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Spielberg
Spielberg wurde zum Spielball
Es ist wenig vertrauenswürdig, was da nun täglich über die kommenden tollen Projekte in Spielberg verlautbart wird, wie viel Millionen Euro da vorhanden sind und wie mit ihnen jongliert wird, wie viele Firmen und Arbeitsplätze da in Spielberg entstehen sollen. Nicht zuletzt die Landtagswahl im kommenden Herbst ist der Grund dafür, dass jeden Tag von irgendeiner Seite eine Nebel-Granate geworfen wird, wie sich bald herausstellen wird. Im Land selbst gab es einen kuriosen Polit-Schulterschluss. Die ÖVP setzt sich mit ihrer "Obersteiermark-Agentur" – bestehend aus einem Büro und einer Sekretärin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft – durch. Diese soll im Laufe der Zeit ausgebaut werden. Die Idee einer Beteiligungs-AG von Franz Voves ist damit gestorben. Um nicht als Verhinderer dazustehen, stimmt die SPÖ dem ÖVP-Antrag zu. Blenden wir zurück in den Sommer des Jahres 2004: Nur einen Teil der umfassenden Aktivitäten hätten die Verantwortlichen im Land ohne Hektik und Panik zu jener Zeit für Spielberg und das Mateschitz-Projekt aufbringen müssen und die Steiermark stünde heute sicher besser da. Ganz abgesehen davon, dass noch eines überhaupt nicht geklärt ist: Die meisten Grundstücke in der RingRegion gehören Red Bull und von dort muss man sie auch erst zurückbekommen. Fast wie ein Hohn klingt heute der Ausspruch der Projektleitung: "Unsere Vision ist es, einen Ort zu schaffen, wo Menschen die perfekten Voraussetzungen finden, Technik zu erlernen, Technik zu beherrschen, Technik zu erleben und neue Techniken zu entwickeln. Wir wollen Champions in Geist und Körper ausbilden und formen." Davon ist nun keine Rede mehr, das wird wohl eine Vision bleiben.
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Lehre aus Spielberg
Spielberg ist nicht nur ein steirisches Dilemma, hier offenbart sich einmal mehr ein prinzipielles Problem. Wirtschaftspolitik hat in Österreich einen fast religiösen Anstrich, sie ist geprägt von außerordentlicher Ehrfurcht vor großen Namen, von einem tiefen Glauben an Wohltäter und Nothelfer. Etwas weniger ErlöserAnbetung und mehr Realitätssinn könnten eine Lehre aus diesem Debakel sein. Die Region hat nun die Chance, ihr Messias-Denken („Einer wird uns schon helfen“) abzulegen, daneben auch noch ihre Opfer-Rolle, die es in der Vergangenheit immer gegeben hat. Zu oft haderten die westlichen Obersteirer damit, dass immer sie auf der Verliererseite stünden. Nun haben sie es mit den reichlich zugesagten Fördermitteln in der Hand, die Zukunft weit stärker selbst in die Hand zu nehmen.
Die Vorgeschichte
Was in diesen Wochen in der politischen Diskussion und Schuldzuweisung tunlichst ausgeblendet blieb, ist aber ein nicht unwesentliches Detail. Noch vom seinerzeitigen Tourismus-Landesrat Gerhard Hirschmann initiiert, stellte Dietrich Mateschitz sein Projekt den Obersten des Landes in einer Art Privatissimum vor. Zugegen waren Waltraud Klasnic, Franz Voves, Leopold Schöggl, Herbert Paierl und eben Gerhard Hirschmann. Die gesamte Runde war nach dem fast zweistündigen Auftritt von Dietrich Mateschitz überzeugt und äußerst angetan vom visionären Projekt. Und versprach von Seiten des Landes jede erdenkliche Unterstützung, was auf der unteren Beamten- und Expertenebene auch geschah. Nicht jedoch im obersten Stockwerk. Es ist wie sonst auch in der Wirtschaft: Großkunden bedürfen einer besonderen Betreuung, am besten durch die Chefs selbst, denn daraus lässt sich auch ablesen, wie ernst und wichtig man genommen wird. Jeder Mensch hat so seine Eitelkeit, auch und besonders auch ein Dietrich Mateschitz. Auch wenn jetzt anderes behauptet wird, diese Pflege gab es nicht. In früheren, besseren Zeiten wussten die Regierenden sehr wohl, wo Spielberg liegt. Vom Kanzler abwärts pilgerten sie in den Süden, um sich im Glanz der Formel 1 zu sonnen und in den schillernden Jetset einzutauchen. Was erwartet ein Österreicher, ein Steirer, der sich zu einem großen Projekt in seiner Heimat entscheidet, der sich alles auf der Welt kaufen kann, nur eines nicht – die Dankbarkeit des Landes.
Wie standen die Militärs dazu?
Für das visionäre Projekt in Spielberg wären drei „Ja“ nötig gewesen. Eines für die Förderungsmillionen durch die EU (dieses war gleichsam durch die Vorarbeiten sichergestellt), das zweite durch den Unabhängigen Umweltsenat (Ergebnis bekannt) und das dritte „Ja“ sollte vom österreichischen Bundesheer kommen. Es war nötig, weil Dietrich Mateschitz die dauernde Öffnung des Militär-Flughafens Zeltweg für Red Bull und für die zivile Nutzung forderte. Es gab Verhandlungen und intensive Gespräche, aber es fehlte noch viel bis zur Entscheidung der Militärs. Im Gegenteil, immer wieder hieß es, dass eine kombinierte Nutzung des Flughafens Zeltweg – militärisch und zivil –nicht vereinbar sei. Auch dieses drohende „Nein“ der Militärs –sie waren über das vorzeitige Aus