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Die Kunst des Wirtschafters/ns

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Auch Unternehmer müssen kreativ sein, um erfolgreich zu wirtschaften

LR. Univ.-Professor Gerald Schöpfer im Spagat zwischen Wirtschaft und Kunst, über die – so sagt man –schönen Seiten im Leben.

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„Einen Standortvorteil gibt es auf dem Gebiet der Kunst und Kultur für die Stadt Graz wohl sicher –und das nicht erst seit 2003“, so LR. Univ.-Prof. Gerald Schöpfer geistreich auf die Frage: Was fällt einem Kunst- und Kulturkenner zu Wirtschaft und Kunst in der Steiermark ein? Und dass er ein Kenner auch auf diesem Gebiet ist, beweisen seine zahlreichen Tätigkeiten – seit 1972 beispielsweise Chefredakteur der Kulturzeitschrift „Steirische Berichte“, Präsident der Urania (1989–1991) –, aber auch seine Vorliebe für Literaten wie Alfred Kolleritsch und Wolfgang Bauer. Im Gespräch erweist sich einmal mehr, dass „Wirtschaft und Kulturverständnis sich nicht unbedingt ausschließen“ müssen.

LR Schöpfer beim Kultur-Talk mit dem Klipp-Magazin Klipp: Was fasziniert Sie, als Wirtschaftsprofessor aus der trockenen Materie der Wirtschaft kommend, eigentlich an der Kultur, an der Kunst?

Schöpfer: Sie polarisiert einfach. Und nicht jedem gefällt alles gleich gut oder gleich schlecht. Kunst und Kultur regen an, regen auf, sie unterhalten, entspannen und können begeistern. Diese Ambivalenz gelingt vor allem in Graz ganz ausgezeichnet.

Klipp: Weil ein Philipp Jordan im letzten Jahr gehen musste, ein Steirischer Herbst nicht ordentlich wirtschaftet oder weil Graz 2003 an Projekten nicht gerade arm war?

Schöpfer (lachend): Von allem ein bisschen. Aber Spaß beiseite. Vordergründig doch eher, weil mit Kulturinstitutionen wie dem Forum Stadtpark, der Oper, den Projekten um 2003 wie dem Kunsthaus, der Murinsel oder dem Schlossbergschatten, viel Diskutiertes, viel Gelobtes und auch kritisches Potenzial sich in Graz findet, sich finden lässt. Auch im bildnerischen, im Ausstellungsbereich passiert viel. Sowohl viel Interessantes als auch Herausforderndes.

Klipp: Aber ein beinahe insolventer Steirischer Herbst kann einen Wirtschaftsprofi wohl nicht kalt lassen. Muss es nicht mehr Kontrollmöglichkeiten geben, es früher zu entsprechenden Reaktionen, sprich Korrekturen kommen? Muss sich Kunst nicht auch rechnen?

Schöpfer: Die Wahrheit liegt auch hier in der Mitte. Nicht immer darf Kunst, die Kultur im Allgemeinen allein das darstellen, was die Förderer und Mäzene sich wünschen. Nicht immer ist Kultur Ausdruck dessen, wer was wann bezahlt. Es ist aber kein Zufall, dass es auch Unternehmer gibt, die wirtschaftlich denken, kreativ sind, als Kunstsammler bekannt sind und auch wirtschaftlich erfolgreich.

Klipp: Themenwechsel. Wo sind Sie anzutreffen, wenn es um Kunst und Kultur geht?

Schöpfer: Schon eher in der Oper, wenngleich mich bildnerische Kunst und auch die Literatur und hier die Werke von Alfred Kolleritsch und Wolfgang Bauer absolut interessieren.

Klipp: Die eben angesprochenen „traditionellen“ Kunst- und Kulturformen sind aber nicht jedermanns Sache? Warum eigentlich?

Schöpfer: Sicher einmal ist es eine Geschmacksfrage, aber auch eine des Zugangs. Aber eigentlich gibt es ja auch Unternehmenskultur, Gesprächskultur, und auch Kunst in der Wirtschaft. Kunst & Kultur ist so vielfältig, da gilt es nicht immer nur bestimmte Formen herauszuheben.

Klipp: Kunst & Kultur in der Wirtschaft. Wie dieses?

Schöpfer: Vor allem in den Bereichen Design gibt es hier immer wieder Wettbewerbe und auch innovative Modelle. So stellt z.B. die Firma Payer in Reiteregg DesignRasierer her. Auch die Telekommunikationsbranche legt auf die optisch-ästhetische Gestaltung entsprechend Wert. Selbst Presslufthämmer werden designt. Also auch hier ist Kunst nicht wegzudenken.

Klipp: Aber bei der Jugend spielt sie wohl eine untergeordnete Rolle?

Schöpfer: Na ja, auf einer Party Gedichte vorzutragen ist vielleicht nicht ganz das Richtige. Aber die Jugendlichen über den Tellerrand blicken zu lassen ist auch mir ein Anliegen. Mit der Berufsmatura Zugänge zu ermöglichen, die Jugendlichen interessiert zu halten, kann hier ein erster Weg sein. Aber wie gesagt, Kunst & Kultur ist so vielfältig, sie negieren zu wollen halte ich für unklug.

Klipp: Herr Landesrat, wir danken für das Gespräch.

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