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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr


SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

10. Jahrgang · Ausgabe 3, Juni/ Juli 2018 Erscheint sechsmal jährlich

Jahresthema Einmalige Symbiose von Kloster und Wallfahrt

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Wallfahrt Liturgischer Kalender Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Haben Sie gewusst… Liturgisches Grundwissen – «Albe» Wallfahrtsinformationen Der Wallfahrtspater teilt mit

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Kloster Einsiedeln

Frontseite: Fusspilger unterwegs nach Einsiedeln (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

Gebetsanliegen Marienbild Oblatengemeinschaft: Pessach und Ostern, unser jüdisches Erbe Die Ufnau in neuem Glanz Konventglöckli

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Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Schulseelsorge: Meginrat, Rat der Schulseele Zeichen der Dankbarkeit – Maturafeier 1978 Alumni: GV ernennt zwei Ehrenmitglieder In Memoriam Lothar Hess Personalnachrichten

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St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm

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Kloster Fahr Grusswort Besuch in der Klosterküche Verein «Pro Kloster Fahr» – die GV als Fest Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild

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Kaleidoskop www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch www.gebetsgemeinschaft.ch

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Veranstaltungskalender Kloster Einsiedeln: Künstleraufgebot zur «Rettung» des Unteren Chors Paul Keller II: «Der schlesische Pestalozzi» Buchpräsentation: Pfr. Urs Jäger Buchpräsentation: «Der Name der Jungfrau sei Maria» Neue Bücher

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LEITGEDANKE

L

iebe Leserin, lieber Leser

Wahrscheinlich kommt niemand von Ihnen auf die Idee, nachzuzählen, wie oft in diesem Heft das Wort «Weg» vorkommt. Sonst müsste man geradezu auf den Gedanken kommen, es handle sich bei dieser «Salve»-Ausgabe um eine Publikation zum Thema «Wanderwege». Gezählt habe ich auch nicht, aber beim Nachdenken über ein Schlüsselwort zu diesem Leitgedanken habe ich mich erinnert, dass mir das Wort «Weg» im Lauf der redaktionellen Bearbeitung der Beiträge recht häufig zu Ohren gekommen ist. Es fängt beim Beitrag von Pater Philipp zu unserem Jahresthema an (S. 4 ff). Er hat nachgedacht über die Wallfahrt als Aussenwirkung benediktinischer Spiritualität. Wenn es um Wallfahrt geht, ist das Wort «Weg» gewiss nicht an den Haaren herbeigezogen. Auch wenn die Wallfahrt nicht zu den Kernkompetenzen benediktinischer Klöster gehört, sieht Pater Philipp doch eine starke Gemeinsamkeit zwischen Mönch und Pilger – sie sind alle unterwegs auf dem Weg der Gottsuche, manchmal allein, manchmal gemeinsam. Da könnte man auch mal stehenbleiben und sich fragen, was oder vielleicht wer uns eigentlich befähigt zur Bewegung. Die Nahrung, die wir als Treibstoff zu uns nehmen, kann es ja erstursächlich nicht sein, denn wir alle wissen, dass man auch mit vollem Bauch sterben kann. Auf S. 24f ist von einem «behindertengerechten Weg» auf der Insel Ufnau die Rede. Sind wir nicht alle bei unserer Gottsuche «Behinderte» und noch so gerne bereit, aufzuatmen, wenn uns jemand Hindernisse aus unserem Weg räumt? Und wenn Ehemalige der Stiftsschule ein Jubiläum feiern (S. 32) oder eines Verstorbenen gedacht wird (S. 36) ist das Wort «Lebensweg» sicher kein Fremdwort. In ihrem Bericht über die Oblatentagung (S. 20 f.) bringt Regina Käppeli einen ganz besonderen Weg zur Sprache – den «neuen Weg», den die Jünger Jesu mit ihm gegangen sind. Was ist von diesem einst «neuen Weg» geblieben? Verstehen wir die seither reichlich aufgestellten «Wegweiser» noch, nehmen wir sie überhaupt noch wahr? Brauchen wir sie (noch)? Und was tun wir, wenn wir plötzlich vor einem «Wegzeiger» stehen, auf dem «Wüste» steht? Oder «finsterer Wald»? Der heilige Meinrad und viele andere Wüstenväter und -mütter vor und nach ihm sind diesen Weg gegangen. Und gaben und geben damit, wie Pater Philipp am Schluss seines Beitrags sagt, ein «Glaubenszeugnis, das bewegt und uns selber immer auch in Bewegung hält – auf der Suche nach Gott». «Wie bisch zwäg?», fragten wir einst nach alter Mundart. Ich tue es jetzt auch. Ihre Antwort sei: «Gut!», hoffe und wünsche ich für Sie alle.

Erich Liebi

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JAHRESTHEMA

Benediktinische Spiritualität nach aussen III

Einmalige Symbiose von Kloster und Wallfahrt Während Klöster in der Regel als ruhige, beschauliche Orte gelten, wo Menschen in Stille und Abgeschiedenheit Gott dienen, werden Wallfahrtsorte oft als das pure Gegenteil davon wahrgenommen: quirlige Orte voller Leben, wo sich Menschen unterschiedlicher Nationalitäten die Klinke in die Hand geben. Einsiedeln zeigt, dass sich beides nicht prinzipiell ausschliesst, aber dafür viel benediktinische «discretio» nötig ist. Der Wallfahrtspater des Klosters Einsiedeln, Pater Philipp Steiner, teilt mit unserer Leserschaft einige Gedanken dazu. Benediktinisches Mönchtum und Pilgerbetrieb gehören nicht von Anfang an – und schon gar nicht selbstverständlich – zusammen. Dass einzelne Benediktinerklöster zu Wallfahrtsorten wurden, hängt mit der jeweiligen Orts- und Frömmigkeitsgeschichte zusammen. Pilger als Gäste Der heilige Benedikt sieht für seine Mönche die «stabilitas loci» (Ortsbeständigkeit) vor. Dass Mönche selber als Pilger unterwegs sind, entspricht nicht seinem Ideal. Von Pilgern ist in seiner Mönchsregel deshalb in einem anderen Kontext die Rede. Im Kapitel 53, das von der Aufnahme der Gäste handelt, heisst es: «Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus […]. Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brüdern im Glauben und den Pilgern» (RB 53,1–2). Klöster als Wallfahrtsorte Benediktiner sind also nicht primär als Pilger unterwegs (Ausnahmen bestätigen die Regel!), sondern übernehmen vielmehr die Rolle der Gastgeber. Das passt eigentlich gut zu einem Wallfahrtsort wie Einsiedeln, auch wenn sich der heilige Benedikt die Klöster

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nur als Zwischenhalte und nicht als eigentliche Pilgerziele vorstellte. Doch Tatsache ist: Menschen gehen gerne dorthin, wo sie willEbenfalls ein benediktinischer Wallfahrtsort: Mariazell in Österreich (Foto: Pater Philipp Steiner).


JAHRESTHEMA

Einzug von Fusspilgern der Katholischen Landvolkbewegung Augsburg in Einsiedeln (Foto: Jean-Marie Duvoisin). kommen sind. Die sprichwörtliche benediktinische Gastfreundschaft hat immer schon Menschen angezogen. Ob das vom Mönchsvater Benedikt skizzierte Ideal der Gastfreundschaft als Christus-Dienst immer erreicht wurde, sei dahingestellt. Dass sich aber einzelne Benediktinerklöster selber zu Wallfahrtsorten entwickelt haben, gehört eigentlich zu den Kuriositäten der Kirchengeschichte. Denn die Benediktiner gehören nicht unbedingt zu den auf Pilgerseelsorge spezialisierten Ordensgemeinschaften.

Bündner Oberland existiert seit alters her eine Wallfahrt zur «Mutter der Barmherzigkeit». Bekannt ist auch das Kloster Fischingen im Thurgauer «Tannzapfenland» mit der Grabstätte der hl. Idda. Eine lebendige Wallfahrt gibt es ausserdem zum sog. «Sarner Jesuskind», das in der Klosterkirche der Benediktinerinnen von St. Andreas in Sarnen verehrt wird. Das BenediktinerinnenDas Gnadenbild des Benediktinerklosters Mariastein (Foto: Wikimedia).

Benediktinische Wallfahrtsorte Dennoch gibt es neben Einsiedeln weitere bedeutende Wallfahrtsorte mit internationaler Ausstrahlung, die von Benediktinern betreut werden, wie zum Beispiel Mariazell in Österreich und Montserrat in Spanien. Aber auch in der Schweiz sind einige Benediktinerklöster gleichzeitig auch Pilgerziele. Zum Beispiel wird der zweitgrösste Marienwallfahrtsort der Schweiz, Mariastein im Kanton Solothurn, seit 1636 von Benediktinern betreut. Im Kloster Disentis im

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JAHRESTHEMA Ort der Meinradszelle erst im 13. Jahrhundert. Die Gottesmutter Maria hatte im «Finstern Wald» aber schon lange vorher ihre Verehrer, war doch bereits die erste Klosterkirche von 948 ihr und dem heiligen Mauritius geweiht. Vom frühen 14. Jahrhundert an sind die ersten Gruppenwallfahrten (die sog. «Kreuzgänge») nach Einsiedeln in den historischen Quellen nachweisbar. Das Benediktinerinnenkloster St. Andreas in Sarnen (Foto: Wikimedia). kloster Maria Rickenbach in Nidwalden schliesslich entstand 1857 oberhalb des Engelbergertals im Schatten des gleichnamigen Marienheiligtums. In all diesen Klöstern spielt die Wallfahrt eine mehr oder weniger grosse Rolle. Wie die einzelnen Gemeinschaften damit umgehen, ist – typisch benediktinisch – recht unterschiedlich. Auch in Einsiedeln hat sich die Wallfahrt im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert und auf unterschiedliche Weise das Kloster geprägt. Doch eines ist klar: An wenigen anderen Orten gehören Kloster und Wallfahrt so eng zusammen wie in Einsiedeln. Wallfahrtsort mit langer Geschichte Gemäss seiner Lebensbeschreibung aus dem zehnten Jahrhundert wurde schon der heilige Meinrad von zahlreichen Besuchern aufgesucht. Seit seiner Ankunft im «Finstern Wald» war es hier also nie mehr ganz still. Mit der Stille war es dann definitiv im Jahr 934 vorbei, als an der Stelle der Meinradszelle das Kloster Einsiedeln gebaut wurde. Wann eine Wallfahrtsbewegung im klassischen Sinne einsetzte, ist nicht bekannt. Einige Indizien sprechen dafür, dass sich die Klostergemeinschaft um die Mitte des 12. Jahrhunderts bewusst um die Förderung der Wallfahrt zur «Kapelle der Einsiedler» bemühte. Als «Werbemittel» diente dazu die Erzählung der sog. «Engelweihe». Zur Marienkapelle wurde die – ursprünglich wohl dem Erlöser geweihte – Kapelle am

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Die Mönche brauchen Hilfe Das enorme Aufblühen der Wallfahrt zu der von Christus geweihten Marienkapelle in Einsiedeln stellte die im Spätmittelalter zusammenschrumpfende Klostergemeinschaft vor grosse Herausforderungen. Man stellte für die Pilgerseelsorge Kapläne an, an die man dann auch gleich das Chorgebet in der Klosterkirche delegierte. Erst nach den Holzschnitt zur Grossen Engelweihe im Jahr 1466 (Foto: Wikimedia).


JAHRESTHEMA

Die beeindruckende «Salve»-Prozession zur Engelweihe (Foto: Jean-Marie Duvoisin). Reformationswirren und der schrittweisen Konsolidierung des klösterlichen Lebens ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Das Einsiedler Gnadenbild im sog. «Solothurnerkleid» (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

übernahmen die Einsiedler Benediktiner wieder selber die Betreuung der Wallfahrt. Mit der Zeit trat die «Heilige Kapelle» immer mehr in den Hintergrund, während ein anderes Kultobjekt Ziel der Wallfahrer wurde: die Schwarze Madonna. Kloster und Wallfahrt gehören zusammen Die Geschichte Einsiedelns macht deutlich: Kloster und Wallfahrt gehören zusammen. Die Klostergemeinschaft förderte die Wallfahrt (wohl auch aus wirtschaftlichen und ideellen Interessen) von Anfang an. Und wurde im Gegenzug immer wieder von der Wallfahrt gefordert. An einem Punkt der Geschichte war die Wallfahrt für das Kloster sogar überlebenswichtig: Wäre Einsiedeln nicht ein bedeutender Wallfahrtsort gewesen, hätten die Landleute von Schwyz das Kloster im 16. Jahrhundert wohl nicht vor dem Untergang gerettet. Benediktinische «discretio» Doch die Symbiose von Wallfahrt und Kloster braucht eine ganz besondere Fähigkeit: das weise Masshalten. Der heilige Benedikt legt diese Tugend besonders dem Abt ans

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JAHRESTHEMA

Einsiedler Mönche beim täglichen Chorgebet (Foto: Jean-Marie Duvoisin). Herz. Im guten Umgang mit der Wallfahrt ist jedoch die ganze Gemeinschaft gefordert. Es geht darum, die Balance zu halten zwischen der engagierten Seelsorge und den für das monastische Leben grundlegenden Aspekten wie Stille, Zurückgezogenheit, persönliches Gebet, geistliche Lesung usw. Keinesfalls sollte der Wallfahrtsbetrieb einer kleiner werdenden Gemeinschaft über den Kopf wachsen. Darum ist es ein Gebot der

Zeit, bei Bedarf Hilfe von aussen in Anspruch zu nehmen. Ein Beispiel dafür ist das Angebot der «Leutpriester», bei welchem Diözesanpriester im Sommer gratis Ferientage im Kloster verbringen können, wenn sie sich gleichzeitig in der Wallfahrtsseelsorge engagieren. Bei diesem Angebot nimmt man Bezug zur oben genannten pastoralen Unterstützung durch Weltpriester im Spätmittelalter.

Begegnung mit einem Benediktiner im Beichtgespräch (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

Kloster als Seelsorgezentrum Auch wenn heute die Grenzen und Möglichkeiten der Gemeinschaft deutlicher spürbar sind als in den vergangenen Jahrzehnten: Der Dienst an den Pilgern kann für die Mönchsgemeinschaft als grosse Bereicherung erfahren werden. Er bewahrt sie davor, selbstgenügsam zu werden und hält sie offen für die Anliegen, Sorgen und Nöte der Menschen von heute. Parallele zum Mönchtum Dies wird nirgendwo so konkret wie im Dienst der Versöhnung, in einem geistlichen

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JAW HR AE LSLTFH AE HM RA T Gespräch oder bei einer Begegnung mit dem Pförtner. Hier ergibt sich durch die Wallfahrt eine starke Parallele zum Mönchtum der Ostkirche. Die Klöster sind in der Orthodoxie jene geistlichen Zentren, zu denen die Menschen kommen, um die Beichte abzulegen oder sich ein wegweisendes Wort für ihr geistliches Leben zu erbitten. Ein klassisches Beispiel für ostkirchliche Seelsorgemönche sind die russischen Starzen. Die Weite des Herzens

Weggemeinschaft als wertvolle Erfahrung (Foto: zvg).

Auch die in der Seelsorge tätigen Benediktiner von Einsiedeln haben – bei aller Individualität – durch die Spiritualität des Mönchtums eine besondere Prägung. Wenn sie als Seelsorger wirken, tun sie dies immer auch als Mönche. Besonders prägend wirken sich natürlich die Erfahrung des Gemeinschaftslebens und die Mönchsregel des heiligen Benedikt aus. Letztere vermeidet jede Übertreibung und legt grossen Wert auf das Eingehen auf den einzelnen Menschen. Sie zeichnet sich durch eine wohlwollende Grundhaltung aus und zielt auf die Weite des Herzens auf dem Weg der Gebote Gottes (vgl. RB Prol 49). Dies sollen auch jene Menschen erfahren dürfen, welche in Einsiedeln mit einem Mönch in Kontakt kommen. Neben der Seelsorge ist es vor allem die Feier des Gottesdienstes, welche einen typisch benediktinischen Akzent im Wallfahrtsbetrieb von Einsiedeln setzt.

Viele von ihnen nehmen gerne an den Gebetszeiten der Mönche teil. Am beliebtesten ist natürlich die Vesper, das Abendlob um 16.30 Uhr, mit dem anschliessenden «Salve Regina». Die Wertschätzung der Liturgie ist etwas typisch Benediktinisches – und sie ist eine grosse Bereicherung für einen Wallfahrtsort. Wir Mönche des Klosters Einsiedeln dürfen dankbar sein, dass wir hier in Einsiedeln Kloster und Wallfahrtsort in einem sind. Diese Tatsache ist immer wieder eine Herausforderung, zumal wir ja noch andere Aufgaben haben und als Mönche zu einem Leben der Kontemplation berufen sind. Aber wir dürfen sicher sein, dass wir den Pilgern und Besuchern etwas sehr Wertvolles anzubieten haben und dabei selber auch immer wieder beschenkt werden.

Liturgie als Herzstück der Wallfahrt Das Konventamt (die gemeinsame Eucharistiefeier der Klostergemeinschaft) bildet den liturgischen Höhepunkt des Tages. Zusätzlich werden von den Priestern des Klosters täglich drei Eucharistiefeiern in der Gnadenkapelle gefeiert. Doch die Liturgie in der Kloster- und Wallfahrtskirche erschöpft sich nicht in der Feier der Heiligen Messe: Die Mönche des Klosters Einsiedeln versammeln sich fünf Mal am Tag zum gemeinsamen Gotteslob. So wird die Klosterkirche von zahlreichen Pilgern und Touristen als Ort des Gebets erfahren.

Miteinander unterwegs Indem andere Menschen uns Mönchen in der Beichte, an der Pforte und in den Sprechzimmern an ihrer inneren und äusseren Wegerfahrung teilnehmen lassen, bleiben wir auch selber unterwegs. Als Klostergemeinschaft sind wir Gastgeber, als Ordenschrist ist jeder einzelne von uns Mitpilger. Mönchsein an einem Wallfahrtsort ist ein Glaubenszeugnis, das bewegt und uns selber immer auch in Bewegung hält – auf der Suche nach Gott. Pater Philipp Steiner

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WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Juni 1. Fr

Hl. Justinus († um 165) Philosoph, Märtyrer

3. So 9. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

19. Di

Hl. Romuald († 1027) Mönch, Ordensgründer

21. Do

Aloisius Gonzaga († 1591) Ordensmann

24. So 5. Di

Hl. Bonifatius († 754) Bischof, Märtyrer

Hochfest Herz Jesu 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Eucharistische Aussetzung 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Aussetzung

Hochfest der Geburt Johannes des Täufers 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

8. Fr

28. Do

Irenäus von Lyon († 202) Bischof, Märtyrer

29. Fr

Hochfest der heiligen Petrus und Paulus. Apostel 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

10. So 10. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

Gebetsmeinungen 11. Mo

Hl. Barnabas Apostel

13. Mi

Hl. Antonius von Padua († 1231) Ordenspriester, Kirchenlehrer Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Anbetung in der Unterkirche 16.00 Eucharistischer Segen

17. So 11. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

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Weltkirche Für den Zusammenhalt der Menschen: Einsame und Alte mögen – besonders in den grossen Städten – Gelegenheiten menschlicher Begegnung und solidarisches Verhalten vorfinden. Für die Seminaristen, für die Novizinnen und Novizen: Menschen mit Freude am Evangelium mögen sie voll Weisheit in ihren Beruf einführen. Kirche Schweiz Mögen die mit den Kindern gefeierten Sakramente die Erwachsenen an ihren eigenen Glauben und ihr kirchliches Engagement erinnern und sie dazu ermutigen.


WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Juli 1. So 13. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 2. Mo Fest Mariä Heimsuchung 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 3. Di Fest Hl. Thomas, Apostel 11.15 Konventamt 4. Mi

Ulrich von Augsburg († 973) Bischof

6. Fr Herz-Jesu-Freitag 20.00 Feierliche Komplet Eucharistische Anbetung 8. So 14. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 11. Mi

Fest Hl. Benedikt Abt, Schutzpatron Europas 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper

13. Fr

Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.00– Anbetung in der Unterkirche 17.15 Eucharistischer Segen 16.30 Feierliche Vesper

15. So

15. Sonntag im Jahreskreis Äussere Feier Unserer Lieben Frau von Einsiedeln 09.30 Feierliches Konventamt Feierliche Profess von Fr. Francisco Deighton 16.30 Feierliche Vesper

16. Mo

Hochfest Unsere Lieben Frau von Einsiedeln 11.15 Feierliches Konventamt 16.00 Feierliche Vesper

22. So 16. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper Fest HL. Birgitta von Schweden († 1373) Ordensgründerin, Mitpatronin Europas 11.15 Konventamt

23. Mo

25. Mi Fest Apostel Jakobus 11.15 Konventamt 26. Mi

Hl. Joachim und Hl. Anna Eltern Marias

29. So 17. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 31. Di

Hl. Ignatius von Loyola († 1556) Priester und Ordensgründer

Gebetsmeinungen Weltkirche Ureinwohnern, deren Identität und Daseinsberechtigung in Frage gestellt werden, soll mit Hochachtung begegnet werden. Die Kirche Lateinamerikas und der Karibik möge entsprechend ihrer Sendung das Evangelium mit neuer Kraft und Begeisterung verkünden. Kirche Schweiz Mögen jene, die in den Ferien sind, sich Zeit nehmen für geistliche Lektüre und den Besuch kultureller und religiöser Stätten.

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WALLFAHRT

Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 2018 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle) Juni So, 03. Juni

Tschechen Wallfahrt

12.30 Uhr

Pontifikalamt

Sa, 09. Juni

52. Kroatenwallfahrt

19.00 Uhr

Pontifikalamt

So, 10. Juni

52. Kroatenwallfahrt

12.30 Uhr

Pontifikalamt

So, 17. Juni

Tamilenwallfahrt

12.30 Uhr Eucharistiefeier 15.15 Uhr Andacht

So, 24. Juni

Glarner Landeswallfahrt

11.00 Uhr Pilgermesse 14.30 Uhr Andacht

Juli Di, 03. Juli

129. Jurassier Wallfahrt

14.30 Uhr Eucharistiefeier 20.30 Uhr Andacht

Mi, 04. Juli

09.30 Uhr Bussfeier 14.30 Uhr Pontifikalamt

Do, 05. Juli

09.30 Uhr Eucharistiefeier

Sa, 07. Juli

ZĂźricher Wallfahrt

12.45 Uhr

Eucharistiefeier

Di, 10. Juli

20. Wallfahrt der Fahrenden

21.30 Uhr

Lichterprozession KP

Do, 12. Juli

20.30 Uhr Andacht GK

Sa, 14. Juli

14.00 Uhr Pontifikalamt 20.30 Uhr Andacht GK

Mo, 30. Juli Di, 31. Juli

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41. Fusswallfahrt der Kath. Landvolkbewegung, Augsburg (D)

15.15 Uhr

Andacht GK

41. Fusswallfahrt der Kath. Landvolkbewegung, Augsburg (D)

15.15 Uhr

Andacht GK

August Sa, 18. August

Rheintaler Wallfahrt

09.45 Uhr Eucharistiefeier 15.15 Uhr Andacht

So, 19. August

MFM Deutschschweiz

12.15 Uhr Rosenkranz 14.30 Uhr Eucharistiefeier

Mo, 20. August Einsiedler Krankentag

14.30 Uhr Eucharistiefeier mit Krankensalbung

Sa, 25. August

Afrikanische Wallfahrt

12.30 Uhr

Eucharistiefeier

So, 26. August

Vietnamesische Mission

12.30 Uhr

Eucharistiefeier


Haben Sie gewusst, dass ...

Szenenbild aus der Operette «Wie einst im Mai» 1961 (Foto: Interfoto).

… «einst» in der Vergangenheit und in der Zukunft ist? «Einst, als ich noch jung war», sagen wir manchmal im Brustton der Überzeugung, und denken an grosse Leistungen, ausgeführte Pläne und Erfolge, die uns möglich waren. «Einst», als wir Kraft hatten, mit wenig Stunden Schlaf auskamen, die Tage und Wochen voller Arbeit sich aneinanderreihten! «Einst», als vieles so leicht ging, Schwierigkeiten uns anspornten zum Anpacken und Bewältigen. Aber vergolden wir mit diesem «Einst» nicht unsere Vergangenheit, schwingt nicht eine gewisse Wehmut mit, ist es nicht ein Eigeständnis, dass wir noch nicht ganz im «Jetzt» angekommen sind oder uns nicht darin zurechtfinden?

Das «Einst» der Vergangenheit ist in Gefahr, das, was gewesen ist, zu überhöhen, es zum Anlass einer Jubiläums- und Feierlichkeitsangelegenheit zu machen. In dieser gehobenen Stimmung können leicht unangenehme Erfahrungen, misslungene Unternehmungen vergessen, Versagen und Mängel können übersehen, verdrängt werden. Und doch gehören auch diese übersehenen Tatsachen zu uns, auch sie haben dazu beigetragen, dass wir jetzt so sind, wie wir in die Zukunft gehen sollen. Darum ist das «Einst» der Zukunft wichtig. «Einst», so wollen wir hoffen, werde wir uns nicht mehr so sehr durch Leistungen hervortun, sondern mehr durch das wirken, was wir geworden sind, das tägliche Hin und Her gelassener nehmen, die befreiende Kontemplation mehr pflegen als die bindenden Verpflichtungen der Aktion. Was wir gewirkt, erworben, geleistet haben und was wir dadurch geworden sind, wird dann ein Kapital, ein Schatz sein, der uns das dankbare Gefühl gibt, reich zu sein. Wir werden uns mehr anderen Menschen als anderen Aufgaben zuwenden. Das «Einst» der Zukunft dürfen wir aber nicht als gemütliches Dahindämmern leben. Es soll durchaus noch Spannung, Erwartung geben, Raum für Hoffnung auf Neues. Das «Einst» der Zukunft gibt unserem Leben Tiefe und Weite zugleich. Mit einem Wort: Wir werden hoffentlich weiser sein. Pater Alois Kurmann

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WALLFAHRT

Klosterjugend Liturgisches Grundwissen

Spannende und kämpferisch «Albe» starke Partie Wer die liturgische Kleidung verstehen möchte, einen Blick in den Kleiderschrank der Antike Aufmuss Einla werfen. Dort findet er ein Untergewand, die Tunika, und Obergewänder. Die Tunika ist so etwas wie das T-Shirt der Antike: wie ein T geschnitten, nur länger als heutige T-Shirts, nämlich knie- oder knöchellang. In der Öffentlichkeit wird sie mit einem Gürtel (Zingulum) getragen, im Haus aus Gründen der Bequemlichkeit ungegürtet. Ursache für die sympathische Begegnung Die lange, zwischen Jou aus weissem Leinen hergestellte und wegen der Farbe mit dem lateinischen Wort für weiss Einladung zuAlbe einem Klosterbesuch (albus) als bezeichnete Tunika gehört zu den Basics der liturgischen Untergewand In einem Schreiben vom Garderobe. 4. Februar Als an die wird die AlbeRedaktionen noch immer von entsprechenden wiesDiakonen, Abt Mar- Priestern tin und im Sinne einergetragen. Klarstellung darauf hin,der Gürtel Bischöfen Ebenso gehört dassnoch in der 1075-jährigen Geschichte des heute zur Grundausstattung, manchmal als Klosters Einsiedeln nurinknapp während 100 weisse Schnur wie der Antike, manchmal in den Jahren mehr Mönche gehör- Kirchen liturgischen Farben.zuIn Einsiedeln den orientalischen tenkann als heute zählt die Gemeinschaft auch(zurzeit das Untergewand farbig sein. So bevorzugt man ein Untergewand aus Seide für 76 Mitglieder), undrotes dass das Durchschnittsalter Trauerder Gemeinschaft seit ein paar Jahren und Bussgottesdienste. sinkt. Noch vor sieben Jahren waren die Medien dass Einsiedeln mit das Martin Alserstaunt, weisses Taufkleid ist die Albe erste GewandWerlen so jungen Abt bekleidet hat – er war stück,einen mit dem Getaufte wurden und damals Jahrebekleidet alt. Abt werden. Martin istDie jedoch noch39 heute Alben von Erstkommunionkindern erinnern an die Taufe. Stannicht der einzige junge Verantwortungsträgerdardgarderobe im Kloster Einsiedeln. Zurzeit ist zählt der Getauften diedie Albe ebenso Gemeinschabehaupten, dasLeitungsfunktion, Journalisten- für Mi- Eine Albe aus der Paramenfür Laien in liturgischer Team hätte auch bereits mögliche Termine nistrantinnen und Ministranten und gelegentlich tenwerkstatt des Klosters Fahr für Sängerinnen ein vorausgehendes Trainingscamp disund Sänger. (Foto: zvg). kutiert… (Quelle: Gunda Büske / Pater Josef-Anton Kolumban Willa Reichlin (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

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WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen Seelsorge

Öffnungszeiten

Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 10.00 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr

Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr

Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr

Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch

Gottesdienste in der Klosterkirche Sonn- und Feiertage

Werktage

17.30 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr

Vorabendmesse (Hauptaltar) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)

06.15 Uhr 07.15 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Laudes

11.00 Uhr

Pilgermesse (Hauptaltar)

16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet

09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet

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WALLFAHRT

Das geistliche Up-Date auf Facebook www.facebook.com/GOTTsuchen.ch Die Haltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung und Ziel der Welt, nach dem Sinn des Lebens sowie nach dem persönlichen Weg zu Glück und Segen hat das Mönchtum seit seinen Anfängen geprägt – bis heute. So ist auch das Kloster Einsiedeln seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche. Als Erben einer langen Tradition wollen wir Benediktiner von heute aus diesem reichen Schatz schöpfen und ihn für unsere Zeit fruchtbar machen. Dabei geben uns die modernen Kommunikationsmittel neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten in die Hand, Gedanken innert Sekunden mit der ganzen Welt zu teilen. Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von heute mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit einem kurzen Impuls zu Beginn einer jeden neuen Woche auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu begleiten. Kommen doch auch Sie mit auf diesen Weg und besuchen Sie unsere Seite! Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Fragen. Auch wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch.

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WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater lädt ein

Ein besonderes Marienfest im Hochsommer Wenn man nach einem typischen Einsiedler Feiertag fragt, kommt den allermeisten Personen spontan wohl die «Engelweihe» am 14. September in den Sinn. Einige Einheimische würden vielleicht noch auf den arbeitsfreien «Meinradstag» am 21. Januar tippen. Ein drittes Fest fristet vergleichsweise eher ein Schattendasein – obwohl es einer prominenten Dame gewidmet ist… In der Gesamtkirche wird am 16. Juli der Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel gefeiert. Dieser Gedenktag geht auf den Karmeliterorden zurück, der die Jungfrau Maria am Ort seines Ursprungs, dem Berg Karmel im Heiligen Land, besonders verehrte. Volkstümlich wurde dieses Ordensfest durch die Tradition des «braunen Skapuliers», welches den/die Träger/in unter den besonderen Schutz der Gottesmutter stellte. In Einsiedeln wird am 16. Juli die Jungfrau Maria allerdings nicht als «Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel» geehrt, sondern als «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln». Warum das? Ganz einfach: Das Einsiedler Das Gnadenbild ohne Behang – Wallfahrtsbildchen des Jahres 2018 (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

Hausfest ist älter. Das Karmel-Fest wurde 1726 von Papst Benedikt XIII. für die ganze Kirche vorgeschrieben. Zu dieser Zeit konnte das im 17. Jahrhundert eingeführte Hochfest Unserer Lieben Frau von Einsiedeln schon auf eine lange Tradition zurückblicken, die ihre Wurzeln im Mittelalter hat. Seit etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts wird Unsere Liebe Frau von Einsiedeln als Landespatronin der Eidgenossenschaft verehrt. Einsiedeln galt im In- und Ausland als «Nationalheiligtum» der Schweiz. Erst später wurde die Muttergottes von Einsiedeln durch den heiligen Bruder Klaus etwas ins Abseits gedrängt. Die traditionellen Standeswallfahrten, bei denen die Kantone der Innerschweiz mit Klerus und Regierungsvertretern jährlich nach Einsiedeln pilgern, sind lebendige Zeugen aus einer Zeit, als unser Marienheiligtum der unbestrittene religiöse Hauptort unseres Landes war. Ein Feiertag im Doppelpack Am 16. Juli, dem Hochfest Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, wird um 11.15 Uhr das Konventamt gefeiert. Die Äussere Feier des «Einsiedlerfestes» begehen wir am Sonntag, 15. Juli mit einem festlichen Pontifikalamt und der Feierlichen Profess von Frater Francisco Deighton OSB – Beginn um 9.30 Uhr in der Klosterkirche. Pater Philipp Steiner

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Gebetsanliegen Aus einem kurzen, handgeschriebenen Brief an unser Kloster: «Mein Mann hat am … ein Vorstellungsgespräch.» Es folgt noch die Angabe des Namens und des Wohnortes, sonst nichts. Der Brief ist wohl als eine Bitte ums Gebet gemeint. Über die näheren Umstände kann man nur mutmassen. Vielleicht geht es um den längst ersehnten Sprung in der Karriereleiter. Oder um die Gelegenheit, aus der unerträglich gewordenen Situation am Arbeitsplatz auszusteigen. «Arbeitskonflikte nehmen zu. Wenn der Chef zum Feind O Gott, Du hast mir in meinem Berufe wird.» hat der «Blick» kürzlich eine Aufgabe zugewiesen, getitelt. Aber auch die Kolleginnen durch welche ich beitragen soll und Kollegen können zu Feinden zum Lobe Deiner Herrlichkeit. werden. Da hilft manchmal nur Lenke meinen Geist, meinen Willen, noch der Wechsel des Arbeitsmeine Fähigkeiten auf dieses eine grosse Ziel. platzes.

Schaue gütig auf meine Arbeiten und Mühen,

Vielleicht aber ist es die Gelegenhalte fern die Gleichgültigkeit, heit, eine schon lange dauernde falschen Ehrgeiz und Selbstsucht. Arbeitslosigkeit zu beenden. Mache mich bescheiden in Erfolgen Manche kommen nicht einmal und stark in Enttäuschungen. so weit, schreiben Hunderte von O Herr, segne meine Arbeit. Bewerbungsschreiben und werden zu keinem Vorstellungsgespräch Amen. eingeladen. Dabei geht es nicht nur um das Einkommen. Viele empfinForum ZDW den es als demütigend, die sozialen Massnahmen in Anspruch nehmen zu müssen, die in unserem Staat das Überleben auch ohne Arbeitsplatz sichern. Und Arbeit hat auch viel mit dem Sinn zu tun, den Menschen ihrem Leben geben. «Nichts macht so zornig wie das Gefühl, unnütz zu sein», wird der Philosoph Peter Sloterdijk auf dem heutigen Blatt des Sprüchekalenders in unserem Refektorium zitiert. Wer das Gefühl bekommt, nicht mehr gebraucht zu werden, kann leicht den Boden unter den Füssen verlieren.

Verpackter Druckstock mit aufgeklebtem Sujet «Einsiedler Muttergottes mit Kind ohne Behang» aus der Stiftsdruckerei Einsiedeln. (Foto: Bruder Gerold Zenoni).)

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Oblaten

Pessach und Ostern – unser jüdisches Erbe Zwei Kandidatinnen legten am Treffen der Oblatengemeinschaft Anfang April ihr Versprechen ab. Am Nachmittag erläuterte die Oblatin Verena Gut im Impuls den Zusammenhang zwischen dem jüdischen Pessachfest und der christlichen Osterfeier. Am 7. April wurden bei strahlendem Frühlingswetter in der noch winterlich kalten Klosterkirche zwei neue Oblatinnen in die Gemeinschaft aufgenommen. Sie versprachen, im Geiste der Regel des hl. Benedikt und in Gemeinschaft mit dem Kloster Einsiedeln Gott zu suchen, Christus nachzufolgen und das Evangelium zu leben. In seinen Betrachtungen zum Evangelium «Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben» fragte sich Abt Urban, ob wir alle diese Überzeugung heute auch noch hätten. Er machte darauf aufmerksam, dass der eigentliche Schluss des Markusevangeliums in der Leseordnung weggelassen wird: «Da verliessen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.» Das Leben mit Gott sei nicht nur einfach, bedeute Auseinandersetzung mit der Erfahrung des Leidens. Die Oblation zeige die Überzeugung, dass Gott nicht an Leiden und Tod vorbeischaue, sondern Ostern sein Ja in allem sei. «Der Neue Weg» In der Einleitung zum Impuls über Pessach und Ostern betonte Pater Jean-Sébastien die enge Verbindung von Judentum und Christentum, die auch bei diesen Festen gut spürbar sei: das letzte Abendmahl ist das Sederessen, mit dem die Juden den Vorabend von

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Pessach feiern. Da Jesus als Jude lebte und starb, verstanden sich auch die Jüngerinnen und Jünger von Jeshua als Jüdinnen und Juden des «neuen Wegs». Erst mit der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. spalteten sie sich als «Christen» langsam von den Juden ab. Pessach Man vermutet, dass sich das Fest aus einem Hirtenbrauch entwickelte. Um Unheil für die Herde der Nomaden abzuwenden, wurde nachts ein Lamm geopfert und gegessen. Daraus entwickelte sich nach den Vorschriften in Ex 12 ein Ritual, das der Familienvater zum Schutz für Israel und die Familie feierte. So wurde der Errettung des jüdischen Volkes aus der ägyptischen Sklaverei gedacht. Damals hatte Gott die waffenlosen, unterdrückten Fremdarbeiter am Schilfmeer vor der zerstörerischen Grossmacht Ägypten gerettet. Die Schilfmeer-Erzählung und Pessach stärken das Vertrauen in die lebensfördernde Kraft Gottes. Zur Zeit des Tempels, also auch zur Zeit Jesu, wurde die Zeremonie in Jerusalem von den Priestern gefeiert und die Juden pilgerten an Pessach nach Jerusalem. Seit der Tempelzerstörung wird das Fest wieder in der Familie gefeiert. Der Ablauf des Sedermahls am Vorabend von Pessach wurde von Verena Gut erläutert: Der erste Becher Wein wird eingeschenkt und der Hausvater spricht den Segen über ihn, wäscht seine Hände mit Wasser, tunkt


KLOSTER EINSIEDELN in das Fruchtmus eingetaucht und gegessen werden. Dann werden Matze und Bitterkraut zusammen gegessen. Es folgt das eigentliche Mahl, an dessen Beginn das harte Ei gegessen wird. Als Nachspeise wird das Stück Matze gegessen, das zu Beginn eingehüllt wurde. Der dritte, vierte und fünfte Becher wird eingeschenkt, gesegnet und getrunken. Nach den Hallel-Psalmen (Ps 135/136) klingt der Sederabend mit Gesängen in fröhlicher Stimmung aus. Ostern

Symbole der jüdischen Pessach-Feier (Foto: Verena Huber-Halter). grünes Kraut in das Salzwasser, spricht einen Segensspruch und isst davon. Dann reicht er die Kräuter an die anderen weiter und auch diese sprechen einen Segen. Der Hausherr bricht von den drei ungesäuerten Broten (Matzen) eines in zwei ungleich grosse Teile, hüllt das grössere Stück ein und legt es zur Seite – dieses wird am Schluss der Feier gegessen. Nun folgt die Erzählung von der Errettung des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens. Dies geschieht in dialogischer Weise, indem das jüngste Kind Fragen stellt, die der Vater beantwortet: Warum ist diese Nacht so ganz anders als die übrigen Nächte? In allen anderen Nächten können wir Gesäuertes und Ungesäuertes essen. In allen anderen Nächten essen wir beliebige Kräuter. In allen anderen Nächten brauchen wir nicht einzutauchen. In allen anderen Nächten essen wir freisitzend oder hingelehnt. Der zweite Becher wird eingeschenkt und der Segen darüber gesprochen. Nun waschen alle Anwesenden ihre Hände und sprechen Segenssprüche über das ungesäuerte Brot. Der Hausvater isst von einem der Brote. Es folgt der Segen über die Bitterkräuter, die

Man geht davon aus, dass für die Einsetzung des Abendmahls der fünfte Becher Wein verwendet wurde, der für den Propheten Elia als Vorläufer des Messias bestimmt war. Die Bräuche wurden auf Jesus und die Auferstehung übertragen: Der gekreuzigte Jesus als Opferlamm ist das letzte Opfer. Jesus ist als Gottes Sohn Mensch geworden und hat wie alle Menschen Not, sogar Folter und Tod durchlitten. Dadurch haben alle, die an ihn glauben, durch den glückseligen Tausch teil an der Auferstehung, der neuen Welt Gottes (Röm 6,8). Im Exsultet, dem grossen Osterlob, wird auf den Auszug aus Ägypten Bezug genommen. Die sieben Lesungen (Schöpfung, Prüfung Abrahams, Rettung Israels vor dem Tod, Verherrlichung Jerusalems, Ewiger Bund, Gebote des Lebens, Wiederherstellung Israels) entsprechen der Erinnerung an die Geschichte des Pessachfests. Ungesäuertes Brot (Hostie) und Wein begründen den neuen Bund zwischen Jesus und den Jüngerinnen und Jüngern. Die Taufe, bzw. die Weihe des Taufwassers, erinnert an die Erschaffung des Gottesvolkes aus dem Wasser. Die Vollendung der Welt, Gottes Reich ist in Christus schon angebrochen! Auch für alle persönlich gilt diese österliche Zusage Gottes: Hab keine Angst vor Krisen, Konflikten oder Menschen! Dein Gottvertrauen darf grösser sein als alle Angst. Du bist ein befreiter und befreiender Mensch. Regina Käppeli

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Hier könntest Du sein...

Freiwilligendienst im Sommer für 18- bis 25-jährige Männer im Kloster Einsiedeln www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire

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3·2017

S A LV E

S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.

In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.

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Die Ufnau in neuem Glanz

Ort benediktinischer Gastfreundschaft Die Ufnau ist ein bedeutsamer Ort. Der Klostergemeinschaft als Eigentümerin war es immer wichtig, die Insel nicht für sich zu behalten, sondern sie für die Menschen zu öffnen. Das war im Mittelalter so, als die Inselkirche der Region als Pfarrkirche diente. Das war auch später so, als die Ufnau mit dem Grab des heiligen Adalrich ein Wallfahrtsort war. Mit dem Bau des Pächterhauses wurde im 17. Jahrhundert auch ein Ort geschaffen, der sich für die Bewirtung eignete. Der Betrieb einer Gastwirtschaft ist ab 1831 belegt. Die Geschichte der Sanierung der Ufnau begann Ende 2001. Aufsteigende Feuchtigkeit in den sakralen Bauten und die veraltete Infrastruktur im Gastbetrieb zwangen zum Handeln. In dieser Situation gelangte Abt Martin Werlen an den Gemeinderat von Freienbach mit der Bitte um Mithilfe. Die Erneuerung der Ufnau hätte das Kloster nicht alleine leisten können. Die Unterstützung war vielfältig, sowohl bei den Finanzen als auch bei der Planung und Durchführung. Abt Urban erhält zum Abschluss der Sanierung der Insel Ufnau zwei Raben.

«Insel der Stille» Im Auftrag des Gemeinderates von Freienbach entstand im Mai 2002 die «Konzeptgruppe Ufnau». Ende 2002 lag das Konzept «Ufnau – Insel der Stille» vor. Im Konzept wurden fünf Grundwerte formuliert, die Ziel – und «roter Faden» der gesamten Sanierung sein sollten: Stille, Schlichtheit, Zeitlosigkeit, Gastfreundschaft, Ausstrahlung. Nach einem Nein zu einem Planungskredit in einer Urnenabstimmung in der Gemeinde Freienbach im Dezember 2003 beschloss die Konzeptgruppe, die Arbeit weiterzuführen und gründete kurzfristig ein Patronatskomitee, das sich für die Umsetzung des Konzeptes engagierte. Basierend auf den Grundwerten des Konzeptes galt es, die folgenden Teilprojekte zu realisieren: Ökologische Aufwertung, behindertengerechter Weg, Sanierung von Kirche und Kapelle, Sanierung des «Hauses zu den zwei Raben», Erneuerung des Gastwirtschaftsbetriebes. «Es wird nur gebaut, was finanziert ist» Für die Umsetzung beauftragte das Kloster Einsiedeln die «Projektgruppe Ufnau» (die frühere «Konzeptgruppe») unter der Leitung von Rudolf Späni mit der Planung, der

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Das Haupthaus und die Kirche St. Peter und Paul im Hintergrund in neuem Glanz (Fotos: Frank Roskothen). Finanzierung und der gesamten Umsetzung bis hin zur Abrechnung jedes einzelnen Projektes. Dabei verpflichteten sich Kloster und Projektgruppe dem Grundsatz: «Es wird nur gebaut, was finanziert ist». Für die Mittelbeschaffung wurde am 29. Juni 2004 der Verein «Freunde der Insel Ufnau» gegründet, als dessen erster und immer noch aktiver Präsident Fredy Kümin aus Freienbach gewählt wurde. Zehn einzelne Projekte Die realisierte Erneuerung lässt sich in zehn Projekten darstellen. 2005: die bootsfreie Zone auf der Südseite als Voraussetzung für die Sanierung des Südufers der Insel. 2005: Instandstellung und Schutzarbeiten am Arnstein. 2006: Sanierung des Südufers. 2006/09: ökologische Aufwertung, verschiedene Projekte Flora und Fauna. 2006/07: behindertengerechter Weg, 2007: Provisorium für die Gastwirtschaft. 2007/08: Restaurierung der Kirche St. Peter und Paul und der Kapelle

St. Martin. 2013/14: Erneuerung von Bootshaus, Steg Südseite und Sanierung Haab. 2015/18: Sanierung und Restaurierung «Haus zu den zwei Raben». 2017: Erneuerung der elektrischen Hauptleitung durch den See. Bei allen Teilprojekten wurden die Bautermine korrekt eingehalten, Kostenüberschreitungen gab es keine und – Gott sei Dank! – in all den Jahren auch nie einen Unfall. Am Freitag, den 20. April 2018 konnte Abt Urban Federer in einem feierlichen Akt in der Ufnau-Kirche St. Peter und Paul die sanierte Insel Ufnau von der Projektgruppe übernehmen. Seit dem 23. April ist die Ufnau wieder öffentlich zugänglich und zeugt von der gelebten Gastfreundschaft des Klosters Einsiedeln und dem grossen persönlichen und finanziellen Engagement der ganzen Region. Markus Ruoss

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KONVENT GLÖCKLI

RÜ C K BLI C K 14. / 15. März Aufnahmeprüfung für das Kurzzeitgymnasium. Von den 12 Kandidatinnen und Kandidaten haben 10 die Prüfung bestanden. 16. März Die Premiere des Stiftstheaters ist vollauf gelungen: «S letschti Lied. Ein liederlicher Abend rund um Mani Matter», das diesjährige Stück, das unsere Theatergruppe mit Oscar Sales Bingisser (Regie) und Lukas Meister (Musikalische Leitung) einstudiert hat, verzückte das Publikum. Ein hochpoetischer szenischer Abend mit Liedern von Mani Matter, Musik, nachdenklich machenden Texten, (die man sogar als Mani MatterKenner nicht kennt!) und einer Theatertruppe, die einmal mehr alles (und noch etwas mehr) gab. Frenetischer Applaus war die verdiente Belohnung. – Sogar das Bühnenbild (Fredi Trütsch) war Poesie. 21. März Heute, am Hochfest des heiligen Benedikt, war die Stiftsschule zur feierlichen Vesper eingeladen, die aus diesem Grund etwas anders gestaltet und teils Deutsch und teils Lateinisch gesungen wurde. Am gleichen Tag wurde ein neues Angebot für junge Menschen der Öffentlichkeit vorgestellt: www.klosterzeit.org. In Anlehnung an das Volontariat bieten wir ab August neu Männern zwischen 18 und anfangs 30 die Möglichkeit, in Einsiedeln – oder in einem anderen Benediktinerkloster in ver-

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schiedenen Teilen der Welt – zwischen 6 und 12 Monate mitzuleben, mitzuarbeiten und den christlichen Glauben (neu) zu entdecken. 4. / 5. April Aufnahmeprüfung für das Langzeitgymnasium. Es haben sich rund 70 Primarschüler angemeldet. 10 weitere werden im Sommer prüfungsfrei in unsere 1. Klasse eintreten können, weil sie im letzten Zeugnis vor der Prüfung aus den Fächern Deutsch und Mathematik einen Notendurchschnitt von 5.7 und mehr aufwiesen. 6. April Am Abend fand auf der Ufnau das (etwas verspätete) Aufrichtefest statt. Eingeladen waren die Handwerker, die Mitglieder der Projektgruppe und die beiden Architekten; Pater Lorenz überbrachte die Grüsse und den Dank des Klosters für die hervorragend geleistete Arbeit. Die gegen 80 Personen füllten die neue Gaststube bis zum letzten Platz und die neue Küche bestand den ersten Probelauf: Rösli und Beat Lötscher verwöhnten mit ihrer Crew die frohgelaunte Gesellschaft mit einem feinen Nachtessen. 20. April Zusammen mit Pater Lorenz, Bruder Anton und Pater Mauritius nimmt Abt Urban von der Projektgruppe das neu renovierte und restaurierte Restaurant auf der Ufnau entgegen. Mit einem schönen Fest, zusammen mit vielen Sponsorinnen und Sponsoren, geht damit ein 15-jähriges Projekt der Erneuerung der Insel zu Ende. Den Festakt zur Wiedereröffnung der Ufnau hat Lukas Meister mit drei Stiftsschüler/innen musikalisch umrahmt. 21. April Abt Urban und Pater Lorenz begeben sich nochmals auf die Ufnau, um mit gegen 180 Mitgliedern des Vereines «Freunde der Insel Ufnau» zusammen die Wiedereröffnung der Insel zu feiern.


KLOSTER EINSIEDELN 23. – 27. April 47 Maturandinnen und Maturanden haben im Grossen Saal ihre schriftlichen Maturaprüfungen abgelegt und dürfen in die wohlverdienten Frühlingsferien fahren. In der gleichen Woche wurden die Instrumente der Hillel-Sammlung (neben dem Grossen Saal) verpackt und auf die Reise nach Jerusalem geschickt, wo sie ein neues Zuhause finden werden. 30. April – 3. Mai 21 Mitbrüder bilden die einzige Abteilung der diesjährigen Frühlingslässe. Aufgrund weiterer Abwesenheiten bleibt im Kloster nur eine kleine Mönchsgruppe zurück. Diese weiss sich allerdings so zu organisieren, dass die Lässianten ihre Lässe in vollen Zügen geniessen dürfen, ohne sich um die Liturgie und die verschiedenen Aufgaben und Dienste im Kloster sorgen zu müssen.

PERSO N ELLES 16. März Am Freitagabend durfte Pater Thomas an der Uni Bern den Doktortitel in Geschichte entgegennehmen. Pater Daniel begleitete ihn zu dieser Feier. Herzliche Gratulation! 2. April Beim Mittagessen ist auch Pater Odo anwesend. Abt Urban kann ihm so im Kreis der Mitbrüder – etwas verspätet, da der Festtag auf den Karfreitag fiel – zum 80. Geburtstag gratulieren und ihm für sein vielfältiges Wirken danken.

14. April Auf Anfrage von Pater Kolumban hält Pater Thomas in St. Gerold einen öffentlichen Vortrag darüber, wie es dazu kam, dass im Frühling 1798 der Grossteil der Einsiedler Mönche in ihre Propstei im Vorarlberg fliehen musste. Der Vortrag basiert auf seiner Dissertation, deren Ergebnisse er im Mai gerne auch interessierten Mitbrüdern vorstellen wird. Pater Thomas ist am Sonntag gleich auch als Hauptzelebrant und Festprediger in der Propsteikirche eingeladen. 17. April Pater Thomas stellte auf Einladung an der Universität Luzern in einem Referat vor Dozierenden und Studierenden die wichtigsten Ergebnisse seiner Dissertation vor. Es zeigt sich, dass die Geschichte unseres Klosters eine Thematik ist, die grosses Interesse hervorruft. 27. / 28. April Pater Thomas, Pater Philipp und Pater Daniel (nur Samstag) fahren nach Fribourg an den Nationalen Weltjugendtag. Sie halten dort einen Workshop mit dem Titel «Spirit of Chant», womit sie versuchen, junge Leute für den Gregorianischen Choral zu begeistern. 29. April Abt Urban fliegt zusammen mit Pater Georg nach Argentinien, um am 3. Mai zusammen mit den dortigen Mitbrüdern «70 Jahre Los Toldos» zu feiern.

21. April – 12. Mai Pater Patrick weilt wieder in Rom, wo er in S. Anselmo Vorlesungen hält. Dieses Jahr lautet der Kurs «Die Wirklichkeit». Zielpublikum sind Studentinnen und Studenten, die im Fachbereich «Religionsphilosophie» das Lizentiat erwerben wollen.

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STIFTSSCHULE 8. März: Der Skitag kann bei famosen Wetterbedingungen durchgeführt werden. In der Nacht zuvor hat es nochmals geschneit und die Pisten auf dem Hoch-Ybrig hat die Stiftsschule praktisch für sich allein. 14./15. März: Zwölf Kandidatinnen und Kandidaten absolvieren die Aufnahmeprüfung in die 3. Klasse der Stiftsschule (Kurzzeitgymnasium), zehn mit Erfolg. 20. März: Stiftsvolleyballturnier. Die Mannschaft der 6. Klasse ist sogar für unser Sportlehrerteam zu stark und gewinnt das Turnier verdient. 21. März: Am Tag des heiligen Benedikt ist die Stiftsschule zur feierlichen Vesper in der Klosterkirche eingeladen. 29. März: Vor den Ostertagen geniessen die Schülerinnen und Schüler einen «Musik-KUSS» mit allen Musizierenden der Stiftsschule unter Leitung von Lukas Meister und Adeline Marty. Alle bekannten und auch andere Musikformationen sind zu hören. 4./5. April: Rund 70 Primarschüler der 6. Klasse nehmen an der Aufnahmeprüfung ans Langzeitgymnasium teil.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 7. April: Ausnahmsweise findet das diesjährige Laetare-Konzert der Studentenmusik nach Ostern statt. Lukas Meister und die FM haben für das 65. Konzert ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Neben «unsterblicher» Filmmusik sind auch heisse südamerikanische Rhythmen, Marschmusik und traditionelle Schweizer Volksmusik zu hören. Mit Timo Zosso setzt sich ein Trompeter als Solist gekonnt in Szene. 8. April: Viviane Bartl (3a) gewinnt den abschliessenden Grand Prix Migros in Grächen im Riesenslalom (Jg. 2003), Annika Meinhold (3b) war bereits im Februar im Hoch-Ybrig in derselben Kategorie Zweite geworden. 11.–13. April: Frühlingsexamen 6. Klasse. 13. April: Präventionsveranstaltung 2. Klasse von Claudia Kälin-Treina und ihrem Fachteam. 16. April: Vernissage der Ausstellung UNO-Agenda 2030 in der Gartenhalle. Ausstellung und Vernissage werden von der Stiftung pro Stiftsschule finanziert und von Florentin Bucher (Geografie) und dem Ergänzungsfachkurs Geografie der 6. Klasse betreut. 16.–20. April: Schanzwoche der 6. Klasse vor den schriftlichen Abschlussprüfungen. 17.–19. April: Klostertage für die 5. Klasse. 24. April: Bei bestem Wetter kann Pater Markus im Rombüel/Gross anlässlich einer «Bootstaufe» am Sihlsee unsere zwei neuen Doppelvierer-Ruderboote «Bäni» (gelb) und «Meiri» (rot) segnen, die uns von der Stiftung pro Stiftsschule mit dem Beitrag eines Donators gespendet wurden. 23.–27. April: Schriftliche Maturitätsprüfungen. 28. April–12. Mai: Frühlingsferien. Johannes Eichrodt

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STIFTSSCHULE

ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Die Zukunft holt uns ein Der Anruf freute mich. Es war im Frühjahr, vor etwa vierzehn Jahren. Wie denn unser Schulangebot aussehe? – Zweisprachiger Kindergarten, Vorschule, Primarstufe, deutscher Realschulabschluss, Gymnasium bis zur Maturität. – Meine Antwort schien zu überzeugen. Er überlege sich, seinen Sohn an die Schweizer Schule zu schicken. «In welcher Jahrgangsstufe befindet sich Ihr Sohn zurzeit?», fragte ich ahnungslos. «Meine Frau ist schwanger und wird demnächst entbunden.» Ich traute meinen Ohren nicht, aber es war kein Scherz. Der Jurist und werdende Vater hatte sich offenbar schon überlegt, welche Schule für seinen noch ungeborenen Sohn dereinst die richtige sein würde. An dieses ziemlich skurril anmutende Erlebnis erinnerte mich kürzlich die Zeitungslektüre. Mit einem neuen DNA-Test will ein Genforscher vom Londoner Kings College zur besseren Vorhersage von Bildungsstand, beruflichem Erfolg und Lebenserwartung beitragen. Damit soll das schulische Potenzial der Kinder besser abgeschätzt werden können. Ähnlich wie bei der Präzisionsmedizin schwebt dem Forscher vor, dass man die Bildung individuell und präzise auf die Gene eines Kindes abstimmen, ihm also gewissermassen eine Art «Präzisionsbildung» angedeihen lassen könnte. Massgeschneiderte Bildung ist ja kein neues Phänomen, wird aber bisher anders definiert, nämlich von der Zielsetzung her. Zurzeit lesen Eltern für ihre Kinder jene Schule aus, an der jene das anvisierte Bildungsziel am besten erreichen. Wer eine Berufslehre vorhat, geht an die

Sekundarstufe, wer ein Hochschulstudium machen möchte, geht ans Gymnasium. Man weiss mit grosser wissenschaftlicher Sicherheit, dass, wie z.B. beim Verhalten, die genetische Anlage eines Menschen auch für dessen Intelligenz zu etwa fünfzig Prozent entscheidend ist, die zweiten fünfzig Prozent sind in der Summe auf Umwelteinflüsse wie Ernährung, sozialen Umgang oder Bildung zurückzuführen (das sogenannte Milieu, in dem ein Mensch aufwächst). Die Erkenntnis des Professors vom Kings College suggeriert nun, dass das vererbte Bildungspotenzial eines Menschen sich dann am besten entfaltet, wenn ihm die richtigen Bildungsinhalte verabreicht werden. Gäbe es ein bestimmtes für die Intelligenz verantwortliches Gen, wäre das allenfalls eine diskutable Möglichkeit, aber vermutlich wird die Intelligenz durch Tausende von Genen beeinflusst, wobei jedes einzelne Gen nur einen kleinen Effekt hat. Und dann wäre da auch noch das Milieu, das nicht nur aus Bildung besteht. Ich weiss nicht, ob der Anrufer von damals Gedanken darüber angestellt hatte, dass sein werdender Sohn wohl besonders intelligent veranlagt sein müsse und deshalb die Auswahl der richtigen Schule für ihn schon vor seiner Geburt entscheidend sein würde. – Ich stelle mir ganz einfach einen normalen vierzehnjährigen Jungen vor, der sich heute mit Gleichaltrigen zum Fussballspielen trifft, zu Hause mehr oder weniger brav ist, irgendwo eine Schule mit mehr oder weniger Begeisterung besucht und zu einem jungen Erwachsenen heranwächst, verbunden mit Wünschen und Träumen, vielen emotionalen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Frustrationen. – Ob der damalige Plan seines Vaters Bestand hatte? Oder ob es ganz anders kam, als von ihm beabsichtigt? Ich weiss es nicht. Aber auch dieser Junge wird seinen Weg finden, wie das alle im Leben tun; ich wünsche ihm, dass er es – toto corde, tota anima, tota virtute – tun kann. Johannes Eichrodt

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STIFTSSCHULE

Schulseelsorge

MeginRat – Rat der Schulseele zum Aufatmen Endlich war es soweit! Ein lang ersehnter Wunsch erfüllte sich am Freitag, 20. April 2018, das erste Mal. An diesem Abend starteten wir den Rat der Schulseelsorge mit dem althochdeutschen Namen des Einsiedler Patrons Meginrad (Meinrad). Der Abend war so sonnig und mild, dass wir spontan im Abteihof unter den Bäumen unsere Tische aufstellten. Der MeginRat ist gedacht als Think Tank für die Schulseele der Stiftsschule, zusammengesetzt aus SchülerInnen, LehrerInnen, Angestellten, Eltern und Ehemaligen. Das Engagement in der Gruppe soll nicht so sehr Arbeit machen, sondern aufatmen lassen – den MeginRat und alle, die an der Stiftsschule sind. Es ist geplant, dass wir uns alle paar Monate zu einem Austausch-Lunch treffen. Worum es geht: «Wir sind, ob es uns gefällt oder nicht, dazu aufgerufen, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist. Unsere persönliche Realität, die der Gemeinschaft und der Gesellschaft» (Papst Franziskus). Dem wollen wir uns auch in der Stiftsschule stellen. Leider konnte P. Martin an diesem ersten Abend krankheitshalber nicht teilnehmen. Nichtdestotrotz haben wir mit einem Impuls von ihm begonnen: «P. Martin, wie oft sind Sie in Ihrem Leben schon «zu spät» gekommen und wie oft gab es da «fünf nach zwölf» Gelassenheit – so wie dann, wenn der Zug weg ist, den man unbedingt noch erreichen wollte?» «Diese Situation gibt es sehr oft. Die meisten kreativen Phasen sind in solchen Situationen entstanden. Es ist zu spät, es muss etwas Neues Platz finden. Gerade letzte Woche habe ich wieder mal den Zug verpasst. Ich bin hier vom Kloster die Strasse runter, kurz vorher noch im Beichtstuhl, und da steht einem alles im Weg, unter anderem eine Frau mit Rollator. Als dann der Zug weg

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war, haben mich die Menschen wieder interessiert. Ich bin zur Strasse und habe Autostopp gemacht, zwei junge Männer, ein Kosovo-Albaner und ein Kroate haben mich mitgenommen. Auf diesem Weg ergab sich ein schönes Glaubensgespräch, das es ohne den verpassten Zug nie gegeben hätte. Wenn ich aufs Leben zurückschaue, dann gab es immer wieder solche Situationen, und auch die Bibel ist voll davon. «Zu spät» ist für mich keine Katastrophe. Zur Katastrophe wird es nur, wenn man es nicht wahrhaben will.» Von diesem Einstieg ausgehend wollten wir zuerst einfach den Fiebermesser an die Brust der Schulseele halten und schauen, wie es ihr geht. In zwei Kleingruppen diskutierten wir über «Zu-spät-Situationen» der Stiftsschulseelsorge. Leider fehlten uns dabei die Resultate der Maturaarbeit unserer ehemaligen Schülerin Janine Waldvogel. An einem nächsten Abend wird sie gewiss über ihr gewähltes Thema «Die Religiosität an der Stiftsschule Einsiedeln» persönlich berichten können. Die beiden Diskussionsgruppen waren sich aber einig: «Die Stiftsschule hat eine Schulseele.» Auch wenn der Klassengeist oft verbindender erfahren wird, ist man als Schüler doch sehr stolz am Stift in die Schule gehen zu können. Die Pflege der Schulseele ist heute viel insti tutionalisierter und formalisierter und es


STIFTSSCHULE braucht mehr unkonventionelle Ansätze. Die Schüler sind grundsätzlich dabei, wenn es um Themen geht, die sie beschäftigt und sie zu freiwilliger Mitgestaltungsmöglichkeiten motiviert werden. Die Familiarität des Stiftes ist eine gute Voraussetzung für das Wohlbefinden, auch wenn ein GöttiSystem zu grösserer Vertrautheit helfen könnte. Die Präsenz der Patres ist sehr wichtig, erst recht, wenn nur ein halbes Dutzend ein paar Stunden unterrichten. Trotz der höheren Anforderungen der Stiftsschule herrscht nicht in allen Klassen optimale Lernatmosphäre. Sobald der Unterricht am Abend vorbei ist, fliehen quasi die Schüler nach Hause und sind kaum bereit, sich am Stift für Ausserschulisches zu engagieren. Das sind einzelne «Zu-spät-Situationen» in der Stiftsschulseelsorge. Der MeginRat möchte vermehrt solche Situationen bewusst wahrnehmen, aber nicht dabei stehenbleiben, sondern von da aus Neues und Kreatives wagen. So haben wir uns bei einem guten Dessert über Aufbrüche in der

Schulseele unterhalten. Da kamen viele gute Ideen zutage, die wir nicht einmal alle aufzuschreiben vermochten. Aber zum Glück geht ja der MeginRat weiter. Jedenfalls wollten wir dem Empfinden, dass sich viele in der Tagestruktur des Schulalltages gefangen fühlten und keinen Freiraum für Stille und Rückzug erkennen, entgegen wirken. Die Erfahrung des sogenannten LiegeGottesdienstes im Oratorium brachte uns auf die Idee, das Oratorium als Rückzugsort für Ruhe und Stille neu ins Bewusstsein zu rufen. Zu diesem Zweck sollen im Oratorium ein paar Liegematten verfügbar sein und per Mail alle auf diese Möglichkeit darauf aufmerksam gemacht werden. Dies ist ein kleines, aber konkretes Resultat des ersten MeginRates. Das hat uns alle motiviert, mit kleinen Schritten am guten Geist der Schulseele weiterzuarbeiten und später wieder zusammenzukommen. Kommen Sie in die Stiftsschule, vielleicht spüren Sie etwas von dieser Schulseele… Pater Cyrill Bürgi

Rahel, Rosa und Jael haben ihren Spass mit den Ideen für MeginRat (Foto: Pater Cyrill Bürgi).

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STIFTSSCHULE

Matura 1978

Zeichen der Dankbarkeit. In unserer Maturabroschüre steht einleitend: «Wir nehmen Abschied im Bewusstsein, dass uns dieser Ort für die Zukunft geprägt hat.» Heute, nach vierzig Jahren Zukunft, können wir diesen Satz bestätigen, ohne Pathos, ohne Wehmut – viele von uns mit Dankbarkeit. Die Stiftsjahre waren prägend, für unseren Weg sowohl im Menschsein als auch in der beruflichen Entwicklung.

Unseren ehemaligen Lehrern darf unsere Rückkehr durchaus als Zeichen der Dankbarkeit erscheinen, sind Bildung und Erziehung ja bekanntlich keine kurzlebigen Tätigkeiten, die unmittelbaren Erfolg zeitigen. Nach vierzig Jahren ist der Erziehungsund Bildungserfolg an unserem zahlreichen Erscheinen zu betrachten und wahrzunehmen. Ob wir uns verändert haben? Ob wir nachgereift sind?

Erste Reihe von links: Rektor Johannes Eichrodt, Pater Alois Kurmann, Thomas Schürpf, Mily Samaz, Abt Urban Federer, Peter Eggler, Susanne Kälin-Feusi, Daniel Pfister, Brita WehrenHollmann. Zweite Reihe: Christoph Rohr, Roland Zengaffinen, Matthias Hüppi, Audrey Kälin, Nico-Ueli Bischoff, Thomas Braun, Doris Leclerc-Lutz, Georg Birchmeier, Diego Ermanni. Dritte Reihe: Martin Harris, Armin Kälin, Ernesto Ghenzi, Franz Lienhard, Josef Schuler. Vierte Reihe: Thomas Henz, Hans Christoph Heim, Raymund Gmünder, Jules Gassmann, Marco Schaffhauser (Foto. Franz Kälin jun.).

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STIFTSSCHULE Ein Spruch in unserer Maturabroschüre hat mich in diesem Zusammenhang nachdenklich gemacht. Zitat: «Das Merkwürdigste an der Zukunft ist wohl, dass man unsere Zeit später ‹die gute, alte Zeit› nennen wird.» Ich glaube nicht, dass wir unsere Zeit an der Stiftsschule die gute, alte Zeit nennen müssen. Ich glaube vielmehr, wir haben an der Stiftsschule das Rüstzeug erhalten, vernetzt zu denken, die Zeit zu betrachten, zu analysieren und zu bewerten – in philosophischer wie in materieller (nicht monetär

gemeinter) Hinsicht. Was gut ist, bleibt persönliche Ansichtssache: Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Während unserer Stiftsschulzeit blieb uns diese Weisheit mitunter verschlossen – in meinem beruflichen Umfeld erlebe ich jedoch häufig, dass der schulische Nutzen kurzfristig unerkannt bleibt, mit der Zeit aber durchaus sichtbar wird und Anerkennung findet, auch in Form von Dankbarkeit. Vielleicht gerade heute in unserer schnelllebigen Zeit. Mily Samaz (M78)

Unterer Gymnasiumsgang (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

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STIFTSSCHULE

Alumni

GV ernennt zwei Ehrenmitglieder Am Samstag, 14. April fand die 13. Mitgliederversammlung des Vereins der Alumni der Stiftsschule Einsiedeln statt. Zwei Gründungsmitglieder, die an der GV mit stehendem Applaus zu Ehrenmitgliedern ernannt worden sind, mussten verabschiedet, zwei neue Vereinsmitglieder konnten gewählt werden. Vor der GV gaben eine Präsentation und eine Führung Einblick in die innovative neue Heizanlage des Klosters.

Die nach der Führung durch die Heizanlage und dem Apero stattfindende Generalversammlung stand ganz im Zeichen der Verabschiedung der beiden Gründungsmitglieder Dario Züger (M05) und Helmuth Fuchs (M81), besser bekannt als Buddli. Beide unterstützen den Verein vor allem im IT-Bereich und steckten in den letzten Jahren sehr viel Wissen und Zeit in die Digitalisierung der Mitgliederverzeichnisse und Erstellung einer top-modernen Website. Dario Züger war auch als Hoffotograf und Schlüsselhalter tätig. Auch Buddlis Humor und, wie Daniel Bürli in seiner Laudatio bemerkte, sein heroischer Optimismus, werden dem Vorstand fehlen. Zudem profitierte der Verein unge-

mein von seinen Beziehungen zur Businesswelt und seinen professionell geleiteten Podiumsdiskussionen zu verschiedensten Themen. Natürlich unterstützen beide den Vorstand auch mit ihren kreativen Ideen, für die Mitglieder interessante Programme auf die Beine zu stellen. Auch im 2017 gab es viele tolle Veranstaltungen von Theater, wie die Uraufführung des Theaterstücks von Thomas Hürlimann, «de Casanova im Chloster», den Theaterbesuch von «der Messias» und des Stiftstheaters «Arsen und Spitzenhäubchen», über Unternehmensgespräch für Schülerinnen und Schüler an der Stiftsschule bis zur all-

Spaziergang zur Heizanlage (Foto: Felicia Bettschart).

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STIFTSSCHULE

Der Alumni-Vorstand in Corpore (v.l.):Pater Mauritius Honegger, Peter Lüthi, Aaron Steiner, Dario Züger, Felicia Bettschart, Abt Urban Federer, Oliver Reuter, Stéphanie Engels, Daniel Bürli, Helmuth Fuchs, Stephan Zurfluh (Foto: Detta Kälin). jährlich stattfindenden Prämierung der Maturaarbeiten, um nur einige zu nennen. Ersatzwahlen Auch Pius Käppeli und Yvonne Beereuter (M91) traten als Rechnungsrevisoren zurück. Ihre Arbeit wurde mit Applaus und Wein verdankt. Für Dario Züger und Helmuth Fuchs gab es neben Laudatio und Geschenken eine spontane Standing Ovation. Als Rechnungsrevisoren wurden Dario Züger und Patrick Schweizer (M98) und zur Ergänzung des Vorstands Felicia Bettschart (M89) für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und der ehemalige Rektor der Stiftsschule, Peter Lüthi für den Bereich Kommunikation neu gewählt. Der bestehende Vorstand mit Stéphanie Engels (M98) als Präsidentin, Stephan Zurfluh als Vizepräsident, Abt Urban Federer (M88) und Pater Mauritius Honegger (M03) als Vertreter des Klosters, Daniel Bürli (M81) als Event Manager, Oliver Reuter (M91) als

Kassier und Aaron Steiner (M11) als Verantwortlicher für IT und Daten wurde einstimmig wiedergewählt. Neues Programm Der Vorstand freut sich auf das Programm des laufenden Vereinsjahres. Der Besuch im Landesmuseum und der Theaterbesuch des Stiftstheaters «s’letschti Lied» waren schon volle Erfolge. Geplant sind neben der alljährlichen Prämierung der Maturaarbeiten ein Ausflug auf die Ufenau mit einem Vortrag von Markus Bamert, einen Einblick in die Entstehung der Pilgermesse von Pater Theo Flury und vieles mehr. Der interessante Nachmittag wurde mit einem feinen Abendessen im «Bären», zu dem der Verein die Mitglieder einlud, und den immer wieder kurzweiligen Gesprächen mit Ehemaligen abgerundet. Felicia Bettschart Weitere Informationen auf: www.alumni-stift.ch

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STIFTSSCHULE

In Memoriam

Lothar Hess (M 1948) 1991 brachte eine grosse Zäsur. Bei einem Lothar Hess wurde am 12. August 1926 im Bahnunfall im Shopville Zürich hätte er um zürcherischen Wald ZH geboren. Als intelliein Haar sein Leben verloren. Seine schwersgenter Schüler konnte er dank der Unterten Beinverletzungen schränkten seine stützung seiner Grosseltern ab 1941 die Mobilität von nun an massiv ein. Hadern Stiftsschule Einsiedeln besuchen. In Einsiehörte man ihn nie. deln wurde das humanistische Fundament Ein schwerer Schlag war gelegt, auf dem Lothars späteauch der unerwartete Tod seiner res Denken und Handeln als Edeltrud 2012. Dass er sie überleMensch und Politiker herrührte. ben könnte, damit hat er wirkVierzig Jahre später gründete lich nicht gerechnet. Auch in Lothar aus Dankbarkeit gegendieser Situation blieb er stets über dem Kloster den Verein der positiv. Geistig war Lothar bis Freunde des Klosters Einsiedeln. zuletzt wach, einzig körperlich Nach der Matura 1948 nahm verlor er von Jahr zu Jahr SubLothar ein Rechtsstudium an der stanz. Dank der Unterstützung Universität Zürich auf und wurzweier privater Spitex-Organisade stolzes Mitglied er AV Turicia. tionen konnte er bis zuletzt in 1956 promovierte Lothar zum Dr. seinem Haus bleiben. iuris utriusque. Später kam noch Lothar Hess Im Herbst brach sich Lothar das zürcherische Anwaltspatent † 23. Januar 2018 einen Wirbel, der nicht mehr zudazu. 1957 heiratete er Edeltrud sammenwachsen wollte. Für Hunold und sie nahmen in Weteine Operation fehlte ihm die körperliche tingen Wohnsitz. Gemeinsam freuten sie Robustheit. Nach und nach schwanden seine sich sehr über die Geburt von Regula (1961) Kräfte. In den Morgenstunden des Diensund Thomas (1965, Matura 1985 in Einsietags, dem 23. Januar 2018 ist er im Beisein deln). seiner Familie friedlich eingeschlafen. 1959 wurde Lothar Hess Staatsanwalt des Kantons Aargau. 1961 sodann StadtpräThomas Hess sident von Wettingen. Dieses Amt hatte er mit grosser Kompetenz 32 Jahre lang inne. Zudem sass er für die CVP 26 Jahre im Grossen Rat des Kantons Aargau. Er war bekannt als versierter und pointierter Redner und noch besserer Finanzpolitiker. Sein Ansehen im Kanton Aargau und darüber hinaus war dementsprechend sehr hoch. Wegen seiner grossen Verdienste um Wettingen wurde Lothar Hess 1993 zum Ehrenbürger von Wettingen ernannt.

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STIFTSSCHULE Vitae merita Sébastien Guéneau (1989–M1995) hat im Juni 2017 in Neuenburg am ILCF (Institut de langue et civilisation françaises) das Diplôme pour l'enseignement du français langue étrangère (C1/120 ETCS) abgeschlossen. Das ILCF ist ein Institut der Universität Neuenburg, das verschiedene Studiengänge für nichtfrankophone Studierende anbietet, vom Zertifikat (60 ETCS) bis zum Master. – Urs Jäger (1975–M 1982, Pfarrer der reformierten Kirche Einsiedeln, hat eine exegetische Dissertation publiziert: «Niemand hat grössere Liebe, als wer sein Leben einsetzt für seine Freunde. Zum Ursprung der Opfertodmetaphorik im Neuen Testament». Kohlhammer Verlag 2018 (vgl. Anzeige S. 64).– Severin Ganz (2004–M 2008) hat im März 2013 das Ius-Studium abgeschlossen, 2017 das Anwaltspatent erworben, und arbeitet seit 1. März 2018 im Rechtsdienst des Sicherheitsdepartementes Schwyz. – Michael Hess CVP (1983–M 1990) wurde am 22. April 2018 mit dem besten Resultat in den Gemeinderat von Wollerau gewählt. – Regula Schneider-Kälin (2002–M 2008) hat am 3. Juni 2016 zivil und am 11. juni 2016 kirchlich Florian Schneider (Mediensprecher Kapo SG) geheiratet. 2018 hat sie den Abschluss PH als Oberstufenlehrperson phil I gemacht und ist ab Schuljahr 2018/19 Klassenlehrerin.

Penates Karl Kälin (1989–M 1996) und Barbara Inglin freuen sich mit Mattia über die Geburt ihrer Tochter Liliane Marie, am 18. Oktober 2017; Zähringerstrasse 5, 6003 Luzern. In Pace Am 9. Januar 2018 ist Dr. med. Piero Gianoni (1944–M 1949) gestorben. – André Franz J. Gächter (1955–M 1961) ist am 18. März 2018 gestorben; er war der Bruder von Albert (1958–M 1964). – In der Nacht vom 26./27. März 2018 ist Dr. phil. Claudio Hüppi (1946–M 1950) gestorben.

PERSONAL NACHRICHTEN

Um Angehörige trauern: Margrith Kälin-Füchslin, die Mutter von Armin (1971–M 1978) und Astrid Kälin (1976– M 1982) ist am 20. März 2018 gestorben. – Die Mutter von Yvonne Suter (1991–M 1998), Agnes Suter-Nauer, ist am 27. März 2018 gestoben. – Die Mutter von Marco (1970–M 1978) und Matteo Schaffhauser (1973–M 1981), Rita Schaffhauser-Ingold, ist am 16. April 2018 gestorben. Traueradresse: Marco Schaffhauser, Suidtersche Apotheke, Bahnhofstrasse 21, 6003 Luzern. – Am 17. April 2018 ist der Vater von Audrey Kälin (1971–M 1978), Edward A. Kälin gestorben. Traueradresse: Audrey Kälin, Bergstrasse 6, 8132 Hinteregg. – Am 3. Mai 2018 ist Jeanne Berthe Doerfel-Schneider, die Grossmutter von Tim Doerfel (2002–M 2005) gestorben. Pater Alois Kurmann

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PROPSTEI ST. GEROLD

Kurs- und Kulturprogramm Kontaktinfos: www.propstei-stgerold.at / propstei@propstei-stgerold.at / Tel. +43 5550 2121 Aktuelle Infos finden Sie auch auf unserem facebook-Auftritt: www.facebook.com/propstei.st.gerold

Veranstaltungen Bauen als Dienst am Leben Wann: Jeweils am Freitagabend: 8. / 22. Juni, 20. Juli, 14. September Wer & Was: In einer persönlichen Führung stellt Ihnen Pater Kolumban die neu sanierten Räumlichkeiten der Propstei vor, gewährt Einblicke in die umfassende Konzept- und Planungsarbeit, in interessante Entwicklungsprozesse, die Wahl der Materialien und sein Verständnis vom Bauen als Dienst am Leben und Ausdruck des Vertrauens. Programm: 18 Uhr, Beginn der Führung / 19 Uhr, Aperitif im historischen Weinkeller der Propstei / 19.30 Uhr, Uhr feines 4-Gang-Überraschungsmenü nach Saison in der Remise (Fleisch, Vegetarisch oder Vegan). Preis: € 49.– pro Person, zuzüglich Getränke beim Essen. Teilnahme: Mindestens 5 Personen, maximal 20 Personen. Fall sich weniger als 5 Personen angemeldet haben, werden die Angemeldeten jeweils am Donnerstag von uns informiert. Anmeldung: 0043 (0)5550 2121 oder propstei@propstei-stgerold.at jeweils bis Mittwochabend davor, 18 Uhr. African Jazz Wann: Samstag, 9. Juni, 20 Uhr / Eintritt: 15 Euro Wer & Was: Original Music – Fascination in Sound and Groove! Das Trio «Daktarimba» mit Walter Lang, (Piano), Wolfgang Lackerschmid, (Marimba), und dem afrikanischen Sänger und Perkussionisten Njami Sitson spürt gemeinsam der Faszination des schwarzen Kontinents nach. Die Musik wurde eigens von den Bandmitgliedern für diese Besetzung entwickelt und lebt von den reizvollen Kompositionen und den spontanen Improvisationen der Virtuosen.

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PROPSTEI ST. GEROLD

Barocke Köstlichkeiten, Kulinarik & Konzert Wann: Samstag, 23. Juni, 18 Uhr Wer und Was: siehe «Kulinarik» (S. 40) LALÁ Vocalensemble Wann: Sontag, 8. Juli, 17 Uhr / Eintritt: 18 Euro Wer & Was: Die vier österreichischen A-cappellaKünstler erschaffen mit ihren Stimmen einen atmosphärischen Klangraum und ziehen das Publikum in ihren Bann. Das preisgekrönte Ensemble begeistert mit seiner Vielseitigkeit und seinen feinfühligen Interpretationen Menschen auf der ganzen Welt und beweist, dass Freude an der Musik keine Grenzen kennt: Absolut hörenswert! VOKAL TOTAL Wann: Samstag, 14. Juli, 20 Uhr / Eintritt: 12 Euro; Schüler & Studenten gratis; Karten nur an der Abendkasse Wer &Was: Die Vokalwoche St. Gerold findet alle zwei Jahre statt. Ihr Ziel ist es, die Singpraxis von Chorleitern und Chorsängern zu fördern und das eigene Repertoire zu erweitern.Eine ganze Woche lang arbeiten über 80 Teilnehmer aus Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Italien mit internationalen Referenten im Gesamtchor, in zwei Kammerchören und verschiedenen Ensembles. Das musikalische Spektrum ist breit gefächert. Auszüge dieser Arbeit werden beim Abschlusskonzert präsentiert. Acht Cellisten Wann: Sonntag, 29. Juli, 17 Uhr / Eintritt: 25 Euro Wer &Was: Acht Celli auf der Bühne – das ist ein Ereignis der besonderen Art! Die solistische Interpretation jeder einzelnen Stimme erzeugt eine vielschichtige, sehr persönliche kammermusikalische Intimität. Geniessen Sie im besonderen Ambiente der Propstei die Acht Cellisten der Wiener Symphoniker.

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PROPSTEI ST. GEROLD

Kulinarik Grillabende auf der Sonnenterasse Wann: Juni bis August, jeden Mittwoch ab 18 Uhr Wer & Was: Wir servieren Ihnen Köstlichkeiten aus dem Smoker und Frisches aus unserem Klostergarten (nur bei guter Witterung).

Barocke Köstlichkeiten, Kulinarik & Konzert Wann: Samstag, 23. Juni, 18 Uhr Wer &Was: Die Sopranistin Birgit Plankel und ihr Barockensemble «l‘estate musicale» mit Gerlinde Singer (Barockcello), Raikan Eisenhut (Barockvioline), Doris Wocher (Blockflöte) und Michael Wocher (Cembalo), erfreuen uns mit Köstlichkeiten für das Ohr unter dem Titel ››Von Liebe, Leid und Fröhlichkeit‹‹, während die Propstei eine kulinarische Reise durch Österreich für den Gaumen serviert. Preis: 53 Euro; 64 Euro inkl. Weinbegleitung

Kurse und Seminare Tapetenwechsel Wann: 8. – 10. Juni Wer &Was: Ein Auftankwochenende für Frauen. Abschalten, loslassen, entspannen, kreieren, sich spüren, inspirieren, aufatmen, erforschen, drauf los, abheben, sich finden, pausieren, schlemmen, die Seele baumeln lassen. Ein Wochenende für dich in Bewegung mit Yoga, Körperarbeit und Tanz! Inhalt: Tanzimprovisation, Körperarbeit, Yoga, Kreis- und Gruppentänze. Keine Vorkenntnisse erforderlich! Leitung: Magª art. Carolina Fink, Tänzerin und Musik- und Tanzpädagogin, Yogalehrerin / A; Magª art Natalie Begle, Tänzerin und Tanzpädagogin / A Kosten: 170 Euro + Pension ab 196 Euro

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PROPSTEI ST. GEROLD Stimmbildung Wann: 17. – 22. Juni Wer & Was: Für jeden zur Freude! Ein Kurs für alle, die Freude am Singen haben und mit ihrer Stimme besser umgehen lernen möchten. Anhand von Stimmund Atemübungen soll das eigene Stimmpotential erweitert, die Stimme belastbarer und kräftiger werden. Staccato und Legato, Sanftes und Frisches, Lautes und Leises werden wir unseren Stimmen entlocken und deren kunstvolle Beherrschung üben. Das Erlernte wird dann beim gemeinsamen Singen einfacher Lieder angewandt und gefestigt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Singfreude, Lernwille, Neugier von Teilnehmern jeden Alters sind erwünscht! Kurszeiten: Eine Einheit nach dem Frühstück und eine vor dem Abendessen. Dazwischen frei, bzw. nach Wunsch individuelle Privatstunden (nicht in der Kursgebühr enthalten). Leitung: Elsa Funk Schlör, Gesangsdozentin, Konzert-Management / D Kosten: 230 Euro + Pension ab 475 Euro Das Licht bewirten Wann: 25. – 30. Juni Wer & Was: Für die Kontemplation massgebend ist, dass wir Menschen – unser Herz, unser Bewusstsein – Raum für Gottes Gegenwart sind. Das Seminar widmet sich der Kontemplation. Konkret bedeutet dies, zur Ruhe zu kommen, Raum und Zeit zu finden, um sich auf die methodischen Schritte der Kontemplation einzulassen und den Lichtspuren von Gottes Gegenwart im eigenen Leben nachzuspüren. Die Kontemplationspraxis wird durch Körperarbeit (Yoga-Tradition), gemeinsames Schweigen und spirituelle Impulse begleitet; die Impulse orientieren sich an den Gedichten von Cyrus Atabay und Magdalena Rüetschi. Zur Vorbereitung empfehlen sich die Lektüren von Peter Wild: Wer langsam geht, geht weit. Alternativen zur Überholspur. Verlag Topos; Schritte in die Stille. Die grosse Schule der Meditation. Verlag Grünewald. Leitung: Peter Wild, Theologe, Religionswissenschaftler, Germanist, Meditationslehrer/CH Kosten: 250 Euro + Pension ab 490 Euro Komm in deine Kraft mit Yoga Wann: 27. Juni – 1. Juli Wer & Was: Yoga – Ruhe – Natur – Neuorientierung für Geist und Körper – Gemeinschaft und Inspiration. Das sind die Schwerpunkte dieses Seminares. Sehen wir unseren Körper als Haus, das ist dein Frühjahrsputz! Mach die Fenster auf, das Herz weit und lass die Seele atmen. Dein Fokus wird neu gesetzt. Deine Kraft kann sich bündeln und aufblühen! Wage mit Mut und Zuversicht neue Wege. Yoga regt die Hitze im Körper an. Der Körper kann sich von angesammelten Schlacken und Giftstoffen befreien. Unsere Entgiftungsorgane wie Leber und Gallenblase werden stimuliert. Unsere Ausscheidungsorgane wie Magen-Darmtrakt und Nieren werden aktiviert. Das Herz-Kreislaufsystem

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PROPSTEI ST. GEROLD

Leitung: Kosten: Circlesong Wann: Wer & Was:

Leitung: Kosten:

profitiert und wird gestärkt. Mit speziellen Yogaübungen, Meditationen und Atemschulung gelingt die Balance zwischen Anstrengung und Ausgleich. Maximiliane Boris-Bitsch, Therapeutische Yogalehrerin, spez. auf Fussreflexzonenmassage / D 290 Euro + Pension ab 392 Euro

20. – 22. Juli Intuition ist eine Lebensquelle. Wer sich ihrer sicher ist, trifft Entscheidungen «aus dem Bauch» für sich richtig. Wer ihr vertraut, traut den eigenen Gefühlen und bietet damit anderen ein vertrauensvolles Gegenüber. Sich im Circlesong zu begegnen, lädt in dieses Vertraut sein mit sich und anderen ein. Der Circlesong funktioniert ohne besondere Vorerfahrung und führt mit viel Spass und hoher Energie in die differenzierte Wahrnehmung von Klang, Dynamik, Polyrhythmik und Harmonie – ein Lern- und Entfaltungsraum für Musikerfahrene und Einsteiger gleichermassen. Das sich Einlassen auf die Stimmen und die Stimmung der Gruppe eröffnet Räume, um den Reichtum der eigenen Stimme wie auch das Vertrauen in die eigene Intuition zu entdecken. Das intuitive Singen wird so zur musikalischen Begegnungen im Dialog mit anderen wie mit mir selbst. Robert Pakleppa, Vokalkünstler, Pädagoge, Prozessbegleiter / D 190 Euro + Pension ab 196 Euro

Ich schreibe mich Wann: 21. – 22. Juli Wer & Was: Schreiben ist eine beglückende Erfahrung, bei der sich Gefühle, Fantasie und Sprache zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung verdichten und sich neue Entfaltungs- und auch Bewusstseinsräume öffnen. Ein schöner Schreibort ist das Kloster; seine anmutige Stille inspiriert, lässt die Sinne zu Wort kommen, hilft dem Ungesagten auf die Sprünge. Das Seminar eignet sich als Fortsetzung für die TeilnehmerInnen vom letzten Sommer sowie für alle, die Lust aufs autobiografische Schreiben und Freude am lebensgeschichtlichen Erinnern haben. Mit kreativen Schreibmethoden, der literarischen Fotoarbeit und angeleiteten Übungen entdecken Sie das Schreiben als Lebenskunst in Gedichten, autobiografischen Rohtexten und Geschichten. Den Hauptteil des Seminars, das Autobiografische und Kreative Schreiben, ergänzen handwerkliche Grundlagen für literarisches, bildhaftes Schreiben. Leitung: Evelyn Brandt, MA für Kreatives und Biografisches Schreiben / A Kosten: 150 Euro + Pension ab 120 Euro

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PROPSTEI ST. GEROLD

Seminare mit Pferden Yoga & Meditatives Reiten Wann: 14. – 17. Juni Wer & Was: Wir begrüssen den Tag mit Yoga. Du bringst dich wieder in Kontakt mit deinem Körper und deiner Lebenskraft und kannst die Welt aus einem neuen Blickwinkel betrachten. Den Nachmittag widmen wir dem Meditativen Reiten und der idyllischen Natur. Das Meditative Reiten ist eine ganzheitliche Methode, die sich aus der therapeutischen Arbeit mit Pferden entwickelt hat. Die heilsamen Impulse des Pferderückens werden genutzt, um Körper, Seele und Geist zu entspannen und unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Meditation und die inspirierende Begegnung mit den Pferden lassen dich zur Ruhe kommen und den Augenblick willkommen heissen. Nach dem Abendessen lassen wir den Tag mit einer Meditation oder einer Tiefenentspannung ausklingen. Leitung: Carmen Costa, dipl. Yogalehrerin / CH; Eva-Maria Türtscher, BA, MSc Psychosoziale Beratung, Reittherapeutin, Mediatorin Kosten: 310 Euro + Pension ab 327 Euro Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden Wann: 10. – 11. August oder 28. – 29. September Wer & Was: Das Erkennen, Wahren und Überschreiten eigener Grenzen wird uns in diesem Seminar begegnen. Durch geführte Meditationen gehen wir unseren inneren Bildern, verborgenen Glaubenssätzen und Überzeugungen auf den Grund. Im Pferdestall gehen wir nach aussen und begegnen den Pferden als Spiegel unserer Wirklichkeit. Im Umgang mit den Tieren braucht es emotionale Intelligenz, Achtsamkeit und Empathiefähigkeit, aber auch Durchsetzungsvermögen und authentisches Auftreten. Schritt für Schritt wird es möglich, unbewusste Probleme zu erkennen, aufzulösen und daran zu wachsen. Der Schwerpunkt dieses Seminars liegt auf der Persönlichkeitsentwicklung zur Entfaltung des eigenen Potentials. Leitung: Julia Joswig, Mag.ª, Reittherapeutin, Spiritueller Coach (SCM ) / A; EvaMaria Türtscher, BA, MSc Psychosoziale Beratung, Reittherapeutin, Mediatorin Kosten: 180 Euro + Pension ab 98 Euro

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Meringues aus der Klosterküche (Foto: Sina Huber).

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KLOSTER FAHR

er Verein Pro Kloster Fahr zählt in seinem zehnten Vereinsjahr schon sechshundert Mitglieder. Das ist eine wahre Erfolgsgeschichte, die im September gebührend gefeiert wird. Der Grund für diesen Erfolg ist natürlich im Kloster Fahr und hier vor allem bei den Schwestern zu suchen. In dieser Ausgabe können Sie lesen, dass selbst Jahresversammlungen des Vereins dank den Schwestern zu fröhlichen Feiern werden und wie sehr die Mitglieder diese schätzen. Ausserdem nimmt Sie der Beitrag auf den folgenden Seiten mit in die Klosterküche, wo Sie dem Küchenteam der Gemeinschaft begegnen können. Jede Begegnung mit den Schwestern kann zur Wohltat werden und das hat seinen Ursprung in ihrem gelebten Glauben. Es ist jedoch nicht so, dass die Schwestern in jedem Gast Christus selbst erwarten, nur weil das ihre Klosterregel so verlangt. Eine solche Haltung lässt sich nicht diktieren. So etwas muss von einer inneren Überzeugung herrühren, um authentisch zu sein. Ehrliches Interesse am Nächsten und Wohlwollen seinen Mitmenschen gegenüber stellt sich nicht auf Befehl ein. Pater Cyrill aus dem Kloster Einsiedeln hielt kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe eine Predigt in der Fahrer Klosterkirche. Aus seinen Worten lässt sich die Wurzel einer solchen Toleranz, wie sie die Gäste der Schwestern erfahren, vielleicht erahnen. Pater Cyrill stellte fest, dass man sich nicht verstellen und vor sich oder anderen besser darstellen müsse, als man sei, wenn man sich selber achten könne. Leider gehöre es aber scheinbar zum Menschsein, in Bezug auf sein eigenes Wesen so etwas wie einen «Blinden Fleck» zu haben: «Wir Menschen erkennen uns nicht im Licht unserer Berufung. Meistens vergleichen wir uns mit anderen und verkennen dabei die Schönheit unseres eigenen Soseins.» Pater Cyrill meinte, wer aus der Oberflächlichkeit des Lebens aussteige und für sein tiefstes Wesen sehend werden wolle, müsse lernen, sich ständig in Beziehung zu Gott, seinem Schöpfer und Vater, zu sehen. So lerne man sich selber von Gott her kennen, denn: «Nur schon dadurch, dass wir existieren, sind wir von Ewigkeit her gewollt und erwartet. Wir haben einen Eigenwert, der durch nichts und niemanden ersetzt werden kann.» Vielleicht sind Begegnungen mit den Schwestern so wohltuend, weil man in ihrer Gesellschaft ganz unbewusst ein Stück dieses Weges mit ihnen mitgeht und dabei etwas von diesem unermesslichen Eigenwert, der jede und jeder von uns innehat, erfahren kann.

Verena Huber-Halter

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KLOSTER FAHR

Besuch in der Klosterküche

Ein gut eingespieltes Team Für «Salve» durften wir an einem Nachmittag den Schwestern in der Klosterküche über die Schultern schauen. Schwester Verena bereitet mit Schwester Monika zusammen alle Backwaren für das Kloster zu und ist dabei insbesondere für die süssen Köstlichkeiten zuständig. Das ganze Jahr über produziert sie emsig Meringues sowie Anis- und Nusskräpfli. Ausserdem ist sie dafür besorgt, dass es immer auch Kuchen im Haus hat für die Kaffeepause der Schwestern sowie für die Gäste der Gemeinschaft. Auch Schwester Gabriela war natürlich in der Küche anzutreffen. Sie bereitet jeweils das Frühstück und das Nachtessen für die Schwestern und die Klostergäste zu. Gleich nach ihrem Klostereintritt arbeitete Schwester Verena wie alle frisch Eingetretenen vor allem auf dem Feld. Wenn es allerdings in der Küche viel zu tun gab, wurde sie schon früh zur Unterstützung dorthin gerufen. Mit den Jahren fand sie dann im Backen ihre Berufung und übernahm daher vor fünfzehn Jahren ihren heutigen Aufgabenbereich von Schwester Josefa. Natürlich unterstützt sie auch immer mal wieder Schwester Gabriela, die Klosterköchin, wenn diese viel um die Ohren hat. Aus dem Fundus der Bäuerinnenschule Viele Backrezepte stammen aus dem Fundus der Bäuerinnenschule, von Schwester Petra, die jahrelang dort als Kochlehrerin gearbeitet hat. Sie brachte jeweils die besten in die Klosterküche, damit diese Köstlichkeiten auch für die Schwestern zubereitet werden konnten. In dieser Rezeptsammlung wurde Schwester Verena auch fündig, als sie etwas suchte, wofür sie möglichst viele von den Wallnüssen der unzähligen Nussbäume auf dem Klostergelände verwenden konnte. Vor den Feiertagen haben die Schwestern in der Backstube immer besonders viel

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zu tun. Zu Ostern und zu Pfingsten gibt es im Kloster zum Beispiel kleine Hefeteighäschen zum Frühstück. In der Karwoche ist daher in der Backstube immer Hochbetrieb. An den Ostertagen werden traditionsgemäss zwei verschiedene Kuchen serviert, die jeweils nur für diese Feiertage gebacken werden. Am Hohen Donnerstag ist dies ein gedeckter Apfelkuchen und am Ostersonntag ein ganz spezieller Osterkuchen, der zum Dessert serviert wird. Dieser wird von den Schwestern Die Meringues-Masse aus Eiweiss und Zucker wird vorbereitet.


KLOSTER FAHR

Schwester Verena sorgt für den süssen Nachschub (Fotos: Sina Huber). Verena und Monika mit viel Liebe aus Quark, Honig, Nüssen und Dörrfrüchten zubereitet. Da es diesen Kuchen nur einmal im Jahr gibt, freut sich die ganze Gemeinschaft jeweils schon lange im Voraus darauf. Wenn alles gut geht – oder die Bäckerinnen etwas grosszügig kalkulieren – dann reichts vielleicht sogar noch für ein Stück am Ostermontag. Und natürlich duftet es auch in der Weihnachtszeit herrlich aus der Klosterküche, wenn mit Unterstützung von Schwester Marie-Thérèse unzählige Guetzli verschiedenster Sorten gebacken werden. Stück für Stück ein Meisterwerk Im Sommer kann es schon geschehen, dass Schwester Verena jede Woche sechzig Meringues bäckt. Kein Wunder, hat sie den «Dreh» raus und spritzt mit lockerer Hand die Eiweissmasse flink aufs Backblech. Das will etwas heissen, denn die Fahrer Meringues schmecken nicht nur ausserordentlich gut, wer sie schon einmal gesehen hat, weiss, dass jede einzelne ein Meisterwerk ist. Da Schwester Verena bis vor kurzem die einzige Meringue-Bäckerin der Gemeinschaft war, sorgte sie vor ihrer Hüft-

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KLOSTER FAHR

Ofenfrische Fahrer Leckerei aus den sorgsamen Händen von Schwester Verena. operation im letzten Jahr für eine Aushilfe, indem sie Schwester Monika zeigte, wie die süsse Köstlichkeit hergestellt wird. Die Meringues werden immer sofort gebacken, wenn die Lieferung frischer Eier vom Bauernhof im Haus eintrifft. Während bei unserem Besuch Schwester Verena mit Schwester Gabriela, die Klosterköchin für Früchstück und Abendessen

dem Spritzsack in der Hand den glänzenden Eischnee zu Meringues formte, bereitete Schwester Gabriela das Joghurt zu, dass der Gemeinschaft jeweils zum Frühstück serviert wird. Vier Liter davon macht sie zweimal die Woche aus der frischen Milch vom Bauernhof. Hauptsächlich ist sie jedoch für die Zubereitung des Frühstücks und des Abendessens zuständig und verarbeitet alles, was aus dem Garten kommt. Sie ist also auch für das Einmachen der Früchte, für die Herstellung der Konfitüre und für den Salat zuständig, den es jeweils zum Mittagessen gibt. Wenn sie das Nachtessen zubereitet, kocht sie täglich für mindestens zwanzig Personen. «Mindestens zwanzig», weil dies von der Anzahl Klostergäste abhängig ist. Auch Schwester Gabriela liebt ihre Arbeit, genau wie Schwester Verena. Und beim Besuch in der Klosterküche war nicht zu übersehen, dass die Schwestern in der Fahrer Klosterküche ein ganz hervorragend eingespieltes Team sind. Verena Huber-Halter

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KLOSTER FAHR

Verein Pro Kloster Fahr

Gesellige Mitgliederversammlung Trotz herrlichem Wetter fanden sich an der diesjährigen Mitgliederversammlung des Vereins Pro Kloster Fahr fast neunzig Personen in ihrem Kloster ein. Viele von ihnen wussten natürlich, dass der gemütliche Teil des Anlasses immer sehr speziell ist und die geschäftlichen Fragen jeweils in sehr kurzer Zeit abgehandelt werden, um schnell zum genussreichen Teil des Zusammentreffens zu kommen. Präsident Robert Nitschké führte auch an der diesjährigen Mitgliederversammlung souverän und zügig durch die Traktanden, damit die Mitglieder bei dem herrlichen Sonnenschein nicht zu lange im Saal des Restaurants «Zu den Zwei Raben» sitzen mussten. Auch der Kassier Franz Horner hatte geholfen, die Versammlungszeit kurz zu halten, indem er die Mitglieder schon mit der Einladung detailliert über Rechnung und Budget unterrichtet hatte und daher auch alle diesbezüglichen Entscheide durch die Versammlung schnell gefällt werden konnten. Der Vorstand informierte zum Abschluss der Versammlung über die für dieses

Jahr geplanten Vereinsaktivitäten, die eine Feier zum 10jährigen Bestehen des Vereins (s. Kästchen) und die schon zur Tradition gewordene Adventsvesper beinhalten. Die Anzahl Mitglieder ist im vergangenen Vereinsjahr auf stolze 600 Personen angestiegen dies ermöglicht es dem Verein, dem Kloster jährlich einen Wunsch zu erfüllen. Im vergangenen Jahr war dies ein Opferkerzengestell für die Klosterkirche. Aber auch die zahlreichen Fenster im Kloster mussten gereinigt werden, was seit einigen Jahren die Schwestern nicht mehr selber tun, sondern ein professionelles Putzinstitut auf Rechnung des Vereins erledigt.

Der Vorstand des Vereins Pro Kloster Fahr mit Franz Horner, Robert Nitschké, Annemarie Frei, Katharina Stockmann, Doris Willy und Ursula Bachmann (v.l.).

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KLOSTER FAHR

Gemütliches Zusammensein im Konventgarten (Fotos: Anton Scheiwiller). Wünsche der Schwestern erfüllen Die Klostergemeinschaft schlägt dem Vorstand jeweils Projekte vor, die der Verein für sie finanzieren könnte. So können die Mitglieder sicher sein, dass ihr Beitrag den Schwestern von grossem Nutzen ist. Daher ist es auch nicht weiter erstaunlich, wenn die Vereinsversammlungen nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Viele Mitglieder freuen sich immer schon auf den zweiten Teil des Anlasses, das gemütliche Zusammensein mit den Schwestern im Anschluss an die Versammlung. Die Gemeinschaft lässt es sich nämlich nicht nehmen, die Gelegenheit nutzen, den Mitgliedern durch ihr zahlreiches Erscheinen ihre Dankbarkeit auszudrücken. Und so ergeben sich beim jeweils anschliessenden gemütlichen Zusammensein immer nette Gespräche. Nach der diesjährigen Versammlung öffneten die Schwestern exklusiv für die Vereinsmitglieder den neu gestalteten Konventgarten. An diesem

herrlichen Tag waren natürlich viele Ausflügler im Kloster Fahr anzutreffen, die sich den geladenen Gästen gerne angeschlossen hätten, aber dieses Privileg konnte ihnen nicht gewährt werden, da der Garten auch schon so an seine Kapazitätsgrenzen gestossen war. Der Vorstand servierte den Geladenen Fahrer Most und Federweiss aus der Klosterkellerei sowie kleine Sandwichs. Die Schwestern Monika und Verena verwöhnten die Gäste mit selber gebackenen Rüeblitorten und Birnenkrapfen. Bei dieser köstlichen Bewirtung und den anregenden Gesprächen verflog die Zeit sehr schnell und so mussten sich die Besucher beeilen, um die Kirche rechtzeitig zur Vesper zu erreichen wo der Verein an seinen Anlässen jeweils zusammen mit den Schwestern das Abendgebet verrichtet und sich mit ihnen auf den bevorstehenden Sonntag einstimmt. Verena Huber-Halter

Zehnjähriges Jubiläum Sie sind herzlich eingeladen: Samstag, 1. September von 10.00 bis 17.00 Uhr, im und ums Kloster Fahr. Mit Buchvernissage, Foto-Plakat-Ausstellung, Führungen, Festwirtschaft.

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KLOSTER FAHR Zu Gott heimgegangen: Geburten: Ehemalige Schülerin: 30. Januar 2018, Melina, Sandra und Christian Buholzer-Kaeser, 6048 Horw (HK 10/11). Josy Renggli-Sager, Rothenburg (WK – 19. März 2018, Jasmin, Daniela und Roland 1974/75). – Martha Kälin-Kälin, Einsiedeln Disler-Zenger, Hildisrieden (WK 1959/60). NACHRICHTEN (FK 2013). – 28. März 2018, Laura Marina, Katrin und von: DER EHEMALIGEN Gatte Andreas Gubler-Rein, WanAnnamarie Vogel-Schöpfer, gen (HK 08/09). 6182 Escholzmatt (WK 1959/60).

Restaurant «Zu den Zwei Raben» Feiern und Geniessen!

Herzlich Willkommen! Wir verwöhnen Sie mit unserer saisonalen Küche mit regionalen Produkten in unserer Gaststube, auf der Terrasse oder im lauschigen Hildegarten. Neu Im wunderschönen Fährigarten mit seinen stattlichen, schattenspendenden Bäumen können Sie auch eine Grillveranstaltung ab 30 Personen buchen. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme: Restaurant «Zu den Zwei Raben» Telefon 044 750 01 01, restaurant@kloster-fahr.ch www.kloster-fahr.ch

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Maria von Magdala, Apostola Apostolorum Die verriegelte Türe springt auf. Das versiegelte Grab ist leer. Maria von Magdala schreitet unter dem offenen Bogen herein und singt. Trägt ihn, den Lebenden, den Erstandenen, das Leben selber trägt sie aus dem Garten herein, duftend von Ostern, in pfingstlichem Kleid und im Jubellied ihres glühenden Herzens: Er lebt!

Sprang auf für immer unter der Liebesmacht Gottes, aus seinem Wort, im Mund einer Frau: Halleluja! Er lebt!

Silja Walter OSB, GA Band 10

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(Foto: Priorin Irene Gassmann).

Apostolin der Apostel, Botschafterin Jesu, des Kyrios Christus an seine Kirche, die Männer – in ihrem jahrtausendelang sorgsam verriegelten Haus – es ist offen!



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Veranstaltungskalender Religion «Dein Leben will singen» Gesang und Gebet im Kloster Fahr Was:

Wann:

Wer: Wo: Wann:

Wer: Wo:

Der 22. Juli ist das Fest der hl. Maria Magdalena. Da der Sonntag Vorrang vor Festen hat, geben wir dem Gedenken einen speziellen Raum im Abendlob am Vorabend und in der Vesper am Sonntag. Samstag, 21. Juli 2018, 19.00 Uhr «Den meine Seele liebt» Abendlob im Zugehen auf den Sonntag Barbara Kolberg und die Schwestern vom Kloster Fahr Klosterkirche Fahr Sonntag, 22. Juli 2018 9.30 Uhr Feier der Eucharistie 16.00 Uhr «Ihn suche ich, den meine Seele liebt» Vesper Barbara Kolberg und die Schwestern vom Kloster Fahr Klosterkirche Fahr

«Vierstimmiges Abendgebet» Was: Mit Psalmen, Hymnen und Gebeten wird Gott gelobt, das eigene Menschsein genährt und erleuchtet. Sie sind eingeladen zum Mitsingen oder hörenden Dasein. Mit einer Auslegung der Heiligen Schrift wollen wir unsere Gotteserkenntnis vertiefen. Wann: 10. Juni und 8. Juli um 16.00 Uhr Wer: Die Benediktinerinnen vom Fahr mit den Theologinnen Pia Maria Hirsiger und Luzia Räber Wo: In der Klosterkirche Fahr

Wallfahrt der Fahrer Klostergemeinschaft nach Einsiedeln Was: Weihe der neuen Kleider für die Madonna aus der Fahrer Paramentenwerkstatt Wann: Montag, 2. Juli 11.15 Uhr Konventamt 16.30 Uhr Vesper Wo: Klosterkirche Einsiedeln

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Kultur Sommerkonzert des Chores «Cum Anima» Wann: Sonntag, 10. Juni 2018, 17.15 Uhr Wo: Theatersaal, Kloster Einsiedeln Was: Jubiläumskonzert 30 Jahre Schulchor, 10 Jahre Adeline Marty, 5 Jahre Cum Anima Chor Wer: Cum Anima Chor, Ehemalige des Plauschchors Leitung: Adeline Marty, P. Lukas Helg Freier Eintritt – Kollekte Einsiedler Orgelkonzerte Wann: Dienstag, 17. Juli 2018: Dienstag, 24. Juli 2018: Dienstag, 31. Juli 2018:

Beginn: Wo: Weitere Infos:

Offene Gärten Wann: Wo: Was: Wer: Silja Walter-Raum Wann: Wo: Was:

Barbara und Ulrich Meldau, Zürich Ulrich Busch, Zürich P. Lukas Helg, Einsiedeln und Emmanuel Helg, Frauenfeld Dienstag, 7. August 2018: Bernhard Isenring, Altendorf Fabian Bucher, Pfäffikon Dienstag, 14. August 2018: P. Theo Flury, Einsiedeln / Rom Dienstag, 21. August 2018: Andreas Jost, Zürich P. Theo Flury, Einsiedeln / Rom Jeweils um 20.15 Uhr (20 Uhr: Nachtgebet der Mönchsgemeinschaft) Klosterkirche Einsiedeln Freier Eintritt – Kollekte www.orgelkonzerte.ch Das detaillierte Programm der Einsiedler Orgelkonzerte können Sie gratis beim Wallfahrtsbüro anfordern unter E-Mail: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch oder Tel. 055 418 62 70 (Mo – Fr 09.00 – 11.00 / 13.30 – 16.00 Uhr)

Samstag, 16. Juni 2018, 09.00 –16.00 Uhr Sonntag, 17. Juni 2018, 13.00 –15.30 Uhr Kloster Fahr, Treffpunkt vor der St. Anna Kapelle Begleitete Rundgänge zur Kräuterspirale, barockem Kräutergarten und Hildegarten (Naturgarten). Schwester Beatrice Beerli

24. Juni und 29. Juli, ca. 10.45 Uhr – 14.00 Uhr, jeweils nach dem Gottesdienst Propstei Kloster Fahr Eine Ausstellung über das Leben der Benediktinerin und Schriftstellerin Silja Walter und ihr vielfältiges literarisches Schaffen

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Kunstsammlung Kloster Einsiedeln

Künstleraufgebot zur «Rettung» des Unteren Chors Sogenannte Bozzetti (Entwürfe) von Gemälden und Plastiken in der Kunstsammlung des Klosters dokumentieren eine bedeutende Phase der Bau- und Kunstgeschichte der Klosterkirche, als im 18. Jahrhundert der Untere Chor dem neu gestalteten Kirchenschiff angepasst wurde und seine heutige Gestalt erhielt. Er war damals von den Deckengemälden der Asam-Brüder im Schiff regelrecht in den Schatten gestellt worden.

Nachdem das neu erbaute Kirchenschiff des Klosters Einsiedeln in den Jahren 1726–1728 durch die Gebrüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam ausstuckiert und die grossflächigen Deckenbilder gemalt worden waren, erschien der von Georg Kuen nur zwei Generationen vorher geschaffene Chor langweilig. Er passte auch farblich nicht mehr zum bunt gefassten Kirchenschiff. Der langgezogene Chor mit den Seitenemporen entsprach noch dem im 17. Jahrhundert nach römischen Vorbildern entwickelten Vorarlberger Schema und verkörperte damit hochbarockes Gedankengut. Das Kirchenschiff wirkte hingegen räumlich mit aneinander gereihten Zentralräumen, insbesondere aber auch in Bezug auf die Gestaltung der Gewölbe mit grosszügigen Deckenstuckaturen und den grossflächigen Deckenbildern wesentlich moderner. Kurz gesagt, der bestehende Chor vermochte gegenüber der quirligen asamschen Dekoration im Kirchenschiff keinen Blickfang mehr zu bilden. Den Chor umbauen So entschlossen sich Abt und Konvent von Einsiedeln den Chor umzubauen und dem Kirchenschiff anpassen zu lassen. Der Ulmer Maler Franz Anton Kraus (1705–1752) legte im Jahr 1746 dem Abt ein Modell vor, wie der Chor nach seinen Ideen auszusehen hätte. Er

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erhielt den Auftrag und zugleich die Oberbauleitung für das ganze Vorhaben. In der Folge baute der Vorarlberger Architekt Johann II Ruef den Chor nach den Plänen von Kraus um, indem er in der Mitte des Chores eine neue Altarwand einzog. Gegen Osten entstanden hinter dem neuen Altar eine Sakristei, darüber mit seitlichen Durchblicken gegen das Schiff hin verbunden, der Obere Chor. Der neue «Untere Chor» war damit wesentlich kürzer geworden. Zudem wurden links und rechts des Chorbogens zwischen Schiff und Chor diagonale Orgelemporen eingezogen. Mit diesen Massnahmen gelang eine architektonische Anbindung des Chores an das Kirchenschiff. Modelle und Skizzen für den Abt Kraus war zu diesem Zeitpunkt als renommierter Maler von Frankreich herkommend bereits an der Arbeit für das Altarbild des Patroziniumsaltars. Er wird sich wohl selber für den Umbau des Chores empfohlen haben. Für derartige umfassende architektonisch/künstlerische Aufgaben wurden Modelle verlangt. Ein solches legte gemäss Aktenlage auch Kraus dem Abt vor. Dieses ist jedoch nicht erhalten. Erhalten sind hingegen sogenannte Bozzetti aus seiner Hand. Dies sind Farbskizzen für die geplanten De-


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Skizze der «Vertreibung aus dem Paradies» im Unteren Chor (Fotos: Markus Bamert). ckenbilder. In der Kunstsammlung des Klosters werden vier solche Bozzetti von Franz Anton Kraus aufbewahrt. Dargestellt sind die vier alttestamentlichen Szenen der Seitenbilder. Bozzetti zeichnen sich meist durch eine gewisse Spontaneität in der Malweise aus, da diese Bilder nicht als fertige Werke gedacht waren. Sie sollten nur dem Auftraggeber zeigen, wie sich der Künstler eine Szene vorstellt, und der Auftraggeber konnte so seine Ideen an den Künstler weiterleiten. Gerade wegen der Spontaneität wurden aber diese kleinformatigen Werke schon seit jeher gerne gesammelt und in Kunstsammlungen integriert. Zwei Bozzetti der überlebensgrossen Apostelfiguren im Unteren Chor.

Eingeheiratet Im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Chores war ein weiterer bekannter Künstler nach Einsiedeln gekommen, Johann Baptist Babel (1716–1797). Vermutlich war er von Kraus berufen worden. Babel erhielt seine erste Ausbildung in seiner engeren Heimat Pfronten, bildete sich dann aber in der Werkstatt des lombardischen Stukkateurs Diego Francesco Carlone wesentlich weiter. Als Dreissigjähriger kam er bereits als vollendeter Könner seines Fachs nach Einsiedeln, nachdem er hier vermutlich schon unter Carlone an den Seitenaltären der Klosterkirche gearbeitet hatte. Babel blieb dann in Einsiedeln. Hier verheiratete er sich 1747 mit Katharina Elisabeth Willi von Einsiedeln und betrieb eine äusserst produktive Werkstatt und belieferte zahlreiche Kirchen in der ganzen katholischen Deutschschweiz mit Skulpturen. In Lindenholz geschnitzt Für die Gestaltung des Untern Chors in Einsiedeln übernahm er im Unterakkord von Kraus die Ausführung des umfangreichen plastischen Schmucks mit den 12 Aposteln, Engelgruppen auf den Gesimsen sowie den vier allegorischen Figuren auf dem Gesims des Hochaltars. In der Kunstsammlung des Klosters haben sich Bozzetti auch aus seiner Hand erhalten, die vermutlich für die Ausführung der überlebensgrossen Apostelfiguren in polierter Stuckmasse hergestellt worden sind. Auch diese sind skizzenhaft in Lindenholz geschnitzt. Ob sich Babel tatsächlich nur auf die Herstellung der plastischen Teile des Chores beschränkt hat, ist ungewiss. Dank seiner Könnerschaft kann man sich vorstellen, dass er sich intensiver mit der ganzen Gestaltung befasst und Kraus bei vielen Problemstellungen wie der Bewältigung der Durchblicke vom Untern in den Oberen Chor beratend beigestanden hat. Babel hat sich vermehrt mit solchen Problemen befasst, während von Kraus keine weiteren derartigen Aufgaben bekannt sind. Markus Bamert

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Bestseller-Autor Paul Keller 1921 in Einsiedeln II

Der «schlesische Pestalozzi» Paul Keller war einer der meistgelesenen Autoren des deutschsprachigen Raums im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts mit einer Gesamtauflage von über 5 Millionen verkauften Exemplaren. Seine Werke wurden in 17 Sprachen übersetzt – sogar ins Koreanische! – und mehrfach verfilmt. Die Schriftsteller Peter Rosegger, Felix Dahn und Wilhelm Raabe schätzen den schlesischen Autor. 1921 besuchte Paul Keller auf einer Lesereise durch die Schweiz auch Einsiedeln und das Kloster. Der erste Teil des Berichts von Bruder Gerold Zenoni (Salve 2/18) endete mit Müsterchen aus Paul Kellers eigener Lebensbeschreibung. Jetzt erfahren wir Näheres aus seinem Leben als Schriftsteller. Das Jahr 1908 war entscheidend für Paul Kellers künftiges Leben. Er nahm schweren Herzens Abschied von seinem Lehrerberuf, in dem er immer mehr Pestalozzi als Schulmeister war, ja gar als «schlesischer Pestalozzi» bezeichnet worden war, und wandte sich der Schriftstellerei zu. Fast Jahr für Jahr um die Weihnachtszeit erschien nun ein neues Buch von dem auf der Höhe seines Schaffens stehenden Autors, Romane und Erzählungen wechselten einander ab. Keller war längst ein Star der Literaturszene. Er wurde viel zu Lesungen eingeladen. Dichterlesung in Brig Ein Abend in Brig (VS) ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. Er schrieb: «In der ‹Post›, dem einzigen Gasthof des Ortes, der auch mein Quartier war, wurde der Vortrag gehalten. Ich glaube, alles, was in dem Städtchen und auf den Almen wohnte, war in dem für den Ort beträchtlich grossen Saal. Es herrschte drangvolle Fülle. Um den Saal lief eine Galerie, die Bänke waren von ‹Grossen› besetzt, die Hüterbuben aber sassen auf dem Fussboden der Galerie und liessen ihre Beine stimmungsvoll in den Saal herunterbaumeln, rund um die Galerie herum, als

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ob sie mit Fransen geschmückt sei. Es war reizend – und selten hab ich ein so dankbares und aufmerksames Publikum gefunden wie damals in Brig.» Hindenburg auf dem Pult Im Ersten Weltkrieg wirkte Paul Keller in vielen Fürsorgeausschüssen und im Aufklärungsausschuss des VI. Armeekorps. In Millionenzahl wurden 1916/17 Flugblätter aus seiner Feder verteilt, als in jenen Jahren «Paul Kellers Geburtshaus in Arnsdorf – Dem Dichter zu seinem 50. Geburtstag gewidmet von Heinrich Kleiner».


KALEIDOSKOP mehr als 40 000 Mark überweisen. Auf Kellers Pult stand ein Bild Hindenburgs mit der eigenhändigen Unterschrift des Feldmarschalls. «Die Bergstadt»

Paul Keller in einer Porträtaufnahme «Zum 55. Geburtstag 6. Juli». die Klassengegensätze und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Unruhen befürchten liessen. Auf Veranlassung des Armee-Oberkommandos besuchte Keller 1917 die deutschen Truppen an der Ostfront bis in die vorderen Linien, in Riga, Dünamünde, Mitau und Libau. In vielen Zehntausenden von Exemplaren liess die Heeresleitung das Buch «Grünlein» – gemäss «Frankfurter Zeitung» die «dichterisch schönste Kriegsgeschichte» – in Lazaretten, Genesungsheimen und an die Truppe ausgeben. Die österreichische Heeresleitung liess es 1916 ins Tschechische, Kroatische, Slowenische, Ruthenische, Polnische, Ungarische und Rumänische übersetzen. Noch kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatte man in Frankreich Kellers Roman «Sohn der Hagar» in Paris auf Französisch herausgegeben. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs hielt er in den schlesischen Städten Lesungen aus seinen Werken unter Verzicht auf jegliches Honorar zugunsten unterstützungsbedürftiger Witwen und Waisen im Kriege gefallener Lehrer und konnte damit den beiden schlesischen Lehrerverbänden

Von 1914 bis 1931 gab Keller die viel gelesene Monatsschrift «Die Bergstadt» heraus, mit der er einen bedeutenden literarischen Einfluss ausübte. Alle Bände dieser Publikation sind in der Stiftsbibliothek Einsiedeln vorhanden. Viele seiner Romane und Erzählungen wurden darin zum ersten mal veröffentlicht. Paul Keller öffnete seine Publikation auch für Schweizer Autoren. So wurde der Roman «Die Hochzeit des Gaudenz Orelli» von Ernst Zahn abgedruckt. Johannes Jegerlehner, Paul Ilg, Jakob Bosshardt und Heinrich Federer oder der Luzerner Dichter Zyböri sind ebenfalls mit Arbeiten vertreten. Trotz allem Erfolg wurde Paul Keller der Zutritt zum literarischen Olymp von der Literaturkritik verwehrt. Dünkelhafte Germanisten und selbsternannte Literaturpäpste, denen überragende Erfolge im Buchmarkt seit jeher suspekt waren und sind, meinten, er sei bloss ein Verfasser gehobener Unterhaltungslektüre. Das hat er schon früh gespürt und es wurmte ihn, dass Paul Kellers Grab in Breslau (Foto: Wikimedia).

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KALEIDOSKOP Fragestellungen oder gesellschaftliche Analysen, wie sie die Naturalisten anstellten, lagen ihm fern. Der Gesundheitszustand von Paul Keller war nach dem erlittenen Blutsturz nie wieder voll widerstandsfähig. So schrieb er 1931: «Nächstes Jahr werde ich 60 Jahre alt. Kein Tag, um fidel zu sein. Es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.» «Heimat ist Frieden»

Die «kleinen Leute» lagen Paul Keller besonders am Herzen (alle Fotos ab Vorlagen: Bruder Gerold Zenoni). trotz seiner Kritik Gerhart Hauptmanns Festspiel zur Eröffnung der Jahrhunderthalle 1913 in Breslau zu höchsten Ehren gelangte. Abwendung vom Gewinnstreben Paul Keller versuchte in seinen Büchern, die Leserinnen und Leser zu einem sozialen und moralischen Verantwortungsgefühl gegenüber Strauchelnden und Gestrandeten zu erziehen und ist mit dieser Intention auch heute noch aktuell. Immer wieder mahnt er zur moralischen Umkehr und zur Abwendung vom materiellen Gewinnstreben. Nach seiner Ansicht findet der durch die Zivilisation verdorbene Mensch allein in der Natur und mittels körperlicher Arbeit zur sittlichen Tiefe und zur humanen christlichen Existenz zurück. Dabei bleibt die Tendenz seiner Bücher stets romantisch-idyllisch und moralisch konservativ. Zeit- und sozialkritische

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Als der Dichter 1932 in dem von ihm oft aufgesuchten Bad Landeck Erholung suchte, erlitt er einen völligen Zusammenbruch und musste nach Breslau gebracht werden. Hier ereilte ihn am 20. August in den Armen seiner Gattin der Tod. Ganz Deutschland nahm Anteil. Führende Männer Schlesiens, Behörden und Körperschaften bekundeten ihre Anteilnahme. Tausende folgten dem Sarg und säumten den Weg zur Grabstätte. Unter den Blumen und Kränzen waren prächtige Orchideen aus dem Hause Doorn, die die Gemahlin Kaiser Wilhelms II., Kaiserin Hermine, gesandt hatte. Interessanterweise starb Kellers Gattin, Magda Keller, im Jahre 1957 in einem kleinen Ort der bayerischen Oberpfalz genau am gleichen Datum und zur selben Stunde wie ihr Gatte! Seine letzte Ruhestätte fand Paul Keller auf dem Laurentiusfriedhof in Breslau (heute Wrocław im gleichnamigen Powiat in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen). Auf dem Grabkreuz seiner Gattin und auf Kellers Obelisk steht der Schlusssatz von Paul Kellers Roman «Die Heimat» – «Heimat ist Friede». Bruder Gerold Zenoni

Paul Kellers Unterschrift einer Buchwidmung in Einsiedeln.


KALEIDOSKOP

Kellers Lesung im Kloster vor Abt Thomas Bossart und dem Prager Erzbischof II bgz. Der «Einsiedler Anzeiger» berichtete begeistert von der Lesung Paul Kellers in Einsiedeln. «Zum Schlusse erfreute uns der Dichter mit seiner ‹Eveline›, dieser reizenden Humoreske über die Krankheit und Beerdigung einer Puppe, bei der auch Traurigste dem sonnigen Humor des Dichters weichen müssen. ‹Denk‘ mal, Mama, wie dumm der Hans ist. Er sagt, unser Onkel Heinrich ist ein Mann›. Mit wenigen Federstrichen packt der Dichter und dann gehts los durch die ganze feine Puppengeschichte bis zum Ende. Es blitzt und funkelt geradezu von köstlichem taufrischem Kinderseelen-Humor. Ich kenne kaum ein zweites Stück, in dem die Kinderseele so fein und lieb geschildert wäre, wie hier und in ‹Gedeon›. Aber so ist der Dichter auch heute noch. So gut und treu und lieb zumal auch mit den Kleinen selber. Seitdem ich ihn persönlich näher kenne, wundert mich diese grundgütige Liebe und Menschenfreundlichkeit und wundert mich der goldene Humor in seinen Werken gar nicht mehr. Das ist eben er selber. So fühlt, so denkt und lebt Paul Keller. ‹Ansorge›, dieser liebe gute Mensch ist die Photographie, das getreue Abbild unseres Dichters. Und darin liegt auch die Lösung des Geheimnisses, dass in unserer Zeit Paul Kellers Werke millionenmal abgesetzt und zehnmillionenmal gele sen werden, trotzdem sie alle so seelenvoll und sittlich rein, so ganz im Widerspruch zur sinnlich modernen Welt geschrieben sind… Der Schreibende hatte die grosse Freude, fast zwei Tage lang mit dem Dichter im engsten Familienkreise zusammen zu sein und ihn so auch im persönlichen Verkehr näher kennen zu lernen. Derart hat er den Bergstadt-Bürgermeister erst recht lieb gewonnen, wenn auch der Schreibende mit Paul Kellers Büchern schon vor vielen Jahren Herzensfreundschaft geschlossen. Und als er dann Abschied genommen, fühlte man doppelt, wie lieb und heimelig einem der Dichter schon geworden! Woher dieser tiefe Eindruck? Es ist seine Persönlichkeit, seine edle Seele mit dem tiefen, gütigen, liebevollen, ich möchte sagen religiös verinnerlichten Empfinden, die den Dichter unserer Seele so nahe bringt. ‹Ein Heiligtum, bestrahlt von weissen Kerzen, Ist gutes Andenken in guten Herzen.› (Paul Keller) Der Bergstadt-Bürgermeister darf sicher sein, dass seine Verehrergemeinde im Klostergarten ihm dieses Heiligtum bewahrt, bis er, so Gott will, in einigen Jahren wieder zu uns kommt, nachdem es ihm ja im Meinradstal so gut gefallen hat. Auch droben im Kloster war Paul Keller zum Vortrag eingeladen. Im stilvollen Saal hatte sich eine ganz illustre Zuhörergemeinde in schwarzem Habit besammelt, um seiner Muse zu lauschen. Darunter der hochwürdigste Herr Erzbischof von Prag und der Gnädige Herr unseres Klosters inmitten zahlreicher hochwürdiger Conventualen. Und auch hier, wo der schlesische Dichter erzählte, wie er einmal mit seinem Freunde Schmitzke die Gewissenserforschung durchnahm, eine gar ulkige Bubengeschichte, bei der prachtvoller Bubenhumor, einem neckischen Kobold vergleichbar, auf allen Sprossen tanzt, und wo Paul Keller weiter gar fein davon zu plaudern wusste, wie er einmal mit dem lieben Gott im Schlitten fuhr, fand unser Dichter innigen Beifall, der ihm offenbarte, dass er als Bergstadt-Bürgermeister auch hinter Klostermauern zahllose treue Untertanen zählt. Hat sich Paul Keller wohl den Satz, den er am Nachmittag in seine ‹Stillen Strassen› schrieb, in ernsten Klosterräumen ersonnen, die tiefwahren Worte: ‹Der Weg zu allem Grossen geht durch die Stille› und ‹Es ist die grösste Lust des Lebens, andern die Last des Lebens

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KALEIDOSKOP zu erleichtern.› Jedenfalls sind diese Worte so recht ein Spiegelbild der Paul-Keller-Seele, ein Programmpunkt seines Lebens, möchte man sagen, nach dem er denkt und schreibt und wirkt. Der Dichter war just in jenem Augenblicke in der Waldstatt, als die Entscheidung wegen Oberschlesien, in dessen unmittelbarer Nähe er zu Hause, bekannt geworden. Welch schwerer Schlag für seine feurig vaterländische Seele, die so gerne möchte, dass auch für sein deutsches Vaterland das Wort wiederum zur Wahrheit würde, mit dem der Dichter nach schwerster Krankheit, noch auf dem Krankenbette, am 1. Juni 1901 seine ‹Heimat› beschloss: ‹Heimat ist Friede.› Leider macht es ja noch nicht den Anschein, dass der deutschen Heimat so bald wiederum der schöne Sonnenfriede früherer Zeiten werde. Und doch wird es mal wieder anders kommen, kommen müssen. Denn die Hoffnung lebt und webt trotz allem Bittern urgewaltig fort im deutschen Volke. Wie sagt doch Paul Keller selber so wahr und schön: ‹Versank einer Hoffnung Schimmer, Lass nur der Zeit ihren Lauf; Begrabene Hoffnung steht immer Als Weisheit wieder auf.› So lange Deutschland solch glühende treue Herzen besitzt, wie das unseres BergstadtBürgermeisters aus dem fernen Schlesien; so lange seine innige Heimatliebe, seine glühende, heisse Heimatfreudigkeit durch seine Bücher in Millionen deutsche Herzen dringt, so lang eine Gesinnung im deutschen Volke heimisch ist, wie wir sie an Paul Keller erlebten, so lang ist Deutschland, trotz aller Demütigungen und trotz aller schwersten Stunden nicht verloren. Mit Paul Kellers eigenen Worten, die er auf die erste Seite seines ‹Hubertus› schrieb, sei diese Skizze geschlossen: ‹Sie haben uns fast alles genommen. Den deutschen Wald können sie uns nicht nehmen, nicht die deutsche Sprache, nicht die deutschen Hirne. Da liegt die Zukunft.› Möge es so sein! Aus dem Finstern Walde aber rufen wir dem berühmten Waldstattgaste ein letztes ‹Vergelts Gott› zu und ein herzliches: ‹Auf Wiedersehen im Meinradstale!› Dr. F. B.» Aus: Einsiedler Anzeiger, Nummer 84, Samstag, den 22. Oktober 1921, 62. Jahrgang

Ferien vom Ich bgz. Paul Kellers Roman «Ferien vom ich» ist eine Art frühes Aussteigerbuch in dem die Patienten einer zwar für jeden Fall individuell ausgewählten, jedoch für alle verbindlichen arbeitstherapeutischen Behandlungsmethode unterworfen werden, die darauf abzielt, den Menschen von seinem nervösen, kränkelnden und neurotischen Ich zu befreien und ihn «zurück zur Natur» zu führen. Keine Rennen, Konzerte, Spielsäle, kein Börsenzauber – dieses Sanatorium ist so modern, an die schönen Seiten des alten Klosterlebens anzuknüpfen. Bei aller Freizügigkeit und Kühnheit im Entwurf verlässt Keller, und das ist einer der grossen Vorzüge des Buches, niemals das Gleis der begrenzten Möglichkeiten. Ein bisschen Heile-Welt-Sehnsucht mag dazu beigetragen haben, dass sich dieses Werk Paul Kellers bis in unsere Tage im Buchhandel behaupten konnte. Tatsächlich schrieb Keller einen für seine Zeit modernen Roman mit zukunftsträchtiger Perspektive. Auch weitere Titel des schlesischen Autors werden immer noch nachgedruckt.

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KALEIDOSKOP Bereits 1927 wurde ein Werk von Paul Keller für das damals noch junge Medium Film adaptiert. In der Verfilmung «Sohn ohne Heimat» aus dem Jahr 1955 spielte auch der Schweizer Schauspieler Heinrich Gretler mit. Mit Lukas Ammann finden wir in der Verfilmung von «Ferien vom ich» aus dem Jahr 1963 ebenfalls einen Schweizer Schauspieler. In mehreren deutschen Städten und Ortschaften wie Münster, Hildesheim, Görlitz, Bad Honnef, Traunreut, Fürth oder Neumarkt in der Oberpfalz gibt es Paul-Keller-Strassen.

Finanzielle Rettung aus Einsiedeln «Ich erinnere mich noch mit grosser Deutlichkeit eines Vorkommnisses im Jahre 1898. Ich war damals gerade Zögling des Breslauer Lehrerseminars und wohnte in demselben Internat wie wenige Jahre zuvor Keller. Wie oft lenkte ich da Mittwoch oder Sonnabend nachmittags die Schritte für zwei kurze Ausgangsstunden in die Kellersche Wohnung. Wieviel Liebe habe ich hier empfangen, wie oft wurde dem häufig Heimwehkranken Trost und Aufrichtung zuteil! So sassen wir einmal am Kaffeetisch, nicht gerade in rosigster Laune, denn es war in der letzten Quartalswoche, die Gehaltszahlung erst in Sicht und somit Ebbe in Kellers Geldtasche. Da klingelte es, und der Geldbriefträger brachte ein Honorar von 200 Mark – mehr als ein Monatsgehalt eines damaligen Grossstadtlehrers! Tatsächlich bezog Keller zu Beginn seiner Tätigkeit als Lehrer ein Honorar von 150 Mark. Das Honorar kam aus Einsiedeln in der Schweiz von der Redaktion der ‹Alten und neuen Welt› für die Erzählung ‹Musikantenfahrt›. Der laute Jubel von drei Arnsdorfer Menschen – von Paul Keller, seiner Frau Magda und mir – klingt mir heute noch im Ohr, und ich schäme mich nicht, zu gestehen, dass ich trotz meiner achtzehn Jahre ein wahres Indianergeheul anstimmte. Und dafür wurde ich auch von Keller, dem immer Gebefreudigen, der zeitlebens eine offene Hand für Menschen in Not hatte, reich beschenkt. Mit einem silbernen Talerstück machte er mich zu einem Krösus. Auf meinem Heimwege begleitete er mich ein gutes Stück und hielt noch Einkehr in einer Fleischerei und in einer Konditorei, um mir ein Wurst- und Kuchenpaket für die nächsten Tage in die Arme zu drücken.» Aus: Hermann Wentzig, Paul Keller – Leben und Werk. Bergstadtverlag Wilh. Gottl. Korn, München, S. 14f.

Inspiration für Michael Endes «Unendliche Geschichte»? bgz. Paul Kellers Buch «Das letzte Märchen» ist die Geschichte von einem Journalisten, der in ein unterirdisches Märchenreich eingeladen wird, um dort eine Zeitung aufzubauen. Dabei gerät er in Intrigen innerhalb des Königshauses. Die Namen wie König Heredidasufoturu LXXV., Stimpekrex und Doktor Nein (der Oppositionsführer) haben wahrscheinlich Michael Ende zu seinem Roman «Die unendliche Geschichte» angeregt. Dieses eigenwillige Werk Kellers wird von einer ungeheuren Stimmung beherrscht. Wilhelm Raabe zählte «Das letzte Märchen» zu seinen liebsten Büchern. Und wie sehr er es schätzte, erhellt sich aus der Tatsache, dass der damals schon gealterte Raabe Bekannte auf der Strasse anhielt und ihnen empfahl, in die Buchhandlung zu gehen und «Das letzte Märchen» zu kaufen.

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KALEIDOSKOP

Pfr. Urs Jäger, Stiftsschüler von 1975 – 1982

«Für uns gestorben» Urs Jäger, «Niemand hat grössere Liebe, als wer sein Leben einsetzt für seine Freunde». Zum Ursprung der Opfermetaphorik im Neuen Testament. Verlag W. Kohlhammer 2018. 204 S. ISBN 978-3-034048-0 «Jesus ist für unsere Sünden gestorben» ist eine Glaubensformel, mit der die Schriften des Neuen Testamentes, die christliche Theo logie von Anfang bis heute und das Bekenntnis der Glaubenden die für uns grundlegende Bedeutung des Kreuzestodes Jesu ausdrücken. Wie dieses Bekenntnis zu verstehen ist, warum Gott diesen Tod verlangte, was das für ein Gott ist, der ein blutiges Opfer verlangt, um uns die Sünden zu vergeben, wer auf menschlicher Seite für die Verurteilung Jesu verantwortlich ist (Römer oder Juden): Das sind Fragen, über die Theologen im 20. und 21. Jahrhundert nachdenken, weil die Rede vom Opfertod Christi zunehmend auch von vielen Gläubigen nicht mehr einfach hingenommen oder verstanden wird. Dieser Thematik widmet Urs Jäger (Stiftsschüler 1975–1982), Pfarrer der reformierten Gemeinde von Einsiedeln, seine Doktorarbeit. Sie hat zwei Teile. Der erste, grössere Teil behandelt Bedeutung, Herkunft und Verwendung der Begriffe Hingabe, Sühne, Opfer. Hier kann sich der Autor auf eine Flut von Untersuchungen stützen, die er in reichem Mass auswertet.

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Geschichtlicher Hintergrund Der zweite Teil, überschrieben mit «Die letzten Tage in Jerusalem» und «Schlussbemerkungen» (S. 135–181) sind die eigentlich spannenden Überlegungen, Argumentationen und Hypothesen. Anhand von Aussagen der Evangelien in der Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem, der Tempelreinigung, des Abendmahls, des Verhörs und der Verurteilung Jesu arbeitet Jäger heraus, dass Jesus der römische Besetzungsmacht als gefährlicher Aufrührer erscheinen konnte, dass die jüdischen Autoritäten unter dem Druck der Besetzungsmacht nicht frei handeln konnten und dass Jesus schliesslich einsehen musste, dass er nur mit seinem Tod seine Anhänger vor Verfolgung retten konnte. Diese Tatsache, dass Jesus «für die Menschen» in der politisch angespannten Situation «gestorben ist», um andere nicht zu gefährden, wird zum Ausgangspunkt für die Aussagen, dass er «für uns», «für unsere Sünden» gestorben ist, dass sein Tod ein Opfer, ein Sühnopfer ist. Aus der einmaligen, geschichtlichen Situation des Todes Jesu ist im Lauf der Entstehung des Neuen Testamentes das theologische Bekenntnis herausgewachsen, dass Jesus «für uns» gestorben ist. Die Tatsache, dass nach der Trennung der christlichen von den jüdischen Gemeinden die Christen die Schuld am Tod Jesu den Juden zuschrieben, ist in ihrer Tragik bis heute wirksam. Jägers Hoffnung, dass seine Arbeit ein Beitrag sein möchte, um den seit Jahrtausenden bestehenden Graben zwischen Juden und Christen etwas abzubauen, ist sehr berechtigt. Pater Alois Kurmann


KALEIDOSKOP

Neues Buch über Maria

«Der Name der Jungfrau war Maria» Hans-Ulrich Weidemann (Hg.), «Der Name der Jungfrau war Maria» (Lk 1,27). Neue exegetische Perspektiven auf die Mutter Jesu, Stuttgarter Bibelstudien Nr. 238, Stuttgart 2018, 421 Seiten, ISBN 978-3-460-03384-9 Einige Leute behaupten, über Maria stehe fast nichts in der Bibel. Immerhin steht so viel darin, dass dieses neue Buch mit über vierhundert Seiten entstehen konnte. Es ist ein Gemeinschaftswerk: Der inzwischen emeritierte Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen (D), Michael Theobald, und sein Schülerkreis haben es in gründlicher Forschung erarbeitet und während zahlreicher Seminarsitzungen besprochen und zusammengestellt. Die Herausgabe des Bandes hat der Theobald-Schüler Hans-Ulrich Weidemann übernommen, seinerseits Professor für Neues Testament an der Universität Siegen (D). Von den Rändern her Das gemeinsame Anliegen der dreizehn Autorinnen und Autoren ist es, von den biblischen Texten her neue Perspektiven auf die Mutter Jesu zu eröffnen. Nicht das, was immer schon über Maria gesagt und gepredigt wurde, steht in diesem Buch. Es geht vielmehr um eine «Mariolo gie von den Rändern», um Gesichtspunkte, die in der traditionellen Marienfrömmig keit eher zu kurz kommen. Das Buch möchte dieses Marienbild ergänzen, indem es das Zeugnis der Heiligen Schrift befragt und es neu fruchtbar macht für einen modernen, historisch-kritisch verantworteten Glauben.

Während Theobald in seinem Beitrag die Geburtsankündigungen im Matthäus- und Lukasevangelium untersucht, entdeckt Weidemann Zusammenhänge zwischen Maria und anderen asketischen Erzählfiguren im lukanischen Doppelwerk. Professor Wilfried Eisele (Chur, Münster, Tübingen) sieht Maria in einer Reihe von glorreichen Frauen aus dem Volk Israel. Auch Josef, dem Verlobten Marias, dem Engel Gabriel und der weiteren Verwandtschaft Jesu sind aufschlussreiche Aufsätze gewidmet. Pater Mauritius

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SPIRITUALITÄT Joachim Hartmann, Freude an Gott. Das innere Feuer neu entfachen. Reihe: «Ignatianische Impulse», Bd. 78. Echter, 2018, 96 S., CHF 13.90, ISBN 978-3-429-04443-5. «Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?» Keineswegs! In einem geistlichen Gespräch wie dem bei den Jüngern auf ihrem Weg mit Christus nach Emmaus werden das Mitteilen und der Erfahrungsaustausch zur Goldmine. Das innere Feuer des Glaubens wird neu entfacht. Vor dem Hintergrund reicher Erfahrungen in der geistlichen Begleitung von Menschen im Exerzi tienhaus Gries sprechen die Autoren über das, was im Schweigen passiert: Heilung und Heil, Leiden und Trost, Vergebung und Versöhnung, Dankbarkeit und Freude…

phaus weicht dem Anspruch der Bergpredigt nicht aus. Er hat sie sein Leben lang meditiert und zu leben versucht und sich deswegen nie an sie gewöhnt. Dieses Buch enthält seine Auslegungen zu den wichtigsten Abschnitten. In knapp bemessenen, treffsicheren Worten erschliesst er auf seine besondere Art die Zumutungen der Bergpredigt und übersetzt sie in die Lebenswelt von heute. Am Ende jedes Abschnitts finden sich Impulse für die eigene Meditation oder auch ein Gruppengespräch.

NEUE BÜCHER

Franz Kamphaus, Wenn der Glaube konkret wird. Die Bergpredigt. Patmos, 2018, 144 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-843-61034-6. Da sitzt Jesus auf dem Gipfel und verkündet freundlich lächelnd eine Zumutung nach der anderen. Die Bergpredigt, das Herzstück des Neuen Testaments, ist so etwas wie das ruhende Auge des Tornados. Sie scheint friedlich, aber sie hat explosive Kraft und kann alle menschlichen Mastäbe wegfegen. «Liebt eure Feinde.» «Selig die Armen im Geist.» «Glücklich, wer verfolgt wird für die Gerechtigkeit.» Selbst wenn man es ernsthaft versucht: Ist das umsetzbar? Denen Gutes zu tun, die uns hassen, Friedfertigkeit selbst um den Preis des Leidens – das scheint zu viel verlangt! Doch für Jesus ist es das Grundgesetz des Glaubens und der Anbruch der Gottesherrschaft. Franz Kam-

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Said, ich jesus von nazareth. Echter, 2018, 59 S., CHF 18.90, ISBN 978-3-429-04452-7. «Ich mag einfach nicht, diesen Jesus von Nazareth auf ein Kruzifix an die Wand zu nageln, wie man einen Schmetterling annagelt. Ich gebe ihm die Kraft, die er ausgestrahlt hat. ... Er bringt Unordnung! Solange er am Kreuz hängt, bringt er keine Unordnung. ... Er bringt das Gewitter mit. Die Kirchen tun das ja nicht. Sie haben eine Aspirin-Funktion. Sie beruhigen hier und dort. Die Figur des Jesus von Nazareth aber ist anarchisch bis dorthinaus! Denn ich bin gekommen, die Menschen zu erregen, sagt er. Das ist Rebellion pur! Aber gepaart mit diesem legendären Satz: Liebe! Nicht Hass, nicht Rache! Was wollen Sie mehr?» Said, geb. 1947 in Teheran, hat mit 17 Jahren seine


KALEIDOSKOP Heimat verlassen. Seit 1965 lebt er als freier Autor in München. Sein literarisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Christine Scheel, Weit Blick. Einsichten auf dem Weg über die Alpen. Claudius, 2018, 134 S., CHF 22.90, ISBN 978-3-532-62814-0. Berge sind Sehnsuchtsorte. Gerade der urbane Mensch sucht die Herausforderung des Gipfels. Die langjährige deutsche Bundestagsabgeordnete und Grünen-Ikone Christine Scheel durchquert mit ihrem Mann jedes Jahr die Alpen. So sind die beiden nicht nur Zeugen einer schleichenden Verwandlung der ursprünglichen Landschaft in eine Eventkulisse, sondern auch der greifbaren Folgen des Klimawandels. Aus diesen Beobachtungen entfalten die Autoren eine aufrüttelnde politische und spirituelle Erzählung entlang des Weges vom Chiemsee bis an den Lago di Misurina. Das Buch von Scheel und Engel kreist um wichtige politische Weichenstellungen – Klima, Globalisierung, Europa – wie auch um spirituelle Erfahrungen beim Gehen in der Höhe. Welche Grenzen hat menschliches Wollen und Handeln? Wie gelingt Meditation im Angesicht der imposanten Natur? Und wie verändern Grenzerfahrungen positiv den Blick auf das Leben? Es ist eine Einladung an Leserinnen und Leser, die Etappen der Alpenüberquerung gedanklich mitzugehen. Oder einmal selbst das Denken im Freien zu wagen. Dazu hilft die Kurzbeschreibung der Route der Alpenüberquerung 2017. Beate Thiessen, Du bist ein Gott, der mich mag. Mit Maria auf den Tag zurückschauen. Echter, 2018, 117 S., 17.90, ISBN 978-3-42904446-6. Das «Gebet der liebenden Aufmerksamkeit» war für Ignatius von Loyola zentral. Er hielt es für wesentlich, ein- oder zweimal am Tag

auf das eigene Erleben zurückzuschauen – im Vertrauen darauf, dass Gott ihn dabei liebevoll anschaut. Beate Thiessen setzt in diesem Band einen eigenen Akzent, indem sie den betenden Rückblick auf den Tag um eine Bibelstelle erweitert, in deren Mittelpunkt Maria steht. Darin beleuchtet sie verschiedene Aspekte unseres Lebens, wie z.B. aufrecht leben, aufbrechen, sich mitfreuen können, Nähe und Fremdheit, zum Vertrauen finden, und gibt so Impulse, die zu eigenen Schritten ermutigen.

LEBENSHILFE Regina Groot Bramel, Zu Fuss durchs Universum. Als Eltern unterwegs mit einem kleinen Menschenkind. Patmos, 2018, 196 S., CHF 33.90, ISBN 978-3-843-61030-8. In liebevoll gefassten Briefen an ein kleines Kind ermutigt Regina Groot Bramel junge Eltern zu Selbstvertrauen und Mut, zu Gelassenheit und Lebensfreude, zu Zuversicht und Fantasie, zu Realismus und Liebe zum Kind, wie es ist. Das hilft, achtsam das Wunder wahrzunehmen, das den Müttern und Vätern da in die Hand gelegt ist. Es trägt nicht nur die Eltern, sondern wird auch das Kind prägen, wenn die Wege von Zuhause wegführen.

SACHBÜCHER An der Wiege Europas. Irische Buchkultur des Frühmittelalters. Katalog zur Sommerausstellung der Stiftsbibliothek St. Gallen. Verlag am Klosterhof, St. Gallen, 2018.

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KALEIDOSKOP Während der Kontinent in heillose Unordnung geriet und in Zerfall verkam, bildete sich im fernen Westen, auf der Grünen Insel Irland, das nie zum Römischen Reich gehörte, eine neue christliche Kultur heraus, die nicht nur eine eigenwillige Kirchenstruktur, sondern auch herausragende Kulturwerke hervorbrachte. Die Kelten sogen aus importierten Büchern der Spätantike begierig die lateinische Sprache und antikes Wissen auf. Sie organisierten ihre durch ein strenges Mönchtum geprägte Kirche, deren monastische Zentren in Resten heute noch zu sehen sind. Seit dem späten 6. Jahrhundert erschienen irische Mönche auf geistlicher Pilgerfahrt aus innigster Bussgesinnung auf dem Kontinent als Missionare in eine vielfach in bedenklichem Zustand befindliche christliche und halbheidnische Welt. Einer dieser Mönchsmissionare war der hl. Gallus, ein Gefährte des hl. Kolumban. Als Einsiedler in St. Gallen galt er als Ire. Das Kloster an der Steinach zog deshalb vor der Jahrtausendwende immer wieder irische Pilger an. Durch ihre Vermittlung gelangten Bücher aus Irland nach St. Gallen. Vielleicht haben irische Schreiber im Gallus-Kloster selbst geschrieben. Eine prominente kulturelle Vermittlerrolle scheint im 9. Jahrhundert ein irischer Bischof Marcus mit seinem Neffen gespielt zu haben. – Die Stiftsbibliothek besitzt auf dem Kontinent – selbst wenn sie heute nur noch fragmentarisch ist – eine einzigartige Sammlung irischer Buchkunst und Gelehrsamkeit. Iren gehörten zu den Lehrern Europas. Die grösste Beachtung dürften die vorzüglichen Buchminiaturen, auch in ihrer Fremdheit auf sich ziehen. – Die Ausstellung dauert bis zum 4. November 2018. Pater Gregor Jäggi

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Peter Brown, Der Preis des ewigen Lebens. Das Christentum auf dem Weg ins Mittelalter. Zabern, 2018, 270 S., CHF 41.90, ISBN 978-3-8053-5150-8. Meisterhaft erzählt der preisgekrönte Althistoriker Peter Brown in seinem neuesten Buch vom Niedergang des Römischen Reiches und von den Fundamenten des christlichen Glaubens. Zwischen 250 und 650 n. Chr. vollzog sich ein grundlegender Wandel in der jungen Kirche: Geld begann eine immer grössere Rolle zu spielen in den Beziehungen zwischen Gott und den Gläubigen, zwischen den Lebenden und den Toten. Das Streben nach Erlösung und die Angst vor Höllenqualen führte zu immer höheren Ausgaben der Gläubigen für ihr Seelenheil. Kirchen und Klöster, finanziert durch Spenden und Stiftungen, wurden zu steingewordenen Zeugnissen ihres Glaubens. Peter Brown eröffnet überraschende Perspektiven auf das Christentum, auf seine Entstehung und auf die frühen christlichen Vorstellungen vom Jenseits. Ein aussergewöhnliches, glänzendes Panorama des Umbruchs von der Antike zum Mittelalter. Linda Kohanov, Die Intelligenz der Herde. Ein revolutionäres Modell für sozial intelligentes Führungsverhalten. Kamphausen, 2018, 415 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-95883018-9. Die Autorin Linda Kohanov wandelt die von ihr gesammelten Einsichten über den «Weg des Pferdes» in nützliche Tools für die Entwicklung teamorientierter Führungsmethoden und Veränderungsprozesse um. Das Jahrtausende


KALEIDOSKOP alte System des Führungsverhaltens stammt von den nomadischen Hirtenkulturen und beschreibt fünf Rollen, die fliessend ineinandergreifen, um äussere Widerstände zu bewältigen und seine Herde sicher ans Ziel zu bringen. Die Autorin führt ein innovatives Bewertungsinstrument ein, welches dabei hilft, alle fünf Rollen in den modernen Stämmen – am Arbeitsplatz, in der Familie und anderen gesellschaftlichen Organisationen – zu erkennen, zu nutzen und weiterzuentwickeln.

MUSIK Solveigs Lied (CD). Meditative Musik aus Skandinavien. Herder, 2018, CD Hörbuch, CHF 21.90, Bestellnummer: P351718. Den Komponisten aus den skandinavischen Ländern ist es gelungen, eine ganz eigene Tonsprache zu entwickeln. Edvard Grieg, Niels W. Gade oder Jean Sibelius haben in ihren ruhigen Werken meditative Stücke von atemberaubender Schönheit geschrieben. Wie eine norwegische Fjord-Landschaft glitzern die Melodien im Sonnenlicht und entführen uns in eine Klangwelt voller Zauber und Schönheit.

BIOGRAPHIE Hansjörg Schneider, Kind der Aare, Biographie. Diogenes, Zürich, 2018, 338 S., CHF 33.90, ISBN 978-3-257-07016-3. bgz. Als Kind der Aare ist der Schriftsteller Hansjörg Schneider in einem Frauenland aufgewachsen, regiert von der Göttin Verena, die später zur Heiligen erklärt wurde. Als Knabe durfte er General Guisan die Hand

geben und Schwester Silja Walter zählt er mit Alex Capus, Franz Hohler oder Peter Bichsel zur literarischen Grossmachtsstadt Olten. Anhand seiner Vita erzählt Schneider viel Schweizergeschichte aus der jüngeren Zeit. Zwischen Gram und Lebensfreude pendelnd macht der Autor des vieldiskutierten Stücks «Sennentuntschi» die Zeit der Dächlikappen und Gschtältli auf anrührende Art wieder lebendig und verschafft seinen Eltern einen fulminanten unvergesslichen Auftritt in der Schweizer Literatur. Peter Walther, Hans Fallada – Die Biographie. aufbau taschenbuch, Berlin, 2018, 515 S., CHF 23.90, ISBN 978-3-7466-3416-6. 1932 wird der deutsche Schriftsteller Hans Fallada (1893–1947) mit dem Roman «Kleiner Mann – was nun?» weltberühmt. Der Erfolg hält bis heute an. Aufgrund neu zugänglicher Dokumente schrieb Peter Walther eine detailreiche überaus spannend zu lesende Biographie um ein Leben in schwierigen Zeiten zwischen Sucht und Kunst. Ein fingiertes Duell das einen Doppelselbstmord kaschieren sollte, endete 1911 für seinen Mitschüler tödlich, Fallada überlebte schwer verletzt. Lebenslange Suchtprobleme waren die Folge. Falladas erste Ehe scheitert. Doch bis zuletzt gibt ihm die literarische Betätigung so etwas wie Halt. Die Biographie ist hervorragend geeignet Falladas Büchern eine neue Lesegeneration zuzuführen.

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BELLETRISTIK Gefährliche Ferien – Irland. Diogenes, Zürich, 2018, 279 S., CHF 13.–, ISBN 978-3257-24438-0. Irland, das tönt nach sanften Hügeln, friedlich grasenden Schafen und nach halbzerfallenen Ruinen, um die sich magische Sagen ranken. Aber auch auf der Grünen Insel lauern Untiefen, gibt es geheime Buchten und tosende Wellen, dunkle Verstecke und Krimis am helllichten Tag. Ein guter Grund für literarische Texte, sollte man meinen. Tatsächlich überzeugt dieser Band mit einer Fülle von Geschichten aus der Feder von Koryphäen wie Frank McCourt, Samuel Beckett, Tomi Ungerer, Cecilia Ahern, Sean O’Faolain oder Liam O’Flaherty. Evelyn Waugh, Tod in Hollywood, Roman. Diogenes, Zürich, 2018, 151 S., CHF 13.–, ISBN 978-3-275-24421-2. bgz. Der englische Schriftsteller Evelyn Waugh trat 1930 zum Katholizismus über. «Tod in Hollywood» erschien 1948 und ist von makabrer Brillanz. Noch wartet der junge Dichter Dennis Barlow auf seinen Durchbruch. Da verliebt er sich in die Leichenkosmetikerin Aimée und erlebt eine Reihe absurder Abenteuer. Satirisch verpackt weist Waugh auf die kommerzialisierten kalifornischen Begräbnissitten von Menschen und Tieren hin und gibt gleichzeitig die amerikanischen Begräbnisri tuale bitterem Gelächter preis.

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Mark Twain, Reportagen aus dem Reichsrat – 1898/1899. Residenz Verlag, Salzburg, 2017, 176 S., CHF 38.50, ISBN 978-3-70174327-6. bgz. Nachdem er sich verspekuliert hatte, unternahm der amerikanische Autor Mark Twain (1835–1910) Lesereisen in Europa um wieder zu Geld zu kommen. 1897–1899 lebte er in Wien. Diesem glücklichen Umstand verdanken wir die hier erstmals vollständig in deutscher und englischer Sprache publizierten «Reportagen aus dem Reichsrat». Wir werden dank Twain Zeuge der wohl bis heute längsten parlamentarischen Rede. Sie dauerte 12 Stunden! Twain ist in seinen Zeilen eine Art Chronist vom Anfang des Endes der Donaumonarchie. Dank seiner Gabe fehlen aber auch diesen dramatischen Schilderungen keineswegs humorvolle Partien, so dass das Lesen zu einem Vergnügen wird. Kommentare und zwei CD’s mit Twains Texten vervollständigen diese bibliophile Ausgabe. Jodi Picoult, Kleine grosse Schritte, Roman. C. Bertelsmann, 2017, München, 590 S., CHF 26.90, ISBN 978-3-570-10237-4. bgz. Jodi Picoults Bücher sind in 35 Ländern mit einer Gesamtauflage von 45 Millionen Exemplaren erschienen. Als die schwarze Krankenschwester Ruth Brooks trotz gegenteiliger Anweisungen des rechtsextremen Vaters sich in einer Notlage um dessen neugeborenes Kind kümmert und dieses dennoch stirbt, beginnen die Mühlen einer unbarmherzigen Justiz zu mahlen. Picoult schreibt aus verschiedenen Blick-


KALEIDOSKOP winkeln eine spannend zu lesende Leidensgeschichte aus unseren Tagen, die Empörung hochkommen lässt und vielleicht gerade dadurch heilsam für das eigene Handeln sein kann.

der Lebenserinnerungen Mr. Stevens zu einem hochgradig fesselnden Buch. Insgesamt ist das Buch ein grandioser Abgesang auf eine untergegangene Epoche. Jedenfalls lässt sich auch das hineininterpretieren.

Laurie Lee, Cider mit Rosie, Roman. Unionsverlag, Zürich, 2018, 316 S., CHF 26.–, ISBN 978-3-293-00532-7. bgz. Das 1959 erschienene Buch wurde zum grössten Erfolg des Engländers Laurie Lee. Behutsam schildert er das Heranwachsen nach dem Ersten Weltkrieg in der englischen Provinz auf dem Land. Dabei gerät er nie in Gefahr, seine Erzählung in die pure Idylle abdriften zu lassen. Denn schon der kleine Laurie friert und will eigentlich partout nicht in die Schule. So stehen wir gebannt vor einem Stück Literatur zwischen kindlichem Zauber und höllischer Angst und erleben die nasskalten Wintertage genauso wie die diamantfunkelnde Sommerzeit.

Jonathan Swift, Gullivers Reisen, Roman. Manesse, München, 2017, 704 S., CHF 36.90, ISBN 978-3-7175-2078-8. bgz. Jonathan Swift (1667–1745) gehört mit Aristophanes und Rabelais zu den grössten Satirikern der Weltliteratur. In seinem Roman «Gullivers Reisen» kommt Gulliver nach Lilliput zu den Zwergen aber auch nach Brobdingnag zu den Riesen. Das heute zu Unrecht als Kinderbuch apostrophierte Werk enthält Satiren auf die Kleinlichkeit des dynastischen und politischen Getriebes seiner Zeit, auf die Ungeschlachtheit der angeblich gebildeten Kreise und auf das abstruse Wesen der Gelehrten. In dieser vorzüglichen ungekürzten Ausgabe wird man gewahr, wie prophetisch Swift vor einem Vierteljahrtausend schrieb.

Kazuo Ishiguro, Was vom Tag übrigbleibt, Roman. Blessing, München, 2017, 288 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-89667-631-3. bgz. Dieser Roman des in England lebenden Japaners Kazuo Ishiguro (Literaturnobelpreis 2017) erschien 1989 und begründete den Weltruhm des Autors. In einer fast monastisch zu nennenden Attitüde verrichtet Mr. Stevens in einem übersteigerten Pflichtbewusstsein seinen Dienst als Butler auf Darlington Hall. Er ist gemäss Ishiguro auch ein Symbol politischer und moralischer Knechtschaft. Eine enorme Palette an Interpretationsmöglichkeiten machen das Lesen

Peter Rosei, Karst, Roman, Residenz Verlag, Salzburg, 2018, 176 S., CHF 23.90, ISBN 9783-7017-1690-6. bgz. «Irgendetwas läuft falsch. Aber was?» So heisst es auf S. 147 in diesem schmalen und doch ausufernd dichten Roman. Das Tatra Gebirge in der Slowakei, Budapest, Venedig, Triest und Wien sind die Stationen für Jana, die Slowakin, für den aus dem Karst stammenden Gigolo Tone Kral, für den windigen Geschäftsmann Gstettner und den Journalisten Kalman. In bravouröser nie forcierter Art und Weise verzahnt

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KALEIDOSKOP Rosei ihre Geschichte miteinander bis zum bösen Ende. Die dem Autor eigene Verdichtung des Stoffes beschert ein nie nachlassendes eindringliches Leseerlebnis. Christian Haller, Das unaufhaltsame Fliessen, Roman. Luchterhand, München, 2017, 252 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-630-87465-4. bgz. Christian Haller schrieb einen erhellenden und entlarvenden autobiographischen Roman. Erhellt wird sein Werdegang zum Schriftsteller. Entlarvt werden die Winkelzüge der Mächtigen. Als junger Lehrer gibt er den Beruf auf, ist zauderlich in den Beziehungen zu Frauen, studiert mehr aus Verlegenheit Biologie, macht einen Karrieresprung und findet sich in leitender Stellung am Gottlieb-Duttweiler-Institut wieder. Doch die Position als Schachfigur im Ränkespiel der Mächtigen behagt ihm nicht. Korrumpieren lässt er sich nicht und Opportunist will er nicht sein. Ein feines fesselndes Sittengemälde der jüngeren Schweizergeschichte mit vielen unverblümt mit Namen genannten Prominenten! Henry James, Die Gesandten, Roman. dtv, München, 2017, 699 S., CHF 24.50, ISBN 9783-423-14593-0. bgz. In dem von James als sein Meisterwerk angesehenen Roman «Die Gesandten» (1903) wird die Handlung immer wieder durch Komik aufgehellt. Strether soll den Sohn von Mrs. Newsome aus Paris in die USA zurückholen. In einer tour de force erlebt der Leser aus der Perspektive Strethers, in dessen Bewusstsein sich die

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Auseinandersetzung zwischen Amerika und Europa abspielt, das Geschehen und die Reaktionen aller Figuren. Auch Strether verfällt in gewisser Weise dem Charme des alten Kontinents und kehrt ohne den «verlorenen Sohn» zurück. Flannery O‘Connor, Keiner Menschenseele kann man noch trauen, Storys. Arche, Zürich-Hamburg, 2018, 346 S., CHF 31.90, ISBN 978-3-7160-2769-1. bgz. Man hat keine Chance: Der Raffinesse dieser Erzählkunst entrinnt man nicht! Flannery O’Connor (1925– 1964) mag sich als Katholikin – sie pilgerte nach Lourdes und liess sich in Rom von Papst Pius XII. segnen – im vom evangelikalen Protestantismus geprägten amerikanischen Süden als eine Art Wundertier vorgekommen sein. Genau von diesem Süden und den dortigen Menschen schreibt sie. Düster, unheimlich und obszön. Dennoch lässt sie das Mysterium der Gnade und Erlösung aufleuchten. Auch Bruce Springsteen liest O’Connor. Zwei seiner Songs hat er nach Erzählungen der Autorin betitelt. Wichtig ist nur: jetzt Flannery O’Connor lesen! Robert Walser, Drucke in der Neuen Rundschau. Stroemfeld/Schwabe, 2017, Basel, 245 S., CHF 78.–, ISBN 978-3-7965-3677-9. bgz. Zwischen 1907 und 1927 hat Robert Walser eine Vielfalt feuilletonistischer Genres in Samuel Fischers «Neuer Rundschau» veröffentlicht. Dabei ändern sich Ton und Sujet seiner Beiträge nach der Rückkehr zu Beginn des


KALEIDOSKOP Jahres 1913 in die Schweiz deutlich. 1920 wurde Walsers Dramolett «Das Christkind» abgedruckt. Der durch einen dokumentarischen Anhang mit Briefen ergänzte Band enthält zudem Faksimiledrucke und lädt zum Lesen von weniger bekannten Texten Walsers ein. Hans Christian Andersen, Die beiden Baroninnen – Nordfriesland im Roman. Husum, 2017, 324 S., CHF 18.90, ISBN 978-3-89876848-1. bgz. 1861 besuchte Hans Christian Andersen das Kloster Einsiedeln und schenkte ein Jahr später der Stiftsbibliothek eine Bibel in dänischer Sprache. Der vorliegende Roman gehört zu den reifsten Werken des Autors und erschien erstmals

1849. Das Buch bietet eine spannende Handlung und enthält auch Komik. Nach einer dramatischen Geburt nehmen Edelleute das Neugeborene in ihre Obhut. Elisabeth wächst bei ihrer exzentrischen Grossmutter auf, bis sie das Gut verlassen muss und in ein Pfarrhaus kommt. Doch ihr Schicksal nimmt eine unerwartete Wendung…

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Impressum

Weitere Autoren dieser Ausgabe Markus Bamert, Felicia Bettschart, Pater Cyrill Bürgi OSB, Thomas Hess, Pater Mauritius Honegger OSB, Pater Lorenz Moser OSB, Schwester Michaela Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Markus Ruoss, Mily Samaz, Pater Philipp Steiner OSB. Copyright Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868

Herausgeber/Verlag Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln Kloster Fahr, 8109 Kloster Fahr Redaktion Kloster, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12 zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Verantwortliche Redaktoren Pater Markus Steiner OSB Erich Liebi Redaktionelle Mitarbeiter Johannes Eichrodt, Priorin Irene Gassmann OSB, Verena Huber-Halter, Pater Alois Kurmann OSB, Bruder Gerold Zenoni OSB

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Abonnentenverwaltung Abos, Adressänderungen, usw.: Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «Salve», 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 64 25 abo@kloster-einsiedeln.ch www.zeitschrift-salve.ch Jahresabonnement Schweiz: CHF 39.– inkl. MwSt / Studentenpreis: CHF 20.– Ausland: Abopreise auf Anfrage, Einzelpreis: CHF 7.80 + Porto Inserateverwaltung ea Medien AG, Werner-Kälin-Strasse 11, Postfach 45, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 82 00 Fax. 055 418 82 22 info@eamedien.ch www.eamedien.ch Herstellung Druckerei Franz Kälin AG, Kornhausstrasse 22, 8840 Einsiedeln Telefon 055 418 90 70, www.druckerei-kaelin.ch


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