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Sexueller Missbrauch

Skandalös!

Sonderschullehrerin zeigte sexuellen Missbrauch an Mädchen an – nun will sie Dienstgeber in Frühpension schicken Eine Frau gegen das Land Steiermark

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Weil die Sonderschullehrerin Anneliese Thurnhofer überzeugt war, dass eine ihrer behinderten Schülerinnen sexuell missbraucht worden war, meldete sie das ihren Vorgesetzten, die das als Phantasterei abtaten und daher nicht entsprechend reagierten. Die Pädagogin zeigte ihren begründeten Verdacht bei der Staatsanwaltschaft an. Die letztendliche Konsequenz durch ihren Dienstgeber: Er schickt die 45-Jährige in Frühpension. Daraufhin klagt Anneliese Thurnhofer ihren Dienstgeber wegen Mobbing auf Schmerzensgeld. Ihr Rechtsvertreter Wolfgang Vacarescu: „Es fehlt dem Land an Sensibilität, weil dem übermächtigen Dienstgeber ja die Kosten egal sind.“ Die Betreuung von behinderten Kindern ist oft Knochenarbeit und klarerweise nicht einfach. So müssen die Betreuer den Kindern auch beim Gang auf die Toilette helfen, so auch Anneliese Thurnhofer. Und dabei fiel ihr auf, dass sich in der Unterwäsche ihres behinderten Schützlings (mit Down-Syndrom) Sperma-Spuren befanden. Dies wurde dann auch durch die Überprüfung in einem renommierten Labor bestätigt.

K l ä g e r i n w i r d p s y c h i a t r i e r t

Weil Anneliese Thurnhofer selbst keine Kinder hat, wurde ihr Alarmruf bei den Vorgesetzten offensichtlich nicht für ernst genommen. Im Gegenteil, der Dienstgeber ordnete die psychiatrische Untersuchung auf Überprüfung der Diensttauglichkeit ein. Rechtsanwalt Vacarescu: „Das Entsetzen meiner Klientin, die sich in der Kinderarbeit ungemein engagiert, war natürlich groß. Wie kann ihr Dienstgeber mit ihr so umgehen, da für sie ja das Kind im Mittelpunkt steht und sich ihr Dienstgeber nun gegen sie wendet, die das Kind ja schützen will?“ Das Strafverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft in Leoben erst einmal eingestellt, dann aber wieder auf Geheiß der Oberstaatsanwaltschaft aufgenommen. Die Sonderschullehrerin wurde in diesem Zusammenhang auch vom Untersuchungsrichter vernommen. Es steht mittlerweile fest, dass in der Unterwäsche des Mädchens tatsächlich Sperma-Spuren vorhanden waren und so gesehen auch Handlungsbedarf gegeben war. „Über das Verfahren selbst – ob es noch läuft –erhalte ich für meine Klientin allerdings keine Auskunft.“ Ausgelöst durch die Tatsache, dass man ihr nicht glaubte, geriet Anneliese Thurnhofer in eine schwere psychische Situation. Nicht zuletzt deshalb, weil sie ja bei ihren Vorgesetzten in der Schule und im Bezirksschulrat als jemand dastand, der Dinge sah, die es nicht gab. In der Folge führte dies sogar zu Depressionen bei der engagierten Kinderpädagogin. Auch aus dem Sachverständigen-Gutachten von Prof. Ott geht hervor, dass dieser Zustand bei Frau Thurnhofer durch die Behandlung an ihrem Arbeitsplatz ausgelöst worden ist.

Mächtiger Dienstgeber tut sich leicht beim Prozessieren.

Te u r e r P r o z e s s

Man muss sich ja wirklich fragen, ob das ein entsprechender Umgang des Dienstgebers mit einem Mitarbeiter ist, der in Sorge ist um ein Kind, das ihm anvertraut ist, eine Wahrnehmung seiner Dienststelle meldet und in der Folge gleichsam überprüft wird –sehr salopp formuliert – ob dieser überhaupt „dicht“ ist. Ende Februar wird es zu einer neuerlichen Verhandlung zwischen der völlig sich ungerecht behandelt fühlenden Anneliese Thurnhofer und ihrem Dienstgeber kommen. Für sie persönlich ist die Klage mit beträchtlichen finanziellen Belastungen verbunden; das mächtige Land Steiermark könnte auch damit spekulieren, dass aufgrund der hohen Prozesskosten die ExMitarbeiterin das Handtuch wirft und in die Knie geht. „Diese quälende Situation hat dazu geführt, dass ich total fertig bin“, sagt Anneliese Thurnhofer. „Es ist jederzeit durch eine DNA-Analyse nachzuweisen, von wem diese SpermaSpuren in der Unterwäsche stammen. Und ich versteh’ nicht, warum das nicht schon längst geschehen ist.“ Eine Vermutung: Möglicherweise müssten zu viele Personen und Verantwortliche eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht haben, als sie die Meldung der Sonderschullehrerin als Phantasterei abgetan haben. ■

Coverstor y

Die Ausgangssituation ist ähnlich wie im Jahr 1995: Auch damals witterte die SPÖ die Chance, die absolute Mehrheit der damaligen Krainer- ÖVP im Lande zu brechen. Dies gelang auch – Krainer trat ab, SPÖ -Vorsitzender Schachner wurde dennoch nicht Landeshauptmann, sondern Waltraud Klasnic schaffte es mit Hilfe der FPÖ. Nun startet Franz Voves neuerlich einen Versuch, doch Klasnic kommt nicht nur durch ihn in Bedrängnis.

Was in der politischen Analyse und Chancenabwägung zu kurz kommt: Waltraud Klasnic regiert seit fast zehn Jahren als Landeshauptmann, musste sich aber nur ein Mal – und zwar im Jahr 2000, dort allerdings mit einem triumphalen Erfolg – dem Wähler stellen. Im Jänner 1996 wurde sie nur deshalb Landeshauptmann, weil die FPÖ durch einen politischen Pakt als Steigbügelhalter zur Verfügung stand.

Nichts anderes versucht nun Franz Voves, der sich nach möglichen Landeshauptmann-Wahlhelfern umsieht. Dies auch mit dem Verweis darauf, dass man sogar als Drittstärkster Erster werden kann – wie Wolfgang Schüssel gezeigt hat –, wenn die politische Situation es zulässt. Ob talentiert oder nicht, Franz Voves hat einige Parallelen zu Klasnic. Auch er wurde in einer Notsituation zum Vorsitzenden gewählt. Dies war im Jahr 2001, als Peter Schachner nach der schweren Wahlniederlage des Jahres 2000 seinen Hut nahm. Voves hat daher als Quereinsteiger noch keine Wahl schlagen können, wirkt daher, wie seinerzeit Waltraud Klasnic im Wahlkampf 2000, für den Wähler relativ unverbraucht. Klasnic hingegen zeigt ganz klare und deutliche Abnützungserscheinungen, man muss ja nur die ESTAG-Affäre, den noch immer nicht durchgebrachten Semmering-Tunnel und andere Vorfälle im Land hernehmen. Sie wird in den nächsten Wochen mit aller Kraft und mit großem publizistischen und medialen Trommelwir-

bel die eine oder andere geplante Betriebsansiedlung für die Obersteiermark verkünden und hofft natürlich, damit auch in der Wählergunst wieder zuzulegen. Auch sehr wahrscheinlich, dass Kanzler Wolfgang Schüssel sich stark engagieren wird und Klasnic doch noch vor dem Herbst grünes Licht für den Bau des Semmering-Tunnels signalisieren wird, indem Niederösterreichs Landeshauptmann Pröll seine Nein-Haltung aufgibt.

Grafik: Herbert Maitz

Herausforderer Voves liegt laut Umfragen nur noch zwei bis drei Prozent hinter Klasnic.

Nicht nur SPÖ-Herausforderer Franz Voves bringt Waltraud Klasnic stark in Bedrängnis Das Jahr der Entscheidung

Vi e l e i n g e b ü ß t

Von ihrem einstigen Strahle-FrauImage hat Waltraud Klasnic viel eingebüßt. Auch wenn es in Umfragen heißt, die jüngst veröffentlicht wurden, dass sie in der Landeshauptmann-Frage mit 46 zu 21, oder bei einem anderen Institut mit 52 zu 25 gegenüber Voves vorne liegt, so ist das nicht wirklich eine Sensation und auch für sie positiv. Wenn man dazu in die Vergangenheit zurückblickt, so beeindruckte sie im Jahr 2002 noch mit 72 Prozent – also ein empfindlicher Rückschlag. Auch ein Josef Krainer hatte gegenüber Peter Schachner in der Landeshauptmann-Frage phasenweise einen Vorsprung von 72 zu 22, verlor aber dann unterm Strich die Wahl dennoch. Mögliches Plus von Waltraud Klasnic gegenüber Josef Krainer: Dass sie als Frau bei weiblichen Wählern noch immer besser rüberkommt und weibliche Wähler laut Meinung von Umfrageexperten „treuer“ sind.

E s w i r d e i n e n g e s Wa h l m a t c h

Rund 100.000 Wähler betrug am Wahlabend des Jahres 2000 der Abstand zwischen der ÖVP –sprich Waltraud Klasnic – und der SPÖ mit Peter Schachner. Jubel damals in der Volkspartei und Betroffenheit bei den Sozialdemokraten. Die jüngsten Umfragen der letzten Monate signalisieren aber, dass sich dieser Abstand dra-

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