22 minute read

Der Mann für besondere Anlässe

IASON-CHEF CHRISTOPH ARTNERS LEIDENSCHAFT FÜR DIE MANDOLINE DER MANN FÜR BESONDERE ANLÄSSE

Wenn in der Grazer Oper bei Don Giovanni der Mandolinen-Part ansteht, dann spielt dies nicht ein Profimusiker, sondern ein Amateur, der sein Instrument allerdings auch gut beherrscht. IasonChef Christoph Artner ist seit seiner Jugend ein begeisterter Mandolinen-Spieler und trägt in Lieboch viel dazu bei, dass auch entsprechender Nachwuchs heranreift.

Advertisement

Ich bin natürlich kein Virtuose auf dem Instrument, aber die Musik ist ein ungeheurer Ausgleich für mich“, kommt der Hobbymusiker auf sein „Opernhaus-Engagement“ zu sprechen. „Ich habe einige Jahre überlegt, die MusikerLaufbahn einzuschlagen, war aber in der Entwicklung zu spät dran.“ Als Unternehmer hat er die Firma Iason in Seiersberg zur Nummer eins in Europa bei Isotopen-Medikamenten geführt. Qualität und Leistung ist das, was ihn antreibt – auch in der Musik. Vor zwei Jahren schloss er in Wien die Ausbildung zum Lehrer für Mandoline, an der einzigen MandolinenSchule Österreichs, in Ottakring ab. „Das waren natürlich jede Woche Fahrten nach Wien, und das über sieben Jahre - das fordert schon sehr.“ Jahrelang blieb die Mandoline im Kasten, doch jetzt ist Christoph Artner wieder voll bei der Sache. Seit dem Schuljahr 2005/2006 ist die Mandoline an der Musikschule Lieboch etabliert und damit den anderen Instrumenten gleichgestellt. Lehrer sind Natalia Marashowa als Gastdozentin von der Musikhochschule Wuppertal und Christoph Artner. „Der Unterricht mit den Sechsund Siebenjährigen ist für mich ein ganz wichtiger Ausgleich. Die Stimmung ist toll, die Kinder sind motiviert. Und es geht was weiter, wenn die Lehrer sozusagen Vorbild sind und auch im Unterricht etwas weitergeben können. Meine 13-jährige Tochter spielt auch, ist aber schon jetzt so gut, wie ich mit 20 war.“ Für ein Solo-Instrument muss man schon 1.300 Euro „reserviert“ haben, für ein Spitzen-Instrument 2.000.“

... für Nachwuchs gesorgt

Die jährlich stattfindende internationale Sommerschule für Zupfmusik mit Caterina Lichtenberg (Musikhochschule Wuppertal, einzige Professur für Mandoline in Europa), und Andreas Pauly (Dozent für Gitarre am Konservatorium Hamburg) ist insbesondere in Hinblick auf den jungen Nachwuchs wegweisend für Österreich. “Kürzlich feiert unser Ensemble Giocoso das 20-jährige Jubiläum mit einem international besetzten Festival. Wir sind ein Zupfmusiker-Ensemble in der klassischen Besetzung Mandoline, Mandola, Gitarre und Kontrabass, das originale Spieltechniken der alten Mandolinen-Meister mit neuem Leben erfüllt“, schildert Christoph Artner. Weltberühmt und klassisch ist die Neapolitanische Mandola, die seit 250 Jahren gespielt wird, daneben auch noch die Mailänder Mandoline. Außerhalb Italiens ist Wuppertal die Ausbildungsstätte für Mandolinen-Spieler, dort bemüht man sich, die alten Spieltechniken des früheren Pariser Hofes hochzuhalten. „Wobei die Italiener eine andere Technik bevorzugen“, so Christoph Artner. Schiebt man die jüngste CD in den Player, so swingt schon die erste Nummer gehörig. Niemand würde vermuten, dass weststeirische Hobbymusiker dieses Swingen auslösen. „Ich denke schon, dass wir eine Bereicherung für die steirische Musikszene sind“, sagt Christoph Artner. ❖

Iason in Seiersberg bei Graz: Die Nummer 1 in Europa bei Isotopenmedikamenten.

HOLLYWOOD HAT DIE SINGENDE TRAPP-FAMILIE WELTWEIT BEKANNT GEMACHT. NUN WIRD AUS IHRER EHEMALIGEN VILLA IN SALZBURG EIN SCHMUCKES HOTEL UND NICHT NUR DAS TRAPP-SOFA …

KOMMT AUS DER STEIERMARK

Karl-Hans Polzhofer: „So rüstig wie Maria Trapp möchte ich mit 94 auch noch sein.“

Kein Einwanderungsschicksal hat die Amerikaner jemals mehr berührt als jenes der zu Weltruhm gelangten singenden österreichischen Familie Trapp mit deren sieben Kindern. Tausende US-Touristen kommen nur wegen der Trapp-Story nach Salzburg.

Nun ist die ehemalige Trapp-Villa samt Parkanlagen ein schmuckes Hotel, das sicher zu einer begehrten Touristenadresse wird. Mit einem wesentlichen steirischen Beitrag: „Von uns kommt das klassische Mobiliar mit einem eigenen Trapp-Sofa“, so Kapo- und Neue-WienerWerkstätte-Gesellschafter KarlHans Polzhofer aus Pöllau.

Immer noch gefragt

Rund eine Milliarde Menschen haben den Film und das Musical „The Sound of Music“ bisher gesehen. Im 2300 Plätze fassenden Londoner Palladium-Theater läuft seit 2006 ein „Making of“, das stets ausverkauft ist. „Wir haben im Nebengebäude ein Büro und oft ein wenig neidig zur herrlichen Villa hingeschaut, die ja nicht zugänglich war“, schildert Marianne Dorfer das Entstehen ihres Projekts. Die Villa gehört den Missionaren vom kostbaren Blut, die sie von den Trapps im Jahr 1938 kauften. „Als die Ordensbrüder den Gedanken äußerten, dort auszuziehen, da ist bei mir der Entschluss gereift, daraus ein Hotel zu machen.“ Marianne Dorfer präsentierte mit ihrem Mann Christopher Unterkofler den Missionaren ihr Projekt und die beiden bekamen dafür den Zuschlag. Die Inhaberin einer Werbe- und PR-Agentur kommt selbst aus einer Familie mit zehn Kindern und sie hat daher die Geschichte der Trapps schon immer fasziniert. Nur in Deutschland und Österreich ist die Story weit weniger bekannt als in der übrigen Welt, da nur die uralte deutsche Erstverfilmung mit Ruth Leuwerik und Hans Holt ein großer Publikumserfolg war, der spätere US-Film „The Sound of Music“ (1964) hingegen ein Flop, weltweit allerdings genau das Gegenteil. Viele Menschen in der Welt denken bei Österreich und Salzburg nicht zuerst an Mozart, sondern an die TrappFamilie und den Film „The Sound of Music“. Kein Kinofilm über echte Personen war je so erfolgreich. Immer wieder kommt es vor, dass zu Ehren österreichischer Politiker im Ausland das Lied „Edelweiß, Edelweiß“ angestimmt wird. Dabei handelt es sich um die rührselige Leitmelodie aus dem Film, die dann von vielen eben für die Nationalhymne gehalten wird.

Außergewöhnliche Frau

Baron Georg von Trapp war österreichisch-ungarischer Marineoffizier und U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg. Dieser heiratete eine junge Engländerin namens Agathe Whitehead. Bei Ausbruch des Krieges zieht die Familie von der Adria ins Salzburgische. 1922 stirbt Agathe von Trapp und lässt ihren Mann, den Kapitän ohne Boot, mit sieben Kindern zurück. Dieser sucht 1926 eine Hauslehrerin und findet Maria Auguste Kutschera, 21 Jahre alt. Sie stammt aus Tirol, ist ein Waisenkind, ausgebildete

Den Film „The Sound of Music“ mit seiner rührseligen Leitmelodie „Edelweiß, Edelweiß” sahen weltweit bisher eine Milliarde Menschen.

Lehrerin und soll als Novizin in die Benediktinerabtei Nonnberg unterhalb der Salzburger Festung eintreten. Für die damalige Zeit war sie offensichtlich eine unkonventionelle, natürliche, junge Frau und Erzieherin mit musikalischem Talent. Aus der Novizin wird keine Nonne, denn schon ein Jahr später heiratet sie im November 1927 den um 25 Jahre älteren Georg von Trapp. Die Trapps geben Feste, man musiziert und gehört zur Salzburger Gesellschaft. Das Jahr 1934 bringt den Absturz, so wie hunderttausende Österreicher verliert der Baron sein Vermögen, weil auch seine Bank pleitegeht. Die Familie muss sich finanziell durchkämpfen und ein junger Priester und Kirchenmusiker, oft in der Villa zu Gast, überredet Maria Trapp zur Gründung eines Ensembles mit dem Namen „Salzburger Kammerchor“. Natürlich nicht zur Freude des peinlich berührten Barons, weil man mit bezahlten Auftritten etwas Geld hereinspielt. Die Trapps gewinnen einen Sängerwettbewerb und erhalten eine Einladung zu einer Tournee nach Amerika. Zu dieser Zeit marschiert Hitler in Österreich ein, die Trapps lehnen ein Geburtstagsständchen zu Ehren Hitlers ab – was sicher Auswirkungen gehabt hätte. Dazu kommt es nicht, denn die gesamte Familie mit inzwischen neun Kindern reist 1938 in die USA und kehrt nie mehr zurück.

Nazi-Groteske

Es ist grotesk und passt nicht zur Idylle des Hauses: Kurze Zeit später nistet sich ausgerechnet in der Trapp-Villa Heinrich Himmler ein und organisiert von dort aus den Holocaust. Derweil ziehen „The Trapp Familiy Singers“ quer durch die USA und später rund um die Welt, bis zum Jahr 1956. Ihr neues Zuhause wird Vermont, wo sie in den Bergen einen Bauernhof erwerben und dort auch Musik-Camps abhalten. Georg von Trapp stirbt im Jahr 1947 und 1948 beginnt Maria Auguste von Trapp die abenteuerliche Geschichte ihrer Familie in Büchern zu erzählen. Diese werden zur Grundlage für den späteren Weltruhm. Die Bücher selbst und auch die deutsche Verfilmung inspirieren Richard Rogers und Oscar Hammerstein 1959 zu dem Broadway-Musical „The Sound of Music“, das 1964 mit Julie Andrews in der Rolle der Maria verfilmt wird. Die Außenaufnahmen erfolgten in Salzburg und Umgebung und damals entstand im Film jene Alpenglühen- und Edelweiß-Ästhetik, die Österreich weltweit bis heute zu vermarkten versucht. Der Film kassierte fünf Oscars und löste damals „Vom Winde verweht“ als erfolgreichsten Film ab.

Alles über die Trapps

„Das Frühstückshotel ist nur ein Standbein in dem Projekt“, erklärt Maria Dorfer, hat es doch nur 14 Zimmer und einige Suiten. Im Haus mit einem kleinen Café wird für Touristen vieles über die Trapps zu sehen sein, weiters wird es für Hochzeiten – es besitzt eine hauseigene Kapelle –, Empfänge und andere Veranstaltungen vermietet. Außerdem gibt es eine Trapp-Torte (gemacht nach dem Originalrezept), ein eigenes Trapp-Dirndl und dazu ein Trapp-Sofa. Auch der ursprüngliche Garten-Pavillon wird im Baukastensatz erhältlich sein. „Alles das kann man im Online-Shop der Villa oder direkt bei uns im Haus bestellen“, so Marianne Dorfer. „Wir finden die Idee einfach sehr gut und deswegen haben wir bei uns im Haus dieses Möbel nach alten Vorlagen entwickelt“, sagt Karl-Hans Polzhofer, der für das Trapp-Projekt verantwortlich ist. Red-Bull-Chef Didi Mateschitz ließ Maria Trapp – die einzige noch lebende Tochter – samt Familie im eigenen Jet aus den USA nach Salzburg fliegen. Anlass war, dass im Beisein von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und dem Erzbischof sowie dem Bürgermeister das Haus nicht eröffnet, aber doch eingeweiht wurde. Beeindruckt war die Gästeschar von der 94jährigen Maria Trapp, die im kleinen Kreis zur Ziehharmonika griff und alle zum Mitsingen brachte. ❖

Marianne Dorfer und Christopher Unterkofler (im Bild mit Maria von Trapp): Sie haben viel vor mit der Trapp-Story

Die Familie Trapp kurz vor der Flucht nach Amerika vor der Villa

ALARMIEREND QUALIFIZIERTE ZUWANDERUNG EINZIGE CHANCE

SONST GEHT STEIERMARK SONST GEHT STEIERMARK DER SPRIT AUS DER SPRIT AUS

Foto: bigshot/Jungwirth

Bildungs- und Standortexperte Peter Hochegger (WIFI Steiermark): „Mit einer Rückholstrategie sollten wir Jugendliche gewinnen.“

■ HÖCHSTE ABWANDERUNGS-

QUOTE ÖSTERREICHS BEI DEN 15- BIS 20-JÄHRIGEN.

■ „APPELL AN DIE ENTSCHEI-

DUNGSTRÄGER IN DER STEIER-

MARK: WAS IST UNS DIE

ZUKUNFT WERT?“

■ OFFENSIVE STARTEN: JÄHRLICH

MIT ZUKUNFTSTRAINING

TAUSEND JUGENDLICHE IN DIE

STEIERMARK HOLEN.

■ WO SOLLEN SONST DIE KINDER

FÜR DEN GRATISKINDERGARTEN

HERKOMMEN?

So bildhaft formuliert WIFI-Bildungs- und Standort-Experte Peter Hochegger die Situation. Die Steiermark ist beim Anteil der heute 15- bis 20-Jährigen bei den Schlusslichtern in Österreich (siehe Tabelle). Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Obersteiermark selbst überhaupt mit den höchsten Abwanderungsquoten in Österreich kämpft. Ein klarer und schwer aufholbarer Standort-Nachteil zeichnet sich ab.

Jammern wäre aber verkehrt und nützt auch nichts. Wir müssen uns mit gezielten Aktivitäten dieser Standortschwäche stellen“, appelliert WIFI-Experte Peter Hochegger an alle Verantwortlichen. Sonst wandern die Betriebe dorthin ab, wo die Jugend, sprich die Zukunft, lebt. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich dieser NegativTrend – zu wenig 15- bis 20Jährige – in der Steiermark noch verstärken, sodass es an qualifiziertem Nachwuchs und Fachkräften fehlen wird. Was natürlich in einem Bundesland mit fünf Universitäten und zwei Fachhochschulen ein alarmierendes Signal ist. „Für einen erfolgsorientierten Standortwettbewerb brauchen wir Fachkräfte aller Niveaus – vom Lehrabsolventen, Meister, Maturanten, Akademiker bis zum Forscher und Innovationsmanager“, formuliert Hochegger mit Nachdruck. ● Unmittelbar gefordert sind die Landeschefs Franz Voves und Hermann Schützenhöfer. Sie müssen sich darüber verständigen, dass diese Thematik politisch außer Streit gestellt ist, und ihr höchste Priorität einräumen. Wenn man die Dramatik nicht zur Kenntnis nimmt und budgetär „weiternudelt“, dann kommt es dazu, dass die Betriebe zur Jugend abwandern. Es muss alles getan werden, dass man für die Jugendlichen attraktive Angebote erstellt, die den Abwanderungstendenzen entgegenwirken. ● Mit einer Offensive, in der die verantwortlichen Akteure – die Landespolitik, die Wirtschaft, sprich die Unternehmen und die steirischen Bildungsträger (Universitäten, Fachhochschulen, berufsbildende höhere Schulen) – eigene Trainee-Programme entwickeln. „Sie sollten die Ausrichtung haben, dass wir jedes Jahr 1000 (!) Jugendliche zu einem sechsmonatigen Zukunftstraining ins Land holen. Vorstellbar wäre, dass diese drei Monate in Unternehmen verweilen und weitere drei in den Bildungseinrichtungen qualifiziert werden.“ Bei dieser Standortoffensive müssen alle an einem Strick ziehen. ● Weiters geht es darum, junge Menschen nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt in Form einer Rückholstrategie wieder für die Steiermark zu gewinnen. ● „Wir brauchen eine ZukunftsGmbH, die diese Herausforderungen mit voller Kraft angeht. Rund 40 Millionen Euro, ein Prozent des Landesbudgets, sollten für diesen strategischen Masterplan zur Verfügung gestellt werden. Der Politik gehören kompetente Vorschläge unterbreitet. Es liegt an den Akteuren der Wirtschaft und Wissenschaft, derartige Konzepte zu erstellen. Das WIFI wird da sicher seinen Beitrag leisten.“ ● Wir müssen die Türen für qualifizierte Zuwanderung aufmachen. Wir haben alle Voraussetzungen dafür. Tun wir das nicht, wird unser Boot leer. Wir fahren bereits auf Reserve und irgendwann muss jeder zur Tankstelle, denn sonst geht dem Standort Steiermark bei den 15und 20-Jährigen der Sprit aus. Oder anders formuliert: Wo sollen die Kinder für den Gratiskindergarten herkommen? ❖

…, dass es ihn als steirischen Unternehmer, Manager und Bürger nicht öfters gibt: Friedrich Santner, Chef des international erfolgreichen Unternehmens Anton Paar mit Sitz in Graz. Er ist wohlhabend, könnte sich alles leisten, denkt und lebt aber im Sinne des Gemeinwohls. Leider steht er am 28. 9. nicht zur Wahl.

nicht wählbar am 28. September

wählbar nur für die groSSen

Er weiß ganz genau, was er tut.

Friedrich Santner war ein lediges Kind, hat seinen Vater nie gesehen und gekannt. Seine Mutter war Magd auf einem Bauernhof. Der Bub wuchs im SOS-Kinderheim auf. Heute führt er die international sehr erfolgreiche Unternehmensgruppe „Anton Paar“, die ihren Sitz in Graz-Straßgang hat. Mit unkonventionellem Denken und ebensolchen Methoden sowie einem hohen Anspruch für das Gemeinwohl wie sein Schwiegervater vor ihm. Im Gespräch mit ihm wird sofort klar: Friedrich Santner, der den Familiennamen seiner Frau angenommen hat, will, sich weder als Missionar, Weltverbesserer oder gar Unternehmensguru, Gutmensch sehen. Aber er ist stets offen für neue, kreative Wege. So zum Beispiel, wenn Mitarbeiter mit dem Fahrrad oder mit Öffis zur Arbeit kommen, dann gibt’s im Unternehmen Anton Paar dafür eine finanzielle Anerkennung, weil „wir ja weniger Parkplätze brauchen, bauen müssen und auch für die Umwelt etwas Gutes getan wird“.

Andere Unternehmen kürzen ihre sozialen Leistungen für Mitarbeiter wo es nur geht – bei Ihnen gibt es ab September einen großzügigst ausgestatteten Betriebskindergarten.

…, dass Politiker seines Schlages mit ihrem naiven Marktgehorsam mehr Einfluss haben, als uns allen guttut: Martin Bartenstein, Steirer, wohlhabend, Minister. Eine „Erfindung“ von Josef Krainer. Bartenstein ist ein Lobbyist für die Großen. Und nur für die dürfte er am 28. 9. wirklich wählbar sein. Ob sie wirklich wissen , was sie tun?

Selbstzufrieden kann Martin Bartenstein erzählen, dass er in seinem Wahlkreis sozusagen ohne sein Zutun wieder als Spitzenkandidat nominiert worden ist. Ob sie wissen, was sie tun, stellte ein parteiinterner Kritiker am Rande einer Parteiveranstaltung die unbeantwortbare Frage. Das mittlere Einkommen von Familien in der Weststeiermark liegt bei 1500 Euro, Mindestpensionisten, also Kleinbauern und andere, müssen sogar mit noch weniger auskommen. Martin Bartenstein ist im Parlament gleichsam der regionale Abgeordnete, der dort ihre Anliegen vertreten und sich für sie einsetzen soll. Er, der in seinem Leben noch nie in die Lage kam, mit 1500 Euro pro Monat eine Familie zu erhalten, dessen Wohlstandsstatus im Vergleich zu seinen Wählern in schwindelnden Höhen liegt. Der sich beim Kauf von Sportschuhen allerdings schon mit seinem Namensbonus um einen Sonderrabatt bemüht. Aber wie heißt’s schon in einem Sprichwort so treffend: von nichts kommt nichts. Es geht nicht darum, Neid(gefühle) zu stimulieren, sondern darum, einfach Wirklichkeiten in Erinnerung zu rufen. Amtliche Preisregelungen hält Ex-Familienminister Martin

Santner: Das Thema Frauen und Beschäftigung ist etwas, womit wir – meine Frau und ich – uns schon lange befassen. Mich hat die Arbeit mit Kindern immer fasziniert. Mein Traumberuf war Kinderpsychotherapeut. Wir haben selber vier Kinder. Meine Frau hat den ganzen Prozess auch mitgemacht. Bei den ersten zwei Kindern haben wir ja beide einen Teilzeitjob gehabt. Da waren wir Teilzeiteltern, ich war am Vormittag zu Hause, sie am Nachmittag. Beim dritten Kind ist es meiner Frau dann zu viel geworden und sie wollte wieder ganz daheimbleiben. Und als das vierte Kind elf, zwölf Jahre alt war, ist sie dann wieder in den Beruf eingestiegen. Als Tochter einer Unternehmerfamilie war das für sie auch eher einfach. Ich weiß aber ganz genau, wovon ich spreche. arbeiterinnen in Situationen kommen, wo sie sich zwischen Kind und Beruf entscheiden müssen: Wo sie die Sorge haben, wie sie das alles unter einen Hut bringen können. Es ist eine irre Belastung. Teilzeit und Kind für die Frau, das muss man ganz klar sagen. Ich habe erst drei Männer gehabt, die in Elternkarenz gegangen sind, obwohl ich sehr offen bin dafür. Jeder redet nur über ,Frauen zurück in den Beruf‘, es redet aber keiner darüber, was das für die Kinder bedeutet. Wir haben vor Jahren begonnen, Schritt für Schritt Dinge zu überlegen. Die Schule ist im Sommer neun, zehn Wochen zugesperrt. Ein Mitarbeiter hat aber nie so viel Urlaub, also, was macht er? Herausgekommen sind die Kidsweeks. Da gibt es eine Betreuung für Kinder von Mitarbeitern im Sommer. Drei Wochen bieten wir das an. Das war der erste Schritt und jetzt folgt mit dem Kindergarten der zweite.“

Und was kostet dieser? Santner: Es ist ein Ganzjahres- und ein Ganztagskindergarten, so dass die Eltern keinen Stress haben. Denn nicht jeder hat eine Großmutter daheim. Wir verlangen 120 Euro. Wenn man jetzt die ganzen baulichen Kosten, Infrastruktur und Einrichtung weglässt und nur den laufenden Betrieb hernimmt, dann ist etwa ein Drittel davon, was er kostet. Wir haben Platz für 40 Kinder.

Wird Ihr Kindergarten ein „üblicher“ sein? Santner: Wir werden sicher Akzente setzen. Ich möchte das erklären. In der bäuerlichen Gesellschaft haben die Kinder die Arbeitswelt der Eltern noch viel unmittelbarer erlebt. Sie haben gesehen, dass der Vater müde ist, und gewusst, warum. Sie haben bei der Arbeit mitgeholfen und nicht zugeschaut. Durch die Industrialisierung ist das aber klar getrennt worden und ich halte das für schlecht. Die Kinder sollten wissen, wo die Eltern arbeiten, was das ist und was sie dort tun. Die Lebenswelten gehören zwar nicht gemischt, aber es gehört den Kindern gezeigt. Dass die Kinder auch sagen können, da arbeiten meine Eltern, dort verdient der Vater oder die Mutter das Geld. Wie sich das entwickelt – alles wird sich einspielen. Zum Beispiel beim Thema Essen – soll das getrennt oder gemeinsam geschehen?

Daher also der Kindergarten? Santner: „Ja, weil ich natürlich erlebe, wo MitSie haben Psychologie studiert, leben jetzt aber in einer ganz anderen

Bartenstein für ein Relikt der Nachkriegszeit, eine Maßnahme aus einer Zeit der Mangelwirtschaft und von vorgestern. Nähert man sich dieser Steinzeitargumentation, sollte man dem geneigten Leser doch in Erinnerung rufen, wer da so spricht. Als Politiker ist er eine Erfindung von Josef Krainer, als Unternehmer erbt er vom Vater die Lannacher Heilmittelwerke, bei Graz gelegen. Zu außerordentlichem Wohlstand und Vermögen gelangte man nur zum Teil durch Arbeit, sondern durch geschickte lukrative Deals, An- und Verkäufe von Pharmafirmen. Über diese wurde vor Jahren auch sehr kritisch berichtet. Heute ist logischerweise alles Vergangenheit. Aus seinen Unternehmen zog er sich – weil Politiker – 1995 offiziell zurück, die Führung liegt in den Händen seiner tüchtigen Frau und seines jüngeren Bruders, der als HautFacharzt tätig ist. Weil er fünf Kinder hat, sah die ÖVP vor Jahren in ihm sogar eine gute Wahl als Familienminister. So, als würde man Mario Haas zum Trainer des Nationalteams bestellen, nur weil er der schnellste Mann auf dem Fußballplatz ist. In seinen Statements spricht Bartenstein immer von „der freien Marktwirtschaft, dass der Markt und Wettbewerb die Dinge selbst regle“. Mit seinem naiven Markt-Gesinnungsgehorsam outet sich Österreichs Wirtschaftsminister als Lobbyist der Großen, will nicht zur Kenntnis nehmen, dass der Markt ohne entsprechende Regeln nichts regelt, weil er bekanntlich kein Gedächtnis hat und daher nichts lernen kann. Bartenstein ist sicher ein bemühter und liebevoller Familienvater. liebevoller Familienvater. Sein Verhalten als PolitiSein Verhalten als Politiker umgesetzt auf die Kinker umgesetzt auf die Kinder würde lauten: Ich greif der würde lauten: Ich greif nicht ein in die Entwicknicht ein in die Entwicklung und Erziehung meiner lung und Erziehung meiner

Kinder, denn die Umgebung Kinder, denn die Umgebung Interview: Kleine Zeitung und Umwelt wird schon dafür sorgen, dass sich alles zum Guten regelt. Das Einschalten der Preiskommission, einer Preisbeund Umwelt wird schon dafür sorgen, dass sich alles zum Guten regelt. Das Einschalten der Preiskommission, einer Preisbehörde im Sinne einer amtlichen Preisregelung, wäre ein Rückfall in die Zeit nach dem Krieg, lehnt Martin Bartenstein als zuständiger Minister im Interview mit der „Kleinen Zeitung“ ein solches Vorgehen im Zusammenhang mit den explodierenden Treibstoffkosten ab. Hallo, Herr Minister, würde ein Historiker sagen, lernen sie Geschichte, denn diese Kommission war noch in den 80er Jahren tätig, da gabs schon längst keinen Krieg mehr, Bartenstein selbst kam damals ins Parlament. Für die Geldbörse des Martin Bartenstein spielt es aber auch keine Rolle, ob der Treibstoff 1,50 Euro, zwei oder noch mehr kostet. Als Regierer wird er ohnehin noch mit einem Dienstauto durch die Gegend kutschiert, dessen Kosten der Steuerzahler zu tragen hat. Sein Ministergehalt und Familienvermögen mit den Lannacher Heilwerken sind

Berufswelt. Können Sie daraus was verwenden? Santner: Ich habe begonnen, Psychologie und Pädagogik zu studieren, aber auch Theologie, zumindest die ersten drei Semester, bis mir klar war, dass ich die Laufbahn nicht verfolgen möchte. Im Bereich Marketing und im Personalwesen hat mir mein Studium viel geholfen. Aber auch die Theologie und Katholische Soziallehre war hochinteressant. Ich hatte schon immer einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Ich war in der Schule, dem Bischöflichen, Klassensprecher und mit 15 Jahren schon Schulsprecher, damals der jüngste in der Steiermark. Es war immer wesentlich für mich, mich für Dinge einsetzen zu können. Und das habe ich mitgenommen. Aber es ist nicht nur meine Philosophie, die ich hier umsetze. Mein Schwiegervater hat ja vieles schon gemacht. Wie führen Sie Ihr Unternehmen? Santner: Ich bin nicht der Big Boss und mir gegenüber steht die Belegschaft. Sondern ich bin ein Teil der Belegschaft und habe eine spezielle Rolle, die ich ausübe, und die ist jene des Geschäftsführers.

Sie wickeln ein Projekt mit Behinderten von Alpha Nova ab. Santner: Für mich ist das eine wunderschöne Sache. Da arbeiten Personen mit Handicap, die teilweise nicht alleine arbeiten können. Natürlich ist damit ein Lernprozess für beide Seiten verbunden. Ich kann mich erinnern, als die hier in der Kantine gegessen haben, war das für uns alle eine Umstellung. Und natürlich freute mich das, als auf einmal Mitarbeiter zu mir kamen und sagten, dass sie das toll fänden, dass Menschen mit Handicap bei uns arbeiten.

Aber wie weit kann ein solches Engagement in einem so hoch spezialisierten Unternehmen gehen? Santner: Es muss immer ein ausgewogenes Verhältnis sein zwischen denen, die ziehen, und denen, die getragen werden, sonst kippt das Ganze. Wir können uns das aber nur leisten, wenn wir viel erwirtschaften und sehr tüchtig sind. Und das ist ja das, was Freude macht am Arbeiten. Mich motiviert nicht das viele Geld, das da herauskommen könnte, sondern dass ich etwas tun kann, was Freude macht.

Apropos Geld: Einer Ihrer Leitgedanken ist, dass Führungskräfte im Schnitt nicht mehr als das Dreifache von anderen Mitarbeitern erhalten – bremst das nicht? Santner: Ich habe mit 24 Jahren selber ein Haus gebaut. Und habe da selbst viel gemacht und mitgearbeitet. Ich weiß zum Beispiel, was Arbeit am Bau heißt. Mir braucht niemand erzählen, dass es eine wesentlich größere Leistung ist, in irgendeinem Büro zu sitzen und mit dem Kopf zu arbeiten. Beides ist schwierig, es ist eben eine andere Herausforderung. Aber es ist das eine nicht besser und das andere

sichere Garanten dafür, dass die Treibstoff- und Energiekosten, wie hoch sie auch sein mögen, kein Loch ins persönliche Monatsbudget reißen. Martin Bartenstein ist ein exzellenter Lobbyist für die Industrie, als Volksvertreter der Weststeiermark würde er bei einem Bühnenstück nicht unbedingt als erste Besetzung für diese Rolle engagiert werden. Als passionierter Jogger und Marathonläufer trifft Martin Bartenstein oft auf den sogenannten „kleinen Mann“, versucht sich auch volksnah zu geben, doch wirklich gelingen tut ihm das nicht, Dazu tritt er zu trocken, fad und akademisch auf. „Gehts der Wirtschaft gut, geht es uns allen gut“, ist von ihm immer wieder zu hören, zugegeben nicht nur von ihm. Eine wesentliche Einschränkung wird meist nicht erwähnt: „,Uns‘ bezieht sich vor allem auf jene, die am selben Tisch sitzen.“ Was nicht ins mechanistische Weltbild des Wirtschaftsministers der Republik passt und dieser nicht kapieren will: die Situation, in der wir uns befinden, macht klar, dass die unsichtbare Hand des Marktes nicht weiterhelfen kann. Sie verschärft nur die Selbsttäuschungen und Ungleichgewichte unserer Wirtschaft zu Lasten des Gemeinwohls. Was Bartenstein den Österreichern heute als unvermeidbare Folge ökonomischer Grundwahrheiten serviert, ist naiver Aberglaube, nur verständlich aus diesem seinem mechanistischen Menschenbild. Die Ablehnung und Abkehr hieße für ihn ja Übernahme von Verantwortung. Darüber könnte er bei Nobelpreisträger und US-Ökonom Joseph Stiglitz und anderen nachlesen. Bartensteins Gesellschaftsverständnis lässt den Einzelnen allein und isoliert ihn, im Angesicht unvorhergesehener und unbeherrschbarer Bedrohungen. In einer solchen Situation kann sich nur eine kleine Gruppe behaupten. Er und Konsorten. Marktgläubige wie Bartenstein verhalten sich wie Christen im frühen Mittelalter. Jeder Andersmeinende (Häretiker) be-

Interview: Kleine Zeitung geht Hochverrat gegen die Majestät, den König Markt. Damals wurden Andersmeinende sogar gefoltert und gerädert. Haben wir heute Glück. Wozu der von Minister Bartenstein stets so gepriesene freie Markt und Wettbewerb fähig ist: er kalkuliert seine eigenen Kosten. Die Führung einer Gesellschaft zum Gemeinwohl verlangt allerdings eine umfassendere Betrachtung und Kostenrechnung. Lobbyisten wie Bartenstein tun immer so, als marschiere der Markt der Demokratie voraus, fördere diese und bringe sie ins Gleichgewicht.

Das ist nicht der Fall. Das ist nicht der Fall.

Trotzdem bleibt er die erfolgTrotzdem bleibt er die erfolgreichste Wirtschaftsordnung reichste Wirtschaftsordnung in einer Geldwirtschaft wie in einer Geldwirtschaft wie der unseren. Jedoch nur mit der unseren. Jedoch nur mit den entsprechenden Regeln den entsprechenden Regeln und Richtlinien im Sinne des und Richtlinien im Sinne des

Gemeinwohls. Und gerade auf Gemeinwohls. Und gerade auf die kommt es an. die kommt es an. v

This article is from: