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Velolobby ohne Macht
Seite 20
Nachtspaziergänger
Seite 22
Olten hat eine Gaybar Seite 12
Fabian Aebi
Fiona Annaheim
Guido Annaheim
Stefan Blaser
Patrick Brack
Urs Braun
René Peyer
Peter Lack
Zeno Rutz
Roland Setz
Hanspeter Strub
Walter von Känel
Stefan Frauchiger
Joëlle Purtschert
Sabine Brack-Gisi
Alexandra Hebeisen
Sandra Luginbühl
Aylin Koch
Monika Bloch
Daniela Braun
Rita Dillier
Erika Strub
Raphael Biedermann
Oliver Huggenberger
Jacqueline von Burg
Andrea Vogel-von Arx
Noel Kuhn
Nikolaos Asimakis
Jasmin Troller
Corina Spichiger
Andrea Hess
Roger Villars
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Generalagentur Olten, Fabian Aebi-Marbach Baslerstrasse 32, 4603 Olten T 062 205 81 81, olten@mobiliar.ch
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EDITORIAL November 2016
Liebe Leser_innen Von Berlin direkt an den Tresen der Pride-Bar in Olten ging es für Donat Blum in einer Samstagnacht. Damit er nicht allzu sehr auffallen würde, versteckte der KOLT-Autor sein Gepäck zwischen zwei Müllcontainern. Die Bemühungen waren jedoch umsonst: Als er die private Bar an der Klarastrasse betrat, war er sofort das Zentrum der Aufmerksamkeit. Tapfer setzte er sich an den Tresen und begann die anderen Gäste in ein Gespräch zu verwickeln. Das Resultat seines Sprungs ins sprichwörtliche kalte Wasser lesen Sie auf Seite 12.
Ich wünsche Ihnen unterhaltsame Lektüre. Und übrigens: Der nächste Vollmond ist am 14. November, wagen Sie es! Nathalie Bursać
IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH, Leberngasse 17, 4600 Olten, verlag@v2s.ch, www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber (ys) REDAKTIONSLEITUNG Nathalie Bursać (nb), redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Roger Burkhard LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Kilian Ziegler, Marc Gerber, Daniel Kissling, Pierre Hagmann, Ueli Dutka (ud), Franziska Monnerat, Donat Blum ILLUSTRATION Petra Bürgisser, Anna-Lina Balke FOTOGRAFIE Janosch Abel, Lucas Ziegler, Nicolas Bazo KORREKTORAT Hannes Zwicker LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch, www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch, www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 79.—(inkl. MwSt), Gönnerabonnement CHF 150.— (inkl. MwSt), abo@kolt.ch, www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch, www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch, hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'800 ISSN 1664-0780 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien, Ziegelfeldstrasse 60, CH-4600 Olten. © 2016, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.
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Cover fotografiert von Lucas Ziegler
Überwindung kostete es auch den Fotografen Lucas Ziegler und mich, an einem kalten Sonntagabend die Wanderschuhe anzuziehen. Zusammen mit 40 anderen Leuten begaben wir uns auf den Born, um dem Aufruf von Michel Spiess nachzukommen, im Vollmondlicht spazieren zu gehen. Die Atmosphäre war ungewohnt und vertraut zugleich: Ich fühlte mich zurückgeworfen in meine Kindheit, als wir im JuBla-Lager Nachtwanderungen unternahmen. Die war spassig. Und sehr unheimlich. Michel Spiess kennt keine Angst. Nächtelang ist er schon über den Born gewandert. Dass er gleich dort oben übernachtete, kam auch schon vor. Uns führte er aber nach zwei Stunden wieder heil aus dem Bornwald hinaus. Das Porträt des Nachtspaziergängers und leidenschaftlichen Geschichtensammlers Spiess finden Sie auf Seite 22.
INHALT
6 Im Gespräch Fabienne Hoerni setzt sich für die Frauenförderung auf der Bühne ein
KOLUMNEN 8
10 Lokalkolorit
Das Online-Magazin «We love Aarau» liebt Aarau. Seit 2008 zeigt es seiner Leserschaft, was die Stadt alles zu bieten hat.
GENUSS 30 Film
NaRr Stell dir vor, du bist alt geworden
Unser Filmkolumnist ist begeistert von Swiss Army Man
Kilian Ziegler
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Unnützes Wissen aus der Gedankenküche von La vache Kili
Musik Ein musikalisches Erdbeben aus Bern
9 Petra & Pino «Mein Nachbar»
12 Olten hat eine Gaybar
Das PRIDE versteckt sich an der Klarastrasse 1 hinter einem beklebten Schaufenster. KOLT hat in einer Samstagnacht vorbeigeschaut.
STADT
32 Literatur Ein Journalist wühlt in der Familiengeschichte, bis es weh tut
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Der koltige Monat
Meinung
Begegnungen an der MIO und ungewohntes Altpapier
Daniel Schneider betreibt Marktforschung im wahrsten Sinne des Wortes
22 Nachts auf dem Born
Michel Spiess liebt das Spazieren in der Nacht. Seit drei Jahren nimmt er Interessierte mit auf den Born und erzählt ihnen gruslige Geschichten aus vergangenen Zeiten.
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DAS GESPRÄCH
«Es braucht Mut, Jazz zu spielen» Selten erblickt man auf den grossen Konzertbühnen des Landes eine Frauenband. Band-Gründungen scheinen nach wie vor keine Frauensache zu sein. Die 42-jährige Saxophonistin Fabienne Hoerni möchte dies ändern. Interview von Liliane Manzanedo Porträt von Janosch Abel
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abienne Hoerni, der «Female Bandworkshop» findet dieses Jahr zum zweiten Mal im Kanton Solothurn statt und erneut übernimmst du die Leitung. Ziel des Projekts ist es Musikerinnen in der Pop-, Jazz- und Rockszene zu fördern. Was bringst du den Mädchen in den Workshops bei? Die Mädchen sind zwischen 15 und 25 Jahren alt und befinden sich auf verschiedenen musikalischen Niveaus. Das Ziel meiner Co-Leiterin Claudia Stephani und mir ist es, die Mädchen persönlich wie musikalisch auf die Konzerte am Ende des Workshops vorzubereiten. Wir unterstützen sie in Songwriting, Bühnenpräsenz, allenfalls auch mit der Musiktheorie. Zwei bis drei Jahre Instrumentalkenntnisse sind Voraussetzung für den Workshop. Im Juni findet das nationale Abschlusskonzert mit allen Bandworkshops in Bern statt. Bleiben die Bands auch danach noch zusammen? Die letztjährige Band hat sich getrennt, trotz guter Stimmung und toller Leistung. Beruflich und schulisch hat es die jungen Frauen in ganz unterschiedliche Richtungen getragen. Im besten Fall befinden sich die Gruppenmitglieder im selben Alter und sind musikalisch etwa auf demselben Niveau. So ist die Chance grösser, dass die Band auch nach den Workshops weiterhin bestehen bleibt. Die Organisatoren, der Förderverein Helvetiarockt, haben für die Workshopleitung bewusst nach professionellen Musikerinnen gesucht: Ihr sollt den Teilnehmerinnen als Vorbilder dienen. Wie fühlst du dich dabei? Ich hoffe, dass ich ein Vorbild sein kann. Mir fehlten in meiner Teenagerzeit und später während meiner Ausbildung zur JazzSaxophonistin die weiblichen Vorbilder. Saxophonisten wie z.B. Wayne Shorter und Cannonball Adderley waren für mich Inspirationsquelle, grosse Instrumentalistinnen gab es zu dieser Zeit noch kaum. Ich möchte den Mädchen das Gefühl übermitteln, dass auch sie, wenn sie wollen, den Weg als Berufsmusikerinnen einschlagen und davon leben können. Dabei muss es nicht wie oft in Richtung Klassik mit Gesang oder Piano gehen.
Es gibt Behauptungen, Frauen seien weniger risikofreudig als Männer und stünden deshalb weniger auf der Bühne. Bist du demnach sehr risikofreudig? Nein, aber ich habe eine Musikrichtung gewählt, in der man sich als Musikerin sehr exponiert. Im Jazz geht es um Improvisation. Man geht auf die Bühne und spielt Solos. Man experimentiert. Jede Musikerin und jeder Musiker hat im Jazz ihre und seine eigene musikalische Sprache. Es braucht Mut, um Jazz zu spielen. Man muss schon überzeugt sein, von dem was man macht. Ich stelle immer wieder fest, unter anderem auch in den Bandworkshops, dass es den Frauen oft schwerer fällt mit dem musikalischen Selbstvertrauen. Auch ich kenne das Gefühl.
«Mir fehlten in meiner Teenagerzeit und später während meiner Ausbildung zur JazzSaxophonistin die weiblichen Vorbilder.»
Und wann wusstest du, dass du Saxophonistin werden willst? Lange wusste ich nicht was ich machen will. Nach der Verkehrsschule ging ich für ein halbes Jahr nach Schottland, um mit Pferden zu arbeiten. Das Saxophon hatte ich mitgenommen. Zum Glück! Es war ein ziemlich abgelegener Ort, also kam ich viel zum Üben. Während dieser Zeit kristallisierte sich heraus: Ich will an die Jazzschule. Meine Mutter hat mich dann in Basel angemeldet und als ich zurückkam, musste ich so gleich an die Aufnahmeprüfung. Woher kommt deine Faszination für die Jazzmusik? Mein erstes Instrument war die Geige. Ich wollte damit aufhören, doch Musik gehörte bei uns zu Hause zur allgemeinen Erziehung. Also wechselte ich mit 12 Jahren auf das Saxophon. Glücklicherweise, denn an der Kanti Olten wurde ich von einer Band bestehend aus Lehrern und ehemaligen Kantischülern angefragt. Dort spielten zwei weitere Saxophonisten, beide ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sie zeigten mir Blues-Scales und brachten mir die Harmonielehre näher. Damit begann alles. Zudem entdeckte ich bei uns zu Hause ein paar Jazz-Platten, die ich auf und ab hörte. Diese lebendige, spontane und freie Art des Musikmachens hatte mich gepackt und dies tut es bis heute.
Aber du hast erfolgreich die Jazzschule in Basel abgeschlossen. Dafür hat es enorm viel Können und Disziplin benötigt. In welchen Momenten kommt dieses Gefühl auf? Um mit Musik etwas auszusagen, braucht es dieses Engagement. Man muss sich durch die Musik dem Publikum öffnen können, sprich «die Hosen runter lassen». Das macht einen verletzlich. Und da dieser Beruf noch sehr von Männern dominiert wird, fällt der Fokus schnell auf die weiblichen Musikerinnen, da dieses Bild noch nicht so bekannt ist. Dies erhöht den Druck für mich als Instrumentalistin.
Fabienne Hoerni wurde am 25.12.1974 geboren, aufgewachsen ist sie in Aarburg, wo sie erstmals Jazzkonzerte im Moonwalker (heute Musigburg) und anderen Orten rund um Olten besuchte. Heute lebt sie in Starrkirch-Wil, unterrichtet an der Musikschule Olten, arbeitet Teilzeit im Kunstmuseum Olten und als FreelanceMusikerin in diversen Bandprojekten. Ihre Ausbildung als Jazz-Saxophonistin absolvierte sie von 1996 bis 2000 an der Jazzschule Basel.
Hast du gewusst, auf was du dich einlässt, als du beschlossen hast Musikerin zu werden? Ich wollte Jazzmusik machen, das stand für mich im Zentrum.
Anmeldungen für die Female Bandworkshops sind noch bis am 7. November unter www.helvetiarockt.ch möglich.
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KILIAN ZIEGLER
NaRr von Ivan Jenzer
Zufrieden sein Stell dir vor, du gehst am Freitagabend nicht mehr steil, weil du am Samstagmorgen nach Deutschland einkaufen gehen willst. Stell dir vor, du überlegst dir das schon am Montag, nachdem dich der Wecker um Punkt sechs aus den Träumen gerissen hat, die vielleicht von was anderem handelten, von Abenteuern oder Affären, oder vielleicht auch genau davon, vom Einkaufen bei Lidl. Stell dir vor, wie du dann die Sachen anziehst, die du dir gestern Abend vor dem Zähneputzen und Zahnseide benutzen und Gesichtsmaske auftragen rausgelegt hast. Und dann stell dir vor, dass du 42 000 Franken auf deinem Sparkonto hast und dich das gar keine Anstrengung gekostet hat. Ende Monat war halt immer was übrig. Und dann stell dir vor, wie du, nach der Tasse Nespresso und dem erneuten Zähneputzen deine Wohnung verlässt und auf die Strasse trittst, bemerkst, dass es leicht regnet, drum noch einmal hoch gehst, in deine Wohnung, um deinen Schirm zu holen, gelassen, weil du noch genügend Zeit hast, den Bus zu erwischen, der dich zum Bahnhof fährt, wo du die S-Bahn nimmst ins Büro. Stell dir vor, dass dein Dienstagmorgen nicht viel anders ausschaut und dein Mittwochmorgen auch nicht und dein Donnerstagmorgen auch nicht und dein Freitagmorgen manchmal schon, denn du arbeitest nur 90 Prozent, du gönnst dir das und somit jeden zweiten Freitag etwas länger zu schlafen, heisst bis halb neun. Stell dir vor, so schaut dein Leben aus und stell dir vor, du bist zufrieden damit oder findest es zumindest ganz okay. Ivan Jenzer (1990) lebt und studiert an der ZHAW in Zürich. Er schreibt hin und wieder für Zeitungen (bzw. deren Webseiten) und fürs Narr. www.dasnarr.ch
Haben Sie gewusst?
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er Weltrekord im Schnellküssen wird von zwei Spechten gehalten. Das Lieblingsgetränk von Tuba-Spielern ist der Tuba Libre. Viele können ein Bild nicht von einem einteiligen Puzzle unterscheiden. B. Graber wäre ein guter Name für einen Bestatter. Der New Yorker Ärztekongress findet jährlich im Medizin Square Garden statt. Auch Hersteller von Tiefkühltruhen haben Hotlines. Wer Hotlines anruft, sollte einen kühlen Kopf bewahren. Es gibt Verlängerungs-, aber keine Verkürzungskabel. Lyss Assia hat ein asiatisches Double namens Liz Asia. Ikea-Wandtattoos sollte man nicht weglasern. Viele violettaussehende Pflanzen sind nicht violett, sondern purpur. Viele grauaussehende Tauben sind nicht grau, sondern gurrgurr. Der internationale Tauben-Anführer heisst Al Gurr.
der Purzelbaum-Lehre unterscheidet man zwischen dem Hoi-Bürzchen (Rolle vorwärst) und dem Tschüss-Bürzchen (Rolle rückwärts). Purzelbäume kann man nicht giessen, doch sie sollten aus einem Guss sein. Platzhalter ist kein offizieller Beruf. Die Swissair war einst ein Pilotprojekt. Spricht man das Wort Uhr rückwärts aus, hört man Ruh. Katja Strofe wäre kein guter Name für eine Musikerin. Das Wort Kartoffelsalat macht null Prozent des Ausdrucks null Prozent aus.
«Eine Einzimmerwohnung ist auch nichts anderes als eine sehr kleine Loft.»
Die tiefste häusliche Gewaltquote haben Obdachlose. John Glöör wäre ein guter Name für einen Jongleur. Eine Einzimmerwohnung ist auch nichts anderes als eine sehr kleine Loft. Das Wort fünfzig macht fünfzig Prozent des Ausdrucks fünfzig Prozent aus. Lego ist kein zusammengesetztes Wort. Das Wort Wortspiel ist kein Wortspiel. Wortspiele haben in der Regel keine Regeln. Die beste Zeit für Wortspiele ist die Kal-Hour. Karl Auer wäre ein guter Name für einen Wortspieler. In
Apple ist die einzige Firma, bei der sowohl deren Konsumenten, als auch deren Logo angefressen sind. «Ein Kolt» ist ein Anagramm von Tolkien. Tolkien ist ein Homonym von tollkühn. Tollkühn ist ein Homonym von talken. Falls ich einmal eine Modern Talking-Coverband gründen sollte, nenne ich sie Modern Tollkühn. Ich werde nie eine Modern Talking-Coverband gründen. Gründung hat nichts mit grünem Dung zu tun. Der Weltrekord im Langsamküssen wird von einer Nonne und einem Mönch gehalten (aktueller Stand: null Küsse). Eine lehrreiche Zeit La vache Kili PS: Alles nicht gewusst? Ich auch nicht.
Hols! Hol das Heftli! Bring das Heftli!!! KOLT
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PETRA & Pino
Mein Nachbar
von Pino Dietiker (Text) und Petra Bürgisser (Illustration)
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ein Nachbar trinkt Blauburgunder, Grauburgunder, Weissburgunder, mein Nachbar trinkt Chardonnay und Cabernet Sauvignon, Welschriesling trinkt mein Nachbar, Merlot, Primitivo und Tempranillo, Amarone trinkt mein Nachbar nicht. Mein Nachbar trinkt am Morgen, am Mittag und am Nachmittag, am Abend trinkt mein Nachbar nicht, am Abend schläft mein Nachbar seinen Rausch aus. Mein Nachbar trinkt, und wenn er mir im Treppenhaus begegnet, dann nickt er mir zu, mein Nachbar grüsst mich, aber er kennt meinen Namen nicht. Mein Nachbar trinkt, und wenn er seinen Mund öffnet, dann wachsen im Treppenhaus Rebstöcke, Sprossranken klettern das Stiegengeländer hoch und treiben grüne Rispen, Weintrauben kullern vor meine Wohnungstür. Mein Nachbar trinkt, und in seiner Bauchhöhle steht eine Baumkelter, die aus der Maische seiner Magensäure Traubensaft presst, mein Nachbar trinkt, und seine Wampe ist ein Eichenfass, in dem der
Spätburgunder reift. Mein Nachbar trinkt, und auf seinen Unterkiefer spinnt der Falsche Mehltau ein fleckiges Flaumgeflecht, seine Fingernägel weisen Symptome der Goldgelben Vergilbung auf und seine Lungenflügel, vom Schlauchpilz befallen, leiden an Schwarzfäule, mein Nachbar trinkt, und an seinen Leberlappen nagen die Reblaus, der Rebenstecher, der Bekreuzte Traubenwickler. Mein Nachbar trinkt, und wenn er getrunken hat, dann ist mein Nachbar ein
Schiffskapitän auf hoher See, der mit seinem Holzbein über das Oberdeck in den Hauslift hinkt, um in seiner Mietskajüte Zuflucht vor den Sturmwinden zu suchen, mein Nachbar trinkt, und wenn er getrunken hat, dann ist mein Nachbar ein Zugbegleiter im Neigezug, der mit wehendem Dienstkittel durch die Eisenbahnwagen wankt und ab und zu eine mehrsprachige Durchsage in die Türsprechanlage lallt. Mein Nachbar trinkt, und früher hat er nicht getrunken, mein Nachbar trinkt, und vielleicht hat er immer schon getrunken, seit mein Nachbar trinken kann, hat mein Nachbar getrunken, und vor ihm sein Vater, und vor diesem sein Grossvater.
Pino Dietiker, 1991 in Aarau geboren, absolvierte das Schweizerische Literaturinstitut in Biel und studiert Literaturwissenschaft in Lausanne und Berlin. Veröffentlichungen u. a. in orte, entwürfe und Neue Rundschau.
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LOKALKOLORIT In der Rubrik Lokalkolorit stellt KOLT nationale und internationale Print- und Online-Magazine vor, die etwas gemein haben: Sie alle sind verbunden mit ihrer Stadt oder ihrer Region, so wie KOLT verbunden ist mit Olten.
Kürbiss zum Morgengrauen
Vergesst Halloween. Und hört auf, gruselige Gesichter in unschuldige Kürbisse zu schnitzen. Es macht nämlich viel mehr Freude, die Dinger zu verspeisen. Köchin Rebecca Moser zeigt, wie es geht: Sie benutzt dazu ein riesiges Messer, einen heissen Ofen und ihre Tränendrüsen. Rezept Rebecca Moser Fotografie Valentina Verdesca Text René Moor moortext.ch Styling Mirjam Gremminger Art Direction Andreas Ott Büro a+o
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ebecca weint. Es ist das erste Mal, und ich fühle mich schuldig. Wahrscheinlich habe ich wieder eine unpassende Bemerkung gemacht. Wie zum Beispiel: «Ein wilder Kürbiss mich schon mal in die Nase.» Ich weiss, dass solche Sprüche nicht lustig sind. Aber ich will damit auch niemanden zum Weinen bringen. Schon gar nicht Rebecca, doch ihre Tränen kullern immer noch. Vielleicht sollte ihr einfach jemand das Messer wegnehmen. Dann müsste sie aufhören die Zwiebeln zu schneiden, die gleich ins Kürbisragout für die Lasagne kommen.
Rebecca und das Warzenmonster Auf der Welt gibt es rund 800 Kürbissorten. Rebecca beschränkt sich heute auf deren zwei. Eine davon ist die Pink Jumbo Banana. Der Name verwirrt mich, weil ich gerade gegoogelt habe, dass Kürbisse eigentlich Beeren sind. Da ist es umso witziger, dass die Pink Jumbo Banana im Geschmack an eine Melone erinnert. Der
zweite Kürbis, den wir für die Lasagne schlachten, ist ein Musque de Maroc. Dieser monströse dunkelgrüne Kerl sieht so warzig aus, dass er die Hauptrolle in einem Gruselfilm spielen könnte. Rebecca ist das wurscht. Mit ihrem grossen Messer schreitet sie zur Operation.
Noch ein Rezept als Bonus Die Queen of Kürbis in der Region ist Sibylle Siegrist aus Küttigen. Auf ihrem Hof wachsen rund 110 verschiedene Sorten an Speisekürbissen und 30 Zierkürbissen. Sibylle Siegrist ver-
kauft die Kürbisse unter anderem am Aarauer Samstagsmarkt und im eigenen Hofladen. Dabei macht es ihr grosse Freude, auch spezielle Sorten anzubieten, damit möglichst viele Menschen in den Genuss der immensen geschmacklichen Vielfalt der Kürbisse kommen. Besonders angetan ist sie von der orangen Butternuss. «Ihr komplexer fruchtiger Geschmack begeistert mich immer wieder.» Ein einfaches Rezept dazu hat sie auch parat: «Eine orange Butternuss zu gleichen Teilen mit einer normalen Butternuss würfeln und mit Bratbutter in eine Pfanne geben. Die Würfel wie Bratkartoffeln bei hoher Temperatur anbraten, bis sie eine Kruste haben, mit feinem Salz veredeln – fertig.» Ich habe es ausprobiert – es schmeckt fantastisch. Aber eigentlich sind wir ja wegen der Lasagne hier.
Jetzt geht’s los Fürs Kürbisragout gibt Rebecca Olivenöl in die Pfanne, dünstet die Zwiebeln an, gibt die Kürbiswürfel und Wasser dazu, und lässt alles 15
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Taschentücher raus Weil ich auch bald gesättigt werden möchte, dränge ich darauf, dass die Lasagne endlich mit Deckel obendrauf in den Ofen kommt. Bald ist der Tisch gedeckt und der süffige St. Magdalener Rosso DOC «Classico» 2014 aus dem Südtirol entkorkt, den wir zur Kürbislasagne tütschen. Dann nehme ich den ersten Bissen. Und jetzt muss ich weinen.Woher das Wort Pünt stammt, weiss er nicht genau. Es ist ganz bestimmt ein altdeutsches Wort, das man vor allem noch in Winterthur gebraucht. Früher bauten die Bürger in den Gärten, die wie ein Kranz um die Altstadt lagen Gemüse an, um ein Teil der Versorgung sicherzustellen. Dieser Beitrag erschien am 23. Oktober 2016 auf www.weloveaarau.ch.
Kürbislasagne (für 6 Personen) +
1200 g Kürbis (z.B. Pink Jumbo Banana & Musque du Maroc)
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2 Zwiebeln Lasagneblätter 100 g Parmesan 200 g Mozzarella 2 dl Vollrahm jede Menge Schnittlauch Tasmanischer Bergpfeffer Salz Olivenöl
Stadt: Aarau Beschrieb: «We love Aarau» ist die Plattform für alle, die Aarau lieben, gerne hier leben und arbeiten. «We love Aarau» ist am Puls der Stadt. Im Kalender sind alle Veranstaltungen und Ausstellungen zu finden, welche die Stadt zu bieten hat. Im Magazin gibt es Musik- und Lesetipps zu entdecken, Rezepte mit Zutaten aus der Region und monatlich wird ein interessanter Mensch aus Aarau vorgestellt. «We love Aarau» bietet auch einen Wohnungs- und Stellenmarkt, auf dem einfach und informell inseriert werden kann. Gründung: 2008
Lasagne 30 Minuten bei 180 Grad im Ofen backen (davon 20 Minuten mit Deckel) und danach 15 Minuten im ausgeschalteten Ofen «abhocken» lassen.
Redaktion: Silvia Dell’Aquila Christine Schnapp Herausgeberschaft: We love Aarau, Silvia Dell’Aquila Website: www.weloveaarau.ch
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Minuten zugedeckt köcheln. Danach gibt sie Salz, Pfeffer und Berge von Schnittlauch dazu. Dann streicht Rebecca die Gratinform mit Öl aus und legt den Boden mit Lasagneblättern aus. Darüber gibt sie mit der Kelle das fertige Kürbisragout aus der Pfanne. Nachdem alles schön verteilt ist, legt sie die Mozzarellascheiben darauf und streut drei Viertel des geriebenen Parmesans darüber. Danach bedeckt Rebecca alles nochmals mit einer Schicht Lasagneblätter und giesst den Rahm darüber. Und warum nicht eine klassische Bechamel-Sauce? «Ganz einfach, weil es besser schmeckt. Meine Mutter hat das schon so gemacht, und die hatte den Tipp von einer Italienerin.» Dazu muss man wissen, dass Bechamel-Saucen aus Butter, Mehl und Wasser früher als Arme-Leute-Sauce galt, weil sie vor allem sättigt. Schwamm drüber. Oder in diesem Fall besser noch den Pfeffer und den restlichen Parmesan. Finito!
Name: We love Aarau
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Olten hat eine Gaybar. – Am Samstag war ich da.
Text von Donat Blum Fotos von Nicolas Bazo
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as letzte Mal, dass ich an einer Clubtüre klopfen musste, um eingelassen zu werden, musste ich dem Türsteher versichern, dass ich mich drinnen noch um- oder ganz ausziehen werde. Die Barfrau war dann auch unten ohne und in einer Ecke liess sich ein Mann von zwei anderen ficken. KitKat-Club, von der Berliner Crowd gerne auch Kitty genannt. Nun also direkt von Berlin, meinem Wohnort, in eine Gaybar in Olten. Am Bahnhof rennt ein weisser heterosexueller Mann einem anderen hinterher und versucht in der Unterführung mit einer dicken Halskette auf ihn einzuschlagen. Ein Passant zückt sein Handy und ruft: «Polizei! Polizei!» «Aufhören! Hört auf!», rufe ich. Der Hall verstärkt unsere Stimmen. Der eine rennt davon und der andere verwirft die Hände: Aber er war doch schuld! Ein erstes Mal an diesem Abend ist mein Puls merklich erhöht.
Am Ende der Unterführung, vor dem Coq d’Or, hat sich eine Menschentraube angesammelt. Einer von Oltens Hotspots, so erinnere ich mich aus der Zeit als ich in Bern, Biel und Zürich gelebt habe. Aber die Stimmen der Menschen verblassen schnell und mit ihnen die Lichter. Um mich herum nur noch nächtliche Wohnhäuser. Einfamilienhäuschen und dazwischen Wohnblöcke mit akkurat parkierten Müllcontainern. Von Zeit zu Zeit flimmert bläulich ein Fernseher. Hinter einem der Container verstecke ich meinen Koffer. Ich will nicht mehr als nötig auffallen, wenn ich die «einzige Schwulen Bar im Mittelland» betreten werde. Auf der Aarauerstrasse wird es wieder heller. Von der einen Seite, aus der Bar Paraiso, ist Musik zu hören. Auf der anderen haben sich Männer im Halbkreis vor einem Fernsehgerät gruppiert. Hinter ihnen eine rote Fahne mit schwar-
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zem Adler drauf: «Uskana», ein albanisches Vereinslokal, vermute ich. Dazwischen hingegen, an der Klarastrasse 1, deutet nichts darauf hin, dass sich auch hier eine Bar befinden könnte. Das Schaufenster ist blickdicht mit weisser Folie abgeklebt. Ein grosser Regenbogen ziert sie und
«Ich frage, ob ich mich dazwischen setzen dürfe. Zum zweiten Mal an diesem Abend ist mein Puls merklich erhöht.»
Adrian Baumgartner (l.) und Erwin Maurer (r.) sind Co-Betreiber des PRIDE. Die Bar ist privat, willkommen ist aber jeder.
darunter die fünf Buchstaben: PRIDE. Der Name der Bar. Das habe ich auf der bunten Website gelesen. Immer Freitag- und Samstagabends geöffnet. Hier muss es also sein. Klopfen muss ich dann doch nicht. Der Hauseingang führt zu einem Hintereingang. Und auch dieser lässt sich ohne Weiteres aufstossen. Ich stehe direkt gegenüber des Tresens. Acht Augenpaare auf mir. Drei Männer an der Bar und einer dahinter. Sie sagen etwas, dann lachen sie. Buntes Licht, ein wenig Plüsch, farbige Wände, und in regelmässigen Abständen: gerahmte Poster von posierenden Jungs. Ich bleibe mutig, sage Hallo in die kleine Runde. Ich frage, ob ich mich dazwischen setzen dürfe. Zum zweiten Mal an diesem Abend ist mein Puls merklich erhöht. Ein Mann mit fast weissem Haar, beigen Kleidern und weichem Gesicht nimmt das Zigarettenpäckchen, das neben ihm auf dem freien Stuhl liegt und rückt ein Stück zur Seite. Sein Sitznachbar lächelt und wartet darauf, dass jemand das Wort ergreift. Der Dritte, ich schätze ihn Anfang dreissig, schmunzelt über sein Handy gebeugt, was er im Verlauf des Abends meist tun wird.
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Welchen Drink sie empfehlen würden, versuche ich einen Einstieg. Der Älteste trinkt Baileys, der andere Redbull. «Einen Cocktail, vielleicht? Einen Zombie?», schlägt der Bartender vor. Was im Zombie drin ist, geht unter. Peu à peu beginne ich mit dem Bartender und den beiden Älteren ein Gespräch. Der Drink ist rosa, süss, sauer und stark. «Ah, ein Journalist», sagen sie. Sich selbst nennen sie «Inventar» und manchmal auch «gescheiterte Existenzen». Sie lachen dabei. Wir suchen Namen, die ich für sie in der Reportage verwenden kann. «Da musst du den Oltner fragen», sagt der Älteste einmal und deutet auf den Sitznachbar. «Manchmal ist er eine ziemliche Primadonna», sagt dieser, und meint den Ältesten, der auch gerne mal einen Abend lang schmolle. «Oltner und Primadonna also?», frage ich. Primadonna widerspricht nicht. Aber ganz glücklich ist er nicht. Der Oltner ist tief im hohen Barhocker versunken. Ein beiger Kunstlederhocker mit kurzer Lehne. Der Oltner trägt ein schwarzes Basecap. Dazu ein helles T-Shirt mit einem schwarzen Kreis, einem schwarzen Loch, das seinen Bauch
verschluckt. 54, sei er, sagt er, und Kantinenmitarbeiter in einer Einrichtung für Behinderte. Primadonna hat sein weisses Haar sorgsam zur Seite gekämmt und trinkt Baileys. Er ist pensioniert. Da könne man sein Alter ja ungefähr erahnen, sagt er. Früher ist er Taxi gefahren. Dass der jüngste der Vier, der sechsundzwanzigjährige Mann hinter der Bar, Dominic heisst, weiss ich von der Website. Da stellen sich er und die beiden Betreiber mit Bild vor. Immer samstags könne man mit ihm feiern, steht bei Dominic neben dem Foto. «Bis um zwei und manchmal auch länger.»
«Und du hast dann teilweise auch noch selber mitausgeschenkt, oder?» ergänzt Primadonna. Der Oltner nickt. Die Bar ist zweigeteilt. Ein Raucherbereich an der Bar und ein Nichtraucherbereich in den beiden kleinen Loungeräumen nebenan. Die Sofas dort sind leer. Der Tischfussballtisch unbenützt. Vielleicht kommen später noch weitere Gäste. Das weiss niemand so genau. Manchmal kommen die Leute und plötzlich ist es voll. An anderen Abenden bleiben die Stammgäste unter sich. Im Schnitt seien es rund 20 Gäste pro Abend. Erst später entdecke ich hinter einer Ecke einen Bekannten über sein Handy gebeugt. Die Schweizer
Das Pride ist eine Privat-Bar. Getränkepreise sind keine angeschrieben und auch Öffnungszeiten fehlen an der Tür. Die Bar ist privat, aber jeder ist willkommen im Club. «Man muss nicht Mitglied sein oder so was», sagt der Oltner, und bestellt «noch ein Redbull.» «Wie es denn überhaupt zur Bar gekommen sei», frage ich. «Da musst du den Oltner fragen», sagt Primadonna, «der war von Anfang an dabei.» Ursprünglich sei das hier ein Video-Verleih gewesen, rekonstruiert er. Gay-Filme. Occasionen. Und der damalige Betreiber habe den Stammgästen im Hinterzimmer ein Mineral oder einen Kaf-
«Das Pride ist eine Privat-Bar. Getränkepreise sind keine angeschrieben und auch Öffnungszeiten fehlen an der Tür. Die Bar ist privat, aber jeder ist willkommen im Club.»
fee ausgeschenkt. Daraus, und weil der Betreiber mehr Arbeit für seinen achtzehnjährigen Mitarbeiter brauchte, ist dann die Idee zu einer Bar entstanden. Zuerst an der Rosengasse, wo die Miete aber bald zu teuer wurde, und später, als der Videoladen aufgegeben wurde, wieder in diesen Räumlichkeiten.
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Gayszene ist überregional. Nicht weiter erstaunlich, dass ich hier jemanden kenne. Ein «SafeSpace», sei das hier für ihn, erklärt er. Manchmal komme er tagelang nicht aus der Wohnung. Einzig hierher schaffe er es dann. Hier fühle er sich wohl. Und wieder fällt «ein Ort für gescheiterte Existenzen». Als schwuler Mann an einen herkömmlichen Stammtisch, das gehe ja eher nicht. Das betont auch Adrian, der auf einen KaffeeSchnaps vorbeischaut. Adrian ist der eine der beiden hauptverantwortlichen Betreiber der Bar. Sein hagerer Körper verschwindet in dem blauen Oversize-Pullover. Der Dreiunddreissigjährige ist ausgebildeter Landwirt, arbeitet in
«Nein, stimmt nicht», sagt dieser. «Ich mache gar nichts dafür. Die Listen hat Dominic gemacht.» «Woher bist eigentlich du?», fragt Primadonna. «Ursprünglich? Aus Schaffhausen», sage ich. Auch eine Kleinstadt, aus der ich mit 19 weggezogen bin, und über die ich erst viel später erfahren habe, dass es selbstverständlich auch dort Menschen gab, von denen man munkelte, sie seien vom anderen Ufer. Er habe in Schaffhausen zwei Klappen gekannt, erzählt Primadonna verschmitzt. Die anderen schauen skeptisch, hören aber genau hin. Für die öffentlichen Toiletten, in denen sich Schwule trafen, zum Sex, um sich kennen zu lernen, ist der ehemalige Taxifahrer auch mal durch die halbe Schweiz gefahren. «Ah von dort kennen wir uns», witzeln wir, obwohl ich die Blütezeit der Klappen nicht mehr miterlebt habe. Über dreissig Jahre liegen zwischen Primadonna und mir. Mein Drink ist leer. Der Oltner und Primadonna insistieren, der Drink gehe aufs Haus. Das sei früher noch öfter passiert. Die vorherigen Betreiber hätten Männern unter 21 sogar standardmässig einen Freidrink spendiert, erzählt Adrian. Aber damals sei auch noch anderweitig verkuppelt worden, deuten Primadonna und der Oltner an. Das heutige PRIDE sei allerdings eher eine offene Familie. «Wann kommst du wieder?», fragt Primadonna, als ich mich verabschiede.
einem Gartencenter und ist für das Organisatorische und Finanzielle der Bar zuständig. Eher reingerutscht, sei er da. Nie habe er eine Bar gewollt, geschweige denn in der Gastronomie arbeiten. Aber jetzt mache er das eben. «Das ist für viele ein wichtiger Ort hier.» Für diejenigen, die nicht gross nach Zürich oder Bern in den Ausgang wollten, sagt er. Oder für diejenigen, die dem dortigen Schönheitsideal eben nicht ganz entsprächen. Es kämen aber auch Jüngere, die dann danach genau das machten. Die Tür öffnet sich. Ein Jugendlicher schaut rein und wirft einen nervösen Blick in die Nebenräume. «Ist gar nichts los heute?», fragt er. Es ist eher eine Feststellung. Seine beste Freundin lächelt über seine Schulter in die Runde. Noch in der Tür machen sie kehrt. «Häschen?», fragt Do-
minic und scrollt durch die Gaydating-App auf seinem Handy. Der vierte Gast an der Bar, der bisher geschwiegen hat, verneint. Dann landet Dominic den Treffer: «Hier, 340 Meter entfernt. Der sieht ja auf dem Bild viel älter aus.» Er zeigt das Smartphone in die Runde. Adrian sagt, er müsse manchmal den Kuppler spielen. Die meisten kennen sich hier. «Wenn Neue kommen, dann sehe ich es schon auch als meine Aufgabe an, sie zu integrieren.» Da habe er dann manchmal ziemlich was zu tun, erklärt er. Seine Vorgänger haben noch Events organisiert, aber das sei nicht mehr erwünscht, sagt er. Die jetzigen Gäste wollten lieber reden, ohne zu laute Musik. Und ein Mal im Jahr organisiert Primadonna ein Töggeli-Turnier. Mit Listen und allem.
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Nussbaum – ein attraktiver Arbeitgeber in der Region 17 Standorte in der ganzen Schweiz, mit dem Herzen in der Region Olten: www.nussbaum.ch
R. Nussbaum AG, 4601 Olten Hersteller Armaturen und Systeme Sanitärtechnik KOLT
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LESERPOST
«Garantiert. Sehr. Hohe. Qualität.» in «off the record» war eine witzige Zusammenfassung offizieller Statements in Sachen architektonischer Qualität und Gestaltungsplan von Olten Südwest. Nachdem das Parlament das Projekt der Verbindung von Olten Südwest zur Innenstadt via Unterführung Hammer abgelehnt hat, aber Stadtregierung und Verwaltung trotzdem öffentlich von deren Realisierung in ferner Zukunft sprechen, lässt erahnen, dass dieses Projekt dem Investor versprochen wurde. Man könnte gar vermuten, dass die derzeit diskutierte – von der Stadt Olten initiierte – mögliche Gestaltungsplanänderung im Sinne von Investor Bachmann eine Art Genugtuung darstellt.
Ein kritischer Oltner KOLTAbonnent mit einer vagen Vermutung.
OFF THE RECORD
Die Repräsentanten
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lle tun es. Nicht alle tun es gleich oft, aber sie tuns: repräsentieren. Einige von ihnen schon seit zwölf Jahren. Sie machen das in ihrer Individualität und im Gewand ihrer verschiedenen Farben. Zwei tragen Rot, eine trägt Grün, ein anderer Gelb oder Blau (man weiss es nicht so genau) und der höchste im Amt trägt Schwarz. Sie zeigen sich an öffentlichen Veranstaltungen. Ihr Programm ist immens. Der eine Rote ist der Stellvertreter des Schwarzen. Beide besuchen wirklich viele Anlässe. Die anderen zeigen sich etwas seltener, aber doch auch ab und zu – je nach Interessensgebiet, ganz gezielt. Jeden Montagvormittag um 8 Uhr treffen sich alle im Sitzungszimmer 902 im 9. Stockwerk. Dort reden sie miteinander. Punkt 02 ihrer Traktandenliste heisst: «Mitteilungen, Gesuche und Termine.» Kommt es zu Punkt 02, dann zücken alle ihre Kalender; manche auch ihre Mobiltelefone. Der Blau-Gelbe hat leider keines – er möchte nicht ununterbrochen erreichbar sein. Er zückt vermutlich eine klassische Taschenagenda. Wenn man weiss, welches Koordinationstalent eine kleine Familie benötigt, um ihre Termine abzugleichen und neue Ereignisse abzusprechen, dann kann man sich gut vorstellen, dass dieser Punkt 02 seine Zeit benötigt. Wer besucht die Vernissage, wer hält die Laudatio für den Preisträger und wer geht mit diesem wichtigen Menschen reden? Der Blau-Gelbe kann am Wochenende
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meistens keinen Anlass besuchen; er repräsentiert dann den Verwaltungsrat eines Sportvereins. Der Höchste, also der Schwarze, spielt manchmal gar Klavier zu Repräsentationszwecken. Das ist schön. Braucht aber auch Zeit. Das Repräsentieren braucht viel Zeit. Die meisten sind jedoch nur in Teilzeitpensen à 30 Prozent angestellt. Der besagte Montagvormittag zählt als halber Tag schon 10 Prozent. Dann bleibt pro Woche nur noch ein Tag, also acht Stunden, um irgendetwas zu erledigen. Unter anderem eben Repräsentieren. So zwei bis vier Stunden muss man pro Woche einrechnen, um zur Veranstaltung zu gelangen, small zu talken, das offizielle Programm zu absolvieren, ein Glas zu heben, um danach den Ausgang zu suchen. Summa summarum bleiben dann noch ungefähr vier bis sechs Stunden, um zu arbeiten – nicht im Sinne von Repräsentieren, das ja auch Arbeit ist. Man darf also nicht allzu viel Schreibtischarbeit verlangen. In sechs Stunden lassen sich sicher einige Anfragen beantworten und vereinzelt Gespräche führen. Weil aber so wenig Zeit für anderes bleibt, sollten sie ihre Arbeit eigentlich auf das Repräsentieren beschränken. Das wäre doch ein toller Job! Montags den Kalender zücken, die anstehenden Termine notieren und ab in den Ausgang. Dann würden im Prinzip 20 Stellenprozent genügen, für immerhin knapp 50 000 Franken.
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MEINUNG
Daniel Schneider (*1964), betreibt seit 1989 ein Planungsbüro für Städtebau, Raumplanung und Landschaftsarchitektur. Er war lange Jahre politisch aktiv und führte zuletzt die SP-Fraktion im Gemeindeparlament Olten.
Mehr Markt in Olten!
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onnerstags, sofern es meine Arbeit erlaubt, schlendere ich gerne kurz über den wöchentlichen Gemüsemarkt und trinke einen Espresso bei Geni. Eigentlich heisst er ja Eugenio, aber entgegen aller sehnsüchtigen mediterranen Trends – ich selber habe die Angewohnheit, meine Karten aus den italienischen Ferien mit «Daniele» zu unterschreiben – nennen wir ihn schon seit der Schulzeit im Bifangschulhaus einfach Geni. Der hatte die Idee, sein Talent als Barista wortwörtlich auf die Strasse zu bringen und braut nun seine verschiedenen Varianten des schwarzen Getränks aus einer mobilen Bar heraus. Ich mag die innovativen und originellen Marktfahrer auf dem Oltner Gemüsemarkt. Schon als junger Mann habe ich mich auf die träfen Sprüche des Gemüsehändlers Grob gefreut. Der hiess übrigens auch Geni, wie der Barista, aber wohl nicht Eugenio sondern ganz niederämterisch Eugen. Oder der sympathische Staudenverkäufer an der Ecke des Naturhistorischen Museums. Letzthin standen eine junge Frau und ein junger Mann hinter einem winzigen Stand und verkauften selbergemachte Pralinen und Schokolade – ihre Devise: Marktforschung vor Ort. Herrlich!
Vor Jahren war ich wieder einmal am Prenzlauer Berg und besuchte da auch einen Wochenmarkt. Der dauerte bis um drei Uhr nachmittags. Das brachte mit sich, dass der eine oder andere Stand auch etwas zum Essen, kalt oder warm,
«Was Kleines zum Mittagessen für auswärtige Arbeitstätige oder Studenten? Lecker! Ein Gläschen zum Anstossen samstags? Süffig!» anbot und der samstägliche Apéro zu den Klängen einer Strassen-Band gleich am Markt genossen werden konnte. Getrieben von der schönen Atmosphäre und als einer, der seine Stadt Olten liebt, fragte ich mich natürlich sofort, wieso bei uns der Markt schon vor dem Mittag been-
det wird. Ist das ein alter Zopf, aus einer Zeit, als die Kinder Samstagmorgens noch zur Schule gingen und die Eltern ohne Kinderhände zu halten einkaufen gehen konnten? Oder eine schrullige Gastro-Regel, welche den Ausschank von Alkohol auf dem Markt verbietet? Ich muss auf jeden Fall nächstens unseren Markt-Chef fragen. Item (ein seltsamer Ausdruck, gemäss Duden: «veraltetes satzverknüpfendes Wort»)! Es wäre toll, wenn die beiden Wochenmärkte in Olten, jener auf der Kirchgasse und jener in der Bifangstrasse bis in den Nachmittag hinein dauern würden. Was Kleines zum Mittagessen für auswärtige Arbeitstätige oder Studenten? Lecker! Ein Gläschen zum Anstossen samstags? Süffig! Also «MEHR MARKT IN OLTEN!». Das liesse sich beliebig fortschreiben und auf verschiedenste Gebiete anwenden: Mehr kleine Geschäfte im Sockelgeschoss des Stadthauses! Mehr Aare für Olten! Mehr sichere Velorouten! Mehr Kandidaten bei den nächsten Stadtratswahlen! ……………… hoppla, schon bin ich im Schlamassel der grossen Oltner Politik angekommen. Dann doch lieber:
Geni, un altro espresso per favore!
KOLT ONLINE «Der Beamtenstatus auf Gemeindeebene ist ein absolutes Auslaufmodell und seit zehn Jahren kaum noch anzutreffen. Meines Erachtens ist ein solcher in der heutigen Zeit nicht mehr zu rechtfertigen und wird von der Bevölkerung nicht mehr verstanden. Gute Anstellungsbedingungen können genauso gut in einem entsprechenden öffentlich-rechtlichen Arbeitsvertrag festgehalten werden, mit dem Unterschied, dass man diesen beispielweise bei mässigen Leistungen auflösen kann.» Prof. Dr. Reto Steiner, Experte für öffentliches Management über den Beamtenstatus des Oltner Stadtschreibers. Lies das ganze Gespräch über den Handlungsspielraum des Stadtschreibers online auf http://bit.ly/handlungsspielraum KOLT
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Die goldenen Zeiten sind vorbei Der Verein Pro Velo Region Olten sucht nach neuen Führungskräften. Ein Blick in die Geschichte der regionalen Velolobby macht deutlich: In Sachen politischem Einfluss besteht nun dringend Handlungsbedarf. Text von Franziska Monnerat
«Habt ihr Lust, euch mit uns gemeinsam fürs Velofahren einzusetzen? Kennt ihr jemanden, der Interesse hätte?», fragt der Vorstand von Pro Velo Region Olten auf Social Media und der Homepage der vereinseigenen Website. Im Wortlaut schwingt Verzweiflung mit, zwischen den Zeilen deuten sich vergangene Fehlschläge und Misserfolge an. Die Suche nach freiwilligen Helferinnen und Helfern gestalte sich schwierig, das Feedback auf den Aufruf sei – so Präsidentin Kathi Dubach auf Nachfrage von KOLT – dürftig. Niemand wolle sich engagieren, entweder fehle der Wille oder die Kapazität. Geeignete Kandidaten und Kandidatinnen,
die Dubach direkt angefragt hatte, winkten allesamt ab. Die Präsidentin hält während des Telefongesprächs einen Moment inne, räuspert sich, verweist darauf, dass auch andere Vereine, beispielsweise der Natur- und Vogelschutzverein Winznau, dem sie ebenfalls angehört, keinen Nachwuchs finden.
Ein gutes Jahr für die Velofahrer Blickt man jedoch auf die Geschehnisse der letzten Monate, so gewinnt man den Eindruck, dass sich in Olten, insbesondere in der Nähe des Bahnhofs, vieles zugunsten der Velofahrenden verändert hat: Im Januar eröffnete die bewachte Velostation Olten West wieder, im Juni informierte der Stadtrat über einen provisorischen Velounterstand am Amtshausquai. Und hinter der Bushaltestelle an der Bahnhofsbrücke schaffen seit Mitte September gelbe Markierungen auf dunklem Asphalt Ordnung. Im Oktober machte sich SVP-Gemeinderat Ernst Eggmann für die Velofahrer stark und rechtfertigte wildes Parkieren vor dem Stadthaus, weil es nur beim Hinter-, nicht
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aber beim Vordereingang Abstellplätze gebe. Die Vermutung liegt nahe, dass abgesehen vom letzten Beispiel, Pro Velo Region Olten die Finger im Spiel hatte. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die positiven Veränderungen geschahen ohne das Zutun des Velovereins. Vorbei also die Zeiten, als sich die «mit- und vorausdenkende Organisation aktiv in die regionale Velopolitik einmischte», wie sie es auf der Website propagiert?
Erfolgreiche Anfangszeiten 1981 als IG Velo Region Olten gegründet, setzt sich der Verein seit nunmehr 35 Jahren für die Velofahrenden in der Region ein. Heute zählt er rund 180 Mitglieder. Organisierte die Interessengemeinschaft früher unter dem nationalen Dachverband für mehr Sicherheit im Strassenverkehr Fahrkurse für Kinder und Erwachsene, verschwanden diese Angebote vor einigen Jahren aus dem online abrufbaren Veranstaltungskalender. Geblieben ist einzig die Velobörse. Einmal im Jahr, nämlich immer dann, wenn im Frühling auf der Alten Brücke gebrauchte Zweiräder
den Besitzer wechseln, ist der Name des Vereins in aller Munde. Die Velobörse sieht Präsidentin Dubach – die bereits Mitglied der schweizweit ersten IG Velo beider Basel war, bevor sie vor zehn Jahren nach Olten und danach nach Winznau zügelte – denn auch als «Hauptaufgabe» des mit vier Personen knapp besetzten Vereinsvorstandes. Für alles darüber hinaus fehlen dem Veloverein die Ressourcen. Dass es in letzter Zeit still um Pro Velo Region Olten geworden ist, hat aber noch andere Gründe. An der letzten Generalversammlung im März 2016 verschwand die alte Garde aus dem Vorstand: Mit Gründungsmitglied Thomas Ledergerber verlor der Verein endgültig den «direkten Draht zu Verwaltung und Politik». Damit das Velo als Verkehrsmittel auf den Strassen nicht vergessen geht, braucht es aber den Dialog mit Stadt und Kanton.
Velopionier Ledergerber Sein halbes Leben lang wirkte der heute 70-jährige Ledergerber im Gremium mit. Er gründete den Verein, baute ihn bis 1989 auf, beriet und begleitete ihn bis vor wenigen Monaten. Seine Nachfolger im Präsidium, Christian Amoser (1989 bis 2007) und Kathi Dubach (seit 2007), profitierten vom grossen Netzwerk des einstigen Gemeinde- und Kantonsrats. Als der gelernte Fotograf Ende der 70er-Jahre die Protestbewegungen gegen den Bau des Atomkraftwerks Gösgen dokumentierte, verstärkte er sein politisches Engagement und schloss sich den Grünen an. Mit seiner Partei sorgte der bärtige Späthippie Ledergerber für frischen Wind im Parlament und brachte erstmals Umweltthemen auf die Oltner Politagenda. 1990, also ein Jahr nachdem er das Amt als Präsident der IG Velo Olten niedergelegt hatte, rief er zusammen mit seinem engsten Freund und Veloverbündeten Markus Capirone das Velobüro Olten ins Leben. Vom Eisenbahnknotenpunkt der Schweiz aus förderte er fortan sein liebstes Fortbewegungsmittel nicht nur auf lokaler und regionaler, sondern bald auch auf nationaler Ebene. Die Erfahrungen und Erfolge, die er als einer der Väter des flächendeckenden Radwandernetzes «Veloland Schweiz» sammelte, teilte er mit dem Vorstand des Vereins.
Die grosse Lücke im Vorstand Doch auch wer zeitlebens voll in die Pedalen tritt, dem geht irgendwann die Puste aus, und so zog sich Ledergerber vor kurzem aus dem Vorstand von Pro Velo Region Olten in den Ruhestand zurück, bleibt jedoch weiterhin Mitglied des Vereins. Müde geworden, hätte Ledergerber zwar nun Zeit, aber offenbar fehlte ihm die Lust für KOLT den Blick zurück zu wagen. Die Lücke,
die der einst unermüdliche Eiferer im Veloverein hinterlässt, versucht der Vorstand zu schliessen, indem er gezielt nach jemandem mit «politischem Flair und Freude an der Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik» Ausschau hält. Auch Dubachs langjähriger Vorgänger Christian Amoser blieb dem Leitungsgremium nach seinem Rücktritt als Präsident erhalten. Bis 2015 waltete der Oltner im Vorstand des Vereins, heute ist er nur noch Mitglied. Genauso wie Ledergerber verfügte er über Verbindungen direkt ins Stadthaus. Bevor die Umweltfachstelle und damit auch die ihr angegliederten Mandate gestrichen wurden, war der Ingenieur als städtischer Energieberater tätig. Wer im Haushalt Strom sparen oder sein Gebäude energieeffizienter gestalten wollte, konnte sich jeweils am Donnerstag für eine Sprechstunde bei ihm anmelden. An diesem einen Tag pro Woche, habe er «viele Informationen mitbekommen, die jetzt an uns vorbeigehen oder aber sehr mühsam zu
«Mit dem Gründungsmitglied Thomas Ledergerber verlor der Verein endgültig den direkten Draht zur Oltner Verwaltung und Politik.» beschaffen sind», erzählt Dubach. Darauf angesprochen, relativiert Amoser: Er habe lediglich mit Geschäften des Hoch-, nicht aber des Tiefbaus zu tun gehabt. Auch wenn Amoser abstreitet, dem Vereinsvorstand interne Informationen zugespielt zu haben, lässt sich dennoch nicht von der Hand weisen, dass die Nähe zu Ansprechpersonen Vorteile mit sich brachte. So versuchte man sich bei den jeweiligen Verantwortlichen, von denen man wusste oder zumindest ahnte, dass sie hinter den Kulissen ein neues Projekt aufgleisen, Gehör zu verschaffen. Auf diesem Weg flossen Anliegen und Argumente der Velolobby bereits sehr früh in die internen Diskussionen der Verwaltungen. Doch Amoser führt diese frühzeitige Einflussnahme der Velolobby nicht auf seinen Wissensvorsprung zurück, sondern tut sie als Zufallstreffer ab. Nachdem man aufmerksam beobachtet und frühzeitig erkannt hatte, dass sich etwas tat,
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«rannte man bei den Behörden offene Türen ein», als man beispielsweise Vorschläge für neue Velowege vorlegte.
Rückschläge für die Velolobby Doch auch wenn eine Idee anfänglich Anklang findet, ist keineswegs garantiert, dass die Bauherrschaft sie schlussendlich umsetzt. Das zeigte sich etwa am Beispiel der Rötzmattunterführung. Im Rahmen der begleitenden Massnahmen des Projekts «Entlastung Region Olten ERO» versprach man auf beiden Strassenseiten mehr Platz für Velos und Fussgänger. Nun aber fällt der Streifen in eine Richtung schmaler aus als zuvor, in die andere fehlt er sogar ganz. Obwohl in diesem Fall das genaue Gegenteil von dem eintraf, was Pro Velo Region Olten gefordert hatte, schätzt es der Verein, wenn er dazu eingeladen wird, im Vorfeld Bedürfnisse anzumelden. Doch Mitwirkungsverfahren wie bei der Umfahrungsstrasse ERO oder jüngst beim Sälipark 2020 bilden die Ausnahme. Meistens gelangt ein Bauvorhaben als erstes an die Öffentlichkeit, erst danach kann interveniert werden, so Dubach und Amoser. Dann bleibt nur eine Einsprache als letzte Möglichkeit, um sich gegen den Plan zu wehren und sich für eine velofreundlichere Variante einzusetzen. Dubach, die beim Gespräch ruhig bleibt, ihre Worte stets mit Bedacht wählt, widerstrebt es, diesen Weg des Widerstands einzuschlagen. Amoser hingegen regt sich bereits nach wenigen Minuten am Telefon lautstark auf, klagt an, redet sich regelrecht in Rage, während er Beispiele für das nicht vorhandene Bewusstsein der Planer aufzählt. Sie, die diplomatische Vermittlerin, spricht sich für ein harmonisches Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer aus. Er, der angriffslustige Kämpfer, scheut die Konfrontation nicht, sondern scheint sie vielmehr zu suchen. Beide verfolgen dieselben Ziele, bevorzugen jedoch andere Wege, um diese zu erreichen. Pro Velo Region Olten – seit über 35 Jahren aktiv, früher laut und fordernd, heute leise und genügsam, in Zukunft stillschweigend und chancenlos? Dass der in langjähriger Arbeit aufgebaute Einfluss des Vereins, schwindet, erachtet auch Präsidentin Kathi Dubach als reelle Gefahr. Sie versucht diese abzuwenden, indem sie Verstärkung sucht. Denn nur, wenn wieder mehr Köpfe mitdenken, entstehen ausgereifte Konzepte, die von den Behörden angenommen und umgesetzt werden.
Nachts auf
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dem Born Für die einen ist der Born das südlichste Überbleibsel des Juragebirges. Für Menschen wie Michel Spiess ist er ein mystischer Berg. Mehrmals pro Jahr lädt der Aarburger Sagensammler und Geschichtenerzähler Fremde dazu ein, mit ihm im Vollmondlicht über den Born zu wandern.
Text von Nathalie Bursać Fotos von Lucas Ziegler
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Schreiner, Antiquitätenhändler, Sagensammler und Erzähler aus Leidenschaft: Michel Spiess.
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urz vor acht ist es schon stockdunkel. Auf der Treppe, die zur Bornkappelle hochführt, sind dumpfes Stapfen und hie und da heftiges Schnaufen zu hören. Jemand lehnt sich erschöpft an das steinerne Wegkreuz, die eine Hand am Kreuz, die andere in die Hüfte gestützt. Michel Spiess steigt in munterem Tempo und rauchend über die Stufen an ihm vorbei. Und mit ihm ein paar andere nächtliche Ausflügler. Oben auf dem Vorplatz der Kapelle angekommen, bietet sich ein Bild, wie man es vielleicht nur aus unheimlichen Filmen zu kennen glaubt: Über den ganzen Platz verteilt, stehen zwei Dutzend wartende Gestalten, fast vollkommen vom Dunkel verschluckt. Man hört leises Gemurmel. Michel Spiess drückt seine Zigarette aus, verstaut den abgebrannten Stummel in seiner Umhängetasche und entschwindet zwischen die dunkeln Gestalten. Während der Gastgeber des heutigen Abends die Runde macht, um Hallo zu sagen, ertönen unten im Dorf die Kirchglocken. «Sie sind schon heavy», sagt eine der Anwesenden, die schon einmal dabei war auf einer von Spiess’ Wanderungen durch die Nacht. Sie meint damit die Geschichten, die Michel Spiess im Verlauf der nächsten zwei Stunden immer wieder einmal erzählen wird. «Sackstark sind sie», sagt sie, «die bleiben hängen!» Und im Vollmondlicht seien sie noch eindrücklicher. Doch der Mond, der ist heute noch nirgends zu sehen. «Ihr Lieben, kommt mal ein wenig näher! Ich freue mich, dass ihr mit mir auf diese Nachwanderung kommt! Ihr merkt: Ich sage Nachtwanderung, und nicht Vollmondwanderung.» Lacher. Die ersten von vielen in dieser Nacht. «Ich glaube aber, der kommt noch. Am Schluss haben wir ihn dann sicher im Blick, gäu?» Michel Spiess ist es sich gewohnt, vor vielen Leuten zu sprechen. Der gelernte Schreiner und Antiquitätenhändler aus Aarburg führt seit drei Jahren Interessierte in der Vollmondacht über den Born. Und schon etwas länger ist er der Mann schlechthin, wenn man in Aarburg eine Städtli- oder Festungsführung buchen möchte. Die Vollmondwanderungen sind sein Kind, geboren aus einer Leidenschaft, der er nachgeht, seit er vor über 20 Jahren entschied, sich seinen ganz persönlichen Schwierigkeiten zu stellen. Am besten, so fand Spiess damals heraus, ging das beim Spazieren alleine auf dem dunkeln Born. «Ich hatte ganz grausam den Morelli, ich war unzufrieden und es ging mir nicht gut.» Nächtelang spazierte er ohne Taschenlampe auf dem bewaldeten Hügel, immer der Frage nachgehend wo er stand – in seinem Leben, aber auch ganz praktisch mitten auf einem Waldweg, «damit ich nicht beim nächsten Schritt auf den Ranze falle», erzählt
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er am nächsten Tag beim Treffen in der rauchigen Gaststube des Aarburger Bärenkellers. «Jedes Mal, wenn ich mitten in der Nacht oder frühmorgens vom Wald herunterkam, war ich wie ausgewechselt.» Der Born sei eine Art Kraftort, davon ist Spiess überzeugt. Das erzählt er auch an diesem Sonntagabend seinem Publikum auf dem Born, vergleicht den Born mit dem australischen Ayers Rock, der ja auch fast die gleiche Form und Grösse habe. «Dr Born esch e Luusbueb, dä verfüehrt eim met sine Wirrige ond Irrige.» Die Gruppe der Zuhörer ist inzwischen auf vierzig Leute angewachsen. «Nachts im Wald zu wandern, diese Erfahrung machen wir heute so gut wie nie mehr», erzählt Spiess, und der fröhliche Unterton verschwindet für einige Sekunden aus seiner Stimme. Vor hundert Jahren, sei es noch gang und gäbe gewesen, dass ein Bauer durch den Bornwald gegangen sei, um pünktlich zum Sonnenaufgang in Oensingen auf dem Märet zu sein. «Und dabei gibt es nichts Ungefährlicheres, als Nachts durch den Wald zu spazieren!», ruft Spiess. Ein leises Zucken geht durch die Menge. «Ja, es macht sogar Spass!» Seine Stimme quietscht vor Begeisterung, die Gestalten lachen und der Kiesboden knirscht, als sie sich noch näher um Spiess herum sammeln. Das Erzählen liegt dem 62-Jährigen, der im luzernischen Hinterland aufgewachsen ist und schon als Kind in den Bann von Erzählungen geriet. «Meine Grossmutter war wie ein Fernseher. Sie erzählte uns jeden Abend strube Geschichten und Sagen.» Damals sei es normal gewesen, dass die Frauen die Kinder mit Geschichten bei Laune hielten, während die Männer müde ins Bett fielen. «Und dann hatte ich das Glück, dass ich in der vierten Primarklasse einen Geschichtslehrer hatte, der uns die Schlacht von Sempach so lebhaft nacherzählte, dass wir dachten, wir seien dabei gewesen.»
«Dr Born esch e Luusbueb, dä verfüehrt eim met sine Wirrige ond Irrige.»
Es ist Viertel nach acht, hinter den Baumwipfeln drückt das Mondlicht zaghaft durch die Wolkendecke. Spiess setzt sich in Bewegung, hinter ihm sein heutiges Publikum, das seinem Aufruf in der Lokalzeitung gefolgt ist. Kurz bevor es in den Wald hinein geht, legt Spiess den ersten Stopp ein. Er erzählt die Geschichte vom «Wyss us Bonige», der auf dem Markt eine Kuh verkauft hatte und sich etwas gar spät auf den Heimweg machte, ohne zu wissen, dass ihm zwei Typen im Bornwald auflauern wollten, um ihm den Chlötter, den er auf dem Markt verdient hatte, wieder abzuknöpfen. Die Geschichte hat Witz. Und sie ist auch ein wenig gruselig. Man rätselt, man wundert sich und man versucht sich den guten Rat zu merken, der einem am Ende einer jeden guten alten Geschichte mit auf den Weg gegeben wird. Die Geschichte vom Bauern Wyss ist eine von unzähligen,
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die Spiess je nach Lust und Laune hervorholt. Er versucht sich immer spontan auf die Gruppen einzustellen, die er viel mehr als «ganzen Körper» betrachtet und zu erfühlen versucht – denn die Gesichter, die sieht er nachts ja meistens eh nicht. Manchmal, da führt er Gruppen durch den Bornwald, die nach jeder einzelnen Geschichte begeistert Beifall klatschen. Heute ist das Hörerfeedback verhaltener. Zehn Minuten lang erzählt er also die Geschichte des Bauern Wyss, die Hände erhoben, die Augen weit aufgerissen. Dann setzt sich der Tross wieder in Bewegung. Man überquert die Grenze zwischen Wiese und Wald. In Zweierkolonnen geht es zügig voran, die Ersten fallen bereits zurück. Spiess bewegt sich entlang des Weges auf und ab, hält alle im Blick, wie ein Schäferhund die behäbigen Schäfchen. Stimme 1: «Du, dieser Wyss von Boningen...» Stimme 2: «Ja?» Stimme 1: «Ich überlege mir gerade, ob das vielleicht mein Ur-Ur-Ur-Grossvater gewesen sein könnte...» Stimme 2: «Echt wahr jetzt?» Stimme 1: «Ja, wirklich!» Im Gäu, da gebe es Geschichten, wie man sie sonst fast nirgends finde, sagt Spiess. Das liege daran, dass die Menschen im Gäu so richtig lätz dräiti Sieche gewesen seien. Menschen mit Ecken und Kanten waren das. «Ich bin nicht umsonst Antiquar geworden. Mich hat schon immer interessiert, was war.» Menschen und ihre Eigenarten, das ist das selbstgewählte Forschungsfeld von Spiess. Warum sind Menschen neidisch? Oder geizig? Warum sind manche Menschen sehr exakt oder gut organisiert, andere wiederum chaotisch? «Es gibt Menschen – und jeder kennt solche Menschen – die sind so Wischiwaschi-Typen. Mit denen verbringst du einen ganzen Abend und langweilst dich. Und dann gibt’s solche – die müssen dir nicht einmal sympathisch sein – aber am Ende des Abends haben die einen bleibenden Eindruck hinterlassen.»
«Meine Grossmutter war wie ein Fernseher. Sie erzählte uns jeden Abend strube Geschichten und Sagen.»
Wenn einer sich für die Vergangenheit interessiert, dann interessiert er sich früher oder später für die eigene Familiengeschichte. «Wir waren eigentlich eine ganz verrückte Familie. Meine Vorfahren waren arme Leute. Und wenn einige von ihnen Erfolg hatten, war das, weil sie diszipliniert und fleissig waren. Aber in meiner Familie gabs auch die anderen: die die soffen wie Löcher und unseriös waren. Ich habe einen Vorfahren, der wurde ums Jahr 1700 in Ettiswil geköpft. Er hatte seine Frau im Bett erwürgt. Das kann ich problemlos erzählen, denn dafür
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Sie haben in der Zeitung von der mystischen Vollmondwanderung erfahren. Besammlung: 20 Uhr bei der Bornkapelle in Kappel.
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Der Vollmond versteckt seine volle Pracht hinter den Wolken. Das macht das Wandern in der Nacht nicht ganz einfach, dafĂźr umso aufregender.
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«Die Geschichten passieren einfach so. Und die Leute sehen es nicht, weil sie gleichgültig sind. Menschen waren schon immer gleichgültig. Sie waren schon immer so sehr mit sich selber beschäftigt, dass sie gar nicht sahen, wie beim Nachbarn die Hütte brannte.»
schäme ich mich überhaupt nicht. All diese Geschichten gehören zu mir.»
der sorge dann je nach Wetterverhältnissen zusätzlich für eine besonders spezielle Stimmung.
Nächster Halt Bornkänzeli. Unten leuchten die Lichter von Rothrist. Eine der Gestalten flüstert «eg go schnäu go bisle» und entschwindet im Dunkeln. Eine andere steht abseits der Gruppe und starrt regungslos den Mond an, oder zumindest das, was von ihm sichtbar ist. Spiess setzt an zur Geschichte von den 340 verarmten Dorfbewohnern, die man im Jahr 1880 auf Flossen nach Rotterdam gebracht hatte. Dort verkaufte man das Holz der Flosse, das aus wertvollem Rothrister Tannenholz gebaut war. Mit dem Erlös bezahlte man den Abgeschobenen die Überfahrt nach New Orleans. «Und du musst wissen, diese Rothrister Bäume, die hatten schöne, gerade Stämme.» Es ist eine Geschichte, die Spiess sich im Rothrister Dorfmuseum angelesen hat. «Lokalgeschichte findest du immer im Museum des Ortes», weiss er, der im Nebenamt Konservator des Aarburger Museums ist. Spiess ist ein Schatzsucher, und fündig wird er überall, egal ob in 200-jährigen ledergebunden Büchern oder in Neujahrsblättern der letzten Jahrzehnte, die laut Spiess wahre Fundgruben für lokale Geschichten seien.
Kurz vor elf tritt Spiess mit vierzig Leuten aus dem Wald hinaus auf die grosse Bornwiese. Nebel ist aufgezogen und sammelt sich zwischen den Bäumen. Der Vollmond bleibt matt und eiförmig hinter den Wolken versteckt. Wäre Spiess alleine unterwegs, dann wäre diese Nachtwanderung wohl noch nicht vorbei. Zu schön ist es, wie das Weiss des Nebels alles einwattiert. Die Gruppenmitglieder stellen sich zum letzten Mal in die Kolonne, um sich von Spiess zu verabschieden oder ihm ein Zähnernötli in die Hand zu drücken. Alex und dr Lack aus Aarburg, die gegen Ende der Wanderung Bierflaschen aus dem Rucksack geholt hatten rufen «Tschüss Michel». Man kennt sich. Maria, die eigentlich am Bodensee wohnt, bedankt sich für die spannenden zwei Stunden und geht mit Markus über die Wiese davon.
Jemand stolpert und knallt unsanft auf den Waldboden. Fremde Hände helfen ihm auf, «cheibe Worzle». Als der schmale Weg kurz darauf wieder breiter wird, bittet Spiess darum, die mitgebrachten Taschenlampen auszuschalten. Das Licht stört ihn. Und es stört die Stimmung, sagt er. Michel Spiess geniesst es, seine Teilnehmer im ungewohnten Dunkeln zu lassen. Manchmal, da erzählten sich Menschen in dieser intimen Atmosphäre Sachen, die sie sonst nicht zu erzählen wagten. Und der Vollmond,
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In 200 Jahren, davon ist Spiess überzeugt, werde einer wie er, einer mit Talent fürs Geschichten erzählen, auch Geschichten erzählen. Dass Erzähltradition aussterbe, daran glaubt Spiess nicht. «Weisst du – das passiert sogar mir – manchmal bist du einfach zu nah dran und merkst gar nicht, was abgeht. Die Geschichten passieren einfach so. Und die Leute sehen es nicht, weil sie gleichgültig sind. Menschen waren schon immer gleichgültig. Sie waren schon immer so sehr mit sich selber beschäftigt, dass sie gar nicht sahen, wie beim Nachbarn die Hütte brannte. Glaub mir das, in 200 Jahren erzählen sie von unserer Zeit. Hundert prozentig. Gäu?»
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Himmlischer Höllentrip In Swiss Army Man spielt Daniel Radcliffe eine multifunktionale, furzende Leiche. Kann das gut gehen?
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von Pierre Hagmann
on Pablo trägt gerne weisse Turnschuhe (und bindet sie nicht), er mag hässliche Pullover mit Aufdrucken, Coca Cola aus der Dose und Blue Jeans. Dass wir auch heute noch glauben, eine Ferienreise nach Kolumbien sei ein One-Way-Ticket in die Hölle, verdanken wir genau diesem Don Pablo aka Pablo Escobar, dem wohl berühmtesten Drogenboss der jüngsten Geschichte. «Narcos» ist die Verfilmung seiner kriminellen Karriere, erzählt aus der Perspektive seines Verfolgers, dem amerikanischen Agenten Steve Murphy. Die Serie ist zu Beginn der ersten Staffel süffige Unterhaltung in kolumbianischer Städtekulisse, mit viel RetroCharme und einer wohldosierten Menge an original Foto- und Filmdokumenten. Doch spätestens nach vier Episoden überfällt einen das Bedürfnis eine Flasche Aguardiente (Tequila tuts auch) aufzutischen und der Kurzweiligkeit zu Liebe ein Trinkspiel zu beginnen. Vorschlag: Ein Gläschen für jeden Kopfschuss, für jeden ehelichen Koitus zwischen Pablo und seiner Ehefrau und jeden Versuch von Pablo, seine Jeans über seine dicke Wampe hochzuziehen – ihr seid besoffen nach spätestens 20 Minuten, versprochen. (nb)
Narcos
2+ Staffeln, 20 Episoden Drama/Netflix/USA/2015
DIE
5
E
s gibt gute Filme und schlechte und es gibt solche, über die es sich gut streiten lässt. «Swiss Army Man» ist so einer. Wunderbar schräg oder abartiger Abschaum? Der Film, der nichts mit der Schweiz zu tun hat, wurde erstmals am Festival von Sundance Anfang Jahr gezeigt. Reihenweise verliessen die Zuschauer während der Premiere das Kino. Am Ende des Festivals wurde der Film für die Beste Regie prämiert. Beides ist berechtigt. Hank (Paul Dano, «Youth») ist auf einer Insel gestrandet. Einsam, verlassen und verloren will er seinem Leben ein Ende setzen. Da spült es einen toten Körper an Land (Daniel Radcliffe, «Harry Potter»), der ihm neuen Lebensmut verleiht, der ihm nicht nur zum Kumpel wird, sondern auch nützlich in der Bewältigung des Inselalltags. Denn Manny, so stellt sich die immer gesprächiger werdende Leiche bald vor, ist mehr als es Volleyball Wilson für Tom Hanks in «Cast Away» war. Manny ist der Swiss Army Man und praktisch wie ein Schweizer Sackmesser im Dschungel. Das ist so skurril wie es klingt, und wer nun an einen Drogentrip denkt, dem antwortet das Regie-Duo Daniel Scheinert und Daniel Kwan: «Wir nehmen keine Drogen, wir machen Filme.»
ALBEN MEINES LEBENS
System of a Down System of a Down Punkig, melancholisch, aufgedreht, dramatisch, witzig, skurril & hochkarätig energetisch. Von dieser Scheibe krieg ich nach vielen Jahren immer noch Hühnerhaut.
Bislang haben die zwei Amerikaner Musikvideos, Werbespots und Kurzfilme gedreht. Und sich nun nicht davor gescheut, ihren Hang zur Groteske – im Kurzformat bestens aufgehoben – auch bei ihrem Spielfilmdebüt hemmungslos auszuleben. Das kann zur Zumutung werden für zarte Gemüter, die Kino als wirklichkeitsgetreue Form der Reflexion unserer Existenz verstehen. Das geht aber insofern gut, als dass die Daniels dabei ihr aussergewöhnliches RegieTalent demonstrieren. Wenn Hank und Manny wie eine Rakete aus dem Wasser schiessen oder in einem aus Dschungelholz gebautem Bus Szenen aus Hanks früherem, verkorksten Liebesalltag nachspielen, entfaltet sich in diesen prächtigen Inszenierungen vieles, was Filmkunst ausmacht: die Schönheit des Bildes, die Wucht der Bewegung, die metaphorische Essenz des Menschseins, befeuert von einem Soundtrack ähnlich einer endlosen himmlischen Hymne (Band: Manchester Orchestra). Der Rest bleibt Geschmacksache. Und immer schön grenzwertig.
Swiss Army Man
USA 2016, Fantasy/Drama Ab 27.10. im youcinema
von Extrafish
Claudia Quintet I Claudia Der kompositorische Wahnsinn! EXTREM frisch und mit nichts zu vergleichen. Kopfhörer auf und rein ins polyphone Universum.
The White Raven The Place Where Life Began Ein wunderbares Album, musikalischer Frieden auf Erden.
KOLT
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Farmers Market Surfin USSR Speed Balkan Boogie gespielt von norwegischen Jazzern, die sich über lange Zeit mit bulgarischer Volksmusik beschäftigt haben. Virtuos, kreativ und humorvoll.
Converge Jane Doe Sämtliche Tonspuren drohen hier zu ersticken. Alles knistert und brutzelt nahezu in Perfektion. Das Artwork und die Texte dieser Platte gehen Hand in Hand mit diesen immer noch revolutionären Hardcore-Punk-Klängen.
4 für 3 Geheimtipp
MUSIK
Erdbeben aus Bern Es gibt wenige Bands auf diesem Planeten, die brachialer klingen als Breakdown of Sanity. von Marc Gerber
TOP
Her r Hes s , I h r e B r i l l e aus un se r e m 4 f ü r 3 An g e bot.
F
ast 10 Jahre alt ist die Metalcore-Formation, die jeden Konzertkeller von innen gesehen und schon manche Boxen an ihre Grenzen gebracht hat. Fakt ist, niemand, wirklich niemand, hat härtere Breakdowns als (wie der Name schon sagt) Breakdown of Sanity. Was dabei auffällt: Seit der Gründung 2007 gab es nur einen Neuzugang, was im Deathund Metalcore-Bereich eher eine Ausnahme ist – da werden Bandmitglieder normalerweise wie Groupies ausgetauscht. Wer schon mal an einem Metalcore-Konzert war, der weiss: Es gibt extreme Qualitätsunterschiede und auch gestandene Bands, die auf Spotify klingen wie Gitarrengötter, kommen live manchmal eher wie eine kaputte Waschmaschine rüber. Nicht so Oliver Stingel und Christoph Gygax an den Gitarren. Die Riffs sind präzise wie ein Taschenrechner. Dazu der mit Verzerrern unterstützte Bass von César Gonin und der schnelle Double Bass-Takt von Thomas Rindlisbacher, und ja, die Band hat auch einen Screamer: Carlo Knöpfler.
ihrer Live-Auftritte. Auch in meiner kleinen Kanal K Metal-Sendung «BAAM» spielte ich ihre Musik auf und ab. Wer weiss, vielleicht hörten ein paar Booker die Sendung (Ich glaub zwar eher nicht :-)), denn Breakdown of Sanity hat in den letzten Jahren mehrere Internationale Touren spielen dürfen, auch als Headliner durften die Berner unter anderem schon auf der Bühne des Gränichen Openairs oder auf der Hauptbühne des Greenfield Openairs spielen. Auf ihrem vierten Album «Coexistence» erfinden sie den Metalcore nicht neu, aber bringen in elf Tracks die pure Härte rüber, mit wenig Pausen, genau so, wie man es in einem Moshpit gerne hat. Für Freunde von extremer Musik ist die Scheibe absolute Pflicht – insbesondere der Song «New World», der anfängt wie eine Ballade und aufhört wie ein Weltuntergang, ist mein persönlicher Ohrwurm. Aber ich höre jetzt auf zu schwärmen und ihr besorgt euch die Platte, okay?
Ich schwärme selten für Metalcore-Bands, doch seit ich diese Jungs 2009 das erste Mal in Bern gesehen habe, bin ich ein Bewunderer
KOLT
November 2016
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Beim Kauf einer Brille (Fassung und Gläser) schenken wir Ihnen für die zweite Brille ein Rodenstock Brillenglas nach freier Wahl. Nicht kumulierbar mit anderen Vergünstigungen. Angebot gilt auf die günstigere Variante.
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BUCH
KOLT liest .........................
von Daniel Kissling
DER HAHN IST TOT von Ingrid Noll
Ingrid Noll gelingt die Synchronisation von Satire und Kriminalroman spielend. Sie lässt ihre Protagonistin für die Liebe sprichwörtlich über Leichen gehen. Man kann allerdings nicht anders, als für die eifrige Mörderin Empathie zu empfinden – im Krieg und in der Liebe scheint alles erlaubt zu sein. Bissig, sarkastisch und erfrischend anders. Marie-Christine Friedli, KOLT-Reviewerin
DIE BESCHISSENHEIT DER DINGE von Dimitri Verhulst
Die Beute meines letzten Bücherbrocki-Besuchs. Der einst als Shootingstar der belgischen Literatur gefeierte Verhulst schreibt so unzensiert, dass es einen vor Ekel schüttelt. Nathalie Bursać, KOLT-Chefredaktorin
THE TRUTH – AN UNCOMFORTABLE BOOK ABOUT RELATIONSHIPS von Neil Strauss Als Autor diverser Bestseller und selbsterkorenem Dating-Experten, sieht sich Strauss in diesem Buch vor seiner grössten Herausforderung überhaupt: Liebe, Treue und Monogamie. Was herauskommt, ist ein schockierend ehrlicher, äusserst persönlicher und überraschend universeller Bericht über seine durchlebten Erfahrungen und Erkenntnisse – inklusive positivem Ende. Hannes Zwicker, KOLT-Korrektor
Ein Journalist, seine Grosstante und 180 ermordete Juden Und was hat das mit mir zu tun? von Sacha Batthyany
O
ft hab ich das Bedürfnis, Bücher zu lesen, die etwas mit mir zu tun haben. Die von Themen handeln, die auch mich beschäftigen, mit Figuren, mit denen ich mich identifizieren kann. Was wahrscheinlich auch der Grund ist dafür, dass ich bis anhin so wenige Bücher aus Afrika oder Asien gelesen habe. Ein Eurozentrismus, für den ich mich manchmal etwas schäme. Und was hat das mit mir zu tun? Fragt Sacha Batthyany schon mit dem Titel seines Buches, welches derzeit zusammen mit vier weiteren Werken auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises steht – und dabei der einzige nicht fiktive Text ist. Leider nicht fiktiv ist, möchte man schreiben, denn am Anfang seiner literarischen Reportage entdeckt der Zürcher Journalist mit ungarischen Wurzeln ein dunkles Kapitel seiner Familiengeschichte. 1945 findet auf einem Schloss in Rechnitz, einem Ort an der österreichisch-ungarischen Grenze, ein Fest statt, bei welchem einfach mal so zwischendurch 180 Juden kaltblütig erschossen werden. Die Gastgeberin der Feier, an welcher vor allem Nazis teilnahmen: die Grosstante des Autors. «Und was hat das mit mir zu tun?», fragt sich zuerst auch Batthyany. Und merkt dann bald: sehr viel.
Mit dem Handwerkzeug des Journalisten recherchiert er die Ereignisse, besucht den Ort des Geschehens, befragt die wenigen Augenzeugen, die noch leben und schont dabei auch seine Verwandten nicht. «Warum lässt du die Vergangenheit nicht ruhen?», fragen diese. Doch treibt Batthyany zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr nur die Neugierde an. Der Versuch, nicht nur die Gräueltat seiner Grosstante, sondern auch das Verschweigen und Schweigen zu verstehen, wird zur existentiellen Selbsterfahrung, die den Autor bis auf die Couch eines Psychoanalytikers treibt. «Und was hat das mit mir zu tun?», fragte ich mich, als ich das Buch auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises entdeckte. Die Frage erübrigt sich, kaum hat man die ersten paar Seiten dieses so fesselnden wie schonungslosen Buches atemlos gelesen. «Und was hat das mit mir zu tun?» ist ein Buch über das Verstehen wollen. Und das geht jeden von uns etwas an, historisch, politisch, menschlich, psychologisch.
Sacha Batthyany
Und was hat das mit mir zu tun? Kiepenheuer & Witsch, 2016. 256 S. ISBN: 978-3-462-04831-5
www.bijouterie-maegli.ch
AnziehungskrAft
liegt in unserer nAtur. KOLT
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AM TRESEN
«Kultur und Kater!», ja den Slogan des Coq darf man laut schreien, wenn man nachmittags um fünf das Lokal hinterm Bahnhof betritt. Die Kultur ist unübersehbar, und der Kater schlägt einem seine Faust mitten ins Riechorgan. Nicht das Büsi, wohlgemerkt. Der stinkende, hässliche Kater. Ja, das Coq
ist die einzige Oltner Bar mit Mundgeruch. Aber wie
das halt so ist im Leben: Wenn man liebt, dann küsst man nach dem Aufwachen trotzdem. Und wie das mit dem Kater so ist im Leben: Sobald man den ersten Schluck Bier intus hat, die erste Zigi glimmt, dann ist er weg der Kater. Im Coq kann man an manchen Abenden in Ruhe ein Buch lesen. Wenn man keins dabei hat, dann tut es auch das Gästebuch, das auf der Bar liegt. Wem es Spass macht, der darf die gemalten Schnäbis zählen, wer spassig ist, darf auch eines hinein malen. Im Coq läuft immer gute Musik, oft live ab Bühne. An manchen Abenden ist das Coq die Après-Kanti-Hütte und am Donnerstag gibt’s das Bier sogar so günstig, dass sich auch die Schüelerlis mit ihrem Sackgeld mehr als ein frisch gezapftes Bier kaufen können. Denn zu früh ist es nie, für den Kater. Und Kultur.
Coq d’Or
Tannwaldstrasse 48
WO SPIELT DIE MUSIK?
Japan; exotischer Inselstaat, kulturelles Kuriosum und magischer Anziehungsort für Künstler und Literatinnen des Westens. Andersherum interessiert sich aber auch Japan für den Westen. Die jungen Musiker der Band Kikagaku Moyo zum Beispiel hören Krautrock, der Anfang 1970 in Deutschland als Alternative zum amerikanischen und englischen Rock entstand. Krautrock wurde besonders durch die deutsche Band Can getragen, deren Wiedererkennungswert der japanische Sänger Damo Suzuki verstärkt. 44 Jahre später ersuchen nun die Amerikaner japanische Inspiration. Sie holten sich die Band Kikagaku Moyo, die unter anderem am Desert Daze in Kalifornien und am Austin Psych-Festival in Texas spielte, und veröffentlichten Kassetten ihrer Alben über Burger Records in Los Angeles. 2015 tourten sie dann exzessiv durch Europa. Die Gruppe spielt einen angenehmen psychedelischen Pop, geprägt von den Klängen der Sitar. Einige Mitglieder von Kikagaku Moyo gründeten 2015 das Label «Guruguru brain», um uns die einzigartige Musikszene Ost-Asiens näher zu bringen. Wir sind gespannt. (ud) geometricpatterns.bandcamp.com gurugurubrain.bandcamp.com/album/ sabdatanmantra
KOLT
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MOST WANTED
Stadtbibliothek Es ist der Monat der Déjà-vus: In der Stadtbibliothek trohnt mit
Alex Capus «Das Leben ist gut»
immer noch auf dem goldenen Podest. Insider vermuten, dass es nächsten Monat nicht anders aussehen wird. Man darf gespannt bleiben. Schliesslich wird am 8. November der zukünftige Literatur-Beststeller... äh Schweizer Buchpreis Gewinner verkündet.
Jugendbibliothek Kim, Marie und Franzi sind wiederzurück in der Bestenliste! Die drei Freundinnen lösen unter dem Pseudonym «Die Drei !!!» Fälle, so wie es einst die «Die Drei ???» taten. Der neuste Band geschrieben scheint in von der Jugendbibliothek einzuschlagen wie ein rosa-glitzernder Komet. Aber mal ganz ehrlich: Echte Detektiv-Fans bleiben den drei Fragezeichen treu, denn die sind für alle da. Daran ändern auch Lipgloss und freche Zöpfe nix. (nb)
«Der Fall Dornröschen» Kari Erlhoff
DER KOLTIGE MONAT
W
ir waren an der MIO. Mit einem eigenen Stand. Zum ersten Mal. Wir sprachen mit zahlreichen Menschen. Viele kannten KOLT nicht. Viele sprachen mit uns über vergangene Geschichten. Viele bestellten ein Probe-Abo. Wir stellten an unserem Stand ein ENZO Möbel auf. Viele kannten KOLT nicht, die Diskussion um die ENZOMöbel hingegen schon. Dann wollten viele auf dieses Möbel sitzen. Mal ausprobieren. Viele kannten unsere neue Agenda, aber KOLT nicht. Natürlich weil die Agenda an 24 000 Haushalte und das Magazin an 1800 Adressen geschickt wird. Viele meinten, die Agenda (und nur die Agenda) sei KOLT. Aber wir sind ja beides. Und unser Herzstück ist das Magazin. Viele verstanden das. Die MIO war gut. Wir lernten unsere Nachbarn kennen. REMAX ist wieder neu in Olten präsent. Sie verkaufen Häuser. Wir kaufen keine Häuser. Aber die Begegnung war sympathisch. Vis-à-vis stand der Getränkehändler «Weine und mehr» aus Oberbuchsiten. Auch sehr sympathisch. Und der Pornokiosk nebenan erst! Da gibt’s ein kühles Bier für zwei Stutz, aber auch das KOLT zu kaufen. Die Porno-Titelseiten sind zensiert («Zensur wegen multikulti» steht da drauf). Das ist wohl bald der einzige unabhängige Kiosk in Olten mit einer aussergewöhnlichen Auswahl an Fachzeitschriften (ohne
LIECHTENSTEIN Die Fürstlichen Sammlungen
12.11.2016 – 19.03.2017
nackte Haut, dafür mit Lokomotiven, ferngesteuerten Autos und anderen ganz spezifischen Themenfeldern). Dann war da auch das spanische Restaurant, wo wir ab und zu Essen holten. Viele Familien besuchten uns. Deren Kindern schenkten wir kleine KOLT-Rucksäckli. Daraufhin kamen noch mehr Kinder. Denen packten wir dann eine KOLT-Ausgabe für die Eltern ins Rucksäckli. Später kam das Foto von dem Kleinen per Mail. So macht man das.
Was anderes: Das andere Foto zeigt unsere Agenda «Ausgehen in Olten» im Altpapier. Dieses Sujet entdeckten wir bei einem Abendspaziergang. Es ist für uns ein sehr ungewohntes Bild, eine unserer Publikationen im Altpapier zu sehen. Bisher war KOLT inklusive Agenda einzig im Abonnement erhältlich. Viele unserer Abonnenten sammeln ihre KOLT-Ausgaben, was uns immer sehr freute. Es ist aber natürlich klar, dass ein monatlicher Veranstaltungskalender ein Verbrauchsding ist, das irgendwann nicht mehr gültig ist. Und dass dieses Blatt alle interessiert, dürfen wir nicht erwarten. Bis jetzt hat uns nur eine einzige Person darum gebeten, ihre Adresse aus der Versandliste von «Ausgehen in Olten» zu entfernen. Eine einzige Person! Wer aufgrund seines KOLT-Abonnements zwei Agenden erhält und nur eine wünscht, darf uns das gerne mitteilen. Wir entfernen diese Adressen dann aus der Versandliste. Das bedeutet weniger Altpapier für die Umwelt. Viel Spass wünscht Dir KOLT.
www.kunstmuseumbern.ch
KOLT
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Kurzferien nach New Orleans Die Dixieland Preachers verwöhnen unsere Gäste musikalisch und die Küche lässt mit einem 4-Gang Menü kulinarische Träume wahr werden. Die Kombination aus Musik und Essen beschert den Gästen ein einzigartiges Erlebnis mit Genuss für Ohren und Gaumen.
Datum & Zeit
Freitag, 16. Dezember 2016, ab 18 Uhr
Menü
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Eintritt
69 Franken für Menü & Musik
Anmeldung
Bis 13. Dezember unter der Hauptnummer 062 286 68 00 oder online unter www.pure-olten.ch
Tappas pure Morchelrisotto mit Sbrinz und grünem Thaispargel Gratiniertes Maispoulardenbrüstchen mit San Daniele Rohschinken, Peperonipolenta und Olivenölkarotten Schokoladen-Ingwermousse mit eingelegten Walliser Aprikosen
Wir freuen uns darauf, mit Ihnen ein paar Ferienstunden zu verbringen! pure Restaurant | Riggenbachstrasse 10 | 4600 Olten | www.pure-olten.ch | facebook.com/pureolten
Der Mond, das blasse Auge der Nacht. Heinrich Heine
COVER – Poesie des Wohnens.
SIO AG COVER Generalvertretung Schweiz Rötzmattweg 66 CH-4601 Olten T +41 62 207 07 07 F +41 62 207 07 00 info@cover.ch cover.ch
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