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ICH BIN WIE DER BAUM . . . DETLEF WILLAND
Detlef Willand: Ein Walser Original „ICH BIN WIE DER BAUM . . .
…aus dem ich meine Holzschnitte mache - ein Teil steckt in der dunkelfeuchten Erde und fesselt mich, der andere schwingt im winddurchwehten Himmel ..." (Detlef Willand über sich).
Bilder regen die Fantasie an, zwingen zum Hinsehen. Nur einmal entfernt er sich in seinen Motiven vom Kleinwalsertal: in den 80er Jahren begibt sich Willand auf die Suche nach dem Großen und Ganzen. Heute würde man „Midlife-Krise“ dazu sagen, so Willand mit einem Augenzwinkern. Er ist dann mal weg – und pilgert in mehreren Etappen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Aus dieser Zeit sind eindrucksvolle und farbgewaltige Holzschnitte wie der „Große Pilger“ entstanden. Markant: der Wanderer sieht beim Gehen nicht nach vorne, sondern wirft den Blick zurück. „Nach hinten schauen erklärt Vergangenes und bringt Klarheit. Vieles liegt auf dem Weg, was man nicht erfasst, wenn man nur in eine Richtung blickt und denkt.“
Ein Holzschloss – Motiv für „Ds Huus –das Walserhaus“
Zurück in die Vergangenheit – nach hinten schauen… So entsteht auch das Buch „Ds Huus“. Es ist eine Geschichte über Willands Heimathaus in der Wäldelestraße in Hirschegg. Ausschlagge-
1968 1973
geboren, nach der Schule Ausbildung zum Holzbildhauer erste eigene Werkstatt im Kleinwalsertal
Hinwendung zu Arbeiten auf Papier Erste Holzschnitte
Mitglied der Künstlergruppe der Hans-Thoma-Gesellschaft
1985
Erste Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Albstadt Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland
Oberallgäuer Kunstpreis
2001
2003
2005
2010
2010
2012
2015
Preisträger der Stiftung Bibel und Kultur
Mitgestaltung Bergschau Walserhaus Hirschegg Johann Georg Grimm Preis des Kultur-Förderkreises Allgäu "Steinmänner-Brunnen" Gipfelstation Walmendingerhorn Kleinwalsertal
Einzelausstellung von Detlef Willand im Kunsthaus Villa Jauss (Oberstdorf) Verleihung des BundesEhrenzeichens für ehrenamtliche Forschungsarbeiten "Zeichnen ist Fragen", Berglandschaften
2015
Altar für Berggottesdienst, Gipfelstation Walmendingerhorn 2015/ Einzelausstellung Schloss 2016 Immenstadt
Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt: 2005 2006
2008
2009 2015
Holzschneiden 1970 - 2005
Kleine Geschichte der Walser im Kleinen Walsertal
Wort ond Bildr, gemeinsam mit Anton Amann
Die Antworten der Rabenfrau
Zeichnen ist Fragen bend war das alte Holzschloss in der Kellertür. Wer waren die Frauen und Männer, die dieses Schloss in Händen hielten, die Türe tausende Male öffneten und schlossen? Willand beflügelt die Idee, sie ausfindig zu machen. Mit Hilfe eines Holzbiologen, der das Holz dendrochronologisch (wissenschaftliche Untersuchung des Holzes nach Alter) untersucht, wird der Bau des Hauses auf das Jahr 1584 datiert. Bei seiner Recherche nach den ehemaligen Besitzern kommt Willand auf ein Dutzend Frauen und Männer. Sie alle hinterließen Zeichen im Haus, Markierungen. Einige Spuren kann er anhand von Urkunden aus dem Walsermuseum erklären, andere entspringen seiner Fantasie, aber immer angelehnt an das Mögliche. So entstand eine Chronik mit Geschicken und Schicksalen und ein lesenswerter Roman über die Bewohner des Walserhauses. Real ist, dass das Walserhaus bereits 1919 die ersten Touristen empfängt. Es gibt eine Toilette mit Wasser und Elektrizität, für damalige Verhältnisse fast revolutionär. 1922 wird das Walserhaus zum Kinderheim „Haldenhöhe“. Willands Mutter erwirbt es 1939.
Und damit beginnt die andere Geschichte
Als Willand 1935 geboren wird, ist es grimmig kalt. Selbst im April ist der Schnee noch so hoch, dass die Hebamme Mühe hat, in die Ortschaften des Tals zu gelangen. Ein befreundeter Arzt empfiehlt der werdenden Mutter, ihr Kind im Spital in Heidenheim an der Brenz auf die Welt zu bringen. Heidenheim liegt auf der Schwäbischen Alb und ist ein archäologisches Zentrum. Man sagt, jeder schwäbische Bauer hatte damals mindestens zwei Bücher im Regal: die Bibel und „Rulaman“.
Eine Abenteuergeschichte über die Höhlenmenschen „Aimats“, die europäischen Ureinwohner. Die Hauptfigur der Geschichte ist der jugendliche Rulaman, der mit seinem Vater durch die undurchdringlichen Wälder und Höhlen der Schwäbischen Alb zieht, immer auf der Suche nach Jagdbeute und Nahrung. Willands Patenonkel - selbst ein Hobbyarchäologe - schenkt dem Achtjährigen das Buch. Rulaman wird der Held seiner Jugend – und das Buch ist der Beginn seiner großen Leidenschaft für Steinzeitjäger und Höhlenmenschen, die ihn bis heute fesselt.
Zurück in die Steinzeit
Als er 1998 gleich zwei Mal kurz hintereinander von einem steinzeitlichen Höhenlager im Kleinwalsertal träumt, deutet er es als Zeichen auf eine bislang unbekannte archäologische Fundstelle. Er macht sich auf den Weg. Auf der Alpe Schneiderküren im Ifengebiet erkennt er den Ort seiner Träume: einen überhängenden Felsen, der vor etwa 10.000 Jahren als Jägerlager genutzt wurde. Willand findet ohne Mühen mehrere Artefakte aus der Mittelsteinzeit. Professor Walter Leitner aus Innsbruck, der damals zeitgleich einen Vortrag über Ötzi im Kleinwalsertal hält, bestätigt seine Vermutung: Es handelt sich tatsächlich um Funde aus der Mittelsteinzeit. Mit der für ihn typischen Walser Beharrlichkeit erlangt Willand die Erlaubnis für selbst finanzierte Probegrabungen. Zusammen mit seiner Frau Hanne und drei Lehrern aus dem Kleinwalsertal liefern sie in kürzester Zeit 380 Funde nach Innsbruck und machen den Weg frei für weitere archäologische Ausgrabungen durch das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck. Das war der Beginn einer intensiven Erforschung steinzeitlicher Hinterlassenschaften im Kleinwalsertal. Insgesamt wurden in elf Jahren fast 8000 Silexartefakte in diesem Höhenlager freigelegt. Willand war der Entdecker der frühen steinzeitliche Besiedlung des Kleinwalsertals und Motor für zahlreiche archäologische Arbeiten. Einige Fundstücke sind heute in der Bergschau im Walserhaus in Hirschegg ausgestellt und erklärt. Ein weiteres Werk über die Steinzeit erscheint 2009: Die Ausgrabungen auf der Alpe Schneiderküren hat der Schriftsteller Willand in dem Buch "Antworten der Rabenfrau" beschrieben. Und wer weiß – vielleicht wird Willands archäologische Hochgebirgsforschung auch noch mit einem eigenen Museum belohnt? Es wäre ihm zu wünschen.
Nicht müde für ein weiteres Projekt
Es gäbe noch viel zu erzählen über seine Kunstwerke, Bücher und Auszeichnungen. Detlef Willand ist ein vielseitiger Mensch, ein brillanter Künstler und ein Kämpfer mit Visionen. Für ein entschleunigtes Kleinwalsertal, das sowohl den Bewohnern als auch den Gästen und vor allem der Natur zugutekommen soll. Für eine Heimat, in der Tradition wertgeschätzt wird und erhalten bleibt. So wird das nächste Projekt ein Alpabtrieb in Holzschnitten sein. Denn auch diese Tradition gehört zum Kleinwalsertal. Wie der magische Ifen, der Hausberg der Kleinwalsertaler. Wenn Detlef Willand vor die Haustüre seines Walserhauses tritt, fällt sein Blick auf den markanten Berg. „Jeden Tag erfreue ich mich am Anblick des Ifen, selbst nach 85 Jahren hat er seine Magie nicht verloren“.
■ Text: Doris Schober Bilder: Frank Drechsel, alpin.photo
Weitere Buchtipps über das Leben im Kleinwalsertal von D. Willand:
„Wönsch Glück em Schtall – die Ställe der Walser“, „Alte Sprichwörter“, "Ein Leben lässt sich nicht erzählen. Geschichten aus achtzig Jahren" und weitere.
Ich lauf doch auch nicht über deinen Salatteller! WARUM WIESEN VON UNS MEHR GESCHÜTZT WERDEN MÜSSEN
Es ist so verlockend: Mitten in der Blumenwiese bietet sich der Panoramablick auf den Widderstein. Im Vordergrund der alte Walser Stall – ein perfektes Fotomotiv! Außerdem sind da schon andere Spuren im Gras. Abgezäunt ist die Wiese auch nicht. Also nur kurz hinüberhuschen und über eine Abkürzung wieder zurück auf den Weg…
Natürlich stecken keine bösen Gedanken dahinter. Für die Natur hat der Ausflug auf die Wiese aber ein böses Nachspiel. Denn wenn Alpenblumen mit Füßen getreten werden, nehmen sie das übel. Schon der erste Tritt ist für die sensiblen Alpenblumen ein Verwelk-Urteil. Wie bei einer Tulpe, die in der Blumenvase einmal umknickt. Schade um das eine Blümchen – aber… es gibt doch so viele davon, oder?
Ja, die gibt es. Doch auf dem Weg zum perfekten Fotopunkt durchquert man gerne mal hundert Meter Wiese. Und je länger die Schneise ist, desto mehr Gras wird unbrauchbar gemacht. Gras, von dem bei uns Rinder, Schafe und Ziegen leben. Doch die können leider nicht protestieren. Dabei hätten sie allen Grund dazu: Immerhin geht es um ihre Futterschüssel, die hier beschmutzt wird.
Wenn man das Gras nicht mehr wachsen hört
Aber auch ohne Fotoambition kann es fürs Gras brenzlig werden. Wo Mountainbiker auf Wanderer treffen, ist der erste Reflex: ausweichen. Entlang schmaler Pfade in höheren Alpgebieten, schlagen Biker kurzerhand einen Bogen durch die Wiese. Doch besonders bei nassen Böden wird die Grasnarbe dadurch mehr beschädigt als es auf den ersten Blick scheint: Die aufgeworfene Erde verschmutzt das Gras bei Nässe, das Gras wächst schwächer nach und schlussendlich muss es die Kuh ausbaden: Die Ernte liefert weniger Futter.
Und dann wäre da noch das Bodenleben: Es mag kleinlich klingen, aber Regenwürmer und andere Kleinstinsekten verkriechen sich, wenn sich der Boden verdichtet. Nicht unwahrscheinlich, dass solche Verletzungen im Gras auch noch im nächsten Jahr sichtbar sind.
Was dem Feinschmecker den Appetit verdirbt
Wer eine Kuh auf der Weide betrachtet, könnte meinen, dass sie eher unkritisch mal hier, mal da Gras herausrupft. Tatsächlich ist sie aber sehr heikel: Nur die schmackhaftesten, saftigsten, dichtesten Grasbüschel sucht sie aus –das minderwertige Grünzeug, was etwa über verletzte oder aufgeworfene Böden nachwächst, lässt sie links liegen. Das bedeutet am Ende der Weidezeit einen größeren Aufwand für den