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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr


SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

10. Jahrgang · Ausgabe 5, Oktober/ November 2018 Erscheint sechsmal jährlich

Jahresthema «Die eigene Mitte finden»

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Wallfahrt Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Der Wallfahrtspater lädt ein Liturgischer Kalender Wallfahrtsinformationen Liturgisches Grundwissen – Messgewand Familienwallfahrt Haben Sie gewusst…

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Kloster Einsiedeln

Frontseite: Schwester Hedwig Silja Walter hat gemalt, was geschieht, wenn der gött­liche Brandstifter am Werk ist. (Foto: Kloster Fahr).

In Memoriam Bruder Suso Jöhl Marienbild Stabsübergabe des Kapellmeisters Gebetsanliegen Neues Kleid für die Madonna Konventglöckli

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Stiftsschule Schulnachrichten Ecke der Eltern Ministrantenreise – Nome ned gschprängt! Wanderlager – im Gedenken an Pater Hieronymus Personalnachrichten Alumni Maturafeier M 63 – Nur Begeisterte begeistern In memoriam André Gächter

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St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm Neue Seminarräume

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Kloster Fahr Grusswort Dass Fest zur Buch- und Plakatvernissage «ü30fahrwärts» – Gott hat uns einen Geist der Kraft gegeben Historische Ofenkacheln Nachrichten der Ehemaligen Meditation und Bild www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch www.gebetsgemeinschaft.ch

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Kaleidoskop Veranstaltungskalender 64 Klostersammlung – Kleinplastiken zwischen Kunst und Kommerz 66 Carl Muth – Eine geschenkte Bibliothek und ihre Geheimnisse 68 Kirchenkonzerte – Primizmessse von Pater Gall Morell 75 Neue Bücher 76


LEITGEDANKE

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iebe Leserin, lieber Leser

Zum fünften Mal dieses Jahr hat unser Leitartikel die Weitergabe benediktinischer Spiritualität nach aussen zum Thema. In dieser Ausgabe zeigt Verena Huber-Halter, wie sehr Schwester Hedwig Silja Walter die spirituelle Dimension der Regel des hl. Benedikt verinnerlicht und damit die Voraussetzungen geschaffen hat, mit ihrem Lebenswerk ein lebendiges Zeugnis benediktinischer Spiritualität nach aussen abzulegen. Ein roter Faden zieht sich durch alle bisher fünf Beiträge zu diesem Thema: Spiritualität ist keine Einbahnstrasse und sie verdient diesen Namen nur, wenn im Innern, im «Herzenskämmerlein» die göttliche Geistkraft am Wirken ist. Silja Walter brachte das in ihren Schriften und in ihren Aquarellen deutlich, manchmal sogar krass zum Ausdruck, etwa, wenn sie in ihrem Bild (s. Titelseite) das Göttliche als «Brandstifter» bezeichnet, der die menschliche Behausung von innen her in Flammen aufgehen lässt. Da spricht die Mystikerin. Sie hinterlässt uns damit eine zentrale Botschaft, die nicht nur für Menschen hinter Klostermauern ihre Gültigkeit hat. Der eine erste Weg, der erst die Spiritualität, also das Leben aus der Gottesfülle, erzeugt, ist der Weg von aussen nach innen. Oder entsprechend dem Jesus-Wort vom Samenkorn, das in die Erde fallen muss, um Frucht zu bringen – von oben nach unten. Nur was hinab in die Erde gesät worden ist, wächst aus ihr als Frucht herauf. Wir alle wissen das, auch wenn uns dieses Naturfaktum meist gar nicht bewusst ist, weil es so selbstverständlich ist. Das aller erste, was ein neu geborener Mensch tut, ist einatmen. Die Lebenskraft der Atemluft dringt ein in die Tiefen des Menschseins und erst als zweiter Schritt folgt auf dem Weg von innen nach aussen der berühmte erste Schrei im Ausatmen: «Ich lebe!» Das ist der urnatürliche Weg spiritueller Wirkung im Inneren des Menschen. Dass das nicht nur eine Angelegenheit der Körperphysiologie ist, bezeugen der hl. Benedikt in seiner Regel und Silja Walter in ihrem Lebenswerk. Vieles, was heutzutage als Atemtherapie praktiziert wird, beruht auf diesen zwei Wegen: Im Einatmen belebt die Atemluft mein Innesein («das Gottesreich ist in euch»), im Ausatmen gebe ich Zeugnis davon nach aussen: «Ich lebe». Wenn das mehr ist als Physik, kann man es nicht nur hören, sondern auch sehen: Klosterfrauen wie Silja Walter und ihren Mitschwestern war und ist die vom Gottesgeist bewirkte Lebensfreude vom Gesicht ablesbar. Das war zur Zeit Jesu von Nazareth, zur Zeit des hl. Benedikt, zur Zeit von Silja Walter, und im Hier und Jetzt innerhalb und ausserhalb von Klostermauern sehr zur Nachahmung empfohlen. Ihr Erich Liebi

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JAHRESTHEMA

Benediktinische Spiritualität – nach aussen getragen

Die eigene Mitte finden Um benediktinische Spiritualität nach aussen tragen zu können, ist zunächst ein Weg nach innen erforderlich. Der Biograf des heiligen Benedikt, Gregor der Grosse, schrieb über den Ordensgründer, dass dieser «allein in sich wohnte». In seiner Ordensregel umschreibt Benedikt den inneren Weg, den der Mensch gehen muss, um seine innere Mitte zu finden. Das Kloster Fahr und natürlich auch das Kloster Einsiedeln sind allein durch ihr Dasein Zeugnis für diesen Weg nach innen, auf dem «das Leben in Fülle» zu gewinnen ist. «Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?» Diese Frage des hl. Benedikt (RB, Vw 15) ergeht an uns alle, täglich und ohne Unterlass, denn es ist

der Ruf Gottes an jedes seiner Geschöpfe. Dennoch ziehen die allerwenigsten die dar­ aus folgenden Konsequenzen. Der Trappist Thomas Keating meint in seinem Buch «Das kontemplative Gebet»: «Gott möchte schon in diesem Leben so viel göttliches Leben mit uns teilen, wie wir nur aushalten können». Was in aller Welt be­ wegt einen Menschen dazu, sich etwas so Grossartiges zu versagen? Zugegeben, falsch verstandene christli­ che Tugenden sind beklemmend und le­ bens­feindlich, insbesondere im Fall von As­ kese oder Demut. Das ist abschreckend. Aber gerade im Zeitalter von «Fake News» sollten alle wissen, dass man gut beraten ist, einer Sache auf den Grund zu gehen, bevor man sich ein Urteil erlaubt. Und wenn’s ums eigene Leben geht, müsste jeder ein bren­ nendes Interesse haben, herauszufinden, was Jesus gemeint hat, als er erklärte: «Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und es in Fülle haben». «Öffnen wir unsere Augen dem göttlichen Licht» (Vw 9)

Der hl. Benedikt von Nursia (ca. 480 –547) mit seiner Klosterregel als Wegleitung für die Gottsuche (Foto: Wikimedia).

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Nicht zuletzt, um seinen Mönchen Klarheit über christliche Werte und Tugenden zu ­verschaffen und dem Eifer vorzubeugen,


JAHRESTHEMA

Auch das Kloster Fahr ist allein durch sein Dasein Zeugnis nach aussen für die Suche seiner Bewohnerinnen nach dem spirituellen Weg nach innen (Foto: Beat Huber). der Masslosigkeit auch in der Tugendhaftig­ keit zur Folge haben kann, hat der hl. Bene­ dikt vor bald 1500 Jahren seine Klosterregel geschrieben. «Eine Anleitung zu christli­ chem Leben» untertitelt Abt Georg Holzherr die Regel. Benedikt hat nichts Neues erfun­ den – er hat neu geordnet und aufgeschrie­ ben, was damals aufgrund des Evangeliums als monastische Lebensweise galt. Natürlich hat Benedikt Akzente gesetzt, immer mit Weitsicht und in grosser Achtung vor dem Menschen. Zeitlose Aktualität Das wird der Grund sein, warum die Regel bis heute nichts an Aktualität verloren hat und nach wie vor eine erstklassige Anlei­ tung für das Leben als Christ und das Leben in Gemeinschaft ist. Man kann sein Leben im benediktinischen Kloster dieser Regel unterwerfen oder sich ausserhalb davon­ ­ ins­pirieren lassen. Jedoch sollte man sich im­ mer bewusst sein, dass die Gefahr des falsch Verstehens – oder des falsch Verste­

henwollens – von Benedikts Anweisungen an beiden ­Orten lauert. Das konsequente christliche Leben ist kein Spaziergang. Aber nicht etwa, weil man seine Persönlichkeit an der Klosterpfor­ te ab­geben muss, sondern weil es einen

Schwester Hedwig Silja Walter (1919–2011) suchte Gott vor allem in der inneren Klausur (Foto: Liliane Géraud).

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JAHRESTHEMA ­Reifeprozess anstossen möchte, der nicht immer so leicht auszuhalten ist. Es ist daher manchmal äusserst verlockend, nach ein­ facheren Pfaden zu suchen. Aber auf dem geistlichen Weg gibt es keine Abkürzungen. «Weisst du nicht, dass die Langmut Gottes dich zur Umkehr treibt?» (Vw 37) Demut ist das klassische Beispiel einer Tu­ gend, die sehr leicht falsch verstanden wer­ den kann, was gerade in ihrem Fall üble ­Folgen hat. Benedikt widmet der Demut ein ganzes Kapitel. Natürlich können seine Worte falsch ausgelegt werden, wenn man das Ziel der christlichen Spiritualität, näm­ lich «das Leben in Fülle», aus den Augen ver­ liert und das eigene Verständnis von Bene­ dikts Worten nicht daraufhin überprüft. In dieser Hinsicht ist es bestimmt hilfreich, Rat bei Menschen einzuholen, die Erfahrung auf diesem Weg haben oder einen Regel­ kommentar zu konsultieren. Einer dieser Kommentare, derjenige von Abt Georg Holzherr, bezeichnet das Kapitel über die Demut als Herzstück benediktini­ scher Spiritualität. Wahre Demut siedelt sich im Herzen an. Sie kann nicht ohne weiteres eingeübt werden, sie ist Frucht des christ­ lichen Lebens. Demut muss man sich schen­ ken lassen als Teil des Lebens in Fülle. Aller­ dings muss man für dieses Geschenk bereit sein und das ist eine Herausforderung. «Wer im Glauben voranschreitet, dem weitet sich das Herz.» (Vw 49) Man stelle sich nur einmal vor, wie es wäre, wenn wir eine unfassbare Sehnsucht hätten, die all unsere bisherigen Wünsche in den Schatten stellte und wir dabei aber Gewiss­ heit hätten, dass genau diese Sehnsucht auf jeden Fall Erfüllung finden wird. Wie herrlich wäre es, wenn wir in vollkommener ­Gelassenheit auch unsinnige Anforderun­ gen unserer Vorgesetzten befolgen und uns trotzdem des Lebens freuen könnten? Wie viel einfacher wäre es, wenn wir mit wenig zufrieden wären? Welche Befreiung, wenn wir akzeptieren könnten, dass wir niemals

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Dieses Gemälde aus dem Jahr 1996 hat Silja Walter mit «Der Brandstifter» betitelt, gemeint ist Jesus Christus, der das Feuer der inneren Läuterung anfacht (Foto: aus dem Fundus des Klosters Fahr). perfekt sein werden und wir unsere Schwä­ chen daher nicht mehr als Bedrohung für unrealistische Vorstellungen von uns selber empfinden müssten! Würde uns Schweigen nicht zu besseren Zuhörern machen und wäre es nicht grossartig, wenn wir unsere Worte immer mit Bedacht wählen könnten? Wäre uns mit all dem nicht eine ungeheure Last genommen, die sich unweigerlich in ­unserem Gesicht, in unserer ganzen Körper­ haltung zeigen würde? Das hört sich schon fast zu schön an, um wahr zu sein, nicht wahr? Aber genau da­ rüber spricht das benediktinische Demuts­ kapitel. Dahin will Gott uns befreien. Aller­ dings ist das ein Weg, den wir bewusst gehen müssen, bis ans Ende unserer Tage. Es ist ein Weg, der uns zuweilen vorwärts führt, auf dem wir manchmal aber auch wie­ der ­zurückfallen.


JAHRESTHEMA

Die Benediktsgrotte im Kloster Sacro Speco, wo der junge Mönch laut Überlieferung drei J­ ahre lang seine Gottsuche gelebt hat (Foto: Schwester Laetitia Kuhn). Eine Lebensaufgabe Dass dies eine Lebensaufgabe ist, hat auch die damals 29jährige Cécile (Silja) Walter schnell festgestellt, als sie dem Ruf an sie

«Der Weg ist eng» – auch hinauf zum ­Kloster Sacro Speco (heilige Felsspalte) in Subiaco (Foto: Verena Huber-Halter).

folgte. In ihrem Werk «Der Ruf aus dem ­ arten» erklärte sie: «So dachte ich mir ein G Kloster als Kugel voll Stille, worin die Tage rundum laufen um die immer neue Erfah­ rung des Andern. Darum wollte ich ziemlich, ja wirklich beinahe sogleich in eine Klausur eintreten.» Sie stellte aber schnell fest: «Das Leben in der Klausur ist trotzdem so ge­ wöhnlich wie draussen. Das beunruhigte mich. Warum war das nicht anders? Wenn sich die Erfinder des Klosters getäuscht ­hätten?» Sie begriff, dass die Klausur nicht schon an sich Gottes Ort auf Erden war. Sie selber musste sich in der «Armut» einrichten: «Denn da geht Gott am ehesten nieder, wo nichts ist, nicht in ein bis oben hin gefülltes Herz.» Silja Walter machte sich daran, die benediktinischen Stufen der Demutsleiter zu begehen. Allerdings ging auch ihr Weg, wie aus ihrem Werk gut ersichtlich ist, nicht im­ mer aufwärts. Benedikt selbst schreibt vom Auf- und Abstieg auf dieser Leiter und Abt Georg Holzherr erklärt: «Die Stufen zum hohen Ziel sind nicht im Sinn eines chrono­ logischen Nacheinanders zu verstehen.»

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JAHRESTHEMA

Die Vision des hl. Benedikt als Seiten­ altargemälde in der Fahrer Klosterkirche (Foto: Verena Huber-Halter). «Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin». (Vw 31) Die Psychologin Dr. Pelin Kesebir definiert Demut folgendermassen: Demut folgender­ massen: Demut umfasst die Bereitschaft, die Grenzen des eigenen Selbst anzunehmen und sich seiner eigenen Bedeutung in Welt­ geschichte und Universum bewusst zu sein. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass ein demü­tiger Mensch sich selbst verunglimpft und minderwertig fühlt. Kesebir stellt fest, dass das grosse Gewicht, das heutzutage dem Selbstwertgefühl beigemessen wird, dazu führt, dass man sich in einem zu positi­ ven Licht sieht und sich selbst, andere und die Welt nicht objektiv wahrnehmen kann. Dies, so Kesebir weiter, ruft «einen Zoo von Selbstverteidigungs-Mechanismen» hervor, der viel menschliches Leid verursacht.

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«Der Weg des Heils kann am Anfang nicht anders sein als eng». (Vw 48) Es ist genau diese Art von Demut, zu der uns die benediktinische Leiter führen will. Silja Walter beschreibt dies in «Lea hat mir alles gesagt»: «Die Klausur, wie wir sie erfahren, verändert den Menschen zu sich selber, ­richtig gesagt: von sich weg in die Wirklich­ keit hinein, der er gehört.» Das ist eine Ent­ wicklung, die in dem Moment beginnt, in dem wir bereit werden, uns in aller Offen­ heit und Ehrlichkeit unserer eigenen Wirk­ lichkeit zu stellen. Der Jesuit und Psychologe Franco Imoda stellt in seinem Buch «Human Develop­ment» fest, dass religiöse Entwicklung menschliche Entwicklung voraussetzt. Er be­ schreibt dies als Prozess, der Zeit benötigt und oft auch eine Dimension von Spannung und Leiden mit sich bringt. Imoda betont den Mut, der nötig ist, um sich den Schwie­ rigkeiten zu stellen, wenn man sich für das Leben im Jetzt entscheidet und Hindernisse aus der Vergangenheit überwinden muss, um eine Zukunft aufzubauen, die nicht vor­ hersehbar ist. Thomas Keating erklärt dies in seinem Buch «Das kontemplative Gebet»: «Wir bringen ein fertig gepacktes Paket von Wertvorstellungen und vorgefassten Ideen mit, die neu ausgerichtet werden müssen, wenn sie unsere spirituelle Reise nicht be­ hindern oder in Richtung Pharisäertum ­lenken sollen – das grosse Berufsrisiko aller religiösen und spirituellen Menschen.» «Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!» (Vw 10) Wenn ein Mensch sich selber annimmt, wie er ist, um wie viel wichtiger ist es dann, dass die Gemeinschaft, zu der er gehört, ihm dies auch zugesteht? Benedikt legt daher grossen Wert darauf, die Eigenart der ein­ zelnen Mönche zu respektieren. Wie Micha­ ela Puzicha, Leiterin des Instituts für Bene­ diktinische Studien in Salzburg, anlässlich eines Vortrages im Kloster Engelberg einmal erklärte, ist dieses Anliegen Benedikts über­ all in der Regel zu finden. Sie verwies auf


Schwester Hedwig Silja Walter bezeugt das Geheimnis des Lebens auch in ihrem künstlerischen Lebenswerk (Foto: Liliane Géraud). das Kapitel über den Abt: «Er (der Abt) muss wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen zu führen und der Eigenart vieler zu dienen. Muss er doch dem einen mit gewinnenden, dem anderen mit tadelnden, dem dritten mit überzeugenden Worten begegnen. Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes einzelnen soll er sich auf alle einstellen und auf sie eingehen». Diese Weisung ist gemäss Michaela Puzicha eine der grossen Ausnah­ men in der monastischen Tradition, sie ist nur in der Regel Benedikts zu finden. Auch im Kapitel 64 geht Benedikt noch einmal auf dieses Thema ein, indem er vom Abt «discretio» fordert, nämlich die umsich­ tige Einschätzung der Fähigkeiten einzelner, damit: «die Starken finden, wonach sie ver­ langen und die Schwachen nicht davonlau­ fen.»

JAW HR AE LSLTFH AE HM RA T

Mit der unsagbaren Freude der Liebe eilt er voran auf dem Weg der Gebote Gottes. (Vw 49) Als Voraussetzung für die Wertschätzung des Einzelnen durch die Gemeinschaft gilt natürlich, dass jeder seine eigene Lebensund Selbstkompetenz selbständig trägt. D ­ er Ordensgründer erwartet also von seinen Ordensleuten eine gewisse menschliche ­ ­Reife oder zumindest das Bemühen, sich in diese Richtung zu entwickeln, wie Michaela Puzicha betonte. Auch wenn auf der benediktinischen ­Leiter ein Auf und Ab die Regel ist, kommt man unweigerlich der eigenen Mitte und damit Gott näher, was Erfahrungen ermög­ licht, wie Silja Walter sie in ihrem Gedicht «Voll singenden Feuers» beschreibt: Und Gomer geht summend hinauf in die Küche die Minze zu sieden nichts weiter. Doch alle Schöpfung ihr Herz und die Küche sind voll singenden Feuers. (Aus dem Gedicht «Voll singenden Feuers»)

Bevor ihr mich anruft, werde ich sagen: Hier bin ich. (Vw 18) Unsagbare Freude, wie Benedikt in seinem Vorwort voraussieht, ist also die Frucht be­ nediktinischer Demut. Die Stille der Klausur, der Rhythmus des Klostertages und der ge­ genseitige Gehorsam befreien in das Leben in Fülle, wie es Silja Walter in «Benedikt und der Mut der Mönche» beschreibt: «Und nachdem das bestätigt war, dass das einfache Leben der Benediktinerinnen im Fahr, das so ganz ohne Erlebnisse, so ganz ohne Geheimnisse, so ganz ohne Wun­ der ist, das geheimnisvollste Leben, das wunderbarste Leben ja DAS LEBEN ist, der Armut aus Gehorchen und Schweigen we­ gen, in der der allmächtige Gott seine Woh­ nung nimmt.» Verena Huber-Halter

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WALLFAHRT

Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 2018 Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle) Oktober So, 07.10.2018 Rosenkranz-Sühnekreuzzug

11.00 Uhr Pontifikalamt 14.30 Uhr Andacht

So, 14.10.2018

34. Spanisch sprechende Wallfahrt

12.15 Uhr Eucharistiefeier

So, 14.10.2018

Priesterbruderschaft St. Petrus

14.00 Uhr Eucharistiefeier i.a.R.

Sa, 20.10.2018

Urner Landeswallfahrt

14.00 Uhr Eucharistiefeier

So, 28.10.2018 Indisch-katholische Christen aus der ganzen Schweiz

14.30 Uhr Eucharistiefeier

November Sa, 03.11.2018

Kath. Landvolk, Stuttgart (D)

10.30 Uhr Andacht

Dezember So, 02.12.2018 Freundeskreis Hans Urs von Balthasar 09.30 Uhr Konventamt

Rosenkranzsonntag in Einsiedeln Der Rosenkranzsonntag ist der letzte grosse Pil­ gertag der Wallfahrtssai­ son. Mit einem festlichen Pontifikalamt und einer feierlichen Pontifikalves­ per mit anschliessender Eucharistischer Prozes­ sion wird ein Wort des heiligen Papstes Johan­ nes Paul II. konkret erleb­ bar: «Den Rosenkranz be­ ten heisst nichts anderes, als zusammen mit Maria das Antlitz Christi zu be­ trachten.» 09.30 Uhr 16.30 Uhr

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Feierliches Pontifikalamt, mitgestaltet vom Stiftschor Feierliche Pontifikalvesper mit Eucharistischer Prozession


WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater lädt ein

Ein Gott der Lebenden Mit dem Rosenkranzsonntag am 7. Oktober und dem Meinradssonntag am 14. Okto­ber (siehe «liturgischer Kalender» auf Seite 12) endet die diesjährige Wallfahrtssaison. Drei besondere Tage erinnern in der Folge auch an die Endlichkeit unseres eigenen Lebens, beziehungsweise an unsere christliche Hoffnung auf dessen Vollendung in Gott. Während die Kirche am 1. November das Hochfest Allerheiligen feiert, gedenkt sie am darauffolgenden Tag jener Verstorbe­ nen, deren Vollendung noch aussteht. Im Kloster Einsiedeln wird darüber hinaus noch ein weiteres Mal der Verstorbenen gedacht: am 23. Oktober. Aller Äbte Jahrzeit Unter Abt Burkhard von Krenkingen-Weis­ senburg (Abt von Einsiedeln 1418–1438) ist erstmals diese gemeinsame Jahrzeit für alle Äbte, Mönche, Nonnen und Wohltäter be­ zeugt. In unseren Tagen wird aber auch für alle verstorbenen Pilger, Oblaten, Schüler, Mitarbei­tenden und aller, die mit dem Klos­ ter verbunden waren, gebetet. Sie alle ver­ trauen wir Gottes barmherziger Liebe an. Das feierliche Pontifikalrequiem beginnt am 23. Oktober um 11.15 Uhr in der Kloster­ kirche und schliesst mit dem sogenannten «Libera» über der Gruft des Klosters. Das Requiem ist ein eindrücklicher Gottesdienst, zu dem die Klostergemeinschaft herzlich einlädt. Hochfest Allerheiligen Die Heiligen sind Zeugen für die Kraft Got­ tes und für den Sieg des Auferstandenen, der in seiner Kirche lebt und wirkt. Die Hei­ ligen sind Fürsprecher und Wegweiser auf das Ziel hin, zu dem wir selber noch unter­

Die Gruft unter dem Boden der Kloster­ kirche (Foto: Jean-Marie Duvoisin) wegs sind. Das festliche Pontifikalamt wird am 1. November vom Stiftschor musikalisch mitgestaltet und beginnt um 09.30 Uhr. Für die übrigen Gottesdienste gilt die Feiertags­ ordnung. Gedächtnis Allerseelen Am 2. November begeht die Kirche den Ge­ dächtnistag Allerseelen. Das Gebet für die Verstorbenen gehört seit Beginn zur christ­ lichen Glaubenspraxis. Das christliche Toten­ gedenken ist von der österlichen Hoffnung geprägt: Der Mensch hat eine Zukunft in Gott. Im feierlichen Konventamt um 11.15 Uhr mit anschliessendem Gebet über der Gruft beten wir für alle Verstorbenen im Vertrauen auf das Wort Jesu: «Gott ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle» (Lukas 20,38). Pater Philipp Steiner Beten Sie mit uns!

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WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den Oktober 1. Mo

Hl. Theresia vom Kinde Jesus (†1897) Ordensfrau, Kirchenlehrerin

4. Do

Hl. Franz von Assisi († 1226) Ordensgründer

7. So 09.30 16.30

27. Sonntag im Jahreskreis Rosenkranzsonntag Feierliches Pontifikalamt Feierliche Pontifikalvesper Eucharistische Aussetzung Prozession

23. Di 11.15

Jahresgedächtnis für alle Äbte, Mönche, Nonnen und Wohltäter Feierliches Konventamt

28. So 30. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 31. Mi 11.15

Fest hl. Wolfgang Mönch von Einsiedeln, Bischof von Regensburg Feierliches Konventamt

13. Sa Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.15– Eucharistische Anbetung 16.00 in der Unterkirche 14. So 09.30 16.30

28. Sonntag im Jahreskreis Äussere Feier der Übertragung der Reliquien des heiligen Meinrad Feierliches Konventamt Feierliche Vesper Prozession mit dem Haupt des heiligen Meinrad

15. Mo

Hl. Theresia von Jesus († 1582) Ordensfrau, Kirchenlehrerin

16. Di

Hl. Gallus († 7.Jh.) Mönch, Einsiedler, Glaubensbote

17. Mi

Hl. Ignatius von Antiochien († 117) Märtyrer

18. Do Fest hl. Lukas, Evangelist 11.15 Feierliches Konventamt 21. So 09.30 16.30

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29. Sonntag im Jahreskreis Missionssonntag Feierliches Konvent Feierliche Vesper

Gebetsmeinungen Weltkirche Evangelisation: Die Sendung der Ordensleute Dass sich die Ordensleute wirksam für Arme und Ausgegrenzte einbringen. Kirche Schweiz Wir danken Gott für die Botschaft seiner grenzenlosen Liebe. Wir beten für alle, die sich weltweit für Menschen in Not einsetzen und damit das Evangelium der Liebe Gottes verkünden.


WALLFAHRT

Liturgischer Kalender für den November 1. Do Hochfest Allerheiligen 09.30 Feierliches Pontifikalamt 16.30 Feierliche Pontifikalvesper 2. Fr Allerseelen 11.15 Feierliches Konventamt 16.30 Vesper 4. So 31. Sonntag im Jahrskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 9. Fr 1 1.15

Fest Weihe der Lateranbasilika Feierliches Konventamt

10. Sa

Leo der Grosse († 461) Papst

11. So 09.30 16.30

Hochfest Hl. Martin von Tours († 397) Bischof, Patron des Kt. Schwyz Feierliches Konventamt Feierliche Vesper

13. Di Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 13.00- Anbetung in der Unterkirche 16.00 Feierliche Vesper 16. Fr

Hl. Othmar († 759) Gründerabt von St. Gallen

17. Sa

Getrud die Grosse (†1302) Ordensfrau, Mystikerin

18. So 33. Sonntag im Jahreskreis 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 21. Mi

Unsere Liebe Frau von Jerusalem

22. Do

Hl.Cäcilia († 230) Jungfrau, Märtyrin

24. Sa

Hl. Kolumban († 615) Abt, Glaubensbote

25. So Hochfest Christkönigs­sonntag (34. Sonntag im Jahreskreis) 09.30 Feierliches Konventamt 16.30 Feierliche Vesper 30. Fr Fest Apostel Andreas 11.15 Feierliches Konventamt

Gebetsmeinungen Weltkirche Universal: Im Dienst des Friedens Dass die Sprache des Herzens und der Dialog stets Vorrang haben vor Waffen­gewalt. Kirche Schweiz Wir danken Gott, dass er den Tod für immer verschlungen hat und die Tränen von jedem Gesicht abwischen wird. Wir beten für unsere Verstorbenen und für alle, die um einen lieben Verstorbenen trauern.

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WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen Seelsorge

Öffnungszeiten

Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Montag bis Samstag: 10.00 –11.00 / 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr

Kirchenpforte Montag bis Samstag: 08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr Sonn- und Feiertage: 08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.15 Uhr

Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00 – 21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00 – 20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr

Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00 –11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / 13.30 –17.30 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch

Gottesdienste in der Klosterkirche Sonn- und Feiertage

Werktage

17.30 Uhr 07.15 Uhr 08.00 Uhr 09.30 Uhr

06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 07.15 Uhr Laudes

Vorabendmesse (Hauptaltar) Laudes Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar)

11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar) 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 20.00 Uhr Komplet

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09.30 Uhr 11.15 Uhr 12.05 Uhr 16.30 Uhr 17.30 Uhr 20.00 Uhr

Kapellmesse (Gnadenkapelle) Konventmesse (Hauptaltar) Mittagsgebet Vesper/Salve Regina Kapellmesse (Gnadenkapelle) Komplet


WALLFAHRT

Liturgisches Grundwissen

Messgewand Am Anfang, in der Antike, stand der Regenmantel, ein radartig geschnittener Überwurf, den ein­ fache Menschen als Wetterschutz trugen. Dann wurde er auch in höheren Kreisen beliebt. Seit dem 4. Jahrhundert galt er als festliches Kleidungsstück. Des­ halb wurde er Teil der liturgi­ schen Kleidung des Klerus. Den Charakter als glockenartiger Mantel mit einem Schlitz für den Kopf blieb bis ins Mittelalter er­ halten. Er fiel wie ein Umhang mit vielen Falten über Arme und Körper. Als im Laufe des Mittelalters schwerere Stoffe aufkamen, än­ Pater Kolumban als Zelebrant in einem Messgederte man den Schnitt: Für die wand aus der Fahrer Paramentenwerkstatt. Feier der Messe brauchte der Priester Armfreiheit. Der schwere Stoff war hinderlich. Man kürzte Schritt für Schritt die Seiten des Mantels, bis im Barock nur noch der Ausschnitt für die Arme blieb. Auch die Länge des Mantels passte man an. Brust- und Rückenseite waren indes auch durch reiche Verzierung noch fester geworden. Das barocke Messgewand sah aus wie eine Bassgeige und wird deshalb auch so genannt. Als am Ende des 19. Jahrhunderts Romanik und Gotik ein Revival erlebten, kamen erneut weite Kaseln in Gebrauch. Heute gilt, dass ein gutes Messgewand die Bewe­ gungen des Priesters unterstützen muss, also einen funktionsgerechten Schritt braucht. Sein mantelartiger Charakter wird vor allem durch die Fülle und die Qualität des Stoffes unterstrichen.

(Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulus­ verlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

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WALLFAHRT

Dritte Familienwallfahrt im Kloster Einsiedeln

Segen für die Kinder zum Schuleintritt Am Sonntag, 12. August 2018, führte das Kloster Einsiedeln zum dritten Mal eine Fa­ milienwallfahrt durch. 13 Familien trafen sich um 11.00 Uhr zur gemeinsamen Eucha­ ristiefeier mit Abt Urban. Zur musikalischen Mitgestaltung konnte auch dieses Jahr wie­ der eine kleine Jugendgruppe gebildet wer­ den, die sich während des Wochenendes in den Räumen des Internates und der Schule darauf vorbereitete. Bis nach der Predigt waren die Kleinsten derweil mit verschiede­ nen Spielen beschäftigt. Danach allerdings hielten auch sie Einzug mitten in die Gottes­ dienstversammlung, um beim Hauptteil der Eucharistiefeier dabei sein zu können. Im Anschluss an den Gottesdienst blieb genug Zeit für das gemeinsame Mittagessen und zu Spiel und Bewegung im grossen Stu­ dentenhof bei schönstem Sonnenschein. Im Nachmittagsprogramm gab es für die Kinder und Jugendlichen nebst Bewährtem wie die Pferde im Marstall, die Spurensuche im Kloster mit Pater Philipp oder Spiel und Spass mit Pater Cyrill, dieses Jahr auch ein neues Angebot: Unser Stiftsorganist Pater Theo bot die Gelegenheit, die Einsiedler Or­ geln zu entdecken. Da durfte man auch sel­ ber mal in die Tasten greifen oder in das riesige Instrument reinschauen, während der Organist spielte. Die Kleinsten konnten sich unter guter Betreuung dreier Frauen wieder ihren Spielen widmen, so dass die Eltern aufmerksam den Ausführungen des Referenten folgen konnten. Da im vergangenen Jahr von verschiede­ ner Seite der Wunsch geäussert worden war, man würde doch gerne noch etwas mehr vom Kloster selber an einem solchen Wall­ fahrtstag mitbekommen, luden wir dieses

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Sie hat bereits lesen gelernt (Foto: Jean-Marie Duvoisin). Jahr keinen Referenten für ein Impuls-Refe­ rat ein. Dafür gab unser Pater Jean-Sébasti­ en einen Einblick in sein künstlerisches Schaffen und betrachtete mit den Eltern das eine oder andere Bild. Die regelmässigen Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift wer­ den in etwa ahnen können, welche Kost den Eltern hier geboten wurde, die auch da und dort einen tiefen Eindruck und Dankbarkeit hinterliess. Der anschliessende Kaffee bot den Fami­ lien nochmals die Möglichkeit zu gegensei­ tigem Austausch, während die Kinder und Jugendlichen mit einer Glacé beschenkt wurden, welche man beim heissen Wetter offensichtlich gerne annahm. Die Wallfahrt fand ihren bewährten Ab­ schluss in einer kurzen Andacht in der Gna­ denkapelle mit Pater Philipp bei der Einsied­ ler Muttergottes. So wurden die Familien mit dem Segen Gottes wieder nach Hause entlassen. Einen besonderen Segen galt nicht zuletzt den Kindern, die Tags darauf ihren ersten Schultag hatten. Pater Daniel Emmenegger


Haben Sie gewusst, dass ...

(Foto: Thierry Bösiger/Imagepoint).

…manchmal etwas unerhört sein kann, ohne dass überhaupt etwas passiert? Jemand hat eine Bitte ausgesprochen, der Adressat reagiert überhaupt nicht darauf, der Bittende bleibt uner­ hört. Das Leben und die Literatur kennen auch unerhörte Liebhaber; schmachtende Sehn­ sucht, feurige Liebesbekenntnisse eines Verliebten laufen ins Leere, sie finden kein Gehör bei der Angebeteten. Für religiöse Menschen werden unerhörte Gebete oft zu einer quälenden Frage, die zu Zweifeln an der Existenz oder der Güte Gottes führen können.

Glücklicherweise aber ist das Unerhörte meistens nicht eine ausbleibende Antwort auf eine Sehnsucht oder Bitte. «Unerhört» ist im Gegenteil etwas, was über das Erwartete, Erhoffte oder Bekannte hinausgeht. Da rast einer mit unerhörter Geschwindigkeit dahin, einer ver­ spielt oder gewinnt eine unerhörte Summe im Kasino, das im Gegensatz zu seiner italienischen Bedeutung nicht ein kleines Haus oder ein anmutiges Landhaus ist. Und dass es auch möglich ist, ohne unerhörte Anstrengungen, sondern nur durch geschickte Absprachen unerhörte Gewinn zu machen, haben uns ja Baufirmen im Unterengadin demonstriert. Der lateinische Dichter Horaz (65–8 v. Chr.) war ein erklärter Gegner alles unerhört Grossen, Mächtigen, Überdimensionierten. Er preist als ideale Lebensweise in bildhafter Sprache die «Mitte»: Strebe nicht nach einem Palast, um den man dich beneidet, aber sei auch nicht mit einer schmutzigen Hütte zufrieden, fahre nicht auf das stürmische Meer hinaus, aber bleibe auch nicht ängstlich am Ufer kleben. Dem Unglück stelle dich herzhaft und stark entgegen, vor dem unerhörten Glück, das dir winkt, zieh aber das Segel ein, stürze dich nicht hinein. Religiösen Ausdruck gibt dieser Haltung Eduard Mörike (1804–1875) «Herr! schicke, was du willt,/ ein Liebes oder Leides; / Ich bin vergnügt, dass beides / aus deinen Händen quillt. Wollest mit Freuden / und wollest mit Leiden / mich nicht überschütten! / Doch in der Mitten / liegt hol­ des Bescheiden.» Pater Alois Kurmann

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KLOSTER EINSIEDELN

In Memoriam

Bruder Suso (1932 – 2018) Am Sarg eines Menschen zu sein, der uns viel bedeutet hat – das ist eine grosse Herausfor­ derung. Das geht uns zu Herzen. Wir haben unser Alltagsgeschäft verlassen, um uns hier zu versammeln. Und hier in der Klosterkirche vor dem offenen Sarg werden wir aus aller Oberflächlichkeit herausgerüttelt. Wir sind mit dem konfrontiert, was allein todsicher ist in unserem Leben. Es läuft nicht einfach so weiter wie immer. Das gilt für uns alle. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir werden konfron­ tiert mit Fragen von Leben und Tod. Der christliche Beerdigungsgottesdienst bringt unsere alltäglichen Vorstellungen ganz gehörig durcheinander. Hier begegnen wir nicht der Logik, die uns allen vertraut ist. Hier begegnen wir einer umgekehrten Logik. Wir stellen uns der Wirklichkeit des Todes – ohne sie zu verdecken. Aber wir bedauern nicht, dass das Leben von Bruder Suso jetzt vorbei ist. Wir trösten uns nicht mit dem Hin­ weis, dass wir ihn nicht vergessen werden und er so unsterblich bleibt. Das wäre tat­ sächlich ein schwacher Trost. Dann wären die meisten Verstorbenen in kurzer Zeit einfach verschwunden. Nein, hier geht es um viel mehr. Dieser Gottesdienst ist Verkündigung unseres Glaubens. Der Tod von Bruder Suso ist nicht das Ende seines Lebens, sondern sei­ ne Vollendung. Der Tod ist die Heimkehr in die volle Gemeinschaft mit dem Gott, der Bruder Suso das Leben geschenkt hat. Wir glauben, dass Gott uns das Leben in Fülle schenken will – für immer und ewig. Der Tod ist nicht ein Bruch im Leben, sondern ein Wandel. So wird Abt Urban zu Beginn des grossen eucharistischen Gebetes singen: «Denn deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen.» Dieser

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Bruder Suso Jöhl (Foto: zvg). unser Glaube prägt unser ganzes Leben. Oder vielleicht doch nicht? Sind wir nicht im­ mer wieder in der Versuchung, der Logik zu folgen, die einfach grad in der Luft liegt? Von einer umgekehrten Logik spricht ­Jesus im Evangelium in aller Deutlichkeit. Er spricht von den Machtverhältnissen in der Welt. Und dann dieses so klare Wort: «Bei euch aber soll es nicht so sein!» Immer wieder wird dieses Wort in der Kirche vorgelesen, aber oft machen wir es durch unser Leben leider nicht wahr. Wie oft gleicht die Macht in der Kirche der Macht in der Welt! Nicht von ungefähr sprechen wir auch in der K ­ irche von Karriere, von Machthabern, von Kirchen­ fürsten, von Oberen. So werden wir auch von vielen Menschen draussen wahrgenommen. Und doch bleibt das wegweisende Wort Jesu: «Bei euch aber soll es nicht so sein, son­


dern wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.» Das gilt nicht nur für den Papst, die Bischöfe, die Ordensoberen. Nein, das gilt für alle Getauften. Das gilt für uns alle: im Kloster, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Begegnung mit Menschen wo auch im­ mer. «Wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.» Diesen Weg ist Jesus gegangen – den dürfen in sei­ ner Nachfolge auch wir wagen. Dann ge­ winnt unser Leben eine ganz neue Qualität. Dann werden wir nicht mehr verkrampft ­suchen, unsere Pflichten zu erfüllen. Uns wird in aller Treue eine Gelassenheit ge­ schenkt, die uns frei macht und selbst bei grössten Schwierigkeiten den Humor nicht verlieren lässt. Wir müssen nicht an allem festhalten in der Angst, etwas zu verpassen. Wir können mit derselben Liebe und Hinga­

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be grosse und kleine Dienste wahrnehmen. Wir müssen ­unseren Glauben nicht verteidi­ gen, wir dürfen ihn leben. Aus diesem Glauben bemühte sich Bru­ der Suso, sein Leben als Getaufter und als Mönch zu gestalten. «Nichts höher stellen als Christus, der uns alle zum ewigen Leben führen möge.» So endet das Kapitel 72 der Mönchsregel des heiligen Benedikt, das Lieblingskapitel von Bruder Suso. Wie wich­ tig ihm dieses Kapitel war, das haben sehr viele Menschen hier im Kloster, in seiner Ver­ wandtschaft, in seinem grossen Bekannten­ kreis, an der Kirchenpforte und bei zufäl­ ligen Begegnungen erfahren dürfen. So muss man nicht überrascht sein, wenn zu dieser Beerdigung auch Menschen aus ande­ ren Religionsgemeinschaften gekommen sind. Diese Glaubenshaltung versuchte Bru­ der Suso zu leben und durch sein Beispiel auch anderen unaufdringlich ans Herz zu legen. Die Welt schreit nach Menschen, die von einer Hoffnung erfüllt sind, die durch alles trägt. Solche Menschen tun gut. Pater Martin Werlen

Lebenslauf Am 4. November 1932 wurde den Eltern Alois und Maria Jöhl geb. Weiss ein gesunder Knabe geschenkt, den sie zwei Tage später in der Pfarrkirche zu Abtwil im Kanton Sankt Gallen auf den Namen Karl taufen liessen. Karl war das zweitälteste von insgesamt zehn Kindern. Seine Kinder- und Jugendzeit verbrachte Karl in Abtwil. 1941 empfing er seine erste heilige Kommunion und noch im selben Jahr das Sakrament der Firmung. Schon als Primarschüler war Karl in den Ferien auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben tätig, was dann nach seiner Schulzeit eine entsprechende Fortsetzung fand. In den ­Arbeitszeugnissen, die Karl von den einzelnen Landwirten, auf deren Betrieben er gear­ beitet hatte, erhielt, fällt besonders eines auf: Überall wird Karls Liebe zu den Tieren und die gute Behandlung, die er ihnen zukommen liess, hervorgehoben. Wer gesehen hat, wie sehr sich Bruder Suso zuletzt an den jungen Enten in unserem Fratergarten freuen konnte, kann sich ungefähr ein Bild von dieser Liebe zu den Tieren machen. Am 12. Mai 1958 trat Karl Jöhl nach anfänglichem Zögern ins Kloster Einsiedeln ein. Der Abtwiler Pfarrer Paul Stadler bedauerte, dass der 25-jährige schon so alt sei, denn er hätte in ihm einen fähigen Priesteramtskandidaten gesehen. Nach einem Jahr Noviziat legte Karl am 8. Dezember 1959 seine Einfache Profess ab, bei der er den Namen des sel. Heinrich Seuse erhielt. In den etwas mehr als sechs Jahren bis zur Feierlichen Profess im Januar 1966 wurde für Bruder Suso eine Konsequenz des Kloster­

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KLOSTER EINSIEDELN eintritts besonders spürbar: Die Trennung von der Familie, die nicht nur für ihn selber, sondern auch für seine Familie, besonders für die Eltern, schmerzhaft war. Spürbar wurde das insbesondere dadurch, dass Bruder Suso während dieser Zeit nie nach Hause zu seinen Angehörigen gehen konnte. So zumindest lautete die Regel. Vielleicht ist es bezeichnend, dass Bruder Suso sich auf die heilige Scholastika, die Schwester unseres Ordensvaters Be­ nedikt berief, wenn er den Verantwortlichen im Kloster den Gedanken nahelegte, in ge­ wissen Abständen einen Besuch zu ermöglichen. So schrieb er: «Es gäbe doch gewiss manch freudiges Herz, wenn man so circa jedes zweite Jahr zu den Ange­hörigen könnte. Dadurch würde ihnen ohne Zweifel das Kreuz erleichtert. Gab doch Gott der heiligen Scholastika durch ein Wunder Zeit, dass sie länger bei ihrem Bruder weilen konnte.» Und tatsächlich bewirkte Gott auch für Bruder Suso ein ähnliches «Wunder»: Auf die an Abt Raimund Tschudy gerichtete Bitte seiner Schwester Ida hin durfte Bruder Suso an deren Hochzeit teilnehmen. Begründet wurde diese Ausnahme von der Regel mit dem Umstand, dass der Bräutigam ebenfalls einen Bruder im Kloster habe. Im Kloster arbeitete Bruder Suso während sieben Jahren vor allem im Garten und dann von 1965 bis 1999 in der Klosterküche. Es war wohl ein Zugeständnis an seine Liebe zu den Tieren, wenn ihm im Kloster die Bienen anvertraut wurden. Diese Verantwortung nahm er bis vor wenigen Jahren wahr, und er sorgte auch dafür, dass seinen Mitbrüdern an hohen Festtagen das Frühstück mit Honig versüsst wurde. Während den fast vier Jahrzehnten in der Klosterküche kam Bruder Suso mit sehr vielen Menschen in Kontakt. Viele, deren Leben nicht gerade auf Rosen gebettet war, fanden bei Bruder Suso Trost. Seine Einfachheit und sein Humor wirkten gerade in schwierigen Situationen befreiend – auch im Kloster. Trost und Freude spendete Bruder Suso auch mit seinen vielen Gedichten, die er weitherum verschickte. Nach seinem Tod schrieb jemand: «Ich verliere in Bruder Suso einen langjährigen, treuen Begleiter. Er ist der erste christliche Mönch, dem ich begegnet bin, nach einer langen Lebensphase mit hinduistischen Mön­ chen.» Bis wenige Monate vor dem Tod war Bruder Suso in der F­ unktion des Klosterpfört­ ners auch noch für die vielen Menschen da, die täglich an ­unsere Kirchenpforte klopfen. Dass Bruder Suso die «gewöhnlichen Dinge gut tut» und seine Berufung täglich «mit grösster Selbstverständlichkeit» lebt, dies waren wohl entscheidende Gründe, die im Jahr 2002 den damaligen Abt Martin Werlen dazu bewogen, Bruder Suso das Amt des S­ ubpriors zu übertragen. Dieses Amt bekleidete Bruder Suso bis zum Jahr 2008. Damit geht er in besonderer Weise in die jüngere Geschichte unseres Klosters ein: Er, ein Bruder und damit Nichtpriester, hatte das Amt eines Oberen inne. Wenn wir das zusammennehmen: Die vielen Menschen, die Bruder Suso begleitete und das Amt des Oberen im Kloster, so kann man nicht leugnen, dass Bruder Suso de facto ein Seelsorger war. Vielleicht hatte der Abtwiler Pfarrer es gar nicht so falsch g ­ esehen, wenn er im 25-jährigen Karl einen fähigen Priester­amtskandidaten gesehen hat. Etwa eine Stunde vor seinem Tod sprach Bruder Suso ein letztes Wort. Mir scheint es Ausdruck einer gelebten Haltung zu sein. Und vielleicht dürfen wir dieses Wort sozu­sagen als sein Vermächtnis mit auf den Weg nehmen und uns auch unsererseits in dieser Haltung üben. Das Wort lautete ganz schlicht: «Danke!» Danke für einen Schluck Wasser. Pater Daniel Emmenegger

«Muttergottes mit Jesuskind» auf einem Messgewand aus der Grossen Sakristei des Klosters Einsiedeln (Foto: Bruder Gerold Zenoni)

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KLOSTER EINSIEDELN

Pater Lukas Helg – 42 Jahre im Dienst der klösterlichen Kirchenmusik

Ein Bauernbub als Einsiedler Stiftskapellmeister Gerne betont Pater Lukas Helg, er sei halt ein Bauernbub. Ob er mit diesem Hinweis sein manchmal schon fast lausbubenhaftes Benehmen beschreiben möchte? Seine musikalischen Fähigkeiten kann er jedenfalls nicht meinen, wenn es um seine Herkunft geht: Dafür war er von der Familie her gleichsam prädestiniert. Zudem bedeutet Bauernbub zu sein für mich: bodenständig, gesund. Tatsächlich wurde für das musikalische Wirken von Pater Lukas in seiner Familie im Toggenburg und später im Kloster ein guter Boden gelegt. Natürlich stimmt es: Pater Lukas ist ein Bau­ ernbub. Das heisst aber in keiner Weise, er hätte damit nicht gute Voraussetzungen ge­ habt, um die Musik zu einem seiner Lebens­ inhalte zu machen. Viel wurde in seiner Kindheit zu Hause gesungen und musiziert. So ist Pater Lukas nicht der einzige unter sei­ nen Geschwistern, die ihre musikalischen Talente ausgelebt haben und es noch tun. Bezeichnend für ihn ist einzig sein Weg zur Kirchenmusik. Dazu verholfen hat ihm unse­ re klösterliche Liturgie. Und die Stadt Salz­ burg. Vom Schul- zum Kirchenchor Viele wissen um die Liebe des Toggenbur­ gers zu Salzburg. In den Jahren 1971 bis 1975 saugte er dort die Kirchenmusik gleichsam auf. Schliesslich wurde er 1976 Kapellmeister unseres Klosters und konnte seitdem Gene­ rationen von Schülerinnen, Schülern, Mit­ brüdern, Chormitgliedern und Orchesterbe­ geisterten diese seine Liebe weitergeben. Mit einer Amtszeit von 42 Jahren hat er in der Ausdauer alle seine Vorgänger in unse­ rer langen Tradition übertroffen und so dem musikalischen Leben in Einsiedeln sei­ nen Stempel aufgedrückt. Seine Herkunft als Bauernbub mag manche seiner gefühl­ vollen Reaktionen geprägt haben. Ansons­

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ten hat Pater Lukas aber längerfristig an­­gelegte Änderungen in der Einsiedler Kir­ chenmusik vorgenommen, die nachhaltig sind. Erinnern möchte ich dabei nur an die Veränderung des Stiftschors von einem Schulchor zu einem Kirchenchor der ge­ sangsbegeisterten Frauen und Männer aus der Region. Persönliche Förderung Als Pater Lukas seine Aufgabe als Stiftska­ pellmeister des Klosters übernahm, war ich acht Jahre alt. Meine Stimme war noch un­ gebrochen und so hoch, dass ich höher als die anderen in meiner Klasse singen konnte. Darum wurde ich vom Radio eingeladen.

Pater Lukas (rechts), Abt Urban und Lukas Meister zelebrieren die Stabsübergabe (Foto: Klaus Annen).


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Am 9. September dirigierte Pater Lukas Helg zum letzten Mal «seinen» Stiftschor im Rahmen der Sonntagsmesse in St. Gerold (Foto: Pater Georg Liebich). Meine Rolle in einem Singspiel war jene des jungen David, der, begleitet von seiner Har­ fe, den schwermütigen König Saul mit der Musik erheitern und befreien sollte. Diese Rolle deute ich hier nicht nur davidisch, son­ dern auch lukanisch: Hat es nicht auch Pater Lukas immer wieder verstanden, beim Musi­ zieren andere zu erfreuen? Als ich später in die Stiftsschule eintrat, begegnete ich Pater Lukas nicht an der Harfe, sondern mit dem Cello. Schüchtern, wie ich damals war, trat ich ins Orchester ein. Pater Lukas aber wuss­ te mich zu fördern: Mit einem Kollegen zu­ sammen sass ich im Theatersaal der Schule vor einem Publikum mässig interessierter Schülerinnen und Schüler und spielte die 1. Stimme des Cello-Doppelkonzertes in g-Moll von Antonio Vivaldi – mit viel Vib­­rato, mehr romantisierend als in barocker Manier, aber mit der wichtigen Erfahrung, vor einer grossen Menge bestehen zu kön­ nen. Und auch meine Stimme war verhalten beim Singen. Mein Nachbar im Männerchor, Pater Roman Bannwart, sagte mir jeweils, er höre nichts von mir. Ob ich auch mit kräfti­ gerer Stimme neben seinem vollen Bariton

eine Chance gehabt hätte? Pater Lukas ver­ setzte mich eines Tages in den 2. Tenor. Dort durfte ich meine eigene Stimme entdecken. Pater Lukas konnte nicht ahnen, worauf er mich damit vorbereitet hatte. Es bleibt bei Lukas Pater Lukas hat es nicht nur verdient, würdig verdankt, sondern noch mehr gut ersetzt zu werden. Auch der neue Kapellmeister heisst Lukas: Lukas Meister. Er ist der Wunschkan­ didat von Pater Lukas als dessen Nachfolger. Der andere Lukas ist zwar nicht Toggenbur­ ger, dafür Meister des Opern- und Konzert­ dirigates, Musiker und Musikpädagoge. Auch war er Generalmusikdirektor in Deutschland. Und Lukas Meister soll nicht nur verwalten, sondern darf auch entfalten: In Kirche, Hof und Stiftsschule wird er unse­ re reiche Musiktradition weiterentwickeln und in die Zukunft führen. Gerade an der Stiftsschule, wo Lukas Meister die musikali­ schen Formationen leitet, soll er das musika­ lische Leben weiter fördern. Projekte sind willkommen, die Nähe zum Kloster ist eine grosse Chance. Und ein erstes Projekt ist be­

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KLOSTER EINSIEDELN reits unterwegs: Das Kloster schenkte eine in den 1990er-Jahren von einem jüdischen Ehepaar erhaltene Instrumentensammlung dem Jerusalem Music Center, der bedeu­ tendsten Ausbildungsstädte für junge Musi­ kerinnen und Musiker in Israel. Im Septem­ ber wird nun Lukas Meister eine Masterclass israelischer Jungmusikerinnen und -musiker an der Stiftsschule begleiten. Ich bin darum gespannt und freue mich auf unsere musika­ lische Zukunft. Der Dank Damit knüpft der neue Lukas beim älteren an: Auch Pater Lukas Helg war lange Jahre Förderer der Kirchenmusik und gleichzeitig der musikalischen Talente junger Generatio­ nen. Eben: über Jahrzehnte hinweg! Ich habe darum allen Grund, wenn ich mit die­

sen Zeilen das Wirken von Pater Lukas – auch im Namen meiner Klostergemeinschaft – verdanke: sein Engagement während 42 Jahren für den Stiftschor, für das Kloster, für die Stiftsschule – und für mich ganz persön­ lich. Pater Lukas setzt sich nun aber nicht einfach zur Ruhe. Er dirigiert weiter den klösterlichen Männerchor und betreut unse­ re international einzigartige Musikbiblio­ thek. Für diese ist Pater Lukas nicht nur ein wandelndes Lexikon, sondern auch als be­ geisternder Führer bekannt. Wer dies erle­ ben möchte, warte gespannt auf eine für 2019 in den Monaten Juni bis Oktober im Museum FRAM geplante Ausstellung. Unse­ re Musikbibliothek wird dann lebendig er­ zählt werden durch den allerorts bekannten und talentierten Toggenburger Bauernbub. Abt Urban Federer

Pater Lukas Helg

Rückblick auf 42 Jahre Kapellmeister Zur Stabsübergabe als Kapellmeister legt Pater Lukas Helg eine Art Rechenschafts­ bericht in Buchform vor. Die 64-seitige Schrift, die wir in «Salve» in Fortsetzung abdrucken, beschliesst der klösterliche Musikmeister augenzwinkernd mit einem «Abgesang, nach der Melodie vom Lied des Hans Stadinger «Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar» aus Lortzings Oper ‹Der Waffenschmied› zu singen». Angesichts der Tatsache, dass Pater Lukas den Taktstock an einen weltlichen Nachfolger übergibt, beginnt er seinen Rechenschaftsbericht mit einer nicht ganz unberechtigten Frage: Bin ich der Letzte? In der Festschrift «Congaudent angelorum chori» zum 80. Geburtstag unseres langjäh­ rigen Choralmagisters P. Roman Bannwart im Jahre 1999 habe ich einen 20-seitigen Ar­ tikel zum Thema «Die Einsiedler Kapellmeis­ ter seit 1800» geschrieben. In der Liste der dort aufgeführten 27 Kapellmeister seit dem Jahr 1791 überragt betreffend der Län­ ge der Amtszeit P. Basil Breitenbach (1855– 1920) alle übrigen. Er wurde mit 28 Jahren

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(1882) Kapellmeister und blieb es bis zu sei­ nem Tod, hatte also eine Amtszeit von 38 Jahren. Von seinen 21 Vorgängern waren nur vier länger als 10 Jahre im Amt. Den Re­ kord hielt P. Clemens Hegglin (1828–1924) mit einer Amtszeit von 19 Jahren. Die restli­ chen 17 Vorgänger hatten dieses Amt im Maximum 5 Jahre inne. In den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde fast in jedem Jahr ein neuer Kapellmeister ernannt. Wie schaut es in dieser Beziehung bei den Nach-


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Stiftschorprobe im alten Musiksaal 1964, Pater Lukas erste Reihe in der Mitte (Foto: zvg). folgern von P. Basil Breitenbach aus? P. Alois Gyr (1884–1958) war Kapellmeister von 1920 bis 1931 (11 Jahre). Auf ihn folgte P. Otto Rehm (1887–1971), der von 1931 bis 1947 die­ ses Amt ausübte (16 Jahre). Dessen Nachfol­ ger war P. Oswald Jaeggi (1913–1963) mit einer Amtszeit von nur 2 Jahren (1947 bis 1949). Dann übernahm P. Daniel Meier (1921–2004) den Posten des Kapellmeisters und blieb bis im Juli 1976 im Amt (26 Jahre). Schliesslich wurde ich im Alter von 32 Jahren von Abt Georg Holzherr zum Einsiedler Stiftskapellmeister ernannt. Dass ich rekord­ verdächtige 42 Jahre auf diesem Posten ausharren und betreffend Länge der Amtszeit sogar mein grosses Vorbild P. Basil Breiten­ bach um vier Jahre übertreffen würde, ­hätte ich mir zu Beginn niemals vorstellen können. Jetzt, wo ich von Generalmusikdirektor Lu­ kas Meister, dem ersten weltlichen Einsied­ ler Stiftskapellmeister, abgelöst werde, möchte ich anhand von einzelnen Stichwor­ ten abliefern, was ich am Schluss des an­ fangs erwähnten Artikels in Aussicht gestellt habe, einen «Rechenschaftsbericht über meinen Dienst auf diesem verantwortungs­ vollen Posten». Es könnte ja sein, dass ich der

letzte Kapellmeister aus der Klostergemein­ schaft bin. Im Herbst 1976 übernahm ich einen Chor, in welchem neben meinen Mitbrüdern und einigen Schulkindern vom Dorf 19 Knaben mit ungebrochener Stimme der unteren drei Gymnasialklassen, 9 Mädchen und junge ­Damen aus verschiedenen Klassen und 11 Studenten mit gebrochener Stimme mitsan­ gen. Vom Schüler- zum Erwachsenenchor Am Ende des Schuljahrs 2017/18 werde ich einen Chor abgeben, der völlig anders zu­ sammengesetzt ist. Von den jetzigen Stifts­ schülerinnen und Stiftsschülern ist niemand mehr dabei. An ihre Stelle sind 56 Erwachse­ ne getreten, 40 Frauen und 16 Männer. Immerhin ist die Vergangenheit irgend­ wie noch präsent: Unter diesen Erwachse­ nen befinden sich 7 ehemalige Stiftsschüle­ rinnen und -schülern und, was vielleicht noch aussagekräftiger ist, 22 Mütter oder Väter von Ehemaligen. Pater Lukas Helg (Fortsetzung folgt)

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Gebetsanliegen

Gebet um einen guten Tod Vom hl. Vinzenz Ferrer († 1419 in Vannes/F) stammt dieses Gebet: «Herr Jesus Christus, du willst keinen ver­ lorengehen lassen. Wer zu dir betet, kann auf Erbarmen hoffen. Denn Dein heiliger, gebenedeiter Mund hat das Wort gespro­ chen: ‹Was ihr in meinem Namen bitten wer­ det, das wird euch gegeben werden.› Um Deines heiligen Namens willen bitte ich Dich, Herr: Gib mir im Augenblick meines Todes die volle Herrschaft über meine Sinne und den Gebrauch der Sprache; gib mir eine tiefe Reue über meine Sünden, wahren Glau­ ben, die rechte Hoffnung und eine vollkom­ mene Liebe, damit ich aufrichtigen Herzens zu Dir sagen kann: ‹In Deine Hände, Herr, empfehle ich meinen Geist; Du hast mich ­erlöst, Du Gott der Treue. Du bist preiswür­ dig in alle Ewigkeit›. Amen».

Mit diesem «letzten» Gebetsanliegen berie­ fen und berufen sich viele Gläubige auf den hl. Josef, der ab der Zeit des Barock auch als «Patron der Sterbenden» verehrt wird. Patron der Sterbenden Im «Vorarlberger Kirchenblatt» Nr. 26 vom 30. Juni 2016 lesen wir als Kommentar zur Glasmalerei in Mehrerau: «Josef wird auch zum Patron der Sterbenden gemäss einer Legende, nach der Josef im Beisein von ­ Jesus in den Armen Marias gestorben sei. [...] Maria thront in sich versunken andächtig hinter der ganzen Szene. Ihr Sohn sitzt beim sterbenden Vater, legt die Hand auf seinen Unterleib und segnet ihn. Ohne viel Drama­ tik und Bewegung wird der Tod Josefs hier zu einem Emblem der Erlösung.» Pater Markus Steiner

«Tod des hl. Josef», Glasmalerei aus dem Jahr 1886 in der Kongregationskapelle des Klosters Mehrerau-Wettingen in Bregenz (Foto mit freundlicher Genehmigung von Rudolf Sagmeister).

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S A LV E

3·2017

S A LV E Zeitschrift der benedi ktin Gemeinsch aften Einsied ischen eln und Fah r

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.

In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St. Gerold.

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Ein «Hortus conclusus» für die Madonna

Spirituelle Transformation eines Hochzeitskleides Der Hintergrund zur Entstehungsgeschichte des neusten Kleides der Einsiedler Madonna darf als sehr speziell bezeichnet werden: der Behang entstand als ­Abschlussarbeit im Fach Textildesign an der Hochschule Luzern. Am 15. August war Premiere für das «Luzerner Kleid». «Ich bezeichne mich durchaus als religiös, ohne deswegen fromm zu sein. Wenn man nach Einsiedeln kommt und die Madonna in der Gnadenkapelle sieht, bekommt man schon den Eindruck, an einem mystischen Ort zu weilen. Man ist berührt. Erst recht, wenn man die vielen Pilger wahrnimmt, die hier der Muttergottes ihre Sorgen und Ängste anvertrauen und auf Hilfe hoffen.» Das sagte die Krienserin Verena Zwimpfer am Hochfest von Maria Himmelfahrt im Re­ gionaljournal Zentralschweiz. Sie war nicht

ohne Grund ins Studio eingeladen worden. Als Abschlussarbeit ihres Studiums «Design & Kunst» an der Hochschule Luzern hatte sie ein Kleid für das Einsiedler Gnadenbild ent­ worfen, geschneidert, bestickt und schluss­ endlich dem Kloster geschenkt. «Ich studie­ re ja Textildesign. Dieses Projekt ist doch ideal um all das anzuwenden, was ich ge­ lernt habe und um die Muttergottes zu ver­ ehren.» Zur speziellen Entstehungsgeschich­ te kommt noch eine weitere Besonderheit dazu, denn Verena Zwimpfer verwendete

Schleier, Mantel und Kleidchen für das Jesuskind des neuen Behanges für das Einsiedler Gnadenbild (Foto: Verena Zwimpfer).

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als Stoff für den Behang ihr Hochzeitskleid, das seit 24 Jahren im Schrank hing und nun sozusagen eine spirituelle Transformation erfuhr. Hintergrund der Bildmotive Verena Zwimpfer bezog sich bei der Gestal­ tung der Bildmotive auf dem Schleier, dem Mantel und dem Kleidchen für das Jesuskind auf den «Hortus conclusus». Dieser Begriff stammt aus der Antike und beschreibt einen Garten, der von einer Einfassung begrenzt wird. Diese Umzäunung symbolisiert das ­Paradies. Der Garten avancierte zusammen mit Maria und dem Jesuskind zu einem be­ liebten Bildmotiv in der Kunst des Mittel­ alters. Dabei sind die dargestellten Personen umringt von vielen Pflanzen, die Eigenschaf­ ten und Tugenden der Gottesmutter symbo­ lisieren. Das Einhorn löst Fragen aus Die Designerin des Kleides hat sich bei der ornamentalen Ausschmückung auf die wich­ tigsten Symbole beschränkt. Natürlich fehlt die Rose als Königin der Blumen nicht. Aber auch die Madonnenlilie ist zu sehen, die ja auch in der Bibel vorkommt. Dann gibt es das Gänseblümchen, das gemäss einer Le­ gende aus einer Träne Mariens entstanden sein soll. Erwartungsgemäss am meisten Rückfragen von Pilgerinnen und Pilgern

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zum neuen Kleid gab es auf das im unteren Teil des Mantels in Konturen deutlich sicht­ bare Einhorn. «Das Einhorn basiert ebenfalls auf einer Legende, die besagt, dass nur eine Jungfrau das Einhorn zu zähmen imstande sei. Symbolisch ist es als Menschwerdung Christi zu verstehen,» erklärte Verena Zwimpfer im Radiointerview. Anprobe in der Gnadenkapelle Wie es sich für ein richtiges «Designerkleid» gebührt, fand auch für dieses neue Gewand eine Anprobe statt. Am Abend des 29. Mai 2018 brachte Verena Zwimpfer das weisse Kleid in einer voluminösen Kartonschachtel erstmals ins Kloster. Die Spenderin ging dem Kapellbruder zur Hand, um zuerst das Pfingst-Kleid vom Gnadenbild zu entfernen. Dann der grosse Moment: probehalber wur­ de die Einsiedler Muttergottes mit dem neu entworfenen Gewand eingekleidet. Ein loh­ nendes Unterfangen, denn tatsächlich zeig­ ten sich noch zwei, drei kleine Problemstel­ len, die die Künstlerin bis zum definitiven Ankleidetermin vom 15. August perfektio­ nierte. Beim Besuch mit Angehörigen und Freunden am Hochfest von Maria Himmel­ fahrt konnte sich Verena Zwimpfer davon überzeugen, dass das Kleid jetzt perfekt sass. «Ich empfinde grosse Freude und auch etwas Stolz. Zudem bin ich gespannt auf die Reaktionen der Leute.» Bruder Gerold Zenoni

Aus dem Schlusswort von Verena Zwimpfers Bachelorarbeit «Maria, die Mutter Gottes, die Himmelskönigin und Mittlerin zwischen Himmel und Erde, hat ihren festen Platz in unserer Kultur. Obschon die Marienverehrung ihren Höhepunkt im 15. Jahrhundert erfahren hat, dauert sie bis heute an. Die Menschen finden in Maria, früher wie heute, eine Symbolgestalt, auch wenn die historischen Geschichten in der Bibel dazu nicht ausreichen, sich ein Bild von ihr zu machen. Kirchliche Beschlüsse über Titel Marias, theologische Diskussionen und viel Phantasie waren die Grundlage für Künstler und Dichter, Bilder von Maria entstehen zu lassen, die dem mittelalterlichen Menschen halfen, seinem Leben einen Sinn zu geben. Der religiö­ se Mensch sah in der Natur und der Welt die Allmacht Gottes, welche voller Symbole und Allegorien war. Die Grundlage für das Dasein und das Jenseits war Gott und alles Ge­ schriebene aus der Bibel eine Botschaft Gottes, welche von Theologen interpretiert und weiterverbreitet wurde.»

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KLOSTER EINSIEDELN

­­K O N V E N T GLÖCKLI

R Ü C K BLI C K 30. Juni Mit Pfarrer Amadé Brigger können wir den ersten Leutpriester in diesem Sommer be­ grüssen. Insgesamt zehn Priester werden uns bis im September in der Beichtkirche und in der Gnadenkapelle unterstützen. 5. Juli Heute endete der Schulbetrieb nach den letzten Examen am Mittag mit der Schluss­ feier in der Jugendkirche. Pater Martin nahm im Gottesdienst das Schuljahres­motto «aufbauen» am Beispiel der aufbau­ enden Stille in der Klosterkirche zu Beginn des Schuljahres auf und schlug damit in­ haltlich den Bogen zum Schuljahresende. Die Schülerbeiträge zu den beiden Themen «Das hat mich genervt» und «Dafür bin ich dankbar» zeigten, wie unsere Stiftsschüle­ rinnen und Stiftsschüler mit feinem Gespür ihre ­ Em­ pfindungen ausdrücken können. Musi­kalisch begleiteten die Studentenmusik und ein Chor der 1. Klassen unter Leitung von Lukas Meister die Feier. 10. Juli Da es dieses Jahr 1060 Jahre her sind, dass die Rheininsel Werd zu unserem Kloster kam, feiern die Lässeanten an diesem Abend die Eucharistie in der dortigen St. Othmarskapelle. Danach sind die franziska­ nischen Mitbrüder zum Abendessen auf dem Freudenfels eingeladen.

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23. Juli Am Montagabend kommen die ersten bei­ den Volontäre bei uns an und eröffnen das diesjährige Volontariat. Insgesamt werden wir bis am 19. August neun Volontäre bei uns haben, die sich wiederum in Haus und Garten engagieren werden. Betreut wer­den sie von Pater Daniel, Pater Cyrill, Pater Thomas und Pater Philipp. 23. Juli Heute starten Bruder Anton und Pater ­Mauritius zusammen mit 18 weiteren Teil­ nehmern (3 Mädchen, 15 Knaben/Männer) ins diesjährige Wanderlager. Die Route führt von Bristen (UR) über drei Alpenpässe ins Bavonatal (TI). Am Dienstag ist die Gruppe zu Gast im Kloster Disentis. Am ­ Freitag feiern sie die Eucharistie in der ­ vom Architekten Mario Botta entworfenen Kirche von Mogno. 7.–9. August Vom 7.–9. August findet in Fischingen der Weiterbildungskurs der Schweizerischen Be­ nediktinerkongregation statt. Zusammen mit Dr. Hildegard Gosebrink aus München begibt man sich auf «Erkundungen zum Papstschreiben Amoris Laetitia». Aus unse­ rem Kloster nehmen Abt Urban und Pater Alois teil. 12. August An diesem Sonntag findet die 3. Familien­ wallfahrt in Folge statt (s. Bericht auf S. 16). 15. bis 22. August Vom 15. bis 22. August geht Pater Thomas mit 16 Ministranten sowie zwei Begleitern auf Ministrantenreise, welche die Teilneh­ mer dieses Jahr nach Bern führt. Die gemein­ samen Tage sind ein Dank für den berei­ chernden Dienst der jungen Leute in unseren Liturgien – und dieser lässt sich sehen: Im vergangenen Schuljahr leisteten sie nämlich knapp 550 Einsätze! (s. Bericht auf S. 34).


22. August Heute Abend waren all jene zu einem ge­ mütlichen Anlass auf die Ufnau eingeladen, die im Rahmen der «Mobiliar-Patenschaft» Tische, Bänke und Stühle für das Restaurant «Zu den zwei Raben» gesponsert haben – eine weitere erfolgreiche Sponsoring-Ak­ tion für das Ufnauprojekt. Das Kloster war vertreten durch Pater Lorenz und Marc Dosch. 29. August Nach der Einsiedler Chilbi hat die Stiftsschu­ le heute mit 353 Schülerinnen und Schülern das neue Schuljahr mit dem Eröffnungs­ gottesdienst in der Klosterkirche begonnen. ­Pater Martin und Pater Cyrill gestalteten zum Thema «einen guten Anfang setzen» eine eindrückliche Feier, die von Samuel ­Burkard (Orgel), Maya Krell (Querflöte) und Muriel Fässler (Orgel) aus der Stiftsschule musikalisch umrahmt wurde.

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in die italienische Sprache wird er sich direkt nach Rom begeben und das Theologiestudi­ um im Ateneo Sant’ Anselmo beginnen. 17. August Den 50. Geburtstag von Abt Urban begehen wir mit einer kleinen Feier in der Gartenhalle des Musikhauses. Das gemeinsame Abend­ essen wird mit drei musikalischen Darbie­ tungen unseres Männerchores umrahmt. Als Gast weilt auch Bischof Felix Gmür unter uns.

PERSO N ELLES 13. Juli Pater Mauritius reist nach Ulm für das erste Treffen seiner Supervisionsgruppe unter der Leitung von Prof. Klemens Schaupp. Drei ­solche Treffen sind Teil des Lehrgangs «Geist­ liche Begleitung». 15. Juli Eine grosse Freude für unsere Gemeinschaft: Während der Laudes darf Abt Urban die Einfache Profess von Frater Meinrad ent­ ­ gegennehmen und während des Konvent­ amtes die Feierliche Profess von Bruder Fran­ cisco. 16. August Frater Meinrad reist heute nach Assisi, wo er einen vierwöchigen Italienisch-Kurs be­ sucht. Nach dieser intensiven Einarbeitung

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STIFTSSCHULE 28. Juni: An der Stiftsfussball-WM gewinnt (die Klasse 3a) Schweiz gegen (die Klasse 3c) Dänemark im Turnier der 1.– 3. Klasse. Die Schweiz wird also «Stiftsweltmeister 2018». Im ­Turnier der 3.– 6. Klasse siegt (die Klasse 4c) Serbien gegen (die Klasse 5c) Panama; Stifts­ weltmeister 2018 ist Panama. 30. Juni Die öffentliche mündliche Präsentation der Maturaarbeiten der 5. Klasse lockt zahlreiches Publikum an. Die Themenvielfalt ist gross. Am Abend findet im Theatersaal die Prämierung der Maturaarbeiten durch die Alumni Scholae Einsidlensis mit anschliessendem Apéro riche statt. Alexander Stadelmann belegt den 1. Rang mit seiner Maturaarbeit «Bau ­eines kommunizierenden Langstrecken-Wetterballons». 2.– 5. Juli: Sommerexamen der 1.–5. Klasse. 5. Juli: An der Schuljahresschlussfeier in der Jugendkirche nimmt Pater Martin das Schul­ jahresmotto «Aufbauen» in Form der «aufbauenden Stille» nochmals auf. Die Schülerbeiträge zu den beiden Themen «Das hat mich genervt» und «Dafür bin ich dankbar» zeigen, wie un­sere Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler mit feinem Gespür ihre Empfindungen ausdrücken können. Musikalisch begleiten die Studentenmusik und ein Chor der 1. Klassen unter Leitung von Lukas Meister die Feier.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++ 6. Juli: Schlusskonferenz der Lehrerschaft. 7. Juli – 28. August: Sommerferien. Das Chemiezimmer wird sanft renoviert, erhält eine neue Decke und Steckdosenanschlüsse an den Schülerpulten. Das Untere Museum wird in zwei gleich grosse Klassenräume unterteilt und medientechnisch optimiert. Neu beginnt die Raumnum­ merierung im Unteren Gang mit U01 und U02 im Museumsbereich, die bisher nummerierten Klassenräume im Unteren Gang erhalten die neuen Bezeichnungen U03 und U04. Im Internat erhalten die Zimmer neue Fenster mit Doppelverglasung. 29. August: An der Eröffnungsfeier des neuen Schuljahres in der zum Bersten gefüllten Klos­ terkirche stellen die beiden Schulseelsorger Pater Martin und Pater Cyrill das Motto «Einen guten Anfang setzen» ins Zentrum. Am Beispiel der Morgenbesinnung, die täglich zu Beginn der 1. Morgenlektion in jeder Klasse von der betreffenden Fachlehrperson durchgeführt wird, artikulieren gesammelte Schülerstimmen das ungebrochene Bedürfnis nach diesem spezifi­ schen Tagesbeginn an der Stiftsschule. 353 (Vorjahr 344) Schülerinnen (195) und Schüler (158) erleben eine eindrückliche Feier, die von Samuel Burkard (Orgel), Maya Krell (Querflöte) und Muriel Fässler (Orgel) aus der Stiftsschule musikalisch umrahmt wird. 69 neue Erst- und Dritt­ klässler besuchen 2018/19 die Stiftsschule. An der Eröffnungskonferenz im Golfclub Ybrig bei Studen versuchen wir trotz garstigem Wetter auch mit dem Golfschläger einen guten Anfang zu setzen und üben einige Abschläge vom Unterstand aus. Behilflich sind uns dabei mit kundiger Anleitung unser Kollege Reto ­Brunner und Jill Iten aus der Klasse 6a, eine der besten Golfspielerinnen der Region. Marie Müller (Musik), Giuliana Santoro (Latein) und Francesco De Vecchi (Latein und Griechisch) dür­ fen wir als neue Kolleginnen und Kollegen begrüssen. Sie ergänzen die Fachschaft Musik infol­ ge des Amtsantritts von Lukas Meister als neuer Kapellmeister des Klosters bzw. ersetzen Pater Mauritius während seiner zweijährigen Abwesenheit in Rom.

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Johannes Eichrodt


ECKE DER ELTERN Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler Quo vadis Gymnasium? Das Gymnasium ist in der Schweiz die allge­ meinbildende Vollzeitschule, die zur Matura im Sinne der Hochschulreife führt. Es ist ge­ fragt wie nie zuvor. Die Maturaquote beträgt landesweit 21 Prozent, rund doppelt so viel wie noch vor 35 Jahren, Tendenz leicht stei­ gend. Zusammen mit den Fachmittelschulund Berufsmaturitäten erreicht heute jeder dritte Jugendliche einen Maturitätsab­ schluss, der ihn zum Studium an einer Schwei­ zer Hochschule berechtigt. Die Universitäten akzeptieren die gym­ nasiale Schweizer Matura als gültiges Ein­ trittsticket für ein Hochschulstudium belie­ biger Richtung an einer Hochschule eigener Wahl (einzig für das Medizinstudium gibt es gewisse Zulassungsbeschränkungen). Die ­Bildungshoheit liegt in der Schweiz bei den Kantonen. Das Ergebnis sind 26 mehr oder ähnliche Bildungssysteme, die einander seit der Annahme des Bildungsrahmenartikels in der Bundesverfassung im Jahr 2006 ähnli­ cher werden. Die von Bund und Kantonen gemeinsam definierte Maturitätsverord­ nung regelt schweizweit die Rahmenbedin­ gungen für das Gymnasium bis zur Matura. Diese erfahren auf Beschluss der kantonalen Erziehungsdirektorenkonferenz und des Bundesrats von Zeit zu Zeit gewisse Ände­ rungen, manchmal grössere, manchmal klei­ nere. Die letzte umfassende Revision der Maturitätsverordnung reicht ins Jahr 1995 zurück. Seither wurden 2006 (Einführung des Ergänzungsfachs Informatik, erneute Einzelzählung der natur- und geisteswissen­ schaftlichen Fächer, Matura­note für die Ma­

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turaarbeit) und 2018 (Defi­nition der soge­ nannten basalen fachlichen Studierkompe­ tenzen in Deutsch und Mathematik, Einfüh­ rung des Grundlagenfachs Informatik) Teilrevisionen beschlossen, die Auswirkun­ gen haben: Die Bestehensnorm für die Matu­ ra und die Unterrichtsanteile der einzelnen Fächergruppen ändern, die Stundentafel muss angepasst werden, Fachlehrpläne wer­ den durch inhaltliche Vorgaben im Schweize­ rischen Rahmenlehrplan verändert usw. Die grosse Frage ist, wann die nächste umfassende Revision der Maturitätsverord­ nung erfolgen wird. Denn offene «Baustel­ len» gibt es genug: Da ist z.B. die stiefmütter­ lich gewordene Behandlung des Fachs Wirtschaft und Recht, das für so viele Bereiche unserer Gesellschaft relevant ist, der achtlose Umgang mit unserer Landessprache Italie­ nisch im (schwindenden) Schwerpunktfa­ changebot in der Deutschschweiz, aber na­ türlich auch die unterschiedliche Dauer des Gymnasiums (drei Jahre in der Romandie, vier Jahre in der Deutschschweiz). Weil der letzte Punkt ein politisches Minenfeld ist, wird er gar nicht erst angegangen, obwohl diese Situa­tion unter objektivem Gesichtspunkt un­ haltbar ist. – Was aber würde eine Totalrevisi­ on der Maturitätsverordnung bringen ausser viel Arbeit für die Behörden und Schulen? Es ist wichtig, dass ein Land wie die hoch­ entwickelte Schweiz etwa alle zwanzig Jahre die Koordinaten ihres Bildungssystems im nachobligatorischen Bereich neu bestimmt. Die Zeit bleibt nicht stehen und es gilt einen adäquaten Umgang mit neuen Entwicklun­ gen zu finden. Der Moment für einen umfas­ senden Schritt scheint noch nicht gekommen zu sein, begnügte man sich doch bis jetzt mit Einzelmassnahmen, was man gerne als «Pfläs­ terlipolitik» bezeichnet. Möglich ist, dass man gar noch nicht weiss, in welche Richtung eine Total­revision gehen soll oder dass man eine solche mit vielen Teilrevisionsschritten bewusst zu vermeiden versucht, weil man die grosse D ­ ebatte scheut. Eine überzeugende Haltung toto corde, tota anima, tota virtute wäre das allerdings nicht. Johannes Eichrodt

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Ministrantenreise nach Bern (1/2)

Nome ned gschprängt! In den Sommerferien verbrachten unsere Ministrantinnen und Ministranten zusammen mit ihrem Verantwortlichen, Pater Thomas, sowie zwei weiteren Begleitern gemeinsam eine abwechslungsreiche Lagerwoche in Bern. In zwei Berichten erzählen sie uns, was sie dabei alles erlebt haben. Wie man wohl Toast Hawaii ohne Backofen hinkriegt? Auf der Ministrantenreise vom 15. bis 22. August nach Bern haben wir diese Herausforderung zu meistern gelernt, als der Ofen unseres Pfadiheims unerwartet ausstieg, während knapp zwanzig junge Leute hungrig auf das Nachtessen warteten. Der endgültigen Lösung vorausgegangen war eine ganze Reihe kreativer Vorschläge des Küchenteams jenes Abends, die alle nacheinander ausprobiert und nach ihrer Überzeugungskraft bewertet wurden. Die­ se Situation bleibt mir nur schon deshalb in Erinnerung, weil es einer von vielen Momen­ ten war, in denen der einmalige Charakter der Ministrantengruppe zum Tragen kam, indem er zeigte, wie hilfsbereit, dankbar

und unkompliziert alle unsere ins Lager mit­ gereisten Ministranten waren. Dank Die achttägige Reise war ein Dank für die rund 550 Einsätze, die die 13- bis 19-jährigen jungen Frauen und Männer im vergangenen Schuljahr in unseren Gottesdiensten geleis­ tet haben – von den einfachen Konventäm­ tern unter der Woche bis zu den grossen ­liturgischen Festen. Freilich aber bedeuten diese schon seit vielen Jahren fest zum Jah­ resprogramm gehörenden gemeinsamen Tage noch weit mehr, indem sie ganz we­ sentlich zum Zusammenhalt der Gruppe bei­ tragen. Schliesslich könnte man sich nir­ gends besser kennenlernen, als wenn man zusammen durch die Stromschnellen der Aare paddelt, den detektivischen Spürsinn bei einer Schnitzeljagd quer durch die Bun­ desstadt unter Beweis zu stellen hat oder in dunklen Abenden gemeinsam schweigt und betet. Beschenkt werden

Nach der Vesper spendete Abt Urban allen Teilnehmern den Reisesegen.

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Auch für mich persönlich war diese Woche weit mehr als einfach ein Dank an unsere Ministranten. Auch ich selbst kam nämlich reich beschenkt nach Hause zurück. Als wir am letzten Abend – wie immer – vor dem Lagerhaus sassen und nach einem Moment der Stille formulierten, wofür wir aus der vergangenen Woche besonders dankbar


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Mittwoch, 15. August Unsere diesjährige Ministrantenreise began­ nen wir an einem altbekannten Ort: in der Klosterkirche Einsiedeln. Die Reise nach Bern mussten wir uns also erst noch verdie­ nen. Das Fest «Maria Himmelfahrt» unter dem Gedanken «Sagt Ja zum Leben!» wurde so von fünfzehn Ministranten unterstützt und gab in der Predigt von Abt Urban uns und der Gemeinde eine Botschaft (und für unsere Reise ein kleines Motto): «Wenn man unter Liebenden ist, kann man selber zu ei­ ner besseren Person werden.» Vom Weinkeller an die Aare

So viel sei schon jetzt in diesem Artikel verraten: Natürlich gehörte auch der Besuch des Bärengrabens zum Programm (Fotos: Pater Thomas Fässler). sind, hätte ich deshalb ganz viel aufzuzäh­ len gehabt. Ich war dankbar für jede und jeden Einzelnen, für ihr Dabeisein und für den je eigenen Weg, etwas zum Gelingen dieser Reise beizutragen. Und natürlich war ich auch Gott dankbar, dass er uns eine un­ fallfreie Woche geschenkt hat, sowie allen, die dazu beigetragen haben, dass wir diese Tage miteinander geniessen durften und da­ bei erfahren konnten: Wer schenkt, wird selbst zum Beschenkten. Eine der Aufgaben, für die sich die Teil­ nehmer einzuschreiben hatten, war das Ver­ fassen eines Tagesberichtes zu zweit, in dem sie das Erlebte in wenigen Worten zusam­ menfassen sollten. Auszüge aus diesen Tex­ ten halten fest, was ein Lager in Bern alles zu bieten hat. Pater Thomas Fässler

Zu Mittag lud uns Pater Thomas zum Gril­ lieren im Studentenhof ein, wo bereits Salat und Fleisch von der Metzgerei Walhalla be­ reitgestellt war. Wir schlossen ausserdem Bekanntschaft mit unserer Begleitperson, Mirjam. Wir Oberministranten (Flo und ­Maria) hatten ein kleines Mini-Quiz vorbe­ reitet, welches die Gruppe von Pater Tho­ mas mit einem kleinen Vorsprung gewann. Obwohl wir dachten, unser Kloster inund auswendig zu kennen, enthüllte uns Bruder Anton in der Weinkellerei ganz neue Gebiete und die verstecktesten Winkel (ohne Degustation). Die Führung war sehr interessant und kurzweilig, denn schon war es 16.30 Uhr. Wieder ministrierten wir alle­ samt in der Vesper. Das «Salve Regina» erklang noch in un­ seren Köpfen, als wir schon im Zug in Rich­ tung Bern sassen (ohne dass die Platzreser­ vation geklappt hat… Mamma Mia!!!). Mit einer S-Bahn gelangten wir schliesslich nach Unterzollikofen, wo wir das Pfadiheim Grau­ holz bezogen. Die Aare gerade nebenan, schärfte uns Pater Thomas jedoch ein, dass sogar die Berner vor ihr Respekt hätten und man daher vorsichtig sein soll. Zum Znacht hatten wir unterwegs die von der Klosterküche gestrichenen Sandwi­ ches gegessen und liessen nun den ersten Abend an der Feuerstelle mit einem Gebet ausklingen. Maria Goebel und Floris-Jan Sitta

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Wanderlager 23. – 30. Juli 2018

Die Initiative von Pater Hieronymus geht weiter Nur wenige Wochen nach der Beerdigung von P. Hieronymus, der das Wanderlager in den 1960er Jahren begründet hatte, brachen 19 Jugendliche und Erwachsene ins WL 2018 auf. Dem charismatischen Seelsorger, der sich zeit seines Lebens für die Jugend engagierte, lag es am Herzen, dass seine Initiative weitergeht, auch wenn er selber nicht mehr dabei ist.

Beim Eröffnungsgottesdienst in der schö­ nen Pfarrkirche von Bristen (Kanton Uri) dachten die WL-Teilnehmer/innen an den verstorbenen Pater Hieronymus, den viele von ihnen noch persönlich als Lagerleiter kennen gelernt hatten. 2014 war er zum letzten Mal aktiv dabei gewesen – im un­ glaublichen Alter von 92 Jahren! Seither hat­ te er «sein» Lager mit seinem Gebet vom

Kloster aus begleitet. Und nun tut er es – so sind wir überzeugt – als Fürsprecher im Him­ mel. Anspruchsvoller Aufstieg zur Etzlihütte «Für uns Christen ist der Tod nur ein Über­ gang, etwa so wie ein Alpenpass auf einer Wanderung. Der Aufstieg ist anstrengend und kann sich lange hinziehen. Aber wenn wir einmal oben angekommen sind, dann ist alles Anstrengende und Mühsame vorbei und wir freuen uns. Die Aussicht ist wunder­ schön, der Blick geht in die Weite und vor uns liegt das Ziel, unser Sehnsuchtsort.» Die­ se Worte aus der Predigt sollten sich bald bewahrheiten: Gleich nach dem Gottes­ dienst begann der anspruchsvolle Aufstieg zur Etzlihütte, bei dem 1300 Höhenmeter zu überwinden waren. Doch die Mühen wur­ den belohnt: Auf die Wanderer warteten feine Älplermakaronen und ein entspan­ nendes Bad im Zuber unter freiem Himmel. Über die Mittelplatten nach Disentis

In der Botta-Kirche von Mogno begleitet Pfarrer Urs Elsener den Gottesdienst mit der Gitarre (Fotos: Moritz Laim).

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Der erste Passübergang stand am Dienstag bevor. Er führte von der Etzlihütte über die Mittelplatten (2487 m.ü.M.) nach Rueras im Kanton Graubünden. Beim Aufstieg hatte man einen wunderbaren Ausblick auf das Reusstal und den Urnersee. Im Kloster Di­


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Gruppenfoto auf der Passhöhe des Campolungo-Passes (2318 m. ü. M.). sentis wurden wir sehr gastfreundlich auf­ genommen. Bruder Martin Hieronymi, ehe­ maliger Schüler der Stiftsschule Einsiedeln und in früheren Jahren selbst Wanderlager­ teilnehmer, holte uns am Bahnhof ab und begleitete uns zur Turnhalle des Gymnasi­ ums, wo wir auf den Turnmatten übernach­ ten durften. Nach der Komplet mit der Klos­ tergemeinschaft besuchte uns Bruder Luzi (Jahrgang 1924), der am nächsten Tag gera­ de seine goldene Profess (50-jähriges Jubilä­ um der Mönchsgelübde) feierte; er hatte mit seinen lustigen Sprüchen die Lacher auf seiner Seite. Pilgerpatron auf dem Lukmanierpass Der 25. Juli ist der Gedenktag des Apostels Jakobus, dessen Grab in Santiago de Compo­ stela das Ziel vieler Pilgerinnen und Pilger ist. Auch im Wanderlager sei man als Pilger un­ terwegs, erklärte Pfarrer Urs Elsener in sei­ ner Predigt in der Marienkirche auf der Pass­ höhe des Lukmanierpasses. Er verteilte allen Teilnehmern eine Muschel, das Erkennungs­ zeichen der Jakobspilger und Symbol für Gottes Schutz und Segen. Auf der zwar langen, aber angenehmen Wanderung über den Passo dell’Uomo (2218 m.ü.M.) zum Ritomsee gab es viel Gelegen­

heit zum Plaudern, Singen und Dichten. Der normalerweise eher unspektakuläre Weg von der Talstation der Ritomseilbahn bis zur Unterkunft in Ambri-Piotta entwickelte sich unerwartet zu einem Abenteuer, da wegen einer Baustelle der Weg quer über den Mili­ tärflugplatz gewählt werden musste. In der «Casermetta» erwartete uns bereits Lisbeth Kälin, die extra aus Einsiedeln angereist war, um für die hungrigen Wanderer ein vorzüg­ liches Abendessen zu bereiten. Natur und Architektur im Maggiatal Am Donnerstag stand die letzte grosse Wan­ derung auf dem Programm: Es ging vom Lago Tremorgio über den Passo Campolun­ go (2318 m.ü.M.) durch eine herrliche Alpen­ landschaft hinunter nach Fusio zuhinterst im Val Lavizzara, dem nordöstlichen Seiten­ tal des Maggiatals. Nach der Übernachtung im «Ostello Comunale di Fusio» spazierten wir ins Nachbardorf Mogno, wo wir in der berühmten, vom Stararchitekten Mario Bot­ ta entworfenen Kirche Eucharistie feierten. Dank der grossartigen Akustik konnte sich der mehrstimmige Gesang wunderbar ent­ falten. Vikar Matthias Renggli brachte den Lagerteilnehmern das jüngst erschienene Apostolische Schreiben «Gaudete et exulta­

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Beim Singen vor der Dorfkapelle in Roseto. te» von Papst Franziskus näher mit dem Fa­ zit: «Gebt euch nicht mit Mittelmässigkeit zufrieden!» Der Wasserfall – Bild der Güte Gottes Das Wochenende verbrachten wir im klei­ nen Dörflein Roseto im Bavonatal. Da we­ gen des sonnigen Wetters im ganzen Land grosse Trockenheit herrschte, konnte dieses Jahr leider auch im Bavonatal kein Lagerfeu­ er entfacht werden. Nicht ausfallen durfte hingegen der Unterhaltungsabend, der alle Teilnehmer miteinbezog und zum Lachen brachte. Für den Sonntag hatten sich viele Besu­ cher angemeldet. Die kleine Dorfkirche von

Roseto war schliesslich bis auf den letzten Platz besetzt und einige verfolgten den Got­ tesdienst sogar vom Kirchenvorplatz aus. Pfarrer Agnell Rickenmann sah in den mäch­ tigen, nie versiegenden Wassern des Rhein­ falls ein Bild der Güte Gottes, die im Über­ fluss strömt und niemals aufhört. Im diesjährigen Wanderlager durften wir auf vielerlei Weise diese überfliessende Güte Gottes erfahren: in der Schönheit der Schöpfung, durch das Wohlwollen vieler Menschen, in der gelebten Gemeinschaft, bei der Feier der Eucharistie. Es bleibt ein starkes Gefühl des Beschenkt-Seins und der Dankbarkeit. Pater Mauritius Honegger

Unterstützen Sie das Kloster Einsiedeln in seinem Engagement für die Jugend Die Mönche des Klosters Einsiedeln setzen sich auf vielerlei Weise dafür ein, dass junge Menschen den christlichen Glauben kennen lernen und mitleben können. Eine bewähr­ te Form der Jugendpastoral ist die Ministrantengruppe. Auch das Wanderlager hat eine bereits über fünfzig-jährige Tradition. Neue innovative Projekte sind das Volontariat während den Sommerferien, die multimediale Schnitzeljagd «Monks Trail» und die ­Facebook-Seite «Gottsuchen». Die Jugend ist die Gegenwart und die Zukunft der Kirche. Mit ihrer Spende können Sie diese Projekte gezielt unterstützen. Post Finance, 3030 Bern, Konto Nr. 60-1224-8. Einzahlung für: Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln, IBAN CH12 0900 0000 6000 1224 8 / Zahlungszweck bitte vermerken, z.B. «Jugendarbeit»

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Venerabile Monasterium An der Schlusskonferenz der Stiftsschule am 6. Juli 2018 wurde Pater Mauritius (Marco) Honegger (1997–M 2003) für zwei Jahre ver­ abschiedet; er geht nach Rom, um an einer Dissertation in biblischer Theologie zu ar­ beiten. – Frater Meinrad Maria Hötzel hat am 15. Juli 2018 die Einfache und Frater ­Francisco Deighton die Feierliche Profess ab­ gelegt; Frater Meinrad geht im Herbst zum Theologiestudium nach Sant‘  Anselmo, Rom. – Pater Lukas (Arthur) Helg (1958–M 1965) gibt am 9. September 2018 das Amt des Stifts­ kapellmeisters ab, das er seit 1976 (also während 43 Jahren!) versah; sein Nachfolger ist Lukas Meister, Musiklehrer an der Stiftsschule.

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Weber in der Kirche St. Peter und Paul auf der Ufnau das Ja-Wort gegeben; Adresse: Sonn­ halde 15, 8808 Pfäffikon. In pace Am 1. August 2018 ist alt Ständerat Jakob Schönenberger (1947–M 1953 gestorben; er war der Bruder von Fridolin (1939–M 1948) und der Vater von Markus (1977–M 1982) und Christoph (1983–M 1988). – Am 24. Juli 2018 ist Heinzpeter Borer, Dr. phil. II, (1955–­ M 1959) gestorben. – Am 22. August 2018 ist der Psychologe Karl Guido Rey-Hess (1945–M 1951) gestorben. – Pfarrer Franz Rosenberg (1953– M 1959) ist am 20. Au­ gust 2018 gestorben; er war der Sohn von Redaktor Martin Rosenberg (1923–M 1929) und der Bruder von Felix (1953–M 1962, ge­ storben 2014). – Am 15. August 2018 ist Pfar­ rer Albert Thalmann (1944–M 1952) ge­ storben. – Fridolin Krämer (1951–M 1956) ist am 10. August 2018 gestorben.

PERSONAL NACHRICHTEN

Vitae merita Josef Benz (1969–M 1971), seit 1990 Pfarrer für die Seelsorgeeinheit Au-Berneck-Heer­ brugg ist am 30. Juni 2018 als Landkanonikus zum Mitglied des Domkapitels des Bistums St. Gallen ernannt worden. Er ersetzt den zurückgetretenen Alfred Germann (1957– M 1964), Pfarrer in Valens. – An der Matura­ feier, am 21. Juni 2018,hat Nadja Räss (1992– M 1998) die Maturaansprache gehalten. – An der Schlusskonferenz der Stiftsschule am 6. Juni wurden zwei Aushilfslehrpersonen während des Schuljahres 2017/18 verab­ schiedet: Andreas Schuler, (2003–M 2009) Philosophie, und Irmgard Fuchs (2002–­­ M 2008), Deutsch; beide hatten Matthias ­Lüthi während seines Urlaubs vertreten. Penates Alex Lacher (1989–M 1996) und Sarah Dubach haben am 20. Juli 2018 zivil und am 11. August kirchlich geheiratet. – Thomas Bisig (2003–­ M 2010) und Karin Wiss freuen sich mit Finn über die Geburt von Matti, geboren am 1. August 2018; Hintere Luegten 5, 8840 Ein­ siedeln. – Am 1. September 2018 haben sich Sibylle Ochsner (1997–M 2003) und Patrick

Um liebe Angehörige trauern: Am 6. Juli 2018 ist Marianne Gyr-Bickel, die Mutter von August Gyr (1977–1983), gestor­ ben. – Der Vater von Andreas Kälin (1989–­ M 1997), Veit (1994–M 2001) und Lukas (1999–M 2003), Peter Kälin-Freyer, ist am 12. Juli 2018 gestorben. – Helene DiethelmRuhstaller, die Mutter von Helena Diethelm von Burg (1990–M 1997), ist am 7. August 2018 gestorben. – Am 22. Juli 2018 ist Rita Esther Helbling-Winiger gestorben; sie war die Schwester von Pater Cornelius (Bruno) Winiger (1943–M 1949, gestorben 1979), die Grossmutter von Toni Helbling (2008–­ M 2012) und Christina Helbling (2011– M 2015). – Die Mutter von David Feusi (1979– M 1985), Rosemarie Feusi-Schleiss, ist am 23. August 2018 gestorben. Pater Alois Kurmann

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Alumni

Die Nuss meisterhaft geknackt Unter dem Titel: Die neue «Einsiedler Pilgermesse» als Knacknuss führte Pater Theo Flury am Samstag, 8. September im Oratorium der Stiftsschule eine Gruppe von Alumni und Alumnae in die Geheimnisse der Entstehung seiner Komposition ein. Die Messe schuf er für das Jubiläum der Engelweihe im vergangenen Jahr, an der auch die Welturaufführung unter der Leitung von Pater Lukas Helg stattgefunden hat. Im kleinen Rahmen gab Theo im Anschluss an seine Ausführungen ein Konzert in der Klosterkirche. Pater Mauritius begrüsste die Gruppe der Alumni und die Oblatengemeinschaft des Klosters, die sich der Veranstaltung an­ schloss. Für Pater Theo war der Tag ein ganz besonderer. Nicht nur hat er mit Freuden der Anfrage der Alumni über seine Pilgermesse zu berichten, zugesagt, vor allem er feierte an diesem Tag auch sein 40-jähriges Pro­ fessjubiläum. Herzliche Gratulation! «Als der Stiftschor vor einiger Zeit eine sehr gefällige Messe für Chor, Orgel und Gemeinde von Christopher Tambling (1964– 2015) aufführte, wurde die Idee, eine Pil­ germesse für Einsiedeln zu komponieren, geboren.» So begann Pater Theo seine pa­ ckende Rede. Warum eine Knacknuss? Für Pater Theo war es eine Herausforderung, ganz verschiedene Gegebenheiten zu be­ rücksichtigen. Welche Möglichkeiten hat der Chor? Was kann der Gemeinde an musikali­ schem Schwierigkeitsgrad zugemutet wer­ den? Dann galt es den Anforderungen der geltenden liturgischen Bestimmungen Rech­ nung zu tragen und natürlich sollte die Mu­ sik gehörfällig sein, ohne banal zu wirken. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil änder­ te sich die Kirchenmusik fundamental. Die Gemeinde wurde mehr in den Gottesdienst

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eingebunden und die Messe sollte in der Muttersprache abgehalten werden. Ein Pos­ tulat der Liturgiekonstitution «Sacrosanc­ tum Concilium» ist die tätige Teilnahme aller, die den Gottesdienst mitfeiern. Oft wurde dieses Postulat einseitig ausgelegt; Chöre und Scholae wurden abgeschafft, nur der Gemeindegesang sollte florieren. Pater Theo setzte das Postulat in seiner Komposition im eigentlichen Sinn um. Chor, Vorsänger am Ambo, Gemeinde und Orga­ nist erfüllen darin ihren auf sie zugeschnit­ tenen Part. Dadurch wird der Gottesdienst farbig, vielfältig und lebendig. Die «Einsiedler Pilgermesse» ist ein er­ weitertes Messordinarium in deutscher Sprache, das den traditionellen Teilen von Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei einige kleine aber wirkungsvolle Element beifügt: Die Akklamation im Hochgebet, die auskomponierte Doxologie und das Pilger­ lied «Der Engel brachte Maria die Botschaft» als Abschluss. Leitmotive Damit die unbekannte und auch nicht ganz einfache Musik für die Gemeinde mit nur kurzer Vorprobe singbar ist, arbeitete Pater Theo mit Leitmotiven. Diese dienen aber auch der Überlistung der Zeit. Das Schreck­


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Pater Theo Flury improvisiert an der Mauritius-Orgel (Foto: Felicia Bettschart). lichste in der Musik ist für Pater Theo die Addition. Eine Musik müsse ein Produkt sein, keine Summe, was für ihn auch für eine ge­ lungene Predigt Geltung habe. Pater Theo kommt bei diesem Thema in philosophi­ sches Schwärmen. Eine gute Musik – und dies treffe auch für das ganze Leben zu – sei dann gelungen, wenn man die Zeit verges­ sen könne, wenn sie inexistent werde.

tont, dass einfach nicht gleichbedeutend sei mit leicht. Der Stiftschor unter der Leitung von Pater Lukas Helg musste viel üben. Dies kann die Schreibende bestätigen. Auch für den Chor war die Messe stellenweise eine Knacknuss, wobei die Schwierigkeit viel mehr im ungewohnt komplizierten Noten­ bild lag.

Ein Drama

Sicher freuten sich auch die dazu gestosse­ nen Pilger über die wunderbare Klangviel­ falt der drei Klosterorgeln. Pater Theo im­ provisierte nacheinander je zehn Minuten auf der Marien-, der Chor- und der Mauri­ tiusorgel. Genial wie immer spielte er, teils die Tasten zärtlich streichelnd. Im wahrsten Sinne des Wortes zog er alle Register. Eine Freude! Der Nachmittag wurde mit einem Apero und unterhaltsamen Gesprächen im Garten­ saal abgerundet.

Pater Theos Vorstellung eines Gottesdiens­ tes ist diejenige eines sakralen Dramas in einem besonderen Sinn: Fernes wird in die Nähe geholt, im Sakrament werden Kreuz und Auferstehung berührbare Gegenwart und nicht nur fromme Erinnerung an ver­ gangene Ereignisse. Eine dramaturgisch durchkomponierte Messfeier hilft mit, diese vitale Dimension des Gottesdienstes freizu­ legen und transformierend wirksam werden zu lassen. Die Messe wirkt festlich, übersichtlich und auch einfach, wobei Pater Theo klar be­

Improvisation auf drei Orgeln

Felicia Bettschart

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55 Jahre Matura der M63

Nur Begeisterte begeistern Von Mönchen wurden wir unterrichtet, und die erteilten uns vor 55 Jahren die Matura. Letzteres Jubiläum zu feiern sind wir So./ Mo., 24./25. Juni in Einsiedeln zusammenge­ kommen. Vom überwältigenden Eindruck her kann der Bericht über unsere Jubiläumsfeier schwerlich anders beginnen als mit einer – wenn wir schon bei der Musik sind – Lobes­ hymne auf des Kapellmeisters und Musik­ bibliothekars launige, listige, ironisch unterfütterte, insgesamt begeisternde Ein­ führung in «seine» Bibliothek. Nur Begeisterte begeistern, und wie uns der homo naturaliter musicus begeistert hat im Vorzeigen seiner Schätze! Der Codex 121 aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts, Pater Roman Bannwarts (Bannis) Antipho­ nale Monasticum, unter den «pretiosissima» Autographen von Mozart (Skizze zum 2. Satz der Pariser Symphonie), Mendelsohns abfällige Äusserungen über Einsiedeln und sein Kloster in einem Reisebrief, was der Bi­ bliothekar gar nicht goutiert. Dagegen be­ dauert er sehr, dass Verdi einen Kompositi­ onsauftrag des Klosters krankheitshalber nicht mehr ausführen konnte. Nostalgisches und Persönliches Doch nun vom Montagvormittag zurück zum Festmahl am Sonntagabend. Vier run­ de Tische, Besetzung mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip, bunt zusammenge­ würfelt all jene (am Jubiläumsanlass Erschie­ nenen), die irgend einmal im Klassenzug der nachmaligen M63 dabei waren, angefangen bei den vier, die all die acht Jahre, sogar noch mit einem kleinen Supplement (Vor­ kurs), absolviert hatten, bis zu denjenigen,

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die nur eine Wegstrecke von wenigen Jah­ ren mitgemacht oder sogar nur ein kleines Gastspiel in dieser Klasse gegeben hatten. Es wogte das Palaver im schönsten Sinn, Er­ innerungen weckend oder auffrischend. Es blieb aber nicht bloss beim Schwelgen in Nostalgie, sondern da und dort kam auch recht Persönliches zur Sprache über Gesund­ heit und allgemeines Wohlbefinden im Ru­ hestand und über tiefere Lebens- und Sinn­ fragen. Sheng Ya Lü Klassengenosse Sheng Ya Lü (Harro von Sen­ ger), grossgewachsen an Körper und Geist, überlandesweit gefeierter Sinologe, gab uns eine kurze Einführung in sein neuestes Buch «Das Tao der Schweiz». Darin nimmt er Mass am altchinesischen Weisheitslehrer La­ otse (6./5. Jh. v. Chr.) mit seinem Werk «Taote-king». Aus völlig ungewohntem Blickwin­ kel aus dem fernöstlichen Kulturkreis findet Harro die Schweiz erstaunlich oft konform mit des alten Meisters Maximen, ohne dass sie sich im Lauf ihrer Geschichte dessen be­ wusst war und es auch heute nicht ist. Buch und Autor ist zu wünschen, dass die kleine Werbekampagne kritische Leser, die gehö­ rig gefeit sind gegen kollektiven Narzissmus, zu Kauf und Lektüre animiert hat. Wir paar Letzten langten halb zwei, früh am Tag, vor der «Sonne» an; aber bis zum Termin an der Hofpforte um zehn Uhr reich­ te das doch noch für ein paar bekömmliche Stunden Schlaf. Nach dem erquickenden Erlebnis der Musikbibliothek: das obligate Klassenfoto vor der Hofpforte, anschliessend das Mit­ tagsmahl am «Hof» mit Gastpater Pascal,


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Erste Reihe (v.l.): Magnus Styger, Ruth Frei-Kobler, Martin Frei, Peter Hechelhammer, ­ udwig von Arx, Rektor Johannes Eichrodt, Dekan Daniel Emmenegger, Agatha von Arx, L Stephan von Viràg, Elisabeth Stutz, Gebhard Stutz, Vreni Studer, Ruth Frei-Bühler, Ueli Studer. Zweite Reihe: Max Fuchs, Georg Wick, August Schönenberger, Pater Karl (Xaver) Schönbächler, Josef Damann, Heidi Bettschart, Felix Magri, Alfons Frei, Michael Kreienbühl, Ernst Staub, Otmar Jakob. Dritte Reihe: Ursus A. Winiger, Kurt Babst, Meinrad Bettschart, Urs Breitenstein, Paul Sieber (Foto: Franz Kälin jun.). dem erst jüngst neu ernannten Dekan Pater Daniel Emmenegger (Jg. 1980), und dem Rektor der Schule, Johannes Eichrodt (Sohn des bedeutenden protestantischen Basler Alttestamentlers und Religionsgeschichtlers Walther Eichrodt). Neben den lieblichen Bei­ gaben des Mahls, den Gesprächen, erhielt auch Josef Damanns, des weiland «senior populi», kurze Ansprache verdiente Auf­ merksamkeit. Nicht das erste Mal und ortsund sachgerecht hatte es «Söpp» auch dies­ mal von den «educandi». Gestützt auf einen NZZ-Artikel der umtriebigen Erziehungswis­ senschafterin Margrit Stamm warnte er ein­ drücklich vor der Fehleinschätzung, der Überbewertung der «Überleister» (einge­ deutscht aus «overachiever»). Auch der Rek­ tor in seiner Grussadresse und Replik ging kurz ein auf die «Überbegabten», wie er sie lieber nenne, und stiess ins selbe Horn wie «Söpp». Als kleines (Werbe-)Präsent für die

«Stiftung pro Stiftsschule Einsiedeln» über­ reichte er uns allen einen auf Schaumgum­ mikissen weichgebetteten Block der in Scho­ kolade gegossenen Klostertürme-Front. Nicht vergessen sei auch das Ständchen der Studentenmusik, das wir uns andächtig anhörten von den Fenstern des Refektori­ ums aus, einige auch unten im Hof, und ge­ bührend applaudierten. Zum Schluss ist allen, die irgendwie mit­ gewirkt haben, herzlich zu danken: Josef Damann und Georges Wick für die vorbildli­ che Organisation, dem freundlichen Perso­ nal des «Bären», Pater Lukas, der Klosterge­ meinschaft insgesamt für Empfang und Bewirtung am «Hof», dem Dekan, Pater Pas­ cal, dem Rektor, und der Studentenmusik. Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass unser 55-Jahre-Matura-Jubiläum ein Fest wurde. Paul Sieber

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Das geistliche Up-Date auf Facebook www.facebook.com/GOTTsuchen.ch Die Haltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung und Ziel der Welt, nach dem Sinn des Lebens sowie nach dem persönlichen Weg zu Glück und Segen hat das Mönch­ tum seit seinen Anfängen geprägt – bis heute. So ist auch das Kloster Einsiedeln seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche. Als Erben einer langen Tradition wollen wir Benediktiner von heute aus diesem rei­ chen Schatz schöpfen und ihn für unsere Zeit fruchtbar machen. Dabei geben uns die modernen Kommunikationsmittel neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten in die Hand, Gedanken innert Sekunden mit der ganzen Welt zu teilen. Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von heute mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit einem kurzen Impuls zu Beginn einer jeden neuen Woche auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu begleiten. Kommen doch auch Sie mit auf diesen Weg und besuchen Sie unsere Seite! Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Fragen. Auch wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch.

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In Memoriam

André Gächter (1955 – M 1961) André war eine eigene, eindrückliche Per­ Amt als Sakristan nicht mehr mit seinen neu sönlichkeit, intelligent, kämpferisch, ein gewonnen Überzeugungen vereinbaren hervorragender und innovativer Berufs­ können. Während wir Anderen damals trotz mann, ein exakter Wissenschaftler, ein em­ vieler Fragen lange Zeit angepasst blieben pathischer Arzt, ein besorgter und sorgen­ und religiös mitmachten, war er konsequent der Familienvater, ein treuer Freund und ein und gab das Amt des Sakristans ab. Diese humorvoller und gelegentlich sarkastischer, kritisch-konsequente Haltung war und blieb scharfzüngig kritischer Zeitgenosse. Zeit seines Lebens typisch für André. Er hat Kennengelernt habe ich And­ auch später nur wenig über den ré, als er 1955 als 14-jähriger in Glauben gesprochen, es fiel ihm unsere dritte Klasse an der Stifts­ schwer. Aber einen Glauben an schule eintrat. Seine Eltern, streng­ ­einen Gott hat er nie verloren. gläubige Katholiken, wollten Richtig bekannt wurde André wohl nicht, dass er die Kantons­ aber im Stift als Korbballspieler. schule St. Gallen, eine für sie zu Das «Hopp Jules» tönt mir noch in ­liberale Institution, besuchte. Er den Ohren. Jules war sein Spitz­ hat sich gut eingelebt in der Stifts­ name (Jules II war sein jüngerer schule, schon bald wurde er Sakris­ Bruder). tan der Studentenkapelle, eigent­ André Gächter Nach der Matura 1961 began­ lich eine Vorstufe zum Erzbischof. † 18. März 2o18 nen wir das Medizinstudium in (Für uns einfache Ministranten ­Fribourg und Bordeaux, welches er war höchstens eine Dorfkaplanei vorgese­ dann an der Uni Bern abschloss. Nun begann hen). Auf seinem Pult im Studiensaal – mir seine eigentliche Karriere als Orthopäde, zuerst im Spital Muri/AG, dann am Unispital gegenüber – standen eine Reihe religiöser Basel, wo er seine ganze akademische Kar­ Bücher, nicht zuletzt eine Studienausgabe riere absolvierte, unterbrochen durch einen des Neuen Testamentes. Die Sicht auf sein wichtigen, zweijährigen Studienaufenthalt Gesicht war verstellt. in Chicago. Führend war er in der Entwick­ Eines Tages jedoch mit ca. 16 Jahren, lung der Arthroskopie, seine Beträge zur ganz plötzlich, waren diese Bücher ver­ schwunden, ich konnte sein Gesicht, ein minimal invasiven Hüftprothesenoperation neues, ein offeneres, sehen. Niemand sprach waren bahnbrechend in der Welt. Diesen über diese Veränderung, auch er nicht. Es Ruf behielt er bei, als er Chefarzt wurde am bleib sein Geheimnis. Kantonsspital seiner Heimatstadt. Renato Galeazzi (M 1961) André hatte noch andere wichtige Pos­ ten inne, so war er z.B. die rechte Hand des Auszug aus der Würdigung in der Kathedrale Studentenbibliothekars Pater Adalbert und St. Gallen am 4.4.2018. hatte Zugang zu Literatur, die für uns ande­ re verboten war. Er las viel und deshalb, sag­ te er mir erst im letzten Jahr, hätte er dieses

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Kurs- und Kulturprogramm Kontaktinfos: www.propstei-stgerold.at / propstei@propstei-stgerold.at / Tel. +43 5550 2121 Aktuelle Infos finden Sie auch auf unserem facebook-Auftritt: www.facebook.com/propstei.st.gerold

Kurse und Seminare Innenräume Wann: Freitag, 26. Oktober bis Dienstag, 30. Oktober 2018 Wer/Was: In den verschiedenen Kulturen haben erweiterte Bewusstseinszustände eine grosse Bedeutung für den Menschen, um Antworten auf grundlegende Fragen des Daseins zu erhalten und Zugang zu Selbstheilungskräften zu finden. So wie der Atem im Rhythmus von Ein- und Ausatmen uns den Rhythmus des Lebens verdeutlicht, so ist er auch eine Brücke zu unseren Innenräumen. Durch be­ schleunigte Atmung, unterstützt von speziell ausgewählter Musik können wir in veränderte Bewusstseinszustände eintreten. In diesem erweiterten Bewusst­ seinsraum können persönliche Lebensthemen bearbeitet und Wege zur inneren Heilkraft freigelegt werden. Es lassen sich Erfahrungen machen, die über unse­ re persönliche Lebensgeschichte hinausgehen (archetypische, kollektive und spirituelle Erfahrungen). Begegnungen mit Geburt und Tod ermöglichen neue Einsichten in unser Sein. Körperarbeit, intuitives Malen, Gespräche in Klein­ gruppen und rituelle Übungen dienen der Integration des Erlebten. Leitung: Edith Breuss, Psychotherapeutin, Holotropic Breathwork™ Facilitator, Transper­ sonale Psychotherapie und Holotropes Atmen /A; Dr. med. Michael Krüger Kosten: Kurs € 420.– + Pension ab € 392.– Fastenwoche Wann: Samstag, 10. November bis Samstag, 17. November 2018 Wer/Was: Zur inneren Mitte finden – «Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen». Wir laden Sie ein, mit uns durch achtsam geübtes Yoga, in Verbindung mit mildem Heilfasten und Anwendungen, dieser Aussage näher zu kommen. Leistungen: 1 ausführliche Arztgespräch zu Beginn der Woche, 3 Bauchbehandlungen, ärzt­ liche Unterstützung in Fastenkrisensituationen werden angeboten (Massagen, Yoga, Leberwickel), ausserdem können Kräuterkissen oder Kräuterbalsam mit selbst gesammelten Kräutern hergestellt werden! Leitung: Dr. Dorothea Lebloch, Ärztin für Allgemeinmedizin, ÖÄK-Diplom in Akupunk­ tur, Homöopathie, Diagnostik und Therapie nach Dr. F.X. Mayr, BYO / EYU ­Yogalehrerin /A; Sabine Burtscher, Ergotherapeutin und BYO / EYU Yogaleh­ rerin, Kräuterpädagogin /A; Cornelia Zech, Heilmasseurin/A Kosten: Kurs € 690.– + Pension ab € 595.–

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Erholsames Zittern Wann: Donnerstag, 15. November bis Samstag, 17. November 2018 Wer/Was: Jedes Trauma oder jeder Stress aktiviert psycho-biologische Reaktionen im Körper, die nach dem Trauma oder nach dem Stress häufig nicht vollstän­dig deaktiviert werden. Die nicht gänzlich aufgelöste Erregung bewirkt über eine Feedback-Schleife, dass unser vegetatives Nervensystem in ständiger Alarmbereitschaft bleibt. Die Folgen davon sind z. B. chronische Verspan­ nungen, Erstarrung oder Nervenzittern, Gefühle von Überanstrengung, ­Ermüdung, Betäubtsein, Hypersensibilität oder auch Ängste. Die von Dr. ­David Berceli entwickelte Übungsreihe TRE® – Tension and Trauma Release Exercises – ist eine einfach zu erlernende Methode, die es Körper und Psyche ermöglicht, zu einem natürlichen Gleichgewicht zurückzufinden. Spezielle Körper­übungen motivieren den Organismus dazu, mit dem so genannten neurogenen Zittern zu reagieren, wodurch die in der Tiefenmuskulatur des Körpers gespeicherten Spannungen entladen werden können. Leitung: Mag.a Renate Schwenk Kosten: Kurs: € 240.– + Pension ab € 196.– Fastenseminar nach Hildegard von Bingen Wann: Sonntag, 18. November bis Sonntag, 25. November 2018 Wer/Was: Das Fasten. Die älteste und zugleich modernste Medizin. Sehen wir den ­Körper als das Haus unserer Seele, so ist das Fasten als Reinigung und Neu­ strukturierung zu sehen. Damit eröffnen sich unserem Geiste neue Sicht­ weisen und Kreativität unserer Seele. Das erfahrene Therapeutenteam begleitet die Gruppe anhand eines erprob­ ten Therapiekonzeptes bei dem Prozess der Klärung von Körper, Geist und Seele. Als Kern wirken hier die speziellen Gemüsebrühen nach der hl. Hildegard von Bingen, ausgesuchte Tees, Leberwickel, Fussbäder, Meditation, Fussreflex­ zonenbehandlungen und Atem- und Bewegungstherapien. Wanderungen, Gottesdienste mit Pater Willibald (Luzern), Zeiten der Stille und gemeinsame Gespräche geben uns Anregungen und neue Perspektiven. Leitung: Heinz Bitsch, Heilpraktiker, spez. auf Hildegardmedizin / D; Maximiliane Boris, Yogatherapeutin, spez. auf Fussreflexzonenmassage / D Kosten: Kurs: € 510.– + Pension ab € 595.– Der Himmel ist in dir Wann: Sonntag, 25. November bis Freitag 30. November 2018 Wer/Was: In dieser Meditationswoche legen wir, neben der ZEN-Meditation, den Schwerpunkt auf die Personale Leib-, Atem-, Stimmarbeit und Sprachge­ staltung mit Kurzgedichten zum Thema «Der Himmel ist in dir». Inspiriert durch den «Cherubinischen Wandersmann» von Angelus Silesius («Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir!») und entstanden aus der Tiefen­ erfahrung von ZEN-Meditationswochen (Sesshins) hat Gerhard M. Walch ­eigene Gedicht-Meditationen (mystische Zweizeiler / Epigramme) geschrie­ ben, die uns Dimensionen der Erfahrung des inneren Himmels vermitteln.

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PROPSTEI ST. GEROLD Diese sind in seinem Buch «Wandlung zum inneren Himmel – Gedichte, Texte, Fotographien» enthalten. Bruder David Steindl-Rast schrieb ihm dazu: L­ ieber Gerhard, Ihre Zweizeiler sind ein wundervolles Geschenk. Ein inniges Vergelt’s Gott!. Bin ganz überrascht von der Qualität Ihres Werkes. In ­herzlicher Dankbarkeit, Ihr Bruder David.» Leitung: Gerhard M. Walch, dipl. Leib-, Atem-, Stimm-, Tanz- und Psychotherapeut /A Kosten: Kurs: € 320.– + Pension ab € 490.– Gottes vergessene Sprachen Wann: Donnerstag, 13. Dezember bis Sonntag, 16. Dezember 2018 Wer/Was: Dieser Gedanke begleitet die Suche von Ute-Karin Höllrigl und Robert Pakleppa nach dem Göttlichen in uns und vertieft sich in ihrem Zusam­ menwirken immer wieder neu. Jung schreibt dazu in seinen persönlichen Aufzeichnungen, dem Roten Buch: «Der Geist der Tiefe lehrte mich, dass mein Leben umschlossen ist vom göttlichen Kinde. Aus seiner Hand kam mir alles Unerwartete, alles Lebendige. Dieses Kind ist es, was ich als ewig quel­ lende Jugend in mir fühle.» Wir sind die Gefragten! Wie können wir uns diesem uns allen immanenten göttlichen Ursprung im Alltag annähern? Was ist die wesentliche Botschaft dieses Kindes? Ein visionärer Gedanke eines «Ewig Werdenden in uns». Für den Tiefenpsychologen war es das stete Werden aus einer Beziehung zwischen Ich und Unbewusstem, beglei­ tet von einer Achtsamkeit des Herzens. Wir feiern diese Geburt des Reifens zwischen einem irdischen und göttlichen Ursprung an Weihnachten und werden uns auf unserem persönlichen Weg im Traum daran erinnern. Leitung: Dr. Ute Karin Höllrigl, dipl. analytische Psychologin nach C.G. Jung /A; Robert Pakleppa Kosten: Kurs: € 290.– + Pension ab € 294.– Adventeinkehr Wann: Freitag, 14. Dezember bis Sonntag, 16. Dezember 2018 Wer/Was: Jeder religiös suchende Mensch hat vor allem in der Adventzeit den Wunsch, etwas zur Ruhe zu kommen und sich neu zu orientieren. Die Propstei bietet dafür ein Wochenende an. Das Grosse Walsertal wurde als «ein von Tobeln durchzogenes Tobel» beschrieben. Hier eine einigermassen gerade Strasse zu bauen, erwies sich als fast unmöglich. Da mussten Hügel abgetragen und Schluchten ausgefüllt werden. Aber es gelang. Gleich zwei Adventevan­ gelien laden uns ein, Gleiches zu tun: «Bereitet dem Herrn den Weg. Macht gerade seine Pfade» und «Ebnet den Weg des Herrn». Wir wollen gemein­ sam (im Sinn des Bibelteilens) diese Sonntagsevangelien der diesjährigen Adventzeit betrachten und uns überlegen, was sie uns persönlich sagen könnten. Selbstverständlich nehmen wir uns auch Zeit für den «Weg der Sinne» und für persönliche Stille. Leitung: Pater Christoph Müller OSB, Autor, Dekan, Pfarrer von Thüringerberg, ­ St. Gerold und Blons /A Kosten: Kurs: € 70.– + Pension ab € 196.–

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PROPSTEI ST. GEROLD

Gesamtsanierung der Propstei St. Gerold

Neue Seminarräume Nach viereinhalb Jahren umfassender Konzept- und Planungsarbeit begannen im Sommer 2014 die Arbeiten des in sechs Etappen angedachten Gesamtsanierungsvorhabens der Propstei St. Gerold. Ende Juli 2015 konnten die erste und umfassendste Sanierungsetappe abgeschlossen und die neuen Gastronomieräumlichkeiten mit neuer Küche, Gastgarten, Klosterladen sowie der neu gestaltete Propsteihof in Betrieb genommen werden. Diesen Sommer nun ist die zweite Sanierungsetappe fertiggestellt worden. Nachdem die Klostergemeinschaft in Einsie­ deln im Mai 2016 grünes Licht gegeben hat­ te, konnte in der Propstei St. Gerold Mitte Oktober 2016 der erste Abschnitt der zwei­ ten Sanierungsetappe in Angriff genom­ men werden. Im sogenannten Herberge­ trakt wurden bis Mitte März 2017 die bestehenden Gästezimmer vollständig er­ neuert und unter anderem im Dachstock acht neue Einzel- und Doppelzimmer reali­ siert. Im Parterre, wo sich die ehemalige Klosterkeller-Küche befand, wurde ein neu­ er Seminarraum – der «Holzschopf» – einge­ richtet. Seminar-, Gruppen-, Aufenthaltsräume Der Ausbau der übrigen Räume des ehema­ ligen Klosterkellers wurde damals zurückge­ stellt, da es diesbezüglich noch weiterer konzeptioneller und planerischer Vertie­ fung bedurfte. Am 22. Januar dieses Jahres konnten schliesslich auch die Bauarbeiten dieser zweiten Teiletappe von Bauabschnitt zwei begonnen werden. So wurden bis Mit­ te Juli im ehemaligen Klosterkeller-Restau­ rant vier neue Seminar-, Gruppen- und Auf­ enthaltsräume geschaffen. Insbesondere seit dem Abschluss der zweiten Sanie­ rungsetappe mit den neuen Gästezimmern im Herbergetrakt ist die Nachfrage an Gast­

seminaren markant gestiegen, so dass es zunehmend schwierig wurde, genügend Seminar- und Gruppenräume für unsere ei­

Die neuen Räume für Propstei- und Gastseminare, der «Holzschopf» oben, und die«Knechtenstube» unten.

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PROPSTEI ST. GEROLD

Die Propstei St. Gerold im Sommer 2018 (Foto: Andy Sillaber). genen wie auch für die Gastseminare bereit­ stellen zu können. Die restaurierten Gewölbekeller des ehemaligen Klosterkellers entstanden laut dendrochronologischer Untersuchung der Türgewände und -stürze um das Jahr 1645, enthalten historische Kreuzgrat- und Ton­ nengewölbe aus der Entstehungszeit und wurden ursprünglich als «Sennhaus», «Milchkeller», «Käsekeller», «Waschhaus» und «Knechtenstube» genutzt. Diese Be­ zeichnungen, die wie das «Wyberhus» oder die «Alte Schmiede» etwas von der Ge­ schichte der Propstei beziehungsweise der konkreten Nutzung dieser historischen Räumlichkeiten erzählen, wurden – wie schon in den vorangehenden Bauabschnit­ ten der «Spycher», die «Remise» und der «Holzschopf» – für deren Namensgebung wiederverwendet. Nächste Schritte Aktuell laufen interne Abklärungen bezüg­ lich finalem Raum- und Gästezimmerbedarf, der die weitere Planungsarbeit im Haupt­ haus und im «Wyberhus»-Trakt mit beein­

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Dieser Seminarraum hört auf den Namen «Sennhaus».


PROPSTEI ST. GEROLD

arbeit und Finanzierungssicherung eine gros­se Herausforderung. Doch mit verein­ ten Kräften wird es machbar sein. Finanzierung

Der «Milchkeller». flussen und auch Klarheit über das nächste Sanierungsobjekt schaffen werden. Nach Klärung dieser Fragen soll nach Möglichkeit 2019 mit der Entwurfsplanung begonnen werden. Es gilt auch deshalb keine Zeit zu verlieren, da uns von der Bezirksbehörde ­anlässlich der Abnahme von Bauabschnitt zwei im vergangenen Sommer die Nutzung der Gästezimmer im historischen Hauptge­ bäude aus feuerpolizeilichen Gründen nur noch bis Ende Juni 2023 genehmigt worden ist – mit Blick auf die umfassende Planungs­

Trotz grosszügiger Unterstützung durch das Kloster Einsiedeln und das Land Vorarlberg muss ein Grossteil des Finanzaufwandes für die Sanierungsvorhaben nach wie vor über Spenden und Zuwendungen von Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen gesichert werden. Ich freue mich daher über jede ­Unterstützung und bin überzeugt, dass es eine nachhaltige und sinnstiftende Investi­ tion ist, die Zukunftssicherung der Propstei­ St. Gerold mit einem namhaften Beitrag zu unterstützen. Pater Kolumban Reichlin Spendenkonto (steuerlich absetzbar): Credit Suisse, IBAN: CH14 0483 5051 4256 7101 1, Stiftung Kloster Einsie­ deln, BIC: CRESCHZZ80A – Stiftung für die Klöster Einsiedeln & Fahr.

Das ehemalige «Waschhaus» der Propstei gab diesem Seminarraum seinen Namen (alle Innenaufnahmen: Radon Norman).

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Im Fahr – wo sich Himmel und Erde begegnen (Foto: Priorin Irene Gassmann).

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KLOSTER FAHR

elches sind Ihre Lieblingsorte? Wohin kehren Sie gerne zurück und verweilen dort? Was macht diese Orte so anziehend? In unserem neuen Buch «Im Fahr – Die Klosterfrauen erzählen aus ihrem Leben» wird spürbar, dass wir Frauen vom Fahr, hier im Kloster am Rand der Stadt, einen Ort gefunden haben, wo wir gerne leben und daheim sind. Hier können wir unserer tiefsten Sehnsucht Raum geben und in Gemeinschaft Gott suchen. Benediktinerinnen und Benediktiner sind «Liebhaber des Ortes». Nicht umsonst legen sie das Gelübde der Stabilitas ab. Mit ­ihrer Profess binden sie sich an eine konkrete Gemeinschaft und einen bestimmten Ort. Das Kloster Fahr ist ein Ort mit Ausstrahlung und zieht immer wieder viele Menschen an. Sei dies bei einem Spaziergang der Limmat entlang oder bei einer Klosterführung. Auch der Verein Pro Kloster Fahr ist ein Magnet, er zählt im zehnten Jahr seines Bestehens über 600 Mitglieder. Zum grossen Jubiläumsfest und zur Buch- und Plakatvernissage kamen denn auch mehrere ­Hundert Menschen ins Fahr. Mehr darüber lesen Sie ab S. 54. Die Open-Air-Plakatausstellung mit den Fotografien von Christoph Hammer «Im Fahr – Blick hinter die Klostermauern» ist bis Ende Oktober täglich geöffnet. Ein Besuch im Fahr lohnt sich – herzlich willkommen! In den barocken Räumen im Kloster Fahr gibt es wunderschöne historische Öfen. In früheren Jahrzehnten, als es noch keine Zentralheizung gab, spendeten die Öfen diesen Räumen Wärme und eine heimelige Atmosphäre. Öfen waren beliebte Orte, insbesondere in der kälteren Jahreszeit. Heute zählen diese Öfen zum Kulturgut des Klosters. Bei Klosterführungen sind einzelne dieser prachtvollen Objekte zu bewundern. Im vergangenen Sommer wurde in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Vereins Pro Kloster Fahr und der Ofenspezialistin Brigitte Meles ein Inventar der Ofenkacheln vom Fahr aufgenommen. Die einzelnen Kacheln zeigen die Liebe zum Detail – siehe S. 59. Zweimal jährlich treffen sich Interessierte im Fahr zur Wallfahrt «ü30fahrwärts». Lesen Sie im Artikel ab S. 57, weshalb die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wieder gerne ins Fahr kommen. Im Gebet des Klosters am Rand der Stadt formuliert Sr. Hedwig (Silja) Walter treffend, was diesen Ort hier an der Limmat so besonders macht: Kloster Fahr am Rand der Stadt, / Welt in der sich Erd und Himmel stets begegnen. / Ort für Gott, / die Menschheit immer neu zu segnen. Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche auch Ihnen Orte, wo Erde und Himmel sich berühren, Orte, wo Sie gerne verweilen. Ihre

Priorin Irene Gassmann

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KLOSTER FAHR

Buch- und Ausstellungsvernissage

Im Kloster Fahr ist Authentizität erlebbar Es gab viele und gute Gründe für ein Fest am Samstag, 1. September im Kloster Fahr: Zehn Jahre Verein «Pro Kloster Fahr», 888 Jahre Kloster Fahr, Vernissage des Buchs und der Plakatausstellung «Im Fahr». Beeindruckende Frauen geben Zeugnis mit ihrem Leben. «… und stockender Verkehr am Limmat­ta­ler-Kreuz …» Bei dieser Verkehrsmeldung denke ich automatisch ans Kloster Fahr, das keinen Kilometer Luftlinie vom Limmat­ taler-Kreuz entfernt liegt. Kaum zu glauben, dass in dieser Nachbarschaft eine solche Ruhe möglich ist. Am 1. September allerdings war einiges los im Fahr. Priorin Irene sorgte sich, ob sich die Gäste vom unsicheren Wetter abhalten liessen, das Jubiläumsfest des Vereins «Pro Kloster Fahr» und die Vernissage des Projek­ tes «Im Fahr» mitzufeiern. Sie hatte halt den gut besetzten, improvisierten Parkplatz ent­ lang der Zufahrt oberhalb der Meierei nicht gesehen – die Leute kamen in Scharen und es lohnte sich.

Renovationsarbeiten, bei festlichen Anläs­ sen und natürlich auch mit Finanzen für die Sanierung. Robert Nitschké dankte allen

Zehn Jahre Verein «Pro Kloster Fahr» Robert Nitschké, der Präsident des jubilie­ renden Vereins «Pro Kloster Fahr», begrüss­ te als erster die zahlreichen Gäste. Er freute sich, mit den Schwestern vom Fahr, dem E­hepaar Verena und Carl August Zehnder – der Gründungspräsidentin und dem damali­ gen juristischen Berater – und allen, die für das Kloster immer wieder viel Gutes leisten, dieses Jubiläum in Form eines Festes für die Gemeinschaft zu feiern. In den letzten zehn Jahren konnte der Verein mit heute sechs­ hundert Mitgliedern die Schwestern in un­ terschiedlichster Weise unterstützen: beim Wümmet, bei den Umzügen in Folge der

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Susann Bosshard-Kälin, Christoph Hammer: «Im Fahr» Die Klosterfrauen erzählen aus ihrem Leben. Hier und Jetzt, 2018, 300 Seiten, 90 schwarz-weisse Abbildungen, gebunden, CHF 39.–; auch in den Klosterläden erhältlich.


KLOSTER FAHR

Die plakativen Fotografien von Christoph Hammer zieren bis am 28. Oktober den Fahrer Klosterhof (Foto: Verena Huber-Halter). Sponsoren, Angestellten, Vereinen und ­ elfern, die das Fest möglich machten, vor H allem auch den Schwestern für ihre Offen­ heit, die tolle Gemeinschaft mit dem Verein und das Gebet – nicht nur um Wetterglück beim Fest. Die Geburtstagstorte für 888 Jahre Kloster Fahr war eine gelungene ­ ­Überraschung für sie alle. «Im Fahr» Priorin Irene gratulierte dem Freunde­verein zum Jubiläum und dankte für das Fest, das die Klostergemeinschaft zum 888. Geburts­ tag vom Verein geschenkt bekam. Ein Geschenk machten sich die Schwes­ tern auch gleich selber: Siebzehn von ihnen hatten Susann Bosshard-Kälin ihre Lebensund Berufungsgeschichte erzählt und Chris­ toph Hammer hatte sie ein Jahr lang foto­ grafisch begleitet. Daraus entstanden das Buch, das an diesem Fest erstmals präsen­ tiert wurde, und die eindrückliche Plakat­ ausstellung im Klosterhof. Sie wurde von den Hauptsponsoren der Ausstellung mit der Öffnung des Vorhangs für das Publikum freigegeben. Die Autorin Susann Bosshard-Kälin, der Fotograf Christoph Hammer und die Ver­

lagsleiterin von «Hier und Jetzt», Denise Schmid, zeigten sich in ihren Ansprachen beeindruckt von der Offenheit und dem Herzblut der Schwestern im Fahr. Die Au­ torin stellte die Lebensgeschichten aus hundertzwanzig Stunden Interview-Auf­ ­ nahmen zusammen. Christoph Hammer be­ gleitete die Gemeinschaft ein Jahr lang auf Schritt und Tritt und schoss 35 000 Bilder! Er zeigte sich sehr beeindruckt vom Kloster und dem Leben der Gemeinschaft und stell­ te die Frage ans Publikum: «Wie würden Sie sich in dieser Situation entscheiden? Stellen Sie sich einmal einige Sekunden vor, sie ­würden ein Jahr lang von einem Fotografen begleitet!» Bei Arbeit und Freizeit wäre es noch vorstellbar – aber nicht auch noch zu Hause! Wandel und Beständigkeit Die Lebensgeschichten zeigen auf, wie gross der Wandel inner- und ausserhalb des Klosters gewesen ist. Das Thema «Frauen und Kirche» taucht immer wieder auf. Laut D ­ enise Schmid wäre der Verlag offen, im Sinne der Gleichberechtigung einen ­Fortsetzungsband mit den Mönchen des Klosters Einsiedeln zu realisieren …

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KLOSTER FAHR Die Klosterseniorin erzählt Die Lesungen, die Susann Bosshard am Nachmittag mit vier Schwestern gestaltete, vermittelten einen ersten Einblick ins neue Buch. Und dieser machte durchaus Lust auf mehr. Schwester Petra, mit 86 Jahren die ­Seniorin im Kloster, erzählte begeistert von den Veränderungen, die sie im Laufe der Jahre im Kloster miterlebte. So konnte sie schliesslich mit achtzig Jahren ihren kranken Bruder in Neuseeland und auch das Grab ­ihrer Mutter dort besuchen! Sie flog zum ersten Mal – dafür gleich 27 Stunden über Los Angeles nach Neuseeland. Der Rückweg führte über Hongkong, so dass sie dabei auch gleich die Welt umrundete. Sie be­ merkte schelmisch, dass die Mitbrüder in Einsiedeln ja immer schon mehr Freiheiten gehabt hätten, dass aber noch keiner in Neuseeland gewesen sei. ­Selber reise sie nun nur noch nach Innen. Sie habe aber nach einem Unfall noch Englisch gelernt, da­ mit sie die Emails ihrer Schwä­gerin verstehe, mit der sie nach dem Tod des Bruders im Kontakt sei. Eine Revolution Die Buchautorin war seinerzeit in der Bäue­ rinnenschule bei Schwester Petra im Haus­ wirtschaftsunterricht und erinnert sich ­heute noch mit Erleichterung daran, dass sie bei der Kochprüfung Apfelkuchen zog –

Starke Nachfrage für eine Widmung von Schwester Petra im neuen Buch (Foto: Verena Huber-Halter).

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und nicht ein schwierigeres Menu. Schwes­ ter ­Petra bemerkte auch, Zopf flechten kön­ ne Susann Bossard aber immer noch nicht, was nicht nur bei den beiden Frauen, son­ dern auch im Publikum Heiterkeit auslöste. Susann Bosshard machte darauf auf­ merksam, dass im Buch vorne von jeder Schwester ein Foto aus der Zeit vor dem Kloster zu sehen sei. Schwester Petra wäre da gut und gerne als Model durchgegangen. Sie war auch schon viel gereist und sprach mehrere Sprachen, bevor sie sich entschloss, im Fahr einzutreten. Glücklicherweise sei ­anfänglich Schwester Hedwig ihre Novizen­ meisterin gewesen. Sie sei eine Seelenver­ wandte gewesen und eigentlich ihrer Zeit voraus. Sie habe Schwester Petra Gott als Liebenden gezeigt, der genau sie wolle. Dies sei damals revolutionär gewesen, habe sie aber auf ihrer «ewigen Suche» nach Gott ­gemäss der Benediktsregel immer geleitet. Zur Nachahmung empfohlen Neben den Lesungen fanden am Nachmit­ tag Begegnungen mit Priorin Irene und Schwester Fidelis, Führungen in Kirche, Klos­ tergarten, Silja Walter-Raum und zu den ­historischen Öfen statt. Man konnte sich über die Weine informieren und diese auch degustieren. So hatten die Gäste die Qual der Wahl, denn alle Angebote zusammen sprengten das Zeitbudget, das an diesem Nachmittag zur Verfügung stand. Die Zeit lief noch schneller, wenn man sich auch in der Festwirtschaft der «Zwei Raben» oder in der Kaffeestube des Vereins stärkte und vielleicht noch bei der einen oder anderen Schwester eine Widmung für das eben er­ standene Buch holen wollte. Die Gastfreundschaft, die Offenheit und Fröhlichkeit, die echte Herzlichkeit, die man im Kloster Fahr nicht nur an diesem 1. September erleben darf, sind wohltuend und geben Anstoss, auch im eigenen Leben diesen Werten Platz zu geben. Danke! Regina Käppeli

www.im-fahr.ch


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«ü30fahrwärts»

Gott hat uns einen Geist der Kraft gegeben Am letzten Augustwochenende lud die Gemeinschaft des Klosters Fahr zusammen mit Ruth Mory-Wigger und Regina Käppeli zur «ü30fahrwärts». Franz Mali, Professor für griechische Patristik und Sprachen des christlichen Orients, führte mit seinen Impulsen durch die Tage. Unter der Leitung von Ruth Mory-Wigger wurden wie üblich im Laufe der Tage einige Chorproben durchgeführt. Diese intensive Vorbereitung führte dazu, dass die sonntägliche Eucharistiefeier zu einem wahren Fest des Glaubens wurde. «Dass es so etwas in der Schweiz noch gibt!», war die Bemerkung eines Gottesdienstbe­ suchers, der sich spontan dazu entschlossen hatte, einen Sonntagsausflug ins Kloster Fahr zu machen, um es kennen zu lernen. Er war begeistert von der Lebendigkeit und Freude, die in dieser Eucharistiefeier er­ fahrbar war. Kein Wunder, denn Franz Mali und die ü30-Teilnehmenden hatten sich zu­ sammen mit den Schwestern ihrer Kraft ­erinnert – der Kraft des Heiligen Geistes. «Keine Routine» «Solche Impulse zu geben, ist für mich nicht etwa Routine, denn im akademischen Alltag vermittle ich selten meine eigenen Glau­ bensüberzeugungen. Daher sind diese Tage eine echte Herausforderung für mich», meinte der Referent zur Einleitung. Aber ­natürlich hat er diese Herausforderung pro­ blemlos bewältigt. Er servierte ein reichhal­ tiges Buffet an geistiger und geistlicher Nahrung, wovon man auswählen, an dem man knabbern oder sich die Zähne aus­ beissen konnte. «Habt Ehrfurcht vor dieser Berufung, den Heiligen Geist in euch tragen zu dür­ fen!», war eine grundsätzliche Glaubens­ überzeugung, die er mit den Teilnehmen­ den teilte. Wie im zweiten Brief an Timotheus

(1, 3 –14) zu lesen ist, müssen wir das uns das «anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes» bewahren. Es kann ge­ schehen, dass der Glaube in Gewohnheit erstarrt, wie diese Stelle zeigt. Aber Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gege­ ben, der uns «mit angezogener Handbrem­ se» unseren Glauben leben lässt und uns Zurückhaltung auferlegt, wo wir Profil zei­ gen sollten. Allerdings sollten wir besonnen handeln und deshalb darum bemüht sein, die Wirklichkeit aus der Perspektive Gottes anzuschauen. Besonnenheit hilft uns, mass­ voll zu sein, um in der Nachfolge bleiben zu können. Versöhnung mit der Endlichkeit Natürlich sind die Fussstapfen Jesu sehr gross, wie Franz Mali zugibt, manchmal so­ gar zu gross. Daher braucht es Übung, bis man das richtige Mass gefunden hat. Diese «Geburt zu unserem inneren Selbst» ist ein langer, schmerzlicher Prozess, den wir je­ doch dank dem Gnadengeschenk des Heili­ gen Geistes mutig angehen können. Wenn sich dabei unser Streben nach materiellen Gütern, Ansehen und Erfolg mässigt und Emotionen wie Zorn oder Neid, die uns in der Nachfolge hindern, uns nicht mehr fest im Griff haben, wird unser Leben gelöster.

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KLOSTER FAHR sich aus Furcht eingeschlossen hatten. Jesus zeigt seine Wunden und damit auch seine eigene Verwundbarkeit und sendet die ­Jünger aus, um trotz der eigenen Verletz­ barkeit das Evangelium zu verkünden. Da­ mit sie d ­iese Aufgabe erfüllen können, haucht er ihnen den Heiligen Geist ein, der ihnen M ­ ut verleiht und die Kraft gibt, einen Neuanfang zu wagen und an die Öffentlich­ keit zu treten. Mithilfe des Geistes können sie sich nun, wie im Pfingstereignis in der Apostelgeschichte beschrieben, mit allen verständigen, auch wenn Sprachen oder Kulturen trennen könnten. Das Anderssein gelten lassen

Der Heilige Geist als Geist der Kraft – Deckenfresko in der Fahrer Klosterkirche (Foto: Verena Huber-Halter). Wir lernen, uns mit unserer eigenen End­ lichkeit zu versöhnen und die Grenzen unse­ rer Belastbarkeit anzunehmen. So werden wir dankbar für die kleinen Dinge, was uns immer wieder Quellen der Freude eröffnet. Dennoch gehört Leid natürlich zum Le­ ben, auch zum Leben in der Nachfolge. Aber es ist widersinnig, es zu glorifizieren, denn Gott hat uns zum Leben berufen: zum Leben, das unser irdisches Leben bis in die Ewigkeit überdauert. Diese Gnade ist seit jeher für uns gedacht und durch Jesus wissen wir jetzt davon. Der Tod ist vernichtet, weil Christus uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht hat. Neuanfang wagen In Joh 20, 19 – 23 wird der Besuch des Aufer­ standenen bei den Jüngern beschrieben, die

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Das Anderssein ihrer Mitmenschen können sie gelten lassen, damit die Verkündigung nicht darin gipfelt, das Gegenüber zu dem machen zu wollen, was sie selber sind. Gott wollte die Vielfalt und die Buntheit der Menschen von Anfang an – so schuf er sie in seiner grenzenlosen Liebe – und die Verkün­ digung soll daran nichts ändern. Denn: «Das Leben selbst muss immer die Urquelle sein, nicht ein anderer Mensch. Viele Menschen, vor allem Frauen, schöpfen ihre Kraft aus einem anderen Menschen, statt selbst wirk­ lich zu leben; jener Mensch und nicht das Leben ist ihre Quelle», wie Etty Hillesum in ihrem Tagebuch festhielt. Den Glauben weitergeben Auch wir als Christen sind eingeladen, Lehrer und Verkünder des Evangeliums zu sein, denn wir können unseren Glauben nur be­ wahren, indem wir ihn weitergeben. Für diese Aufgabe wurde auch uns die Gnade des Heiligen Geistes geschenkt, der uns in­ newohnt und immer bei uns ist. Die Ehr­ furcht vor der damit verbundenen Berufung, zu der Franz Mali zum Abschluss seiner ­Ausführungen mahnte, gebietet allen Ge­ tauften, ihren Glauben innerhalb ihrer ­Möglichkeiten weiterzugeben. Verena Huber-Halter


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Ofenkacheln

Interessante Funde Die Räumung der Klostergebäude für die Renovation haben Kunstschätze zu Tage gefördert, von denen einzelne inzwischen ins Inventar der Denkmalpflege des Kantons Aargau aufgenommen worden sind. Zu Beginn des Sommers 2017 sichtete die Kunsthistorikerin Dr. Brigitte Meles-Zehmisch die alten Ofenkacheln, die in Kisten auf dem Estrich des Klosters gelagert waren. Aufgrund ihrer Forschungs­ arbeit über das Zürcher Hafnerhandwerk des 18. Jahrhunderts war sie für diese Aufgabe besonders geeignet, denn, wie sie feststellte, waren die gefundenen Ofen­ kacheln in dieser Zeit in Zürich hergestellt worden. Man nimmt an, dass die eingebauten über­ wölbten Herdfeuerungen im frühen Haus­ bau die Vorläufer der Kachelöfen waren. Im Mittelalter hatte man dann begonnen, die Wärmeabstrahlung von keramischen Mate­ rialien auszunutzen und so sind die ältesten Objekte, die man als Ofenkacheln bezeich­ nen kann, einem Fund aus dem Elsass zu ver­ danken, der in die Zeit des 8./9. Jahrhunderts datiert. Um 1200 gehörte der Kachelofen jedoch auf Burgen, Schlössern und städt­ ischen Patrizierhäusern bereits zur Standard­ ausstattung und ab dem 14. Jh. breitete sich

das Hafnerhandwerk in den Städten der deutschen Schweiz rasch aus, wobei die ­Kacheln zu Beginn bis Mitte des 15. Jh. vor allem grün glasiert wurden. Bald darauf ­wurden vor allem in Basel und Zürich mehr­ farbige Kacheln hergestellt. Das Wissen um die entsprechende Technik wurde durch die engen Kontakte der hiesigen Hafner mit den italienischen Maiolica-Künstlern im Südtirol nach Zürich transferiert. Ab 1740 wurden dann die typischen Zürcher Turmöfen ge­ baut, die aus meist blau auf weiss bemalten Kacheln bestanden und über einen turmför­

Die neu inventarisierten blauweissen Zürcher Kacheln von um 1750 aus der Werkstatt von Leonhard Locher oder Christoph Huber (Foto: Verena Huber-Halter).

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Die aufgefundenen Kacheln mussten in mühsamer Arbeit von festgebackenem Schamottmörtel, Lehm und Steinen befreit werden (Foto: Verena Huber-Halter). migen Aufbau mit einer Kuppel verfügten. Diese Kachelöfen sind auch heute noch mancherorts Schmuckstück alter Stuben, ­ ­sogar modernen Räumen können sie eine besondere Note verleihen. Die Blütezeit des Zürcher Hafnerhand­ werks fällt daher auch in die Jahre 1740 bis 1780. In seiner Werkstatt beschäftige ein Meister neben seiner Familie auch Gesellen und Lehrbuben, denn Arbeit gab es viel, da die meisten Hafner neben Öfen vermutlich auch Geschirr herstellten. Einige Werkstät­ ten wurden nach dem Tod des Meisters ­jeweils durch dessen Ehefrau weitergeführt. Öfen aus Zürich waren weitherum begehrt, offenbar auch im Kloster Fahr, wo noch eini­ ge von ihnen erhalten sind. Der Bestand an Zürcher Öfen in den Klosterräumlichkeiten muss umfangreicher gewesen sein, wie der Fund nahelegt. Regelmässige Nutzung eines Ofens bedingt die regelmässige Wartung, seine Fugen müssen erneuert oder der Ofen muss sogar vollständig neu aufgesetzt ­werden. Im Fahr wurden einige von ihnen durch jüngere Heizkörper ersetzt und das noch brauchbare Kachelmaterial als Reserve für allfällige Reparaturen im Estrich aufbe­ wahrt.

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Kunsthandwerk und Handwerkskunst Für die Herstellung der Kacheln formte der Hafner des 18. Jh. zunächst ein Gipsmodell, in dessen Negativabguss er dann den fein­ körnigen, feuchten Ton aus Horgen oder von der Zürcher Allmend eindrückte. Nach einigen Tagen des Trocknens wurden die ­Kacheln bei niedriger Temperatur ein erstes Mal im Töpferofen gebrannt. Sobald sie ab­ gekühlt waren, schütteten die Hafner über ihre spätere Ansichtsseite eine flüssige Gla­ sur. Der porös gewordene Ton sog dabei die Flüssigkeit ein. Auf der zurückbleibenden puderartigen Fläche wurde nun die dekora­ tive Bemalung angebracht. Wie die Fahrer Funde zeigen, verfügten die Kachelmaler über ein breites Repertoire. Sehr präzise Akanthusornamente, kleine Landschaften und auch Figuren sind auf den Kacheln zu entdecken. Die Fahrer Kacheln wurden mit wenigen Ausnahmen um 1750 produziert. Vielen von ihnen stammen wahrscheinlich von nicht mehr existierenden Öfen, die ­Leonhard Locher in seiner Werkstatt an der Brunngasse oder Christoph Huber an der Mühlegasse im Auftrag des Klosters her­ stellten. In der Arbeitswoche im Juni 2018 wur­ den die Fahrer Kacheln zunächst vom Estrich in den Garten transportiert und dort von jahrzehntealtem Schmutz befreit. Diese Aufgabe übernahmen zwei Mitglieder des Vereins Pro Kloster Fahr: Esther Meierhofer und Josef Koller. In mühsamer Arbeit wur­ den die Ofenkacheln geschrubbt und von festgebackenem Schamottmörtel, von Lehm und Steinen befreit. Jede Kachel wurde mit einer Nummer versehen, fotografiert und ins Inventar aufgenommen, das im Kloster oder bei der Kantonalen Denkmalpflege einsehbar ist. Besonders schöne Exemplare sollen im Kloster ein Plätzchen finden, wo sie bewundert werden können und der Rest wurde neu verpackt wiederum im Estrich des Klosters eingelagert. Verena Huber-Halter in Zusammenarbeit mit Dr. Brigitte Meles


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Folgende Ehemalige unserer Bäuerinnen­ schule haben die Berufsprüfung «Bäuerin mit eidgenössischem Fachausweis» erfolg­ reich abgeschlossen. Es sind dies: Zimmermann Martina, Ermensee (HK 2011/12). – Regula Roth-Tschumper, Hem­ berg (FK 2012). – Barbara Lagler-Hauser, Wä­ denswil (FK 2012). – Fankhauser Karin, Baar (FK 2013). – Daniela Disler-Zenger, Hildisrie­ den (FK 2013). – Brigitte Käslin, Emmetten (FK 2013). Wir gratulieren herzlich und wünschen den diplomierten Bäuerinnen viel Freude und Erfolg in ihrem Beruf.

Jolanda und Manfred Kessler-Stauffer, Lau­ pen (FK2007). – 11. Juli 2018, Livio, Katrin und Nick Schelbert-Christen, Inwil (FK 2010). – 17. Juli 2018, Joel Severin, Ursula und ­Marcel Römer-Biffiger, Gunzgen (FK 2013). – 21. Juli 2018, Reto, Rita und Thomas Thei­ ler-Villiger, Aristau (FK 2008). – 1. August 2018, Agnes, Erika und Kobi Herger-Arnold, Flüelen (FK 2004).

NACHRICHTEN DER EHEMALIGEN

Zu Gott heimgegangen: Ehemalige Schülerin: Marie Burkart-Vollenweider, Merenschwand (WK 1945/46). – Elisabeth HuberBrun, Muri (WK 1977/78)

Vermählungen: 15. September 2018, Melanie Fischer und ­Michael Schmidlin, Zun 1, 6073 Flüeli-Ranft.

Gatte von: Verena Knecht-Suter, Schneisingen (SK 1957).

Geburten: 10. Juni 2018, Marco, Vreni und Thomas Rus­ terholz-Hauser, Schönenberg (HK 12/13). – 29. Juni 2018, Livia, Priska und Fabian NäfGrob, Lütisburg (HK 2010/11). – 30. Juni 2018, Luisa Rebecca, Rebecca und René Jost-Muff, Gunzwil (HK 05/06). – 30. Juni 2018, Linda,

Mutter von: Ursula von Büren-Schmid, Oberdorf (HK 1971/72). – Maria Verena Burkart, Meren­ schwand (WK 1967/68). – Theres VilligerBurkart, Rebeuvelier (WK 1969/70). – Schwester M. Veronika Odermatt, Priorat, Kloster Fahr (1982/83).

«Im Fahr» Die Schwestern erzählen aus ihrem Leben Autorin Susann Bosshard-Kälin Fotograf Christoph Hammer Verlag

Hier und Jetzt

Das neue Buch erhalten Sie im Klosterladen. Preis CHF 39.– Versandkosten + CHF 8.–

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Sanctus Heilig bist du, herrlich bist du, unser Gott! Lebensquelle, Nacht wird helle; O du wunderbarer Gott!

Heilig bist du, herrlich bist du, unser Gott! Gräber springen, Tote singen: O du wunderbarer Gott! Silja Walter OSB

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Friedhof des Klosters Fahr (Foto: Susi Losenegger).

Heilig bist du, herrlich bist du, unser Gott! Dich einst sehen. Nie vergehen, – O du wunderbarer Gott!



KALEIDOSKOP

Veranstaltungskalender Religion Erntedanksonntag Wann: Sonntag, 28. Oktober 2018, 09.30 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Eucharistiefeier

Hochfest Allerheiligen Wann: Donnerstag, 1. November 2018, 09.30 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Eucharistiefeier «Vierstimmiges Abendgebet» Wann: 14. Oktober und 11. November 2018, 16.00 Uhr Einüben der Gesänge um 15.00 Uhr Wo: Klosterkirche Fahr Was: Mit Psalmen, Hymnen und Gebeten wird Gott gelobt, das eigene Menschsein genährt und erleuchtet. Sie sind eingeladen zum Mitsin­ gen oder hörenden Dasein. Mit einer Auslegung der Heiligen Schrift wollen wir unsere Gotteserkenntnis vertiefen. Einsiedler Adventseinkehrtage Wann: Samstag, 1. Dezember, 14.30 Uhr bis Sonntag, 2. Dezember, 12.00 Uhr Wo: Einsiedeln, Hotel Allegro Was: «‹Wenn die Frau geboren hat, vergisst sie die Drangsal vor Freude› (Joh 16, 21). Sterben und Tod als Geburt zum endgültigen Leben» Wer: Professor Dr. Markus Schulze SAC

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Einzelheiten unter http://www.balthasar-freundeskreis.ch


KALEIDOSKOP

Kultur Kirchenkonzert Wann: Sonntag, 2. Dezember 2018, 18.30 Uhr Sonntag, 9. Dezember 2018, 18.30 Uhr Wo: Klosterkirche Einsiedeln Was: «Einsiedler Messe» von Giovanni Simone Mayr (1826) Te Deum von W. A. Mozart KV 141 (66b) (1769) Wer: Frauenchor Einsiedeln, Männerchor Einsiedeln, Stiftschor Einsiedeln, Orchesterverein Einsiedeln Gesamtleitung: Pater Lukas Helg Freier Eintritt – Kollekte

Plakatausstellung «Im Fahr» Wann: täglich bis 28. Oktober 2018 Wo: Kloste Fahr, Open-Air-Ausstellung im Klosterhof, frei zugänglich Was: aus Anlass des 888. Jubiläums des Klosters Fahr Eintritt frei

Silja Walter-Raum Wann:

S onntag, 28. Oktober 2018, 25. November 2018, jeweils nach dem Gottesdienst ca. 10:45 bis 14:00 Uhr Wo: Propstei Kloster Fahr Was: Eine moderne, visuelle Ausstellung über das Leben der Benediktine­ rin und Schriftstellerin Silja Walter und ihr vielfältiges literarisches Schaffen. Der Eintritt ist kostenlos

Schreibzelle Wann: Jederzeit (Anmeldung erforderlich) Wo: Kloster Fahr Was: Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren steht eine Schreibzelle zur Verfügung, um für zwei Tage im Rhythmus der Benediktine­ rinnen und in der Stille des Klosters dem persönlichen Suchen nach Gott und nach dem Sinn des Lebens Raum zu geben und an einem «Fahrer-Psalmen-Buch» mitzuschreiben. Weitere Infos und Anmeldung: www.kloster-fahr.ch

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KALEIDOSKOP

Einsiedler Kleinmeister

Kleinplastiken zwischen Kunst und Kommerz Das Kloster Einsiedeln besitzt eine beachtliche Sammlung an sogenannten Klein­skul­ pturen. Dies sind kleinformatige Skulpturen aus verschiedenen Materialien und auch mit unterschiedlichen Themen. Geschaffen wurden sie von Künstlern, die in Einsiedeln geboren wurden, dann dauernd oder zumindest teilweise hier sesshaft waren.

Im Zusammenhang mit dem Einsiedler Klos­ terneubau kamen ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Künstler und Kunsthandwerker nach Einsiedeln. Diese waren mit der Ausstattung der neuen Klos­ terkirche sowie den repräsentativen Räu­ men des Klosters wie dem Grossem Saal, den Speise- und Gastzimmern der Abtei oder der Bibliothek beschäftigt. Aber auch die Aus­ senräume wie die Arkaden erhielten zu die­ ser Zeit ihren plastischen Schmuck. Die meis­ ten dieser Künstler und Kunsthandwerker kamen aus dem süddeutschen Raum nach Einsiedeln. Einige wurden hierher berufen wie die Gebrüder Asam, die die Kirchenge­

Das Kloster Einsiedeln besitzt eine ansehnliche Sammlung von Skulpturen und Reliefs der hier ansässigen Kleinmeister.

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wölbe mit Stuck und Fresken dekorierten. Andere kamen hierher, in der Hoffnung ­Arbeit zu finden. Eingeheiratet Der bekannteste dieser Künstler ist Johann Baptist Babel. Im Jahr 1716 im Allgäu/Bayern geboren, bildet er sich zum Bildhauer aus. Vermutlich war Diego Carlone einer seiner Lehrmeister. Nach der Ausbildung zog er nach Wien und Böhmen. Dort lernte er die habsburgisch-kaiserliche Kunst kennen. Ein­ siedeln dürfte er als Lehrling bei Carlone schon kennengelernt und dabei an den Sei­ tenaltären der Klosterkirche gearbeitet ha­ ben. Im Jahr 1746 zieht er nach Einsiedeln, verheiratet sich dort und bleibt Einsiedeln Zeit seines Lebens treu. Für seine teils um­ fangreichen Aufträge braucht er die Mithil­ fe von Gesellen. Junge Einsiedler dürften so mit dem Bildhauerberuf in Kontakt gekom­ men sein. Zu Babels Freunden in Einsiedeln gehör­ te der Goldschmied Augustin Mathias Kuri­ ger. Dessen beiden Söhne Josef Anton und Josef Benedikt Kuriger wurden dank der Vermittlung durch den Medailleur Johann Carl Hedlinger, der mit dem Abt in Verbin­ dung stand, ab Ende der 1760 Jahre an der königlichen Akademie der schönen Künste in Paris zu Plastikern ausgebildet. Die bei­ den pendelten in der Folge zwischen Paris


Dreifigurige Krippe, vermutlich von Ildefons Kuriger (1782–1834), Ton, um 1820. und Einsiedeln hin und her. Seit dieser Pari­ ser Zeit schrieben sie sich meist Curiger. Auch die Söhne von Josef Benedikt Kuriger widmeten sich wiederum dem Beruf des Modelleurs. Trotz der Ausbildung an fortschrittli­ chen Akademien wie Paris oder Wien blie­ ben die Kleinplastiker einem späten Roko­ kostil treu. Klassizistische Einflüsse sind vor allem bei den jüngeren Familienmitgliedern jedoch spürbar. Im Umkreis der Familie Kuri­ ger, der bekanntesten Einsiedler Künstlerfa­ milie, gab es zahlreiche weitere Kleinmeis­ ter, so etwa Josef Anton Birchler, Alois Meinrad und Ignaz Fuchs, Meinrad Schön­ bächler und etliche andere, die in der Tradi­ tion der Kuriger arbeiteten. Die letzten dieser zahlreichen Model­ leure starben erst zu Beginn des 20. Jahr­ hundert. Es ist jedoch schwierig, die einzel­ nen Hände auseinander zu halten, zumal sie ihre Arbeiten selten signiert und datiert haben. Die kleinformatigen dreidimensio­ nalen Figuren bestehen meist aus Ton und wurden mehrfach reproduziert. Diese wur­ den in Negativformen, die an einem durch einen Kleinmeister in Gips modelliertem ­Original abgenommen wurden, in Einzeltei­ len gegossen, montiert, getrocknet und dann gebrannt. Die meisten wurden nicht gefasst, behielten also ihren natürlichen ­roten Ziegelton. Womit verdienten nun diese Kleinmeis­ ter ihr Einkommen? Einsiedeln als Wall­

KALEIDOSKOP

fahrtsort zog zahlreiches Publikum unter­ schiedlichster Art an. Dementsprechend vielfältig war das Angebot dieser Kleinmeis­ ter. Im Vordergrund standen religiöse Dar­ stellungen, allen voran Krippenfiguren. Die­ se konnte einzeln gekauft und die Krippen so sukzessive erweitert werden. Es gibt aber auch bereits fertige Inszenierungen der Weihnachtsszene in verglasten Holzkästen, bei den die einzelnen Figuren mit Gipser­ gänzungen zu einer Figurengruppe zusam­ mengesetzt werden. Zum Repertoire gehör­ ten aber auch Abendmahlsszenen, die vier Evangelisten, Flucht nach Ägypten, Pas­ sionsszenen usw. Profane Themen dagegen sind selten. Solche kleinformatigen zahl­ baren Figuren waren somit beliebte Erin­ nerungen an eine Einsiedler Wallfahrt. Eine grosse Krise hatte der Verkauf die­ ser kunsthandwerklichen Produkte wäh­ rend der Zeit der Franzosenbesetzungen und der anschliessenden Absenz des Gna­ denbildes erfahren müssen, bis dann im Ver­ lauf des 2. Jahrzehnts des 19. Jahrhundert die Wallfahrt wiederum ihre alte Bedeutung zurückerlangte. Anatomie Benedikt Kuriger (1754–1819) verstand es diese Zeit der Krise mit einem ganz anderen Produkt zu überbrücken. Er produzierte anatomische Reliefs nach graphischen Vor­ lagen, insgesamt schuf er ca. 20 verschiede­ ne anatomische Darstellungen. Zum einen sind es Darstellungen des ganzen Menschen mit freigelegten Muskeln, Blutbahnen etc. Andere Reliefs zeigen Details wie etwa die Entwicklung des menschlichen Embryos oder einen Schnitt durch das menschliche Auge. Diese Reliefs wurden erstmals an der Bernischen Gewerbeausstellung von 1804 präsentiert und fanden sofort grosse Beach­ tung. Besonders Medizinstudenten und Ärz­ te kauften diese kostengünstigen Abgüsse für das Studium. Diese Reliefs wurden in Werkstätten in Winterthur bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts produziert. Markus Bamert

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KALEIDOSKOP

Carl Muth und die Geschwister Scholl 2/2

Eine geschenkte Bibliothek gibt Geheimnisse preis Bruder Gerold Zenoni schildert in seinem zweiten Recherchebericht, wie Lebensläufe von Protagonisten der Widerstandsgruppe «Weisse Rose» in Nazi-Deutschland auffallend häufig mit dem Kloster Einsiedeln verbunden waren. Eine Schlüsselfigur war Karl Muth, der um 1895 als Redaktor beim Einsiedler Benziger Verlag arbeitete. Die Stiftsbibliothek kam später in den Besitz seiner umfangreichen Büchersammlung. Carl Muth war in den Kriegsjahren mit den Geschwistern Scholl befreundet. Diese hatten die Bibliothek ihres Freundes Carl Muth betreut. Auch diese Tätigkeit hat im Kloster Einsiedeln Spuren hinterlassen. 1903 gründete Carl Muth die Monatsschrift «Hochland für alle Gebiete des Wissens, der Literatur und Kunst». Ein Jahr zuvor hatte Muth Einsiedeln verlassen und war mit sei­ ner Familie nach München-Solln gezogen, wo man an der Dittlerstrasse 10 ein neu er­ bautes Haus bezog. Muths Zeitschrift gilt von Anfang an als progressiv. Ähnlich wie im «Renouveau catholique» strebte Muth eine Erneuerung im katholischen Sinn an. Die ­Anfeindungen seitens des deutschen Epis­ kopats waren happig und nachhaltig, was allerdings den Erfolg bei der Elite der katho­ lischen Laien nicht verhinderte, so dass die Abonnentenzahl am Schluss des ersten Jahr­ gangs bereits 3000 betrug. Vom Bischof von Chur musste sich Muth die Frage gefallen lassen, «ob er überhaupt an die Gottheit Jesu Christi glaube». Königlicher Professorentitel 1905 verschaffte sich Muth auf einer Italien­ reise erste Eindrücke des Schriftstellers An­ tonio Foggazaro und es kam zu einer Privat­ audienz bei Papst Pius X. Carl Muth schrieb: «Er empfing mich in seinem privaten Ar­ beitszimmer. Ich überreichte ihm die ersten Bände von ‹Hochland› und wir sprachen

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über das Programm und seine Erfolge. Dann schrieb er eigenhändig, was sonst Aufgabe der Kanzlei ist, 4 Zeilen der Widmung und des apostolischen Segens unter sein Bildnis. Dazu übergab er mir noch 3 päpstliche ­Münzen mit seinem Abbild in Bronze, Silber und Gold, die noch heute in meinem Besitz sind. Nach seinem Segen verliess ich in star­ ker ­Bewegung den grossen, stillen Raum.» Eigene Kapelle für Carl Muth «Hochland» wurde trotz des Besuchs von Muth beim Papst vom Vatikan auf den Index verbotener Schriften gesetzt. Das entspre­ chende Dekret wurde allerdings «aus ver­ schiedenen Gründen» nicht veröffentlicht. Zu stark war wohl in Rom die Angst vor ­einem massiven Protest der katholischen Laien-Elite in Deutschland. Bei einer erbete­ nen Audienz beim damaligen Nuntius Pace­ lli, dem späteren Papst Pius XII., in Berlin schilderte Carl Muth diesem die Lage der Katholiken in Deutschland. Der Konvertit und «Hochland»-Mitarbeiter Theodor Haecker war in diesen Jahren sein häufigster Gast. Wahrscheinlich in dieser Zeit gestatte­ te der Münchner Kardinal Faulhaber die Ein­ richtung einer Kapelle in Muths Haus samt


KALEIDOSKOP

Ein kleiner Einblick in die Bibliothek Carl Muth im Kabiskeller des Klosters Einsiedeln (Foto: Bruder Gerold Zononi). der Genehmigung, dort Eucharistie feiern zu können. Und in diese Zeit fällt auch der Kontakt mit den Geschwistern Hans und So­ phie Scholl. Im Juli 1944 steckten Brandbom­ ben sein Haus in Solln in Brand. Glücklicher­ weise konnte die Bibliothek gerettet werden, wenn auch einige Exemplare deutlichen Wasserschaden aufweisen, der möglicher­ weise auf diesen Bombeneinschlag zurück­ zuführen ist. Carl Muth litt seit längerer Zeit unter Angina Pectoris und wurde stationär in der Medizinischen Klinik in München auf­ genommen. Die Klinik wurde ebenfalls das Opfer eines Bombenangriffs und die Patien­ ten wurden in das als Ausweichskranken­ haus umfunktionierte Hotel Axelmannstein nach Bad Reichenhall evakuiert, wo Carl Muth am 15. November 1944 verstarb. Schenkung aus Deutschland Der Schreibende erinnert sich lebhaft, wie ihm der damalige Abt Georg Holzherr eines Tages freudestrahlend verkündete, dass die Stiftsbibliothek eine grosse Schenkung aus

Deutschland erhalte. Der Klostervorsteher wusste um meine Passion für die Literatur und wollte mir die Information über den ­Eingang der «Bibliothek Carl Muth» nicht vorenthalten. Federführend bei dieser Ver­ gabung war eine Enkelin von Carl Muth, Gabrielle Bell-Muth. Die starke Verknüp­ ­ fung der Bibliothek von Carl Muth – sie ist auf mehreren Regalen der Kompaktusanla­ ge im ehemaligen «Kabiskeller» des Klosters unter der eigenen Signatur CM eingelagert – mit Hans Scholl und der «Weissen Rose» dürfte Abt Georg damals nicht bekannt ge­ wesen sein. Tatsächlich schreiben auch die Verfasserin und der Verfasser der aktuellen Biographien zu Hans Scholl zwar sehr wohl über sein Katalogisieren dieser Bibliothek, aber über den Verbleib dieses so singulär mit einem bedeutenden Ereignis der jüngeren deutschen Geschichte verbundenen Bücher­ schatzes hat sich bis heute erstaunlicher­ weise kein Mensch interessiert… Der grosse Bücherbestand von Carl Muth ist teilweise mit dessen Ex-Libris in verschie­

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KALEIDOSKOP denen Ausführungen versehen. Die Biblio­ thek zeugt vom weiten Horizont des Gelehr­ ten, der eine besondere Affinität zur französischen Kultur hegte, aber auch Kon­ takte zu italienischen und englischen Ge­ lehrten pflegte. Viele Bücher sind von den Verfasserinnen und Verfassern signiert. Da­ runter sind Persönlichkeiten wie Stefan George, Georges Bernanos oder der engli­ sche Literaturnobelpreisträger T.S. Eliot. Nicht verschweigen darf man, dass etliche Exemplare noch immer ungelesen sind, da sie nicht aufgeschnitten wurden. Praktisch alle Bücher sind auf dem hinteren Umschlag mit einer Klassifizierung in Bleistiftschrift versehen, die alle mit grosser Wahrschein­ lichkeit von Hans Scholl stammen. Begegnung auf Augenhöhe Die Szene hat sich tief in das kollektive Ge­ dächtnis der Deutschen eingegraben: Hans und Sophie Scholl verteilen am 18. Februar 1943 in der Münchner Universität das «Stalingrad»-Flugblatt, in dem sie nichts we­ niger als die Beendigung des Krieges for­ dern. Sophie Scholl wirft den Rest der Flug­ blätter in den imposanten Lichthof der Eingangshalle. Die Verhaftung von Hans und Sophie Scholl sowie weiterer Beteiligter folgt sofort. Vier Tage später wird das unter der Leitung von Roland Freisler vom Volksgerichtshof ausgesprochene Todesurteil an Hans und Sophie Scholl vollzogen. Den Exponenten der Widerstandsbewegung wird posthum so etwas wie der Status säkularer Heiliger verliehen. In der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit erscheint Sophie Scholl meist an erster Stelle. Dabei war der Kopf der Widerstandsgruppe gegen die Nazi-Herr­ ­ schaft eindeutig Hans Scholl. 1918 geboren, wuchs er zusammen mit seinen Geschwis­ tern Inge, Elisabeth, Sophie und Werner in einer christlichen Familie auf. Die Mutter war bis zur Eheschliessung Diakonisse ge­ wesen. Hans Scholl war zunächst begeister­ tes Mitglied der Hitler-Jugend. Das Lager­ leben und Fahrten nach Stockholm waren

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Widmung des Theologen Otto Karrer, der auch in Briefkontakt mit Patres des Klosters Einsiedeln stand, aus dem Jahr 1934 für Carl Muth (Foto: Bruder Gerold Zenoni). Höhepunkte. Dass Hans Scholl in dieser Zeit bisexuell war und homoerotische Kontakte hatte, wurde in der öffentlichen Wahrneh­ mung lange ausgeklammert, da es nicht zu seiner Heldenaura zu passen schien. Im ­Dezember 1937 wurde Hans Scholl von der Gestapo wegen Verstosses gegen den Ho­ mosexuellenparagraph 175 verhört. Zwar gestand Scholl die ihm zur Last gelegten ­Taten sofort, versuchte sich aber als gerei­ nigt von seiner Homosexualität darzustellen. Obwohl im Dritten Reich die schrecklichste Verfolgung Homosexueller wütete, gab es nicht wenige männliche und weibliche Nati­ onalsozialisten, die der gleichgeschlechtli­ chen Liebe zuneigten. Die Sache ging für Hans Scholl glimpflich aus. Das Verfahren gegen ihn wurde 1938 nach einer Amnestie eingestellt. Ein Geburtshelfer der «Weissen Rose» Erschütternde Erfahrungen im Sanitäts­ dienst an der West- und Ostfront hatten den Medizinstudenten Hans Scholl längst von seiner Begeisterung für die Nazi-Machtha­


ber abgebracht. In dieser Zeit hatte Scholl das Glück, reifen Persönlichkeiten zu begeg­ nen. Den ersten Kontakt zwischen Hans Scholl und Carl Muth hatte Otl Aicher (1922– 1991) geknüpft. Er war Mitbegründer und von 1962 bis 1964 Rektor der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Weltweit bekannt wurde er durch das von ihm entwickelte Erschei­ nungsbild der Olympischen Spiele von 1972 in München. Aicher gehörte durch die Zu­ sammenführung von Hans Scholl und Carl Muth zu den Geburtshelfern der «Weissen Rose». Otl Aicher heiratete am 7. Juni 1952 in der Kirche Sankt Anna in München Inge Scholl, die Schwester von Hans und Sophie Scholl. Der Priester und bekannte spirituelle Schriftsteller Romano Guardini segnete das Brautpaar und hielt den Gottesdienst. Erste Begegnung An einem Herbsttag 1941 kam es zur ersten Begegnung zwischen Hans Scholl und Carl Muth, dem ergrauten Herausgeber der Zeit­ schrift «Hochland». Hans hatte nur etwas abzugeben. Aber Carl Muth blickte in seine hellen Augen, wechselte ein paar Worte mit ihm und lud ihn ein, bald wieder zu kommen. Von da an war Hans häufig zu Gast. Stun­ denlang konnte er sich mit der riesigen Bib­ liothek beschäftigen. Hier verkehrten Dich­ ter, Gelehrte und Philosophen. Hans Scholl tat einen Blick in den Kosmos des Geistes. Allerdings war es ein gefesselter Geist. Alle waren von der grossen Sehnsucht erfüllt, wieder frei atmen zu können, frei schaffen zu dürfen und ganz wieder sich selbst sein zu können. Eine Art Bekehrungserlebnis Im Kriegswinter 1941 hatte Carl Muth an Otl Aicher geschrieben: «Hans [Scholl] geht bei mir als lieber und sehr geschätzter Haus­ freund ein und aus. Er ist oft auch mein Tischgast und kommt mit allerhand Men­ schen in Berührung, die ihn interessieren.» Unter diesen Personen von grossem Format waren Theodor Haecker, Werner Bergen­ gruen, Sigismund von Radecki und Alfred

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von Martin. Sie bilden den Kreis der religiö­ sen Mentoren von Hans Scholl. Als Scholl im August 1941 durch Aichers Vermittlung erst­ mals Carl Muth traf, war dies nicht nur eine Begegnung zweier Generationen. Es trafen sich Scholls ungestüme Vitalität und Muths gereifte Besonnenheit, es trafen sich die un­ gestillte Lebensgier des jungen Scholl und die reiche Lebenserfahrung des betagten Gelehrten Muth. Beide einte der Zorn über die Machthaber. Erst wenige Wochen zuvor war das «Hochland», jahrzehntelang die vornehmste katholische Revue in deutscher Sprache, von den NS-Machthabern einge­ stellt worden. Als Muth Scholls Faszination für die Literatur spürte, bat er ihn, seine ­umfangreiche Privatbibliothek zu ordnen. In diesem schöngeistigen Umfeld ergaben sich die Gespräche über die Verflechtung von christlichem Glauben und politischem Han­ deln. «Mein treuster Freund ist immer noch Carl Muth», schrieb Scholl im Frühjahr 1942, «bei ihm kannst Du mich täglich finden.» In einem Brief vom 22. Dezember 1941 berich­ tete Hans Scholl Carl Muth von einer Art ­Bekehrungserlebnis. Nach den grauenhaf­ ten Erfahrungen des Krieges entstand in Scholl eine Leere. «Eines Tages ist dann von irgendwoher die Lösung gefallen. Ich hörte den Namen des Herrn und vernahm ihn. In diese Zeit fällt meine erste Begegnung mit Ihnen. Dann ist es von Tag zu Tag heller ge­ worden. Dann ist es wie Schuppen von mei­ nen Augen gefallen. Ich bete. Ich spüre ­einen sicheren Hintergrund und ich sehe ein sicheres Ziel. Mir ist in diesem Jahr Christus neu geboren.» Es war Carl Muth, der für Hans Scholl und dessen Freund Alexander Schmorell Kontakte zum Bibliothekspater und bayri­ schen Kirchenhistoriker Romuald Bauerreiss von der Abtei St. Bonifaz in München knüpf­ te. Nach dem Krieg erinnerte sich der Bene­ diktinerpater: «Aber die steigende Not des Vaterlandes drängte Hans noch zu anderem Tun. Die Geschichte hat sicher viele Freiheits­ kämpfer gesehen, die mit Überzeugung, Leidenschaft und Opferbereitschaft ihrer

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KALEIDOSKOP Sendung gedient haben, aber wohl wenige hat es gegeben, die sich mit solch geradezu wissenschaftlicher Sorgfalt und höchstem sittlichen Ernst darauf vorbereitet haben wie Hans Scholl. Seine Beschäftigung mit Thomas von Aquin und anderen christlichen Autoren war getragen nicht zuletzt von der brennenden Frage nach dem aus christli­ chem Gewissen gebotenen Widerstand ge­ gen den Missbrauch der Staatsgewalt. Wer Hans kannte, weiss – und wusste es schon damals –, dass er am liebsten offen vor den Tyrannen hingetreten wäre, um ihm ins Ge­ sicht zu schleudern: ‹Es ist Dir nicht erlaubt!›» Schaumann und Scholl Die Künstlerin und Schriftstellerin Ruth Schaumann (1899–1975) war Mitarbeiterin der Zeitschrift «Hochland» gewesen, bevor sie 1924 den «Hochland»-Schriftleiter Fried­ rich Fuchs (1890–1948) heiratete. Ruth

Schaumann war gehörlos, stand in Kontakt mit Mönchen des Klosters Einsiedeln und besuchte die Wallfahrtstätte im «Finsteren Wald». In ihren monumentalen autobiogra­ phischen Erinnerungen «Das Arsenal» nimmt der Besuch in der Waldstatt mehrere Seiten ein. Mit ihren belletristischen Werken ist Ruth Schaumann in der Stiftsbibliothek Ein­ siedeln gut vertreten. Mehrere Titel sind von der Autorin signiert. Auch sie stand in Kontakt mit Hans Scholl. Im autobiographi­ schen Romanmanuskript «Der Kugelsack», es ist die Fortsetzung von «Das Arsenal», ruft Hans Scholl aus: «Bedenken Sie doch, Dr. Friedrich Fuchs, bedenken Sie: straflos ermorden zu dieser Stunde zehntausend Brüder die Brüder unter der Bezeichnung: Feind dem Feind. O Unrecht, Unrecht, Un­ heil, nie abzuwägen! Und ich darf und soll ihn dafür nicht töten […]. Ihn, den Schoss­ hund des Bösen!» Nachbar Werner Bergengruen erzählt

Die gehörlose Künstlerin und Schriftstellerin Ruth Schaumann besuchte das Kloster ­Einsiedeln, signierte Bücher für Mönche des Stiftes und ist mit mehreren Werken in der Bibliothek von Carl Muth vertreten (Foto ab Vorlage: Bruder Gerold Zenoni).

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Unmittelbarer Nachbar von Carl Muth in München-Solln war der Schriftsteller Wer­ ner Bergengruen, der nach dem Zweiten Weltkrieg am 10. November 1946 an der Stiftsschule Einsiedeln eine Lesung hielt. Auch Bergengruen war in die Aktionen um die «Weisse Rose» verwickelt. Die nachfol­ genden Erinnerungen Werner Bergengru­ ens erschienen 1953 im nach dem Krieg wie­ der reanimierten «Hochland». Sie vermitteln ein anschauliches Bild der bangen Stunden, die Carl Muth nach der Verhaftung der Scholl-Geschwister bei einer Hausdurchsu­ chung von Gestapo-Leuten erlebte und wie ihn in schier auswegloser Situation ein Stoss­ gebet zum heiligen Thomas Morus rettete. «Er [Carl Muth] konnte heiter sein, aber seine Heiterkeit war eine solche des Geistes, nicht eine Heiterkeit, die vom Mittelpunkt her den ganzen Menschen durchwaltet hät­ te. Und doch, wie gern liess er sich erheitern! Ich erinnere mich, wie herzlich er lachte, als ein harmloser Staats- oder Stadtfunktionär ‹nach Eintritt des Bombenschadens› – es war


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teswillen›, sagte ich, ‹machen Sie sich doch nicht die Mühe! Ich hätte diese Blätter ja ohnehin bald weggeworfen, ich brauche sie doch nicht mehr, seitdem das Buch gedruckt ist!› Aber er liess sich nicht abbringen. ‹Wenn Sie sie nicht mehr wollen, dann nehme ich sie an mich›, antwortete er und fuhr in sei­ nem Tun fort. Mir scheint, ich kann diesen Erinnerun­ gen keinen besseren Abschluss setzen, als nach Muths eigener Erzählung eine ent­ scheidende Szene aus seinem letzten Le­ bensjahr wiederzugeben. Das gefährliche Manuskript

Carl Muth um 1940 in seiner Bibliothek in München-Solln (Photo aus «Hochland» Nr. 39, 1946, von M. Diedenhofen). noch in der Frühzeit des Luftkrieges – auf der Suche nach einem amtsgerechten Aus­ druck meine Frau und mich schliesslich als ‹Bombenschädlinge› bezeichnete. Nach Eintritt des Bombenschadens – wir sprachen nach Münchner Art respektloser von unserer ‹Bombengaudi› – konnte Muth sich an tatkräftiger Anteilnahme gar nicht genugtun. Für einen Teil meiner geretteten Habseligkeiten bot er mir ein Asyl in seinem Hause an. Er brachte uns Honig, Spalierbir­ nen aus seinem sorgsam gehegten Garten, Wein und den so sehr begehrten Bohnen­ kaffee. Als einen der am tiefsten ergreifen­ den und in Wahrheit rührendsten Eindrücke meines Lebens bewahrt mein Gedächtnis eine kleine Szene: Im Garten lagen, wirr ver­ streut, einige Tausend handgeschriebener Seiten meines Romans ‹Am Himmel wie auf Erden›. Der alte Mann [Muth] bückte sich geduldig, um sie aufzusammeln. ‹Um Got­

Ich wusste nicht, dass der Student Hans Scholl, dem ich im Hause Carl Muths in der Dittlerstrasse begegnete – er war Muth bei der Neuordnung seiner Bibliothek be­ hilflich –, der Verfasser jener Flugblätter der ‹Weissen Rose› war, die meine Frau und ich nächtlich abtippten und die ich dann nach sorg­fältiger Auswahl der Adressaten zu Rad in die Stadt brachte, um sie auf die Briefkäs­ ten der verschiedensten Postbezirke zu ver­ teilen. Nachdem das Unheil sich schon erfüllt hatte, erschienen zu später Abendstunde zwei Gestapobeamte bei Muth. Er wurde gefragt, ob er zugebe, Hans Scholl gekannt und häufig bei sich gesehen zu haben. Muth bejahte. ‹Dann sind Sie also der intellektuel­ le Urheber!› sagte einer der beiden. Zur Antwort brüllte Muth ihn an. ‹Das werden Sie mir beweisen müssen!› schrie er zornig, und er konnte im Zorn schon Schrecken und Furcht einjagen! Aber diesen Ton konnte sich nicht jeder leisten, und ­dieser Ton liess sich nicht erheucheln. Er musste elementar aus dem Temperament des Angegriffenen hervorbrechen. Mit die­ sem Schrei hatte Muth die Herrschaft über die Situation an sich gerissen. Freilich konnte sie ihm jeden Augenblick wieder entgleiten, es brauchte nur irgendein materieller Be­ fund gegen ihn zu sprechen; denn nun be­ gann die Haussuchung. Als die Beamten, die übrigens nach Muths Zornesausbruch höfli­ cher geworden waren, sich über seinen

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KALEIDOSKOP Schreibtisch machten, fiel es ihm nach sei­ nem Ausdruck siedend heiss ein, dass in ­einem Fach dieses Schreibtisches das Manu­ skript von Theodor Haeckers ‹Tag- und Nachtbüchern› lag! Schon im nächsten ­Augenblick konnte es in den Händen der Ge­ stapo sein. Dort musste es Haecker wie Muth zum Verderben werden. In dieser Not wand­ te Muth sich an den heiligen Thomas Morus, den Blutzeugen des aufrechten christlichen Gewissens, dem er in besonderer Verehrung ergeben war und mit dem er sich auch ­wissenschaftlich beschäftigt hat. Er sagte: ‹Heiliger Thomas Morus, wenn du wirklich ein Heiliger bist, wie ich fest glaube, dann hilf mir aus dieser Situation!› Die Gestapo­ beamten übergingen das Fach, Haeckers Manuskript blieb unangerührt. Stattdessen nahmen sie eine grosse Menge anderer, im wesentlichen unverfänglicher Papiere an sich und brachten sie in einigen Körben un­ ter. ‹Das nehmen wir mit. Ja, und Sie müssen wir auch mitnehmen.› Verunsicherte Gestapoleute Muth stellte Bedingungen – als sei dies die Situation, um Bedingungen zu stellen! Unter Hinweis auf seinen Gesundheitszustand ver­ langte er eine Art Garantie dafür, dass man ihn nach erfolgter Einvernahme wieder nach Hause fahren werde. (Man muss sich erinnern, dass infolge der Brennstoffsperre keine Taxis verkehrten.) Muths Forderung hatte etwa den Unterton: ‹Kann ich mich nicht darauf verlassen, dass für einen W ­ agen zu meiner Rückfahrt gesorgt wird, dann muss ich leider darauf verzichten, Sie zu ­begleiten, und wenn Sie zehn auf meinen Namen lautende Haftbefehle in der Tasche haben.› Die Gestapoleute wurden unsicher, ver­ zichteten schliesslich auf Muths Mitnahme und entfernten sich mit ihren Körben. Muth stieg in sein im Obergeschoss gelegenes Schlafzimmer und ging zu Bett. Schon im Begriff, das Licht zu löschen, erinnerte er sich jählings an etwas seinem Gedächtnis Entfallenes, und die Siedehitze dieses Erin­

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nerns mag nicht geringer gewesen sein als die vorhin: in einem bestimmten Fach seines Schreibtisches bewahrte er das Duplikat einer von ihm verfassten, dem Heiligen ­ ­Vater zugeleiteten Denkschrift über die Zu­ stände in Deutschland! (Die Aufbewahrung eines solchen Schriftstücks in einem leicht zugänglichen Schreibtischfach scheint mir eigentlich gewagter als das Offenlassen ­einer Haustür.) Hier konnte es um Leben und Tod gehen. Hatten die Gestapoleute mit den anderen Papieren auch den Durchschlag an sich genommen, wofür die Wahrschein­ lichkeit sprach, so waren die Folgen nicht auszudenken oder nur allzu gut. Nicht ins Bockshorn jagen lassen Muths erste Regung war jetzt die, aufzu­ springen, hinunterzustürzen und nachzuse­ hen, ob die Denkschrift noch an ihrer Stelle lag oder in die Körbe geraten war. Dann aber sagte er sich: ‹Nein! Das ist meiner nicht würdig. Das hiesse, diesen Burschen zu viel Ehre antun.› Er blieb liegen, drehte das Licht aus und schlief friedlich ein. Am nächsten Morgen ging er hinunter in sein Arbeitszim­ mer. Das Schreibfach war leer. Aber Muth zog die Lade heraus und siehe da – das hochverräterische Schriftstück hatte sich ­ hinter ihr eingeklemmt und war den ­Späherblicken der Gestapo entgangen. Die ‹Phantasie Gottes› hatte sich bewährt.» Bruder Gerold Zenoni OSB

Quellen: Barbara Ellermeier, Hans Scholl, Biographie. Hoffmann & Campe, Hamburg, 2012 Robert M. Zoske, Flamme sein! Hans Scholl und die Weisse Rose, Eine Biographie. Verlag C.H. Beck, München, 2018 Gabrielle Bell-Muth: Carl Muth – sein Leben, Aus seinen unveröffentlichten Erinnerungen, Manuskript Jakob Knap, Mit der Trauer eines beraubten Vaters – Carl Muth, der väterliche Freund von Hans und Sophie Scholl, Manuskript. Diverse Wikipedia-Artikel.


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Grosse Kirchenkonzerte zum Einsiedler Weihnachtsmarkt

Primizmesse für Pater Gall Morel und Mozarts Te Deum Am 28. Mai 1826 feierte Pater Gall Morel (1803 –1872), wohl einer der bedeutendsten Mönche von Einsiedeln, seine erste heilige Messe. Zu diesem Festtag bestellte sein in Mailand als Tuchhändler lebender Bruder Joseph beim damals berühmten Komponis­ ten Giovanni Simone Mayr (1763 –1845) in Bergamo eine Primizmesse. Aus einem Brief des damaligen Einsiedler Kapellmeisters ­Pater Bernhard Foresti an den Komponisten geht hervor, dass man in Einsiedeln mit der Aufführung dieser Messe an die Grenzen des Machbaren gestossen war. Foresti lobte aber deren Qualität und stellte sie gleich­ wertig neben Messen von Haydn, Mozart und Hummel. Giovanni Simone Mayr stammte aus dem deutschen Mendorf bei Ingolstadt. Er war sieben Jahre jünger als Mozart und sieben Jahre älter als Beethoven und gehörte somit der Epoche der Klassik an. Durch die Ver­ mittlung eines Mäzens aus dem schweizeri­ schen Poschiavo konnte er in Bergamo bei Domkapellmeister Carlo Lenzi Musik studie­ ren. Nach weiteren Studien in Venedig wur­ de er Lenzis Nachfolger und blieb – trotz verlockenden Angeboten aus ganz Europa, u. a. auch von Napoleon in Paris – zeitlebens in Bergamo. Er gilt als Vater der italienischen Oper und war vor Rossini und Verdi der be­ deutendste Komponist Italiens. Er schrieb etwa 60 Opern. Sein berühmtester Schüler war Gaetano Donizetti. Mayr starb in Ber­ gamo im Alter von 82 Jahren und wurde ­neben Donizetti in Santa Maria Maggiore in Ber­gamo begraben. Bei der Komposition der Primizmesse für P. Gall Morel griff Mayr mehrheitlich auf ­bereits Komponiertes zurück. Kyrie, Gloria

und der Anfang des Sanctus stammen aus älteren eigenen Werken. Zwei Teile des Cre­ dos wurden von seinem Schüler Gaetano Donizetti komponiert. So bleiben als Neu­ kompositionen für Einsiedeln nur drei Sätze aus dem Credo und das abschliessende Ag­ nus Dei übrig. Die in der Einsiedler Musikbib­ liothek aufbewahrte autographe Partitur erweckt den Eindruck, als sei die Messe in einem einzigen Wurf entstanden. Mayr hat die einzelnen Teile in sauberer Schrift neu zu Papier gebracht. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, dass ich als Musikbibliothekar das wertvolle ­Autograph der Einsiedler Messe von Giovan­ ni Simone Mayr in der klösterlichen Musik­ bibliothek aufbewahren darf. Noch grösser allerdings ist meine Freude darüber, dass sich der Einsiedler Frauenchor, der Einsiedler Männerchor, unser Stiftschor, vier Solisten und der Einsiedler Orchesterverein auf mei­ ne Initiative hin entschlossen haben, diese Messe zusammen mit dem kurzen Te Deum von Mozart neu zum Klingen zu bringen. Da ich Ende August das verantwortungsvolle Amt des Kapellmeisters nach 42 Jahren in jüngere und erstmals nicht klösterliche ­Hände übergebe, werden die zwei Konzerte im Rahmen des Einsiedler Weihnachtsmark­ tes nun zu meiner letzten grossen Aufgabe auf diesem Posten. Ob auch wir an die Gren­ zen des Machbaren stossen wie damals die Musiker und Sänger bei der Uraufführung vor 192 Jahren, möge das verehrte Publikum entscheiden, das ich im Namen aller Mit­ wirkenden zu den beiden Konzerten sehr herzlich einladen möchte. Pater Lukas Helg

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SPIRITUALITÄT Thomas Fries, Empfangt, was ihr seid. Echter, 2018, 144 S., CHF 22,90, ISBN 978-3-429-04202-8. Christ sein und Kirche werden, leibhaftiges Be­ ten und Dienen aus Liebe – die Impulse zu einer eu­ charistischen Spiritualität reichen bei Augustinus weit über den Gottes­ dienst und die Christus­ beziehung des Einzelnen hinaus. Was mit der Sehn­ sucht im Herzen des Gläu­ bigen beginnt, führt über die Begegnung mit Chris­ tus im Wort und in der ­Eucharistie zur liebenden Zuwendung gegenüber dem Nächsten. Für Augustinus soll das ganze Leben zum Got­ tesdienst werden. Anhand ausgewählter Texte aus Augustins Predigten und Werken und mit direktem Bezug zur Liturgie der Messe gibt dieses Buch Impulse für eine le­ bensnahe Spiritualität aus der Feier der Eu­ charistie.

darin Atemübungen, Kontemplationsspiele und Phantasiereisen, die Kinder in die Ruhe und zur Natur- und Gottesbegegnung füh­ ren. Mit hilfreichen Tipps, wie sich eine Me­ ditationspraxis zwanglos in den kindlichen Alltag integrieren lässt, und detaillierten Beschreibungen verschieden anspruchsvol­ ler Meditationsübungen. Das Herzensgebet eignet sich auch hervorragend zur Bewälti­ gung von Stress, dem die Kinder in Schule und Freizeit zunehmend ausgesetzt sind. Hans Ulrich Jäger-Werth, Engagierte evangelische Spiritualität,. Fromm Verlag, 2018, 157 S., ISBN 978620-2-44143-8 Hans Ulrich Jäger-Werth war von 1970 bis 2001 Pfarrer der evangelischreformierten Kirchgemeinde Einsiedeln. In dieser Zeit erteilte er auch Religionsunter­ richt an der Stiftsschule. Er bewies immer wieder eine beispielhaft offene ökumeni­ sche Gesinnung. Das «Duo Geistlich» zusam­ men mit unserem Pater Maurus ist legendär. Der vorliegende Band vereinigt Aufsätze und Vorträge verschiede­ ner Herkunft. Zunächst sind es Vorträge, die er in Korea hielt, wohin er im­ mer wieder eingeladen wurde. Sie befassen sich mit dem Evangelium als Grundlage unseres Glau­ bens. In Jesus Christus ist uns die Liebe des Vaters sichtbar geworden, eine Liebe, die bedin­ gungslos jedem Menschen gilt. Das Evange­ lium befreit uns darum von jeder Furcht. Gottes Liebe zu allen ruft dann auch uns hi­ nein in die Solidarität mit allen. Das Evange­ lium steht jedem Moralismus entgegen, aber aus Dankbarkeit sollen wir möglichst Christus ähnlich werden, ohne dass wir das je erreichen können, sondern immer Sünder bleiben. Ein wichtiger Aufsatz hat das The­

NEUE BÜCHER

Maike Schmauss, Herzensgebet mit Kindern. Claudius, 2018, 120 S., CHF 29,90, ISBN 9783-532-62824-9. Kinder sind zur Meditation geboren. Schau­ en, staunen, einfach nur da sein und wahr­ nehmen – viele Eigenschaften, die Erwach­ sene auf ihrer Suche nach innerer Ruhe erst mühsam erlernen müssen, sind für Kinder noch ganz selbstver­ ständlich. Die erfahrene Meditationslehrerin Mai­ ke Schmauss hat einen Leitfaden für all diejeni­ gen geschrieben, die ­Kinder im Herzensgebet begleiten und anleiten ­ möchten. Schritt für Schritt erklärt die Autorin

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ma «Spirituelle Wege». Zunächst gilt es, zum Gottvertrauen zu finden. Der Glaube muss aber auch immer wieder vertieft werden. Bemerkenswert sind die Ausführungen zu ignatianischen Exerzitien, die der Autor zu­ sammen mit den Jesuiten Werner Grätzer auch für Protestanten angeboten hat. Ein auch heute aktuelles Thema behandelt der Abschnitt «Glaube und Gesellschaftsgestal­ tung». Zwingli hat dabei unterschieden zwi­ schen menschlicher Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit des Gottesreiches, wobei die Aufgabe bleibt, die erste immer mehr der zweiten anzugleichen. Der Band schliesst mit zwei grösseren Aufsätzen zu Clara Ra­ gaz-Nadig, Frauenrechtlerin und Pazifistin, und Leonhard Ragaz, religiöser Sozialist. Der Autor befasst sich seit seiner Studienzeit mit den beiden. Das Buch fordert den Leser immer wie­ der dazu heraus, den eigenen Standpunkt zu überdenken und bietet darum eine wirk­ lich anregende Lektüre. Pater Markus Steiner

SACHBÜCHER Malcom Carter, The Connected Universe – DVD. Scorpio, 2018, 98 Min, CHF 29,90, ISBN 978-3-95803-177-7. Ist das Universum tatsächlich ein leerer Raum? Und ist das menschliche Leben darin nur eine zufällig entstandene Randerschei­ nung? Der Dokumentarfilm The Connected Universe öffnet die Augen für eine ganz an­ dere Erkenntnis: Das Universum ist ein Ein­ heitsfeld aus Energie, das alle Protonen darin verbindet. Dieser kosmische Raum bringt alle Materie hervor – alles ist damit in einen Zusammenhang aus Energie eingebun­ den. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis der jahrelan­ gen wissenschaftlichen Arbeiten von Nassim Haramein, der die Ideen der Quantenphysik und die Relativitätstheorie

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von Einstein verbindet. Im kleinsten Teil wir­ ken die Kräfte des grossen Ganzen. Malcolm Carters Film The Connected Universe ver­ knüpft in seinem oft atemberaubenden Bil­ derfluss die visuelle Faszination des physi­ schen und physikalischen Kosmos und seiner Kräfte mit der zentralen Einsicht, die für je­ den Einzelnen aus der neuen Einheitstheorie folgen kann: Verbundenheit ist mehr als ein Gefühl – sie ist das Potenzial einer gemein­ samen Entwicklung. Anselm Grün und Michael Grün, Gott und die Quantenphysik. Herder, 2018, 128 S., CHF 15,90, ISBN 978-3-451-06849-2. Physik und Religion gel­ ten zu Unrecht als zwei völlig getrennte Welten. Anselm Grün und sein Bruder Michael Grün, ehemaliger Physik- und Mathematiklehrer, zei­ gen in diesem Buch, dass der Dialog zwischen Quantenphysik und Re­ ligion nicht nur sinnvoll, sondern auch fruchtbar sein kann. Verständlich und unter­ haltsam beschreiben beide die Schnittstel­ len und zeigen, dass Religion und Wissen­ schaft oft nur zwei Seiten einer Medaille sind. Dieses Buch zeigt, dass beide – Physik und Religion – den Menschen Wege zur Le­ bensbewältigung und verschiedene Zugän­ ge zur Erkenntnis der Wahrheit bieten kön­ nen. Bernhard McGinn, Die Mystik im Abendland, BAND 6/2, Verzweigung. Herder, 2018, 512 S., CHF 112,00, ISBN 978-3-451-38042-6. Band 6/2 der monumentalen Mystikge­ schichte von Bernard McGinn befasst sich mit der Mystik im Goldenen Zeitalter Spani­ ens. Schwerpunkte bilden die geistliche Leh­ re und das mystische Leben des Ignatius von Loyola sowie die karmelitische Mystik, ins­ besondere einer Teresa von Ávila und eines Johannes vom Kreuz. Weitere mystische Stimmen aus Spanien, Portugal und dem

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KALEIDOSKOP spanischen Amerika der Zeit runden den Band ab. Mit seiner gross angelegten Ge­ schichte der Mystik im Abendland schliesst Bernard McGinn eine Lücke der Theologieund Kulturgeschichts­ schreibung. McGinns neuer Zugang mit einer konsequenten Einbezie­ hung religiöser Strömun­ gen und philosophischer Ideen holt die Entwick­ lung der Mystik aus dem Dunkel der Geschichte. Auf überzeugende Wei­ se gelingt es dabei, den religiösen Kern des Phänomens Mystik verständlich zu machen – ein roter Faden, der sich durch die vielfäl­ tigsten geschichtlichen Metamorphosen der mystischen Lebensform verfolgen lässt. Ein Schlüsselwerk der abendländischen Kulturund Spiritualitätsgeschichte.

LEBENSHILFE Anselm Grün, Staunen – Die Wunder im ­Alltag entdecken. Herder, 2018, 304 S., CHF 34,90, ISBN 978-3-451-00657-9. Anselm Grün geht es in diesem Buch zur Le­ benskunst darum, dass die Menschen das Staunen wieder lernen. Das heisst, dass sie die alltäglichen Dinge und Beschäftigun­ gen, dass sie das scheinbar Selbstverständli­ che – wie Beziehungen zu anderen oder den Umgang mit der Zeit – auf ihre hintergrün­ dige Wahrheit, auf das Verborgene und Wunder, das darin liegt, hin befragen. Wenn sie dazu in der Lage sind, dann wird alles in der Welt zum Bild für das Ge­ heimnis des Lebens. Der Zauber des Göttlichen legt sich über alles und scheint in allem auf. Das Leben und die Wirklich­ keit verwandeln sich. Er betrachtet wiederkeh­ rende Tätigkeiten und

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Abläufe des Alltags, ganz einfache Dinge, aber auch die Natur oder bestimmte Orte, an denen Menschen besonders berührt wer­ den. Die Gedanken des Benediktinermönchs aus dem Kloster Münsterschwarzach wollen eine Inspiration sein, das, was man alltäglich tut und erlebt, in einem neuen Licht zu se­ hen und zu tun. Dann wird der spirituelle Weg nicht eine Flucht vor der Realität des Lebens. Sondern er ist als Bild für den inne­ ren Weg zu sehen und als Bild für das tiefe Geheimnis, das Menschen in allem, was ist, begegnen und berühren möchte.

HÖRBUCH Dennis Lehane, Der Abgrund in dir, Roman. Diogenes, Zürich, 2018, 2mp3-CD/818 Min., CHF 34.–, ISBN 978-3-257-80395-2. Ein Zusammenbruch vor der Kamera setzt der Karri­ ere der erfolgreichen TVJournalistin Rachel ein Ende. Zermürbt von Pani­ kattacken verlässt sie kaum noch das Haus. Zwar be­ freit sie Brian aus diesem Alptraum. Gleichzeitig macht er ihr zweites Leben zu einer Farce aus Betrug und Verrat. Nichts ist mehr wie es scheint. Rachel muss sich entscheiden: Wird sie kämpfen für das, was sie liebt, oder im Strudel einer ungewöhnlichen Verschwö­ rung untergehen? Gelesen von Bibiana Be­ glau.

BIOGRAPHIE Reza Aslan, Zelot. Rowohlt, 2015, 381 S., CHF 14,90, ISBN 978-3-499-62882-5. Das Christentum verehrt Jesus von Nazaret als sanften Hirten, dessen Reich nicht von dieser Welt sei. Aber entspricht dieses Bild der historischen Realität? Kann es den grau­ samen Kreuzestod plausibel erklären? Der amerikanische Religionswissenschaftler


Reza Aslan meint: nein. Sein Buch, das in den USA für einen Skandal sorgte, versucht zu ergründen, wer Jesus war, bevor es das Christentum gab. Es ist das fesselnde, brillant erzählte Porträt ei­ nes Mannes voller Wider­ sprüche, einer Epoche voll religiöser Inbrunst und blutiger Kämpfe und einer Weltreligion im Werden. Jakob Knab, Ich schweige nicht. Theiss, 2018, 272 S., CHF 36,90, ISBN 978-3-8062-3748-1. »Es lebe die Freiheit!«, wa­ ren seine letzten Worte. Hans Scholl wurde im Alter von nur 23 Jahren von den Nationalsozialisten hinge­ richtet. Heute ist sein Name vor allem mit der »Weissen Rose« verbunden. Doch der leidenschaftliche junge Mann fand erst über Umwege in den Wider­ stand. Als fanatischer HJ-Führer jubelte er noch dem »Führer« zu. Doch nach einer tief empfundenen Sinnkrise, die mit seiner ers­ ten Verhaftung 1937 begann, wandte er sich dem Christentum zu, das fortan sein Denken und Handeln bestimmen sollte. Jacob Knab schildert die beeindruckende Geschichte ei­ ner Umkehr frei von konfessionellen und ideologischen Vorurteilen. Wie konnte Hans Scholl der »Diktatur des Bösen« widerste­ hen? Welchen Einfluss hatten Elternhaus, Lektüre, Kriegsdienst und die Anklage we­ gen Homosexualität? Die packende Biogra­ fie erlaubt endlich ein tieferes Verständnis von Scholls vielschichtiger Persönlichkeit.

BELLETRISTIK Erich Hackl. Am Seil, Eine Heldengeschichte. Diogenes, Zürich, 2018, 117 S., CHF 22.–, ISBN 978-3-257-07032-3. bgz. Dies ist eine Art «Anne-Frank»-Ge­ schichte aus Wien. Nur, dass sie gut ausgeht.

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Erich Hackl ist bekannt für seine auf realen Fällen be­ ruhenden Bücher. Hier er­ zählt er von der Errettung der Jüdin Regina Steinig und ihrer Tochter Lucia vor den Gaskammern durch den passionierten Bergsteiger und Kunst­ handwerker Reinhold Duschka im Wien der Kriegsjahre 1942–1945. In nüchternem Tonfall, mal spekulativ aber stets werteneutral wird man Zeuge wie Duschka die Verfolgten in seiner Werkstatt versteckt und auch nach der Ausbombung weiter für sie sorgt. Ein Buch wie geschaffen zur eindringlichen Lektüre an unseren Schu­ len! Benedict Wells, Die Wahrheit über das Lügen, Zehn Geschichten. Diogenes, Zürich, 2018, 244 S., CHF 30.–, ISBN 978-3-275-07030-9. bgz. Variantenreiche Schau­ plätze, Empathie für seine Personen und das Flunkern mit einer doppelbödigen Wirklichkeit zeichnen diese Erzählungen des 34-jähri­ gen deutsch-schweizeri­ schen Autors aus. In «Die Wanderung» verpasst der erfolgreiche Henry M. aus Eigensinn nicht nur den Geburtstag seines kranken Sohnes. «Ping Pong» ist ein Kammerspiel der beson­ deren Art in einem geschlossenen Raum. In der Schweiz spielt «Hunderttausend» indem Vater und Sohn in einem Austin Healy den Sprung des Tachos auf 100 000 erwarten… P.G. Wodehouse, Ehrensache, Jeeves!, Roman. Insel Verlag, Berlin, 2018, 363 S., CHF 27.90, ISBN 978-3-458-17741-8. bgz. Eine Disposition der Unbeschwertheit ist die beste Voraussetzung um in den vollen Genuss der humoristischen Romane des Bri­ ten P.G. Wodehouse (1818–1975) zu gelan­ gen. Man betritt hier gewissermassen den unüberbietbaren Gipfelpunkt der amüsan­

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KALEIDOSKOP ten Literatur. Es ist das phantastische Reich von Bertie Wooster und seines Butlers Jeeves, die auch in diesem Fall in einem engli­ schen Landhaus infolge amouröser Verstrickun­ gen, der Jagd nach einem wertvollen Milchkännchen und zusammengeknoteten Leintüchern (zum Abseilen!) voll gefordert sind. Und ein gestohlener Polizeihelm kommt auch noch vor. Robert Louis Stevenson, Der Pavillon in den Dünen, Erzählung. mare, 2018, Hamburg, 159 S., CHF 29.90, ISBN 978-3-86648-295-1. bgz. Bereits in diesem Frühwerk von Robert Louis Stevenson (1850– 1894) ist alles schon da, was man später in Bü­ chern wie «Die Schatzin­ sel» oder «Der Master von Ballantrae» keinesfalls missen möchte: es gibt ein trostloses, wolkenver­ hangenes Dorf an der Küste, Matrosen schleppen schwere Kisten an Land und auch das heruntergekommene Herrenhaus fehlt nicht. Vor dieser Kulisse ficht der Abenteurer Frank Casillis seinen Kampf um die Bankier­ stochter Clara Huddlestone aus. Gegner sind italienische Mafiosi, die nach dem betrüge­ rischen Bankrott von Claras Vater diesem nach dem Leben trachten. Die Kunst des Spannungsaufbaus ist hier Stevenson be­ reits grandios gelungen. Burkhard Jahn, Der Weg an der Sarca, Roman. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2018, 182 S., CHF 20.85, ISBN 978-3-99028569-5. bgz. Gelähmt im Spital sinniert der Erzähler über sein Leben und die Welt. Es sind Ab­ schweifungen nach Russland und in den Süden sowie in die Schweiz. Mit seinem ­ fast barock anmutenden Sprachsensorium

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gelingen dem Autor dabei wunderbare Bilder wie je­ nes über die letzten Tage eines Hotels jenseits des Brenners oder die geradezu fellinesk anmutende Szene­ rie um jene von einem Luft­ schiff überflogene Insel, so dass man jedenfalls am Schluss durchaus das Bedürfnis nach mehr Lesestoff von diesem Autor empfindet. Jan Jacobs Mulder, Joseph, der schwarze Mozart, Roman. Unionsverlag, Zürich, 2018, 313 S., CHF 30.–, ISBN 978-3-293-00535-8. bgz. Die historische Per­ son des in Guadeloupe gebo­renen Mulatten Jo­ seph ­Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745– 1799), erfährt hier eine literarische Auferste­ hung. Stoff dazu bietet das abenteuerliche Le­ ben des bedeutenden Fechters, talentierten Violonisten, Hammerklavierspielers und Komponisten, Reiters, Oberstallmeisters von Ludwig XV. und Lieblings der Frauen wahrlich genug. So fühlt man sich bei der Lektüre wie in einem spannenden Roman von Alexandre Dumas. Robert Seethaler, Der Trafikant, Roman. Kein & Aber Pocket, Zürich, 29. Auflage Juli 2018, 250 S., CHF 16.90, ISBN 978-3-03695909-2. bgz. Der Roman hat sich bereits über eine halbe Million Mal verkauft, er wurde ver­ filmt – mit Bruno Ganz in der Rolle als Sigmund Freud – und für die Bühne adaptiert. Und längst gibt es auch Lektüreschlüssel für die Schule! Als Ouver­ türe entlädt sich ein ge­ waltiges Gewitter über das Salzkammergut. Der


siebzehnjährige Franz Huchel kommt nach Wien in die Zeitungs- und Tabak-Trafik Otto Trsnjeks. Als Kunde verkehrt Sigmund Freud im Laden mit dem sich Franz anfreundet. Er verliebt sich. Sein wacher Geist nimmt die fatalen politischen Veränderung nur allzu klar wahr. Mit dem probaten aber schwierig zu erreichenden Mittel des einfachen Erzäh­ lens gelang hier dem Autor ein Bravour­ stück. Henry James, Was Maisie wusste, Roman. dtv, München, 2018, 344 S., CHF 16.50, ISBN 978-3-423-14639-5. Die Dekadenz der englischen Oberschicht im beginnenden Industriezeitalter und die

KALEIDOSKOP

­ syche eines Mädchens, dessen Welt nach P der Scheidung seiner Eltern aus den Fugen gerät – das sind die gros­ sen Themen in ­diesem aufwühlenden Ro­ man. In einer bewunde­ rungswürdigen Leistung lässt dabei H ­ enry James die Wahrnehmungspers­ pektive eines zu Beginn sechsjährigen Mädchens mit dem erzählten Ge­ schehen entsprechend ih­ rem Alter mitreifen. Trotz dem geschilder­ ten Verfall der ­britischen Oberschicht bleibt der Roman dem Genre einer hintergründi­ gen Gesellschaftskomödie treu.

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