Hommage an Paul Meier
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#goodbye kanti
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Seite 18
Wie viel Macht hat der Stadtpräsident? Seite 12
CHF 8.DAS OLTNER STADTUND KULTURMAGAZIN N°77 / September 2016
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Schadenskizze
Was immer kommt – wir helfen Ihnen rasch und unkompliziert. mobiliar.ch Generalagentur Olten Fabian Aebi-Marbach Baslerstrasse 32 4601 Olten T 062 205 81 81 olten@mobiliar.ch
Wir danken den Unterstützern der koltigen Crowdfunding-Aktion «Enzo Möbel für Olten» ganz herzlich und gratulieren zum gemeinsamen Erfolg! Ina & Heinz Niedermann-von Woyski, Hugo Saner, Konrad Schibli, Christoph Zehnder, Thomas Schwab, Rolf Schmid, Thomas Fürst, Nils Loeffel, Martin Vögeli, Benjamin Berger, Markus Wyss, Magdalena Stäubli, Ingrid Brucker, Simone & Stephan Künzli, 23 Sternschnuppen Programmteam, Jugendkulturverein Mission8, Roman Arnold, Mode Bernheim Karin Hodel, Marc Tabeling, Renate Nünlist, Simone Kiefer, Alexander Troitzsch, Valérie Probst, Roland & Corinne Weibel, Friederike Triebel, Martin Frey, Michele Canonico, Susanne Schaffner-Hess, Peter Heer, Sarah Früh, Daniel Probst, Carmen Droll, Luzius Rickenbacher, Markus Cslovjecsek, Christoph Billy Marti, Hanspeter Zeller, Patricia Willi, Marianne Hertner, Jeannine Glinz-Nikles, Patrick Thomann, Liliana Affolter, Marion Rauber, Matthias Sigrist, Florian Rickenbacher, Mario Schmuziger, André Aepli, Rolf Schmid, Fabio Izzo, Marcel Bachmann, Jonas Hertner, Andrea Hänggli, Rudolf Moor, Matthias Püntener, Christian Friker, Patrick Berger, Simone Scholtz, David Berger, Myriam Ritter, Michel Grimm, Philipp Müller, Patrick Spielmann, Lisa Probst, Martina Schaefer, Christoph Henzmann, Johannes Hool, Tobias Waldman, Yannick Bammert, Manuel Wyrsch, Andreas Bieber, Joshua Guelmino, Mariana Uehlinger, Jorge Andres Uehlinger, Patricia Uehlinger-Tomassi, Christoph Uehlinger, Michel Saegesser, Leo Nünlist, Petra Heim, Daniela Zbinden, Collie Herb, Jessi Nu, Simon Gomm, Mischa Kaspar, Reto Zimmermann, Steffi Roth, Claudio Di Battista, Katrin Halbenleib-Suter, Sandro Del Favero, Dominic Emmenegger, Marianne Röthlisberger, René Hermann, Carla Strebel, Corinne Brutsche, Susanne Geeler, Simone Niggli, Sarah Nyffeler, Fabio Gullone, Martin Vögtlin, Florian Büttiker, Willi Stadler, Gaby Denzler, Markus Jung, Benjamin Mühleisen, David Tschan, Marius Elsenberger, Simon Jäggi, Christian Ginsig, Manuel Fritschi, Clemens Baschung, Roman Ettlin, Werner Wollersheim, Andreas Lerch, Oli Krieg, Joe Birchmeier, Rico Tonet, Hans Hess, Leonie & Edi Stuber-Brucker, Tina Büchel, Christina Moll, Roger Lehner, Barbara Frei Salvetti, Marcel Kaufmann, Janine Hammer, Anna-Katharina Bon, Manuel Wyrsch, Céline Hertner, Fränzi Zeller, Remo Buess, Yves Stuber, Sabag Ag, Gewerbeverband Olten & allen anonymen Unterstützerinnen und Unterstützern!
kolt.ch/bewegen
EDITORIAL September 2016
Liebe Leser_innen Wie schnell doch die Zeit vergeht! 14 Jahre sind vergangen, seitdem KOLT-Herausgeber Yves Stuber und ich in der Schützi zusammen mit den anderen Maturanden den Abschluss unserer KantiZeit feierten. Es waren sieben verdammt lange Jahre dort oben im Hardwald, das Ende schien Lichtjahre entfernt. Und doch: Plötzlich war Tag X gekommen, und man entliess uns in die grosse weite Welt. Ich erinnere mich kaum mehr an «unseren» Maturandenball. Ich erinnere mich lediglich an die Schützi, an meine unbequemen Schuhe und an den einzigen Rock, den es in meinem Leben je gegeben haben wird. Für KOLT-Autor Daniel Kissling sind die Erinnerungen an «seinen» Maturandenball lebendiger, schliesslich liegt dieser bei ihm ja erst zehn Jahre zurück. Dieses kleine Jubiläum schien uns der perfekte Anlass, Alt-Maturand Kissling an den diesjährigen Abschlussball zu schicken. Seine Reportage lesen Sie auf Seite 26. Vor 49 Jahren gab die Stadt Olten 76 000 Franken für das Gemälde «Der Mönch» von Ferdinand Hodler aus. Das Oltner Tagblatt schrieb dazu am 8. Juli 1967: «Diese Anschaffung ist für jeden auch nur einigermassen kunstinteressierten Mitbürger eine Verpflichtung, unserm Museum erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.» Lesen Sie auf Seite 18, welchem Menschen wir diese Anschaffung zu verdanken haben. Ausserdem im Heft: Anlässlich des bald beginnenden Wahlkampfs um den Stadtrat und somit auch das Stadtpräsidium hat Stadt-Reporterin Franziska Monnerat Reglemente und Verordnungen gewälzt, um herauszufinden, wie viel Macht der Stadtpräsident denn überhaupt hat. Die Bilanz des Machtchecks finden Sie auf Seite 12. Ich wünsche Ihnen eine unterhaltsame Lektüre! Nathalie Bursać
REDAKTIONELLE MITARBEIT Kilian Ziegler, Marc Gerber, Daniel Kissling, Pierre Hagmann, Ueli Dutka (ud), Bill Schulz (bs) ILLUSTRATION Petra Bürgisser, Anna-Lina Balke, Gaia Giacomelli FOTOGRAFIE Janosch Abel, Yves Stuber, Ellen Mathys LEKTORAT Mirjam Läubli LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch, www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch, www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 79.—(inkl. MwSt), Gönnerabonnement CHF 150.— (inkl. MwSt), abo@kolt.ch, www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch, www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch, hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'800 ISSN 1664-0780 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien, Ziegelfeldstrasse 60, CH-4600 Olten. © 2016, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.
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Cover fotografiert von Ellen Mathys
IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH, Leberngasse 17, 4600 Olten, verlag@v2s.ch, www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber (ys) REDAKTIONSLEITUNG Nathalie Bursać (nb), redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Roger Burkhard LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer
INHALT
6 Im Gespräch Jacqueline Arnold bestimmt jeden Monat, was im Kino Lichtspiele auf die Leinwand kommt
16 Lokalkolorit
12 Der Machtcheck
Wärst du gerne Stadtpräsident von Olten? KOLT zeigt dir, wie du in die Stadtpolitik einsteigen kannst – und ob es sich lohnt, das Stadtpräsidium anzustreben.
Das junge Magazin «La Ficelle» lädt ein, Lausanne zu entdecken
GENUSS 22 Film
KOLUMNEN
Unser Filmkolumnist ist begeistert vom diesjährigen Gewinner der Berlinale
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NaRr
Musik
Mit einem Fuss im Knusperhäuschen
Alles andere als der neueste Indie-Hipster-Shit
Kilian Ziegler Lobbyist der Niemands
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18 Paul Meier und der Mönch
Dass Olten ein wertvolles Hodler-Gemälde besitzt, verdankt sie dem engagierten Konservator Paul Meier, der das Kunstmuseum Olten 22 Jahre lang führte.
Petra & János «Die Suche»
24 Literatur Patti Smith bewegt sich abseits von Bühne und Tourbus
34 Der koltige Monat
STADT
Viel Neues und ein Abschied
11 Meinung Matthias Tschopp fordert die Oltner auf, über die unsichtbaren Grenzen der Stadt hinauszugehen
26 Abschlussball
Unser Autor war dabei, als 103 Maturanden und Maturandinnen im Stadttheater Olten das Ende ihrer Kanti-Ära feierten.
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DAS GESPRÄCH
«Der Film darf nicht wie klare Bouillon sein» Im Kino Lichtspiele kommen die Fans von Arthouse-Filmen auf ihre volle Kosten. Dafür mitverantwortlich ist Jacqueline Arnold. Die ehemalige Lehrerin und Kunsttherapeutin bestimmt, was monatlich auf dem Filmprogramm steht. Interview von Martin Bachmann Porträt von Janosch Abel
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acqueline Arnold, was war der erste Film, den du im Kino gesehen hast? Das war «Winnetou» im Capitol Olten!
Hat dich schon damals das Filmfieber gepackt? Nein, das geschah erst viel später. Ich hatte das Glück, dass ich als Oltnerin die letzten Schuljahre an der Kanti Solothurn absolvieren konnte. Für uns war das, als ob man in die Grossstadt ziehen würde. Solothurn war eine ganz andere Welt als Olten. Und Ende der 60er-Jahre wurden die Solothurner Filmtage ins Leben gerufen. Wir verdienten ein kleines Sackgeld mit dem Herumschleppen der 35mm- Filmspulen von einem Kino ins andere. Zu jener Zeit lernte ich auch meinen heutigen Mann kennen, er war damals auch schon ein Fan vom Kino.
An den ersten Solothurner Filmtagen wurden zum ersten Mal experimentelle Filme aus der Schweiz gezeigt. Unter anderem soll es einen Streifen gegeben haben, in dem ein Spiegelei beim Brutzeln in der Pfanne zu sehen ist. Ja, solche Filme wurden damals gezeigt (lacht). Es hat «gfägt»: Die jungen Männer hatten lange Haare, und alles war politisch. Auch die Solothurner Filmtage und die Filme, die dort gezeigt wurden. Wie hast du dich denn politisch engagiert? Wir gründeten in Solothurn eine Gruppe mit dem Namen «Progressive Mittelschüler», kurz «PM». Wir druckten und verteilten Flugblätter an der Kanti und setzten uns für bessere Arbeitsbedingungen von Lehrlingen ein. Es war eine wahnsinnig lebendige Sache, in die wir alle viel Herzblut gesteckt haben. Die Haltung «wenn schon, denn schon» von damals habe ich beibehalten, und sie half mir bei meiner Tätigkeit als Lehrerin und später als Kunsttherapeutin. Und wohl auch beim Führen des Kinos «Lichtspiele»? Natürlich, ganz besonders bei dieser Aufgabe. Wir arbeiten alle ehrenamtlich, da steckt sowohl im Vorstand als auch bei den 20 freiwilligen Helferinnen und Helfern viel Herzblut mit drin.
Wie ist der Lichtspiele-Betrieb genau organsiert? Im Vorstand sind wir mit mir sechs Leute. Jede und jeder von uns hat regelmässig die sogenannte Wochenverantwortung. Das organisieren wir ganz einfach per Doodle. Dann sind da eben noch die rund 20 Helferinnen und Helfer aus allen möglichen Berufsgattungen. Sie wissen, wo der Schlüssel hängt, wie man die Filme laufen lässt, machen die Kasse und führen den Barbetrieb. Kommen wir auf die Filme zu sprechen; welche Filme werden im «Lichtspiele» gezeigt, und wie sucht ihr diese aus? Ich gehe regelmässig vor allem nach Zürich ins RiffRaff oder nach Basel ins Kult-Kino und sehe mir die neusten Filme an.
«Solange es Menschen gibt, die den Film als Kunstwerk auf Leinwand schätzen, solange wird es auch Kinos geben.» Ein wichtiges Kriterium für meine Wahl ist, dass der Film zum Denken anregt und mir Fragen auf den Heimweg mitgibt. Der Film darf nicht wie «klare Bouillon» sein, wo von Anfang an feststeht, wie er ausgehen wird. Im Kino «Lichtspiele» sollen die Filme nicht einfach konsumiert werden. Ihr arbeitet alle ehrenamtlich, Lohnkosten fallen damit weg. Wie sieht es aber mit dem Unterhalt des Kinos und dem Einkauf der Filme aus? Wir erhalten Gelder aus dem Lotteriefonds, von der Stadt Olten, vom Kanton Solothurn und vom Bundesamt für Kultur. Daneben gibt es noch private Sponsoren, und natürlich dürfen wir die Beiträge unserer 500 Vereinsmitglieder nicht vergessen. Und dann sind da noch die Einnahmen
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von den Tickets, wovon je nach dem 30 bis 50 Prozent an den Verleiher gehen. Früher hatte man noch Filmrollen; wie funktioniert das heute, wenn du einen Film eingekauft hast? Heute ist alles digital. Wobei wir bis 2012 immer noch mit 35mm-Filmrollen gearbeitet haben, wie die meisten anderen Kinos auch! Die Digitalisierung kam dann sehr plötzlich. Heute erhalte ich per Post ein Päckli mit dem digitalen Datenträger. Der Film wird dann auf einen Datenserver geladen. Danach bestimme ich, welche Trailer laufen oder wann das Licht angeht. Der Techniker muss dann nur noch den Compi anlassen und den Film per Knopfdruck laufen lassen. Wie siehst du die Zukunft des Kinos im Zeitalter von Youtube und Co.? Schwer zu sagen. Ich denke aber, dass es immer Leute geben wird, die ein Gemeinschaftserlebnis suchen und dieses - anders als vor dem heimischen Bildschirm - im Kino finden. Solange es Menschen gibt, die den Film als Kunstwerk auf Leinwand schätzen, solange wird es auch Kinos geben.
Seit sieben Jahren ist Jacqueline Arnold (63) im Vorstand des Vereins «Kino Lichtspiele», welcher seit 2010 das Kino am Klosterplatz bespielt. Nach ihrer in Solothurn absolvierten Matura studierte Jacqueline Arnold Biologie und Geographie und arbeitete nach dem Studium als Lehrerin. Während 20 Jahren arbeitete sie zudem in ihrem Oltner Atelier als Kunsttherapeutin. Nebst ihrer Passion für dem Film interessiert sich die Chefin von «Lichtspiele» für Musik; Ihre bevorzugten Stile sind Jazz, Funk, Reggae und Blues. Sie ist begeisterte Wanderin und spielt regelmässig Tennis. Früher fuhr sie viel Kajak und zimmerte sich während der Kantizeit einmal sogar ein Kajak aus Polyester, mit dem sie dann auf der Aare vom Thunersee bis nach Solothurn fuhr. Sie lebt heute mit ihrem Mann Markus Arnold in Olten. Zusammen sind sie Eltern von drei Kindern.
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KILIAN ZIEGLER
NaRr
von Jonida Thaqi
The Spinner takes it all
Pass auf! «Komm ein Stückchen näher», sagt die alte Frau. Du misstraust ihr. Du kennst die Märchen, und dort kommt von einer Alten nie was Gutes. Vorsichtig machst du einen Schritt auf sie zu. «Ein wunderschönes Kind, und so schöne Augen», sagt die Hexe. Du siehst dich schon im Knusperhäuschen und auch gleich im Käfig, denn du hast keinen Bruder. «Wie heisst du?», fragt die Alte. Da dir auf die Schnelle kein falscher in den Sinn kommt, nennst du deinen richtigen Namen. Sie schaut dich einfach nur stumm an. Du glaubst für einen Moment, dass ihre braunen Altersflecken über ihr Faltengesicht tanzen. Denkst an Hexensabbat ums Feuer, doch statt dem Miauen einer schwarzen Katze erklingt das Telefon. Die Hexe wendet sich von dir ab, greift zum Hörer. Du murmelst: «Danke, aber ich hab es mir anders überlegt», drehst dich um, und ehe du dich versiehst, stehst du wieder draussen auf der Strasse. Verkehrslärm, irgendwo rattert ein Presslufthammer. Du ziehst die Sonnenbrille an. Eine Frau mit Kind an der Hand läuft an dir vorbei. Als sie an die Kreuzung kommt, muss sie das Kind von der Strasse zurück ziehen: «Du musst besser auf dich aufpassen», sagt sie zu ihm. Jonida Thaqi (*1996) wohnt in Bern, studiert in Biel literarisches Schreiben, ist Teil der Autorengruppe Die Familie und schreibt u.a. fürs Narr. www.dasnarr.ch
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enervt lege ich das Klatschblatt zur Seite und frage mich, warum man diese Boulevardmagazine so nennt – ich wüsste nicht, wieso man ihnen Beifall klatschen sollte. Mich ärgern deren immer gleiche Geschichten über die sogenannten Stars, Models und Profisportler, über die Firmenchefs und Superreichen. Wie viel Aufmerksamkeit will man diesen Personen denn noch bieten? Es wird Zeit, dass diejenigen eine Lobby kriegen, von welchen man viel zu wenig spricht (und zwar eine richtig grosse Lobby, so wie das Hilton eine hat). Diese Kolumne widme ich somit den heimlichen Helden des Alltags, den Underdogs, den Losern und Lausbuben, den Aussenseitern, den Nerds, den Freaks, den Strebern (die ihrem Namen alle Ehre machen und nach Grossem streben), den Schlawinern, den Optimisten, Träumern und Selbstzweiflern, den Einzelgängern und Eigenbrötlern. Denjenigen mit Klettverschluss-Schuhen und Isolationshintergrund, die man in der Schule nicht nur hänselt, sondern auch gretelt. Denen, die beim Turnunterricht zuletzt gewählt werden und jenen, die nie Freistösse treten dürfen, sondern die man nur einwechselt, damit sie in die Mauer stehen.
höchstens im Scheu-Business. Aber wenn man ihnen zuhört, merkt man schnell, dass sie die besten Geschichten zu erzählen haben, Geschichten, wie man sie nicht jeden Tag hört. Das sind keine Stereotypen, das sind Persönlichkeiten. Sie wissen, es ist wichtig, was man macht und nicht, was man verkörpert. Während andere sich um ihr Image kümmern («ist der Ruf erst ruiniert... braucht es eine PR-Agentur, um den Ruf zu flicken»), geniessen sie ihre Narrenfreiheit, nehmen sich nicht zu ernst und können über sich selbst lachen, gerade weil sie nicht perfekt sind. Schliesslich ist niemand unfehlbar, sogar die teuerste Rolex hat ihre Ticks und auch die Titanic, notabene das bekannteste Schiff der Welt, war nicht ganz dicht. Auch würde wohl niemand den schiefen Turm von Pisa anschauen, wenn er nicht solch ein schräger Typ wäre.
«Auch würde wohl niemand den schiefen Turm von Pisa anschauen, wenn er nicht solch ein schräger Typ wäre.»
All jene posieren nicht für Titelseiten und stehen nicht im Rampenlicht, sie sind nicht im Show-,
Leider scheinen die Welt und ihre Titelseiten noch nicht bereit für unsere unscheinbaren Helden. Aber die grosse Zeit der Underdogs wird kommen – und dann wird es Zeit zu klatschen. Eine gute Zeit La Klatsch Kili PS: Schweizerdeutsche Erkenntnis: Ossesitter send Naturschötzer! Denn wenn Babysitter uf Babies ufpasse, passe Ossesitter ufs Osse uf.
Hols! Hol das Heftli! Bring das Heftli!!! KOLT
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PETRA & János Moser
Die Suche von János Moser (Text) und Petra Bürgisser (Illustration)
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ie Stadt erwachte aus tiefem Schlaf, als das Flugobjekt vom Himmel fiel. Es hatte einen Strommast mitgerissen und war im Garten eines alten Geschäftsmannes gelandet. Die neugierigen Nachbarn waren zuerst vor Ort, dann folgten die Feuerwehr und die Polizei. Man sperrte die Zone um den qualmenden Himmelskörper ab. Der Geschäftsmann trat in Morgenmantel und Pantoffeln vor das Haus und betrachtete das Chaos in seinem Garten. Man untersuchte das Objekt, veranstaltete grossen Lärm und wollte es so schnell wie möglich in ein Labor schaffen. Da der Alte jedoch viel Geld und Einfluss besass, mussten die Behörden das Feld räumen. Bald stand der reiche Mann alleine neben dem Krater. So etwas hatte er noch nie gesehen. Wäre die Metallverkleidung nicht gewesen, man hätte das abgestürzte Ding für einen Sarkophag halten können. Zwei Helfer trugen es ins Haus.
ruf. Er stürzte herbei und sah den Wissenschaftler zitternd und auf den Knien kauernd. Der Sarkophag war aufgebrochen, eine Frau entstieg ihm. Sie hatte ägyptisch geschminkte Augen und sprach eine fremde Sprache. Für einen sofort herbeigerufenen Altertumsforscher war der Fall klar: Es handelte sich um niemand anderen als um Kleopatra VII.
Am nächsten Morgen liess der Mann einen Astrophysiker holen, der sich mit dem Fund beschäftigte. Als der Hausherr auf dem Balkon seinen Kaffee trank, ertönte ein erschreckter Aus-
Während der Geschäftsmann das Gehörte noch zu fassen versuchte, warf sie sich auf das Sofa und blickte in den Garten. Fast hätte man ihn für den letzten kümmerlichen Überrest eines König-
reiches halten können; über ihr Gesicht huschte ein herablassendes Lächeln. Sie liess nach den Besitztümern des Mannes fragen. Er sprudelte etwas von Aktien und Fonds hervor. Trotz beidseitiger Übersetzung sagte ihr die moderne Kapitalwirtschaft offenbar wenig, denn sie verzog missgünstig die Lippen, wandte sich an den Altertumsforscher und erklärte ihm, sie wolle ihre Suche nach einem Gemahl in einer anderen Zeit fortsetzen. Bevor man ihr die Funktion von Wertpapieren erklären konnte, tat sie den Geschäftsmann mit ein paar griechischen Höflichkeitsfloskeln ab. Daraufhin stieg sie in ihren Sarkophag und wurde in jener Zeit nie wieder gesehen.
János Moser, geboren 1989, studiert Germanistik in Zürich. Er ist Mitglied der Literaturgruppe «Jung im All». Zuletzt erschien von ihm der Erzählband «Der Graben» (2015) im Wolfach-Verlag, Zürich.
Wir liefern die Energie fürs Leben in der Region.
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Aare Energie AG Solothurnerstrasse 21 Postfach 4601 Olten Telefon 062 205 56 56 Fax 062 205 56 58 info@aen.ch www.aen.ch
LESERPOST
OFF THE RECORD
Astronomische Empörung
D «Was ist mit all den Blumenkübeln? Die muss die Stadt doch auch wegnehmen, wenn Anlässe stattfinden. Oder bleiben die alle da, wo sie sind? Dann wäre es ja nicht so schwierig, die Möbel auch etwas wegzustellen... oder? Ich musste heute Morgen auch grinsen, als ich das Teil sah... und dachte: Da hat wohl jemand hier mitgelesen und gehandelt... Und da man wusste, dass die nicht soooo schwer sind, wie sie aussehen...»
ie Stadt Olten hat finanzielle Schwierigkeiten. Das ist ein alter Hut. Um aus den roten Zahlen heraus zu kommen, erhöhte sie verschiedene Gebühren – das bekamen wir alle zu spüren. Unter anderem 2014, als die Eintrittspreis des öffentlichen Schwimmbads –unserer «Badi» – erhöht wurden. «Preise im Oltner Schwimmbad klettern in astronomische Höhen», titelte die Tageszeitung damals. Man kann sagen, dass die Empörung über die astronomischen Eintrittspreise so gut wie vergessen war, als die Badesaison 2016 begann.
Entdeckt auf facebook.com/ groups/stadtolten
Etwas irritiert nahmen die Badigäste dieses Jahr dann aber doch zur Kenntnis, dass unterdessen trotz Sparzwang fleissig in die Badi-Infrastruktur investiert worden war: Es gibt jetzt beim Eingang neue Flachbildschirme, die den Badigästen relevante Informationen kommunizieren. Auch wurde die Technik gepimpt: Neu entwerten wir die Billette an supermodernen Automaten. Und – ebenfalls ein absoluter Mehrwert - : Die Velos dürfen wir seit diesem Sommer in nigelnagelneue Fahrradständer hängen.
In der Nacht vom 19. auf den 20. August wurde eines der in der Schützi zwischengelagerten ENZO-Möbel von Unbekannten in einer Nacht- und Nebelaktion auf die Kirchgasse transportiert. Die Aktion löste erneut eine Standort-Diskussion in der FacebookGruppe «Olten» aus.
Geblieben sind die beliebten 10er-Abonnemente (zu erhöhten Preisen selbstverständlich): Man bezahlt acht Eintritte und erhält zehn. Diese 10erAbos sind deshalb sehr begehrt, weil die Badigäste diese – im Gegensatz zum Saisonabonnement – nicht zwingend in derselben Saison einlösen müssen, sondern auch in den darauffolgenden Jahren noch benutzen dürfen. Und genau hier kommt die Empörung wieder ins Spiel: Die topmodernen Ticketentwerter akzeptieren die alten 10er-Karten nicht mehr. Ein Praxistest zeigt: 10er-Abos, die älter als vier Jahre sind, sind ab sofort überhaupt
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nicht mehr gültig – oder besser gesagt: Das Badipersonal verfügt über keine Geräte mehr, die jene alten Abos überhaupt noch einlesen können. So verwundert es nicht, dass in den vergangenen Wochen an der Badikasse hie und da wütende Stimmen zu hören waren. Erstes Fallbeispiel: Person A will zwei vierjährige 10er-Abos mit (ihres Wissens) total 7 verbleibenden Eintritten in gültige Tageseintritte umtauschen lassen. Doch nix da: Zwei einzelne Eintritte – eines für jedes Abo – werde man ihr «aus Kulanz» überreichen, ertönte es aus dem Kassenhäuschen. Zweites Fallbeispiel: Person B will ihr vier Jahre altes Abo mit (ihres Wissens) 8 verbleibenden Eintritten an der Kasse eintauschen. Auch sie will man mit einem einzigen Eintritt abspeisen. Doch Person B zeigt sich wehrhaft, besteht auf einer vollumfänglichen Erstattung und gibt sich auch nicht mit der Behauptung zufrieden, dass diese Abos lediglich vier Jahre lang gültig seien. Denn schliesslich stehe dergleichen weder auf den Abos noch auf der städtischen Homepage. Und siehe da: Im Kassenhäuschen zeigt man echte Kulanz. «Okay», denkt man, «dieser Stadt gehts nun mal schlecht, da muss man sich den Badieintritt in Olten nun mal hart erarbeiten.» Wir wollen nun aber vielleicht vor der Arbeit schwimmen gehen , dann zurück ins Büro, uns eventuell über Mittag rasch abkühlen und nach Feierabend gleich noch einmal einen Schwumm absolvieren. Doch das geht nicht. Der Eintritt für 8 Franken ist keine Tageskarte. Hinaus- und wieder hinein zu gelangen kostet im Oltner Schwimmbad weitere 8 Franken. Also bleiben wir halt drin, denn Baden in Olten heisst, sich einen freien Tag zu gönnen und die Empörung ins Gefrierfach zu packen. Carpe diem!
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MEINUNG
Über die Grenzen von Olten
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ein, ich werde nicht schreiben über das, was rund läuft in Olten, über die vielen Komfortzonen, die lebendige Kulturszene, den tollen ÖV-Anschluss oder die schöne Holzbrücke, nicht über die Mitte von Olten. Viel lieber schreibe ich über den Rand, die Grenzen. Denn schon immer fühlte ich mich von den Grenzen, dem Unbekannten intuitiv angezogen und habe dort viele meiner wichtigen Erfahrungen gesammelt. Aber was gibt es denn über den Rand Oltens zu erzählen? Aus Neugier und zur Inspiration entfalte ich den Stadtplan und suche darauf den rosaroten Streifen, welcher unsere Stadtgrenze darstellt. Mein Blick landet im Norden der Stadt beim Kantonsspital. Nordwestlich davon verläuft die Stadtgrenze im Wald in Richtung des Restaurants Rumpel. Viele freie Nachmittage meiner Primarschulzeit verbrachte ich mit Freunden in diesem von Felsen und Höhlen durchzogenen Gebiet. Ich denke gerne an die Entdeckerfreude zurück, mit der wir Kinder damals unsere überschaubare Welt allmählich erweiterten. Die Erinnerung an meine persönliche Landkarte, auf welcher zu dieser Zeit schon hinter der Stadtgrenze das Weiss anfing, amüsiert mich heute doch ziemlich! Folgt man der Grenze im Wald etwas weiter, findet man einen wunderschönen Platz. Ein Waldbrand hat hier vor fast 20 Jahren die Vegetation zurückgesetzt und dadurch eine prächtige Aussicht über die Stadt und den weiteren Verlauf der Grenze ermöglicht.
Matthias Tschopp (28) arbeitet Teilzeit als Baumpfleger und Forstwart, engagiert sich im Netzwerk «Olten im Wandel» und ist in der Freizeit gerne in den Bergen oder mit dem Velo unterwegs. Nach einigen Wanderjahren wohnt er wieder in seiner Heimatstadt Olten.
Diese biegt nämlich bald nach Süden ab, verlässt den Wald und überquert in rascher Folge die Hauptstrasse, die Bahnlinie und die Dünnern. Im Anschluss an diese Querungen findet sich auf dem Plan eine Ansammlung schwarzer Rechtecke mit der Beschriftung «Zivilschutzzentrum». Eigentlich war dies ja Niemandsland, bis
«Es wurde mir bald bewusst, dass an diesem Ort inmitten meiner persönlichen und inzwischen sehr ausgearbeiteten Landkarte wieder eine weisse und unbekannte Fläche entstanden war.» dort vor einem Jahr ein Durchgangszentrum für männliche Asylbewerber eröffnet wurde. Mit Freunden entstand die Idee, Kleidersammlungen und Sportangebote für unsere neuen Einwohner zu organisieren. Durch diese Arbeit kam ich mit Welten und Themen in Berührung, die ich bisher nur aus den Medien und meiner
eigenen Gedankenwelt kannte. Es wurde mir bald bewusst, dass an diesem Ort inmitten meiner persönlichen und inzwischen sehr ausgearbeiteten Landkarte wieder eine weisse und unbekannte Fläche entstanden war, weniger in einem geographischen Sinne, als vielmehr hinsichtlich einer kulturellen und menschlichen Dimension. Was mich wirklich berührte, war der Kontakt mit einzelnen Schicksalen, die erzählten Lebensgeschichten und die spürbare Traumatisierung in einem Ausmass, wie es für mich unvorstellbar ist (mir, dem ein kleiner Waldbrand in Olten als eines der aussergewöhnlicheren Ereignisse meiner Kindheit im Gedächtnis geblieben ist). Gerne würde ich mehr davon erzählen. Doch noch viel lieber möchte ich euch, liebe Oltner und Oltnerinnen, dazu inspirieren, euch selbst auf die Suche nach den Grenzen zu machen. Ich wünsche der ganzen Stadt Olten, dass sie ihre Selbstwahrnehmung und ihre kulturellen Leistungen nicht darauf beschränkt, was «in unserer Mitte» geschieht, sondern dass ein Bewusstsein dafür entsteht, dass die wichtigen Entwicklungen des Lebens und der Kultur häufig in den Randzonen ablaufen. Dort, wo sich unterschiedliche Welten berühren oder aneinander stossen, werden neue und an verschiedene Gegebenheiten angepasste Lebensformen geschaffen. So sind die Gesetze der Natur.
KOLT ONLINE
Tybalt heisst im echten Leben Marc-André und kann sich mit der Rolle des jähzornigen Hitzkopfes ziemlich gut identifizieren, wie er mir augenzwinkernd erklärt: «Es vergeht eigentlich selten ein Tag, an dem ich niemanden umbringe. Dennoch kann es halt vorkommen, dass ich morgens das Haus verlasse und mir gerade niemand über den Weg läuft.» KOLT-Reviewer Josh Guelmino (26) berichtet auf www.kolt.ch von seinen Erfahrungen als Laienschauspieler. Noch bis am 3. September 2016 ist er bei den Schlossspielen Falkenstein im Stück «Romeo und Julia» zu sehen. http://bit.ly/tybalt KOLT
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Mächtig, mächtiger, Stapi? Der Machtcheck. Text von Franziska Monnerat Illustrationen von Gaia Giacomelli
Bald beginnt in Olten der Wahlkampf um die fünf Sitze im Stadtrat. Im März 2017 dann entscheidet das Stimmvolk, wer sein Büro im Stadthaus räumen muss, wer weitere vier Jahre bleiben kann und wer neu einziehen darf. Das Stadtpräsidium zu erobern, ist nicht so schwierig – rein theoretisch. KOLT erklärt dir, wie es geht. Und damit du entscheiden kannst, ob sich der Einstieg in den Politzirkus lohnt, hat KOLT auch gleich ein paar Reglemente durchgeackert. Was darfst du als höchster Oltner? Wie weit reichen deine Befugnisse? Wie viel kannst du tatsächlich auf eigene Faust bewegen? Hast du die Macht? Hier kommen ein paar Antworten.
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Dein Weg nach oben: Wie wirst du überhaupt Stadtpräsident? 1. Kandidatur: Jede Person, die in Olten stimmberechtigt ist, kann für den Stadtrat kandidieren – so oft sie möchte, ob mit oder ohne Partei im Rücken. Der nächste Anmeldeschluss ist der 9. Januar 2017. Zehn weitere Stimmberechtigte mit politischem Wohnsitz in Olten, also mögliche Wähler oder Wählerinnen, müssen deinen Antrag handschriftlich unterschreiben. Nachdem die Einwohnerkontrolle alle Angaben geprüft und die Kandidaturen für gültig erklärt hat, veröffentlicht die Stadtkanzlei die Liste der Personen, die gegeneinander in den Wahlkampf ziehen.
2. Stadtratswahlen: Die Stadtratswahlen finden am 12. März 2017 statt. Fünf Sitze gilt es neu zu vergeben, die Amtszeit dauert vier Jahre und beginnt im August 2017. Ein Wahlcouvert im Briefkasten und somit eine Stimme an der Urne haben in Olten 11 401 Personen (Stand: 5. Juni 2016). Im Majorzverfahren gilt als gewählt, wer das absolute Mehr erreicht, also mindestens die Hälfte aller gültigen Stimmen plus eine zusätzliche Stimme erhält. Der Blick in die Statistik seit der Verkleinerung des Stadtrats von sieben auf fünf Sitze im Jahr 2005 zeigt, dass dafür im Schnitt 2373 Stimmen notwendig sind.
fügen über einen entsprechenden Kündigungsschutz. Eine Kündigung kann – so hält es das Personalreglement der Einwohnergemeinde der Stadt Olten fest – nur aus wesentlichen Gründen erfolgen, beispielweise wegen ungenügender Leistung oder fehlbarem Verhalten. Stellt man fest, dass jemand seine Aufgaben nicht erfüllt, so setzt man eine Bewährungsfrist. Ändert sich dann immer noch nichts, droht man der betroffenen Person mit der Kündigung. Diese ist schriftlich zu begründen. Der Mitarbeitende kann sich – falls er mit der Beurteilung nicht einverstanden ist – an den nächsthöheren Vorgesetzten wenden. So leitet er das in der Personalverordnung beschriebene Verfahren ein. Dieses dauert gemäss Auskunft vom Leiter des Rechts- und Personaldiensts, Patrik Stadler, mindestens ein Jahr, bis es abgeschlossen ist. Wird ein Direktionsvorsteher entlassen und reicht Beschwerde gegen diesen Beschluss ein, wendet
3. Wahl des Stadtpräsidiums: Wurdest du in den Stadtrat gewählt, kannst du das Stadtpräsidium anstreben und dich für die Wahl am 2. Juli 2017 aufstellen lassen. Wiederum sind eine fristgerechte Anmeldung bei der Stadtkanzlei sowie das absolute Mehr notwendig.
Fazit: Um in den Wahlkampf zu ziehen, musst du als Oltner Stimmbürger oder Stimmbürgerin deine Kandidatur lediglich rechtzeitig bei der Stadtkanzlei anmelden. Ins höchste Amt gewählt bist du, nachdem du in einem ersten Schritt bei den Stadtratswahlen, in einem zweiten bei der Wahl des Stadtpräsidiums mehr als die Hälfte aller Stimmen gewinnst. Wahlchancen + bereits vorher im Amt): (4/5) + neue Kandidatur, von Partei nominiert (2/5) + neue Kandidatur, wild oder parteilos (0/5)
er sich ebenfalls an die nächsthöhere Instanz, nur, dass diese in seinem Fall das Volkswirtschaftsdepartement ist und somit das kantonale Gemeindegesetz zum Zug kommt. Es sind also externe Behörden involviert, die beurteilen, ob die Kündigung gerechtfertigt ist oder nicht. Falls sie als gerechtfertigt erachtet und die Stelle neu besetzt wird, befindet die Anstellungsbehörde (also alle fünf Stadträte gemeinsam) darüber, wer den Posten erhält. Kann sich das Gremium weder im mündlichen Austausch noch mittels einer Abstimmung einigen, entscheidet das Los.
Die politische Führung der Direktion Stadtpräsidium liegt in deiner Hand. Darfst du wichtige Posten neu besetzen?
Fazit: Nein, du darfst Personal nicht beliebig auswechseln – egal auf welcher Stufe. Eine Kündigung kann nur aus schwerem Grund erfolgen und zieht mit grösster Wahrscheinlichkeit ein langwieriges Verfahren nach sich.
Alle Mitarbeitenden der städtischen Verwaltung sind nach öffentlichem Recht angestellt und ver-
Machtfaktor (0/5) KOLT
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Als Stadtpräsident arbeitest du als einziges Mitglied des Oltner Stadtrats Vollzeit. Damit dein Arbeitspensum ausgelastet ist, leitest und beaufsichtigst du neben dem Stadtpräsidium eine weitere Direktion (Stand: Mitte August 2016). Weil die Stabsabteilung Stadtentwicklung sowieso in den dir fest zugeteilten Verwaltungsbereich fällt, möchtest du zusätzlich die Baudirektion führen. Wie kommst du zu deiner Wunschdirektion? Der Stadtrat erarbeitet zurzeit eine Totalrevision seiner Geschäftsordnung. Nimmt das Gemeindeparlament die geplanten Änderungen an, ist ab der nächsten Legislatur jeder der fünf Stadträte nur noch für eine Direktion zuständig. Dem Stadtpräsidenten würde ein grösserer Aufgabenbereich zufallen, da die Abteilungen Ordnung und Sicherheit sowie Feuerwehr und Zivilschutz von der Direktion Öffentliche Sicherheit, die aufgelöst werden soll, in die Direktion Präsidium wechseln würden. Der aktuell amtierende Stadtrat mit Martin Wey (Präsidium/Bildung und Sport), Thomas Marbet (Bau), Benvenuto Savoldelli (Finanzen und Informatik), Iris Schelbert (Öffentliche Sicherheit) und Peter Schafer (Soziales) arbeitete nach seiner Wahl einen Vorschlag aus, wie er die Direktionen während der jetzigen Amtsperiode gerne verteilen würde. Diesen legte er in der letzten Sitzung der alten Legislatur, also im Juni 2013, dem Gemeindeparlament zur Genehmigung vor. Das Parlament lehnte auf Antrag der FDP-Fraktion ab, worauf sich der neu gewählte Stadtrat an drei Terminen beriet und der bürgerlichen Mehrheit, die mehr Mut und für Benvenuto Savoldelli die Direktion Finanzen und Informatik gefordert hatte, schlussendlich entgegen kam. Wenn mit dem Amtsantritt des gesamterneuerten Stadtrats im August 2017 die revidierte Gemeindeordnung in Kraft tritt, kann das Gemeindeparlament in Bezug auf die Verteilung der Direktionen keine Einsprache mehr erheben. Der Stadtrat entscheidet künftig alleine. In der Geschäftsordnung des Stadtrats von Olten steht, dass dessen fünf Mitglieder als Kollegialbehörde einen für das ganze Gremium verbindlichen Beschluss fällen müssen. Wie sich der Stadtrat in Bezug auf die Direktionszuteilung oder andere Geschäfte zu einigen hat, ist in keinem Reglement definiert. Fest steht einzig: Findet der Stadtrat keine einvernehmliche Lösung, die alle Interessen berücksichtigt, muss abgestimmt werden. Ein per Abstimmung erzielter Beschluss ist dann gültig, wenn er von der Mehrheit der anwesenden Mitglieder gefasst ist, Enthaltungen sind nicht erlaubt. Fehlt eine Person und es kommt zur Stimmengleichheit, gilt der Stichentscheid des Stadtpräsidenten.
Fazit: Deine Stimme hat aufgrund des Kollegialitätsprinzips gleich viel Gewicht wie die jedes anderen Mitglieds des Stadtrats. Einzig dann, wenn jemand abwesend ist, ihr somit zu viert abstimmt und zwei für den jeweiligen Beschluss, die beiden anderen aber dagegen sind, entscheidest du. Machtfaktor + mit aktueller Geschäftsordnung (4/5) des Stadtrats: + mit totalrevidierter Geschäftsordnung (0/5) des Stadtrats:
Die Stadtkasse ist leer, die finanzielle Situation ist schwierig. Darfst du die Saläre der Direktionsvorsteher kürzen? Alle städtischen Mitarbeitenden sind in ein komplexes Lohnsystem eingeordnet. Wer wie viel Lohn erhält, berechnet sich aus einer festen und einer flexiblen Komponente. Gemäss des Personalreglements der Einwohnergemeinde Olten ist der sogenannte Funktionslohn abhängig von den «intellektuellen, psychosozialen, physischen und Führungsanforderungen und -belastungen». Der individuelle Lohn hingegen ist abhängig vom Alter, der Anzahl Dienstjahre und der Qualität der geleisteten Arbeit. Es ist der Stadtrat, der bestimmt, in welche der 34 Lohnklassen jede einzelne Stelle fällt. Die jährliche Mitarbeiterbeurteilung durch den direkten Vorgesetzten bildet wiederum die Grundlage für die Lohnentwicklung. Auf diese Weise ist definiert, dass zum Beispiel in der Baudirektion ein nebenamtlicher Hauswart jährlich mindestens 49 433 und maximal 69 206 Franken und die Leitung dieser Direktion mindestens 126 683 und maximal 177 356 Franken verdient. Änderungen des Personalreglements verabschiedet das Parlament. Möchte der Stadtpräsident die Saläre des Kaders kürzen, bringt er den Vorschlag zunächst in einer der jeden Montag abgehaltenen Stadtratssitzung im Stadthaus zur Sprache. Befürworten mindestens zwei weitere Regierungsmitglieder den Antrag, wird der Vorschlag im Gemeinderatssaal diskutiert und zur Abstimmung freigegeben. Sind alle fünf Stadträte anwesend, aber keiner oder nur einer
der anderen Stadträte unterstützt den Vorschlag, gelangt dieser gar nicht erst auf die Traktandenliste des Parlaments.
verwaltung ohne leitende Funktion fällt – ist die neue Stelle in jedem Fall vom Parlament vorab gut zu heissen.
Nach unten korrigieren kann der Stadtrat ohne Zustimmung des Parlaments lediglich Löhne von Stellen, deren Anforderungen sich wesentlich verändern oder von welchen anzunehmen ist, dass sie dies auf lange Sicht tun werden. In einem solchen Fall wird die Funktion des Stelleninhabers resp. der Stelleninhaberin zurückgestuft, weswegen er resp. sie in eine tiefere Lohnklasse fällt. Diese «Einreihungskompetenz», wie sie im Personalreglement genannt wird, liegt in der Hand des Gesamtstadtrats. Im Alleingang kann der Stadtpräsident nur die Lohnentwicklung der ihm unterstellten Direktionsvorsteher beeinflussen, indem er ihre Leistungen als «gut» bewertet – er kann die Saläre also nur positiv, nicht aber negativ beeinflussen.
Fazit: Nein, im Alleingang kannst du keine neue Stelle schaffen. Als Kollegialbehörde ist der Stadtrat jedoch dazu befugt, solange sich die Kosten innerhalb des vom Parlament stattgegebenen Budgets bewegen. Tun sie das nicht oder handelt es sich um wiederkehrende Ausgaben von mehr als 60 000 Franken – was bei einer leitenden Position mit unbefristeter Anstellung der Fall ist – muss die neue Funktion ebenfalls vom Gemeindeparlament bewilligt werden.
Fazit: Nein, du darfst die Löhne der städtischen Angestellten nicht kürzen. Ändert sich nichts an der Funktion und somit dem Anforderungsprofil einer Stelle, was eine niedrigere Klasse im Lohnsystem rechtfertigen würde, muss das Personalreglement angepasst werden. Damit dies passiert, musst du für dein Anliegen zuerst eine Mehrheit im Stadtrat, danach im Parlament gewinnen.
Und unterm Strich? Das Gesamtfazit:
Machtfaktor (1/5)
Die Direktion Präsidium umfasst die Stadtentwicklung, das Kulturwesen und die zentralen Dienste. Du möchtest innerhalb der bestehenden Organisationsstruktur eine neue Stelle mit neuer Funktion schaffen. Dir schwebt eine Leitung Kultur mit integriertem Sekretariat vor. Darfst du eigenmächtig eine neue Stelle mit klarer Positionierung schaffen? Jede neue Stelle innerhalb der Verwaltung muss vom Stadtrat bewilligt werden, so legt es das Personalreglement der Einwohnergemeinde Olten in den allgemeinen Bestimmungen fest. Wo genau innerhalb der Hierarchie diese angesiedelt wird, ist egal. Es spielt auch keine Rolle, wie gross das Arbeitspensum ausfällt. Grundsätzlich gilt: Was nicht im Stellenplan steht, muss im Stadtrat diskutiert werden. Spricht sich eine Mehrheit des Fünfergremiums für die Schaffung der neuen Stelle aus, stellt sich die Frage, ob im Budget genügend Geld vorhanden ist. Überschreitet der Lohn die vom Parlament bewilligten Kredite, muss der Voranschlag des nächsten Jahres abgewartet und beim Parlament ein entsprechender Posten beantragt werden. Bei jährlich wiederkehrenden Kosten von mehr als 60 000 Franken – also ab Lohnklasse 10, in welche beispielsweise der Sekretär Steuer-
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Machtfaktor (3/5)
Das Kollegialitätsprinzip und die Regierungsform der halbdirekten Demokratie schränken deine Macht als Oltner Stadtpräsident oder Stadtpräsidentin massgeblich ein. Wie auf nationaler und kantonaler Ebene ist auch die städtische Politik in unabhängige Bereiche aufgeteilt, also nach dem Prinzip der Gewaltentrennung aufgebaut. Grundlegende Veränderungen kannst du als Stadtpräsident nicht alleine beschliessen. Willst du deinen Handlungsspielraum über das Tagesgeschäft deiner Direktionen hinaus vergrössern und das geltende Recht ändern, musst du dich an die entsprechenden Verfahren halten, andere von deinen Ideen überzeugen und eine Mehrheit an Stimmen gewinnen: zuerst im Stadtrat, dann im Parlament und gegebenenfalls beim Oltner Stimmvolk. Jeder Beschluss, der im Gemeinderatssaal gefällt wird, untersteht nämlich dem fakultativen, einige sogar dem obligatorischen, Referendum – das letzte Wort haben also die Bürgerinnen und Bürger an der Urne.
Gesamtergebnis Machtfaktor Stadtpräsident (2/5)
LOKALKOLORIT
Tagtraum im Dunst
In der Rubrik «Lokalkolorit» stellt KOLT nationale und internationale Printund Online-Magazine vor, die etwas gemein haben: Sie alle sind verbunden mit ihrer Stadt oder ihrer Region, so wie KOLT verbunden ist mit Olten.
Text von Mathias Howald Illustration von Thomas Howald Übersetzung von Christina Rasmussen
I
ch komme mit der M2 in Ouchy an. Ich erinnere mich an die alte Station der Métro, jener Drahtseilbahn, die einem tausendfach vergrösserten Kinderspielzeug ähnelt. Ich sehe noch vor mir, wie wir uns um die Scheibe einer Spieluhr drängten, in der man für zwanzig Centimes Balletttänzerinnen und ein Karussel drehen lassen konnte. Jenes metallische Klimpern wird jedoch bald übertönt vom Knacken
der Schwellen und vom Quietschen des Motorwagens der Ficelle, welche hinter mir wieder losfährt. Ich gehe zu Fuss Richtung See. In meinem Kielwasser hinterlasse ich ein im Dekor eines Restaurants gestrandetes Piratenschiff, eine Burg aus einem Vergnügungspark und eine stehengebliebene Blumenuhr. Am Ende der Allée des Bacounis verweile ich nicht beim
Brunnen der Académie dOuchy mit den bronzenen Köpfen dreier durstiger Esel. Ich liebte es, einen der beiden Brunnenhähne zuzuhalten, um den Strahl des anderen zu verstärken und so meinen Bruder nass zu spritzen. Ein Schauer überrascht mich. Ich finde Zuflucht im Wartesaal der CGN, zurzeit besetzt von Deutschschweizer Wanderern, italienischen Touristen und einer russischen Familie.
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September 2016 16 T 062 205 75 75 Ziegelfeldstrasse 60 KOLT 4601 Olten
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Das Schiff entfernt sich. Der Horizont erdrückt die Stadt. Sie entfaltet sich wie ein Panorama aus Papier, das von unsichtbaren Händen von der Mitte her ausgerollt und dann geglättet wird. Der Mittelpunkt ist eine Flocke aus Metall am Ende des Landungssteges, gepeitscht von der roten Heckflagge mit dem schmutzig-weissen Kreuz. Lausanne zieht sich zurück. Ich kenne alles, doch ich erkenne nichts: Die Gewohnheit lässt den Beton in der Molasse verschwinden, das Grün der Hügel und der Parks ist wie auf Pappe gemalt. An Backboard erzeugen die Wolken die Illusion, der See sei wie das offene Meer. Lausanne wird zu Neapel, der Mont Pèlerin zum erloschenen Vulkan. Ich blicke in die schwarzen Fluten in der Hoffnung, zu erhaschen, wie ein Belugawal sie durchschneidet, als wäre ich an Bord einer Fähre auf dem SaintLaurent. An Steuerbord erkenne ich im Dunst die grünen und roten Lichter des Ruderklubs. Ich sehe mich auf einem Skiff, die Ruder am Anschlag der Klampe, die Daumen angewickelt, meine Beine drücken, mein Rücken öffnet sich, meine Arme ziehen. Dort wie hier habe ich das Ziel im Rücken, und ich weiss nicht, wann wir am anderen Ufer ankommen.
In «Villa Triste» erwähnt Modiano eine kleine Stadt (vielleicht Evian?) am Ufer eines Sees, den einstigen Glanz ihrer vergangenen Feste. Und gegenüber «dieses flüchtige Land namens Schweiz». Meine Erinnerung an dieses Buch ist ebenfalls flüchtig, denn der Roman entzieht sich mir, die Charaktere leben nicht und der Text verweht. Etwas entgeht mir, wie in «Der grosse Meaulnes», den ich so geliebt hatte und heutzutage nicht mehr lesen kann, denn ich weiss, dass ich darin niemals wieder die Welt finde, die sich mir als Jugendlicher im Kopf erschuf. Ich schlendere durch Evian im Regen, ohne Bilder oder Bezugspunkte, ich erkenne meine eigenen Erinnerungen an diese winzige Stadt nicht mehr. Savoyer Spezialitäten sind Schweizer Spezialitäten gewichen, doch nur die Beschriftungen wurden ausgewechselt. Die Euros in meiner Hand sehen aus wie Spielgeld. Von der Treppe des Palais Lumière aus erscheint mir Miniatur-Lausanne riesig. Die Lichter des Ruderklubs blinken bloss noch in meinem Kopf. Il est 16h15, le Général-Guisan m’appelle. Il est temps de rentrer chez moi.
Name: La Ficelle Stadt: Lausanne Beschrieb: La Ficelle lädt seine Leserschaft ein, Lausanne aus einem neuen Blickwinkel zu entdecken, durch Begegnungen, Geschichten und Erinnerungen. Erscheint: 5 x pro Jahr Auflage: 1000 Ex. Gründung: 2016 Redaktion: Cynthia Garcia & Stéphanie Tschopp
Dieser Text erschien unter dem Titel «Dérive en eau douce» in der 2. Ausgabe (Juli 2016) im «La Ficelle».
Homepage: www.laficelle.ch
www.bernheim.ch
Das Horn der «Général Guisan» um 12h15 lädt diese kleine Schar zum Einsteigen ein. Ich folge ihnen. Meine Mitreisenden lassen sich in der Kabine nieder; ich bevorzuge einen Platz auf dem gedeckten Achterdeck, an der frischen Luft.
ModeHerbst 2016 Die Highlights der neuen Saison
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Paul Meier und der Berg Dass ein wertvolles Bild von Ferdinand Hodler im Besitz der Stadt Olten ist, verdankt diese dem Ex-Kurator Paul Meier. Nun widmet das Kunstmuseum Olten dem Lehrer und leidenschaftlichen Kunstliebhaber posthum eine Ausstellung. Text von Nathalie Bursać Bilder zVg Ferdinand Hodler, «Der Mönch», 1914
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on seiner Wohnung in der Hübelistrasse 7 waren es nur 140 Meter bis zu «ihm». Und so einer wie Paul Meier nahm diese 140 Meter vielleicht sogar mehr als einmal unter die Füsse, um «ihn» in Ruhe zu betrachten, stolz darauf, so einen wie «ihn» nach Olten geholt zu haben. «Ihn», den «Mönch», der jetzt dort hing, im Parterre des Hauses an der Kirchgasse 8. Man kann sich gut vorstellen, wie Paul Meier dort gesessen haben muss, abends, wenn andere schon lange daheim waren und vor dem Fernseher die Tagesschau in schwarz-weiss schauten. Wie er dann das Abbild dieses kolossalen Berges, gebannt auf ein Stück Leinwand, 63 Zentimeter hoch und 86 Zentimeter breit, eindringlich betrachtete. Denn Meier hatte gelernt, dass es nur nur einen Weg gab, wertvolle Kunstwerke zu erkennen: «Luege, luege ond no einisch luege.» «Der Mönch» galt schon damals, im Jahr 1967, als das bedeutendste Werk aus einer Reihe von sechs Gemälden mit dem Mönch als Motiv, die Ferdinand Hodler zwischen 1911 und 1914 an-
gefertigt hatte. Und dank Paul Meier war dieses Bild nun im Besitz der Stadt Olten. «Wuchtig und mit elementarer Kraft erhebt sich das umgletscherte Bergmassiv; vom Jungfraujoch her zieht sich diagonal durch die Bildhälfte der Guggigletscher, links aussen dagegen erkennt man die Eismassen des Eigergletschers», so beschrieb das Oltner Tagblatt in seiner Ausgabe vom 4. Juli 1967 die aufsehenerregende Neuerwerbung des kleinen Oltner Kunstmuseums. Ab sofort bilde das Werk in der städtischen Sammlung den gewichtigen Ausgangspunkt zur Schweizer Malerei des 20. Jahrhunderts, hiess es an gleicher Stelle. «Einen solchen Ankauf tätigt man nur einmal im
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Leben, wenn man für ein so kleines Haus wie das unsere arbeitet», sagt Katja Herlach. Die stellvertretende Direktorin des Kunstmuseums und als solche indirekte Nachfolgerin von Paul Meier sitzt im Atelierraum, der sich im obersten Stockwerk des Kunstmuseums befindet. Vor ihr auf dem Tisch ausgebreitet liegen dutzende Dokumente, ein paar Ordner, Karteikarten und ein grosses rotes Buch. Darauf steht in Paul Meiers feiner Handschrift geschrieben: «Kunst- und Martin Disteli-Museum ZUWACHSVERZEICHNIS 1961-» Noch im gleichen Monat, in dem er seine neue Stelle antrat, begann Meier damit, jeden Werk-
Auch die Surrealisten hat Meier in die Sammlung geholt, hier «Inferno» von Max Moos, ein Ankauf aus dem Jahr 1974.
Die «Bretonin» (1892) von Cuno Amiet gehört mit zu den wichtigsten Ankäufen, die Meier getätigt hat.
Paul Meier mit Enkeln vor einem Porträt, das der Oltner Künstler Jörg Binz gemalt hat.
«Luege, luege ond no einisch luege.» KOLT
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1965: Mit dem Solothurner Künstler Hans Berger verband ihn eine jahrelange Freundschaft.
Die beiden Künstler Max Matter (l.) und Roman Candio (r.) mit Paul Meier (Mitte), 2006
«Mit Leidenschaft für die Kunst» Hommage an Konservator Paul Meier 11. September bis 6. November 2016 Vernissage: Samstag, 10. September,18.30 Uhr Kunstmuseum Olten
Ein Abend für Paul Meier Mit Roman Candio (Künstler), Peter Killer (ehem. Leiter Kunstmuseum Olten) und Marie Therese Bätschman (Stiftung Kunst des 19. Jhs.). 23. September, 18.45 Uhr eingang, egal ob Schenkung, Ankauf oder Leihgabe, in diesem roten Buch zu vermerken. Der erste Eintrag stammt vom 16. Mai 1961. «La shawl de laine» aus dem Jahr 1960, von Marguerite FreySurbek, Öl auf Leinwand, gekauft vom Kunstverein Olten, Preis 1800 Franken. Das Gemälde kostete so viel, wie Meier pro Jahr für seine Arbeit als Konservator verdiente. Nur wenige Jahre später sollte Meier das Zigfache dieses Betrags für Hodlers «Mönch» ausgeben. «Er wusste immer sehr genau, was er wollte und arbeitete lange darauf hin. Der Mönch ist ein gutes Beispiel dafür», sagt Katja Herlach, die sich für die kommende Ausstellung intensiv mit der Arbeit des Ex-Konservators auseinandergesetzt hat. «Meier wusste, dass es für diese Sammlung einen guten Hodler brauchte. Denn Ferdinand Hodler war für viele wichtige Künstler, die nach 1900 in der Schweiz gearbeitet hatten, ein Art Vaterfigur, ein Fixpunkt.» Ein guter Hodler war jedoch schwierig zu finden, zu bezahlen noch schwieriger. Lange suchte Meier, bis er in der renommierten Galerie Meissner in Zürich den «Mönch» fand. Selbst aus heutiger Sicht erscheint es wie ein Wunder, dass Meier den Oltner Gemeinderat im Juni 1967 dafür begeistern konnte, Hodlers Gemälde für 76 000 Franken zu
erwerben – und das bei einem jährlichen Museumsbudget von 35 463 Franken. «Drei Jahre lang musste Paul Meier den Kauf des Hodler-Gemäldes über den regulären Ankaufskredit abstottern und konnte so gut wie keine neuen Anschaffungen mehr machen», erzählt Herlach. Während seiner 22 Jahre als Konservator erweiterte Meier den Bestand des Kunstmuseums um rund 580 Kunstwerke. Doch nicht nur vergrösserte er die Sammlung mit Mut und Geschick um wichtige Schweizer Kunstwerke und –strömungen. Auch veranlasste er wichtige Veränderungen am Gebäude selbst: So liess er beispielsweise im Keller ein damals topmodernes Depot einbauen, oder er veranlasste den Annex für die Werkstatt sowie die Erneuerung der Hausfassade: Die alten Fenster riss man 1977 raus und ersetzte sie durch die heute immer noch bestehenden grossen Glasflächen, die grosszügig Licht ins Parterre des Museums bringen. «Paul Meier war ein sehr ruhiger Mensch, scharfsinnig, mit einer unglaublichen Leidenschaft für die Kunst», beschreibt Herlach ihren Vorgänger.
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Auch lange nach seinem Rücktritt als Konservator 1983 war er ein regelmässiger Besucher an der Kirchgasse 8. Er sei ein begeisterter Erzähler gewesen, bescheiden und gleichzeitig bestimmt. Als Meier anfangs dieses Jahres im Alter von 92 Jahren verstarb, sei das Echo in der Öffentlichkeit nicht besonders gross gewesen, bedauert Herlach. «Die Ausstellung ist eine Hommage an einen Menschen, der unser Kunstmuseum vorwärts gebracht und der Gegenwart geöffnet hat.» Ein Konservator müsse dafür sorgen, dass ein Museum lebe, davon war Meier überzeugt. Damit ein Museum lebt, müsse man als Konservator vermitteln. Und das tat Meier, der hauptberuflich immer Lehrer blieb, indem er oft Schulklassen ins Museum führte, und ihnen eine einfache Aufgabe stellte: «Luege, luege ond no einisch luege.»
KOLT bewegt
Mobile Stammtische im urbanen Raum Text und Fotos von Yves Stuber
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it der koltigen Crowdfunding-Aktion «Enzo-Möbel für Olten» haben wir ein wenig mehr Geld als benötigt gesammelt. Mit einem Teil davon haben wir fünf «Stammtische» des Kölner Design-Studios «Niruk» gekauft, um diese der Stadt, respektive der Oltner Bevölkerung, zu schenken. Die Stammtische sind einfach zu montieren und demontieren. Sie können an Säulen, Stützen, Baumstämmen oder ähnlichen Trägern befestigt werden. KOLT hat sie an diversen Standorten in der Stadt verteilt und lässt offen, ob sie an anderen Standorten montiert, geklaut oder einfach nur: benutzt werden. Die kleinen Stehtische laden ein zur Geselligkeit und zu spontanen Gesprächen in der Stadt. Sie sind dein individueller, mobiler Stammplatz. Der Stammtisch soll beispielhaft zeigen, dass unser urbaner Lebensraum mit Mini-Aktionen lebenswerter und abwechslungsreicher gestaltet und aufgebessert werden kann.
Weitere Tische kannst Du auf www.nirukshop.de für 69 Euro bestellen – dieser Hinweis soll als Aufforderung gelten!
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SERIE
FILM
Traurige Trompeten auf Lampedusa «Fuocoammare» zeigt das Leben auf der kleinen italienischen Insel zwischen Europa und Afrika, zwischen Alltag und Katastrophe. Ein Meisterwerk.
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urück in die 80er. Ins Jahr 1983, um genau zu sein, in eine fiktive US-Kleinstadt. Die Geschichte kommt einem bekannt vor: Der 12-jährige Will Byers verschwindet spurlos im Dunkel eines Waldes. Dass hier etwas nicht stimmt, ist dem Zuschauer bereits klar, als der Vorspann mit seiner wummernden Synthie-Musik einsetzt. Die Mutter (Wynona Ryder, ebenfalls zurück aus den 80ern) sowie Wills drei beste Freunde versuchen ein jeder auf seine Art, das Verschwinden des Jungen aufzuklären. «Stranger Things» ist ein genreübergreifendes Buffet mit Versatzstücken und Zitaten all dessen, was die cineastische Welt der 80er ausgemacht hat. Nicht lieblos aneinandergereiht, sondern in einer Art grosser Hommage. Die beiden Köpfe hinter der Serie, die Gebrüder Duffer, verbeugen sich im Grunde mit jeder Einstellung vor «The Goonies», «E.T.», «Stand by Me» oder »Poltergeist». Das lässt einem manchmal wohlig warm ums Herz werden, lässt einen mitfiebern, lachen und fast schon traurig sein, wenn nach acht Folgen der Spuk (vorerst) vorbei ist. (bs)
Stranger Things
2016, 1 Staffel, 8 Episoden, Sci-Fi/Horror/Mystery, Netflix
DIE
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von Pierre Hagmann
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as hier folgt, ist eine dringliche Empfehlung: Liebe Leserin, lieber Leser, schauen Sie sich «Fuocoammare» an! Der Dokumentarfilm von Gianfranco Rosi ist ein brillanter Beitrag zur Flüchtlingskrise, weit weg von medialer Hysterie und politischem Kindergarten. Nicht, dass der Film Lösungen anböte; er selbst verzichtet auf jeglichen Kommentar. Aber diese Bilder. Diese Langsamkeit und Menschlichkeit, dieser lebenbejahende Titelsong. Dieses Elend. Dieses Lampedusa! Lampedusa, die italienische Mittelmeerinsel zwischen Tunesien und Sizilien mit ihren 4500 Einwohnern auf 20 Quadratkilometern, erlebt seit vielen Jahren, was Europa nun in voller Wucht abkriegt: nicht abreissende Flüchtlingsströme. Ein Jahr lang hat Rosi in Lampedusa zugeschaut. Entstanden ist ein formvollendetes Porträt dieses Eilands, das hin und herschwankt zwischen Alltag und Katastrophe. Schön und traurig, wie die Welt selbst. 60 Jahre ist es her, seit an der Berlinale zum letzten Mal ein Dokumentarfilm mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. 2016 hatte die Jury unter der Leitung von Meryl Streep keine andere Wahl: Rosi gewann mit seinem Film den Goldenen Bären.
ALBEN MEINES LEBENS
Prince Sign «O» the Times Prince schmeisst die Konventionen über Bord: die Chöre werden zum Klavier, das Klavier zum Bass und der Bass zum Drum. Ein fantastisch mutiges Album!
Samuele, der Sohn einer Fischerfamilie, spielt gerne mit Steinschleudern. Er hat Probleme mit dem linken Auge. Zuhause essen sie die Spaghetti ohne Löffel, er schlürft laut. Er hat viele Fragen ans Leben. Die Menschen, die hierhin flüchten, tauchen an seinem Horizont nicht auf. Die Leute auf Lampedusa, so nah das Elend auch ist, leben halt ihr Leben. Diejenigen, denen es auf der Überfahrt am schlimmsten ergeht, sieht man nicht. In Flüchtlingsbooten gibt es 1. und 2. Klasse. Und 3. Klasse, unter Deck. Die Hitze ist gross, die Luft miserabel. «Die See ist keine Strasse», sagt ein Nigerianer. Er hat überlebt, andere erreichen die Küste in Leichensäcken. Samueles Grossmutter wünscht sich am Radio «Fuocoammare» von Giuseppe Fragapane, ein Foxtrott-Song wie eine süditalienische Sommernacht der 30er-Jahre. Aber wer genau hinhört, erkennt die Traurigkeit der Trompete. Fuocoammare bedeutet Seefeuer. Aber auch Leuchtturm.
Fuocoammare
(2016/Italien, Frankreich) Filmstart Deutschschweiz: 1. September 5. und 6. September im Lichtspiele Olten
von Fiji
Moloko Do You Like My Tight Sweater Abgedreht und unbekümmert – alles ist möglich! In der düsteren Zeit des Trip-Hops eine willkommene Erfrischung! Ganz nach dem Motto des ersten Songs: «Fun for me».
Goldfrapp Black Cherry Eine moderne Mischung aus Donna Summer, T.Rex und Gary Glitter. Lasst die Synthies furzen, lasst uns tanzen auf rauen Flächen und scharfen Kanten! It’s so sexy!
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Tame Impala Currents Moderner Psychedelic-Rock mit Disco-Touch. Tame Impala entführt euch auf einen Roadtrip entlang der sonnigen und endlosen Küsten Australiens. Schliesst die Augen, es geht los!
Portishead Dummy Ein Soundtrack wie aus einer anderen Welt. Samples aus der Musikgeschichte und aus Science-Fiction-Serien; verzerrte Stimmen aus Radio- und Fernsehgeräten treffen auf die Moderne. Eine unglaublich schöne, unheimliche Atmosphäre.
Un s er e K und e n s i n d uns e r e S t a r s
MUSIK
Countrystyle Die Band Monotales kehrt zurück zu ihren Anfängen.
von Marc Gerber
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in wenig Americana, ein wenig Country und dazu noch ein wenig Folk. Das neue Album «Weekend Love» der Band Monotales gibt dir das Gefühl, durch den Süden der USA zu cruisen, jedoch mit dem Vorteil, dass ihr Album definitiv günstiger ist als ein Flugticket dorthin – doch: Fliegt ihr First Class oder doch nur Economy?
zurückführt. Die Monotales sind keine Unbekannten; ob am kleinen Hoch-Ybrig Musikfestival oder am mehr als populären Openair St. Gallen – sie waren schon überall. Sänger der Band ist Mauro Guarise, unterstützt wird er von Kuno Studer und Urs Müller an den Gitarren, am Bass steht Andi Schnellmann und Arno Troxler übernimmt die Drums.
Stellt euch vor, ihr fährt mit einem grossen Chevy durch die Smokey Mountains in Richtung Tennessee, und euer Ziel heisst Nashville. Den Roadtrip-Soundtrack für diese Reise liefern die Monotales. Der ruhige AmericanaFolk-Mix passt perfekt zu der hügeligen Landschaft der Smokeys, und so unterschiedlich die Landschaften von North Carolina und Tennessee sind, so verschieden sind auch die Songs auf «Weekend Love».
Auf «Weekend Love» gibts 13 Songs, die versuchen, auch aus dem grössten Goa-Fan einen Cowboy zu machen. Songs wie «Finley Street» oder auch «Banned by the Blues» sind klassische Country-Songs, wogegen «K's Waltz» eine herrliche Folk-Ballade ist. Mann merkt, dass die Jungs schon ein paar Mal in den USA waren, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich bei den unzähligen Bands, die in Nashville und Umgebung spielen, viel Inspiration abgeholt haben. Die Monotales präsentieren mit «Weekend Love» nicht den neusten IndieHipster-Shit, sondern ein solides Album, das nicht innovativ ist, doch herrlich zu jedem Roadtrip passt. Und vielleicht fühlt ihr euch bei eurem nächsten Ausflug ins Berner Oberland schon fast wie in Nashville.
Doch bevor ich euch etwas über das neue Album erzähle, hier zuerst ein paar Grundinformationen. Das Debüt der Monotales Debüt «Call Me A Stealer, Call Me A Thief» aus dem Jahr 2010 war geprägt von vielen Country- und Americana-Einflüssen. 2012 folgte ihr poppig angehauchtes Album «Hidden Thrills», 2016 die neue Scheibe «Weekend Love», die definitiv wieder stärker zu den Wurzeln der Monotales
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Monotales (CH – Luzern) «Weekend Love» Release: 2. September
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g i s s a l Erstk Herr Ackermann, Ihr Stil Brille von Dita
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....................... KOLT liest ....................... VOM ENDE DER EINSAMKEIT
BUCH
von Daniel Kissling
Kaffee trinken und andere Abenteuer Just Kids und M Train von Patti Smith
von Benedict Wells
Prägnant und einfühlsam zeichnet Wells das Bild einer Liebe. Es ist keine stereotypische Romeo-und-JuliaLiebe: alles ist lebendiger, vielschichtiger und komplexer, eingebettet in eine Familiengeschichte über drei Geschwister, die den Unfalltod ihrer Eltern auf unterschiedliche Art und Weise bewältigen. Ein Roman, der berührt, und erzählerische Sorgfalt, die einen fesselt. Marie-Christine Friedli, KOLT-Reviewerin
DIE KALTE SCHULTER von Markus Werner
Man will sich in der lauten Grossstadt eine ruhige Ecke suchen und braucht eine überschaubare Lektüre, am besten etwas, das schon seit Jahren ungelesen im Bücherregal steht: In meinem Fall war das «Die kalte Schulter». Welch Glücksgriff. Und welche Schande, das Buch erst jetzt zur Hand genommen zu haben. So witzig, leicht und gleichzeitig traurig ist diese Geschichte, dass die Erkenntnis, Werner erst jetzt, da er verstorben ist, entdeckt zu haben, schmerzt. Nathalie Bursać, KOLT-Chefredaktorin
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atti Smith ist eine Ikone des Rock 'n' Roll. Doch eigentlich ist Smith vor allem eines, was jeder weiss, der schon einmal an einem ihrer Konzert war: eine wortgewaltige, eindringliche Poetin (mit Band). Als sie in den 70er-Jahren nach New York kam, schrieb sie vor allem Gedichte. Diese trug sie dann vor, unterstützt von einem Gitarristen, und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Eine Geschichte, die sich in «Just Kids» nachlesen lässt. In diesem autobiographischen Buch zeichnet Patti Smith nicht nur ihre Anfänge und ihre innige Beziehung zum Kult-Fotografen Robert Mapplethorpe nach, sondern liefert gleich noch ein grossartiges Gemälde der Kunst- und Musikszene des Greenwich Village zum Beginn der 70ies in New York mit. Mit «M Train» ist vor einigen Wochen quasi die Fortsetzung dieser Geschichte erschienen. Quasi, weil Patti Smith in ihrem neuesten Buch nicht einfach weitererzählt. «M Train» ist deutlich assoziativer, nachdenklicher und poetischer als «Just Kids». Dies macht schon der Einstieg deutlich: Anstatt Jahreszahlen zu nennen und zu verorten, nimmt Smith uns mit in einen ihrer Träume. Er handelt vom Schreiben, von Selbstbestimmung, und er legt damit das Motto fest für einen rauschenden Reigen aus Anekdoten, Erinnerungen und Reflexionen. Was die Geschichte zusammenhält, sind nicht etwa Schauplätze wie Bühne oder Tourbus, son-
dern die angestammten Orte des Schreibens: die Cafés. Ob in New York oder Paris, ob in Marokko oder irgendwo hinter dem eisernen Vorhang: Immer und überall scheint Smith ein Lokal zu finden, durch dessen Fenster sie die Welt und damit immer auch sich selbst betrachten kann. «Die Einzigen, denen man gestatten sollte, ihre Memoiren zu schreiben, sind die blutdürstigen Abenteurer, die Pornoschauspielerinnen, die großen Detektive, die Drogenhändler und die Bettler», soll der grosse chilenische Schriftsteller Roberto Bolaño (den ich an dieser Stelle schon mindestens einmal ebenfalls empfohlen habe und dies immer wieder tun werde) einmal gesagt haben. Patti Smith, selber eine glühende Verehrerin von Bolaños Werk, war und ist weder Drogenhändlerin noch Bettlerin. «M Train» aber ist ein grosses und eindringlich geschriebenes Leseabenteuer.
Patti Smith
M Train
Kiepenheuer & Witsch, 2016. 320 S. ISBN: 978-3-462-04863-6
Just Kids
Fischer Taschenbuch, 2014. 353 S. ISBN: 978-3-596-18885-7
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liegt in unserer nAtur. KOLT
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WO SPIELT DIE MUSIK?
MOST WANTED
Stadtbibliothek
AM TRESEN
Aquaserge ist die südfranzösische In Olten hängt man wieder auf der Kirchentreppe, wer hätte das gedacht! Grund dafür ist eine kleine Bar, die zwar den seltsamsten Namen aller Zeiten trägt, zugleich aber die Messlatte für zukünftige, neue Bars unter freiem Himmel in Olten verdammt hoch ansetzt. Nirgendwo
sonst sitzt man unter dem sattgrünen Blätterdach von Kastanienbäumen und hat diese perfekte Aussicht auf die Kirchgasse, McDonalds und PokémonGo-Fans. Je
nach Luftfeuchtigkeit gibt es im «Stadtgspröch» mal mehr oder mal weniger «crunchy» Popcorn aus der Selbstbedienungs-Popcornmaschine, das lästige Bitten um Salznüssli fällt also weg. Die Getränkekarte ist sorgfältig kuratiert und bringt endlich das Vivi Kola nach Olten, den süffigen Rotwein oder das Degen-Bier holt man sich an der Bar. Und ja, Folgendes darf man nicht unterschlagen: Manchmal wird es eng im «Stadtgspröch», manchmal auch etwas laut, denn dass die Kirchentreppe im Sommer der Place-to-be ist, darüber sind sich wohl alle im Städtchen einig. Aber das «Stadtgspröch» wäre nicht das «Stadtgspröch», wenn hier nicht das Motto gelten würde: Alle sind willkommen!
Stadtgspröch
Bei der Stadtkirche
Antwort auf den aufkommenden 70er-Jahre-Retro-Pop/Rock und unter Musikern und Kennern ein Geheimtipp; der Bandname schon fast ein Kosename. Ihre musikalische Fusion ergibt experimentellen Pop, inspiriert durch Krautrock, psychedelischen Pop und Free Jazz. Daneben pflegen Aquaserge einen regen Austausch mit dem japanischen Psychedelic-Rock-Kollektiv Acid Mother Temple. Diese exotische Mischung unterstreichen Aquaserge durch französischen Gesang und beflügeln so nostalgische Gefühle, die an Gainsbourg, Coltrane und französisches Cinema erinnern. Die drei Gründungsmitglieder Julien Barbagallo, Julien Gasc und Benjamin Glibert kennt man als Mitglieder von Tame Impala, Stereolab und Melody’s Echo Chamber, die alle zu den einflussreichen Rock/Pop Bands der letzten Jahre gehören. In ihrer freien Zeit sind die drei Musiker zusammenkommen, um an ihrem neuen Album «Guerre EP» zu arbeiten. Es wird voraussichtlich am 16. September erscheinen. (ud)
www.aquaserge.bandcamp.com
NEU: jeden Freitag und Samstag
Premiere: FR 16. / SA 17. SEPT. 23:00 KOLT The Purge - Election Year
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Kommissar Dupin scheint in Olten eine grosse Fangemeinde zu haben: Eben erst (Ende Juni) erschien sein neuster und fünfter Fall unter dem Titel
«Bretonische Flut»,
und schon reissen sich in der Stadtbiblio alle darum.
Jean-Luc Bannalec
scheint das Krimi-Schreiben zu beherrschen – nicht ohne Grund wurden seine Dupin-Romane, die in der Bretagne spielen, schon in mehrere Sprachen übersetzt. Übrigens, Fun-Fact: Bereits letztes Jahr um die gleiche Zeit war einer von Bannalecs Romanen in der Stadtbiblio am gefragtesten – Dupin scheint also die perfekte Begleitung für an den Strand zu sein.
Jugendbibliothek Auch Globi geht unter die Detektive. Als in Zürich eine Bank ausgeraubt wird, schliesst er sich der Polizei an und hilft mit bei der Suche nach den gestohlenen Goldbarren. Scheint spannend zu sein, denn
«Globi und der Goldraub» mit Versen von Jürg Lendenmann steht bei den Kids in der Jugendbibliothek hoch im Kurs. (nb)
Erwachsen werden mit Anzug und Kuchenplatte –
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– Ein Abend am Oltner Maturandenball Text von Daniel Kissling Fotos von Ellen Mathys
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lashback: Juli 2006. In einem Leinensakko stehe ich, zarte siebzehn Jahre alt, unter grauem Himmel vor dem Oltner Stadttheater. Ich warte auf meine Begleitung. Denn schliesslich ist dies ein Ball, der Maturandenball. In den Wochen davor habe ich über Mittag in der grossen Turnhalle Salsa-Schritte gelernt und Disco Fox. Ich hab mir ebendieses Sakko gekauft (das erste in meinem Leben!) und Stoffhosen und ein Hemd. Und als mich eine Mitschülerin, für die ich rein gar keine amourösen Gefühle hegte, gefragt hatte, ob ich als ihre Begleitung hingehen wollte, habe ich dankbar ja gesagt. Weil schliesslich ist dies ein Ball, der Maturandenball, da geht man zu zweit. Und auch wenn ich die Veranstaltung an sich bescheuert fand, normalerweise nur T-Shirts von Rockbands trug und auf ein anderes Mädchen stand, wollte ich Teil davon sein. Schliesslich macht man nur einmal in seinem Leben Matura. Und danach beginnt das Leben – so richtig. Das dachte ich damals, 2006. Genau 10 Jahre ist das her. 10 Jahre, seitdem ich die Matura trotz einer 2.16 in Physik bestanden und mich danach am Maturandenball als Gentleman ausgegeben habe. Jetzt bin ich wieder hier, 2016. Der Himmel vor dem Stadttheater ist genauso grau wie damals. Nur gehe ich dieses Mal nicht tan-
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zen, sondern schreiben. Denn was sagt mehr aus über eine Generation als die Feste, die sie feiert? «Wir wollen einfach noch einmal alle zusammen sein und Spass haben», versichert mir eine der Organisatorinnen, als ich kurz vor Beginn ein paar Eckdaten einhole. Ich hab das Gefühl, es gehe um mehr. 103 junge Menschen haben 2016 an der Kanti Olten die Matura erlangt. Laut OK seien praktisch alle dabei an diesem Abend, dem letzten, bevor sie sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen. 50.- Franken (bei uns waren es noch 30.-) kostet die Teilnahme inklusive Essen und Wein. Wie viel die jungen Erwachsenen für ihre Outfits ausgegeben haben, weiss ich nicht. «Ich hätte mir gerne eine richtig krasse Hochsteckfrisur machen lassen, aber 70 Franken war mir dann doch zu teuer», höre ich später eine junge Frau draussen beim Rauchen sagen. Aber gehen wir chronologisch vor. Als gegen sieben Uhr die ersten Gäste reinzutröpfeln beginnen, wird schnell klar: Während die einen lässig elegant durch die Türe treten und ihrer Begleitung galant die Jacke abnehmen, müssen sich andere erst einmal zurechtfinden, in Anzug und Kleid. Bei dem einen oder anderen Mädchen sind die nackten Schultern unsicher hochgezogen, während es durch die Türe des Stadtthea-
ters tritt. Die Jungs stecken den Finger zwischen den Hals und den ungewohnt eng anliegenden Kragen. Solche Veranstaltungen – seien wir ehrlich – kennen wir vor allem aus dem Fernsehen. Wenn wir von einem Ball sprechen, denken wir an Sissi und Aschenputtel. Oder eben an den «Prom», den ikonischen Abschlussball hollywoodscher Highschool-Komödien. An den Dresscode halten sich trotzdem oder gerade deswegen ausnahmslos alle. Nur die Kuchenplatten und Schüsseln voller Mousse au chocolat, die sie dazu vor sich hertragen, wollen nicht so recht passen. «Das Dessert haben wir selber gemacht, um Geld zu sparen», lautet die Erklärung.
Erwartungen gerecht werden zu müssen. Sei doch alles freiwillig, beteuern sie. Ich schaue mich um und bin mir nicht ganz sicher, ob das alle so empfinden. Ich frage mich weiter durch die Menge, doch die Antworten bleiben dieselben. Alle scheinen sich einig. Alle scheinen zufrieden. Alle scheinen sie gewillt, nach den Regeln zu spielen. Erst als die Stadttheater-Angestellte hinter dem Apéro-Tisch
An amerikanischen Vorbildern scheinen sich auch die Maturandenball-Organisatoren orientiert zu haben. Nicht nur sollen später noch eine Ballkönigin und ein Ballkönig gekrönt werden,
«Das Menu des Abends ist so klassisch (diplomatisch formuliert) wie die Veranstaltung selber: Salat, dann Rahmschnitzel und Nüdeli – vom Buffet.»
auch eine Fotografin (die Schwester einer Organisatorin) wurde aufgeboten, um den schillernden Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Pärchen um Pärchen, Freundeskreis um Freundeskreis stellt sich für das obligatorische Erinnerungs-Foto auf die steinerne Treppe, noch bevor sie das erste Glas Moscato holen, der zum Apéro spendiert wird. «Warum seid ihr hier?», frage ich willkürlich in eine um ein Stehtischchen versammelte Gruppe. Sie schauen sich an, zucken mit den Schultern. «Um einen schönen Abend zu verbringen», sagt einer der Jungs. «Aber ist das nicht voll altbacken in diesen Outfits?», hake ich nach. «Ist doch schön, wenn sich mal alle gemeinsam aufbrezeln», bekomme ich zur Antwort. «So sieht man die anderen ja sonst nie.» – « Aber die konservativen Rollenbilder, das Pärchen-Ding, das Tanzen!», rufe ich aus, und erinnere mich an meinen eigenen Ball, an das Gefühl, gewissen
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erklärt, dass die vorbezahlte Menge an Moscato gekippt sei, die Meute also auf dem Trockenen sitzt, macht sich bei den Trinkfreudigen im Jahrgang etwas Aufmüpfigkeit breit (was dann zu meiner Freude ein Grüppchen Jungs in der Garderobe mit mitgebrachtem Wodka bekämpft). Dann öffnen sich die Türen zum Konzert-Saal. Der nächste, durch und durch erwachsene Programmpunkt (denn wenn macht man das als
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leitet, sich das Trikot der Azzuri übers schwarze Abendkleid zu stülpen. Als sich einer vom OK ins Mikrophon räuspert, erwarte ich als nächstes Abendtraktandum die Verkündung von Ballkönig und -königin – auf dass das Tanzen beginne. Immerhin geht es bei einem Ball doch vor allem darum, und die Zeit drängt, denn schon um 01:00 Uhr soll nämlich Schicht im Schacht sein. Doch ich habe mich zu früh gefreut. Der K'Block, die Tanz-Truppe der Kanti, wird als Überraschung angekündigt. Also schon Tanzen – nur nicht für die Maturanden selber. Die Performance ist gut, soweit mein ungeschultes Auge das beurteilen kann, doch so richtig will die energiegeladene Darbietung zu «Fluch der Karibik»-Soundtrack, «My Heart Will Go On» und «Pretty Woman» nicht zu Anzug und weissem Tischtuch passen.
Teenie schon mit seinen Freunden) steht an: das Essen. Nach und nach nehmen die frischgebackenen Maturanden an den langen Tafeln Platz, schenken sich gegenseitig Wein ein. Jemand vom OK erklärt das Wahlverfahren für Ballkönig und -königin, das sich an die BabyRegel hält (auf den hellblauen Zettel kommt der Name des Königs, auf den rosa Zettel derjenige der Königin). Das Menu des Abends ist so klassisch (diplomatisch formuliert) wie die Veranstaltung selber: Salat, dann Rahmschnitzel und Nüdeli – vom Buffet. Ich denke an die 50 Franken Ticketpreis pro Person und an die 30 Franken, die wir damals bezahlt hatten. Und an die gegrillte Pouletbrust, die uns serviert wurde, was nicht nur luxuriöser wirkte, sondern auch Zeit sparte. Denn auch wenn sich ein ganzer Kanti-Jahrgang vorbildlich in zwei Schlangen stellt: Es dauert. Zumindest aus meiner Beobachterperspektive, und so entscheide ich mich für eine Zigarette zur Überbrückung. Im Foyer treffe ich auf herumblödelnde Stadttheater-Angestellte. Als ich dem Techniker sage, dass ich rauchen gehe, führt er mich kurzerhand zum Hinterausgang. Wir reden über Vor- und Nachteile eines Jobs und über den Mietpreis des Stadttheaters für diesen Abend. Ich rechne 130 mal 50 Franken und frage mich, ob das Rahmschnitzel so viel kostet oder der Moscato. Als ich in den Saal zurückkomme, stehen ein paar immer noch (oder erneut) Schlange, die
«Ich denke an die 50 Franken Ticketpreis pro Person und an die 30 Franken, die wir damals bezahlt hatten. Und an die gegrillte Pouletbrust, die uns serviert wurde, was nicht nur luxuriöser wirkte, sondern auch Zeit sparte.» meisten essen, trinken, unterhalten sich ausgelassen (wobei die Sorge um Kleckse auf Kleid und Hemd hie und da sicher mitschwingt). Als Hintergrundmusik plärrt EDM aus den Boxen. Gegen 21 Uhr macht sich langsam Unruhe breit, nicht zuletzt, weil um neun im WM-Halbfinale Italien gegen Deutschland kickt, was im Foyer auf einer Leinwand gezeigt wird und nicht nur den einen oder anderen Mann sein Hemd gegen ein Leibchen tauschen lässt, sondern auch ein weibliches OK-Mitglied dazu ver-
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Danach singt der ganze Saal für ein Geburtstagskind «Happy Birthday» und dann... kommt die nächste Überraschung: ein Spiel. Echt jetzt? Ich fühle mich an die runden Geburtstage meiner Grosseltern erinnert, an Hochzeitsgesellschaften in Waldhütten, als je fünf Maturanden und fünf Maturandinnen auf die Bühne gebeten werden, wo Stühle bereitstehen. Die Regeln des Spiels sind simpel: Der Moderator nennt einen Gegenstand, den sich die Teilnehmer besorgen müssen. Währenddessen werden ein oder zwei Stühle entfernt. Wer zu spät kommt, ist raus. Zugegeben: Zuzuschauen, wie Frauen in ihren High Heels auf der Suche nach Lippenstift oder WC Papier durch den Saal stöckeln und Typen herumschreien, damit ihnen jemand eine
«Als nach den zehn Runden das Ganze aber noch einmal von vorne beginnt und sich bei ItalienDeutschland die zweite Halbzeit schon dem Ende nähert, würde zumindest ich mich als Maturand fragen, für was ich in den blöden Tanzkurs gegangen bin.»
Halskette zuwirft, besitzt einen gewissen Unterhaltungswert. Als nach den zehn Runden das Ganze aber noch einmal von vorne beginnt und sich bei Italien-Deutschland die zweite Halbzeit schon dem Ende nähert, würde zumindest ich
mich als Maturand fragen, für was ich in den blöden Tanzkurs gegangen bin. Aber dann ist es endlich soweit, es folgt die Krönung und Paar des Abends sind.... tatatata! Zwei Lehrer. Beziehungsweise ein Lehrer, Marc Borer, und seine Frau. Der Saal jubelt, das Paar geht auf die Bühne, tanzt mit Humor den ersten Tanz. Und ich bin ein wenig enttäuscht. Wo bleiben die Cheerleader-Blondine und der Quarterback aus der Highschool-Schmonzette? Wo das graue Entlein, das am letzten Abend endlich aus dem Schatten ins Rampenlicht schreitet? Natürlich ist dieser Wahlausgang irgendwie auch beruhigend. Dass soziale Selektionsverfahren à la USA von Oltner Kanti-Schülern nicht wirklich ernst genommen, sondern vielmehr als augenzwinkerndes Zitat verstanden werden, sagt auch über die Bedeutungen des Maturandenballs an sich einiges aus. Und zeigt gleichzeitig, dass auch die Beziehungen zwischen Schülern und Lehrpersonen durchaus unverkrampfter Natur sein können. Ähnlich locker geht die Ballgesellschaft anschliessend auch mit dem Tanzteil des Abends
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um, der nun endlich – mittlerweile ist Italien bereits daran, das Penalty-Schiessen gegen Deutschland zu verlieren – beginnt. Dass die Tanzmusik, zu welcher jetzt Pärchen (darunter ganz unverkrampft auch mal Frau und Frau oder Mann und Mann, wenn's grad passt) ihre gelernten Schritte präsentieren, nicht von einer Live-Band, ja nicht einmal von einem richtigen DJ, sondern von DJ iTunes gespielt werden, wird dem ganzen Drumherum zwar alles andere als gerecht, dafür zeigt sich die Meute junger Erwachsener nun zum ersten Mal so richtig ausgelassen. Überraschend bald wird dann auch die Playlist gewechselt, anstatt Salsa laufen 90ies-Hits, was für die heute 18-Jährigen, also Ende der 90er-Jahre Geborenen wahrscheinlich schon verdammt «retro» wirkt, und anstatt im Kopf unsicher die Schritte mitzuzählen, sich fragen zu müssen, wer jetzt wen führt, zappeln alle wild durcheinander. «Das ist unser Abend», schreit einer ins Mikrofon und alle kreischen und irgendwie hat das dann schon was Ergreifendes, was von Abschied und Aufbruch und grossen Gefühlen. Dass darauf ernsthaft die plastikhaften Böller-Beats von Helene Fischers
«Atemlos» durch den Saal dröhnen und alles auf und ab hüpft, lässt mich hingegen schaudern. Und kurz an einer glücklichen Zukunft für diese Welt zweifeln. Eine Stunde später, um zehn nach eins, ist dann tatsächlich Schluss. Das könnte man als vernünftig bezeichnen. Ich finde es schade. Wo bleibt da Platz für durch den Wein befeuerte Liebeleien? Oder für das ebenfalls durch den Wein befeuerte Beziehungsdrama, bei dem die Streitenden gar nicht mehr wissen, weswegen sie sich in die Haare geraten sind? Für den übermütigen Halbstarken, der zu viel vom selbst mitgebrachten Wodka gesoffen hat und am Ende der Nacht in einer Ecke liegt? Ich kann mich erinnern, wie ich nach meinem Ball in der Sonne des nächs-
ten Morgens todmüde nach Hause gestolpert bin. Die Schuhe trug ich in der Hand – nicht nur High Heels können mit der Zeit drücken. Ich schaue zu, wie sich die Maturanden verabschieden, wie sie sich Küsschen geben, einschlagen, umarmen. Einige von ihnen gehen noch weiter, in die Paraiba zu Reggae und ins Coq d'Or zu Shots. Andere gehen nach Hause. Für ein paar der Männer wird am Montag die Rekrutenschule beginnen, wieder andere fahren ins
«Wo bleiben die Cheerleader-Blondine und der Quarterback aus der HighschoolSchmonzette? Wo das graue Entlein, das am letzten Abend endlich aus dem Schatten ins Rampenlicht schreitet?»
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Ausland, ziehen um in grössere Städte, arbeiten zum ersten Mal in einem richtigen Job. Was ist das für eine Generation? Dass sie vorhaben, die Welt zu verändern, kann man nach so einem Abend gut und gerne bezweifeln. Ja, man könnte ihnen sogar ohne Weiteres Stromlinienförmigkeit vorwerfen oder behaupten, dass sich an solch einem Abend die Sehnsucht nach alten Werten und Sicherheiten, wie sie dieser Generation von klugen Menschen diagnostiziert wird, deutlich manifestiere. Vom Ballkleid und Anzug direkt ins Einfamilienhaus mit zwei Kindern und Golden Retriever. Ich bin versucht, das zu tun. «Bei uns war das noch ganz anders», bin ich versucht zu sagen, «Wir waren noch aufmüpfig, wild, frei.» Doch war das wirklich so? Vor dem Maturandenball war ich mir mein erstes Sakko im H&M kaufen gegangen. Ich übte Salsa-Schritte in der grossen Turnhalle. Ich war am Nachmittag vor dem Ball nervös, weil Hollywood mir beigebracht hatte, dass so was wichtig sei. Viel gedacht hatte ich mir dabei nicht. Wir wollten noch einmal alle feiern, uns feiern. Und weil es uns das Fernsehen und das Kino halt so beigebracht hatten: dies alles in Anzug und Abendkleid. Letzteres kann man durchaus hinterfragen, ja sogar kritisieren. Beim klassischen Partnertanz sind die Rollen klar verteilt: Der Mann führt, die Frau folgt. Wenn nach einer halben Stunde Salsa der Sound aber zu 90er-Pop wechselt und alle wild durcheinander das Tanzbein schwingen oder in bester Festbank-Manier zu Schlagern gemeinsam auf und ab hüpfen, dann ist das wohl weniger ein Statement für oder gegen einen Gesellschaftsentwurf, sondern einfach ein bisschen amerikanisch verseucht. Und wahrscheinlich auch ein bisschen bieder.
DER KOLTIGE MONAT
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as KOLT-Team hat die einmonatige Auszeit einerseits natürlich für seine Erholung und andererseits für die Entwicklung diverser Projekte genutzt. Unser Kreativstudio hat sich verschiedenen Corporate-Publishing-Produktionen und der Gestaltung von Geschäftsauftritten gewidmet, die Redaktionsleitung künftigen Themen und die Verlagsleitung neuen Verlagsprodukten.
Eines davon ist die diesem Magazin beigelegte, neu gestaltete Agenda Ausgehen in Olten, die wir ab sofort kostenlos in die Briefkästen von 22 000 Haushalten in der Stadt Olten und in der näheren Region schicken. Ein Dank geht an unseren koltigen Gestalter Roger Lehner, der unzählige kreative Arbeitsstunden geleistet hat, und natürlich an sämtliche Inserenten dieser ersten Ausgabe, die uns ihr Vertrauen schenken, sowie an unseren treuen, lokalen Druckpartner «Dietschi Print & Design», der uns stets professionell betreut und unterstützt. «Ausgehen in Olten» soll ein Mehrwert für die Stadt, für die Bevölkerung und vor allem für die zahlreichen Veranstalter sein, die zuverlässig unsere Freizeit attraktiv gestalten! Das KOLT-Magazin wird fortlaufend überdacht und verbessert. So hat die Redaktionsleitung beispielsweise die Rubrik «Im Exil» schweren Herzens aus dem Heft entfernt und mit Freude durch die neue Rubrik Lokalkolorit ersetzt, in der wir KOLT in die Familie zahlreicher unabhängiger Stadtmagazine einreihen, die national und internatio-
nal erscheinen. In «Lokalkolorit» veröffentlichen wir ab sofort monatlich einen Beitrag eines solchen Magazins – in dieser Ausgabe des Lausanner Stadtmagazins La Ficelle, das nach einem gelungenen Start bald in der dritten Ausgabe erscheinen wird. «Lokalkolorit» blickt – wie auch schon «Im Exil» – über den Tellerrand von Olten in andere Regionen dieser Welt. Weniger schön ist folgende Neuigkeit: Leider müssen wir diesen Monat die ersten Abonnement-Rechnungen mit einer Preiserhöhung verschicken. Wir mussten erkennen, dass uns – obwohl wir bereits jetzt an allen Enden und Ecken sparen – für eine weiterführende Erfolgsgeschichte von KOLT nichts anderes übrig bleibt, als die Abopreise zu erhöhen. Dies soll die letzte Preiserhöhung sein, und wir hoffen auf Dein Verständnis und Deine Treue – denn Du bist Teil unserer sehr geschätzten Leserschaft und KOLT-Familie! Wir danken Dir von Herzen und wünschen Dir weiterhin unterhaltsame Lektüre mit KOLT und hoffen, Dich bald in der Stadt anzutreffen! Dein KOLT PS: Da uns neulich per Mail ein letzter Exil-Beitrag erreichte, drucken wir diesen mit Freude und auch ein wenig Wehmut ab.
Natur ist Trumpf
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hrlich gesagt: Bis zum Montag, den 8.8.2016 hatten wir ja noch gehofft, dass er es wieder tut. Ausbrechen. Der Eyjafjallajökull. Dann nämlich hätte der Vierte im Bunde – er wurde von Bundesrats-Doris in das Land der Mitte berufen, damit sie dort gemeinsam das Weltklima retten können – nicht ins Flugzeug steigen können mit dem Sidibarani im Handgepäck. Doch es sollte nicht so kommen, der Vulkan wollte sein Innerstes einfach nicht zum Be(r)sten geben. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Schönheiten der Insel zu dritt zu bewundern: Wale, die beinahe Pirouetten in die Luft zaubern, Papageientaucher, welche mit stolzgeschwellter Brust übers Meer segeln in der Hoffnung, dass ebensolche nicht irgendwann einmal in einem
Teller landen, unzählige Schafe, die sich überall am Strassenrand selbst marinieren, dampfende Geysire, wärmende Hotspots und immer wieder Wasserfälle und quadratkilometerweise Lavagestein. Einzig die Mücken am Myvatn-See könnten sich etwas besser über das Land verteilen, Platz hätte es genug. Wir stossen mit einem etwas
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teuren 5-Euro-Wein ein letztes Mal auf dieses Land an. Was war schon wieder Trumpf? Andy (u50), Ernst (ü50), René (u50) und René (ü50) haben in Island ihre Jasskasse übermässig geplündert und müssen nun mindestens weitere 20 Jahre jassen, bis diese wieder auf Null steht.
kultur
Jeden 1. Sonntag pure brunch
Jeweils am 1. Sonntag des Monates findet im Hotel Arte der «pure kultur» Brunch statt. Kulturschaffende aus der Region präsentieren ihre Werke und das Buffet des pure Restaurants lädt zum Sonntagsschmaus. Wir würden uns freuen, Sie bald bei uns begrüssen und musikalisch sowie kulinarisch verwöhnen zu dürfen. Programm 4.09. Urs Faes 6.11. Claudia Storz 2.10. Rhaban Straumann 4.12. Madeleine Schüpfer Akutelle Infos zu «pure kultur» finden Sie unter www.pure-olten.ch/de/brunch.html
Zeit
10:30 – 15:00 Uhr Darbietung: ca. 11:15 Uhr für rund 30 Minuten
Buffet
Klassisches Frühstück, Vorspeisen, Antipasti warme saisonale Gerichte sowie Dessertbuffet Getränke: Kaffee, Tee, Säfte, Prosecco
Preis
49 Franken Kinder bis 6 Jahre gratis Kinder von 7-15 Jahre 22.50 Franken
Anmeldung unter 062 286 68 00 oder info@pure-olten.ch
pure Restaurant | Hotel Arte Konferenzzentrum | Riggenbachstrasse 10 | 4600 Olten | www.pure-olten.ch | www.facebook.com/pureolten
Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar. Paul Klee
COVER – von der Kunst des Wohnens.
SIO AG COVER Generalvertretung Schweiz Rötzmattweg 66 CH-4601 Olten T +41 62 207 07 07 F +41 62 207 07 00 info@cover.ch cover.ch
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