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Warum die Orange nicht immer orange sein muss
from Weisser Dorfecho 182
by perey-medien
Orange, Mandarine, Grapefruit und Co. Warum die Orange nicht immer orange sein muss…
Wer kennt sie nicht ? Die Vielfalt an Zitrusfrüchten, die uns vor allem im Winter in Läden angeboten wird: von Apfelsinen, über Grapefruits, Limetten, Mandarinen und Kumquats bis hin zu Pomeranzen und Zitronen ist die Auswahl riesig. Aber was unterscheidet die Früchte voneinander und ist eine Clementine eigentlich dasselbe wie eine Mandarine? Der Ursprung dieser zu den Rautengewächsen zählenden Spezies wird in Ost-Indien oder Südwestchina vermutet, von wo aus sich die Früchte gen Westen nach Europa verbreiteten und die heutige Sortenvielfalt bilden. Schon in römischen Mosaiken kann man Ornamente mit Zitrusdarstellungen bewundern – also eine schon lange bekannte Frucht in Europa! Heute liegt der Anbauschwerpunkt in den Tropen und Subtropen, wobei für uns die meisten Lieferungen aus dem Mittelmeerraum kommen. Wenn Sie einen Markt in den Tropen besuchen, wundert es Sie vielleicht, dass die dort angebotenen Zitrusfrüchte gar nicht die uns bekannten Farben orange für Apfelsinen oder gelb für Zitronen haben, sondern noch ziemlich grün sind. „Ist das nun Unreife oder warum werden die Früchte so angeboten“, mögen Sie sich fragen? Die Antwort ist einfach:
Die Farbe von Zitrusfrüchten beruht auf Pigmenten, sogenannten Carotinoiden. Damit diese Farbstoffe zum Vorschein kommen, müssen die Temperaturen für mindestens einige Stunden auf unter 13°C absinken. Wenn es in der Region, in der die Früchte wachsen, nicht kalt genug ist, bleiben sie grün. Und das ist in den Tropen ja der Fall - dort gibt es keine Nächte unter 13°C, weshalb die Farbe der Früchte nicht wechselt, sie aber dennoch reif sind!
Zitrusfrüchte werden vor allem wegen ihres hohen Gehaltes an Vitamin C angepriesen. Der Saft einer Zitrone kann den Tagesbedarf schon zu fast 50% abdecken und somit unser Immunsystem fit halten gegen böse Krankheitskeime. Aber auch die in Schalen, Blüten und Blättern vorkommenden ätherischen Öle werden vielfach eingesetzt in Medizin, Kosmetik und der Duftindustrie. Die Gattung umfasst weit mehr als 1600 Arten, von denen aber nur ca.60 genießbar sind. Die uns bekannte Bergamotte (Kreuzung aus Limette und Bitterorange) gehört genauso zu den Rautengewächsen wie die sehr herbe Bitterorange, die beide nicht roh gegessen werden, sondern in der Verarbeitung ihre Bestimmung finden.
Botanisch vermutet man, dass alle uns bekannten Zitrusfrüchte aus den drei Arten Zitrone, Pomelo und Mandarine hervorgegangen sind. Die Pflanzen zeichnen sich durch eine große Vermehrungs- und Kreuzungsfreudigkeit aus, was zur Entstehung von unzähligen Arten geführt hat. Entsprechend schwierig ist die Taxonomie, also die Einordnung der einzelnen Pflanzenspezies in botanische Systeme. Die Besonderheit der meist als Bäume bezeichneten Arten besteht darin, dass sie gleichzeitig blühen und fruchten. Etliche Kultursorten heute entwickeln sich dank Parthenokarpie (Fruchtentwicklung ohne Befruchtung) ohne Bestäubung durch Insekten und sind damit samenlos.
Man unterscheidet heute zwischen: • Apfelsinen (das Wort kommt von „Apfel aus China“ und wird gleichbedeutend mit Orangen verwendet). Sie entstand aus einer Kreuzung von Pampelmuse mit Mandarine. Auch die wegen ihres Duftes verwendete Pomeranze ist eine Apfelsine.
• Mandarine (das Wort kommt vermutlich von „Mandarin“, die am chinesischen Hof orange gekleidet waren!) oder auch in anderen Sprachen als
Tangerine bezeichnete Frucht tritt in zahlreichen Sorten auf. Während die meisten Kerne aufweisen, sind Satsumas (gezüchtet in der japanischen Provinz Satsuma) und auch Clementinen meinst kernlos. Allen gemein ist die leicht lösliche Schale und der hohe Vitamin C-Gehalt.
• Grapefruits (nicht gleichbedeutend mit
Pampelmuse!) sind erheblich größer als Apfelsinen und besitzen eine hellere Schalenfarbe. Sie entstanden schon früh aus einer Kreuzung aus Pampelmuse und Apfelsine im Indien des 18.Jahrhunderts.
• Pampelmuse ist die größte der Zitrusfrüchte, denn sie kann bis zu 6 kg schwer werden mit einem Durchmesser bis zu 25cm! Wegen ihrer dicken
Schale und dem eher bitter schmeckenden Fruchtfleisch haben sie nur eine lokale Bedeutung.
• Zitronen haben den höchsten Vitamin C-Gehalt und werden deshalb viel in der Industrie eingesetzt als Grundlage zur Saftherstellung und auch zur Gewinnung von der nach ihr benannter Zitronensäure. Sie sind entstanden aus einer Kreuzung von Bitterorange mit Zitronatzitrone (Wildform des Zitronenbaums). Die etwas grünlichere Limone enthält genauso viel Vitamin C wie die Zitrone und ist ihr in Aussehen und Form auch recht ähnlich, während die Limette etwas kleiner, grüner, saftiger und weniger reich an Vitamin C ist.
• Bitterorange, auch Pomeranze genannt, zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Bitterstoffen aus und ist die Grundlage für die englische „Marmelade“ und auch das Orangeat. Da sie weniger kälteempfindlich ist als andere Zitrusarten, wird sie vielfach als Unterlage eingesetzt in der Züchtung und auch als Ziergehölz in Orangerien.
• Kumquat oder Zwergpomeranze ist ein kleiner strauchartiger Baum mit dünnschaligen pflaumengroßen Früchten, die man deshalb auch komplett mit
Schale verzehren kann. Da die Kumquats weniger kälteempfindlich sind, kann man sie auch schon in unseren
Breiten im Anbau finden. Sie dienen oft als Dekoration, sind aber auch in der
Marmeladenproduktion beliebt.
In Andalusien habe ich viele Zitrusbäume als Straßenbäume gesehen, so wie man bei uns die Platane kennt. Das erzeugt zum Zeitpunkt des Blühens einen wunderbaren Duft, während zur Zeit der Ernte der ganze Boden übersät ist mit matschigen Früchten, die keiner aufheben will, da sie allesamt bitter schmecken und nicht zum Verzehr geeignet sind. Schade eigentlich!
Ein Tipp zum Schluss: Um den Winter gut zu überstehen und sich keine Erkältung zuzuziehen, kann man jeden Morgen ein kleines Glas frisch gepressten Zitronensaft gemischt mit ein bisschen kalt gepresstem Olivenöl und heißem Wasser vermischt trinken! Vitamingruß am Morgen!! Bleiben Sie gesund!