganz praktische Hilfestellungen zu meinen Aufgaben. In einem der täglichen Gespräche machte ich die Frau aufmerksam, dass eine Zeit kommen wird, in der sie so müde ist, dass das Sprechen schwerfallen wird. Sie soll es also nicht hinausschieben, wenn sie mit jemanSr. Rita Kitzmüller leitet seit 2010 die Krankenhausseelsorge am Ordensklinikum Linz, Standort Elisabethinen. Als Diplomkrankenschwester war sie 25 Jahre in der Krankenpflege im ordenseigenen Spital tätig.

dem ausführlicher reden will. Sie hat dann mit jedem ihrer Kinder einzeln gesprochen. Das waren sehr tiefe Begegnungen, in dem vieles ausgesprochen werden konnte. Es war viel Dankbarkeit auf beiden Seiten spürbar. Ich war sehr berührt, wie realistisch und im Einklang mit sich selbst diese Frau dem Sterben entgegenging. Im Zuge der Gespräche, die ich mit den Patienten führe, wird häufig nach und nach das Thema klar, in welcher Ausrichtung ich die Rituale oder Verabschiedungen nach dem Versterben gestalten werde. Bei der angesprochenen Frau war es das Bibelwort: „Ich bin der gute Hirte“ aus Psalm 23. Die Frau war Bäuerin und auf ihrem Bauernhof gab es eine große Schafherde. Die Verabschiedung ist ein wichtiges Element in der Begleitung … Erwähnenswert ist der Sterbesegen, der sich in der Praxis sehr bewährt. Dabei wird nochmals der Dank für das Leben ausgesprochen. Auf der Palliativstation haben wir für diese Feiern einen eigenen Meditationsraum. Elemente bei der Verabschiedung können eine Lesung aus der Bibel, eine Geschichte, ein Gebet, ein Lied und ein Segensritual durch die Angehörigen sein. Da lasse ich mich von der eigenen Intuition leiten: Manchmal braucht es das Schweigen, dann wieder das Gespräch, damit die Stille nicht zu erdrückend wird. Oft sehe ich meine Aufgabe darin, ins Wort zu bringen, was ich wahrnehme. Ein anderes Mal bin ich den Betroffenen ein menschliches Gegenüber, das im bloßen Dasein stärkend und unterstützend ist.

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Auf der Palliativstation, wo Schmerzen unheilbar kranker Menschen gelindert werden, hat Seelsorge eine besondere Bedeutung. Wie gehen Sie das an, Schwester Rita? Beim Aufnahmegespräch auf die Palliativstation werden bereits die unterschiedlichsten Bedürfnisse, Diagnosen, erfolgte Therapien sowie Krankheitsverlauf, Lebens- und Wohnsituation und auch spirituelle und seelsorgliche Bedürfnisse erhoben. Über das elektronische Zuweisungssystem wird die Seelsorge benachrichtigt. Komme ich auf die Station, dann erhalte ich notwendige Grundinformationen über den Patienten oder die Patientin vom Betreuungsteam. Danach begrüße ich den Neuankömmling und manchmal die anwesenden Angehörigen. Manche wünschen sich Begleitung, andere den Empfang von Sakramenten. Ich erlebe, dass viele Menschen wenig bis gar keinen Bezug zur Kirche haben, doch der Glaube an Gott ist ihnen wichtig. Es gehört zu unserem Seelsorgeverständnis, Menschen in den unterschiedlichen Konfessionen und Wertvorstellungen zu respektieren und bestmöglich auf die persönlichen Wünsche einzugehen.

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Ist ein Patient auf der Palliativstation verstorben, wird für ihn eine Kerze entzündet.

hinzuhalten in dem Wissen, dass er gut, treu und groß ist. Eine gute Hilfe zum Abschließen einer Begleitung sind für mich unsere monatlichen Gedenkgottesdienste. Diese feiern wir für alle Menschen, die in unserem Krankenhaus verstorben sind. Wegen der Corona-Pandemie konnten wir seit Februar 2020 keinen dieser Gottesdienste mehr halten. Viele Angehörige nahmen in den letzten Jahren das Angebot in unserer Klosterkirche wahr.

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Sr. Rita im Verabschiedungsraum.

In jedem Leben gibt es Spannungen, Brüche, Versagen und Schuld. Wie bekommt das Raum in der letzten Lebensphase? Als Seelsorgerin bekomme ich natürlich mit, wie die Menschen zueinander stehen. Versöhnung ist in der Begleitung von Menschen ein wichtiges Thema. Wenn Menschen schwer loslassen können, frage ich: Könnte es sein, dass er oder sie noch auf jemanden wartet? Das ist kein Klischee, das

ist Realität. Manchmal passiert Versöhnung, dann erleben das alle als sehr befreiend, manchmal lässt sich das nicht mehr realisieren. In solchen Situationen hat für mich ein positives, dialogisches Gottesbild eine große Bedeutung. Ich glaube an einen Gott, der mit unserer Unversöhntheit, den Lebensbrüchen umgehen kann und allem Erlösung schenkt. Selbst stehe ich als Seelsorgerin mit leeren Händen da. Zur Seelsorge gehört die Kunst, Dinge offenzulassen und sie Gott

Ja, Corona hat alles verändert. Corona hinterlässt im Gesundheitssystem, so auch auf der Palliativstation, seine Spuren. Dennoch bleiben die Bedürfnisse sterbender Menschen nach Dasein, Zuwendung, Nähe und Zuhören zentral. Es ist herausfordernder, aber wir bemühen uns, den sterbenden Menschen und ihren Angehörigen gut beizustehen. Wenn der Wunsch besteht, machen wir eine Verabschiedung ein zweites Mal, um je nach Raumgröße die Personenbeschränkungen einhalten zu können. Im Laufe des Jahres haben wir viel dazugelernt. ●

IMPRESSUM: inpuncto ist das gemeinsame Magazin von Der SONNTAG. Die Zeitung der Erzdiözese Wien, Stephansplatz 4/VI/DG, 1010 Wien; Kirche bunt. St. Pöltner Kirchenzeitung, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten; KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; martinus. Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, St. Rochus-Straße 21, 7000 Eisenstadt; RUPERTUSBLATT. Wochenzeitung der Erzdiözese Salzburg, Kaigasse 8, 5020 Salzburg; Sonntag. Kärntner Kirchenzeitung, Tarviser Straße 30, 9020 Klagenfurt, SONNTAGSBLATT für Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz; TIROLER sonntag. Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck; Vorarlberger KirchenBlatt, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch. Medieninhaber: Kooperation Kirchenzeitungen – Verein zur Förderung der Kirchenpresse, Bergstraße 12/1, 5020 Salzburg. Herausgeber: Obmann Prälat Wilhem Vieböck, office@kizmedia.at Redaktion: Monika Slouk Anzeigenleitung: Mag. Walter Achleitner, walter.achleitner@kizmedia.at, www.kizmedia.at. Grafik: casc – Full Service Agentur, 1160 Wien. Herstellung: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn. Die Österreichische Ordenskonferenz hat zum Erscheinen dieser Ausgabe einen Kostenbeitrag geleistet. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Die Offenlegung gemäß MedienG §25 Abs. 2 ist unter www.meinekirchenzeitung.at/impressum/inpuncto abrufbar. Das Magazin inpuncto ordensspitäler erscheint im März 2021 in einer Auflage von 154.400 Exemplaren.

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ORDENSSPITÄLER IN ÖSTERREICH

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Die Sorge um Kranke gehört zu den ältesten Traditionen der Ordensgemeinschaften, viele Orden wurden eigens dafür gegründet. Die 23 Ordensspitäler in unserem Land stellen heute einen wichtigen Teil (rund 20 %) des österreichischen Gesundheitswesens dar, sie sind der größte gemeinnützige Anbieter stationärer Krankenbehandlung in Österreich. Und doch sind sie mehr als leistungsfähige Gesundheitseinrichtungen: Sie leben aus dem Geist menschlicher Zuwendung und christlicher Spiritualität.

www.ordensspitaeler.at

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WIEN 1. Krankenhaus Barmherzige Schwestern 2. Franziskus Spital 3. Krankenhaus Göttlicher Heiland 4. Herz-Jesu Krankenhaus 5. Krankenhaus Barmherzige Brüder 6. Orthopädisches Spital Speising 7. St. Josef Krankenhaus LINZ 8. Krankenhaus Barmherzige Brüder 9. Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern 10. Ordensklinikum Linz Elisabethinen SIERNING 11. Krankenhaus Sierning WELS & GRIESKIRCHEN 12. Klinikum Wels-Grieskirchen RIED 13. Krankenhaus Barmherzige Schwestern

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BRAUNAU 14. Krankenhaus St. Josef SALZBURG 15. Krankenhaus Barmherzige Brüder ZAMS 16. Krankenhaus St. Vinzenz SCHWARZACH 17. Kardinal Schwarzenberg Klinikum KLAGENFURT 18. Krankenhaus der Elisabethinen ST. VEIT 19. Krankenhaus Barmherzige Brüder GRAZ 20. Krankenhaus der Elisabethinen 21. Krankenhaus Barmherzige Brüder VORAU 22. Marienkrankenhaus EISENSTADT 23. Krankenhaus Barmherzige Brüder

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