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1905 in der Speicherstadt

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DER FOTORÜCKBLICK

DER FOTORÜCKBLICK

Das Amtsgericht

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Aus dem Amtsgericht Sehenden Auges?

aus rein altruistischen GrünSeit drei Jahren in Panik und Angst – das ist für Claudia K. (alle Namen den, sondern mit Gewinnstreben gehandelt. Sie habe sozusagen am Elend verdient. Frau K.s Verteidiger sieht das geändert) das Resultat der naturgemäß anders und legt Entdeckung ihrer illegalen sich für seine Mandantin ins Handlungen bis 2018. Jetzt Zeug. Er zeigt auf, dass sie sitzt sie wie ein Häuflein keine „klassische“ Dealerin Elend mit gesenktem Kopf sei. Sie habe außer für Frau und leiser Stimme vor Ge- O. nie Arzneimittel „besorgt“, richt. Jedes Wort fällt ihr sie habe keine Preise diktiert schwer. Die Scham ist groß. und sei auch sonst nie krimi-

Beim Gassigehen kam die nell in Erscheinung getreten. gelernte Pharmazeutisch- „Wir haben keine Anzeichen technische Assistentin vor ei- dafür, dass Frau K. so ein nigen Jahren mit Ursula O. in Mensch ist.“ Frau O. habe Kontakt, die zu einer guten von sich aus die Höhe der Bekannten wurde. Diese hatte Zahlungen festgelegt; auch in in den 1980er dem Bewusstsein, Jahren ein gängiges Schlafmittel verschrieben bekommen, von „… nur wenig kriminelle Energie …“ dass Frau K. für sie ein großes Risiko eingeht und ihre gesamte bedem sie inzwi- rufliche Position schen abhängig aufs Spiel setzt. war. Sie wanderte von Arzt Man könne ihr also höchstens zu Arzt, bis sie irgendwann vorwerfen, diese Zahlungen von niemandem mehr ein Re- nicht abgelehnt zu haben. Anzept bekam. sonsten weise ihr gesamtes „Es geht mir nicht gut. Verhalten nur wenig kriminelKannst Du mir helfen?“, wen- le Energie auf. Sie habe nicht det sie sich an die Angeklag- sehenden Auges den zuletzt te, die sie auch schon aus ih- schlechten Zustand der, inrer Apotheke kannte. Die zwischen verstorbenen, AbAngeklagte arbeitete inzwi- hängigen ausgenutzt. Er wirft schen am Empfang einer deshalb eine Geldstrafe von Arztpraxis und nutzte ihren 90 Tagessätzen und die Rückdortigen Zugang zu Blanko- zahlung ihres „Gewinns“ in Privatrezepten aus, um ihrer den Ring. Dies sei für sie eine Freundin zu „helfen“. Sie be- Möglichkeit, mit der Sache sorgte die Medikamente und abzuschließen und ohne eine bekam dafür einen deutlich Vorstrafe weiter zu arbeiten. höheren Geldbetrag erstattet, Die Richterin folgt im Groals die Tabletten eigentlich ßen und Ganzen seiner Eingekostet hätten. schätzung und verurteilt Frau

Die Staatsanwältin fordert K. zu 200 Tagessätzen à 35 dafür ein Jahr Freiheitsstrafe Euro und einen Wertersatz auf Bewährung wegen des von 11.300 Euro. Verstoßes gegen das Arznei- Alke Dohrmann mittelgesetz. Sie habe nicht

THEMA: Hilfe, Risiko!

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse

der. Einigkeit herrschte, dass ein gewisses Lebensrisiko dazugehört und im Extremfall sogar das Salz in der Suppe sein könnte. Das ist, wie dargelegt, heute anders. Die Frage ist nun, warum? Man hört immer wieder, das läge an besseren Informationen. Die Leute sind aufgeklärt und wissen, dass Opa Heinrich aufgrund des „survivorship bias“ als Beispiel dienen musste. Wir sehen nur ihn. Wir sehen nicht all die anderen Opas, die mit 65 an Lungenkrebs gestorben sind und genau aus diesem Grund nicht mehr qualmend herumNeulich habe ich etwas sehr Gewagtes getan. An der Grenze zur laufen. Auch die Erkenntnisse über Ernährung sind fraglos zahlreicher geworden (müssen alSelbstzerstörung und ganz si- lerdings alle zehn Jahre revicher nah am Drogenmiss- diert werden). brauch. Ich glaube aber, dass das

Honigbrot gegessen. Tja, reine Mehr an Information ohne Zucken und ohne Nach- am Kern der Sache vorbeisorge! Mit Butter! Ich kann geht. Besuchen Sie mal ein mich noch erinnern, in den armes Land und gucken sich 90ern galt ein Honigbrot ir- an, wie die Leute da Auto gendwie als old fashioned, fahren. Von Risikoaversion aber das war’s dann auch. keine Spur. Jeder so schnell, Heute sehen viele Menschen wie er kann, und das kleine in Honig – und übrigens auch Überholmanöver da vorne an in Äpfeln und anderen süßen der Serpentine – FunctioneaNaturprodukten – ein risiko- za!* behaftetes Nahrungsmittel, Die qualmen auch alle das vor allem von Kindern noch, obwohl das Geld für Ziferngehalten wer- garetten knapp ist. den muss. Und mit dem Wort Risiko sind wir beim Thema. Wird schon schief gehen, nöch? Daher meine These: Risikoaversion hängt am Geld und an der ÜberIch kann mich zeugung, dass der nicht erinnern, dass in mei- morgige Tag noch schöner ner Kindheit irgendjemand ei- wird als der heutige. Das ist nen Fahradhelm getragen normales menschliches Verhätte (das ist nicht lange her, halten. Wenn wir wissen, wie das obige Foto beweist!). dass es morgen eine tolle ParJugendliche sind ohne Schüt- ty gibt, gehen wir heute früh zer Inline-Skates gefahren. zu Bett. Und wenn die ChanWer jeden Abend Rotwein ce besteht, dass morgen Rotrinken wollte, tat das eben. boter die Glossen schreiben Alle haben heftig gequalmt und der Alterungsprozess gemit Hinweis auf irgendeinen stoppt wird, dann ist es nur Opa Heinrich, der trotz „Ern- vernünftig, sich bis dahin so te 23“ biblisch alt geworden frisch wie möglich zu halten. ist. Und ich kann mich auch Blöd wäre allerdings, wenn nicht erinnern, dass irgendje- die Wissenschaft zu langsam mand Impfungen mit Hinweis arbeitet. Dann bleiben einem auf Impfrisiken verweigert eben nur die billigen Tricks hätte. wie über Jahre nicht ausge„Wird schon schiefgehen, tauschte Fotos. Zumindest ist nöch?“, sagte der Norddeut- das nicht sehr riskant. sche. „Et hätt noch immer jot gejange“, sagte der Rheinlän- *Rumänisch: Wird schon klappen!

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