Ehrliche Sterne II

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Heinz Horrmanns

Ehrliche Sterne Band II Eine Auswahl aus 2500 getesteten Hotels – ungeschminkt sieht in der Hotellerie vieles anders aus!

Klocke Verlag



Ehrliche Sterne Band II


Klocke Verlag GmbH Höfeweg 40 · 33619 Bielefeld Telefon: 05 21 / 9 11 11-0 · Telefax: 05 21 / 9 11 11-12 www.klocke-verlag.de · info@klocke-verlag.de 1. Auflage 2018 Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung, Vervielfältigung, Übertragung durch Bild- oder Tonträger, Mikroverfilmungen oder Übernahme in Datensysteme. Fotos: vorgestellte Hotels Layout: Claudia Stepputtis Lithographie: Klocke Medienservice, Holger Schönfeld, Birgit Lahode Produktion: Claudia Schwarz, Diana Wilking Vertrieb: Stephan Klocke Druck: Neef + Stumme, 29378 Wittingen Gedruckt auf Omni silk der IGEPA Group Printed in Germany ISBN 978-3-934170-90-2


Heinz Horrmanns

Ehrliche Sterne Band II Eine Auswahl aus 2500 getesteten Hotels – ungeschminkt sieht in der Hotellerie vieles anders aus!

Klocke Verlag


Inhaltsverzeichnis Deutschland A-Rosa Sylt 10 Park Hyatt Hamburg 14 Dorint Park Hotel Bremen 18 Dorint Herrenkrug Parkhotel Magdeburg 22 Regent Berlin 26 The Ritz-Carlton Berlin 30 Soho House Berlin 34 Steigenberger Grandhotel Handelshof, Leipzig 38 The Westin Leipzig 42 Bei Schumann, Kirschau bei Bautzen 46 Dorint Parkhotel Meißen 50 A-Rosa Scharmützelsee 54 Schlosshotel Hugenpoet, Essen 58 Bielefelder Hof 62 Excelsior Hotel Ernst, Köln 66 Hotel Nassauer Hof, Wiesbaden 70 Dorint Köln am Heumarkt 74 Grandhotel Hessischer Hof, Frankfurt 78 Dorint Frankfurt/Oberursel 82 Hotel Talmühle, Sasbachwalden 86 Hotel Hirsch, Kehl-Kork 90 Dorint Maison Messmer, Baden-Baden 94 The Charles Hotel, München 98

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europa Hotel My Way, Wallisellen bei Zürich Hotel Sacher, Wien The Lanesborough, London Bvlgari Hotel London Savoy Hotel, London Gleneagles, Schottland Grand Hotel Stockholm George V, Paris Mandarin Oriental, Paris Le Château Saint-Martin & Spa, Vence Hotel Les Crayères, Champagne Alva Park, Lloret de Mar Seaside Grand Hotel Residencia, Gran Canaria The St. Regis Mardavall Mallorca Resort Four Seasons, Mailand Chewton Glen, Hampshire Kempinski Hotel Moika 22, St. Petersburg Four Seasons, Prag InterContinental Bordeaux Le Grand Hotel InterContinental Carlton Cannes Vila Vita Parc Resort Porches, Portugal

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Weite Welt Fontainebleau Miami Beach Hotel del Coronado, San Diego Das Waldorf Astoria & Towers, New York Mansion on Turtle Creek, Dallas Petit St. Vincent Resort Hotel Curtain Bluff, Antigua Point Grace Hotel, Providenciales, Turks and Caicos Matahari Beach Resort & Spa, Bali Raffles, Singapur

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Vorwort

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otelerfahrungen, die man weitergibt, sind für den Reisenden oft wertvoller als die Aufzeichnungen bekannter Länderführer. Und ganz wichtig: Wer sich nur nach den präsentierten Sternen richtet, landet leicht im falschen Bett, ist hinterher unzufrieden. Die von den Hotels vergebenen Sterne sind tatsächlich kaum eine echte Hilfe. In vielen Ländern nur „selbstgebacken“, in Deutschland zum Glück realer, aber wie der Service funk­ tioniert, geht auch bei uns daraus nicht hervor. So sollen Ihnen mit diesem zweiten Band der Ehrlichen Sterne neben Lesespaß die Bewertungen eine mögliche Hilfe sein. Die Aufstellung der von mir getesteten, bewerteten und eingeordneten 2500 Hotels in aller Welt würden jeden Rahmen sprengen, aber ich hoffe, Ihnen sagt auch die kleine zweite Auswahl von Deutschland, Europa und der weiten Welt zu. Das Erscheinen des ersten Bands Ehrliche Sterne hatte den Effekt eines Buschfeuers, das sich rasend schnell ausbreitete. Ich habe in etlichen Fernsehsendungen, im Radio und in Zeitungskolumnen erläutert, wie meine Tests aussehen: Zuerst bewerte ich –6–


den Gesamteindruck des Hotels, dann die Zimmer und Suiten, hier die Einrichtung und die Sauberkeit. Es folgt Essen und Trinken. Laut der Marktforschungsagentur J.D. Power ist für 72 Prozent der Hotelgäste der F&B-Bereich (Essen und Trinken) besonders wichtig dafür, wie sie das Hotel beurteilen. Damit nicht der Eindruck entstehen kann, ich würde gegenüber anderen Gästen hofiert, beobachte ich den Service im ganzen Haus. Was die Sauber–7–


keit und die Einrichtung der Zimmer betrifft, schlägt frühmorgens die Stunde der Wahrheit, wenn die Brigade der Zimmermädchen ausrückt, bin ich dabei. Da eröffnet sich die Möglichkeit, nicht nur die Paradesuiten, sondern auch die sogenannten Chauffeur-Zimmer anzusehen. Häufigste Schwachstelle ist nach meiner Erkenntnis das Bad. In modernen Spitzenhäusern entstanden zwar marmorgetäfelte Wohlfühlbereiche mit begehbarer Dusche und separatem WC, aber sehr häufig ist die Sauberkeit, die ich am Rande der Spiegel, an den Zahnputzgläsern oder im Duschbereich checke, nicht ausreichend. Nun ist es nicht so, dass im FünfSterne-Bereich alles perfekt ist und bei kleineren, unterklassigen Hotels die Fehler zu Hause sind. In diesem Band stelle ich darum ganz speziell kleinere Familienhotels ohne großen Glamour vor, in denen der Gast aber vorzüglich gepflegt wird. Darüber habe ich mich gefreut. Was nützt das luxuriöseste Haus mit grandiosem Namen, wenn der Service nicht stimmt, oder was der schönste Badestrand, wenn lauter Produktionslärm extrem die Nerven strapaziert. Ganz interessant ist, dass die besten Hotelgruppen aktuell in Asien zu Hause sind. Aber es sind Wellenbewegungen, die man leicht erkennt. Ausgangspunkt der Top-Hotellerie und der feinen ServicePhilosophie war die Schweiz, dank Cäsar Ritz. Weltweit dominierte Europa, doch dann wurde der Staffelstab der Servicequalität an die USA weitergegeben. Nachdem die Staaten zur Servicewüste wurden, stellt Asien heute die absolute Spitze der Branche. –8–


Ich bedanke mich beim Klocke Verlag für die Möglichkeit, Ihnen die Empfehlungen geben zu können. Klocke begleitet wie kein anderes Verlagshaus in Europa die Hotellerie liebevoll und pflegt die Serviceansprüche. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, einen guten Aufenthalt, wo immer Sie einchecken, und wenn die Realität anders sein sollte und Ihre Kammer direkt am Fahrstuhl oder neben der Küche platziert ist, dann verlangen Sie ohne Scheu, das Zimmer wechseln zu dürfen. Einen genussvollen Aufenthalt wünscht Ihnen Ihr Heinz Horrmann

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Deutschland

Ein deutsches Resort der Extraklasse auf Sylt A-Rosa Sylt

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as nördlichste deutsche Top-Resort liegt in der noch unbefingerten Dünenlandschaft bei List, an der Nordspitze der Insel Sylt. Mit einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte seit der Eröffnung 2010 hat das Hotel inzwischen Flaggschiff-Status in der kleinen feinen Hotelgruppe erlangt. Ich habe die spektakuläre Qualitätsentwicklung bei mehreren Besuchen hautnah miterlebt. „Hotel des Jahres“, „Bester Spa-Bereich in Europa“ (mit 3500 Quadratmetern auf zwei Ebenen ) und zwei Michelin-Sterne für das Restaurant sind nur einige der Auszeichnungen. Ideal zum Familienprogramm passt die voluminöse Meerwasser-Poollandschaft (innen und außen). Der Luxus im Detail verwöhnt anspruchsvolle Reisende, die Original-ThalassotherapieAnwendungen sind Bestandteil des Gesundheitsund Fitness-Programms. Vom ausgebuchten August abgesehen, beginnt die Übernachtungspreisliste bei 158 Euro (bei Internet-Buchung).

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© Michael Magulski


Zimmer und Suiten Jedes Hotel hat besonders herausgeputzte Paradesuiten mit exzellenter Einrichtung, auch das A-ROSA. Ich habe mir aber auch die ganz regulären Zimmer unter den 177 Wohneinheiten angesehen und die sind ebenfalls nahezu perfekt, was die Funktiona­lität und wohnliche Wärme angeht. Sitzecke und Arbeitsplatz (wer das im Urlaub braucht) sind elegant, die technischen Einrichtungen wie WLAN und internationales TV-Kabel-Programm komplett. Schöner Wandschmuck mit Bildern vom Wattenmeer, dem UNESCO-Weltkulturerbe. Angenehme Bettwäsche. Für meinen Geschmack waren lediglich die Betten zu hart, doch manche Gäste mögen das. Mustergültig sind die großzügigen Bäder mit begehbarer Dusche, separaten Toiletten und das nicht nur in den Suiten. Essen und Trinken Im neu gestalteten lichtdurchfluteten mit viel naturbelassenem Holz ausgestatteten Dünenrestaurant genießen die Gäste das A-ROSA-Büfett für die ganze Familie. In familienfreundlicher, unkomplizierter Atmosphäre gibt es hier täglich wechselnde Themenbüfetts aus aller Welt und eine Pop-up Asia Station mit fernöstlichen Gerichten und Sushi, gekrönt von einer schönen Auswahl an Desserts. Bodentiefe Panoramafenster geben den Blick auf die Lister Dünenlandschaft frei, Wandpaneele aus dem Holz der Sylter Strandbuden sorgen für ein regionales Ambiente. Seit diesem Jahr neu ist das SPICES – by Tim Raue. Dafür wurde der wohl beste

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deutsche Koch mit asiatischer Ausrichtung verpflichtet: Zwei-Sterne-Koch Tim Raue aus Berlin. Kreiert werden hier neben Sushi- und Sashimi-Variationen Raue-Klassiker wie „Wasabi-Garnelen“ und „Japanische Pizza mit Tuna und gelbem Rettich“. Appetitlich das Frühstück im Freien unter weißen Schirmen. Das Büfett ist reichhaltig und wird aufmerksam nachgelegt. Service Heute gehört der Service mit zum Besten im ganzen Land. Herauszuheben aus der erstklassigen Truppe ist die Guest Relation Managerin, die alles, wirklich alles für den Gast regelt. Mit dem zweiten ServiceGang wird das komplette Tagesangebot mit WetterVorschau und Empfehlungen aufs Bett gelegt. Das Housekeeping braucht etwas Zeit, arbeitet aber sauber. Mein Urteil Ein deutsches Ferienhotel von internationaler Extra­ klasse. In der ersten Phase nach der Eröffnung war ich nicht besonders angetan. Umso spektakulärer mutet heute die Qualitätsverbesserung in allen Bereichen an. Wenn das amerikanische Reisema­ gazin „Traveller’s World“ das A-ROSA, Sylt als eines der besten europäischen Ferien- und SpaResorts bezeichnet, ist das auch ein verdientes Kompliment. In der Tat sind das nicht nur in der Werbung, sondern auch für mich in der Summe elemente (und das eindeutig belegt): aller Einzel­ fünf ehrliche Sterne.

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Deutschland

Echte fünf Service-Sterne Park Hyatt Hamburg

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inen erstklassigen Standort hat das Park Hyatt an der Mönckebergstraße, der HaupteinkaufsAder der Hansestadt Hamburg ganz gewiss. Im historischen Levantehaus, das das Erbe der hanseatischen Architektur bewahrt, ist das 252-Zimmerund-Suiten-Hotel eingerichtet, das zur besseren der beiden Hyatt-Gruppen, nämlich der Hyatt International, gehört. Der Stil des Interior Designs hinter der Backsteinfassade lässt sich mit modern, jung, aber mit warmer Wohnlichkeit beschreiben. Angenehme Park Lounge als zweite Lobby mit guter Bewirtung und herrlichen Fensterplätzen auf der Empore. Breites Erholungs- und Fitness-Angebot im Club Olympus Spa mit Personal Trainer und Aerobic-Studio. Das „Park Hyatt“-Konzept betont den persönlichen Service und die anspruchsvolle Einrichtung für den individuell Reisenden.

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Zimmer und Suiten Die 252 Wohneinheiten sind in Club-Deluxe-Zimmer, 16 Park-Suiten, vier große Executive Suiten und eine Präsidenten-Suite aufgeteilt. Darüber hinaus gehören 31 Appartements zum Hotel. Das kleinste Zimmer hat 32 qm und alle überzeugten mich mit modernster Kommunikationstechnik und Großbild-Fernsehgeräten. Die Bäder nehmen ein Drittel der Zimmergröße ein. Wanne, separate Dusche ohne Stolperstein und Toiletten sind getrennt, wie es optimal ist. Nachteil: Es gibt keine Morgenzeitung an der Tür. Essen und Trinken Der Deutsche Bernd Chorengel der die Gruppe aufgebaut und als Präsident geleitet hat, sorgte für das weltweit anerkannt beste F&B-Konzept (Essen und Trinken). Es soll kommunikativ zugehen, aber die Restaurants dürfen keine „Gourmettempel“ sein. Das Top-Restaurant heißt „Apples“, benannt nach dem Alten Land, Europas größtem Obstanbaugebiet vor Hamburgs Haustür. Das offene LiveKüchen-Konzept mit Holzofen und innovativen Kreationen ist das, was Chorengel wollte. Das frische Brot kommt aus der eigenen Bäckerei. Die Produkte sind frisch, die Zubereitung weitgehend perfekt. Die grüne Apples-Terrasse ist in den Sommermonaten geöffnet. Ich erlebte das beste Frühstücksbüfett eines Stadthotels.

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Service Jeder einzelne Mitarbeiter zeigt sich liebenswert gegenüber dem Gast. Aufmerksam wird der Fragende eskortiert und so das etwas mühsame Fahrstuhlsystem – erst geht es in den zweiten Stock zur Rezeption, dann nach Fahrstuhlwechsel zu den Zimmern – entschärft. Der Service endet nicht, wie in etlichen anderen Hotels, im Konferenz- und Veranstaltungsbereich. Der abendliche Turndown Service deckt nicht nur die Betten auf, sondern bringt auch den ganzen Wohnbereich einschließlich Bad wieder zur frischen Sauberkeit. Mein Urteil Vor allem das Erlebnis des guten Essens, aber auch die Gestaltung der Gästezimmer mit hochwertigen Stoffen und warmem Holz sowie perfekten Betten und der tadellose Service faszinierten mich. Die günstigste Rate für die Übernachtung ist 225 Euro, die Restaurant-Preise sind moderat. Das sind für mich hochverdient fünf ehrliche Sterne.

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Deutschland

Gute Zeiten für das Bremer Grandhotel Dorint Park hotel Bremen

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ute Zeiten, schlechte Zeiten – dem besten Hotel in Bremen erging es, wie es der TV-Serientitel beinhaltet: Jahrelang lief es grandios, dann kam der Einbruch, extreme finanzielle Turbulenzen. Dorint übernahm und rettete eines der elegantesten deutschen Grandhotels. Kaum ein anderes Hotel in Deutschland hat eine so außergewöhnlich schöne Lage wie das Domizil im Bremer Bürgerpark und kein anderes ist darüber hinaus eine solche Luftschönheit. Aus der Vogelperspektive, bei einer Ballonfahrt beispielsweise, die das Hotel für Gäste organisiert, scheint die 202 Hektar große öffentliche Anlage mit dem reizvollen Hollersee zum Hotel zu gehören. In der Mitte des Sees sprudelt eine Fon­ täne, dahinter wirkt das weiße Haus mit der Dachkuppel wie ein fürstlicher Landsitz. Auch vom ers-

ten Eindruck einmal abgesehen, zählt Bremens erste Adresse zu den angenehmsten im Lande.

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Zimmer und Suiten Zur Zeit hat das Hotel noch 175 Wohneinheiten, davon 20 Suiten. In der Planung wird diese Zahl erhöht. Das Ambiente ist urgemütlich. Farblich sind Möbel, Teppiche und Vorhänge gut abgestimmt. Ich hatte in 454 auch das ideale Bad, eine große begehbare Dusche mit herrlichem Wasserstrahl wie ein Tropengewitter, Toilette separat und im Bereich der Waschbecken viele Ablagemöglichkeiten. In den kleinen Zimmern ist diese Ideal-Gestaltung noch nicht komplett gegeben. Essen und Trinken Das Park-Restaurant als Kombination von zwei miteinander verbundenen, elegant eingedeckten Räumen bietet Frühstück, Lunch und Dinner. Das Frühstücksbüfett ist ordentlich, gut durchschnittlich, überragend aber ist die Auswahl an Brot und Brötchen. Die Küche hat einige herausragende Gerichte wie das 36 Tage abgehangene Rinderfilet mit Steinpilzen und Alba-Trüffel, brillant arbeitet auch die Patisserie, die zur Weihnachtszeit zusätzlich hausgemachte Pralinen für die Gäste produziert.

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Service Die deutlich erkennbare Durststrecke nach dem finanziellen Engpass ist vorbei. Mit der Verpflichtung von Norbert Huemer als Direktor wird der Gast rund um die Uhr gepflegt und stets eskortiert, wohin er auch will. Auch im SPA-Bereich wird paradiesischer Service geboten. Vom Empfang bis zum Check-out dominiert große Freundlichkeit. Mein Urteil Es ist eine Freude zu sehen, wie ein Traditionshotel, das mit Abstand beste in Bremen, Turbulenzen bewältigt und wieder einen grandiosen Stand erreicht hat. Verbunden mit einem großen Kompliment freue ich mich, diesem Domizil, das jetzt zur Dorint-Gruppe gehört, in der Gesamtbilanz fünf ehrliche Sterne zu geben.

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Deutschland

Gastfreundschaft aus Tradition Dorint Herrenkrug Parkhotel Magdeburg

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er historische Herrenkrug, das Parkhotel an der Elbe, ist eine Legende. 1676 wurde das Basisbauwerk erstmals erwähnt, doch erst nach Abzug der Franzosen 1814 wurde es zu einer Herberge. Heute ist es ein brillantes Hotel, das nichts, aber auch gar nichts mit der herkömmlichen Bauweise zu tun hat, sondern höchst attraktiv gestaltet ist. Das Ensemble von Bauwerken liegt romantisch eingebettet im Lenné-Park. Das einstige Paradehotel zu DDR-Zeiten gehört heute zu der Luxury Collection von Dorint. Experten nennen das Hotel das beste Domizil aus damaligen Zeiten.

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© Andreas Lander


Zimmer und Suiten 147 Zimmer in die drei Kategorien Business, Junior Suiten und eine Suite aufgeteilt. Die Hotelzimmer variieren im Grundriss und Design, die allermeisten haben einen freien Blick auf den prächtigen Park. Bei aller Romantik, die der Herrenkrug vermittelt, ist die technische Ausstattung ebenfalls perfekt. In den Zimmern stets drei Direktwahl-Telefone, Flachbildschirm etc. Bei Online-Buchungen gibt es die Chance, ein derart schönes Zimmer bereits für 80 Euro und manchmal noch günstiger zu bekommen. Etliche Gäste aus der Nachbarschaft erscheinen nur zum Frühstück, das appetitlich aufbereitet 18 Euro kostet. Essen und Trinken Ich habe großartig gegessen im Restaurant „Die Saison“. In äußerst angenehmer Atmosphäre, dazu gehört auch der Wintergarten, richtet die Küche Köstlichkeiten an. Hochbetrieb herrscht an der Bar. Für die Hotellandschaft dieser Region außergewöhnlich ausgestattet. Speisen kann man auch im historischen Festsaal und im sogenannten Eiskeller. Dieser „historischer Eiskeller“ trägt die Geschichte des Hotels auf seinen Mauern, früher diente er zum Zwecke der Lagerung und alleinigen Kühlung der Lebensmittel. Heute ist es ein besonders beliebter Veranstaltungsort (bis maximal 115 Personen). Die Küchenrichtung im Herrenkrug ist international mit Schwerpunkt mediterran. Die Weinkarte umfasst alle großen Anbaugebiete.

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Service Von der Ankunft bis zum Auschecken wird der Gast aufmerksam und herzlich geservicest. Allerdings gibt es keine Kofferträger. Exzellent aufgestellt ist das Team im separaten Wellnessbereich. Es gibt eine besonders lange Liste mit Anwendungen. Ich habe nicht eine Klage gehört. Regie führt sehr umsichtig der französische Direktor, von allen respektvoll nur „Monsieur“ genannt. Mein Urteil Offiziell als Vier-Sterne-Hotel geratet, ist das Haus für mich, auch ohne 24-Stunden-Roomservice, ein Fünf-Sterne-Hotel, dank der herrlichen Lage an der Elbe, der schönen Ausblicke, der extrageräumigen Zimmer und des mustergültigen F&B-Bereichs (Essen und Trinken) in der Region ohne Konkurrenz. Für mich ohne Wenn und Aber fünf ehrliche Sterne.

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Deutschland

Mit neuem Genuss-Konzept Regent Berlin

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anz interessant zu sehen, wie sich die Hotellandschaft und die Rangliste einer Metropole verändert. Etliche Jahre war die Legende das Adlon die Nummer eins in Berlin, dann folgte parallel zum Absturz durch Missmanagement der totale Aufschwung des Regent, dank des unglaublich kreativen Einsatzes des Direktors und Europa-Präsidenten der Gruppe, Stefan Athmann. Das Regent, eines von 18 Hotels der Gruppe mit Zentrale in Taipeh, liegt am Gendarmenmarkt und bietet von den kleinen Balkonen einen prächtigen Ausblick auf die schönste Ecke Berlin, auf den Französischen Dom, das Konzerthaus bis hin zum Brandenburger Tor. Ständig bekam das ursprünglich als Four Seasons eröffnete Hotel Frischzellen mit aufwendigen Renovierungen. Gerade wurden das Restaurant, die Küche und die Zimmer komplett erneuert. Gleichzeitig wurde ein neues Genuss-Konzept, weit weg vom alten Fischers Fritz, erstellt.

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Zimmer und Suiten Die Aufteilung der 195 Wohneinheiten ist sehr sinnvoll: 39 Suiten und 156 Zimmer, alle großzügig bemessen, Toiletten und Duschen stets separat. Die Preisliste für die Nacht beginnt bei 235 Euro. Exzellente Bettenqualität. Dazu gibt es viele Extras, die nicht alltäglich sind: Jeder Gast bekommt während des Aufenthalts ein Handy gestellt, mit dem er kostenlos telefonieren kann und das gleichzeitig einen detaillierten Berliner Stadtplan sowie alle Aktivitäten im Hotel präsentiert. Große TV-Bildschirme und DVD-Geräte gehören zum Standard. Essen und Trinken Der Genuss-Tag beginnt mit dem Frühstück. Das Besondere hier ist, die Auswahl eines gut bestückten Büfetts zu nutzen oder aber den Service am Tisch, damit man ungestört sitzen bleiben kann. Das Restaurant bietet jetzt regionale Gerichte von höchster Qualität. Der neue Chef ist Jörg Lawerenz, der seine Küchenhandschrift bei der Drei-SterneLegende Dieter Müller erlernte. Seine Betonung liegt nicht mehr wie bei seinem Vorgänger ausschließlich auf Fisch… Die Weinkarte ist nach wie vor großartig. Gut besucht ist der Afternoon Tea in der hocheleganten Lobby. Stefan Athmann hatte für die Namensgebung des Restaurants Stammgäste befragt, die Mehrheit entschied sich für „Charlotte & Fritz“.

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Service Das großartige Ambiente, der Blumenschmuck, die Facilities wie der schönte Garten im Sommer oder der exzellente Fitness-Bereich sind ein gewiss prächtiger Rahmen, aber die Seele des Hotels ist und bleibt der Service, und der ist hier unerreicht perfekt. Stefan Athmann, der Chef, lebt die Gästepflege vor und alle Mitarbeiter ziehen mit. Die Rezeption, der Concierge-Service, die RestaurantBedienung, überall muss man sagen, steht der Gast im Mittelpunkt. Selbstverständlich gibt es den zweiten Service-Gang am Abend und Roomservice rund um die Uhr. Mein Urteil Ein dickes Kompliment für das, was Stefan Athmann hier bewegt hat. Das Regent ist in der Summe aller Dinge eines der besten Hotels in Deutschland. Mit großer Überzeugung gebe ich mit einem dicken Plus fünf ehrliche Sterne.

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Deutschland

Facelifting mit Art-déco-Akzenten The Ritz-Carlton Berlin

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ie vom deutschen Muster-Hotelier Horst Schulze gegründete Ritz-Carlton-Gruppe hat zwei Hotels in Deutschland, in Wolfsburg und in Berlin. Das Berliner Haus wurde gerade komplett erneuert und aufgefrischt. Die Lage am Potsdamer Platz ist zentral, auch ein Grund dafür, dass die Auslastung exzellent ist. Das Hotel wurde von den berühmten Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht als Hommage an die Wolkenkratzer von New York entworfen. Es entstand ein hochinteressantes Haus mit vorzüglich gestalteten Zimmern, die bei dem jüngsten Facelifting mit vom Art déco inspirierten Mobiliar ausgestattet wurden.

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Zimmer und Suiten 299 Zimmer und Suiten in fünf Kategorien, sämtlich hochklassig ausgestattet, wohnlich und elegant, haben jetzt auch prachtvolle Bäder (Toiletten und Duschen separat). Die Ritz-Carlton-Suite ist gewiss eine der schönsten Gäste-Kammern im ganzen Land. Die Dekorationen an den Wänden sind in allen Wohneinheiten wertvoll und auch die Technik stimmt. Großformatige Flachbildschirme sind dafür ein Beispiel. Im Internet bekommt man diese erstklassigen Zimmer schon ab 155 Euro. Essen und Trinken Optisch wie auch von der Ausrichtung gibt es ein völlig neues Restaurant-Konzept. Aus dem bisherigen französischen Desbrosses entstand eine gemütliche, aber auch elegante deutsche Brasserie. Die Speisekarte wurden vom Paten Dieter Müller geschrieben, der aber nicht nur seinen Namen gibt, sondern auch regelmäßig mehrfach im Monat in der Küche steht. Regionale Spezialitäten sind im Programm, köstlich zubereitet. Frühstück und der Nachmittagstee sind nach wie vor erstklassig und die Bar, von der Optik ein feiner englischer Club, ist eine der angesagtesten im Lande.

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Service Die Service-Qualität war schon in den Gründerjahren das plakativste Aushängeschild der Gruppe. Hier in Berlin funktioniert alles vom Doorman über Concierge und Rezeption bis zum Restaurant und Roomservice ganz ausgezeichnet. Ambiente und Facilities sind wichtig, aber letztendlich nur der Rahmen für den Service, der die Seele des Hotels ist. Mein Urteil Etliche Ritz-Carlton-Hotels sind unter dem Druck der Besitzergesellschaft Marriott schlecht geworden. Das Berliner Haus wirkt wie neu geboren und ist eine echte Empfehlung. Das sind fünf ehrliche Sterne.

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Deutschland

Spartanische Zimmer und servicefreie Zone Soho House Berlin

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as Berliner Hotel zur gewiss originellen SohoClub-Idee wirkt wie ein Magnet auf viele Prominente, die zu Events in die Hauptstadt kommen. Im restaurierten Gebäude, in dem einmal in schlimmen Zeiten die SED-Zentrale residierte, wurde auf acht Etagen ein Erlebnisspielplatz mit Bibliothek, Wellnesszentrum, Dach-Pool, Restaurant und das Hotel mit 85 Zimmern und Appartements eingerichtet. Auch Gäste, die nicht Mitglieder im Club sind, können einchecken. So buchte ich zum „besten Preis“, wie mir erklärt wurde, von 190 Euro plus Frühstück das kleinste Zimmer (deutlich teurer als klassische Berliner Hotels wie Ritz-Carlton oder das Leading Hotel Palace). Dafür erlebte ich LauraAshley-Landhaus-Einrichtung auf den Fluren. Doch mein Zimmer war, freundlich ausgedrückt, eine Lachnummer. Einzelheiten später. Richtig gestört hat mich die Namensgebung „Politbüro“ für den Konferenzraum, um an „gute alte Zeiten“ zu erinnern, wie mir eine Mitarbeiterin des Hause stolz erzählte. Die Basis-Idee Soho House stammt aus London, inzwischen gibt es aber auch Ableger in New York und Hollywood. – 34 –


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Zimmer und Suiten Insgesamt Speicheratmosphäre: kleine Fenster, schräge Decke, dominierende Heizkörper vor unverputzter Wand, Metall-Nachttisch, das ist die exakte Beschreibung meiner Unterkunft. Darüber hinaus ist das Bett weich wie eine Hängematte, ein einziger grüner Sessel vor einem Minitisch, das Sideboard knallbunt. Ein Weltempfänger-Radio dudelte und das Telefon erinnerte an die 50er-Jahre. Positiv: Kaffeeporzellan, Flachbildschirm, Internetzugang und ein Begrüßungsbrief. Ins Bad zwängt man sich erst einmal an der Toilette vorbei, links davon ein Waschbecken und dahinter eine begehbare Dusche. Das Abtrocknen im Mini-Raum verlangt Gewandtheit. Die Shampoo- und DuschcremeMarke heißt wie das Spa-Programm „Cowshed“, eine Marke, die tatsächlich im Kuhstall von Babington gegründet wurde. Es gibt übrigens größere Zimmer im Soho-Haus und Appartements mit Küche (um die 500 Euro teuer). Für die Sicherheit der Gäste auf den Etagen sorgt ein Chip am Schlüssel, mit dem der Fahrstuhl programmiert wird. Essen und Trinken Im siebten Stock sind Bar, Clubraum und Restaurant platziert. Ich bat um einen Tisch. Antwort: „Ziehen Sie erst mal die Krawatte aus, wenn Sie einen Tisch wollen.“ Als ich ablehnte, wurde kurz beraten und man ließ mich mit einem verärgerten Schulterzucken ein. Die Metalltische im Restaurant ohne Tischwäsche und Dekoration waren nur grob oberflächlich gereinigt, Kränze, Schlieren, Krümel störten. Der Fußboden war erschreckend schmutzig. – 36 –


Die Speisekarte ist klein, mehrheitlich Fast Food. Das Essen war akzeptabel, der Wein-Service sehr gut. Die Weinkarte ist eine Auswahl der Anbaugebiete der Welt und angemessen kalkuliert. Das winzige Frühstücks-Büfett (neben À-la-carte-Gerichten) ist durchschnittlich, der Kaffee aber ausgezeichnet. Service Auch bei mehr als 2000 getesteten Hotels waren das für mich nie erlebte Eindrücke. Ein herzliches Welcome? Von wegen. Erste Ansage an der Rezeption: „Only English, please.“ Deutsch sprach keiner. „Wo ist der Gästeparkplatz?“, wollte ich wissen. „Haben wir nicht, Sie müssen irgendwo auf der Straße parken.“ Und dann: „Wir brauchen für alle Fälle noch eine zweite Kopie Ihrer Kreditkarte.“ Das war die Begrüßung. „Machen Sie einen Turndown Service?“ (abendlicher Service-Gang), wollte ich wissen. „Was ist das? Nie gehört.“ Halt ein total servicefreies Gebiet. Mein Urteil Ich kenne andere Club-Ideen, wo der HospitalityGedanke stärker im Mittelpunkt steht, die St.-JamesClub-Hotels oder der Ritz-Carlton Club in Puerto Rico. Die Qualität ist hier einfach alles andere als gut, dafür gibt es zu viele Mängel, vor allem bei der Sauberkeit, im Service-Bereich und auch bei der wenig liebevollen Ausstattung. Was aber ganz gewiss keine Kritik an dem interessanten ClubKonzept darstellt. Das halte ich sehr genau auseinander. Für das Hotel sind das mit viel Wohlwollen aber nur zweieinhalb ehrliche Sterne. – 37 –


Deutschland

Leipziger Grandhotel glänzt mit perfekten Bädern Steigenberger Grandhotel Handelshof, Leipzig

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inter historischer Fassade des ehemaligen Leipziger Handelshofs, bis 1991 noch ein Messehaus, wurde eine moderne Hotelkonzeption entwickelt und umgesetzt. Im April 2011 eröffnete Steigenberger das Gebäude als Grandhotel. Der Standort ist perfekt, direkt an der Fußgängerzone und den Einkaufsstraßen ist das Hotel für Christmas-Shopping so ideal wie das Claridges in London und das Mandarin Oriental in Paris. Es sind außerdem nur kurze Wege zum Gewandhaus, zur Oper und zur Thomaskirche. Hier war vor 25 Jahren einer der Treffpunkte zu gewaltfreien Demonstrationen, die letztlich zum Fall der Mauer führten. Heute offeriert das beste Hotel Leipzigs 163 Zimmer in mehreren Kategorien, vier Junior- und zehn Suiten. Bis auf die Raucher-Lounge ein komplettes Nichtraucher-Hotel.

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Zimmer und Suiten Ordentliche, funktionelle, teilweise aber kleine Zimmer. Der Begriff „Deluxe“ für die Kategorie meines Zimmers steht freilich nur auf der Rechnung. Gewiss ist da ein gutes Bett, aber nur eine winzige Sitzecke. Dazu eine raumsparende Kombination von Fernsehschrank und Mini-Arbeitsplatz, das ist alles – wo ist da der Luxus? Ganz anders die Wertung der Bad-Qualität. Die gelang zu 100 Prozent perfekt! Toilette in getrenntem Raum, begehbare Dusche, kräftig wie ein Tropengewitter, Badewanne, extragute Kosmetikartikel. Wasser und Pralinen als kleine Aufmerksamkeiten. Ich zahlte allerdings mit 230 Euro für die Nacht nahezu das Doppelte wie für luxuriöse Berliner Hotels, da stimmt die Relation wahrlich nicht. Essen und Trinken Nur eine Brasserie (Le Grand) als Hauptrestaurant, aber mit ordentlicher Küche und aufmerksamem Service. Das Hummer-Menü hatte Sternequalität. Das Frühstücksbüfett im ersten Stock war anspruchsvoll und vom Angebot komplett. Guter Kaffee, nur die Brötchen wirkten wie schlappe Luftballons. Besser aufbacken, kostet doch nicht mehr. Positiv: die exzellente Weinkarte und löbliche Pflege der guten Tropfen. Nachmittagstee und Kuchenbüfett in der Lobby sind bei den Gästen beliebt.

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Service Herzlicher Empfang an der Rezeption. Ein sehr guter Kellner, zugleich Sommelier in der Brasserie. Selbstverständlich 24-Stunden-Roomservice, Reinigung und Valet-Parking. Im Übrigen ist bei manchen Mitarbeitern ein Defizit an Schulung erkennbar. Oft stehen mehrere Angestellte zum Schwätzchen zusammen. Da stört der Gast nur. Servicefreies Gelände war bei meinem Besuch der Fitnessbereich. Vielleicht aber nur Zufall. Mein Urteil Ganz ohne Frage das beste Hotel in Leipzig. Etliche gute Elemente habe ich aufgeführt. Insgesamt ist das vor drei Jahren eröffnete Hotel auf dem Weg zur internationalen Fünf-Sterne-Klasse. Nur eine Mitarbeiterschulung ist nötig und eine Überarbeitung der Preisliste. Mit geringem, aber zwingendem Abzug sind das viereinhalb ehrliche Sterne.

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Deutschland

Sterneküche in Leipzigs Großhotel The Westin Leipzig

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ei der MDR-Talkshow „Riverboat“ werden Gäste der Plauderrunde stets im Hotel The Westin Leipzig eingebucht. So kam ich ebenfalls in das Businessdomizil, mit 436 Zimmern und Suiten eines der Großhotels in den neuen Bundesländern. Westin gehört als sogenannte Fünf-Sterne-Gruppe zum New Yorker Starwood-Konzern. Vor der Übernahme war das Leipziger Haus ein IntercontiHotel. Lobbylounge, Rezeptionsbereich, Restaurants und Wohneinheiten sind ausgesprochen funktionell, modern und mit japanischen DesignElementen eingerichtet, mir fehlt aber wohnliche Wärme. Landesweit bekannt geworden ist das Hotel durch das Restaurant Falco, den ersten sächsischen Gourmettempel im (Michelin-)Sternenglanz Das Westin hat einen erstklassigen Standort nahe dem Bahnhof und dem Stadtzentrum. Beim Blick aus dem Fenster erlebt der Gast ein attraktives Panoramabild von der Musik- und Kulturstadt.

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Zimmer und Suiten Einfach ein Hotelzimmer mit freundlicher Farbgebung, ein sehr ordentliches Bett, Flatscreen-Fernseher und das komplette TV-Programm, aber weder Blumen, Grünpflanzen noch liebevolle Detailpflege. Schlecht gelüftet, Muffgeruch und das Fenster lässt sich nur einen Spalt weit öffnen. WLAN gebührenpflichtig. Drei Zimmerkategorien. Die Preisliste beginnt bei bescheidenen 89 Euro. Selbst die geräumigen und deutlich eleganter eingerichteten Suiten sind mit 179 Euro gastfreundlich kalkuliert. Essen und Trinken Hier offeriert das Hotel eine besonders attraktive Angebotspalette: Neben dem erstklassigen Falco (zwei Sterne) im 27. Stock mit dem Ex-Berliner Küchenchef Peter Maria Schnurr und der Spezialität Entenlebercreme mit Soja-Vanilleschaum ist die Küche des japanischen Restaurants Yamato nicht schlecht. Einige weitere Restaurants wie das Seasons runden die F&B-Möglichkeiten ab. Das Frühstücksbüfett im Restaurant Brühl ist, freundlich ausgedrückt, grob durchschnittlich. Es gibt aber auch die Möglichkeit, à la carte zu bestellen. Positiv: Auch zur späten Stunde bekamen wir in der Lobby Bar noch einen Snack serviert.

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Service Im Westin ist die Bewertung dieser Kategorie ein Spagat. Neben einigen richtig freundlichen Mitarbeitern, bei denen ich mich herzlich bedankte, erlebte ich etliche Service-Kräfte, die ihren Job leidenschaftslos abspulten, ohne jede Herzlichkeit. Schade, vielleicht fehlt Schulung und Motivation. Indiskutabel schlecht wurden wir im japanischen Restaurant Yamato bedient. Mein Urteil Ein durchaus gut funktionierendes Business- und Tagungshotel (36 Veranstaltungsräume, gebührenpflichtiger Pool und Saunabereich ) mit einem überdurchschnittlichen Restaurant-Angebot. Kritisch angemerkt fehlt dem Hotel Persönlichkeit und das, was ich als Seele bezeichne. Beim Ein- und Auschecken beispielsweise gab es keine Freundlichkeit, nur die Frage nach der Kreditkarte. Ob schließlich der Aufenthalt angenehm war, interessierte auch nicht. In der Summe aller Bewertungen sind das mit Wohlwollen vier ehrliche Sterne.

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Deutschland

Überraschung in der Lausitz Bei Schumann, Kirschau bei Bautzen

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s ist wahrlich nicht so, dass nur die großen Grandhotels der obersten Sterne-Kategorie perfekte Gästepflege und ein ultimatives Wohnerlebnis garantieren. Auch persönlich geführte kleinere Familienhotels mit weniger dominanten Standorten können kleine Genusstempel und das zu deutlich günstigeren Preisen sein. Das beste Beispiel ist das Hotel „Bei Schumann“ in Kirschau, nahe Bautzen, im Herzen der Oberlausitz. Hier ist nicht eine spektakuläre Stadt das Ziel, sondern eines der am besten ausgestatteten und angenehmsten Wohlfühlhotels im Lande, kurz „Wellnesshotel Sachsen“ genannt Das Ehepaar Schumann, er Unternehmer, sie Expertin aus dem Hotelfach, haben das kleine Hotel gekauft, komplett aufgemöbelt und immer weiter ausgebaut und vor allem hochwertig eingerichtet. Im letzten Jahr wurden 22 bis zu 250 Quadratmeter große Suiten fertig. Alle Zimmer und Suiten sind mit luxuriösen Materialien und erlesenen Stoffen individuell gestaltet. Das romantische Jugendstil-Schlösschen wurde mit einem Spa-Tempel im Römer-Stil mit Säulengang und Tempelgarten kombiniert. – 46 –


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Zimmer und Suiten 37 Zimmer und 22 Suiten sind alle unterschiedlich ausgestattet und mit viel Romantik eingerichtet. Die Kamine in den Suiten sind so gebaut, dass das Feuer in den Wohn- und in den Schlafbereich leuchtet. Es gibt viele gästeorientierte, kleine Annehmlichkeiten: Die Toilettenbrille ist beheizt, die Wassertemperatur in der begehbaren Dusche wird per Fernbedienung eingestellt. Die Sonnensuite hat eine Dachgarten-Terrasse, die Oriental-Suite ein Bad mit frei stehender Wanne und brillanter Dekoration wie aus Tausendundeiner Nacht. Auch die normalen Zimmer sind liebevoll eingerichtet. Die Preise, stets mit einem feudalen Frühstück verbunden, sind immer pro Person gerechnet und beginnen bei 111 Euro. Auch die grandiosen Suiten kosten für zwei Personen saisonal unterschiedlich um die 300 Euro. Essen und Trinken Breit aufgestellt wurde das Restaurant-Angebot. Schicke Eleganz ist der Rahmen für die äußerst aromatische Küche im Genuss-Restaurant „Juwel“. Die „Weberstube“ strahlt Ruhe und Gemütlichkeit aus, bietet rustikale Köstlichkeiten mit guten Produkten. Im „Kirschgarten“ können Frühaufsteher bereits ab 6 Uhr genussvoll in den Tag starten. Wer Pizza und Pasta mag, ist im italienischen Restaurant „Al Forno“ mit Holzofen und offener Küche richtig. Das Raucherstübchen mit der großen Cognac-Auswahl heißt „Bei Churchill“. Für den letzten Drink ist die „Hippo Bar“ gerüstet. Im Gourmetrestaurant sind die Gerichte nicht überkandidelt, sondern mit regionalen Produkten sauber gemacht. – 48 –


Service Für das Ehepaar Schumann ist das Haus und die Ausstattung nur der Rahmen für einen herausragenden Service. Ganz gleich, ob im Spa-Tempel, an der Rezeption oder in den Restaurants, überall ist die Gästepflege lobenswert. Bei Befragungen wurde ganz besonders die Qualität der Rezeption hervorgehoben. Für Gäste, die die Landschaften mit Seen, Schlössern und Jugendstilbauten in der Oberlausitzer Heidelandschaft entdecken wollen, wird im Hotel liebevoll die Vorbereitung gemacht. Mein Urteil Bei einem Haus, das mit so vielen Extras den Gast verwöhnt und rastlos immer weitere Attraktionen schafft, gehe ich über die offizielle Wertung von vier Sternen hinaus und gebe viereinhalb ehrliche Sterne.

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Deutschland

Rooms with a view Dorint Parkhotel MeiSSen

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s gibt viele Hotels mit einem bestechend schönen Blick aus dem Fenster, hier war die Aussicht außergewöhnlich, auf die Elbe und auf die Burg. Faszinierender in optischer Harmonie geht es nicht. Den Mittelpunkt des Hotel-Ensembles bildet eine im Jahr 1870 erbaute Jugendstil-Villa. Eröffnet wurde das Hotel 2015 als Welcome Hotel, in diesem Jahr übernahm die Dorint Gruppe unter Führung von Dirk Iserlohe das Haus und frischte es auf. Die Jugendstil-Villa, eine der wenigen unzerstörten im Lande, liegt extrem zentral nahe dem Stadtzentrum und unweit der Elbe.

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Zimmer und Suiten Die insgesamt 118 Zimmer und Suiten in fünf verschiedenen Kategorien bieten sämtlich gemütliches Ambiente. Vorzüglich ist der Schlafkomfort durch die besondere Qualität der Matratzen und der edlen Bettwäsche. Alle Zimmer bieten Sat-TV und einen bequemen Schreibtisch, WLAN ist in allen Bereichen kostenfrei. Offiziell beginnt die Preisliste ab 84 Euro pro Nacht, im Internet gibt es aber auch manchmal spektakulär günstige Angebote. Zimmer und Suiten machen nachdrücklich klar, dass dieses Haus nicht nur ein Business- und Tagungshotel ist, sondern auch ein erholsames Urlaubshotel mit dem Kernsatz „so schön ist Deutschland“. Essen und Trinken Die Gäste genießen im eleganten Restaurant „Ohms“ mit dem Wintergarten „Belvedere“ nicht nur regional sächsische Küche, sondern auch internationale Kreationen. Interessant ist dazu die Weinauswahl von der Sächsischen Weinstraße. Das Frühstück wird nicht nur im Restaurant, sondern auch im Biergarten (bei Sonnenschein) und in der Lobby angeboten. Gemütlich ist auch die „Garden Lounge“.

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Service Jedes Credo, jede Hotelrichtlinie, ist nur so gut, wie die Servicekräfte das im Alltag am Gast umsetzen. Hier im Dorint Parkhotel Meißen habe ich nur liebenswerte und gut geschulte Mitarbeiter getroffen. Kompliment. Damit wird auch der Spa-Besuch zum besonderen Erlebnis. Mit zwei Saunen und einem Dampfbad mit Eisbrunnen bietet der Wellnessbereich gute Möglichkeiten zum Entspannen, die Servicekräfte stehen mit Rat und Tat zur Seite. Mein Urteil Das Haus wurde und wird aktuell als Vier-SterneDomizil bewertet. Der Gesamteindruck, der ver­ mittelt wird, fordert zumindest einen halben Stern mehr. Das malerisch am Elbufer gelegene Hotel mit dem umsichtigen Direktor Mark Anton bekommt von mir ehrlich verdiente viereinhalb Sterne.

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Deutschland

Von den Sportmöglichkeiten die Nummer eins A-rosa Scharmützelsee

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ttraktiv und unverwechselbar heben sich auf der Zeile entlang des Ufers die roten Dächer der Hotelbauten des A-ROSA ab. Ockergelb sind die Häuser, die mit Türmen und Balkonen originell gestaltet sind. Hier, südöstlich vor den Toren der Metropole Berlin, erleben vor allem Kurzurlauber ein nahes Ferienziel für sportlich Aktive. Einmalig in Deutschland ist das Paket der Möglichkeiten: drei vorzügliche Golfplätze, Tennisanlage mit Halle und Freiplätzen, Wassersportzentrum, Reitanlage und Fitnesscenter. Kaum ein anderes deutsches Ferienhotel zeigte sich lange Zeit durch ständige Namens- und Konzeptwechsel so verfahren wie die bildschön gelegene Ferienstadt am Scharmützelsee, groß wie ein Binnenmeer. Am Anfang hieß das Resort „Sporting Club“, dann wurde es ein „Kempinski“, später „Palmerston“ und schließlich – völlig unverständlich – „Das Brandenburg“. Nach den Schlinger-Jahren kam man endlich ans Ziel. Unter dem Namen und der Regie von A-ROSA brachte das Team der Rahe-Unternehmensgruppe das Resort-Hotel auf Vordermann.

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Zimmer und Suiten Unglaublich vielfältig ist das Angebot von unterschiedlichsten Zimmern und Suiten, insgesamt 190. Empfehlenswert die 20 Deluxe-Zimmer Seeseite, die acht Junior Suiten und, wer mehr ausgeben möchte, die Turm- und A-ROSA-Suiten, alle mit prächtigem Blick auf den Scharmützelsee. Etliche sind bereits in freundlichen Farben renoviert, einige aber noch nicht. Grob unterschiedlich sind auch die Bäder, mal perfekt aufgeteilt und eingerichtet, etliche aber auch mit Dusche hinter dem hohen Rand der Badewanne und die Toilette in der Nasszelle. Da aber A-ROSA-Chef Horst Rahe weg von der absoluten Hochklassigkeit steuert, wird das hingenommen. Die Preisliste beginnt in der Hochsaison bei 126 Euro (mit Frühstück), im Herbst kann man schon für 76 Euro buchen. Essen und Trinken In der „Villa am See“, dem Top-Restaurant, habe ich mehrfach großartig gegessen und mich bei exzellentem Service wohlgefühlt. Hier am Scharmützelsee macht das Team keine Sterneküche, sondern setzt täglich zum Spagat vom hausgemachten Riesenlandbrot bis zur exzellenten Regionalküche an. Das Marktrestaurant im Haupthaus mit Büfett hat mehr Club-Charakter, ordentlich ist das Bistro „Greenside“ am Golfplatz. Neu und gut gestaltet ist die Enoteca für Weinproben mit kleinen Snacks. Als nur durchschnittlich bewerte ich das Frühstücksbüfett.

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Service Zimmer und Spa-Bereich waren klinisch sauber. Concierge und Gästebetreuung arbeiten liebenswert und kompetent. Luft nach oben hat noch der Frühstücksservice. Einen zweiten Servicegang am Abend gibt es nicht grundsätzlich, sondern nur auf ausdrückliche Anforderung. Im obersten Bereich angesiedelt ist die liebenswerte Bedienung in der Villa am See. Mein Urteil Wenn es allein um die Service-Freundlichkeit geht, die Regionaldirektor Andreas Winkler eingebracht hat und ständig kontrolliert, und auch, wenn man die sensationellen Sportmöglichkeiten wertet, die einmalig in Deutschland sind, wären das glatte fünf Sterne plus. Da es aber im A-ROSA Hotel ebenfalls deutliche Abstriche an Ausstattung und Größe der vorgegeben Zimmer gibt und ich das Frühstück eher schwach bewerte, sind das, anders als beim Sylter Hotel, in der Summe aller Dinge vier ehr­ liche Sterne.

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Deutschland

Große Geschichte – und kleine Schwächen Schlosshotel Hugenpoet, Essen

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ines der traditionsreichsten europäischen Schlosshotels wurde erstmals als Besitz von Karl dem Großen 780 erwähnt, dann mehrmals zerstört, immer wieder aufgebaut und ist seit 1880 ein Hotel. Der Name des Hotels Hugenpoet ist in der Übersetzung wenig erquicklich: Kröten-Tümpel. Nach Aus- und Anbau des WasserschlossGemäuers hat das Hotel jetzt 37 Zimmer und Suiten, eigentlich zu wenig, um Profit zu machen. Schönes Gesamtbild mit prächtigem Schlosspark und Wassergraben, allerdings ebenso mit den Nachteilen eines derartigen Altbaus. Vieles wirkt abgewohnt, vor allem die Flure und das Treppenhaus.

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Zimmer und Suiten Traditionelles Ambiente in den Räumen im alten Schloss, modernere Einrichtung im Anbau. Ich wohnte in einer komplett burgunderroten Kammer (Wände, Vorhänge, Dekostoffe) mit durchaus wohnlicher Einrichtung und modernen Flachbildschirmen. Schwachstelle: Das Bett mit einer viel zu weichen, durchgelegenen Matratze. Mein Bad war perfekt, mit Walk-in-Dusche, separatem WC, großzügigem Ablagebereich. Diese Vorzüge gelten freilich nicht für alle Wohneinheiten, das lässt sich im alten Gemäuer nicht ändern. Pluspunkte: Die Fenster lassen sich komplett öffnen. Blumen und ein persönlicher Gruß für den Gast im Zimmer sind erfreulich. Mehrheitlich gibt es einen herrlichen Blick aus dem Fenster in den Park. Schönstes Domizil ist die „Villa Türmchen“, eine Duplex-Suite mit kleinem privatem Garten. Die Übernachtungsraten beginnen bei 225 Euro. Essen und Trinken Das Bistro mit dem fröhlichen Namen Hugenpöttchen dient zur Zeit als Basis für Frühstück, Lunch und Diner, im Laurushaus überzeugt Küchenchefin Erika Bergheim an drei Tagen in der Woche mit ihrer modernen Gourmetküche. Das Frühstücks­ büfett ist durchschnittlich, schlecht das Obstan­ gebot, ein Minigläschen mit Fruchtsalat, ein paar ungeschälte Kiwis. Basta.

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Service Nach längerer Zeit, in der es nur unzufriedene Kommentare zum Service gab, hat das Management den Spieß umgedreht und eine neue Servicequalität im Haus geschaffen. Kompliment. Hervorzuheben ist aus dem Team die Dame am Concierge Desk, die ohne Abstriche immer für den Gast da ist, alles, wirklich alles regelt. Als Nachteil muss die Arbeit des Housekeepings angeführt werden. Die gewiss nicht einfach zu reinigenden Bodenbeläge sind leider schmutzig, das gilt auch für die Leisten in Fluren und Treppenhaus. Mein Urteil Ein grandioses, geschichtlich hochinteressantes Haus mit Ärgernissen für den Gast, die kaum zu beheben sind. So liegt das Hotel genau in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens. Dauernde Lärmstörungen durch die Maschinen. Wenn notwendige Renovierungsarbeiten getan sind, ist das Domizil gewiss ein Fünf-Sterne-Haus. So sind das für mich im Moment vier ehrliche Sterne.

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Deutschland

Gutes Brot in Bielefeld Bielefelder Hof

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as renommierteste Hotel Ostwestfalens, der Bielefelder Hof, hat eine bewegte Vergangenheit. Schon 1901 empfing es als „Grand Hotel Geist“ Gäste. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Hotel in Bielefelder Hof umgetauft. Vorübergehend war es später ein Mövenpick und 2012 wurde der optisch schöne Wohnpalast komplett umgebaut. Heute hat der Bielefelder Hof 161 Zimmer und dazu die edle Turm-Suite. Die Universitätsstadt im Herzen des Teutoburger Waldes wurde inzwischen zum beliebten Tagungs- und Kongresszentrum. Davon profitiert das Hotel, das direkt gegenüber dem Hauptbahnhof liegt. Auch für Kunst und Kultur ist das zentral gelegene Haus ein idealer Ausgangspunkt. Lichtdurchflutet ist der ConventionBereich, großzügig in leuchtenden Farben sind die Flure.

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Zimmer und Suiten Die Zimmer sind in fünf Kategorien eingeteilt. Der Vorteil: Sie sind alle geräumig. Der Nachteil: Sie sind schmucklos, keine Dekoration an den Wänden und meine Kammer 351 ließ sich nur ungenügend abdunkeln. Sehr gute Betten mit exzellenten Matratzen. Die Badezimmer liegen von der Ausstattung nur im Zwei-Sterne-Bereich: Dusche nicht begehbar sondern nur in der Wanne, die Toilette mitten in der Nasszelle. Sehr gut ist die klinische Sauberkeit. Auch an den kritischen Testpunkten war alles perfekt. Genügend Stauraum und Bügel für die Kleidung. Das Wasser wird ebenso extra berechnet wie WLAN (die Stunde mit 2,50 Euro). Die Zimmerpreise richten sich nach den Wochentagen und liegen im Schnitt bei 120 Euro. Essen und Trinken Das ordentliche Frühstück wird zusätzlich berechnet und zwar mit stattlichen 19 Euro. Vorzügliche, im Haus gebackene Brotsorten. Die kleinen LunchSnacks in der Bar wie beispielsweise die aromatische Tomaten-Basilikum-Suppe oder die saftigen Burger sind gut gemacht. Beim Dinner im Gourmetrestaurant GeistReich (nach dem Restaurant Tomatissimo die kulinarische Spitze in Bielefeld) waren, wie so oft, die Vorspeisen deutlich besser als die Hauptgänge, was aber auch am Produkt lag. Die Weinpflege ist erstklassig. In dieser Hotelkategorie ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ein gutes Speise-Angebot als Roomservice bis 23 Uhr offeriert wird. Hier funktionierte diese Gästepflege. Insgesamt 70 „gute Geister“ sorgen für Sternstunden. – 64 –


Service Ein guter Service ist in jedem Hotel die Seele. Hier macht die individuelle Bereitschaft, den Gast zu bedienen, den Ausgleich zu Schwächen in der Hardware wett. Von der Rezeption bis zum Checkout fühlt man sich gut betreut. Als beim Frühstück jeder Tisch besetzt war, deckte der Barkeeper sofort einen schönen Tisch am Fenster der Bar ein und servierte den Morgenkaffee. Einen zweiten ServiceGang am Abend gibt es in dieser Hotel-Klasse nicht. Das Housekeeping wird von einer Fremdfirma durchgeführt. Die Koordination klappt perfekt. Aufmerksam das Personal an der Rezeption. Ohne danach zu fragen, bekam ich bei Regen einen Schirm. Mein Urteil Wie geschildert, gleicht der gute individuelle Service beispielsweise das bescheidene Bad in der Gesamtbewertung aus. Das zeigt, dass Wohlfühlen nicht allein in Fünf-Sterne-Hotels garantiert ist. In der Gesamtbewertung bekommt der Bielefelder Hof verdient vier ehrliche Sterne.

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Deutschland

Seit 150 Jahren die „gute Stube“ der Domstadt Excelsior Hotel Ernst, Köln

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as bereits 1863 erstmals eröffnete Excelsior Hotel Ernst, unmittelbar am Kölner Dom gelegen, zelebriert Brauchtum und Romantik, kombiniert mit modernem Komfort. Darüber hinaus macht Kölns feinste Adresse die ganze Branche stolz: Von den 438 Mitgliedshotels der „Leading Hotels of the World“ rund um den Erdball erzielte das Excelsior zwei Jahre nacheinander die höchste Punktewertung bei der Gästezufriedenheit. Das Hotel war schon im ersten Band der Ehrlichen Sterne aufgeführt, ist aber inzwischen komplett erneuert und damit eine neue Bewertung wert. Der Direktor des Hauses, Henning Matthiesen, der das Traditionshaus – auch Mitglied der Selektion Deutscher Luxushotels – an die absolute Spitze brachte, war davor im ehemals kaiserlichen Strandhotel Heiligendamm sehr erfolgreich. Dann übernahm er Kölns „gute Stube“. Ein solch klassisches Grandhotel braucht ständig Frischzellen. Gerade wurden nahezu sämtliche Wohneinheiten renoviert. Doch nicht nur das, auch die Servicewege wurden erneuert und rund um die „Hanse Stube“ noch mehr Eleganz eingebracht. In diesen Tagen feiert das – 66 –


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Excelsior Hotel Ernst seinen 155. Geburtstag. Glückwunsch. Dank des engagierten finanziellen Einsatzes von Besitzer Charles Roulet ist das Hotel heute noch frisch und jung wie in den ersten Tagen. Zimmer und Suiten Die 108 Zimmer mit 28 bis 42 Quadratmeter Größe und die 34 geräumigen Suiten blieben auch bei der Auffrischung konsequent im klassischen Stil, wohnlich, warm und funktionell, viele mit Blick auf den Dom. Wer ausschließlich hippes, buntes DesignAmbiente mag, ist in diesem Hotel falsch. Vorzüglich ist der Schlafkomfort, durch die besondere Qualität der Matratzen und die edle, luxuriöse Bettwäsche. Der Gast bekommt so viele Kissen, wie er mag, und kann aus dem sogenannten „KissenMenü“ sechs Varianten auswählen. Moderne Technik mit Flachbildschirm und WLAN, allerdings wird die Internet-Benutzung berechnet. Die Bäder mit begehbarer Dusche und separater Toilette sind mustergültig. Essen und Trinken Gerade erst wurde das asiatische Sternerestaurant „Taku“ zum besten internationalen Restaurant im Lande gekürt. Die „Hanse Stube“ bietet als elegantes Top-Restaurant des Hotels eine moderne französische Küche. Das Frühstücksbüfett ist umfassend und bietet zusätzlich die Möglichkeit, À-la-carte-

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Gerichte zu bestellen. In der Bar herrscht eine angenehme Stimmung, gerne wird auch die große Weinkarte offeriert, mit den kundenfreundlich kalkulierten halben Flaschen, ideal als Schlaftrunk. Service Mit dem herzlichen Welcome der Garde der freundlichen Doormen beginnt der angenehme Aufenthalt. Erstklassig besetzt ist der Concierge Desk. Erwähnenswert aufmerksamer Frühstücksservice, obwohl meine langjährige Lieblingscrew gewechselt hat. Gut geschult, aber mit rheinischer Lockerheit operiert der Restaurantservice in Kölns „Wohnzimmer“, wie gerne formuliert wird, der „Hanse Stube“. Mein Urteil Eines der bedeutendsten deutschen Traditionshotels, aber alles andere als ein angestaubtes Museum. In vielerlei Hinsicht wird der Gast so gepflegt, wie es der große Cäsar Ritz in seinen Kernsätzen formuliert hat: Bedingt durch den großen Personalaufwand, kann das Hotel nicht billig sein. Das Doppelzimmer kostet pro Nacht ab 190 Euro, die Junior Suite 390 Euro und die großen Wohnungen ab 590 Euro. Wenn man die Hardware und den Service als Seele des Hotels bewertet, gibt es keine Abstriche an fünf ehrlichen Sternen.

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Deutschland

Deutsche Geschichte zum Anfassen und Genießen Hotel Nassauer Hof, Wiesbaden

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an kann mit Fug und Recht sagen, dass der Nassauer Hof in Wiesbaden, ein Leadingund Selektions-Hotel, Deutschlands traditionsreichstes Grandhotel ist. Bereits im 11. Jahrhundert wurde das Domizil als „Heriberga“ erwähnt, und seit 1774 werden hier die Quellenrechte genutzt: gesundheitspflegendes Thermalwasser für das Hotel-Schwimmbad. Es gehört für mich zu den freudvollen Momenten des Alltags, hier zu schwimmen und dabei den weiten Blick über die Dächer der schönen Stadt schweifen zu lassen. Bis heute ist der Nassauer Hof kein Massenbetrieb, sondern hebt sich ganz gezielt als Oase für Lebensart von den Kettenhotels ab, die sich im Eiltempo zu vermehren scheinen. Individuelle, aufwendig geführte Grandhotels haben ihren Preis. Im Nassauer Hof beginnen die Raten bei 198 Euro.

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Zimmer und Suiten Die 135 Zimmer und 24 Suiten sind zeitlos elegant eingerichtet, werden regelmäßig aufgefrischt und haben einen hohen Wohlfühlfaktor. Natürlich ist WLAN in allen Wohneinheiten verfügbar. 24-Stunden-Room-Service ist in einem Hotel dieser Klasse schon selbstverständlich. Die großzügigen Bäder sind mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Essen und Trinken Geradezu zeitgemäß ist die Kombination aus Genießen und Gesundheit. Für Genuss steht das Gourmetrestaurant, die „Ente“, die mit 35 Jahren am längsten von allen deutschen Hotelrestaurants den Michelin-Stern behauptet. 1978 war das Restaurant von Sternekoch Hans-Peter Wodarz als „Ente vom Lehel“ eröffnet worden. Zusätzlich gibt es im Nassauer Hof das „ENTE Bistro“, ein „Spa-Bistro“, die „Orangerie“ und die „Lobby Bar“. Die angenehm leichte „Enten-Küche“ ist in jedem Fall eine ehrliche Empfehlung für alle, die klassische Gerichte modern und frisch interpretiert haben möchten. Die KüchenCrew verzichtet bewusst auf schwer im Magen liegende Kalorienbomben.

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Service Vom Doorman bis zum Direktor gilt nur eine Devise: stets für den Gast da zu sein. Großes Kompliment. Ich habe selten ein Hotel erlebt, wo man sich derart willkommen fühlt. Mein Urteil Große Historie, kombiniert mit aktuellem Komfort, das ist eine beinahe unschlagbare Kombination in einer Zeit, in der Billighotels von gleichem Zuschnitt und gleicher Ausstattung dominieren. Aber Oldies, die das Geld nicht erwirtschaften können, sehen schnell einfach alt aus. Im Nassauer Hof wird das durch fortwährende Renovierungen verhindert. „Wenn man einen Ort besonders schön findet, ist der erste Impuls, den Platz zu verschweigen“, schreibt John Steinbeck, „du denkst, wenn ich es verrate, kommen mehr Touristen und dein Lieblingsplatz fährt zur Hölle.“ Das gilt leider auch für besondere Hotels. Trotzdem will ich es wagen: Dieses Hotel ist eine echte Empfehlung und verdient hundertprozentig fünf ehrliche Sterne.

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Deutschland

Moderne Architektur und grandiose Bar Dorint Köln am heumarkt

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as eindrucksvolle Hotel mit sehr guter Lage am Kölner Heumarkt war als InterContinental Hotel eines der wenigen echten Kölner Fünf-SterneHotels, ein Domizil, das ich gerne besucht habe. Nach Ablauf des Management-Vertrags übernahm die Basis – Pachtgesellschaft „Neue Dorint“ – das Haus in Eigenregie. Der verstorbene Dorint-Schöpfer Herbert Ebertz hatte Dorint sehr erfolgreich als Drei-Sterne-Gruppe konzipiert und war dann mit späteren Ambitionen zur Hochklassigkeit in finanzielle Schieflage geraten. InterContinental wurde als Management-Gesellschaft verpflichtet. Die Optik blieb nach dem Betreiberwechsel unverändert, die Service-Klasse wurde leicht abgesenkt. Nach wie vor ein beliebter Treffpunkt in der Domstadt ist Harry’s New York Bar gleich hinter der Lobby Lounge. Nervend sind die Dauerbaustellen im Umfeld, doch dafür kann das Hotel nichts.

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Zimmer und Suiten Die 250 Zimmer und zwölf großzügigen Suiten sind elegant und mit allen technischen Notwendigkeiten ausgestattet: WLAN, Pay-TV, Kaffeemaschine, einer leisen Klimaanlage. Die mit Marmor gefliesten Bäder haben sowohl eine Badewanne als auch eine separate Dusche. Meine von RTL gebuchte Suite 741 begeisterte mich mit einer Terrasse direkt in Richtung Kölner Dom. Kritisiert wurde von Gästen, dass das Internet mit 9 Euro und das Fitnesscenter mit 15 Euro extra berechnet werde. Es gibt weder Blumen noch Grünpflanzen, wohl aber ein paar Begrüßungspralinen und Wasser im Zimmer. Gute Arbeitsmöglichkeiten für Businessreisende. Essen und Trinken Das Frühstücksbüfett ist durchschnittlich, vor allem der Kaffee. Es gibt aber zusätzlich eine Kaffeemaschine, um das auszugleichen. Das Restaurant „1065“ hat sonntags und montags Ruhetag, unverständlich für ein Hotelrestaurant. Der Roomservice wurde auf 24 Uhr begrenzt. Die Bar ist und bleibt ein Hit, Abend für Abend gut besucht.

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Service Das Personal ist sehr freundlich, ist aber nicht so effektiv wie in der InterContinental-Zeit. Mit liebenswertem Lächeln wurden manche Fehler ausgebügelt. Der zweite Servicegang am Abend muss vom Gast ausdrücklich angefordert werden. Dann funktioniert er tadellos. Mein Urteil Unter der neuen Führung gibt es noch Luft nach oben. Die Hardware ist nach wie vor hochklassig. Insgesamt verliert das Hotel durch die ServiceSchwäche, liegt aber dank der exzellenten Hardware immer noch anderthalb Sterne über der Konzept-Vorstellung von Herbert Ebertz. Das sind viereinhalb ehrliche Sterne.

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Deutschland

Fürstliches Domizil mit großer Tradition Grandhotel Hessischer Hof, Frankfurt

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as Frankfurter Traditionshotel Hessischer Hof, im Besitz des Prinzen von Hessen, der auch einer der bedeutenden Winzer im Lande ist, überzeugt durch exzellenten Service, aber auch die Zimmer sind inzwischen frisch und angenehm. Der Busche-Verlag macht die großen BranchenFeste im Prachtsaal, zuletzt die Genussnacht der fünfzig besten Köche. Das Leading Hotel of the World, ein klassisches Grandhotel, ist im Frankfurter Westend platziert.

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Zimmer und Suiten Mehr Möglichkeiten durch die Erweiterung des Zimmerangebots im neuen Komplex. Im Angebot sind 114 Zimmer, sechs Junior Suiten und die Präsidentensuite. Die Ausstattung der individuell und elegant eingerichteten Zimmer und Suiten erfüllt hohe Ansprüche. Dabei ist die interessante Kombination reizvoll: nämlich modernes Design und echte, wertvolle Antiquitäten. Ich wohnte in 042 und war total zufrieden: gutes Bett, gemütliche Sitzecke, kostenfreies Wasser und Obst. Perfektes Bad. Toilette separat, Dusche mit Großduschkopf wie ein Tropengewitter. Erstklassige Dusch- und ShampooPräparate von ADA. Essen und Trinken Eines vorweg: Ich habe nie zuvor einen so intensiven Frühstücksservice erlebt. Das Büfett war gut durchschnittlich. Für Feinschmecker und reisende Gourmets ist das Restaurant Sèvres eine der ersten Adressen in Frankfurt. Roland Füssel, der Küchenchef, arbeitet mit frischen regionalen Produkten und zaubert eine ausdruckstarke Küche. Nicht überraschend ist bei dem Besitzer das Weinsortiment mit über 300 Positionen. In der mehrfach ausgezeichneten Jimmy’s Bar gibt es täglich Livemusik.

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Service Von der Begrüßung und schnellen Hilfe des Doormans bis zum Auschecken wird der Gast engagiert und liebevoll gepflegt. Das gilt vor allem auch für den Medical-, Fitness- und Gesundheitsbereich in der obersten Etage mit Dachterrasse und einmaligem Ausblick. Im Restaurant zelebriert das Team einen klassischen, sehr persönlichen Service. Mein Urteil Gewiss spielt die positive Entwicklung eine Rolle, aber aktuell würde ich den Hessischen Hof als das beste Hotel in Frankfurt bezeichnen. Natürlich hat der Aufwand seinen Preis: 269 bis 569 Euro beträgt die Zimmerrate pro Nacht. Im Internet gibt es freilich auch Sonderangebote ab 189 Euro. In der Gesamtbewertung ist der Hessische Hof ganz objektiv ein absolutes Fünf-Sterne-Hotel.

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Deutschland

Sich selbst übertroffen Dorint Frankfurt/Oberursel

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aum eröffnet, konnte Hoteldirektor Sören Mölter schon die ersten Awards in Empfang nehmen. Völlig zu Recht. Das perfekt erneuerte Fachwerk-Schlösschen in einem riesigen eigenen Park (100000 Quadratmeter groß) ist mit Abstand das beste Dorint-Hotel. Die Verkehrsanbindung ist optimal, 20 Minuten vom Airport, der Messe und der Frankfurter Innenstadt entfernt. Wichtiger aber ist das äußerst gelungene Ambiente und der ganz besondere Charme, mit dem das junge Prunkstück im Taunus die Gäste verwöhnt.

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Zimmer und Suiten Die 15 individuell gestalteten Suiten sind grandios und in jeder Beziehung außergewöhnlich, aber auch die ganz normalen Standardzimmer haben Klasse. Insgesamt offeriert das Hotel 140 klimatisierte Wohneinheiten. Die Bäder sind mehrheitlich optimal gestaltet mit Toilette außerhalb der Nasszelle und Duschen wie Tropengewitter. Exzellent die Bettenqualität und edel die Wäsche. Der Blick geht in das satte Grün des riesigen Parks. Essen und Trinken Der Tag beginnt mit dem Morgenkaffee und hier mit einem sehr appetitlichen Frühstücksbüfett. Es gibt schon am Morgen warme Speisen, eine große Brotauswahl und kalte Platten mit Fisch und Fleisch. Bei der Früchteabteilung hätte ich mir zusätzlich noch ein paar Beeren gewünscht. Ganz vorzüglich sind die marktfrischen Spezialitäten im großzügig gestalteten Restaurant „Villa Gans“ im Gartengeschoss. So kommen beispielsweise frische, gebratene Saiblingsfilets mit Kohlrabi, Johannisbeeren und Walnuss oder Kalbsrücksteak mit Pilzen, Spitzkohl und Nussbutterpüree auf den Tisch. Wenn das Wetter angenehm ist, kommt zusätzlich die Parkterrasse im grünen Ambiente in die Wertung. Die Weinkarte umfasst große und kleine Lagen und ist kundenfreundlich kalkuliert.

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Service Hier trifft der gern zitierte Spruch tatsächlich zu: Der Gast steht im Mittelpunkt und nicht im Weg. Von der Ankunft bis zum Auschecken ist der Service kompetent und liebenswert. Dieses ist ganz gewiss ein großer Verdienst des dynamischen Direktors Sören Mölter. Im 360 Quadratmeter großen Wellnessbereich werden die Gäste komplett gepflegt, alle Anwendungen und Massagen sind perfekt. Die zwölf klimatisierten Tagungs- und Konferenzräume sind ebenfalls klinisch sauber und haben ein komplettes Bedienungsprogramm. Was ich empfehlen würde, wäre noch der abendliche Turndown Service. Mein Urteil Die Dorint Hotels stehen mehrheitlich für bezahlbaren Aufenthalt, ohne großen Luxus und Aufwand. Auch im neuen Dorint Frankfurt/Oberursel beginnt die Preisliste bei 99 Euro (außerhalb der Messezeit), aber sonst ist alles anders. Ambiente und Ausstattung sind luxuriös und edel. Der F&B-Bereich (Essen & Trinken) zeigt ein attraktives Konzept und der Service ist herausragend. Obwohl das Dorint Hotel offiziell als Vier-Sterne-Hotel geführt wird, hat das wunderschöne Fachwerkhaus für mich ganz gewiss fünf ehrliche Sterne verdient.

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Deutschland

Drei-SterneKomforthotel als Feinschmecker-Tempel Hotel Talmühle, Sasbachwalden

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it diesem kleinen Hotel in Sasbachwalden (in der Ortenau) und meiner damit verbundenen Wertung möchte ich einmal klarstellen, dass Fünf-Sterne-Hotels nicht in jedem Fall untadelig und drei bis vier Sterne nur für eine, na ja, mittelprächtige Wertung taugen. Qualität ist die Liebe zum Detail. Das gilt für internationale Grandhotels, ist aber ebenso das Kriterium in einem sehr preiswerten Familienhotel namens Talmühle. Kleinig­ keiten formen sich zu einem Ganzen: Ich wurde mit selbst gebackenem Kuchen, mit frischen Schnittblumen und einem handgeschriebenen Begrüßungs­ brief überrascht. Die Einrichtung meines Zimmers war ausgesprochen gemütlich. Auch damit wurden meine Erwartungen deutlich übertroffen.

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Zimmer und Suiten Die Einzel- und Doppelzimmer sowie das eine Appartement mit Wohn- und Schlafzimmer sind mit viel hellem Holz und freundlichen Bildern an den Wänden vor allem wohnlich gestaltet, zu kleinen Preisen. Bei 54 Euro beginnt die Preisliste und mit Halbpension schon bei 82 Euro. Suiten erwartet man in einem offiziell als Drei-Sterne-Hotel bewerteten Hotel nicht, auch nicht prunkvolle Marmor­ bäder mit Jacuzzi, die Zimmer haben entweder Dusche oder Wannenbäder, oft ist die Toilette außerhalb der Nasszelle. Gute Shampoo- und Seifenprodukte. Satelliten-TV und ein funktionierender Arbeitsplatz sind durchgängig, durch erstklassige Schallisolierung hat der Gast seine Ruhe. Essen und Trinken Die ganz große Stärke dieses Domizils. Die Familie Fallert führt in dem kleinen Haus gleich zwei erstklassige Restaurants. Während in den „Badischen Stuben“ eine regionale Küche aus dem GenussLändle serviert wird, ist das Sterne-Restaurant Fallert ein kleiner Feinschmecker-Tempel für Gourmetmenüs mit wirklich nicht erwarteten kulinarischen Erlebnissen. Hechtklößchen beispielsweise in Krebsrahmsoße oder knusprig gebratene Perlhuhnbrust nach Winzer Art (viele Trauben und Kräuter).

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Ideal dazu ist der gut bestückte Weinkeller. Im Sommer kann das Menü oder auch Kaffee und Kuchen im Schatten der Bäume mit Blick auf die Weinberge im Park der Talmühle genossen werden. Erwähnenswert ist auch das kräftige Frühstück (eher rustikal) mit erstklassigen Brotsorten. Von der ersten Mahlzeit bis zum letzten Drink an der Bar ist das Familienhotel ein Erlebnis für die Sinne. Service Die Familie Fallert sind Hoteliers in der dritten Generation und pflegen über alle Maßen den Service. Hier steht der Gast wirklich im Mittelpunkt. Natürlich gibt es keinen 24-Stunden-Roomservice wie im Grandhotel, aber ansonsten versucht man, jeden Gästewunsch zu erfüllen. Der leise, unaufgeregte Service im Park stört nie die gedankliche Reise in die Vergangenheit. Mein Urteil Nicht Luxus und aufwendiger Komfort prägen das kleine Domizil, dafür andere Elemente wie die kleinen Liebenswürdigkeiten auf dem Zimmer (Obst, Kuchen, Zeitung). Der Gast kann Frühstück oder Halbpension ordern. In der Summe aller Dinge gebe ich einen Punkt mehr als die offizielle SterneKategorie, nämlich vier ehrliche Sterne.

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Deutschland

Bescheidene Zimmer, glänzender Familien-Service Hotel Hirsch, Kehl-Kork

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as ist so ein klassisches Familienhotel, unkompliziert, einfach in der Ausstattung und das genaue Gegenteil von einem Grandhotel. Dabei ist allerdings nicht die intensive Erfahrung an Gästepflege aus 100 Jahren zu übersehen: Persönlicher Service, wenn auch im kleinen, unscheinbaren Rahmen, dafür aber besonders individuell und liebevoll im landestypischen Ambiente. Auch die Lage des kleinen Hotels ist nicht unattraktiv, gegenüber von Kehl-Kork liegt die Elsässer Metropole Strasbourg auf der anderen Rheinseite. Bildschön ist selber das Fachwerkdorf Kork. Ganz in der Nähe die Kulturstadt Baden-Baden, der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden und Rust mit dem größten Freizeitpark Europas. Im Haupthaus und den angeschlossenen Nebengebäuden sind insgesamt 60 Zimmer eingerichtet. In separaten Tagungs- und Festräumen gibt es Platz für bis zu 120 Personen.

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Zimmer und Suiten Suiten kann man hier gewiss nicht erwarten. Die Zimmer sind minimalistisch, aber letztlich funktionell eingerichtet. Neben dem Bett noch ein winziger Arbeitsplatz, ein Stuhl, an den vier Wänden ein einziges undefinierbares Bild. Ein kleines Bad mit begehbarer Dusche, die Toilette in der Nasszelle, aber gute Pflegeserie. Ordentliches Flachbildschirm-TV, kostenloses WLAN, aber kein Wasser, keine Blume oder Grünpflanze, in diesem Segment vielleicht auch zu viel verlangt. Etwas mehr Wohnlichkeit bieten die wenigen sogenannten Komfortzimmer, ideal für Familien ist das geräumige Appartement mit bis zu fünf Betten. Die Preisliste beginnt bei 60 Euro pro Nacht. Eine absolut günstige Rate. Essen und Trinken Wenn die Zimmer die Schwachstelle des Familienhotels sind, dann ist das Restaurant das ganz dicke Plus. Nahe an der Sternekategorie lobt der Michelin das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Küchenchef Gerhard Arbogast offeriert aromatische Regional­ gerichte mit saisonalen, ganz frischen Produkten. Richtig gut ist das gästefreundlich kalkulierte Weinangebot, auch recht preiswerte Zweitweine großer Bordeaux-Lagen. Bescheiden fand ich dagegen das Frühstücksbüfett. Der Kaffee war so dünn, dass wir ihn erst mit zusätzlichen Espressi auf Geschmack brachten. Im Sommer ist die grandiose Terrasse ein schöner Platz zum Genießen.

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Service Es gibt zwar keinen Turndown Service am Abend oder gar einen Roomservice, in dieser Preiskategorie auch nicht zu erwarten, aber ansonsten war der Service schlichtweg glänzend. Das gilt vor allem für das Restaurant, speziell für den Weinkellner. Alle Mitarbeiter sind freundlich, sorgen für gute Atmosphäre. Nur die Koffer schleppen die Gäste hier selber, dafür gibt es kein Personal. Mein Urteil Zwar verdienen die Zimmer nach meiner Bewertung nur zwei Sterne, dafür erobert das Restaurant aber in der Summe aller Dinge glatte vier. So steht in der Gesamtbilanz unter dem Strich die Bestä­ tigung des offiziellen Ratings: drei ehrliche Sterne.

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Deutschland

Pole-Position in Baden-Baden Dorint Maison Messmer, Baden-Baden

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nmittelbar neben dem Kurpark und dem berühmten Casino liegt das von der Lage vorzügliche Dorint Hotel (es gehört übrigens zur sogenannten „Neuen Dorint Gruppe“), das nach his­torischem Vorbild wieder aufgebaut wurde. Elegant der Eingangsbereich mit einer bildschönen Treppenkonstruktion. Ungewöhnlich der Spa-Bereich, eine 800 Quadratmeter große Wohlfühloase mit einem Pool unter der Glaskuppel, mit römischen Design-Elementen. Alle Massagearten werden angeboten und ein Fitnessbereich mit professionellem Trainer. Das Hotel, das sich optisch deutlich von der üblichen Dorint-Mittelmäßigkeit abhebt, offeriert 156 Zimmer, Junior- und Klassische Suiten sowie ein exzellentes Penthouse mit 240 Quadratmetern Größe.

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Zimmer und Suiten Da ist die Spannbreite von drei bis fünf Sternen gegeben. In der Standard-Kategorie ist das Bad wenig erbaulich: Dusche in der Badewanne, Toilette in der Nasszelle. Das ist bei den größeren Eckzimmern schon anders und ab Junior Suite absolut perfekt. Die Einrichtung ist durchgängig funktionell und gemütlich, die Betten angenehm. Kleine Balkone und gute Technik mit neuen Flachbildschirmen. Die Zimmerraten beginnen bei 230 Euro. Essen und Trinken Das elegante Restaurant „Salon JB Messmer“ weckt Erinnerungen an die feudale Zeit, als Baden-Baden noch kaiserliche Sommerresidenz war. Von Dienstag bis Samstag (nur abends) bietet Küchenchef Christian Fritzinger Menüs mit einer Mischung aus regionalen und internationalen Produkten. Die Vorspeisen sind gut, die Hauptgänge appetitlich. Beim Frühstück überzeugen die guten krossen Brötchen.

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Service Da gab es unterschiedliche Bewertungen. Ich persönlich kann mich nicht beklagen: In meinem Zimmer fand ich meinen Lieblingswein, eine große Fruchtschale und ein freundliches Begrüßungsschreiben vor. Das macht mich aber nicht blind, ein paar kritische Anmerkungen zu machen. Im Restaurant haben wir die Weinkarte erst auf Nachfrage bekommen. Beim Turndown Service wurde nur das Bett auf­geschlagen. Mein Urteil Die Location ist erstklassig. Die Einrichtung des Hotels, der Spa-Bereich, alles gelungen und im Fünf-Sterne-Bereich. Das Problem ist die Seele des Hotels, der Service, obwohl die Gäste-Betreuerin in der Halle stets ihr Bestes gibt. In der Summe aller Bewertungen sind das darum für mich viereinhalb ehrliche Sterne.

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Deutschland

Wo Duschen und Kleiderschränke stolperfrei sind The Charles Hotel, München

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it den deutschen Hotels hat der geadelte britische Hotelier, Sir Rocco Forte wenig Glück. In Berlin ist die Pacht, die er zu zahlen hat, viel zu hoch, in Frankfurt ist der Standort nicht glücklich. Allein in München stimmt alles, darum ist der Erfolg geradezu logisch. Obwohl mit dem Vier Jahreszeiten Kempinski (Hotel des Jahres), dem Bayerischen Hof und dem Königshof weitere Konkurrenten in der Vereinigung The Leading Hotels of the World als Wettbewerber auftreten und das Mandarin Oriental bei den Zimmerraten und der Qualität Marktführer in Deutschland ist, hat das Haus seine Zielgruppe gefunden und schreibt schwarze Zahlen. Im eleganten Neubau des The Charles Hotels spürt man an jeder Ecke die Liebe zum Detail. Eine exklusive Ausstattung gilt für Lobby, Bar, Restaurant und Zimmer sowie Suiten. Dekoriert ist das Haus mit Originalgemälden von Franz von Lenbach. Herausragend ist der SpaBereich mit einem großen Indoor-Pool.

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Zimmer und Suiten Für mich bedeutet Luxus auch, viel Platz zur Ver­ fügung zu haben. Die 160 Zimmer zeichnet eine erstaunliche Größe ab 40 Quadratmetern aus, die Suiten von 67 bis 200 Quadratmetern. Ich fand den großzügigen begehbaren Kleiderschrank überragend und habe das moderne Bad genossen, mit Walk-in-Dusche ohne Stolperstein. Winziger Nachteil: Das Abdunkeln des Schlafzimmers funktionierte nicht ganz perfekt. Grandios der kleine Gruß aus der Küche, süße Köstlichkeiten wurden wunderbar präsentiert. Exzellent ist der Blick aus dem Fenster auf den alten Botanischen Garten und die historische Münchner Altstadt. Der Internetzugang ist kostenfrei. Eine ganze Menge positiver Elemente. Essen und Trinken Das elegante, aber nicht überkandidelte Restaurant Davvero ist für Frühstück, Lunch und Dinner geöffnet. Es zählt zu Münchens besten italienischen Küchen und der Service arbeitet auch erstklassig. An schönen Tagen lädt die Terrasse mit der gran­ diosen Aussicht auf die Lehnbachgärten zur Entspannung ein. Den Roomservice erlebte ich beim Frühstück mit Bestwert: In gut zwanzig Minuten wurde serviert.

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Service Der Wohlfühlfaktor wird in erster Linie von einem umsichtigen, aber nicht aufdringlichen Service erzeugt. Von der Begrüßung durch den Doorman bis zum Abschied wird der Gast, auch wenn er hier nicht bekannt ist, mit Respekt und größter Sorgfalt bedient. Herausragend auch der Service in der Bar, selbst als hier Hochbetrieb herrschte, weil eine Prominentengruppe eingefallen war. Mein Urteil München, oft als heimliche Hauptstadt bezeichnet, hat nach Berlin die attraktivste Hotel-Palette. The Charles, das 2007 eröffnet wurde, entspricht sowohl von der Optik als auch vom Service einem Spitzenhotel. Im F&B-Bereich (Essen und Trinken) hat sich Frank Heller, Hotel-Manager des Jahres, gegen die Müsli- und Körner-Philosophie ihres Chefs Rocco Forte, einem asketischen Triathleten, mit Alltagsgenuss durchgesetzt. Das sind fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Urbaner Lifestyle für Kosmopoliten Hotel My Way, Wallisellen bei Zürich

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s ist jedes Mal faszinierend, ein neues Hotelkonzept zu erleben. Fünf Kilometer von der Züricher Innenstadt auf dem Weg zum Flughafen liegt der Ort Wallisellen und dort steht ein kleines Hotel, das vom Eigner Marco Früh den Namen „My Way“ bekam. Dieser Name unterstreicht die persönliche Konzeption, ein eigenwilliger, aber erfolgreicher Weg, sein Weg. Ganze 16 Zimmer, die aber von der Gestaltung her klassische Junior Suiten sind, werden offeriert. Eine Rezeption gibt es nicht, die würde sich bei der geringen Zimmerzahl nicht tragen. In einen Automaten gibt der Gast nur seine Buchungsnummer ein und bekommt automatisch den Zimmerschlüssel und eine Buchungsbestätigung.

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Zimmer und Suiten Ein Hotel ist ganz gewiss mehr als nur ein Bett für die Nacht. Aber eben auch. Hier habe ich die besten Matratzen von einem halben Meter Höhe erlebt. Hinter dem Vorhang befinden sich eine gemütliche Sitzecke und der Durchgang zum großzügigen Balkon. Auf dem Schreibtisch liegt für jeden Gast das Buch „My Way“ in deutscher und englischer Sprache. Anstelle einer Minibar gibt es einen geräumigen Kühlschrank, den der Gast selber füllen kann. Wasser steht kostenlos bereit. Essen und Trinken Sehr geschickt hat Marco Früh eine spektakuläre Bar mit Restaurantbetrieb kombiniert. In einem weißen Zelt, wie ein Wintergarten angebaut, sind ebenfalls gemütliche Plätze zum Genießen. Die Küche ist erstklassig. Ganz selten habe ich mal ein Wiener Schnitzel bekommen, bei dem die Bindung der Panade mit dem Fleisch so vorzüglich gelungen ist wie hier. Die grobe Panade (Pankow) macht aus dem Gericht ein Knusperschnitzel. Die Weinkarte ist klein, aber fein.

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Service Ausgesprochen gastfreundlich und liebenswert agiert das Bar- und Service-Team. Die Zimmer sind klinisch sauber, einzige Anregung: Es könnten ein paar Handtücher mehr sein. Was mich fasziniert: Ist Marco im Hotel, ist ihm kein ServiceEinsatz zu viel. Für Gäste, die mit dem Auto anreisen, ist die hauseigene Tiefgarage direkt unter dem Hotel. Mein Urteil Gelistet ist My Way als ein Drei-Sterne-Plus-Hotel. Angesichts der vielen kleinen Genussdetails deutlich gästefreundlicher als in etlichen glamourösen Grandhotels, daher gebe ich einen Punkt mehr und komme so auf vier Sterne plus.

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Europa

Das beste Backhendl gibt es im „Hotel Sacher“ Hotel Sacher, Wien

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as ist wohl einmalig in der Welt, dass ein Hotel durch eine Torte derart populär gemacht wurde. Das Hotel Sacher und die hier erfundene Sacher-Torte (1932 von Konditor Franz Sacher), zur Weihnachtszeit beliebtestes Mitbringsel aus Wien, sind eine untrennbare Einheit. Das Hotel Sacher befindet sich im Herzen von Österreichs Metropole und ist sowohl ein bedeutender histo­ rischer als auch kultureller Bestandteil der Stadt. Der HotelTerminkalender ist eine Zusammenfassung der interessantesten Veranstaltungen und besten Freizeitaktivitäten in Wien sowie der spannendsten Neuigkeiten aus dem Hause Sacher. Gewiss wirkt das Oldie-Hotel in einigen Bereichen schon abgewohnt, wird aber immer wieder mit Frischzellen versorgt. Elisabeth Gürtler steuert die ganze Gruppe mit den beiden namensgleichen Hotels in Wien und Salzburg, der Kuchenfabrik und einigen Kaffeehäusern. Das 1876 eröffnete Wiener Sacher gehört zu den Leading Hotels of the World.

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Zimmer und Suiten 86 Zimmer und 53 Suiten werden offeriert. Sie sind alle individuell eingerichtet, etwas verplüscht und altbacken, aber mit moderner Technik wie WLAN und Satelliten-TV ausgestattet. Das ist eine reizvolle Kombination mit den echten Antiquitäten im Zimmer. Die drei Präsidentensuiten ganz oben bieten einen unbeschreiblichen Ausblick auf Wien, alle Zimmer die zauberhafte Optik mit dem Bild der Wiener Staatsoper. Mir persönlich gefallen die Junior Suiten besonders gut, die so geräumig sind, dass sie in anderen Hotels schon als Grand Suite bezeichnet würden. Die Bäder sind grob unterschiedlich, da ist das Problem, dass man nicht aus dem altehrwürdigen Gemäuer herauskommt. Darum sind etliche Toiletten in der Nasszelle. Die Zimmerraten beginnen bei 530 Euro. Essen und Trinken Weil das Angebot so breit und allgemein anerkannt ist, gehen viele Gäste, die nicht hier wohnen, nur zum Speisen hin. Das Restaurant Sacher, die Rote Bar, Sachers Eck, überall wird der Gast aufmerksam gepflegt. Ich habe dort das beste Backhendl meines Lebens genossen. Auch in den wunderschönen Salons werden Snacks serviert und überall natürlich die Sachertorte. Zur Weihnachtszeit, wo alles mit Lichtern und Tannengrün geschmückt ist, passt die süße Köstlichkeit besonders.

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Service Jede Bewertung ist nur eine Momentaufnahme. Vielleicht hatte ich bei meinem letzten Besuch ein wenig Glück, aber das, was die Kellner mit Charme und Humor an Liebenswürdigkeit servieren, war ziemlich einzigartig. Natürlich hat ein derartiges Fünf-Sterne-Hotel rund um die Uhr Roomservice und auch bei besonderen Wünschen sind stets die guten Geister des Hauses zur Stelle. Von der in Gästebewertungen manchmal angesprochenen Arroganz habe ich nichts gespürt. Mein Urteil Traditions- und Legenden-Bildung sind vor allem gut für die Werbung, der Gast profitiert nur, wenn diese klassischen Elemente mit moderner Technik und mit gut geschultem Personal verbunden werden. Das ist im Sacher ganz gewiss der Fall, auch wenn manche Ecken ein wenig abgewohnt wirken, ist das Gesamtpaket so außerordentlich, dass es gewiss fünf ehrliche Sterne verdient.

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Europa

Wenn Legenden wieder aufleben The Lanesborough, London

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ines der prestigeträchtigsten britischen Hotels, das Lanesborough im Londoner Stadtteil Knightsbridge mit prächtigem Blick auf den Hyde Park, war für eine Totalrenovierung und Umbau zwei Jahre geschlossen. Jetzt erstrahlt es als neuntes Grandhotel der Oetker Collection in neuem Glanz. Nach gewaltigem finanziellem Einsatz der ara­ bischen Besitzer ist das Hotel heute spektakulär und in jeder Beziehung außergewöhnlich. Die öffentlichen Räume sind mit einer Pracht eingerich­ tet und designt, als befände man sich im Edelflügel des Buckingham Palastes. Abläufe und Atmosphäre sind wie in einem privaten Herrenhaus. So steht kein Gast an der Rezeption, alle Formalitäten wer­ den in halbkreisförmigen Sesselbereichen geregelt. Jedes Zimmer, nicht nur die großen Suiten, haben einen Butler, der auf Wunsch Koffer auspackt und Reisekleidung aufbügelt.

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Zimmer und Suiten Londons schönste Residenz offeriert 93 Wohnein­ heiten, davon ein großer Anteil von 43 Suiten. Alle sind individuell mit edlen Möbeln eingerichtet und mit wertvollen Bildern dekoriert. Überall Flachbild­ schirme mit Kabelprogramm. Was zur Zeit noch fehlt, ist ein deutschsprachiger Sender. Auf einem Room-Pad wird Licht und Zimmertemperatur gere­ gelt. Wasser auf dem Nachttisch ist kostenfrei. Die Bäder haben begehbare Duschen mit Wasserspen­ der wie Tropengewitter. Essen und Trinken Der Küchenchef im Restaurant Celeste, Florian Favario, arbeitete lange mit dem Pariser Superstar Thierry Marx (drei Sterne) zusammen und macht jetzt eine der kreativsten Küchen in der britischen Metropole. Es gibt allein sieben private Speisezim­ mer und in etlichen Räumen wie in der Library Bar werden kleine Köstlichkeiten serviert. Zum Früh­ stück muss keiner am Büfett anstehen, es wird aus­ schließlich à la carte bestellt. Was auf dem Tisch kommt, ist von vorzüglicher Qualität, aber auch nicht billig.

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Service Da fällt mir kein anderes Wort ein als „grandios“. Einige Servicekräfte kommen aus Brenners Parkho­ tel oder anderen hochklassigen deutschen Hotels, Nichts ist dem Personal zu viel. Ganz exzellent ist der Rund-um-die-Uhr-Roomservice. Auch die dabei angebotenen Speisen wie gegrillter Hummer oder gebratener Wild Sea Bass sind für „In-Room Dining“ von ganz besonderer Klasse. Mein Urteil Nach der Wiedereröffnung des Lanesborough muss die Rangliste der Londoner Hotels neu geschrieben werden. Mit dieser Hotelqualität des Oetker-Hau­ ses kann nur noch das Mandarin Oriental mithal­ ten. Das sind jetzt die beiden Spitzen-Domizile in der britischen Hauptstadt. Wer sorgfältig kritisiert, darf auch mal jubeln. Aus dem früheren Durch­ schnittshotel wurde eines meiner absoluten Tops. Da kann man Frank Marrenbach, dem deutschen Chef, Taktgeber und Organisator der Oetker Hotels, nur herzlich gratulieren. Das sind heute am obers­ ten Rand fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Statt der Obstplatte ein schwarzer BH Bvlgari Hotel London

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esignhotels der großen Modemacher und Schmuckkünstler sind „in“. Armani, Ferragamo und natürlich Bvlgari bauen die Hotelgruppen, die ihren Namen tragen. Das Mailänder Bvlgari Hotel ist für mich das beste Hotel in Italien, auch das Londoner Haus hat viel Schick und Eleganz, ist aber als Gesamtpaket noch nicht ganz in die Klasse des Mailänder Produktes aufgestiegen. Verbessert zeigt es sich allerdings schon nach den gravierenden Schwächen zum Start. Die Optik wirkt extrem wertvoll, spektakulär: prächtige Mahagoni-Ver­ kleidungen und Treppen, dominantes Massivsilber, wohin man schaut, dazu großartige Lüster und wertvolle Kunst zaubern Ambiente und Atmo­ sphäre einer besonders edlen Yacht.

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Zimmer und Suiten Nur 85 Zimmer und Suiten, also Boutique-HotelCharakter. Die kleinste Wohneinheit hat riesige 44 Quadratmeter, die Suiten sind in vier Kategorien aufgeteilt (von Junior- bis Knightsbridge-Suite) Herausragend sind die geräumigen Bäder mit schwarzem Marquina-Marmor, kombiniert mit Holz und Stein. Natürlich ist die Toilette außerhalb der Nasszelle, auch gibt es eine Walk-in-Dusche mit riesigem Duschkopf, dadurch ein Druck, stark wie ein Tropenregen. Die Betten sind perfekt, die Zimmereinrichtung wurde designorientiert flippig, aber doch wohnlich warm gestaltet. Modernste Kommunikationstechnik darf man bei den Preisen wohl erwarten. London ist ein extrem teures Pflaster. Die Zimmerraten beginnen bei 635 Euro. Essen und Trinken Anders als bei den Übernachtungsraten sind Essen und Trinken kundenfreundlicher kalkuliert Die Preise der italienischen Gerichte liegen zwischen 9 und 36 Euro. Die Atmosphäre im Restaurant ist gediegen, durchaus angenehm. Die Qualität der Speisen und die Weinpflege wurden deutlich verbessert. Frühstück gibt es nur à la carte, kein Büfett. Das hat den Nachteil unnötig langer Wartezeiten. Das gilt auch für den Roomservice. Da sind die Speisen leider nur grob durchschnittlich.

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Service Am Anfang habe ich mich nur gewundert. Eine Rezeptionsmitarbeiterin begleitete mich auf „mein“ Zimmer. Als die Service-Dame einen schwarzen BH über dem Sessel entdeckte, fragte sie mich, ob ich schon auf dem Zimmer gewesen sei. Wie dämlich. Ich antwortete, dass ich eigentlich nie einen BH trage. Obwohl ein Doorman und Servicekräfte anwesend waren, schleppten Gäste ihr Gepäck selber. Ordentlich ist der Service im Spa- und Fitnessbereich mit 25-Meter-Pool und elf Behandlungsräumen. Verbesserungswürdig der Frühstücksservice. Auf die Obstplatte wartet man eine halbe Stunde. Mein Urteil Ein Vorzug ist die erstklassige Lage des Hotels. ganz in der Nähe der Shopping-Hochburg „Harrods“. Die Location ist gewiss bedeutend. Die hochelegante Einrichtung des Hotels begeistert mich ebenfalls. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass undifferenzierter Jubel ohne kritisches Hinsehen als Gästeinformation wenig hilfreich ist. Im Londoner Bvlgari-Hotel muss noch einiges verbessert werden. Zur Zeit sind das für mich daher viereinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

Ein Palast für Könige und Regenten Savoy Hotel, London

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as Londoner Savoy Hotel, das heute von der Fairmont Gruppe betrieben wird, ist eines der traditionsreichsten und ältesten Grandhotels der Welt. 1889 wurde der edle Wohnpalast als Gästehaus der Oper eingeweiht. Im Handumdrehen avancierte das Domizil zur Lieblingsherberge der Könige und Regenten, die London besuchten. Ein Anruf aus der damaligen Zeit ist verbrieft: „Ich möchte ‚His Royal Highness‘ sprechen.“ Rückfrage der Telefonistin: „Wen genau? Wir haben zur Zeit sieben Königliche Hoheiten zu Gast im Haus.“ Obwohl das Hotel immer wieder aufgefrischt wurde, musste es 2008 für eine Komplettrenovierung und Grunderneuerung geschlossen werden. Nach mehr als drei Jahren wurden es 2012 wiedereröffnet. Ich hatte das Glück, zu einem kleinen Kreis von 40 Hotelbegeisterten zu gehören, die von Englands Kronprinz Charles sowie dem Besitzer des Savoy Hotels und dessen Betreibergruppe Fairmont, Prinz Al Walid von Saudi-Arabien, zur Wiedereröffnungsparty eingeladen worden waren. Die besondere Gestaltung der Legende war erhalten geblieben, aber alles erstrahlte in neuem Glanz. – 118 –


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Zimmer und Suiten Die 195 Zimmer und 73 Suiten sind sehr konservativ, aber geschmackvoll eingerichtet. Die Größe ist sehr unterschiedlich, teilweise regelrecht winzig. Leider sind auch die Betten mit 1,60 Meter Breite eindeutig zu klein. Schlecht auch, dass die Fenster nicht schallisoliert sind. Baustellenlärm nervt. Ganz exzellent sind die Suiten mit Blick auf die Themse. Sehr positiv ist die Gesamtausstattung: MascioniBettwäsche, geräuschlose Klimaanlage, BreitbandInternetzugang mit Kabel und WLAN. Teilweise haben die Zimmer und Suiten offene Kamine und Marmor-Fußböden. Die Zimmerraten beginnen bei 350 Pfund (400 Euro). Essen und Trinken Savoy-Gäste können gleich in mehreren der besten Restaurants Londons hier im Haus genießen, so in Kaspar’s, Seafood Bar & Grill oder in Gordon Ramsay’s Savoy Grill. In Simpson’s-in-the-Strand wird vom Frühstück bis zum Dinner ausschließlich britische Küche serviert. Wer’s mag… Im Thames Foyer, dem idealen Ort zum Ausruhen und Entspannen, gibt es im ungezwungenen Rahmen Frühstück, Kaffee, den Fünf-Uhr-Tee oder leichte Snacks am Abend.

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Service Der Service holperte am Anfang, hat sich aber jetzt eingependelt. Das gilt auch für den 24-StundenRoomservice. Sehr gut werden die Gäste im schön gestalteten Beauty- und Fitness-Center bedient. Das Business-Center (Zugang mit dem Zimmerschlüssel) ist 24 Stunden verfügbar, stets ist Hilfe da, wenn der Businessreisende sie braucht. Mein Urteil Die Location, der Standort eines Hotels, so hatte es Conrad Hilton immer gepredigt, sei mit das Wichtigste für ein Hotel. Der ist natürlich beim Savoy erstklassig. Auch die Tradition und der gute F&BBereich wiegen so schwer, dass man über die kleinen Zimmerschwächen hinwegsieht. Es ist immer die Summe aller Bewertungen, die entscheidend ist, und das sind viereinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

An der Wiege des Golfsports Gleneagles, Schottland

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m Rande des schottischen Hochlandes zwischen Perth und Edinburgh liegt im 610 Morgen großen Park das Gleneagles Hotel, Mekka des Golfsports, wo im September eines der größten Ereignisse weltweit stattfindet: der traditionsreiche Ryders Cup, das US-Team gegen die Europa-Auswahl. Das Gleneagles ist ebenso berühmt für sein Hotel wie für seine vier Golfplätze und die Hotellegende ist zugleich Zentrum des Scottish Whisky Trail. Ein Erlebnis ist bereits die Anreise. Grüne Hügel, weitgeschwungene Felder, Möwenschwärme vom Meer und der stets aufgewühlte Himmel des schottischen Hochlandes bilden die Kulisse. Schließlich erreicht man in ländlicher Einsamkeit die Auffahrt zum Golf-Schloss mit Zinnen und Türmen. Das Hotel gehört zu den Leading Hotels oft he World und ist bekannt für seinen besonders liebenswerten Empfang, ganz gleich, ob der Gast im Bent­ ley oder in einem Uralt-Morris anreist.

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Zimmer und Suiten Obwohl ständig irgendwo irgendetwas renoviert wird, gibt es immer noch ein paar alte Zimmer, die abgewohnt wirken. In den letzten Jahren wurden zumindest die Bäder verbessert. Sie sind jetzt marmorgetäfelt, haben große Wannen, doch die Toiletten sind häufig weiterhin in der Nasszelle. Aus dem alten Gemäuer kommt kein Architekt heraus. Das Gesamtambiente ist stilvoll, wuchtig, maskulin. Die 232 Zimmer sind in vier Kategorien von Classic bis Sovereign eingeteilt und die 26 Suiten mit Namen wie Whisky, Spirit oder Blue Tower sind mit Antiquitäten erlesen eingerichtet. Die Preisliste beginnt im Sommer bei 455 Pfund (rund 500 Euro). Außerhalb der Saison ab 397 Pfund. Essen und Trinken Auch für weitgereiste Feinschmecker gilt das Frühstücksbüfett als eines der absolut besten weltweit. Das Andrew Fairlie Restaurant hat zwei MichelinSterne und ist oft auf Wochen ausgebucht, eine Reservierung ist bereits bei der Hotelbuchung sinnvoll. In den anderen Restaurants dieses Domizils, groß wie der Buckingham Palace, sind die Gerichte „very british“. Wer das Nationalgericht „Haggis“, Hammelfleisch mit Hafergrütze in Wurstpelle heruntergebracht hat, sehnt sich nach viel Whisky.

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Service Niemand braucht zu fürchten, dass er in dieser gewaltigen Anlage zur zahlenden Nummer herabsinkt. Für die Zeit des Aufenthalts vergisst der Portier auch Ihren Namen nicht. Einziger Nachteil: Die endlos weiten Wege muss jeder Gast selbst zu Fuß gehen. Gästekritik gab es ausschließlich am Spa-Bereich, glänzend dagegen der Service auf der Golfanlage wie im Country Club mit der großen Reitschule, Tennis und Schießen. Von den vier Golfplätzen ist „The King’s“ der schwerste. Der 5936-Meter-Kurs (Par 70) verlangt besonders gerade Schläge, die Moorlandschaft „frisst“ jeden abgerutschten Ball. Der böige Wind wechselt mehrfach und ist nur schwierig auszurechnen. Mein Urteil Für Golfer ist das Gleneagles sowieso das Glanzlicht schlechthin, auch wenn das Spielen nicht billig ist (Green Fee für Hotelgäste ab 200 Euro). Das wären für Golfer garantiert fünf Sterne Plus, aber auch mit hoteltechnischen Abstrichen sind das insgesamt fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Weinflaschen im Keller, aber keinen Salat Grand Hotel Stockholm

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kandinavien ist gewiss nicht mit vielen exzellenten Hotels der Extraklasse bestückt, ein paar Design-Hotels und als einziges Mitglied der Leading Hotels of the World das Grand Hotel in Stockholm, das ist schon alles. Ich finde die Lage dieses Grand Hotels freilich ganz ausgezeichnet, unmittelbar an der Waterfront und nahe der Altstadt mit Blick auf den Königspalast. Seit 1874 werden hier die großen Feste wie Mittsommernacht gefeiert. Gut ist auch die mittlere Größe des Wohnpalastes, 278 Wohneinheiten, davon 34 Suiten, keine Wohn­ fabrik also, aber ein attraktives Hotel mit viel Betrieb. Die große Eingangshalle hat extrem hohe Decken. Erwähnenswert ist der bei Anwendungen sehr variabel agierende SPA und der Fitnessbereich mit verschiedenen skandinavischen Saunen.

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Zimmer und Suiten Die Einrichtung ist klassisch, mit herrlichen Lüstern, aber auch ein wenig angestaubt und abgewohnt. Die Suiten sind geräumig und viel Platz ist nun mal Luxus, das ist gewiss empfehlenswert für den, der es sich leisten kann. Die Bäder sind teil­ weise modernisiert, mit begehbarer Dusche, aber manchmal auch veraltet, so wie die Einrichtung der Einzelzimmer mit ganzen 15 Quadratmetern. Alles andere als billig ist das Paket mit kleinem Superior Zimmer, Frühstück und Drei-Gang-Menü, das kostet für zwei Personen ab 1999 Euro. Die nackten Zimmerraten beginnen bei umgerechnet 360 Euro. Essen und Trinken Das „Grand“, so wird das Hotel ausschließlich genannt, schuf die Vorlage für die schwedischen Veranda-Restaurants, auf denen das traditionelle Smörgasbord serviert wird. Das Fine-Dining-Restaurant Mathias Dahlgren hält seit Jahren den Michelin-Stern. Ich habe da angenehm landestypisch zubereiteten fangfrischen Fisch gegessen. Die schön eingedeckte Veranda ist besonders beliebt. Hier werden vor allem die kleinen Appetithappen mit vielen Kräutern serviert, die skandinasion von Tapas. Eine Reservierung ist vische Ver­ empfehlenswert. Das Frühstücksbüfett mit warmen und kalten Offerten kann durchaus als gut bezeichnet werden, überzeugt aber mit den Produkten nicht überdurchschnittlich. Erstklassig ist die Atmosphäre in der Cadier Bar, herausragend das Weinangebot mit 15000 Flaschen im Keller.

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Service Sehr aufmerksam, aber steif, das Team an der Rezeption und der Concierge. Positiv: der schnelle und sauber ausgeführte Roomservice. Kritik wird immer wieder laut an der Bedienung im Restaurant. Ich beklage den Service ohne Herzlichkeit. Er stößt auch schnell an die Grenzen der Möglichkeiten flexibler Gästepflege, beispielsweise beim Gästewunsch, statt einem gemischten Salat einen grünen serviert zu bekommen. Da gab es nur Kopfschütteln. Das hat wenig zu tun mit der Fünf-SterneKlasse. Mein Urteil Tradition ist eine angenehme Basis fürs Marketing, aber hilft dem Gast nicht weiter. Die Lage des Domizils und das Restaurant sind fraglos erstklassig, am liebenswerten Service muss noch gearbeitet werden. Gelingt das, ist man ganz zweifelsfrei bei den Fünf-Sterne-Häusern. So muss ich einen halben Punkt abziehen und gebe für den Moment viereinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

Ein Four Seasons Hotel mit dem besten Weinkeller der Stadt George V, Paris

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ahrzehntelang stand die Rangliste der Pariser Top-Hotellerie unverrückbar wie eine Festung: das Crillon, das Plaza Athénée, das Bristol, auch das serviceschwache Ritz bildeten die Spitze. Dann eröffnete das Four-Seasons-Flaggschiff George V nach Kompletterneuerung. Umgerechnet mehr als 125 Millionen Euro hat der saudische Prinz Al Walid in den Prachtbau nahe den Champs Élysées investiert. Vorzüglich ist die Ausstattung, aber nicht zu golden, glizzy und zu überladen wie beispielsweise im arabischen Luxushotel Burj Al Arab in Dubai. Vom Hotel mit 244 Wohneinheiten, einschließlich der 61 Suiten, erreicht der Gast in fünf Minuten das goldene Shopping-Dreieck mit Dior, Hermès und Givenchy. Der Health Club mit Spa und BeautyCenter sowie einem großen Pool sind der Aus­ stattungsqualität des Hauses angepasst. Eine Negativseite? Die gibt es gewiss. Ein Kölner Karnevalslied trifft es auf den Punkt, „Wer soll das bezahlen?“ ist der Titel. Damit ist alles gesagt. Das billigste Zimmer kostet 1095 Euro die Nacht, die kleinste Suite 2225 Euro.

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Zimmer und Suiten Großzügige, freundliche Zimmer mit modernem Komfort, teilweise mit Terrassen, Sauna und Hamam. Das Kopfkissenmenü, die technischen Einrichtungen, Fruchtsaft und Obst sind inklusive, kann man wohl auch erwarten, bei dem Preis. Die Gestaltung der Bäder ist mustergültig, da schneiden die „normalen“ Zimmer nicht schlechter ab als die Luxus-Suiten. Die Größe der Räume im 1928 erstmals eröffneten Domizil sind ausladend, die Bäder großzügig geschnitten. Essen und Trinken Le Cinq ist das Paraderestaurant, mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Es wird eine elegante, aber schnörkellose Haute Cuisine serviert, alle Gerichte auch hier zu Höchstpreisen. Hochbetrieb herrscht stets in La Galerie und Le Bar, beides mit Lounge-Charakter, ideale Treffpunkte. Hier wird täglich (sehr britisch) Five o'Clock Tea serviert. Das Hotel verfügt über den besten Weinkeller von Paris.

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Service Einst eine der großen Stärken der Four-SeasonsGruppe. Nachdem sich der Unternehmensgründer Isadore Sharp zurückgezogen und der deutsche Präsident Wolf Hengst die Kompanie verlassen hat, stürzte in etlichen Four Seasons Hotels die Servicequalität ab, so erlebte ich es in Miami und in New York. Auch in Paris musste das Gepäck mehrfach angemahnt werden, war der Pförtner unfreundlich und der Frühstücksservice kritikwürdig. Eine Ausnahme war der Health Club, das Beauty Center. Mein Urteil Ungewöhnlicher Luxus zeichnet das vor einigen Jahren wiedereröffnete Traditionshaus aus. Lobby und Flure wirken mit den großartigen Kunstwerken wie eine permanente Ausstellung der Spitzenklasse. Prächtige Vorstandsräume und Salons sowie der Ballsaal Vendôme bieten einen stilvollen Rahmen. In diesem Hotel sorgt vor allem die einmalig aufwendige Ausstattung für den Sterneglanz. Diese besondere Qualität stabilisiert im vielleicht teuersten Hotel Europas fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Kostspielig, aber den Luxus wert Mandarin Oriental, Paris

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as jüngste Luxushotel in der ausgesprochen breiten Pariser Hotel-Palette, das Mandarin Oriental, liegt direkt an der renommierten Flaniermeile Saint-Honoré, nahe dem Louvre und der Oper. Modernes Design in einem wunderschönen Art-déco-Palast (1928) schafft den Rahmen für feine Lebensart und genussvolle Küchenkunst. Nach nur anderthalb Jahren hatte sich das Hotel im Herzen der Pariser Altstadt derart durchgesetzt, dass die Hongkonger Managementgesellschaft mit dem Fächer im Wappen die Immobilie für 290 Millionen Euro kaufte. Sehr ungewöhnlich, aber das beste Zeichen für totale Überzeugung. Philippe Leboeuf, ein international erfolgreicher Manager, führt das Domizil mit einigen deutschen Mitarbeitern im Team. Der Spa- und Wellness-Bereich ist mit 900 Quadratmetern der größte in einem Pariser Hotel.

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©2014 Mandarin Oriental Hotel Group


Zimmer und Suiten Der Superlativ „die größten“ gilt auch für die 99 Zimmer und 39 Suiten, die mit feinsten Materialien wie Seide und bestickter Taft, mit dunklem Holz, Blass-Lack und Chrome gestaltet sind. Schon selbstverständlich, dass die neueste Technik eingebracht ist. Perfekt die Badezimmer mit weißem Marmor und Mosaik-Deko. In den Suiten sind große Flachbildschirme auch in der Nasszelle. In dieser Preiskategorie habe ich nichts anderes erwartet als separate Toiletten und Walk-in-Duschen, mit Perlmutt ausgekleidet. Die Zimmernummern befinden sich auf dem Fußboden vor den Türen. Einzigartige Mode-Fotografien bringen einen Hauch der Pariser Haute Couture und damit Mode-Glanz in die Suiten. Essen und Trinken Der Tag beginnt mit dem Frühstück und einem exzellenten Büfett, wobei Schinken und Käse immer frisch aufgeschnitten werden. Einzige Kritik: Die Wartezeit von 25 Minuten auf ein Omelette war zu lang. Großartig die Brotsorten, appetitlich das Gewürzbord. In der edelsten Suite von Paris werden in der angegliederten Küche die Mahlzeiten frisch zubereitet. Kulinarische Vielfalt wird im Gourmetrestaurant „Sur Mersure “, im „Camélia“ und „Live Cocking“ im Innenhof offeriert. Chefkoch Thierry Marx (zwei Michelin-Sterne) zaubert mit den Aromen. Ich erlebte eine kulinarische Sinnesreise mit modernen Regional-Gerichten und einem Schuss Fernost-Würze. Die klassische französische Patisserie genoss ich im Cake Shop. – 136 –


Service Kein Schlangestehen an der Rezeption, eingecheckt wird bequem auf dem Zimmer. Vom Concierge bis zum Hausdiener besticht die Freundlichkeit und Gästepflege. Der Hoteldirektor hat sein Büro in die Halle verlegt, weil er unmittelbar am Gast sein möchte. Exzellent, aber auch teuer, ist der kompetente Service im Spa. Für eine halbe Stunde Massage hatte ich 370 Euro auf der Rechnung. Überragend waren das Housekeeping und der zweite Servicegang. Das Zimmer war total aufgefrischt und duftend. Das angeforderte Leih-Laptop war in sechs Minuten auf dem Zimmer. Mein Urteil Das Mandarin Oriental in Paris zähle ich zu den großartigsten Hotels weltweit. Leider ist Paris in allen Hotelkategorien sehr teuer. Das gilt auch für dieses Hotel. Wer sich zu einem besonderen Anlass allerdings eine Reise in die Stadt der Liebe leistet und dann noch dieses Traumhotel bucht, wird den Aufenthalt sein Leben lang nicht vergessen. Das sind fraglos mit einem zusätzlichen Plus versehen fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Wo sich Urlauber wie Gott in Frankreich wähnen Le Château Saint-Martin & Spa, Vence

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ls ich das Hotel vor 35 Jahren das erste Mal besuchte, passte es als Domaine St. Martin, so der damalige Name, in meine Reihe der „Kleinen Fluchten“, der „Hotel-Verstecke“. Es war kein bedeutendes Grandhotel, sondern ein kleines, feines provenzalisches Dreieinhalb-Sterne-Domizil – schon damals mit guter Küche. Inzwischen gehört es seit längerem zur Oetker Collection und ist eine echte Empfehlung für frankophile Genießer. Das Château besteht aus dem Hauptgebäude mit Turm und sechs Villen. Tritt man durch das Portal in die hohe Halle, schlägt einem die ehrfurchtheischende Atmosphäre wie in einem Museum für Zeitgeschichte entgegen. Der große Salon ist teils mit provenza­lischen Möbeln und teilweise im Stil Ludwigs XV. eingerichtet. Während die manchmal

aufgesetzte Glitzerwelt der Côte d’Azur nur eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt ist, beherrscht hier eine zurückgenommene Eleganz und Harmonie die Szene.

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Zimmer und Suiten Das exklusive Haus mit nur 46 Zimmern, Suiten und sechs privaten Villen, die höchsten Komfort vermitteln, ist mit keinem anderen Hotel vergleichbar. Die komplett überarbeiteten Zimmer mit einer eher übersichtlichen Größe von 30 Quadratmetern und die geräumigeren Junior Suiten (45 Quadratmeter) mit Balkon oder Terrasse haben alle komplett erneuerte Bäder mit perfekter Aufteilung und begehbarer Dusche. Die raffiniert eleganten Dekorationen wurden von Maja Oetker, Ehefrau des Firmengründers, gestaltet. Der Blick aus den Fenstern vermittelt das herrliche Bild auf die Weite der französischen Rivera. In der Hochsaison ist das Hotel im höchsten Preisbereich angesiedelt, in der Nebensaison beginnen die Raten bei 360 Euro. Essen und Trinken Das Gourmetrestaurant Le Saint-Martin hat eine der besten Küchen in Südfrankreich. Das schicke, wenig festliche Bistro „Le 180°“ vermittelt auch in der kühleren Zeit mit leckeren Sommeraromen angenehme Urlaubsatmosphäre. Die meiste Zeit im Jahr ist das Klima angenehm, aber das Dinner auf der Terrasse ist erst wieder fürs Frühjahr angesetzt. Das Hotel ist ein Domizil für Weinliebhaber. Es gibt gleich zwei Weinkeller mit Mauerwerk aus dem 12. Jahrhundert als besondere Kulisse für Degustationen großer Lagen.

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Service Da hat sich in Südfrankreich eine Menge getan, auch hier im Château ist die Gästepflege inzwischen überzeugend und nicht mehr vergleichbar mit früher, wo manche Kellner vornehmer als die Gäste sein wollten. Heute wird der Gast von der Ankunft bis zum Check-out liebenswert bedient. Ein höchst anspruchsvoller Service, vielleicht auch angestoßen durch den Chef von Brenner’s Park Hotel, Frank Marrenbach, der die Gesamtregie in der Oetker Collection hat und sehr serviceorientiert ist. Mein Urteil Wenn man die Entwicklung und die zahlreichen zusätzlichen Annehmlichkeiten für die Gäste wie der außergewöhnliche Spa-Bereich oder die Olivenhaine auf der Anlage noch einbezieht, ist dieses Hotel eine der besten Empfehlungen für Südfrankreich und nach der perfekten Überarbeitung glatt fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Ein Schlosshotel, wo sich das Personal adlig dünkt Hotel Les Crayères, Champagne

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as mythische Hotelschloss im eigenen weitläufigen Park (sieben Hektar groß) am Rande des Zentrums von Reims wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Sehr schnell avancierte es zum Hauptquartier der Champagner-Fürsten. Heute ist es immer noch die Nummer eins der Hotelbranche in der Champagne und ein angesehenes Relais & Chateaux Hotel sowie Mitglied bei der weltweiten Vereinigung der Top-Küchen „Traditions & Qualité“. Die Öffentlichkeit ist im Park zugelassen, bleibt aber aus dem internen Bereich soweit ausgesperrt, dass die Hausgäste totale Ruhe haben und dazu Romantik pur. 1982 wurde das Hotel komplett renoviert und technisch auf den damaligen Stand gebracht. In der Zwischenzeit wurde nochmals kräftig nachge­bessert. Das kleine Châuteau ist ein exquisites Wohnpalais. Die Höhe der Decken, die Ausmaße der Fenster, die schweren Seidenvorhänge, das feudale Treppenhaus, der Luxus der Appartements mit Holzschnitzereien und massiven Kerzenleuchtern beeindrucken. Den Tag ausklingen lassen mit einem edlen Glas perlender Lebensfreude ist schon eine Pilgerfahrt in die Champagne wert. – 142 –


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Zimmer und Suiten Klein und elitär ist der Hotelbetrieb im glamou­ rösen Prachtbau mit der eleganten Inneneinrichtung. Nur 16 Zimmer (ab 400 Euro) und vier Suiten werden offeriert. Erweiterungspläne wurden nie umgesetzt. Im altehrwürdigen Rahmen brilliert heute moderne Technik, selbstverständlich Internetanschluss (WLAN-Empfang auf jedem Hotelzimmer), Pay-TV und Kabelfernsehen. Die Zimmer sind großzügig geschnitten und entsprechen unseren Junior Suiten. Die Badezimmer haben neben der Wanne eine begehbare Dusche. Mehrheitlich ist ein abgetrenntes WC vorhanden. Die Top-Kategorie Grand Luxe und Super Luxe haben eine private Park-Terrasse. Essen und Trinken 1979 bekam das Gourmetrestaurant mit dem französischen Spitzenkoch Gerard Boyer den dritten Stern. Ich erlebte diese Hochzeit der Gourmandise gemeinsam mit Remy Krug, dem Chef des gleich­ namigen Spitzenchampagner-Hauses. Aktuell ist die Küche noch gut, aber nicht mehr derart herausragend. Dafür wurde inzwischen die attraktive Brasserie Le Jardin mit ungleich günstigeren Menüs eröffnet. Sensationell ist der Weinkeller mit mehr als 400 Champagner-Positionen. Ein weltweit einmaliges Angebot.

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Service Zu allen Zeiten wollte hier das Personal schon vornehmer sein als die Gäste, aber jetzt häufen sich die Klagen über das „servicefreie Gelände“. Das gilt speziell für die Rezeption, aber auch für die unwilt lig wirkenden Pagen, die beim Gepäcktranspor­ helfen sollen. Was ich in Top-Hotels voraussetze, dass jeder Gast von jedem Mitarbeiter bei jeder Gelegenheit gegrüßt wird, ist hier nicht der Fall. Für eine angemessene Gästepflege in einem derart fürstlichen Rahmen sollte intensiver geschult werden. Ein Leser berichtete mir, dass er mit zehn Minuten Verspätung an seinen reservierten Tisch wollte. Man habe ihn „wie ein unartiges Kind abgekanzelt“. Ein Einzelfall vielleicht, aber nicht akzeptabel. Mein Urteil Eindrucksvoller kann die Optik eines Schlosshotels kaum sein als hier im Herzen der Champagne. Auch das Restaurant hat sich nach einem Zwischentief wieder zu zwei Sternen hochgearbeitet. Was zu kritisieren bleibt, ist der wenig überzeugende, oft arrogante Service. Bei einem Durchschnittspreis übers Jahr von rund 600 Euro ist das wahrlich nicht zu akzeptieren, also Abzug von einem halben Stern, das sind zur Zeit vier ehrliche Sterne.

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Europa

Leuchtturm des Luxus inmitten einer Betonwüste Alva Park, Lloret de Mar

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as Außergewöhnliche zuerst: In einer häss­ lichen Gegend mit gleichförmigen Bettenbur­ gen und Betonwüsten in Lloret de Mar an der Costa Brava hebt sich das Hotel Alva Park, einen Stein­ wurf vom Saum des Meeres entfernt, spektakulär ab. Das Hotel bietet einen beheizten MeerwasserInnenpool mit Unterwassermusik sowie einen geschmackvoll gestalteten Spa-Bereich mit Wärme­ bänken und Wassermassagen. Magische Momente sind vorprogrammiert. Im sechsstöckigen Haupt­ haus sind die Suiten und Junior Suiten eingerichtet. Alle Ausstattungsdetails sind Luxus pur. Allerdings hat das auch seinen Preis. Das Alva Park Hotel ist das teuerste Hotel in dieser Ferienregion.

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Zimmer und Suiten Es gibt ausschließlich Suiten, 86 an der Zahl, von der Junior Suite mit mehr als 70 Quadratmetern bis zur einmaligen Suite 163, einem Palast für Könige. Riesige Betten mit erstklassigen Matratzen und feinster Bettwäsche: Daunen, Seide, Satin und alles in sanften, warmen Pastellfarben. Die überragen­ den Badezimmer sind mit Jacuzzi-Wannen und teil­ weise mit Saunen ausgestattet. Mit der Fernbedie­ nung werden nicht nur die Vorhänge geöffnet, sondern auch der Weckruf vorbereitet, der nicht lärmend kommt, sondern mit Licht operiert, das all­ mählich heller wird. Auf den Schreibtischen stehen betriebsbereite Laptops. Vor der Tür wartet für jeden Gast ein kostenloser Smart für die Zeit des Aufenthaltes. Luxus total. Essen und Trinken Von der Decke regnet es silberne Vorhänge. Die Gäste an den drei (!) Tischen auf Planken im Wasser haben dadurch eine noch intimere und abgeschie­ denere Atmosphäre. Sanfte Klänge japanische Musik begleiten das Zelebrieren des Meisterkochs vor den Augen der Genießer. Später zum Dessert verwandelt sich durch geschickte 3D-Animation das Restaurant in einen Ozean. Delfine springen über die Blumenarrangements und die handge­ schnitzten Stühle. Dieser einmalige fernöstliche

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Genusstempel mit japanischen Spezialitäten ist eines von zwei ungewöhnlichen Restaurants im Hotel mit der wahrscheinlich erlesensten Ausstat­ tung der Welt. Das zweite Restaurant mit interna­ tionaler Küche heißt. A Flor D’Aigua. Die Qualität der Speisen ist ordentlich, allerdings nicht in der Luxusklasse wie das Ambiente angesiedelt. Service Wie so häufig ist der durchgängige Service in spa­ nischen Hotels der Pferdefuß. Eine Bar macht Appe­ tit, es gibt aber kein Personal. Gleiches Problem im Kids Club. 15 Minuten brauchten wir, um die Rezeption zu erreichen. Ich stehe mit meiner Mei­ nung nicht allein dar, im Internet wird von Gästen immer wieder betont, dass sich das Management auf das großartige Bild des Hotels konzentriert und dabei den Service vergisst. Mein Urteil Von der Ausstattung gewiss eines der schönsten europäischen Hotels mit grandioser Zimmerqua­ lität, allerdings auch extrem teuer. 660 Euro die Nacht, da wackelt jedes Preis-Leistungs-Verhältnis. In Verbindung mit der Service-Kritik bedeutet das der Abzug eines halben Sterns, also viereinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

Warum dieses Gran-Canaria-Hotel nahezu perfekt ist Seaside Grand Hotel Residencia, Gran Canaria

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eit vierzig Jahren ist das unumstritten beste Hotel auf Gran Canaria, das Seaside Grand Hotel Residencia, im Familienbesitz des Gründers und Inhabers Theo Gerlach. Das Leading Hotel of the World inmitten der Palmenoase von Maspalomas besticht durch Ruhe und private Atmosphäre. Kinder sind weniger erwünscht, dafür hat Theo Gerlach aber nebenan in seinem Hotel Palm Beach ein Spielparadies für die Kleinen geschaffen. So kommen Ruhesuchende und der fröhliche Nachwuchs gleichermaßen zu ihrem Recht. Von den vielen Auszeichnungen fällt besonders die Entscheidung der Kunden beim Reiseveranstalter TUI auf, die dieses Domizil zum Besten kürten. Wer durch die prächtige Anlage spaziert, wertet das Hotel als eine Oase zum Träumen nahe dem Meer und den Sanddünen.

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Zimmer und Suiten Die 73 Residencia-Zimmer und 21 -Suiten sind in den Farben Gran Canarias (viel sanftes Gelb und blaues Pastell) eingerichtet, die Möbel aus Teak, die Kopfteile der Betten wie Sessellehnen gedrechselt. Dazu blaue Teppiche aus Marokko und portugie­ sisches Fliesenmosaik im Bad. Alle Wohneinheiten sind in geschmackvollen zweistöckigen Villen untergebracht. Ungewöhnlich ist die Größe der Räume, die kleinsten Standardzimmer liegen bei 33 Quadratmetern, die Junior Suiten schon bei 51, alle mit möblierter Terrasse, und die größte Suite im spanisch-kolonialen Wohnstil hat einen 400 Quadratmeter großen Privatgarten. Die Bäder haben teilweise begehbare Badewannen mit Hydromas­ sage-Funktion. Frisches Obst und die Morgenzeitung gibt es nicht nur für die Gäste mit dem VIPVermerk. Essen und Trinken Auf eine hervorragende Gastronomie hat Gerlach von Anfang an Wert gelegt. Das „Seaside Restaurant“ bietet klassisch-mediterrane Gerichte und ebenso kanarische Spezialitäten der Insel. Interessant ist für Gäste das kostenlose Cross-Dining im „Esencia“ im Nachbarhotel Palm Beach. Die Fischqualität am Pool-Grill wird vom Chef selbst ständig kontrolliert. Exzellent sind die Tapas. Auch das Frühstücksbüfett hat mich überzeugt. Der Gast hat die Möglichkeit, zwischen Übernachtung mit Frühstück oder Halbpension zu wählen. Anders als die simplen Sonnengrill-Häuser mit Billigangeboten beginnt die Preisliste hier bei 300 Euro. – 152 –


Service Theo Gerlach ist einer der letzten großen Grandhoteliers und auch mit über 80 Jahren feilt er immer noch täglich an der Gästepflege in seinem TopHotel auf Gran Canaria. Das spürt man. Von der Begrüßung bis zur Verabschiedung ist der Service erstklassig. Gegenläufig zu anderen spanischen Hotels grüßt das Personal jeden Gast freundlich, wenn möglich mit dem Namen. Als ich auf dem Weg zum Kreuzfahrtschiff mein Aufladegerät im Bad vergaß, wurde es mir vom Hotel direkt ans Schiff gebracht. Angenehm ist der ConciergeService, der für Golfer die Abschlagzeiten mit Green-Fee-Ermäßigung organisiert (fünf Plätze im Umkreis). Mein Urteil Es ist gewiss richtig, dass man häufig in der Ferienhotellerie Abstriche an Service und klinischer Sauberkeit machen muss. Hier ist aber alles nahezu perfekt. Von allen Hotels der Kanaren ist das Grand Hotel für mich die Spitze und erhält in jedem Fall fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Wohlleben und Wellness total auf Mallorca The St. Regis Mardavall Mallorca Resort

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eit der Eröffnung 2002 ist das Mardavall mit großartiger blühender Panoramaanlage an der mallorquinischen Costa d’en Blanes eines der elegantesten Ferienhotels der Welt. Nach Renovierung und leichten Umbauten offeriert das Resort, das von St. Regis, der Elitegruppe im Starwood-Konzern, gemanagt wird, exakt 130 Zimmer und Suiten, alle mit Meerblick. Das Ambiente wurde permanent verfeinert. Weiß und Lavendellila dominieren die Optik. Prächtig die kathedralenhohe Lobby und der 4700 Quadratmeter große Spa mit Wellness total und medizinischen Heilmethoden (chinesische Ärzte).

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Zimmer und Suiten Die mediterran gestalteten Zimmer mit 65 Quadratmetern im Schnitt überzeugen mit exzellenten Betten, gemütlichen Sitzecken, Balkon und Loggien. Dekorative Rundbögen und wertvolle Bilder sorgen für ein besonders wohnliches Ambiente. Perfekte Bäder mit großer begehbarer Dusche und separaten Toiletten. Auf Wunsch Butler-Service. Suiten zum Teil mit Jacuzzi auf der Terrasse. Preise in der Hochsaison ab 700 Euro. Essen und Trinken Der Tag beginnt mit dem Frühstück. Das Mardavall hat für mich eines der absolut besten Frühstücksbüfetts in der internationalen Hotellerie. Neben unzähligen Fisch-, Schinken- und Brotsorten sowie einem großzügigen Früchteangebot zaubern gleich mehrere Köche Speisen à la minute. Im Hochsommer bleibt das Hotelrestaurant leer, da drängen alle Gäste auf die Frühstücksterrasse mit dem grandiosen Blick. Das kulinarische Aushängeschild war das Gourmetrestaurant „Es Fum“ mit der Sterneküche von José Miguel Navarro, der gebürtig von der kanarischen Insel La Gomera stammt. In der Bar gibt es allabendlich Live-Musik und eine umfas­ sende Champagner-Karte.

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Service Der gut geschulte Service sorgt dafür, dass alle Wünsche der Gäste konsequent erfüllt werden. Die Formulierung „geht nicht“ gibt’s nicht. Das Gepäck ist deutlich schneller als in den von mir vorgegebenen sieben Minuten auf dem Zimmer. Ein ShuttleDienst bringt die Gäste zu den drei Golfplätzen. Der Poolservice arbeitet reibungslos. Mein Urteil Ganz gleich, ob Restaurant, Spa oder ConciergeService, alles überzeugt mich. Einziger Nachteil: Es gibt nur eine Felsküste vor dem Hotel mit winzigen Badebuchten. Das beeinträchtigt aber nicht die Hotelwertung. Im Mardavall steht der Gast im Mittelpunkt und nicht im Weg. Gerade in Spanien aber gibt es sehr häufig eine selbst gezimmerte und nicht berechtigte Sterneklassifizierung. Beim St. Regis Mardavall bedaure ich allerdings, dass die Gesamtqualität abnimmt. Das sind viereinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

Der leise Luxus im Kloster – mitten in Mailand Four Seasons, Mailand

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ie beiden besten Mailänder Business-Hotels, auch die Spitzendomizile Italiens, können unterschiedlicher kaum sein. Das extrem moderne Bvlgari Hotel in Sichtweite des Mailänder Doms und das Four Seasons in einem umgebauten Kloster aus dem 15. Jahrhundert eingerichtet und verbunden mit einem 160 Jahre alten restaurierten Palazzo. Acht Jahre nach der Eröffnung wurde das prachtvolle Hotel noch einmal um 20 luxuriöse Zimmer und Suiten erweitert. Das Hotel im berühmten „goldenen Dreieck“ Mailands zwischen der Via Monte Napoleone, der Via della Spiga und Sant’Andrea versteckt sich hinter einer völlig bürgerlichen Fassade in der feinen Seitenstraße Via Gesu. Totaler Luxus sollte bewusst hinter Bescheidenheit versteckt sein. Übrigens war das Hotel einst als Regent konzipiert, aber durch die damalige Übernahme wurde es ein Four Seasons. Die Preis­ liste des Hotels beginnt bei 390 Euro.

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Zimmer und Suiten Die Zahl der Wohneinheiten signalisiert BoutiqueHotel-Größe: 68 Zimmer, 50 Suiten. Die Zimmer sind in vier Kategorien eingeteilt, die kleinsten haben 36 Quadratmeter. Ich empfehle die sehr großzügig geschnittenen Junior Suiten, die haben einen wunderschönen Blick auf den alten Klostergarten. Alle Zimmer sind individuell, zum Teil mit wertvollen Antiquitäten eingerichtet. Ruhige Nischen und komfortable Couchecken zeichnen die Suiten aus. Überall zeitgenössisches italienisches Design im historischen Gebäude mit jahrhundertealten Fresken und Säulen. Über das gesamte obere Stockwerk erstreckt sich die Royal Suite mit voluminöser Dachterrasse über Mailands Dächer. Alle Suiten sind unterschiedlich geschnitten und eingerichtet. In die Bäder mit edlem Marmor wurde viel investiert, das war ein persönliches Anliegen von Isadore Sharp. Essen und Trinken Vom Tag der Eröffnung gehörte das Restaurant „La Veranda“ zur Mailänder Spitze. Es gab zwar etliche Wechsel am Herd, aber die Klasse wurde gehalten. Interessant sind die Frühstücksvariationen mit Büfett, À-la-carte-Service und Frühstück im japa­ nischen Stil mit viel Fisch und Algen. Schon selbstverständlich, dass der gut geschulte Roomservice rund um die Uhr im Einsatz ist.

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Service Komfort, Gästezufriedenheit, perfekte und liebenswerte Bedienung, das sind die wichtigsten Punkte im Strategie-Katalog, den Isadore Sharp seiner Hotelgruppe Four Seasons verordnet hat. Das war eine Vision des israelischen Einwanderers, der ein interessantes Kapitel in der nie langweiligen Reihe von Erfolgsstories schrieb: vom Kibbuz-Arbeiter zum Milliardär. Obwohl der Personaleinsatz (zu Sharps Zeiten mehr Bedienstete als Gäste) zurückgefahren wurde, ist die Service-Qualität noch exzellent. Der Massage-Service im Zimmer arbeitet pünktlich und perfekt. Ebenso der zweite Service (Turndown Service) am Abend. Mein Urteil Obwohl Four Seasons, von Isadore Sharp gegründet, lange Zeit geführt und dann verkauft, als Gruppe insgesamt an Qualität verloren hat, seit Sharp und mit ihm der langjährige deutsche Präsident Wolf Hengst nicht mehr dabei sind, hat dieses außergewöhnliche Hotel seinen Spitzenstatus behalten. Das sind fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Country Style at its best Chewton Glen, Hampshire

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ch bin diesmal Gast im südenglischen Chewton Glen, diesem prächtigen roten Backsteinbau mit weißen Giebeln und grünen Fensterläden. Das satte Grün des Golfplatzes, die penibel gepflegten Beete und Hecken des Parks betten das Landresort ein. Daran schließt sich der wildreiche New Forest an, in dem einst Wilhelm der Eroberer jagte. Gut 15 Minuten Fußmarsch entfernt, peitscht das Meer gegen die Klippen. Das Landhaus mit den schlanken, weißen Säulen und den efeuberankten Wänden, wurde Anfang der 90er-Jahre ausgebaut. 1966 hatten Martin Skan und seine Schweizer Frau die winzige Acht-Zimmer-Pension entdeckt und zu einem Resort der englischen Spitzenklasse ausgebaut (heute 58 Wohneinheiten). 2007 wurde es dann an langjährige Stammgäste verkauft, die das Haus mit der gleichen Empathie weiterführen. Der SpaBereich, die Sportmöglichkeiten und die gute Kinderbetreuung machen das Hotel zu einem beliebten Ferienhaus für Familien. Eine belebte Straße vor dem Park zum Strand ist allerdings nicht ganz ungefährlich für die Kleinen.

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Zimmer und Suiten Britische Pracht empfängt den Gast. Wohnkomfort und Gemütlichkeit stimmen ein, in den Kaminen knistert den ganzen Tag das Feuer, selbst ein (bri­ tischer) Regentag wird zur angenehmen Kulisse. Schwere Rosenvorhänge und mit Rüschen ausladende Sessel und Schreibtische stehen in den Salons. Zwei Wintergärten mit Glasdächern holen die Helligkeit herein. Ich wohne in einem sogenannten „Croquet-Lawn Room“, kleiner Flur, großer Ankleideraum, perfekt gestaltetes Bad mit breiter Wanne, separater Dusche; Toilette und Bidet in einem zusätzlichen Raum. Der 70 Quadratmeter große Wohnbereich vor der Glaswand zum Balkon bietet den Blick auf den herrlichen Park. Jedes einzelne Zimmer und auch die Suiten sind individuell eingerichtet. Stoffverkleidungen, Vorhänge mit Rosen lichen Farben, und Ranken, in kräftigen freund­ dominieren. Es sind nicht einfach Blümchen als Muster, sondern Kompositionen, wie ein bunter Herbststrauß aufeinander abgestimmt.

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Essen und Trinken Zum Frühstück gehe ich in den hellen, freundlichen Wintergarten. Die Produktqualität des Frühstücks allerdings wurde von vielen Gästen kritisiert. Das Obst, am Vorabend geschnitten, sah etwas unappetitlich aus. Das Motto des Restaurants „The Dining Room“ lautet: „Live to eat, not eat to live”. Pilze und Gemüse aus eigenem Anbau, viel Wild aus dem New Forest. 1400 Weine sind im Angebot. Am Nachmittag wird im Chewton Glen natürlich „der“ Tee serviert. Service Der Einstieg ist gut geplant und gästefreundlich. Über Autotelefon dirigiert der Chauffeur, der uns vom Flughafen abgeholt hat, auf der letzten Meile das Empfangskomitee zur Begrüßung. Und die ist richtig herzlich. Doch im Tagesablauf sind nicht übersehbare Schwächen und Fehler im Gesamtservice zu registrieren. Mein Urteil Ein ganz gewiss großartiges Ferienhotel, very british. Beim täglichen Service wäre eine Qualitätsinitiative angebracht. Für den momentanen Ablauf gibt es den Abzug von einem halben Stern, also viereinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

Rote-Bete-Suppe, die sich im Blattgold spiegelt Kempinski Hotel Moika 22, St. Petersburg

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ie Kombination von Business und Kunstge­ nuss ist in St. Petersburg herausragend. Vieles in der schönsten russischen Stadt leuchtet prunk­ voll, glamourös und manchmal überladen durch purpurne Wucht und überall zu sehendes Blattgold. Exakt das spiegelt das Moika 22, so der Name des Hotels, der gleichzeitig auch die Adresse ist, wider. Das von Kempinski betriebene Hotel steht im Her­ zen der historischen Altstadt und bietet einen einzig­artigen Ausblick auf das Museum Eremitage, den Schlossplatz und die Uferpromenade des Flus­ ses Moika. Eingerichtet ist das Domizil mit 200 Zim­ mer und Suiten in einem aristokratischen Herren­ haus, das im Jahre 1853 erbaut wurde. Für Touristen ist der Name des Hotels eine besondere Hilfestel­ lung. Sie fragen nach der Straße und finden mühe­ los zurück zu ihrem Zuhause, fernab von daheim.

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Zimmer und Suiten Gold, blau, weiß rot sind die Farben des klassischen Designs der Zimmer, die interessanterweise einen leicht mediterranen Touch haben, von den Abmes­ sungen eher klein und kompakt sind. Etliche sind schlecht isoliert und hellhörig. Zimmer zum Hof sind dunkel. Bei den Suiten gibt es gleich vier unter­ schiedliche Kategorien, alle mit Antiquitäten und Gemälden des 19. Jahrhunderts ausgestattet. Den­ noch ist das Hotel kein Museum, sondern mit aktu­ eller Technik absolut zeitgemäß. Bei einem früheren Besuch hatte ich eine Suite auf zwei Ebenen. Das verlangte Fitness: treppab in den Wohnraum, treppauf ins vorzügliche Bad mit der begehbaren Dusche und dem pfannengroßen Duschkopf mit einem Wasserstrahl wie ein Tropenguss. Die geschickt eingerichtete Klimaanlage stört dank indirekter Kühlung weder im Bett noch in der Sitzecke. Auf dem Nachttisch steht kostenfreies Mineralwasser. WLAN ohne Berechnung. Sehr häufig bietet der Blick aus dem Fenster spektaku­ läre Bilder. Die Preisliste beginnt bei 170 Euro. Essen und Trinken Die Angebotspalette ist breit. In der Lobby und in der gemütlichen Kaminbar werden in gepflegtem Rahmen Getränke serviert. Einen landestypischen Borschtsch gibt es in der „Brasserei Bellevue“.

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Eine breite internationale Speiseauswahl im „Beau Rivage“. Wenn der kalte Winter vorbei ist, beginnt das genussvolle Leben auf der Sommerterrasse. Der Zimmerservice ist rund um die Uhr im Einsatz und bietet Dienstleistungen auf hohem Niveau. Service Der Service wird zusehends besser. Am Anfang wirkte er äußerst ungeschult. Dass die MagnetSchlüsselkarten oft nicht funktionieren, ist ärger­ lich. Ausgesprochen liebevoll ist die Bedienung beim Frühstück im wenig erbaulichem Ambiente, aber auch beim Schlummertrunk in der Bar wird der Gast aufmerksam gepflegt. Gut finde ich, dass im Zimmer ein Begrüßungsbrief des Managers liegt und der Reiseanzug ohne Berechnung aufge­ bügelt wird. Mein Urteil Lange Zeit gab es in der Hotel-Spitzenklasse von St. Petersburg nur das Grand Hotel Europa, bis vor einigen Jahren das Moika 22 eröffnet wurde. Es ist stets erfreulich, wenn die Entwicklung eines Hotels positiv und die Service-Kurve nach oben zeigt. Das ist im Moika 22 der Fall, darum gebe ich dem momentan angenehmsten Hotel von St. Petersburg vier ehrliche Sterne.

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Europa

Symbiose aus Tradition und Moderne Four Seasons, Prag

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ie Designhotels wie die W-Hotels von Starwood oder Ian Schragers Kreationen in Morgans Collection haben zumeist den Nachteil, dass Service und Gästepflege augenscheinlich eine völlig untergeordnete Rolle spielen, weil sie vorrangig eine auf den ersten Blick dafür wenig empfängliche Klientel bedienen. Ein verhängnisvoller Fehler. Nun gibt es ein Hotel, das im klassischen Gemäuer in ästhetischer Harmonie von Neogotik, Barock und Renaissance konsequent modern eingerichtet ist, dabei aber das Wohlfühlaroma und den Service eines klassischen Grandhotels anbietet, das Four Seasons Hotel in Prag, der romantischen Stadt der tausend Türme, in dessen Stadtbild sich die Optik des Hotels der kanadischen Edelgruppe brillant einpasst. Selten habe ich ein Haus mit so viel Charme und fließendem Übergang von Alt und Neu erlebt. Das Hotel bietet 141 großzügige Zimmer und 20 Suiten.

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Zimmer und Suiten Beim Blick aus dem Hotelfenster öffnet sich das Moldau-Panorama, gibt den herrlichen Blick auf die Karlsbrücke und die Prager Burg frei. Ein schöner Zimmerschmuck, der natürlich in die Konzeption einbezogen wird, so sind die besten Zimmer, die „Premier River Rooms“. Alle Wohneinheiten sind modern, aber gleichzeitig besonders wohnlich und komfortabel eingerichtet. Die Marmorbäder mit begehbarer Dusche und separaten Toiletten sind untadelig. Es gibt ständig Renovierungsarbeiten, so dass Zimmer und Suiten stets frisch und wie neu wirken. Das ist aufwendig und gewiss nicht billig. Die Zimmerraten beginnen bei 430 Euro. Die teuerste Suite hat gleichzeitig eine riesige Dachterrasse über der Moldau. Essen und Trinken Da hat man sich leider vom Restaurant Allegro und der Konzeption mit tschechischen Spezialitäten wie Vito Mollica, geschmortes Huhn mit herzhafter Pilzsoße und böhmischen Knödeln, verabschiedet. Das Restaurant heißt jetzt CottoCrudo und offeriert überwiegend italienische Klassiker. Gut, aber austauschbar. Die Crudo Bar ist einer der beliebtesten Treffpunkte in der Stadt und an schönen Tagen strömen die Gäste auf die Restaurant-Terrasse unter freiem Himmel.

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Service Im Restaurant, auf der Terrasse und an der Bar sind gut geschulte, junge weibliche Servicekräfte, die zumeist Deutsch sprechen, im Einsatz für den Gast. Das Housekeeping arbeitet tadellos. Alles war klinisch sauber. Als besondere Gästepflege für Geschäftsreisende, die den größten Gästeanteil stellen, wird zu den Konferenzzeiten vom Hotel für die Begleiterinnen ein attraktives Programm mit etlichen Alternativen zusammengestellt. Das habe ich so noch nicht erlebt. Liebenswerter Service auch im Konferenztrakt, im Wellnessbereich und am Concierge-Desk. Mein Urteil In einer Zeit, in der die einst unübertroffene LuxusHotelgruppe von Isadore Sharp, Four Seasons, keinen guten Lauf mehr findet (so hat auch der deutsche Investor Dietmar Hopp Four Seasons das Management seines Hotels Terre Blanche in der Provence entzogen), ist das Prager Haus nach wie vor Spitze, wie ein Fels in der Brandung. Die Gästezufriedenheit ist extrem hoch. Das sind für mich, ohne Wenn und Aber fünf ehrliche Sterne.

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Europa

Bordeaux – 25 Minuten Warten auf einen Kaffee intercontinental Bordeaux Le Grand Hotel

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icht nur für Wein-Enthusiasten ist das InterContinental Bordeaux Le Grand Hotel im Empire-Stil, direkt in der Mitte der wunderschön erhaltenen Altstadt von Bordeaux (Weltkulturerbe) ein absolutes Genuss-Zentrum. Das Traditionshaus, das 2009 renoviert und etliche Jahre als Regent Hotel offeriert wurde, gehört jetzt zur InterContinental Gruppe. Die Lage gegenüber der Oper ist einzigartig, das Bauwerk imposant, doch Kritik gibt es an den Zimmern und am F&B-Bereich (Essen und Trinken). Unabhängig davon ist die Preisliste happig, wenn es um Genuss geht. Frühstück 50 Euro extra. Großzügiger Spa-Bereich.

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Zimmer und Suiten 124 Zimmer und 24 Suiten werden offeriert, die Preisliste beginnt bei 180 Euro. Die Zimmer sind klein und oftmals sehr dunkel, das ganze Hotel dämmrig. Das gilt auch für die Lobby und die Gänge. Die Einrichtung ist funktionell, aber die StoffBespannung an den Wänden wirkt bedrückend. Positiv: Die gute Schallisolierung. Man hört nichts vom pulsierenden Leben auf dem Platz vor dem Hotel. Ebenfalls angenehm ist die leise Klimaan­ lage. Die Bäder sind alles andere als aufregend, doch mehrheitlich sind die Toiletten von der Nasszelle getrennt. Essen und Trinken Der Tag beginnt mit dem teuren Frühstück, das von der Qualität eher durchschnittlich ist. Deutlich besser ist das Essen in den beiden Restaurants. Rustikal, aber mit großen Weinen aus der Nach­barschaft (St. Emilion und Graves) überzeugt die Brasserie. In der vom Ambiente her schön gestalteten Bar wurde die Atmosphäre nochmals verbessert.

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Service 25 Minuten auf Kaffee zu warten, ist ebenso wenig akzeptabel wie das Verhalten der Pagen, die gelassen zusahen, wie sich Gäste mit ihrem Gepäck abmühten. Witzig fand ich das Fazit eines Besuchers: „Für französische Verhältnisse war das Personal noch relativ freundlich.“ Aber das kann kein Argument sein, auch der Rezeption fehlte völlig der Durchblick. Mein Urteil Ein eindrucksvolles Hotel mit Prachtfassade und unschlagbar guter „Location“, die einst Conrad Hilton als allerwichtigstes Kriterium für die Klasse eines Hotels bezeichnete. Da aber die Gesamtatmosphäre im Hotel wenig freundlich und der Service gerademal als durchschnittlich zu bewerten ist, kommt für mich die offiziell vergebene Klassifi­ zierung mit fünf Sternen überhaupt nicht in Frage. Bei aller Großzügigkeit, angesichts der fantas­ tischen Weine in der Nachbarschaft, errechne ich dreieinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

Das Grandhotel „Carlton“ in Cannes ist ein Mythos Intercontinental Carlton Cannes

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icht nur während der Filmfestspiele ist das Carlton in Cannes eine besonders begehrte Côtes-d’Azur-Adresse. Das Grandhotel gehört zu den Paradehotels der InterContinental Gruppe, die 1946 von Pan Am gegründet wurde. Das Haus mit seiner Belle-Époque-Fassade bietet Ausblicke auf die Bucht von Cannes, einem seit einem Jahrhundert bei prominenten Gästen beliebten Badeort. Es verfügt über ein eigenes exklusives Strandrestaurant und einen Pier, an dem zahlreiche Wasser­ sportaktivitäten angeboten werden, und liegt direkt an der durch die Filmfestspiele und Designer-Shops bekannten Croisette. Die Luxussuiten bieten einen wunderbaren Ausblick aufs Mittelmeer und Bootsausflüge lassen sich problemlos arrangieren. Das Hotel ist ein Mythos, das berühmtestes Domizil an der Côte d’Azur, ein weißer Prachtbau der Belle Époque.

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Zimmer und Suiten Die 343 Zimmer, 39 Suiten und elf Veranstaltungsräume im 1911 erbauten Haus sind 2009 zuletzt komplett renoviert worden. Jetzt dominieren helle Hölzer, überzeugt freundliches Design, und die schönste Dekoration ist der Blick über den legendären Boulevard de la Croisette auf das türkisblaue Meer. Mehrheitlich sind auch die Bäder komplett aktualisiert, mit separater begehbarer Dusche und Badewanne. Weiter positiv: Die Fenster lassen sich öffnen, die Klimaanlage kann man nachts komplett abschalten. Die Zimmerraten beginnen abseits der Filmfestspiele bei 240 Euro. Der Internetzugang wird täglich mit 24 Euro berechnet. Essen und Trinken Das Carlton Restaurant bietet alles vom Champagner-Frühstück (für 42 Euro) bis zum nächtlichen Dinner-Leckerbissen. Hier wie auf der Terrasse und im Beach-Restaurant stehen vor allem Meerestiere auf der Karte, die rote Seebarbe mit Spinatkeimlingen beispielsweise oder St. Pierre mit Basilikum, natürlich auch Trüffelgerichte und Köstlichkeiten wie die Foie gras. Besonders beliebt ist die CarltonTerrasse mit komfortablen Bistrostühlen.

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Service Ohne nörgeln zu wollen, ist das die Schwachstelle. Ob mediterrane Arroganz oder mangelnde Schulung, die Gästepflege könnte in jedem Fall besser sein. Der reguläre zweite Servicegang am Abend wird als „Premium Service“ angeboten. Bei meinem letzten Besuch kam ich schon spät im Hotel an, aber scheinbar doch noch zu früh. Im Raum standen benutzte Gläser, zwei leere Flaschen. Und das Schlimmste: Die Toilette war nicht vollständig gesäubert. Der Concierge kommentierte meine Empörung mit einem unwilligen „Mmhh“, einer Lautmalerei, die wahrlich nichts mit „Das tut uns leid.“ zu tun hat. Mein Urteil Eine der echten Grandhotel-Legenden auf dem Erdball. Die Lage und damit der Blick aus dem Fenster, die Hardware, auch die grandiose Hotel-Historie, alles ist spektakulär. Zusammen mit dem Willard Hotel in Washington und dem InterContinental Hotel Berlin erreicht das Carlton eine meiner drei besten Bewertungen in der an sich nur gut durchschnittlichen Hotelgruppe. Trotz der aufgezeigten Service-Schwächen bleiben das immer noch viereinhalb ehrliche Sterne.

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Europa

Ein Urlaubshotel der Extraklasse Vila Vita Parc Resort Porches, Portugal

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ch weiß nicht, wie es Ihnen geht, mir gehen die verglasten Hutschachteln als moderne Ferien­ domizile auf den Wecker. Ein Hotel sieht wie das andere aus. Ganz gleich in welchem Land, von der Optik sind sie austauschbar. Da lob ich mir die wenigen Ausnahmen, die in die Natur eingepassten Feriendörfer wie das VILA VITA Parc, an der Algar­ ve, eine halbe Autostunde vom Flughafen Faro ent­ fernt. Der südwestlichste Zipfel des Kontinents mit den roten Klippen und stillen Buchten ist weit­ gehend winterfest, in den Monaten deutschen Schmuddelwetters und Winterkälte ideal für Golfer und Wanderer. Das Hotel VILA VITA Parc, bei etli­ chen Umfragen stets als eines der absolut besten Ferienhotels ausgezeichnet, ist selbst eine 22 Hektar große Ferienlandschaft und ein Resort mit schmucken landestypischen Häusern unter­ schiedlicher Bauart und Größe mit Villen und Hauptgebäude, nie höher als die Federpalmen, davor Gärten mit Wasserfällen und schwingenden Hängebrücken. Hibiskus blüht in sieben Farben und zwischen Wasserpflanzen brühten seltene Vögel.

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Zimmer und Suiten In den 170 Wohneinheiten (Villen, Suiten, Apparte­ ments, Maisonette- und Präsidentensuiten sowie großzügigen Doppelzimmern mit abgetrennter Sitzecke) ist der freie, unverstellte Blick auf das Meer die schönste Dekoration. Drei Zimmer-Kate­ gorien in der Normalklasse, aber die besondere Ausrichtung führt zu sage und schreibe acht SuitenKategorien plus individuellen, separaten Villen mit totaler Privatsphäre. Ständige Frischzellen sorgen für einen stets perfekten Rahmen. Die Einrichtung ist mediterran leicht. Die für Portugal so charakte­ ristischen blau-weißen Dekorkacheln (Azulejos) und die hellen Möbel runden das Bild ab. Essen und Trinken Drei Möglichkeiten bietet das Resort, elegant, ja vornehm zu speisen: Top ist das Zwei-SterneRestaurant „Ocean“, das Restaurant „Arte Nautica“ liegt am Strand. Wer es im Urlaub lieber leger, also casual mag, findet ideale Angebote im „Adega“ am Schwanenteich und im „Bela Vita“, wo auch ein erstklassiges Frühstücksbüfett aufgebaut wird. Für die schnelle Mahlzeit ohne große Ansprüche ist die Trattoria mit Schwerpunkt Pizza da.

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Service Für Deutsche ist das Resort auch darum ideal, weil das Personal mehrheitlich deutsch spricht. Auch die Sicherheit ist groß. 28 Wachmänner behüten das Mammutobjekt auf einer Fläche von 40 Fußballfeldern. Das Vital Center überzeugt mit erstklassi­ gen, klinisch-sauberen Einrichtungen, versierten Masseuren, modernsten Anwendungen, da werden alle Gästewünsche erfüllt. Mustergültig arbeitet das Personal in allen Bereichen des Hotels, dies ist sicherlich der kompetenten Führung des lang­ jäh­rigen deutschen General Managers Kurt Gillig geschuldet. Mein Urteil Das gerade zum besten Hotel Portugals gekürte VILA VITA Parc gehört zur HIDEAWAYS HOTELS Collection und ist ohne Einschränkung eine echte Empfehlung, vor allem für Golfer (30 Plätze im Umfeld). Eines der seltenen Hotels in Portugal, dem ich ohne Abstriche in der Summe aller Bewertun­ gen fünf ehrliche Sterne gebe.

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Weite Welt

Masse statt Klasse in der Wohnfabrik von Miami Fontainebleau Miami Beach

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ie unglaubliche Summe von einer Milliarde Dollar war in die Renovierung und Erweiterung (mit zwei Wohntürmen) des Strandhotels Fontainebleau Miami Beach gesteckt worden. Das wollte ich mir unbedingt ansehen. Und erlebte, dass zwar in die gigantischen Bauwerke und die Anlage mit der Poollandschaft investiert worden war, augenscheinlich aber nicht in die Schulung der Mitarbeiter und damit in die Servicequalität. Wenn ich einmal für einen Augenblick vergesse, dass aber genau das die Seele eine Hotels ausmacht, berichte ich von Abläufen, die eher zum Schmunzeln reizen, aber im Moment die Stimmung verhagelten. Vor Jahren fand ich die Park- und Pool-Anlage des Hotels gewiss ein bisschen kitschig, aber voller Urlaubsstimmung fördernder Romantik. Heute sind das nur noch in Reih und Glied aufgestellte Liegen auf dem Sonnengrill, die von Gästen nicht verschoben oder gedreht werden dürfen. Überall Masse statt Klasse. Das Fontainebleau Hotel, früher ein Hilton, ist fraglos eines der größten Hotels der USA und die Nummer eins an Betten am Strand und von Kritikern gerne als „Wohnfabrik“ bezeichnet. – 186 –


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Zimmer und Suiten Was an diesem Hotel wirklich unschlagbar ist, erlebte ich auf dem Balkon. Es ist die faszinierende Strandmeile von Miami Beach und der Blick auf den unendlichen Ozean. Insgesamt 1504 Zimmer und Suiten (mit bis zu drei Schlafzimmern) werden offeriert. Die Ausstattung ist modern und komplett, mit Flachbild-TV, iPad mit Internetzugang. 658 Suiten mit viel Luxus sind in den neuen Türmen untergebracht. Außerhalb der Hauptsaison beginnt die Preisliste bei 240 Euro. Aber selbst hier ist die Liste der Nebenkosten lang: 25 Dollar kostet der Sonnenschirm und ein kleines Panino 15 Dollar. Essen und Trinken Das Restaurantangebot ist extrem breit: das „Hakkasan“ bietet moderne chinesische Küche, das petta“ italienische Cuisina Rustica, das „Scar­ „Michael Mina 74“ US-Bistro-Kleinigkeiten. Ich wählte das italienische Restaurant. Eine große Zahl von Kellnern stand in Grüppchen herum, amüsierte sich prächtig. Gäste konnten da nur stören. Ergo wurden sie nur am Rande beachtet. Und so schleppte sich das Dinner hin, der Wein war zu warm, der Salat schlecht gelesen und alles zu Preisen wie im Freudenhaus. Die Liste lässt sich beliebig verlängern.

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Service Die Gästepflege ist der Pferdefuß des Hotels. Mühselige Inkompetenz an der Rezeption, nach einer Stunde war ich endlich auf dem Zimmer, nach einer weiteren halben Stunde kam das Gepäck. Für FünfSterne-Hotels sind sieben Minuten das Limit. Im Zimmer keine Blume, kein Gruß des Managements, nicht ein Fläschchen Wasser auf dem Nachttisch und das bei einer Hauptsaison-Rate von 700 Dollar. Mein Urteil Ein von der Hardware sehr gutes Hotel mit exzellenter technischer Einrichtung und wahrlich in die Serie passend „Zimmer mit ganz besonderem Ausblick“. Was fehlt, ist liebenswerter, individueller Service, gewiss auch nicht ganz so leicht bei rund 3000 Gästen. So entsteht tatsächlich WohnfabrikCharakter, wie mir auch andere Gäste geschrieben haben. Das bedeutet Abzug von einem halben Stern also viereinhalb ehrliche Sterne.

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Weite Welt

„The Del“ ist der Filmstar unter den Luxushotels Hotel del Coronado, San Diego

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as Domizil mit den meisten Branchen-Superlativen weltweit ist das Hotel del Coronado an der Südspitze Kaliforniens, das jüngst seinen 130. Geburtstag feierte. Es ist das älteste und größte Holzgebäude in den Staaten, das erste Hotel mit elektrischem Licht, das Thomas Edison noch persönlich installierte, und das Hotel wurde wie kein anderes Kulisse für Filmszenen wie die unvergessene bei „Some like it hot“ mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon. Doch auch in vielen anderen Filmen leuchten im Hintergrund stets die roten Türme und Dächer über verschachtelten Zuckerbäckerbauten. Sämtliche Präsidenten der Vereinigten Staaten haben hier Urlaubstage verbracht. 668 Zimmer und 20 Suiten werden offeriert, die meisten im Haupthaus, dem Victorian Building. Das „The Del“, wie das Hotel von den Einheimischen kurz genannt wird, wurde 1977 unter Denkmalschutz gestellt. Der Ballsaal mit der gewaltigen Lichterkrone gilt als der schönste der Welt.

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Zimmer und Suiten Die Räume im immer wieder aufgefrischten Gebäudekomplex wurden durch Zusammenlegungen und Erweiterungen zeitgemäß vergrößert und die Gäste bekommen im eleganten Ambiente den gewünschten Luxus. Wie einst mit der Edison-Aktion, bei der die Gäste die Zimmerschlüssel in eine Wandvorrichtung stecken mussten, womit das Licht angeknipst wurde, sind heute alle modernen technischen Details vorhanden: Flachbildschirme, WLAN etc. Weil es bautechnisch nicht zu lösen ist, sind mehrheitlich die Toiletten in der Nasszelle. Auch die Geräuschisolierung ist alles andere als perfekt. Angenehm sind die zusätzlichen Strand­ villen. Die Preisliste beginnt bei 125 Euro. Nicht zu viel für derart edle Tradition. Essen und Trinken Auf Genuss hat man im Del Coronado schon immer Wert gelegt. Schon ganz zu Anfang hieß es „Oasis for European Cuisine“. Heute ist das F&B-Angebot extrem breit. Internationale Küche wird im „1500 Ocean“ serviert, landestypische Spezialitäten im „Sheerwater“, erwähnenswert ist dann noch für den kleinen Hunger „Eno Pizza and Wine“. In der ganzen Region berühmt ist der Sunday Brunch im pompösen „Crown Room“ und das auch schon seit Jahrzehnten.

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Service Das Erscheinungsbild der gesamten Anlage mit Märchenschloss-Optik am weißen Sandstrand wurde nicht verändert, die Service-Qualität allerdings. Durch Schulung wurde das Niveau angehoben, auch wenn heute wahrlich noch nicht alles stimmt, da ist das Hotel mit Service-Detailschwächen beispielgebend für die aktuelle Gesamtsituation in den USA. Typisch der ärgerliche Stau beim Einchecken. Mein Urteil Immer wieder wurde das weiße Luxushotel mit den signalroten Ziegeldächern renoviert. Das ist in einigen Bereichen auch aktuell wieder nötig. Die Zeitung „USA today“ zählt das Haus zu den TopTen-Urlaubshotels auf allen Kontinenten. Ich finde die Fotoschönheit ebenfalls faszinierend, aber eine große Historie ist brillant fürs Marketing, garantiert aber keine hundertprozentige Perfektion. Bei kritischem Hinsehen kann man ein paar ServiceSchwächen nicht wegbügeln. Trotz der grandiosen Vergangenheit sind das für mich viereinhalb ehr­liche Sterne.

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Weite Welt

Amerikanische Hotellegende mit deutschen Wurzeln Das Waldorf Astoria & Towers, New York

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as Waldorf Astoria war ein halbes Jahrhundert lang die Bühne, auf der die großen Stücke ihrer Zeit spielten, und die Geschichte des Hotels lieferte dazu den Stoff, aus dem große Romane entstanden. New Yorks bekanntestes Hotel über Jahrzehnte symbolisiert den amerikanischen Traum am Beispiel einer legendären deutschen Einwandererfamilie. 1768 war Johann Jakob Astor, als Sohn eines Metzgers in Walldorf bei Heidelberg geboren, mittellos in die USA gekommen. Durch Pelzhandel mit den Indianern und spätere Grundstücksgeschäfte schuf er die Basis für das größte Familienvermögen in den Staaten. 1893 wurde auf Wunsch der Familie ein „Beherbergungsbetrieb“ mit dem Namen Waldorf Astoria in der 5th Avenue, Ecke 34th Street gebaut und als Privathotel der Astor-Dynastie eröffnet. Später kam es zum Hilton-Konzern und heute ist es ein grob durchschnittliches Touristenhotel,ja, bis auf den Towers. Der ist absolute Spitze.

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Zimmer und Suiten Hier wird der Unterschied deutlich zwischen dem Hotel, das zur Wohnfabrik verkommen ist, und dem Towers mit eigener Rezeption und 106 Deluxe Suiten, davon 26 Presidential und vier Historic sowie 85 großzügige Zimmer und einer Lounge im 26. Stock. Während die Wohneinheiten im Hotel (ab 220 Euro) teilweise abgewohnt und überholt wirken, ist im Towers Eleganz angesagt, allerdings auch zu mehr als dem doppelten Preis. Die schwarzweiß gehaltenen Bäder haben die perfekte Ausstattung (separate Dusche, zumeist ein Gäste-WC). Einst hatte das Hotel sogar die gewaltige Zahl von 1713 Zimmern und Suiten. Im Towers sind nahezu alle amerikanischen Präsidenten schon einmal abgestiegen. Essen und Trinken Das Steakhouse gilt von der Fleischqualität und der köstlichen Zubereitung als eines der besten der Stadt. Das „La Chine“ präsentiert eine interessante Verbindung von chinesischer Küche und franzö­ sischer Inspiration. Das Peacock Alley ist für Frühstück, Lunch und Dinner geöffnet und serviert internationale Hotelküche. Das Frühstück im Hotel ist durchschnittlich, erstklassig dagegen im Towers, aber hier wird es auch extra berechnet. Dafür offeriert man eine für US-Verhältnisse erstklassige Brotauswahl und feinste französische Pasteten. Man sieht, dass die gegenläufigen Marker auf der Qua­ litätsskala weit auseinander gehen.

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Service Auch hier sind die Unterschiede gravierend, während es im Hotel den zu Conrad Hiltons Zeiten eingespielten Abschwung gibt und das ganze Hotel Wohnfabrik-Atmosphäre hat, wird der Gast im Waldorf Towers vom 28. bis 42. Stock tatsächlich noch gepflegt. Die separate Concierge-Abteilung und die Rezeption arbeiten freundlich mit einem Lächeln. Mein Urteil Es gibt wohl kein zweites Hotel in der Welt, wo man die Gesamtwertung so scharf differenzieren muss. Gewiss ist das Waldorf Astoria eine Legende und ein Meilenstein in der Branche, doch während das Basishotel heute mit äußerster Großzügigkeit drei Sterne verdient hat, kann man in der Summe aller Dinge den Towers wesentlich höher bewerten. Insgesamt sind das vier ehrliche Sterne.

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Weite Welt

Herrenhaus mit Kolonialcharme Mansion on Turtle Creek, Dallas

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osewoods Mansion on Turtle Creek, das „Herrenhaus am Schildkröten-Bach“ wie die Übersetzung lautet, war 1999 die Nummer eins bei der Institutional Investor-Weltrangliste und in den folgenden Jahren an der Spitze anderer weltweiter Hotelranglisten. In den letzten Jahren wurde es komplett renoviert, man kann schon sagen, erneuert. Die Keimzelle des von Service und Atmosphäre einmaligen Hotels in der texanischen Metropole Dallas war ein altes Herrenhaus, das 1925 von einem Baumwollkönig der Südstaaten in Auftrag gegeben wurde. Sein Architekt Allen Boyle reiste durch Europa und sammelte Anregungen, Kunst und Dekorationen. Dann entwarf er den Prachtbau im Renaissance-Stil des 16. Jahrhunderts. Die Villa wurde komplett in Bausubstanz und Ausstattung erhalten, der alte Parkettboden, die Motiv-Kacheln, das schmiedeeiserne Geländer, die Bibliothek, der Winter­garten und der schöne Vorraum zum Restaurant. Die Natur wurde in dieses schöne texanische Domizil einbezogen. Herrliche Parkanlagen laden zu Spaziergängen ein, fünf Gärtner sind ständig im Einsatz, pflegen die Blumenpracht. – 198 –


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Zimmer und Suiten Im neunstöckigen Haus mit den romantischen Vorbauten und Brunnen sind 126 geräumige Zimmer (in vier Kategorien) und 15 Suiten exzellent ausgestattet, aber teilweise wieder abgewohnt. Manche Räume sind in gediegener europäischer Zurück­ haltung gestaltet, andere bewusst im US-CountryLook mit großgeblümten Polstern, Kerzenlüstern und verspielten Holztischchen. Auf den Zimmern fällt positiv auf, was schon in der Lobby Eindruck machte: großartige Frischblumen-Gestecke. Die Zimmerkategorie Deluxe, eine von vieren, ist mit Sitzecken und Arbeitsplatz wie ein kleine Suite gestaltet. Die Zimmerraten beginnen bei 250 Euro. 1981 hatte Caroline Rose Hunt, die Tochter eines texanischen Ölmilliardärs und mit viel Sinn für Eleganz und Schönheit gesegnet, das Hotel übernommen und dazu mit Hilfe des Leipziger Hote­ liers Günter Richter, der lange vor der Wende in die USA ausgereist war, die Rosewood-Hotelgruppe aufgebaut. Design und Ausstattung tragen die Handschrift der beiden Partner. Die Zimmer 101 bis 105 im Parterre sind für mich besonders herauszuheben weil sie direkten Zugang zum sehr privat wirkenden mediterranen Pool haben. Essen und Trinken Das berühmte „Mansion-Restaurant“ zählt zu den besten US-Hotelküchen. Hier wurde die sogenannte Southwestern Cuisine geprägt, eine Kombination aus französischen, spanischen und amerikanischen Gerichten. Spezialitäten sind die MeeresfrüchteMenüs „Aquatic“ mit Thunfisch, Jakobsmuscheln, – 200 –


Hummer und Cod-Fisch (Dorsch). Ebenso wie das Restaurant Mansion offeriert auch das legere Restaurant „Terrace“ Frühstück, Lunch und Dinner, dazu den Sonntagsbrunch. Das Frühstück wird à la carte serviert. Im Verhältnis zu den Übernachtungspreisen ist das Frühstück günstig. Das Komplettprogramm mit Säften, Obst, Eierspeisen, Aufschnitt und Waffeln kostet umgerechnet 19 Euro. Der Weinkeller ist mit 25000 Flaschen gefüllt und gilt mit vielen alten Bordeaux in Magnum-Flaschen als einer der absolut bestbestückten in Amerika. Service Anders als in vielen amerikanischen Hotels, die zu traurigen Service-Wüsten verkommen sind, ist die Gästepflege im Mansion außergewöhnlich gut. Herausragend sind die Concierges, die über Nacht auch schon mal einen Learjet oder einen schwarzen Araber-Hengst organisiert haben. Diesen speziellen Service hat in den 80er-Jahren der Deutsche Josef Paulke aufgebaut. Obwohl die Restaurants immer Tage im Voraus ausgebucht sind und bis in die Nacht Hochbetrieb herrscht, regelt das Serviceteam die Gästepflege mustergültig. Kritikwürdig ist nur der mühselige Shuttle-Dienst für Fitness- und Beauty-Freunde zum Schwester­ hotel Crescent Court. Mein Urteil Obwohl es um das besondere Hotel in der Öffentlichkeit etwas ruhiger geworden ist, gehört es nach wie vor unbesehen zu den Besten der Welt. Das sind glatte fünf ehrliche Sterne. – 201 –


Weite Welt

Schatzinsel de luxe Petit St. Vincent Resort

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eit den Tagen der großen Entdecker, wie Cook, Bougainville und Philibert Commerson, wird Inselsehnsucht durch die Fantasie geweckt und der ewige Wunsch ist Traum der Menschheit, aus dem hektischen Alltag zu entfliehen. So stark wie heute war dieser Trend noch nie. Die dazu passenden Hotels sollen zur Natur die nötige Lebensqualität garantieren. Wie es das Petit St. Vincent Resort, einst das kleinste Leading Hotel of the World und heute zu den Small Luxury Hotels gehörend, in Perfektion tut. Mit gediegenem Naturgenuss und Komfort ohne Protz und garantiert abseits der breiten Touristenströme. Die Stimmung im Petit St. Vincent, einer dieser winzigen Inselchen in den Grenadines, ist faszinierend. Da treten die reinen Hotelkriterien in den Hintergrund.

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Zimmer und Suiten Ganze 46 Hektar groß ist die Privatinsel, die bis auf die Kliff-Ecke rundum von blütenweißen Sandstränden umsäumt ist. Der puderweiche Sand lädt zum Barfußlaufen ein. Die 22 Cottages, über die Insel verteilt, sind mit Lavagestein sicher gegen Hurricanes gemauert und geschmackvoll eingerichtet. Wohnzimmer, Schlafbereich, Patio, großzügige Bäder. Fernsehen gibt es nicht, auch kein Telefon und WLAN. Die Musik der Karibik wird über gut funktionierende Lautsprecher eingespielt. Von den Strandcottages läuft man über Sand gleich ins warme Wasser. Am Berghang wurden ebenfalls Ferienbungalows gebaut, die den Vorteil der traumhaften Aussicht auf die Karibik haben. Essen und Trinken Die Küche im Petit St. Vincent Resort ist köstlich: frische Fische und Langusten aus dem Meer, kreolisch gewürzt, Fleisch aus den USA, auf Holzkohle oder Lavagestein gegrillt, einfache, aber appetitliche Pasteten. Neben dem Restaurant auf dem Hügel gibt es ein zweites am Strand, hier wird mit kari­ bischer Musik für ein romantisches Abendessen unter dem Sternenhimmel gesorgt. Service Da gibt es wenige Highlights. Gut arbeiten die dienstbaren Geister beim Picknick am Strand, ansonsten wird nicht klar, ob die bewusste Diskre­ tion im Vordergrund steht oder einfach genügend Personal fehlt. Auch die karibische Lässigkeit kann die Qualität abwerten. In den Unterkünften – 204 –


bestimmt die „Flaggen-Parade“ den Service-Einsatz. Hisst der Gast die gelbe Flagge, ist das ein Signal für Zimmerservice und Transport. Zieht der Gast die rote Fahne am Mast hoch, bleibt er völlig ungestört. Entspannt, aber auch ohne großes Engagement geht es in den Yoga-Pavillons, im Spa- und Wellness-Center zu. Der Gäste, die bis vier Uhr am Nachmittag auf der zentralen Insel Barbados landen, werden mit dem winzigen, vom Resort gecharterten Flugzeug auf die Nachbarinsel von Petit St. Vincent Union Island geflogen. Da funk­ tioniert der Service. Mein Urteil Wenn der Himmel in den Farben des Regenbogens strahlt, Silberflitter auf Türkis glitzert, vermisst man nicht die in der Werbung angekündigte Eleganz im Hotel. Das paradiesische Fleckchen hat im Service-Bereich minimale irdische Schwächen. Unter dem Strich dominiert die Originalität des kleinen Hotels. In der Summe aller Dinge sind das viereinhalb ehrliche Sterne.

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Weite Welt

Krawattenzwang in der Karibik – aber nur im Hotel Hotel Curtain Bluff, Antigua

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urtain Bluff, das auf einen Hügel gebaute Privathotel, in einer Bucht am weißen Strand 25 Kilometer von der Hauptstadt St. John gelegen, ist von Experten wiederholt als das beste Hotel der Karibik bezeichnet worden. Ich schließe mich an, moniere nur die saftigen Preise (in der Saison ab 1200 Dollar, Nebensaison 950 Dollar). Der Wahlspruch des langjährigen Besitzers, Howard Hulford, machte das zum Programm: „Ich habe keine Billigsaison im Jahr, weil ich keine Billig-Gäste mag.“ Da schließt das Hotel lieber in den heißen Monaten Juli, August bis Anfang September komplett. In mehreren Fertigungsabschnitten wurden die zweistöckigen Gästehäuser alle unter den Palmenwipfeln erstellt. Auch nach dem Ausbau blieb der exklusive Charakter der Hotelanlage an der Old Road erhalten. Die weiten, weißen Sandstrände reflektieren das grelle Sonnenlicht. Das Wasser leuchtet in einem zum Ufer immer blasser werdenden Grün, das schließlich in das blendende Perlweiß des Strandes übergeht. Für mich ist das hier eine der schönsten Ecken der Antillen.

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Zimmer und Suiten Nach Größe und Ausstattung werden die 72 geräumigen Zimmer und Suiten entlang der Surf Beach in die Zimmer-Kategorien Superior, Deluxe und Executive Deluxe (was unserer Junior Suite entspricht) und in Suiten mit ein oder zwei Schlafräumen aufgeteilt. Alle Wohneinheiten haben holzgetäfelte Decken, Kühlschränke und moderne Internet-Technik. Attraktiv sind die gefliesten Terrassen und Balkone. Nur Fernsehgeräte gibt es nicht, das ist Haus-Philosophie. Wer unbedingt in der Entspannungsphase fernsehen will, muss sich in das Fernsehzimmer begeben. Ein Tipp: Den weitaus schönsten Blick hat man auf dem Hügel. Im höchsten Haus wohnt übrigens der Besitzer selber. Essen und Trinken Ein sehr gutes Frühstück, karibisch leichter Lunch und Dinner wird im Sea Grape serviert. Die Alternative ist das Tamarind. Der Room-Service ist rund um die Uhr im Einsatz. Zum Restaurantbereich gehören auch eine herrliche Terrasse und eine großzügige Bar-Lounge. Im Restaurant ist es vorbei mit der karibischen Lässigkeit: Krawatte und Jackett sind Pflicht zum Dinner (was ich sehr begrüße). Den Weinkeller erreicht man über Steintreppen. Man durchläuft einige Klimaschleusen, die Temperatur wechselt von karibisch heiß in die Kühle Alaskas. Im Keller erlebt der Gast eine auch für inter­ nationale Spitzenhotels in Europa außergewöhnliche Klasse: Die sogenannten „Fünf Großen“, gemeint sind die besten roten Chateau-Gewächse aus Bordeaux, lagern hier. – 208 –


Service Ich habe stets zugestimmt, wenn geurteilt wurde, in der Karibik und auf den Bahamas könne man keinen akzeptablen Service organisieren, weil die Bereitschaft fehlt. Hier erlebte ich die große Ausnahme. Der Gast wird ordentlich bedient, wo immer möglich, mit Namen angesprochen. Kultivierten Service erlebt der Gast auch in den Sportstätten, im Wellnessbereich und auf einer der größten und schönsten Tennisanlagen der Welt. Ebenso beim Golf-Concierge. Mein Urteil In keiner Ferienregion ist die Spannweite von ganz schrecklich bis hervorragend so groß wie auf den Antillen. Die absolute Spitze verkörpert das Curtain Bluff auf Antigua. Das sind strahlend wie der karibische Himmel fünf ehrliche Sterne.

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Weite Welt

Ein Karibik-Paradies mit HemingwayAmbiente Point Grace Hotel, Providenciales, Turks and Caicos

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as ist die Verwirklichung der erträumten Wunschvorstellungen im real existierenden Alltag: Vom Kopfkissen aus in meinem Zimmer 303 im „Point Grace Hotel“ geht der freie Blick auf das lichte Türkis des Meeres. Rein gar nichts steht dazwischen, nicht einmal die Postkarten-Palme, die sich üblicherweise schräg über den Strand lehnt. Ein zarter Streifen dieses blütenweißen, staubfeinen Strandes begrenzt als Saum der karibischen See das spiegelglatte Wasser. Der Ort der Erfüllung steht auf der Insel Providenciales (zugleich auch der Name der Hauptstadt) der Turks- und Caicos-Inseln, südlich der Bahamas, dreißig Flugminuten von der Dominikanischen Republik entfernt. Das Hotel mit der fantastischen Aussicht ist das beste Domizil der West Indies. Der Strand am Hotel auf den Turks and Caicos ist unschlagbare 19 Kilometer lang und für Jogger, Walker und Barfußgeher ideal, weil er nirgendwo schräg ins Meer abfällt. Die Turks und Caicos (der Name setzt sich aus der Kakteenart Turks und Caicos für winzige Inselchen zusammen) sind das Glamourziel der Zukunft. – 210 –


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Zimmer und Suiten Nur 28 Zimmer, Suiten, Cottages und ein Ferienhaus (für bis zu acht Personen) sind im dreistöckigen Haus plus Anbau auf der großen Anlage eingerichtet. Alle Hotelzimmer sind geräumige Appartements. Die Einrichtung besticht durch elegante Korbmöbel, viel Naturweiß und hauchzarte, grüne Palmenmotive, an den Kassettendecken im Kolonialstil wirbeln riesige Schaufel-Ventilatoren kühlenden Wind auf die Gäste. Alles in allem typisches Hemingway-Ambiente, das sich sogar in der Gestaltung und Einrichtung der Balkone fortsetzt. Prächtig gerahmte Gauguin-Kopien zieren die Wände. Nachteil: die Dusche ist in der Badewanne. Essen und Trinken Die kreolische Küche mit den extrem scharf gewürzten Fleisch- und Fisch-Gerichten mit aromatisierten tropischen Früchten, leicht gegrillt, im Brick-Teig oder mariniert, das alles bietet Hutchings Restaurant vom Feinsten. Die Küche zaubert auch ein von den Aromen deutlich milderes Kindermenü. Schon das Frühstück unter karibisch-blauem Himmel ist ein Genuss. Auch hier dominieren die köstlichen frischen Früchte.

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Service Ein Problem für alle Hotelbetreiber in der Karibik war und bleibt die Service-Unwilligkeit vieler Einheimischer. So sorgen für reibungslosen Ablauf mehrheitlich Filipinos und Balinesen. Auch die Polizisten am Flughafen sind alles andere als freundliche Sonnenkinder. Ich wurde am kleinen Airport im weißen Oldtimer abgeholt, zwei Verkehrsregler in Uniform „verbissen“ sich in meinen Fahrer, weil der Indonesier war. Als sie nichts zum Kritisieren fanden und an den Papieren nichts auszusetzen war, schrieben sie einen Strafzettel, obwohl doch alle an der Flughafen-Baracke parken, um Gäste abzuholen. Positiv hebt sich der ThalassoSpa-Bereich ab. Liebenswürdige Masseurinnen aus Java zaubern die Flugmüdigkeit weg. Mein Urteil Das Paradies findet nur in unseren Vorstellungen statt. Hier ist allerdings die Optik dafür zu 100 Prozent gegeben. Aber die Service-Unwilligkeit, die man immer wieder erlebt, muss ich in der Wertung ebenfalls mit einbeziehen. Das reduziert dieses ansonsten großartige Boutique-Hotel auf viereinhalb Sterne.

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Weite Welt

Das einzige Fünf-Sterne-Hotel im Norden Balis Matahari Beach Resort & Spa, Bali

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as Matahari Beach Resort & Spa darf sich als einziges Hotel im vom Tourismus noch weitgehend unberührten Norden Balis mit fünf Sternen schmücken. Das bestätigte 2017 ein unab­ hängiges Zertifizierungsinstitut, das das privat­ geführte Boutique-Hotel ausgiebig auf Herz und Nieren geprüft und die Fünf-Sterne-Klassifizierung verifiziert hatte. Doch das deutsche Inhaberpaar Magnus und Parwathi Bauch und die 130-köpfige „Matahari-Familie“ erfüllen keine Standards, son­ dern sie füllen den Fünf-Sterne-Gedanken schon seit über 20 Jahren mit exklusiven Verwöhnwelten und einer ganzheitlichen Philosophie, die von der Fachwelt schon mehrfach hochkarätig ausgezeich­ net wurden. Diese Meinung teilen augenscheinlich auch viele der Gäste, die es, teils selbst aus dem fer­ nen Europa, mehrmals im Jahr in diesen Paradies­ garten für die Seele zieht. Warum genau, lässt sich nicht ganz einfach erklären. Denn umgeben von einem wahrlich paradiesischen Garten bietet das Luxusresort, das zu den ausgesuchten Mitgliedern der HIDEAWAYS HOTELS gehört, ein breites, nachhaltig inspiriertes Angebot an kulturellen, – 214 –


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sportlichen und kulinarischen Möglichkeiten – vom Fine Dining und geführten Inseltouren über Golfen bis zu authentischen Begegnungen mit der Kultur der „Insel der Götter“. Tauchgänge im UnterwasserNationalparks Bali Barat und ein Treatment im wunderschönen Parwathi Spa, das mit seinem ganzheitlichen Wellness-Konzept in die spirituelle Aura Balis entführt, gehören dabei ohne Frage zu den Matahari-Highlights. Zimmer und Suiten, hier Villen Auf dem Hotelgelände gibt es jede Menge Kunst­ werke zu entdecken. Dazu zählen auch die sech­ zehn Bungalows mit je zwei Wohneinheiten, die bis ins Detail eindrucksvolle Einblicke in die Hand­ werkskünste Balis gewähren. Im Mittelpunkt steht ein traditionelles Himmelbett und im privaten Gar­ tenhof duscht man unter den Sternen. Natürlich verfügen die Matahari-Wohnträume über moderns­ ten Komfort wie Klimaanlagen oder inkludiertes WiFi. Einen Fernseher gibt es nicht. Aber den braucht man an diesem paradiesischen Ort wahr­ lich nicht. Die Preise beginnen bei 157 US-Dollar pro Person und Nacht. Essen und Trinken Die abwechslungsreiche und hochkarätige Matahari-Kulinarik hebt jeden Gast in den siebten Genusshimmel. Dabei prägen frische und natürlich produ­zierte Lebensmittel aus der Region die Lei­

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denschaft für die feine Kochkunst. Und das schmeckt man! Beim Frühstück und im „Leon Beach Bistro“ genauso wie im Fine-Dining-Restaurant „Dewi Romana“. Dazu kommt, dass die Weinkarte zu den besten der Insel gehört. Service Egal, welche Jury das Matahari bisher ausgezeich­ net hat, in einem Punkt waren sich alle einig: Die ca. 130 Mitglieder zählende „Matahari-Familie“, von denen viele schon seit über 20 Jahren die Wohlfühl­ welt des Resorts entscheidend mitgestalten, ist „die“ Erfolgsgarantie für glückliche Gäste. Und falls es doch einmal etwas zu beanstanden gibt, sorgt ein effektives Beschwerdemanagement unbürokratisch und prompt für Abhilfe. Mein Urteil In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Mata­ hari zu einer der führenden Adressen der Insel ent­ wickelt, die Kulturinteressierten, Feinschmeckern, Verliebten und Aktivurlaubern genauso authen­ tische Bali-Erlebnisse bietet wie Tauchern und Well­ nessurlaubern. Das beweisen unzählige begeisterte Gäste genauso wie die vielen hochkarätigen Aus­ zeichnungen, unter anderem wurde dem Inhaber­ ehepaar 2018 der „HIDEAWAYS Lifetime Achieve­ ment Award“ verleihen, in dessen Lobge­sänge ich nur einstimmen kann – auch von mir gibt es des­ halb fünf wohlverdiente Sterne!

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Weite Welt

Livrierte Diener und Champagner-Ströme Raffles, Singapur

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otel-Legende Raffles – von kaum einem anderen Hotel gibt es eine derartig farbige HotelGeschichte und natürlich Geschichten wie die des erschossenen Tigers in der Bar. Drei amerikanische Brüder hatten 1887 ein kleines Café mit wenigen Fremdenzimmern gekauft und in Eigenregie ausgebaut. Sie gaben dem Mini-Hotel den Namen des englischen Gouverneurs der Insel, Sir Raffles. Der zweite Umbau folgte schnell und schon 1905 nannte Somerset Maugham das Domizil das „Savoy des Ostens“. 1989 startete die letzte Totalrenovierung. Heute ist das Hotel in erster Linie eine Fotoschönheit für Touristen. Ein weißer Prachtbau im vikto­ rianischen Stil, dazu ein gepflegter Garten mit traumhafter Abendatmosphäre unter Palmen, umgeben von Kokoswedeln und behäbigen Bananenblättern. Für Touristen sind die Einkaufsar­kaden eine zusätzliche Attraktion. Rein hoteltechnisch wurde das Raffles längst vom Millenia RitzCarlton oder dem Marina Bay Sands und dem Shangri-La abgehängt.

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Zimmer und Suiten 84 Gästezimmer, die meisten zum Palm Court gelegen, zwölf sogenannte Personality Suiten, fünf Grand Suiten und dann die beiden riesigen Präsidenten Suiten sind im aktuellen Angebot. Die Zimmerraten beginnen bei rund 400, Frühstück bei 40 Singapur-Dollar extra (rund 25 Euro) Bei der letzten Renovierung wurde die Zahl der Wohneinheiten verkleinert, etliche Zimmer vergrößert und rund vierzig Millionen Euro in die Ausstattung gesteckt (Gesamtinvestition 160 Millionen Dollar). Vor allem die Suiten sind mit Antiquitäten vorzüglich eingerichtet. Herrliche Balkon-Sitzecken, vor allem bei den Corner-Suiten. In der Gestaltung der Bäder ist das alte mächtige Gemäuer im Weg. Die Toilette sind zumeist in der Nasszelle. Essen und Trinken Da gibt es gleich 20 Möglichkeiten an Restaurants, Lounges und Bars. Ein einmalig großes Angebot, aber dennoch von Touristen, die hier nicht wohnen, überlaufen. Ohne Frage, die stören die Hausgäste. Seine Ruhe hat der Resident nur frühmorgens beim Frühstück im Billard Room mit einem guten europäischem Büfett. Zum Sonntagsbrunch gibt es hier traditionsgemäß Champagner ohne Berechnung. Das Steakhouse ist klassisch minimalistisch einge-

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richtet, exakt wie in Chicago. Gute französische Küche offeriert der Grill und ein asiatisches Curry. Ein Büfett wird abends im Tiffin Room aufgebaut. Vier Bars, darunter die berühmte Writers Bar mit Erinnerungen an große Autoren vergangener Jahrhunderte, so Somerset Maugham, laden ein und im Courtyard geht es abends noch lange ganz relaxed zu, Sportkleidung erlaubt. Service Der Pferdefuß der faszinierenden Hotellegende. Gäste quälen sich mit schwerem Gepäck durch die Lobby. Die livrierten Servicekräfte sehen zu, ohne zu helfen. Lange Wartezeiten in den Restaurants. Dabei sind die Voraussetzungen gut. 24-Stunden-Roomservice und jede Menge Personal. Doch die Mitarbeiter fühlen sich wohl überlaufen von Brigaden von schaulustigen, ständig fotografierende Touristen. Mein Urteil Wer eine Leidenschaft für Hotel-Legenden hat, dem empfehle ich, das Raffles zu besuchen. Bei kritischer Analyse freilich muss man heute Abstriche machen. Der Service ist nun mal die Seele des Hotels und der kränkelt. Darum gibt es die Winzigkeit von einem halben Punkt Abzug, also vier ehrliche Sterne.

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Vita Heinz Horrmann

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einz Horrmann, 1943 im Rheinland geboren, arbeitet seit mehr als vierzig Jahren als Journalist, Buchautor und TV-Moderator. 38 Reise-, Hotel- und Genussbücher von ihm wurden bisher veröffentlicht, u. a. der Bestseller „Inselparadiese“. 25 Jahre war er bei den überregionalen Zeitungen „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“, später auch bei der „Berliner Morgenpost“ als Geschäftsführender Redakteur verantwortlich. Heute ist er den Blättern des Axel Springer Verlages als Autor und Kolumnist verbunden, ebenso den Magazinen „À LA CARTE“ und „HIGH LIFE“ des Klocke Verlages. Seine Reportagen wurden mehrfach ausgezeichnet (Reportagepreis der Stadt Detroit, Autorenpreis der Christophorus-Stiftung). Im April 2001 wurde Horrmann als erster Journalist mit dem begehrten „Five Star Diamond“ der American Academy of Hospitality Sciences als „Weltweit bester Hotelautor“ geehrt, 2012 erhielt er den „Lifetime Achievement Award“. Für seine „Verdienste um die deutsche Hotellerie und Gastronomie“ bekam er im selben Jahr das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im November 2005 verliehen ihm die Brillat Savarin Stiftung und die Gastronomische Akademie Deutschlands den Carl-Friedrich-vonRumohr-Ring für sein Lebenswerk und von den besten Hoteliers bekam er die ehrenvolle Auszeich– 222 –


nung „Deutschlands Hotel-Autorität“. Den größten Erfolg feierte er 2014, als er in New York für seinen „Weltrekord im Hotel- und Genussbuch-Schreiben“ geehrt wurde. Zur TV- Karriere: Als Juror ist Heinz Horrmann mit ungeschminkten Bewertungen in bisher 200 Sendungen der „Kocharena“, „Grill den Henss­ler“ bei VOX sowie „Topfgeldjäger“ und „Fernsehgarten“ beim ZDF und als „Der Hotelinspektor“ bei RTL zu sehen, ebenso in der VOX-Serie „Fünf Sterne sind mir nicht genug“. Mit dem „Grill den Henssler“-Team bekam er den Bambi. Unter dem Titel „Gekauft, gekocht, gewonnen“ hat Heinz Horrmann bis dato 21 Kochsendungen für Kabel eins abgedreht. Heinz Horrmann ist mit seiner Frau Regine verheiratet und hat einen Sohn (Thorsten).

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Nicht nur Vielreisende haben längst erkannt, dass ein Hotel weit mehr ist, als nur ein Bett für die Nacht. Die Hotellerie trägt zum Großteil mit besonderen Restaurants die Gourmandise im Lande, sorgt für Genuss, bietet die notwendige Basis für Tagungen und Konferenzen, pflegt mit kultivierten Einrichtungen die Spa- und Wellness­ bedürfnisse und die Top-Häuser sind zugleich Bühnen. Wie aber findet der Gast die Sternekate­ gorie, die er für angemessen hält und die für ihn bezahlbar ist? Die von den Hotels vorgegebenen Sterne sind kaum eine echte Hilfe. In vielen Län­ dern „selbstgebacken“, in Deutschland schon realer, aber wie der Service ist, geht auch daraus nicht hervor. So sollen Ihnen neben Lesespaß die Bewer­ tungen in diesem Band auch eine mögliche Hilfe sein. Es würde jeden Rahmen sprengen, die von Heinz Horrmann getesteten, bewerteten und eingeordneten 2500 Hotels in aller Welt zusammen­ zustellen. Aber der Wunsch des Autors ist, dass seinen Lesern auch diese kleine Auswahl von Domizilen in Deutschland, Europa und der weiten Welt zusagt. In Kooperation mit dem Klocke Verlag, der wie kein anderes Verlagshaus in Europa die gehobene Hotellerie weltweit kennt, entstand dieser informative und kurzweilige Guide.


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