4 minute read
Lilly Lotterblume 46Urlaubstipps 50Bücher
LILLY LOTTERBLUME
Mein Allerliebster hat sich schon entschieden, wem er am 28. September bei der Nationalratswahl seine Stimme gibt, aber er will es mir, zumindest bis jetzt, partout nicht sagen – da muss ich möglicherweise einen schwachen nächtlichen Augenblick abwarten. Ich selbst hab’ noch keinen Schimmer, wen ich diesmal wählen werde. Von den Neuen gefällt mir der Weißkopf Fritz Dinkhauser ganz gut, weil er so frisch und frei von der Leber die Probleme anspricht. Und einer, der bei den bekannt widerborstigen Tirolern 25 Prozent der Stimmen bekommt, der wär’ sicher in der Lage, auch in Wien einiges in Bewegung zu setzen. Der Willi Molterer, so sagt mir die Hilde, sie ist eine treue langjährige Wahlkampfhelferin der steirischen ÖVP, werde noch Augen machen am Abend des Wahlsonntags. Für ihn und Schüssel sieht’s sehr, sehr schwarz aus, hört die Hilde, die den Dinkhauser schon wegen seines Griechenkopfs wählen wird. Na gut, auch das gibt’s. ❉ Gnome, Spaßmacher und Hofnarren waren in früheren Herrschaftssystemen oft beliebte und gesuchte Menschen – Gerald Grosz erinnert die Luise aus dem Grazer Rathaus in gewissen Verhaltensformen an diese Gesellen. Er spricht seinem jeweiligen Herrl immer nach dem Mund, lobt die eigenen Ideen und die seiner Parteifreunde in den Himmel und macht nahezu alles mit verbalen Untergriffen schlecht, was von den politischen Mitbewerbern kommt. Mit dem erzwungenen Rücktritt von Peter Westenthaler als BZÖ-Chef (aufgrund seiner noch nicht rechtskräftigen Verurteilung wegen falscher Zeugenaussage) und dem Kommen von Jörg Haider als Nachfolger ist auch die Zeit von Gerald Grosz als BZÖGeneralsekretär abgelaufen, ihn ersetzen Kärntner. Jetzt kann er als BZÖ-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl in der Steiermark nur hoffen, dass die Orangen das Grundmandat schaffen. Denn sonst müsste er sich wieder einen neuen Job suchen, sagt die Luise. Sie will gehört haben – und findet das nicht lustig, weil Grosz immer gegen die Ämtersammler wettert –, dass er sein Gemeinderatsmandat im Grazer Rathaus als „politische Absicherung“ auch behalten will. ❉ Weit mehr Sorgen machen mir gegenwärtig andere Dinge. Das sind zum Beispiel die ständig steigenden Lebensmittelpreise, die Heizkosten und der Benzinpreis. Wenn das so weitergeht, dann muss ich mein kleines, ohnehin schon sehr betagtes Auto – das ja unsere Kinder öfters in Verwendung haben als ich – irgendwann abmelden. Ich sag es, wie es ist, ich komm mit meinem Haushaltsgeld nicht mehr aus, obwohl mein Allerliebster jetzt sogar noch mehr Überstunden macht und alles schön brav abliefert. Warum ich das erzähle, weil die Eva bei der letzten Damenrunde, sie arbeitet in einem politischen Büro in der Grazer Burg, uns gezeigt hat, was die Großen so verdienen. Ich muss sagen, ich hab den Mund nicht mehr zugemacht vor lauter Staunen und jetzt ist mir klar, dass da nicht wirklich was passiert. Da kommt ja keiner je in Gefahr, mit 2000 Euro für eine ganze Familie auskommen zu müssen, wie das bei vielen in unserem Bekanntenkreis der Fall ist, schüttelte auch die Maria den Kopf, die sonst nichts über ihre roten Freunde kommen lässt. Aber bei diesen hohen Einkommen schluckt sie ordentlich, weil die meisten Politiker noch dazu immer sehr geheimnisvoll herumtun. Offensichtlich auch, weil sie das, was sie kriegen, nicht wirklich verdienen, gibt ihr Mann Otto seinen Senf dazu. ❉ Aber zurück zu den Gehältern, da könnten wir uns leicht unser zweites Auto leisten. Unser Herr Bundespräsident erhält im Monat 22.848; Bundeskanzler: 20.400; Minister: 16.320; Landeshauptmann: 15.504; Landesrat: 13.872; Nationalratsabgeordnete/r: 8.160; Landtagsabgeordnete/r: 5.304; Bürgermeister von Graz: 12.648; Vizebürgermeisterin von Graz: 10.607; Bürgermeister von Leoben: 6.936; Bürgermeister von Weiz: 4.243 Euro. ❉ „Die Einkommen der Politiker sollen sich an denen von Facharbeitern orientieren. Dann könnten sie sich ein Leben mit normalen Einkommen besser vorstellen“, so KPÖ-Klubchef Ernest Kaltenegger. Die KPÖ-Abgeordneten im Landtag und in Graz gehen mit gutem Beispiel voran. Sie behalten nur einen Teil ihres Politgehalts, der Großteil wird für Steirerinnen und Steirer in dringenden Notlagen aufgewendet. Oder auch dazu, den Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen – das finde ich mutig.
Advertisement
❉ Nur in Italien sind die Politeinkommen höher, erzählt die Eva. Österreichs Politikerkaste bedient sich besonders unverschämt selbst. Die sogenannte „Politiker-Einkommenspyramide“ ist hoch angesetzt: International liegen unsere Politvertreter im Spitzenfeld. Großbritanniens Regierungschef Gordon Brown bekommt um 50.000 Euro weniger als Noch-Kanzler Gusenbauer, der sich für 20.400 Euro pro Monat das „Gesudere“ seiner Parteikollegen und anderer anhören musste. ❉ Der amerikanische Präsident George Bush bekommt mit 400.000 Dollar pro Jahr (rund 260.000 Euro) deutlich weniger als sein Pendant Heinz Fischer in Österreich, der 319.872 Euro brutto pro Jahr (oder 22.848 Euro pro Monat) überwiesen bekommt.
❉ Ich als kleine Frau bin niemandem was zu neidig, finde aber das große Loch zwischen Oben und Unten nicht in Ordnung. Denn um wie viel weniger Arbeit und Verantwortung hat denn ein Buschauffeur, ein Lokführer oder eine Krankenschwester. Noch dazu, weil die hohen Damen und Herren in der Politik fürs Auto, Essen und Reisen nur selten privat zahlen müssen –wie unsereiner. Bis zum nächsten Mal