SALVE 1/2014

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr


SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

6. Jahrgang · Ausgabe 1 · Februar / März 2014 Erscheint 6-mal jährlich Titelbild (Jean-Marie Duvoisin): Klosterkirche Einsiedeln, Blick auf die Gnadenkapelle beim Abschluss der Feier zur Abtsbenediktion (Seite 18 ff.)

Führung Abt Urban Feder: «Begleiten, ermutigen, trösten, ermahnen»

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Wallfahrt Im Schatten der Madonna – die DVD zum Film Einsiedler Wallfahrtskalender 2014 Liturgisches Grundwissen – Mitra und Stab Liturgischer Kalender Februar/März Haben Sie gewusst, dass ...

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Kloster Einsiedeln Abtsbenediktion – Ein klösterliches Freudenfest Paracelsus-Gesellschaft – in Stein gemeisselt Gebetsanliegen Oblaten – Wer die Verbindung nach oben verliert Freunde des Klosters Einsiedeln – Ausflug nach Hirsau Konventglöckli

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Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Schulseelsorge – Wer nichts erwartet… Internat – Spirit I und II Klassentage 2014 Alumni – Klangvoller Jahresauftakt Corvina – Weihnachten mit Abt Urban Personalnachrichten Schulbibliothek / Klassentag 1973

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Propstei St. Gerold Kursprogramm Februar–April

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Kloster Fahr Grusswort Neues Leben in der Bäuerinnenschule Adventsvesper – Feierliche Begrüssung der Adventszeit Buchvernissage (Ankündigung) Nachrichten der Ehemaligen Flohmarkt im Kloster Fahr (Ankündigung)

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Historia Klosterüberfall 1314 – «Ach, man muss klagen, trauern…» www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.propstei-stgerold.at

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Kaleidoskop Veranstaltungskalender Esther Schaudt – Eine richtige Humoristin Neue Bücher Impressum

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LEITGEDANKE

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ühren und Führung sind eine Kunst, an die wir hohe Anforderungen stellen und die mit viel, auch ethischer Verantwortung verbunden ist. Wer Auto fahren will, braucht einen Führerausweis. Wer die Buchhaltung einer Firma führen will, ist ebenso auf ein entsprechendes Fähigkeitszeugnis angewiesen wie der Lokomotiv-, der Kran- oder der Bergführer. Der Wirtschaftsführer, heutzutage meist «Manager» genannt, wird teuer dafür bezahlt, das ihm anvertraute Unternehmen zum Erfolg zu führen. Und wenn ein Erwachsener das Kleinkind zu seinen ersten Schritten an der Hand führt, sehen wir, dass beim Führen und Geführtwerden die Vertrauensfrage wesentlich ist. Gerade dieses Beispiel zeigt aber auch, dass der Mensch nicht immer und überall Führung braucht. Sobald der Dreikäschehoch gelernt hat, nicht mehr auf die Nase zu fallen, lässt er die führende Hand los und ein schlechter Führer wäre, wer sie weiterhin festhalten möchte. Das Wort «führen» hat sprachlich einen interessanten Hintergrund: Es ist mit «fahren» verwandt und meint eigentlich «etwas in Bewegung versetzen», «fahrend machen». Damit ist klar, dass Führung sehr viel mit Weg zu tun hat. Wer führen will, sollte wissen, wohin der Weg führt und fähig sein, die ihm Anvertrauten auf einem möglichst guten Weg zu diesem Ziel zu führen. Jetzt springt die spirituelle Dimension unseres Stichwortes sofort ins Auge. Jesus von Nazareth, der Christus, sagt von sich, selber der Weg zu sein, der uns Menschen zurück ins «Vaterhaus» führt. «Führe uns zum ewigen Leben», beten wir, und «…nicht in Versuchung». Fachleute der Hochschule St. Gallen und der Foundation Benedict haben neulich in Sant‘ Anselmo mit Benediktinern aus aller Welt ein Seminar über Klostermanagement veranstaltet. Aber schon der heilige Benedikt wusste, dass Klosterführung weit mehr ist als kluges Wirtschaften: «Er muss wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen zu führen», schreibt er im Kapitel über den Abt (RB 2,30). Welch hohe Anforderungen Benedikt stellt, ergibt sich aus dem Schlusskapitel der Regel: «Zur Höhe der Vollkommenheit» geführt werden soll, wer im Kloster diese Vollkommenheit sucht. Mit unserem Gespräch mit Abt Urban Federer (S. 4 ff) wollen wir zweierlei: den neuen Klostervorsteher vorstellen und das Jahresthema «Führung» im klösterlichen Kontext eröffnen. Ganz im Sinn von Spr 1,5 möchten wir «lernen», was «kluge Führung» ist.

Erich Liebi

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FÜHRUNG

Abt Urban Federer im Gespräch über Führung

Begleiten, ermutigen, trösten, ermahnen «Führung» hat sich die «Salve»-Redaktion als Jahresthema für 2014 gegeben. Dem entsprechend dreht sich das Gespräch mit Abt Urban Federer, der zu diesem Zeitpunkt immer noch als klösterlicher Chefredaktor der Zeitschrift amtet, um die Frage nach seinem Verständnis von Führung, nach seinem Führungsstil als neues Oberhaupt des Klosters Einsiedeln. Seinem Wahlspruch «Mitarbeiter in Christus» gemäss beruft er sich auf die Freiheit der Gotteskindschaft. Führung ist für ihn eine Frage des Zuhörens, der Demut und der Authentizität. Und ähnlich dem «staunenerregenden Führungsstil» von Papst Franziskus will Abt Urban seine Mitbrüder in erster Linie begleiten, ermutigen, trösten und nötigenfalls ermahnen. An der Hochschule St. Gallen befasst man sich derzeit mit dem Thema «Management für das Kloster». Gehst du demnächst an die Uni St. Gallen zu einem Nachdiplomstudium für Kloster-Management? Nein, das habe ich nicht vor. Erstens bin ich ja kein Neuling in Sachen Klosterleitung,

gewisse Mechanismen habe ich als Dekan ja bereits kennen gelernt. Aber ich bilde mir auch nicht ein, als Abt ein Top-Manager werden zu müssen wie in einer Firma. Ich kann auf ein bewährtes Team von Leuten, Mönchen und Mitarbeitenden zurückgreifen, die das Know-how haben, das mir selber fehlt. Mit dem, was ich weiss und was meine Mitbrüder und Mitarbeitenden wissen, kann ich mich darauf beschränken, ihre Führungstätigkeit gut zu begleiten. Was ist für dich das Zentrale im Amt des Abtes? Für mich ist das Amt des Abtes in erster Linie ein geistliches Amt. Aber natürlich ist das Kloster auch ein wirtschaftliches Unternehmen und wir müssen die entsprechende Verantwortung wahrnehmen – ich denke zum Beispiel an die vielen Leute, die bei uns ihr täglich Brot verdienen. Wir können ja nicht am Monatsende kommen und sagen: «Tut uns leid, unsere Kasse ist leer.» In dieser Beziehung darf ich ein gutes Erbe antreten, das Kloster steht wirtschaftlich auf soliden Füssen. Ich will damit nicht sagen, dass wir keine Probleme haben und im

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FÜHRUNG

Abt Urban Federer, 59. Abt des Klosters Einsiedeln, im «Salve»-Gespräch zum Jahresthema «Führung» (Fotos: Bruder Gerold Zenoni). Geld schwimmen, so ist es nicht. Aber die Basis stimmt, auf der ich weiter aufbauen kann und ich darf die Mitarbeitende übernehmen, die die entsprechende Aufbauarbeit geleistet haben. Das Zusammenspiel des Hauptes mit der Gemeinschaft, die als Kapitel das letzte Wort hat, unterscheidet sich ja von normalem Firmenmanagement. In der Regel des heiligen Benedikt und auch in der Bibel gibt es die Ausdrücke, die wir heute verwenden, noch nicht. Die Führungsaufgabe im biblischen Sinn hat mehr mit Begleitung, Tröstung, Ermutigung, auch Ermahnung zu tun. Das sind Dimensionen, die auch meinem Wahlspruch entsprechen. Dabei ist das eigentlich ein Zufall. Ich habe ihn gewählt, weil darin mein Name vorkommt: «Grüsst Urbanus, unseren Mitarbeiter… in Christus». Der Wahlspruch drückt genau das aus, was ich eigentlich möchte. Ich will nicht

Verantwortung abschieben, meine Mitbrüder müssen nicht Angst haben, jemanden zum Abt gewählt zu haben, der auf einmal sagt: «Ich bin ‹nur› ein Mitarbeiter». Ich will meine Verantwortung durchaus wahrnehmen, aber eben im biblischen Sinn. Und so sieht es auch der heilige Benedikt. Der Abt ist tatsächlich der Vater der Gemeinschaft, aber er ist auch Rechenschaft schuldig, gegenüber Gott, seinem Gewissen und gegenüber der Gemeinschaft. Wenn wir das Wort «Gehorsam» von seiner Wurzel her nehmen – «horchen», im Sinn des lateinischen «obaudire» sogar «darunterhorchen» –, dann muss ich mir als Abt wahrscheinlich noch mehr Mühe geben beim Gehorchen, beim Darauf-Hören, was die Gemeinschaft will, was der Ort Einsiedeln will, was die Zeitumstände wollen. Darauf muss ich immer wieder hören und dann sagen, was ich will und es begründen: Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

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FÜHRUNG Führung in einem Konzern hat viel mit Strategie zu tun. Machst du Strategieüberlegungen für die nächsten zwölf Jahre? Ich verwende andere Wörter. Statt von Vision spreche ich lieber von Verheissung – ein Wort der Bibel und der Benediktsregel. Meine Aufgabe ist es, zu sagen, was an dieser Verheissung für mich – und hoffentlich auch für die Gemeinschaft – wichtig ist. Ich rede von Wegen und Zielen, vom biblischen Begriff Hoffnung und weniger von Optimismus und Strategie. Für mich ist Hoffnung wichtiger als Optimismus. Das Kloster hat dafür ein Leitbild, das bereits 1500 Jahre alt ist, das wir aber immer wieder neu leben, neu umsetzen müssen. Wo setzt du hier die Schwerpunkte? Ich muss nicht das Rad neu erfinden, ich darf auf dem aufbauen, was hier schon immer gelebt worden ist, aber im Sinn meiner eigenen Erfahrung und im Sinn dessen, was mir wichtig ist, der wesentlichen Dinge, die mich als Person ausmachen, und die ja wohl auch den Ausschlag dafür gegeben haben, dass ich von meinen Mitbrüdern gewählt worden bin.

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Welches sind denn diese persönlichen Dinge, die dir wichtig sind? Für mich ist Paulus, von dem mein Wahlspruch stammt, wichtig geworden in den letzten Jahren. Als junger Mönch hatte ich eher die Evangelien mit ihren Geschichten gern. Jetzt schätze ich Paulus mit seiner Betonung der christlichen Freiheit. Das ist mir etwas unglaublich Wichtiges geworden. Die freie Gotteskindschaft ist für mich die grosse Verheissung. Aber das Benediktinertum macht scheinbar das genaue Gegenteil. Die Benediktiner leben von aussen gesehen in einer Konzentration, wir beschneiden unsere Unabhängigkeit ein bisschen, gewisse Sachen, die heute eigentlich normal sind. Aber für mich sind Freiheit und Unabhängigkeit nicht ganz das Gleiche. Wenn ich zum Beispiel als Lehrer meine Schüler anschaue: Sie suchen Unabhängigkeit: eigenes Geld verdienen, ein eigenes Auto fahren zu können. Freiheit ist etwas anderes, Freiheit kann sogar zusammenhängen mit der bewussten Einschränkung des Klosterlebens. Wir haben es mit einer inneren Freiheit zu tun, mit der Freiheit in Christus.


FÜHRUNG Es sind nicht alle religiös motiviert, die den Wallfahrtsort Einsiedeln aufsuchen. Aber über die Kultur kommt man mit – ich sage es jetzt einmal biblisch, sogar weihnachtlich – mit Menschen guten Willens zusammen. Sogar mit solchen, die mir sagen: «Spinnst du eigentlich, mit dem, was du da machst…!» Ich lasse mich gerne herausfordern im Einzelgespräch, vor allem im Einzelgespräch, denn dort kann man wirklich diskutieren. Du siehst, ich habe keine Firmenstrategie. Aber ich denke mir, dass ich als Person etwas prägen werde, was schon immer da war, und was ich gerne mit den Mitbrüdern zusammen in die Zukunft führen möchte.

«Neue Zürcher Zeitung», 4.1.2014, S. 45f.: Über den «staunenerregenden Führungsstil des neuen Mannes auf dem Stuhle Petri». Deshalb ist mir das «in Christus» meines Wahlspruchs so wichtig. Und welches sind deine Schwerpunkte für das Kloster? Die Klöster sind mir sehr wichtig und ich habe das Gefühl, dass sie in Zukunft noch wichtiger werden. Wir wissen nicht, wie sich die kirchlichen Strukturen weiterentwickeln. Wenn wir es nicht schlecht machen, werden die Leute vermehrt zu uns nach Einsiedeln kommen. Aber wir müssen uns bemühen und uns fragen, wie wir noch mehr auf die Leute zugehen und sie abholen können bei ihren Sehnsüchten und Leiden. Mir persönlich ist auch die Kultur sehr wichtig. Darunter verstehe ich ein weites Spektrum etwa von der Architektur über die Literatur zur Musik. Kultur hat für mich etwas mit Begegnung zu tun. Ob ich allein für mich lese und in Gedanken einem Autor, einer Autorin begegne, ob ich gemeinsam mit anderen lese, ob ich mit anderen zusammen musiziere, ob ich im Austausch bin, im Gespräch… Ich denke, wir können den Rahmen öffnen.

Pünktlich auf unseren Gesprächstermin ist im Feuilleton der NZZ ein Artikel erschienen über den «staunenerregenden Führungsstil» von Papst Franziskus. Ist das neue Verständnis des Papstes von Führung in der Kirche für dich ein Ansporn oder… vielleicht renne ich bei dir ja damit offene Türen ein… Papst Franziskus gibt mit seinem Führungsstil ein sehr starkes Zeichen. Ich möchte zwei Wörter dazu sagen, die nach meinem Gefühl mit dem neuen Führungsstil zu tun haben und das ausmacht, was die Leute an Führung heute gerne akzeptieren. Das eine ist Authentizität. Papst Franziskus ist für mich unglaublich authentisch. Er setzt sich nicht irgendetwas auf, wir können das in seinem Amt durchaus wörtlich verstehen – Krone oder Mitra… Er ist einfach sich selber. Ich hatte auch Diskussionen in meiner eigenen Familie. «Was soll sein Buongiorno? Das bedeutet nicht mehr, als wenn ich zu irgendjemandem ciao sage». Ich habe geantwortet: «Nein, das ist etwas anderes...» Wenn er das sagt… Wenn er das sagt, genau, ist es etwas anderes. Wenn er auf dem Balkon steht und einfach wie du und ich «Buongiorno» sagt. Dann ist das etwas anderes. Er ist sich selbst und anscheinend gar nicht zufällig, sondern es ist – in deinem Wort gesagt – eine Strate-

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FÜHRUNG

gie. Er muss sich gesagt haben: Ich verkrieche mich nicht in einen apostolischen Palast, wo ich nicht mehr mitbekomme, was die Leute sagen, sondern ich bleibe möglichst nahe bei den Leuten. Ein zweites Wort nehme ich mit Bedacht, weil es veraltet ist: Demut. Demut hat für mich etwas mit Mut zu tun, oder im lateinischen «humilitas» kommt es aus dem Wort Humus, das heisst, der Papst steht mit beiden Füssen auf der Erde, wie das Bild der NZZ es wunderbar zeigt. Es braucht Demut zu sagen, ich bin Euer Bruder, und nicht: ich bin übrigens der Papst. Er ist zwar gut katholisch in Bezug auf die Lehre, aber er geht, wie dieses Bild es wunderbar zeigt, auf die Leute zu. Er hat die Demut, zu wissen, woher er kommt. Im NZZ-Artikel ist auch zu lesen, wie Papst Franziskus Führung versteht: Nicht die Menschen kontrollieren, nicht gängeln, sondern ermuntern und mitreissen… Voilà! Ich habe unabhängig davon vorher gesagt, was mir bei der Führung wichtig ist: Ermutigung, Ermahnung, Tröstung.

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So, wie ich dich kenne, bist du jemand, der mitzureissen vermag, du hast ein gewisses Feuer, das anstecken kann… Zum einen verfüge ich über eine gewisse Energie und tue das, was ich tue, weil ich es will und nicht, weil ich es tun muss, weil es nichts Besseres gibt. Andererseits würde ich mich als Führungsperson als Teamplayer bezeichnen. Ich bin sicher nicht derjenige, der am Anfang einmal sagt, wohin der Weg gehen soll und sich dann zurückzieht. Ich bin viel mehr jemand, der gerne mit anderen zusammenarbeitet. Das sind wohl in etwa meine Stärken. Du hast in deiner Dankesrede am Schluss der Benediktionsfeier gesagt, Lehrer zu sein sei für dich sehr wichtig. Wirst du auch künftig als Lehrer der Stiftsschule tätig sein? In einem kleinen Mass ja, aber sicher nicht mehr so, wie es vorher möglich war. Das Lehrersein hat für mich auch etwas mit Führung zu tun. Führung ist nie eine einseitige Sache. Ich fühle mich von meinen Jugendlichen herausgefordert und bereichert durch ihre kri-


FÜHRUNG tischen Anfragen aus ihrem jungen Leben einer anderen Generation, die vieles anders sieht.

re. Aber ganz diplomatisch hast du eine Frage nicht angesprochen: Wie geht es mit dem «Salve» weiter…

Wie sieht es aus mit den deinen anderen bisherigen Ämtern in der Gemeinschaft: Kantor, Choralschola? Ich werde überall mithelfen, aber die Verantwortung dafür werde ich abgeben.

Ich nehme mal an, der neue Abt werde «Salve» nicht einstellen. Nein, das ist nicht die Frage.

Und du hast Leute, denen du die Verantwortung getrost übergeben kannst? Ja. Und diese Leute, die mich in irgendeinem Tätigkeitsfeld ersetzen, müssen keine Angst haben, dass ich sie die ganze Zeit an mir messe. Ich habe die Arbeit so gemacht, wie ich das Gefühl hatte, ich müsse es machen. Nun sollen sie sich selber sein dürfen. Sie sollen ihr Amt als Personen ausfüllen, die sie sind. Und was für mich gilt, das gilt auch für ande-

Dann bin ich ja beruhigt. Aber ich werde es sehr bedauern, wenn ich nicht mehr mit dir zusammenarbeiten kann, das ist für mich eine sehr erfreuliche Erfahrung. Gleichfalls! Ich merke aber jetzt schon, dass ich eigentlich gar keine Zeit für «Salve» habe, und man muss ja auch nicht immer alles selber machen wollen. Lieber Abt Urban und Redaktionskollege, ich bedanke mich herzlich für dieses Gespräch. Erich Liebi

Das Interview mit dem neuen Klosteroberhaupt war auch ein Gespräch unter den zwei «Salve»-Redaktoren Abt Urban Federer und Erich Liebi.

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WALLFAHRT

Die DVD zum Film über die Einsiedler Wallfahrt

Licht im Schatten der Madonna Zum Dokumentarfilm «Im Schatten der Madonna – Einsiedler Wallfahrt im Wandel», den wir in Heft 1/2013 vorgestellt haben, ist inzwischen auch eine DVD erhältlich. Der Film ist eine Bestandesaufnahme mit pointierten Aussagen zur Zukunft des Pilgerwesens im Klosterdorf. Liebevoll eingefangene Bilder machen ihn zudem zu einem ästhetischen Genuss.

Regisseur Franz Kälin kehrt mit seiner Kamera immer wieder zurück zur monumentalen Architektur des Klostergebäudes und schafft teilweise eine Ästhetik, die in ihrer Grossartigkeit an Übertragungen aus dem Petersdom in Rom gemahnen. Ebenfalls klar ist das Verwobensein von Kloster und Dorf mit der Wallfahrt. So streift der Film die spirituellen und kommerziellen Komponenten gleichermassen. Äbtliche Visionen Im Film kommen die wichtigsten Exponenten der Wallfahrt im Gespräch mit dem Einsiedler Journalisten Benno Kälin zu Wort – auch der inzwischen zurückgetretene Abt Martin Werlen: «Das, was Einsiedeln ausmacht, ist die Wallfahrt.» Allerdings werde das Potential des Ortes nicht ausgeschöpft. «Die Leute sind nicht für die Wallfahrt da, sondern die Wallfahrt für die Leute.» Ein schlechter Ratgeber sind für Abt Martin in diesem Zusammenhang Neid und Missgunst. In Rückblenden erfährt man im Film von der Arbeit einer «Bättimacherin» (Rosenkranzherstellerin) oder eine Devotionalienhändlerin erzählt vom Wandel ihres Metiers. Bilder von der Tamilen- oder Afrikawallfahrt zeigen auf, dass trotz Rückgang der Übernachtungszahlen in der Einsiedler Hotellerie ein grosses Potential für ein Weiter-

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Im Schatten der Madonna – Einsiedler Wallfahrt im Wandel, Ein Dokumentarfilm von Franz Kälin und Benno Kälin. DVD, 86 Min., CHF 30.–. bestehen des Pilgerwesens im Finsteren Wald besteht. Bruder Gerold Zenoni


WALLFAHRT

11'000fache Einladung nach Einsiedeln Über 150 Gottesdienste, seelsorgliche und spirituelle Angebote, Führungen und Besichtigungen sowie «verschiedene Angebote» vom Klosterladen über das Diorama, das Panorama «Kreuzigung Christi», den Jakobsweg, die Gruppenunterkunft im Holzhof, die berühmten – und begehrten – Orgelkonzerte in der Klosterkirche, die DiaVision «Leben im Benediktinerkloster Einsiedeln» bis zum Weihnachtsmarkt umfasst das diesjährige Angebot an die Pilgerinnen und Pilger. Der Einsiedler Wallfahrtskalender 2014, in einer Auflage von 11'000 Exemplaren gedruckt und breit gestreut, enthält ausserdem alle wesentlichen Informationen für Pilger und Leiter von Wallfahrtsgruppen, die im Laufe des Jahres die verschiedenen Pilgerwege nach Einsiedeln unter die Füsse beziehungsweise unter die Räder nehmen wollen: Adressen, Öffnungszeiten, allgemeine Gottesdienstzeiten – alles, was es braucht zur Planung einer Wallfahrt nach Einsiedeln. Und für den Fall, dass sich Pilgerinnen und Pilger darüber wundern, dass die Arkaden auf dem Klosterplatz geschlossen sind, liefert der Wallfahrtskalender die nötige Erklärung: im April beginnt – als weitere Etappe der Sanierung des Klosterplatzes – die Sanierung der baufälligen Arkaden. Dass der Einsiedler Wallfahrtskalender auch für ein mediengewohntes Publikum gedacht ist, beweist der 2D-Code im Innern des Faltblattes. Wer ihn mit einem entsprechenden App seines Mobilgerätes scannt, wird direkt auf die Website des Klosters geleitet, wo bekanntlich eine Fülle weiterer Informationen über das Kloster, die Gottesdienste und die Festtage in Einsiedeln zur Verfügung stehen. Der Einsiedler Wallfahrtsführer 2014 kann per E-Mail (wallfahrt@kloster-einsniedeln.ch) oder per Telefon 055 418 62 70 beim Wallfahrtsbüro bestellt werden. Erich Liebi

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WALLFAHRT

«Karwoche im Kloster Einsiedeln» Choralschola, Stiftschor, Männerchor des Klosters: Trauermetten, Responsorien zum Hohen Donnerstag, zu Karfreitag und Karsamstag von Pater Basil Breitenbach, «Benedictus», 3 gregorianische Gesänge, Einsiedler «Salve, regina», 2012. CD zum Preis von CHF 30.–. Erhältlich in den Klosterläden Einsiedeln und Fahr

Gregorianik–Perlen Choral aus dem Kloster Einsiedeln Die tausendjährige Tradition des Chorals in Einsiedeln hat Pater Roman Bannwart, langjähriger Choralmagister des Klosters, für das Tonstudio Zürich in den 60er- und 70er-Jahren zusammen mit der klösterlichen Schola aufgenommen. Diese CD macht seine Begeisterung für die Gregorianik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Lassen Sie sich mitnehmen auf die faszinierende Reise des Gregorianischen Chorals, der am Wesentlichen unseres Lebens rührt. Finanziell ermöglicht hat die Herausgabe dieser CD die Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln.

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Die CD ist im Klosterladen Einsiedeln (www.klosterladen-einsiedeln.ch/ 055 418 64 71) zum Preis von CHF 30.– erhältlich.


WALLFAHRT

Liturgisches Grundwissen

Mitra und Stab Wenn der Bischof in eine Pfarrei kommt, um die Firmung zu spenden oder eine Kirche einzuweihen, fallen vor allem zwei der bischöflichen Insignien ins Auge: die Bischofsmütze (Mitra) und der Stab. Beide weisen auf die Vollmacht und Verantwortung des Bischofs für sein Bistum hin. Der Ursprung der Mitra liegt in der heidnischen Antike, wo die Mütze als Kennzeichen der Götter galt. Ihre Form entwickelte sich aus einer kegelförmigen Haube, die die römischen Adligen trugen und sie als Würdenträger auszeichnete. Erst im 15. Jahrhundert wuchs die Mitra in die Höhe und erhielt die heute bekannte Form. Die beiden nach hinten herabhän- Bischof Markus Büchel mit Mitra und Stab genden Bänder haben sich aus den (Mitte) beim feierlichen Einzug zur Abtsbenedikfreien Enden des Stirnbandes her- tion am 22. Dezember 2013, links Abt Urban Federer, rechts Abt Anselm van der Linde, vorne ausgebildet. Pater Cyrill Bürgi, Zeremoniar (Foto: Jean-Marie Der Stab ist eines der ältesten Duvoisin). Zeichen der Macht. Dem Hirten gibt er einen festen Stand und sicheren Tritt und erweitert seinen Einflussbereich; die Krümmung ermöglicht es dem Hirten, die Schafe zu sammeln. Auch der Stab des Bischofs ist eine Art Hirtenstab. Die Begleitworte bei der Übergabe des Stabes anlässlich der Bischofsweihe lauten: «Ich übergebe dir diesen Stab als Zeichen des Hirtenamtes. Trage Sorge für die ganze Herde Christi; denn der Heilige Geist hat dich zum Bischof bestellt, die Kirche Gottes zu leiten.» (Quelle: Gunda Brüske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen … Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012).

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

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WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Februar 2. So

Fest Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) 09.30 Kerzenweihe und Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

3. Mo

In allen Gottesdiensten sowie um 15 Uhr und 17 Uhr bei der Gnadenkapelle wird der Blasiussegen erteilt

5. Mi

Hl. Agatha († 250), Märtyrin

6. Do

Hl. Paul Miki und Gefährten († 1597), Märtyrer in Nagasa

7. Fr Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung 5. Sonntag im Jahreskreis Agathasonntag Bettag um Abwendung von Feuersgefahr 09.30 Feierliches Konventamt Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Rosenkranzbetrachtung Eucharistischer Segen 16.30 Feierliche Vesper

14. Fr

Fest Hl.Cyrill († 869) und hl. Methodius († 885) Patrone Europas 11.15 Feierliches Konventamt

16. So 6. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 21. Fr

Hl. Petrus Damiani († 1072) Bischof, Kirchenlehrer

22. Sa Fest Kathedra Petri 11.15 Feierliches Konventamt 23. So 7. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 24. Mo Fest Apostel Matthias 11.15 Feierliches Konventamt

9. So

10. Mo

Fest Hl. Scholastika Schwester des hl. Benedikt 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.00 Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen

13. Do

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Gebetsmeinungen Weltkirche Um Respekt gegenüber der Weisheit der Älteren. Für Grossherzigkeit und Zusammenarbeit im missionarischen Dienst. Kirche Schweiz Dass die Rolle und die Arbeit der Laien in der Seelsorge der Kirche Schweiz besser anerkannt werden und ihren richtigen Platz erhalten.


WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den März 2. So

8. Sonntag im Jahreskreis Krankensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

21. Fr

Fest Heimgang des hl. Benedikt Abt, Patriarch des abendländischen Mönchstums 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

5. Mi

Aschermittwoch Fast- und Abstinenztag 11.15 Konventamt Segnung und Austeilung der Asche

7. Fr Herz-Jesu-Freitag 11.15 Feierliches Konventamt 20.00 Feierliche Komplet Eucharistischer Segen

23. So 3. Fastensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Rosenkranzbetrachtung Eucharistischer Segen

25. Di 9. So 1. Fastensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

13. Do

Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.00 Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen

16. So 2. Fastensonntag 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Rosenkranzbetrachtung Eucharistischer Segen

19. Mi

Hochfest Heiliger Josef Bräutigam der Gottesmutter Maria 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Hochfest Verkündigung des Herrn 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

30. So 4. Fastensonntag (Laetare) 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Aussetzung des Allerheiligsten Prozession und Salve Regina Rosenkranzbetrachtung Eucharistischer Segen

Gebetsmeinungen Weltkirche Für die Rechte und die Würde der Frau. Für die jungen Menschen, die den Ruf zur Verbreitung des Evangeliums spüren. Kirche Schweiz Dass die Fastenzeit zu einer Zeit der Glaubensvertiefung, des Fastens und Teilens werde.

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WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen Seelsorge

Öffnungszeiten

Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr

Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr

Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr

Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch

Gottesdienste in der Klosterkirche

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Sonn- und Feiertage

Werktage

17.30 Uhr 06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr

Vorabendmesse (Hauptaltar) Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)

06.15 Uhr 07.15 Uhr 08.30 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle)

11.00 Uhr

Pilgermesse (Hauptaltar)

16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet

09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet


Haben Sie gewusst, dass ... … Fesseln Freiheit geben können? Lehrer und Erzieher haben immer schon versucht, jungen Menschen mit gewissen Bindungen und Verhaltensregeln zu einem geordneten Leben zu verhelfen, indem sie Ordnung als Grundlage für Schutz, Sicherheit und damit auch Freiheit schmackhaft machten: «Halte Ordnung, und die Ordnung wird dich erhalten.» Allerdings schmecken Regeln dieser Art ziemlich stark nach Erziehungskunst von Internatsleitern und Gouvernanten in Mädchenpensionen des vorletzten und letzten Jahrhunderts. Fesseln, die Freiheit geben können, sind keine bürgerlichen Benimmregeln, sondern Begegnungen, Einsichten, Erkenntnisse, geistige Perspektiven, die daraus entspringen, dass wir von etwas gefesselt werden. Was uns fesselt, ist durchaus eine Fessel. Begegnung mit einem Menschen, mit dem wir offen sprechen können – über Empfindungen, Erfahrungen und Ängste, die zu unserer persönlichsten Befindlichkeit gehören, sind fesselnde Erfahrungen. Ein Buch kann uns so fesseln, dass wir uns selber und die Situation, in der wir leben, neu sehen.

Die Aussicht auf einem Berg, die Betrachtung eines Baumes vermag uns so zu fesseln, dass wir für eine Zeit alle Niederungen des Alltags beiseitelegen. Ein Vortrag eines Theologen oder Philosophen, der in uns auf etwas trifft, mit dem wir uns schon länger beschäftigen, kann so fesselnd sein, dass uns der Weg zur Antwort auf unser Problem geradezu aufleuchtet. Was uns auf diese Weise fesselt, ist wirklich eine Fessel. Die Diskussion, das Gelesene, der erschaute Horizont, die angebahnte Antwort lässt uns nicht los, aber bedrückt nicht, hält uns in Bann, aber mauert uns nicht ein. Fesseln, die uns in dieser Weise binden, schaffen Freiheit, verleihen Mut zum Handeln, öffnen einen Weg, den wir vertrauend zu gehen beginnen. Die Fessel, die uns so zu leiten beginnt, lässt uns aber auch die anderen Fesseln wahrnehmen, die uns behindern, die aus Gewohnheit, Anpassung an fremde Meinungen, Tradition und Verhalten der Mehrheit gewoben sind. Aber fesselnde Erkenntnis als Richtschnur bedeutet Weite, Handlungsfreude, weil sie Freiheit schenkt. Pater Alois Kurmann

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KLOSTER EINSIEDELN

Abtsbenediktion am 22. Dezember

Ein klösterliches Freudenfest Am Vierten Adventssonntag erteilte Bischof Markus Büchel von St. Gallen Abt Urban Federer im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes die Abtsbenediktion. Es war ein wahres Freudenfest für die Klostergemeinschaft und die zahlreichen Gläubigen, die sich zu dieser besonderen Feier in der winterlich-kalten Einsiedler Klosterkirche versammelt hatten. Musikalisch wurde das Pontifikalamt mitgestaltet vom Stiftschor, der Choralschola und vom Stiftsorganisten Pater Theo Flury.

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Der Gottesdienst begann mit der eindrücklichen Prozession der fast hundert Zelebranten, darunter der päpstliche Nuntius, Erzbischof Diego Causero, und rund zwei Dutzend Bischöfe und Äbte aus den umliegenden Diözesen und Klöstern. Die Prozession zog vorbei an den Kirchenbänken, in denen Vertreter aus Politik und Kultur sowie viele wei-

tere Menschen der Feier beiwohnten, die mit dem neuen Abt und dem Kloster verbunden sind. Nach der liturgischen Eröffnung durch Bischof Markus Büchel konnte Pater Martin Werlen, der Amtsvorgänger von Abt Urban, die Festgemeinde begrüssen. Anschliessend wurde das Schreiben von Papst Franziskus

Feierlicher Einzug der Hauptpersonen: Bischof Markus Büchel, Abt Urban Federer, Abt Anselm vom Kloster Wettingen-Mehrerau, Pater Cyrill Bürgi (v. l.).

Ein Höhepunkt: Bischof Markus Büchel setzt dem neuen Abt des Klosters Einsiedeln die Mitra auf.


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Eine übervolle Klosterkirche wie an einem hohen Kirchenfest: Die Abtsbenediktion am 22. Dezember stand unter einem guten Stern (Fotos: Jean-Marie Duvoisin). vorgelesen, mit dem er Abt Urban zum 59. Vorsteher des Klosters Einsiedeln ernennt und ihm die Hirtensorge für die Territorialabtei anvertraut. Einsiedeln und seine Bedeutung In seiner Predigt wies Bischof Markus auf die wichtige Rolle Einsiedelns für die katholische Kirche in der Schweiz und darüber hinaus hin und ermutigte den neuen Abt, zusammen mit seinen Mitbrüdern durch die gelebte benediktinische Spiritualität der Kirche als Ort des Glaubens und des Gebetes zu dienen. Nach der Predigt erfolgte die eigentliche Abtsbenediktion. Zuerst bekundete der Erwählte seine Bereitschaft, den Brüdern und Schwestern durch Wort und Beispiel als ihr Hirte zu dienen. Während der Allerheiligenlitanei lag Abt Urban ausgestreckt auf dem Boden, während die versammelte Gottesdienstgemeinde die Heiligen um ihre Fürsprache anrief. Während des anschliessenden Segensgebetes kniete sich Abt Urban

auf den Stufen vor dem Chorgitter nieder. Es wurden ihm die Amtsinsignien Ring, Stab und Mitra überreicht. Indem er sich auf den Abtsthron setzte, ergriff er offiziell von der Territorialabtei Besitz. Im Friedensgruss mit den Bischöfen, Äbten, Mitbrüdern und den Schwestern des mit Einsiedeln verbundenen Klosters Fahr drückte er seine Verbundenheit aus. Zur Eucharistiefeier übernahm Abt Urban als Territorialabt selbst die Leitung des Gottesdienstes. In dieser Funktion schritt er zum «Te Deum» segnend durch das Kirchenschiff. Nach dem Schlussgebet dankte Abt Urban allen Anwesenden für ihr Mitfeiern sowie ihre Verbundenheit und spendete zum ersten Mal den Pontifikalsegen. Danach zogen die Prälaten, der Konvent und der Stiftschor gemeinsam zur Gnadenkapelle, um mit dem Einsiedler «Salve Regina» die Gottesmutter zu grüssen. Pressetext

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Jahrestagung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft

Einsiedeln in Stein gemeisselt Vom 25. bis zum 27. Oktober tagte die Schweizerische Paracelsus-Gesellschaft in der Universität Hohenheim in Stuttgart (D). Nebst Vorträgen war die Enthüllung eines Gedenksteins zu Ehren des in Einsiedeln geborenen Arztes Paracelsus ein Höhepunkt der Tagung.

Anlässlich des 400. Todestages des Alchimisten, Arztes und Autors Paracelsus, der vermutlich im Jahr 1493 im Einsiedler Viertel Egg das Licht der Welt erblickte, fand 1941 in Einsiedeln eine Feier statt. Der Einsiedler Kunsthistoriker Linus Birchler und Mönche aus dem Stift Einsiedeln gaben mit der Gründung der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft bedeutende Impulse zur seriösen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem berühmtesten Bewohner Einsiedelns. Wissenschaftliche Forschung Heute engagiert sich die Schweizerische Paracelsus-Gesellschaft mit namhaften Persönlichkeiten nach wie vor im Bereich der wissenschaftlichen Forschung zu Paracelsus. Die Themenvielfalt im Werk von Paracelsus entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als erstaunlich zeitgemäss und kann so auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Im Zweijahresrhythmus werden die «Nova Acta Paracelsica – Beiträge zur Paracelsus-Forschung» ediert. Soeben ist mit Einsiedeln als Herausgeberort die Nummer 26 der neuen Folge im renommierten wissenschaftlichen Verlag Peter Lang erschienen. Höhepunkte des Vereinsjahres bilden die attraktiv gestalteten Versammlungen an Orten mit Berührungspunkten zu Paracelsus. So tagte man in der jüngeren Vergangen-

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heit in St. Gallen, Bad Ragaz, Salzburg und auch Einsiedeln. Nach Stuttgart Die diesjährige Jahresversammlung war zusammen mit der Internationalen ParacelsusGesellschaft in Salzburg sowie der Deutschen Bombastus-Gesellschaft, Dresden, in der Universität Hohenheim bei Stuttgart organisiert worden. Ulrich Fellmeth sprach zum Thema «Paracelsus und Nostradamus – ein biographischer Vergleich». Pia Holenstein Weidmann, Co-Präsidentin der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft, referierte unter dem Titel «Lauter Okkultisten? Agrippa, Paracelsus und Cardano», während Andreas Kotheders Vortrag mit «Paracelsus und andere Grobiane» überschrieben war. Gunhild Pörksen las mit den Teilnehmenden ausgewählte Textstellen aus dem Werk von Paracelsus. Denkmal mit Blick auf Weinberg Einen besonderen Höhepunkt erlebten die Besucherinnen und Besucher – darunter auch mehrere Personen aus Einsiedeln – am Sonntag bei herrlichem Sonnenschein mit der Enthüllung des Paracelsus-Gedenksteins im Bereich der Heilpflanzengärten in der botanischen Abteilung der Universität Hohenheim. Den Anstoss für den Gedenkstein gab der weltweit meistgelesene Mundartautor Ger-


KLOSTER EINSIEDELN hard Raff, dessen Passion das Realisieren von Denkmälern ist und dessen verwandtschaftliche Bande zum in Lachen geborenen berühmten Komponisten Joseph Joachim Raff (1822– 1882) zurückreichen. Gestiftet wurde die Gedenkstätte von Stefan Rösslein. Die künstlerische Gestaltung lag in den Händen von Uli Gsell. Nebst dem eingemeisselten Namen Einsiedeln enthält der Gedenkstein auf der in Richtung Weinberg des botanischen Gartens liegenden Seite, wie mit humorvollem Einschlag angeführt wurde, den berühmtesten Spruch Paracelsus‘ «Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift – Allein die Dosis macht es dass ein Ding kein Gift ist». Von Paracelsus zu Loriot Der gleiche Künstler, der den Gedenkstein für Paracelsus gestaltete, wird demnächst am Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stutt-

gart ein von Gerhard Raff angeregtes Denkmal für Loriot, der dieses Gymnasium besuchte, errichten. Wenn man will, kann man hier ebenfalls einen Bezug zu Einsiedeln herstellen. Loriots Bücher erscheinen bis heute im Diogenes Verlag, den die beiden Einsiedler Daniel Keel und Ruedi Bettschart gegründet hatten. Soeben ist bei Diogenes unter dem Titel «Loriot – Spätlese» ein opulent gestalteter Bildband mit vierhundert unveröffentlichten Zeichnungen des 2011 verstorbenen Loriot erschienen. Für jeden Fan des deutschen Humor-Grossmeisters ist dieses Buch ein Muss. Bruder Gerold Zenoni Loriot, Spätlese. Diogenes, Zürich, 2013, 374 S., CHF 55.90, ISBN 978 3 257 02121 9. www.paracelsus-gesellschaft.ch

Feierlicher Moment im Oktober 2013: Paracelsus-Gedenksteinenthüllung im Park der Universität Hohenheim Stuttgart durch Rektor Professor Stephan Dabbert (Foto: Bruder Gerold Zenoni).

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Gebetsanliegen Viele Menschen lassen uns bei schwerer Krankheit beten: Eine Frau bittet für ihren Mann, der an Prostata-Krebs erkrankt ist. Ein Mann, der zu uns als Gast ins Kloster kommen wollte, musste sich plötzlich einer Operation unterziehen und sucht in unserem Gebet Unterstützung. Weiter bittet ein Mann für seine Eltern: Der Vater sei an Krebs erkrankt und seine Mutter stehe unter Schock. Wegen einer bitteren Krankheit wurde zudem eine Familie getrennt: Einer Frau wurde wegen ihrer schweren Krankheit ihr Sohn genommen. Sie beide bitten um unser Gebet. Und eine Frau fasst das Gebet für alle «Höchster, glorreicher Gott, Kranken zusammen: «Je viens remererleuchte die Finsternis meines Herzens cier et demander de l’aide pour toutes und schenke mir rechten Glauben, ces personnes gravement malades.» gefestigte Hoffnung

und vollendete Liebe.

Auch andere Sorgen lassen Menschen Gib mir, Herr, das Empfinden in Einsiedeln Kraft und Trost suchen. und Erkennen, Eine Frau schreibt über ihre 13-jährige damit ich deinen heiligen und wahrhaften Tochter: «Please pray for my loving Auftrag erfülle. daughter, that she comes home as Hl. Franz von Assisi (1181/82 –1226) soon as possible.» Ein Mann, der auf Arbeitssuche ist, lässt uns nicht etwa für ihn, sondern für alle in Europa und auf der Welt beten, die ohne Arbeit sind. Und wer Arbeit hat, muss sich bewähren: Ein Mann fragt um das Gebet für seine Töchter, bei denen die Schlussprüfungen anstehen. Schliesslich noch eine Bitte um das Gebet für alte Menschen: Eine Frau zeigt uns in einem Brief auf, dass ihre Kräfte immer geringer werden und das Leben bitter und hart sei. Auch wenn wir ihre Sorgen nicht abnehmen können: Tragen möchten wir alle alten und gebrechlichen Menschen in unserem Gebet.

Tafelbild eines Marienaltars aus der Zeit um 1658 in der Klausur des Klosters Einsiedeln (Foto: Bruder Gerold Zenoni).

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Freiwilligendienst im Kloster Einsiedeln Sommer 2014 fĂźr 18 - 25jährige Männer Volontaire r "MT (BTU CFJ EFO .Ă•ODIFO r 'SFJXJMMJHF %JFOTUF JOOFSIBMC EFT ,MPTUFST r &JHFOF (PUUTVDIF WFSUJFGFO Volontaire PLUS r mindestens 21 Tage r %V HJCTU 'Ă›ISVOHFO GĂ›S 5BHFTQJMHFS JO EFS ,MPTUFSLJSDIF PEFS #JCMJPUIFL )BTU EV *OUFSFTTF 1 $ZSJMM #Ă›SHJ 04# WPMPOUBJSF!LMPTUFS FJOTJFEFMO DI XXX LMPTUFS FJOTJFEFMO DI WPMPOUBJSF

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S A LV E

5·2013

S A LV E Zeitschrift der benediktinis Gemeinscha chen ften Einsiede ln und Fahr

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.

In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr.

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Adventstreffen der Einsiedler Oblaten

«Wer die Verbindung nach oben verliert, bleibt stehen»* Abt Martin verabschiedete sich am Adventstreffen von den Oblaten mit einer glühenden Rede, in der er ermutigte, auf Gott zu hören und danach zu handeln. Ganz seiner Art entsprechend sprach er offen über die Schwierigkeiten, die sich diesem Bemühen entgegenstellen können, illustrierte aber, dass der Glaube keine Alternative lässt, als sich diesen Schwierigkeiten zu stellen.

«Höre und du wirst ankommen», wählte Abt Martin vor 12 Jahren zu seinem Leitspruch, den er über seine Amtszeit als Abt legte. Für ihn ist das der Kern unseres Glaubens. Wir sollen hören, weil Gott uns anspricht und auch danach handeln, denn nur so kommen wir ans Ziel, so erfüllt sich der Sinn unseres Lebens. Das, so gab Abt Martin zu, sei allerdings nicht einfach, denn es gelte, unsere eigenen Vorstellungen zu erkennen und zurückzustellen. «Wenn auch nur eine Türe nicht dicht ist, ist der ganze Zug blockiert»* Mit offenen Augen und aufgeschreckten Ohren sollen Christen durchs Leben gehen, betonte Abt Martin in seinem Vortrag. So können wir Gottes Gegenwart in unserem Leben entdecken, indem wir die Wunder, die tagtäglich geschehen, auch als solche erkennen. Zufälle in unserem Leben sind häufig und ermöglichen Grossartiges, das wir alleine nicht zu Stande brächten. Wenn wir darauf achten, wie oft uns etwas zufällt, und wir wahrnehmen, woher diese Zu-fälle kommen, entdecken wir Wunder. Eigene Vorstellungen können dabei aber den Weg versperren. Abt Martin warnte davor, «Parallelwelten» zu entwickeln, indem man den Glauben vom Alltag trennt. Es reiche nicht, in der Heiligen Schrift zu le-

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sen, das Buch zuzuklappen und so weiterzumachen, als ob das Gelesene nichts mit dem eigenen Leben zu tun hätte. Wenn man am Sonntag in der Kirche bete: «Himmel und Erde sind erfüllt von deiner Herrlichkeit», könne man nicht allen ernstes nach der Messe noch vor der Kirche über eine gottlose Welt jammern. Papst Franziskus äusserte sich ähnlich, als er erklärte, glauben heisse nicht, eine Theorie für wahr zu halten oder sie gar verteidigen zu müssen. Glauben heisse, in einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus zu leben. Und eben dies gelinge, gemäss Abt Martin, indem man hörend durchs Leben geht. «Wer viel fährt, er-fährt viel»* Das Motto «Höre und du wirst ankommen» liess der Abt nicht zur leeren Phrase verkommen, sondern bemühte sich, sein Wirken davon bestimmen zu lassen. Es war demzufolge keine Laune von ihm, öffentliche Verkehrsmittel dem Privatverkehr vorzuziehen, sondern Programm. Für ihn ist selbstverständlich, dass die Herde ein Gespür dafür hat, was in der Kirche Not tut. Also mischte er sich unter die Leute und hörte ihnen zu, denn: «Den Menschen kann man nur verstehen, wenn man mit ihm unterwegs ist.»* Was er so erfuhr,


KLOSTER EINSIEDELN wählt wurde. Jährlich am 24. Februar wird im Stundengebet dieses Ereignisses gedacht. Erstaunlicherweise hat dieser Text in den letzten Jahrhunderten immer mehr den Einfluss auf die Ernennung von Bischöfen verloren. «Daheim ankommen kann nur, wer weg war»*

«Nunc! – Jetzt!»: Illustration von Pater JeanSébastien Charrière zum Buch «#Bahngleichnisse» von Abt em. Martin Werlen. prägte sein Wirken in der Bischofskonferenz. Aber dieser Stil stiess nicht überall auf Anerkennung. Manch einer schien diese Offenheit gegenüber den Menschen zu beängstigen. Anfang letzten Jahres war dann auch von einem Kleriker die Warnung zu hören, es sei gefährlich, sich wie Abt Martin unters Volk zu mischen. So gleiche man sich der Menge an und verliere an Autorität. Gefährlich ist das zweifellos, wie das Leben und Sterben von Jesus beweist. Aber es war nicht Autoritätsverlust, der Jesus das Leben kostete, eher das Gegenteil. Eine Parallelwelt wäre da sehr bequem, sie bietet die Möglichkeit, der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Ein weiteres Beispiel für die Parallelwelt erwähnte Abt Martin schon in seiner Schrift «Miteinander die Glut unter der Asche entdecken». Er beschreibt dort, dass der heilige Matthias vom Volk selbst zum Apostel ge-

Kein Wunder also, ist es Abt Martin nicht immer leicht gefallen, wenn Besprechungen mit Verantwortungsträgern in der Kirche anstanden. Im Zug von Wädenswil nach Zürich an einen Termin dieser Art entstand folgendes Bahngleichnis: «Nicht jeder Weg führt in die Weite. Nächster Halt: Enge.»* Es wäre wohl auch für Abt Martin oft einfacher gewesen, seinen eigenen Vorstellungen den Vorrang zu geben. Aber das führt, wie anfangs erwähnt, nicht ans Ziel. Nur wer hört, kommt an. Die Illustrationen im Buch «Bahngleichnisse» stammen von Pater Jean-Sébastien. Er erklärte den Oblaten eines seiner Bilder. Es illustriert, was geschieht, wenn eine lebendige Beziehung zu Gott gelebt wird. Auf blauem Hintergrund sind vier braune Buchstaben so ineinander gemalt, dass sie ein Labyrinth bilden: das Labyrinth des Lebens. Blau ist die Farbe des Himmels und Braun diejenige der Erde. Die Buchstaben sind so angeordnet, dass ihre Kanten auf ein Kreuz zu liegen kommen. Wenn also Himmel und Erde sich berühren, begegnen die Menschen Jesus Christus. Und wann geschieht das? Auch die Antwort auf diese Frage findet sich im Bild. Die vier Buchstaben bilden ein Wort: NUNC. Das lateinische Wort für JETZT: Jetzt ist der Ort der Versöhnung, der Einheit und der Kommunion. Im Jetzt können wir Gott begegnen. Damit die Oblaten nicht in der Enge landen, wünschte ihnen Abt Martin zum Abschied, dass es ihnen immer besser gelingen möge, mit aufgeschreckten Ohren und offenen Augen durchs Leben zu gehen. Verena Huber-Halter * Alle Zitate aus: Abt Martin Werlen, #Bahngleichnisse

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Hirsau-Ausflug der «Freunde des Klosters Einsiedeln»

«Mit offenen Augen und aufgeschreckten Ohren» 23 erwartungsfreudige Mitglieder der Vereinigung haben sich an einem SeptemberWochenende letzten Jahres auf den Weg in den nördlichen Schwarzwald gemacht. Es sollte ein spezielles Reiseerlebnis werden, wie immer sorgfältig vorbereitet und organisiert durch Vizepräsidentin Margarethe Graf, und geistlich humorvoll begleitet durch Abt Martin Werlen. Unter dem von Abt Martin vorgesetzten Motto «Mit offenen Augen und aufgeschreckten Ohren» ging es zügig im bequemen Car über Schaffhausen durch den fruchtbaren Hegau tief ins Württembergische hinein. Kurz vor dem Endziel Calw-Hirsau geniessen wir mit offenem Auge und noch offenerem Mund das üppig-feine Mittagsmenu der Linden-Wirtin von Affstätt. Kulinarik gehört auch zur Kultur. 1692 fiel das Kloster im pfälzischen Erbfolgekrieg den Flammen zum Opfer. Es blieben – ausser dem Turm – nur Ruinen zurück.

Bald danach aber müssen wir innerhalb der Ruinen des Reformklosters Hirsau von einem einheimischen kenntnisreichen Kulturexperten hören, dass die hiesigen Mönche sich mit Brot, Hirsebrei, Kohl und Rüben zufrieden gaben. Nur vom Wein bekamen sie jeden Tag ein genau zugemessenes Mass, wie es schon in der Benediktsregel steht. Masshalten in allem war denn auch die Grundforderung dieser einflussreichen Mönchsgemeinschaft. Das zeigen schon die bescheidenen Kirchengebäude, die von den beiden Hirsauer Klöstern des 11./12. Jahrhunderts alle Wirren der Zeit überstanden haben. Ein Label in Stein In der nüchtern-romanischen Kirche St. Aurelius vom Kloster im Tal rechts der Nagold fallen einem die einfachen Würfelkapitelle auf. Aber aufgepasst: Eine in den Stein geritzte Doppellinie zeichnet einen nach unten ausholenden Halbkreis. Das ist nicht einfach ein romanisches Kapitell, sondern wird in der Kunstgeschichte die «Hirsauer Nase» genannt und ist recht eigentlich das Label des Hirsauer Reformklosters und somit auch all jener 130 Klöster in Europa, welche die Hirsauer Reform übernommen haben. So trifft man z.B. auch in der Allerheiligen-Kirche in Schaffhausen auf die Hirsauer Nase, da das Kloster Allerheiligen zur Benedikti-

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Ehemaliges Kloster St. Peter und Paul Hirsau, Calw: Kreuzgang, im Hintergrund die Marienkapelle (Fotos: Wikimedia). ner-Kongregation von Hirsau im Schwarzwald gehörte. Die Hirsauer «Bärtlinge» Mit aufgeschreckten Ohren vernahmen wir die hochinteressanten Ausführungen unseres Kunstführers. Schlichtheit und Bescheidenheit waren aber nicht die einzige Motivation der Hirsauer Klosterreform. Dr. Hartmann führt uns zum sogenannten Eulenturm, der als einziger der zweiten Klosterkirche St. Peter und Paul am Hang links der Nagold erhalten geblieben ist. Und da zeigt er nun auf die eigenartige Figur auf dem Fries über dem ersten Stockwerk. Da steht tatsächlich zwischen Löwen und ZieSelbtbewusst schaut der Hirsauer Laienmönch vom Kirchturm herunter.

gen ein steinernes Männchen mit Mönchstonsur und Bart. Da die adeligen Priestermönche keinen Bart trugen, muss es ein Laienbruder sein. Und genau das ist ein weiterer Reformschritt der Hirsauer: Sie haben den Stand der Laienbrüder, der Barbati = Bärtlinge eingeführt und ihn jenem der Priestermönche gleichgestellt. So schaut denn der Barbatus am Turm ebenso selbstbewusst ins Land hinaus, wie es einst auf gleicher Höhe der Priestermönch am zerstörten Zwillingsturm getan haben muss. Das nennt man flache Hierarchie. Schliesslich machte uns Dr. Hartmann noch auf eine weltweite Seltenheit aufmerksam: In der evangelischen Dreifaltigkeitskirche in Bad Teinach sitzen wir vor der kabbalistischen Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg und hören einer begeisterten und begeisternden Interpretin zu. Sie will aber nicht alles erklären, denn man soll durch eigene Betrachtung wie die Prinzessin zur Nachfolge Christi hingeführt werden. Reformgedanken Auf der Heimfahrt fasst Abt Martin die vielen Eindrücke der beiden Hirsauer Tage zusammen und kommt nochmals auf das Thema seiner Sonntagspredigt in St. Aurelius zu sprechen: Mit offenen Augen und aufgeschreckten Ohren auf all die Kleinigkeiten achten, die Gott jeden Tag für uns bereit hält. Das sei auch das neue Anliegen von Papst Franziskus. Als er dann aus einem Interview mit Papst Franziskus vorlas, wusste man nie so recht: Zitiert er jetzt den Papst oder liest er aus seiner eigenen Programmschrift «Miteinander die Glut unter der Asche entdecken» (2012) vor. Die Reformgedanken gehen in die gleiche Richtung. Aber spätestens als Margarethe Graf einzelne Exemplare der «Glutschrift» unter uns zirkulieren liess, wussten wir: Wir haben nicht nur ein Reformkloster besucht, sondern waren auch mit einem Reformabt unterwegs. Xaver und Gina Stalder

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KONVENT GLÖCKLI

5. Dezember Pater Cyrill geht am Abend mit dem Internat mit zum Fondue-Essen im Haflingerstübli in Egg. Hinfahrt mit dem Postauto und Rückweg zu Fuss durch den Schnee und mit Fackeln «bewaffnet». 7. / 10. Dezember Am 7. Dezember unterzeichnete Papst Franziskus die Urkunde, mit welcher er die Wahl von Pater Urban zum neuen Abt des Klosters Einsiedeln bestätigt. Die öffentliche Verkündigung erfolgte am Dienstag, 10. Dezember.

RÜ C K BLI C K 22. November Im Landesmuseum in Zürich wird heute die Ausstellung «Weihnachten und Krippen» eröffnet. Sie dauert bis zum 5. Januar und zeigt auch Krippen aus unserer Kunstsammlung. 23. November An den Abenden vor der Abtswahl nutzten viele Mitbrüder die Gelegenheit zur stillen Anbetung in der Brüderkapelle. Am Mittwoch und Freitag wird in der Brüderkapelle ab 19.15 Uhr das Allerheiligste zur stillen Anbetung ausgesetzt.

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11. Dezember Pater Philipp und Pater Cyrill bieten in der Magdalenenkapelle eine adventliche Versöhnungsfeier für Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen an der Stiftsschule an. 12. Dezember Unter Teilnahme vieler Leute wird unter dem Vorsitz von Abtpräses Benno Malfèr die Dankmesse für die Wahl von Abt Urban gefeiert, der das «Homagium» vorausgeht. Letzte Woche ist die ausführliche Reinigung und Revision der Mauritiusorgel glücklich zu Ende gebracht worden. Das Instrument war 1994 eingeweiht worden.

30. November Bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes vertreten Pater Urban und Pater Lorenz das Kloster. Pater Urban hält dabei eine Ansprache. Am Abend findet im Dorfzentrum das grosse Abschlussfest des Welttheaters statt. Pater Justinus ist dabei als Teil der Feuerwehr, Pater Urban zusammen mit dem Vorstand.

15. Dezember Pater Cyrill Bürgi wird als Dekan eingesetzt.

2. / 3. Dezember Zu Beginn des Adventes feiern die 3. und 4. Klasse der Stiftsschule im Oratorium einen Rorate-Gottesdienst. Einige Schüler und Schülerinnen von der Stimmbildung bei Sarah Zeller haben diesen Gottesdienst musikalisch begleitet.

28. Dezember Pater Cyrill wird von den Mitschwestern im Kloster Fahr als neuer Dekan begrüsst.

22. Dezember In der vollen Klosterkirche (ca. 1200 Personen) findet in einer fast dreistündigen Eucharistiefeier die Benediktion von Abt Urban statt. Die Zeremonie wird von Bischof Markus Büchel, dem Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, geleitet (vgl. S. 18f.).

29. Dezember Abt Urban feiert zum ersten Mal als Abt den Gottesdienst mit den Mitschwestern im Fahr.


KLOSTER EINSIEDELN 31. Dezember Pater Theo gestaltet in der Klosterkirche zusammen mit mehreren Mitbrüdern den Jahresübergang mit Texten, Gesang und Orgelmusik. Im zu Ende gehenden Jahr konnte das Pilgerbüro 1237 angemeldete Gruppen mit insgesamt 75'053 Personen bei uns willkommen heissen. Hier nicht eingerechnet sind die Tausenden von Besucherinnen und Besuchern, die als Einzelpersonen oder private Gruppen unsere Klosterkirche aufsuchen.

2.– 4. Dezember Abt Martin nimmt zum letzten Mal an der Vollversammlung der Bischofskonferenz teil, die in Lugano stattfindet. 3. Dezember Pater Lorenz hält an der Uni Luzern im Rahmen der Ringvorlesung «Trendreligion Christentum» einen Kurzvortrag über Wallfahrt und Marienverehrung in Einsiedeln.

PERSO N ELLES

8. Dezember Pater Pascal, Pater Oswald und Pater Lorenz begehen heute ihr Goldenes Professjubiläum.

24.– 30. November Pater Alois hält den Schwestern im Kloster Muotathal die Exerzitien.

8.–10. Dezember Pater Gabriel begleitet eine Pilgerfahrt nach Andechs, Altötting und München.

25. November Zum letzten Mal nimmt Abt Martin in Zürich am ganztägigen Treffen des Fachgremiums SBK «Sexuelle Übergriffe» mit den Fachgremien der verschiedenen Diözesen teil. Und um 15 Uhr nimmt Abt Martin ebenfalls zum letzten Mal an der Sitzung der «Sapientia Christiana» teil (Mitglieder der Bischofskonferenz, deren Diözesen über eine theologische Ausbildungsstätte verfügen).

12. Dezember Pater Thomas schliesst mit einer vierstündigen schriftlichen Prüfung und einem einstündigen mündlichen Examen sein Nebenfach Latein ab.

27. November Pater Lorenz nahm in Basel an einer Sitzung der Kommission für Tourismus-, Freizeit- und Pilgerseelsorge teil. Zusammen mit der entsprechenden Kommission des evangelischen Kirchenbundes wurde die Igeho (Fachausstellung für Hotel und Gastgewerbe) besucht, wo die beiden Kirchen an einem eigenen Stand präsent waren.

VORSCHAU 16. Januar In den ersten drei Monaten des neuen Jahres dürfen wir gerade dreimal ein hohes Jubiläum begehen: Mit drei Mitbrüdern zusammen feiern wir ihren 90. Geburtstag. Heute begeht Bruder Ephrem diesen runden Geburtstag, am 16. Februar Pater Luzius und am 17. März Bruder Niklaus.

28. November In Zürich trifft sich ganztägig die Fachgruppe zur Neuorganisation der Medieninstitutionen der katholischen Kirche, in der Abt Martin der Vertreter der SBK war.

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STIFTSSCHULE 4. November: Rektor Peter Lüthi nahm an einem Podiumsgespräch in Pfäffikon teil. Thema war die Schule allgemein, vor allem die Sekundarstufe I und II. Der Titel lautete: Bilden wir die Schüler noch richtig aus? 5. November: Alle Sechstklässler erfuhren von Rektor Prof. Dr. Kühnis, welche Lehrerausbildung gefordert wird und was sie bietet. Für das Sekundarlehrerstudium referierte Prof. Wilhelm von der PH Luzern. 6. November: Die Vertreter aller gymnasialen Privatschulen des Kantons Schwyz sassen zusammen und berieten über das weitere Vorgehen in Sachen Kürzung der Kantonsbeiträge. Abt em. Martin Werlen war auch dabei und unterstrich die Wichtigkeit unserer Schulen. 13. November: Altphilologenvortrag zum Thema «Antike-Rezeption in Faust II». Zu Gast war Dr. Ulrike Zeuch, Privatdozentin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 15. November: Mit Sport und Kultur wurde Abt Martin verabschiedet. Eine kurze Feier im Theatersaal rundete den Nachmittag ab. Die Stiftsschule hat Abt Martin viel zu verdanken; er sorgte ausserordentlich gut für uns. Herzlichen Dank! 21. und 22. November: «Tage der offenen Türen» an der Stiftsschule. Die Eltern und die Öffentlichkeit nahmen dieses Angebot reichlich an. 23. November: Während der Abtswahl orientierten Abt em. Martin Werlen, Bezirksammann Betschart, Prorektor Eichrodt und Rektor Lüthi über die bevorstehende Sparübung des Kantons und die Folgen für die Stiftsschule und den Bezirk. 25. November: Elternabend der 1. Klassen mit anschliessendem Apéro in der Gartenhalle. 27. November: Evakuationsübung an der Stiftsschule. Die Resultate zeigen, dass es möglich wäre, eine noch bessere Sicherheit zu gewährleisten. Daran wird gearbeitet. 8. Dezember: Das Jugend- und Stiftsschulorchester Einsiedeln konzertierte zur Matinée im Gemeindesaal des Alten Schulhauses. 11. Dezember: Pater Cyrill bot über den Mittag eine Versöhnungsfeier in der Magdalenenkapelle an. 15. Dezember: Adventskonzert des «Cum Anima-Chores» der Stiftsschule unter der Leitung von Adeline Marty. Ein voller Saal und ein wunderbarer Gesang. Es wurde nicht nur gesungen, sondern Geige und Flügel luden zweimal zum Zuhören ein. 17. Dezember: Ein besinnlicher Mittag mit Worten und Musik im Musiksaal der Stiftsschule führte uns in die Weihnachtszeit. 19. Dezember: Die Sportlehrerinnen organisierten ein gut besuchtes Badmintonturnier in den Turnhallen. Sieger waren fast immer die Maturandinnen. Peter Lüthi, Rektor

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STIFTSSCHULE

ECKE DER ELTERN Liebe Eltern unserer Schülerinnen und Schüler Bildung für alle – ein Muss Was habe ich in den Weihnachtsferien nicht alles lernen müssen! Ich musste mich über «iCloud», über den germanischen Gott Thor und über den «konsequenten Humanismus» aufklären lassen. So schön kann Lernen sein. Bei mir aber trüben die Gedanken an die bundesweiten Sparübungen gerade in der Bildung den Blick für die Zukunft. Ich bin der Auffassung, nur eine gebildete Gesellschaft habe eine Chance, im weltweiten Kampf ums Überleben zu bestehen. Natürlich unterlaufen auch den Gebildeten Fehler. Auch sie sind Menschen. Gott sei Dank! Aber Gebildete, und da zähle ich alle mit einer guten Schulbildung, einer Berufslehre oder Anlehre dazu, sind weniger manipulierbar. Wenn dann noch das Urvertrauen auf die inneren Möglichkeiten oder auf die Macht des Glaubens dazu stossen, wird ein guter Weg gangbar. Nun klagt man in unseren Regionen über steigende Schülerzahlen an gewissen Gymnasien und möchte die Quote künstlich verringern oder zumindest auf tiefem Niveau belassen – das stört mich. Genauso wie der Kampf zwischen den berufsbildenden Schulen und den Gymnasien. Beide Ausbildungsgänge sind Grundausbildungen, wobei in der Berufslehre näher am späteren Beruf ausgebildet wird. Aber wer verwehrt einem Maturanden eine Berufslehre? Niemand, denn die Matura als breite Allgemeinbildung ist eine gute Voraussetzung für eine spätere spezifische Ausbildung. Wir haben im Kanton Schwyz eine wunderbare Bildungslandschaft, die aus Spar-

gründen allmählich umgepflügt werden soll. Man entzieht den Privatschulen auf der Gymnasialstufe Unterstützungsgelder, die man erst vor vier Jahren erhöht und vor zwei Jahren nochmals bestätigt hat. Warum muss der Kanton Schwyz jetzt so rigoros sparen? Man setzt auf tiefe Steuern und lässt den Staat auf kleiner Flamme laufen. Das ist nicht unbedingt falsch, aber gefährlich. Mit welchen Geldern wurde die Rettung der UBS fürs Erste finanziert? Jetzt soll also das Kantonsbudget gerettet werden. Dafür sollen nun jene Schülerinnen und Schüler bestraft werden, die an ein bekennendes Gymnasium, das die christlichen und humanistischen Werte hoch hält, strömen, um dort etwas Mehrwert zu erhalten. Ich bin nicht gegen sinnvolles Sparen. Aber ich schreibe gegen ein Sparen an, das mit Leichtigkeit und ohne dass jemand zu Schaden käme, vermieden werden könnte. Wenn diese Sparübung sich im Kantonsrat durchsetzt, werden viele Jugendliche aus der Region gezwungen sein, eine Schule ihrer zweiten Wahl zu besuchen. Das möchte ich der Region Einsiedeln ersparen und deshalb kämpfe ich weiter um die Gleichberechtigung aller Schichten auch in unserer wunderschönen Gegend. Ich gebe nicht auf und hoffe auf kluge Entscheide unserer Behörden, aber auch auf Ihre ideelle Unterstützung. Gemeinsam werden wir es schaffen, dass die Stiftsschule weiterhin allen Jugendlichen zu akzeptablen Bedingungen offen steht. Ich möchte, dass auch in Zukunft Kinder aus allen Schichten mein Wissen fördern wie in den Weihnachtsferien. Peter Lüthi

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STIFTSSCHULE

Schulseelsorge

Wer nichts erwartet, zu dem kommt nichts Ein kleines Theaterstück im Rahmen der Weihnachtsfeier der Stiftsschule und ein ganz besonderer Adventskalender mit Zitaten aus dem Buch «Mein Leben ohne Limits» des schwer behinderten Australiers Nick Vujicic stellen Fragen, deren Antworten Gewicht und Bedeutung haben fürs ganze Leben.

Die Theatergruppe spielte in der gemeinsamen Weihnachtsfeier der Stiftsschule ein kleines Theaterstück in vielen kurzen Szenen. Hauptschauplatz war eine Kirchenbank auf dem Podium der Klosterkirche. Dort sassen Alexander und Frédéric. Alexander: «Was ist? Worauf wartest du?» Frédéric: «Bis es vorbei ist!» Alexander: «Was? Der Tag? Das Leben oder die Ewigkeit?» Frédéric: «Nein, ich warte bis der Gottesdienst vorbei ist.» Alexander: «Erwartest du denn von diesem Gottesdienst nichts?» Alexander: «Nee, nichts! Doch..., dass er vorbeigeht.» Frédéric: «Na, so was! Wer nichts erwartet, zu dem kommt auch nichts.» Die Trompetenklänge des Ad hoc-Trios zwischen den einzelnen Szenen gaben Raum, um über die Frage nachzusinnen: «Was erwarte ich eigentlich vom Leben?» Diese Frage ist für heranwachsende wie für erwachsene Menschen entscheidend und lebensnotwendig. Von ihrer Beantwortung hängen Identitätsstiftung und Motivationsantrieb ab. Und das gilt bis zum letzten Atemzug. Vertraust du mir? Im Religionsunterricht der dritten Klasse lesen wir zurzeit das Buch von Nick Vujicic:

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«Mein Leben ohne Limits». Nick Vujicic ist mit schwerer körperlicher Behinderung auf die Welt gekommen – in Australien, als Sohn eines Pastorenehepaars. Seit Geburt hat Nick keine Arme und Beine. Dieser Umstand veranlasste ihn schon sehr früh, nach dem Sinn seines Lebens zu fragen. Mit zehn Jahren hatte ihn die Hoffnungslosigkeit so im Würgegriff, dass er sich selber das Leben nehmen wollte. «Plötzlich schoss mir ein Bild durch den Kopf. Mom und Dad standen weinend an meinem Grab. Mein siebenjähriger Bruder Aaron stand daneben und weinte auch. Allen flossen die Tränen und ich hörte, wie sie schluchzend sagten, dass es ihr Fehler gewesen sei. Wenn sie doch nur mehr für mich getan hätten. Der Gedanke war nicht zu ertragen. Ich konnte ihnen meinen Tod nicht aufbürden. Egoist.» Die entscheidende Wende Er überwand diese trüben Suizidgedanken, aber die Sinnfrage blieb. Als er wieder einmal Gott intensiv befragte, ja anklagte: «Warum nimmst du mir Arme und Beine? Warum lässt du nicht ein Wunder geschehen? Warum?», antwortete ihm Gott nicht mit einer banalen Erklärung, sondern mit einer Gegenfrage: «Vertraust du mir?» Diese Antwort brachte die entscheidende Wende in seiner Lebenseinstellung. Er erkannte: «Obwohl ich alles andere als per-


STIFTSSCHULE nien. Er arbeitet international als Motivationsredner überwiegend in Schulen, Kirchen und bei christlichen Kongressen. Er thematisiert dabei das Leben mit Behinderung, Lebensmut und Hoffnung, und christlichen Glauben. «Vielleicht ist das meine Aufgabe, anderen Menschen Hoffnung zu geben.» Sein erster Sohn wird in diesem Monat einjährig. Überlass Gott den Rest

Aus dem Adventskalender 2013 der Stiftsschule (Fotos: Pater Cyril Bürgi). fekt bin, bin ich trotzdem der perfekte Nick Vujicic. Ich bin ein Gedanke Gottes. Das bedeutet nicht, dass das Nonplusultra schon erreicht ist. Ich habe noch jede Menge Entwicklungspotenzial! Wer seine Träume aufgibt, steckt Gott in eine kleine Box. Dabei bist du sein kreatives Werk! Du bist kein Zufallsprodukt. Dein Leben hat genauso wenig Grenzen, wie man Gottes Liebe einzäunen kann.» Gottes Gegenfrage: «Vertraust du mir?» war nicht einfach eine Rechtfertigung, sondern verwies ihn über sich selbst hinaus auf die Beziehung mit seinem Schöpfer. «Nach und nach ist mir klar geworden: Ich habe mir an jenem rabenschwarzen Abend nicht das Leben genommen – Gott hat es getan. Er hat mein Leben in die Hand genommen und mehr daraus gemacht, als ein Zehnjähriger sich erträumen kann.» Heute lebt Nick Vujicic verheiratet in Kalifor-

Nick schreibt in seinem Buch: «Gib dein Bestes und überlass Gott den Rest.» Wenn unsere Erwartungshaltungen im Advent, die Wünsche für das begonnene Jahr, der Eifer und das Streben in der Schule, die Sehnsüchte unseres Innersten letztlich nicht über uns hinausweisen, bleibt unser Tun und Lassen gefangen im eigenen Ego. Das Buch von Nick Vujicic ist voll von Geschichten aus seinem Leben, durch die er innerlich gewachsen ist. Er zeigt, wie er körperliche und mentale Grenzen, Angst, Verzweiflung und Rückschläge, Minderwertigkeitsgefühle und Glaubenszweifel überwindet. Das Buch bietet eine Fülle von lebensbejahenden Aussagen, die jedermann leicht in sein Leben integrieren kann. Daraus entstand die Idee eines Kalenders. Die eine Klassenabteilung hat mit markanten Sätzen Vujicics einen Adventskalender realisiert und die andere wird im zweiten Semester einen Wochenkalender verwirklichen. Der Schlussdialog in der Weihnachtsfeier zielt darauf hinaus, dass die Erwartungen und Wünsche, die wir mit Weihnachten und Neujahr verbinden, unsere engen Grenzen sprengen und transzendieren. Alexander: «Auf was wartest du noch? Auf das Ende?» Frédéric: «Nein, auf den Anfang.» Alexander: «Was? Auf wessen Anfang?» Frédéric: «Auf den Anfang der Ferien.» Alexander: «Erwartest du nicht mehr?» Frédéric: «Doch, ich erwarte mehr: Vielleicht, dass mit Weihnachten dieser Erde ein Neuanfang geschenkt wird.» Pater Cyrill Bürgi

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Internat

Spirit I und II In ihrem Leitbild bekennt sich die Stiftsschule und damit auch das Internat zur gelebten christlichen Spiritualität. Neben Besuchen des Gottesdienstes in der Klosterkirche und der allmorgendlichen Einkehr beim Frühstück haben wir dieses Jahr zusätzlich den Spirit-Abend ins Leben gerufen.

Pater Cyrill entführt uns zweimal im Monat auf einen Ausflug irgendwo ins Kloster. Der halbstündige Exkurs wird jeweils in einem Flyer mit drei Stichwörtern angekündigt. Das gibt im Vorfeld schon einiges zu diskutieren. Letztes Jahr im September waren wir unterwegs, um das «Gebäude» Kloster näher kennenzulernen. Besonders für unsere neu eingetreten Schülerinnen und Schüler war die Orientierung anhand einer Luftaufnahme des Klosters spannend. Der Besuch in der Bibliothek eröffnete dann eine ganz andere Welt: Zu sehen waren in einer Sonderausstellung einige damals «verbotene Bücher», darunter auch solche der Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin. Aber auch eine grosse Bibel, die «Biblia sacra polyglotta» überraschte uns. Konnte man doch sehen, dass ein hebräischer Bibeltext auf einer Doppelseite in weitere vier Sprachen übersetzt war. Fast eine Simultanübersetzung. Ganz nahe an der Zeit Der erste richtige Spirit-Abend erwartete uns mit den drei Stichworten «1634», «in time» und «Benedikt». Die Jahreszahl liess einige durchaus in die richtige Ecke steuern. Wir waren unterwegs auf den Nordturm. Nicht jeder schaffte den Aufstieg vom Uhrwerk höher hinauf, aber eindrücklich waren schon die ersten hölzernen Treppen.

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In solchen «Särgen» bewahrten die Einsiedler Mönche bis vor kurzem ihr Essbesteck auf. Schliesslich blieb noch der Begriff «Benedikt». Der Gründer des Benediktinerordens, Benedikt von Nursia, bringt in seiner Mönchsregel das Thema Zeit und Pünktlich-


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Eine Station von Spirit II: Christophs Gedenktafel im Küchengarten des Klosters (Fotos: Simone De Tomasi). keit zur Sprache. Er schreibt: «Sobald man zur Stunde des göttlichen Dienstes das Zeichen vernommen hat, muss man alles aus der Hand legen und in grösster Eile herbeikommen, jedoch mit Ernst.» Und weiter heisst es – und das deutet doch auf das Verstehen von menschlichen Schwächen hin: «Ganz gedehnt und langsam singen...» – damit der Zuspätkommende noch hineinrutschen kann, sich allerdings dann an einen gut sichtbaren Ort stellen muss, womit die Beschämung schon Strafe genug ist. Pater Cyrill gibt uns zum Abschluss die schweizerdeutsche Variante dieser Anweisung mit: «Sobald s’Gebätsglöggli lüütet, söll mer alles lige loo, was me i dä Händ hät, und schnäll anezspringe choo, aber oni z’über-triibe, nöd so dass anderi müend lache.» «Allerheiligen» war das Thema des folgenden Spirit-Abends. Die Stichworte lauteten: «S’Ziitliche sägne», «Besteck» und «Chris-

toph». Wir trafen uns zu Beginn im Büro der Seelsorge, Pater Cyrills Arbeitsort. Sein hübsches Bestecketui lag vor uns. Schön war es anzusehen, liess es doch durch die Konturen das Besteck schon erahnen. Aber woran erinnerte uns diese Schatulle? Ja, an einen Sarg! Wobei wir wieder beim Thema von Allerheiligen und Allerseelen waren. «s Ziitliche sägne» Dann besuchten wir den Küchengarten, wo wir an Christophs Gedenktafel stehen blieben. Er war ein junger Mensch, ein Lehrling, der im November 2002 an der Stelle, wo wir jetzt standen, vom Baulift herunterfiel und kurz darauf starb. Ein wunderschöner, flachliegender Gedenkstein mit einer eingearbeiteten Spiralzeichnung erinnert an ihn. Etwas bedrückt beten wir: «Gegrüsst seist du, Maria…». Simone De Tomasi

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Maturajahrg채nge zwischen 1949 und 2004 feiern

Klassentage 2014 Datum

Klassentag

Matura

Verantwortlicher

12. Mai

55

1959

Victor Buner Pfarramt 8873 Amden 055 611 11 33

19. Mai

60

1954

Richard Voser Schellenbergstrasse 38 7000 Chur 081 353 17 12

26. Mai

65

1949

Pater Hilarius Estermann Kloster Einsiedeln 8840 Einsiedeln 055 418 61 11

16. Juni

50

1964

Pater Alois Kurmann Kloster Einsiedeln 8840 Einsiedeln 055 418 61 11

30. Juni

10

2004

Raphael Honegger Friedheimstrasse 34b 8057 Z체rich 043 288 59 35

15. September

25

1989

Lukas J. Song Weissenrainstrasse 52 8707 Uetikon am See 044 390 12 28

22. September

30

1984

Josef Seeberg Kehlhofweg 3 6043 Adligenswil LU 041 360 81 56

20. Oktober

40

1974

Erwin Merz Hafnerquartier 5 8840 Einsiedeln 055 412 24 00

27. Oktober

20

1994

Peter Werder Hirslanden Seefeldstrasse 214 8008 Z체rich 044 388 75 50

Der Klassentag des Jahrgangs 1944 wird auf Wunsch von Herrn Rohr erst nach Redaktionsschluss bestimmt.

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Alumni

Klangvoller Jahresauftakt Von wegen Januarloch oder Festtags-Nachwehen! Die Alumni starteten feierlich, kunstvoll, frisch und äusserst musikalisch ins neue Jahr. Im Rahmen des ersten Events 2014 wurde am 5. Januar die brandneue CD des Quartetts The Ravens «getauft».

Am frühen Sonntagabend trudelten Alumni und Alumnae mit ihren Angehörigen, musikbegeisterte Gäste aus Einsiedeln und Umgebung, sowie Freunde und Familien der Sängerinnen und Sänger im Museum FRAM in Einsiedeln ein. Die Reihen füllten sich schnell, und nicht alle der knapp 90 Anwesenden fanden einen Sitzplatz. Nichtsdestotrotz stiess man gut gelaunt auf das neue Jahr an und freute sich über das Wiedersehen.

Ebenfalls guter Laune war Moderator Dani Bürli, Vorstandsmitglied der Alumni Scholae Einsidlensis, als er die zahlreichen Eventbesucher begrüsste. Alle waren sichtlich gespannt auf die Darbietung des Quartetts The Ravens, das aus den zwei ehemaligen Stiftsschülerinnen Rahel Fröbel und Angela Steinauer, sowie Pater Lukas Helg und dem frisch gebackenen Abt Urban Federer besteht.

Gesangsfreude der vier Einsiedler «Raben» zu Gunsten der Namwala Highschool in Namibia: CD-Cover...

Als Auftakt zum musikalischen Anlass unterhielt sich Dani Bürli mit den zwei Sängerinnen über die Hintergründe des CD-Projekts. Gemeinsam gesungen und konzertiert haben «The Ravens» schon viele Male – eine CD jedoch ist etwas ganz Neues. Der Erlös kommt der Namwala High School in Sambia, der Partnerschule der Stiftsschule Einsiedeln, zugute. Die Partnerschaft geht auf den Stiftslehrer Hannes van der Weijden zurück, der einst für längere Zeit in Sambia lebte und unterrichtete – 2006 besuchten auch Rahel Fröbel und Angela Steinauer die Namwala High School.

Langzeitwirkung

Ausgiebige Kostprobe Die brandneue CD sei schliesslich in nur fünf Stunden aufgenommen worden und umfasst insgesamt 17 Songs. Natürlich kamen Alumni und Gäste nach dem Gespräch in den

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... und das Quartett The Ravens in voller Aktion anlässlich der CD-«Taufe» im Museum FRAM, v.l.: Pater Lukas Helg, Rahel Fröbel, Angela Steinauer, Abt Urban Federer (Foto: Dario Züger). Genuss einer ausgiebigen Kostprobe. Das Quartett gab afrikanische Melodien, geistliche Lieder aber auch Volksmusik und Pop zum Besten. Für besonders viel Begeisterung sorgten «Let it Be», bei dem Abt Urban Federer in einem Solopart glänzte, «Old Mac Donald» und «Hello, my Baby». Die Zuhörer waren begeistert und forderten mit tosendem Applaus gleich drei Zugaben. Feierlicher Höhepunkt Im Anschluss lauschten die Besucherinnen und Besucher einem spannenden Interview mit Abt Urban Federer, der sich trotz dem riesigen Rummel um seine Person in den letzten paar Wochen gerne Zeit genommen hatte für diesen tollen Alumni-Event. Der feierliche Höhepunkt des Abends war schliesslich die offizielle «Taufe» der The Ravens-CD, bei welcher alle Anwesenden als Paten wirkten.

Darauf musste natürlich mit Prosecco angestossen werden! Danach wurde ein feiner Apéro serviert und man konnte die druckfrische CD erstehen und von den Sängerinnen und Sängern signieren lassen. Wer Lust hatte, machte sich noch auf einen Rundgang durch die aktuelle Ausstellung im Museum FRAM, die neue Werke von Einsiedler Künstlern zeigt. Spannender Leckerbissen: Vier der fünf Künstlerinnen und Künstler waren persönlich am Alumni-Anlass anwesend und gerne bereit, Auskunft über ihre Werke zu geben. Mit ein paar köstlichen Dessert-Häppchen im Bauch machten sich Alumni und Gäste schliesslich auf den Heimweg. Gut möglich, dass der eine oder andere noch bis zum nächsten Morgen eine der fröhlichen Melodien des Konzerts im Ohr hatte. Flurina Decasper

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Corvina

Weihnachten mit Abt Urban Die Weihnachtszeit war sehr ereignisreich für die Corviner. Die Weindegustation mit dem Linthverband, der Wildfrass der AKV Neu-Romania in Freiburg im Uechtland, der Chlausstamm bei Alois Gmür v/o Bräu und unser Weihnachtskommers waren nur die grössten aller Anlässe. Mitte November ging die Reise nach Stäfa zum Weingut der Familie Pünter. Grundlegendes Wissen über den Weinbau am Zürichsee wurde uns und unseren Freunden vom Linthverband in spannender Form vermittelt. Die Degustation nach der Führung durch die Reben, das Mittagessen im Restaurant «Drei Könige» und der Stamm im «Paragraph 11» botenGelegenheit, in Kontakt mit Altherren aus dem Raum Linth zu treten. Zwei Corviner traten daraufhin sogar dem Linthverband bei. In der Woche danach stand der alljährliche Wildfrass an. Unsere Patenverbindung AKV Neu-Romania empfing uns zu ihrem 75. Jubiläum freundlich und wies die Corviner sogleich ins freiburger Couleurstudententum ein. Der Abend blieb allen in guter, wenn auch ein wenig unklarer Erinnerung. Eine Woche später klopfte der Chlaus an die Tür. Er und sein Schmutzli tadelten und lobten die Corviner Fuxen und unterhielten die im Rosengarten versammelte Gesellschaft bestens. Dank regem Besuch (vor allem aus Freiburg und Schwyz), guter Stimmung und der Anwesenheit von Nationalrat Alois Gmür v/o Bräu dauerten die Feierlichkeiten bis tief in die Nacht. Ein ganz grosser Tag für die Corvina war der 22. Dezember 2013: Wir hatten die besondere Ehre, die Abtsbenediktion unseres Vereinspapas Abt Urban Federer v/o Kolumban in der Klosterkirche mitzufeiern. Das Zentralkomitee des Schweizerischen Studen-

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Zu den Gratulanten im Dorfzentrum gehörten auch die «Farbenträger»: Abt Urban Federer und Iwan Durrer v/o Kynos (Foto: Franz Kälin sen.) tenvereins, die AV Fryburgia und die GV Corvina stellten dazu Fahnendelegationen. Nach einem langen, aber eindrücklichen Gottesdienst begaben wir uns zum Dorfzentrum zum offerierten Apéro. Als sich dieser dem Ende zuneigte, war für die Couleuriker noch kein Heimgehen vorgesehen, denn der Weihnachtskommers wartete. Zusammen mit unseren vielen Gästen erlebten wir zusammen mit Kolumban einen stimmungsvollen Ausklang dieses grossen Tages. Voller Vorfreude blicken wir nun auf die nächsten, etwas ruhigeren Monate. Es gilt, die zahlreichen Neumitglieder aufzunehmen und die einundzwanzigköpfige (!) Verbindung zu festigen. Dpmv! Mario Rada v/o Stürmi


STIFTSSCHULE Venerabile Monasterium Am 23. November 2013 hat der Konvent Pater Urban Federer (1984–M 1988) zum 69. Abt des Klosters gewählt. – Am 5. Dezember ist Dora Cao-Simonet, die Schwester von Pater Luzius Simonet, (1937–M 1945) gestorben. Am 15. Dezember 2013 wurde Pater Cyrill (Christoph) Bürgi (1987–M 1993) zum Dekan den Klosters ernannt. – Am 6. Dezember 2013 ist Emma Fries-Gassmann, die Schwester von Pater Augustin (Josef) Gassmann (1946–M 1954) gestorben. Vitae merita Jennifer Baumann (1997– M 2003) hat von April 2008 bis Juli 2010 die Ausbildung als Flugverkehrsleiterin bei Skyguide gemacht. – Rahel Fuchs (1998–M 2004) machte 2009 den Master of Arts in Fine Arts (M. F. A.) mit Major in Arts Teaching, und ist ab Schuljahr 2012/13 Lehrerin für Bildnerisches Gestalten und Werken an der Stiftsschule. – Christina Meyer (1997–M 2003) machte im August 2011 den Master of Science in Business Administration with a Major in Marketing ZHAW. – Adi Marty (1992–M 1997) ist seit Januar 2013 Leiter des Simulationszentrums des Universitätsspitals Zürich. – Roger Husistein (1992–M 97) hat veröffentlicht: «Katholische Kirche in der Schweiz. Kirchenstatistik 2013: Zahlen, Fakten, Entwicklung». Ed. SPI (Schweiz. Pastoralsoz. Inst. St. Gallen) 2013. – Thomas Knobel (1999–M 2005) hat am 31. Oktober 2013 den Master of Science in Geographie, Human- und Wirtschaftsgeographie erlangt. – Walter Strassmann SVD (1962–M 1964) hat von 2008–2013 die Seelsorgeeinheit Rheineck-Thal mit 5 Pfarreien aufgebaut; nach seiner Demission wird er nun Oberer in der Marienburg.

freuen sich über die Geburt von Elin Sophia, geboren am 5. Dezember 2013; Langweid 1, 6333 Hünenberg See. – Monja-Rita und Andreas Escher-Grond (1990–M 1997) freuen sich über die Zwillinge Lars Martin und Cédric Yves, geboren am 29. Dezember 2013; Kantstrasse 21, 8044 Zürich. In pace Josef Hässig-Geiger (1928–M 1935), ehem. Musikdirektor in Wil, ist am 9. Novwember 2013 gestorben. – Erwin Furrer-Stäuble (1942–M 1948) ist am 6. Dezember 2013 gestorben. – Pater Hans Kaufmann SVD (1959–M 1961) ist am 24. Dezember 2013 gestorben

PERSONAL NACHRICHTEN

Um Angehörige trauern: Alois Riklin (1948–M 1955) trauert über den Tod seiner Gattin, Ursula Riklin-Lorenz, gestorben am 8. November 2013; Alois Riklin, Holzstrasse 31, 9010 St. Gallen. – Martha Wyss-Ruffenacht, die Mutter von Rico von Wyss (1987–M 1994), ist am 10. November 2013 im Alter von 70 Jahren gestorben; Rosenbergstrasse 52, 9000 St. Gallen. – Ende Oktober 2013 ist Edgar Rodel, der Vater von Andreas Rodel (1986–M 1993) gestorben; Kammelenstr. 34, 9011 St. Gallen. – Christoph (1992–M 1999) und Ursina Landolt (1997–M 2001) haben ihre Grossmutter, Dora Cao-Simonet verloren. – Am 6. Dezember 2013 ist Emma Fries-Gassmann, die Mutter von Beat Fries (1975–M 1982) gestorben. – Thomas Schürpf (1971–M 1978) hat am 5. November 2013 seine Mutter, Margrit Schürpf-Ebnöther, verloren; Am Schlosspark 3, 8274 Gottlieben. Pater Alois Kurmann

Penates Ruth Betschart (1987–M 1994) und Philipp Oberholzer (1987–M 1994) haben sich am 5. Oktober 2013 das Ja-Wort gegeben. – Andrea Klaus und Sigi Blättler (1989–M 1996)

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STIFTSSCHULE

Grosszügige Schenkung für die Schulbibliothek Im Oktober 2013 durfte die Schulbibliothek der Stiftsschule eine grosszügige Schenkung von Herbert Winiger aus Bettlach (SO) entgegennehmen: die «Chronik des 20. Jahrhunderts». Das Standardwerk umfasst nicht weniger als 25 Bände und deckt alle relevanten geschichtlichen Ereignisse des gesamten 20. Jahrhunderts ab. Das Nachschlagewerk erhielt einen gut sichtbaren Ehrenplatz in der Schulbibliothek und hat sich bereits als solide Grundla- Von links: Matthias Lüthi (Verantwortlicher ge für verschiedenste Recherchearbei- der Bibliothek), Herbert Winiger (Spender), ten der Schüler- und Lehrerschaft be- Johannes Eichrodt (Projektor). währt. Die Stiftsschule dankt Herbert Winiger ganz herzlich für dieses Geschenk: «Zeit für Gott ist erbauend und stärkt mich, meinen Alltag nicht alleine bewältigen zu müssen.» Matthias Lüthi

Klassentag Matura 1973

«Extended version» von Maturi? Schöne Momente gab es schon bei der Begrüssung am 22. September im Restaurant «Drei Könige», teilweise erstmals wieder nach vierzig Jahren. Stefan Lienert, unser gewohnt umsichtiger Klassentag-Organisator, bat dann jeden von uns, kurz vorzutragen, wohin das Leben uns brachte und was uns wichtig war. Mit einigem Schmunzeln haben wir von vielen erfüllten Berufswünschen und unerwarteten privaten Entwicklungen gehört. Beeindruckend: niemand hat sich wichtiger genommen als der andere und so auch weniger gelungene Lebensabschnitte geschildert. Wir sind offenbar schon etwas lockerer bezüglich anvisierter Lebensziele ge-

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worden. Darf das gar schon als «extended version» von Maturi gedeutet werden? Anderntags trafen wir uns – weniger müde als auch schon – in der Gnadenkapelle zum Gottesdienst, zelebriert von unseren beiden Patres Gabriel Kleeb und Raphael Schlumpf. Nach ihren Reflexionen zum «sich ehrlich geben» gedachten wir unserer fünf verstorbenen Klassenkollegen. Anschliessend besuchten wir geschichtsträchtige Orte: Internat, Schulgänge, «Juhee», Musikhaus, Speisesaal und Herrengarten, heute der Ort, der sich vom damaligen Selbstversorgungs-Gemüsebau zum ökologisch wertvollen Biotop mit weniger «Manpower»-Einsatz


STIFTSSCHULE wandelte. Das sind klare äussere Zeichen über strukturelle Veränderungen der Klostergemeinschaft, über die wir uns auch beim Mittagessen am Hof unterhalten haben. Dazu hiess uns Dekan Pater Urban im Namen des Klosters herzlich willkommen. Von Rektor Peter Lüthi erfuhren wir Neues zur Entwicklung der Stiftsschule mit dem reaktivierten modernen Internat – mit Schminkzimmer, bemerkenswert – und seinem Plädoyer für ein Gymnasium, das seinen einmaligen Platz mit Möglichkeiten zur positiven Auseinandersetzung mit christlichen Werten der Erziehung aktiv leben darf, ein Unterschied zu den Rahmenbedingungen der klassischen Kantonsschulen. Bei unserem Austritt 1973 wurden wir an die drei gerade neudefinierten Bildungsziele der schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz erinnert: Erlernen und Anwenden

von Grundwissen, Entwicklung geistiger Grundkräfte und Charakter- und Persönlichkeitsbildung. Ich glaube, diesbezüglich war die Stiftsschule voll auf Kurs und hatte uns einen gut gepackten Rucksack vermittelt. Vierzig Jahre später, so Urs Dieter, integriert die Stiftsschule weiterhin die erwähnten Bildungsziele in drei Bildungsaufgaben, nämlich den wissenschaftlichen, menschlichen und christlichen. Mit harmonischen Feldmusikklängen verabschiedeten wir uns vom Kloster, hängten teilweise noch muntere Gespräche im «Tulipan» an, bevor wir heimkehrten. Dabei verarbeiteten wir nochmals Gedanken an viele schöne Momente von damals, wo jene Zukunft vor uns stand, die jetzt bereits Vergangenheit ist, aber auch in Gedanken, wo wir alle stehen, jetzt und morgen. Leo Meile

Erste Reihe (v. l.): Norbert Lombriser, Bernhard Binkert, Hanspeter Spaar, Ralph Spillmann, Dekan Pater Urban, Rektor Peter Lüthi, Wilfried Kohler, Martin Köstli, Leo Meile, Pater Rafael; zweite Reihe: Pater Gabriel, Felix Lutz, Hugo Gmür, Hilario Soler, Carlo Prestele, Meinrad Gyr, Paul Pfyffner, Anton Gehler; dritte Reihe: Urs Schmid, Roman Appius, Stefan Lienert, Bruno Frick (Foto Franz Kälin jun.).

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ST. GEROLD

Kurs- und Kulturprogramm der Propstei St. Gerold Kurse Heilkraft der Musik – Einübung in die Musikmeditaition Wann: Was:

14.–16. Februar 2014 Das Seminar dient der Einübung in die Musik-Meditation, die dem Hörer hilft, sich von Ruhe, Kraft und Weisheit grosser Musik durchdringen und verwandeln zu lassen. Sie fördert das bewusste Hören Bachs, Beethovens, Bruckners und anderer Meister. Die Teilnehmer üben, in die Geheimnisse der Musik einzudringen, ihre Tiefen zu erforschen und sich zu ihrer Höhe aufzuschwingen. Bewährte Atem- und Entspannungsübungen der Yogapraxis werden mit einbezogen. Fehlspannungen lösen sich und die ästhetische Erlebnisfähigkeit wird erweitert. Durch ein intensives Musik-Erleben in ruhevoller Wachheit kann sich das geistige und körperliche Wohlbefinden wesentlich steigern. Leitung: Michael Swiatkowski, Ottobeuren/D Kosten: Kurs € 140.– + Pension € 158.– bis € 178.– Musik und Spiritualität – eine Spurensuche Wann: Was:

Kosten:

28. Februar–2. März 2014 Spiritualität ist seit mehr als drei Jahrzehnten ein Megatrend. Zahlreiche empirische Studien zeigen eine «Respiritualisierung der Gesellschaft» – dies allerdings nicht mehr im ursprünglich christlichen Sinn, sondern zunehmend geprägt von den vielfältigen Implikationen der Postmoderne. Musik ist transkulturell und überzeitlich ein Medium des Ausdrucks von Spiritualität; zugleich kann sie auch unterstützend wirken, um Zugänge zur je eigenen Spiritualität zu finden. – Das Wochenendseminar geht dem Begriff der Spiritualität aus persönlicher und wissenschaftlicher Perspektive nach und beleuchtet dann mittels Musikbeispielen die Vielfalt der Spiritualität in christlichen und postmodernen Ausprägungen mit kurzen Seitenblicken zu anderen Religionen. Leitung Dr. Anselm Hartmann, Musikwissenschaftler und Pädagoge Kurs € 180.– + Pension € 158.– bis 178.–

ZEN – Sesshin I (Basic) / ZEN – Sesshin II Wann: Was:

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2.–8. März ZEN – Sesshin I (Basic) / 8.–14. März ZEN – Sesshin II Die Zen-Jou Community – return to the source of life – zielt in ihrer Grundintention auf das Einlösen der Reintegration des Menschen in seine Lebensquelle. Es geht um das Heraus aus dem kollektiv vermittelten Wahrheitsanspruch, der Zerstörerisches in sich birgt. Deshalb will Zen-Jou – Übung und Verzicht – im Durchleiden des eigenen So-seins dazu führen, die uns je aufgetragene Verantwortung für das Ganze der Lebensgemeinschaft zu erkennen und mitzutragen. Das Einlassen des in Übung und Verzicht Wahrgenommenen lichtet allmählich das unser Erkennen Beeinträchtigende, dessen Wirkweise wir uns kaum bewusst sind, so dass wir nicht dem scheinbar tragenden Miteinander aus dem suggestiv manipulierten Ich-Bewusstsein verfallen. Erst dadurch öffnet sich unser Bewusst-


ST. GEROLD

Kosten:

sein hin auf den vom Schöpfer in unserem Dasein gestifteten Sinn: Unser Handeln kann dann aus seinem bewusst gewordenen Verwiesensein Tat werden. Leitung P. Gebhard Kohler, Kyoto/Japan Kurs CHF 220.– + Pension € 474.– im EZ

Fastenseminar I und II nach Hildegard von Bingen Wann: Was:

15.–22. März 2014 Fastenseminar I / 23.–30. März 2014 Fastenseminar II Seit Urzeiten haben die Menschen gefastet, um sich körperlich, geistig und seelisch zu reinigen. Fasten bedeutet innehalten, ein Sich-Einlassen auf das Abenteuer der Selbstfindung. Das Ausputzen und Aufräumen des «Körperhauses» eröffnet unserer Seele neue Räume und lässt uns geistig-seelisch weiter wachsen. Dieser Prozess der Klärung von Körper, Seele und Geist wird unterstützt durch spezielle Gemüsebrühen nach der hl. Hildegard von Bingen, Tees nach dem Prinzip der 5 Elemente, durch Meditationen, Fussreflexzonen-Behandlung, Massage und Bewegungstherapien. Wanderungen Gottesdienste, Zeiten der Stille und gemeinsame Gespräche führen uns in die eigene Tiefe. Leitung: Leitung Heinz Bitsch, Sontheim, und sein Team Kosten: Kosten Kurs € 425.– + Pension € 499.– im EZ Das menschliche Herz – Tor ins innere Geheimnis der Schöpfung Wann: Was:

4.–6. April 2014 Im Ankommen in den eigenen Herzräumen entdecken wir in geführten Meditationen die Fülle und den Reichtum der Kraft der Liebe. Wir lernen mit einfachen Techniken, die Meditationen in unserem Alltag anzuwenden und zu vertiefen. Leitung: Maya Bandelier, Therapeutin und Meditationsleiterin,Buchs SG/CH Kosten: Kurs € 210.– + Pension € 158.– bis € 178.– Ostermysterium Wann: Was:

16.–20. April 2014 Mit Übungen aus der personalen Leib-, Atem-, und Stimmarbeit, mit Traumarbeit, Bild- und Stille-Meditation, Gebetsgebärden und sakralen Tänzen werden wir uns auf das Ostergeheimnis von Tod und Auferstehung einlassen. Auf dem Hintergrund der Initiatischen Therapie nach Karlfried Graf Dürckheim, der Tiefenpsychologie nach C. G. Jung und Erich Neumann, der Sternenweisheit und der christlichen Mystik werden wir die Bedeutung der inneren Karwochentage vom Mittwoch bis zum Ostersonntag als das tiefste Wandlungsgeschehen unseres eigenen, uns aufgegebenen Lebens-Weges erfahren können. Die liturgischen und kulturellen Veranstaltungen in der Propstei werden in den Osterkurs einbezogen. Leitung: Gerhard M. Walch, dipl. Leib-, Atem-, Stimmund Psychotherapeut, freie Praxis in Lochau am Bodensee/A Kosten: Kurs € 250.– / Pension € 312.– bis 352.–

Anmeldung und weitere Infos: Tel. +43 (0)5550 2121 / propstei@propstei-stgerold.at

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KLOSTER FAHR

(Foto: Priorin Irene Gassmann)

ei uns im Fahr ist das Räumefieber ausgebrochen. Zum ersten Mal machte sich das Virus vor bald einem Jahr bemerkbar, als wir die Zimmer der Propstei für die bevorstehende Renovation räumen mussten. Die Gästezimmer waren bald einmal leer. Aufwändiger waren die Neben-Räume, in welchen seit Jahrzehnten «Restposten» der Pröpste und Spirituale lagerten. In den Schränken und Kisten dieser Abstellräume gab es neben Ballast auch die eine oder andere Entdeckung, etwa das «Speieswirtschafts-Patent aus dem Jahre 1913 ausgestellt für Stephan Bärlocher, Propst, zum Raben, Kloster Fahr. Gebühr: Fr. 100.– » oder eine Kopie des Schreibens, welches 1965 bei der Kirchturmrenovation in die Kuppel gelegt wurde. Eine nächste Räumephase begann nach dem Voll-enden der Bäuerinnenschule. Da die Räume der Schule vorübergehend von der Paramentenwerkstatt, der Pforte und vom Klosterladen belegt wurden (s. Salve 6/13), mussten alle Schränke und Schubladen geräumt werden. Im Nähzimmer lagerten Stoffe verschiedener Designer-Generationen und Hunderte von Knöpfen in grosser Auswahl an Farben und Formen. Da das Priorat ebenfalls im Pfortenflügel liegt, musste auch ich meinen Arbeitsraum räumen. Es ist unglaublich, wie viel Papier und Ordner sich in zehn Jahren ansammeln! Mein provisorisches Büro befindet sich nun in einer Klosterzelle und ein grosser Teil der Akten und Materialien im Klausurgang. Wie wertvoll sind doch die grosszügigen hellen barocken Klostergänge! Dieses stete Räumen an verschiedenen Ecken und Enden im Kloster ist ansteckend. «Räumen» ist inzwischen bei uns im Kloster ein geflügeltes Wort geworden. Räumen ist spannend, heilsam, aber auch anstrengend. Beim Räumen wird Geschichte lebendig, längst Vergessenes kommt einem wieder in die Hände und Erinnerungen werden wach. Räumen schafft Leerraum für Neues. Das ist wohltuend und befreiend. Räumen kann aber auch sehr anstrengend sein, nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Denn Räumen heisst immer auch, loslassen; sich trennen von Dingen, die einem viel bedeuten und die man jahrelang gehütet hat… Das grosse Räumen steht uns Benediktinerinnen jedoch noch bevor: In den nächsten Wochen und Monaten müssen wir alle Klosterzellen und Klausurräume ausräumen! Das Jahr 2014 wird vermutlich als das Jahr des Räumens in die Geschichte eingehen. Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht wurden auch Sie in den ersten Wochen des Neuen Jahres vom Räumevirus angesteckt. Lassen Sie sich darauf ein. Es lohnt sich, denn Räumen schafft Freiraum für Neues Ihre

Priorin Irene Gassmann

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Arbeiten im Kloster

Neues Leben in der Bäuerinnenschule Kaum sind die letzten Spuren vom Abschlussfest der Bäuerinnenschule aus dem Gebäude verschwunden, füllen sich die Räume schon wieder mit neuem Leben. Niemand hätte wohl erwartet, dass das Gebäude so schnell neuen Zwecken dienen wird. Am 6. November 2013 öffnete das Kloster seine Pforte erstmals nicht mehr im Hauptgebäude, sondern in der Bäuerinnenschule. Die Schwestern hatten den Laden in Windeseile in die Eingangshalle der Bäuerinnenschule verlegt. Dort steht nun viel mehr Platz zur Verfügung, so dass auch grosse Gruppen nach Kirchenführungen in Ruhe unter den klostereigenen Spezialitäten ihre Erinnerungsstücke aussuchen können. Lange Arbeitswege Mittlerweile haben sich regelmässige Klosterbesucher auch schon längst daran gewöhnt, dass die Pforte sich nun am neuen

Ort befindet und für die anderen ist der Weg gut beschriftet, so dass jeder die neue Klingel finden kann. Für die Schwestern wird das Leben aufgrund des Umbaus im Pfortentrakt notwendig gewordenen Umzugs allerdings erheblich komplizierter, nicht zuletzt, weil die Wege innerhalb des Klosters um einiges länger geworden sind. Dafür steht das Gebäude nicht leer, wie es anfänglich beim Entscheid, die Schule zu schliessen, befürchtet wurde. Es wird gegenwärtig rege genutzt. Die Zimmer der Schülerinnen bieten nach wie vor die Möglichkeit, Gäste unterzubringen. Und in den

Kaum wieder zu erkennen: Das Entrée der ehemaligen Bäuerinnenschule ist zum Klosterladen verwandelt worden.

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Sekretärin statt Schülerin: Susanne Trombikde Faveri. Gängen zeigt die neue Dekoration an, dass man sich in der Paramentenwerkstatt befindet. Der ehemalige Aufenthaltsraum der Schülerinnen wurde zum Büro der Leiterin und zum Verkaufsraum umfunktioniert und im ehemaligen Nähzimmer befindet sich nun das Nähatelier. Aber auch diejenigen Schwestern, die in keinem dieser Klosterbetriebe mitwirken, sind häufiger in der ehemaligen Bäuerinnenschule zu sehen. Wenn sie Gäste empfangen, dann tun sie dies im früheren Speisesaal der Schule. Im Moment steht also ausser Frage, was man mit diesem Gebäude tun könnte – es sprüht vor Leben.

Irene. Eigentlich wollte sie vor ungefähr zwanzig Jahren selber einmal die Bäuerinnenschule besuchen. Sie hatte schon die Unterlagen bestellt und sich anmelden wollen, als dann doch etwas dazwischen kam. Dass sie dennoch irgendwann in diesem Gebäude ein- und ausgehen würde, hätte sie damals nie zu hoffen gewagt. Susanne Trombik wohnt in Unterengstringen und geniesst es sehr, einen so kurzen Arbeitsweg zu haben. Sie war schon immer fasziniert von der vollkommen anderen Lebensform von Ordensleuten. Daher war für sie auch selbstverständlich, Mitglied im Verein Pro Kloster Fahr zu werden. So ergab es sich, dass sie einzelne Schwestern – unter anderem Priorin Irene – persönlich kennenlernte. Das eine führte zum anderen. Als sie auf Stellensuche war, suchte Priorin Irene gleichzeitig nach einer Sekretärin und die beiden fanden sich. Dieses Arrangement wird heute von beiden Seiten als grosser Glücksfall erlebt. Das Hauptaufgabengebiet von Susanne Trombik sind Sekretariatsarbeiten: Korrespondenz, Bestellungen für den Klosterladen und Entgegennahme von Lieferungen, Überwachen von Spendeneingängen und deren Verdankung, Aufgeben von Inseraten und Artikeln. Aber im Kloster hat sich sehr schnell herumgesprochen, dass Susanne Trombik Im Speisesaal der Bäuerinnenschule werden jetzt auch Gäste empfangen.

Sekretärin statt Schülerin An Donnerstagen wird die Pforte nachmittags von einer freundlichen und offenen blonden Dame in zivil geöffnet: von Susanne Trombik-de Faveri. Sie arbeitet seit dem 5. Februar 2013 im Sekretariat von Priorin

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KLOSTER FAHR vielseitig einsetzbar ist und so kommen zu ihrer Hauptverantwortung noch viele kleine Aufgaben hinzu. Es kann schon mal vorkommen, dass sie eine Schwester zu einem Arzttermin oder zum Einkaufen fährt. Wo die Fäden zusammen laufen Da ihr Büro gleich neben der neuen Pforte und dem Klosterladen liegt, hilft sie regelmässig auch dort aus. Wenn’s im Laden ruhig ist, packt sie Tee ab oder füllt Gestelle nach. Auch der Kassenabschluss im Laden gehört zu ihrem Aufgabengebiet, genauso wie das Aktualisieren der Klosterwebsite. Wenn grosse Projekte oder grosse Anlässe im Kloster anstehen, hilft Susanne Trombik meist an vordersten Front mit, auch wenn das bedeutet, dass sie samstags oder abends arbeiten muss. Fürs Abschlussfest der Bäuerinnenschule nahm sie zum Beispiel die Anmeldungen entgegen, beantwortete Fragen im Vorfeld und war am Fest selber zuständig, wenn eine Festteilnehmerin Fragen hatte oder Hilfe benötigte. Vermutlich war sie die einzige Person im ganzen Kloster, die Kontakt mit jeder einzelnen Festteilnehmerin hatte, was bei über 1100 Personen etwas heissen will. Eine neue Aufgabe übernahm Susanne Trombik mit dem Jahreswechsel. Sie wird den Vorstand des Vereins Pro Kloster Fahr künftig im Sekretariat unterstützen. Mit dem Wachstum des Vereins wuchs die Arbeit dem Vorstand beinahe über den Kopf und so ist er dankbar für die künftig professionelle Unterstützung durch das Sekretariat von Priorin Irene. Als Mensch wahrgenommen All die Aufgaben erledigt Susanne Trombik innerhalb einer 60%-Anstellung. Denn sie hat auch noch nebenberufliche Verpflichtungen. Seit etwa einem Jahr ist sie in der Engstringer Kirchenpflege als Aktuarin tätig. Die Arbeit im Kloster macht ihr sehr viel Freude. «Die Atmosphäre, die hier herrscht, findet man schwerlich woanders. Es ist wohltuend, ausserhalb von macht- und stark geld-

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Auch das Nähatelier ist umgezogen (Fotos: Verena Huber-Halter). orientierten Strukturen arbeiten zu dürfen, wo man nicht an der Stärke seiner Ellenbogen gemessen wird.» Es war schon immer die so ganz andere Lebensform, die sie zum Kloster Fahr hingezogen hatte. Ihr schien, dass die Klosterfrauen eine grosse Zufriedenheit ausstrahlten. Und deshalb fühlt sie sich im Fahr auch so wohl. Sie kann in einer angenehmen, menschlichen Atmosphäre einer Arbeit nachgehen, hinter der sie vollständig stehen kann. Sie fühlt sich hier nicht als Nummer, sondern als Mensch wahrgenommen und respektiert. «Die Arbeit macht mir grosse Freude und ich habe die Schwestern mittlerweile auch richtig lieb gewonnen», meint sie dazu. Natürlich beruht das auf Gegenseitigkeit. Auch die Schwestern freuen sich sehr darüber, in Susanne Trombik eine so liebenswerte Unterstützung erhalten zu haben. Sie besitzt die wertvolle Fähigkeit, auch im grössten Trubel einen klaren Kopf bewahren zu können und den Anschein zu machen, als könnte ihr einfach gar nichts zuviel werden. Verena Huber-Halter


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Literarische Adventsvesper

Feierliche Begrüssung der Adventszeit Jährlich wächst der Chor, der sich unter der Leitung von Ruth Mory-Wigger und Martin Hobi am Nachmittag des ersten Advents auf die abendliche Vesper vorbereitet. Auch die Kirche ist an diesem Anlass immer gut besucht. Es lohnt sich, Zeuge zu sein, wenn die Schwestern zusammen mit so vielen Sängerinnen und Sängern in der Kirche des Klosters Fahr den Advent begrüssen.

«Aber sie sind schon mehrheitlich freiwillig da?», erkundigte sich die Chorleiterin Ruth Mory-Wigger bei den 40 Sängern (32 Auswärtige und 8 Schwestern), die nach den Anstrengungen des Warm-ups hochkonzentriert die ersten Akkorde übten. Kaum gesagt, machte sie mit dem Chor eine Übung zur Auflockerung. Es macht einfach Spass, mit ihr ein Programm einzuüben, selbst wenn so etwas in Rekordzeit geschehen muss. Viel Zeit hatte der Chor für die Vorbereitung der Adventsvesper tatsächlich nicht. Spontanes Arrangement Um 14 Uhr geht’s jeweils los. Und nach zwei Stunden müssen alle zehn Stücke sitzen. Während der Proben entscheidet Ruth Mory-Wigger anhand der Sänger und Sängerinnen, die zur Verfügung stehen, über Soloeinsätze und Anzahl der Stimmen, die gesungen werden. In diesem Jahr war sie hocherfreut, weil sowohl der Bass als auch der Tenor mit je vier Sängern so gut vertreten waren wie noch nie. Sie weiss nie im Voraus, wer kommen wird und wie gut die Sänger sind. Einzig die Schwestern und der Kirchenchor St. Maria aus Würenlos stellen eine Konstante dar. Jedes Jahr finden sich einige Sänger und Sängerinnen aus Würenlos zur Adventsvesper im Kloster Fahr ein. Aber auch Mitglieder aus anderen Chören

nahmen in diesem Jahr teil, was die Qualität des Gesangs erheblich verbesserte. Und so konnten auch weniger geübte Sänger und Sängerinnen, die einfach aus Freude am Anlass dabei waren, leicht integriert werden. Ruth Mory-Wigger verliert trotz des enormen Zeitdrucks ihren Humor nie und so ist die Stimmung während der Probe immer gelöst. Neue Psalmen Die Sängerinnen und Sänger bemühen sich, die vielen Anweisungen der Chorleiterin wie zum Beispiel: «Das nächste Mal halb so leise, In zwei Stunden zehn Lieder proben: Der Ad-hoc-Chor lauscht den Anweisungen der Chorleiterin.

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Im Advent angekommen: Eine letzte Probe im Chor der Klosterkirche, bevor die Adventsvesper mit den Fahrer Psalmen beginnt. dafür doppelt so schön» zu befolgen. Und auch wenn’s nicht klappt, sorgt Ruth MoryWigger für Stimmung: «Also eigentlich wäre dieses Lied vierstimmig, nicht achtstimmig.» Das Programm ist jeweils sowohl für die Leitung als auch für die Sängerinnen und Sänger eine grosse Herausforderung, zumal manche Stücke das erste Mal gesungen werden. Und so meinte Ruth Mory-Wigger einmal: «Es ist so spannend, mit Ihnen zu arbeiten. Es ist immer eine Überraschung, zu hören, wie sie umsetzen, was ich sage. Manchmal kommt etwas ganz Neues und manchmal tatsächlich das, was ich sage.» Solche Worte äussert sie jeweils mit so viel Charme und Schalk in den Augen, dass niemand im Raum das Lachen verkneifen kann. Die Lieder umrahmen die Psalmen, die an der Vesper gebetet werden. Und diese stammen wie jedes Jahr nicht aus der Heiligen Schrift, sondern aus der Feder der jun-

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gen Leute, die das Jahr über während zwei Tagen in der Fahrer «Schreibzelle» einkehren, um einen Psalm zu schreiben. Auch in diesem Jahr haben einige Personen von diesem Angebot Gebrauch gemacht, so dass das Fahrer Psalmenbuch 2012/13 nun zwölf Psalmen umfasst. Mit der Feier der Adventsvesper wurde die Arbeit an diesem Buch abgeschlossen. Das neue, in dem die Psalmen vom nächsten Jahr Einzug finden, wurde während der Feier von Priorin Irene Gassmann gesegnet und erwartet nun die Werke für das Jahr 2013/14. Die Lieder für die Adventsvesper wurden von Ruth Mory-Wigger anhand der Vorgelesenen Psalmentexte ausgewählt. Im Advent ankommen Auch für Martin Hobi, der den Chor bei den Proben am Klavier und beim Konzert an der Orgel begleitet, ist der Nachmittag wohl eine willkommene Abwechslung. Mittler-


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Ehrenplatz: Das Fahrer Psalmenbuch Jahrgang 2013/14 (Fotos: Verena Huber-Halter).

Chorleiterin Ruth Mory-Wigger und Organist Martin Hobi. weile gehört auch er zum festen Bestandteil des Anlasses und übernimmt die musikalische Begleitung immer mit viel Engagement und Flexibilität. Beide, Ruth Mory-Wigger und Martin Hobi scheinen diesen Anlass ebenso sehr zu mögen wie die Sängerinnen und Sänger oder die Kirchenbesucher. Und so haben schon viele den ersten Advent 2014 für die nächste Literarische Adventsvesper im Kloster Fahr reserviert. Nach der Vesper fand wie immer ein Umtrunk statt, der auch diesmal vom Verein Pro

Kloster Fahr offeriert wurde. Katharina Stockmann, im Vorstand des Vereins für solche Anlässe zuständig, hat mit der Hilfe von Mitgliedern am Nachmittag den Zvieri für den Chor und den Umtrunk nach der Vesper ausgerichtet. Mit feinem Glühwein und Orangenpunch konnte man sich nach der Feier aufwärmen und allfälligen Hunger mit dem leckeren Luzerner Lebkuchen oder einem Stück Christstollen stillen. Die Adventszeit hat begonnen. Und für diejenigen, die in irgendeiner Form an diesem Anlass dabei waren, ist das nicht nur eine Frage des Datums. Mithilfe dieser feierlichen Vesper sind alle Beteiligten zweifelsfrei adventlich gestimmt. Das bestätigte auch eine Sängerin aus dem Würenloser St. Marienchor: «Wir singen keine Messe an Weihnachten, nur einzelne Lieder. Daher haben wir keine grossen Proben in der Adventszeit und damit Zeit für diese feierliche Zusammenkunft. Aber es läuft drum herum sehr viel in dieser Zeit. Gestern noch haben wir am Würenloser Weihnachtsmarkt gearbeitet und so ist die Adventsvesper für uns immer eine willkommene Gelegenheit, ‹herunterzufahren› und im Advent anzukommen.» Verena Huber Halter

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Buchvernissage

Frauen aus der Bäuerinnenschule Kloster Fahr erzählen Samstag, 29. März 2013 um 15 Uhr im Kloster Fahr

Auf einem Bergbauernhof für den Nebenverdienst sorgen, in Australien eine «Swiss Farm» betreiben, mit einem «Wasserbüffel-Bauern» verheiratet sein, als Teigwarenproduzentin die Krise im Eiermarkt überwinden: So vielseitig der Beruf Bäuerin ist, so unterschiedlich sind auch die Lebensgeschichten von Schweizer Bäuerinnen verschiedener Generationen. Susann Bosshard-Kälin hat dreizehn von ihnen porträtiert. Junge Bäuerinnen, die sich ihre Karriereleiter selbst hinstellen, Geschiedene, die nicht nur ihren Beruf, sondern auch ihr Heim aufgeben mussten, Pensionierte, die nach 56 Jahren auf dem Hof in die Seniorenresidenz ziehen. Allen ist eines gemeinsam: Sie haben im Kloster Fahr die Bäuerinnenschule besucht. Im Buch geben sie Einblick in die nicht immer einfachen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse von Schweizer Bäuerinnen, erzählen vom Leben auf dem Hof, der heutigen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, von erfüllten und nicht erfüllbaren Träumen. Das Buch erscheint im hier+jetzt Verlag, Baden, ISBN Nr. 978-3-03919-306-6 und ist ab April 2013 in den Klosterläden Fahr und Einsiedeln sowie im Buchhandel zum Preis von ca. 39 Franken erhältlich.

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KLOSTER FAHR Geburten: Emma Fries-Gassmann Unterengstringen 27. September 2013, Yannie Andri, Sandra (HK 49). und Not Armon Willy-Schorno, Guarda (HK 99/00). – 3. November 2013, Andrea SoMutter von: phie, Rita und Peter JauchNACHRICHTEN Elisabeth Bircher-von AtziBetschart, Unterschächen gen, Obbüren (SK 84). (FK 09). – 26. November 2013, DER EHEMALIGEN Svenja, Regula und Köbi LooVater von: ser-Manser, Ganterschwil (HK 02/03). – Margrit Schibli-Käppeli, Baden-Rütihof (FK 98). 30. November 2013, Remo, Silvia und Franz Ott-Betschart, Gersau HK 01/02). – 1. DezemGatte von: ber 2013, Tamara, Andrea und Peter BättigMarie Käppeli-Sachs, Mühlau (WK 53/54). Birrer, Willisau (HK 06/07). – 23. Dezember 2013, Sina, Maja und Roland Bösch-KathriSchwester Michaela Portmann ner, Kerns (HK 10/11). Gu Gott heim gegangen: Ehemalige Schülerin: Stocker Marie, Gunzwil (SK 1951). – Rosa von Atzigen-Frey, Alpnach Dorf (WK 54/55). –

Flohmarkt im Kloster Fahr Samstag, 17. Mai 2013, 10.00 bis 16.30 Uhr Die ehemalige Bäuerinnenschule und das Kloster werden geräumt. Angeboten wird alles von der Nähnadel bis zum Gebetsstuhl. Hier ein kleiner Auszug aus dem Angebot: Geschirr Stoffe Töpferarbeiten Nachttische Stühle Dekomaterial Kartoffelsäcke

Küchengeräte Bastelartikel Mineralien Kommoden Koffer Blumenvasen Körbe in allen Grössen

Nähutensilien Sachbücher Spinnräder Tische Bänke und vieles mehr...

Aber kommen Sie doch selber vorbei. Der Kloster-Flohmarkt ist eine wahre Fundgrube. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Für das leibliche Wohl sorgt das klostereigene Restaurant «Zu den Zwei Raben».

Die Benediktinerinnen vom Fahr und der Verein Pro Kloster Fahr

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Zur Begrüssung unseres Abtes Herr Abt! Wir möchten Sie begrüssen als unseren Vater und als Herr des Fahr. Vor Ihrem Recht es auf- und zuzuschliessen stellt es vertrauensvoll sich vor und dar. Uns trägt kein Kahn mehr weg von der Schleuse. Fahr ist ein Kran und hebt die Reuse voll singender Fische an andere Ufer. Wir fahren nicht weg, von der Stadt weg, nein. Sie rieselt heran jetzt in Würfeln aus Stein in gläsernen Gürteln und Vierteln und Gärten. Wir fahren nicht weg. Fahr wartet und wacht. Der Herr wird kommen, wie der Dieb in der Nacht. Wir warten. Die Fahrt ist in uns, die Fahrt aller Wesen. Die Fahrt aller Schöpfung, die Gott tat erlösen. Die brausende Fahrt in den Ursprung zurück. Wir essen sie täglich in uns hinein. Die Fahrt ist in uns, und sie will in uns sein. O lebenspendender heimlicher Flug! Wir fahren, wir fahren, der lebt verklärt im Leben des Fahr, dass es fährt und fährt. Wir fahren. Und die Stadt? Und die Welt? Ist er nicht schon gekommen? Er hat das Gesicht der Stadt angenommen. Der Welt zerbröckelndes Angesicht.

Herr Abt! In Ihnen ist erschienen der Herr im Fahr. Sie sehen uns bereit zu warten, fahren und der Welt zu dienen. Stehn Sie am Steuer Steht uns Gott zur Seit. Silja Walter OSB

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(Foto: Liliane Géraud)

Wir müssen Ihm öffnen! Die Hochzeit ist jetzt! Im Sucher, im Städter, im Menschen, da setzt der Herr sich zu Tische im Fahr. Macht Ihm auf! Wir dienen im Menschen dem Herrn der Welt. Drum hat er Fahr an den Stadtrand gestellt. Wir dienen.



HISTORIA

Der Überfall auf das Kloster in der Nacht nach Epiphanie 1314

«Ach, man muss klagen, trauern und betrübt sein» Vor siebenhundert Jahren erlebte die kleine Klostergemeinschaft von Einsiedeln (ohne den Abt!), alles Adelige, die ein würdiges und geruhsames Leben gewohnt waren, eine furchtbare Schreckensnacht und anschliessend einen mehrwöchigen Arrest unstandesgemässer Art. Für die Mönche war dies eine persönliche Demütigung innerhalb eines lang währenden heftigen Konfliktes, der unter der Bezeichnung «Marchenstreit» in die Geschichte eingegangen ist. Es war die Auseinandersetzung um weite Nutzungsbereiche für die dynamisch sich verändernde Viehwirtschaft im Sihltal, dem Ybrig, dem Alpthal, im Tal der Biber, dem Ägerital und am Höhronen. Protagonisten der konfliktreichen und extrem schädigenden, im Einzelfall gar tödlichen Auseinandersetzungen waren einerseits genossenschaftlich organisierte Bauerngruppen, sowohl Grossbauern und Kleinbauern, aus dem Talkessel von Schwyz, andrerseits Grossviehpächter und deren Knechte der Klosterherrschaft Einsiedeln. Die Klostergemeinschaft als solche war an sich nicht direkt betroffen. Wir besitzen über den Marchenstreit ein beachtliches historisches Aktendossier, fast ausschliesslich aus dem Klosterarchiv. Die Schwyzer Seite bleibt somit stumm. Für den Klosterüberfall stehen zwei unterschiedliche direkte Quellen zur Verfügung: Einmal die «Cappella heremitana» («Die Kapelle der Einsiedler»), ein Lobpreis in Versen auf die Gnadenstätte und Abt Johannes von Schwanden (1300–1327), an den als dritter Teil die detailreiche und farbige Schilderung des Überfalls angefügt wurde. Zum Zweiten ein umfangreicher Papstbrief vom November 1318 aus den so genannten AvignonRegistern im Vatikanischen Archiv. Darin werden die im Zusammenhang des Überfalles durch das Kloster angestrengten kirchlichen Rechtsmittel und deren umständliche

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Geschichte in stringenter Kürze zusammengefasst. Das Ereignis und sein Erzähler Geschehnisse brauchen gute Erzähler, sonst versinken sie im Dunkel der Zeit. Dass das Kloster Einsiedeln die Erinnerung an einen Überfall, der sich vor siebenhundert Jahren ereignet hat, wach halten kann – aus welchen Motiven auch immer –, verdankt es einem gewieften Schulmeister. Der Schulmeister des Klosters, Rudolf von Radegg aus Rheinau, ein Laie, war Augenzeuge und Mitleidtragender des Überfalles von mehreren Horden von schwyzerischen Landleuten auf das Gotteshaus in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 1314. Im dritten Teil der langatmigen und gemäss kritischem Urteil der Gelehrten literarisch nicht gerade überragenden Dichtung «Cappella heremitana» berichtet er äusserst lebendig über die Drangsale der Mönche. Dabei sind ausmalende Phantasie, gewollte Verzerrung, antischwyzerische Propaganda und echte Geschehnisse nicht auseinander zu halten. Der Bericht vermag indes die Emotionen zu wecken, die Gemüter durch die Erinnerung an das Schändliche in Wallung zu


HISTORIA bringen und die Schwyzer auf ewig als treulose Bösewichte zu brandmarken. Die Schilderung des Überfalles wird durch Gegenüberstellungen akzentuiert, welche einerseits die moralische Entrüstung über die abgrundtiefe Bosheit unterstreichen wie anderseits die Unschuld der Opfer herausheben. Bemerkenswert ist die Schilderung des Verhaltens der einzelnen Mönche, welche präzis mit ihrem Charakter dargestellt sind. Der Originaltext Rudolfs ist verloren. Die Stiftsbibliothek besitzt nur eine Abschrift davon, die 1444 abgeschlossen wurde. Im 19. Jahrhundert wurde der Text erstmals publiziert und erst seit 1975 liegt er in einer wissenschaftlichen Ausgabe vor. Der Überfall und die Gefangenschaft der Mönche Schulmeister Rudolf leitet die Erzählung der Geschehnisse mit einer Schilderung der Weihnachtsfeierlichkeiten im Kloster ein. Dann preist er die lieblichen Gefilde des Schwyzer Talkessels, wo indes ein böses und gesetzloses Volk wohnt. Gerade am heiligen Fest der Erscheinung des Herrn beratschlagten die Bauern in einer leidenschaftlichen Volksversammlung das Vorgehen, natürlich auf Anstiften des Teufels. Der Überfall erfolgte dann mitten in der Nacht und überraschte die Mönche vollständig. Rudolf schildert die Verwirrung im Kloster, die Angst und die Panik. In der Hast konnten sich die Mönche gar nicht richtig anziehen, weil sie kopflos die Kleider nicht mehr fanden. «Wir erheben uns, und keiner findet den Rock und die anderen Kleider, der trägt einen Mantel, der andere nicht. Der hat einen Fusslappen in den Händen, der die Hose, dem einen fehlt beides, der andere hat es.» Dilettantische Fluchtversuche waren vergeblich, denn das Kloster war rings umstellt. Ein Teil der Konventualen versteckte sich vorläufig im Glockenturm. Mehr noch als an den Mönchen war den bewaffneten Haufen vorerst an anderen Dingen gelegen.

1311: Ausschnitt aus den umfangreichen Beschwerden des Klosters gegen Schwyzer Landleute betreffend Schädigungen in den zurückliegenden Jahrzehnten (Bild: KAE). Sie hatten offensichtlich Urkunden erwischt, die am wärmenden Feuer verbrannt wurden. Damit sollten Rechtsansprüche und Verwaltungsunterlagen des Klosters spurlos beseitigt werden. Die Schlaumeier konnten allerdings nicht wissen, dass der Abt den wichtigsten Urkundenbestand rechtzeitig im Turm von Pfäffikon in Sicherheit gebracht hatte. Das Kloster wurde vollständig durchsucht und geplündert. Danach wuchteten die Männer die Kirchentüre auf und raubten liturgische Bücher, Paramente und Zimelien, interessiert an Gold und Silber. Als Höhepunkt des Frevels brachen die Gesellen den Hochaltar

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HISTORIA auf. «Das faule, verworfene, verfluchte und tyrannische Volk zerstreut die heiligen Gebeine. Es zerstreut die Reliquien im Kircheninnern, tritt sie auch mit Füssen und wirft die heiligen Gebeine auf den Boden.» Die konsekrierten Hostien wurden ausgeschüttet, die Ziborien mitgenommen. Rudolf von Radegg war überzeugt, dass der Mond und die Gestirne ihr Angesicht angesichts des Frevels verhüllten und die Sonne an diesem Tag später aufging, um die Schandtat nicht zu sehen. «Ach, man muss klagen, trauern und be- Schenkung: Rudolf von Radegg, Schulmeister in Einsiedeln, trübt sein, und man schämt vermacht sein Haus samt Obstgarten in Rheinau dem dortisich, solch gotteslästerliche Ta- gen Kloster; 1327; Siegel von Abt Johannes von Einsiedeln ten zu berichten. Ihre Herzen (Bild: KAE). sind in bösem Frevel verhärtet, lung loskaufen. Einer der Mönche nutzte eiweil sie weder den Schöpfer noch sich selbst nen günstigen Augenblick und entfloh flink kennen wollen.» Die Schändung des Heiligtums darf indes in den Gebirgswald. Die anderen blieben nicht überraschen. Das feindliche Heilige galt mehrere Tage in Rothenthurm einquartiert, nichts. Schwyzerische Horden haben auch im bevor sie nach Schwyz geführt wurden. Der Alten Zürichkrieg Hostienschändung betrieEinzug ins Dorf glich einem Spiessrutenlaufen, ben und die als Konkurrenz empfundene die Bevölkerung gaffte ungeniert und riss Gnadenmadonna in Wurmsbach verbrannt Witze. Die neun Einsiedler Gefangenen wur(1444). den einem der wichtigsten Anführer der Zum Ritual der «Heimsuchung», das heisst Landleute in Gewahrsam gegeben. der massiven Schädigung des Feindes, gehörRudolf legt den Frauen von Schwyz den te auch das Leeren des Weinkellers und der Grund für Überfall und harte Behandlung der Vorratskammern. Diese Aktion wurde abgeMönche in den Mund: «Und schlimmer als die schlossen mit der Entlastung von Blase und Männer spritzen bald nach dem Mahl die WeiDarm in der Kirche. ber ihr grauses Gift der Worte gegen uns. (…) Bis zum Morgen hin waren alle Mönche in ‹Wehe!› sagen sie, ‹diese sind es, deren Acht Gefangenschaft geraten, ob im Turm veruns ungerecht verdammt und uns um unsere steckt oder wegen der Kälte wieder aus der Nahrung bringt. Sie sollen nun selbst erfahErdgrube aufgetaucht. Mönche, zufällig erren, wie unser Hunger ist, damit verdiente wischte Klosterknechte und Vieh wurden nun Strafe die Schuldigen entsprechend treffe›.» Die vom Kloster erwirkten kirchlichen weggetrieben. In einer aufwühlenden, draSanktionen wurden somit als effizient ermatischen Szene schildert der Chronist das wiesen, steigerten verständlicherweise jeherzzerreissende Wehklagen der zurückbleidoch den Zorn der Betroffenen, die sich gebenden Frauen. gen die Heilsgefährdung und die mit dem Die Klosterknechte konnten sich in Rokirchlichen Bann verbundene wirtschaftlithenthurm mitsamt dem Vieh gegen Bezah-

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HISTORIA che Isolation nicht wehren konnten. Niemand durfte unter Strafandrohung mit den gebannten Schwyzern handeln. Nach elf Wochen Hausarrest in Schwyz konnten die Mönche und der Schulmeister nach Einsiedeln zurückkehren. Wichtig war dafür die Fürsprache der Grafen von Habsburg und von Toggenburg für einzelne der adeligen Gefangenen. Die Waffe der Schwächeren – Der Papstbrief von 1318 Die an den Bischof von Strassburg als Exekutor der päpstlichen Anordnungen ergangene Urkunde setzt mit der Erzählung der Geschehnisse schon vor dem Überfall ein. Es wird präzisiert, dass Talleute von Schwyz, Steinen, Muothatal und Arth das Klostergebiet ständig bedrängen und überfallen, Viehraub begehen, Brände legen und auf jede Art Schaden anrichten. Der Abt wandte sich deswegen an die bischöfliche Kurie in Konstanz. Die bischöflichen Richter verurteilten die Missetäter zu Restitution und Besserung. Da dies nicht geschah, wurden die Exkommunikation und das Interdikt ausgesprochen. Die Beklagten behaupteten indes, aufgrund eines vorgängigen Mainzer Absetzungsurteils gegen den Bischof von Konstanz gar nicht rechtmässig verurteilt worden zu sein. Sie legten deshalb an das Mainzer Metropolitangericht Verwahrung ein. Die dortigen Richter wiesen die Appellanten wieder nach Konstanz zurück. Erneut wurden die Landleute ermahnt, Schadenersatz zu leisten, Frieden zu halten und Raubgut zurückzugeben. Wiederum geschah nichts dergleichen. Da liessen die Richter durch die ganze Diözese Konstanz, an allen Orten, wo es möglich war, an Sonn- und Festtagen, bei Glockengeläut und brennenden Kerzen, den Bann und das Interdikt verkünden. An den betroffenen Orten selbst war dies nicht möglich (verständlicherweise!). Der Papst beklagt, dass die Angeschuldigten wie Pharao im Herzen verhärtet waren und über lange Zeit im gebannten Zustand verharrten und noch Schlimmeres ausdachten. Sie setz-

ten die Summe von vierhundert Pfund als Kopfgeld für den Abt aus. Als Höhepunkt verübten sie dann den Überfall auf das Kloster. [Die Schilderung ist sehr knapp, entspricht in den Grundzügen genau derjenigen Rudolfs. Es ist zu vermuten, dass es einen Bericht gab, den sowohl Rudolf wie die Kanzlei in Avignon kannte.] Nach der Schreckensnacht wagten Abt und Konvent nicht mehr im Kloster zu wohnen. Sie forderten nun gerechte Sanktionen und Strafen. Der Papst beauftragte den Bischof, diskret alles zu erforschen. Wenn das Vorgetragene stimme, solle er Exkommunikation und Interdikt wie üblich verkünden lassen. Falls die Beklagten nicht innerhalb zweier Monate Reue zeigten, könnten alle ihre kirchlichen Lehen eingezogen werden und es sollten die ihnen geschuldeten Lehenseide ungültig werden. Zuletzt könnte man auch die Söhne der Missetäter für die Bekleidung kirchlicher Ämter als unwürdig erklären. Bei anhaltendem Widerstand müssten die Haupträdelsführer persönlich vor dem Papst erscheinen. Frustrierte Erwartungen Nicht das Recht, sondern die Politik hatte jedoch das letzte Wort. Der Bischof von Strassburg liess auf einem Gerichtstermin die Sache klären und seine Richter gaben dem Kloster Recht. Der Bann wurde verkündet und belastete die Schwyzer sehr. Aber schon im November 1319 verzichteten Abt und Konvent auf die päpstliche Bannbulle auf Geheiss von Herzog Leopold von Österreich (Vogt, d.h. Beschirmer des Klosters), dem in eigenem Interesse am Frieden mit den Landleuten lag. Damit gab das Kloster das einzige Druckmittel aus der Hand, mit dem es Rückgabe und Genugtuung hätte erreichen können. Die generelle Schwäche der Klosterposition zeigte sich definitiv anlässlich der endgültigen Konfliktbereinigung im Jahr 1350 bei der Ausscheidung der Nutzungszonen. Pater Gregor Jäggi

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KALEIDOSKOP

Veranstaltungskalender Religion Ü-30 fahrwärts Wann: Was:

Wer:

Wo:

14.–16. Februar 2014 «Im freien Fall» Die steile Karriere der Christinnen und Christen nach unten (Phil 2, 6–11) Mit Pater Theo Flury im Rhythmus der Benediktinerinnen miteinander den Glauben feiern, miteinander ins Gespräch kommen, gemeinsam singen, auftanken, zuhören, nachdenken, beten… Alter: ab 30 Jahre Leitung: Pater Theo Flury, Priorin Irene Gassmann, Ruth Mory Wigger, Regina Käppeli Kloster Fahr; Kosten: CHF 220.– Anmeldung: www.kloster-fahr.ch

Feier des Aschermittwochs Was: Wann: Wo:

Feierliche Eucharistiefeier mit Segnung und Auflegung der Asche Mittwoch, 5. März 2014 07.30 Uhr Klosterkirche Fahr, 11.15 Uhr Klosterkirche Einsiedeln

Eucharistische Prozession und Rosenkranzmeditation Wann:

Wo:

im Anschluss an die Vesper um 16.30 Uhr 2. Fastensonntag, 16. März 2014 3. Fastensonntag, 23. März 2014 4. Fastensonntag, 30. März 2014 5. Fastensonntag, 6. April 2014 Klosterkirche Einsiedeln

Kultur Durch die Nacht in die Sonne Wann: Was:

Wer: Wo:

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Samstag, 1. März 2014, 17.30 Uhr Ein abendlicher Gottesdienst im Zugehen auf den Sonntag mit Texten von Silja Walter u. a. sowie Gesängen von Silja Walter (Text) und Barbara Kolberg (Musik). Barbara Kolberg und die Benediktinerinnen vom Fahr Klosterkirche Fahr


KALEIDOSKOP

Kultur Stiftstheater: «Der Ritter vom Mirakel» von Lope de Vega Wann:

Wo: Reservationen:

Freitag, 14. März 2014, 20.00 Uhr Samstag, 15. März 2014, 20.00 Uhr Sonntag, 16. März 2014, 17.00 Uhrr Freitag, 21. März 2014, 20.00 Uhr Samstag, 22. März 2014, 20.00 Uhr Im Theatersaal der Stiftsschule (Eingang auf der Rückseite des Klosters) Ab Mitte Februar Telefon: 055 418 63 35 (von Montag bis Freitag) oder: www.stift.ch Die Theaterbeiz öffnet eine Stunde vor Beginn der Aufführungen

Buch-Vernissage Wann: Was:

Wer: Wo:

Samstag, 29. März, 2014, 15.00 Uhr Beruf Bäuerin – Frauen aus der Bäuerinnenschule Kloster Fahr erzählen. Susann Bosshard Kälin porträtiert in ihrem neuen Buch 13 ehemalige Absolventinnen der Bäuerinnenschule Kloster Fahr. Verein Pro Kloster Fahr, hier+jetzt Verlag, Priorin Irene Gassmann, Susann Bosshard-Kälin und Zeitzeuginnen des Buches. Riegelhaus, Kloster Fahr

Gang über die Psalmenbrücke Wann: Was:

Leitung: Wo: Kosten: Anmeldung: Weitere Infos:

5. April 2014, 14.00–18.15 Uhr Wir lassen uns jeweils von einem ausgewählten Psalmvers inspirieren und vertiefen diesen im Kreativatelier. Den Abschluss bildet die gemeinsame Vesper mit der Klostergemeinschaft Fahr Priorin Irene Gassmann, Kloster Fahr und Sr. Veronica Metzger, Kloster Ingenbohl Kloster Fahr CHF 15.– bis 28. März an info@kloster-fahr.ch www.kloster-fahr.ch/ Kultur / Angebote

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KALEIDOSKOP

Die Einsiedler Komikerin Esther Schaudt im «Salve»-Interview

Schaudts her – eine richtige Humoristin! 2012 trat Esther Schaudt mir ihrem Kabarett-Programm zweimal im vollbesetzten Saal der Alten Mühle im Kloster Einsiedeln auf. Sie hatte ein Heimspiel. Esther Schaudt-Kälin ist in Einsiedeln aufgewachsen. Patres aus dem Kloster erteilten ihr Religionsunterricht. Noch immer ist sie stolz auf ihren Namen Kälin und wenn sie auch weggezogen ist vom Klosterdorf, fühlt sie sich immer noch als «Hiesige». Immer wieder tritt Esther Schaudt im Fernsehen mit Parodien auf bekannte Persönlichkeiten oder in ihrer Paraderolle als die in der Schweiz integrierte junge Albanerin Albana auf. Esther Schaudt, hast du dir heute schon eine neue Sketch-Situation ausgedacht? Wissentlich nicht. In letzter Zeit erhielt ich viel Anregungen von den Bauarbeitern vor unserem Haus. Ich malte mir aus, wie man diese Spanier und Portugiesen in ein Gefühlsseminar schicken würde, wo sie Auskunft geben müssten über ihre Gefühlslage bei der morgendlichen Arbeit. Das würde ein köstlicher Sketch (lacht). Wann kommen dir die Ideen für deine Gags? In den unmöglichsten Situationen. Manchmal ist es ein Satz, den ich aufnehme oder eine Person, die mich inspiriert. Es kann auch eine besondere Situation im Zug oder Bus oder auf der Strasse sein. Es ist jedoch nicht so, dass ich mich in ein Lokal setze, den Block zücke und die Leute beobachte. Wie viel autobiographische Erlebnisse stecken in deinen Programmen? Viele. Ich forme sie aber immer so um, dass Leute, die mich nicht sehr gut kennen, nicht feststellen können, was zu mir gehört und was nicht. Hast du auch schon mal eine Idee bei Kollegen geklaut?

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Bewusst nicht. Ich weiss aber, dass die Figur der von mir verkörperten Albana zu Beginn Ähnlichkeiten in der Gestik mit einer Figur von Margrit Bornet hatte. Auch hat eine Figur von Annette Corti Ähnlichkeiten mit Albana. Man ist nicht isoliert von der Aussenwelt und nimmt automatisch Einflüsse von anderen auf. Nochmals: wissentlich geklaut habe ich nie. Das passt demnach sehr schön ins Kloster... (Lacht.) Bei «Giacobbo/Müller» und in deinen Programmen hast du Auftritte als quasi integrierte junge CH-Albanerin Albana mit langer Mähne. Mir geht der köstliche Sound deines Albana-Slangs nicht mehr aus dem Kopf. Erinnerst du dich an die Geburtsstunde von Albana? Ja. Wir wohnten in Dietikon in einem Quartier mit wenig Schweizern und mit einem grossen Anteil an südosteuropäischen Mitbewohnern. Beim COOP standen nach der Schule jeweils die aus der Oberstufe herum. Das tönte dann so (Esther Schaudt wechselt in den Balkanslang): «Jo he Mann, gimmer mal he he Mann.» Da schnappte ich diesen Slang auf. Aus all diesen Jugendlichen des-


KALEIDOSKOP

Esther Schaudt vor dem Interview in der Einsiedler Wintersonne. tillierte sich dann die Albana heraus. Das war die Geburtsstunde von Albana. Kannst du mal in die Rolle der Albana schlüpfen und uns sagen, was sie über das Kloster Einsiedeln denkt? (Esther Schaudt wechselt im Tonfall in ihre Rolle als Albana) Ja, Chloschter Eisidlä het so grossi Türm. Isch mega prominänt. Diä meischte Lüt chömed wägem Chloschter uf Eisidlä. Und wenn d’Wirt Glück händ, gönd’s au nu öppis gu chaufä und gu ässä. Das weiss ich über dem Chloschter. Und d’Mannä sind so schwarz agleit und händ so Chleider a und gönd zu singä am Vieri. Warum diä Muttergottes schwarz isch, weiss ich nöd. Vilicht isch es e Schwarzi gsi. Das weiss ich etz nöd. Mir isch ufgfallä, dass sie immer schöni Chleider ahät.

Du bist sehr sprachgewandt und spieltest in einem Streich für die «Versteckte Kamera» für das Schweizer Fernsehen auch schon mal eine rabiate Urner Serviertochter, die das servierte Essen vor der enervierten Kundschaft aufgrund einer neuen «Gesetzesregelung» gleich wieder abräumt. Ist es leichter einen fremdländischen Akzent oder einen Schweizer Dialekt zu imitieren? Der Urner Dialekt war für mich schwieriger. Giacobbo/Müller riefen mich an und sagten, dass ich doch Innerschweizerin sei und dass ich demnach den Dialekt von Fraktionschefin Gaby Huber könne. Ich war skeptisch. Zusammen mit einer Freundin feilte ich an meinem Urner Dialekt. Das Problem war dann aber in der Improvisation, diesen Dialekt korrekt hinzukriegen. Es gibt tatsächlich gewisse Dialekte, deren Imitation mir

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KALEIDOSKOP schwerer fällt. Bei anderen macht es Zack und sie sind da. Bei den Parodien auf Gaby Huber schlüpfst du jeweils in die leicht antiquiert wirkende Garderobe der Politikerin. Ist das kein Problem für dich? Zum ersten Auftritt in dieser Rolle hat man mich nicht gerade genötigt, aber einen gewissen sanften Druck hat man womöglich ausgeübt. Die Perücke kommt mir etwas zu alt vor. Mit den Kleidern habe ich keine Probleme. Gaby Huber sagte mir einmal, dass sie jeweils das oberste Knöpfchen offen trage. Esther Schaudt-Kälin. Wie wichtig ist dir dieses Kälin? Am Anfang war mir das sehr wichtig. Schaudt wollte ich heissen, damit bei Nachwuchs alle gleich heissen würden. Kälin hatte ich lange noch in meinem Namensgepäck. In Einsiedeln hänge ich das Kälin immer an. Dann

weiss man, dass ich eine Einheimische bin. Mit der Zeit war es mir zu aufwendig, immer beide Namen zu nennen. Darum nenne ich mich nun Schaudt. Dennoch bin ich ein Leben lang stolz, dass ich eine Kälin bin. Es ist etwas anderes, als wenn ich zum Beispiel in Effretikon aufgewachsen wäre. Zwar lebe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr hier. Aber für die Einsiedler bin ich immer noch eine «Hiesige». Du bist im Horgenberg hier in Einsiedeln aufgewachsen. Hatte das Kloster eine Bedeutung in deiner Kindheit und Jugend? Durchaus. Das Kloster gehörte einfach dazu. Je nach Windverhältnissen hörten wir die Glocken. Wir hatten Religionsunterricht bei Pater Edgar, Pater Maurus, Pater Remigius und Pater Ansgar. Pater Edgar erzählte uns Geschichten von Jesus. Das war spannend für uns Zweit- und Drittklässler. Jesus war ein guter Typ.

Köstlich: Esther Schaudt leicht genervt in ihrem Bühnenprogramm in der Alten Mühle des Klosters (Fotos: Bruder Gerold Zenoni).

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KALEIDOSKOP

Interviewer Bruder Gerold Zenoni und Esther Schaudt nach deren Auftritt in der Alten Mühle des Klosters Einsiedeln (Foto: zvg). Kennst du das Fest Engelweihe? Ja, das ist einer jener Feiertage, den alle anderen nicht haben (lacht). Hast du einen Lieblingsplatz im Kloster? Es ist weniger ein Platz als eine Zeit. Gerne höre ich mir den Salve-Gesang nach der Vesper der Mönche an. Das berührt mich. Unser üblicher Stammplatz bei Erstkommunionen oder Firmungen war immer beim Scherenschleifer im Abteihof. Dort machten wir die Fotos. Wie kann man den Einsiedler Humor, wie er sich etwa in der Produktion «Hiesig» zeigte, in der du zusammen mit Einsiedlern aufgetreten bist, definieren? Das Lustige an dieser Produktion «Hiesig» war die Konstellation, dass ich als hier Aufgewachsene aber seit zwanzig Jahren nicht mehr im Klosterdorf Wohnende die «Hiesige» spielte, während die weiteren Mitspieler seit rund dreissig Jahren hier wohnen aber immer noch nicht als Einheimische betrachtet werden. Für mich hat der Einsiedler Humor mit der Fasnacht zu tun, die ich im Zürcher Unterland vermisse. Den Sühudiumzug finde ich eine höchst originelle Angelegenheit.

Findest du Wallfahren noch zeitgemäss? Heute krüppeln alle bis zum Umfallen. Zwischendurch geht man wellnessen. Wallfahren hat selbstverständlich noch eine spirituelle Ebene. Im Prinzip ist es aber ein Ruhigwerden. Für mich persönlich ist wallfahren nichts. Ob es allgemein nicht mehr zeitgemäss ist, lasse ich mal offen. Sich Ruhe zu gönnen im Leben, bleibt aktuell. Auch gerade für Leute in meinem Alter. Man rackert, ist ehrgeizig und sowieso ständig mit dem Smartphone erreichbar. Dabei lässt man die notwendigen Momente der Stille ausser Acht. Aber wahrscheinlich ist bei vielen heutigen Wallfahrern das Pilgern nicht mehr unbedingt mit der katholischen Kirche verknüpft. Du bist bei Mönchen aus dem Kloster in die Schule gegangen. Hast du denen Streiche gespielt? Nein, ich war ein braves Mädchen. Es waren zudem riesige Klassen. Die Buben in der Klasse waren vielleicht eine Spur frecher. Hat Religion oder Spiritualität einen Stellenwert in deinem Leben? Durchaus. Die Kirche und der Religionsunterricht an diesem spirituellen Ort haben mir ein Urvertrauen mitgegeben. Zwar besuchten wir meistens die Gottesdienste in der Einsiedler Jugendkirche und waren nur an grossen Festtagen in der Stiftskirche. Inzwischen schaffe ich es jedoch nicht mehr, 1:1 zu glauben: der liebe Gott existiert und er ist so und so und schaut für uns. Das ist weg. Ich bin allerdings keine Atheistin. Ich habe herausgefunden, dass ich am ehesten als Agnostikerin bezeichnet werden kann (lacht). Dieser Begriff deckt meine Empfindungen am besten ab. Du hast Kinder. Ist man als Komikerin eine lustige Erzieherin? Ja, wir lachen viel. Meinen Humor werfe ich nicht bloss an, wenn ich auf der Bühne stehe. Ich bin ein humorvoller Mensch und regle viel mit Humor. Manchmal bin ich jedoch

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KALEIDOSKOP auch eine Mutter mit lauter bestimmter Stimme. Gleichzeitig bin ich imstande, eine Problemsituation mit einem Spass in eine positive Richtung drehen zu können. Was sagt dein Mann zu deinen Spässen? Mein Mann ist ebenfalls ein humorvoller Mensch. Ich könnte nie und nimmer mein Leben mit einem griesgrämigen Menschen an meiner Seite verbringen. Humor hilft in einer Beziehung. Auch soll man sich nicht zu Ernst nehmen. Politiker oder Prokurist: wen nimmst du lieber auf die Schippe? Das kommt auf die Charaktereigenschaften an, die ich der betreffenden Person andichten kann. Wenn ein Politiker oder ein Prokurist betreffs Komik etwas hergibt, sind mir beide recht. Wem aus der Komikergilde der Filmgeschichte gibst du den Vorzug? Dick & Doof oder Charlie Chaplin? (sofort) Dick & Doof. Meine Eltern haben diese Filme auf DVD. Kürzlich schaute ich mit meinem kleinen Sohn einen Film. Zwar entspricht das Timing von Stan und Ollie nicht mehr unseren heutigen Sehgewohnheiten. Dennoch sind die Beiden unglaublich gut. Gibt es einen Traumpartner oder eine Traumpartnerin, mit der du mal ein Programm machen möchtest? Mit Annette Corti wälzte ich schon Ideen in dieser Richtung. Michael Elsener ist für mich so etwas wie ein kleiner Bruder. Ich mag ihn sehr. Den könnte ich mir als Partner für ein Bühnenprogramm vorstellen. Wo hast du mehr Lacher: auf dem Land oder in der Stadt? Auf dem Land. In der Stadt ist es schwieriger sich zu behaupten. Dort sind die Leute übersättigt. Sie sind zudem überkritisch. Auf dem Land gehen die Leute bewusst mal wieder ins Theater, um einen lustigen Abend zu erleben.

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Alles ist im Fluss, sagt man: in welche Richtung entwickelt sich die Comedybranche? Es gibt unglaublich viele Formate und Künstler. Eigentlich gibt es zu viele davon. Ich empfinde es jedenfalls so. Man kann von einer Übersättigung reden. In der Kleinkunst wird das gesprochene Wort wichtig bleiben. Als Beleg dafür möchte ich die Slam-Poeten anfügen, die als neuste Entwicklung in der Kleinkunstbranche bezeichnet werden können. Das Einfachste beruht da auf dem simplen Wort. Es ist nicht Schauspiel und man schlüpft nicht in eine bestimmte Rolle, sondern trägt einfach seinen Text vor. Momentan stehen also Texte im Vordergrund und weniger das Spielen einer Rolle. Es mag in unserem Beruf auch immer wieder Wellenbewegungen geben. Selber bemühe ich mich, immer mehr Ballast abzuwerfen. Das heisst: immer weniger Kostüme und Firlefanz. Ich versuche mit minimalsten Mitteln darzustellen, was ich sagen möchte. Ich bin selber gespannt, wohin sich die Szene entwickeln wird. Was sagt nun die Albana am Schluss dieses Gespräches? Haben wir etwas vergessen? (Esther Schaudt wechselt nochmals in ihren Albana-Tonfall) Ja, ich würd sägä, ich ha jetzt gar nöd viel chönne sägä. Immer het d’Frau Schaudt gredet. Ich iss jetzt nu dem Törtli... Und Albana, die auch schon mal einen «Wepewerb mit folvete Gwünnschanze» präsentierte, bedient sich beim bereitgestellte Gebäck aus dem Glarnerland. Esther Schaudt, vielen Dank und hoffentlich kann man dich mal wieder in der Alten Mühle des Klosters sehen! Bruder Gerold Zenoni www.estherschaudt.ch «Haben Sie ‹Kosmetikerin› gegoogelt? Dann sollten Sie diese Seite sogleich wieder verlassen, denn ich kann Sie nicht mit Gel-Nägeln beglücken. Sind Sie aber auf der Suche nach einer Kabarettistin/Komikerin, dann sind Sie hier richtig. Man kann mich mieten!»


KALEIDOSKOP

BELLETRISTIK Friedrich Glauser, Die Kriminalromane mit Wachtmeister Studer. Diogenes, Zürich, 2013, 1230 S., CHF 39.90, ISBN 978-3-25706881-8. bgz. Soeben waren im Fernsehen zu nachtschlafener Zeit wieder einige Wachtmeister-StuderVerfilmungen zu sehen. Eine schöne Einladung zu dieser schmucken Schuberausgabe mit allen Kriminalromanen von Friedrich Glauser zu greifen. Studers Figuren bewegen sich in einer Art Postkartenschweiz mit biederen Landjägerkorporalen und Häusern, die «Alpenruh» heissen. Doch trügt die Idylle und menschliche Abgründe öffnen sich vor den genauso umsichtig wie liebevoll geführten Ermittlungen des helvetischen Ur-Wachtmeisters.

Peter Henning, Ein deutscher Sommer, Roman. aufbau, Berlin, 2013, 607 S., CHF 32.90, ISBN 978-3-351-03542-6 bgz. Im August 1988 überfielen zwei Kleinkriminelle eine Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck. Ihre Geiselnahme und die Flucht unter den Augen einer ausser Rand und Band geratenen Journalistenmeute avancierten zu einem pietätlosen Medienspektakel. Henning hält sich in seinem Roman anhand von Protokollen und Pressemeldungen an die Fakten und fügt fiktionale Elemente bei um die Wirkung der Geschichte auf einen ausgewählten Personenkreis aufzuzeigen. Die düsteren Sommerstunden mitsamt den TV-Kanälen, die man noch per Umschalten und nicht per Zappen erreichte, werden hier wieder lebendig.

NEUE BÜCHER

Walter Moers, Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär, Roman. Knaus, München, 2013, 702 S., CHF 40.90, ISBN 978-3-8135-0572-6. bgz. Dieser phantastische Roman ist ein einziges Plädoyer für das Buch, nämlich für das gedruckte Buch, denn nie und nimmer können elektronische Lesegeräte die hier vorliegende Einheit von Text und Bild derart kompakt vermitteln. Walter Moers phänomenaler Erfolg «Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär» liegt hier erstmals mit kolorierten Bildern vor. Im phantastischen Land Zamonien – halb Robinsoninsel, halb Schlaraffenland – erlebt der tollkühne Held die unglaublichsten Abenteuer.

Rebecca Gablé, Das Haupt der Welt, Historischer Roman. Lübbe-Ehrenwirth, Köln, 2013, 861 S., CHF 36.50, ISBN 978-3-43103883-5. bgz. Mit ihren historischen Romanen aus der englischen Geschichte erschrieb sich die deutsche Mediävistin Rebecca Gablé eine riesige Fangemeinde. Nun begibt sie sich auf heimatliches Terrain und beschreibt den blutigen Sturm des deutschen Heeres unter König Heinrich I. gegen die Slawen, die nach dem Willen der Kirche und der Sachsen missioniert werden sollen. Die Akkuratesse mit der geschichtliche Details vermittelt werden und die spannende Handlung überzeugen vollauf.

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KALEIDOSKOP Khaled Hosseini, Traumsammler, Roman. S. Fischer, Frankfurt a. M., 2013, CHF 28.90, ISBN 978-3-10-032910-3. bgz. Khaled Hosseini hat mit dem vom Schweizer Marc Forster verfilmten Roman «Drachenläufer» einen Weltbestseller geschrieben. Im neusten Roman Hosseinis bricht Saboor mit den Geschwistern Pari und Abdullah aus einem kleinen Dorf nach Kabul auf. Vor dem Hintergrund der afghanischen Tragödie schildert der Autor nicht nur ihre Geschichte, sondern mäandert mit vielen weiteren Personenschilderungen weit aus, so dass sich ein ganzes Konglomerat von Erzählungen ergibt. Irène Némirovsky, Das Missverständnis, Roman. Knaus, München, 2013, 176 S., CHF 25.90, ISBN 978-3-8135-0467-5 bgz. 1903 als Tochter eines jüdischen Bankiers in Kiew geboren, wurde Irène Némirovsky nach der Flucht vor der Oktoberrevolution in Paris zum umschwärmten literarischen Star. Mit 23 Jahren schrieb sie diesen bewundernswert reifen Roman um eine amour fou nach dem Ersten Weltkrieg am Strand und in Paris. Wie ihr männlicher Kollege Sándor Márai verfügt sie über ein hervorragendes Instrumentarium zur psychologischen Schilderung ihrer Personen. Man kann Irène Némirovsky nicht genug zur Lektüre empfehlen.

BIOGRAPHIE Mary Lavater-Sloman, Heinrich Pestalozzi – Die Geschichte seines Lebens. Römerhof Verlag, Zürich, 2013, 507 S., CHF 38.–, ISBN 978-3905894-22-6 bgz. Mary Lavater-Sloman (1891–1980) war mit ihren romanhaften Biographien wie jene

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über «Das Leben der heiligen Elisabeth» eine erfolgreiche Autorin. Als Freund der Armen und Geschundenen war Heinrich Pestalozzi ihr besonderer Liebling. Ihm nähert sie sich in dieser neuaufgelegten Ausgabe mit Empathie und lässt dabei Pestalozzis schicksalshaften Zwang zu widersprüchlichen Handlungen – so etwa in Stans, wo er das Volk zur «Befreiung» zwingen wollte – nicht aus. Spannend, gekonnt und jedenfalls sehr lesenswert. Tom Reiss, Der schwarze General – Das Leben des wahren Grafen von Monte Christo. dtv, München, 2013, 541 S., CHF 34.90, ISBN 978-3-423-28017-4 bgz. Dieses in Amerika mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnete Buch erzählt die Geschichte des Schwarzen Generals und Vaters des Romanciers Alexandre Dumas d.Ä., der so unsterbliche Werke wie «Die drei Musketiere» verfasste. Es ist ein glänzend recherchiertes Buch über den ersten farbigen General Europas, der schon zu Lebzeiten eine Legende war, dessen Geschichten in den Büchern seines Sohnes fortleben, der aber vergessen und verarmt starb.

GEOGRAPHIE Patrick Leigh Fermor, Die unterbrochene Reise – Vom Eisernen Tor zum Berg Athos – Der Reise dritter Teil. Dörlemann, Zürich, 2013, 460 S., CHF 37.50, ISBN 978-3-908777-95-3 bgz. Dieses Buch ist Labsal für Reiseliebhaber und Stubenhocker gleichermassen. Was aufgrund von verschiedenen Umständen fast nicht mehr zu erwarten war, nämlich die Fertigstellung von Fermors legendärem


KALEIDOSKOP Reisebericht – die beiden ersten Bände sind ebenfalls bei DĂśrlemann erschienen – aus dem Jahr 1933 von Hoek van Holland nach Konstantinopel, ist durch glĂźckliche Umstände nun doch noch Wirklichkeit geworden. Ein signiďŹ kanter Gewinn fĂźr das Genre der Reiseliteratur!

GESCHICHTE

der Erste Weltkrieg die Urkatastrophe des vorangegangenen Jahrhunderts war, hat sich längst durchgesetzt. Der preisgekrĂśnte Autor Adam Hochschild gelingt in seinem fesselnden Buch eine grĂśsstmĂśgliche Nähe zur Denkweise und den GefĂźhlen damaliger Protagonisten. Wer sich je seine Ăœberzeugung von der Sinnlosigkeit jedes Krieges bestätigen lassen mĂśchte, soll dieses Buch lesen.

Adam Hochschild, Der grosse Krieg – Der Untergang des alten Europa im Ersten Weltkrieg 1914-1918, Klett-Cotta, Stuttgart, 2013, 525 S., CHF 36.90, ISBN 978-3-608-94695-6 bgz. Es war jener Krieg, in dem sich unfähige Generäle in einer perversen Logik einen mĂśglichst grossen Blutzoll eigener Soldaten als Erfolg zuschrieben. Die Erkenntnis, dass

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Impressum

Weitere Autoren dieser Ausgabe Pater Cyrill Bßrgi OSB, Flurina Decasper, Simone De Tomasi, Verena Huber-Halter, Pater Gregor Jäggi OSB, Mathias Lßthi, Schwester Michaela Portmann OSB, Mario Rada, Pater Kolumban Reichlin OSB, Xaver und Gina Stalder Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschßtzt. ISSN 1662-9868

Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.kloster-einsiedeln.ch Verantwortliche Redaktoren Abt Urban Federer OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Priorin Irene Gassmann OSB, Pater Alois Kurmann OSB, Peter LĂźthi, Bruder Gerold Zenoni OSB

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Abonnentenverwaltung Abos, Adressänderungen, usw.: Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwatlung ÂŤSalveÂť, 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch Jahresabonnement Schweiz: CHF 39.– inkl. MwSt / Studentenpreis: CHF 20.– Ausland: Abopreise auf Anfrage, Einzelpreis: CHF 7.80 + Porto Inserateverwaltung + Herstellung ea Druck + Verlag AG, ZĂźrichstrasse 57, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 82 82 / Fax 055 418 82 85 info@eadruck.ch


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