Na dann gute Nacht Seite 18
Das Einkaufszentrum Sälipark in Olten ist wie ein eingespieltes Orchester: Vielseitig, engagiert und mit viel Personality. Lassen Sie sich also von den Good Vibrations begeistern.
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18 Standorte in der ganzen Schweiz, mit dem Herzen in der Region Olten: nussbaum.ch
Nussbaum – ein attraktiver Arbeitgeber in der Region R. Nussbaum AG
Hersteller Armaturen und Systeme Sanitärtechnik 4601 Olten
EDITORIAL Sommer 2017
Liebe Leser_innen
Ich wünsche euch einen guten Sommer! Nathalie Bursać
IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH, Leberngasse 17, 4600 Olten, verlag@v2s.ch, www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber (ys) REDAKTIONSLEITUNG Nathalie Bursać (nb), redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Roger Burkhard LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Kilian Ziegler, Marc Gerber, Daniel Kissling, Pierre Hagmann, Ueli Dutka (ud), Franziska Monnerat, Nora Zukker, Fabio Lüdi ILLUSTRATION Petra Bürgisser, Anna-Lina Balke FOTOGRAFIE Janosch Abel, Ellen Mathys, Yves Stuber KORREKTORAT Mirjam Läubli LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch, www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch, www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 79.—(inkl. MwSt), Gönnerabonnement CHF 150.— (inkl. MwSt), abo@kolt.ch, www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch, www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch, hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'800 ISSN 1664-0780 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien, Ziegelfeldstrasse 60, CH-4600 Olten. © 2017, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.
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Cover fotografiert von Yves Stuber
Es ist so weit: Sommer. Und ihr haltet die letzte Ausgabe vor den Sommerferien in der Hand, bevor es nach einem Monat Pause im September weitergeht mit KOLT und seinen Geschichten. Für diese Doppelnummer haben wir uns zwei grosse Brocken vorgenommen: Franziska Monnerat, unsere Spezialistin für Stadtthemen, hat sich mit der Frage befasst, warum sich das Stadtgespräch seit einiger Zeit vermehrt um Alkohol- und Drogenkonsum im öffentlichen Raum dreht. Scheint es nur so, als wäre die Treppe vor der christkatholischen Kirche auf der Kirchgasse besonders an warmen Tagen ein Treffpunkt von Menschen, die gerne Bier aus der Dose trinken und hie und da laut werden? Was hat es mit den Beschwerden rund um den Ländiweg auf sich? Franziska besuchte die Stadtküche am Stadtrand von Olten, wo sich Menschen mit Suchtproblemen in einem geschützten Rahmen aufhalten dürfen. Lest auf Seite 10, was die grossen städtischen Sparmassnahmen aus dem Jahr 2014 mit den oben beschriebenen Begebenheiten zu tun haben. Wie wirkte sich die massive Budgetkürzung auf die Suchthilfe aus, die Menschen, welche eh schon am Rande der Gesellschaft stehen, helfen will? Sicherlich erinnert ihr euch noch an die Reportage von Nora Zukker, in der sie von ihrem gescheiterten Versuch erzählte, den Oltner Schriftstellerweg zu besuchen. Nora mag Herausforderungen. Und sie hat ein Talent dafür, irritierende Erlebnisse in äusserst unterhaltsame Texte zu verwandeln. In ihrer Reportage (S. 18) über eine Nacht im Hotel Europe schöpft sie ihr Talent absolut aus. Merci Nora für deine Tapferkeit, jetzt wissen wir endlich, was sich hinter der Hotelfassade verbirgt.
INHALT
6 Im Gespräch Gabriela Schafer ist vor einem Jahr nach Olten gezogen, und mit ihr ihre kleine Schafherde
18 Hinter der Fassade
Wie schläft es sich im Hotel Europe? Nora Zukker war neugierig genug. Und ein wenig mutig.
22 Film
KOLUMNEN
Skandinavische Freuden und Leiden
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NaRr
Musik
Fliegen im Flugmodus
Langenthal hat einen David Grohl
Kilian Ziegler Schwimmunterricht: der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind
33 Petra & Adam
GENUSS
24 Literatur
10 Wenn Sparen schadet
Im Jahr 2014 strich die Stadt der Suchthilfe den ganzen Zuschuss. Jetzt heisst es: Schadensbegrenzung betreiben.
«Sturzflug»
Erzählen ohne Ziel
34 Der koltige Monat Koltige Meldungen
STADT 17 Meinung «Olten jetzt! Aber sofort!»
26 Reisefreak
Er sucht das Abenteuer und findet es: Raphael Fischer im Gespräch über den Wert des Reisens.
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DAS GESPRÄCH
Gabriela und ihre Schafe Ihre beiden ersten Schafe bekam sie auf ihren 20. Geburtstag geschenkt. Heute ist Gabriela Schenker Besitzerin einer ganzen Schafherde. Als die Biologin letztes Jahr vom Land nach Olten zog, bedeutete das, dass auch ihre Schafe in die Stadt ziehen würden. KOLT traf die Hobby-Schäferin auf der Weide zum Gespräch. Interview von Nathalie Bursać Fotos von Janosch Abel
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abriela, es tut mir leid, ich habe ich kein altes Brot mitgebracht. Da bin ich froh! Brot ist nicht besonders gesund für Schafe, aber auch nicht besonders ungesund – im Grunde genommen etwa so wie Gummibärchen für uns Menschen. Wenn das Brot aber nicht richtig getrocknet oder schimmlig ist, kriegen die Schafe Verdauungsprobleme. Deshalb hängt am Zaun ein «Füttern verboten»-Schild. Und weil ich nicht will, dass meine Schafe betteln. Deine Schafe betteln? In Neuendorf, wo ich zuvor wohnte, wurden sie von den Leuten trotz Verbotsschild immer gefüttert. Zwei der Schafe, Mathilda und Emma haben das sehr rasch begriffen und standen dann den ganzen Tag am Zaun, und sobald ein Mensch in Sicht war, fingen sie an, lautstark zu blöken. Im Dorf, wo die Leute meine Tiere kannten, war das okay. Hier in der Stadt nicht. Meine Schafe tragen auch keine Glocken. Vorhin, als wir ins Gehege geklettert sind, kamen deine Schafe sofort auf dich zu. Sie scheinen dich schon von Weitem zu erkennen... Ja, es ist witzig, für meine Schafe bin ich eine Art Herdenmitglied. Wenn ich sie besuche, muss ich darauf achten, dass es nicht zu spät am Abend wird. Denn sobald ich vorbeigehe, gibt es ein riesiges Geplärr – und das würde die ganze Nachbarschaft aufwecken. Ich bin jeden Tag mindestens einmal
«Manchmal sitze ich bei meinen Schafen auf der Weide und mache einfach nichts. Hier zu sein ist meine Form von Meditation.» bei ihnen. Als ich meine Schafe zum ersten Mal auf die Wiese brachte, war ich mehr oder weniger den ganzen Samstag vor Ort. Wieso denn das? Mia, das jüngste Lamm, war soeben auf die Welt gekommen, und es waren viele Leute da. Also stand ich den ganzen Nachmittag um die Schafe herum und beantwortete Fragen. Das ist ja schon fast der Alltag einer Schäferin. Manchmal sitze ich bei meinen Schafen auf der Weide und mache einfach nichts. Hier zu sein
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ist meine Form von Meditation. Wenn ich auf der Arbeit viel Stress habe, sitze ich gerne abends bei meinen Schafen im Gras. Und während ich den Tieren beim Fressen zusehe, verflüchtigt sich mein Stress sehr rasch. Ich merke, dass sich die Welt weiterdreht, auch wenn ich eine Frist nicht so einhalten kann, wie ich es mir vorgenommen hatte. Die Schafe fressen, sie sind zufrieden – was braucht es mehr? Wie reagieren die Leute auf dich und deine Herde? Früher oder später kommt die Frage: «Wem gehören denn die Schafe?» Und ich antworte: «mir». Dann schauen sie mich ganz ungläubig an. «Sind Sie denn mit einem Bauern verheiratet? Oder ist Ihr Vater Bauer?» fragen sie dann weiter. Ich bin aber keine Bäuerin, ich habe keinen Bauern. Und wenn ich ihnen erzähle, dass ich direkt hinter dem Oltner Bahnhof wohne, fragen sie: «Und wo halten sie die Schafe»? Bis ich ihnen erklärt habe, dass die Schafe immer auf der Weide sind und ich sie von einer Weide zur nächsten fahre, dauert es dann eine Weile. Es ist also eine gewisse Aufklärungsarbeit nötig, auch in Bezug auf die Rollenbilder und Klischees, die ich ja offensichtlich über den Haufen werfe. Wenn mir Freunde oder hie und da mein Vater beim Transport oder dem Einzäunen helfen, dann sprechen die Leute immer die männlichen Personen an und nicht mich. Ich erlebe also oft Verwunderung und Er-
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staunen. Die meisten finden es dann aber extrem cool, dass ich Schafe besitze.
te ich mich da. Es gibt Menschen, die denken nicht mehr darüber nach, was die echten Bedürfnisse der Tiere sind. Stattdessen projizieren sie ihre Bedürfnisse aufs Tier. Wir vermenschlichen Tiere zu sehr. Zugegeben, ich gebe ihnen Namen. Aber das ist hilfreich, weil sie auf die Namen hören und kommen, wenn ich sie rufe. Das macht die Pflege sehr viel einfacher.
Wie bist du eigentlich zu deinen Schafen gekommen? Eine Woche vor meinem 20. Geburtstag war ich im Tierpark Roggenhausen, wo ein Walliser Schwarznasenschaf in der Nacht zuvor zwei Lämmlein geboren hatte. Ich sagte zu meinem damaligen Freund, dass ich auch gerne Schafe haben würde. Und tatsächlich schenkte er mir auf meinen Geburtstag ein Couvert, darin ein Foto von zwei Charollais Suisse-Lämmern. Sie seien noch zu klein, aber in einem Monat könne ich sie abholen, falls ich dann immer noch von meiner Idee überzeugt sei. Hätte ich das Geschenk dann doch nicht angenommen, wäre Plan B zum Einsatz gekommen: Ein Bauer hätte die beiden Tiere in seiner Herde aufgenommen.
Wie sehr sind deine Schafe für dich Nutztiere? Ursprünglich waren sie ein reines Hobby. Ich hätte mir auch niemals vorstellen können, eines dieser Schafe zu essen. Aber es gehört ins natürliche Verhaltensrepertoire eines Schafes, dass es Junge kriegen und sie aufziehen darf. Das will ich nicht unterbinden. Durchschnittlich gesehen ist jedes zweite Junge ein Männlein. Und die Böcke kann ich nicht behalten, weil dies zu Inzucht und Konkurrenzkämpfen führt. Wenn man in einer Herde weniger als 12 ausgewachsene Weibchen hat, kann man keine Böcke halten. Und die Böcke als Zuchttiere zu verkaufen, funktioniert nicht, weil jeder, der Schafe besitzt, automatisch Böcke hat.
Aber du hast dich dafür entschieden, die Tiere zu behalten. Ich wollte mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich taufte die beiden Emma und Fränzi. Sie leben beide nicht mehr. Ein Blöken ertönt. Eines der grossen Schafe nähert sich und hält Gabriela den Kopf hin. Das ist mein ältestes Schaf, die Tochter von Fränzi. Eigentlich gehören alle ausgewachsenen Schafe, bis auf eines, zur ersten Generation. Alle Halbwüchsigen sind Grosskinder meiner Stammschafe. Und das jüngste Lämmlein ist sogar ein Urgrosskind. Die sind ja sehr zutraulich… Nur die Lämmer sind noch ganz scheu. Ausser Frédéric. Vor zwei Monaten verstauchte er sich seinen Fuss, wir mussten ihn Huckepack nehmen und in die Tierarztpraxis tragen – quer durch die Stadt. Das war ein Anblick! Mittlerweile stehen mehrere Schafe bei Gabriela, auch das Kleinste, das schwarze, zwei Wochen alte Lamm. Das ist Rebekka. Ich habe sie nach der Person benannt, die sie als erste entdeckt hat. Sie rief mich an und teilte mir mit, dass die Herde blöke und ein kleines schwarzes Lämmlein mitten im hohen Gras stehe. Die einzige Bedingung, die ich in Bezug auf die Namenswahl hatte, war, dass sie einen normalen Namen auswählt. Einmal woll-
«Einmal wollte ein Kind eines meiner Schafe «Wolverine» taufen, aber das musste ich dann ablehnen.» te ein Kind eines meiner Schafe «Wolverine» taufen, aber das musste ich dann ablehnen. Was können wir aus der Begegnung mit den Schafen lernen? Zu diesem Thema gibt es eine kleine Anekdote: Als letzten März, als es noch sehr kühl war, ein Lamm zur Welt kam, meinte eine Anwohnerin, eine ältere Dame, sie wolle das Lamm samt Muttertier in die Stube nehmen. Das meinte sie ernst. Wie weit haben wir uns eigentlich von der Natur und den Tieren entfernt, frag-
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Also muss man sie schlachten. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Mein erstes Böcklein, das hiess Paul, schrieb ich im Internet zum Verschenken aus, mit dem Verweis, das Tier dürfe nicht geschlachtet werden. Daraufhin meldete sich jemand. Ich sagte ihm, dass ich Paul in seinem neuen Zuhause besuchen kommen wolle und betonte, dass Paul nicht getötet werden dürfe. Er war einverstanden und bezahlte 250 Franken, gab mir eine falsche Adresse an und fuhr Paul direkt zum Metzger. Zwei Jahre später gabs in meiner Herde vier Lämmer, drei davon waren männlich. Ich versuchte sie zu verkaufen und wollte vertraglich festhalten, dass die Tiere nicht getötet werden dürfen. Doch es meldeten sich keine Interessenten. Also scheinbar gibt es in der Schweiz eine kauffreudige Kundschaft, die lebendige Schafe ersteigert und sie schlachtet? Lohnt sich das? Eine Schlachtung kostet ungefähr 60 Franken. Das Interesse ist durchaus vorhanden. Wenn ich mit Leuten ins Gespräch komme, dann kommt öfters mal die Frage, ob sie mir ihre Telefonnummer angeben dürfen, weil sie mir Fleisch abkaufen wollen.
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Da bist du nicht abgeneigt? Nein. Ich esse eigentlich fast kein Fleisch, nur das meiner Schafe. Ich kann aber nicht alles selber essen. Wieviele Schafe musstest du bereits schlachten lassen? Sieben. Wie war das für dich? Das einzige Mal, als ich wirklich ein schlechtes Gewissen hatte, war bei Albert und Henry. Das waren zwei extrem zahme Böcke. Am Morgen der Schlachtung ging ich ins Gehege und hielt sie je an einem Vorderbein fest. Und sie wehrten sich keine Sekunde. Auf eine Art freute ich mich darüber. Die beiden waren beste Freunde, alles war absolut okay für sie. Und irgendwann fühlte ich mich, als hätte ich ihr Vertrauen aufs Gröbste missbraucht. Ich hielt mich für einen sehr schlechten Menschen.
«Es gibt Menschen, die denken nicht mehr darüber nach, was die echten Bedürfnisse der Tiere sind. Stattdessen projizieren sie ihre Bedürfnisse aufs Tier.»
Bleibst du bis zum Ende der Schlachtung dabei? Das hat sich noch nie ergeben. Es gab mal eine Zeit, da war ich überzeugt, dass ich, wenn ich konsequent sein will, eines Tages selber töten muss. Ich glaube, ich könnte es. Aber ich will es eigentlich nicht. Wie kommst du denn damit klar? Ich mache es mir einfach: In dem Moment, wenn ein frisch geborenes Lämmlein zum ersten Mal auftsteht und ich sehe, dass es ein Männchen ist, steht fest, dass es in sieben Monaten nicht mehr leben wird. Aber was auch klar ist: In diesen sieben Monaten hat es ein schönes Leben. Ich kann mit diesem Gedanken leben, dass ich über Leben und Tod entscheide, auch wenn es mir zu Beginn so einige schlaflose Nächte bereitete. Ich habe nun einmal entschieden, Schafe zu halten, und der Tod gehört einfach dazu. Im Winter sind die Tiere mit einer grossen Herde unterwegs, im Sommer sind sie hier in der Stadt. Kannst du überhaupt wegfahren in den warmen Monaten? Zwischen März und November habe ich Schafe, in die Ferien kann ich im Winter. Aber wenn ich im Sommer mal weg will, brauche ich jemanden, der sich mit Schafen auskennt. Und ich würde in der Nähe bleiben, damit ich im Notfall schnell hier bin. Zum Beispiel wenn sie ausbrechen? Leider ja. Ausgewachsene Schafe können aus dem Stand fast einen Meter hoch springen. Die meisten Tiere wissen das bloss nicht – meine aber schon. Das ist auch ein Grund, weshalb mein Zaun seit einiger Zeit 1.40 Meter hoch ist. Wenn sie dennoch mal ausbüxen würden, ist es fast unmöglich, dass jemand, den sie nicht kennen, sie einfängt. Meine Schafe sind einmal in Neuendorf abgehauen. Drei Bauern haben es nicht geschafft, sie einzufangen. Nach über einen Stunde konnten sie meine Herde letztendlich in einem Garten umzingeln und einpferchen.
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Gabriela Schenker ist 28 Jahre alt, wuchs im Gäu auf, studierte Biologie und ist mit ihrer Firma SedaConsult selbstständige Unternehmerin im Umweltbereich. Sie wohnt seit letztem Jahr in Olten. Bereits als 6-Jährige wünschte sie sich, eines Tages einen Bauernhof zu besitzen.
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An den Menschen vorbei gespart Im Jahr 2014 hiess es in Olten Rotstift ansetzen. Und so strich die Stadt der regionalen Suchthilfe den kompletten Beitrag – dies, obwohl er vor den Konsequenzen gewarnt wurde. Seit mehr als drei Jahren ist die Stadtküche deshalb an den Wochenenden und Feiertagen geschlossen. Die Folgen: Die Suchtkranken treffen sich vermehrt in der Stadt, um gemeinsam zu konsumieren. Das passt nicht allen. Nun reagiert der Stadtrat auf den öffentlichen Druck.
Text von Franziska Monnerat Fotos von Ellen Mathys
«Hesch Bier metbrocht?»
ruft ein älterer Mann Richtung Theke, wo sein Kollege steht und Kaffee bestellt. Beide gehen hier in der Stadtküche ein und aus, verpflegen sich von Montag bis Freitag an der Aarburgerstrasse 63. Das Essen sei «gut und günstig, die Portionen grosszügig», meinen sie einstimmig. Vor ihnen auf dem Tisch stehen leere Bierdosen und volle Aschenbecher. Seit die Stadtküche kein Bier mehr ausschenkt, wie sie es in einem umstrittenen Projekt für 60 Rappen die Stange bis Ende 2013 getan hatte, trinken die Besucher, was sie im Supermarkt kaufen. «Früher, als in der Stadtküche Bier gezapft wurde und du für jedes Glas Depot bezahlt hast, hast du dich gefühlt wie in einem richtigen Restaurant. Das hatte noch Flair», schwelgt ein Drit-
ter, der sich spontan zur Runde gesellt, in Erinnerungen. In richtigen Restaurants seien sie jedoch nicht willkommen, ausserdem könnten sie sich die Preise dort nicht leisten.
Ein Rückzugsort für Suchtkranke «Wenn es die Stadtküche nicht gäbe, müssten wir auch auf der Gasse herumhängen. Leute wie wir können sonst nirgends hin», fasst der Bärtige die Situation zusammen und rührt in der Tasse. Zugang zur Stadtküche hat, wer drei Kriterien erfüllt: Die Klienten müssen volljährig sein, eine Suchtproblematik aufweisen, also Substanzen wie Heroin, Kokain, Methadon, Medikamente und/oder Alkohol konsumieren, und in einer der 66 Gemeinden, die die Suchthilfe Ost GmbH be-
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treut, angemeldet sein. Die Suchthilfe Ost ist vom Kanton Solothurn mit einer Leistungsvereinbarung beauftragt und beschreibt die Stadtküche auf ihrer Website als «zentralen Ort der Begegnung». Ziel der Stadtküche ist es, «soziale Kontakte zu fördern». Neben der Pflege des Geistes steht diejenige des Körpers, also von Gesundheit und Hygiene, im Vordergrund. Die Klienten können hier duschen, ihre Kleider waschen, Spritzen tauschen und Wunden versorgen lassen. Medizinische Belange werden in einem kleinen, mit Liege ausgestatteten Raum behandelt. In einer Stunde, um 19 Uhr, schliesst die Stadtküche für heute. Die Teller sind längst abgeräumt, die Abwaschmaschine in der Küche läuft ein letztes Mal, das Personal putzt die Arbeitsflächen. Wenn die Sozialarbeiterin und die Pfle-
gefachfrau Feierabend machen, gehen ihre Klienten nach Hause oder ziehen weiter – auf die Treppe der christkatholischen Kirche in der Oltner Innenstadt. Die Kirchentreppe ist einer der Orte, wo sich Menschen mit Suchtproblemen meist auch am Wochenende oder an Feiertagen treffen.
Kürzung mit schwerwiegenden Folgen Seit dreieinhalb Jahren nämlich ist die Stadtküche nicht mehr an 365 Tagen pro Jahr geöffnet. Der Grund: Die Stadt Olten strich den gesamten Betrag von 100 000 Franken, den das Parlament im November 2007 mit grosser Mehrheit für die Führung eines «Alkoholikertreffs» gesprochen hatte. Die Budgetkürzung zwang Abteilungsleiterin Patrizia Twellmann 2014 dazu, zwei Mitarbeitende zu entlassen. Eine schwerwiegende Entscheidung, die sie lange Zeit belastete. «Es
ging mir gar nicht gut», erzählt die ausgebildete Sozialpädagogin. Dass sie zwei Leuten kündigen musste, hatte reduzierte Öffnungszeiten der Stadtküche zur Folge. «Öisi Lüüt», wie Twellmann ihr Klientel nennt, haben «sehr darunter gelitten». Sie spricht von Vereinsamung, davon, wie depressiv sie die Menschen an Montagen teilweise erlebe. Insbesondere im Winter sei dies der Fall. «Oder sie kommen sogar erst am Dienstag und meinen: Ich habe nur geschlafen oder mich zugedröhnt, weil ich alleine war und nicht wusste, wohin.» Pro Tag besuchen im Schnitt 39 Personen – davon drei Viertel männlich, die meisten um die 45 Jahre alt – die Stadtküche. Während die einen nur essen und danach wieder verschwinden, verweilen andere länger. Mit Queues in der Hand liefern sich zwei Männer an diesem Dienstagabend am Billardtisch ein
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Duell, ein weiterer sitzt vor dem Computer und surft im Internet. Der Bildschirm des Fernsehers in der anderen Ecke des Raums bleibt schwarz, auch der Töggelikasten beim Eingang wird nicht genutzt. Mit dem Ziel, eine Tagesstruktur herzustellen, organisierte die Stadtküche früher Freizeitaktivitäten wie beispielsweise Spielturniere und Ausflüge. Doch dafür fehlen heute die entsprechenden Ressourcen – sowohl personell als auch zeitlich. Kaum beginnt im Haus an der Aarburgerstrasse der Frühdienst, fangen nämlich bereits die Vorbereitungen für das Mittagessen an. Trotzdem haben die Mitarbeitenden der Stadtküche immer ein offenes Ohr für die Alltagssorgen ihrer Klienten. «Oft können wir nichts machen, ausser zuhören.» Die drei Männer, die KOLT Auskunft geben, jedoch ihre Namen nicht nennen möchten, finden nur lobende Worte für das Personal. Dank ihnen sei es in der Stadtküche «meistens friedlich» stimmen sie einander zu.
Spürt die Folgen der städtischen Sparübung täglich bei der Arbeit mit Suchtkranken: Patrizia Twellmann, Abteilungsleiterin der Stadtküche.
«Lämpe» bei der Stadtkirche
Neue Brennpunkte in der Stadt
Anders sehe die Situation rund um die Stadtkirche aus, wo es früher oder später meistens «Lämpe» gebe. Die Suchthilfe habe sich, so Twellmann, damals, bevor die Budgetkürzungen im Januar 2014 in Kraft traten, Gedanken gemacht, was mit der Streichung der Steuergelder aufs Spiel gesetzt werden könnte. Nun, dreieinhalb Jahre später, sei genau das eingetroffen, was sie befürchtet hatten: Mehr Menschen mit Suchtproblemen halten sich im öffentlichen Raum auf, wodurch es zu mehr Gewalt und Littering komme. Bürgerinnen und Bürger melden immer wieder, dass gebrauchte Spritzen herumlägen. Auf Letzteres wies die Suchthilfe Ost bereits in ihrem Geschäftsbericht 2014 hin: «Injektionsmaterial an exponierten Lagen schockiert». Twellmann nennt Spielplätze und Schulhöfe. Buch geführt über die Beschwerden aus der Bevölkerung habe man bei der Suchthilfe jedoch nicht.
Auch die Kantonspolizei kann auf Anfrage die Anzahl solcher Beschwerden nicht benennen. Regionenchef Harry Niggli spricht von «vereinzelten Meldungen» in Bezug auf die Trottenmatte und das Säliquartier. Es sei «nicht so, dass es sich gehäuft hätte», fasst Niggli zusammen, der seit August 2015 zuständig ist für den gesamten sicherheitspolizeilichen Bereich zwischen Wangen und Wöschnau. Er stelle jedoch eine «Tendenz» fest bei der Szenenbildung. Der 42-Jährige zählt als Brennpunkte im Zusammenhang mit der Klientel der Stadtküche den Springbrunnen am Bahnhof, die Hammer-Migros und die Kirchentreppe auf. Dabei betont er, dass es sich um eine «subjektive Wahrnehmung» handle, auch wenn er das «Unbehagen» der Bevölkerung gegenüber diesen Personengruppen nachvollziehen könne. Nicht nur Unbehagen, sondern Ärger lösen die «problematischen Begleiterschei-
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«Wenn es die Stadtküche nicht gäbe, müssten wir auch auf der Gasse herumhängen. Leute wie wir können sonst nirgends hin.»
nungen der Sucht» wie sie die Suchthilfe in ihrem Jahresbericht 2014 nennt, bei Susanne Wyss aus. Wyss betreibt das Solarium «Colibri Sun» an der Solothurnerstrasse 7, das sich in unmittelbarer Nähe des Spritzenautomaten am Munzingerplatz befindet. Als Narkoseschwester ist sie sich den Umgang mit Spritzen gewöhnt, trotzdem regt sie sich als Besitzerin des Solariums darüber
Zwischen Elefantenplatz und Kirchgasse befindet sich der einzige Spritzenautomat in Olten. Betrieben wird er von der Suchthilfe Ost.
«Die Stadtküche nimmt der Polizei viel Arbeit ab. Sitzen wir auf der Kirchentreppe, werden wir ständig kontrolliert. Dabei wollen wir doch nur unsere Ruhe – so wie hier.» auf, dass Kabinen besetzt werden und eine «Sauerei» angerichtet werde. Nadeln habe sie noch nie vorgefunden. Sie berichtet jedoch von «Blutspuren überall» und von Abfalleimern, in die «mindestens einmal pro Woche uriniert» werde, seit sie die Toilette schliessen musste. Solche Vorfälle würden – so Wyss – seit rund einem Jahr «extrem zunehmen». Darum überlege sie sich gar, aufzuhören und äussert die Vermutung, dass ebendieser Grund für die Schliessung des Solariums in der Nähe der alten Post eine Rolle gespielt haben könnte.
Stadtrat ruft Arbeitsgruppe ins Leben In seiner montäglichen Sitzung vom 6. März 2017 hat der Stadtrat eine Arbeitsgruppe «Sicherheit im öffentlichen Raum» ins Leben gerufen. Dies tat er – wie in einer Medienmitteilung vom 12. Juni 2017 zu lesen ist – «aufgrund verschiede-
ner Fragestellungen rund um den Ländiweg und die Kirchgasse». Unter der Leitung von Hans Peter Müller, Vorsitzender der Verwaltungsleitung Direktion Soziales, trafen sich am 24. April 2017 Vertreter der Direktion öffentliche Sicherheit, der Baudirektion, des Sozialamts, der Kantonspolizei sowie der Suchthilfe Ost GmbH. Stellvertretend für die Suchthilfe Ost beteiligte sich Twellmann am Gespräch. Man habe eine Bestandesaufnahme gemacht und die Problematik gemeinsam analysiert, fasst diese zusammen. Danach stellte sich die Frage, wer was zur Entlastung beitragen könne. Aufgrund der Berichterstattung der Arbeitsgruppe legte der Stadtrat Massnahmen fest und beauftragte die Direktionen, diese zu prüfen. Verworfen wurde ein Erlass von Platzordnungen mit Alkoholverbot, weil sich ein solches nicht durchsetzen lasse. Aktuell holt die Baudirektion Offerten für eine Videoüberwachung am Ländiweg ein und klärt in diesem Zusammenhang rechtliche Fragen ab. Zwei
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Aufträge erteilte die Sozialdirektion der Suchthilfe: Einerseits erarbeitet sie Grundlagen für die Erweiterung der Öffnungszeiten der Stadtküche, andererseits diskutiert sie Möglichkeiten aufsuchender Sozialarbeit. Letztere war bisher nicht Bestandteil ihres Leistungsauftrags.
Stadträtin Schelbert räumt Fehler ein Am Ländiweg würden in erster Linie Auswärtige Ärger machen, stellt Niggli von der Kantonspolizei klar. Das hätten die Wegweisungen im Zuge der verstärkten Kontrollen durch die Kantonspolizei deutlich gezeigt. Ausgelöst hätten diese – so die Sicherheitsdirektorin und Stadträtin Iris Schelbert-Widmer – die sexuelle Belästigung einer Frau Ende März und der Überfall auf einen Mann Anfang April. In Folge dieser beiden Vorfälle entflammte in der Oltner Facebook-Gruppe eine hitzige Diskussion, oder wie Schelbert-Wid-
Persönlich stört sie sich nicht an den Randständigen in der Innenstadt. Die Budgetkürzung bei der Suchthilfe mag ein Fehler gewesen sein, räumt sie ein: Stadträtin Iris Schelbert-Widmer, aktuell noch Vorsteherin der Direktion Öffentliche Sicherheit.
mer es nennt, ein «Shitstorm». Der Auftrag an die Suchthilfe, der rückgängig machen soll, was die Sparmassnahmen der Stadt bewirkten, zielt jedoch vielmehr auf die Innenstadt ab als auf den Weg der Aare entlang. Was nirgends schwarz auf weiss steht, wird im Gespräch mit der grünen Stadträtin deutlich: Die Randständigen rund um die Stadtkirche stören im Sommer das Stadtbild. Schelbert-Widmer selbst nimmt sich aus dieser Kritik raus, plädiert für leben und leben lassen. «Nicht alle, die in Olten zu Hause sind, tragen eine Krawatte oder eine Armani-Handtasche.» Rückblickend gesteht die Stadträtin ein, dass es «wahrscheinlich ein Fehler» war, den Betrag an die Suchthilfe aus dem Budget zu streichen, räumt jedoch ein, dass «vieles gestrichen werden musste, das weh tat». Auch eine Stadtküche, die sieben Tage die Woche offen habe, sei in ihren Augen «nicht die Lösung aller Dinge». So zweifelt die Sicherheitsdirektorin daran, dass «alteingesessene Alkoholiker», wie sie rund um die Stadt-
kirche anzutreffen sind, sich dazu bewegen lassen, ihr Bier auf der anderen Stadtseite anstatt an der Sonne oder im Schatten auf der Mauer gegenüber dem Coop City zu trinken.
Fliesst bald wieder städtisches Geld? Für Schelbert-Widmer wäre der frühere Betrag von 100 000 Franken «das allerhöchste der Gefühle», wohingegen Reno Sami, Geschäftsleiter der Suchthilfe Ost GmbH, sagt, dass alles «tendenziell teurer» werden könnte. Ausschlaggebend für diese Annahme seien Schätzungen aufgrund einer Vollkostenberechnung, die berücksichtigt, dass die GmbH zwischenzeitlich Investitionen getätigt hat und bald weiteres Geld in die Stadtküche stecken wird. So soll die Lokalität, neben der im September eine Kontakt- und Anlaufstelle mit Raucher- und Fixerraum eröffnet wird, renoviert werden und neue Möbel erhalten. Dass
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Bauarbeiten im Gange sind, zeigt sich am eingerüsteten Gebäude, neben dessen Eingang eine Mulde voller Schutt steht. Sami wird der Stadt Olten in rund einem Monat (Stand: Mitte Juni) eine Offerte für «verschiedene Varianten, die man ins Auge fassen kann» vorlegen. Danach wird sich der Stadtrat beraten, und im November wird das Parlament über das Budget entscheiden. Mit Politik haben die drei Männer am Tisch wenig am Hut. Sie sind sich jedoch sicher, dass nicht nur sie, sondern alle davon profitieren würden, wenn die Stadtküche wieder täglich offen wäre. «Die Stadtküche nimmt der Polizei viel Arbeit ab. Sitzen wir auf der Kirchentreppe, werden wir ständig kontrolliert. Dabei wollen wir doch nur unsere Ruhe – so wie hier», sagt der Jüngste, und die anderen beiden nicken.
OFF THE RECORD LESERPOST
Öffentlich gestalten nebenbei im Nebenamt
«Ich lese stets gespannt den oft sehr kritischen und gepfefferten Text in der Rubrik «Off The Record». Kriegt ihr eigentlich Reaktionen seitens der Stadtregierung- und Verwaltung?»
Ein zufriedener KOLT-Abonnent will es genau wissen. Die Antwort auf seine Frage lautet: Nein.
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er Leiter Tiefbau ist unter anderem verantwortlich für die Gestaltung des öffentlichen Raums. Dies wurde in einer Sitzung «abgemacht», in der dieses Thema gar nicht traktandiert war – es war also ein ganz spontaner Entscheid. Der gesamte Stadtrat war anwesend, einige Verwaltungsleiter sowie Externe, als die harmlose Frage fiel, wer in der Verwaltung die Verantwortung trage für die Gestaltung des öffentlichen Raums. Betretenes Schweigen. Nach peinlichen Sekunden ergriff Stadtpräsident Martin Wey das Wort, nickte zu Baudirektor Thomas Marbet und sagte sinngemäss: «Ja, also, das ist doch der Leiter Tiefbau, gell?» So etwa wurde in diesem Jahr an einer beliebigen Sitzung zu einem anderem Thema beschlossen, dass der Leiter Tiefbau und stellvertretende Leiter der Baudirektion verantwortlich sei für die Gestaltung des öffentlichen Raums. KOLT kann sich erinnern, dass im Frühjahr 2016 in der Besprechung der Standorte für die Enzo-Möbel, die doch auch beträchtlichen gestalterischen Einfluss auf den öffentlichen Raum genommen hätten, die Verantwortung des Herrn Leiter Tiefbau nie zur Sprache kam. Welches waren seine letzten sichtbaren Taten? Die Recherche dauert nicht lange – ein Anwohner am Oberen Graben in der Altstadt gab am 31. Mai auf Facebook folgendermassen Auskunft über die dortigen Bauarbeiten (zwecks Erstellung eines Kanalisations-Trennsystems): «Die Informationen dazu von der Baudirektion und Gruner Ingenieure:
- Infoblatt 2: Einleitung: Wie Sie evtl. schon vernommen haben, kommen die Bauarbeiten im Oberen Graben nicht wie geplant voran. Neues Bauende Ende Mai 2017 - Infoblatt 3: Einleitung: Durch den Verzug der Baustelle hat die Baudirektion entschieden, die Baustelle im Bereich Oberer Graben ab dem 24. Mai 2017 einzustellen und im Jahr 2018 fertigzustellen: Bauende Oberer Graben: 24. Mai 2017 Baustart Oberer Graben: 19. Februar 2018 Bauende Oberer Graben: 18. Mai 2018 Natürlich dauern die Arbeiten heute (Stand: 31. Mai) immer noch an.» Im Oltner Tagblatt las man am 16. Juni 2017 dazu online: «Mag sein», meint Urs Kissling, Leiter Abteilung Tiefbau der städtischen Baudirektion, bezüglich der gerügten Informationspraxis. Um auf Kisslings neuen Verantwortungsbereich «Gestaltung des öffentlichen Raums» zurückzukommen: Kürzlich knipste KOLT das hier abgebildete Foto, das beispielhaft zeigt, mit welch ästhetischem Fingerspitzengefühl sich das städtische Tiefbauamt für Lösungen entscheidet, damit beispielsweise der Gehsteig an der Solothurnerstrasse entlang der Dünnern aus statischen Gründen seitlich nicht schwer belastet wird. Vielleicht lohnt es sich ja doch, sich ein wenig mehr Zeit zu nehmen bei der Verteilung der Aufgabenbereiche, beispielsweise eben für den Bereich Gestaltung des öffentlichen Raums.
- Infoblatt 1: Baubeginn 16. Januar 2017, Bauende April 2017
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MEINUNG
Daniel Schneider (*1964), betreibt seit 1989 ein Planungsbüro für Städtebau, Raumplanung und Landschaftsarchitektur. Er war lange Jahre politisch aktiv und führte zuletzt die SP-Fraktion im Gemeindeparlament Olten.
Olten jetzt! Aber sofort!
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utsch, das war ein herber Schlag für die etablierten Oltner Parteien. Nix da mit Steuerpünktchen rauf und runter! Nix da mit «Aufgrund der finanziellen Ausgangslagen können wir leider…»! Nix da mit gratis Badieintritten und nix da mit blauen, ausgebleichten Herzli auf den Oltner Trottoirs. Die Leute von Olten wollen nach dem Zwischenhoch der verkehrsbefreiten Kirchgasse die nächsten Schritte sehen. Nicht nur sehen, sondern auch spüren und erleben, im ganz gewöhnlichen Alltag oder an besonderen Anlässen. Dazu reicht die Dauerberieselung von Facebook-Junkies aber nicht. Farbe bekennen war gestern! Politische Aktion ist heute, die Stadt lebendig machen ist das Morgen! Die Erwartungen an «Olten jetzt!» sind hoch. Reine Opposition oder gesuchte Polit-Originalität alleine genügt nicht, «mitgestalten» muss es sein. Eine erste Erwartung erfüllt die junge Nicht-Partei schon dann, wenn sie den politischen Weg als eigenständig Fraktion beschreitet und sich nicht
von selbsternannten Übervätern und –müttern einlullen lässt, wie dies die junge SP Olten tut, welche ihr unbestritten hohes Potential freiwillig an die Ketten einzelner, alternder Genossen legt. Wir Oltner und Oltnerinnen haben ein neues
«Farbe bekennen war gestern! Politische Aktion ist heute, die Stadt lebendig machen ist das Morgen!» Parlament gewählt; nun hoffen wir bis zum Ende der nächsten Legislatur auf Ergebnisse. Dazu muss der blutaufgefrischte Stadtrat natürlich seinen Beitrag leisten! Dieser hat in Windeseile die Finanzen wieder ins Lot gebracht, bravo (irgendwie bin ich immer noch sprachlos)! Den
Preis von zu tiefen oder gar fehlenden Investitionen, neuen oder höheren Gebühren, abgeschafften Dienstleistungen und ewigen nicht fertig geplanten und schon gar nicht erst realisierten Projekten sollten wir aber nicht mehr zu lange bezahlen müssen. Die Stadt Olten muss deutliche Signale aussenden: als Wohnstadt, als Freizeitstadt, als Familienstadt, als Bildungsstadt, als Reiseziel, als Einkaufsstadt! Als Stadt, welche etwas wagt! Auch wagt, Fehler zu machen, das gehört dazu. Ich bin guter Hoffnung, dass unsere Stadt in der politischen Diskussion an Farbe gewinnt. Dass ich mir den Vorwurf gefallen lassen muss, während meiner politischen Zeit (mit Ausnahme der durch unsere Aktion «Kronenplatz» forcierten Kirchgasse) sei wenig Volksgängiges erreicht worden – ja, das muss ich akzeptieren. Der Wind hat sich nun deutlich gedreht, die Mehrheiten haben sich verändert – lassen wir Oltner Drachen steigen!
KOLT ONLINE «Kilian eröffnet den Abend mit ein paar amüsanten Wortspielen, weil er, ich zitiere, «nicht weiss, wie man eine Buchvernissage beginnt». Dass der Orell Füssli kein HÄNDCHEN für Bücher und ein Survival-Shop in Trimbach nicht ÜBERLEBT hat, sind die ersten Häppchen, die wir an diesem Abend von ihm serviert bekommen.» KOLT-Reviewerin Marie-Christine Friedli über die Buchvernissage von KOLT-Kolumnist und Neo-Buchautor Kilian Ziegler in der Schützi Olten. KOLT
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Na dann gute Nacht! Es steht mitten in der Stadt, und an seiner Fassade prangen vier Sterne. Doch das Hotel Europe hat miese Internetbewertungen, und nicht einmal das Tourismusbüro Olten empfiehlt es zum Übernachten. Wir haben es trotzdem getan. Text von Nora Zukker Fotos von Yves Stuber
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n irgendeiner Küche wird sie sitzen und rauchen. Vor ihr verschiedene Telefone. Wenn das zweite von links klingelt, spielt sie die Rezeption vom Hotel Europe: «Guten Tag, was kann ich für Sie tun?», ihre Stimme so freundlich, dass ich es kaum aushalte. Oder: Ich hätte wohl bereits da merken müssen, dass etwas verkehrt läuft. Meine Mail habe sie sofort beantwortet und die Buchung bestätigt, sagte sie, als ich ein zweites Mal anrief. Es ist ein Doppelzimmer für mich reserviert. 175.- für eine Nacht. Vier Sterne eben. Es ist Montag und am frühen Abend immer noch 30 Grad heiss in Olten. Auf dem Handy checke ich die Bewertungsplattform TripAdvisor: «Worst Hotel ever! Tote Fledermaus in der Dusche. Eingetrocknete Blutflecken auf dem Handtuch. Drogenkonsum in der Hotelbar.» Die Schlagzeilen in der lokalen Presse sind nicht besser: «Zwei Gäste machten sich hinter den Hoteltresor. Der eine im Nadelstreifenanzug, der andere hatte ein Foulard umgebunden.» Gemütlich auch: «Schiesserei in der Hotelbar. Faustfeuerwaffen. Razzien.» Die KOLT-Redaktion schaut gut zu ihren Autoren und meinte: safety first. Also begleitet mich eine Freundin. In der mit fleckigem, abgewetztem Teppich ausgelegten Eingangshalle hängt ein Plakat, auf dem steht, dass man im Hotel Europe Zimmer für einen Monat mieten kann. Das kostet dann zwischen 800.- und 1500.-. Wer in diesen Zimmern wohnt, weiss ich nicht. Aus dem Zimmer gegenüber von meinem im dritten Stock kommt später
am Abend ein Mann, und kurz kann ich ins Zimmer spähen; Eingerichtet wie ein unaufgeräumtes WG-Zimmer. Wer er ist, weiss ich nicht. Aber er sieht mich an, als hätte ich ihn gerade bei irgendetwas ertappt. Er ist der einzige Gast, den ich während meines Aufenthalts im Hotel sehen werde. Die Rezeption ist geschlossen. Helles Holz und mit einer Türe versehen, die man rolladenartig von oben nach unten ziehen kann. Etwas aus der Zeit gefallen. Ich muss sofort an einen alten Kiosk denken. Ein «Bin gleich zurück» oder «Melden Sie sich doch bitte im London Pub»- Schild wäre mir jetzt ganz angenehm. Aber weder in der Sports Bar im vorderen Teil des Hotels im Erdgeschoss noch im London Pub im hinteren Teil des Hotels ist jemand. Also studiere ich die Karte am Tresen der Sports Bar: Burek, Cevapcici, Poulet Flügeli, Rindsteak und Pizzen. Die Pizza «Spezial» klingt besonders aufregend: Mozzarella, Champignons, Bündnerfleisch und Tomatensauce. Die Sports Bar ist thematisch eingerichtet. Fußbälle, die von der Decke hängen und Plakate berühmter Kicker. In der Formel 1-Ecke ein Foto von Michael Schumacher an der Wand. Wie es dem wohl geht? Mir wird etwas schwindelig vom süssen Schishageruch, der in der Luft des Hotels hängt. (Später am Abend dann sitzt der Mann aus dem Zimmer gegenüber alleine im ersten Stock hinter einer Türe und zieht an einer Schishapfeife.) Dann kommt doch noch eine Frau um die Ecke. Sie sieht uns mit überschminkten Augen an, als
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würden wir stören. «Können wir bei Ihnen einchecken? Die Rezeption ist leider geschlossen», frage ich. Sie wisse von nichts und werde gleich deswegen telefonieren. Ihr Blick wirkt, als würde ich in einem Schuhladen fragen, ob ich mir hier die Haare schneiden lassen kann. Sie kommt zurück und sagt, dass sie mir den Schlüssel geben kann. Sie hat jetzt auch plötzlich einen für die Rezeption. Ich strahle dankbar und halte jetzt einen Schlüssel mit einem schweren vergoldeten Plättchen dran in der Hand. Bling Bling. Das kompensiert den fleckigen, abgewetzten Teppich im Eingangsbereich. Wann wir morgen auschecken würden, will sie dann doch noch widerwillig wissen. Um 7.15 Uhr, antworten wir. Das sei zu früh, dann sei sicher niemand hier. Deshalb sollen wir doch bitte jetzt sofort bezahlen, sagt sie. Wenn man auscheckt, müsste man ja jetzt einchecken. Oder wie seht ihr das, liebe LeserInnen? Sie will aber weder Ausweise sehen, noch hat sie ein Formular, das man gewöhnlich in Hotels ausfüllt. Die Kurtaxe ist hier eher kein Thema (in Olten müsste ich für eine Nacht 2.- Citytaxe bezahlen). Das könnte man jetzt der Steuerverwaltung melden, aber man will hier mit niemandem Streit bekommen. Wie mir Stefan Ulrich, der Geschäftsleiter des Tourismusbüros erzählt, besteht zwischen dem Hotel Europe und Olten Tourismus keine Zusammenarbeit. Das Hotel Europe ist bei Olten Tourismus nicht Mitglied. Es wird also weder aufgeführt, noch beworben oder vermittelt. Das leuchtet mir ein.
Ihr Blick wirkt, als würde ich in einem Schuhladen fragen, ob ich mir hier die Haare schneiden lassen kann. Ob ich mit Karte bezahlen kann, frage ich. Nein, natürlich nicht. Also zücke ich einen Briefumschlag mit Bargeld und gebe ihr 180.- Fr. Ob ich es nicht passend hätte, sie könne die Kasse nicht öffnen und wisse jetzt eigentlich auch nicht, woher sie die fünf Franken nehmen solle. Dann verschwindet sie mit meinem Geld und kommt mit einem Mann und einem Jungen aus der überdachten Lounge des London Pubs im Innenhof des Hotels zurück. Zu dritt gehen sie zur Kasse der Rezeption und schliessen die Türe hinter
sich. Während wir warten, hält mir meine Freundin einen Flyer für die ESL-Sprachaufenthalte hin. Ein einziger abgegriffener Flyer, als hätte ihn jemand auf dem Tresen der Sports Bar vergessen. Die Türe geht dann doch wieder auf, und der Junge hält mir seine offene Hand hin. Darin die fünf Franken in 50ig Rappenstücken. Ich verlange nach einer Quittung, was die Frau für sehr umständlich hält. Der Mann zieht den Jungen am T-Shirt zurück in die Rezeption und schliesst wieder die Türe hinter ihnen. Nach einem Moment kommt die Frau zurück mit einer Quittung, wie von Zauberhand konnte jetzt die Kasse bedient werden. Wir sind seit zehn Minuten im Hotel und bereits Teil einer absurden Inszenierung. Ah, Frühstück sei übrigens nicht inbegriffen in den 175.- Fr., fügt die Frau an, und irgendwie bin ich ganz erleichtert. So komme ich am nächsten Morgen in den Genuss des bis nach Zürich berühmten Ring-Gipfelis. Wir gehen zu Fuss in den dritten Stock. Grasimitate zieren das Treppenhaus. Schnittlauch in weissen Plastikkistchen. Im ersten Stock der Ballsaal. Ein verspiegelter Raum. Eine Lounge. Ledersofas in offwhite und eine einzige AloePflanze. Die perfekte Kulisse für einen Mafiafilm. Was so abwegig gar nicht ist. Auf dem zweiten Stockwerk ist es sehr laut hinter einer Tür, die man nicht öffnen kann. So klingt es, wenn in Olten Crystal Meth gekocht wird, lacht meine Freundin. Zimmer 306. Ein durchgelegenes King Size-Bett. Kalkflecken und Dreck in der Dusche. Ein Dusch-
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gel ohne Deckel liegt auf dem Boden. Im Mülleimer neben der Toilette blutgetränkte Tampons und abgeschnittene Fussnägel. Die Handtücher sind lieblos zusammengewickelt. Eigentlich könnte man jetzt ausrasten und sich beschweren. Nur bei wem? Also spielt man weiter mit. Meine Freundin kontrolliert alle Schränke. Ein Plastiksack. Wir trauen uns nicht, ihn anzufassen. Ich bin sicher, da drin ist entweder ein toter Alligator oder ein abgeschnittenes Kinderhändchen. Unser Plan, das Zimmer mit der Kräutermischung «Wohnungswechsel» von Farfalla auszuräuchern, scheitert am Rauchmelder. Wir gehen für den Apéro in die Stadt. Im Rathauskeller werden wir von Manuela bedient. Ich trinke lauwarmen Weisswein, aufgefüllt mit Leitungswasser. Jemand hat eine Petflasche auf den Parkplatz hinter uns gestellt. Manuela ärgert sich: «Man darf keine Parkplätze reservieren! Ich gebe da immer Vollgas. Auch wenn einer seine Frau auf den Parkplatz stellen würde - Vollgas!» Manuelas Kernigkeit ist sehr erfrischend. Auf dem Weg zurück ins Hotel bleibe ich vor einem Schaufenster mit Essiggurkengläsern und Deko-Plastikgurken stehen, wo ich direkt an ein unerigiertes Glied denke. Fast unscheinbar die Perlenketten, die um die Gurken gewickelt sind und die Fingerringe auf den Gurkengläsern – ein Goldschmied. Wir setzen uns an einen Tisch vor dem Hotel. Ein Mann kommt gelangweilt zu uns rüber. Er hat die Frau von vorher abgelöst. Ich bestelle den Hamburger. Meine Freundin die Pizza. «Heute
Der Mann, der uns zuvor nichts zu essen geben konnte, steht hinter dem Tresen. Zufällig, er arbeitet vermutlich gar nicht hier.
den vier Männern und der Frau nach draussen, spüren aber sofort, dass wir stören, die Gespräche verstummen. Wir würden sowieso nichts verstehen in der fremden Sprache. Gut, mehr gibt es hier nicht mehr zu holen heute. Wir gehen zurück ins London Pub und warten viel zu lange, weil wir selbstverständlich bezahlen möchten, auch wenn ich mir überlege, was passieren würde, wenn ich die Getränke aufs Zimmer schreiben liesse. Der Mann schlurft wieder hinter den Tresen. Was bekommen Sie, frage ich. Er überlegt lange, legt den Kopf in den Nacken und schaut zur Decke. 19 Franken! Als hätte er innerlich gerade von Null bis Zwanzig gezählt und sich für Neunzehn entschieden. Phantasiepreise eben. Wieder könnte man jetzt ausrasten, aber eben, jeder spielt hier mit.
gibt es nichts zu essen. Am Montag kommt der Koch nicht arbeiten!» Wo wir denn jetzt was essen können, frage ich ihn. «McDonalds ist gleich um die Ecke», mit der Hand zeigt er in die entgegengesetzte Richtung. Und sonst? Wenn wir keinen Fastfood möchten? Er weiss es nicht. Es ist ihm sehr egal, ob wir kurz vor 21 Uhr noch etwas zu essen bekommen. Jetzt setzt der Regen ein. Wir gehen zurück zu Manuela. Der Regen knallt auf den Asphalt. Es riecht nach Erlösung. Manuela bringt uns Hamburger und Pommes frites, dazu den gekühlten Rotwein, der dann schon noch wärmer werde. In der Speisekarte wird für das Hotel «Zum Kreuz» geworben. Dort bekommt man für 174.- die Juniorsuite. Wir könnten nachher noch im «Tropicana», das Dancing neben dem Hotel Europe, tanzen, lache ich. Aber hier liegen die gestapelten Europaletten verloren aufeinander. Ende Mai ist bestenfalls Offeason an der Mühlegasse. Auch das London Pub mit seinem schönen Holztresen ist leer. In der überdachten Lounge im Hinterhof sitzen immerhin vier Männer und eine Frau. Vorne in der Sports Bar sitzt einer und schaut Fussball. Die Frau neben ihm legt ihren Arm um seine Schulter. Sie reden nicht. Mit Männern sollte man auch nicht reden, wenn Fussball läuft. Mir kommt es aber viel eher so vor, als würden sich die beiden gar nicht kennen. So, jetzt einen Absacker, und dann ins Bett. Der Mann, der uns zuvor nichts zu essen geben konnte, steht hinter dem Tresen. Zufällig, er arbeitet vermutlich gar nicht hier. Aber wenn er schon in der Nähe ist, kann er uns ja doch bedienen. Meine Freundin bestellt zwei Sliwowitz. Was das sei, will er wissen. Gut, andersrum: Was habt ihr denn für Alkohol? Wodka, blau, grün, schwarz, und Martini. Es fallen ihm fast die Augen zu. Dann bitte zwei Martini. Er schenkt uns aus irgendeiner Flasche ein. Im besten Fall ein Whiskey-fake. Im Hintergrund laufen drei Songs übereinander. Es singen Rihanna, Usher und 50 Cent. Für die letzte Zigarette setzen wir uns mutig zu
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Wir gehen auf unser Zimmer. Fast gespenstisch still ist es. Durch das Fenster sieht man auf den Hof mit Kunstrasen und grossen geschlossenen Sonnenschirmen. In der Nacht wache ich kurz auf, weil ich auf etwas liege. Oh, nur ein gebrauchtes Tempotaschentuch unter dem Kissen. Am morgen werfen wir den Zimmerschlüssel in den Schlitz der Rezeption auf einen Berg anderer Schlüssel. Im Café Ring ein Cappuccino und dazu das berühmte Ring-Gipfeli. Zu Hause rufe ich die Frau an, welche die Rezeption spielt. Sie geht nicht ran. Das tut sie auch die nächsten Tage nicht, als ich mich beschweren möchte. Vielleicht rufe ich irgendwann noch einmal an. Mit unterdrückter Rufnummer. Ich muss an Manuela denken, die uns zum Abschied im Rathauskeller fragte: «Kommt ihr wieder? Trotz allem?».
SERIE
FILM
Dänischer Flop, schwedische Palme
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ean-Christophe Victor war ein französischer Politikwissenschaftler und Volkskundler und der Erschaffer einer zehnminütigen Sendung namens «Mit offenen Karten». Sie ist das älteste, was der deutsch-französische TV-Sender Arte im Programm führt und erinnert in ihrer etwas altmodischen Machart an das Schulfernsehen. Doch «Mit offenen Karten» ist nicht nur etwas für masochistisch veranlagte Schulzeit-Nostalgiker und Ex-Streberinnen: Herr Victor, der leider letzten Dezember unerwartet verstarb, hatte ein echtes Talent dafür, komplexe politische, wirtschaftliche und geografische Themen zu veranschaulichen; und das machte er – guess what – mit Weltkarten. Seit 1990 strahlt Arte einmal pro Woche eine von Victors Sendungen aus, einige davon sind im Sender-Archiv online abgelegt, viele weitere lassen sich auf Youtube finden. Weltweiter Waffenhandel, die Entstehung des Rassismus, der Palästina-Israel-Konflikt oder Städte der Zukunft: Victor hat eine unglaubliche Bandbreite an Themen aufgearbeitet und wohl vielen dabei geholfen, die Welt zu verstehen. Ein wenig geopolitisches Wissen für zwischendurch hat noch niemandem geschadet. Also, macht mal eine Pause zwischen euren Netflix-Sessions und widmet euch der Wirklichkeit! Arte macht es euch wirklich einfach. (nb)
Mit offenen Karten
seit 1990, Informationssendung, La Sept-Arte
DIE
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Die wirklich guten Filme kommen selten im Hochsommer ins Kino. von Pierre Hagmann
«Small Town Killers»
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reunde des skandinavischen Filmschaffens haben Anlass zur Vorfreude, denn am 6. Juli kommt «die neue schwarze Komödie aus Dänemark» in die Schweizer Kinos, so schwärmt der Verleiher, wohl wissend um die entsprechenden Assoziationen: das kleine Dänemark als Garant für grosse Filmqualität, und dann noch eine schwarze Komödie? Das wird ein stilsicheres Gaudi! Ist es leider nicht: «Small Town Killers», die neue schwarze Komödie aus Dänemark von Ole Bornedal, ist in die Hose gegangen. Es geht um zwei befreundete und frustrierte Ehemänner, die sich eine Scheidung nicht leisten können und dann auf die Idee kommen, einen Auftragskiller zu engagieren, zur Erledigung der Frau und aller Probleme. Dann aber fangen die Probleme erst an, weil die Frauen Wind von der Sache kriegen und ihrerseits denselben Plan schmieden. Eine klamaukige Ausgangslage, die nur schon darunter leidet, dass man nicht glauben will, dass diese ungleichen Paare jemals zueinander gefunden hätten. Statt lustig ist alles überdreht, leider auch Nicolas Bro, der sich in der Rolle des Ehemanns Ib offenkundig weit weniger wohl fühlt denn als Freddie Holst in der vorzüglichen dänisch-schwedischen Krimi-Serie «Die Brücke». Und damit zu den guten Nachrichten für
ALBEN MEINES LEBENS
Supertramp Breakfast in America Das Album bringt einen super Mix aus poppigen Melodien, rhythmischen Finessen und Kreativität rüber. Schöner Sound, gespielt von fähigen Musikern.
die Liebhaber skandinavischer Zwischentöne; neuer Stoff ist unterwegs, es braucht nur etwas Geduld: Die vierte und letzte Staffel von «Die Brücke» ist in Produktion, die erste der finalen acht Folgen feiert Premiere am Neujahrstag 2018. Schon vorher, voraussichtlich im Herbst, kommt «The Square» in die Schweizer Kinos, eine Gesellschaftssatire von Ruben Östlund, der für dieses Werk am diesjährigen Festival von Cannes zu Recht mit der Goldene Palme ausgezeichnet wurde – als erster schwedischer Regisseur überhaupt. In dem Film, Östlunds erstem englischsprachigen, gerät ein Stockholmer Museumsdirektor während den Vorbereitungen für eine neue Kunstausstellung in eine existenzielle Krise, nachdem ihm sein Handy gestohlen worden ist. Wer solange nicht warten mag, dem sei unbedingt Östlunds bisheriges Werk empfohlen. «De ofrivilliga» (2008) wird dem skandinavischen Versprechen ebenso gerecht wie «Turist» (2014), ein Film, in dem eine schwedische Familie, wunderbar unpassend zu den anstehenden Sommerferien, in den Winterferien in eine Lawine und aus den Fugen gerät.
von Dawns Mystery
Led Zeppelin Houses of the Holy Ein geniales Album, das omnipräsent ist. Es präsentiert ein musikalisch breitgefächertes Angebot und ist ein Klassiker seiner Ära, die den Rock in seinen vielen Facetten bis heute prägt.
Can Tago Mago Ein grossartig kreatives Album mit einer eigenartigen Musik, die unglaublich anregend ist. Der Urvater des Krautrocks und eines der besten RockAlben der 70er-Jahre.
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King Gizzard and the Wizard Lizard Microtonal Banana Diese Band produziert einen ungeheuren Output an Musik, der kreativ und gut umgesetzt ist. Mit ihren zwei Schlagzeugern und selbstgemachten Instrumenten sind dies einfach nur coole Jungs.
Pond Beard Wives Denim Coole und nette Jungs mit einer genialen Musik. Das Album verpackt die gesamte oben genannte Musik in eine moderne Superbombe und ist für uns wegweisend.
MUSIK
WIR TRAGEN B A RT L O M E .
Dave Grohl aus Langenthal Das Warten auf das erste Album von Vapourtrail dauert an. Seit ungefähr sieben Jahren. von Marc Gerber
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kay, der Titel dieser Kolumne mag ein wenig übertrieben wirken, doch Vapourtrail macht genau das, was Dave Grohl in den Achtzigern gemacht hat: Demo-Tapes aufnehmen, an den Verzehrern herumschrauben, ein Bierchen trinken und natürlich eine geile Zeit haben.
Ich habe Vapourtrail und ihren Frontman Michael Siegenthaler mittlerweile vier Mal gesehen, und jedes Mal versprach er mir: «Bald Marc, ja, bald kommt das Album». Das war vor fünf Jahren. Ein Album? Ne, das ist noch «in the making», wie man so schön sagt. Und trotzdem spürte ich jedes Mal verdammt viel Energie, wenn Sigi von seiner Band schwärmte. Angefangen hat alles in meinem Stammlokal, der Traube in Langenthal, vor etwa zehn Jahren. Damals wie heute konnte man dort sonntags einfach sein Instrument mitbringen und los spielen. Wenn keiner wollte, spielte halt jemand vom Personal. Meistens waren das Pinki und Sigi. Ihr müsst euch das einmal vorstellen: Jedes Mal, wenn jemand ein Bier wollte, musste einer der beiden von der Bühne runter und zur Bar rennen, während der andere improvisierte. So konnte es durchaus vorkommen, das Sigi einfach hinter der Bar weitersang. Was von der Stammkundschaft, die meistens noch einen Kater von Vorabend hatte, immer mit Applaus goutiert wurde.
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Schon damals merkte ich, dass Sigi eine verdammt geile Stimme hatte: tief, böse, aber irgendwie auch beruhigend. Während er sang, spielte er immer seinen alten Bass und coverte Songs von Archive, Foo Fighters oder auch Oasis. Er war ein so guter Cover-Sänger, dass ich ihn sogar einmal ins Radio einlud, wo er eine Stunde lang für die Hörer vom Kanal K spielte. Natürlich durfte man per Telefon einen Song wünschen – alle waren begeistert. Doch Sigi wollte mehr; er wollte eigene Songs schreiben, was er zuerst für sich im Kämmerchen machte, bis er irgendwann – ich denke, das war um 2010 rum – seine eigene Band gründete: Vapourtrail. Gerade heute hat er mir wieder neue Handy-Aufnahmen geschickt. Darauf zu hören ist ein Rock-Sound, den alle Foo Fighters-Fans lieben würden. Und dennoch ist der Sound von Vapourtrail anders. Man hört ein wenig Soundgarden, vielleicht sogar ein wenig Smashing Pumpkins, Blur... ja, Blur hat es auch. Definitiv Neunziger. Ich würde euch gerne mehr erzählen, doch leider gibt es kein Album. Doch wenn ihr irgendwann einmal Vapourtrail als Vorband gelistet seht, dann könnt ihr euch auf eine richtig geile Show freuen, die vielleicht auch Dave Grohl zum Lachen bringen würde. Das Album soll dieses Jahr kommen, steht auf der Homepage, aber besucht sie auf keinen Fall, die hat nämlich einen Virus, kein Scheiss!
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Glenn und Fabio Mantovani Brillen von RAY BAN und TOM FORD
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BUCH von Daniel Kissling
Erzählen heisst abschweifen können
DIE GRASHARFE von Truman Capote
Mittels Sprachkunst von betörender Schönheit erzählt der grosse Truman Capote in diesem kleinen literarischen Juwel vom Zauber eines Sommers, von der Melancholie einer endenden Kindheit und von der unbändigen Kraft, die denjenigen innewohnt, die gemeinsam wagen, anders zu sein. Es geht um das Leben in einem Baumhaus und um die Liebe, um Utopien und den Einbruch der Realität. Und vom ersten Lesemoment an liebt man die Figuren dieser Geschichte und die Zärtlichkeit, mit der Capote sie uns präsentiert. Die traurigste und beglückendste Sommerlektüre aller Zeiten! Mirjam Läubli, KOLT-Korrektorin
DU MACHST DIE BEATLES von Geoff Emerick
Am 1. Juni, 1967 pünktlich um Mitternacht, hörten die Hippies und Musikfreaks zum ersten Mal das Riff von Seargent Pepper's Lonely Hearts-Club-Band aka The Beatles auf ihren Transistorradios! Lest die Geschichte dazu. Der damals erste Tontechniker der Abbey-Roadstudios Geoff Emerick beschreibt darin minuziös, wie er diesen und andere Meilensteine der Popmusik aufgenommen hat. In dem Sinne: All you need is a summer of love! Martin Bachmann, KOLT-Autor
Granada Grischun von Romana Ganzoni
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eder kennt die Situation: Eine Freundin, ein Arbeitskollege oder einfach jemand, der einen vor fünf Minuten in der Bar angequatscht hat, erzählt eine Geschichte. Und erzählt und erzählt und kommt nicht auf den Punkt, und hat die Person nach einer gefühlten Ewigkeit das ganz und gar nicht spektakuläre Ende dann endlich doch noch erreicht, fragt man sich, warum das Ganze überhaupt. In «Granada Grischun», ihrem ersten Erzählband, macht Romana Ganzoni genau das. Sie erzählt und erzählt und erzählt ohne ersichtliches Ziel, und wenn sie einen roten Faden hat, dann lässt sie ihn ausfransen, nach links und nach rechts. Nur eben gewollt, gekonnt. Mit einer Selbstverständlichkeit blättert die Bündner Autorin Ganzoni in (zumindest teilweise) ihren Kindheitserinnerungen, so dass man ihr ebenso selbstverständlich an den Tinte gewordenen Lippen hängt, die dem Drumherum, den Bildern und Eindrücken, dem Zirpen der Grillen beim Bahnhof und den orangen Zungen der Jungs nach dem Raketenglace-Schlecken mindestens genauso viel Raum lassen wie der eigentlichen Handlung. So bunt und stimmungsvoll Ganzoni diese Szenen aus Kinder- und Jugendtagen zeichnet: Sie belässt
es nicht dabei, sondern lässt die Kindheits-Episoden nachhallen, in Nachdenklichkeiten und Beobachtungen aus dem Hier und Jetzt, stellt sich etwa vor, wie es wäre, würde eine «Seidenblume» im Haar ausreichen, damit die Leute wüssten, dass sie an einer Geschichte herumdenke und deswegen nicht angesprochen werden will, geht im Coop Butter für die Polenta kaufen oder porträtiert die Zürcher Quartierkönigin «Xristina», die alle kennen und die alles kann und in deren Brusttasche sicherlich auch der Roman steckt, den die Ich-Erzählerin zu schreiben versucht, beziehungsweise auf den sie wartet. Apropos Roman: Ein solcher soll Romana Ganzoni bereits zugeflogen sein. Doch hat das alles keine Eile. Einer guten Erzählerin nämlich mit Gespür für Bilder ebenso wie für Sprache hört man auch gebannt zu, wenn sie nicht auf den Punkt kommt.
Romana Ganzoni
Granada Grischun
Edition Blau – Belletristik im Rotpunktverlag, 2017. 200 S. ISBN 978-3-85869-739-4
THOMAS MÜLLER Inhaber/CEO
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AM TRESEN
Wenn draussen eine Luftfeuchtigkeit subtropischen Ausmasses herrscht und man schon morgens mit Kopfschmerzen aufwacht, dann sind klimatisierte Shopping-Center ein unerwartet schöner Ort zum Verweilen. Wer sich dort jedoch nicht zu den wartenden Senioren aufs Bänkli neben den Liften gesellen will, dem sei empfohlen, im Hammer-Shopping-Center einen Schritt in das hauseigene Café zu wagen. Das Café Ham-
mer hat einen Charme, den man am besten folgendermassen beschreibt: keinCharme. Dieses Café ist ein wun-
derschöner Unort. Wäre es ein Lied, klänge es unfassbar schief und dennoch vertraut. Das mag jetzt seltsam klingen, aber seltsam passt ganz gut zum Thema. Den Espresso gäbe es für 3 Franken zum Mitnehmen (aber eben: Konsumation in-house sei hiermit wärmstens empfohlen!), die Stange Bier kriegt man schon morgens, wenn das Shopping-Center seine Türen öffnet. Die Snack-Karte besteht aus drei Variationen Toast-Sandwiches à je 5.50, auf die Gelangweilten wartet ein Lösli-Automat und für Belesene das Kioskregal mit Zeitschriften. Das Café schliesst gleichzeitig mit dem Shopping-Center. Halb so wild: Zwei Mal umfallen, und man liegt vor der Vario-Bar.
Hammer
Café & Kiosk Solothurnerstrasse 21
WO SPIELT DIE MUSIK?
Als fleissige Leser dieser Kolumne solltet ihr eigentlich bereits von selbst mindestens einmal auf die Band Allah Las gestossen sein. Falls nicht: Allah Las erschafft ein cooles Revival der Musik der Sixties. Geballte Nostalgie, die euch nach längerem Hören irgendwann zum Wellensurfen bringen wird, garantiert. Von Reverberation Radio habt ihr aber wahrscheinlich noch nie etwas gehört. Die Jungs von Allah Las und deren Freunde verraten nämlich regelmässig ihre Lieblingssongs. Oftmals finden sich darunter in Vergessenheit geratene Leckerbissen, die alle MusikAficionados und insbesondere Fans der Musik aus den Sechzigern begeistern sollten. Interessiert? Entweder abonniert ihr euch gemütlich den Podcast von Reverberation Radio, oder ihr geht einfach auf die Webpage oder auf SoundCloud von Allah Las und zieht euch ihre genialen Playlists rein. Das macht echt Spass und passt ausgezeichnet zu heissem Wetter. Kein Wunder, denn die Jungs sind ja auch aus Südkalifornien. (ud)
MOST WANTED
Stadtbibliothek Venedig steht noch nicht unter Wasser (Klimawandel ahoi!), und ist auch mit stolzen 75 Jahren schreibwütig wie eh und je: Das freut alle Fans von Kommissar Brunetti. In der Stadtbibliothek steht seit neustem Brunettis 26. Fall, , in den Regalen und geht weg wie gratis Soft-Ice mit Schokostreusel.
Donna Leon
Wasser»
«Stille
Jugendbibliothek 10 Millionen verkaufte Exemplare, übersetzt in 36 Sprachen – die Illustratorin und Autorin kann sich nicht beklagen: Mit der Erschaffung von Tom Gates hat sie einen wahren Volltreffer gelandet. Und ein Blick auf die Reservationsanfragen in der Jugendbibliothek lässt vermuten, dass kurz vor den Sommerferien der 10. Band ihrer Comicreihe,
Liz Pichon
«Tom Gates – Volltreffer – (daneben!)», auf so
einigen Packlisten steht. (nb)
allah-las.com reverberationradio.com
Biweekly Printed Inspiration
Das neue Produkt der KOLT-Macher. Abonniere bis Ende Juli die zweiwöchentliche Inspiration im Posterformat DIN A2 und erhalte kostenlos die limitierte Ausgabe N°0 der Künstlerin Chrissy Angliker KOLT
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«ICH BIN GERNE DORT, WO’S CHLÖPFT» Raphael Fischer ist Sport- und Geographielehrer aus Starrkirch-Wil. Fast die Hälfte seines Erwachsenenlebens hat der 30-Jährige auf Reisen verbracht. KOLT erzählt er von seinen Abenteuern und wie es sich anfühlt, auf einem ausbrechenden Vulkan zu stehen.
Text von Fabio Lüdi Fotos von Raphael Fischer
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Vorherige Seite: Raphael Fischer bei der Arbeit mit Äffchen auf dem Kopf in Bolivien 2016.
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aphael, wo bist du gerade? Ich bin in Dakar, der Hauptstadt Senegals.
Ist der Senegal Teil einer längeren Reise, oder wollest du dir nur mal das Land ansehen? Ich bin 2016 auf unbestimmte Zeit von der Schweiz aus aufgebrochen, seit damals sind schon wieder eineinhalb Jahre vergangen. Vor meiner jetzigen Reise war ich fast zwei Jahre lang unterwegs.
Soldat mit Kalaschnikow (oben links) und spontan am Tee trinken mit ein paar Jungs, in Afghanistan 2016 (unten links); ein Handwerker in Indien 2014 (rechts).
«Noch habe ich nicht den perfekten Ort in der Welt gefunden, doch ich glaube auch nicht, dass es ihn gibt.»
Du bist also viel auf Tour. Seit meiner Volljährigkeit, also während den letzten 12 Jahren, war ich fast die Hälfte der Zeit unterwegs im Ausland.
vorstellen, da bin ich ein richtiger «Bünzli». Ich finde einfach, dass wir super privilegiert sind in der Schweiz, und es ist ein wunderschöner Ort, der perfekt ist, um Kinder aufzuziehen — irgendwann einmal.
Da muss ich einfach fragen: Ist es irgendwo so schön wie zu Hause? [lacht] Beim Reisen ist es schön, vielleicht sogar schöner als in der Schweiz, aber auf ganz andere Art und Weise. Noch habe ich nicht den perfekten Ort in der Welt gefunden, doch ich glaube auch nicht, dass es ihn gibt. Irgendetwas fehlt immer, man kann nicht alles haben. Ich werde aber immer wieder gefragt, wo ich denn später wohnen möchte, und da muss ich zugeben: Ich kann es mir eigentlich fast nur in der Schweiz
Der schweizerischen Ruhe scheinst du aber nicht hinterherzulaufen: Du hast schon im Amazonas mit Wildkatzen gearbeitet, bist auf Zugdächern durch Bangladesch gereist und hast die Drake-Passage zwischen Antarktika und Südamerika durchquert. Brauchst du den Adrenalinkick? Ich suche immer ein bisschen das Abenteuer, ich bin halt gerne dort, «wo’s chlöpft». Ich möchte jetzt noch möglichst viel von der Welt sehen und die gefährlichen Dinge vor der Familienplanung machen, nachher ist das ein No-Go.
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Suchst du gezielt nach Extremen, wenn du deine Reisen planst? Um ehrlich zu sein, plane ich gar nicht so sehr, es passiert alles einfach und ich komme vor Ort auf dumme Ideen. Ich finde überall neue Abenteuer für mich, da steckt wenig Absicht dahinter, eher viel spontanes Machen. Aber ja, ich liebe Extreme! Im pazifischen Inselstaat Vanuatu bist du auf einen Vulkan geklettert. Warum musstest du dafür so weit weg? Vulkane gibt es auch in Italien. Natürlich, doch zum einen will ich ja alle Gegenden der Welt kennenlernen, und zum anderen gibt es einen solchen Vulkan in Italien nicht. Bis heute bleibt das eines meiner gewaltigsten Erlebnisse: Ich habe ganz alleine einen riesigen Vulkan bestiegen, der alle dreissig bis vierzig Sekunden aubrach. Der Vulkan hat Lava weit über meinen Kopf hinweg ausgespuckt, 600 bis 800 Meter in die Luft. Das war ein unglaublich mächtiger Moment, dort alleine auf diesem bebenden und donnernden Berg zu sein, diesem Ort, an dem Erde kreiert wird, und diese ganze Macht und Gewalt zu erleben. Kann es sein, dass du ein bisschen starrköpfig bist? Immerhin hast du dich nicht davon abbringen lassen, nach Afghanistan zu reisen und bist im
Vulkanausbruch auf Vanuatu 2014 (links); Sossusvlei im Namib-Naukluft-Nationalpark in Namibia 2017 (oben rechts); Strassenkinder in Afghanistan (unten rechts).
Sudan nachts durch schlangenverseuchtes Gebiet getrampt, um neben Pyramiden campieren zu können. Ja, ich glaube, das könnte man so sagen. Ich finde das nicht nur schlecht, Starrköpfigkeit kann auch etwas Gutes sein, zum Beispiel wenn es darum geht, etwas durchzuziehen. Afghanistan war eigentlich ein spontaner Entscheid. Am Tag zuvor hatte ich erfahren, dass ich vom Iran aus nicht durch Turkmenistan werde reisen können, also entschied ich mich für Afghanistan. Spontanität scheint ein grosses Thema zu sein für dich. Wie fest beeinflusst sie dich bei deinen Reisen? Ich denke, die schönsten Erlebnisse passieren spontan. Ich nenne sie «magic moments», und zwar sind das diese Momente, die man nicht buchen kann oder in Reiseführern findet, sondern diejenigen, die einfach passieren. Das können Begegnungen sein, einzelne Momente, Orte oder ganz kleine Details. Aber ich habe natürlich immer einen groben Plan von den Highlights, die ich gesehen haben muss. Wie bereitest du dich denn auf deine Reisen vor? Für diese Reise habe ich meine Sachen am Abend zuvor gepackt. Je älter ich werde, desto
«Ich bin einfach neugierig, ich will sehen, wo ich lebe. Unser Planet hat viele verschiedene Ecken, verschiedene Kulturen und Religionen. Das interessiert mich, ich möchte wissen, was auf unserer Kugel passiert.» weniger nehme ich mit. Ich habe zur Vorbereitung auch nur ein paar Kreise auf der Weltkarte gezogen. Wenn ich allerdings in gefährliche Regionen reise, muss ich meine Hausaufgaben machen und die eine oder andere Sache nachfor-
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schen, um mögliche Gefahren umgehen zu können. Wird Reisen nicht zur Routine, wenn man so viel herumkommt wie du? Reisen ist das, was ich Tag um Tag mache, mein momentaner Lebensinhalt, von da her ist natürlich eine gewisse Normalität vorhanden. Andererseits ist es aber auch eine Normalität in der Abnormität, denn jeder Tag ist wieder vollkommen anders: Ich lerne neue Menschen kennen, neue Kulturen, neue Orte. Du hast das Reisen als Lebensinhalt angesprochen: Arbeitest du nun, um reisen zu können, oder reist du, um später arbeiten zu können? Klar muss ich arbeiten, um meine Reisen finanzieren zu können. Ich bin noch so viel und so lange unterwegs, bis mein Reisedrang gestillt ist. Meine Reisen tragen aber auch viel zu meiner Arbeit bei. Gerade für den Geographieunterricht kann ich sehr viel profitieren und künftig aus eigenen Erfahrungen berichten. Was lockt dich so sehr an anderen Ländern? Ich bin einfach neugierig, ich will sehen, wo ich lebe. Unser Planet hat viele verschiedene Ecken, verschiedene Kulturen und Religionen.
4.& 5. AUGUST ’17 MY SLEEPING KARMA JEANS FOR JESUS GIÖBIA MANILLIO TRETTMANN BAZE DJ FLINK
freitag
one sentence. supervisor • alois • saint tangerine convention
samstag g
scube • collie herb × elian zeitel × simon spiess loopstation • basement roots
oltenair.ch vvk: ticketfrog.ch/oltenair KOLT
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Eisbergfriedhof in Antarktika, 2014.
Das interessiert mich, ich möchte wissen, was auf unserer Kugel passiert. Wie sieht dein momentanes Fazit aus? Mittlerweile fühle ich mich überall auf der Welt ein bisschen daheim, ich bin sehr viel weltoffener geworden und habe eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Ich habe zwar weder Haus noch Auto, dafür jede Menge Erfahrungen und Erinnerungen. Wie haben dich deine Erlebnisse sonst noch verändert? Durch all die Zeit, die ich während des Reisens alleine verbracht habe, kenne ich mich mittlerweile sehr gut. Ich habe viele neue Seiten an mir selbst entdeckt, das ist sehr spannend. Zudem hat sich meine Weltanschauung verändert. Ich habe sehr viele schlimme Dinge gesehen, aber auch wunderschöne. Ich werde oft gefragt, ob ich die Welt nach all der Zeit und den Reisen als schlimmer oder besser wahrnehme. Diese Frage kann ich jedoch noch immer nicht beantworten. Ich hoffe, wir können eines Tages Egoismus und Gier ablegen und begreifen, dass wir alle im selben Boot sind. Wenn man sich deine bisherigen Abenteuer so ansieht, erweckt es den Eindruck, als
«Ich habe zwar weder Haus noch Auto, dafür jede Menge Erfahrungen und Erinnerungen.» wärst du dabei, die aufregendste Wunschliste der Welt abzuarbeiten. Ja, das ist tatsächlich so. Es gibt so viele spannende Dinge, die man auf dieser Welt machen kann. Ich glaube, dass ich meine Zeit am besten dafür nutze, meine Liste durchzugehen und diese Dinge jetzt noch zu tun. Was steht denn jetzt noch auf deiner Liste? Bei dieser Reise bin ich eigentlich bereits auf dem Heimweg, ich plane, Ende Juli in der Schweiz anzukommen. Ich versuche, so wenig wie möglich zu fliegen, und das bedeutet, dass der Weg zurück über Land führt. Vor mir liegen 2000 Kilometer Wüstengebiet, vermintes Niemandsland und die Gefahr, dschihadisti-
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schen Gruppen in die Arme zu laufen. Danach geht es weiter Richtung Marokko über die Strasse von Gibraltar und von dort aus irgendwie in die Schweiz. Deine nächste Etappe durch die Wüste birgt einige Gefahren. Wie gehst du mit dieser Unsicherheit um? Grundsätzlich tönt es immer viel schlimmer, als es wirklich ist. Klar, wenn mal etwas passiert, dann ist dies wahrscheinlich das Letzte, das dir passiert. Mit dem muss man rechnen. Ich versuche aber stets, das Risiko zu minimieren. Und dann gehe ich mit einem positiven Gefühl an die Sache ran. Ich sage immer: In 90 Prozent der Fälle kann man als Reisender mit gesundem Menschenverstand Problemen aus dem Weg gehen, und ich vertraue einfach darauf, dass die anderen 10 Prozent nicht eintreten.
KILIAN ZIEGLER
NaRr von Manuel Katiofski
Wie ein Fisch in der Pfanne
Flugmodus: Dinge, die fliegen können: Vögel, Bienen, Fledermäuse. Luftschiffe (naheliegend), Flugzeuge (noch naheliegender), Raketen, die leuchten. Raketen, die forschen. Raketen, die töten. Du träumst vom Fliegen, sagst du, aber wenn du wünschen könntest, willst du einfach dein Leben im Griff haben, Dinge, die fliegen können: Ein gelbes U-Boot. Ein gelber Riesenpfirsich. Eine Frau mit Hut und Schirm. Ein Junge und ein Ausserirdischer auf einem Fahrrad. Manche Pferde, vierbeinige und achtbeinige. Superhelden und Superschurken und verlorene Jungs. Und wenn du in die Maschine steigst, bestellst du Tomatensaft mit Schampus, das kleine Mädchen, das auf Bäume kletterte. Wir bitten Sie, alle elektronischen Geräte auszuschalten und bei ihren mobilen Geräten wie zum Beispiel Smartphones oder Tablets den Flugmodus einzustellen.
Manuel Katiofski (*1987), aufgewachsen in Basel, lebt in Berlin, schreibt Texte, mit denen er Geld verdient und solche, die er unter seinem Namen veröffentlicht, u.a. im Narr. www.dasnarr.ch
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ein Spitzname im Schwimmunterricht war Shisha. Also Wasser-Pfeife. Im Hallenbad geriet ich stets ins Schwimmen. Ging baden. Und beinahe unter. Mein Turnlehrer an der Kanti wollte mir regelmässig Absenzen schreiben, bis er merkte, dass ich schon anwesend war, nur halt unter Wasser. Ich war kein Nichtschwimmer, denn Nichtschwimmer klingt nach einer bewussten Entscheidung, wie Nichtraucher, oder Nichtwähler; ich wollte schwimmen, aber es wollte mir nicht gelingen. Eher war ich ein Nichtschwimmenkönner. Ich fühlte mich nicht wie ein Fisch im Wasser, eher wie einer in der Pfanne. Das Hallenwurde für mich zum Höllenbad, einem Haifischbecken ohne Hai. Immerhin war ich in guter Gesellschaft, Jesus soll übers Wasser gegangen sein, weil er ein schlechter Schwimmer war (nachzulesen in: Jesus Christus :«Wie ich mich über Wasser hielt», Hostien Verlag, Nazareth). Meine Klassenkameraden träumten von Mark Spitz und Michael Phelps. Ich träumte von Rettungsbooten und Schwimmflügeln. Die andern wollten Rekorde brechen, das einzige, was ich brach, war zusammen. Beim Wettschwimmen wurde ich von meinen Mitstreitern «abgetrocknet», ich konnte ihnen das Wasser nicht reichen, obwohl ich genügend davon um mich herum gehabt hätte. Aber primär wollte ich gar nicht vorwärtskommen, ich investierte meine Energie vor allem darauf, nicht unterzugehen, was gar nicht so einfach war, ich hatte Mühe zu atmen und verschluckte mich ständig. Irgendwann dachte ich
mir: Wenn ich genügend Wasser herunterschlucke, wird es bald keines mehr im Pool haben, dann werde ich auch nicht ertrinken. Diese Rechnung ging aber nicht auf, da mein Angstschweiss das Becken gleich wieder füllte. (Zyniker würden behaupten, dass es nicht nur Schweiss war.) Stets stand mir das Wasser bis zum Hals. Und drüber. Ich kämpfte ums Verrecken ums Überleben. Und obwohl ich mich nicht für Anatomie interessierte, lernte ich schon früh den Beckenboden kennen. Schnell wurde mir bewusst: Die wahren Wasserschlachten trägt man mit sich selbst aus. Mein Mix aus Strampeltierartigem Ausdruckstanz und unfreiwilligem WasserZumba warf hohe Wellen, sprach sich herum und wurde zur Attraktion unserer Schule. Schaulustige aus verschiedensten Klassen, Lehrpersonen und sogar der Rektor liessen die Chance nicht aus und kamen mich (oder sagen wir besser: mein Unvermögen) bestaunen. Ich dominierte die Pausengespräche, zierte die Titelseite der Schülerzeitung, und nicht wenige wollten eine Maturarbeit über mich schreiben. Dass das Interesse an meiner Person eher spöttisch als bewundernd war, konnte ich verkraften. Schwamm – pardon –, schwimm drüber!
«Ich war kein Nichtschwimmer, denn Nichtschwimmer klingt nach einer bewussten Entscheidung.»
Einen guten Sommer Kilian Ziegler PS: Der Schwimmstil, den ich am wenigsten beherrsche, ist der «Delfin». PPS: Der Fachausdruck für Delfin-Sarg ist Flipperkasten.
www.bijouterie-maegli.ch
AnziehungskrAft
liegt in unserer nAtur. KOLT
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PETRA & Laura
von Laura Wohnlich (Text)
Eine Sturzgeschichte
und Petra Bürgisser (Illustration)
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bdulla Aragon entschied sich im Alter von achtzehn Jahren für eine Karriere als Terrorist. Motiviert sprengte er eine Bank in die Luft und konnte anschliessend fünfzehn Menschen, inklusive sich selber, seine Opfer nennen. Voller Vorfreude trat er seine Folgestelle im Jenseits an und fand sich 72 attraktiven Jungfrauen gegenüber. Henri Fischer kaufte sich derweil bei OBI zwanzig verschiedene Samensorten und drei Säcke Bioerde und schaffte es nicht, seinen Garten so schön aussehen zu lassen, dass es den Nachbarn auffiel. Sophia Toth schliesslich, nun – die sass gerade auf der Toilette, um ehrlich zu sein, und postete ein Bild von einem Blumenstrauss auf Instagram. Bevor all dies sich zutrug, begegneten sich Abdulla, Henri und Sophia eines Morgens an einer Busstation, deren Standort unwichtig ist. Zufällig beabsichtigten sie mehr oder weniger synchron, vom Ticketautomaten Gebrauch zu machen. Die beiden Herren einigten sich nach einem kurzen Blickwechsel stillschweigend darauf, dass sie zwei Gentlemen waren, und liessen Sophia zuerst lösen. Dies hatte zur Folge, dass Abdulla und Henri schwarz fuhren, denn was sie nicht wissen konnten, war, dass Sophia noch nie einen Ticketautomaten wie diesen hier bedient hatte und daher folglich sehr lange brauchte, bis sie ihren Schein in der Hand hielt. Um es nochmals zu betonen: Der Bus fuhr vor und alle drei stiegen ein, aber nur Sophia war eine Ticketbesitzerin. Und natürlich kam es, wie es kommen musste:
Nach zwei Stationen schon stieg Jérome Sinclair ein, der eines Tages hierhergezogen war, obwohl er lieber nach Montmartre zurückgekehrt wäre. Egal. Sinclair jedenfalls betrachtete die beiden Herren, die sich zufällig nebeneinander gesetzt hatten, mit einer Feindseligkeit, die man der Fairness halber als berufsbedingt bezeichnen muss. «Ticket?», wollte er wissen. Abdulla und Henri blickten sich ratlos an. Abdulla dachte nicht an Jungfrauen, Henri dachte nicht an seine schlecht gedeihenden Pflanzen. «Kein Ticket?», wollte der Busfahrer wissen. Abdulla schüttelte den Kopf. Henri hob vage die Schultern an. «Also kein Ticket.» Sinclair zückte ein elektronisches Gerät und begann, mit etwas, das man
wohl irgendwie Pen nennen darf, darauf herumzustochern. Kurze Zeit später standen Abulla und Henri mit identischen Busszetteln auf der Strasse und beschlossen im Stillen und jeder für sich, dass sie nie wieder Gentlemen spielen würden. «Na dann», sagte Henri aus einem nicht klar identifizierbaren Impuls heraus und klopfte Abdulla abschiedshalber auf die Schulter. Abdulla wandte sich ab. 3 Jahre später musste Abdulla feststellen, dass die Jungfrauen im Jenseits sich mehr dafür interessierten, die unter den Wolken liegenden Stromnetze anzuzapfen, um sich auf Tinder mit ihrer Jungfräulichkeit zu brüsten und nach reichen Amerikanern Ausschau zu halten, als dafür, mit ihm ins Bett zu gehen. Henri sass auf seinem Balkon, trank Limonade aus einer Kaffeetasse und spuckte auf einen Erdhaufen, der ihm einst hätte zu Ansehen verhelfen sollen. Beide dachten, dass es im Leben auf irgendetwas anderes ankommen musste als auf Erfolg, wussten aber auch nicht, worauf sonst. Und Sophia? Wer weiss. Vielleicht verliebte sie sich in den Busfahrer, aber das ist eher unwahrscheinlich, sie hasste Franzosen. Es wurde Winter und anschliessend Frühling.
Laura Wohnlich (*1992), geboren in Basel, seit Jahren auf dem inneren (und endlich bald auch physischen) Weg nach Berlin, ohne Sport nicht überlebensfähig und wünscht sich manchmal, das Leben sei ein Musical. Ihr erster Roman «Sweet Rotation» erschien dieses Jahr bei PIPER.
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DER KOLTIGE MONAT
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nser Fotograf Lucas Ziegler, der auch Mitbewohner von Nathalie, unserer Redaktionsleiterin, ist, hat den Nachwuchsförderpreis des vfg – Vereinigung fotografischer Gestalter_innen – mit seiner Serie «Laying Out» erhalten. Wir gratulieren ganz herzlich und sind zusammen mit Lucas ganz schön stolz! Ebenfalls gewonnen hat Roshan Adihetty mit seinen Nacktwanderern. Roshan hat zwar noch nie für uns fotografiert, befindet sich aber auf der koltigen Shortlist und ist uns sehr ans Herz gewachsen. Roshan scheint eine Glückssträhne zu haben, wurde er doch eben erst als Preisträger der kantonalen Kulturförderung von unserem Yves fotografiert. Dieses Jahr hat sich gezeigt, dass wir ein gutes Händchen haben und teilweise unseren Teil dazu beitragen dürfen, junge Talente zu fördern: Daniel Kissling, Petra Bürgisser und nun eben diese beiden Fotografen haben im 2017 Preise und Auszeichnungen erhalten. Holy wow!
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uch haben wir letzten Monat unseren Layouter von «Ausgehen in Olten», Roger Lehner, in Dresden besucht. Dies nämlich, weil sich dort die Druckerei des neuen Verlags-Produkts «A2 Letter» befindet. Die beiden koltigen Menschen Yves und Cyril haben den Druck der Nullausgabe für baldige Marketingmassnahmen fotografiert und gefilmt. Bald erfährst du mehr darüber – oder besser: Abonniere diese neue Inspirationsquelle bis Ende Juli für nur 3 Euro im Monat auf www.a2letter.com und erhalte schon bald eben diese limitierte Edition, die von der Künstlerin Chrissy Angliker gestaltet wurde.
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ir müssen uns mit dieser sommerlichen Doppelausgabe mal kurz verabschieden und ausruhen, um neue Ideen zu finden und Kraft zu tanken, um dir weiterhin monatlich unterhaltsame und überraschende Lektüre zu garantieren. Dafür dient beispielsweise unser neues Sofa, das wir im kühlen Untergeschoss provisorisch zwischen Pingpong- und Tischfussballtisch platziert haben. ;-)
Wir wünschen einen tollen Sommer, gute Erholung, viele Abenteuer, grossartige Inspiration und wenig Ärgernis. Vielleicht sehen wir uns am ersten Oltner OpenAir! Dein KOLT
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M.Sc. Roger D. Anhalm Leitender Optometrist
Informationsveranstaltung Dienstag, 29. August 2017
Sehkorrekturen bei Kindern und Jugendlichen: Es muss nicht nur die Brille sein. Ort .................... Pallas Klinik (Eingang Nr. 20, 5. Stock) Louis Giroud-Strasse 20, 4600 Olten Beginn ..............18.30 Uhr, Dauer ca. eine Stunde Anmeldung ...... unter www.pallas-kliniken.ch/infoveranstaltung oder Telefon 058 335 00 00 Wir freuen uns, Sie bei uns zu begrüssen! Pallas Kliniken AG • info@pallas-kliniken.ch • www.pallas-kliniken.ch KOLT
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Wissen spricht, aber Weisheit hört zu. Jimi Hendrix
Willkommen beim ersten OltenAir in der Schützi !
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