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Der Falke
mata und Dauerkrise. Die Hauptdarsteller Martina Stilp und Sebastian Reiß glänzen, die Co-Akteure werden sich noch steigern.
S t o l p e r n i m Wa l z e r t a k t
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Dickflüssig kommt „Wiener Blut“ in der Oper daher – nicht erheiternd, sondern nur ermüdend. Regisseur Andreas Sturminger lässt Kreativität, Witz, Tempo und Ironie vermissen, die Bühnenakteure verzweifeln solcherart alleine gelassen. Auch die Auftritte von „Theater im Bahnhof“-Star Michael Ostrowski als Pausenclown Kagler sind solchermaßen zum bitteren Scheitern verurteilt.
E i n e F a r c e a l s F e s t d e r K o m ö d i a n t e n
Schlechte Schauspieler in einem schlechten Stück – das ist der Inhalt von Michael Frayns Boulevardkomödie „Der nackte Wahnsinn“, nicht das Fazit. Dem Regisseur gelingt im Schauspielhaus eine flotte, unterhaltsame Inszenierung mit treffsicheren Gags und er wird von einem fröhlich aufspielenden Ensemble unterstützt. Am besten: die beiden Altstars Otto David und Ernst Prassel sowie Dominik Warta.
N i c h t s a l s R o s e n f ü r d e n K a v a l i e r
Verdientermaßen Standing Ovations nach einer über alle Maßen erfreulichen „Rosenkavalier“Premiere in der Oper. Stephanie Houtzeel, Ann Petersen, Margareta Klobucar und Wolfgang Bankl singen auf höchstem Niveau, die Regie und das Bühnenbild von Marco Arturo Marelli schaffen es, Traditionalisten und Modernisten zu erfreuen – ein glänzender Abend! BH ■
Der Falke landet wieder in Graz
Falco kehrt nach Graz zurück – im umstrittenen Musical „Falco Meets Amadeus“.
Sieben Jahre ist es auch schon wieder her, seit Falco, Österreichs vielbeschriebener „einziger Popstar internationalen Formats“ auf der Dominikanischen Republik mit seinem Jeep den Weg eines Busses kreuzte und dadurch „hoch wie nie“ in die Ewigkeit entschwand. In Vergessenheit ist Hans Hölzel, wie der „Falke“ eigentlich heißt, freilich noch nicht geraten – dafür sorgten zahlreiche posthume CD- und DVDVeröffentlichungen, eine umstrittene Biographie aus dem Hause Dolezal und Rossacher, ein nicht enden wollender Erbschaftsstreit rund um seine Mutter und seinen „Intimus“ Ronny Seunig sowie gleich zwei Musicalproduktionen, die hofften in Falcos Namen Geld verdienen zu können. Hierbei floppte in Wien das Stück „Falco – A Cybershow“, das Gegenstück „made in Germany“, „Falco Meets Amadeus“ (FMA) sorgt hingegen seit seiner Premiere im Jahr 2000 für mehr oder weniger volle Hallen im gesamten deutschsprachigen Raum und kommt Mitte März auch in die Grazer Stadthalle. Doch so wie das echte Leben des Falken einer Achterbahn glich, sieht auch die Bilanz von FMA aus. Konnte man sich etwa im Sommer 2001 beim Gastspiel im Opernhaus über eine tolle Auslastung von 89 % freuen, war die Produktion trotzdem nicht kostendeckend und die Stadt Graz sowie Graz Tourismus mussten über 2 Millionen Schilling nachzahlen. Ähnlich das Resultat des Gastspiels im Jahr darauf in Klagenfurt – volle Häuser, leere Kassen. Und im Berliner „Theater des Westens“, in dem FMA seine Uraufführung feierte, wurde das „musicalische“ Falco-Erbe der Anforderung, das finanzkrisengebeutelte Traditionshaus zu sanieren, auch nicht gerecht. Denn trotz toller Sänger und aller Opulenz konnte FMA eines nicht: Den Lauf der Zeit stoppen. Und dieser Lauf geht seit Jahren eindeutig weg vom Genre Musical. In Deutschland müssen bombastisch errichtete Häuser zusperren, in Wien reduziert sich das Publikumsinteresse auf Busreisende. Ein niveauvolles Musical samt Pomp und Glittereffekten gewinnbringend auf die Beine zu stellen gleicht in der heutigen Zeit der Quadratur des Kreises. Nichtsdestotrotz glaubt Regisseur Elmar Ottenthal an sein „Produkt“ und ist mittlerweile sogar Produzent des Stückes. „Wir haben kontinuierlich an FMA gearbeitet, es gibt neue Lieder – nur Axel Herrig als Falco ist noch derselbe“, verrät er im KLIPP-Gespräch. Und darum ist er für die aktuelle Tournee durchaus optimistisch: „Die Herzen der Fans fliegen uns zu – darauf hoffe ich auch in Graz.“
I m m e r w i e d e r a n d e r M u r Apropos: Falco und Graz – das ist sowieso ein Kapitel für sich. Denn die Murstadt war für den „Nachtflug“-Kapitän ein beliebter Fluchtort aus dem gleichermaßen geliebten wie gehassten Wien. Frei nach seinem gerne wiedergegebenen Motto „Wer sich an die Achtziger noch erinnern kann, hat sie nicht erlebt“ machte er nicht nur regelmäßig das Grazer Nachtleben unsicher
Foto: FMA Axel Herrig als Falco – zum Verwechseln ähnlich! (in der ehemaligen In-Disco „Monte Carlo“ der Familie Rossmann hatte er sogar eine eigene Privatlounge, „Falkennest“ genannt, aus der er nicht selten ins benachbarte Schlossberghotel heimgetragen werden musste), nein, hier lernte er – übrigens bei einem Opus-Jubiläumskonzert –auch seine „einzige wirkliche Lebensliebe“ (Falco im O-Ton) kennen: Isabella, die er auch heiratete – und die ihm später den größten Schmerz seines Lebens zufügte. Als ihre Tochter Katharina, von der Falco annahm, er sei der Vater, bereits die VS Waltendorf besuchte, erfuhr er per Bluttest (zu dem ihm misstrauische Freunde geraten hatten), dass zwischen ihnen keinerlei Verwandtschaftsverhältnis bestünde – ein Schock, von dem sich der gefeierte Hitparadenstürmer nie wieder erholen sollte ... ■