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DER EINHEIZER DOMINIK BROMM

„Ich habe gerne Menschen um mich, die genau das leben, auf was sie Bock haben.“

Dominik Bromm

Schmiede- und Schlosserhandwerk. Davon, wie er als Teenie die Musik im Jugendzentrum in die Hand nahm („weil es mich aufgeregt hat, dass zwischen den Liedern ständig Pausen waren“) und schon wenige Jahre später als gefragter DJ in Top-Clubs gebucht wurde. Und auch von seiner Begeisterung für das Schlagzeug – die bis heute stark von der Kameradschaft in der Trachtenkapelle Riezlern geprägt ist.

Die Trachtenkapelle als Toleranzschule

Wie geht all das zusammen? In der Nacht tanzen Drag Queens in Plateauschuhen zu seinen Beats, am Morgen schlüpft er in seine Haferlschuhe und trommelt bei einer Erstkommunion. Dominik zuckt mit den Achseln: „Wieso

nicht?“ Er hat gerne Menschen um sich, „die genau das leben, auf was sie Bock haben. Und nicht so sind, wie es andere von ihnen erwarten. Und da ist es egal, was sie machen, wer sie sind oder woher sie kommen.“ Und dann sagt er einen Satz, der zunächst etwas verwundert: „Die Offenheit lernt man von klein auf in der Trachtenkapelle. Da wirst du nie darauf reduziert, wie du aussiehst. Da spielen Generationen keine Rolle, ob du Junge oder Mädl bist, ob du dein Instrument super beherrschst oder noch nicht so – du bist einfach Teil der Kapelle.“

Als bestes Beispiel führt er sich selbst an. Es gab Phasen im Leben des Dominik Bromm, da trug er den Bart lang und grün, hatte eine Glatze rasiert, auf der noch „zwei mit Draht verstärkte Zöpfe“ in den Himmel ragten. Ins Gruppenbild der Trachtenkapelle Riezlern passte er trotzdem. Um die 40 Musiker spielen hier neben- und miteinander. „Rechts von dir sitzt der 70-Jährige Tubist und links von dir der 17-Jährige an der kleinen Trommel – und alle haben wir den gleichen Spaß. Es geht uns darum, zusammen ein cooles Arrangement zu machen und das geht nur mit Akzeptanz und Respekt und einer tollen Kameradschaft.“

Aber musikalisch ist der Spagat doch riesig? Dominik winkt erneut ab. „Natürlich steck ich in einer komplett anderen Bekleidung und mache einen komplett anderen Sound. Den mag ich aber genauso. Der ist so ehrlich, der ist handmade. Außerdem haben wir in Riezlern schon seit Jahrzehnten ein

Johannesburg - Hamburg - Wien Riezlern

Als DJ besitzt er mit seinen 25.000 Alben sicherlich die größte Plattensammlung im Kleinwalsertal, der überwiegende Teil davon ist elektronische Musik. Jeden Tag geht er zwei Stunden „trainieren“ in den Keller. Er feilt an seinen Übergängen, sucht nach Neuem, kreiert Eigenes. „Wenn ich was mach, dann gscheit.“ Sicherlich ist das ein Grund, warum er seit Jahrzehnten als DJ Craxx so enorm erfolgreich ist.

Jedes Wochenende ist er unterwegs. Am Freitag um 13 Uhr endet die 38,5 Stunden-Arbeitswoche als Schmied. Dominik schläft ein wenig vor, bevor er sich aufmacht zum Gig. Wo auch immer der sein mag. Er hat in Johannesburg aufgelegt und auf Ibiza (als „MiniMini-Name“ im legendären Pascha). Wien, Hamburg, Zürich. Kassel, Stuttgart, Salzburg. Er war jahrelang Stamm-DJ in Würzburg und ist es bis heute im Parktheater in Kempten. Dort treibt er die Studenten auch mit einem bunten Musik-Mix an. Seit 16 Jahren legt er hier mittwochs auf - „anfangs vor 50 Leuten, heute sind es bis zu 1.600“.

Und dann kommt er am Donnerstag zur Morgenstund nach Hause und steht wenige Stunden später wieder auf der Arbeitsmatte?! „Klar, das geht manchmal schlechter, manchmal besser. Aber

„Stillstand ist nicht so meins“

Dominik Bromm wenn du es kontinuierlich machst, dann klappt das gut. Vor allem musst du richtig Arbeit haben und immer gefordert sein. Und manchmal habe ich sowieso das Gefühl, dass ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich übernächtigt bin.“ Den Schlaf muss er allerdings nachholen. Die Regenerationszeit braucht er und so wird der Samstag schon auch mal verschlafen. Und natürlich auch entscheidend ist der gesunde Mix aus „kein Alkohol, viel Wasser und viel Obst bei den Gigs“.

Trotzdem ist das Pensum enorm! Wie stemmt man das? „Keine Ahnung, ich kenne es nicht anders – und die anderen kennen mich nicht anders.“ Schon mit 16 bringt ihn sein Vater in Clubs, schon damals spielt er Schlagzeug in der Trachtenkapelle und macht zeitgleich seine Ausbildung zum Schmied, gefolgt von der zweiten Lehre zum Schlosser. Seit seiner Lehrzeit arbeitet er bei der Metallver-

arbeitung Fritz. „Mein Chef und ich, wir sind damals in die doppelte Sache zusammen reingewachsen. Und als es dann einen Wechsel gab, wurde ein Freund mein Chef, der mich schon mein Leben lang kennt – und er ist auch heute noch mein Freund…“

Metallhandwerker & Steuermann

Und womöglich der entscheidende Punkt bei der Sache: Dominik geht gern zur Arbeit. „Die Faszination für den Werkstoff ist bei mir ungebrochen. Die Warmverformung des Metalls genauso wie das Schweißen und Schneiden.“ Er kommt ins Schwärmen, erzählt von spannenden Projekten, von der Glasfassade des Casinos, vom wuchtigen Kirchentor in Riezlern. Wieder ist es die Vielfalt und das Zusammenspiel unterschiedlicher Bereiche, die ihn besonders reizen: „Es gibt ganz viele Sparten, die du in meinem Job abdeckst. Du fertigst zum Beispiel dein eigenes Werkzeug an, baust deine eigenen Schablonen. Und du musst genauso mit anderen Elementen arbeiten, integrierst Holz, Stein oder Glas. Auch bei der Veredelung gibt es viele Optionen. Das ist unglaublich spannend.“ Dann betont er einen weiteren Punkt, der bei Dominik offensichtlich in allen Bereichen eine grundlegende Rolle spielt: „Wir sind ein unheimlich cooles Team. Inzwischen bin ich schon der Älteste und es ist so lässig, wenn die Jungen mit diesem Funkeln in den Augen zur Arbeit kommen. Und sie bringen auch immer wieder frischen Wind rein und kommen mit neuen Ideen an. Das ist total bereichernd“, er lächelt und meint dann noch: „Stillstand ist nicht so meins.“ Das trifft sich gut, weil stillstehen schließlich auch auf der Tanzfläche tabu ist. Der Reiz am Auflegen kommt nicht nur durch die Musik. „Als DJ kannst du unheimlich die Emotionen steuern. Du kannst was Melancholisches auflegen oder was Treibendes. Der Sound ist wie ein Meer, der dich mal mit starken Wellen, mal mit schwachen Wellen mitnimmt.“ Und Dominik ist der Steuermann, „aber es gibt durchaus auch Momente, wo die Leute mich total mitnehmen und die Richtung vorgeben.“ Kanzel nennt man das Podium auch, von dem die DJs ihre Crowd antreiben. Mit der hatte sein Großvater zwar nix zu tun, aber dafür mit der Kanzelwandbahn. An deren Bau war er nämlich als Metallarbeiter entscheidend mit beteiligt. „Er war schon auch einer, der gern unterhalten hat“, erzählt sein Enkel. Also womöglich einer wie er. Einer, der über sich selbst sagt: „Ich hab’s nicht gern langweilig!“ Aber bei so viel Buntheit und so viel Musik, braucht man keine Sorgen haben, dass das Leben eines Dominik Bromm eintönig wird.

■ Text: Sissi Pärsch Bilder: Frank Drechsel, alpin.photo

NEU ab Sommer 2021

MIT DEM FORSCHERBUCH AUF EXPEDITION

Das große Naturforscher-Abenteuer für Familien

Burmi und Burmina wandern vorsichtig durch den Wald, irgendwie wird es immer unheimlicher, bis sie ganz besondere Laute hören… Burmi flüstert: „Uiuiuiu das muss die Stimme vom Luchs sein, Burmina, lass uns abhauen!“ Da sagt der Luchs mit tiefer, furchterregender Stimme: „Das wäre jetzt sowieso zu spät, ich habe euch schon die ganze Zeit im Visier!“ Burmi gefriert das Blut in seinen Adern, als er die Stimme des Pinselohrs hört. Er bleibt wie angewurzelt stehen und kann sich nicht mehr bewegen. Burmina versucht derweil das Vertrauen des Luchses zu gewinnen, den sie immer noch nicht entdeckt hat: „Warum warst du denn so nett und hast uns noch nicht gefressen?“ „Ihr seid mir zu fett!“, entgegnet der Luchs. „Waaas! Unverschämtheit, ich bin nicht fett!“, empört sich Burmina. Und so versichert der Luchs glaubhaft, dass er mehr Interesse an Rehen als an Murmeltierjagd hat. Der neugierigen Burmina erklärt er seine Sicht auf den Kreislauf des Lebens und dem schüchternen Burmi verrät er seinen Geheimtipp, wie er eine Luchsspur von anderen Tieren unterscheiden kann. Dann sieht man die beiden Murmeltiere förmlich vor sich, wie sie sich eilig aus dem Staub machen und im Unterholz verschwinden.

Hören, gucken, staunen

Die kurzen Hörspiel-Geschichten von Burmi und Burmina rufen Schmunzeln und viele Aha-Erlebnisse hervor. Hören kann man sie nicht einfach auf der Couch oder im Auto, sondern tatsächlich nur dort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen: inmitten der Natur. Die Erlebnisse der Murmeltiere sind Teil des „großen Naturforscher-Abenteuers“ für Familien – und das ist eher eine Expedition in drei Etappen als eine normale Wanderung. Was das Expeditionsflair genau ausmacht? Nicht die Stationen auf dem Weg werden mit Informationen ausgestattet, sondern die Besucher.

Forscherfamilien erhalten nämlich vor Expeditionsstart ein Forscherbuch mit kniffligen Aufgaben. Die lassen sich mithilfe der Stationen im Gelände und dem Buch lösen. Über eine App gibt es dann noch die lustigen Hörspiele von Burmi und Burmina auf die Ohren – da kommen kleine wie große Naturforscher ins Schmunzeln und vor allem: Ins Nachbohren. Gut, dass man sich sogar an Ort und Stelle einen Experten an die Seite holen kann. In Kurzvideos bringen etwa Geologen und Jäger naturwissenschaftliche Hintergründe gezielt auf den Punkt und auf den Wanderweg.

Losgeforscht wird ab Sommer 2021

Das Forscherbuch mit App für die drei Etappen ist ab Sommer 2021 erhältlich. Wichtig zu wissen: Richtig Spaß macht die Expedition Kindern ab 6 Jahren –und natürlich ihren Eltern. Nebenbei bemerkt, gehören die Routen zu den Highlights in der Wanderregion Kleinwalsertal. Unterwegs sind die Forscherstationen als Gucklöcher in die Naturräume zu verstehen. Denn was und wer sich wirklich hinter dem Waldvorhang, dem Felsvorsprung und unter der Wasseroberfläche verbirgt, wird oft der Fantasie überlassen – und das ist auch gut so.

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