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Steirischer Herbst

steirischer herbst: Fiasko durch organisierte Verantwortungslosigkeit Beim Protzen lange zugeschaut

Intendant Peter Oswald: Mit Euphorie in die Finanzkatastrophe Alfred Stingl und Siegfried Nagl unterschrieben auch die Verpflichtungserklärung. Präsident Kurt Jungwirth löste Desaster mit aus.

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Es war wie eine Vorahnung. „Krise“ lautete der durchaus selbstbezügliche Titel des vergangenen steirischen herbsts. Die größte Krise des Avantgardefestivals seit seinem Bestehen ist in seinem Finanzdebakel begründet. Aber die Geldnöte des steirischen herbsts sind nicht neu. Die aktuelle Finanzsituation: Per Ende des Jahres 2005 wird ein Schuldenstand von 1,1 Mio. Euro bestehen bleiben, den das Land und die Stadt Graz abdecken wird, damit die designierte Intendantin Veronica Kaup-Hasler einen schuldenfreien herbst übernimmt. Die List-Halle wird bis zum Ende des Vertrages Ende 2012 dem Land und der Stadt Graz jährlich 550.000 Euro kosten. Vor Monaten erst musste das Land dem herbst kräftig unter die Arme greifen, um dessen Zahlungsunfähigkeit zu verhindern: Zusätzlich zur Jahressubvention von 1.483.000 Euro schoss das Land 2004 insgesamt 1.463.910 Euro zu. Sieht man sich die Prüfberichte, Sitzungsprotokolle und den Briefverkehr der Involvierten an, kommt man zum wenig schmeichelhaften Urteil, dass da organisierte Verantwortungslosigkeit grassiert, wo ohne Kontrolle und realistische Prüfung Geld in das Abenteuer List-Halle gesteckt wurde. Trotz steigender Schuldenbasis ab 1999 – bereits 2001 vor Abschluss des Hallenvertrages mit Helmut List bestanden Schulden in der Höhe von 1,69 Mio. Euro – ging es schnurstracks in die finanzielle Katastrophe.

F i n a n z k r i s e d u r c h d i e L i s t - H a l l e

Als Intendant Oswald die Verpflichtungserklärung für die Anmietung und Betreibung der List-Halle abgibt, wird dies vom Präsidium (ohne Zögern, ohne Einwände?) per einstimmigem „Umlaufbeschluss des Präsidiums“ schriftlich zur Kenntnis genommen. Der Grazer Stadtrechungshofjurist Günter Riegler moniert: „Ob das Präsidium als Organ, oder ob einzelne Mitglieder ad personam eine Haftung für ihre Entscheidungen gegenüber der GmbH trifft“, sei völlig unklar. herbst-Präsident Kurt Jungwirth erklärt in einem Brief vom 6. 2. 2002 an Helmut List: „Dies (die Verpflichtungserklärung, Anm. Red.) geschieht auch im Einvernehmen mit dem Landeskulturreferenten, Landesrat Dr. Gerhard Hirschmann.“ Für das nachfolgende Finanzdebakel fühlt sich jedoch niemand verantwortlich. Fragte sich wirklich niemand, wie der herbst die stolze Hallenmiete von 1.897.705,70,– Euro für 10 Jahre aus dem ganzjährigen Betrieb erwirtschaften sollte, mit welchen Inhalten, betrieben von einer herbst-VeranstaltungsgmbH, die mit der Organisation des Festivals genug am Hut hat? Angesichts der Tatsache, dass nur rund 20 Prozent des herbst-Budgets durch Eigeneinnahmen hereinkommen, mehr als naiv. Nicht aus der Verantwortung zu nehmen ist auch Kunst-Gönner Helmut List für einen Vertrag mit dieser stolzen Mietsumme, die nun mitverantwortlich dafür ist, dass es zu einem jährlichen Abgang von 550.000 Euro führt. SPÖ-Klubobmann Karl-Heinz Herper ärgert sich: „Es kann nicht sein, dass die Gewinne privat sind und die Schulden die Öffentlichkeit trägt. Da wird man mit List noch Verhandlungen führen müssen.“ Auch Cordula Frieser vom herbst-„Eigentümer“ „Verein der Freunde des steirischen herbstes“ warnte schon lange – umsonst. Es ist immer problematisch, Kunst und Kultur gegen andere Bereiche, die Steuergelder beanspruchen, auszuspielen, aber in Zeiten, wir reden vom Jahr 2005, wo an den Schulen in der Steiermark das Geld für Klopapier nicht da ist, weil dort gespart werden „muss“, kann man den Unmut verstehen, der an diesem sorglosen Umgang mit Subventionen für Kunst besteht. HB ■

Die List-Halle. 550.000 Euro Abgang jährlich. Der Konkurs ist vorerst aufgeschoben. Protokolle von Präsidiumssitzungen zeigen, allen Entscheidungsträgern war das herbst-Finanzdesaster schon vor dem List-Halle-Vertrag bekannt. Dennoch grassierte organisierte Verantwortungslosigkeit.

Anwachsende Verschuldung

Verbindlichkeiten des steirischen herbstes 1999: 0,35 Mio. Euro 2000: 1,69 Mio. Euro 2001: etwa gleich 2002: 3,24 Mio. Euro 2003/04: keine Angaben Der Landesrechungshof konstatiert in seinem Prüfbericht vom 14. Juni 2004 die auffallende „schlechte wirtschaftliche Situation der „Herbst-VeranstaltungsgesmbH“. Trotz aufgestockten Zuschüssen von Land und Stadt Graz für 2001 und 2002 sei keine „Verbesserung der wirtschaftlichen Situation“ erreicht worden. Und dann kam noch die List-Halle dazu.

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