KOLT Dezember 2016

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Ein neues Zuhause

Seite 10

Treffen der Virtuellen

Seite 24

Verwaistes Eis Seite 18


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EDITORIAL Dezember 2016

Liebe Leser_innen

Viel Spass mit dem Dezember-KOLT und einen angenehmen Dezember, wünschen wir Ihnen! Nathalie Bursać

IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH, Leberngasse 17, 4600 Olten, verlag@v2s.ch, www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber (ys) REDAKTIONSLEITUNG Nathalie Bursać (nb), redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Roger Burkhard LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Kilian Ziegler, Marc Gerber, Daniel Kissling, Pierre Hagmann, Ueli Dutka (ud), Franziska Monnerat, Martin Bachmann ILLUSTRATION Petra Bürgisser, Anna-Lina Balke FOTOGRAFIE Janosch Abel, Roman Gaigg, Yves Stuber KORREKTORAT Mirjam Läubli LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch, www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch, www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 79.—(inkl. MwSt), Gönnerabonnement CHF 150.— (inkl. MwSt), abo@kolt.ch, www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch, www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch, hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'800 ISSN 1664-0780 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien, Ziegelfeldstrasse 60, CH-4600 Olten. © 2016, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

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Cover fotografiert von Roman Gaigg

Gehören Sie zu den 5300 Facebook-Usern, die in der Gruppe «Olten» Mitglied sind? Und wenn ja: Haben Sie dort schon einmal etwas kommentiert? Um Rat gefragt, ihrem Ärger Luft gemacht oder nach ihrer entlaufenen Katze gesucht? Nicht? Dann haben wir etwas gemeinsam. Nämlich dass wir zur grossen schweigenden, mitlesenden Mehrheit gehören. Seit einer Weile verfolgen wir auf der Redaktion die Aktivitäten in der Facebook-Gruppe «Olten». Nicht zuletzt diente sie auch KOLT letzten Sommer als Plattform, um die CrowdfundingIdee «Enzo-Möbel auf die Kirchgasse» voranzutreiben. Und sicherlich haben wir damit den einen oder anderen Mitleser gelangweilt oder genervt (sorry for that). Als Stadtmagazin haben wir aber auch ein journalistisches Interesse an der Gruppe «Olten». Irgendwann, das war uns schon lange klar, wollten wir die grossen Player der Gruppe aus der Virtualität in die Realität holen. Es war ein äusserst bereicherndes Tête-à-Tête, die meisten der Eingeladenen kannten sich bis zu diesem realen Treffen nur von ihren Posts in der Gruppe «Olten». Erfahren Sie auf Seite 24, wer hinter den Namen steckt, die Sie tagtäglich in ihrer Facebook-Timeline sehen. Es ist das wohl längste Interview in der KOLT-Geschichte, aber schliesslich gab es auch viel zu besprechen. Auf Seite 10 lesen Sie eine ganz andere Geschichte. Die Berichterstattung über Kunstprojekte findet meistens in deren Vorfeld statt. Wir übten uns dieses Mal in Geduld, um miterleben zu können, was nach der Finissage von Jürg Meyers Projekt «Kühlschrank Schweiz» passierte. Der Weg führte uns vom Tattarletti-Kunstraum in ein Bronze-Atelier und zum Schluss in einen Coiffeursalon.


INHALT

6 Im Gespräch Fredi Köbeli über seinen ungewollten Neustart

KOLUMNEN 8

GENUSS

10 Ein neues Zuhause

Am Anfang stand eine Idee für ein Kunstprojekt. Am Ende blieben 54 Bronzefiguren auf ihrem Weg in ihr neues Zuhause. KOLT hat drei davon begleitet.

20 Film Ulrich Seidl sieht genau hin, dieses Mal während der Safari

NaRr Bernhard und Frank sitzen auf einer Bank

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Kilian Ziegler

Musik

Hohe Ansprüche beim Tierkauf

Krach aus Bern

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Literatur

Petra & Luigi

Eine Frage der Perspektive

«Mundtrockenheit»

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STADT

Der koltige Monat Begegnungen auf Schlittschuhen und ein grossformatiges Projekt

17 Meinung Ein Jugendhaus gibt auf und keinen scheints zu interessieren

24 Treffen der Lauten

Seit ihrer Gründung ist die Facebookgruppe «Olten» stetig gewachsen. KOLT hat einige der aktivsten Mitglieder zum analogen Tischgespräch eingeladen.

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DAS GESPRÄCH

«Es ging mir nie darum, grosse journalistische Preise abzustauben» Fredi Köbeli hat mit seinen bissigen Kommentaren die Oltner Presselandschaft geprägt. Sein oberstes Credo war stets, zu unterhalten. Dennoch ist er seit bald einem halben Jahr arbeitslos und kämpft sich kurz vor der Pensionierung durch Arbeitsaktivierungskurse. Interview von Liliane Manzanedo Porträt von Janosch Abel

F

redi Köbeli, 16 Jahre lang hast du bei der Neuen Oltner Zeitung NOZ kein Blatt vors Maul genommen. Diesen Sommer wurdest du entlassen. Das Oltner Tagblatt schrieb, dass der Grund dafür sei, dass man bei der NOZ die Stossrichtung geändert habe. Wie siehst du das Ganze? Zur Trennung kam es, wie man so schön sagt, wegen Umstrukturierungen. Was genau umstrukturiert wurde, oder noch werden wird, weiss ich auch nicht. Da müsstest du schon den Geschäftsführer (Anm. der Red.: Roli Diglas) fragen. Ich habe bislang nicht festgestellt, dass sich schon irgendetwas verändert hätte. Der Geschäftsführer und ich arbeiteten ja während 16 Jahren hervorragend zusammen und haben die NOZ eigentlich gemeinsam beliebt gemacht. Irgendwie hat dann Anfang diesen Jahres die Chemie zwischen uns nicht mehr gestimmt, und es kam zur Trennung.

Wie kommt es, dass 16 Jahre lang alles prima läuft, dann kurz vor deiner Pensionierung plötzlich der Wurm drin ist und alles in die Brüche geht? Den Grund, warum und wieso es plötzlich nicht mehr funktioniert hat, kenne ich auch nicht. Da müsstest du den Geschäftsführer fragen. Solche Dinge geschehen wohl des öfteren. Ich war heute in einem Kurs, an dem einige Arbeitslose teilnahmen, und der Grossteil von ihnen wurde auch wegen Umstrukturierung entlassen. Es ist aber wirklich sehr hart, zwei Jahre vor der Pension noch arbeitslos zu werden. Wie gehst du mit dieser neuen Situation um? Ich bin momentan auf Stellensuche und versende laufend Bewerbungen. Ich habe zum Glück eine sehr gute Ausbildung und habe immer gute Zeugnisse erhalten. Vor meiner Zeit bei der NOZ habe ich 15 Jahre als kaufmännischer Angestellter im Bereich Tankstellenbau, Schreinerei, Versicherung und Werbung gearbeitet. Dadurch kann ich mich natürlich für ein breites Spektrum an Berufen bewerben. Das grosse Problem bleibt aber natürlich mein Alter. Eine weitere Möglichkeit

für mich wäre, dass ich mich als Freelancer bei Zeitungen anbiete. Ich habe bereits kurz nach der Entlassung Angebote erhalten, durfte diese aber aufgrund des Konkurrenzverbotes nicht annehmen. Die Jahre bei der NOZ waren bestimmt sehr intensiv. Inwiefern hat dich diese Zeit geprägt? Ich war 16 Jahre lang mit Leidenschaft dabei. Es war immer mein Traumjob, bei einer Zeitung zu arbeiten. Ich habe mir vom ersten Arbeitstag als Redaktionsleiter an gesagt, dass ich möchte, dass

«Ich habe viele Geschichten erlebt und positive Rückmeldung bekommen. Das hat mir sehr viel Freude bereitet und mir bestätigt, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe.» diese Zeitung beliebter wird und die Leserzahlen raufgehen. Es macht mich schon auch stolz, wenn ich jetzt sehe, dass die NOZ eine Zeitung ist, die in der Region sehr beliebt ist, und dass ich etwas dazu beitragen konnte. Aber natürlich rede ich da immer auch vom Team, denn ohne das Team wäre das nie möglich gewesen. Ich habe viele Geschichten erlebt und positive Rückmeldung bekommen. Das hat mir sehr viel Freude bereitet und mir bestätigt, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe. Es ging mir nie darum, grosse journalistische Preise abzustauben oder dergleichen, Sondern vielmehr einfach darum, die Leute zu unterhalten.

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Dein Schreibstil kam nicht immer bei allen gut an. Du hast versucht, den Finger auf wunde Punkte zu legen und diese in der Stadt zur Diskussion zu bringen. Wird es dafür in deinem Leben weiterhin Platz geben? In welcher Form wirst du diese Charaktereigenschaft von dir auch in Zukunft ausleben können? Wie gesagt, ich würde sehr gerne weiterhin einer schreibenden Tätigkeit nachgehen, aber in diesem Ausmass wie früher wird es wohl nicht mehr möglich sein. Mich wird wohl keine Zeitung mehr als Redaktionsleiter anstellen. Aber ich lass es mal auf mich zukommen. Sicherlich werde ich mich noch etwas weiterbilden und RAV-Kurse besuchen. Fussball ist neben dem Schreiben deine zweite grosse Leidenschaft. Du hast dich seiner Zeit auch schon als Trainer bei der Schweizer Nationalmannschaft beworben, wurdest dann aber von Ottmar Hitzfeld ausgestochen. Tritt das Ziel Nati-Trainer jetzt wieder etwas mehr in den Fokus, oder läuft es der Nati momentan einfach noch zu gut? Nein, eher nicht. Ich war 18 Jahre lang ziemlich erfolgreich als Trainer im höchsten Juniorenbereich tätig. Dabei habe ich das UEFA Trainer-Diplom erlangt und mir ein grosses Fussballwissen angeeignet. Während meiner Arbeit als Schreiber kam mir das dann auch entgegen, denn ich habe in meinen Berichten auch oft über Fussball berichtet. Aber selber habe ich nicht mehr vor, in den Fussball einzusteigen. Höchstens als Fernsehzuschauer.

Während 16 Jahren hat der gelernte Uhrmacher in der «Neuen Oltner Zeitung» die Kolumne «übrigens» verfasst. Seine Kommentare über das «Schiesskommando» oder «Heisse Fäger» kann man in seinem Büchlein «Schenkelklopfer» nachlesen, das dieses Jahr erschienen ist. Vor seiner NOZ-Zeit war Fredi Köbeli lange als Werbetexter und kaufmännischer Angestellter tätig und trainierte diverse Teams des FC Olten. Momentan ist der 62-Jährige auf Jobsuche.


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KILIAN ZIEGLER

NaRr

von Flavia Obrist

Tiere kaufen

Ich hab noch nie Bernhard und Fred sitzen auf einer Bankam Fluss. Beide tragen sie verschlissene Kleidung, verlebte Gesichter. Beide halten sie eine Dose Bier in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand. «Ich hab noch nie einen Menschen ertrinken sehen», sagt Bernhard. «Ich auch nicht», sagt Fred und zieht an seiner Zigarette, «ich hab noch überhaupt nie einen Menschen sterben sehen.» – «Ich schon», sagt Bernhard, «Als ich elf war, ist etwa zwei Meter vor mir ein Mann aus dem siebten Stock eines Wohnblocks auf die Strasse geklatscht. Und wenn ich sage geklatscht, dann meine ich das auch. » Bernhard klatschte in die Hände, dann mit flacher Hand auf den Boden neben der Bank. «Klatsch und tot. Er war sofort tot. Bewegte sich jedenfalls nicht mehr, nicht einmal mehr ein Zucken, wie bei den Hühnern, wenn man ihnen den Kopf abschlägt. Einfach nichts mehr, tot. Damals glaubte ich, es wäre ein Unfall gewesen. Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass es Selbstmord war.» Bernhard zieht an seiner Zigarette, trinkt einen Schluck Bier und schaut auf den Fluss. Fred nickt und zieht an seiner Zigarette, trinkt ebenfalls und überlegt, wie viele Menschen sich wohl schon in diesem Fluss umgebracht haben.

Flavia Obrist ist 22 Jahre alt, studiert in Basel,und schreibt, u.a. für das Literaturmagazin NaRr. www.dasnarr.ch

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ch ging in die Tierhandlung. Also zum Metzger. Haha, kleiner Scherz. Aber eigentlich machen Tierhandlungen tatsächlich das Gleiche wie Metzgereien, nur eben, dass sie die Tiere weniger tot und etwas mehr am Stück verkaufen. Interessant! Aber das ist nicht, was ich erzählen wollte. Ich ging also in die Tierhandlung, denn ich hatte aus einer Laune heraus beschlossen, mir ein Haustier zuzulegen. Meine Wege sind unergründlich. Im Geschäft angekommen, liess ich mich weder von dem, sagen wir, mal «herausfordernden» Geruch noch vom Klangteppich aus Quietschen, Piepen und Miauen aus der Fassung bringen, nein, ich kam direkt zur Sache: «Guten Tag, lieber Tierhändler, Sie Meister der Tiervermittlung, Sie Experte des Pfoten-Transfers, ich hätte gerne ein Haustier.» «Was Sie nicht sagen», antwortete der Verkäufer, er schien nicht gerade Ehrenpassagier im Motivationsexpress zu sein. «Aber sicher doch, was können Sie mir empfehlen?» «Alles, was wir haben.» Ein harter Brocken. «Was haben Sie denn?» «Schauen Sie sich um, sie werden es sehen.» «Eine Beratung wäre nicht schlecht.» Der Verkäufer seufzte. «Was stellen Sie sich denn ungefähr vor?» «Super wäre», sagte ich, «wenn das Tier fliegen könnte.» «Sie möchten einen Vogel?» «Vogel? Hmm... Ich weiss nicht. Haben Sie was, was eher in Richtung Hund tendiert?» «Ich weiss nicht, wovon Sie sprechen. Nehmen Sie doch ’nen Golden Retriever.» «Hätten Sie auch was Günstigeres? Einen Silver Retriever?» «Nein.» «Das Tier sollte nicht zu teuer im Unterhalt sein. Und mich vor

Einbrechern schützen. Und so lustig, dass man Videos von ihm auf Youtube stellen kann, die sicher ein Hit werden. Und es sollte gewillt sein, mit mir über die politische Weltlage zu diskutieren.» «Hören Sie, es ist ganz einfach, kaufen Sie irgendein Tier und geben sie sich damit zufrieden, was das gute Wesen kann.» Ich wollte schon zur pathetischen Rede ansetzen, mit WWF und «Vier Pfoten» drohen, als ich plötzlich das schönste Bellen hörte, das mir je um die Ohrläppchen geflattert war. «Cette Bell etait très belle», dichtete der Poet in mir und ich wusste, dass ich fündig geworden war.

«Guten Tag, lieber Tierhändler, Sie Meister der Tiervermittlung, Sie Experte des Pfoten-Transfers, ich hätte gerne ein Haustier.»

Wenig später standen wir bei mir zuhause, der neugekaufte Hund und ich. Ich taufte ihn auf den Namen Tschimmi MacWuffwuff und von da an waren wir beste Freunde. Tschimmi war einzigartig, er konnte fliegen (zwar nur auf die Schnauze, aber immerhin), sein Youtube-Video hatte sieben Klicks (mindestens fünf davon stammten von mir, um zu testen, ob das Video überhaupt funktionierte), er war günstig im Unterhalt (und mit günstig meine ich unglaublich teuer), und wir konnten stundenlang über die politische Weltlage schweigen. Und das Beste war, wir fürchteten uns gemeinsam vor Einbrechern. Eine tierisch gute Zeit La vache Kili PS: Ein Einbrecher-Duo nennt man übrigens Zweibrecher.

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PETRA & Luigi

Mundtrockenheit von Luigi Venegoni (Text) und Petra Bürgisser (Illustration)

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s wimmelt von Katzen. Sie entschuldigt sich für den Geruch. Es sei ihr alles zu viel. Sie komme nicht mehr nach. Wir platzieren sie am Küchentisch. Wirkt dramatischer vor den schäbigen Vorhängen. Nimmts scho uf?, will sie wissen und wischt sich mit dem Zeigfinger die Tränen weg. Ich strecke ihr ein Taschentuch hin. So chani doch nöd im Fernseh cho. Ein Kinderfoto steht auf dem Tisch. Das Mädchen auf dem Bild schielt und versucht zu lächeln. Ein Foto, wie man es beim Fotografen macht. Motivwand als Hintergrund, Licht von allen Seiten, glänzende Haut. Lokalfernseh-Gold. Sie sei so fröhlich gewesen als Kind. Viele Freunde, Turnverein und Querflöte. Eine verfilzte Katze springt ins Bild. Mikesch du Schlingel, abe vom Tisch! Sie erzählt von der Odyssee zu den Psychiatern, den langen Nächten, die sie bei ihr auf der Bettkante sass – wie früher. Fakt ist, dass sich ihre Tochter nach zwei Versuchen mit der Rasierklinge unter den ICN warf. Der nette junge Mann von der Polizei gab ihr eine Broschüre für Angehörige von Suizidopfern. Eine Liste mit Internetadressen.

Online-Selbsthilfegruppen. Ein wichtiges Instrument für einen gelingenden Trauerprozess. Da sie nicht schlafen konnte, setzte sie sich am gleichen Abend an den Laptop. Nach wenigen Klicks landete sie in einem Forum für Angstleiden. Panikattacken. Sie googelte. Ein Suchergebnis: Ist die Pille Schuld an Panikattacken? Sie las die Nebenwirkungen, über die sich die jungen Frauen im Internet beklagten: Antriebs-

losigkeit, Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Panikattacken, Depressionen, Selbstmordgedanken. Da sei ihr ein Licht aufgegangen. Jetzt wedelt sie mit der Packung vor der Kamera herum und verflucht die Pharmaindustrie. Ich nehme ihr die Packung aus der Hand und erkläre, dass wir den Namen der Firma nicht zeigen dürfen. Mein Blick bleibt am Schriftzug hängen. Ich kenne diese Pillen; meine Freundin benutzt die gleichen. Das Trauerspiel im Kasten und glücklich, dem Uringestank entflohen zu sein, fahre ich nach Hause. Ich überlege, ob ich meiner Freundin raten soll, die Pille abzusetzen. Doch was wäre die Alternative? Kondome!? Nein danke. Ich drehe das Radio auf, lasse das Fenster hinunter und will hinausspucken. Leider ist mein Mund zu trocken. Mein Speichel zu zäh. Er bleibt an meinen Lippen hängen, läuft das Kinn hinunter und tropft auf meine Hose. Genau in den Schritt.

Luigi Venegoni (33) lebt in Aarau und arbeitet im Bücherbrocky.

Das wünsch ich mir Kleine Geschenke für Sie und Ihn

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Ein neues Zuhause Der Künstler Jürg Meyer fertigte 100 Wachsfiguren an. Diese sollten symbolisch für all jede Menschen stehen, die auf der Flucht sind. Indem man eine der Figuren kaufte, konnte man ihr symbolisch ein neues Zuhause geben. Der Oltner Coiffeur und Kunstfreund Kurt Bösch erstand drei dieser Figuren.

Text von Martin Bachmann Fotos von Yves Stuber

Der Künstler Die Kundschaft von Kurt Bösch kann vom Coiffeursessel aus die Sicht in den Innenhof geniessen. Diese bietet besonders im Sommer einen schönen Anblick. Um den kleinen Weiher mit Seerosen herrscht ein Wildwuchs verschiedenster Pflanzen. Dies ist so gewollt. Kurt Bösch mag ein im Volksmund sogenannter Haargärtner sein, bei den Pflanzen draussen lässt er das Stutzen und Schneiden bleiben. Im kleinen Garten im Innenhof überlässt er den Pflanzenwuchs der Natur. «Wenn wir Menschen nicht in die Natur eingreifen, können wir die wundersamsten Dinge in ihr beobachten. Einmal habe ich einen Frosch gesehen, wie er einen kleinen Fisch aus dem Weiher gefressen hat! So etwas sieht man sonst nicht vor der eigenen Haustür.» Über dem Weiher thront eine Statue. Kurt Bösch nennt sie

«Tulipe». Es ist ein nymphenhaftes Wesen, das wächst wie eine Blüte. Angefertigt wurde «Tulipe» von Böschs Schwiegervater. Nebst seinem Interesse für die Natur hat Kurt Bösch einen Sinn für Farben und Formen. Er ist fasziniert von der bildenden Kunst, insbesondere, wenn ein Bezug zu regionalen Künstlern besteht. Kurt Bösch fördert deswegen selbst Kunstprojekte wie zum Beispiel die Veröffentlichung des Gesamtwerks des Oltner Grafikers und Querdenkers Hanspeter Zünd, der letztes Jahr verstorben ist. «Solche Leute wie Zünd und ihre Geschichten, die in nächster Umgebung geschehen, faszinieren mich», sagt der Coiffeurmeister. Dafür habe er keine Ahnung von Sportresultaten oder davon, was die Promis so treiben. Auch auf den Konsum von Nachrichtenformaten verzichtet Bösch beina-

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he komplett. «Ich habe ein Urvertrauen in diese Welt, und was die Neuigkeiten angeht, so werden mir diese von meiner Kundschaft zugetragen.»

Das Bild Jürg Meyer aus Mahren ist Primarlehrer, Künstler und Mitglied des Solothurner Kuratoriums für Kunstförderung. Er hat Bilder gemalt mit geschlechtslosen Figuren ohne Gesichter und ohne Arme. Ihre Proportionen erinnern ein wenig an die Form einer Glocke. Zwischen den schmalen Schultern sitzt ein erwartungsvoll in die Zukunft blickender Kopf. Beine haben die gesichtslosen Figuren ebenfalls keine. Dafür überpropor-


54 seiner 100 Wachsfiguren haben ein neues Zuhause gefunden: der Mahrener Künstler Jürg Meyer.

tional grosse Füsse. Die abstrakten Figuren stellen Menschen auf der Flucht dar, die sich auf die Reise in eine bessere Zukunft begeben. Sie verlassen ihre Heimat, um irgendwo auf der Welt ein Leben ohne Angst vor Verfolgung, Folter und Tod zu führen. Vielleicht wartet auf sie ein solches Leben in Olten. Nebst den grossformatigen Bildern fertigte Jürg Meyer hundert Figuren aus Wachs und stellte sie zwischen dem 10. und dem 24. September im Projektraum Tattarletti an der Aarauerstrasse in Olten aus. Die Idee von Jürg Meyer war, dass die Besucherinnen und Besucher den symbolischen Flüchtlingen ein Zuhause geben. Zuvor allerdings würde er die Wachsfiguren in Bronze giessen. Bronze hält schier ewig. Kurt Bösch erstand drei dieser Bronzefiguren und eines der Bilder.

Die Figuren

Seine Spezialität ist das Bronzegiessen: Oliviero Gorza in seinem Schönenwerder Atelier.

Im Atelier «Bronce Art Oliviero Gorza» in Schönenwerd fauchen die Flammen aus dem Kessel. Im Tank darunter, dem sogenannten «Giggu», schwimmt die flüssige Bronze. Die goldgelbe Flüssigkeit im «Giggu» ist nun um die 1100°C

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heiss. Jürg Meyer und Oliviero Gorza haben sich dicke, feuerfeste Handschuhe über die Hände gestülpt und nehmen die dreidimensionalen Schablonen aus Molochite aus dem Ofen. Die vorgängig mit Wachs befüllten, noch heissen Negative kommen sofort mit den Köpfen voran in mit Sand gefüllte Kübel. Dort warten sie darauf, mit Bronze aufgegossen zu werden. Es ist ein feuchter Herbsttag, die Tore des Ateliers stehen wegen der vom Ofen und vom «Giggu» ausgehenden Hitze offen. Gorza heizt mit einem Industriefön die Oberfläche der Kessel noch ein wenig an. «Die Schablonen müssen wirklich trocken sein. Wasser und flüssige Bronze vertragen sich nämlich überhaupt nicht. Ein Tropfen Wasser an den Kübeln oder den Schablonen, und uns fliegt hier alles um die Ohren, wenn wir die Bronze eingiessen!», sagt Jürg Meyer. Dann ist es soweit. Meyer und Gorza binden sich gegenseitig schwere Lederschürzen um. Mit einer riesigen Kneifzange heben sie gemeinsam den schweren, heissen «Giggu» aus seiner Verankerung. Den glühenden Kelch stellen sie in einen Metallring, der zwischen zwei langen Metallstangen befestigt ist. Nun greifen sich die beiden je ein Ende der Stangen und tragen den «Giggu» vorsichtig zu den mit Sand gefüllten Kübeln mit


«Ich will eine Zeitachse darstellen. Die Menschen sind nun in Form der Bronzestatuetten angekommen.» Kurt Bösch

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Die drei Bronzestatuen lagen Kurt Bösch so sehr am Herzen, dass er eigens für sie einen Ständer zeichnete und anfertigen liess.

den Negativen aus Molochite. Mit grösster Sorgfalt und Präzision füllen sie gemeinsam die glühende Masse in die Formen. Das 1000 Grad heisse, flüssige Metall gibt dabei ein gemütliches Geräusch von sich; es klingt, als ob heisser Kaffee aus der Kanne in die Tasse plätschert. Kurt Bösch beobachtet das Prozedere in der Werkstatt Gorzas aufmerksam und dokumentiert es mit seinem Smartphone. «Jetzt legen wir die befüllten Molochite-Negative nach draussen zum Trocknen», verkündet Meyer und fügt an: «Jo ned alänge, die send no heiss!» Etwa eine halbe Stunde später befreit Oliviero Gorza die Bronzestatuen aus ihrem Molochitmantel. Wieder die dicken Handschuhe an Fingern, schlägt er mit einem Hammer vorsichtig Risse in die weissen Schablonen. Nach und nach kommen sie zum Vorschein, die dreidimensional gewordenen Figuren.

Der Altruist Kurt Bösch ist nicht der einzige, der symbolischen geflüchteten Menschen ein Zuhause bietet. Anlässlich der Aktion im Tattarletti haben 50 Leute aus der Region Olten 54 Bronzefiguren bei Oliviero Gorza bestellt. Eine Statuette kostet 800 Franken, wovon 40 Franken an das Atelier Tattarletti und 160 Franken an den Ateliermieter Salam Ahmad gehen. Ahmad soll sein Anteil am Verkauf der Skulpturen als Starthilfe für neue Projekte dienen. Dies ist ganz im Sinne von Kurt Bösch. Der Coiffeurmeister hat eine altruistische Ader. So rief er in den Neunzigerjahren überbetriebliche Kurse für Lernende des Coiffeurberufs ins Leben. Damals lernte Kurt Bösch auch den Lehrer und Kulturschaffenden Jürg Meyer kennen. In Zusammenarbeit mit Berufsschulen erarbeitete Bösch ein Bildungs- und Prüfungskonzept für die Auszubildenden. Ziel war es, den jungen

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Berufsleuten eine Chance auf faire Abschlussprüfungen zu geben, bei denen praktisches Können und nicht auswendiggelerntes, kurzfristiges Wissen bewertet wird.

Der Koch An der Dornacherstrasse 28 lassen sich die Kundinnen und Kunden von Kurt Bösch nicht nur die Haare schneiden und frisieren. Zwischendurch tischt der Chef des Hauses seinen Kunden auch ein kaltes Plättli auf. Eine Käsequiche, frischer Spinat mit einem gekochten Ei oder ein Gemüsesorbet standen auch schon auf der Karte. Auf Letzeres ist er besonders stolz: «Es klingt vielleicht seltsam, aber das Gemüsesorbet ist wie ein zu Frappée verarbeitete Ratatouille – ein Traum, vor allem in dem heissen Spätsommer, den wir


«Ich stelle mir vor, die Figuren auf dem Bild sind im Begriff, sich auf den Weg zu machen. Hier sind sie noch am Anfang ihrer langen Reise.» Kurt Bösch

dieses Jahr hatten! Meine Kundinnen und Kunden liebten es!» Böschs Kochkünste kommen bei seiner Kundschaft dermassen gut an, dass er auch schon Angebote als Störkoch für Privatanlässe oder Parties bekam. Dazu fehlt dem Barbier, der vom Morgen früh bis am Abend Haare schneidet, färbt und kämmt, aber schlicht die Zeit. Das Kochen sei einfach ein Hobby, sagt er.

Der Ranger Als Kurt Bösch im Jahre 1972 in die Fussstapfen seines Vaters trat, hatte er damals schon den Wunsch, einen Beruf zu erlernen, der mit der Natur verbunden ist. «Eigentlich wollte ich schon als junger Mann draussen in der Natur arbeiten. Coiffeur zu werden, war für Kurt Bösch aber trotzdem mehr als einfach ein Muss. Er liebt seinen Beruf bis heute. Der Kontakt zu den Menschen, das Austüfteln von Haarlack- und Färbemischungen, die Behandlung von Haarausfall mittels Stimulation von Akkupunkturpunkten auf dem Kopf, all das bereitet dem Mann aus Olten, dem sein Schnauz und die ergrauten, halblangen, zu einem Mittelscheitel gekämmten Haare das Aussehen einer sympathischen Version von Charles Bronson verleihen, grosse Freude. Bösch zeigt Fotos, die er auf Wanderungen aufgenommen hat. Seine grosse Liebe gilt den Bergen. Die karge, rauhe Landschaft gibt ihm In-

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spiration. Er kennt jede Flechte, jeden Pilz. Sein grosser Traum ist es, eines Tages die Forstschule in Lyss zu absolvieren und ein Swiss Ranger zu werden. Momentan sind aber noch seine Dienste als Haargärnter in Olten gefragt.

Die Ankunft Von der Bank im Coiffeursalon aus betrachtet, wirkt es, als wären die Bronzefiguren gerade dem Bild entstiegen. Ein Effekt, den sich Kurt Bösch gewünscht hat. «Sie sind gut geworden, nicht?», lächelt der Coiffeurmeister und fügt an: «Ich will eine Zeitachse darstellen. Die Menschen sind nun in Form der Bronzestatuetten angekommen.» Die hängenden Köpfe der Figuren stellen die Ratlosigkeit der Gestrandeten plastisch dar. Sie sind nun endlich an ihrem Ziel, an einem vermeintlich besseren Ort, wissen aber nicht weiter. «Ich stelle mir vor, die Figuren auf dem Bild sind im Begriff, sich auf den Weg zu machen. Hier sind sie noch am Anfang ihrer langen Reise.» Dass den geschlechtslosen Plastiken die Arme fehlen, hat für Kurt Bösch eine besondere Bedeutung. Die Flüchtlinge dürfen nach ihrer Ankunft nicht arbeiten, selbst wenn sie es wollten. Ihnen sind die Hände abhanden gekommen. «Das will ich in meinem Foyer, wo tagtäglich Menschen vorbei kommen, darstellen und damit zum Nachdenken anregen.»


LESERPOST

«Habt ihr gewusst, dass die Velolobby mit Ihrem Einfluss die Weiterentwicklung der Winkel-Unterführung verhindert haben soll, weil sie nicht damit einverstanden ist, dass die Unterführung nur für Fussgänger zugänglich sein soll? Tatsächlich existiert aktuell schon ein Fahrverbot, welches jedoch nicht eingehalten wird. Offenbar hat man im Stadthaus aber auf die vielleicht eben doch sehr einflussreichen Velo-Strippenzieher gehört.»

Reaktion eines Lesers, der lieber anonym bleiben will, auf den Artikel «Die Goldenen Zeiten sind vorbei» in der KOLT NovemberAusgabe.

OFF THE RECORD

Unglaubwürdig

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enn die Stadt vor einer Abstimmung über eines ihrer Projekte entscheidet, so kommuniziert sie, dass an alle Möglichkeiten gedacht wurde, man nun die beste, günstigste und sinnvollste Lösung gewählt habe – und nun bereits weiter geplant habe; kurz: Sagt ja, und es wird alles gut und besser. So teilte Stadtschreiber Dietler vor der Abstimmung zur ersten Phase des «Haus der Museen» dem Oltner Tagblatt Ende Februar dieses Jahres mit: «Wir sind mit verschiedenen Anbietern im Gespräch – ob das Haus (des heutigen Kunstmuseums, Anm. d. Red.) verkauft oder im Baurecht abgegeben wird, ist noch nicht entschieden. Zudem soll auch das einem Privaten gehörende Eckhaus an der Kirchgasse 4, wo bis vor kurzem Vögele Shoes eingemietet war, in die Planung mit einbezogen werden.» Zudem. Soll. Auch. Planung. Ach herrje. In der KOLT April-Ausgabe («Kirchgasse: Chance für das Gewerbe verpasst» – online verfügbar) las man, dass der Eigentümer jenes Eckhauses über Jahre hinweg «immer wieder an Sitzungen», sogar noch gegenüber dem damaligen Stadtpräsidenten Ernst Zingg, festgehalten habe, dass der Mietvertrag mit dem Schuhgeschäft im November 2015 auslaufe. KOLT-Recherchen haben gezeigt, dass die Genossenschaft Migros Aare Interesse an beiden Liegenschaften (Kirchgasse Nummer 4 und Nummer 8) bekundete. «Eine erstklassige Chance wurde verpasst», resümierte der Liegenschaftsverwalter des Vögele-Hauses. Die Stadt schien wohl zu beschäftigt mit ihren eigenen Plänen – schliesslich galt es, erstmals das Volk von diesem Haus der Museen zu überzeugen. Danach könne man dann diese Visionen und Pläne von irgendwelchen Investoren studieren. Offiziell heisst das: «Wenn private Eigentümer Vorstellungen an uns herantragen, müssen wir diese zuerst sammeln, unseren eigenen Interessen und denen der kantonalen Denkmalpflege gegenüberstellen und

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dann schauen, wie sie sich vereinbaren lassen.» Da hat aber jemand ein wenig zu lange gesammelt und Interessen einander gegenüber gestellt, so dass sich nun gar nichts mehr vereinbaren lässt. Man könnte meinen, dass diese «privaten Vorstellungen» nicht sehr wichtig seien für die «eigenen Interessen». Im Oltner Tagblatt vom 18. November stand, dass der Eigentümer des Eckhauses jetzt konkrete Pläne zur Umnutzung und Sanierung vorgelegt habe: Ein Gastrobetrieb und zwei Wohnungen stünden vor der Umsetzung. Und dann folgten wie Schnee von gestern die durchdachten Pläne und klugen Absichten der Stadt, die nun leider durchkreuzt würden: Mit dem Umzug des Kunstmuseums in die Räumlichkeiten des jetzigen Naturmuseums hätte die Stadt mit dem dadurch frei werdenden Raum eine Attraktivierung der Kirchgasse anzustreben versucht. Potenzielle Nutzer wie etwa die Migros hatten ihr Interesse signalisiert. «Wir werden unsere Absichten wahrscheinlich überarbeiten müssen», so Stadtschreiber Markus Dietler. Ja, höchstwahrscheinlich schon. Hätte. Anzustreben. Versucht. Keine klare Stellung beziehen, nur via Medien von «Absichten» sprechen, Zeit verstreichen lassen, um dann Chancen verpasst zu haben. Ein Muster, das sich schon so vertraut anfühlt, dass es kaum mehr auffällt. Besteht nun ein Plan, wie und von wem der aktuelle Standort des Kunstmuseums genutzt werden soll? Nein. Es war nie klar. Es war schon während der Abstimmung nicht klar. Zur Erinnerung: Es wurde auch von einem künftigen Anbau zugunsten des Kunstmuseums am aktuellen Standort des Naturmuseums gesprochen. Und von Mäzenen. Und von kantonalen Geldern. Seit Olten Südwest und Andaare trauen wir überhaupt keiner guten Absicht mehr, die von Seiten der Stadt Olten geäussert wird. Es kommt eh anders. Erst recht, wenn man Dinge aussitzt und Zeit verstreichen lässt.

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MEINUNG

Nils Loeffel (26) arbeitet als Sozialarbeiter in Solothurn und veranstaltet daneben regelmässig Kultur im Coq d’Or.

Das Ende einer Ära

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as Jahr 2016 war ein trauriges Jahr. David Bowie, Umberto Eco, Prince, Muhammad Ali, Leonard Cohen und der weltweit berühmte Clown Dimitri, um nur einige zu nennen, sind dieses Jahr gestorben. Etwas lokaler, aber nicht weniger traurig ist das Ableben von Beat «Pädu» Anliker. Der Tod einer Legende des Thuner, Berner und Schweizer Kulturbetriebs. Das Herz und die Seele des Mokka Thun. Er hat mit seinem Kulturlokal in einer «Kleinstadt» 30 Jahre lang gezeigt, dass junge Kultur auch an Orten wie Thun möglich ist. Er eckte an, empörte sich, lief auf, verweigerte sich – und doch haben sie ihn in Thun geliebt. Mit seiner eigenwilligen Art, sein Lokal zu führen, war und ist er ein Vorbild für viele. Anfang November hätte ihm als Anerkennung für seine Arbeit der Thunpreis verliehen werden sollen. Er erhielt ihn am 1. November 2016 posthum. Mit Pädu Anliker geht eine wichtige Stimme verloren. Eine Stimme, die sich immer klar und unmissverständlich zu aktuellen gesellschaftlichen Themen geäussert hatte. Er legte sich mit Behörden an, um der Kultur Raum zu verschaffen. Er war ein Störenfried und ein Kämpfer für das grosse Ganze. Er kämpfte unbewusst auch für Olten. Mehr, als dies Olten im Moment für sich selber zu tun scheint.

Ende September hat der Verein Provisorium 8 kommuniziert, keine neue Leistungsvereinbarung mit der Stadt Olten für das Jahr 2017 mehr anzustreben. Die Gründe sind verständlich. Immer weniger Geld, immer kürzere Leistungsverträge und, damit verbunden, immer grössere Un-

«Wenn uns das Jahr 2016 also etwas lernen sollte, dann, dass wir uns nicht auf den Lorbeeren der letzten Generation ausruhen können.» sicherheiten. Vorderhand wird die Jugendarbeit mit der Hälfte der bisherigen Betriebsbeiträge durch die Stadt Olten weitergeführt.

Provi betrieben, ist es ein Statement aus einer fast vergessenen Zeit. Einer Zeit, in der die ersten Jugendhäuser erkämpft werden mussten. Einer Zeit, in der junge Kultur im Versteckten stattfinden musste. Wir haben der Generation von Pädu Anliker und Co vieles zu verdanken. In Olten wurde der Entscheid des Vereins Provi 8 jedoch einfach zur Kenntnis genommen. 37 Jahre Färbi und Provi wurden in einer sachlichen Medienmitteilung zusammengefasst. Provi hört auf, Stadt übernimmt, fertig. Wenn uns das Jahr 2016 also etwas lernen sollte, dann, dass wir uns nicht auf den Lorbeeren der letzten Generation ausruhen können. Die Stimmen dieser Generation werden leiser und werden eine nach der andern in den nächsten Jahren verstummen. Wir können uns nicht mehr auf die Pädus’ verlassen, wenn es darum geht, Stellung zu beziehen. Wir müssen selber wieder kämpfen und müssen uns selber positionieren. Auch Olten braucht Menschen, die – wenn nötig lautstark – für ihre Stadt einstehen. Die kritisch-hinterfragend sind und das Beste für Olten wollen. Wir brauchen Haltungen, Diskussionen und die Räume dazu. Und zwar ab sofort.

An Pädu Anliker wäre ein solcher Entscheid nicht spurlos vorbei gegangen. Das Provi 8 ist, wie das Mokka Thun, ein Kind der 80er-Jahre. Zuerst 30 Jahre als Färbi und dann 7 Jahre als

KOLT ONLINE Samstagnachmittag, kurz vor 16 Uhr. Bald schliessen die kleinen Läden, die grossen machen eine Stunde später zu. Während in Aarau um diese Zeit Hochbetrieb herrscht, ist in der Oltner Innenstadt nicht viel los. Dort, wo die Hauptgasse in die Baslerstrasse mündet, stehen ein paar Teenies und zupfen ihre Wollmützen zurecht, bevor sie kichernd ein Selfie machen. Eine Schar Kinder versammelt sich vor dem Mac Donalds. Nachdem sie im Schnellimbiss verschwunden sind, wird es still vor der Stadtkirche. Keine Autos, kaum Menschen. «Aurelia, du hast um fünf Tanzunterricht. Was machen wir bis dann?», fragt eine Mutter ihre Tochter. Auszug aus dem Artikel «Kirchgasse: Chance für das Gewerbe verpasst» von Franziska Monnerat. Den Artikel gibt’s in voller Länge unter bit.ly/VögeleHaus KOLT

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Die verwaiste Halle Die zweite Saison in der sanierten Eisportanlage Kleinholz ist in vollem Gange. In der Curlinghalle jedoch stehen die Bahnen seit geraumer Zeit still, weshalb die Frage nach ihrer zukünftigen Nutzung immer drängender wird. KOLT blickt auf die bewegte Geschichte des Oltner Curling-Clubs zurück und zeigt kommende Herausforderungen für die Sportpark Olten AG auf. Text von Franziska Monnerat

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er Puck knallt an die Bande, das Eis knirscht unter den Schlittschuhen, die Spieler des EHCO trainieren konzentriert. Noch ist es ruhig im Kleinholz. Stunden später, während des ersten Heimderbys gegen den SC Langenthal, wird die Zuschauertribüne gefüllt sein, die Fans werden im Takt klatschen und im Chor singen. Trotzdem werden sie mit hängenden Köpfen nach Hause gehen, denn die Power-Mäuse werden verlieren. Im Gegensatz zu den anderen Oltner Eissportvereinen musste die 1. Mannschaft des EHCO auf die letzte Saison hin auch bei den städtischen Subventionen Abstriche machen. Das Parlament kürzte den Betrag auf einen Antrag der Fraktion CVP/ EVP/GLP hin um 50 000 Franken. 50 000 Franken für Matchpauschalen, die der Eishockeyclub in der Nationalliga B nun selber aufbringen muss. Vorher wurden die 2 200 Franken (heute:

2 500 Franken), die gemäss der Tarifordnung der Sportpark Olten AG (SPOAG) pro Meisterschaftsheimspiel fällig sind, vollumfänglich subventioniert. Die Eissportanlage Kleinholz ist die Heimat des EHCO, dessen Junioren- und Nachwuchsmannschaften sowie des SC Altstadt, aber nicht nur. In der laufenden Leistungsvereinbarung mit der Einwohnergemeinde Olten ist festgehalten, dass die Sportpark Olten AG «sicher stellt, dass ihre Anlagen und Infrastruktur dem öffentlichen Eislauf, den Sportvereinen und -verbänden der Region zur Nutzung zur Verfügung stehen». Der Zweck der 2005 gegründeten Aktiengesellschaft, deren Mehrheitsaktionärin mit 90.28 Prozent die Einwohnergemeinde Olten ist, ist es also, den Eissport zu fördern, sowohl als Breiten-, als auch als Spitzensport. Trotzdem verschwand in den letzten Jahren die Hälfte der einst im Kleinholz

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ausgeübten Wintersportarten. Der Curling Club Olten CCO stellte im Frühling 2015 den Betrieb in der eigenen Halle ein, der Eisstockclub Trimbach gab seine wöchentlichen Trainingszeiten auf dem Aussenfeld auf. Dass die Links auf der Website der Kunsteisbahn Olten, wo beide Sportarten neben Eishockey und Eiskunstlauf noch erwähnt sind, ins Leere führen, liegt an leeren Kassen. Bei beiden Vereinen waren es finanzielle Gründe, die sie zum Aufgeben zwangen. Genehmigt und erlassen vom Verwaltungsrat, stiegen auf die Saison 2014/2015 die Mietpreise für die beiden Eisfelder in allen Kategorien um 20 Franken pro Stunde. Zu viel für die wenigen pensionierten Männer, die das Brauchtum des Eisstockschiessens aufrecht- und die aussterbende Sportart in der Region am Leben hielten. Die Vorgeschichte, die zum Entscheid des Curling Clubs Olten führte, ist eine lange. Der einstige


Präsident Micha Mercatali betont am Telefon mehrmals und mit Nachdruck, dass für ihn «die Sache erledigt» sei. Gemeinsam mit mehr als siebzig weiteren aktiven Mitgliedern und fünfzehn Junioren fand der in Erlinsbach wohnhafte Mercatali im Nachbarkanton Aargau eine neue Trainingsgelegenheit. Der Curling Club Aarau CCA, der 1961 half, den Oltner Curling Club aus der Taufe zu heben, nahm sie auf. Einzig einige Veteranen gaben mit dem Kleinholz auch den Sport selbst auf. Doch wie kam es dazu, dass ein Traditionsverein an seiner Geburtsstätte keine Zukunft mehr sah? Dass die, die nur wenige Jahre zuvor ihr 50. Jubiläum feierten, nichts mehr zu lachen hatten? «Wir wären da oben weiterhin höchstens geduldet gewesen», fasst Mercatali zusammen. Aus den Zeiten der Kunsteisbahn-Genossenschaft Kleinholz KEKO besass der Curling Club Olten ein Sonderbaurecht. Mercatalis Vorgänger errichteten auf dem Grundstück eine Halle, wenn auch nicht eigenhändig, so doch zumindest aus eigener Tasche bezahlt. Curling war ein elitärer Sport. Subventionen – so Mercatali – seien gar nicht erst gefordert worden, man konnte und wollte für alles selber aufkommen. «Man verpasste den Zeitpunkt, um auf den gesellschaftlichen Wandel zu reagieren. Heute kann sich kein Sport eine private Finanzierung für eine solche Infrastruktur leisten». So lässt sich erklären, warum der CCO zeitlebens keinen Rappen von der Stadt Olten erhalten hatte. Der Curling Club Olten hat es versäumt, um Geld zu bitten, als die Einwohnergemeinde noch schwarze Zahlen schrieb. Woran aber lag es, dass nie ein Kredit für die dringend sanierungsbedürftige und heute verwaiste Halle gesprochen wurde? Im September 2010 stimmte das Oltner Volk den Investitions- und Betriebsbeiträgen für die Eissportanlage Kleinholz zu. 77 Prozent der stimmenden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sagten ja zu der Vorlage des Stadtrats, die das Parlament zuvor angenommen hatte. In den 12.1 Millionen Franken für die Sanierung der bestehenden Anlage und den Annexbau war die Curlinghalle nicht eingeschlossen, jedoch war man sich sehr wohl bewusst, dass eine Renovation der Curlinghalle fällig war. «Zusätzliche Investitionen durch die Einwohnergemeinde könnten allenfalls im Zusammenhang mit der Sanierung der Curlinghalle notwendig sein», steht in den Abstimmungsunterlagen. Diese zusätzlichen Investitionen hätten sich, so Mercatali, auf rund 1.1 Millionen Franken belaufen. Viktor Müller war bis 2009 Verwaltungsrat der Sportpark Olten AG und ist heute deren Geschäftsleiter. Der ehemalige Eishockeyspieler und spätere Nachwuchstrainer beim EHCO

schiebt die Schuld dafür, dass der Curling Club Olten das Geld nicht aufbringen konnte, dem Verein selbst zu: «Sie wussten nicht, was sie wollten. Wir haben alles in unser Macht Stehende getan, damit sie bleiben.» Nicht etwa die Sportpark Olten AG und der Stadtrat hätten «keine klaren Aussagen» gemacht, wie Mercatali an der 52. Generalversammlung verlauten liess, sondern der CCO. Die Pläne für den Umbau unter Einbezug der Curlinghalle seien ausgearbeitet gewesen, das Baugesuch lag vor, doch der Verein habe kurzerhand einen Rückzieher gemacht. «Plötzlich beanstandeten sie mehrere zentrale Punkte und meinten, ‹das gehe nicht›, obwohl sie zuvor zugestimmt hatten», kritisiert Rechtsanwalt Müller, der als Geschäftsführer der Sportpark Olten AG auf Mandatsbasis die Sanierung begleitete. Mercatali, der als selbständiger Architekt tätig ist, bestätigt, dass er gegenüber der Bauherrschaft Bedenken zum Umbaukonzept geäussert habe, fügt aber an: «Wir waren nicht per se dagegen, sondern fanden es vor

«Die Bagger fuhren endlich auf im Kleinholz – doch um die Curlinghalle machten sie einen Bogen.» allem nicht richtig, dass Anlagen in die Sanierung der Curlinghalle hineingerechnet wurden, die gar nicht dazu gehört hätten.» Gemeint sind Schlittschuhausgabe, Buvette, WC-Anlagen und Garderoben für den öffentlichen Eislauf. Anstatt 1.1 Millionen hätte der vorgeschlagene Umbau gemäss Mercatali zu Lasten des CCO 1.9 Millionen Franken gekostet – 0.8 Millionen zu Gunsten des Eishockeys. Vorprojektpläne der bauführenden Batimo AG zeigen, dass das Curlingrestaurant einem Zugang vom öffentlichen Eislauf zum Stadionrestaurant hätte weichen sollen. Nach diesem Wendepunkt spielte vor allem eins gegen den CCO: die Zeit. Müller wollte keine mehr verlieren, die Baubewilligung lag Mitte Februar 2013 vor, der Spatenstich erfolgte drei Monate später. Die Bagger fuhren endlich auf im Kleinholz – doch um die Curlinghalle machten sie einen Bogen, trotz eines zusätzlichen Beitrags des Sportfonds des Kantons Solothurns in der Höhe von 704 071 Franken und eigenen Investitionen der Bauherrschaft SPOAG. Vertreter der Politik waren an diesem «Meilenstein»,

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wie der Verwaltungsratspräsident der Sportpark Olten AG, Beat Loosli, den Baubeginn im Oltner Tagblatt bezeichnet hatte, nicht anwesend. Der freisinnige Mario Clematide, der die Sanierung der Eissportanlage bis dahin im Verwaltungsrat begleitet hatte, wurde im April als Stadtrat abgewählt, sein Nachfolger, der Sozialdemokrat Thomas Marbet, wusste noch nichts von seiner zukünftigen Aufgabe. Auch EHCO-Verwaltungsratspräsident Benvenuto Savoldelli war nicht vor Ort. Er, der neu gewählte Stadtrat, der die finanzielle Misere der Stadt Olten richten sollte. Angesichts der zwischenzeitlich eingebrochenen Steuereinnahmen aufgrund der Verluste des Alpiq-Konzerns und weil die neue Ansprechperson Marbet sich erst einarbeiten musste, standen die Chancen auf einen Kredit für den CCO nun schlechter denn je. «Niemand war noch daran interessiert, uns zu unterstützen», bringt es Mercatali auf den Punkt und ergänzt: «Selbst die Sportpräsidentenkonferenz 2014 nahm im Beisein von zwei Stadträten den bevorstehenden Auszug des CCO stillschweigend zur Kenntnis.» Weder Banken noch Sponsoren stellten das fehlende Geld zur Verfügung, und so wogen die Mitglieder ab, was für und was gegen den Standort in Olten sprach. Die einen gingen, die anderen hörten auf. An diesem Entschluss konnte auch das Angebot der Sportpark Olten AG, den Vertrag zu verlängern, nichts mehr ändern. Darum ging die Curlinghalle, nachdem man sich auf einen Entschädigungsbetrag geeinigt und das Heimfallrecht angewandt hatte, an die Sportpark Olten AG über. Was nun mit der Halle geschehe, verfolge er nicht mehr, meint Mercatali. Vieles ist noch offen. Es gebe mehrere Interessenten, jedoch noch keine konkreten Pläne, so Müller. Die Sportpark Olten AG hat Bedarf an Lagerraum, der EHCO möchte den Platz nicht nur übergangsweise nutzen, die Genossenschaft Trendsporthalle Olten beabsichtigt, Sportklettern und Skateboard unter einem Dach zu vereinen. Auch die Stadtschützen Olten haben Interesse bekundet, ebenso eine fünfte Gruppierung, die jedoch nicht namentlich genannt werden möchte. Bald werden sie sich alle gemeinsam an einen Tisch setzen und ein Projekt ausarbeiten. Jetzt, wo nicht mehr der CCO, sondern die Sportpark Olten AG (und damit zu einem grossen Teil die Einwohnergemeinde Olten) Eigentümerin der ehemaligen Curlinghalle ist, ist wieder alles offen. Es bleibt abzuwarten, wie hoch die Investitionen sein werden, ob sich die finanzielle Lage der Stadt Olten weiterhin verbessert und was die Stadt- und Parlamentswahlen im Frühling 2017 hinsichtlich der politischen Konstellationen verändern werden.


SERIE

FILM

Schauder in der Savanne Ulrich Seidl schaut in seinem neuen Dokumentarfilm Safari in die Seelen von Jagdtouristen in Afrika. Nichts für zarte Gemüter.

I

n Paolo Sorrentinos Serie spielt Jude Law den Papst. Dieser Satz alleine sollte Grund genug sein, sich den neusten Shit in Sachen Serien sofort reinzuziehen. Entschuldigt die derbe Sprache. Aber DAS! IST! DOCH! EINE! SENSATION! Zuerst einmal die Tatsache, dass Sorrentino («Cheyenne», «La Grande Bellezza») eine Serie geschrieben und auch gleich deren Regie übernommen hat. Und dann die Idee, eine Geschichte zu erzählen, in der ein 47-jähriger Amerikaner namens Lenny Belargo zum Papst gekürt wird. Der italienische Filmemacher Sorrentino weiss, wie er mit unseren Erwartungen zu spielen hat und macht es einem einfach, alle zehn Episoden auf einmal zu schauen. Man fühlt sich nie sicher bei «The Young Pope». Die Wendungen sind überraschend, die Hauptfigur ist schwer zu fassen, die Nebenfiguren vielseitig und überraschend besetzt. In der schier unüberschaubaren Masse und teilweise hervorragenden Masse an amerikanischen Serien ist «The Young Pope» eine angenehme Abwechslung: anstrengend, dreist, europäisch. Das ist wohl auch der Grund, weshalb man momentan noch nicht viel über diese Seriensensation lesen kann: Man kann sie noch nicht so recht in Worte fassen, man spürt nur, dass sie irgendwie verdammt gut ist. (nb)

The Young Pope

2016, 1 Staffel à 10 Episoden, Sky Atlantic HD/HBO/Canal +

DIE

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von Pierre Hagmann

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ir töten die Tiere nicht», sagt die Jägerin. «Wir erlegen sie. Das klingt schöner.» Es gibt keine Widerrede. Wozu auch? Bei Ulrich Seidl demontieren sich die Protagonisten gerne selbst. Nachdem er sich in seiner «Paradies»-Trilogie unter anderem dem Sextourismus in Kenia gewidmet hat, oder wie in «Im Keller» den dunklen Geheimnissen seiner Landsleute, wendet sich der österreichische Regisseur nun dem europäischen Jagdtourismus in der afrikanischen Savanne zu. Und wie immer bei Seidl gilt: Es tut manchmal weh, hinzuschauen. Aber es lohnt sich. Dem alten Provokateur gelingt eine so nüchterne wie schön ausgestattete Dokumentation, in der von der Regie rein gar nichts schöngeredet wird – und von den Protagonisten eigentlich alles, im wahrsten Wortsinn. In dieser Welt sagt man nicht Tier, sondern Stück, getroffen werden heisst zeichnen, bluten ist schwitzen und sterben verenden. Das Vokabular der Touristen in «Safari» ist durchtränkt von solchem Jägerjargon, der erahnen lässt, wie viel Bedürfnis nach Rechtfertigung mitschwingt beim Ausleben dieses Hobbies. Und wie überlegen sich die Weissen dabei fühlen: gegenüber

ALBEN MEINES LEBENS

Ryan Adams 29 Ryan Adams (ohne «B», verdammt!) hat mich schon immer durch schwere Zeiten gebracht. Aber diese Platte hat mich gerettet.

dem Tier, das sie aus sicherer Distanz töten. Und gegenüber den schwarzen Menschen vor Ort, die im Anschluss die Drecksarbeit erledigen: den Kadaver abtransportieren, häuten, ausnehmen und die ganze Riesensauerei aufputzen. Die Kamera ist dabei, wenn die Deutschen oder Österreicher auf Grosswildjagd durch die Gebüsche schleichen, bewaffnet mit Gewehr, Stativ, Feldstecher und Safarihut. Wenn die Jäger innehalten und flüstern: «schau dort», und dann schiessen, warten und dann sagen: «Das Stück wird sich jetzt den Kreislauf leergepumpt haben und nun irgendwo liegen.» Das Stück liegt dann tatsächlich irgendwo, zum Beispiel jene Giraffe, die im Todeskampf ihren langen Hals einige letzte Male aufzurichten versucht, bis sie verendet und die Jäger sich stolz und freudig umarmen, «Bist du deppert, was für ein Stück, was für ein Schuss!» Und dann das tote Tier zurechtrücken für das obligate Trophäenfoto. Das Stück und ich. Nein, diese Waffenträger sind keine Sympathieträger. Dürfen sie deswegen blossgestellt werden? Ulrich Seidl bewegt sich mit seiner Vorliebe für die menschlichen Abgründe auch in «Safari» hart an der Grenze des Zumutbaren. Aber wenn das einer kann, dann er.

von Tobias Carshey

Aretha Franklin I Never Loved A Man the Way I Love Aretha Franklin. Da muss ich nichts dazu schreiben.

Eels Dasies of the Galaxy Dieses Album werde ich mir auch noch als runzliger Greis anhören. Als ich mit 18 Jahren seine Musik entdeckte, fühlte ich mich plötzlich nicht mehr alleine.

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Tom Waits Blood Money Diese Platte brauche ich seit Jahren, um seichte Musik aus meinen Ohren zu raspeln. Ich erschrak, als ich dieses Album zum ersten Mal hörte. Jahre später weiss ich nun: Tom Waits ist Gott.

Aidan Knight Small Reveal Schon lange hat mich kein Musiker mehr so inspiriert wie dieser Kanadier. Wie er und seine Band klassische SingerSongwriter-Kunst mit elektronischen Elementen vermischen, bläst mich weg. Damn!


4 für 3 Geheimtipp

MUSIK

30 Jahre Chaos par excellence Das ist Garage Trash Rock, das ist Bern.

von Marc Gerber

TOP

Her r Hes s , I h r e B r i l l e aus un se r e m 4 f ü r 3 An g e bot.

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er Beat-Man in seinem kleinen Plattenladen «Voodoo Rythm & Pantichrist Hardware Store» besucht, der kommt sich vor wie in einem 60erJahre-Trash-Horror-Flick. Neben Kleidern und Platten ist der Laden dekoriert mit Wrestlingmasken und Unterhosen. Klingt strange? Ist es auch. Da erstaunt es auch nicht, dass die Plattenauswahl gespickt ist mit Surf-, Garage- und Punk-Perlen der letzten 50 Jahre. Das Highlight im Laden bleibt aber Beat-Man, der solo und mit seiner Band The Monsters seit 30 Jahren Musik macht. Zum Geburtstag von The Monsters spendieren sich die Jungs natürlich auch wieder eine Platte, denn der letzte Release ist auch schon 10 Jahre her. Das neue Album «M» zeichneten die Jungs in Toulouse auf, erzählte mir BeatMan stolz. Und weil es die Monsters nicht lange im Tonstudio aushielten, haben sie die ganze Scheibe in nur zwei Tagen eingespielt.

Lärm." Neben Beat-Man an der Gitarre und am Mic gibts Janosh am Bass. Eine Besonderheit ist der Drummer, beziehungsweise sind die zwei Drummer Di Putto und Swain Lee, die für doppelten Krach sorgen. Obwohl das Album «M» perfekt unperfekt ist, solltet ihr The Monsters live erleben, denn nur da glänzt die Bern-Aargau-Combo mit ihrer Unperfektheit und haut euch eine richtige Soundwand entgegen. Ich sah sie im November an der Plattentaufe im Dachstock in Bern. Im gut gefüllten Obergeschoss der Reitschule gaben die Herren, die mittlerweile auch um die 40 sind, fast zwei Stunden lang Vollgas. Das Publikum, das aus ganz Europa angereist war, goutierte dies mit standing ovations. BeatMan brach nach dem Konzert backstage zusammen, die Energie reichte nicht mehr bis zum Sofa. Doch keine Angst, Beat-Man lebt noch und tourt mit den Monsters und «M» quer durch Europa. Wäre ich euch, würde ich ans nächste Konzert gehen; Pflichttermin.

The Monsters, das ist Garage Rock der alten Schule, unfertig, überdreht, laut. Ein Mix aus Rock ’n’ Roll und Punk mit einer Prise Low-Fi, oder wie es Beat-Man beschreibt: «Wir machen

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Beim Kauf einer Brille (Fassung und Gläser) schenken wir Ihnen für die zweite Brille ein Rodenstock Brillenglas nach freier Wahl. Nicht kumulierbar mit anderen Vergünstigungen. Angebot gilt auf die günstigere Variante.

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BUCH

KOLT liest .........................

von Ivona Brdjanović

Skandalfaszination

BACKSTAGE TALKS In Paradisum von Yves Petry

von Milk Studio

Entstanden ist dieses Interviewmagazin während den Vorbereitungen zur «By Design Conference» (Bratislava) in Gesprächen mit namhaften Referenten aus der Designwelt wie Christoph Niemann, Erik Spiekermann oder Jessica Walsh. Die Fragen zielen darauf ab, zu erfahren, wie diese kreativen Menschen denken, Konzepte entwickeln und den Sinn von Design verstehen. «100% of our world is design», wird der renommierte Designer Stefan Sagmeister zitiert, dessen Aussage später in zehn Interviews reflektiert werden wird. Nach Lektüre der 92 Seiten wird einem noch mehr bewusst, wie sehr uns gutes Design durch unseren Alltag führt. Yves Stuber, KOLT-Herausgeber

ARBEIT UND STRUKTUR von Wolfgang Herrndorf

Drei Jahre lang schrieb der 2013 verstorbene deutsche Autor Wolfgang Herrndorf in einem Blog für Freunde ein Tagebuch über seine Hirntumorerkrankung. Noch in seinem Todesjahr erschien sein Blog in Buchform. Ellen Mathys, Fotografin

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ie Geschichte ist angelehnt an einen Mord, der 2001 stattgefunden hat. Dabei tötete Armin Meiwes auf Verabredung einen Ingenieur namens Bernd Jürgen Armando Brandes und ass Teile von dessen Leiche. So hatten es die beiden vereinbart, so hatten sie es geplant, sogar einen Vertrag hatten sie unterschrieben. Aber eigentlich ist dieses Buch viel zu klug, um es nur an diesem Skandal aufzuhängen, welcher damals weltweit für grosses öffentliches Aufsehen sorgte. Für Yves Petry bildet das Verbrechen nur den Handlungsrahmen von «In Paradisum» Zu Beginn des Romans ist die Rede von einem Stück Penis, das auf dem Tisch liegt. Wir sind im Zentrum des Verbotenen angelangt. Doch bereits nach fünfzehn Seiten verlassen wir den Tatort, auch haben die Figuren im Gegensatz zu den realen Protagonisten eine andere Biografie und der Handlungsort ist Brüssel. Der Roman stellt nicht nur einfach eine schockierende Geschichte dar. Auch zielt Yves Petry nicht darauf ab, des Lesers Voyeurismus gegenüber einer sexuellen Abnormität zu befriedigen. Aus der Tat heraus öffnet der Autor Räume, Räume für Möglichkeiten, tastet sich durch die Geschichte und stolpert dabei, fixiert dabei nicht den einen traumatischen Moment, der den einen zum klaren Opfer und den anderen zum klaren Täter macht. Die Bedeutung des Mords verschwindet gänzlich. Aus der Ich-Perspektive des Opfers namens Bru-

no Klaus wird von der Beziehung der beiden Männer und von der Kindheit und Jugend des Täters Marino Mund erzählt. Die Sprache umringt dabei schwindelerregend präzise und gefühlvoll die Kälte und das Isolationsbedürfnis der Figuren. Zersetzung und Formung sind hier keine Widersprüche, sie sind die Stosskraft, welche diese Geschichte eindickt und uns Leser in abseitige und tieferliegende Dimensionen führt. Auf dem Höhepunkt der Erzählung zeigt sich, dass sich das Opfer eigentlich nichts mehr wünscht, als Liebkosungen des Täters. Doch dieses Verlangen nach Aufmerksamkeit wird ebenso als ein selbstsüchtiger Trieb entlarvt, wie Marinos angebliche Zuneigung gegenüber Bruno. «In Paradisum» ist zwar gewagt, aber durchaus gelungen. Dieses mit viel Feingefühl geschriebene, auf keine Weise anstössig oder widerlich anmutende, sondern viel mehr behutsame und diskrete Werk zeigt die Liebesgeschichte zweier Individualisten. Es bringt uns dazu, das Fremde, das Ungewisse, das Widerwärtige und ein wenig auch das Zerstörende genauer zu betrachten. Das macht Hoffnung und bringt uns dem Abwehren von Gewalt viel näher als deren Verteufelung.

Yves Petry

In Paradisum

Verlag Luftschacht, Wien 2016, ISBN 978-3-902844-91-0

www.bijouterie-maegli.ch

AnziehungskrAft

liegt in unserer nAtur. KOLT

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AM TRESEN Was dreht denn da, so bunt und leuchtend zur Adventszeit? Es ist die Karussell-Bar, mitten auf der Kirchgasse steht sie und ist nicht zu übersehen. Ein rundes Zelt, verheissungsvoll, immer für einen da, besonders an tristen Oltner Dezember-Sonntagen (bis 20 Uhr). Im Karussell darf man nicht über Geschmack streiten, entweder man mag alkoholische Heissgetränke mit Retro-Charme (Feuerzangenbowle) oder mit Zuckercouleur (E 150c) gefärbtes Bier aus dem eiskalten Fläschli.

Dass sich einem nach zwei Schlucken der Kopf dreht, liegt daran, dass das Karussell seinem Namen alle Ehre tut und sich langsam, knarzend und unermüdlich dreht.

Eine einmalige Stadtansicht bietet sich einem da, wenn man aus den Plastikfenstern rausschaut und sich am Tresen festkrallt. Je voller das Karussell wird, desto mehr steigt die Lufttemperatur, desto kuschliger wirds vor dem Tresen. Und sollte einem der heisse Punsch aus dem mit Weihnachtsmotiven verzierten Glastässchen irgendwann in den Kopf steigen, braucht man nur noch eine helfende Hand, die einem den Weg aus dem Zelt weist, denn der Ausgang – oh Wunder – ist höchstwahrscheinlich nicht mehr an der gleichen Stelle wie in jenem Moment, als man das Karussell betrat.

Karussell Bar

Auf der Kirchgasse

WO SPIELT DIE MUSIK?

Es ist der 8. November 2016, Donald Trump wird Präsident der Vereinigten Staaten und die Welt ist elektrifiziert. Zwei Tage später veröffentlicht die Band Pond den Song «30 000 Megatons» mit dem Kommentar, sie hätte ihn erst mit ihrem neuen Album veröffentlichen wollen, jedoch fühle es sich richtig an, ihn jetzt zu releasen. Billie Joe, Sänger von Green Day, sagt, es werde eine Zeit des Eskapismus werden. Es ist der 11. November und GUM veröffentlicht sein drittes Album «Flash in The Pan». Er macht uns vor, was Eskapismus heisst. Ein gewaltiges Album. Kaum ein anderer zeitgenössischer Künstler vermag so gekonnt Elemente des Indie-Rocks mit 80er-Jahre Synthesizern und – ja, ihr lest richtig – Saxophon zu interpretieren, und das Ganze mit elektronischer Musik zu vermischen. Der Tame Impala-Offshoot GUM zeigt, dass es funktioniert. Das Album reicht vom verspielten und einfühlsamen Pop der Beatles bis zur kompositorischen Komplexität von Karlheinz Stockhausen. Es wird alles besser. Man hat den Eindruck, die Welt geht unter. Aber nein, sie verändert sich. Und sie wird besser. (ud)

MOST WANTED Stadtbibliothek Keine Überraschungen auch in der Stadtbibliothek. So wie es aussieht, haben nach wie vor etliche Bibliotheksmitglieder das neuste Werk von Capus und das letzte von Mankell immer noch nicht gelesen. Als zukünftiger Spitzenreiter wird

«Die Schattenschwester – Star» von Lucinda Riley

gehandelt, eine englische Familiengeschichte in sieben Bänden.

Jugendbibliothek Greg will zusammen mit seinem besten Freund Rupert einen Horrorfilm drehen, um eines Tages reich und berühmt zu werden. Ob seine Mutter das gemeint hatte, als sie im befahl, seinen Horizont zu erweitern? Alle lieben Greg und seine Geschichten. Darum ist auch das elfte und neuste

«Gregs Taschenbuch» Jeff Kinney in der Jugend-

von

Album Teaser GUM: youtu.be/e1kM0R_GvL4

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bibliothek am beliebtesten. (nb)


Treffen mit den Lautesten

Interview Nathalie Bursać Fotos Roman Gaigg

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Seit acht Jahren gibt es die Facebook-Gruppe «Olten». Mittlerweile zählt sie mehr als 5300 Mitglieder. Der virtuelle Dorfplatz ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und hat es auch schon in die nationalen News geschafft. KOLT hat einige der aktivsten Gruppen-Mitglieder zum Tischgespräch eingeladen. An einem Freitagabend, um 19 Uhr in der Stadt.

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Die Teilnehmer der Gesprächsrunde, von links nach rechts: Christian Ginsig, Tobias Oetiker, Kurt Schibler, Daniel Kissling, Fabio Corbo, Pascal Jörg, Matthias Rau und Fabian Muster.

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ch bin ehrlich. Es gab Zeiten, da habe ich die Facebook-Gruppe «Olten» deaktiviert. Mir wurde die Masse an Posts zu viel.

Tobias Oetiker: Mir ging es auch schon

so. Nun habe ich alles so eingestellt, dass ich nur dann eine Meldung erhalte, wenn Freunde von mir etwas in die Gruppe Olten schreiben. Es hatte schlicht zu viel Posts, und es ist nach wie vor erstaunlich, welche Art von Posts in der OltenGruppe besonders aktiv sind. Christian Ginsig: Als Administrator dürfte ich das nicht. Wir sind jetzt mit über 5200 Gruppenmitgliedern am oberen Limit. Das macht die Gruppe attraktiv für Spammer, weshalb ich es mir nicht leisten kann, den Newsfeed abzustellen. Im März 2014 gabst du KOLT ein Interview; damals zählte die Olten- Gruppe 2200 Mitglieder. Du hast schon damals gesagt, dass es viel Arbeit sei, die jeden Tag anfalle.

Christian Ginsig: Wir Admins müssen die Kontrolle behalten. Das bedeutet: jeden Tag reinschauen und zum Beispiel die Fake-Profile oder kritischen Posts rausfiltern. Mir der Zunahme der Mitglieder mussten wir neue Regeln einführen. Rassistische oder diskriminierende Posts haben wir in den Richtlinien ganz klar verboten. Wer dagegen verstösst, bekommt die gelbe Kar-

«Alle können sich beteiligen, und letztendlich gilt die Eigenverantwortung. Jeder muss selbst entscheiden, was er posten will. Ob er die Stadt liebt, oder ob er sich über sie ärgert.» Christian Ginsig

te. Wir mussten schon einige Mitglieder rauswerfen, weil teilweise die Grenzen nicht eingehalten wurden.

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Tobias Oetiker: Was ist in deinen Augen ein kritischer Post?

Christian Ginsig: Wenn er ehrverletzend ist und direkt Personen angreift. Es gibt einfach gewisse Spielregeln, die eingehalten werden müssen. Wir lassen das Ganze aber relativ frei laufen. Es gibt eine separate, geschlossene Administratorengruppe. Dort posten wir einen Screenshot von jedem gelöschten Post und diskutieren auch darüber – teilweise kontrovers. Kurt Schibler: Christians Problem, zu entscheiden was reingehört und was gelöscht werden muss, kenne ich bestens vom Umgang mit Leserbriefen. Wir hatten bei der Zeitung zwei klare Kriterien: Leserbriefe mit strafrechtlich relevanten Inhalten und Leserbriefe, die erkennbar Unwahrheiten beinhalteten, druckten wir nicht. Diese beiden Hauptkriterien genügen heute aber nicht mehr, weil noch ein Bild hinzukommt. Christian, fühlst du dich wohl in der Rolle des Aufpassers?

Christian Ginsig: Vielleicht ist das die falsche Formulierung. Denn es soll ja im Umgang miteinander funktionieren. Alle können sich beteiligen, und letztendlich gilt die Eigenverantwortung. Jeder muss selbst entscheiden, was er posten will. Ob er die Stadt liebt, oder ob er sich über sie ärgert.


Du hast vor einigen Monaten den Blog www.olteneinfach.ch gegründet. Ziehst du dich jetzt aus der Facebook-Gruppe zurück?

Christian Ginsig: Nein, das ist nicht die Idee. Facebook birgt ein gewisses Risiko. In den vergangenen Jahren hat Facebook ständig die allgemeinen Geschäftsbedingungen angepasst, und es könnte irgendwann sein, dass das Ganze kommerziell übersteuert wird. Es ist aus meiner Sicht sehr kritisch, sich auf eine Internetseite abzustützen. Und die Idee von olteneinfach.ch ist, ein Bürgerblog zu sein, vielleicht aber mit qualitativ hochwertigeren Inhalten, die so aufbereitet sind, dass sie auch gefunden werden können. In der Facebook-Gruppe verschwindet ein Beitrag nach einigen Tagen. Olten wird allgemein extrem schlecht wahrgenommen. Ich aber nehme Olten sehr positiv wahr, positiver als andere. Und das will ich in meinem Blog rüberbringen. Gutes Stichwort. Die Facebook-Gruppe Olten hat keinen besonders guten Ruf.

Matthias Rau: Ich habe viele Freunde im Aargau. Die nehmen die Facebook-Gruppe und Olten häufig so war, als würden in Olten alle gegeneinander spielen. Und das finde ich schade, denn wir könnten zusammen etwas erreichen, zum Beispiel mit guten Admins in dieser Gruppe.

«Manchmal weiss ich von Beginn weg, dass gewisse meiner Posts nicht sehr viele Likes erhalten werden.» Fabian Muster

Mit euch haben wir in einer gewissen Weise die Lautesten am Tisch. Jedenfalls postet ihr alle regelmässig in die Gruppe. Fabio Corbo, du bist einer, der gefühlt jeden Tag etwas postet.

Fabio Corbo: Fast jeden Tag... In den letzten 30 Minuten, als ich im Büro sass, waren allein Fabio, Christian, Kurt und Fabian in der Gruppe aktiv. Fabian, du postest regelmässig Artikel des Oltner Tagblatts. Wie ist es für dich, wenn einer deiner Artikel drei Likes erhält, ein Foto der neuen Abfallkübel am Oltner Bahnhof hingegen 127?

Fabian Muster: Damit muss man rechnen, für

Pascal Jörg: Mich interessiert schon lange nicht mehr, was andere über Olten erzählen. Ich sage immer: Man hat erst Neider, wenn man Erfolg hat. Und dies lässt sich auch über die FacebookGruppe Olten sagen. Es soll uns zuerst jemand die über 5200 Mitglieder nachmachen. Tobias Oetiker: Es sind halt die Lautesten, die man hört. Daniel Kissling: Man muss sich nur ans Klassenzimmer zurückerinnern: Die grosse Mehrheit schweigt. Und das ist in der Olten-Gruppe nicht anders.

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mich ist es kein Problem. Manchmal weiss ich von Beginn weg, dass gewisse meiner Posts nicht sehr viele Likes erhalten werden. Ich habe in diesem konrketen Beispiel den Titel etwas süffiger schreiben wollen, habe es dann aber sein lassen. Anfangs Jahr hast du die Stelle als stellvertretender Chefredaktor beim Oltner Tagblatt angetreten. Wann hast du damit begonnen, die Gruppe Olten regelmässig zu nutzen?

Fabian Muster: Eigentlich von Anfang an. Es ist natürlich ein Mittel, um unsere Artikel zu vertreiben. Und natürlich auch, um die Diskussio-


fach etwas in die Gruppe geworfen wird. Was ich mir wünsche, ist, dass irgendetwas entstehen würde. Solche Diskussionen fehlen mir. Vielleicht gibt es diesbezüglich aber noch Entwicklungspotential. Ist dieses Potenzial denn wirklich real?

Tobias Oetiker: Bis jetzt hat es sich vielleicht einfach nicht realisiert. Ich kenne viele Leute aus Olten besser, obwohl sie das nicht wissen. Ich lese ihre Kommentare und mache mir ein Bild davon, wo sie persönlich ungefähr stehen.

Christian Ginsig Alter: 44 Beruf: Mediensprecher Wohnort: Olten, aufgewachsen in Hägendorf Gründer der Facebook-Gruppe «Olten» (2008) und deren Spin-off www.olteneinfach.ch

Und du begegnest ihnen beim Einkaufen und erkennst sie als die, die letzte Woche ihre Katze via Facebook-Gruppe gesucht hat.

Christian Ginsig: Wir haben übrigens schon viele Katzen gefunden. Fabian Muster: Und vor Kurzem ein Plüschtier. Wobei, Tobias: Ich habe gemerkt, dass du ein sehr hilfreicher Gruppen-Member bist. Wenn jemand den besten Coiffeur sucht oder das beste Fondue der Stadt...

nen in der Olten-Gruppe anzuregen. Es gibt viele Leute, die einfach nur Bilder posten. Diese generieren zwar viele Likes, aber ich finde, es ist nicht die Aufgabe unserer Zeitung, nur Bilder zu posten. Es soll schon ein substantieller Beitrag sein. Man könnte über die Artikel diskutieren, wenn jemand das wollen würde. Zugegeben, manchmal poste ich absichtlich Good News. Aber dann ziele ich wirklich nur auf Likes ab. Tobias Oetiker: Und dass es Good News sind, schreibst du dann jeweils extra hin. Fabian Muster: Genau. Über Zeitungen sagt man ja gerne, dass sie nur schlechte Neuigkeiten verbreiten. Tobias Oetiker: Mitdiskutieren tust du dann aber nicht. Du wirfst lediglich etwas in diesen Pool und schaust dann, was die Fischchen damit anstellen. Fabian Muster: Ich halte mich möglichst zurück. Ich lösche höchstens einzelne Kommentare, wenn sie unsere Zeitung ungerechtfertigt angreifen. Nicht natürlich, wenn die Kritik gerechtfertigt ist. Aber wenn sie gegen den Mann spielen, dann geht das nicht. Tobias, würdest du dir von einem stellvertretenden Chefredaktor wünschen, dass er mitdiskutiert?

Tobias Oetiker: In der Oltner-Gruppe geht es momentan sehr verlautbarungsmässig zu und her. Kurt Schibler postet seine Bilder, Fabian postet seine Artikel, ich poste, man solle doch den Olten Kalender bestellen und der Roli Diglas postet, dass irgendwo wieder ein Besoffener in der Stadt herumliegt. Gut, bei ihm gibt es dann wenigstens eine Diskussion. Aber es ist vielfach so, dass ein-

Tobias Oetiker: Da habe ich mein eigenes Fondue-Rezept reingeschrieben. Ich sage ja, du bist hilfreich. Du bist der, der immer und gerne eine Antwort parat hat. Ich erhalte den Eindruck, dass du doch recht oft in der FacebookGruppe rumhängst.

Tobias Oetiker: Wenn ich gerade dort bin und zum Beispiel Werbung für unseren Kalender mache, dann poste ich, wenn sich etwas ergibt. Daniel Kissling, ich erinnere mich an eine Diskussion, die du vor ein paar Monaten ausgelöst hattest. Olten sei so hässlich, nicht einmal ein Terrorist wolle sich hier in die Luft sprengen, schrieb ein Online-Magazin. Jemand hatte den entsprechenden Artikel in die Gruppe gepostet und dann wieder gelöscht. Du hast dann nach diesem gelöschten Artikel gefragt.

Daniel Kissling: Es hat sich später herausgestellt, dass der Poster selbst den Artikel wieder gelöscht hatte. Er schrieb mir das in einer privaten Nachricht. Ich hatte den Eindruck, dass das ein Thema war, über das man reden konnte. Es ging nicht einmal um die Oltner Gruppe selber, sondern um die Oltner und Oltnerinnen, die immer empfindlich reagieren auf kritische Posts oder eben satirische Beiträge zur Stadt. Wissen jetzt alle hier am Tisch, was Satire ist?

Tobias Oetiker: Ich fand den Artikel schlecht. Das Thema war natürlich witzig.

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Daniel Kissling: Klar, er war schlecht. Und dennoch dachte ich, man könne drüber diskutieren. Ich dachte, jemand der Administratoren habe den Post gelöscht wegen den hässigen Kommentaren, die man so nicht stehen lassen konnte. Es gab nicht eine durch und durch gute Diskussion, aber immerhin gab es eine Diskussion.

«Ich kenne viele Leute aus Olten besser, obwohl sie das nicht wissen. Ich lese ihre Kommentare und mache mir ein Bild davon, wo sie persönlich ungefähr stehen.» Tobias Oetiker

Ist denn eine Diskussion gut, nur weil es eine Diskussion ist?

Daniel Kissling: Meistens, ja. Ist es nicht auch sehr anstrengend, nach dem fünfzehnten wütenden Kommentar einer Diskussion noch dranzubleiben und mitzulesen?

Tobias Oetiker: Es lesen auch nicht alle Leute alle Kommentare. So entstehen dann Diskussionen, die mit dem eigentlichen Thema nichts mehr zu tun haben. Kurt Schibler: Das ist genau der Punkt. Da merkt man sofort, dass die Leute nicht richtig mitlesen. Daniel Kissling: Ich entscheide mich manchmal bewusst dagegen, zu kommentieren, weil ich weiss, dass es dann ewig dauert, bis ich alle Kommentare nachgelesen habe. Und das muss ich, wenn ich sauber antworten will. Gerade beim Bild von den Obdachlosen auf der Holzbrücke dachte ich, dass ich es nicht kommentieren sollte, ohne danach die Diskussion weiterzuverfolgen. Du würdest dich also verpflichtet fühlen, das Thema zu Ende zu diskutieren?


Daniel Kissling: Ja. Ich kann nicht einfach eine Antwort im Raum stehen lassen. Ich schulde dem Verfasser oder der Verfasserin eine Antwort, es sei denn, die Diskussion bringt es nicht. Und wenn man dann noch hinschreibt, «es bringt nichts, mit dir zu diskutieren», dann geht’s auch gleich weiter mit Streiten. Pascal Jörg: Irgendwann hängst du dich ab. Wenn ich einen Kommentar poste und ich weiss, das Ganze endet im Missverständnis, weil der andere von B spricht, während ich von A spreche, dann höre ich auf. Christian Ginsig: Ich finde es wichtig, dass es eine offene Diskussion gibt. Es ist anders als bei einer Zeitung, wo redaktionell ausgewählt wird, was Relevanz hat. Für den einen ist die feinste Pizza wichtig, für den anderen der beste Coiffeur der Stadt. Wenn man sich wie am Dorfbrunnen austauschen kann, so finde ich das völlig okay, und das muss auch nicht immer moderiert sein. Wo fängt denn die Zensur an?

Christian Ginsig: Wir erhielten schon Posts von Parteien, die sich über andere Parteien beschwerten, weil diese angeblich zu oft in der Gruppe posten würden. Da müssen wir aufpassen. Momentan nutzen Leute von professionellen Plattformen die Facebook-Gruppe Olten, um an Informationen oder Klicks zu kommen. Was ist ein redaktioneller Beitrag und was ist ein

Tobias Oetiker Alter: 47 Beruf: Full Stack Engineer Wohnort: Olten, aufgewachsen in Olten Ist seit ihrer Gründung Mitglied der FacebookGruppe «Olten» und initiierte u.a. mit Kurt Schibler den Oltner-Kalender 2017 mit Fotografien von Olten und seiner Umgebung. Die Auswahl der Bilder erfolgte via Likes in der Gruppe «Olten».

Das ist Fabian alles egal, Hauptsache das Oltner Tagblatt kommt in die Facebook-Gruppe.

Pascal Jörg Alter: 49 Beruf: Bauunternehmer und Fitnessstudio-Betreiber Wohnort: Wangen bei Olten, aufgewachsen in Trimbach Seit drei Jahren Mitglied in der Gruppe. Er nutzt die Gruppe «Olten» vorwiegend als Plattform, um Werbung für sein Fitnessstudio zu machen. Dank der Hilfe von Gruppenmitgliedern von «Olten» konnte er aber auch schon Fälle von Diebstahl und Vandalismus aufklären, die in seinem Fitnessstudio vorgefallen waren.

«Ab einer gewissen Anzahl Likes und Kommentaren erhältst du ein Telefon von Tele M1, als zweites folgt das Oltner Tagblatt, dann 20 Minuten. Und ganz am Schluss ruft der Blick an.» Pascal Jörg

Fabian Muster: Eigentlich schon, ja. Unsere Marke «Oltner Tagblatt» soll in der FacebookGruppe im Gespräch bleiben, weil wir so auch andere Leser erreichen, als nur mit der gedruckten Zeitung. Pascal Jörg: Aber nimmst du auch etwas aus der Gruppe? Fabian Muster: Ja, es kommt vor, dass wir Themen aus der Gruppe redaktionell weiterverarbeiten. Pascal Jörg: Also ich kann euch sagen, wie das funktioniert. Ich habe es jetzt drei Mal erlebt, als ich da mein Zeugs gepostet habe. Ab einer gewissen Anzahl Likes und Kommentaren für einen Post erhältst du das erste Telefon. Meistens von Tele M1, als zweites folgt dann das Oltner Tagblatt und irgendwann einmal kommt 20 Minuten. Und ganz am Schluss ruft der Blick an. Tobias verlässt die Runde, weil er an den Poetry Slam in der Schützi besuchen will. Es ist schön, dass du das Thema ansprichst. Du bist zu diesem Gespräch unter anderem darum eingeladen, weil du die Facebook-Gruppe «Olten» so genutzt hast, wie sonst niemand anderes. Du hast drei Mal Bilder von einer Überwachungskamera auf Facebook geladen, auf welchen zu sehen war, wie Unbekannte vor den Türen deines Geschäfts Diebstahl und Vandalismus begingen.

Pascal Jörg: Moment, das ist so nicht ganz korrekt. Ich habe diese Beiträge auf die FacebookSeite meines Fitnesscenters gepostet und von dort aus wurden sie von Dritten in der Gruppe «Olten» weiterverbreitet. Das Rätsel wurde dann auch gelöst, ich fand meine Einbrecher. Wie kams?

Pascal Jörg: Andere User gaben mir Tipps. Der Rekord lag bei 20 Minuten. So lange dauerte es, bis ich den Namen und die Adresse desjenigen hatte, der mir die Stühle geklaut hatte. Christian Ginsig: Diese Posts wurden übrigens auch bei uns Administratoren sehr kontrovers diskutiert. Was macht man mit solchen Post? Ist das jetzt soziale Nachbarschaftshilfe oder ist das... ... ein mittelalterlicher Pranger.

gewerblicher Beitrag? Darüber mussten wir auch schon diskutieren. Daniel Kissling: Man muss auch unterscheiden, ob zum Beispiel das Oltner Tagblatt selbst etwas postet oder ob Leute den Zeitungsartikel in die Gruppe posten.

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Christian Ginsig: Wir fragten uns, ob das juristische Folgen haben könnte, wenn man ohne Einwilligung Fotos von jemandem auf Facebook hochlädt. Am Ende entschieden wir uns, diese Posts stehen zu lassen.


Matthias Rau: In meinen Augen ist das nicht

Matthias Rau Alter: 31 Beruf: Koch, Schreiner, Detailhandelsspezialist Wohnort: seit 2011 Olten, aufgewachsen in Graubünden und Deutschland Ist seit fünf Jahren Mitglied der Facebook-Gruppe «Olten». Im Oktober wurde er aus der Gruppe geworfen. Seit dem KOLT-Tischgespräch ist er wieder Mitglied – und postet hie und da.

Pascal Jörg: Ich hatte mir das natürlich gut überlegt und liess mich auch rechtlich absichern. Es ist eine Gratwanderung. Ich kann dir aber sagen, dass ich solche Fotos publizieren darf. Am Schluss steht Aussage gegen Aussage. Ich habe mir sehr gut überlegt, ob ich diese Fotos hochladen soll. Daniel Kissling: Es hätte auch passieren können, dass dir die Leute Namen von Unschuldigen schicken. Und im schlimmsten Fall erstattest du Anzeige, und sie kriegen dann Probleme. Am Schluss schreien die Leute 150 Namen. Pascal Jörg: In 90 Prozent der Fälle wurden mir die gleichen Namen genannt. Ich bin natürlich nicht so einer, der gleich bei der Polizei anruft. Ich nutzte erneut Facebook und schrieb den Leuten privat und verlangte eine Wiedergutmachung. So wurde das erledigt. Ob das Recht ist oder nicht, darüber kann man lange diskutieren. Ich war davon überzeugt und ich stehe zu meinem Entscheid. Die Frage ist, ob du es wieder machen würdest.

Pascal Jörg: Ich würde es jederzeit wieder tun. Natürlich werde ich nicht bei jedem kleinsten Vorfall so vorgehen. Christian Ginsig, du sagst, ihr Admins hättet Posts bewusst stehen gelassen. Ihr habt auch die Bilder von schlafenden Menschen auf der alten Holzbrücke nicht gelöscht. Matthias, du warst einer von denen, die sich an diesen Fotos und der Diskussion störten.

die richtige Art und Weise, wie man mit solchen Menschen umgehen soll. Wenn einer am Morgen zwei schlafende Personen auf dieser Brücke fotografiert und das Foto in die Gruppe Olten hoch lädt, geht es ganz schnell, und plötzlich sind es 15 Leute, die sich seiner Meinung angeschlossen haben. Es gibt in dieser Gruppe sehr viele Leute, die einfach nur konsumieren. Darum habe ich versucht, mit meinen Posts den restlichen Mitlesenden die Möglichkeit zu geben, einen anderen Weg zu wählen. Daniel Kissling: Was genau hast du denn gemacht? Matthias Rau: Ich habe Posts gemacht im Zusammenhang mit Flüchtlingen oder Seawatch, um anzudeuten, warum solche Menschen möglicherweise auf einer Brücke in Olten schlafen.

«Von Seiten der Admins würde ich mir mehr Mediation wünschen. Es gibt Menschen, die vielleicht im Moment keinen Halt haben in ihrem Leben und genau solche Gruppen konsumieren.» Matthias Rau

Eigentlich bist du jetzt nicht mehr Mitglied der Facebook-Gruppe Olten.

Matthias Rau: Das blieb stehen, ich wurde irgendwann im Oktober blockiert. Christian Ginsig: Ich kann mich nicht erinnern. Hast du denn sonst noch Posts gemacht? Grundsätzlich gibt’s drei Mal eine gelbe Karte, bevor wir jemanden blocken. Matthias Rau: Das ist tatsächlich so geschehen, ich wurde verwarnt. Sagen wir es so: Ich habe direkt gespiegelt, wurde aber nie beleidigend. Mir gegenüber wurde es dann aber sehr rasch unterschwellig. Von Seiten der Admins würde ich mir bei solchen Diskussionen mehr Mediation wün-

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schen. Es gibt Menschen, die vielleicht im Moment keinen Halt haben in ihrem Leben und genau solche Gruppen konsumieren. Ich finde, Kurt ist ein schönes Beispiel. Er gibt allen die Möglichkeit, es ihm nachzumachen. Ich laufe oft mit meiner Kamera durch die Gegend, zum Beispiel auf dem Hauenstein, und denke an den Kurt... Ihr kennt einander aber nicht?

Matthias Rau: Ich kenne ihn nur von seinen Bildern in der Gruppe Olten. Ich finde, er hat einen sehr wertvollen pädagogischen Zugang gewählt. Es bräuchte mehr solcher Beiträge. Pascal Jörg: Müssen wir da die Administratoren nicht etwas in Schutz nehmen? Die sind berufstätig. Das, was du vorschlägst, wäre ja ein Fulltime-Job. Christian Ginsig: Das ist das eine. Wir haben auch politische Diskussionen. Nächstes Jahr geht es wieder mit den Gemeindeabstimmungen los. Wenn der Moderator bei einem der Kandidaten eingreift und beim anderen nicht, findet damit eine Wertung statt. Wir wollen alle Meinungen tolerieren, sofern sie nicht diskriminierend sind. Manchmal melden wir uns zu Wort und verweisen auf diese Richtlinie. Das machen wir, um zu zeigen, hey, da liest jemand mit. Und manchmal bleiben kritische Posts halt drei Stunden stehen, bis wir sie diskutiert haben. Vielleicht noch eine Anmerkung zu der Diskussion über die Obdachlosen auf der Holzbrücke: Auf den Bildern war niemand zu erkennen, und es war ein Abbild der Realität. Matthias Rau: Aber genau solche Posts bringen einen Stein ins Rollen, und vielleicht, im schlimmsten Fall, in die falsche Richtung. Daniel Kissling: Was mich stresste, und weshalb ich in die Diskussion rein ging, war, dass plötzlich über die Flüchtlinge gelästert wurde. Von wegen es gäbe auch Schweizer, die kein Geld hätten, und man dürfe kein Mitleid haben. Pascal Jörg: Und sobald du dich in die Diskussion einklinkst, kippst du Öl ins Feuer. Daniel Kissling: Aber man darf solche Kommentare nicht unkommentiert lassen, sonst denken andere, es sei okay, so etwas zu schreiben. Und so passierts rasch, dass ich am Ende eine Stunde meines Tages darauf verwendet habe, in der Facebook-Gruppe mitzudiskutieren. Pascal Jörg: Ich muss Matthias recht geben. Es fängt mit einem obdachlosen Menschen an, dann geht es um Flüchtlinge, dann wird es rassistisch und am Schluss politisch. Matthias Rau: Da müssen wir einmal bei den Fakten bleiben: Es blieb rassistisch. Und das ist ein Punkt, der gehört auch diskutiert in dieser Gruppe Olten: Olten ist mega schön. Und wenn dann mal zwei dreckige Penner auf der Brücke liegen, dann regen sich alle auf und schreien: «Mein Gott, das muss jetzt alles weg!» Und das finde ich beängstigend. Daniel Kissling: Und gleichzeitig ist es spannend.


Es ist nicht ein Problem der Olten-Gruppe, sondern der Leute von Olten. Ich rege mich dann übelst auf, nicht über die Gruppe, sondern über die Oltner selbst. Die Olten Gruppe ist also ein Spiegel der Stadt. Brauchen wir diesen Spiegel denn wirklich, oder können wir nicht geradesogut darauf verzichten, wenn die Diskussionen so ausarten?

Daniel Kissling: Ich lese in der Gruppe Olten Dinge, die ich sonst nicht mitkriege. Gerade wenn man in einer Blase lebt, so wie ich in meiner Coq-d’Or-Bubble, hört man solche Voten nicht. Und diese regen mich genau so auf, wie dass ich sie spannend finde. Das Olten, das ich tagtäglich sehe, ist nicht das ganze Olten. Und in der Facebook-Gruppe sehe ich es, ohne dass ich vielleicht mit den entsprechenden Menschen auf der Strasse sprechen muss. Die Wenigsten reden auf der Strasse über solche Themen wie die Obdachlosen auf der Brücke. Fabian Muster, bist du auch der Meinung, dass diese Facebook-Gruppe der Spiegel dieser Stadt ist?

«Ich zeige meine Auseinandersetzung mit Olten und allem, was zur Stadt gehört. Das kann eine besondere Wolke sein, es kann aber auch ein Beitrag zu den Sparmassnahmen sein.» Kurt Schibler

Fabio Corbo Alter: 43 Beruf: DJ, Teilzeitangestellter in einer Kindertagesstätte Wohnort: Olten, aufgewachsen in Olten Seit ungefähr sechs Jahren Mitglieder der Gruppe «Olten». Er ist einer der fleissigsten Bilder-Poster und immer zur Stelle, wenn in der Stadt eine neue Location eröffnet oder ein Event stattfindet. Er ist ein Mann der wenigen Worte, der sich darauf beschränkt, Beiträge mit «cool» zu kommentieren.

Fabian Muster: Schwierige Frage. Es ist eine Teilrealität, so wie auch eine Zeitung nur eine Teilrealität abbildet. Bei uns ist es halt eine moderierte,

Kurt Schibler Alter: 73 Beruf: pensionierter Journalist Wohnort: Olten, aufgewachsen in Olten Ist seit 2008 Mitglied in der Gruppe «Olten» und postet regelmässig mit Vorliebe Bilder Ansichten der Stadt, ihrer Umgebung oder ganz allgemein der Natur. Er lanciert hie und da Diskussionen zu städtepolitischen Themen.

abgesicherte Berichterstattung mit verschiedenen Stimmen von verschiedenen Seiten. Was wir in einem Artikel verpacken, findet sich in der Olten-Gruppe in verschiedenen einzelnen Aussagen. Es gab zwar Dutzende von Kommentaren zu den Obdachlosen. Aber diese Kommentare stammen von einem Bruchteil der 18 500 Einwohner, die Olten hat. Christian Ginsig: Ich fühle mich sicher und wohl in Olten, das geht aber offenbar nicht allen so. Ich beobachte, dass sich die Themen in der Gruppe Olten oft um die subjektive Sicherheit drehen. Zum Beispiel dann, wenn irgendwo in der Stadt Sirenen erklingen.

Christian Ginsig: Ich glaube, in diesem Fall ist es eher die Neugierde, die da mitspielt. Als in Dulliken die Härterei brannte, postete ich die entsprechende Meldung der Nachrichtenagentur SDA in die Gruppe, damit ein wenig Ruhe in die Sache kommt. Als es im Sommer auf der Baustelle des Aareparks eine Explosion gab, sagten wir auf der KOLT-Redaktion im Scherz: Geh mal in die Facebook-Gruppe schauen, da hat sicher jemand etwas gepostet. Tatsächlich luden Leute innert Kürze Fotos hoch. Doch wirklich relevante Infos findet man selten in der Gruppe...

Daniel Kissling: Ausser vielleicht irgendwo versteckt in den Kommentaren.

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Fabian Muster: Auf Facebook bekommt man nur Teilnews. Bevor wir etwas auf unserer Website publizieren können, müssen wir zuerst die Polizei anrufen und offizielle Informationen einholen. Wir können ja nicht einfach ein Bild posten. Daniel Kissling: Diesen Status hat die Gruppe schon. News-Seite Nummer eins in Olten ist die Facebook-Gruppe. Pascal Jörg: Ich finde das gut. Beim angesprochenen Beispiel waren wir sehr nah am Geschehen. Die Feuerwehr konnte uns aber keine Informationen geben, man wusste nichts. Daniel Kissling: In anderen Orten und Städten ist die erste Newsquelle Twitter. Das ist in gewisser Weise elitärer. Man sucht via Hashtag und hat die passenden Informationen sogleich auf dem Bildschirm. Wir haben die Gruppe «Olten». Kurt Schibler, bei deinen Posts spürt man den ehemaligen Journalisten. Du hast den Anspruch, den Leuten mitzuteilen, was so läuft in der Stadt.

Kurt Schibler: Das gehört für mich zusammen, ja. Ich fing 1981 beim Oltner Tagblatt an. Dort hiess es noch, dass unsere Leserschaft morgen lesen soll, was heute passiert. Und heute wollen wir die News sofort. Bei mir ist es auch soweit. Ich gehe sofort auf Facebook, wenn ich etwas wissen will. Kurt, wie entscheidest du, was du auf Facebook postest und was nicht?

Kurt Schibler: Ich habe vielfältige Ansätze. Ich zeige meine Auseinandersetzung mit Olten und


Kurt Schibler: Man kann auch auf die Stadt blicken und sich darüber Gedanken machen, was ihr gut tut und was nicht. Und wenn etwas nicht gut tut, dann sollte man das Problem anpacken und versuchen, selber dazu beizutragen, dass sich die Situation verbessert. Das kann man nicht alleine, deshalb muss man mit Seilschaften arbeiten. Christian Ginsig: Ich kannte Kurt bis heute nur durch seine Beiträge. Er trägt zur Vielfalt dieser Gruppe bei, die ich so schön finde.

Daniel Kissling Alter: 28 ?? Beruf: Autor, Herausgeber, Geschäftsführer des Kulturlokals Coq d’Or Wohnort: Olten, aufgewachsen in Olten Ist seit Beginn in der Facebook-Gruppe «Olten» und nutzt die Gruppe u.a. als Plattform, um Werbung für sein Lokal zu machen – oder sich hie und da in hitzige Diskussionen einzuschalten.

allem, was zur Stadt gehört. Das kann eine besondere Wolke sein, aber es kann auch ein Beitrag zu den Sparmassnahmen der Stadt sein. Das Bild steht bei dir aber schon im Zentrum, oder?

«Olten ist dank dieser Gruppe für mich überschaubarer geworden. Ich habe das Gefühl, dass ich diese Stadt nun etwas besser verstehe.»

Fabio Corbo: Nein, es ist einfach ein Anblick, den man selten hat. Christian Ginsig: Was wir Admins uns schon lange fragen: Warum postet Fabio immer zwei Fotos des gleichen Sujets? Fabio Corbo: Ah, das war ein Versehen, weil ich eins hochlade und dies dann nicht sofort sehe. Das passiert nicht absichtlich. Pascal Jörg: Ein waschechter Oltner kennt Fabio. Fabian Muster: Du isst freitags immer im Quartierzentrum Cultibo, gell? Kurt Schibler: Die Küche des Cultibo ist ja auch berühmt. Aber Fabio, ich möchte dir gerne sagen, wie du auf mich wirkst: Wie ein Mensch, der Freude am Leben hat und gerne in Olten ist. Je mehr Menschen wie du in der Gruppe sind, desto besser kommt Olten rüber. Du bist eigentlich ein Sympathieträger für unsere Stadt, und das finde ich super. Pascal Jörg: Und das kann man so stehen lassen. Christian Ginsig: Und was ich auch noch sagen muss: Ich wäre ja nie auf die Idee gekommen, im Cultibo Mittag zu essen. Aber dank deinen Posts überlege ich mir schon seit einer Weile, dorthin zu gehen. Fabio Corbo: Jeden zweiten Freitag kann man dort essen gehen. Wenn du gehen willst, kann ich dich anmelden! Pascal Jörg: Kissi gell, du bist der, der beim Stadtanzeiger die Kolumne auf der Frontseite hat?

Daniel Kissling Kurt Schibler: Das ist das, was stärker wirkt. Heute kannst du mit Bildern die Leute berühren. Und dass das passiert, stelle ich immer wieder fest, vor allem bei meinen Naturbildern. Die lösen immer sehr viel Echo aus.

Fabian Muster Fabio, du bist hier in der Gruppe der Gefällt-mirKönig. Du bist einer, der immer dabei ist, wenn etwas passiert...

Wie kamst du denn zur Naturfotografie?

Kurt Schibler: Das hat nicht wirklich etwas mit Olten zu tun. Vor ungefähr 30 Jahren erzählte mir eine Kindergärtnerin, dass sie am ersten oder zweiten Tag mit der neuen Klasse jeweils in den Wald gehe. Und jedes Mal seien ein oder zwei Kinder dabei, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine lebende Kuh sähen. Das war für mich ein Klick-Moment. Mir wurde bewusst, dass irgendetwas falsch läuft. Und dann gab es ein zweites Erlebnis: Bei einem Spaziergang im Wald sah ich einen Jungen, der mit einem Stock wild auf Brennesseln einschlug. Ich frage ihn, was die Brennesseln ihm zu Leide getan hätten. Ich sagte zu ihm: Du zerstörst die Nahrung der Raupen, und dann gibt es keine Schmetterlinge mehr. Da schaute er mich an und schwieg. Von da an begann ich, die Natur zu fotografieren. Ich will zeigen, dass wir ihr Sorge tragen müssen. Und gleichzeitig äusserst du dich auch hie und da zum städtischen Geschehen.

Daniel Kissling: Oder auch nichts... Fabian Muster: Doch, wir haben auch schon einen Artikel wegen dir gemacht, Fabio. Fabio Corbo: Ist das so? Fabian Muster: Du hast einmal gepostet, dass es einen Souvenirladen in Olten gibt. So sind wir überhaupt auf das Thema gestossen. Fabio, wann hast du begonnen, in der OltenGruppe so aktiv zu sein?

Fabio Corbo: Vor ungefähr drei Jahren vielleicht. Wenn mir etwas gefällt, dann poste ich es. Daniel Kissling: Was mich noch Wunder nimmt: Du lädst oft Fotos hoch, auf denen die leere Altstadt zu sehen ist. Morgens um zehn Uhr. Warum das? Matthias Rau: Das ist atypische Werbung. Daniel Kissling: Was willst du damit kommunizieren? Dass Olten leer ist und dass hier nichts läuft?

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Alter: 36 Beruf: stv. Chefredaktor beim Oltner Tagblatt (OT) Wohnort: Olten, aufgewachsen in Egerkingen und Balsthal Seit etwas mehr als einem Jahr Mitglied in der Gruppe «Olten». Postet ausschliesslich Artikel des OTs in die Gruppe.


«Es ist schwierig abzuschätzen, ob eine Entwicklung stattfinden oder ob sich der Dialog weiterhin auf einige Leute beschränken wird.» Christian Ginsig

Daniel Kissling: Natürlich! Heutzutage ist so etwas wichtig! Ich überlege mir bei jedem Post in der Gruppe, ob er auch relevant ist. Ich nutze Facebook oft und gerne. Ich habe 1900 Freunde, Facebook ist eine wichtige Werbeplattform für mich. Das sind eine Menge Freunde. 5000 Freunde sind für Privatpersonen das Maximum.

Pascal Jörg: Oh, die habe ich jetzt dann. Wo sehe ich das?

Fabio Corbo: Dann brauche ich nur noch 3000. Pascal Jörg: Wo sieht man das? Fabio Corbo: Ah nein, 1300 hab ich. Christian Ginsig: Also ich habe keine Ahnung, wie viele Freunde ich habe.

Daniel Kissling ist einer, den man eh viel zu viel sieht.

Daniel Kissling: Das liegt daran, dass ich so viel

Zum Schluss der obligatorische Blick in die Zukunft. Braucht es die Gruppe «Olten» in, sagen wir, acht Jahren noch?

im Oltner Tagblatt bin.

Christian Ginsig: In Internetjahren wären das 20 Kissi, du hast jetzt gerade eine Partei mitgegründet, und ihr habt diese Neuigkeit in der Gruppe bekannt gegeben. Sucht ihr dort nach Wählern?

Jahre. Es ist schwierig abzuschätzen, ob eine Entwicklung stattfinden oder ob sich der Dialog weiterhin auf einige Leute beschränken wird. Die

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Gruppe brauchts, davon bin ich überzeugt. Aber ich glaube, sie hat zahlenmässig langsam ihr Limit erreicht. Was ich mir wünsche, ist ein kritischer Austausch untereinander. Daniel Kissling: Ich merke, dass viele Auswärtige neidisch sind auf unsere Gruppe. Sie sind beeindruckt. Und Olten ist dank dieser Gruppe für mich überschaubarer geworden. Und ich habe das Gefühl, dass ich diese Stadt nun etwas besser verstehe. Kurt Schibler: Alles hat damit angefangen, dass ich die Stadt aus überraschenden Blickwinkeln zeigen wollte. Und ich muss sagen, das Virus hat mich gepackt. Dank Facebook erlebe ich viele Spontanreaktionen, wenn ich Leuten begegne. Viel öfter als zu meinen Zeiten als Journalist. Zwei Reaktionen auf Inhalte, die Zündstoff bargen, galten damals schon als viel. In der Gruppe Olten aber sagen die Leute, wenn ihnen etwas gefällt. Das Schöne zu sehen, das ging in der Vergangenheit schon etwas vergessen in dieser Stadt.


DER KOLTIGE MONAT

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15.11.16 13:34

W

ir haben auf dem Eis getanzt! Die zweite koltige Schlittschuhdisco dieses Jahres war der Renner. Highlight: Sechs Bewohner des Durchgangszentrums im Gheid mit ihrer Betreuerin! Wir haben sie eisglatt auf die Gästeliste gesetzt und ihnen eine Flasche Ice Tea spendiert. Es hat sich gelohnt: Diese Freude, die sie empfanden, ob der eigenen vielen Stürze beim ersten Mal auf dem Eis! Herrlich. Nun gut, wir planen schon die nächste Eisdisco – ihr werdet selbstverständlich informiert. Eine Einladung geht sicher auch wieder Richtung Gheid. Einige von Euch haben es sicher schon aus erster Hand erfahren. Wir hören mit KOLT auf. Scherz! Nein, natürlich nicht. Wir lancieren ein neues Printprodukt. Der Name: A2 Letter. Der Sinn: Inspiration. Wie’s funktioniert: A2 Letter ist Inspiration im Format DIN A2, welche zweimal im Monat gedruckt an unsere Abonnenten weltweit verschickt wird. Jeder Letter widmet sich ganzseitig einer inspirierenden Arbeit. A2Letter.com empfängt Eingaben von Kreativen aus aller Welt, aus allen denkbaren Genres. Aus diesem Content Pool wählen auserlesene Kuratoren für jede Ausgabe ein Werk aus. Veröffentlichte Inhalte werden mit 1 000 Euro honoriert. A2 Letter ist im Abonnement erhältlich und kostet 2.99 Euro pro Monat. Die letzten Wochen haben unsere Freunde vom Design Atelier Pol in Bern starke Arbeit geleistet, und im November hat unser sehr geschätzter Programmierer Roger Burkhard eine erste kleine Geschmacksprobe ins Netz gestellt. Auf www.a2letter.com kannst du deine E-Mailadresse eintragen, um dann pünktlich zu erfahren, wann der erste Letter startet und welche Kuratierenden und Kreativschaffenden dabei sind! Tschaga! Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir einige KOLT-Abonnenten auch für den inspirierenden A2-Letter gewinnen dürften. Ah ja: Tolle Festtage euch allen – von ganzem Herzen! We’ll see you on the other side. Cheers Dein KOLT

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Über nacht ung z um T axi-P reis

silvester gala event

31. Dezember 2016, ab 19 Uhr Das Jahr 2017 steht vor der Tür und das möchten wir mit Ihnen feiern. Verbringen Sie bei uns einen Abend voller Gaumenfreuden und kulinarischen Highlights! Datum & Zeit

Samstag, 31. Dezember 2016, ab 19 Uhr

Das Silvesteressen

Sie geniessen einen Apero, ein grosses Vorspeisenbuffet mit Salat, Fisch und Fleisch, ein Oltner Heusüppchen, die Hauptspeise von unserem Dry aged (Grand Cru Fleisch) und ein einzigartiges Dessertbuffet, welches Ihnen direkt in der Küche serviert wird.

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«Ich laufe dort, wo der Puck sein wird, nicht da, wo er war.» Wayne Gretzky, ehemaliger kanadischer Eishockeyspieler

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