5 minute read

Begegnung der Kulturen

Kaum ein Bereich am Klinikum Nürnberg ist so multikulturell wie die Pflege, und das seit Jahrzehnten. Mitarbeitende aus über 150 verschiedenen Ländern arbeiten zusammen mit deutschen Pflegekräften Schulter an Schulter. Rund die Hälfte der insgesamt 2500 Pflegekräfte im Haus hat einen Migrationshintergrund – und spiegelt damit auch die multikulturelle Vielfalt Nürnbergs wider.

Manche wurden schon in Deutschland geboren, manche kamen vor Jahren aus anderen Ländern ans Klinikum und sind längst „eingebürgert“– andere, wie 16 junge Frauen aus Indien, sind erst ein paar Wochen in Franken und lernen das große Haus und seinen pflegerischen Geist gerade erst kennen. Das Miteinander bringt Herausforderungen mit sich – es ist aber auch ein Gewinn.

Advertisement

Erst seit 2019 werden Pflegefachkräfte aus anderen Ländern für die Pflege am Klinikum Nürnberg gezielt angeworben. Nicht nur der Mangel an Fachkräften hat diesen Schritt notwendig gemacht. Ab 2025 werden zahlreiche Pflegekräfte aus der Generation der sogenannten „Babyboomer“ in Rente gehen. Allein mit Qualifizierungsmaßnahmen und dem Nachwuchs aus dem eigenen Haus wird die Lücke nicht zu füllen sein.

Dabei ist das Klinikum bemüht, Fachkräfte nur aus Staaten zu holen, die keinen Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal haben wie z.B. Indien. Rund 50 Pflegemitarbeitende, alle bestens ausgebildet, zum Teil sogar mit Hochschulabschluss, sind seit 2020 aus diesem Land ans Klinikum Nürnberg gekommen. Ein weiterer Teil der bisher

150 angeworbenen ausländischen Pflegekräfte stammt aus Serbien, Albanien, Nord- Mazedonien und den Philippinen. Ende 2022 erwartet das Klinikum die ersten Mitarbeitenden aus Brasilien. In den kommenden Jahren sollen rund 100 aus anderen Ländern jährlich dazu stoßen.

Die ausländischen Pflegefachkräfte und Pflegefachhelfer*innen werden vom International Department von Beginn betreut und begleitet. Von der Vermittlung von Wohnraum über behördliche Formalitäten bis hin zu Gesundheitsthemen und das Angebot von Deutschkursen kümmert sich das Team um die Neuen.

Vor allem die Sprache ist ein wichtiges Thema: Gute Deutschkenntnisse sind die Brücke zu den Patientinnen und Patienten, aber auch zu den Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen und deshalb im Alltag von essenzieller Bedeutung. Zwar ist das bestandene B2-Sprachniveau zwingend Voraussetzung, damit ausländische Pflegefachkräfte das Auswahlverfahren bestehen und am Klinikum Nürnberg arbeiten können. Doch die Praxis des Klinikalltags erfordert von ihnen dann noch deutlich mehr und bessere Deutschkenntnisse.

Bei der Zusammensetzung unserer Pflegeteams achten wir auf eine gute Mischung aus erfahrenen, langjährigen Fachkräften und jungen, frisch ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Pflegedienstleitungen und Stationsleitungen der Kliniken nehmen die Neuen deshalb von Beginn eng an die Hand. Gelernt wird im Tandem mit einem langjährigen Kollegen oder Kollegin und nach einem festen Ausbildungsplan. Dabei geht es nicht nur um die fachliche Pflege – diese wird in den Herkunftsländern oft gar nicht so unterschiedlich praktiziert. Vielmehr gehört es in vielen Kulturen zum Selbstverständnis, dass Angehörige beispielsweise die Grundpflege übernehmen. Diese ist deshalb nicht Teil der dortigen Ausbildung – und muss den Neuen am Klinikum erst vermittelt werden. Das erfordert Geduld und Verständnis auf beiden Seiten.

Café International, gemeinsame Kochabende mit internationalen Gerichten, Stationsfeiern, Stadtführungen: Bevor die Pandemie das soziale Leben beschnitt, gab es am Klinikum einen vielfältigen Austausch der Kulturen, der im Kleinen oft mehr Verständnis füreinander schuf, als geplante Integrationsmaßnahmen.

Fachlich sind für die Verantwortlichen in der Pflege die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe ihrer Mitarbeitenden längst ein wichtiger Pfeiler, um die aus verschiedensten Ländern stammenden Patientinnen und Patienten kultursensibel zu pflegen. Und wenn es nur darum geht, ihnen während des Aufenthaltes am Klinikum Nürnberg in der Landessprache Orientierung zu geben oder einen kleinen Wunsch zu erfüllen.

Algreg Cadao (49) Philippinen

Bild: Klinikum Nürnberg

Nach Deutschland bin ich schon 1996 der Liebe wegen gekommen. 2009 habe ich am cfp die Krankenpflegerausbildung gemacht. Seit acht Jahren arbeite ich auf meiner Station 22/4 – und fühle mich sehr wohl.

Dragica Efenberger (41) Serbien

Bild: Klinikum Nürnberg

„Deutsche Sprache, schwere Sprache - aber ich lerne jeden Tag ein bisschen mehr – auch fränkisch! In meiner Abteilung kann ich immer Kollegen fragen, wenn ich etwas nicht verstehe – das hilft sehr“.

Etleva Sulmina (33) Albanien

Bild: Klinikum Nürnberg

„Alle hatten Geduld mit mir, obwohl meine Deutschkenntnisse, als ich Anfang 2020 aus Albanien ans Klinikum kam, noch nicht sehr gut waren. Doch das Team hat mich toll unterstützt. Mir gefällt es hier!“

Jency Jose (33) Indien

Bild: Klinikum Nürnberg

„Ich bin seit Herbst 2021 am Klinikum und wurde sehr offen aufgenommen. Innerhalb kurzer Zeit konnte ich schon sehr viel lernen. Jetzt unterstütze ich die neuen Mitarbeiterinnen aus Indien, die hierher kommen.“

John Torralba (29) Philippinen

Bild: Klinikum Nürnberg

„Ich war auf der Suche nach einem schönen Ort in Europa zum Arbeiten – und da habe ich Nürnberg entdeckt und es hat mir gefallen. So viel Mittelalter! Über eine Agentur bin ich dann ans Klinikum gekommen und finde es ziemlich cool hier.“

Shanimol Shaji (27) Philippinen

Bild: Klinikum Nürnberg

„Ich habe das Klinikum Nürnberg im Internet entdeckt, da stand, dass es ein guter Platz zum Arbeiten ist. Also habe ich mich beworben – und nun bin ich seit Frühjahr 2021 hier und habe es nicht bereut.“

Redaktion: Isabel Krieger

This article is from: