Kiteboarding Magazin #138 deutsch

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Deutschlands größtes Kitesurfmagazin

LOCKDOWN

HOME SWEET SALZKAMMERGUT PERFEKTE WELLEN

BERAN ISLAND UND IRGENDWO IN AFRIKA NEUER NEXUS UND SENSOR BAR MIT PUSH OUT CORONA-FLUCHT

MARTINIQUE UND UNION ISLAND ENTDECKERTOUR

MEIN KAPSTADT GARDEN ROUTE

A TRIP OF A LIFETIME WIE DIE GKA AUF CORONA REAGIERT

ALLE STEHEN HINTER DER TOUR!

KOTA FEELING

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Geschützte Flugbegleiter Rescue Flug des Auswärtigen Amts mit South African Airways am 4. April 2020 ab Kapstadt | FOTO: Dirk Seifert

EDITORIAL 4

Nichts ist mehr so, wie es mal war Dies ist unsere erste Ausgabe seit Ausbruch der Corona-Krise. Diese Krise kam aus dem Nichts, hat unser Leben, unsere Welt – und auch unseren Sport verändert. Jeden von uns hat diese Krise anders getroffen. Den einen weniger, den anderen stärker. Einige von uns existenziell. Ich will an dieser Stelle nicht über Corona schreiben, das wurde an anderer Stelle schon hinreichend getan. Wir sind ein Kitesurf-Magazin. Kiten ist für uns der schönste Sport der Welt. Darüber möchten wir berichten – nicht über Krisen. Doch Corona hat massiven Einfluss auf unseren Sport. In Deutschland herrschte wochenlang Kontaktverbot, die Küsten-Bundesländer waren für Touristen gesperrt, viele Spots – auch im Binnenland – ebenfalls. Alle Inseln, auf denen einige unserer besten Spots liegen, waren abgeriegelt. Flugreisen sind nicht möglich – und werden es in naher Zukunft erst einmal wohl auch nicht wieder sein. Nur, wer in direkter Nähe eines Spots wohnt, an dem Kiten zudem auch noch erlaubt sein musste, konnte während der Kontaktsperre aufs Wasser. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hätte es nie für möglich gehalten, dass weltweit alle Passagierjets am Boden bleiben, wir Menschen weltweit zu Hause bleiben müssen und es nicht ratsam ist, nahe Verwandte und Freunde zu besuchen. Aber all das ist geschehen. Mit all seinen Auswirkungen. Wirtschaftlichen, persönlichen und emotionalen. Egal, wie wir über diese Krise denken, wie wir mit ihr umgehen, sie ist Realität. Und hat Auswirkungen auf uns alle – und auch auf unseren Sport. Und das nachhaltig. Wie hat Corona die Branche getroffen? Die Hersteller haben in den letzten Monaten einen Umsatzrückgang von rund 90 % hinnehmen müssen. Kiteshops waren geschlossen, Kiteschulen waren komplett dicht – auch angeschlossene Gastronomien – nur das Onlinebusiness lief. Gerade zu ei-

nem Zeitpunkt, wo die Saison ins Rollen kommen sollte und viele Shops und Schulen normalerweise den ersten Umsatzpeak des Jahres verzeichnen. Über das Jahr gesehen, rechnet die Branche mit einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr von 50 %. Da ist für alle hart, das werden wohl auch nicht alle Betriebe überleben. Wie reagieren die Hersteller? Jeder Hersteller reagiert unterschiedlich. Die meisten werden ihre Produktzyklen verlängern, zum einen, um den Werterhalt ihrer Produkte (und damit auch den Wert eures Materials) zu sichern und zum anderen, da in Fernost, wo alle Hersteller – bis auf CrazyFly – ihre Kites und auch einige ihrer Boards produzieren lassen, die Produktionsstätten mehrere Wochen geschlossen und auch die Lieferketten unterbrochen waren. Normalerweise präsentieren die meisten Hersteller ihre ersten Produkte der nächsten Saison bereits im August des Vorjahres. Duotone hat angekündigt, in diesem Jahr vor September keine neuen Produkte vorstellen zu wollen und einige Produktlinien ein weiteres Jahr unverändert weiter laufen zu lassen. Für welche Produktlinien wann Nachfolger präsentiert werden, dazu wollte und konnte der Weltmarktführer sich noch nicht äußern. Core musste den Verkaufsstart seiner neuen Sensor Bar um einige Wochen nach hinten verschieben. Einzig der Nexus 2 konnte wie geplant starten, da das Fehmaraner Unternehmen perfekt disponiert hatte. Cabrinha und RRD haben angekündigt, 2020 keine neuen Produkte zu bringen. CrazyFly ist in diesem Punkt unabhängiger, da sowohl die Boards als auch die Kites in eigenen Produktionsstätten in Europa gefertigt werden. Auch bei F-One wird überlegt, ob es eine Verschiebung der Produktlaunches geben wird. Der neue Bandit ist bereits fertig konstruiert, der Start der Produktion aber noch nicht terminiert. Airush ließ verlauten, dass das Lager gut gefüllt, der deutsche Importeur somit lieferfähig ist und auch neue Produkte wie geplant bereit stehen werden.


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RIDER: Matchu Lopes | FOTO: Toby Bromwich

Am härtesten getroffen hat es die Tourismusbranche. Nicht nur, dass Flugreisen zu unseren Kitedestinationen im Moment nicht möglich sind, Umsätze also seit Wochen nicht generiert werden können, die Reiseveranstalter mussten zudem gebuchte Reisen rückabwickeln. Kitestationen im Ausland haben keine Kunden, Kite-Events müssen bis auf Weiteres abgesagt werden. Aus Solidarität haben wir alle Anzeigen von Tourismusunternehmen in dieser Ausgabe kostenlos abgedruckt. Wir wollen damit ein Zeichen setzen, den Unternehmen für ihre hervorragende Arbeit in der Vergangenheit danken – und auch ein wenig Mut machen. Denn es wird ein Leben nach der Krise geben. Und wir werden auch wieder reisen können. Und dann werden wir uns freuen, wenn es an unseren Kitespots die gewohnte Infrastruktur noch geben wird – und auch Spezial-Reiseveranstalter, die sich auf unsere Bedürfnisse als Surftouristen spezialisiert haben und uns auch in Zukunft weiterhin fachlich qualifiziert beraten können. Wie haben wir reagiert? Wir haben unsere für den 30. April geplante Ausgabe auf den 5. Juni verschoben. Wir saßen während des Lockdowns mehrere Wochen in Kapstadt fest und konnten erst mit einem der Rescue-Flüge des Auswärtigen Amts nach Deutschland zurückkehren. Kiteboarding #138 wird als Print-Ausgabe wie gewohnt für alle Abonnenten erscheinen und digital kostenlos im Apple App Store, auf Google Play und in einer Issuu-Version auf www.kiteboarding.eu verfügbar sein. Auf Readly, wie gewohnt, im Zeitschriftenhandel wird #138 nicht vertreten sein. Persönliche Worte Ich hatte in den letzten Wochen viel Zeit für mich. Mehr als sonst. Nicht nur während des Lockdowns in Kapstadt. Auch hier in Deutschland. Ich musste Entscheidungen treffen, vieles neu gestalten, was wie gewohnt nicht mehr möglich war. In jeder Krise steckt auch eine Chance, ein Geschenk – so heißt es. Das habe ich gesucht und versucht zu finden. Aufgefallen ist mir, dass dadurch, dass vieles jetzt umständlicher und/oder schwieriger ist, viele Menschen in meinem Umfeld vielem mit sehr viel mehr Respekt begegnet sind. Wenn einem etwas Gewohntes genommen wird, ist die Wertschätzung oft höher, sobald man es wieder zu-

rückbekommt. Uns wurden viele unserer Freiheiten genommen. Die Ausübung unseres Sportes war für viele von uns eingeschränkt oder unmöglich. Wir konnten nicht reisen, Flugreisen sind noch immer nicht möglich. Als ich in Kapstadt in diesen Rescue-Flieger stieg, mich die FlugbegleiterInnen in Schutzanzügen empfingen, wurde mir bewusst, was ich eigentlich gerne verdränge: wie verwundbar unser System sein kann – wie fragwürdig einiges an unserem Lebensstil und auch einige unserer Werte sind, nach denen wir streben. Müssen wir wirklich für nur einen kurzen Surf stundenlange Flug- oder Autoreisen unternehmen? Müssen wir ständig neues Material besitzen, müssen wir Magazine für den Zeitschriftenhandel produzieren, die ungelesen im Shredder landen? Müssen wir, um unseren Sport – oder auch unseren Job – auszuüben, so oft und lange auf Reisen sein, nicht erneuerbare Ressourcen vernichten und unsere Umwelt weit mehr als nötig belasten? Geht das nicht alles auch eine Nummer kleiner? Mit mehr Homeoffice, weniger Pendeln und mehr und intensiverer Zeit für unsere Familien und Freunde? Unser Sport ist ein Natursport. Kiten unser Lebenselixier, unser Lifestyle – Teil dessen, wodurch wir uns definieren. Das ist gut so. Denn ich möchte nicht anders leben. Aber vielleicht sollten wir all das wieder mit mehr Respekt, Wertschätzung und mehr Dankbarkeit tun. Mit mehr Respekt vor dem Surf, mehr Dankbarkeit dafür, dass wir Material besitzen, das funktioniert, mit mehr Respekt gegenüber anderen Kitern und auch allen anderen Wassersportlern – und besonders mit mehr Respekt unserer Umwelt gegenüber. Denn anderen mit mehr Respekt zu begegnen, bedeutet auch den Respekt sich selbst gegenüber zu erhöhen, mehr Selbstachtung und -wertschätzung zu erlangen. Das Ganze führt dann zwangsläufig auch zu einem besseren Surf. Wenn etwas davon nach dieser Krise bleiben wird, dann hatte alles – mit allem Respekt vor allen hart Betroffenen – etwas Gutes. Danke an alle Inserenten, die diese Ausgabe möglich gemacht haben. Für euch digital kostenfrei. Aloha. Und bleibt gesund. Dirk Seifert

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INHALT #138

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INHALT #138

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LEIDENSCHAFT

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Home sweet Salzkammergut Stefan Spiessberger an seinen Homespots

18 – 25

Beran Island und ‚Irgendwo in Afrika‘ Moona Whyte in perfekten Wellen

38 – 41

Lieblingstricks und Lockdown Interview mit Kiko Roig Torres

44 – 49

Corona-Flucht Die Duotone Freestyle-Girls in der Karibik

64 – 73

Ich wusste: dieser Sport ist meine Zukunft Interview mit Raphael Salles

92 – 95

Eine Reise wie keine andere Karolina Winskowska auf den Malediven

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Mein Kapstadt Aron Rosslee über seine Homebase am Kap Cape Town Entdeckertour Kiteboarding-Events zeigt die Mother City

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A Trip of a Lifetime Laurin Konrad auf der Garden Route

114 – 125

Tanz auf dem Vulkan Gabi Steindl hört den Ruf Vanuatus

128 – 135

Karibisches Paradies Jeremie Tronet über Union Island

MATERIAL

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TEST Freeride/Freestyle Kites Cabrinha FX ▪ Core GTS5 Duotone Dice ▪ F-One Bullit

52 – 61

Core Kiteboarding Neuer Nexus, Sensor Bar mit Push Out Interview mit Rick Jensen, Philip Schinnagel

88 – 89

Produktneuheiten F2 | Karbon Kiteboards aus Recycling-Material ION | Muse Capsule Collection

PROFIZIRKUS

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Beide Weltmeister Dritte Der erste und bislang letzte Woldcup 2020 Alle stehen hinter der Tour! Wie die GKA auf Corona reagiert

STANDARDS

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Editorial

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Vorschau

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Kiteboarding-Abo/Impressum Foto: Julieta Pereyra

TITEL Rider: Willow-River Tonkin Spot: Irland


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LEIDENSCHAFT / HOME, SWEET SALZKAMMERGUT

Nach den ersten Tagen im Lockdown wurde uns jedoch klar, dass es nicht bei zwei Wochen Ausgangsverbot bleiben wird.

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Homespot, die Zweite Stefan Spiessberger am Neusiedler See, wo auch diese Fotos entstanden


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LOCKDOWN

Home sweet Salzkammergut TEXT: Anja Fuchs | FOTOS: Max Matissek

Seit sechs Jahren fährt der Österreicher Stefan Spiessberger im Freestyle-Worldcup unter den Top 10. Eine Schulterverletzung zwang ihn letztes Jahr zu einer Pause. Ans Aufhören denkt er dennoch nicht – im Gegenteil, der 30-Jährige ist motiviert wie nie. Und das nicht nur in Sachen Competitions. In den letzten Monaten machte er vor allem mit Filmprojekten wie „Momentum“

von sich reden. Zusammen mit JohannaCatharina Edin, die im Worldcup im Wave startet, lebte Spiessberger die letzten Monate in Tarifa. Den Lockdown verbrachte er in seiner Heimat. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft für Videos, die Rentabilität von Wettbewerben und seine Lockdown-Sessions auf den heimischen Seen.

Stefan, du hast die Lockdown-Zeit in deiner Heimat Österreich im Salzkammergut verbracht. Als alles anfing, warst du mit Johanna-Catharina Edin, die im Worldcup im Wave mitfährt, in Tarifa. Wie war die Situation vor Ort und wann habt ihr beschlossen, doch besser abzureisen? Anfangs war es noch schwer abzuschätzen, wie wild alles werden wird und vor allem, wie lange der Lockdown in Spanien dauern würde. Als dann so langsam alle Airlines begannen, die Flüge von und nach Spanien zu streichen, machte uns das schon sehr nachdenklich. Eigentlich wollten wir erst in Spanien bleiben. Aber nach den ersten drei Tagen im Lockdown wurde uns klar, dass es nicht bei zwei Wochen Ausgangsverbot bleiben wird. Noch dazu waren die Ausgangsbeschränkungen in Spanien wirklich krass – man durfte ja nicht mal zum Spazierengehen raus. Spätestens da wussten wir, dass die Situation ziemlich ernst werden wird und wir lieber bei unseren Familien sein wollten. Letztendlich konnten wir noch mit dem Auto nach Portugal und sind dann beide Richtung Heimat geflogen. Also Catharina nach Schweden und ich nach Österreich.

Auf den Salzkammergut-Seen waren die Conditions in den letzten Wochen ja nicht schlecht, wie war die Stimmung vor Ort? Ja, die Bedingungen in den letzten Wochen waren echt gut. Die Regelungen aufgrund des Lockdowns waren von See zu See unterschiedlich. An manchen durften wir, mit Einhalten des Sicherheitsabstandes und ohne unnötiges Risiko einzugehen, aufs Wasser. Andere Seen waren wiederum komplett gesperrt und sind erst seit Kurzem wieder für sportliche Aktivitäten geöffnet. Die Stimmung war schon komisch, irgendwie angespannt. Zum Teil wussten wir nicht, ob wir jetzt eigentlich aufs Wasser dürfen oder nicht. Aber am Ende lief alles gut. Alle Kiter hielten sich an die Regeln. Ich hatte auch während des Lockdowns ein paar gute Solo-Sessions.

Und wenn du gerade nicht auf dem Wasser warst? Ich konnte einiges für mein Studium machen und habe versucht, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Wenn ich unterwegs bin, ist es immer superschwer, Motivation zu finden, um abends noch für mein Online-Studium Vorlesungen auf Skype

Die Regelungen waren von See zu See unterschiedlich. An manchen durften wir, mit Einhalten des Sicherheitsabstandes und ohne unnötiges Risiko einzugehen, aufs Wasser. Andere Seen waren komplett gesperrt.

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LEIDENSCHAFT / HOME, SWEET SALZKAMMERGUT

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Die Ausgangsbeschränkungen in Spanien waren wirklich krass. Man durfte ja noch nicht einmal zum Spazierengehen raus.


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anzusehen. Das ging jetzt gut, und ich bin froh, dass ich in den letzten Wochen einiges geschafft habe. Die Garage hatte ich in den letzten Wochen zu meinem Gym umgebaut und konnte da viel an meiner verletzten Schulter arbeiten. Als Kite-Pro bist du ja ständig irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs. Ist es da nicht ungewohnt, mal wieder so lange an einem Ort zu sein? Mehr als einen Monat durchgehend zu Hause zu sein, kam bei mir in den letzten Jahren sehr selten vor. Die mit der World Tour verbundenen Reisen sind wahnsinnig cool, man bekommt so viel von der Welt zu sehen – die besten Kitespots, die schönsten Strände. Dazu lernt man enorm viel über andere Kulturen und Menschen. Während der letzten zehn Jahre war ich ziemlich nonstop unterwegs und hab mir schon seit Längerem gedacht, das ich mehr Zeit in Österreich verbringen möchte. Den Wind von See zu See verfolgen und mit Freunden auf dem Wasser zu sein – das ist für mich immer noch das Beste an unserem Sport. Dass jetzt alle Events abgesagt wurden, ist natürlich superschade. Aber so nutze ich die Zeit eben, um in Österreich so oft wie möglich aufs Wasser zu kommen. Was denkst du – wie werden sich die GKA-Touren dieses Jahr noch entwickeln? Ich hoffe sehr, dass wir zumindest noch ein paar Events fahren können. Eigentlich wären wir jetzt mitten im Saisonstart der World Tour, weshalb sich die Situation echt komisch anfühlt. Derzeit sind die ersten Contests für Anfang Oktober geplant, das ist noch sehr weit weg. Was mir einerseits ein wenig zugute kommt, da ich so nach meiner Verletzungspause wieder mit 100 Prozent zurückkommen kann. Andererseits möchte ich langsam wirklich wieder das CompetitionJersey anziehen und Heats fahren. Du hast dir letztes Jahr im Worldcup-Viertelfinale auf Mauritius die Schulter ausgekugelt.

Wie geht es dir mittlerweile damit und welche Pläne hast du für deine Wettbewerbskarriere? Nach der Verletzung war ich ziemlich schnell wieder auf dem Wasser. Bis zu meinen ersten Freestyle-Sessions in Brasilien vergingen gerade einmal vier Monate. Aber natürlich musste ich supervorsichtig sein. Immerhin wollte ich auf keinen Fall, dass die Schulter gleich am Anfang wieder rauskommt. Es brauchte etwas Zeit, bis ich wieder volles Vertrauen hatte und einigermaßen schmerzfrei kiten konnte. Aber an die Schmerzen gewöhnt man sich, und mit Hilfe einer tollen Physiotherapie und viel Training fühle ich mich jetzt wieder zu 100 % fit. In der letzten Saison war ich schon am Überlegen, ob sich die World Tour mit dem damit verbundenen Outcome für mich noch lohnt – oder ob ich mich besser vollends auf Videoprojekte konzentrieren sollte. Die Tour ist super, aber wenn du jedoch bei jedem Event am Podium stehst, ist es echt schwer, das Ganze rentabel zu gestalten. Dass der Fokus auf den Top 3 liegt, ist klar – aber die restlichen 30 Fahrer bekommen nicht viel mehr als ein paar Fotos vom Event. Wenn du bei einem Event zum Beispiel auf Platz 5 landest, ist das mittlerweile wirklich schon eine echt gute Leistung, die in der Vorbereitung jeden Tag 100 % Einsatz erfordert. Aber wer erinnert sich zwei Wochen nach dem Event noch an den vierten oder fünften Platz? Oder wer weiß unmittelbar nach dem Event überhaupt darüber Bescheid, wenn ich nicht selber ein Foto davon auf Instagram poste? Das finde ich echt schade, da die Tour eine wirklich gute Plattform wäre. Jedoch profitieren leider nur sehr wenige davon. Deshalb bist du nicht nur auf den Competitions, sondern auch mit Videoprojekten sehr aktiv? Ja, man muss kreativ sein. Zum Glück sind Competitions nicht der einzige Weg, etwas zur Kite-Community beizutragen, das auch ein Jahr später noch relevant ist. Die besten Momente für mich sind, wenn ich zum Beispiel ein Video veröffentliche und Monate später immer noch

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LEIDENSCHAFT / HOME, SWEET SALZKAMMERGUT

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Leute zu mir kommen und mir etwas über diesen Clip erzählen. So etwas macht mich superhappy! Ich bin froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben – sprich, mich nicht ausschließlich auf die World Tour zu konzentrieren, sondern auch viel Fokus auf coole Videoprojekte zu legen. Schon vor meiner Verletzung hatte ich den Plan, mich dieses Jahr zu 100 Prozent auf ein Full-Length-Video zu fokussieren. Aber nachdem ich die Hälfte der

Österreich. Derzeit bin ich außerdem wieder supermotiviert zum Windsurfen. Bei böigem Wind eine echt gute Alternative zum Kiten!

Saison ausgefallen war, packte mich die Motivation für Wettbewerbe vollends wieder. Das FullLength-Projekt möchte ich aber in naher Zukunft gerne nachholen. Ich hoffe, dass ich auch dieses Jahr neben der World Tour noch ein paar kleinere Videoprojekte starten kann.

ersten Tag, an dem Kiten und Windsurfen wieder erlaubt war, passte auch die Windvorhersage perfekt. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Kitesurfer am See gesehen wie an diesem Tag. Schon fast wie in Tarifa im Sommer! Aber die Stimmung war super, und man konnte sehen, wie happy jeder war, endlich wieder aufs Wasser zu dürfen. Da war es ganz egal, dass sich gefühlt etwa tausend Kites am Wasser drängten.

Abgesehen von der World Tour – wie haben sich deine Pläne für 2020 durch die Corona-Situation verändert? Hattest du schon fixierte Buchungen, die dadurch ins Wasser gefallen sind? Nein, Buchungen hatte ich zum Glück noch keine gemacht. Das passiert bei mir immer sehr kurzfristig. Das ständige Auf und Ab der World Tour in den letzten Jahren hat mir gezeigt, dass es oft besser ist, nicht allzu weit nach vorne zu planen. Aber natürlich sind jetzt alle Wettbewerbe ausgefallen. Darunter auch einige coole Events in Österreich, die ich richtig gerne gefahren wäre. Bist du immer noch voll im Freestyle-Modus – oder taugt dir auch Foilen, Strapless etc.? Mein Hauptfokus liegt nach wie vor auf Freestyle. Für mich gibt es beim Kiten einfach kein besseres Gefühl, als zum ersten Mal einen Trick zu landen, an dem ich monatelang gearbeitet habe. Was das angeht, bin ich mittlerweile aber ziemlich entspannt und richte mich oft nach den Bedingungen. Wenn es in Tarifa gute Wellen gibt, dann bin ich auch mal strapless und mit Wavekite unterwegs. Foilen ist natürlich auch ein Thema, vor allem im Sommer auf den Seen in

Als der bekannteste Spot Österreichs – der Neusiedlersee – nach wochenlangem Verbot Anfang Mai seine Strände für Surfer öffnete, warst du mit dabei. Ein geniales Wochenende, oder? Ja, das Opening war ziemlich cool! Exakt am

Was denkst du – welche Auswirkungen wird die Coronakrise auf die Kitebranche haben? Hoffentlich ist es bald wieder überall erlaubt, aufs Wasser zu gehen. Ich denke, das wäre auch für die Branche wichtig. Dass alle Events abgesagt wurden, ist natürlich schlecht, aber vielleicht können bis Jahresende zumindest noch ein paar Veranstaltungen stattfinden. Wie gravierend die Auswirkungen dann wirklich sind, wird man erst später sehen. Die Fotos auf diesen Seiten sind am Neusiedlersee entstanden. Der Fotograf Max Matissek ist Windsurfer. Was verbindet dich mit ihm? Ja, Max ist Windsurf-Pro und ein guter Freund von mir. Neben dem Windsurfen macht er supercoole Fotos. Er kitet zwar selbst nicht, aber genau das motiviert mich umso mehr. Mit Fotografen oder Videofilmern zu arbeiten, die nicht direkt aus der Kite-Szene stammen, aber ein gutes Auge für Action und einen eigenen Style haben, der mich anspricht. So werden Shots immer zu etwas Besonderem.


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Den Wind von See zu See verfolgen und mit Freunden auf dem Wasser zu sein – das ist für mich immer noch das Beste an unserem Sport.

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SPOT Nouméa RIDER Titouan GALEA PHOTOS Valerie MOUREN

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LEIDENSCHAFT / BERAN ISLAND UND 'IRGENDWO IN AFRIKA'

PERFEKTE WELLEN

Beran Island und Irgendwo in Afrika' ' TEXT: Moona Whyte | Fotos: James Boulding, Damea Dorsey

Die dreimalige Wave-Weltmeisterin Moona Whyte war im letzten Jahr zweimal in der perfekten Welle unterwegs. Einmal auf den Marshallinseln in Mikronesien und einmal an einem Secret Spot – irgendwo in Afrika. Mitgebracht hat die Hawaiianerin perfekte Fotos. Und ein paar erklärende Sätze. So verrät sie zum Beispiel, wo ihr die besten Wellen rund um Beran Island findet. Wo sich ihr afrikanischer Secret Spot versteckt, behält Moona indes lieber für sich.

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Was die Marshallinseln so speziell macht, ist ihre vollkommene Abgeschiedenheit. Beran Island ist die einzige Insel des Atolls, auf der es Unterkünfte für Besucher gibt. Außer uns waren nie andere Kiter oder Surfer am Spot, und manchmal waren wir gerade mal zu dritt draußen.

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LEIDENSCHAFT / BERAN ISLAND UND 'IRGENDWO IN AFRIKA'

Eine Woche lang genossen wir die Kombi aus Sideshore-Wind, bis zu doppelt mannshohen Wellen und teils sogar konstanten Barrels.

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MARSHALLINSELN

Beran Island Die Marshallinseln sind ein Archipel in Mikronesien, bestehend aus mehr als tausend winzigen, palmenbewachsenen Inseln. Das Wasser dort ist so kristallklar wie sonst nirgends auf der Welt! Zum ersten Mal war ich vor zwei Jahren dort, im Rahmen des Kite-AdventureCamps von Reo Stevens. Auch dieses Jahr ergab es sich zum Glück wieder, dass ich an einem dieser Camps teilnehmen konnte. Rund um die Inseln laufen ein paar Righthander, die sich bei richtigen Bedingungen perfekt zum Kiten eignen. Je nach Größe des Swells, Tide und Windrichtung wählten wir jeden Tag einen Spot aus, den wir dann mit dem Boot ansteuerten. Schon bei meiner Ankunft zeigte der Forecast eine gute Swellperiode an, wir konnten also direkt loslegen. Eine Woche lang genossen wir die Kombi aus SideshoreWind, bis zu doppelt mannshohen Wellen und teils sogar konstanten Barrels. Obwohl ein Tag dabei war, an dem wir das Lineup nur noch bodydraggend verlassen konnten (das kommt davon, wenn man vor lauter Begeisterung über die Wellen zu faul ist, auf größere Kites zu wechseln!), hatten wir in Sachen Wind wirklich Glück. Meist war ich mit meinem 7er- oder 8er unterwegs. Dazu ein 5'7'', perfekt für die saubere, kraftvolle Welle. Weil es vor Ort nicht viele Möglichkeiten gibt, an Land aufzubauen, rollten wir unsere Bars nach den Sessions einfach auf und packten sie gleich mit angehängten Leinen an Bord in die Kites mit ein. Wir starteten auch direkt vom Boot aus, wobei verhedderte Leinen keine Seltenheit waren ... Aber mit der Zeit hatten wir den Dreh raus! Natürlich gibt es viele Spots auf dieser Welt, die exzellente Wellen zum Kiten bieten. Was die Marshallinseln so speziell macht, ist ihre vollkommene Abgeschiedenheit. Beran Island ist die einzige Insel des Atolls, auf der es Unterkünfte für Besucher gibt. Außer uns waren nie andere Kiter oder Surfer am Spot, und manchmal waren wir gerade mal zu dritt draußen. Eine einzigartige Erfahrung, die man heutzutage nur noch selten so erlebt.

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LEIDENSCHAFT / BERAN ISLAND UND 'IRGENDWO IN AFRIKA'

Secret Spot

(irgendwo in Afrika)

Ein klassischer Last-Minute-Trip! Der letzte Teil von Keahis neuem Video war noch ausständig. Da sahen wir diesen Swell kommen – und beschlossen: „diese Gelegenheit nutzen wir.“ Wenige Tage später saßen wir im Flugzeug. Am Ende dauerte die Anreise zwei Tage, inklusive einiger zerstörter Boards (den Airlines sei Dank) und einer unerwarteten Übernachtung durch einen verpassten Verbindungsflug. Und dabei waren wir noch nicht einmal sicher, ob die Bedingungen wirklich so gut werden würden wie erwartet. Immerhin kamen wir rechtzeitig vor dem Swell am Zielort an und stimmten uns mit einer Warm-up-Session auf die kommenden Tage ein. Auch einige befreundete Locals schlossen sich uns an, und schließlich kamen noch James Boulding als Fotograf und Anders Kruger, der für die Videoshootings zuständig war, dazu. Am nächsten Morgen waren die heranrollenden Wellen bereits von Weitem sichtbar. Wir beschlossen, es wieder am selben Spot wie am Vortag zu probieren. Wir hatten keine Ahnung, wie kitebar es dort sein würde, nachdem die Wellen nun doch um ein Vielfaches größer waren. Was wir vorfanden, überraschte uns alle: Ein wuchtiger Righthander mit einer unfahrbaren, komplett schräg aussehenden ersten Section. Darauf folgte eine zweite Section, die in einer Barrel mündete. Definitiv eine der beängstigendsten Wellen, in denen ich je gekitet bin! Dazu kam, dass ich nichts über diese Welle wusste – weder nach welchen Kriterien man sich die richtige aussucht noch wie man sich positionieren musste, um in die Barrel zu kommen. Den Jungs zuzusehen, war super spannend. Ich versuchte, es ihnen nachzumachen, was mich einige Anläufe kostete. Viele Versuche gingen schief und die Welle wurde nicht weniger furchteinflößend. Am Schluss schaffte ich es zumindest einmal, mir eine Barrel zu schnappen. Leider, ohne wieder rauszukommen … Trotzdem freute ich mich – denn immerhin hatte ich dazugelernt. Was solche Sessions so besonders macht, sind aber nicht nur die Wellen. Sondern umso mehr die Menschen, mit denen man sie teilt! Unsere Freunde vor Ort waren einfach nur stoked, solche Bedingungen erleben zu dürfen. Und da wir den Spot mit Respekt behandelten, unterstützten sie uns und sorgten für unsere Sicherheit. Ihre Herzlichkeit und Begeisterung war für uns das Sahnehäubchen eines ohnehin schon unvergesslichen Trips.


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Definitiv eine der beängstigendsten Wellen, die ich je gekitet bin! Ich wusste nichts über diese Welle – weder nach welchen Kriterien ich die richtige aussuche noch wie ich mich positionieren muss, um in die Barrel zu kommen.

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LEIDENSCHAFT / BERAN ISLAND UND 'IRGENDWO IN AFRIKA'

Ich hatte das Glück, auf Hawaii kiten zu lernen.

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Was bedeutet Wavekiten für dich? Wavekiten ist für mich die perfekte Möglichkeit, das, was die Natur uns gibt, zu unserem Vorteil zu nutzen. Ich hatte das Glück, auf Hawaii kiten zu lernen. Wir haben hier überall gute Wellen, wodurch die meisten Surfboards anstatt Twintips fahren. Mein erstes Brett war ein altes Surfboard, auf dem Footstraps montiert waren. Sobald es möglich war, habe ich mir die Wellen vorgenommen. Dort herumzuspielen, hat mir unendlich viel Spaß gemacht – ich war von Anfang an süchtig! Wavekiten ist der beste Weg, sich möglichst viele Wellen zu schnappen, auch solche, die man durch Paddeln nur schwer erreicht. Auch den Wind, den die meisten Surfer verteufeln, nutzt man beim Wavekiten für sich. Für mich ist es mittlerweile einfach eine andere Art des Surfens, durch die ich auf dem Wasser Spaß haben kann, egal bei welchen Bedingungen. Nicht zu vergessen die damit verbundenen Reisen, die mich an die schönsten Orte der Welt bringen.

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PROFIZIRKUS / GKA SAL

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Der Headjudge hat entschieden, dass es eine reine Waveriding-Wertung geben wird, ohne Strapless Freestyle. Denn fĂźr ein gemischtes Format waren die Bedingungen nicht gut genug.


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GKA KITE-SURF WORLD CUP KAP VERDE | 29.2. BIS 6.3.2020

Beide Weltmeister Dritte TEXT: Kate Chandler, Dirk Seifert | FOTOS: Ydwer van der Heide

Auf Sal läuft eine der besten und bekanntesten Wellen: Ponta Preta. Im letzten Jahr zeigte sich Ponta Preta während des GKA-Events von seiner besten Seite und lieferte hervorragende Bedingungen. In diesem Jahr leider nicht. Der Auftakt-Event der GKA Kite-Surf Tour musste an den Kitebeach verlegt werden, direkt vor die Station von Mitu und Djo. Die Wellen waren nicht besonders hoch, der Wind nicht besonders stark. Doch die Elite der Wavekiter ließ sich nicht entmutigen und machte das Beste aus den Gegebenheiten. Am Ende stand eine Wertung. Und die sorgte für einige Überraschungen.

Tag 1

Der Headjudge hat entschieden, dass es eine reine Waveriding-Wertung geben wird, ohne Strapless Freestyle. Denn für ein gemischtes Format waren die Bedingungen nicht gut genug. Die beiden besten Wellen zählen für das Endergebnis. Gleich am ersten Tag könnten bei den Herren drei volle Runden mit zehn Vorläufen absolviert werden. Die Überraschung des ersten Tages war der Franzose Charlie Martin. Der erst vierzehnjährige Youngster von der Insel La Réunion dominierte seine Vorläufe, zeigte ein beeindruckendes Können in den kleinen Wellen und rückte in Runde 5 vor. Für Weltklasse Fahrer wie James Carew müssen die Bedingungen frustrierend gewesen sein. Aber das hat den Australier nicht davon abgehalten, alles zu geben. Er schloss seinen Heat mit respektablen 11,53 Punkten. Reichlich Unterstützung gab es vom Publikum, das die Leistungen auf dem Wasser leidenschaftlich feierte. So auch den Local

Djo Silva. Zusammen mit Mitu Monteiro leitet er die größere Kitestation am Kitebeach. Djo ist nicht nur in die Organisation des Events involviert, er trat auch als Competitor an. Er gewann seine beiden Vorläufe und schaffte es ebenfalls in Runde 5. Auch Francesco Cappuzzo (IT), der letztes Jahr Platz vier belegte, hatte mit 11 Punkten einen respektablen Start. Am Ende des Tages dann der Höhepunkt. Airton Cozzolino, amtierender Weltmeister und neben Mitu Monteiro der bekannteste Local, landete einen spektakulären Air auf der Nose seines Boards. Die Kampfrichter belohnten seine Leistung mit einer 11.80. Auf Sal feierten zwei Fahrer ihr Comeback auf der Tour, die im letzten Jahr verletzungsbedingt pausieren mussten: Luis Brito (CV), der sich vor zwei Jahren in Tarifa an seiner Schulter schwer verletzte und Matchu Lopes (SP), der Weltmeister von 2016. Beides ebenfalls Rider von den Kapverden. Brito gewann seinen Heat gegen Oscar Perrineau

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PROFIZIRKUS / GKA SAL

Auf Sal feierten zwei Fahrer ihr Comeback auf der Tour, die im letzten Jahr verletzungsbedingt pausieren mussten: Luis Brito (CV), der sich vor zwei Jahren in Tarifa an seiner Schulter schwer verletzte und Matchu Lopes (SP), der Weltmeister von 2016. Beides Rider von den Kapverden. Matchu sicherte sich den höchsten Score des Tages. Was für ein großartiger Start.

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(FR) und Jörn Donat (DE) mit einer Wertung von 11.54. Den höchsten Score des Tages sicherte sich Matchu mit 14.70. Was für ein großartiger Start. Bei den Frauen konnte eine komplette Runde mit acht Läufen gefahren werden. Peri Roberts aus Australien setzte sich mit 12.83 Punkten gegen Marcela Witt (BR) (7.84) und Clémence Derrien (FR) (7.83) durch. Die Local-Riderin Irati Fonseca Kohler (CV) bewies, wie hilfreich es ist, die Bedingungen genau zu kennen und die Welle auszuwählen, die die höchste Punktzahl bringt. Die Kapverdierin gewann ihren Lauf (6.76) gegen Capucine Delannoy (FR) (5.80) und Alina Froschmeier (DE) (5.40). Charlotte Carpentier (FR), eine der erfahrensten Riderin im Worldcup, zeigte auch in diesen schwierigen Bedingungen Stärke und gewann ihren Heat mit 7.97 gegen Kesiane Rodrigues (BR) (5.87) und Giulia Böhmerle (DE) (4.07). Den letzten Heat des Tages entschied die Spanierin Carla Herrera mit 10.90 Punkten knapp gegen Stella Groschupf (DE) (10.17) für sich. Die höchste Punktzahl des Tages sicherte sich Ines Correia aus Portugal gegen Susanne Schwarztrauber (DE) (6.83) und Monica Gilardoni (IT) (6.37).

Tag 2

Der zweite Tag am Kitebeach bot mit 25 Knoten Wind und größeren Wellen etwas bessere Bedingungen als der Vortag. Gestartet wurde wieder eine reine Waveriding-Wertung mit 14-minütigen Heats und drei Minuten Transitionzeit. Die Männer starteten mit Kites zwischen 7.0 und 9.0, die Frauen zogen etwas kleiner. Der Local Titik Lopes (CV) hatte einen guten Start, mit 11,46 holte er den höchsten Score der Herrenwertung. Damit nahm er Toni Ciliberto aus Italien aus dem Wettbewerb und rückte in die fünfte Runde vor, wo er gegen Simon Joosten aus Barbados antreten wird. Im zweiten Heat zeigte der Brasilianer Pedro Matos in den letzten Sekunden einen stylischen 360, erreichte eine 11.13. Er rückt ebenfalls vor in Runde fünf und trifft dort auf den Local Djo Silva. Auch Anderson Reboucas aus Brasilien kam mit den schwierigen Verhältnissen gut zu zurecht und erreichte mit einer 9.96 ebenfalls Runde 5. Andere Favoriten hatten weniger Glück. Jan Marcos Riveras (DomRep) wurde von Nicola Abadjiev (BG) aus dem Rennen geworfen und Camille Delannoy (FR) scheiterte gegen Pedro Matos (BR). Ein megasportliches Verhalten zeigte Luis Brito in seinem Heat gegen Arsenio Dias, beide von dem Kapverden. Dias dropte seinen Kite, Brito ließ ihm die Zeit zum Relaunch – und verlor mit 7.50 zu 9.00. Beide Athleten trugen ein breites Grinsen, als sie aus dem Wasser kamen.

Die Frauen hatten am Nachmittag weniger Glück mit den Bedingungen. Der Gezeitenwechsel verwandelte die Wellen in kniffligen Brei, die Mädels mussten hart arbeiten, um gute Punkte zu bekommen. Trotzdem konnte eine komplette Runde mit acht Läufen gefahren werden. Supergut meisterte Stella Groschupf ihren Heat. Die junge Deutsche erreichte mit 7.0 die höchste Einzelwertung für einen Trick und schloss ihren Heat mit 12.30. In Runde drei wird sie gegen Charlotte Carpentier aus Frankreich antreten. Marcella Witt (BR) konnte sich gegen Dianira Lopes (CV) durchsetzen und trifft in der nächste Runde auf Ines Correia (PT). Susanne Schwarztrauber (DE) kam ebenfalls gut mit den matschigen Wellen zurecht und setzte sich mit 8.03 gegen Julia Castro (SP) durch. In der nächsten Runde trifft die Deutsche auf Peri Roberts (AU).

Tag 3

Tag drei brachte wechselhafte Bedingungen, höhere Punktzahlen – und überraschende Ergebnisse. Wieder konnte eine komplette Runde mit acht Läufen ausgefahren werden. Der Wind am Kitebeach war zwar wieder etwas stärker als am Vortag, aber er kam side/onshore, was die Bedingungen nicht unbedingt verbesserte. Dennoch eröffnete der Local Titik Lopes (CV) großartig und setzte die Messlatte für Highscores auf 10.24. In der nächsten Runde trifft er auf Pedro Matos (BR), den Fahrer mit der höchsten Punktzahl des Vortages. Matos erzielte beeindruckende 13.53 gegen den lokalen Favoriten und Veranstalter Djo Silva (CV). Reece Myerscough (CA) erzielte 11.40 und James Carew (AU) 10.60. Morgen werden sie sich in Runde 6 gegenüberstehen, es wird sicher ein hartes Match. In Lauf 5 haben die Kapverdianer Matchu Lopes (der für Spanien antritt) und Arseniso Dias (CV) ein Heimspiel, das Lopes mit 13.23 zu 9.23 für sich entschied. Die Überraschung des Tages ist wiederum Charly Martin. Am Tage seines 15. Geburtstages sicherte er sich mit einer 10.70 einen der vier Plätze des Viertelfinales, wird dort auf Matchu Lopes treffen. Sebastian Ribeiro (BR) setze sich gegen Alan Trancart (FR) durch und trifft im Viertelfinale auf den amtierenden Weltmeister Airton Cozzolino (CV). Am Nachmittag gingen die Frauen aufs Wasser. Wieder in nicht den besten Bedingungen. Der Wind war löchrig, gute Punkte zu erzielen schwierig. Ines Correia (PT) schien das nicht zu stören. Die Portugiesin verbringt einen Teil des Jahres auf den Kapverden, diesen Vorteil nutzte sie. Mit 6.93/13.70 erzielte sie den höchsten Score des Tages und qualifizierte sich damit fürs Semifinale, wo sie auf die Schwedin Johanna-Catharina Edin

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treffen wird. Die Freestyle-Weltmeisterin Mikaili Sol (BR) tritt nach ihrer Premiere im Herbst in Preá in dieser Saison auch im Wave an. Sie warf Giulia Böhmerle (DE) aus dem Wettbewerb und trifft in Runde 4 auf die Französin Charlotte Carpentier, die sich gegen Stella Groschupf (DE) durchsetzte. Auch Peri Roberts (AU) und Lilian Malschaert (NL) kommen weiter, in der nächsten Runde werden sie sich gegenüberstehen. Die Kapverdianerin Irati Fonseca kam ebenfalls eine Runde weiter – sehr zur Freude es Publikums. Im Viertelfinale wird sie auf die amtierende Weltmeisterin Carla Herrera (SP) treffen, die sich mit 11.07 zu 6.44 gegen Kesiane Rodrigues aus Brasilien durchsetzte.

Tag 4 _ Viertelfinale

Weiter geht es im K.-o.-System (Single Elimination). Mit Wind zwischen 15 und 20 Knoten und kleinen Wellen lieferte der Kitebeach leider wieder nicht ideale Bedingungen. Bei den Herren konnten die komplette Runde 6 mit vier Läufen und bei den Damen Runde 4 mit ebenfalls vier Heats gefahren werden. Die höchste Punktzahl holte der amtieren Weltmeister Airton Cozzolino, Peri Roberts (AU) lieferte die höchste Wertung bei den Frauen. Reece Myerscough (CA) musste leider krankheitsbedingt aufgeben. Trotz der nicht optimalen Bedingungen waren die Wertungen hoch, was zu einigen engen

seine Erfahrung. Lopes erwischte eine 8.43 Welle – die bisher höchste Einzelwertung des gesamten Wettbewerbs. Im Semifinale wird Matchu auf seinen Freund und Teamkollegen Airton Cozzolino treffen, der in einem der spannendsten Läufe des Tages Sebastian Ribeiro (BR) aus dem Wettbewerb warf. Im ersten Lauf der Frauen führte Johanna-Catharina Edin (SE) bis zu den letzten drei Minuten gegen Ines Correia (PT), dennoch konnte die Portugiesin Blatt noch einmal wenden und den Heat mit 13.17 für sich entscheiden. Im Halbfinale trifft sie auf die Freestyle Weltmeisterin Mikaili Sol (BR). Sol warf mit Charlotte Carpenter (FR) eine der erfahrensten Riderinnen aus dem Wettbewerb. In dem vierten Heat des Tages setzte sich Peri Roberts (AU) mit konsequentem und kraftvollem Surfen gegen Lilian Malschaert (NL) durch. Im Halbfinale wird sie auf die amtierende Weltmeisterin Carla Herrera (SP) treffen. Lilian Malschaert ist eine bemerkenswerte Riderin. Zum Wettbewerb nach Sal reiste sie mit ihren kleinen Kindern an. Im letzten Heat des Tages hatte die amtierende Weltmeisterin alle Mühe mit der lokale Fahrerin Irati Fonseca (CV). Die Kapverdierin fuhr mit sehr viel Stil, beide Frauen gaben in den kleinen Wellen und leichtem Wind alles. Letztendlich konnte die Weltmeisterin ihre höhere Erfahrung nutzen und den Lauf mit 8.13 zu 7.96 für sich entscheiden. 33

Emotional stark aufgeladen der Heat der beiden Lokalmatadoren Matchu Lopes und Airton Cozzolino. Sie sind befreundet seit ihrem zweiten Lebensjahr, wuchsen zusammen auf, gingen zusammen zur Schule, fingen gemeinsam an zu kiten, gehören dem selben Team an. Den Sieg an ihrem Homespot zu holen, ist für beide eine Herzensangelegenheit.

Entscheidungen führte. Den ersten Lauf bestritten Titik Lopes (CV) und Pedro Matos (BR). Beide Fahrer waren sich technisch ebenbürtig, die Entscheidung denkbar knapp. Matos entschied den Heat in den letzten Sekunden mit 10.60 zu 10.54 für sich. Im Halbfinale wird der Brasilianer auf James Carew (AU) treffen. Im dritten Lauf traf der gerade 15-Jährige – und damit jüngste Rider – im Feld Charly Martin (FR) auf den Ex-Weltmeister Matchu Lopes (SP). Martin konnte lange Zeit gut mithalten, dennoch entschied Lopes den Heat am Ende deutlich für sich – nicht zuletzt auch durch

Supersession

Mit der Supersession wollten die Veranstalter ein neues Format testen und es vielleicht auch bei späteren Strapless-Freestyle-Wettbewerben einsetzen. Ein Heat dauert 10 Minuten, die Fahrer gehen einzeln aufs Wasser, für die Wertung zeigen sie ihren besten Trick. Sobald dieser gelandet ist, verlassen sie das Wasser wieder und der nächste Fahrer ist an der Reihe. Pedro Afonso (PT) belegte mit 4.50 Punkten den 3. Platz, Nicolas Abadjiev (BG) mit 7.33 den zweiten und Kiko Roig (SP) gewann die Supersession mit respektablen


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Das Finale zwischen Matchu Lopes und James Carew hatte die Spannung, die wir erwarten durften. Matchu nimmt früh eine Welle mit hoher Punktzahl (6.47), Carew hat mit seinen ersten vier Wellen kein glückliches Händchen. Doch Carew steckt nicht auf – und wird belohnt.


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8.10 Punkten. Bei den Frauen war die Wertung knapper, die aktuelle Weltmeisterin Carla Herrera (SP) holte den Titel (6.53), Marcella Witt (BR) mit 5,47 Platz zwei und Capucine Delannoy (FR) den dritten Platz (4,90).

Tag 5 _ Halbfinale

Am Abend zuvor packten die Organisatoren alles zusammen und bauten alles in Ponta Preta wieder auf. Doch die Hoffnung auf gute Bedingungen wurden nicht erfüllt. Leichter Wind und kleine bis keine Dünung – auch an diesem Morgen herrschten am Kultspot nur bescheidene Bedingungen. Der Headjudge entschied, den ersten Start zu verschieben. Der gesamte Tross zog zurück an den Kitebeach. Als erstes wurden die beiden Semifinale der Frauen gestartet. Ines Correia (PT) gegen Mikaili Sol (BR) und Peri Roberts (AU) gegen Carla Herrera (SP). Beide Heats waren megaspanned. Am Ende setzten sich Correra (10.86) gegen Sol (6.53) und Roberts (10.20) gegen die Weltmeisterin (9.23) durch. Im Minifinale, also dem Heat um Platz drei, standen sich die Freestyle-Weltmeisterin und die Wave-Weltmeisterin gegenüber. Der Lauf war spannend und knapp, doch am Ende siegte die Erfahrung der Weltmeisterin im Wave. Herrera besiegte Sol mit 8.73 zu 8.06. Mit Ines Correia und Peri Roberts standen sich zwei der Favoritinnen gegenüber. Peri mit ihrem starken Surfstil fährt hart und kraftvoll. Ines genießt Heimvorteil und die Unterstützung des Publikums. Beide Frauen kommen gut mit den Bedingungen klar, zeigen eine gute Show, das Ergebnis lange knapp. Eine 7.00er Welle bringt Correia die Führung, die sie bis zum Ende des Heats nicht mehr abgibt. Correia siegt über Roberts mit 12.74 zu 10.50. Im ersten Heat der Männer sind Pedro Matos (BR) und James Carew (AU) auf dem Wasser. Beide haben einen Surfhintergrund, beide fuhren hart in den schwierigen Bedingungen. Carew siegte mit 13.43 zu 11.60. Es war ein unglaublich spannender Heat. Nicht minder

spannend, aber emotional deutlich stärker aufgeladen die nächste Paarung: die beiden Lokalmatadoren Lopes (SP) und Airton Cozzolino (CV). Sie sind befreundet seit ihrem zweiten Lebensjahr, wuchsen zusammen auf, gingen zusammen zur Schule, fingen gemeinsam an zu kiten, gehören dem selben Team an – und sind beide Weltmeister. Den Sieg an ihrem Homespot zu holen, ist für beide eine Herzensangelegenheit. Ein wahnsinnig emotionaler Heat also. Denn einen Sieg auf einem Worldcup auf seiner Heimatinsel hat der amtierende Weltmeister noch nicht erreicht. Für beide Fahrer muss es schwierig sein, gegen den besten Freund anzutreten. Mit 14.20 und einem hauchdünnen Vorsprung von nur 0,20 Punkten entscheidet Lopes den Heat für sich und schickt den amtierenden Weltmeister ins Minifinale (Heat um Platz 3). Diesen gewinnt Cozzolino gegen Matos mit 12.97 zu 11.50. Das Finale zwischen Matchu Lopes und James Carew hatte die Spannung, die wir erwarten durften. Matchu nimmt früh eine Welle mit hoher Punktzahl (6.47), Carew hat mit seinen ersten vier Wellen kein glückliches Händchen. Alle vier erhalten nur eine Dreier-Wertung. Doch Carew steckt nicht auf – und wird belohnt. Wave fünf und sechs zählten 7.27 und 7.30. Damit gewinnt er das Event – und auch seinen ersten World Cup. Das war ein großartiges Finale des ersten GKA Word Cup 2020. Neue Namen im Feld und Überraschungen in den Platzierungen. Die beiden amtierenden Weltmeister belegten jeweils den dritten Platz – und ein grandioses Comeback für Matchu Lopes. Nach der Preisverleihung hat Mitveranstalter Djo Silva eine Unterrichtssession für Kinder aus den umliegenden Schulen organisiert. Die GKA Rider führten die jungen Locals an unseren wunderbaren Sport. Und vielleicht war gerade diese Session der Grundstein für eine zukünftige professionelle Kitesport-Karriere für eins der Kinder.

RESULTATE

Männer 1. James Carew 2. Matchu Lopes 3. Airton Cozzolino 4. Pedro Matos Frauen 1. Ines Correia 2. Peri Roberts 3. Carla Herrera 4. Mikail Sol

Australien Spanien Kapverden Brasilien Portugal Australien Spanien Brasilien

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PROFIZIRKUS / GKA

Geplant ist, einige Tourstopps im Oktober nachzuholen.

INTERVIEW MIT DR. JÖRGEN VOGT, GENERALSEKRETÄR DER GLOBAL KITESPORTS ASSOCIATION

Alle Veranstalter, Sponsoren und Athleten stehen hinter der Tour! 36

Die GKA ist der Organisator und Veranstalter der Kite World Tour. Auf der Kite World Tour werden die Weltmeister im Freestyle (Twintip) und im Wave (Surfboard) gekürt. Für 2020 waren in beiden Disziplinen jeweils sechs Events ge-

plant. Stattgefunden hat bisher nur der Auftakt-Event vom 29.2. bis 6.3.2020 auf Sal/Kapverden in der Disziplin Wave. Danach griff Corona. Dr. Jörgen Vogt gibt Auskunft, wie es mit der Tour in diesem Jahr weitergeht.

Jörgen, wie sieht die weitere Planung für die Kite World Tour 2020 aus? Im Moment kann ich keine verbindliche Information für 2020 geben. Für jeden Tourstopp gibt es eine Deadline – jeweils sechs Wochen vor dem ersten Tag des Events. Liegt zu diesem Zeitpunkt keine Bestätigung seitens des lokalen Veranstalters vor, gilt das Event als abgesagt. In der momentanen Situation kann kein Veranstalter eine verlässliche Bestätigung geben. Ein weiterer Punkt ist, dass sofern die Fahrer nicht zum Austragungsort gelangen können, ein Tourstopp ebenfalls abgesagt wird. Im Moment herrscht eine weltweite Reisewarnung. Aus diesen beiden Gründen kann im Moment kein weiterer 2020er Tourstopp bestätigt werden. Sind Events bereits verbindlich abgesagt worden? Ja. Mauritius und Madagaskar sind für 2020 abgesagt und auf 2021 verschoben worden.

Jahr überhaupt ein Event stattfinden darf. Alternativ ist ein Termin Ende August geplant. Sollte auch dieser Termin nicht möglich sein, wird auch hier auf 2021 verschoben werden. Weiterhin fest geplant ist Hvide Sande/Dänemark im September. Zu diesem Tourstopp soll auch ein Test-Event mit Herstellern stattfinden. Die Zusage des Veranstalters und der GKA Brands steht. Die Frage wird sein, ob bis dahin die Grenzen wieder offen sein werden und auch ob die Athleten anreisen können. Geplant ist zudem, im Oktober einige Tourstopps nachzuholen. So besteht nach Auskunft der Gemeindeverwaltung in Tarifa die Hoffnung, den World Cup im Süden Spaniens, der gleichsam auch die Geburtsstätte der GKA Kite World Tour ist, im Herbst nachzuholen. Auch denke ich, dass der Freestyle World Cup in Sri Lanka im Oktober weiterhin realistische Chancen hat. Und im Moment planen wir, im November für beide Disziplinen nach Brasilien zu den World Cups in Cumbuco, Prea und Rio einladen zu können.

Wie sieht es mit den übrigen Tourstopps aus? Sotavento/Fuerteventura (Freestyle) und Vargas/Gran Canaria (Wave) sind für Ende Juli geplant. Auf Fuerte möchte der Veranstalter Renè Egli und die Gemeinde den Tourstopp – wenn es irgendwie geht – in jedem Fall austragen. Nach meiner persönlichen Einschätzung rechne ich aber nicht damit, dass diese Stopps zu diesem Zeitpunkt stattfinden können. Bisher wurden die Reisemöglichkeiten nicht gelockert und es ist zudem fraglich, ob in Spanien in diesem

Wie sieht es mit der Rückendeckung seitens der lokalen Veranstalter und Sponsoren aus? Alle Veranstalter und Sponsoren haben zugesichert, ihren Vertrag um den Ausfallzeitraum zu verlängern. Dasselbe gilt für die Ausrichter vor Ort. Sobald ein World Cup wieder möglich sein wird, werden alle geplanten Events stattfinden. Ich freue mich, dass wir durch diese Rückendeckung selbst in dieser Krise eine verlässliche und somit nachhaltige Tour im Profi-Kitesport haben.


c a p s u l e c o l l e c t i o n

mUse SU R FING E LE ME NT S

W W W.ION-P R ODU C TS . C OM


LEIDENSCHAFT / INTERVIEW KIKO ROIG TORRES

Kiko Roig Torres Alter: 19 Nationalität: Spanisch Kitet seit: 2012 GKA-Debüt: 2017 Homespot: Tarifa, Spanien Lieblingsspot: Preà, Brasilien

INTERVIEW MIT KIKO ROIG TORRES

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Lieblingstricks und Lockdown TEXT: Anja Fuchs / FOTOS: Kyle Cabano, Ydwer van der Heide

Zum ersten Mal auf dem Board stand Kiko Roig Torres mit elf, mit 19 beendete er seine zweite GKA-Saison und 2020 tritt er mit einem neuen Sponsor an. Dass wir von dem jungen Strapless-

Talent noch einiges zu sehen bekommen werden, steht außer Zweifel. Wir haben mit Torres geplaudert. Über Best Trick Competitions, nicht vorhandene Trainingsstrategien und (natürlich!) Corona.

Hi Kiko, du bist erst 19, kitest aber schon seit acht Jahren. Wie bist du beim Strapless gelandet? Angefangen habe ich mit einem Twintip. An meinem Homespot in Valencia gab es ein paar wenige Freestyler, aber die meisten Kiter waren strapless unterwegs. Ich hatte damals nur einen Kite, einen 9er. Für Unhooked-Tricks hatte der einfach zu viel Power für mich. Deshalb beschloss ich, es mit einem Strapless-Board zu versuchen. Auch das war anfangs nicht ganz easy – denn für meine Körpergröße waren die meisten Boards zu breit und zu lang. Also fing mein Dad an, Boards für mich zu shapen. Das Know-how dafür hatte er sich in seinen Windsurf-Zeiten angeeignet.

dass ich es geschafft habe – und dementsprechend genieße ich es auch. Ich werde hart trainieren, um an meine Ergebnisse vom Vorjahr anschließen zu können (Anm. d. Red.: Im Gesamtranking der GKA Kite-Surf liegt Kiko aktuell auf Platz 17). In dieser Saison starte ich außerdem ein neues Abenteuer im Airush International Team. Es macht mich super stolz, Mitglied dieser großen Familie zu werden.

GKA-Tour, spanischer Meistertitel … Mittlerweile hast du eine Kitekarriere hingelegt, die sich sehen lassen kann. Ja, ich wurde 2019 spanischer Meister im Strapless und habe die letzte GKA-Weltmeisterschaft auf Platz 10 beendet. In der World Tour fahre ich seit 2018 mit, also seit zwei Saisons. Sich den Platz in der GKA zu erkämpfen, war schon hart. Natürlich bin ich umso glücklicher,

Wie findest du die Formate und die Organisation der GKA-Tour? Die Events sind wirklich gut organisiert. In Sachen Format hat sich in dieser Saison einiges geändert. Und ich muss zugeben, ich liebe das neue Format für die Strapless Freestyle Contests. Man hat 12 Versuche für seine Tricks, nur die besten fünf Scores fließen in die Gesamtwertung ein. Es gibt acht Kategorien für Tricks: Frontroll, Backroll, Air, Board-off, Rodeo, Handlepass, Shove-it und Loops. Angerechnet wird nur ein Trick pro Kategorie. Außer bei Board-offs und Loops, dort können zwei Tricks in die Wertung einfließen, sofern sie besser waren als andere Versuche.


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Es gibt acht Kategorien für Tricks: Frontroll, Backroll, Air, Board-off, Rodeo, Handlepass, Shove-it und Loops.

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Mein Lieblingstrick ist ein Frontroll Double Tictac. Der Trick, der mir beim letzten Freestyle-Event 2019 in Brasilien meinen ersten 9er-Score bescherte.


LEIDENSCHAFT / INTERVIEW KIKO ROIG TORRES

Ich war schon mehrmals bei den Best Trick Comps dabei. Ich hatte es einmal auf den dritten und einmal auf den zweiten Platz geschafft – aber noch nie ganz nach oben.

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Beim Tourstopp auf Sal hast du die Best Trick Competition gewonnen. Mit welchem Trick? Und – was ist überhaupt dein Lieblingstrick? Ich war schon mehrmals bei den Best Trick Comps dabei, die die Organisatoren nach dem Hauptevent veranstalten. Bis zuletzt hatte ich es einmal auf den dritten und einmal auf den zweiten Platz geschafft – aber noch nie ganz nach oben. An diesem Tag war der Wind zwar leicht, ich konnte aber trotzdem eine doppelte Frontroll mit tiefem Kite landen. Das Ticket zum Sieg! Mein Lieblingstrick ist ein Frontroll Double Tictac. Der Trick, der mir beim letzten Freestyle-Event 2019 in Brasilien meinen ersten 9er-Score einbrachte.

Wer genießt, was er tut, bekommt auch Ergebnisse. Einen Coach habe ich nicht.

Wie trainierst du für Competitions? Hast du einen Coach? Ich bin oft auf dem Wasser und hin und wieder im Gym. Spaß beim Kiten bildet den Kern meines Trainings. Ich trainiere nie mit Fokus auf den Wettbewerb – das Wichtigste ist meiner Meinung nach der Spaß an der Sache. Wer genießt, was er tut, bekommt auch Ergebnisse. Einen Coach habe ich nicht. Bei mir läuft es eher so ab: Ich versuche einen Trick, dann crashe ich … dann kommt der nächste Trick, ich crashe wieder … Die Regeln des Spiels beim Kiten, würde ich sagen. Was hat dich zu deinem Sponsorenwechsel zu Airush bewegt und welches Airush-Setup fährst du?

Airush bot mir eine großartige Möglichkeit, meine Träume zu verwirklichen. Ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Aber es war nicht nur das: jedes Mal, wenn ich mit der Airush-Crew sprach, fühlte ich mich super wohl, irgendwie wie zuhause. Sie gaben immer auf mich acht und meinten, ich würde sehr gut ins Team passen. Ich hatte einfach von Anfang an ein gutes Gefühl dabei. Das war die Grundlage meiner Entscheidung, und ich bin sehr glücklich, nun Teil dieser großartigen Familie zu sein! Mein aktuelles Setup besteht aus dem neuen Airush Session und dem Cypher V3 Carbon Inegra. Wie waren die vergangenen Wochen für dich? Nun ja, erst konnte ich gar nicht glauben, was da passiert. Gerade eben war ich vom ersten GKA Tourstopp nach Hause gekommen, hatte den Best Trick Contest gewonnen, war total happy mit meinen Ergebnissen und dass ich endlich all meine Freunde wieder getroffen hatte – und dann das! Ich habe die letzten Wochen zuhause bei meiner Familie in Spanien verbracht. Durch den Lockdown konnte ich leider einen ganzen Monat lang nicht aufs Wasser. Also eine ziemlich lange Trainingspause. Dann wurden zwar die Restriktionen aufgehoben, aber an meinem Homespot gab es keinen Wind. Demnach auch keine Sessions für mich. Ich hoffe sehr, dass COVID-19 bald weltweit besiegt ist und dass es im Herbst mit der Tour weitergeht. Klar, die Corona-Krise hat für fast alle Menschen auf dieser Welt die Pläne durchkreuzt. Was hast du nun in den nächsten Monaten vor? Wie viele andere hatte ich für dieses Jahr natürlich einige Trips und auch Competitions auf der Agenda. Vieles davon fällt jetzt flach. Dafür ergibt sich die perfekte Gelegenheit, durch mein Heimatland zu reisen. Immerhin gibt es in Spanien jede Menge großartige Spots zu erkunden!


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Durch den Lockdown konnte ich leider einen ganzen Monat lang nicht aufs Wasser.


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LEIDENSCHAFT / MARTINIQUE UND UNION ISLAND

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MARTINIQUE UND UNION ISLAND

Corona-Flucht TEXT: Francesca Bagnoli | Fotos: Vincent Bergeron

Während wir in diesen Tagen in Quarantäne zu Hause sitzen und die ganze Welt wegen Covid-19 verrückt spielt, bin ich in Gedanken ganz woanders – nämlich an einem der schönsten Plätze der Welt, an dem ich noch einen Monat zuvor Sonne und Wind genossen hatte: in der Karibik.

Geplant war ein Video-Shoot mit Vincent Bergeron – einem der schrägsten und talentiertesten Fotografen ever! Colleen, Paula, Pippa, Hannah und ich trafen uns in Martinique, wo das Shooting stattfinden sollte. Als Unterkunft hatten wir einen Katamaran gebucht, um die unberührten Kitespots der französischen Karibik-Insel zu erkunden. Leider spielte der Wind vor Ort nicht mit, weshalb wir beschlossen, bis nach Union Island weiterzusegeln.

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LEIDENSCHAFT / MARTINIQUE UND UNION ISLAND

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er Trip dorthin war alles andere als einfach (was unter den momentanen Umständen wahrscheinlich ziemlich ironisch klingt). Insgesamt waren wir 18 Stunden unterwegs. Da wir wussten, dass der Wind auch in Union Island noch auf sich warten ließ, beschlossen wir, das Beste aus der Situation zu machen und legten Zwischenstopps auf Saint Lucia, Saint Vincent und Canouan ein. Inseln mit atemberaubender Landschaft, voller Wasserfälle, exotischer Blumen, riesiger Bäume und endlosem Grün, umgeben von kristallklarem Wasser. So paradiesisch, dass ich mich manchmal fragte: „bin ich gerade wach oder ist das ein Traum?“ Nach 18 Stunden Fahrt erreichten wir schließlich Union Island und unser Ziel, das Jeremie Tronet Pro Center. Ich war mehr als motiviert, endlich aufs Wasser zu kommen! Als ich am nächsten Tag aufwachte und den Wind in meinen Haa-

Pippa zeigt dir, wie du noch höher springst. Von Paula lernst du, deine Moves kraftvoller zu machen. Colleen hat den coolsten Style. Und Hannah ist die Queen of Big Air. ren spürte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Den anderen ging es ähnlich – nur noch wenige Augenblicke trennten uns von der langersehnten Session. Mit den Mädels gemeinsam zu kiten, inspiriert mich immer wieder aufs Neue. Jede hat ihren ganz eigenen, einzigartigen Style und ich lerne jedes Mal etwas dazu. Pippa zeigt dir beispielsweise, wie du noch höher springst, von Paula lernst du, deine Moves noch kraftvoller zu machen. Colleen hat den coolsten Style, den ich jemals gesehen habe, von ihr kann man sich z. B. Grabs abschauen. Und Hannah ist einfach die Queen of Big Air. Nach zwei fleißigen Morgenshootings beschlossen wir, die Kulisse zu wechseln. Zehn Minuten downwind von Jeremies Station befindet sich ein butterflacher Spot. Der FreestyleTraum schlechthin! Leider zeigte sich der Forecast an diesem Tag nicht von seiner besten Seite: Wind sollte es nur ganz früh am Morgen geben. Sprich, Tagwache um 5 Uhr und Shooting-Start um 5:30 Uhr. Eigentlich bin ich ja ein Morgenmensch, aber um diese Zeit schon auf dem Wasser zu sein, war sogar mir zu früh. Nichtsdestotrotz ist Kiten bei Sonnenaufgang etwas ganz Besonderes. Man fühlt sich, als wäre man genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ein besseres Gefühl gibt es kaum.


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Wind sollte es nur ganz früh am Morgen geben. Also Tagwache um fünf und ShootingStart um halb sechs. Eigentlich bin ich ja ein Morgenmensch, aber um diese Zeit schon auf dem Wasser zu sein, war sogar mir zu früh.


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Zehn Minuten downwind von Jeremies Station befindet sich ein butterflacher Spot. Der Freestyle-Traum schlechthin!


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Unsere Rückreise nach Martinique war lang und ohne Zwischenstopp – dafür mit einigen schönen Überraschungen. Zum Beispiel, als sich zehn Delfine zu uns gesellten und rund um unser Boot herumsprangen. Obwohl ich durch mein Studium in Italien davor länger nicht kiten konnte, war ich bei diesen Sessions mit den Mädels so gestoked, dass ich all meine Tricks landete. Und nach fünf kiteintensiven Tagen sprachen die Blasen an meinen Händen Bände ... Unsere Rückreise nach Martinique war lang und ohne Zwischenstopp – dafür mit einigen schönen Überraschungen. Zum Beispiel, als sich zehn Delfine zu uns gesellten und rund um unser Boot herumsprangen. Ein magischer Moment, der mir für immer im Gedächtnis bleiben wird. Nach Tagen wie diesen die Heimreise anzutreten, ist immer schwer. Aber von solchen Trips kommt man nicht mit leeren Händen nach Hause. Man hat sich persönlich weiterentwickelt, hat neue Dinge gelernt. Nicht zu vergessen die unvergesslichen Erinnerungen, die man auf ewig im Herzen trägt. Ich bin unendlich glücklich und stolz, ein Teil der Kiteboarding-Community zu sein. Natürlich gibt es viele Spots auf dieser Welt, die exzellente Wellen zum Kiten bieten. Was die Marshallinseln so speziell macht, ist ihre vollkommene Abgeschiedenheit. Beran Island ist die einzige Insel des Atolls, auf der es Unterkünfte für Besucher gibt. Außer uns waren nie andere Kiter oder Surfer am Spot, und manchmal waren wir gerade mal zu dritt draußen. Eine einzigartige Erfahrung, die man heutzutage nur noch selten so erleben kann.

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DIE GUTEN ZEITEN KOMMEN SCHON SEHR BALD WIEDER! STAY TUNED...

SPONSORED BY KITEBOARDING MAGAZIN THANKS FOR YOUR SUPPORT!


LOCATION: TATAJUBA, BRAZIL

Your Ticket to the Wind!


NEUE PRODUKTE / CORE KITEBOARDING

NEUHEITEN | CORE KITEBOARDING

Neuer Nexus, Sensor Bar mit Push Out-System FOTOS: Julieta Pereyra, Thomas Burblies, Lukas Pitsch

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Core Kiteboarding präsentiert mit dem Nexus 2 und der Sensor 3 zwei seiner wichtigsten Produktlinien neu. Der Nexus ist zwar erst seit zwei Jahren auf dem Markt, nach dem XR6 aber mittlerweile schon die zweitwichtigste Kiteline des größten deutschen Kitebrands. Lange ließ die Sensor 3 auf sich warten. Core setz auf lange Produktzyklen und somit auf einen hohen Werterhalt seiner Produkte. Die Sensor 3 setzt einen Meilenstein. Nicht nur das Push Out-Schnellabwurfsystem ist neu, Konstrukteur Rick Jensen hat mit den 'Stealth Winders' auch eine nicht nur optisch elegante Lösung im Produktdesign, sondern auch eine mit einer hohen Funktionalität geschaffen, die auf dem Markt einzigartig ist. Nexus 2 und Sensor 3 sind nicht nur verbesserte Nachfolger bestehender Bestseller, es sind auch die ersten beiden neuen Produkte unter der neuen Geschäftsführung. Nexus 2 und Sensor 3 zeigen wohin die Reise bei Core geht. Das Erbe bewahren, aber deutlich neue Impulse setzen.


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NEUE PRODUKTE / CORE KITEBOARDING

CORE NEXUS 2 | NEXUS 2 LW | EINSATZBEREICH: Freeride Allround KONSTRUKTION: Open-C-Hybrid (Future C) | 3 Struts | 4 Leinen KITEDESIGNER: Frank Ilfrich

Multitalent

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Mit dem Nexus 2 präsentiert Core die zweite Generation seines Allrounders. Der Nexus ist erst seit zwei Jahren auf dem Markt, hat sich aber in dieser kurzen Zeit bereits zum Bestseller entwickelt. Hinter dem XR ist der Nexus das zweitwichtigste Kitemodell des größten deutschen Kitebrands. Das kommt nicht von ungefähr, denn der Nexus ist der Core Kite mit dem größten Einsatzbereich. Welle, Freeride, Freestyle oder Foil, der Nexus soll alles können – und das auf hohem Niveau. Wie der Wavekite Section und der Freestyler GTS basiert der Nexus auf einem Open-C-Shape (Future C). Sowohl konstruktiv als auch im Einsatzbereich liegt der Nexus zwischen Section und GTS. Der Nexus 2 ist gestreckter als der Section2, aber runder als der GTS5 (geringerer AR). Im Unterschied zum XR6 (Delta-Konstruktion) besitzt er zwei Struts weniger, erreicht zwar nicht seine Hangtime, besitzt aber den größeren Einsatzbereich mit Vorteilen in der Welle und im Freestyle, auch ist er durch das geringere Gewicht besser zum Foilen geeignet. Als Freeride-Allrounder ist der Nexus 2 der Universal+ Series zugeordnet. Die drei Kitelinien der Universal+ Series (XR6, GTS5, Nexus 2) sollen alle mit einem möglichst großen Einsatzbereich punkten und jeweils in einer Disziplin Höchstleistungen bieten. Der XR6 in der Hangtime, der GTS5 im Freestyle/Kiteloop und der Nexus als Allrounder mit Stärken in der Welle. Wie der Vorgänger besitzt auch der Nexus 2 eine Trimm-Möglichkeit der Waage (CIT). Über die drei CIT-Punkte an der Fronttube lässt sich der Charakter des Nexus 2 variieren. Drei Optionen stehen zur Wahl: weitere Drehradien, tiefer im Windfenster (Freestyle), höhere Depower (Allround) und ausgeprägterer Drift (Wave/Foil). Veränderungen zum Vorgänger Kitedesigner Frank Ilfrich hat den neuen Nexus zwar konsequent, aber nicht radikal überarbeitet. Der Nexus 2 steht sowohl im Einsatzbereich als auch in der Konstruktion in enger Tradition zum Vorgänger. Im Vergleich zum Nexus 1 fallen die Tips des neuen Nexus breiter aus, was eine direktere Steuerung und ein dynamischeres Drehverhalten bewirken soll. Auch der Wasserstart soll einfacher gelingen. Die Struts sind aus leichterem Material (ExoTex Light) gefertigt, das Gewicht der Kappe konnte somit verringert werden. Gegenüber dem bisher verwendeten

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8.0 1429

Dacron ExoTex soll das ExoTex Light um 10 % leichter sein. Erreicht wird dies durch ein modifiziertes Verstärkungsfadenmuster und einer besonderen Beschichtung. „Auf diese Weise ist es uns möglich, das Gewicht nochmals nachhaltig zu senken, zugleich aber auch positiven Einfluss auf die Drehfreude, die Balance und die Driftfähigkeit des Nexus 2 zu nehmen“, so der Kitedesigner. Die Leading Edge wird weiterhin aus ExoTex gefertigt. „Mit ExoTex können wir einen höheren Druck auf der Fronttube realisieren, wichtig für einen Wave- und Freestylekite, der zudem auch in Loops überzeugen soll“, so Ilfrich. Die Summe aller Modifikationen soll den neuen Nexus spritziger und sportlicher erscheinen lassen. Leichtwind Modelle (LW) Wie der Vorgänger ist auch der Nexus 2 in zwei Größen (15.0 und 17.0) in einer speziellen Leichtwindversion erhältlich. Die Konstruktion basiert zwar auf dem Nexus 2, ist aber komplett eigenständig und im Materialmix und Konstruktion auf den Leichtwindeinsatz optimiert. Im Gegensatz zu den konventionellen Modellen sind bei den beiden LW-Versionen nicht nur die Struts, sondern auch die Fronttube aus ExoTex Light gefertigt. Auch das Flugtuch ist leichter (CoreTex Light), mit einem (anstatt drei Lastfäden beim CoreTex), die Dacron-Flächen sind reduziert. Gegenüber den LW-Varianten von XR6 und GTS5 soll der Nexus 2 LW ein schnelleres Drehverhalten sowie einen besseren Drift aufweisen, sein Focus stärker auf dem Einsatz in der Welle liegen. Barsystem Wie alle Core Kites kann auch der Nexus 2 mit allen Sensor-Barsystemen geflogen werden. Safety Supported-Single-Frontleinen-Safety (SSFS), in Verbindung mit einem Sensor-Barsystem. Ausstattung und Materialmix Ausstattung, Materialmix und Flugtuch (CoreTex, Triple Ripstop) sind identisch zum Vorgänger und auch zu allen anderen Core Kites. Neu am Nexus 2 ist das leichtere Dacron (ExoTex Light) der Querstruts, das Core bisher nur beim Foilkite Xlite verbaute.

9.0 1499

10.0 1569

11.0 1649

12.0 1699

13.5 1799

15.0 (LW) 17.0 (LW) 1899 1999


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NEUE PRODUKTE / CORE KITEBOARDING

CORE NEXUS 2

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NEXUS 2 LW

CIT Modes (Core Intelligent Trim System) Über drei Knoten an der Fronttube. Voreinstellung für Wave, Freestyle oder Allround.

Trimm-Möglichkeit im Tip Drei Befestigungspunkte für die Steuerleinen. Verändert werden können Drehfreude, Steuerkräfte und Bardruck.

Tip | Im Vergleich zum Vorgänger sind die Tips breiter. Der neue Nexus soll direkter auf Steuerimpulse reagieren, dynamischer drehen und auch besser aus dem Wasser starten.

Materialmix | Identisch zum Vorgänger und auch zu allen anderen Core Kites. Neu am Nexus 2 ist das leichtere Dacron (ExoTex Light) der Querstruts.

ExoTex Light | Die Struts des Nexus 2 sind aus leichterem Dacron. Gegenüber dem bisher verwendeten ExoTex soll das ExoTex Light um 10 % leichter sein.

CoreTex Light | Das Flugtuch der beiden Leichtwindmodelle (LW) besteht CoreTex Light. Das leichtere Tuch besitzt nur einen Lastfaden, das der Standard Modelle (CoreTex) drei.

Ventil | Keine Veränderung beim Ventil. Wie alle Core Kites ist auch der Nexus 2 mit dem Speed Valve 2 ausgestattet. Das Core Ventil ist seit mehr als fünf Jahren auf dem Markt, simpel aufgebaut, aber äußerst funktionell.

One Pump (Speed Pump-System) | Das One Pump-System des neuen Nexus ist leichter zu befüllen und zu entleeren.


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NEUE PRODUKTE / CORE KITEBOARDING

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„Ich habe mich von einer Wakeboard-Handle inspirieren lassen.“ Rick Jensen, Entwicklungs-Ingenieur der Sensor 3

PUSH OUT!

NEUES BARSYSTEM | CORE SENSOR 3

Bei der Sensor 3 verabschiedet sich Core von dem Schnellabwurfsystem mit Drehmechanismus (Rotor Quick Release) und verwendet wie alle anderen Hersteller auch ein Push Out-System. Ebenfalls komplett neu ist der Holm mit einklappbaren Bar-Enden (Stealth Winder). Unverändert blieben die Leinen, der

Adjuster (4:1) und die Ausdrehfunktion (Auto Untwist). Auch die Supported-Single-Frontleinen-Safety blieb unangetastet. Alle Core Kites können mit der Sensor 3 geflogen werden. Die Sensor 2S (mit Rotor Quick Release, 499 Euro) bleibt weiterhin im Programm.

Entwickler der Sensor 3 ist Rick Jensen. „Ich habe mich von einer Wakeboard-Handle inspirieren lassen“, so der Kieler. Jensens Ziele waren höchste Funktionalität, ein direktes Bargefühl, ergonomisch perfekte Übergänge – aber keine technischen Spielereien.

Nachdem die Leinen von der Bar abgewickelt wurden, lassen sich die Hebel an den Bar-Enden einklappen. „Mit den so entstandenen, fließenden Übergängen existieren keine spitzen Kanten mehr. Der Griffbelag reicht bis an den Randbereich. Die Sensor 3 bietet somit volle Kontrolle, egal wo ihr die Bar greift“, so Jensen. Der neue Holm-Belag (EVA) mit geänderter Profilprägung soll einen rutschfesteren Halt bieten.

Ein technischer und optischer Leckerbissen sind die „Stealth Winder“ an den Bar-Enden (mit Flug- und Storage-Funktion).


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Auf der Rückseite befindet sich ein roter Streifen, der signalisiert, dass die Bar falsch herum gehalten wird. Wie bei der Sensor 2 haben Floater und Barholm keine Verbindung, das Steuergefühl soll dadurch leichter und direkter sein. Über eine drehbare Steuerleinenaufhängung lässt sich die Barbreite verstellen. Core bietet nur eine Barbreite denn alle Kitegrößen können mit nur einer Bar geflogen werden. Herzstück der Sensor 3 ist das neue Quick Release (CIC) mit Push Out-Mechanik. Der Zusammenbau ist supereinfach, nach einer Auslösung wird das Ende des Loops von unten in das Quick Release gesteckt bis es einrastet. „Mit dem CIC Release erreichen wir absolut niedrige Auslösekräfte und können zugleich den besonders leichten und schnellen Zusammenbau des Systems mit nur einem Klick ermöglichen“, so Philip Schinnagel, CEO bei Core Kiteboarding.

Unverändert ist der Titaniumkern im Barholm. Wie die Sensor 2 ist auch die neue Sensor 3 in drei Pro-Versionen erhältlich. Bei der Pro-Version ist der Holm aus Karbon, die Leinen (Tectanium Vario Lines) sind dünner, steifer und dehnungsärmer. Für Freerider und Wavekiter ist die Sensor 3 Pro konzipiert. Die Pro Foil wurde speziell zum Einsatz mit dem Foilkite Xlite entwickelt, die Pro Wake (Wakestyle) ist auf der Rückseite mit einem leicht erhabenen Steg versehen. „Damit Wakestyler während Rotationen oder Passes intuitiv wissen, ob die Bar richtig herum gegriffen wurde“, erklärt Jensen. Drei unterschiedliche Loops bietet Core für die Sensor 3: Freeride Loop (Standard Loop), Freestyle Loop (Pro Loop) und ein Rope Slider (für Wave- und Foilkiter, in Verbindung mit einem Rope Trapez, ein Aushaken ist nicht möglich).

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Innovativ die Bar-Enden (Stealth Winder). Nachdem die Leinen von der Bar abgewickelt wurden, lassen sich die Hebel an den BarEnden einklappen.

Herzstück der Sensor 3 ist das neue Quick Release (CIC) mit Push Out-Mechanik. Der Zusammenbau ist supereinfach, nach einer Auslösung wird das Ende des Loops von unten in das Quick Release gesteckt bis es einrastet.

AUSSTATTUNG SENSOR 3 • • • • • • • • • • • •

Titanium Core

Titanträger im Holm, höhere Steifigkeit Stealth Winders mit Flug- und Storage-Funktion Griploc neue Profilprägung für besten Halt Live Wire Verstellbarkeit der technischen Barbreite Auto Untwist selbstständiges Ausdrehen der Frontleinen nach Rotationen und Loops 4:1 Adjuster Trimm mit geringerem Kraftaufwand CIC Release Push Out Release, schneller Zusammenbau Kurze Safetyleash Vorgereckte Leinen, Made in Germany (Liros) Verspleißte und vernähte Leinenenden Austauschbare Doppelkanalführung für die Depowertampen

Unverändert blieben der Adjuster (4:1), die Leinen und die Ausdrehfunktion (Auto Untwist). Auch die Supported-Single-FrontleinenSafety blieb unangetastet.

ZUSÄTZLICHE AUSSTATTUNG DER PRO MODELLE • Carbon Soul • Tectanium Vario Lines

leichterer Holm aus Kohlefaserverbund dünnere und dehnungsärmere Leinen

Sensor 3 Barbreite: 52 cm · Leinenlänge: 24 Meter Preis: 579 Euro Sensor 3+ Barbreite: 52 cm · Leinenlänge: 18/22/22/24 Meter · Preis: 629 Euro Sensor 3 Pro: Barbreite: 52 cm · Leinenlänge: 18/22/22/24 Meter · Preis: 699 Euro Sensor 3 Pro Foil: Barbreite 45 (41,5) cm · Leinenlänge: 18/22/22/24 Meter · Preis: 699 Euro Sensor 3 Pro Wake Barbreite: 40 (36,6) cm Leinenlänge: 18/22/22/24 Meter · Preis: 699 Euro


NEUE PRODUKTE / CORE KITEBOARDING

„Der gesamte Prozess, die Sensor 3 zu entwickeln, dauerte zweieinhalb Jahre."

„Mit dem CIC Release erreichen wir absolut niedrige Auslösekräfte und können zugleich den besonders leichten und schnellen Zusammenbau des Systems mit nur einem Klick ermöglichen." Rick Jensen, Entwicklungs-Ingenieur der Sensor 3.

INTERVIEW MIT RICK JENSEN, ENTWICKLER DER SENSOR 3

Ergonomie, Haptik und ein puristisches Design 60

Rick, du bist der Entwicklungs-Ingenieur der Sensor 3. Wie lange dauerte die Entwicklungszeit? Im Dezember 2018 habe ich begonnen, bei Core zu arbeiten und bin von Kiel nach Fehmarn gezogen. Der gesamte Prozess von den ersten Ideen und Skizzen über etliche Tests von Prototypen bis zur finalen Produktionseinleitung und der gesamtheitlichen Markteinführung dauerte also ungefähr 2,5 Jahre. In dieser Zeit wurde natürlich auch noch an anderen Projekten gearbeitet. Was waren deine Ziele bei der Sensor 3? Das Sensor System galt ja schon immer als eines der einfachsten und cleansten Barsysteme am Markt. An den Stärken wollten wir natürlich festhalten und haben uns daher das Ziel gesetzt, diese Eigenschaften noch weiter auf die Spitze zu treiben. Jegliche Schwächen und daraus resultierenden Risiken galt es zu überdenken und neue Lösungsansätze zu finden, die so ein stimmiges Gesamtbild des Systems mit der gewohnten Core DNA ergeben. Du bist nicht nur ein sehr guter Kiter, sondern auch ein passionierter Wakeboarder. Du sagst, die Sensor 3 solle clean wie eine Wakeboardhandle anmuten. Wie hast du das umgesetzt? Die Formgebung einer Wakeboardhandle war auf jeden Fall eine Inspiration, um ein möglichst ergonomisches Design der Bar zu erreichen. Mit harmonisch fließenden Übergängen und der Reduktion von Ecken und Kanten bietet die Sensor 3 ein neues Level im Hinblick auf Haptik und Ergonomie mit einem puristischen Design. Das wird insbesondere an den Endstücken der Bar deutlich, an denen das abgerundete Design ohne ausladende Windergeometrie nicht nur für eine gute Haptik sorgt, sondern der bis in die Spitzen erweiterte Griffbelag und das aufgespritzte weiche TPE an den äußersten Bereichen die Bar besonders griffig macht, egal wo ich sie greife.

Wie bist du auf die Idee zu den ‚Stealth Windern‘ gekommen? Die klassische und oftmals sehr ausladende Bauform von Bar-Enden dient in erster Linie ja dazu, um durch die daraus entstehenden Zwischenräume das Aufwickeln der Leinen zu ermöglichen. Diese Konstruktionsweise steht natürlich in direktem Kontrast zu unseren zuvor erwähnten Anforderungen ans Produkt – also mussten die Dinger weg. Da man nach der Session seine Leinen aber logischerweise trotzdem irgendwo aufwickeln muss, haben wir uns entschieden, die Winder in das Endstück flexibel zu integrieren und durch die dabei entstandenen Flight- und Storage Modes die Bar jeweils dem Anwendungsfall entsprechend anpassen zu können. Was waren die Beweggründe, bei der Sensor 3 auf ein Push Out Quick Release zu wechseln? Als Mitglied der GKA waren wir Teil des Entwicklungsteams, das in den letzten Jahren die neue ISO-Norm entwickelt hat. Übergeordnetes Ziel des Projektes war, den Kitesport in seiner Gesamtheit sicherer zu machen – für alle Kiter aller Marken. Im Zuge dieses Projektes war es für uns also nur konsequent, die Auslöserichtung zu vereinheitlichen. Außerdem hat unser neues System den Vorteil, dass es sich nach einer Auslösung jetzt mit nur einem Klick wieder zusammenbauen lässt. Wie die Sensor 2 besitzt auch die Sensor 3 ein hohes „Y“, sodass auch ältere Core Kites problemlos mit der Sensor 3 geflogen werden können. Andere Hersteller setzten auf ein tiefes „V“. Ist die Sensor 3 mit Kites anderer Hersteller kompatibel? Richtig, die Sensor 3 ist optimiert auf alle Core Kites – bis hin zu ersten Modellen unserer beiden ältesten Kiteserien GTS und XR sowie natürlich jeden Nexus, Section, Xlite und Impact. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch andere 4-Leiner Kites gut mit der Sensor 3 harmonieren. Allerdings können wir als Hersteller keine Empfehlung für konkrete Modelle ausgeben. Ein kurzer Test und Vergleich gibt sicher mehr Aufschluss.


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Zur Firmenphilosophie bei Core gehört, keine OEM-Produkte einzukaufen, sondern alle relevanten Teile selbst zu entwickeln. Du hast bei der Sensor 3 viele neue Ideen umgesetzt, die es so bei keiner anderen Bar gibt. Aber du wirst deine Hände jetzt ja nicht in den Schoß legen. In welche Richtung geht deiner Meinung nach das Bar-Design in der Zukunft bzw. welche Ideen hast du für die Sensor 4? Im Laufe des Entwicklungsprozesses der Sensor 3 lagen na-

türlich noch eine Vielzahl anderer Konzepte und Ideen auf dem Tisch, die im aktuellen Produkt noch nicht umgesetzt wurden. Dabei handelt es sich teilweise um kleine Details, aber auch um den ein oder anderen wirklich disruptiven Ansatz. Durch die zahlreichen Prototypen zur Sensor 3 konnten wir dazu viele Erfahrungen sammeln und die Skizzenbücher sind definitiv voll. Es lohnt sich also, gespannt zu bleiben!

INTERVIEW MIT PHILIP SCHINNAGEL, CEO CORE KITEBOARDING

Lockdown gut genutzt Philip, Core ist der größte deutsche Kitehersteller. Ihr bringt Nachfolger eurer Kitemodelle im 2-Jahresrhythmus. Im Frühjahr habt ihr den Nexus 2 und eure neue Bar, die Sensor 3 präsentiert. Hatte Corona Auswirkungen auf die Release-Termine eurer Produkte? Beim Nexus 2 hatten wir schon seit Anfang des Jahres eine größere Charge lieferbar. Bedingt durch den internationalen Lockdown, von dem nur wenige Länder dieser Welt verschont geblieben sind, hatten natürlich auch einige unserer Zulieferer Schwierigkeiten, alle Materialien wie geplant bereitzustellen. Bei der Bar wurden somit unsere Pläne etwas mehr durcheinander gebracht, weshalb sich der geplante Liefertermin noch einmal ein wenig nach hinten verschoben hat. Das bedingte sich nicht nur durch den Lockdown in diversen Ländern, sondern auch durch teilweise national unterschiedliche Vorschriften, in denen selbst Pakete aus dem asiatischen Raum zwei Wochen ungeöffnet in Quarantäne bleiben müssen. Stand heute (Mitte Mai) sind wir aber mit allen unseren Partnern in engem Austausch und zuversichtlich, dass wir bis Ende des Monats die ersten Sensor 3 Bars auf Fehmarn haben und dann endlich beginnen können die vielen Vorbestellungen an unsere Endkunden auszuliefern.

„Wir haben für Alles und Jeden gute Lösungen gefunden, die sich im Laufe des Jahres bemerkbar machen werden.“ Wie wirkt sich Corona momentan auf euren Umsatz aus? Die Tatsache, dass viele Shops lange geschlossen waren, etliche Urlaube abgesagt wurden und selbst das Kiten in Deutschland und vielen anderen unserer Märkte in den vergangenen Wochen nicht für jedermann erlaubt war, macht sich natürlich bemerkbar. Aber jetzt, nach dem Launch der Sensor 3 und des Nexus 2 konnten wir feststellen, dass dennoch eine extrem hohe Nachfrage nach unseren Produkten besteht und gerade auch Schulen es kaum erwarten können, dass die Saison jetzt endlich beginnt. Unser Team ist auf jeden Fall für die in den nächsten Wochen erwartete steigende Nachfrage bereit und freut sich, wieder voll loslegen zu können. Wie schätzt du die Umsatzentwicklung auf das gesamte Jahr 2020 bezogen ein – für Core und für die gesamte Branche? Für eine konkrete Prognose ist es zu früh und insbesondere durch die international sehr unterschiedlichen Entwicklun-

gen natürlich noch schwer einzuschätzen. Wenn wir über Deutschland als einen unserer wichtigsten Märkte sprechen, dann hoffen wir sehr, dass die Bevölkerung und mit ihr insbesondere natürlich alle Kitesurfer sich an die Vorgaben der Regierung halten, um so die neu gewonnenen Freiheiten nicht wieder zu verspielen. Denn auch, wenn die leeren Spots auf unserer bis vor kurzem abgeriegelten Insel auch ihren Charme hatten, freuen wir uns natürlich, dass jetzt die ganze Nation wieder ans Wasser reisen darf. Und wir alle unserer Leidenschaft, dem Kitesurfen, nachgehen können! Unterm Strich ist das für uns alle das Wichtigste und wir leisten damit unseren Teil zur Erhaltung der Fitness – körperlich, wie auch geistig! Euer Firmensitz ist auf Fehmarn. Die Insel war bis zum 18. Mai für Tagestouristen abgeriegelt. Wie gestaltet sich Kiten auf Fehmarn nach der Öffnung und was gibst du Kitern mit auf den Weg, die nach Fehmarn kommen? Ja, seit dem 18. Mai ist die Insel wieder für alle Touristen geöffnet, allerdings natürlich mit Auflagen. Die Kontaktbeschränkungen gelten auch hier weiterhin und die gesamte Tourismus- und Freizeitbranche ist bemüht, selbige nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass nach den letzten Wochen voller Einschränkungen alle heiß sind, wieder ans Wasser zu kommen, aber wir vertrauen auf einen umsichtigen und rücksichtsvollen Umgang von und mit allen Beteiligten. In jeder Krise steckt auch eine Chance. Werdet ihr als Reaktion auf die Krise Maßnahmen ergreifen, die ihr so nicht getroffen hättet und werdet ihr diese beibehalten? Wird Core Kiteboarding nach der Krise ein anderes Unternehmen sein? Ein anderes Unternehmen werden wir natürlich nicht sein, sondern weiterhin mit unserem 100%ig kitesurfenden Team an unseren Produkten mit einem klaren Fokus auf höchste Performance und beste Qualität arbeiten. Die „gewonnene“ Zeit in den letzten Wochen des Lockdowns konnten wir aber dennoch gut für uns nutzen und einige Themen und Prozesse reflektieren, die wir im Daily Business so vielleicht nicht angegangen wären. Während unser R&D Team auf Fehmarn uneingeschränkt und vor allem erstmalig ungestört weiter testen und entwickeln konnte, steht beispielsweise das Marketing in diesem Jahr vor der Herausforderung, dass sich noch ausstehende Produktshootings Stand heute nicht verbindlich planen lassen. Wir sind zuversichtlich, dass wir für Alles und Jeden gute Lösungen gefunden haben, die sich dann im weiteren Laufe des Jahres bemerkbar machen werden. Stay tuned und #gokiting!

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Ticket to the Moon


Raptor Extreme BIG AIR

CRAZYFLYKITES.COM


LEIDENSCHAFT / INTERVIEW MIT RAPHAEL SALLES

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Man kann Business ganz gut mit Surfen vergleichen: Manchmal musst du heftig zurückpaddeln, die Wellen schleudern dich herum, alles ist schwierig. Bist du schließlich am Peak angelangt, musst du Geduld haben, auf die beste Welle des besten Sets warten und sie so gut und lange wie möglich abreiten.


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INTERVIEW MIT RAPHAEL SALLES. GRÜNDER, INHABER UND BRANDMANAGER VON F-ONE

Ich wusste: dieser Sport ist meine Zukunft

TEXT: Anja Fuchs

Ehemaliger Windsurf-Pro, Pionier des Kitesports und Gründer einer der weltweit erfolgreichsten Kitemarken: mit so einer Laufbahn hat man viel zu erzählen. Anja Fuchs traf F-One Gründer Raphael Salles zum Talk. Hi Raph! Viele unserer jüngeren Leser oder Leute, die gerade erst mit dem Kiten angefangen haben, werden dich vielleicht gar nicht kennen. Immerhin bist du (fast) schon ein Urgestein der Kiteszene. Erzähl uns doch ein wenig von dir! Wie war das damals, als du F-One gegründet hast? Und wie wurde aus einer Windsurf- eine Kitemarke? Ha, jetzt gelte ich also schon als alter Mann! Nun, ich habe mit 13 mit dem Windsurfen begonnen, das war 1976. Ich bin dann recht schnell zum Racen gekommen, war 15 Jahre lang als Profi aktiv und habe in allen Disziplinen Wettkämpfe bestritten. Mein bestes Resultat war ein dritter Gesamtrang im Worldcup 1985. 1995 war es Zeit, meine Profikarriere zu beenden und ein neues Abenteuer zu starten. Da ich damals schon im Entwicklungsbereich aktiv war, beschloss ich, eine eigene Windsurf-Boardmarke zu gründen: F-One. Der Name stammt von meiner früheren Segelnummer bei Wettkämpfen, F.1. In dieser Zeit ging der Windsurf-Markt ziemlich den Bach runter, weshalb ich nicht mehr ständig um die Welt reisen und die besten Spots besuchen konnte. Umso mehr war ich hungrig nach neuen, aufregenden Erlebnissen. Als ich das erste Mal mit Power-Kites in Kontakt kam, war ich deshalb sofort fasziniert – vor allem von der Kraft, die diese Dinger


LEIDENSCHAFT / INTERVIEW MIT RAPHAEL SALLES

sogar bei Leichtwind generieren konnten. Meine ersten Kiteerfahrungen machte ich im Sommer 1996. Von unseren ersten Tests bis zum ersten Mal Höhelaufen dauerte es damals etwa zehn Monate. Eine lange Phase voller Unsicherheiten. Aber Ende 1997 konnte F-One schließlich als erste Marke reine Kiteboards anbieten. Von da an wuchs das Business rapide.

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Wie alt warst du, als du selbst richtig mit dem Kiten begonnen hast? Erinnerst du dich noch an deine ersten gefahrenen Meter? Wie fandest du Kiten damals im Vergleich zum Windsurfen? Ich war 33, als ich angefangen habe. Meine erste Kitesession war an meinem Homespot, in der Gegend von Montpellier. Die ersten Versuche auf dem Wasser machte ich mit einem Kite-SkiSystem, also die Kombi aus Wasserski und einem festen Kite. Der Wind war relativ schwach, etwa 15 Knoten. Mein Freund meinte zu mir: „Raph, du brauchst eine Rettungsweste!“ Als WindsurfPro, der früher in riesigen Wellen von den Kapverden bis Hawaii zuhause war, war ich jedoch nicht bereit, mir in Montpellier bei 15 Knoten Sommerbrise so etwas wie eine Schwimmweste überzuziehen. Also ging ich raus, legte meinen ersten Wasserstart hin und fuhr schnurstracks 500 Meter. Natürlich droppte ich draußen meinen Kite und brauchte dann rund eine Stunde, um wieder zurückzukommen. Trotzdem war ich total begeistert von der Power, die man mit einem Kite aus so wenig Wind herausholen konnte! Als ich zurück ans Ufer kam, wusste ich: dieser Sport ist meine Zukunft. Verglichen mit dem, was ich damals mit Wasserskiern und einem kleinen Kite erlebt hatte, fühlte sich Windsurfen bei 15 Knoten ziemlich langweilig an. Diese neue Wassersport-Disziplin faszinierte mich so sehr, dass ich beschloss, all mein Wissen und meine Energie zu investieren, um sie möglich zu machen. Was waren damals die größten Herausforderungen für eine Kitemarke und wie sieht es heute aus? Hat sich das Wassersport-Business stark verändert? Unsere größte Herausforderung war damals, von Null an zu starten. Es gab nur rund 8.000 Euro, meine Frau Sophie und mich. Wir mussten die Boards in 20er-Chargen bestellen und warten, bis wir sie verkauft hatten, um wieder neue or-

dern zu können. Mir war aber bewusst, dass am Ende nicht Boards, sondern Kites das hauptsächliche Business ausmachen werden. Also starteten wir 1998 mit der Kiteentwicklung. Mein größtes Ziel mit F-One war es, auch 20 Jahre später noch als Unternehmen zu existieren. Nicht zuletzt deshalb sind wir immer auf der sicheren Seite geblieben. Fehler, die einen Verkauf oder die Schließung der Firma erzwungen hätten, haben wir tunlichst vermieden. Heute, 24 Jahre später, nehmen wir auf dem Markt einen anderen Stellenwert ein. Wir sind nicht mehr der kleine Herausforderer, sondern zählen zu den großen Playern im Kitebusiness. Langfristig dabei zu bleiben, zählt immer noch zu unseren Hauptzielen. Dabei müssen wir mittlerweile auch anderen Herausforderungen ins Auge sehen: der Sport ändert sich heutzutage so schnell wie noch nie. Neue Disziplinen wie Foilen, Surf-Foil oder die Wings bringen die gesamte Branche in Umbruch. Wir sind gezwungen, ständig innovativ zu agieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wer oder was hat dich damals im WassersportBusiness am meisten inspiriert? Beim Windsurfen war Neil Pryde mit seinem Unternehmen definitiv eines meiner Vorbilder. Am Höhepunkt meiner Profikarriere war NeilPryde groß im Business und zählte auch zu meinen Sponsoren. Des Weiteren gab es damals noch ein paar Brand Manager, zum Beispiel Michel bei NeilPryde oder Patrick bei Tiga, vor denen ich höchsten Respekt habe. Es mag vielleicht komisch klingen, aber ich habe keine Unternehmerschule besucht. Was mich auf meinem Weg angetrieben hat, war einzig und allein die Erfahrung aus meiner professionellen Windsurf-Karriere. Bei F-One lag das Hauptaugenmerk nie auf Profit. Unsere Leidenschaft besteht darin, innerhalb des gesamten Angebots die besten Produkte zu bieten. Wir müssen nicht um jeden Preis Nummer eins sein. Nur bei der Produktqualität und dem Gefühl, das unsere Kunden haben, wenn sie unsere Produkte verwenden – da wollen wir die Besten sein. Ich finde, man kann Business ganz gut mit Surfen vergleichen: manchmal musst du heftig zurückpaddeln, die Wellen schleudern dich herum, alles ist schwierig. Bist du schließlich am Peak an-

Wir müssen nicht um jeden Preis Nummer eins sein. Nur bei der Produktqualität und dem Gefühl, das unsere Kunden haben, wenn sie unsere Produkte verwenden – da wollen wir die Besten sein.


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Unsere Teamrider müssen zu unserer Philosophie passen. Sie müssen in ihrer jeweiligen Disziplin auf einem Top-Level kiten, leidenschaftliche, demütige, offene Menschen sein, sich aktiv an der Produktentwicklung beteiligen und professionell agieren. Salles mit F-One-Teamrider und Wavekite-Legende Mitu Monteiro auf Madagaskar

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LEIDENSCHAFT / INTERVIEW MIT RAPHAEL SALLES

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Bei F-One legen wir die Latte immer so hoch wie möglich. Das macht es manchmal schwieriger, unsere Ziele zu erreichen. Aber auf Durchschnitt haben wir keine Lust. gelangt, musst du Geduld haben, auf die beste Welle des besten Sets warten und sie so gut und lange wie möglich abreiten. Wie unterscheidet sich die heutige Kiteszene von der in den Anfängen des Sports – abgesehen davon, dass die Community viel kleiner war? Als Kiten als Sport noch ganz jung war, gab es nur eine Handvoll Kiter, die eine gemeinsame Leidenschaft teilten. Das Tolle an dieser Sportart ist für mich, dass sie sich ständig weiterentwickelt, immer neue Variationen und Disziplinen hervorbringt. Erst waren es Twintips, irgendwann kam Strapless, jetzt ist Foilen das große Ding. Wenn du heute mit einem Wing und einem Foil am Strand auftauchst, wird sofort jemand kommen und dich fragen: Wie nennt sich das, was du da tust und wo kann ich es lernen? Angenommen, du könntest die Zeit zurückdre-

hen. Würdest du irgendetwas in deiner Kite-/ Windsurf- oder Businesskarriere anders machen? Ich bin grundsätzlich jemand, der immer nach vorne schaut und nicht zurück. Begeht man einen Fehler, lernt man daraus und macht weiter. Bei F-One legen wir die Latte immer so hoch wie möglich, was es manchmal schwieriger macht, unsere Ziele zu erreichen – aber auf Durchschnitt haben wir keine Lust. Mittlerweile sind Kites und Boards technisch und in der Handhabung ziemlich ausgereift. Denkst du, wir können in naher Zukunft mit weiteren bahnbrechenden Innovationen rechnen oder sind wir schon am Peak dessen angelangt, was möglich ist? Welche Design- bzw. PerformanceMerkmale können noch verbessert werden? Nach 24 Jahren in der Branche verbessern sich die Produkte immer noch weiter, sowohl im De-


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sign als auch beim Material und in den Technologien. Allein, wenn eine neue Disziplin auftaucht, bringt sie automatisch Innovationen mit sich. Die Entwicklung schreitet ständig voran, unser Sport ist voll davon! Mittlerweile sehe ich uns nicht mehr als reines Kite-, sondern als Wassersport-Unternehmen. Wir bieten Produkte zum Kiten, Foilen, Surfen, dazu kommen Wings und SUP. Innerhalb jeder Disziplin gibt es so viel zu tun, und aus jeder einzelnen Sportart schöpfen wir wertvolles Wissen für die anderen. Was sind die Unterschiede zwischen Bandit 2020 und dem 2019er-Modell? Und welche Designmerkmale werden in Zukunft besonders wichtig sein? Der Bandit ist mittlerweile seit 13 Jahren auf dem Markt. Seit seiner Einführung wurde er je-

des Jahr weiter verbessert. Wir kennen diesen Kite in- und auswendig, wodurch wir die Limits jedes Jahr weiter pushen können. Um den Ansprüchen unserer Kunden noch besser gerecht zu werden, haben wir das Modell 2020 in zwei Linien gesplittet. Bei allem, was wir tun, verfolgen wir stets ein Ziel: unser Equipment soll dem Rider ein spezielles Gefühl, eine Connection vermitteln und jede Session perfekt machen. Habt ihr beim Design des ersten Bandits damit gerechnet, dass dieser Kite über so viele Jahre so erfolgreich sein wird? Der erste Bandit verfügte über das Delta-CShape-Patent. Mit dem Bow-Konzept und dem Sigma-Design kamen 2007 zeitgleich noch zwei weitere große Innovationen auf den Markt. Mir war damals durchaus bewusst, wie bedeutend

Der erste Bandit verfügte über das Delta-C-Shape-Patent. Mit dem Bow-Konzept und dem Sigma-Design kamen 2007 zeitgleich noch zwei weitere große Innovationen auf den Markt. 14 Jahre später sind weder Sigma- noch Bow-Kites übrig geblieben. Das Delta-Patent hingegen gibt es immer noch.


PROFIZIRKUS / KING LEIDENSCHAFT / INTERVIEW OF THE AIR MIT RAPHAEL SALLES

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Ich weiß, es klingt seltsam, aber ich hatte beim Kiten bis jetzt kaum beängstigende Erlebnisse und habe mich auch nie ernsthaft verletzt. Klar gab es ein paar Wipeouts, aber ohne Konsequenzen. Am knappsten war es denke ich in Teahupoo, als die Welle plötzlich zumachte und ich über die Lip springen musste, um zu entkommen. Da fehlten wohl nur ein paar Zentimeter zu einem Desaster.


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Der Bandit ist mittlerweile seit 13 Jahren auf dem Markt. Seit seiner Einführung wurde er mit jedem Modell weiter verbessert. Wir kennen diesen Kite in- und auswendig, wodurch wir die Limits jedes Jahr weiter pushen können. es war, das richtige Design zu verfolgen. Unsere Strategie bzw. Philosophie nach einigen Jahren wieder zu ändern, hätte uns eine Stange Geld gekostet. 14 Jahre später sind weder Sigmanoch Bow-Kites übrig geblieben. Das Delta-Patent hingegen gibt es immer noch. Der Erfolg des Bandit ist enorm – und nein, dass er so ein Hit wird, habe ich anfangs nicht erwartet. Das Wichtigste ist uns aber, ihn weiterhin und jedes Jahr zu verbessern. Mittlerweile macht er 80 % unserer Umsätze aus und dürfte das meistverkaufte Kitemodell der Welt sein. Was war für dich die größte Innovation der Kitebranche der letzten zehn Jahre? Wow, das ist eine lange Liste. Da hätte ich Angst, etwas zu vergessen! Ich würde sagen, dass jede Kitemarke ihrer Philosophie entsprechend unterschiedliche Ziele verfolgt. All das hat im Gesamten den Kitesport zu dem gemacht, was er heute ist. Der Wettbewerb zwischen den Mar-

ken treibt den Sport voran, motiviert uns alle, noch mehr Gas zu geben. Diese starke Branche brauchen wir, um uns weiterzuentwickeln und unseren Kunden Innovationen liefern zu können. Hast du im Moment ein Lieblings-Setup? Das hängt ganz von den Conditions ab. Für alle Bedingungen gibt es ein perfektes Setup. Am meisten passiert bei uns gerade bei den Wings, deshalb ist es auch der Bereich, in dem wir ständig Neues und Aufregendes erleben. Wenn ich mir einen Ort für einen Trip aussuchen könnte, wäre das ein Spot, an dem ich morgens SUP-Foilen gehe, nachmittags die perfekte Welle zum Kiten vorfinde und dazwischen mit dem Wing herumspielen kann. Testest du jedes einzelne F-One- und ManeraProdukt selbst? Ja, 90 % der Produkte, die wir verkaufen, wer-


LEIDENSCHAFT / INTERVIEW MIT RAPHAEL SALLES

Für uns werden alle Bereiche des Foilens – Kiten, Surfen, SUP oder Wings – in den nächsten Jahren einen bedeutenden Teil unserer Aktivitäten ausmachen. Übers Wasser zu fliegen und die Energie des Ozeans über dein Foil zu spüren, ist eine einzigartige Erfahrung, die in Zukunft nur noch besser werden kann.

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den von mir persönlich getestet bzw. verifiziert. Und da die Range Jahr für Jahr wächst, wird es auch immer mehr Material und somit mehr Arbeit. Bei den Tests arbeite ich seit 14 Jahren mit Mika zusammen. Inzwischen unterstützt auch Paul Serin unser Test-Team. Ich teste zwar auch Equipment von Manera, um die Marke selbst kümmert sich aber komplett mein Sohn Julien. Gut, dass er auf meine Meinung zu den Produkten trotzdem Wert legt. Ganz spezifische Produkte wie den WTF!? (C-Kite) oder Softkites wie den Diablo oder den Halo teste ich jedoch nicht. Bei diesen Produkten setzen wir auf das Feedback unserer Teamrider – die in ihren Disziplinen auf einem Level sind, das ich selbst nie erreichen werde. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Wenn ich zu Hause bin, gibt es morgens Büroarbeit und am Nachmittag wird getestet. Im Winter geht es für die Testphase auf die Kapverden oder nach Kapstadt. Nach welchen Kriterien wählt ihr eure Teamrider aus? In erster Linie denken wir dabei langfristig. Unsere Teamrider müssen zu unserer Philosophie passen. Sie müssen in ihrer jeweiligen Disziplin auf einem Top-Level kiten, leidenschaftliche, demütige, offene Menschen sein, sich aktiv an der Produktentwicklung beteiligen und professionell agieren. Was ist deiner Meinung nach der beste Kitespot der Welt – und warum? Ich bin ein großer Fan von Le Morne auf Mauritius. Dort findet man Spots für jede Disziplin, die jeden Tag funktionieren – und das direkt vor der Haustür, ohne groß herumfahren zu müssen. Die beste und perfekteste Welle, die ich jemals reiten durfte, ist Flame Ball in Madagaskar.

Auch die Kapverden mag ich wegen der Vielfältigkeit der Spots und der Atmosphäre auf den Inseln. Und dann sind da noch ein paar Spots im Pazifik und in Indonesien, an die ich gerne reisen würde – viele davon aber leider weit entfernt von Europa. Erzähl uns von deinem heftigsten Wipeout bzw. deinem schlimmsten Kitemare! Ich weiß, es klingt seltsam, aber ich hatte beim Kiten bis jetzt kaum beängstigende Erlebnisse und habe mich auch nie ernsthaft verletzt. Klar gab es ein paar Wipeouts, aber ohne Konsequenzen. Am knappsten war es – denke ich – in Teahupoo, als die Welle plötzlich zumachte und ich über die Lip springen musste, um zu entkommen. Da fehlten wohl nur ein paar Zentimeter zu einem Desaster. Stichwort Foilen: Glaubst du, dass diese Disziplin auch in zehn Jahren noch so präsent sein wird – oder gar noch größer als jetzt? Die Zukunft des Kitens vorauszusagen ist schwierig. Immerhin hat sich der Sport in den letzten Jahrzehnten völlig anders entwickelt als anfangs erwartet. Foilen ist definitiv eine große Sache, vor allem bei Windverhältnissen unter 15 Knoten. Auch bzw. gerade, weil es so viele Spots gibt, an denen es Tag für Tag leichte Brisen gibt. Als Foilen aufkam, waren wir mit F-One von Anfang an mit dabei. Als schließlich Surf- und SUP-Foilen auf der Bildfläche erschienen, hatten wir so schon einen Wissensvorsprung, ebenso bei den Wings. Für uns werden alle Bereiche des Foilens – Kiten, Surfen, SUP und Wings – in den nächsten Jahren einen bedeutenden Teil unserer Aktivitäten ausmachen. Übers Wasser zu fliegen und die Energie des Ozeans über dein Foil zu spüren, ist eine einzigartige Erfahrung, die in Zukunft nur noch besser werden kann.


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Als Kiten noch ganz jung war, gab es nur eine Handvoll Kiter, die eine gemeinsame Leidenschaft teilten. Das Tolle an dieser Sportart ist für mich, dass sie sich ständig weiterentwickelt, immer neue Variationen und Disziplinen hervorbringt. Erst waren es Twintips, irgendwann kam Strapless, jetzt ist Foilen das große Ding.


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TEST / FREERIDE/FREESTYLE KITES

TEST FRE ERI DE FRE EST Y LE

CABRINHA FX

CORE GTS5

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DUOTONE DICE

Rider: Nora Klement

F-ONE BULLIT


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TEST | FREERIDE/FREESTYLE KITES

KOTA Feeling! Satte Kiteloops, massive Höhe, radikale Tricks. Das sind die Moves, die die Judges beim ‚King of the Air‘ sehen wollen – und am höchsten bewerten. Der ‚King of the Air‘ – kurz KOTA – gilt als der härteste Kitecontest der Welt. Der erste ‚King of the Air‘ fand 2000 in Ho’okipa auf Maui statt. 2013 holte KiteloopIkone Ruben Lenten den Contest nach Kapstadt. Seitdem findet der Kultevent jedes Jahr im Januar/Februar in Südafrika statt. Die ganz großen Namen des Kitesports befinden sich unter den Teilnehmern: Aaron Hadlow, Ruben Lenten, Steven Akkersdijk, Kevin Langeree, Lewis Crathern, Liam Whaley, Jesse Richman, Nick Jacobsen, Carlos Mario – um nur einige zu nennen. 2000 auf Maui auch Susi Mai, Robby Naish und Flash Austin. Vier Könige in acht Jahren. Kevin Langeree sicherte sich die Krone gleich dreimal (2014, 2018, 2019), Aaron Hadlow (2015, 2016) und Jesse Richman (2013, 2020) zweimal und Nick Jacobsen in 2017. Mega Loop und Big Air Events werden immer beliebter, die Moves radikaler. Gestartet werden diese Events nur im obersten Windbereich – eine mörderische Belastung für Rider und Material. Die Rider starten mit Twintips (Ausnahme: Airton Cozzolino 2020 mit einem Surfboard), die meisten wählen Freeride/Freestyle- oder auch Freeride Allround Kites. Mit Zunahme der Bedeutung des Events haben die Hersteller damit begonnen, spezielle Big Air Kites mit einer hohen Eignung für Megaloops zu entwickeln oder bestehende Kites besonders in den Größen 9.0 und 10.0 auf die Bedürfnisse der Rider bei

Megaloop Challenges und Big Air Events anzupassen. Den Anfang machte Cabrinha 2016 mit dem FX für Teamrider Nick Jacobsen. Der gewann dann auch ein Jahr später den KOTA, allerdings mit einem Switchblade (Big Air Kite). Für Duotone entwarf Kitedesigner Ralf Grösel in enger Zusammenarbeit mit KOTA-Teilnehmer Lasse Walker den Dice, fitted für den KOTA-Einsatz. Er entfernte die Rollen aus der Waage und versteife das Profil, sodass die Kappe auch in massiven Kiteloops im obersten Windbereich formstabil bleibt. Core hat mit dem GTS bereits seit Jahren einen MegaLooper im Programm. Gleich vier Rider starteten auf dem KOTA 2019 mit dem GTS5 und Angely Bouillot im Show-Event. F-One Teamrider Liam Whaley ist heiß auf seinen ersten KOTA-Titel. 2019 schaffte er es bis ins Finale auf Platz 3. 2020 sollte die Krone her. Das F-One Entwicklungsteam konstruierte ihm dafür den Bullit, den F-One jetzt auch in einer auf drei Größen reduzierten Kleinserie anbietet. Mit zwei Treppchenplätzen ist der North Orbit der erfolgreichsten Kite des KOTA 2020. Den Test des Orbit haben wir bereits in Kiteboarding #135 gebracht. Im Fazit auf Seite 86 geben wir euch eine kurze Zusammenfassung. Der KOTA wird nur im oberen Windbereich gestartet. Wir sagen euch, welcher der Mega-Looper auch im normalen Windbereich funktioniert und somit für Freizeitkiter interessant ist. Getestet haben wir – stilsicher – im März 2020 in Kapstadt.

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TEST FRE ERI DE FRE EST Y LE FREERIDE/FREESTYLE | OPEN-C-HYBRID | 3 STRUTS | 4 LEINEN

CABRINHA FX 78

DER KITE Den FX brachte Cabrinha im Februar 2015 auf den Markt, pünktlich zum ‚King of the Air‘ in dem Jahr. Teamrider Nick Jacobsen, damals frisch von Liquid Force zu Cabrinha gewechselt, sollte ein würdiges Arbeitsgerät auf dem Kultevent einsetzen können. Positioniert wurde der FX zwischen dem (inzwischen eingestellten) C-Kite Chaos (Wakestyle) und dem Switchblade (High Performance Freeride). Seitdem hat Cabrinha den FX zwar in der Waage modifiziert und im Materialmix deutlich aufgewertet, die Kappe aber blieb unverändert. Bereits kurz nach der Markteinführung avancierte der FX zur zweitwichtigsten Kitelinie des hawaiianischen Brands – und liegt in den verkauften Stückzahlen gleich hinter dem Bestseller Switchblade. In der aktuellen Version kann der FX über drei Anknüpfpunkte an der Fronttube (FX Tuning Options) auf Freeride (höhere Depower), Standard (Auslieferungszustand) und Free-/Wakestyle (höherer Slack) getrimmt werden.

Der FX ist seit 2015 auf dem Markt. Er wurde seitdem leicht modifiziert und im Materialmix aufgewertet. Die Kappe hingegen blieb nahezu gleich. HISTORIE Markteinführung: 2015. 2016 kamen drei weitere Farbkombinationen hinzu. Für 2017 hat Kitedesigner Pat Goodman das Panel-Layout leicht verändert, die Range wurde um den 5er erweitert. Neu am 2018er Modell waren die Trimmoptionen (Freeride, Kiteloop, Freestyle) über unterschiedliche Anknüpfpunkte an der Fronttube (FX Tuning Options). Für 2019 wurden diese Trimmpunkte neu justiert, Cabrinha verarbeitet bei allen 2019er Kites ein steiferes und hochwertiges Dacron. Für die aktuelle Saison – zum 20-jährigen Firmenjubiläum – hat Cabrinha den FX mit einen hochwertigeren Flugtuch aufgewertet (Nano Ripstop Canopy). Alle Freestyle Teamrider starten im Wakestyle mittlerweile mit dem FX. Der C-Kite Chaos wurde 2018 aus dem Programm genommen.

KITEDESIGNER: Pat Goodman GETESTETE GRÖSSE: 9.0 BAR: Overdrive Quickloop/Trimlite | PREIS: 549 Euro PREIS TESTKITE (komplett): 1.998 Euro

Und – Nick Jacobsen gewann mit Cabrinha tatsächlich den ‚King of the Air‘ 2017. Allerdings mit einem Switchblade. VERÄNDERUNGEN ZUM VORJAHRESMODELL Neu am 2020er FX sind das Tuchmaterial (Nano Ripstop Canopy) sowie Tuchfarben und Grafiken. Technisch hat Cabrinha am FX keine Veränderungen vorgenommen. Die Lastfäden des neuen Tuchs sind in kleineren Karos gewebt, Nano Ripstop soll dehnungsärmer und reißfester und somit hochwertiger sein als das bisher von Cabrinha verwendete CanopyMaterial. BARSYSTEM Cabrinha bietet sein ‚Overdrive‘ Barsystem in acht unterschiedlichen Varianten an. Der FX kann mit allen geflogen werden. Wir empfehlen für den Freeride-Einsatz die Variante mit Belegklemmen-Adjuster und fixem Loop (Trimlite/Quickloop) und für Freestyle die Trimlite Modular mit Freestyle Loop. Für die Saison 2020 wurden alle Overdrive Systeme erneuert. Neu ist der Verstellmechanismus, die neuen Bars sind jetzt deutlich leichter im Gewicht. Beide Varianten (Recoil und Trimlite) sind mit wechselbarem (Modular) oder fixem Loop (Quickloop) erhältlich. Vier wechselbare Loops stehen zur Wahl: Freeride Loop, Freestyle Loop, Rope Harness Loop und ein Fireball-Verbindungsstück. Overdrive Trimlite mit Quickloop: 549 Euro | Modular: 519 Euro Overdrive Recoil mit Quickloop: 569 Euro | Modular: 539 Euro CABRINHA KITERANGE Sechs Kitelinien: Moto (Freeride Allround), Switchblade (Freeride Hangtime), FX (Freeride/Freestyle), Drifter (Wave), Contra (Leichtwind) und AV8 (Foil/Race). INFOS ZUM HERSTELLER Die Marke Cabrinha gehörte bis Mitte Februar 2020 zur Pryde Group mit Sitz in Hongkong. Neue Inhaber sind jetzt die US-amerikanische Water Bound Investments und der Firmengründer Pete Cabrinha. Firmensitz ist Kalifornien/USA, das Cabrinha Headquarter befindet sich auf Maui/Hawaii. Brandmanager ist Pete Cabrinha.


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VENTIL: Schlauchboot-Ventil (OEM). Mit Neopren-Hütchen geschützt. PUMPSCHLAUCH-ADAPTER: nicht notwendig TRIMM-MÖGLICHKEITEN: Drei im Tip, um Drehradius und Barkräfte zu variieren und drei in der Waage für Freeride, Standard und Freestyle. TUCH: Double Ripstop (Nano Ripstop Canopy)

TESTERGEBNISSE ALLROUND-EIGENSCHAFTEN + Windbereich + Depower + Bargefühl + Agilität + Fluggeschwindigkeit + Höhelaufeigenschaften + Safety + Wasserstart + Sprungleistung eingehakt (Lift, Hangtime) Der FX besitzt einen sehr großen Windbereich. Im unteren Windbereich zeigt er von allen vier Testkites die besten Leistungen, im oberen Windbereich macht er als erster dicht. Das Bargefühl ist angenehm gedämpft und trotzdem direkt, seine Reaktion auf die Depower linear, im oberen Windbereich dann stärker on-/off. Seine Fluggeschwindigkeit ist zügig, sie liegt hinter Dice und GTS, ebenso seine Agilität. Höhe läuft der FX hervorragend, im oberen Windbereich ist er etwas schwieriger zu bändigen. Die Safety arbeitet zuverlässig, der FX fällt in eine Single-FrontleinenSafety. Der Wasserstart gelingt mühelos. Lift und Hangtime sind für einen Freestylekite hervorragend. Der FX liftet kraftvoll, seine Hangtimeleistung ist sehr gut. Zudem ist der FX ist super einfach zu springen, eine besondere Technik ist nicht erforderlich.

FREESTYLE-EIGENSCHAFTEN + Kiteloop Kiteloops gelingen richtig einfach mit dem FX. Er dreht eng und tellert nicht. Der Zug im Loop ist gut zu kontrollieren, der Rider wird sicher aufgefangen.

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+ Unhooked Top! Den FX setzen die Cabrinha-Teamrider im Wakestyle Worldcup ein. Entsprechend hoch ist seine Unhooked-Leistung. Er erzeugt einen guten Popp und ausreichend Slack. WAVE + Drift/Druckaufbau Wave ist nicht die Paradedisziplin des FX, dennoch machen die kleinen Größen auch in der Welle Spaß. Für den reinen Wave-Einsatz jedoch hat er aber etwas zu viel Leistung und auch einen etwas zu kraftvollen Zugaufbau, besonders strapless. FAZIT Der FX ist ein superausgewogener Freerider mit einem sehr sportlichen Charakter. Sein Einsatzbereich ist sehr vielseitig. Reine Freerider haben ihren Spaß mit diesem einfach zu beherrschenden und trotzdem sehr sportlichen und leistungsstarken Kite. Die Cabrinha-Teamrider zeigen mit dem FX Spitzenleistungen im Wakestyle Worldcup und selbst in der Welle ist der FX einsetzbar. Im unteren Windbereich zeigt er die besten Leistungen unserer Testkites. Das neue Barsystem und das neue Flugtuch haben den FX in der aktuellen Version deutlich aufgewertet. Ohne dass die Konstruktion verändert wurde, hängt der 2020er FX merklich knackiger an der Bar und reagiert direkter auf Lenkimpulse. An der neuen, leichteren Bar wirkt sein Flugverhalten spielerischer. GETESTETE GRÖS SE

GRÖSSE PREIS (€)

5 1199

6 1249

7 1299

8 1349

9 1449

10 1499

12 1599

14 1699


TEST FRE ERI DE FRE EST Y LE FREERIDE/FREESTYLE| OPEN-C-HYBRID (FUTURE C) | 3 STRUTS | 4 LEINEN

CORE GTS5 80

KITEDESIGNER: Frank Ilfrich GETESTETE GRÖSSE: 9.0 BAR: Sensor 3 | PREIS: 579 Euro PREIS TESTKITE (komplett): 2.028 Euro

DER KITE Der GTS ist einer der drei Kitelinien der Universal+ Series. Die anderen beiden sind der XR6 (Freeride/Hangtime) und der Nexus (Freeride Allround). Der GTS im Future C-Shape besetzt den Freestyle-Part. Die Kitelinien der Universal+ Series zeichnen sich durch einen breiten Einsatzbereich aus und richten sich an Freizeit-Kiter, GTS und XR und zudem auch an Profikiter. Der XR6 hält den Woo Hangtime-Weltrekord, der GTS wird von den Core-Teamridern bei Big Air Contests wie dem ‚King of the Air‘ eingesetzt. Core setzt bei seinen Produkten auf einen Zweijahres-Zyklus, entsprechend hoch ist der Werterhalt. Der GTS ist mittlerweile in seiner fünften Generation, der erste GTS erschien 2010. Das Besondere am GTS5 ist eine Trimmoption in der Waage (CIT Modes). Über drei Anknüpfpunkte kann der GTS5 auf Freestyle, Allround oder Wave voreingestellt werden. Ausgeliefert wird der GTS5 in der Allround-Einstellung, im Wave-Modus dreht er enger und depowert stärker, im FreestyleModus fallen die Turns weiter aus, er liefert dann in Kiteloops einen höheren Querversatz.

HISTORIE Der GTS steht in der Tradition des Combat (2008), nach dem XR die zweite Kitelinie des damals noch jungen Fehmaraner Kiteunternehmens. Wie der XR war auch der Combat (später Combat GT) ein Delta-Kite mit fünf Struts. 2009: GT (Delta, 5 Struts). 2010: der erste GTS (Delta, 5 Struts). 2012: GTS2, erstmalig mit breiten Tips im Future C-Shape (fünf Struts). 2014: GTS3 – Wechsel auf drei Struts. 2016: GTS4 – stärkerer C-Shape. 2018: GTS5.

Der GTS5 ist der Freestyler der Universal+ Series.

CORE KITERANGE Sechs Kitelinien, aufgeteilt in zwei Serien: „Universal+ Series“: XR6 (Freeride Hangtime), Nexus2 (Freeride Allround), GTS5 (Freeride/Freestyle). „Specialized Series“: Xlite (Foil), Impact2 (Wakestyle), Section3 (Wave).

15.0 und 17.0 sind spezielle Leichtwindversionen (LW). Die LWModelle basieren auf der Kappenform des GTS5, sind aber eigenständige, für den Leichtwindeinsatz optimierte Konstruktionen. Mit leichterem Flugtuch (CoreTex Light) ist auch der Materialmix auf den Leichtwindeinsatz abgestimmt, zudem sind die Dacronflächen reduziert, der Durchmesser der Fronttube geringer.

VERÄNDERUNGEN ZUM VORJAHRESMODELL Neu am GTS5 sind die CIT Modes, um ihn stärker auf Wave, Allround oder Freestyle trimmen zu können. Neu auch die Tip-Geometrie, angepasst der Durchmesser der Fronttube. Kitedesigner Frank Ilfrich verspricht eine höhere Flugstabilität und bessere Beherrschbarkeit im oberen Windbereich sowie mehr Slack und Pop, also auch bessere Unhooked-Leistungen. BARSYSTEM Der GTS5 kann mit allen Sensor Barsystemen geflogen werden. Für unseren Test haben wir die neue Sensor 3 gewählt (siehe Seite 58).

INFOS ZUM HERSTELLER Core ist eine der beiden Marken der Core Kiteboarding GmbH mit Sitz auf Fehmarn/Deutschland. Die zweite Marke ist Carved. Core Kiteboarding ist das größte deutsche KiteBrand.


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VENTIL: Das Core Ventil ist sehr funktionell und einfach zu bedienen. PUMPSCHLAUCH-ADAPTER: Es ist kein Adapter notwendig, komfortabler

gelingt das Befüllen mit dem Core Endstück. TRIMM-MÖGLICHKEITEN: Drei im Tip, um Drehradius und Barkräfte zu variieren. Drei in der Waage (CIT Modes) für Freestyle, Allround und Wave.). TUCH: Triple-Ripstop von Teijin (CoreTex)

TESTERGEBNISSE

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ALLROUND-EIGENSCHAFTEN + Windbereich + Depower + Bargefühl + Agilität + Fluggeschwindigkeit + Höhelaufeigenschaften + Safety + Wasserstart + Sprungleistung eingehakt (Lift, Hangtime) Nach dem Dice besitzt der GKS den größten Windbereich unserer Testkites. Im unteren Windbereich möchte er bewegt werden, um auf Leistung zu kommen. Seine Depower arbeitet sehr effektiv und linear. Das Bargefühl ist sehr direkt, der Druckpunkt präzise definiert. Seine Agilität ist hoch, seine Fluggeschwindigkeit die höchste in diesem Test. Der GTS5 zeigt Spitzenleistungen auf der Kreuz, im unteren Windbereich muss die Kappe bewegt werden, um einen effektiven Winkel gegen den Wind zu ziehen. Aus dem Wasser startet der GTS5 nahezu von selbst, die Safety arbeitet effektiv. In Verbindung mit einer Sensor Bar fällt die Kappe in eine Supported-Single Frontleinen-Safety (SSFS). Der Lift des GTS5 ist explosiv, seine Hangtimeleistung hoch. Wird er während des Sprungs bewegt, verlängert sich die Flugphase. Dazu ist allerdings ein höheres Fahrkönnen notwendig. FREESTYLE-EIGENSCHAFTEN + Kiteloop Kiteloops sind seine Spezialität.

Der GTS5 ist ein absoluter Mega-Looper. Er tellert nicht und dreht – beherzt eingelenkt – mit ordentlich Wums schnell und eng durch. Richtig wohl fühlt er sich im oberen Windbereich, im unteren Windbereich ist er in Loops technisch etwas anspruchsvoller. + Unhooked Der GTS5 ist hervorragend für unhooked Tricks geeignet. Er besitzt zwar eine hohe Agilität und Fluggeschwindigkeit – ist somit ausgehakt etwas unruhiger an der Bar, erzeugt aber einen sehr guten Popp. WAVE + Drift/Druckaufbau Auch Wave macht mit dem GTS5 Spaß. Er ist zwar nicht ganz so sanft im Druckaufbau, dafür aufgrund seiner hohen Agilität in der Welle super einfach zu handlen. FAZIT Der GTS5 steht in der Traditionslinie des Combat, hat seine Wurzeln somit bereits im Jahr 2008. Das sind 7 Generationen und über 10 Jahre Entwicklungsarbeit. Das spürt man. Der GTS5 ist einer der ausgewogensten und vielseitigsten Freestyle-Kites am Markt. Nicht nur auf Freestyle- und Big Air Wettbewerben gehört der GTS5 zu den Spitzenkites, auch reine Freizeitkiter und selbst Cruiser haben mit dem GTS5 aufgrund des einfachen Handlings super viel Spaß. Und selbst in der Welle ist der Mega-Looper einsetzbar. GETESTETE GRÖS SE

GRÖSSE PREIS (€)

5.0 1169

6.0 1229

7.0 1259

8.0 1399

9.0 1449

10.0 1549

11.0 1599

12.0 1649

13.5 1749

15.0 (LW) 17.0 (LW) 1849 1949


TEST FRE ERI DE FRE EST Y LE FREERIDE/FREESTYLE | OPEN-C-HYBRID | 3 STRUTS | 4 LEINEN

DUOTONE DICE 82

DER KITE Drei Freeride-Dreistruter führt Duotone im Programm: Evo, Neo und Dice. Optisch ähneln sich alle drei Kitelinien sehr, die Unterschiede liegen in der Kappenform (und Waage) und im Einsatzbereich. Der Evo besetzt den Part des Allrounders, der Neo ist der Beste in der Welle, der Dice spricht Freestyler an. HISTORIE Offiziell vorgestellt wurde der Dice im Sommer 2013 – als Dreistruter für Welle und Freestyle. In seiner ersten Version war der Dice ein C-Kite mit runden Tips, drei Struts und Waage – quasi eine Mischung aus Vegas und Neo. Auch die Teamrider-Paten kamen aus beiden Lagern: Tom Court (Freestyle) und Airton Cozzolino (Wave). In den Folgejahren hat Kitedesigner Ralf Grösel den Dice von Jahr zu Jahr in enger Zusammenarbeit mit dem Freestyle-Team weiter entwickelt, in die Kappenform immer stärker Delta-Elemente einfließen lassen und die Leistung – besonders im unteren Windbereich – ständig erhöht, ebenso die Freestyle-Eignung. Mittlerweile ist der Dice in seiner Konstruktion komplett eigenständig und einer der Bestseller des Weltmarkführers.

Der 2020er Dice hat keine Rollen in der Waage. Verbessert wurden Bargefühl und Hangtimeleistung sowie die Progressivität in Kiteloops.

KITEDESIGNER: Ralf Grösel GETESTETE GRÖSSE: 9.0 BAR: Trust Bar Quad Control | PREIS: 548 Euro Click Bar Quad Control | PREIS: 718 Euro PREIS TESTKITE (komplett): 1.987 Euro (mit Trust Bar) | 2.157 Euro (mit Click Bar) menarbeit mit dem KOTA-Rider Lasse Walker hat Kitedesigner Grösel den 2020er Dice fit für den obersten Windbereich gemacht. Er entfernte u. a. die Pulleys aus der Waage und modifizierte das Profil nochmals. Bei ‚King of the Air‘ 2020 startete auch Wakestyle-Ikone und KOTA-Veteran Aaron Hadlow mit dem Dice anstatt wie bisher mit dem Vegas – seinem Signature-Model. Und eroberte erneut das Podium. VERÄNDERUNGEN ZUM VORGÄNGER Neu am 2020er Dice ist das dünnere Ripstop an der Hinterkante und die Waagekonstruktion, die jetzt ohne Rollen auskommt. Auch die Kappe hat Kitedesigner Ralf Grösel überarbeitet. Der neue Dice soll ein verbessertes Bargefühl besonders im oberen Windbereich besitzen, aufgrund der Waage ohne Rollen eine direktere Rückmeldung liefern, progressiver in Kiteloops sein und eine verbesserte Hangtimeleistung zeigen. BARSYSTEM Der Dice wird wahlweise mit der Trust- oder Click Bar geflogen. Beide Barsysteme sind vierleinig, eine fünfte Leine kann nachgerüstet werden (Trust: 39,90 Euro, Click: 49,90 Euro). Duotone bietet für beide Barsysteme unterschiedliche Loops, unsere Empfehlung für den Freeride-Einsatz ist der Freeride-Loop, für Freestyle den Freestyle- oder Wakestyle-Loop. Ob Trust- oder Click Bar ist Geschmackssache. Empfohlene Leinenlänge: 22 Meter von 5.0 bis 9.0 und 24 ab 10.0. Trust Bar Quad Control 22 m, Freestyle Loop | Preis: 548 Euro

Nach wie vor ist die Kappe des Dice eine Mischung aus C-Kite und Delta. Die C-Kite-Gene sollen für gute Freestyle-Eigenschaften und ein direktes Bargefühl sorgen, die Delta-Elemente für einen kraftvolleren Grundzug und eine höhere Leistung im unteren Windbereich. Der Dice wurde immer beliebter bei Freestyle-orientierten Freizeitkitern, denen der Vegas zu Wakestyle- und somit zu Competitionlastig geworden ist. Und natürlich auch zu limitiert im Wind- und Einsatzbereich. Über Megaloop-Wettbewerbe wie den KOTA avancierte der Dice – ursprünglich eigentlich als „Funkite“ konzipiert – dann auch zum erfolgreichen Wettbewerb-Kite. In enger Zusam-

Click Bar Quad Control 22/24 m, Freestyle Loop | Preis: 718 Euro DUOTONE KITERANGE Acht Linien: Evo (Allround), Rebel (Hangtime), Neo (Wave/Freeride), Dice (Freeride/Freestyle), Mono (One Strut), Vegas (Wakestyle), Juice (Leichtwind), Capa (Freeride Softkite). INFOS ZUM HERSTELLER Duotone ist eine Marke der Boards&More GmbH mit Sitz in Molln/Österreich. Der größte Teil der Verwaltung sitzt im bayrischen Oberhachingen. Weitere Marken der Boards&More sind Fanatic, ION und Arrows.


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— 2 ’ 20

VENTIL: Airport Valve 2. Separates Auslassventil im Tip. PUMPSCHLAUCH-ADAPTER: Notwendig, liegt jeder Duotone Pumpe bei.

Auch einzeln erhältlich (8 Euro)

TRIMM-MÖGLICHKEITEN: Drei im Tip, um Bardruck und Drehradius zu variieren. TUCH: Trinity TX von Teijin | zwei/drei Lastfäden

TESTERGEBNISSE ALLROUND-EIGENSCHAFTEN + Windbereich + Depower + Bargefühl + Agilität + Fluggeschwindigkeit + Höhelaufeigenschaften + Safety + Wasserstart + Sprungleistung eingehakt (Lift, Hangtime) Der Dice liefert den größten Windbereich unserer Testkites. Er geht zwar etwas später los als FX und GTS5, kann im oberen Windbereich aber längrer geflogen werden. Seine Depower arbeitet sehr effektiv und linear. Das Bargefühl ist – wie bei allen Duotone Kites – äußerst knackig, der Druckpunkt perfekt definiert. Der Dice dreht eng, rund, schnell und auf Wunsch mit viel Kraftaufbau im Loop. Selbst im Turn reagiert der Dice auf die Depower, sodass der Kraftaufbau variiert werden kann. Seine Fluggeschwindigkeit ist hoch, liegt aber hinter der des GTS5. Ohne eine besondere Technik zieht er eine gute Höhe gegen den Wind. Der Dice fällt mit nur geringem Restzug in eine Single-Frontleinen-Safety, trotz der C-Form der Kappe gelingt auch der Wasserstart zuverlässig. Seine Hangtimeleistung liegt zwar hinter Rebel, Evo und Neo – sein Lift aber ist kraftvoll und die Big AirLeistung besonders im oberen Windbereich mehr als ausreichend. FREESTYLE-EIGENSCHAFTEN + Kiteloop Kiteloops gelingen mit dem Dice super einfach. Im Handling ist er der unkomplizierteste unserer Testkites. Er tellert nicht, zirkelt eng und rund und liefert

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einen guten Querversatz, der über die Depower kontrolliert werden kann. Aaron Hadlow ist wohl nicht ohne Grund beim diesjährigen ‚King of the Air‘ von seinem Vegas auf den Dice gewechselt. + Unhooked Sehr ausgewogene Unhooked-Leistungen – er bleibt genau dort stehen, wo der Rider ihn geparkt hat – und super Freestyle-Leistungen. Guter Pop und angenehmer Slack. WAVE + Drift / Druckaufbau Von allen Freestyle-Kites in diesem Test hat der Dice die höchste Wave-Eignung. Er dreht sehr präzise, verfügt über eine gute Depower, sein Druckaufbau ist sanft. Auch strapless und im strapless Freestyle macht er Spaß. FAZIT Unter den Kites in diesem Test ist der Dice einer der Vielseitigsten. Er ist nicht nur top im Freestyle und einer der erfolgreichsten KOTA-Kites – er ist auch ein super Freerider. Selbst reine Cruiser haben mit dem Dice uneingeschränkt Spaß. Ebenso Wavekiter. Nach dem Neo besitzt er die höchste Wave-Eignung aller Duotone-Kites. Sein Windbereich ist zwar kleiner als bei den Stallgefährten Rebel, Evo und Neo – auch die Hangtimeleistung ist geringer – dafür ist sein Bargefühl das knackigste und präziseste - und er ist sehr spielerisch. Neben Freestylern und Wavekitern schätzen unter den Freeridern besonders leichtere Personen den Dice. GETESTETE GRÖS SE

GRÖSSE PREIS (€)

5 6 7 8 9 10 11 12 13 1149 1219 1289 1369 1439 1519 1599 1669 1749


TEST FRE ERI DE FRE EST Y LE BIG AIR/FREESTYLE | DELTA-/C-SHAPE | 3 STRUTS | 4 LEINEN

F-ONE BULLIT 84

DER KITE Mit dem Bullit präsentiert F-One eine komplett neue Kitelinie für Big Air und Kiteloops. Der Bullit wurde speziell für Big Air Events wie den ‚King of the Air‘ entwickelt. In seiner Konstruktion liegt er zwischen dem Allrounder Bandit (Delta-/C-Shape) und dem Wakestylekite WTF!? (C-Kite). Bei Big Air Events werden Höhe der Sprünge und die Radikalität der Moves bewertet. Der Bullit soll die Sprungperformance des Bandit mit der Radikalität des WTF!? vereinen, besonders gut loopen und sicher im obersten Windbereich beherrschbar sein. Als Big Air-Wettkampfkite wurde er somit ausschließlich für den oberen Windbereich konstruiert, Kiteloops sind seine Spezialität. Auch im mittleren Windbereich soll er einsetzbar sein, er erzeugt dann wenig Querzug. Im Vergleich zum Allrounder Bandit will der Bullit im Big Air noch eine Schippe drauflegen und mehr Bums und Querversatz im Kiteloop liefern. Erhältlich ist der Big Air-Looper in zwei Farbkombinationen (mango und blau).

Der Bullit wurde als Wettkampfkite für Big Air Events entwickelt. Erst später entschloss sich F-One, ihn auch in Serie zu produzieren. HISTORIE Die Entwicklung des Bullits war Liam Whaleys Idee. Der F-One Teamrider wünschte sich einen Kite speziell für den ‚King of the Air‘. Beim letztjährigen KOTA startete Whaley mit dem C-Kite

KITEDESIGNER: Robert Graham GETESTETE GRÖSSE: 9.0 BAR: Linxbar 4 Lines | PREIS: 499 Euro PREIS TESTKITE (komplett): 1.859 Euro

WTF!?, sein Teamkollege Aurelien Petreau mit dem Bandit. So entstand die Idee, mit Elementen aus beiden Schirmen einen speziellen Big Air-/Kiteloop Kite zu konstruieren. Der Bullit entstammt der Feder von Kitedesigner Robert Graham, F-One Chef Raphael Salles (siehe Interview Seite 64) und Mika Fernandez waren die Cheftester. Unterstützt wurde das Entwicklungsteam von Teamrider Paul Serin. Auch Liam Whaley gab Feedback zu jedem Prototyp. Erst später entschloss sich F-One, den Bullit auch in Serie zu produzieren. Erhältlich ist der Big Air Kite in nur drei Größen, die zudem eng beieinander liegen. Der Name ‚Bullit‘ ist eine Referenz an den Film Bullit aus dem Jahr 1968 von Regisseur Peter Yates mit Steve McQueen in der Hauptrolle. Seine Präsentation fand im Februar 2020 während des ‚King of the Air‘ in Kapstadt statt, Verkaufsstart der Serien-Kites war im April. BARSYSTEM Wie alle F-One Tubes wird auch der Bullit mit der Linxbar geflogen. Die vierleinige Linxbar besitzt ein verstellbares „Y“. Linxbar 4 Lines | 52/45 oder 45/38 cm | Preis: 499 Euro. F-ONE KITERANGE F-One ist eine Marke der F-One S.R.L. mit Sitz in Montpellier/Frankreich. Firmengründer ist Raphael Salles. Die zweite Marke ist Manera (Neopren, Trapeze, Zubehör). INFOS ZUM HERSTELLER F-One ist eine Marke der F-One S.R.L. mit Sitz in Montpellier/Frankreich. Firmengründer ist Raphael Salles. Die zweite Marke ist Manera (Neopren, Trapeze, Zubehör).


#138

— 2 ’ 20

VENTIL: SUP-Ventil (verstärkt). Mit Neopren-Hütchen geschützt PUMPSCHLAUCH-ADAPTER: notwendig TRIMM-MÖGLICHKEITEN: Über zwei Knoten in der V-Waage im Tip können

Bardruck und Agilität variiert werden TUCH: Double Ripstop (Teijin D2)

TESTERGEBNISSE ALLROUND-EIGENSCHAFTEN + Windbereich + Depower + Bargefühl + Agilität + Fluggeschwindigkeit + Höhelaufeigenschaften + Safety + Wasserstart + Sprungleistung eingehakt (Lift, Hangtime) Der Bullit wurde für den oberen Windbereich konstruiert. Er geht als letzter los, lässt sich im obersten Windbereich aber am längsten kontrolliert fliegen. Seine Depower arbeitet äußerst effektiv – mit einem Touch on-/off. Der Druckpunkt ist klar definiert, an der Bar sind die Bewegungen in der Kappe zu spüren. Im oberen Windbereich aber nicht so stark wie bei anderen Kites. Kiteloops zirkelt der Bullit kraftvoll und rund. Selbst im obersten Windbereich sind die Loops noch gut beherrschbar. Im mittleren Windbereich ist der Bullit in seiner Fluggeschwindigkeit der langsamste in unserem Testfeld – im obersten Windbereich der mit der höchsten Kontrolle. Höhelaufen gelingt aufgrund der hohen Kontrolle auch im oberen Windbereich einfach. Im Safety Modus hängt der Bullit an einer Steuerleine (Single-Frontleinen-Safety), der Wasserstart gelingt ohne spezielle Technik äußerst einfach. Lift und Hangtime sind aufgrund der hohen Kontrolle im oberen Windbereich aus dem obersten Regal. Der Bullit erzeugt einen massiven Boost, wird er während des Sprungs bewegt, ist die Hangtime lang. Sein volles Potenzial entfaltet der Bullit aber wirklich erst im oberen Windbereich. Bei wenig Wind und langsam angefahren passiert nicht viel. GETESTETE GRÖS SE

GRÖSSE PREIS (€)

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FREESTYLE-EIGENSCHAFTEN + Kiteloop Die absolute Paradedisziplin des Bullit. Er zirkelt in weiten Kreisen, tellert minimal und erzeugt einen massiven Querversatz. Nach dem Loop will er leicht depowert werden, um sicher aufzufangen. Und das alles im oberen Windbereich. Kiteloop-Einsteiger sollten einen anderen Kite wählen. + Unhooked Hier machen sich seine C-Kite-Gene bemerkbar. Unhooked ist der Bullit eine Eins – mit höchster Kontrolle im oberen Windbereich. WAVE + Drift/Druckaufbau Man kann ja jeden Kite auch in der Welle fliegen. Aber den Bullit sollte man wirklich nicht nehmen. Er ist dafür einfach nicht konstruiert – auch fehlen die kleinen Größen. FAZIT Wow, F-One traut sich etwas mit dem Bullit. Wettkampfkites in Serie zu produzieren und somit auch Freizeitkitern zugänglich zu machen, hat Tradition bei F-One. Denn auch der Furtive entstammt einem Wettkampf-Prototypen. Teamrider Alex Caizergues erhielt ihn für die Teilnahme an Speed-Wettbewerben. In der Größe 6.5. F-One baute den Speed-Rekord Kite später in der Serie zu einer Linie mit acht Größen aus. Furtive und Bullit richten sich unter den Freizeitkitern an wirklich nur eine sehr kleine Zielgruppe und werden auch nicht in allen Größen angeboten. F-One kann sich das leisten, denn mit dem Bandit hat der französische Marktführer den Allrounder par excellence im Programm. Der Bandit ist nach wie vor die vielseitigste Kitelinie auf dem Markt und für Freizeitkiter, die nicht das Extreme suchen, die beste Wahl. Dabei ist der Bandit sogar KOTA-tauglich, wie Aurelien Petreau bewies. Beim KOTA 2019 erreichte er mit dem F-One Allrounder sensationell das Halbfinale und somit Platz 4 – hinter Liam Whaley auf Platz 3, der es (damals noch mit dem WTF!?) bis ins Finale schaffte.


TEST FRE ERI DE FRE EST Y LE

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„FX, GTS5 und Dice sind für jeden Freizeitkiter eine perfekte Wahl, Bullit und Orbit sind deutlich spezieller."

FAZIT Nicht jeder KOTA-Kite ist auch für Freizeit-Cruiser geeignet GTS5, Dice, Bullit und Orbit – diese vier Kites wurden erfolgreich beim diesjährigen ‚King of the Air‘ eingesetzt. Weltklasse Rider sind mit Neunern oder Zehnern atemberaubende Big Air Tricks und Megaloops gesprungen – in Bedingungen, in denen Freizeitkiter mehrere Quadratmeter kleiner ziehen – oder gar nicht erst aufs Wasser gehen. Alle unsere Testkites sind hervorragende Wettkampfkites für den KOTA. Das steht außer Frage, das beweisen die Ergebnisse, die mit ihnen während des härtesten Kitecontests der Welt erzielt werden. Doch kaum ein Freizeitkiter geht in Bedingungen, in denen diese Wettbewerbe gestartet werden, mit einem 9.0 oder 10.0 aufs Wasser. Also lassen diese Wettbewerbserfolge nicht unbedingt den Schluss zu, dass beim KOTA erfolgreiche Kites auch für Freizeitkiter Sinn machen, die nicht bei Oberhack unterwegs sind, sondern einfach im optimalen Windbereich entspannt Cruisen und sicher Springen wollen. Bei FX, GTS5 und Dice ist das uneingeschränkt der Fall. Der FX ist ein sportlicher Cruiser, der selbst im unteren Windbereich gute Leistungen bringt, mit ihm machen Cruisen und Springen richtig Spaß. Die Kappe ist seit Jahren unverändert, das neue Flugtuch und die neue Bar haben das 2020er Modell nochmals aufgewertet. Der Dice ist ein sportlicher Freerider mit hohem FreestylePotenzial und ebenfalls perfekt und uneingeschränkt für Freizeitkiter geeignet. Die neue Waage ohne Pulleys bringt ein Plus an Direktheit, das überarbeitete Profil eine höhere Hangtimeleistung. Das kommt auch Freizeitkitern zu Gute. Besonders leichtere Rider schätzen das direktere Bargefühl,

den geringeren Grundzug und die spielerischere Agilität gegenüber den Stallgefährten Rebel, Evo und Neo. Core legt bei den Kites der Universal+ Series ein hohes Maß auf eine weitgehende und uneingeschränkte FreerideEignung und einen großen Wind- und Einsatzbereich. Da macht auch der GTS5 keine Ausnahme. Auch wenn der GTS einer der erfolgreichsten KOTA-Kites ist, ist auch er uneingeschränkt und mit viel Spaß jedem Freizeitkiter zu empfehlen. Der Bullit hingegen ist kompromisslos für den oberen Windbereich konzipiert. Hier ist er der beste unserer Testkites. Wer aber vorwiegend im mittleren Windbereich unterwegs ist, sollte besser zum F-One Bandit greifen. Denn dieser entwickelt sein volles Potenzial bereits im unteren und mittleren Windbereich. Wie sieht es mit dem Orbit aus? Mit diesem Kite eroberten Jesse Richman und Nick Jacobsen in diesem Jahr die ersten beiden Podiumsplätze. Auch der Orbit wurde speziell für den KOTA konstruiert. Kitedesigner Pat Goodman hatte nur wenige Monate Zeit für die Entwicklung. Der Orbit ist der erste Kite der neuen North-Mannschaft. Der Fünfstruter ist in seiner Kappenform sehr nahe an einem Dreistruter, die zwei zusätzlichen Struts sollen der Kappe Stabilität im oberen Windbereich verleihen. Das funktioniert hervorragend. Doch auch der Orbit entfaltet sein volles Potenzial erst im oberen Windbereich. Dann liftet er wie eine Rakete. Um ihm aber eine längere Hangtime zu entlocken, ist ein wirklich geübter Kiter gefragt, der die Kappe während der Flugphase loopt und/oder bewegt. Das beherrschen nur wenige Freizeitkiter.


Kiten lernen an den schönsten Spots d Kiten lernen an den schönsten Spots de DEINE ZIELE

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+ EL GOUNA + SOMA BAY + KITE CRUISE Kiten lernen ROTES MEERan

KITEBOARDING

Kiten lernen an den schönsten Spots der Welt! den schönsten Spots der Welt! + SIZILIEN + MAURITIUS DEINE ZIELE

+ SPOT FEHMARN

+ DÄNEMARK + EL GOUNA Das wochenlange Warten ohne Meer, Strand und Kiten hat ein Ende. + BRASILIEN + SOMA BAY Das Kiteboarding-Events Team steht zusammen mit der Kiteschule + KITE CRUISEBoardflash auf Fehmarn in Lemkenhafen an einem Riesen-Stehrevier + KAPSTADT ROTES MEERfür Euch bereit. Aufgrund der gegebenen Situation dürfen wir zurzeit leider keine + SIZILIEN Gruppenkurse durchführen. Schulungen beschränken sich daher + MAURITIUS auf Einzelkurse, Kurse mit max. 2 Personen aus einem Haushalt,

+ DÄNEMARKbegleitetes Kiten und natürlich die Vermietung von Material. + BRASILIEN Gemeinsam werden wir die schönsten Spots auf Fehmarn unsicher + KAPSTADT

machen!

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 Foto: Henrik Frensch 

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 Kontakt und Infos:  info@kiteboarding-events.de 0160 - 948 19300 


JOURNAL / PRODUKTE, DIENSTLEISTUNGEN, NEWS

F2 | HighTech SportGoods Production (HTSG)

Karbon Kiteboards aus Recyclingfasern 88

Die Boardproduktion HTSG in Thüringen fertigt für F2 Kite- und Snowboards aus Karbon-Recyclingfasern. Die Karbonfasern stammen aus der Luftfahrt- und Automobilindustrie und fallen dort als Abfall an. In enger Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz hat HTSG ein Verfahren entwickelt, um aus diesen Abfallfasern Karbongewebe zur Kite- und Snowboard-Produktion zu gewinnen. Angeliefert wird das Gewebe bei Ride Prototype HTSG in unregelmäßigen, gerissenen Schnetzeln, wird dort zerkleinert und gereinigt und danach in einer Press-Technik zu gleichmäßigem Karbongewebe aus reinem Karbon verarbeitet. Der Prozess findet ohne Zugabe von Klebern statt. „Das genaue Verfahren ist Betriebsgeheimnis“, so Simone Pullen, Geschäftsführerin der HTSG. „Dieses Gewebe haben wir in einer Testphase in den Snowboards unserer Teamfahrer verwendet. Ramona Hofmeister und Selina Jörg holten mit F2 Snowboards bei den letzten Olympischen Spielen Silber und Bronze“, so Pullen weiter. An Kiteboards bietet F2 das Ride (Freeride) in der FX-Carbon-Technologie. Weitere Prototypen sind in der Erprobung. Ride | 133 x 40 | 137 x 40 | 142 x 41 | 449 Euro (komplett mit Pad/Schlaufen, Finnen, Griff) www.f2.com

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Das Boardsportlabel F2 sucht Teamrider in den Bereichen Kiteboarden, Snowboarden und Windsurfen. Bewerbungen an: info@f2.com

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ION | Muse Capsule Collection

Performing Grace ION präsentiert die speziell für Frauen entwickelte Muse Kollektion. Durchdachte Sommerstyles mit besonderen Designs und Features, um neue Limits zu erreichen. Die Muse Kollektion steht für Inspiration und Frauen, die ein Statement setzen wollen. Muse legt Wert auf Funktionalität und will für das nötige Selbstbewusstsein auf dem Wasser sorgen. Durchdachte Schnitte und ausgewählte Materialien sollen Schutz gegen Wind, Wasser, UVStrahlen und Equipment in warmen Temperaturen bieten. Dabei soll selbst bei wilder Action und Bails nichts verrutschen. Egal, ob mit Kite, Segel oder Surfboard – Muse steht für sportliche Frauen, die ihr Können weiter pushen und neue Grenzen austesten wollen. Die Styles sind in fünf Größen (XXS, XS, S, M, L) und vier Farben (Black Capsule, Rose, Sky Blue, Steel Grey) erhältlich.

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MUSE HOT SHORTY SS 2.0 DL | 99,95€ MUSE HOT SHORTY LS | 119,95€ MUSE SHORTY LS 2.0 NZ DL | 119,95€ MUSE SHORTY CROSS 1.5 DL | 79,95€ MUSE LONG JANE 1.5 DL | 159,95€ MUSE LONG PANTS | 99,95€ MUSE SHORTY NEO PANTS | 49,95€ MUSE NEO ZIP TOP | 99,95€ Alle ION Wetsuits werden klimaneutral produziert. Alle durch Herstellung und Transport verursachten CO2 Emissionen werden kompensiert. ION arbeitet mit Climate Partner zusammen und unterstützt ein Wasserkraft-Klimaschutzprojekt in Kuruwita, Sri Lanka. www.ion-products.com

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REISE / MALEDIVEN

TEXT: Karolina Winkowska

Eine Reise wie keine andere Wenn ich reise, dann hauptsächlich für Trainings, Competitions oder Fotoshootings. Deshalb war diese Reise auf die Malediven etwas völlig Neues für mich. Schon vor zwei Jahren hätte ich die Möglichkeit gehabt, dorthin zu fliegen – mein voller Trainingsplan ließ es damals leider nicht zu. Diesmal hatte ich alles daran gesetzt, zwei Wochen für die Malediven freizuschaufeln. Zwei Wochen, um eine neue Kite-Destination zu erkunden. Zwei Wochen voller einzigartiger Erfahrungen und unvergesslicher Momente. 92

Boote statt Autos Als ich in Male landete, war mir erst einmal etwas bange zumute. Mir wurde bewusst: Seit Jahren hatte ich kein für mich neues Land mehr bereist! Eigentlich flog ich immer nur nach Australien, Ägypten, Brasilien oder Amerika. Destinationen, die mir vertraut sind, bei denen ich weiß, welche Art von Equipment, Kleidung oder Visum ich brauche. Verglichen damit waren die Malediven für mich noch völlig unbekanntes Terrain.

touren. Ein ziemlich straffer Terminplan im Vergleich zu meinen “normalen” Kitetrips. Aber immerhin stand hinter diesem Trip auch eine andere Idee. Rund um Male herum so viele Spots wie möglich entdecken und Kiten dort bekannter machen. So besuchten wir Spots, an denen sich bereits Kiteschulen angesiedelt hatten, die besten Kitespots der maledivischen Locals, aber auch Strände, die in puncto Kiten noch gänzlich unentdeckt waren.

Ungewöhnlich war auch der Pickup vom Flughafen. In diesem Fall wurde ich nicht von einem Auto abgeholt, sondern von einem Boot. Irgendwie auch logisch – wie sonst sollte man all die maledivischen Inseln erreichen? Als ich darauf wartete, an Board des Boots zu gehen, das mich zum Hotel bringen sollte, fing es plötzlich wie verrückt zu regnen an. Innerhalb weniger Sekunden war mein Gepäck komplett durchnässt, inklusive meines Carry-ons, in dem sich meine Drohne und die ganzen Kameras befanden. Eigentlich kein Grund zum Lachen – trotzdem konnte ich in diesem Moment nicht anders. Ich war völlig übermüdet von der Reise und hatte keine Lust mehr, mir Sorgen zu machen. Immerhin war ich gerade im Paradies gelandet!

Viele der Inseln liegen innerhalb eines Riffs. Das bedeutet flaches Wasser in der Lagune und Wellen an der Riffkante. Da ich nicht in der Wellensaison vor Ort war, kann ich die Surfbedingungen nicht seriös beurteilen. Dafür waren wir mitten in der Windsaison da und sahnten eine Woche mit 20-Knoten-Tagen und eine weitere mit perfekten Foilbedingungen ab. Rund um so gut wie jede der bewohnten Inseln befinden sich Sandbänke und flaches Wasser – ohne andere Kiter weit und breit. Eine Traum-Destination, vor allem im Vergleich mit den anderen, meist völlig überlaufenen Flachwasserspots, an denen ich im letzten Jahr gewesen war.

Auf Erkundungstour Während meines Aufenthalts auf den Malediven besuchte ich sechs bewohnte Inseln, wechselte sieben Mal das Hotel und unternahm 18 Boots-

Kein Wind? Kein Problem! Windlose Tage sind auf den Malediven kein Weltuntergang. Nach ein paar Kitetagen waren wir ohnehin erschöpft und bereit für Abwechslung. Tauchen, Schnorcheln, mit Haien oder Stachelrochen schwimmen, Parasailing, Wakeboarden


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Eigentlich flog ich immer nur nach Australien, Ägypten, Brasilien oder Amerika. Destinationen, die mir vertraut sind. Verglichen damit waren die Malediven für mich noch völlig unbekanntes Terrain.

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PROFIZIRKUS REISE / MALEDIVEN / KING OF THE AIR

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Wir waren in der Windsaison da und sahnten eine Woche mit 20-Knoten-Tagen und eine weitere mit perfekten Foilbedingungen ab.


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Der Hauptgrund meiner Reise auf die Malediven war, Kitesurfen auf den kleinen Inseln vor Ort zu fördern und den local Kids zu zeigen, wie es funktioniert. Wir waren in Maafushi, Goidhoo, Dhifushi, Soneva Fushi und Crossroad. Alles Orte, wo Kiten immer bekannter wird. Je nach Jahreszeit herrschen zwei verschiedene Windrichtungen vor. Somit kitet ihr vielleicht an völlig anderen Spots als ich.

oder Surfen – die Liste der möglichen Aktivitäten auf den Malediven ist lang. Einen Tauchgang sollte man aber auf jeden Fall unternehmen. Nicht umsonst ist Tauchen die Touristenattraktion Nummer eins, aber auch der Lieblingssport der Locals. Unsere Hauptattraktion an windlosen Tagen waren die Trips zwischen den Inseln. Um von Insel zu Insel zu kommen, muss man meist erst zurück in die Hauptstadt Male und nimmt sich dort ein Boot zur nächsten Destination. Perfekte Setups Der Hauptgrund meiner Reise auf die Malediven war, Kitesurfen auf den kleinen Inseln vor Ort zu fördern und den local Kids zu zeigen, wie es funktioniert und was mit diesem Sport alles möglich ist. Wir waren in Maafushi, Goidhoo, Dhifushi, Soneva Fushi und Crossroad – alles Orte, wo Kiten immer bekannter wird. Manche der Inseln sind exklusive Privatresorts, auf anderen widerum gibt es null Tourismus und ein paar beherbergen einen Mix aus Hotels und privaten Unterkünften. Jede Insel verfügt über einen Wasserzugang sowie einen Strand, an dem man mit dem Kite starten kann. Je nach Jahreszeit herrschen auf den Malediven zwei verschiedene Windrichtungen vor. Somit kitet ihr, wenn ihr dort seid, vielleicht an völlig anderen Spots als ich. Auf einer der Inseln – Goidhooo – kiten besonders viele der einheimischen Kids. Die meisten haben 2016 angefangen, als Kitesurfen das erste Mal auf den Malediven auftauchte. Seitdem

wurde Kiten konstant gefördert und Programme wie Camps mit Rauhull Gudi ins Leben gerufen, der die Teilnehmer auf Maledivisch unterrichtet. Dieses Jahr wurde das Programm sogar vom Ministerium für Jugend- & Sportförderung unterstützt, so dass alle Kids aus Goidhoo die Chance hatten, Kiteunterricht zu bekommen. Wir hatten 25 Teilnehmer, davon die Hälfte Mädchen. Nach etwa einer Woche hatten wir allen beigebracht, selbstständig zu kiten. Am Ende meines Aufenthalts veranstalteten wir sogar eine Show für den Minister höchstpersönlich. Er war so beeindruckt von den Fortschritten und dem Potential der Kids, dass er vorschlug, ihnen fünf brandneue Kites zu kaufen, damit sie weiter üben konnten. Auf den Kopf gestellt 16 Jahre ist es mittlerweile her, dass ich in meiner Heimat Polen mit dem Kiten begonnen habe. Seitdem habe ich die Welt bereist, die unglaublichsten Orte gesehen, auf diesem Weg großartige Menschen kennengelernt, einige der weltweit größten Kite-Events gewonnen – und fühle mich dabei jeden einzelnen Tag vollkommen erfüllt. Diese Kids bei ihren ersten Kiteversuchen zu erleben, zu sehen, wie sie eine neue Leidenschaft für sich entdecken und neue Möglichkeiten für ihre Zukunft schaffen, war sehr emotional für mich. Ich wünsche ihnen allen nur das Beste, und ich weiß, dass Kitesurfen auch ihre Welt komplett auf den Kopf stellen wird. – natürlich auf positive Art und Weise. Just keep on sending it!

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LIGHT UP YOUR FOILING We went all in developing our new XLITE, a one-strut inflatable with features unique to foiling. New airframe materials, lighter bridles, and other top-secret improvements reduce weight by an honest 20%. And yes, it makes a difference! Be in total control when bearing downwind and carving those delicious air jibes. XLITE. Not your average foil kite. FOLLOW US ON corekites.com / facebook.com/corekites / instagram.com/corekites / twitter.com/corekites

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Rider: Steven Akkersdijk / Photo: Thomas Burblies

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REISE / MEIN KAPSTADT

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TEXT: Aron Rosslee

Mein Kapstadt Mein Name ist Aron Rosslee. Ich bin ein professioneller Kiteboarder im Team Duotone. Ich lebe und bin aufgewachsen in Kapstadt/Südafrika. Ich möchte euch etwas über meine Heimatstadt erzählen, über die gigantischen Kitebedingungen hier, die besten Plätze zum Feiern und was ihr hier sonst noch alles erleben könnt. 99


REISE / MEIN KAPSTADT

Der perfekte Ort Kapstadt ist der perfekte Ort zum Kiten, Surfen und Wakeboarden. Es gibt hier also viele Arten, aufs Wasser zu kommen. Und ich liebe sie alle. Denn solange ich auf dem Wasser bin, habe ich keinen Stress, kann die Welt hinter mir lassen und bin in meinem Element. Das habe ich meinen Eltern zu verdanken, die mich immer dazu ermutigt haben, genau das zu machen, was mir Spaß macht. Und ich möchte Kapstadt dafür danken, dass ich hier so viele Spielplätze vorfinde. Ich möchte euch ein wenig über 'Mein Kapstadt' erzählen. Die beste Zeit Die beste Zeit für Wassersport ist der Sommer, also der europäische Winter. Die Windsaison startet Anfang November und endet Ende März. Kapstadt bietet nahezu endlos viele gute Kitespots. Doch außer Kiten könnt ihr hier noch viel mehr unternehmen: Wandern, Surfen, Roadtrips und Weinproben. Wir haben hier am Kap richtig guten Wein! Doch zurück zum Kiten. Hier in Kapstadt könnt ihr ins Auto steigen – und im Umkreis von 45 Minuten gibt es hier immer einen guten Spot mit Wind. Ihr könnt hier also jeden Tag aufs Wasser. Und selbst, wenn die Vorhersage für einen Spot nicht vielversprechend klingen sollte, fahrt trotzdem hin. Denn oft passiert es, dass an Spots ohne gute Vorhersage dann doch perfekte Bedingungen herrschen.

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Das Highlight Das Highlight der Saison ist zweifelsohne der Red Bull 'King of the Air' (KOTA). Der KOTA ist der weltweit renommierteste und härteste Big Air Contest weltweit. In diesem Jahr fand der Kultevent Anfang Februar statt. Die weltbesten Big Air Kiter gehen hier an den Start, haben sich oft monatelang auf dieses Event vorbereitet. Auch das Duotone Team ist am Start. Der lokale Shop 'The Brandstable' koordiniert und unterstützt das Team und sogt zusammen mit den lokalen Teamridern dafür, dass das Equipment der Rider in einwandfreiem Zustand ist und dass die Rider am Strand von Caddys unterstützt werden. Ich reise das Jahr über um die Welt , für mich ist es ein großartiges Gefühl, wenn sich zum Event alle aus meinem Team hier in Kapstadt treffen und wir zusammen eine gute Zeit in Kapstadt haben. Die richtigen Leute Der Sommer in Kapstadt ist die perfekte Zeit, um zu trainieren und sich auf die kommende Saison vorzubereiten. Viele meiner Mitstreiter auf der GKA World Tour kommen Anfang des Jahres zum Training hierher – und natürlich auch um zu feiern. Stelle sicher, dass du mit den richtigen Leuten unterwegs bist, dann hast du hier die Partys deines Lebens. Aber nicht nur zum Trainieren und zum Feiern kommt die Kitewelt nach Kapstadt. Auch um zu arbeiten. Arbeit im Entwicklungsteam Das Duotone Entwicklungsteam schlägt hier jeden Sommer ihre Zelte auf. Duotone Kitedesigner Ralf Grösel und das Freestyle Team geben hier dem Vegas, Evo, Dice und Juice den letzten Feinschliff. Und auch den Twintips. Verantwortlich dafür ist Produktmanager Manu Zwinz. Auch ich bin im Entwicklungsteam und habe an der Weiterentwicklung von Evo, Dice und den Twintips mitgearbeitet. Ich mag diese


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Stelle sicher, dass du mit den richtigen Leuten unterwegs bist, dann hast du hier die Partys deines Lebens.

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REISE / MEIN KAPSTADT

Arbeit sehr. Es ist spannend zu sehen, wie neue Entwicklungen entstehen. Ich studiere Industriedesign und möchte in Zukunft mein Studium und meine Erfahrungen als Teamrider beruflich miteinander kombinieren. Kitesurfen ist meine Leidenschaft! Nicht nur auf dem Wasser, sondern auch beruflich. Für mich ist es interessant, mitzuerleben, wie viel Aufwand betrieben wird, um unsere Sportgeräte auf ein so hohes Leistungsniveau zu bringen und immer noch weiter zu verbessern. Party Okay, zurück zu dem Part, der nicht Arbeit, sondern nur Spaß bedeutet. Was macht Kapstadt so spannend? Nun, es gibt jeden Tag eine andere Party hier. Ihr müsst mindestens einen Monat bleiben, um alles erlebt zu haben, was Kapstadt zu bieten hat. Die Nacht ist verrückt, mit einigen sehr guten Party-Locations. Ihr könnt zum Beginn einer wilden Nacht in der Stadt auf ein paar Drinks in die Camps Bay gehen. Das ist meist mein Einstieg. In Kapstadt wird immer irgendwo gefeiert, ihr müsst nur genau hinsehen und die richtigen Leute kennen. Die Leute, mit denen ihr unterwegs seid, sind wichtig. Also, schnapp dir ein paar Homies und ab geht es in das Partygetümmel.

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Anders als zuvor Kapstadt war in diesem Sommer etwas anders als in den Jahren zuvor. Ich habe noch nie so viele Leute hier auf dem Wasser gesehen. Es ist zwar immer noch genug Platz für alle, aber wenn du es gewohnt bist, an deinem Homespot eigentlich immer einen Parkplatz zu bekommen - egal, wann du kommst – und plötzlich ist das nicht mehr so einfach, dann fällt dir das doch auf. Und das bezieht sich nicht nur auf die Kiteszene. Es waren in diesem Sommer viel mehr Leute hier, auch wegen der Kultur, dem Essen und den anderen Aktivitäten, die Kapstadt zu bieten hat. Der Kiteboarding-Szene hat das gut getan. Die Stimmung war gut in diesem Sommer. Jeder hilft hier jedem auf dem Wasser. Persönliche Ziele Ich persönlich habe mir 2020 einige Ziele gesetzt. In den letzten zwei Jahren habe ich schon viel erreicht. Meine Teilnahme an der KPL- und der GKA Tour haben mir viel Selbstvertrauen gegeben. Ich war bei einigen Filmprojekten wie dem Dice Produktclip dabei, der in Namibia gedreht wurde. Und ich habe auf meinen Reisen so viele unterschiedliche und interessante Menschen getroffen, die mir geholfen haben, darüber nachzudenken, was ich wirklich will in meinem Leben. Ich möchte auf jeden Fall mein Fahrkönnen steigern. Ich möchte neue Tricks lernen, weiterhin an Wettbewerben und Videoproduktionen teilnehmen und im R&D Team mitarbeiten. Ich möchte mein Studium beenden, um auch beruflich in den Sport einzusteigen und ich möchte in allen Disziplinen des Kitesports Fortschritte machen. Das soll mein Betrag sein, den Kitesport als Ganzes weiterzuentwickeln. Ich wünsche euch eine gute Zeit auf dem Wasser. See y in Cape Town!


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Kapstadt war in diesem Sommer etwas anders als in den Jahren zuvor. Ich habe noch nie so viele Leute hier auf dem Wasser gesehen. Die Stimmung war gut. Jeder hilft hier jedem.

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Cape Town

Entdeckertour Eine sichere und einfache Art, Kapstadt zu erleben und nicht auf sich alleine gestellt zu sein sind die Cape Town Entdeckertouren. Wohnen direkt am Sunset Beach, Kiten auch an den anderen Spots in der Umgebung und viel Zeit auf dem Wasser lautet das Motto. KiteWorldWide und Kiteboarding-Events bieten in der 'Mothercity' von Oktober bis März,

also während des südafrikanischen Sommers und während der besten Windzeit über 20 Wochen eine offene Eventreihe mit flexiblen Terminen. Vor Ort sind ein Trainerteam, ein Materialpool mit 25 Kites und 15 Boards, die Unterkunft ist eine stylishe Loft-Villa im Industrie-Look – mit 9 Zimmern, großer Wohnküche, Garten und Dachterrasse mit Pool.

Interview mit Marcel Würfel, Mitinhaber der Kiteboarding-Events und Teamleiter in der KWW Kite Mansion Cape Town Hi Marci, Cape Town Entdeckertour, was bedeutet das? Entdeckertour bedeutet, dass wir nicht nur am Sunset Beach aufs Wasser gehen, sondern alle interessanten Spots rund um Kapstadt ansteuern. Denn Kapstadt hat viele gute Spots. Unsere Base ist die Kite Mansion, direkt am Sunset Beach und nur 50 Meter vom Strand entfernt. Eine schicke Designer-Loft-Villa. Von der Dachterrasse aus habt ihr einen herrlichen Blick auf den Tafelberg. Entdeckertour bedeutet auch, wir wohnen alle zusammen in einem Haus, gehen zusammen kiten – wer mag, auch Wellenreiten, und unternehmen gemeinsam Ausflüge zu den anderen Spots in der Umgebung von Kapstadt, je nach Wind- und Wellenbedingungen und Wünschen der Teilnehmer. Abends dann ein gemeinsames Abendessen: BBQ, Fisch, Pasta, Pizza, Wok, auch vegetarisch – alles selbst zubereitet. Am Abendessen könnt ihr teilnehmen, müsst es aber nicht. Auch außerhalb des Wassers bieten wir Aktivitäten, zum Beispiel Yogakurse. Und abends entdecken wir das Nachtleben. Okay, nicht jeden Abend, denn am nächsten Tag wollen wir ja wieder aufs Wasser. Seit wann gibt es die Cape Town Entdeckertour? Seit 2015. Ich selbst bin seit über 10 Jahren jeden Winter hier. In welchem Zeitraum seid ihr in Kapstadt? Von Oktober bis März. Die Hauptsaison ist von Mitte Dezember bis Ende Februar. Aber ich kann euch besonders auch die Vor- und Nachsaison empfehlen. Dann sind die Temperaturen mit 22° bis 25° C zwar niedriger als in der Hauptsaison, die Spots aber sind deutlich leerer.

Welchen Neo brauche ich in Kapstadt? Die Luft ist warm, das Wasser aber kalt. In der Hauptsaison ein 2/3, in der Nebensaison ein 3/4er. Ihr lebt also zusammen mit den Gästen in einem Haus und geht zusammen mit ihnen kiten. Einer der besten Spots Kapstadts, der Sunset Beach, befindet sich direkt vor der Haustür, nur wenige Meter vom Haus entfernt. Welche Spots steuert ihr noch an? Alle Spots hier in der Umgebung, je nach Windrichtung, Wellenhöhe und Wünsche der Gäste. Wir fahren zu den Flachwasser-Spots Langebaan (Richtung Norden) und Hermanus (Richtung Osten), beide knapp 1,5 Auto-Stunden entfernt. Wer Welle mag, mit dem fahren wir nach Witsand/ Scarborough (Richtung Süden) – oder zum Surfen nach Muizenberg. Direkt vor der Haustür, also hier vom Sunset Beach aus, starten wir zu Downwindern, entweder zum Doodels (8 Kilometer) oder nach Haakgat (16 Kilometer). Außer Kiten, was bietet ihr noch an? Wir wollen, dass sich bei uns keiner langweilt. Im Haus haben wir zehn Wellenreiter (Soft Deck) und fünf SUP-Boards. Einsteigerboards und eine Einweisung sind kostenlos. Wenn jemand beim Kiten einen bestimmten Trick lernen möchte, bieten wir Privatstunden (gegen Honorar) in der Welle oder mit dem Twintip. Einsteigerkurse organisieren wir in Kooperation mit einer lokalen Kiteschule. Auch vermitteln wir Mietwagen für individuelle Ausflüge, Safaris, Fallschirmspringen und unternehmen mit den Teilnehmern Weintastings. Das Weingut bietet einen super Ausblick auf die Rückseite des Tafelbergs. Sofern gewünscht, fahren wir zusam-

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Wir steuern alle Spots in der Umgebung an. Je nach Windrichtung, Wellenhöhe und Wünsche der Gäste. Langebaan, Hermanus, Scarborough – oder zum Surfen nach Muizenberg. Vom Sunset Beach starten wir zu Downwindern.


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Kite Mansion am Sunset Beach. Eine Lifestyle-Loft-Villa im Industrie-Look

men in die City. Kapstadt bietet eine Vielzahl von guten Restaurants. Interessant sind die kulturellen Essensmärkte und Woodstock, das ehemalige Arbeiter- und jetzt Künstlerviertel. Dort hat auch der Shaper Anton Buttler (Ferral) seine Werkstatt, die wir bei Interesse gerne besuchen. Oder wir gehen zusammen ins Open Air Kino. Abends entdecken wir zusammen mit den Teilnehmern das Nachleben Kapstadts. Mit den Frühaufstehern klettern wir zum Sonnenaufgang auf den Lions Head – und mit denen, die nicht bis Sonnenuntergang kiten, zum Sundowner, natürlich mit Picknick-Korb. Wir leben hier das Flair einer authentischen Kite-Community. In Kapstadt braucht man oft selbst als schwerer Kiter einen kleinen Schirm. Welche Kitegrößen und welche Boards habt ihr im Pool? Alles von 4.0 bis 14.0. Unsere Hauptgrößen sind 5.0 bis 8.0. Wir haben Top-Material von Duotone. An Twintips Select, Jaime und Soleil zwischen 134 und 140 und Surfboards, neben Allroundern auch den einsteigertauglichen Fish. Besonders stolz sind wir auf die Wavedirektionals unserer Hausmarke Cube Boards, die hier in Kapstadt in Handarbeit gefertigt werden. Kann ich auch mein eigenes Material mitbringen? Ja, natürlich. Wir haben für jeden, der sein eigenes Material mitbringt, eine eigene Box in unserem Storageraum. Wenn mir etwas fehlt – oder kaputtgeht, kann ich auch einzelne Kites, Boards oder ein Trapez für nur eine Session bei euch mieten? Ja, auf jedem Fall. Nach Möglichkeit bitte vorher anmelden, damit wir das gewünschte Material reservieren und somit auch garantieren können.

Kapstadt ist bekannt für seine super Wave-Bedingungen. Kann ich auch als Twintipfahrer an der Entdeckertour teilnehmen? Ja, selbstverständlich. Hier hat man auch als Twintipfahrer seinen Spaß. Auch beim KOTA wird ja mit Twintips gestartet. 70 % unserer Gäste sind Twintipfahrer. Sunset Beach ist kein Einsteigerspot. Welches Fahrkönnen benötige ich? Ja, das ist richtig. Wer hier am Sunset Beach zum ersten Mal raus geht, denkt oft, obwohl er schon Erfahrung hat, dass er gar nichts mehr kann. Der Spot ist schon tricky und benötigt ein höheres Fahrkönnen als beispielsweise El Gouna. Aber dafür sind wir ja da. Schon nach wenigen Tagen sind die meisten hier sicher unterwegs. Und wer hier kiten kann, der kann es dann (fast) überall. Die Flachwasserspots Langebaan und Hermanus, die wir auch ansteuern, benötigen ein geringeres Fahrkönnen und sind einsteigertauglich. Eure Base ist die KWW Mansion Cape Town, eine Lifestyle-Loft-Villa, eingerichtet im IndustrieLook. Wie ist das Konzept der Kite Mansion? Das Konzept des Hauses ist eine Mischung aus Hotel und WG im Luxus-Format. Wir haben ein Team, das sich um das Haus kümmert. Die Zimmer, jedes mit eigenem Bad, sind groß, komplett ausgestattet und werden jeden Tag gereinigt. Die Gäste sind Selbstversorger. Ein Supermarkt befindet sich in ca. 800 Meter Entfernung. Wir organisieren gemeinsame Abendessen und Grillabende, an denen alle teilnehmen können, aber nicht müssen. Das Haus ist komplett auf Kiter abgestimmt. Zwei große Storageräume mit Boxen für jeden Gast, Außenduschen und Möglichkeiten, das Material zu trocknen. Und unser Kühlschrank ist immer üppig mit Bier und Softdrinks gefüllt.

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REISE / SÜDAFRIKA

TEXT: Laurin Konrad | FOTOS: Max Wendland

Ich komme aus Bayern – und dort habe ich keinen Kitespot direkt vor der Haustür. Also zog es mich, wann immer es ging, zum Kiten ins Ausland. Zu meinen Lieblingszielen gehört Südafrika. Mittlerweile war ich achtmal dort. Freunde sind ans Cap ausgewandert, mein Vater überwintert dort seit einigen Jahren. Deshalb fühle ich mich nicht unbedingt als Tourist. Dieses Jahr stand die berühmte Garden Route auf meiner Agenda. In einem Landcruiser, zusammen mit meinem Vater und Max, meinem besten Freund.

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nser Start ist Johannesburg. Dort treffen Max und ich meinen Vater. Er ist von Windhoek hierher gekommen, um diesen Roadtrip mit uns zu machen. Unsere Route wird uns von Johannesburg an die Küste und von dort bis nach Kapstadt führen. Unser erstes Ziel ist St. Lucia, sieben Stunden entfernt. Unser Landcruiser hat keine Klimaanlage. Bereits nach einer Stunde haben wir in der Kiste fast 40 Grad. Wir gehen langsam ein. Die Landschaft hingegen ist wunderschön. Und je näher wir der Küste kommen desto milder wird das Klima. Wie geplant schlagen wir unser Nachlager im Nationalpark bei St. Lucia auf. Die erste Nacht unseres Trips verbringen wir unter einem der klarsten Sternenhimmel, die ich je gesehen haben. Am Morgen gehen wir baden, werden aber schnell von den Rettungsschwimmern wieder aus dem Wasser gerufen., die ein Hai gesichtet haben. Nach Wind sieht es heute in St. Lucia eh nicht aus, wir machen uns auf den Weg in Richtung Richards Bay. Unser zweites Nachlager liegt an einer traumhaft grünen Steilküste. Am nächsten Morgen sind wir bereits zum Sonnenaufgang auf den Beinen. Max und ich sind überwältigt von der Landschaft. Noch vor dem Frühstück legen wir eine Schwimmsession ein. Danach geht es weiter durch das saftig grüne Südafrika. Langsam wird es bergig. Das Wetter schlägt plötzlich um – von Sonne auf Nebel. Die Sicht beträgt keine fünf Meter, keiner von uns war je schon einmal mit einem Auto in einer derart dichten Suppe unterwegs. Wir fahren fast blind – und müssen Ausschau nach Schlaglöchern halten; denn diese sind hier keine Seltenheit und manchmal reifengroß. Es kommt, wie es kommen musste. Mein Vater jagt den Landcruiser, trotz dichtestem Nebel, die Berge rauf und runter. Auf etwa der Hälfte der Strecke ist es soweit: Wir übersehen einen großen Speedbumper – und schießen ungebremst darüber. Max liegt schlafend auf der Rückbank – natürlich nicht angeschnallt. Zum Glück hat weder jemand von uns noch der Landcruiser Schaden genommen. Aber wir sind ab jetzt achtsamer. Die Fahrt nach Port St. Jones macht sich bezahlt. Wir kommen mitten im Nirgendwo im afrikanischen Dschungel an und finden auf Anhieb einen Traumplatz zum Übernachten. Direkt am Strand und im Schutz des Regenwaldes. Das Wetter ist grau, was uns jedoch nicht daran hindert, zum Abendbrot ein paar saftige Steaks auf den Grill zu schmeißen und den Abend am Lagerfeuer ausklingen zu lassen. Am nächsten Morgen werden wir von Straßenarbeitern geweckt. Die Jungs sind cool drauf, es ergibt sich ein gemein-

sames Frühstück am Feuer. Um acht Uhr in der Früh genießen sie unser vom Vorabend übrig gebliebenes Bier und relaxen mit uns die restliche Zeit bis zu unserem Aufbruch. Für uns geht es weiter in Richtung Garden Route. Wir fahren nach East London an den Nahoo Beach und haben das erste Mal Wind. Hier an einer Flussmündung gibt es bei Flut keine Probleme mit den Felsen. Die beste Windrichtung ist Ost. Heute kommt er zwar westlich, ist deshalb etwas böig aber trotzdem kitebar. Am Strand befindet sich ein Lifeguard-Haus. Dort könnt ihr euch Tipps holen, worauf ihr zu achten habt. Es ist die erste Session unserer Reise – begleitet von einem traumhaften Regenbogen. Für heute haben wir eine Safari geplant, für Max und mich ein Highlight der Reise. Zwischen East London und Port Elizabeth liegt der Addo-Elefanten-Nationalpark, der drittgrößte Nationalpark Südafrikas. Nach den ersten Metern macht sich bei uns große Skepsis breit, ob wir heute außer Büschen überhaupt noch etwas zu sehen bekommen. Doch am ersten Wasserloch wird uns klar, dass wir nur zu ungeduldig waren. Auf der orangefarbenen Schotterpiste rollen wir langsam an das Wasserloch heran. Direkt vor uns tummeln sich rund 60 Elefanten im Wasser. Keiner von uns ist diesen Dickhäutern jemals zuvor so nah gekommen. Einige berühren sogar unseren Landcruiser. Etwas weiter entfernt zieht langsam eine weitere Elefantenherde an uns vorbei. Sie sind auf dem Weg zurück in den Busch. Max und ich sind sprachlos. Mein Vater hingegen mehr besorgt – um uns und um das Auto. Ich lege den Rückwärtsgang ein, langsam entfernen wir uns etwas von den Dickhäutern. Den ganzen Tag geht es weiter auf den Schotterpisten, am Abend sind wir komplett eingestaubt. Total beeindruckt lassen wir den Park hinter uns und machen uns auf die Suche nach einem Schlafplatz am Strand, denn morgen soll es wieder aufs Wasser gehen. Cannon Rocks unser nächster Stopp. Am besten funktioniert der Spot bei Flut, bei Ebbe ist es ziemlich felsig. Die besten Windrichtungen sind Ost und West. Denkt daran, euch mit Lebensmitteln und Wasser einzudecken, denn der nächste Supermarkt ist 20 Autominuten entfernt. Direkt am Kitespot gibt es ein Restaurant, das einzige in Cannon Rocks. Hier legen wir zwischen unseren Sessions kleine Pausen ein, mit kühlen Bierchen. Nach einem erfolgreichen Tag auf dem Wasser kümmern wir uns um unser Abendessen. Etwas abseits der Straße und geschützt von Büschen grillen wir. Unser letztes Stück Straußenfleisch liegt noch auf dem Rost, als plötzlich ein Jeep mit Blaulicht vorfährt. Drei Polizistinnen steigen aus, mit Taschenlampen nähern sie sich

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Am nächsten Tag checken wir die Windvorhersage. In Kapstadt ist leider kein Wind angesagt, dafür aber in Langebaan. Gleich nach dem Frühstück geht es los. Über eine Stunde zieht sich die gerade, endlos erscheinende Straße nach Langebaan, bis wir endlich auf Wind stoßen.

uns. Bewohner hatten in Sorge um einen Buschbrand die örtliche Polizei und Feuerwehr alarmiert. Als die Ladys überzeugt sind, dass hier alles safe ist, können wir auch unser letztes Straußenfilet noch in Ruhe genießen. Nature’s Valley ist ein kleiner Geheimtipp im Tsitsikamma Nationalpark. Wir verlassen die N2 und fahren etwa 10 Kilometer in das kleine Dorf. Hier finden wir einen abgelegenen, kilometerlangen Strand. Top zum Kiten und zum Übernachten. Der Strand und das Wasser sind noch nahezu unberührt, allerdings sollen hier schon mehrmals Haie gesichtet worden sein. Die Lifeguards versichern uns aber, dass es hier bisher noch keine Vorfälle gab. Und die Wellen sind den Nervenkitzel definitiv wert. Am nächsten Morgen erklimmen Max und ich schon während des Sonnenaufgangs den Pig’s Head. Das pinkfarbene Morgenlicht ist das frühe Aufstehen definitiv wert! Oben angekommen treffen wir zwei einheimische Jungs, die uns Tipps für Silvester geben. Sie empfehlen die Backpacker Lodge „Wildspirit“. Die Lodge

hat einen Naturpool und versorgt sich auch selber mit Lebensmitteln. Über Silvester findet hier ein Festival statt. Campingplatz und Tickets sind gesichert! Auf der Fahrt bereitet mein Vater uns in unserer fahrbaren Küche schon einmal die ersten Drinks zu. Wir erreichen das Festival gut vorbereitet – und tanzen alles andere als nüchtern in das neue Jahr. Neujahr machen wir uns auf den Weg nach Knysna, wir wollen auf der dortigen Lagune kiten. Auf perfektem Flachwasser ist es endlich Zeit für eine Freestyle Session. Den Tag beenden wir mit einem BBQ. Mein Vater grillt Straußenfleisch, wir trinken Wein und genießen den Sonnenuntergang. Von einem Flachwasserparadies zum nächsten. Witsand steht auf dem Programm. Ich bin hoch motiviert, gleich wieder aufs Wasser zu kommen und schnappe mir mein Waveboard und meinen Zwölfer. Doch auf der anderen Seite der Bucht schläft der Wind ein. Ich hänge dort fest. Ich rolle meinen Kite zusammen, wickle meine Bar auf, lege mich auf das Waveboard und will die Strecke so gut es geht zurück paddeln. Nach 15 Minuten Planschen kommen mir vier Kinder


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mit einem Boot zu Hilfe. Sie bringen mich an das andere Ufer. Unter schallendem Gelächter werden ich von Max und meinem Vater empfangen. Am Nachmittag ist der Wind wieder da – und ich kann mich mit einer weitere Session versöhnlich von Witsand trennen. Am Abend des gleichen Tages machen wir uns noch auf den Weg nach Hermanus. Während der Fahrt streikt unser Landcruiser – zum ersten Mal auf der Tour. Scheibenwischer und die Spritzwasseranlage gehen nicht mehr aus. Wir stoppen, die Sonne ist bereits untergegangen, und versuchen das zu reparieren. „Sollte kein Problem sein“, meint mein Vater – jetzt nicht nur Reiseführer, sondern auch Mechaniker – und nimmt sich der Sache an. Zu seinem Leidwesen pfuschen Max und ich bereits an der Karre rum. Keine zwei Minuten später halte ich den abgezogenen Zündschlüssel in der Hand – der Motor läuft trotzdem munter weiter. Die Gesichter der Jungs sind unbezahlbar – pures Entsetzen. Mein Vater kümmert sich nun aber um das Problem. Nach erlebnisreichen 20 Minuten sind wir wieder auf der Straße. In Hermanus haben wir leider Pech mit dem Wind und verbringen den Tag im Städtchen. Max kann Kapstadt kaum erwarten. Wir nehmen die R44 an der Küste entlang. Unser Tipp: nehmt auf jeden Fall die Küstenstraße, sie ist es wert. Zur Linken stets das tiefblaue Meer und zur rechten die unterschiedliche Vegetationen. Gegen Abend kommen wir in Kapstadt an, noch rechtzeitig, um eine Session einzulegen. Wir kehren bei unseren Freunden in Tableview ein und werden mit BBQ und reichlich Gin Tonic empfangen. Nach etlichen Drinks und Abenteuergeschichten torkeln wir ins Bett. Falls ihr mal eine Unterkunft in Kapstadt sucht, schaut gerne dort vorbei. Rudolf und Sabine haben ein wunderschönes Guesthouse (www.villa-egret.co.za), perfekt für Gruppen oder Paare. Auch Kiteprominenz verkehrt dort. F-One Teamrider Liam Whaley ist kurz nach unserer Abreise eingezogen.

Am nächsten Tag checken wir die Windvorhersage. In Kapstadt ist leider kein Wind angesagt, dafür aber in Langebaan. Gleich nach dem Frühstück geht es los. Über eine Stunde zieht sich die gerade, endlos erscheinende Straße nach Langebaan, bis wir endlich auf Wind stoßen. Mein Vater und ich gehen aufs Wasser, Max schießt Fotos. Den Abend läuten wir im Pearly’s ein, mit Weißwein und Meeresfrüchten. Pappsatt und leicht beschwipst geht es nach Kapstadt zurück. Doch auf der Hälfte der Strecke fängt unser weißer, treuer Begleiter an zu ruckeln und zickt wie eine alte Diva. Shit, der Tank ist leer. Hatte ich erwähnt, dass die Tankanzeige des Landcruisers defekt ist? Nachts um 23 Uhr, inmitten des Nichts, mit leerem Tank. Aber wir sind vorbereitet, haben einen gefüllten Reservekanister dabei. Schon nach kurzem Aufenthalt sind wir wieder on the Road und erblicken nur wenig später die grelle Silhouette der Stadt. Auch am nächsten Tag ist in der „Mothercity“ kein Wind. Dafür aber in Scarborough. Auf der schönsten Küstenstraße rund um Kapstadt geht es für uns in Richtung Wind. Doch diesmal hatten wir weniger Glück als gestern in Langebaan. Das mit dem Wind wird heute nichts. Wir verbringen den Tag mit Sonnenbaden und Chillen am Strand und den Abend in der Longstreet mit Bier und Tapas. Auch in den nächsten Tagen kein Wind in Kapstadt. Doch kein Problem, Kapstadt hat neben Kiten so viel mehr zu bieten. In der Egretstreet machen wir einen Stopp im Blowfish, um für Sushi einzukaufen. Am Abend sind wir mitten in der Wüste auf der bisher abgefahrensten Rave Party, die Max und ich je erlebt haben. Unser letzter Abend in Südafrika war der verrückteste der Reise – und dementsprechend geht es mir am nächsten Morgen auch. Es ist der Tag unseres Rückflugs. Ich muss total verkatert in den Flieger. Auch wenn die letzten Stunden dieser Reise nicht die unangenehmsten waren, es war „A Trip of a Lifetime“.

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Johannesburg

Santa Lucia

SÜDAFRIKA

Richards Bay

ATLANTISCHER OZEAN Langebaan

Kapstadt

Scarborough Hermanus

Port St. Jones Addo-ElefantenNature’s Valley Nationalpark Tsitsikamma Nationalpark

Witsand

Knysna

East London, Nahoo Beach Cannon Rocks

Port Elisabeth

INDISCHER OZEAN


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DER RUF VANUATUS

Tanz auf dem Vulk n TEXT: Gabi Steindl (kitegabi.com) | FOTOS: Stephan Kleinlein (oceanbluesky.com)

Die Stoßwelle wirft mich fast um. Schneller als ihr Schall kommt sie aus dem Nichts. Die Erde bebt. Der massive Knall, der folgt, zerreißt mir fast mein Trommelfell. Ich zucke zusammen. Alles geht zu schnell für meinen Kopf. Glühende Lava und tausende Felsbrocken fliegen durch die Luft, viele davon größer als ich. Ein Felsen sogar detoniert nicht weit von mir. Mount Yasur speit Feuer. Der schwefelhaltige Rauch ist intensiv, ein metallischer Geschmack schleicht sich in meinen Mund und Hals. Am Morgen noch hatte ich eine Sonnenaufgangs-Session im glasklaren, leuchtend türkisen Wasser. Ich bin in Vanuatu, einem kleinen Inselstaat im Südpazifik. Vanuatu steht schon seit langem auf meiner Bucket List. Bereits 2015 plante ich eine Reise dorthin, musste diese aber vorerst auf Eis legen, da Zyklon Pam — der schwerste Wirbelsturm, der jemals im Südpazifik registriert wurde — mit voller Wucht den Pazifikstaat traf. Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 340 Stundenkilometern rissen Gebäude und Infrastruktur fort – Straßen, Nahrungsvorräte und Wasserquellen wurden schwer beschädigt oder komplett zerstört. 95 % der Ernte (in Vanuatu ist der Gemüsegarten die Lebensader) wurden vernichtet, über 188.000 Menschen (mehr als die Hälfte der Bevölkerung) waren betroffen. Vier Jahre später hat sich der Großteil Vanuatus von der Katastrophe und den Nachwirkungen erholt. Endlich konnte ich umsetzen, was ich schon Jahre zuvor geplant hatte. Kiten steckt in Vanuatu noch in den Kinderschuhen, obwohl die Passatwinde in den Wintermonaten der südlichen Hemisphäre hier konstant wehen. Und Vanuatu mit seinen zahlreichen Top Wellenreitspots hat wirklich alles, was ein Kiterherz höherschlagen lässt. Der portugiesische Entdecker Pedro Fernandes de Queirós war der erste Europäer, der 1606 seinen Fuß auf Vanuatu setzte. Er glaubte, in Terra Australis (Australien) angekommen zu sein, dem mythenumwobenen, großen Kontinent irgendwo in den Weiten des Südlichen Ozeans. Er nannte die Gruppe La Australia del Espiritu Santo (Das südliche Land des Heiligen Geistes). Statt in Australiens war de Queirós jedoch auf der größten Insel, der später (1774) von Captain Cook benannten Neuen Hebriden, gelandet. Am 30. Juli 1980 erlangte der Inselstaat seine Unabhängigkeit und heißt seitdem „Republik Vanuatu“. Für meine Reise entschied ich mich, drei der 80 Inseln (65 davon sind unbewohnt) in dem Riesenarchipel zu erkunden, die gute Kite- und Surfbedingungen bieten: Efate, Pele und Tanna. Efate, die Hauptinsel Vanuatus, ist industriell und touristisch. Hier befinden sich auch der internationale Flug-

hafen und die Hauptstadt Port Vila. Port Vila ist nicht besonders groß. Außerhalb der Stadt erwartet euch das einfache Inselleben, an zerklüfteten Küsten, gerahmt von dichtem Regenwald mit atemberaubenden Wasserfällen und einsamen Buchten. Schon während des Eincheckens im „Ripples on the Bay“ fühle ich mich sofort zuhause. Ein kleines, abgelegenes tropisches Resort mit nur vier Bungalows, direkt am Ufer der Teouma Bay. Die australischen Besitzer Sally und Damien verliebten sich 2007 während ihres ersten Besuchs in Vanuatu und bauten dieses kleine Stück Paradies auf. Von der Hängematte vor meinem Bungalow aus schaue ich direkt über das „große Blau“ und bin nur ein paar Schritte von dem Naturkorallen-Lagunenpool entfernt, der sich während jeder Flut füllt. Als mir mein Mietwagen Suzuki Jimny – das perfekte Auto für Efate – von World Car Rentals direkt vor die Tür meines Bungalows geliefert wird, kann das Abenteuer beginnen. Der Surfreport sieht vielversprechend aus – also keine Zeit verlieren! Mit meinen Kites und Boards machte ich mich auf den Weg nach Pango, drei Stünden südlich von Port Vila. Mein erster Stopp ist bei Thomas und seiner Frau Fanny von Vanuatu Kite & Surfing. Thomas stand mir seit unserem ersten E-Mail-Kontakt in 2014 mit Rat und Tat zur Seite. Ursprünglich aus Grenoble in den französischen Alpen, kam er vor 16 Jahren nach Vanuatu. Ihn persönlich zu

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treffen, bestätigt mein Gefühl, dass wir auf derselben Wellenlänge sind. Ein Waterman, dem nie die Energie ausgeht. In seinem Surfcenter bietet er Surf-, SUP-, Kiteund Windsurf-Schulung und Verleih an. Auch hat Thomas ein Surftrainingsstudio mit Simulatoren gebaut, die er selbst konstruiert hat und sogar hat patentieren lassen. Nach einem gemütlichen Plausch ist es Zeit, Surfen zu gehen. Thomas rät mir, Breakas checken, einen der besten Surfspots auf Efate, nur ein paar Minuten Fahrt von seinem Haus entfernt. Es ist immer etwas prickelnd, allein und zum ersten Mal in das Line-Up eines neuen Spots in einem fremden Land zu paddeln. Die Hackordnung kann ziemlich heavy sein, umso mehr für ein Mädel. Der Vibe draußen am Spot von Breakas jedoch – eine hohle nach links und rechts brechende Riffwelle – ist der freundlichste und glücklichste, den ich je erlebt habe. Die Einheimischen grölen, lachen und sind superhappy, ihren Spot und die Wellen zu teilen. Als die größeren Sets am Horizont auftauchten, schreien sie: "Out the back, somebody gooooo!“ Im Gegensatz zu den Line-Ups der Nachbarinseln wie Fidschi, Samoa oder Tonga, wo es recht hektisch werden kann, sind die Chancen in Vanuatu sehr hoch, eine friedliche Session mit nur wenigen Surfern zu scoren. Und wagt ihr euch in die entlegeneren Gebiete des Landes, sind die Chancen, ganz alleine zu surfen recht groß. Das gleiche gilt fürs Kiten. Während der Session bei Breakas lerne ich Andy kennen, einen lokalen Tischler und Baumeister, der vor über zehn Jahren durch einen Projektauftrag nach Vanuatu kam. Geboren und aufgewachsen in Melbourne/Australien, wusste er schon früh, dass er kein Stadtmensch war und tauschte in seinen frühen Zwanzigern Australien gegen Vanuatu. Heute lebt er hier glücklich mit Sonia, einer Ni-Vanuatu (der Name für die indigene Bevölkerung, wörtlich übersetzt bedeutet es 'von Vanuatu') und seinen drei Kindern. Andy zu treffen, ist ein Geschenk des Himmels. Im wahren Vanuatu-Stil schlürfe ich mit ihm und ein paar weiteren lokalen Surfern eine Kokosnussschale Kava in einer „Kava Bar“ („Nakamal“ in der indigenen Sprache, was für Versammlungshaus und Kava Bar steht). Andy meint, ich solle am nächsten Morgen an das Break vor seinem Haus zu einer Sonnenaufgangssession kommen. Als er den Namen des Spots nennt, weiß ich sofort, von welcher Welle er spricht. Eine Top-Riffwelle, die ich aus meinen Recherchen kenne, die aber praktisch exklusives Surfgebiet für die wenigen Hausbesitzer dieses Küstenabschnitts beziehungsweise des dort ansässigen 5-Sterne-Resorts ist. Ihren Namen nenne ich jetzt

nicht, aber vertraut mir, ihr findet diese Welle, wenn ihr danach sucht. Es ist noch ziemlich dunkel, als ich am nächsten Morgen die erste Welle der fantastischen Linkshänder abreite. Umgeben von einem Meer aus flüssigem Glas. Als die Sonne aufgeht, schimmert alles in den unterschiedlichsten Schattierungen von Rosa und Gold. Ich sitze mit Andy alleine im Line-Up und muss mich zwicken, um sicherzugehen, dass ich nicht träume. Das Riff ist absolut unberührt, lebendig und sehr knapp unter der Wasseroberfläche. Gezeitenunterschiede müssen in Vanuatu ernst genommen werden und Wellenspots können nur bei Flut gesurft oder gekitet werden, in einem Zeitfenster von nur drei bis vier Stunden. Booties sind dringend empfohlen. Andy muss ziemlich rasch wieder an Land, um seine Kinder zur Schule zu bringen. Ich bleibe ganz alleine draußen, bis es zu seicht wird. Getoppt wird die Surfsession, als ich am späten Nachmittag mit meinem Kite saubere Wellen bei Breakas abrockte — ganz alleine auf dem Wasser! Meine allererste Kitesession in Vanuatu. Plötzlich bemerke ich einen dunklen Schatten unter der Wasseroberfläche. Neugierig kite ich näher heran, ich will herausfinden, welche Kreatur mich hier im glitzernden Wasser des Südpazifiks begleitete. Ich denke an einen Delfin. Aber ein flossenloser, knolliger Rücken durchbricht das Wasser, eine flache, walartige Schwanzflosse erscheint. Eine Duongmutter (Gabelschwanzseekuh) und ihr Baby tauchten direkt vor mir auf. Bereits in den ersten 36 Stunden hat mich Vanuatu in seinen Bann gezogen. Das Starten und Landen eins Kites ist auf Vanuatu aufgrund des Mangels an Stränden eine ziemliche Herausforderung. An einigen Wellenspots ist es schlicht unmöglich. Das 5-Sterne-Luxus-Boutique-Resort „Tamanu on the Beach“ im Süden von Efate besitzt einen Privatstrand, an dem ein sicheres Starten und Landen von Kites möglich ist. Zudem liegt der Strand perfekt zu den Passatwinden. White Sands, ein weiterer Spot, befindet sich nur wenige Schläge in Luv. Die Tage auf Efate sind voller Action. Der Swellmagnet Pango Point wird mein Lieblingsspielplatz zum Surfen und Kiten. Eine kraftvolle, hohle, schnelle Riffwelle, die allerdings mit Vorsicht zu genießen ist. Aufgrund der vorwiegend schräg ablandigen Windbedingungen und keiner echten Notfallausstiegsklausel, kann es hier ziemlich kniffelig werden, sollte etwas schief gehen. Die Chancen, auf freiliegenden Korallenköpfen zu landen, sofern ihr das Zeitfenster der Flut stretcht, ist sehr hoch. Auch hat Pango keinen sicheren Startplatz. Der einzige

Der portugiesische Entdecker Pedro Fernandes de Queirós war der erste Europäer,der 1606 seinen Fuß auf Vanuatu setzte. Er glaubte, in Terra Australis (Australien) angelandet zu sein. 1980 erlangte der Inselstaat die Unabhängigkeit.

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Zugang ist vom Beach bei Breakas, ihr müsst gute 1,5 Kilometer aufkreuzen. Auf dem Weg dorthin befindet sich noch ein weiterer Spot: Fatfar. In einer Kitesession in den Wellen von Pango hatte ich so viel Spaß, dass ich bis nach Sonnenuntergang auf dem Wasser blieb. In einem ziemlich schweren Wipe-out zog ich mir am Knöchel eine ziemlich böse Schnittwunde von den Finnen meines Boards zu. Die Schmerzen, die mein Bein hochschossen, waren intensiv und das Blut strömt nur so aus dem Schnitt. Ich war ziemlich erleichtert, als ich im Dunkeln – nachdem ich upwind gelaufen war – meinen Kite gelandet hatte. An diesem Abend versprach ich mir, nicht mehr so lange bei Pango draußen zu bleiben. Ich liebe es, mit meinem Suzuki Jimny die Insel zu erkunden. Ein- und Aufsteiger oder Flachwasser-Freestyler finden ihr Paradies am Mele Beach, einem breiten Sandstrand ohne Riff, der bei allen Tidenständen funktioniert, ca. acht Kilometer von Port Villa entfernt. Ich parke an einem Palmenwald, trage mein Material zu Fuß zum Spot und treffe – völlig unerwartet – plötzlich auf eine Herde wilder Pferde. Der absolute Höhepunkt meiner Inseltour ist jedoch, als ich meine Nase in das einzige Restaurant im winzigen Dorf Bethel stecke, um eine Flasche Wasser zu kaufen. Ich blieb über zwei Stunden! Mit Joel Amos, dem 59-jährigen Besitzer und seiner Frau Elizabeth unterhalte ich mich einfach prächtig und lerne dabei unglaublich viel über Vanuatus Kastom (ein Pijin-Wort, das sich auf die traditionelle Kultur, aber auch Religion, Wirtschaft, Kunst und Magie bezieht). Joel ist einer der sechs Häuptlinge des Dorfes Erata auf der Insel Tongariki. Er beschreibt die farbenfrohe Zeremonie, als er zum „Chief“ erklärt wurde und wie er dafür 12 Schweine töten musste. Joel zieht für mich sogar seinen traditionellen Grasrock an und Elizabeth ihr traditionelles Festkleid. Als ich Elizabeth eine ihrer handgemachten Muschelketten abkaufen wollte, bestand sie darauf sie mir zu schenken. Protestieren hatte keinen Zweck und schnell wurde mir klar, dass der Austausch von Geschenken Teil der lokalen Tradition der Ni-Vanuatu ist. Die Tradition des Kavatrinkens ist im täglichen Leben stark verankert und seit jeher ein fester Bestandteil der Ni-Vanuatu-Kultur. Wichtige Meilensteine im Leben eines Einzelnen, einer Familie oder einer Gemeinschaft

werden immer mit einer Kavazeremonie begleitet. Beim Trinken erzeugt der gepresste Saft der Kavawurzel ein angenehmes, taubes Gefühl um Mund, Lippen und Zunge sowie ein Gefühl der Ruhe und Entspannung. Aber Vorsicht, wenn man zu viel davon trinkt, gibt es einen Kava-Kater! Serviert in halben Kokosnussschalen, bestellt man Kava in Vatu (der lokalen Währung). Die kleinste Menge ist eine 50-Vatu-Schale (40 Cent). Ich bin immer „für alles Einheimische“ zu haben und liebe es, lokale Traditionen, Essen, Bräuche mitzumachen und auszuprobieren. Insofern habe ich ein paar "Kava-Experimente" gestartet. Am Tag nach einer 50-Vatu- und einer 150-Vatu-Kokosnussschale während eines Besuchs der Kava Bar hatte ich einen beträchtlichen Kava-Kater. Das war das letzte Mal, dass ich die erdbraune Flüssigkeit zu mir nahm. Nach einer aufregenden und actiongefüllten Woche auf Efate packe ich meine Boardbags und reise nach Tanna, ganz im Süden der Inselkette. Dort liegt der mächtige Mount Yasur, einer der aktivsten Vulkane der Welt. 1774 ankerte Captain Cook in einer Bucht an der Südostspitze der Insel, die er Port Resolution nannte, nach seinem Schiff, der HM Resolution. Tanna ist selbst für Vanuatu-Standards sehr weltabgeschieden. Die größte Stadt Lenakel an der Westküste erinnert an einen abgelegenen Außenposten. Mit nur wenigen asphaltierten Straßen, einem Obst- und Gemüsemarkt, ein paar gehobenen Hotels, einer Bank und einigen kleinen Läden. Die meisten davon haben weder Kühlung noch Strom, verkauft werden meist langlebige Güter. Tanna zu erkunden ist nicht ganz einfach. Aufgrund seiner Abgeschiedenheit ist die Insel wenig entwickelt – mit winzigen Dörfern, die über die Insel verstreut sind. Die meisten davon liegen versteckt im dichten Busch und Regenwald und sind nur zu Fuß nach langen Fußmärschen erreichbar. Die Menschen hier leben völlig autark mit einem blühenden Stammesleben, tief durchdrungen von uralten Traditionen. Über 20 verschiedene Dialekte werden auf dieser kleinen Insel gesprochen und sogar einige der letzten verbliebenen Cargo-Kulte werden hier noch immer ausgeübt. Auf Tanna kann man Autos nur zusammen mit einem Fahrer mieten. Ein Allrad ist nötig, um die Insel zu erkunden. Aufgrund des extrem


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In den Abgrund zu blicken, ist beängstigend – und gleichzeitig hypnotisierend. Die Rauchwolken und Schwefelwellen sind intensiv. Das Geräusch des kochenden Lavasees im Krater erinnerte mich an einen wilden Ozean.

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Der Swellmagnet Pango Point wird mein Lieblingsspielplatz. Eine kraftvolle, hohle, schnelle Riffwelle, die allerdings mit Vorsicht zu genießen ist. Aufgrund der vorwiegend schräg ablandigen Windbedingungen und keiner echten Notfallausstiegsklausel kann es hier ziemlich kniffelig werden, sollte etwas schief gehen.

schlechten und praktisch nicht existenten Straßennetzwerks können fünf Kilometer ganz leicht zu einer einstündigen Fahrt werden. Als ich am White Grass Airport ankomme, trauen meine beiden lokalen Guides Phillip und sein Bruder Jackson vom "Yasur Backpackers" ihren Augen kaum, als sie meine zwei riesigen Boardbags sehen. Doch wir schaffen es, alles auf der Ladefläche des Allradtrucks zu verstauen. Es kann los gehen. Über die einzige Straße der Insel steuern wir in Richtung Osten. Von weitem schon sehe ich die dicke Rauchfahne des Mount Yasur, die vom Wind über den gesamten Himmel geweht wird. Ganz oben auf der sehr schlechten, extrem schmalen Passstraße, die sich über die Bergrücken im Zentrum von Tanna zieht, erblicke ich endlich den 361 Meter hohen Riesen, umgeben von einer ausgedehnten Mondlandschaft aus schwarzer Asche und erstarrtem

rauchenden Mount Yasur sehen. Ich bin ganz alleine auf dem Wasser! Nach meiner Session gibt es ein simples Frühstück. Danach hänge ich mit den Kids von Latukuri ab, lasse sie mit meinem Equipment spielen und bringe ihnen bei, wie ein Kite aufgepumpt wird. Wir lachen viel, ihre strahlenden Augen begeistern mich. Jeden Tag um 11 Uhr „Inselzeit“ (ist nicht so genau) cruist der Fahrer an, mein ganzes Equipment wird aufgeladen und Tanna auf potenzielle Kitespots erkundet. Die Sonnenuntergänge verbringe ich oben am Mount Yasur. Nach Einbruch der Dunkelheit den schmalen, schwarzen Sandweg an den Lippen des Vulkans entlangzugehen und in den Abgrund zu blicken, ist beängstigend – und gleichzeitig hypnotisierend. Die Rauchwolken und Schwefelwellen sind intensiv. Das Geräusch des kochenden Lavasees im Krater erinnerte mich an einen wilden Ozean. Von Zeit zu Zeit

Lavastein. Die Fahrt über die weite Aschenebene am Fuße des Vulkans ist ein Abenteuer. Es ist bereits dunkel, als ich meine Unterkunft „Sea Breeze Bungalows“ am White Beach gleich neben dem kleinen Dorf Latukuri erreiche. Der Bau der zwei Bungalows und des winzigen Restaurants – nur wenige Meter von dem atemberaubenden, einsamen, langen Strand entfernt – entstand in einem Projekt zwischen der University of South Australia und dem Grundbesitzer David. Unistudenten entwarfen und bauten die Gebäude mit Hilfe der Dorfbewohner, der Großteil der Baumaterialien stammt aus der nahen Umgebung. In meinem Holzbettchen, umgeben von Bambuswänden und unter dem gewebten Palmwedeldach meines Bungalows schlafe ich wie ein Baby. Schon zum Sonnenaufgang weht der Wind. Ich muss nur ein paar Meter runter zum Strand laufen und meinen Kite aufpumpen. Kristallklares Wasser, kleine Wellen zum Spielen und Einheimische, die am Strand johlen und winken. Von weiter draußen kann ich sogar den

erschüttert ein heftiger Donnerschlag aus der Tiefe den Erdboden. Ich kann die Stoßwelle im Rauch erkennen, noch bevor ich sie fühle. Das Beeindruckendste jedoch sind die Explosionen und das abschließende Feuerwerk an Magmakugeln, die aus der Lavagrube hochschießen. Ich verstehe, warum die Einheimischen Mount Yasur als lebendiges Wesen betrachten. Mein nächstes Ziel ist Waisisi Beach. Auf Efate ließ Andy etwas von diesem magischen, sehr einsamen, atemberaubenden Strand mit guten Wellen anklingen. Das einzige Problem soll der Zugang sein. „Seek and you shall find” ist das Motto auf den meisten meiner Reisen. Der Allradtruck wird geladen und die Mission beginnt. Als wir auf einen winzigen Trampelpfad abbiegen, den ganz offensichtlich schon lange niemand mehr befahren hat, ist sich selbst der Fahrer nicht sicher, ob sein Toyota die wirklich steile, nach dem heftigen Regen der letzten Tage stark ausgewaschene, superrutschige Strecke hinunterschaffen wird – aber vor allem auch wieder hinaufzukommen. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von

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REISE / DER RUF VANUATUS

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„

Im Gegensatz zu den Line-Ups der Nachbarinseln wie Fidschi, Samoa oder Tonga, wo es recht hektisch werden kann, sind die Chancen in Vanuatu sehr hoch, eine friedliche Session mit nur wenigen Surfern zu scoren. Und wagt ihr euch in die entlegeneren Gebiete des Landes, sind die Chancen, ganz allein auf dem Wasser zu sein recht groĂ&#x;.


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Der Vibe draußen am Spot von Breakas – eine hohle nach links und rechts brechende Riffwelle – ist der freundlichste und glücklichste, den ich je erlebt habe.

5 Stundenkilometern ist es eine lange, wilde Fahrt bis zum Ende des Tracks. Dort erreichen wir das Dorf des Lauyasia-Stammes. Dorfbewohner jeden Alters versammelten sich um unser Auto. Große Augen starrten mich an. Offensichtlich nicht ganz sicher, was sie von dieser blonden, weißen Frau und den Riesentaschen auf der Laderampe halten sollten. Laut Jackson war ich höchstwahrscheinlich der erste weiße Mensch, den die Kinder hier gesehen haben. Jacksons Cousin Thomas ist mitgekommen, da er familiäre Bindungen zum LauyasiaStamm hat. Alle Dorfbewohner wollen mithelfen, mein Equipment zu tragen und uns den Weg zum Strand zu zeigen. Es ist ein gut halbstündiger Fußmarsch durch den dichten, üppigen Dschungel, bevor sich die Vegetation lichtet. Zwei atemberaubende, lange, schwarze Vulkansandstrände erscheinen. Sie erstrecken sich entlang der Küste zu beiden Seiten und sind umgeben von hohen, mit dichtem Regenwald bedeckten Klippen. Die Dünung ist winzig, der Wind sehr schwach. Die meisten meiner Helfer sprachen kein Wort Englisch, aber wir kommunizieren perfekt mit Mimik und Gesten. Gemeinsam

suchen die Frauen, mir das Weben beizubringen, mit verschiedenen Palmblättern, aus denen Matten, Dächer, Essenskörbe usw. hergestellt werden. Sie erzählen mir über ihre Tradition. Nur beschnittene Männer und Knaben dürfen die Penishülle tragen. Im Kastom beginnt der Weg vom Jungen zum Mann mit der Beschneidungszeremonie, die normalerweise im Alter von sechs Jahren stattfindet. Nach einer einmonatigen Heilungsphase, verlässt der junge Mann sein Elternhaus, um drei Monate mit den männlichen Ältesten in einem „Nakamal“ (dem Ort, an dem sich die Häuptlinge treffen und Kava trinken) zu leben. Dort lernt er, wie man Waffen herstellt, in den Wäldern jagt, ein Haus baut und Nahrung im Bush findet. Bis der junge Mann zu seinem Stamm zurückkehrt, hat er alles gelernt, was er braucht, um für eine Familie zu sorgen. Geheiratet wird im Teenageralter, wann er heiratet, entscheidet die Mutter. Denn zuvor muss er ein Haus bauen. Die Mädchen verlassen während ihres ersten Menstruationszyklus‘ Eltern und Stamm, um für drei Monate bei den weiblichen Ältesten zu leben und die überlieferten Verpflichtungen einer

pumpten wir zwei meiner Kites auf, spielen damit im leichten Wind und lachen unendlich viel. Für die letzten zwei Tage auf Tanna ziehe ich in Jacksons Backpacker-Lodge. Ich bewohne das Baumhaus in der Krone eines über 20 Meter hohen Banyanbaums. Mit einer atemberaubenden Aussicht auf Mount Yasur. Ich falle in süße Träume – mit Mount Yasurs Getöse in der Ferne. Der Besuch des Ikunala-Kastom-Dorfes des NamalNitangel-Stammes hoch oben in den Bergen, der total autark existiert und bis vor Kurzem noch völlig versteckt von der Zivilisation lebte, ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Die Frauen hier tragen Grasröcke („Raus“ in der Landessprache) aus Burao (wilder Hibiskus). Das einzige „Kleidungsstück“ der Männer ist eine Penishülle („Ninum“ oder „Namba“), ebenfalls aus Burao. Einer der Ältesten, Yasul, führt mich durch das Dorf und erklärt mir, wie der Stamm lebt. Im Gemeindehaus ver-

Frau zu erlernen. Diese sind auf traditionelle Weise „Lap Lap“ zu kochen (das Backen von Wurzelgemüse wie Taro, Kassawa und Banane und anderen Nahrungsmitteln im Erdofen), Weben und das Sammeln von Nahrung in den Wäldern. Frauen und Männer sind für unterschiedliche Nahrung „zuständig“. So dürfen zum Beispiel nur Männer auf Kokospalmen klettern, Frauen dürfen nur am Boden Nahrungsmittel suchen. Wenn ein Mädchen alt genug ist, einen Freund zu haben (normalerweise im Alter von 15 Jahren), stecken Vater und Mutter ihr eine Hühnerfeder ins Haar. Interessierte Männer fechten aus, wer das Mädchen bekommt. Der, dem es als Erster gelingt, die Feder aus ihren Haaren zu nehmen, wird das Mädchen heiraten. Allerdings nur, sofern er schon das Haus gebaut hat, in dem sie wohnen werden und darüber hinaus ein Schwein und Kava besitzt – für die Trauungsfeier. Vor der „Federtradition“, die 1980 mit der Unabhängig-

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REISE / DER RUF VANUATUS

Gezeitenunterschiede müssen ernst genommen werden in Vanuatu. Wavespots können nur bei Flut gesurft oder gekitet werden, in einem Zeitfenster von drei bis vier Stunden. Booties sind dringend empfohlen.

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keit Vanuatus eingeführt wurde, war es der Stammeshäuptling, der entschied, wer mit wem verheiratet wird. Wenn der Junge oder das Mädchen diesen ihm bzw. ihr vorgeschriebenen Ehepartner nicht heiraten wollte, ernannte der Häuptling einen seiner Stammesmänner, der mit einem aus trockenem Palmenholz (sehr hart!) geschnitzten, extrem scharfen Stab solange zwischen Finger oder Zehen stach, bis der/die Betreffende schließlich „ja“ sagte. Mit einem Grasrock um meine Taille, Hände haltend mit den Stammesfrauen und dem größten Lächeln im Gesicht, tanze ich unter einem wunderschönen, riesengroßen Regenwaldbaum einen Kastom-Tanz und verabschiedete mich zutiefst dankbar vom Stamm der Namal Nitangel und von Tanna. Zurück auf der Hauptinsel Efate geht es für mich gleich weiter auf die Insel Pelé, eine ca. dreißigminütige Bootsfahrt von der Emua Wharf im Norden Efates entfernt. Nur etwa 220 Menschen, aufgeteilt auf vier Dörfer, leben auf dieser kleinen, verträumten Vulkaninsel. Ich quartiere mich im Dorf Launamoa im Osten Pelés ein. Das kleine Boot legt am Strand direkt vor meiner Unterkunft an. Meine Gastfamilie sind Cynthia und ihr Vater Tarisu von

Angst, es ist so aufregend!“ Auf einmal sind alle Kinder scharf auf einen Ritt. Einer nach dem anderen springt auf meinen Rücken. Keines der Kinder war je zuvor so weit draußen auf der Lagune. Für die letzten Tage meines Vanuatu Trips ziehe ich wieder in meinen gemütlichen Bungalow von „Ripples on the Bay“, wo meine Reise begann. Während meiner Kitesession auf „Castaway Island“, einer winzigen unbewohnten Postkarteninsel, fünf Bootsminuten vom „Eratap Beach Resort“ entfernt, mit einer magischen Sandbank umgeben von glasklarem Wasser in hundert Türkistönen fühle ich mich, als wäre ich in einem zu stark bearbeiteten Foto in Photoshop. Der letzte Höhepunkt dann am Tag vor meiner Abreise. Ich parkte meinen Jimny bei Pango Point, in der Hoffnung auf eine letzte epische Wavesession. Der Surfreport kündigt eine kräftige Dünung an, doch leider sind die Wellenbedingungen am Point extrem chaotisch. Pango ist an diesem Tag unkitebar. Eine gute halbe Autostunde weiter erblickte ich saubere Dünungslinien draußen an der „exklusiven“ Welle vor Andys Haus. Leider ist der Wind fragwürdig – ablandig, sehr leicht und mit großen Windlöchern an der Innenseite des Riffs. Am

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„Sunrise Bungalows“. Nach einem Dorfrundgang, in dem ich auch „Chief Thomas“ vorgestellt werde, laden mich die Einheimischen ein, in die Kirche mitzukommen, denn es ist Sonntag. Auf einer kleinen Holzbank im Inneren der sehr simplen aber festlich geschmückten Kirche höre ich dem Gesang der Dorfbewohner zu, als ich auf einmal bemerke, wie draußen der Wind aufkommt. Ich schleiche mich leise raus und nur kurze Zeit später kite ich hinaus in die türkise Traumlagune. Im Anschluss an die Messe versammeln sich alle Dorfkinder am Strand. Ich kite zu ihnen und fragte „Would you like to come for a ride?“ Offensichtlich etwas ängstlich, schütteln die meisten ihre kleinen Köpfe. Nur Magenti, der siebenjährige Sohn meiner Gastgeberin Cynthia, findet die Idee großartig. Seine Arme fest um meinen Nacken und Beine um meine Taille geschlungen, nehme ich ihn auf meinem Rücken mit raus zum Riff. Während wir so dahindüsen, frage ich ihn: „Hast du Angst?“ „Nein“, kommt die Stimme von hinten. „Keine

Ufer herrscht aufgrund der Windrichtung überhaupt kein Wind. Zudem ist es auch zu felsig und schmal, um hier einen Kite zu starten. Die einzige Möglichkeit, raus an den Spot zu gelangen, ist, weiter unten in Lee zu starten und upwind zur Welle zu kiten. Der Wind bläst mit nicht einmal zehn Knoten, die Strömung ist immens. Ich brauchte eine gefühlte Ewigkeit, um mit meinem Zwölfer das Break zu erreichen, schaffte es aber letztlich. In der kurzen Zeit, die mir vor dem Sonnenuntergang noch bleibt, kite ich die besten Wellen meiner ganzen Reise – wieder einmal ganz allein im Wasser. Als ich die orangefarbene Sonne vom Wasser aus beobachtete, wie sie langsam am Horizont versinkt, schrie ich aus ganzem Herzen in den Wind: „Danke Vanuatu!“ und verabschiede mich von diesem magischen Ort und seinen Bewohnern, die ohne Zweifel zu den herzlichsten und gastfreundlichsten Menschen gehören, die ich je getroffen habe.

Tamanu ist ein guter Ort für die Unterkunft, mit einem guten Wave-Spot direkt vor der Tür. White Sands, ein weiterer Spot, befindet sich nur wenige Schläge in Luv.




LEIDENSCHAFT / KARIBISCHES PARADIES

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Wenn der Himmel blau ist, geht es für einen Foto- oder Videodreh raus aufs Wasser. Zu besonderen Anlässen fahren wir zu einem Sundowner Drink nach Happy Island. Jeremie Tronet


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UNION ISLAND

Karibisches Paradies TEXT: ALMUT OTTO

Union Island gilt als das Tahiti der West Indies. Und das zurecht. Denn für Kiter ist die Insel die perfekte Basis, um einige der schönsten Traumspots der kleinen Antillen kennenzulernen. Unser Reiseführer ist Jeremie Tronet. Nach seiner Profi-Karriere ließ er sich auf diesem Island über dem Winde nieder. Almut Otto traf ihn zum Interview.

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Jeremie, du warst Kiteprofi, kennst die meisten Kite Spots dieser Welt. Warum wurde gerade Union Island zu deiner Wahlheimat? Während meiner insgesamt zehn Reisejahre verglich ich die Kite Spots der Welt immer mit Union Island. Da ich auf Martinique aufwuchs, liebe ich das Insel- und karibische Leben. Union Island war für mich schon immer die schönste der Karibikinseln. Deshalb beschloss ich, mich hier niederzulassen. Union Island liegt im Herzen der Grenadinen, ist vom Massentourismus noch verschont, bietet beste karibische Atmosphäre und vor allem außergewöhnliche Kite-Plätze, die alle in nur 15 Minuten per Boot erreichbar sind. Dazu haben wir von November bis Juli konstanten Passatwind zwischen 15 und 25 Knoten. Und wir sind

von traumhaft klarem Wasser umgeben. Was will man mehr? Stimmt! Welche Kite Spots sollte jeder hier gesehen haben? Jeder einzelne Spot rund um Union Island hat seine persönliche Note. So sind die Tobago Cays sicherlich das Revier mit den klarsten und farbenprächtigsten Gewässern der Welt. Für mich definitiv der schönste Ort. Doch das Wasser kann zum Freestylen manchmal ganz schön kabbelig sein. Wir bieten – in Kombination mit einem Trip nach Mayreau – einen Tagestrip in die Tobago Cays. Zum Beispiel zur James By. Hier lädt ein riesiger, natürlicher Swimmingpool zum Kiten ein und wer will, nutzt – mit Bootsbegleitung – den Weg zurück nach Union Island als Downwinder.


LEIDENSCHAFT / KARIBISCHES PARADIES

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Frigate Island Eine traumhafte Lagune mit glasklarem Wasser. Dank des ablandigen Windes ist sie spiegelglatt.


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Die Insel Mayreau mit der Salt Whistle Bay ist natürlich auch absolut sehens- und kitenswert. Hier gibt es am Riff einen hervorragenden Wellenspot. Frigate Island sollte man definitiv auch kennen. Es ist eine traumhafte Lagune mit glasklarem Wasser. Und dank des ablandigen Windes ist sie spiegelglatt. Ein weiterer, unvergesslich schöner Ort ist Morpion Island. Die kleine Sandinsel liegt mitten im Nichts und ist mit ihrem schattenspendenden Sonnenschirm ein perfektes Fotomotiv. Wer will, kitet rund um die Insel und wer die Herausforderung liebt, kann auch nach Union Island zurückkiten. Wo kitest du am liebsten? Für mich persönlich ist der Kite Beach am JT Pro

Center einer meiner Lieblingsplätze. Man kommt bequem hin, hat klares und superflaches Wasser sowie konstanten Wind. Mitten in unserer Lagune liegt Happy Island, eine kleine, künstliche BarInsel aus Muscheln. Perfekt, um zwischen den Sessions auf einen Drink vorbeizuschauen. Doch Vorsicht, der „Sunset“-Rum enthält bis zu 84,5% Alkohol. Auch liebe ich es, in den Wellen vor Palm Island zu kiten. Denn hier laufen einige der besten Wellen, die ich kenne – vor allem sind sie menschenleer. Deine Vollmond-Party am JT Pro Center ist legendär. Was erwartet deine Gäste? Begleitet von einer Mischung aus Deep House, lokaler karibischer Musik, internationalen Pop- und Dancesongs führen wir eine Kite Show vor. Damit jeder die Sprünge über die drei Meter hohe Feuerstelle auf dem Wasser verfolgen kann, trage ich

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einen speziellen LED-Anzug und auch mein Kite ist mit LEDs ausgestattet. Ich würde sagen, eine großartige Party mit spaßiger Show in der Vollmondnacht. Was sollten Urlauber auf der Insel noch alles erleben? Es gibt bei uns so viele Sachen zu tun, und zwar mit dem großen Vorteil, dass alles zu Fuß erreichbar ist. An kitefreien Tagen kann man zum Beispiel das einzigartige, etwa 1,5 km entfernte Palm Island Resort per Shuttle-Boot besuchen. Dafür benötigt man eine Tageskarte. Vor Ort bietet sich ein angenehmer Luxus, ein tolles Restaurant und ein wunderbares Spa.

Auch lohnt es sich, mit dem SUP entlang der Südküste von Union Island bis zum abgelegenen Campbell Beach zu paddeln. Hier locken herrliche Mangrovenwälder mit glasklarem Wasser. Zu empfehlen ist auch eine Trekking-Tour nach Fort Hill, von hier gibt es eine herrliche Aussicht. Oder man macht einen Sun-Downer-Spaziergang in der Chatham Bay oder bucht einen Tauchgang in unsere unberührte Unterwasserlandschaft. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Urlaub auf Union Island. Wie schaut es bei euch mit der Wasserversorgung aus? Auf Union Island gibt es kein fließend Süßwasser. Deshalb müssen wir achtsam mit Wasser umge-


LEIDENSCHAFT / KARIBISCHES PARADIES

hen und den eigenen Wasserverbrauch überwachen. Die meisten Häuser haben einen Wassertank, um Regenwasser aufzufangen und zu speichern. Während die Privatleute vor allem in der Trockenzeit sorgsam mit ihrem Wasserverbrauch umgehen, merken die meisten Touristen vom Wasserthema nichts. Denn zum Glück haben alle Hotels Entsalzungsanlagen. Doch wir bitten unsere Gäste stets, achtsam mit dem Wasser umzugehen, da es eine wichtige Ressource ist.

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Gibt es Kriminalität auf Union Island? Bei uns selbst gibt es nur sehr wenig bis keine Kriminalität. Wir sind nur 5.000 Einwohner – und jeder kennt jeden. Wer eine Straftat verübt, wird sofort erwischt. Denn er wurde sicherlich von jemanden gesehen und erkannt. Und er kann sich hier nicht einfach verstecken, die Insel ist zu klein. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich entschieden habe, hier zu leben. Sich sicher zu fühlen, ist etwas sehr Wichtiges. Und die Bevölkerung, die von der Tourismusindustrie lebt, ist sich dessen bewusst. Union Island liegt in der Hurricane Zone – wie schützt ihr euch davor? Union Island liegt zum Glück nur an der Südgrenze der Hurrikan-Zone. 95 % der Hurrikane ziehen nach Norden. Die wenigen Hurrikane, die uns treffen, haben Kategorie 1. Sie werden erst später größer. Bei uns sind sie lediglich starke Stürme. Für Hurrikans gibt es ein paar Richtlinien, die wir befolgen. Wir sichern unsere Boote, verstärken Türen usw. Angesichts der Klimaveränderung beobachten wir trotzdem, in unserer eigentlichen Leichtwindzeit, mögliche Stürme von August bis Oktober. Du bist sehr engagiert. Vor einigen Jahren hast du ein Schwimmprogramm für Kinder von der Insel gestartet. Was ist daraus geworden? Wer auf einer Insel lebt, sollte schwimmen können. Leider ist das in der Karibik selten der Fall. Um Unfälle zu vermeiden und vor allem, da Schwimmen eine notwendige Voraussetzung fürs Kiten ist, war es mir ein Anliegen, einheimischen Kindern das Schwimmen beizubringen. Im vergangenen Jahr wurde das Programm durch die Einstellung professioneller Trainer aus St. Vincent weiterentwickelt. Da kamen an die 40 Kinder zusammen.

Wir werden versuchen, in Zukunft weitere Ausbilder zu finden, um es fortzusetzen. Deine Freundin Zoe hatte vor ein paar Jahren einen komplizierten Beinbruch. Damals hast Du per Social Media einen Physiotherapeuten gesucht. Als Gegenleistung wolltest du seinen Aufenthalt auf der Insel finanzieren. Was ist daraus geworden? Nachdem ich das Angebot in den sozialen Medien gepostet hatte, wurde es weltweit in sämtlichen Medien veröffentlicht. Wir hatten an die 4.000 Bewerber aus der ganzen Welt. Mit einer solch überwältigenden Reaktion hatten wir nicht gerechnet. Schließlich entschieden wir uns für den Physiotherapeuten aus Martinique, der bereits mit dem Reha-Prozess von Zoe begonnen hatte und ihre Geschichte kannte. Er war ein paar Mal auf Union Island, den Rest machten wir über Skype. Zoe ist zum Glück wieder zu 100 % fit. Wie sieht für dich ein normaler Tag auf der Insel aus? Dieses Jahr konnte ich mich – dank großartiger Kitelehrer, die meine Schule leiten – mehr auf meine MediaArbeit für Instagram und YouTube konzentrieren. Meist fahre ich nach dem Aufwachen mit meinem Motorrad zu unserem kleinen Bar/Restaurant Snack Shack. Danach geht´s weiter zum Kite Center, um die Bedingungen zu checken. Und wenn der Himmel blau ist, geht es für einen Foto- oder Videodreh raus aufs Wasser. Nach dem Mittagessen genieße ich entweder einen entspannten Nachmittag oder wir produzieren bei Bedarf weitere Videoinhalte. Und zu besonderen Anlässen, zum Beispiel wenn Freunde da sind, fahren wir zu einem Sun Downer Drink nach Happy Island. Woran arbeitest Du gerade? Derzeit würde ich gerne an weiteren Episoden von „Island Life“ für YouTube arbeiten. Doch die Produktion von Videoinhalten nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Gleichzeitig bin ich schon mit anderen Kanälen wie Instagram gut beschäftigt. Derzeit produziere ich also mehr tägliche Instagram-Inhalte, Video- und Fotobeiträge – zum Beispiel das aktuelle Couch Coaching. Aber ich freue mich wirklich darauf, demnächst mehr Videoinhalte zu produzieren.


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Happy Island Mitten in der Lagune liegt Happy Island, eine kleine, künstliche Bar-Insel aus Muscheln. Perfekt, um zwischen den Sessions auf einen Drink vorbeizuschauen.

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LEIDENSCHAFT / KARIBISCHES PARADIES

Union Island liegt im Herzen der Grenadinen. Kein Massentourismus, karibische Atmosphäre, außergewöhnliche Kiteplätze und von November bis Juli konstanten Passatwind zwischen 15 und 25 Knoten. Was will man mehr?

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UNION ISLAND Die Karibikinsel Union Island gehört zum unabhängigen Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen. Dieser wiederum ist Teil der insgesamt 18 Inseln über dem Winde der kleinen Antillen. Union Island ist 4,5 km lang und 1,5 km breit. Die höchste Erhebung ist der Mount Taboi (305 Meter). Die knapp 5.000 Inselbewohner sind eine Mischung aus den Ureinwohnern Kariben und Arawak, den ehemaligen Kolonialherren Briten und Franzosen sowie den als Sklaven aus Angola und Kamerun stammenden Afrikanern. Amtssprache ist Englisch. Neben Landwirtschaft und Fischerei lebt Union Island hauptsächlich vom Tourismus. Im Hauptort Clifton – hier liegt auch das JT Pro Center – spielt sich das meiste Leben ab. Sehenswerte, umliegende Inseln sind die weltberühmten Tobago Cays, Mayreau, Petit St. Vincent und Palm Island. Anreise Gute Flugverbindungen gibt es ab Barbados und Grenada, diese Flughäfen werden fast täglich von Europa aus angeflogen. Von hier geht es mit kleinen Inselhüpfern der SVG Air, Liat und Mystique Airways weiter. Ein Durchchecken ab Europa ist nicht möglich. Ihr könnt auch per Privatjacht oder Charterboot z. B. ab Martinique oder Grenada einreisen. Einreisebestimmungen Für Europäer ist kein Visum notwendig. Der Pass muss mindestens noch 6 Monate gültig sein. Bei Einreise vorzuweisen: Übernachtungsbestätigung sowie Rückflugticket. Bei der Ausreise muss eine Abflugtaxe von 40 EC$ (Ostkaribische Dollar) entrichtet werden. Infrastruktur, Sprache, Währung Die Währung auf den Grenadinen ist der Ostkaribische Dollar EC$. Auch mit Kreditkarte oder US-Dollar kann gezahlt werden. Der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt -6 Stunden im Sommer, -5 Stunden im Winter. Ein Auto benötigt ihr nicht. Vieles geht per Boot, z. B. mit dem Wassertaxi. Oder ihr leiht euch ein Rad. Im Jachthafen und an der Station gibt es freies W-LAN. Zur Benutzung eurer Elektro-Geräte benötigt ihr einen Adapter für Steckdosen des Typen G.

Achtung: Das Leben in der Karibik ist teuer. Plant für Restaurant- und Barbesuche sowie Ausflüge ausreichend Budget ein. Beste Zeit Die beste Reisezeit für Kiter ist während des Nordost-Passats von Mitte Dezember bis Mitte Juni. Ganzjährig liegen die durchschnittlichen Höchsttemperaturen zwischen 22° und 30° C, die Wassertemperatur bei 27° C. Lycra oder Sommerneo sind ausreichend. Kitereviere Buchung (inkl. der Übernachtung) am besten über das JT Pro Center (www.kitesurfgrenadines.com). Kostenloser Zugang zum Kitebeach (ansonsten: 15$/Tag), W-LAN, Bar und Toiletten. Das Pro Center organisiert auch Trips per Speed- oder Segelboot zu den anderen Destinationen und Downwinder mit Shuttle-Service. • Lagune am JT Pro Center: Stehrevier (zum Teil), konstanter Wind sideshore von links, Bar Happy Island. Achtung: Im Lee ankern die Boote • Frigate Island (Ashton): Glattwasser, ablandiger Wind, Foilrevier • Big Sands: Wellenspot, Sideshore. Beachbar Sparrow´s • Palm Island: Wellenspot am Riff, kabbelige Flachwasserlagune am Nordstrand. 15 Minuten upwind vom JT Center • Mayreau (Salt Whistle Bay): Wellen am Riff, Kickers am Beach, diverse Bars • Morpion Island: Kiten rund um die Insel Tobago Cays z. B. Horse Shoe, Petit Tabac oder James Bay: Foilrevier, Kabbelwasser Unterwasserwelt Die Tobago Cays besitzen traumhafte Korallenriffe. Wer Glück hat, sieht Meeresschildkröten, Ammenhaie, Langusten, Oktopusse sowie vorbeiziehende Schwärme von Adlerrochen und Mantas. Essen & Trinken Die Auswahl ist nicht groß und vor allem teuer. Es gibt exotische Früchte, Gemüse sowie Brotfrucht, Süßkartoffeln und natürlich Catch of the Day (Schwert- und Thunfisch, Red Snapper und Langusten) Getränke: Alle Arten an Cocktails und Longdrinks mit Rum

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VORSCHAU / Was kommt & was wird

VORSCHAU

DIESE UND VIELE WEITERE SPANNENDE THEMEN IN DER NÄCHSTEN AUSGABE

NEU AB

21. AUGUST

2020

XR ▪ NEXUS ▪ GTS

Core Universal+ Series

Der größte deutsche Kitehersteller Core Kiteboarding unterteilt seine sechs Kitelinien in Universal+ und Specialized Series. Unter Specialized laufen Xlite (Foil), Section (Wave) und Impact (Wakestyle). Diese drei Kitelinien sind – wie der Name vermuten lässt – stark spezialisiert, besitzen im Vergleich zur Universal+ Series einen kleineren Einsatzbereich und richten sich zudem an Kiter mit einem sehr hohen Fahrkönnen.

Die drei Kites der Universal+ Series (XR, Nexus und GTS) hingegen wollen mit einem großen Einsatzbereich, einfachem Handling und viel Leistung Spaß auf dem Wasser vermitteln. Für Freerider und Freizeitkiter sind sie daher die bessere Wahl. Wir sagen euch, wo genau die Unterschiede zwischen XR, Nexus und GTS liegen und welche Kitelinie für welchen Einsatzbereich die beste ist.

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KAUFBERATUNG

Surfboards Allrounder, Fish, Down the line Boards, Strapless Freestyle Boards – das Angebot an Surfboards ist vielseitig. Ebenso die Bauweisen. Wir sagen euch, welcher Shape und welche Größe zu welchem Revier und zu welchem Surfstyle passen und wo die Unterschiede in den Bauweisen liegen.

KITE- UND SEGELTRIP

Leinen los – zum nächsten Kitespot David und Kelly Bontje haben ihr Haus gegen ein Segelboot getauscht. Seit 2018 segeln sie mit Hund Floyd um die Welt. Beide sind leidenschaftliche Kiter – und ankern mit der ‘Ker Marie’ vorwiegend an Kitespots. Kelly erzählt, welche Herausforderungen das Leben auf einem Segelboot mit sich bringt, welche Glücksmomente sie in den letzten zwei Jahren auf ihrem Trip erlebt haben und wie es ist, 24/7 mit seinem Partner auf engstem Raum zusammen zu sein. Zudem gibt sie Tipps, welcher Bootstyp für eine Weltumsegelung geeignet ist.


Deutschlands größtes Kitesurfmagazin

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im Apple App Store, bei Google Play und auf www.kiteboarding.eu sowie bei Readly

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IMPRESSUM

Chefredakteur Dirk Seifert Grafik und Produktion Caroline Naumann

Verlag, Redaktion CONPEP Verlag Ltd. Gutenbergstraße 7 D-23611 Bad Schwartau Mail: info@kiteboarding.eu Web: www.kiteboarding.eu Tel.: +49 (0) 45 18 10 39 357 © Conpep Verlag Ltd. ISSN 1865-5556

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Lektorat Lale Ünlü, Anja Fuchs

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 22 vom 1.1.2020

Autoren dieser Ausgabe: Anja Fuchs, Stefan Spiessberger, Moona Whyte, Kate Chandler, Dr. Jörgen Vogt, Francesca Bragnoli, Marcel Würfel, Karolina Winkowska, Aron Rosslee, Laurin Konrad, Gabi Steindl, Almut Otto

Redaktionelle Mitarbeit

Fotografen: Max Matissek, Toby Bromwich James Boulding, Damea Dorsey, Ywder van der Heide, Kyle Cabano, Vincent Bergeran, Julieta Pereyra, Thomas Burblies, Lukas Pitsch, Jule Flormann, Stephan Kleinlein, Svetlana Romantsova, Max Wendland

Die Autoren dieser Ausgabe werden bei den Artikeln genannt. Die Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung von Verlag oder Redaktion wieder. Unverlangt eingesandte Beiträge sind immer willkommen. Der Verlag kann jedoch keine Haftung übernehmen. Verlag, Redaktion und Autor haften auch nicht für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden. Bestehende Patente, Warenzeichen, Gebrauchsmuster und Ähnliches sind nicht immer als solche gekennzeichnet, und das Fehlen eines solchen Hinweises lässt nicht den Schluss zu, dass Warennamen, Konstruktionen u.ä. frei sind. Reproduktionen des Inhalts oder Auszüge des Inhalts bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Verlags.


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