KOLT #28

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DAS OLTNER STADT- UND KULTURMAGAZIN

NUMMER DREI 2012 // FR. 5.--

MIT AGEND BEILAG A E

www.kolt.ch

IM GEHEIMNISVOLLEN BROCKILAND NEUENTDECKUNG Hazel Brugger sinniert 端ber saisonal bedingte Apartheid IM RAMPENLICHT Philipp Fankhauser 端ber Sonnenbrillen in der Bluesmusik CINEMA Ein Oltner Urbanist 端ber Federico Fellini FREAKS BRAUCHT DAS LAND Im Videochat mit 80-J辰hrigen LA VACHE KILI Table Dance mit Lady Gaga


Stöbern und fündig werden. Trouvaille heisst das besondere Stück im Brocki-Jargon.

Hier finden Sie auf Anhieb Ihre massgeschneiderte Balkon- und Sitzplatzverglasung.

SIO AG, Generalvertretung COVER Rötzmattweg 66, 4603 Olten Tel. 062 207 07 07, Fax 062 207 07 00 info@cover.ch, www.cover.ch

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März 2012

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EDITORIAL IMPRESSUM

VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH Leberngasse 17 4600 Olten verlag@v2s.ch www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist

Cover fotografiert von Janosch Abel

REDAKTIONSLEITUNG Pierre Hagmann (ph) redaktion@kolt.ch

mit freundlicher Unterstützung von:

FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Nathalie Balthisberger, Kilian Ziegler, Christian „Ché“ Dietiker, Dino Lötscher, René „Fribi“ Freiburghaus, Pedro Lenz, Elias Zimmermann, Christoph Rast, Rolf Strub

DRUCK&MEDIEN OLTEN

ILLUSTRATOREN Werner Nydegger, Anna-Lina Balke, Jamie Aspinall, Manuel „Ti“ Mathys, Pascal „Tokijad“ Hofer, Céline Fallet, Petra Bürgisser, Rebekka Gerber FOTOGRAFEN Janosch Abel, Yves Stuber, Ernst Wirz LEKTORAT Pierre Hagmann LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 49.—(inkl. MwSt) Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt) abo@kolt.ch www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'500 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien Ziegelfeldstrasse 60 CH-4600 Olten © 2012, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

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as Schweizer Jahr kennt zwei offizielle Zügeltermine. Wieso, weiss niemand so recht. Am 1. April findet die nächste grosse Rochade statt in der Mieterlandschaft. Bis dann wollen alte Dinge entsorgt sein und neue erstanden. Mit den Menschen rotieren so auch die Gegenstände, und mitten in diesem Kreislauf steht die gute, alte Brockenstube. Ab in die Brockenstube also! Ellbogen ausfahren, Nase reinstecken und die wahren Trouvaillen aufstöbern. Die aktuelle Titelgeschichte liefert die wichtigsten Insider-Tipps, wie es gelingt, die ewig lauernde Konkurrenz zu distanzieren. Ausserdem haben wir die fünf Oltner Brockis unter die Lupe genommen und zeigen, wo die Trefferquote am höchsten ist und wo das Ambiente am besten. Doch auch der Blick in die Geschichte darf nicht fehlen: Brockenstuben sind Ende des 19. Jahrhunderts als Institution zur Unterstützung von Bedürftigen entstanden. Unsere Reportage geht

unter anderem der Frage nach, wie sehr die Brockis diese Funktion heute noch wahrnehmen und rückt dabei die Spezialisten in den Vordergrund – Menschen, die die Brockiwelt auch jenseits der Zügeltermine kennen. „Der angestaubte Kreislauf der Wohltätigkeit“, Seite 18. Mitte März startet im Terminus Club in Olten eine neue Partyreihe mit international renommierten DJs aus dem elektronischen Genre. Der Club will damit an die ruhmreichen Anfangszeiten in den 90er-Jahren anknüpfen. Ein Problem bleibt aber: Der Location fehlt es an Konkurrenz. Was auf den ersten Blick nach einem Trumpf aussieht, bereitet den Veranstaltern zunehmend Probleme. „Hippe DJs zu Gast“, Seite 32.

Pierre Hagmann Olten, im Februar 2012

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INHALT

MÄRZ 2012 03 EDITORIAL / IMPRESSUM 06 PREVIEWS Highlights im März 2012

09 CINEMA Schweizer Helden von damals //

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5 Fragen an Massimo Hauswirth

13 DAS KLEINE JOB-INTERVIEW Verena Tresch Widmer, Psychotherapeutin

14 VON LINKS BIS RECHTS Am 11. März 2012 wird die Oltner Stimmbevölkerung an die Urne gerufen: Das Stadthaus soll für 11.5 Mio. Fran ken saniert werden. Annehmen oder Ablehnen?

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16 IM EXIL Menschen aus der Region berichten aus der Welt: Venedig, Dornbirn, New York City, Kuba, Berlin, Rom

18 Der angestaubte Kreislauf

der Wohltätigkeit

Ein Streifzug durch die Oltner Brocki-Szene

26 HÖREN & LESEN 26

Pedro Lenz „Das untreue Akkordeon“ // Anna Ospelt „Sonnenparfüm“

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Ché‘s Bro Tipps // Deeno‘s Review // Fribi‘s Metal News

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Hazel Brugger „Ein ganzes Land im Winterschlaf?“ // La Vache Kili „Das Phänomen des Aufeinandertreffens – eine Annäherung“

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Schon gelesen...? // KOLT liest...

30 FREAKS BRAUCHT DAS LAND Computerfreaks!

32 IM RAMPENLICHT 32

Terminus statt DC10: Hippe DJs zu Gast // Wie man in sich verliebt macht (Michael Sens)

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„Ich werde ehrenvoll untergehen“ (Philipp Fankhauser)

34 DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS Die besten Dinge des Monats

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PREVIEWS FOTOKUNST VON DAVATZ UND EIN DÉJÀ-VU Tipp des Monats

RICHIE KOTZEN Konzert MOONWALKER MUSIC CLUB AARBURG www.moonwalker.ch Sa 02. März 2012 20.00 Uhr

KUNSTMUSEUM OLTEN www.kunstmuseumolten.ch BARBARA DAVATZ – FOTOGRAFISCHE REIHUNGEN bis 29.4.2012 DEESCHA WÜ!? – EINE FOTOAUSSTELLUNG BESONDERER ART 3. bis 25.3.2012 Vernissage: Fr 2. März 2012 19.00Uhr Öffnungszeiten: Di–Fr 14–17 Uhr ; Do 14–19 Uhr ; Sa/So 10–17 Uhr

„TRANCEPORTER“: ALEX PORTER IS BACK Theaterzauberei THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch Fr 2. März 2012, 20.15 Uhr Sa 3. März 2012, 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

FATA MORGANA Pantomime mit Carlos Martinez SCHWAGER THEATER www.schwager.ch www.oltentourismus.ch Fr 2. März 2012, 20.15 Uhr Sa 3. März 2012, 20.15 Uhr

Er wird umworben als einer der besten Gitarristen der Welt. Seine Stimme gehört zu den ganz grossen im Rock-/Soul-Segment. Es begann im Alter von sieben Jahren, als Richie in seiner Heimatstadt Reading, Pennsylvania, das Elektrogitarrenspiel erlernte. Als er 18 wurde, ging er in den Westen nach San Francisco und nahm sein erstes Album für Shrapnel Records auf. In diesem Jahr füllte Richie Kotzen die Titelseite verschiedener Magazine, einschliesslich der „Guitar World“ und wurde von ihren Lesern zu einem der drei Besten neuen Gitarristen der Welt gewählt. Nachdem er für Shrapnel Records drei Alben aufgenommen hatte, ging Kotzen nach Los Angeles und schloss sich der Hardrock Band Poison an. 1999 wurde er von der Jazzlegende Stanley Clarke eingeladen, mit ihm die Band Vertu zu bilden. Noch im gleichen Jahr trat Richie Kotzen der populären Band Mr. Big bei. Seit 2001 veröffentlicht Richie Soloaufnahmen und tourt mit Superstarstatus durch viele Länder rund um die Welt. Auf seiner Europatour 2012 kommt Richie Kotzen für ein einziges Schweizer Konzert wieder in den Moonwalker nach Aarburg mit brandneuem Songmaterial und der CD „24 Hours“.

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Kasse/Bar 19:45 Uhr Eintritt: 28.-/22.-

Unsere gross angelegte Retrospektive vereint acht Fotoserien von Barbara Davatz (*1944) aus den Jahren 1968 bis 2011. Trotz technischer Präzision und formaler Strenge wirken die enzyklopädischen Reihungen von Portraits und Landschaften lebendig, verbinden Zeitlosigkeit und Zeitgeist. Sie künden vom Staunen einer Fotografin, die mit ihren typologischen Bildsammlungen Feldforschung in familiären, gesellschaftlichen und natürlichen Biotopen betreibt. Ihre Themen könnten als biologische Forschungsgebiete durchgehen: Zwillinge, Sippenähnlichkeiten, urbanes Paarungsverhalten, Selbstdarstellung und Gruppenidentität in einer globalisierten Mode- und Arbeitswelt. Pünktlich zur nationalen Delegiertenversammlung der Eisenbahner Foto-, Film- und Video-Amateure der Schweiz EFFVAS, die am 24./25. März in Olten stattfindet, ist ausserdem die aktuelle Wanderausstellung „Deescha wü?“ des Vereins für drei Wochen im Kunstmuseum Olten zu Gast.

Mit «TrancePorter» vereint Alex Porter die Juwelen aus seinem 30-jährigen Schaffen mit neuen Geschichten und Tricks. Der Pionier der Theaterzauberei präsentiert als Erzähler, Sänger und Zauberer altes Ent-rücktes und neues Ver-rücktes und verführt das Publikum in die Welt des Staunens. Mit musikalischem Gespür schlüpft der Poet unter den Zauberern in die Rolle des Derwisch, der nicht aufgibt, bis sich das ganze Theater im Kreis dreht. Porter ist ein Fabulierer, der es versteht, sein Publikum mit schillernder Poesie und schalkhaftem Unsinn ins Land der Fantasie zu locken. Er verwischt absichtlich die neu geschriebenen Geschichten mit der täuschend echt wirkenden Trickwelt – selbstverständlich in seiner für ihn typischen augenzwinkernden Manier. Nach 1994, 2000 und 2003 ist Alex Porter zurück auf der Bühne des Theaterstudios Olten. Im Jahr 2003 erhielt er den Schweizer Kleinkunstpreis.

Ein moderner Mensch hat sich in der Wüste verirrt. Seine Feldflasche ist fast leer. Der Akku seines Handys ebenso. Als sein Durst und seine Verlassenheit immer schlimmer werden, fängt er an, flüchtige Bilder von Wasser zu sehen: eine Luftspiegelung folgt der anderen. Das Wasser, bisher so selbstverständlich, erscheint ihm in der Wüste als das Wunder, einfach den Wasserhahn aufzudrehen, als das Rauschen der Wellen am Strand, als ein Brunnen, eine öffentliche Toilette… Wasser, überall Wasser, aber kein Tropfen zu trinken. Wie soll er diese Katastrophe überleben? Eine pantomimische Erzählung zu Einbildung und Wirklichkeit. Auch mit seinem neuesten Programm begeistert der spanische Mime sein Publikum.

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MÄRZ 2012

Mensch Olten präsentiert

ERNESTO CARDENAL MIT GRUPO SAL

KUBANISCHER SAISONSTART MIT CUARTEAO

Konzert

SCHÜTZI OLTEN www.schuetzi.ch www.mensch-olten.ch

VARIO BAR www.fiveblue.com www.clapotis.ch

Do 8. März 2012 20.00 Uhr

Sa 10. März 2012 Türöffnung 21.00Uhr Konzert 21.30Uhr

Konzert JAZZ IN OLTEN // VARIO BAR www.jazzinolten.ch / yosvanyquintero.com/cuarteao.html

FIVE BLUE & CLAPOTIS

Den Himmel berühren – Musik und Poesie

Vorverkauf: Buchhandlung Klosterplatz, Olten

LEBENDES LICHT Über Lichtphänomene bei Bakterien, Pilzen und Pflanzen: Ein Vortrag von PD Dr. Helmut Brandl, Institut für Evolutionsbiologie & Umweltwissenschaften, Universität Zürich

Sa 3. März 2012 21.00 Uhr

Öffentlicher Anlass der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Solothurn NATURMUSEUM OLTEN www.naturmuseum-olten.ch

Jazz in Olten startet fulminant ins neue Jahr. Gegen den trüben Winter hilft die sonnige Band des Kubaners Yosvany Quintero. Der Bandleader und Saxer hat zwar in Kuba eine klassische Musikausbildung genossen. Trotzdem hat er den Salsa und die karibische Folklore aufgesogen. 1997 zieht er in die Schweiz und bildet sich zum Komponisten und Dirigenten weiter. Auf dieser breiten Grundlage entwickelt er nun seine eigene Musik: Ein pulsierender Mix aus Jazz, Funk und südamerikanischer Musik. Seine Mitstreiter aus Basel sind ebenfalls klassisch ausgebildet und trotzdem Jazzer. Der Pianist Gabriel Walter und der E-Bassist André Buser spielen u.a. zusammen in der SalsaBand Picason. Zusammen mit dem Drummer Florian Arbenz meistern sie die vertrackten, überraschenden Kompositionen und bieten innovativen Salsa mit viel Raum für Solos – so macht „Fusion“ richtig Spass! Yosvany Quintero (reeds), Gabriel Walter (p), André Buser (eb), Florian Arbenz (dr)

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Mo 12. März 2012 20.00 Uhr Eintritt frei

Der bekannte lateinamerikanische Literat, Revolutionär und Theologe Ernesto Cardenal liest am 8. März 2012 in Olten aus seinen Texten, die für viele längst legendär sind. Der 87-Jährige bestreitet seinen Auftritt zusammen mit den Musikern von Grupo Sal. Der in Nicaragua geborene Cardenal begann seine Karriere als Literat, ehe er sich der Theologie zuwandte und nach dem Erhalt der Priesterweihe eine bekannte Klostergemeinschaft gründete. Im Kampf gegen den Somoza-Clan unterstützte Cardenal die Sandinisten und wurde nach deren Machtergreifung zum Kulturminister des Landes ernannt. Cardenal schaffte es mit seinen Texten zu weltweiter Bekanntheit. In diesen schrieb er gegen die Unterdrückung der Armen an und sang immer wieder das Loblied auf die Liebe. Das brachte ihm den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und eine Nominierung für den Literatur-Nobelpreis ein.

Der Berner Musiker Christof Jaussi, vor allem bekannt als Drummer bei Wurzel5, Baze, Climbing Tree, Trummer u.v.a., veröffentlicht mit seiner Band Five Blue den nach «Moon» zweiten Longplayer «Wicked Ways»: ein gradliniges, schnörkelloses PopRock-Album, das endlich wieder einmal den grossen Rocksongs huldigt. Um diese Scheibe in der Vario Bar zu präsentieren, hat er neben dem Badener Bassisten Thom Wettstein auch den jungen Oltner Schlagzeuger Jonas Stehli im Gepäck, der sein Comeback im Vario gibt. Als Support werden mit Rafael Meyer und Martin Schenker die Frontmänner der Band Clapotis einige Songs ihres neuen Albums präsentieren. Man darf gespannt sein. Five Blue Christof Jaussi (keys, vocals) Thom Wettstein (bass) Jonas Stehli (drums) Clapotis Rafael Meyer (vocals, guitar) Martin Schenker (guitar, vocals)

Bakterien und Pilze sind fähig, Licht auszusenden, was als Biolumineszenz bezeichnet wird. Das Phänomen der «Lichtfäule» von faulem, mit Pilzen (v.a. Hallimasch) befallenem Holz ist weit verbreitet. Dieses Schauspiel ist aber heute in unseren Wäldern wegen der zunehmenden «Lichtverschmutzung» eher selten zu erkennen. Leuchtendes Holz ist deshalb vor allem an ganz abgedunkelten Standorten (in Gruben und Bergwerken) beobachtet worden. Pflanzen (oder Teile davon) zeigen bei Bestrahlung mit ultraviolettem Licht FluoreszenzPhänomene, z.B. rote Fluoreszenz des Chlorophylls, blaue Fluoreszenz der Kastanienrinde.

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PREVIEWS

MÄRZ 2012 Olten in Concert präsentiert

PHILIPP FANKHAUSER LIVE SPICY HITS

Den Himmel berühren – Musik und Poesie SCHÜTZI OLTEN www.schuetzi.ch www.olteninconcert.ch

FEST DER FREIHEIT

Mixed-up A-cappela-Chor aus Olten mit neuem Programm / Ein musikalischer Cocktail aus Highlights der 60er bis 90er Jahre

Eine Tagung der FDP Schweiz

CHRISTOPH GRAB’S SCIENCE FICTION THEATER

Sa 17. März 2012 19.00 bis 23.00 Uhr Vorverkauf: www.starticket.ch

Mit Pascal Couchepin, Franz Steinegger, Peter Wanner, Alex Capus, Ueli Giezendanner, u.v.m.

Konzert KULTURZENTRUM SCHÜTZI www.freiheit24.ch

JAZZ IN OLTEN // VARIO BAR www.jazzinolten.ch www.myspace.com/christophgrabssciencefictiontheater

Sa 24. März 2012 9.30 bis 14.30 Uhr

Christoph Grab (saxes, samples, hacked toys), Flo Stoffner (g), Christian Rösli (key), Thomas Tavano (b,) Tobias Hunziker (dr)

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Sa 24. März 2012 um 20.00Uhr So 25. März 2012 um 17.00Uhr KONZERTSAAL, STADTTHEATER OLTEN Sa 31. März 2012 um 20.00Uhr Vorverkauf: Head over Heels, Damenmode, Hauptgasse 17, Olten Telefonisch unter der Nummer 062 752 35 71 An der Abendkasse, eine Stunde vor Konzertbeginn

Sa 17. März 2012 21.00 Uhr

Spaghetti-Western! James Bond! Mission Impossible! Science Fiction! Wäre alles langweilig ohne die passende Filmmusik. Inspiriert von Komponisten wie Lalo Schifrin, Nino Rota und Ennio Morricone spielt „Christoph Grab’s Science Fiction Theater“ einen ganz eigenen Mix aus bondmässiger Filmmusik und groovendem Souljazz der 60er-Jahre, gespickt mit elektronischen Klängen und Beats von heute. Der Saxofonist Christoph Grab lässt seine Bands aber keine Covers spielen, er komponiert eigene Stücke. Und darin haben kleine süsse Melodien ebenso Platz wie „jazz-übliche“ Improvisationen. Versprochen wird hier kein traditionelles Jazz-Konzert mit Themen und diversen Solos. Dafür eines mit modernen, „urbanen“ Beats, viel Spielfreude und einer gesunden Portion Humor.

GASTHOF BÄREN AARBURG www.mixed-up.ch

Der bekannte Schweizer Bluesmusiker, welcher sich national als auch international einen Namen machen konnte und mit seiner Stimme goldene und platin Schallplatten abräumte singt für Olten! Der gebürtige Schweizer, welcher aus Leidenschaft zur Musik nach Amerika auswanderte, um sich dort von der Blueslegende Johnny Copeland inspirieren zu lassen, hat seine eigene Karriere als Bluessänger und Songwriter angepackt. Sein erstes erfolgreiches Album «Love Man Riding» wurde mit dem Titel „erfolgreichstes Schweizer Blues-Album“ prämiert. 2010 erschien «Try My Love» (Sony Music), das nahtlos an den Erfolg des Vorherigen anknüpft. Innert nur 10 Tagen erreichte das neuste Album Goldstatus. Philipp Fankhauser in Hochform und nun in Olten. Dem Voract, Pascal Geiser, gelang mit dem Song „First time i felt the blues“ ein erfolgreicher Einstieg in die Bluesmusikwelt. Fankhausers, welcher den angehenden Sänger mit der „kratzigen Stimme“ inspiriert, gibt Geiser den Mut, dem wunderbaren Musikstil treu zu bleiben. Interview mit Philipp Fankhauser auf Seite 33.

Olten ist die Stadt der Freiheit und der freisinnigen Volksbewegung. Was heisst Freiheit heute? Warum fühlen wir uns manchmal ohnmächtig? Um der Freiheit wieder ein Gesicht zu geben, kommen Freisinnige aller Couleur nach Olten. Von Alt-Bundesrat Pascal Couchepin über Franz Steinegger bis zum WWF-Chef HansPeter Fricker, vom Oltner RathskellerWirt Roger Lang bis zum Aargauer Medienunternehmer Peter Wanner, vom Dulliker Rechtsprofessor Peter V. Kunz bis zur Schönenwerder Regierungsrätin Esther Gassler und so weiter und so fort. Von links wird Schriftsteller Alex Capus (SP Olten) die Freisinnigen in die Zange nehmen, von rechts SVP-Nationalrat Ueli Giezendanner. Alle, die sich für die Freiheit in diesem Land interessieren, sind am 24. März von 09.30 bis 14.30 in die Schützi Olten eingeladen. Es gibt Poetry Slam, Videos, Talks und Workshops, Musik, Bier und Bratwurst.

Unter der Leitung von Gitte Deubelbeiss präsentieren 40 motivierte Sängerinnen und Sänger ihr neues Programm Spicy Hits, ein musikalischer Cocktail aus Highlights der 60er- bis 90er- Jahre. Im Angebot stehen ein sinnlicher „Mas que Nada“, ein feuriger „Macho Macho“, ein zuckerrandsüsser „How deep is your Love“, oder wie wärs mit einem Boogie Fever, geschütttelt nicht gerührt? Ein spritziges „Girls Girls Girls“ oder ein Schuss „Soul man“ wecken bei jedem Konzertbesucher den inneren John Travolta. Mit spannend arrangierten Medleys wird für zusätzliche Würze gesorgt. Aufgemixt werden einzelne Songs durch eine 3-köpfige Rhythm Section mit den Musikern Thomas Blättler (Bass), Seven Parry (Piano) und Reto Käser (Drums). Sie werden am Konzert den Spicy Hits den passenden Groove und Soul verleihen. Spicy Hits, geniessbar ohne Altersbeschränkung – aber bestimmt mit nachhaltigen Folgen.

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CINEMA

NÄHERE INFORMATIONEN ZU SPIELZEITEN UND KINOSAAL AUF WWW.YOUCINEMA.CH UND WWW.LICHTSPIELE-OLTEN.CH

ONCE UPON A TIME IN ANATOLIA TÜRKEI 2011 // CRIME, DRAMA 29.3. - 2.4., Kino Lichtspiele Eine Wagenkolonne fährt in der Dunkelheit durch die anatolische Steppe. Zwölf Männer sind auf der verzweifelten Suche nach einer Leiche, denn der Mörder kann sich nicht mehr erinnern, wo er sie vergraben hat. In „Once Upon a Time in Anatolia“ wird nicht nur ein Kriminalfall gezeigt, sondern eine ganze Kultur. Der Regisseur webt einen Teppich aus Details zu einer zeitlosen Geschichte menschlicher Sinnsuche, die sich dem Publikum erst zum Schluss offenbart.

ATMEN ÖSTERREICH 2011 // DRAMA 22.3 – 26.3., Kino Lichtspiele Roman Kogler ist 19 Jahre alt und verbüßt eine Haftstrafe von fünf Jahren in einem Jugendgefängnis in Niederösterreich. Im Alter von 14 Jahren hatte er im Zuge eines Streites einen gleichaltrigen Kontrahenten zu Tode getreten. Zwischen Gefängnis und Bestattungsunternehmen bemüht sich der verschlossene jugendliche Häftling, als Mensch wahrgenommen zu werden. Das Drama ist die erste Regiearbeit des Schauspielers Karl Markovics und wurde zum besten österreichischen Film des letzten Jahres gekürt.

5 Fragen an... MASSIMO HAUSWIRTH, ARCHITEKT

Schweizer Helden von damals Und noch eine Hommage an den Mann mit der Hasenscharte: Am 1. März startet „Eine wen iig – dr Dällebach Kari“, der neue Film von Oscar-Preisträger Xavier Koller in den Kinos.

K

arl Tellenbach, geboren 1877 im Emmental, sprang 1931 von der Berner Kornhausbrücke in die Aare und in den Tod. Am 1. März startet in den Schweizer Kinos der Film „Eine wen iig – dr Dällebach Kari“. Wo bleiben die Helden unserer Zeit, dass die Figur des tragischen Helden nun schon wieder auf der grossen Bühne künstlerisch ausgeschlachtet wird? Zugegeben: Der letzte grosse Spielfilm ist schon eine Weile her: 1970 war es, dass sich Walo Lüönd in der Rolle des Kari unsterblich machte. Seit einigen Jahren ist die Geschichte des Berner Stadtoriginals aber omnipräsent, sei es in Theateraufführungen, Ausstellungen oder – ganz kürzlich – im gleichnamigen Musical. Und nun also auch in einem neuen Film, in dem gar derselbe Schauspieler den erwachsenen Coiffeurmeister mit Hasenscharte spielt wie schon im Musical: Hanspeter MüllerDrossaart. Der Berner Nils Althaus übernimmt die Rolle des Protagonisten in dessen jüngeren Jahren. Erzählt

wird vor allem die Liebesgeschichte zwischen Kari und der schönen Annemarie Geiser (Carla Juri), die sich an einem Schwingfest kennenlernen. Der Film feierte seine Uraufführung an den Solothurner Filmtagen – und erntete nicht nur Lob, von „putzig inszenierter Swissness und schalem Witz“ (Aargauer Zeitung) war etwa die Rede. Dabei ist Regisseur Xavier Koller immerhin Oscar-Preisträger. Für sein Werk „Reise der Hoffnung“ erhielt der Schwyzer 1991 den Award für den besten nichtenglischen Film des Jahres. Eine Schweizer Heldentat – doch auch schon eine Weile her. „Eine wen iig – dr Dällebach Kari“ kämpft in bescheidenerem Rahmen um Ehren. Der Film ist nominiert für den Schweizer Filmpreis Quartz, der am 17.März im KKL Luzern verliehen wird. Sein ärgster Kontrahent dürfte „Der Verdingbub“ sein. Gleiche Epoche, ähnlicher Inhalt, ähnliche Atmosphäre – wo bleiben die Helden unserer Zeit? ph

Welches ist Ihr Lieblingsfilm? Sämtliche Filme und das Schaffen von Federico Fellini. Fellini, der hochgeschätzte und einflussreichste italienische Filmregisseur, verstand es, Erinnerungen, Träume und Fantasien zu kombinieren. Lieblingsfilme sind „La Strada“, „La Dolce Vita“, „8½“ und „Amarcord“. Dazu kommt eine ganze Reihe französischer Filme der alten Generation. Welches ist der schlechteste Film, den Sie je gesehen haben? Schlechte Filme bleiben mir nicht in Erinnerung! Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen? „The Artist“, der Stummfilm von Michel Hazanavicius. Bei welchem Film hätten Sie gerne die Hauptrolle gespielt? Alexis Sorbas – der Grieche. Die Verfilmung des Romans von Nikos Kazantzakis mit Anthony Quinn. Worüber würden Sie gerne einen Film drehen? Über das Leben und Schaffen des Arztes, Lyrikers und Querdenkers Gottfried Benn.

2. Mai – 13. Mai 2012 Werden Sie Mitglied und profitieren Sie vom Vorkaufsrecht auf alle Eintrittskarten! Attraktive Vorteile für Mitglieder: - Vorkaufsrecht für Tickets ab Mittwoch, 7. März, 7 Uhr - Mitgliederrabatt - Gratisvorstellung an Generalversammlung KOLT März 2012 www.kabarett.ch

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Aare Energie AG Solothurnerstrasse 21 Postfach 4601 Olten Telefon 062 205 56 56 Fax 062 205 56 58 info@aen.ch www.aen.ch

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KULTURSPLITTER

MONATSTIPPS DER MAGAZINE AUS AARAU | BASEL | BERN | LUZERN | ST. GALLEN | VADUZ | WWW.KULTURPOOL.BIZ

AARAUER DEMOKRATIETAGE Zum vierten Mal führt das Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) eine öffentliche Tagung zu aktuellen Themen durch. Diesmal zum Demokratisierungsprozess im arabischen Raum. Welche Herausforderungen stellen sich den jungen Demokratien heute? Welche ins-

DIE KUMMERBUBEN IN BERN UND ZÜRICH

titutionellen Entscheidungen stehen an? Sind die Vor-

SPÄTABENDS IN HORW

Mit ihren ersten Alben «Liebi und anderi Verbräche»

aussetzungen für eine demokratische Konsolidierung

Die Zwischenbühne, dieses einzigartige Multisparten-

und «Schattehang» (2009) haben die Kummerbuben

gegeben? Das sind Fragen, die zur Sprache kommen.

haus in der Agglogemeinde Horw, wird heuer 30 – ein

Kritiker und Konzertpublikum verzückt. Was die Ber-

Im Rahmen eine begleitenden Kulturprogramms ist der

Kulturort, an dem alles möglich scheint, wenn es sich

ner mit den Stücken aus alten Liederbüchern gemacht

Dokumentarfilm «Tahrir – Liberation Square» von Ste-

die Betreiber in den Kopf setzen. Die thematischen «Ni-

haben, ist mehr als ein Entstaubungspusten, das war

fano Savona (IT/FR 2011) im Kino Freier Film zu sehen

tes» gehören seit Jahren zu den erfolgreichsten Eigen-

ein Sturm der Entrümpelung. Der «Schaden» war be-

(Freitag, 16 März, 17.00).

veranstaltungen (etwa «White Album Nite»), nun fol-

trächtlich: Schaurige, traurige Rock- und Blues-Songs

16. und 17. März, Kultur & Kongresshaus, Aarau

gen die «Late Nites». Durch die Abende führt jeweils

mit Herz und Seele. Nun wird das dritte Album auf den

Infos unter www.demokratietage-zda.ch

DRS-Nachrichtenmann Thomas Fuchs, am Piano be-

Namen «Weidwund» getauft.

gleitet Ricardo Regidor (einst Hösli & Ricardo). Wei-

Moods im Schiffbau, Zürich. Do., 1.3., 20.30 Uhr

ter im festen Programm: ein Showgirl, der Studiokoch,

Dachstock der Reitschule, Bern. Fr., 2.3., 22 Uhr

Liveschaltungen zur Aussenwette und -reportage und – natürlich – Stargäste. Im März der herrliche Baba Uslender, Hip-Hop aus Hochdorf, sowie Slammer Simon Chen. Late Nite: FR 2. und 23. März, 21 Uhr, Zwischenbühne Horw

PROTESTE SINGEN

DESIGNSTADT BASEL

Musik mit Dringlichkeit liegt den Österreichern. Gus-

Man darf es laut sagen: Basel hat eine lebendige und

tav hatte sie, der Nino auch und Christoph & Lollo ha-

innovative Designszene, was u.a. mit einer Studie zur

ben sie schon lange. Mit den Liedern ihrer neusten CD

Kreativwirtschaft belegt wurde. Im März wird das an

«Tschuldigung» standen sie eben erst auf dem Helden-

verschiedenen Anlässen sichtbar: 17 Studierende des

FAST FÜNF STUNDEN THEATER

platz in Wien und demonstrierten mit 6000 anderen ge-

Bachelor-Lehrgangs <Doing Fashion> am Institut für

Mit dem Stück «Eine Familie» von Tracy Letts holt das

gen die scharf rechtsstehenden Burschenschaften, die

Mode-Design der Fachhochschule Nordwestschweiz/

TAK ein wahres Meisterwerk vom Burgtheater Wien

alljährlich in der Hofburg ihren rituellen Ball zelebrie-

HGK dokumentieren und zeigen ihre Diplomarbeiten

nach Schaan. Das Theater dauert sage und schreibe

ren durften – bis heute. Aber jetzt ist Schluss damit. Die

in einer Modeschau und einem Bulletin. Eine andere

fast fünf Stunden und zeichnet das verstörende Bild

heutigen Revolutionen haben eben doch ihre Lieder.

Gruppe von Kreativen lädt im <Depot Basel> zu einer

einer Gesellschaft, die unter permanenter Selbstbetäu-

Christoph & Lollo

Ausstellung von selbstgebauten Stühlen und zum Aus-

bung steht, um sich ihr eigenes soziales und politisches

Samstag, 24. März, 20.30 Uhr, Altes Zeughaus Herisau.

tausch über Design ein. Und last but not least präsen-

Scheitern nicht eingestehen zu müssen. Mit dabei ist

Mehr Infos: www.kulturisdorf.ch

tieren sich an der 3. Verkaufs- und Designmesse <Blickfang Basel> auch zahlreiche Labels aus der Region.

auch die Liechtensteiner Schauspielerin und NestroyPreisträgerin Sarah Viktoria Frick.

Sonntag, 25. März, 20 Uhr, Conrad Sohm Dornbirn.

www.doingfashion.ch, www.depotbasel.ch,

Eine Familie, 30. und 31. März, 18 Uhr im SAL in Schaan

Mehr Infos: www.conradsohm.com

www.blickfang.com

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OLTEN

DAS KLEINE JOB-INTERVIEW

Ein Happy End ist nicht das Ziel einer Paartherapie Verena Tresch Widmer ist Psychotherapeutin. In ihrem Berufsalltag hat sie vor allem mit Paaren zu tun, die in der Krise stecken. Sie sagt, dass Männer heute mehr Verantwortung fßr ihre Partnerschaft ßbernehmen. Text von Pierre Hagmann Foto von Yves Stuber

Verena Tresch Widmer, was wollten Sie werden, als Sie ein kleines Mädchen waren? Mein erster Berufswunsch war es, Seiltänzerin zu werden, mir gefielen die schÜnen Schirmchen. Wie sind Sie schliesslich in der Psychotherapie gelandet? Nach einem Studium in Sozialarbeit bin ich in die Drogenarbeit eigestiegen, in therapeutischen Institutionen und auf Beratungsstellen habe ich mein Interesse an der Psychotherapie entdeckt. Ich gehe noch heute sehr oft mit dem Gefßhl nachhause, den schÜnsten Beruf ßberhaupt zu haben.

Ein Happy End ist nicht das primäre Ziel einer Paartherapie. Eine Therapie ist dann erfolgreich, wenn etwas in Bewegung gekommen ist. Es geht dabei immer um eine Klärung der Situation. Nach meiner Erfahrung wßrde ich sagen, dass es bei 1/3 der Paa-

Wie grenzt man sich als Psychotherapeutin von den Problemen der Klienten ab ? Das Thema Nähe-Distanz ist etwas vom Wichtigsten. Es braucht eine gewisse Nähe, um mit den Klienten in Kontakt zu kommen und es braucht Distanz um hilfreich zu sein. Ausserdem ist es eine ständige Reflektion Ăźber das eigene Tun nĂśtig. Ich bin in einer Inter„Die Menschen leiden an einer inneren Zerrissenvisionsgruppe, wo ich mich mit heit“: Verena Tresch Ăźber heutige Paarprobleme. Berufskollegen austausche. Man muss seine Grenzen kennen. In meire zu einer Verbesserung kommt, bei ner Freizeit bewege ich mich gern. 1/3 kommt es zur Trennung, nicht zu vergessen ist der restliche Drittel, der Sie arbeiten in erster Linie mit Paaren. trotz Unzufriedenheit zusammenWie oft kommt es zum Happy End? bleibt.

Wie tickt das moderne Paar in der Krise? Ein Paar besteht aus zwei Individuen. Das Spannungsfeld zwischen autonomer Selbstverwirklichung und der Bezogenheit auf einen anderen Menschen, mit welcher immer auch ein gewisser Verzicht verbunden ist, ist heute in praktisch jeder Paartherapie ein zentrales Thema. Die Menschen leiden stärker an einer inneren Zerrissenheit. Noch vor zehn Jahren waren es ausserdem hauptsächlich Frauen, die anriefen, um sich als Paar fßr eine Therapie anzumelden. Wenn ein Mann anrief, war fast immer schon klar: Dieser Zug ist abgefahren. Heute ist das nicht mehr so, oft sind es die Männer die sagen, so kann es nicht mehr weitergehen. Sie ßbernehmen mehr Verantwortung fßr die Partnerschaft. Kurz notiert: Name: Verena Tresch Widmer Alter: 51 / Ausbildung: FH-Abschluss in Sozialer Arbeit / Therapieausbildung am ZSB, Bern / Fachtitel Psychotherapeutin SPAP Arbeitgeber: In eigener Praxis im Beratungszentrum Olten. Daneben Teilzeitanstellung in einer Üffentl. Paar- und Familienberatungsstelle im Kanton Aargau. / Arbeitspensum: total 70 bis 80 Prozent.

ßber die Welt Wie aktiv soll die neutrale Schweiz kßnftig ihre Aussenpolitik gestalten? Ferdinando De Maria, 46 OLTEN Die Schweiz darf auf keinen Fall die Empathie fßr unsere Mitmenschen innerhalb wie ausserhalb des Landes verlieren. Ebenfalls sollte sie sich den neuen Gegebenheiten der Weltwirtschaft anpassen und ihre Auslandpolitik, aber auch die wirtschaftlichen Netzwerke sinnvoll ausbauen und von empathischen Politikern nach aussen tragen lassen. Stefan Portmann, 27 OLTEN Die Schweiz muss sich gemäss ihrer humanitären Tradition in der Aussenpolitik fßr Schutzbedßrftige einsetzen. Sie muss mutig auftreten und - wo nÜtig - intervenieren. Natßrlich nicht durch bewaffnete Eingriffe, sondern als Vermittlerin. Ronny Bßchel, 32 OLTEN Neutralität darf nicht mit Passivität gleichgesetzt werden. Deshalb muss die Schweiz nach aussen eine sehr aktive Rolle einnehmen. Das schliesst auch militärisch unterstßtzende Aktionen im Rahmen von friedensfÜrdernden Einsätzen mit entsprechendem Mandat mit ein. Maria Hunkeler, 53 OLTEN Unter Micheline Calmy-Rey ist die Schweiz zu aktiv aufgetreten. Wir mßssen uns wieder mehr auf unsere eigenen Probleme konzentrieren.

Feinste Kaliber von NOMOS GlashĂźtte.

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VON LINKS BIS RECHTS

Am 11. März 2012 wird die Oltner Stimmbevölkerung an die Urne gerufen: Das Stadthaus soll für 11,5 Mio. Franken saniert werden. Annehmen oder Ablehnen?

SIMON HALLER

Gemeinderat Grünliberale

THEO SCHÖNI

Gemeinderat und Vizepräsident SP Olten

Was wäre Olten ohne Stadthaus. Von weitem sichtbar steht es Mitten in der Stadt und pfeilt stur aus dem traulichen Dächermeer in den Himmel. Zehn Stockwerke und auf der 11. Etage eine Dachterrasse. Wer schon einmal Gelegenheit hatte dort oben zu stehen, sei es um die Zugvögel zu beobachten oder die Neuzuzüger der Stadt begrüssen zu dürfen, weiss wovon ich spreche. Man muss nicht warten bis das Riesenrad an der Chilbi seine Runden dreht. Erbaut 1963 bis 1965 nach Plänen der Architekten Frey, Egger & Peterhans, bezogen im November 1965 durch die Stadtverwaltung, Eingeweiht am 30. April 1966, energetisch saniert 2013/14.

Ja, das Stadthaus von Olten ist in verschiedenen Belangen nicht mehr zeitgemäss. Am allerwenigsten wohl beim Energieverbrauch. Gebaut wurde es 1966, also in einer Zeit, in welcher man sich nicht bewusst schien, dass fossile Brennstoffe eines Tages ausgehen könnten und das Wort Klimaschutz noch nicht in aller Munde war. Nun gilt es also diesen «Kachelofen» – so bezeichnet an der letzten Parteiversammlung der CVP – zu sanieren.

Für die Grünen ist das Stadthaus sowohl aus Sicht der Architektur als auch von seinem prägenden Standort ein erhaltenswertes Objekt. Unter diesen Umständen und angesichts der Lebensdauer ist es angezeigt, die vorgesehenen Bauteile und Anlagen einer Sanierung zu unterziehen. Es wäre alles andere als verständlich, wenn dies nicht im Sinne der städtischen Gebäudesanierungsstrategie erfolgen würde. Die Abklärungen haben ergeben, dass der Minergiestandard erreicht wird. Wir sind überzeugt, dass mit dem Werterhalt dieses Gebäudes nicht länger zugewartet werden darf.

Wir geben für dieses Vorhaben allerdings viel Geld aus, rund eine Million pro Stockwerk und trotzdem sind wir überzeugt, dass sich diese Investition, unabhängig von der Nutzung des Gebäudes auszahlen wird. Die Kosten wurden dem Parlament detailliert und nachvollziehbar aufgezeigt. Die Bauzeit hält sich mit einem Jahr in akzeptablen Grenzen. So unbestritten die bauliche und energetische Sanierung des Gebäudes ist, umso mehr gäbe es über die Nutzung zu diskutieren. Es braucht jedoch auch in Zukunft, mit oder ohne Fusion - das Stadthaus - aber nur mit Ihrem „JA“ an der Urne.

theo.schoeni@bluewin.ch

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LUKAS DERENDINGER

Gemeinderat Grüne Olten

Dabei stellt sich sicher die berechtigte Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, gleich ein neues Stadthaus zu bauen. Denn es gibt neben der umstrittenen Ästhetik des Gebäudes auch klare Mängel, die mit der Sanierung nicht behoben werden können. Insbesondere werden die engen Platzverhältnisse für die Kundenschalter im Parterre, sowie für die Büros der Mitarbeitenden oft beklagt. Doch ein Neubau käme ungleich teurer, erst recht wenn die – zu Recht – gestellten Forderungen nach mehr Platz umgesetzt würden. Dieses Problem sollte deshalb dadurch gelöst werden, dass gewisse Bereiche, die nicht zwingend am jetzigen Standort sein müssen, ausgelagert werden. Ein Abriss würde zudem bedeuten, dass teure Bausubstanz und die im Jahr 2008 getätigte Investitionen in ein neues Heizsystem vernichtet würden. Die Sanierung wird das Stadthaus auf den MinergieStandard bringen, womit rund 80% der heutigen Heizleistung eingespart werden. Davon profitieren neben den Steuerzahlern auch die Mitarbeitenden der Stadt. Denn dank besser kontrollierbarer Temperatur und Frischluftzufuhr verbessert sich auch die Behaglichkeit am Arbeitsplatz deutlich.

In den vergangenen Jahren gab es in Olten gewiss spektakulärere Abstimmungen als diejenige vom 11. März. Wichtig ist sie trotzdem. Ich empfehle ein klares Ja zur Vorlage. Mehr als zehn Millionen Franken für die Sanierung eines ästhetisch nicht allseits beliebten Gebäudes sind viel Geld. Trotzdem ist es gut eingesetzt. So wie sich das Stadthaus nämlich heute präsentiert, ist es ein besserer Freiluftofen.

Wenn es stimmt, dass in den vergangenen Wintern in der Innenstadt jeweils weniger Schnee als anderswo in der Stadt lag, könnte das durchaus mit dem energetischem Zustand des Stadthaus zu tun gehabt haben. Mit Annahme der Vorlage wird das Stadthaus zukünftig einen Minergiestandard erreichen. Weiter werden auch die Elektro- und Sanitäranlagen saniert, die beiden Aufzüge modernisiert sowie der Brandschutz auf den neusten Stand gebracht. Auch wenn sich nicht alle für das Stadthaus erwärmen können: Es steht am richtigen Ort, nämlich im Zentrum unserer Stadt und ist damit für alle gut erreichbar. Und es beansprucht verhältnismässig wenig Platz, da es in die Höhe ragt. Die Alternativszenarien bei Ablehnung der Vorlage sind wenig reizvoll: Ein Neubau am jetzigen Standort wäre viel teurer, logistisch sehr aufwendig und dadurch langwierig. Der Status-quo stellte einen energetischer Sündenfall dar und wäre einer Energiestadt schlicht unwürdig.

Daneben bleibt zu hoffen, dass auch die eine oder andere betriebliche Neuerung in die Sanierung einfliesst und die schon lange formulierte Idee, das Erdgeschoss auch für private Nutzungen freizugeben, ernsthaft vorangetrieben wird.

Aus diesem Grund und nicht zuletzt auch weil das Stadthaus – ob man es nun mag oder nicht – ein Wahrzeichen der Stadt Olten ist, empfehle ich ein Ja zur Sanierung.

Dass die Passarelle von der Dornacherstrasse auf den Dachgarten abgebrochen werden soll, wird hoffentlich nochmals überdacht. Böte dieser im Sommerhalbjahr an zentraler Lage ein bislang ungenutztes Potential für eine kleine aber feine Aufwertung der Innenstadt.

lukas.derendinger@spolten.ch

simonhaller@gmx.ch

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KOLT


MARCEL STEFFEN

Präsident und Gemeinderat CVP Olten JA und zwar ein wuchtiges JA! Jetzt müssen Sie, lieber Leser, gar nicht mehr weiterlesen. Falls Sie es trotzdem tun, erhalten Sie noch ein paar Eindrücke, wieso ein so klares JA für die Sanierung von der CVP empfohlen wird. Seit dem Bau 1966 wurde nur „Kosmetik“ an dem Stadthaus betrieben. Lamellenstoren wurden ersetzt, Aufzüge saniert und das Flachdach abgedichtet. Zusätzlich wurde im Erdgeschoss die Fensterfassade erneuert. Mehr wurde nicht in diesen „Zeitzeugen“ investiert. Klar, dass nun die Sanierung mit einem solch hohen Betrag von 13,5 Millionen zu Buche schlägt.

Wer heute im Stadthaus arbeitet sieht sich mit Fenstern konfrontiert, welche auch ohne zu öffnen für eine Frischluftzufuhr sorgen. Energetisch ist das in die Jahre gekommene Gebäude ein Mahnmal für die Klimaerwärmung. Vielleicht kommt von diesem Aspekt her die scherzhafte Behauptung, dass aus dem Stadthaus „nur warme Luft kommt“. Wovon nicht gerne gesprochen wird, sind die zum Teil schon fast gravierenden Sicherheitsmängel, welche aufgrund der aufgeschobenen Sanierung immer offensichtlicher zu Tage kommen. Hier ist ein dringender Handlungsbedarf! Auch wenn die Vorlage abgelehnt wird muss hier so oder so investiert werden. Die Sanierung entspricht auch einem langjährigem politischen Anliegen des Parlaments und ist im Regierungsprogramm bereits niedergeschrieben worden. Vielleicht noch ein Blick in die Zukunft – mit der Sanierung ist unser Stadthaus noch nicht in Ordnung!

THOMAS FREY Mitglied FDP Olten

Die Diskussionen über Bevölkerungszuwachs, überlastete Verkehrssysteme, Verdichtung in den Städten und knappem Wohn- und Arbeitsraum sind in aller Munde. Gleichzeitig sind Schweiz weit Hochhäuser am Spriessen. Auch für Olten sind diese Fragen relevant. Es gab Zeiten, da war Olten in solchen Bereichen seiner Zeit weit voraus. Das innovativ konzipierte Stadthaus war zum Zeitpunkt seiner Planung und Realisierung Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts ein mutiges Bekenntnis an den Fortschritt und die Entwicklungsfähigkeit unserer Region. Mit der nun anstehenden Teilsanierung dieses Identität stiftenden und architektonischen Zeitzeugen führen wir die Tradition fort.

Dieses Mal steht der effiziente Umgang mit Heizenergien im Vordergrund, so dass es nach der Sanierung nicht mehr durch undichte Fenster zieht und zur Hauptsache wieder die Innenräume anstatt wie heute die Umgebung geheizt wird. Die Durchsicht der Projektpläne verspricht einen vorsichtigen Umgang mit der architektonisch wertvollen und gut unterhaltenen Hauptbausubstanz bei einer nahezu kompromisslosen, wärmetechnischen Sanierung im Minergie Standard. Weiter positiv zu werten ist, dass das Erdgeschoss bei dieser Sanierungsetappe noch ausgeschlossen ist und somit genügend Spielraum für künftige Entwicklungen im Sockelgeschoss erhalten bleiben.

Nach der Umsetzung der geplanten Sanierung wird unser Stadthaus wieder da stehen wie einst nach seiner Einweihung als modernes zeitgemässes Hochhaus.

Hier verlassen wir uns auf die Zusage des Stadtrates, dass nach der Sanierung auch wir von der Bevölkerung den Mehrwert zu spüren bekommen.

Und wer weiss. Vielleicht dient es mutigen und vorausschauenden Oltnerinnen und Oltnern als Beispiel, weitere Hochhäuser im Stadtgebiet zuzulassen, die ihren markanten Vorreiter auch bald überragen könnten. Ich empfehle den Stimmbürgern im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung unserer Stadt die Annahme dieser Vorlage.

cvpolten@bluewin.ch

th.frey@frey-architekten.ch

Die öffentlichen Schalter im Parterre müssen noch publikumsfreundlicher ausgestaltet werden.

KOLT

März 2012

DAVID R. WENGER Gemeinderat SVP Olten

Kein Zweifel, das bald fünfzigjährige Stadthaus würde heute keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnen. In den 60er Jahren entsprach der Bau jedoch gänzlich dem ästhetischen Zeitempfinden und wer weiss: vielleicht hält man ihn in zehn Jahren wieder für den letzten Schrei. Die Veränderung der Geschmäcker haben wir nicht im Griff. Das allein wäre allerdings kein Grund, das Gebäude nicht abzureissen und etwas Zeitgemässes hinzustellen.

Für die Sanierung und gegen einen Neubau sprechen jedoch zwei entscheidende Argumente: die Kosten und der Standort. Abriss und Neubau würden die Sanierungskosten um ein Mehrfaches übersteigen. Nachdem die Stadt Olten in den letzten Monaten diverse kostenintensive Projekte beschlossen hat (Aufwertung Bahnhof Ost, Andaare) gilt es mit dem Anstoss neuer Bauvorhaben jetzt Mass zu halten. Natürlich könnte man den zentralen Standort auch für interessante Alternativen (Einkaufszentrum, unterirdisches Parkhaus und attraktiven Wohnraum) nutzen und die Stadtverwaltung in einen Neubau zum Beispiel ins Areal Olten SüdWest verlagern. Neben den erwähnten Mehrkosten würden die städtischen Dienstleistungen damit aber in die Peripherie verdrängt. Ein wichtiger Vorteil des aktuellen Standortes ist seine zentrale Lage. Das Stadthaus ist für die meisten Einwohner bequem zu Fuss erreichbar.

Auch das gehört zu einer attraktiven Innenstadt: Die gute Erreichbarkeit der städtischen Behörden. Eine Verschiebung an den Stadtrand würde nur zusätzlichen motorisierten Verkehr generieren. Ein letzter Punkt, der für die Sanierung spricht: Mit der Standortverlegung entstünden der Stadt zusätzliche Umzugskosten und es käme zu Verzögerungen, derweil das städtische Personal mit der Sanierungslösung praktisch ohne Unterbruch an seinem Arbeitsplatz weiterarbeiten kann. david.r.wenger@gmail.com

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IM EXIL

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Yogi und Fidel essen Schnitzel Menschen aus der Region berichten aus der Welt diesmal unter anderem über Meditation auf der Piazza, Klimaschutz in Kuba und den Berliner Elite-Treff.

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VENEDIG

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ie Arbeit ruft, diesmal aus Italien. Für eine Reportage hetze ich raus aus Paris gen Süden. Das Wetter könnte jedoch schlimmer nicht sein, Dauerregen, kalt. Ein ungewollter Zwischenstopp in Venedig trübt die Stimmung. Warum eigentlich? Vielleicht sind es die dauerregenartigen Artikel darüber, wie viel Charme die Lagunenstadt doch hat, aber gleichzeitig kaum mehr Venezianer. Zu überlaufen sei sie, dabei so schön, zu teuer und zu billig geworden, ein Freilichtmuseum mit unzähligen Postkartenständern. Trotzdem, es ist Venedig. Kompliziert! Inmitten dieses Hin und Hers fällt auf, dass heute, vielleicht wegen des schlimmen Wetters oder wegen der nicht besseren wirtschaftlichen Aussichten anders ist. Keine Touristenhorden, nur die ausgestorben geglaubten Venezianer, mit 10.2.2012 13:44 beschäftigt. Uhr Seite 1 grauer Alltagtätigkeit Hier

ist sie plötzlich, die Magie Venedigs; versteckt in einer kleinen Markthalle, kurz vor Ladenschluss, nach einem wohl eher schlechten Tag, wie nach den Gesichtern zu schliessen ist, aber authentisch. Vielleicht komme ich doch mal wieder her.“ Aliza Eva Berger, 26, stammt aus Olten und arbeitet in Paris als Fotografin.

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gen die Kälte anzukämpfen, um ihre Schönheit und das Vergnügen, welches sie bringen kann, darzustellen. So paradox wie das sein mag, so befriedigend ist es, nach einem langem Tag im Schnee ins Hotelzimmer zu kommen und die fotografische Ausbeute zu sortieren, während sich langsam das Gefühl zurück in die tauben Zehen und Finger schleicht.

DORNBIRN

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al ganz ehrlich: Wer vorgibt, die Kälte zu mögen, der lügt. Leider ist man ihr in meinem Beruf ebenso ausgeliefert wie auf sie angewiesen und so entsteht eine gewisse Hassliebe zu Kälte und Schnee. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt machen meine Arbeit erst möglich, gleichzeitig stellen sie aber auch das grösste Hindernis dar. Und so verbringe ich meine Tage damit, ge-

Und wenn man am nächsten Morgen wieder die trockene Daunenjacke anzieht und die dicken Stiefel schnürt, bleibt von der Nässe und Kälte des Vorabends nur noch die Vorfreude auf einen Tag im Schnee. Wenn ich so darüber nachdenke: Vielleicht mag ich die Kälte irgendwie doch. Cyril Müller, 30, stammt aus Fulenbach und arbeitet als freischaffender Fotograf. Er lebt in Dornbirn.

«In der Küche wird bei uns noch alles selber gemacht.»

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Treten 16

Sie ein in eine aussergewöhnliche Atmosphäre, geniessen Sie mit Liebe zubereitete Gerichte und lassen Sie sich verwöhnen von einem herzlichen Serviceteam. Einfach erleben…

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New York City

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ch komme selten dazu, in New York gemütlich zu frühstücken. Aber wenn ich es tue, dann fast immer und im selben Restaurant, welches bei mir grad um die Ecke liegt. Da gibts grossartigen Biostoff und man kann frühmorgens eine Sonnenbrille tragen, zum Beispiel um die Spuren des Ausgangs zu verdecken – ohne dass es ein Schwein kratzt. Der nur fünfminütige Spaziergang dorthin führt durch SoHo, es gibt immer etwas zu sehen und zu fotografieren. Das SoHo-Quartier ist ganzjährig ein riesiges Film-Set. An einem Morgen sieht die Strasse aus wie in den 60’s, vom Original-Hydranten bis zu den 30 parkierten Autos. Am andern Tag tragen Statisten, mitten im feuchtheissen New Yorker Sommer, Nordpol-Winterklamotten. An diesem Tag waren es fünf – gefüllte – Särge, die quer über der Strasse lagen und zwei

Leichenwagen... Und immer wieder denke ich: I love New York! Marco Grob, 45, stammt aus Olten und lebt und arbeitet als Fotograf in New York.

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druck“ aus, der kleiner als 1 ist. Hatte Fidel Castro am Schluss doch recht? Philipp Künzli, 35, Kameramann aus Wangen/Zürich verbrachte einige Wochen in Kuba.

KUBA

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ie Geschichte wird mir Recht geben...». Mit diesem Satz beendete der 26-jährige Fidel Castro sein Schlussplädoyer als er sich 1953, zum Start der kubanischen Revolution, zum Angriff auf die Moncada Kaserne selbst verteidigte. Seit 1959 ist Fidel Castro (und seine Familie) diktatorisch an der Macht in Kuba und lenkt auch dessen Wirtschaft. All den alten Autos und den rauchenden Kaminen zum Trotz ist Kuba laut dem „living Planet Report 06“ das einzig wirklich nachhaltige Land der Erde. Nur Kuba weist einen „ökologischen Fussab-

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blieben. Meist geht die Sonne schon wieder auf, wenn man das Restaurant verlässt. Für mich eines der tollsten Lokale weltweit. Najet El Kamel, 32, stammt aus Olten und lebt in München.

BERLIN

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as Borchardt an der Französischen Strasse: Hier wurde schon manch grosser Deal beschlossen – nicht nur während der Berlinale. Die Polit-, Sport-, Musik- sowie Filmelite trifft sich da zum „Schnitzel“-Essen. Wer Leute gucken will, ist hier richtig. Da sitzen Jack Nicholson, Ralph Fiennes und Claudia Schiffer auf engstem Raum. Journalisten ist während der Berlinale der Eintritt verwehrt, die Fenster sind mit Vorhängen bedeckt. Das Geheimnis des Borchardts? Es ist unverkrampft und sich stets treu ge-

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ROM

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om steht Kopf, er auch. Piazza del Popolo, anzutreffen sind nur Touristen. Der Römer sitzt zu Hause und friert. Alle Schulen der Stadt sind wegen dem Schnee geschlossen, Rom steht still. Genau richtig für eine kurze Meditation, muss sich der Herr gedacht haben. Das Schneegestöber hat mich nicht gross beeindruckt, der Yogi ohne Tshirt jedoch hat meinen vollen Respekt. Raffaela Zerilli, 32, stammt aus Olten und wohnt und arbeitet in Rom.

industrious

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TITEL

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KOLT


DER ANGESTAUBTE KREISLAUF DER WOHLTÄTIGKEIT

Der angestaubte Kreislauf der Wohltätigkeit Jäger und Sammler, Bedürftige, alte Möbel und alte Teddybären, Wühlen, Feilschen, Trouvaillen und jede Menge Freaks: Willkommen in der Welt der Brockenstuben, der Welt des gebrauchten Gegenstands. Ein Kreislauf der Wohltätigkeit war das alles einmal. Und heute? Wir haben nachgefragt und genau hingeschaut. Ein Streifzug durch die Oltner Brocki-Szene, inklusive Gesprächen mit leidenschaftlichen, aber auch kritischen „Bröckelern“ – sowie dem ultimativen Brocki-Rating.

Text von Nathalie Baltisberger Fotos von Janosch Abel

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ita zeigt auf ihre schwarze Katze: „Meine Katze war auch schon in der Brockenstube“. Rita Hilfiker aus Trimbach und ihre Katze Aischa. Sie erzählt die Geschichte gerne. Wie sie vor fünf Jahren eines Nachmittags auf dem Weg ins Oltner Industriequartier am ehemaligen Dampfhammer vorbeiging und beobachtete, wie ein Mann etwas aus seinem Auto lud. Zuerst meinte Rita, es sei ein Kind, das so fürchterlich jammerte. Der Mann schloss den Kofferraum und brauste davon. Das Jammern blieb. Als Rita nachsah, fand sie ein winziges Kätzchen. Und nun sass sie also da, den pelzigen Findel in den Händen, dabei wollte sie doch an die-

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sem Nachmittag durch die Brockis schlendern. Kurzerhand entschied sie, das Tier mitzunehmen. Und so kam die Katze in die Brocki. Während Rita nach einem Katzenkistchen suchte, wartete die Katze vorne bei der Kasse in einem eiligst herbeigeschafften Körbchen, liebevoll bewacht vom Brocki-Mitarbeiter. Unterdessen besitzt Katze Aischa ein Mini-Katzensofa, einen deckenhohen Katzenbaum in der Ecke des Wohnzimmer und einen aus Holz auf dem Balkon sowie unzählige Katzenspielzeuge. Alles aus der Brocki. Sie streichelt der Katze zum Abschied über den Kopf und tritt vor die Haustür, zieht sich die warme Mütze über den Kopf und marschiert los. Sie ist immer zu Fuss unterwegs,

auf ihrer Tour durch die Oltner Brockenstuben. Rita ist 56 Jahre alt und arbeitet halbtags in einem Altersheim im Hausdienst. Brockenstuben liebt sie über alles: „Ich kann es nicht erklären. Es ist mein Hobby, meine Leidenschaft“. Meistens geht sie einmal in der Woche, sie könnte aber jeden Tag, sagt sie. Ihre Tour ist immer dieselbe. Hiob - Heilsarmee - Schumi Brocki und am Schluss vielleicht noch ein Abstecher zu Jo‘s Brocki, gleich bei der Trimbacherbrücke, hie und da nimmt sie den Weg zur Fundgrube auf sich. Sie erinnert sich vage an ihren ersten Brocki-Besuch. Es war im Jahr 1976, als sie in der Heilsarmee-Brocki einen Kinderwagen kaufte.

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TITEL

„Mein Naturell ist mein Joker, den ich natürlich bewusst nutze“: Najet über ihre Art

„DENN ALLE SIND JÄGER UND SAMMLER, EGAL OB REICH ODER ARM, EGAL OB SIE ETWAS SUCHEN ODER NUR AUS SPASS GUCKEN GEHEN.“ Vincenzo Camizi

„Die grossen Brockis sehen heute aus wie Warenhäuser“: Vincenzo Camizi.

BROCKEN FÜR DIE ARMEN Gutes bewirken. Das war das oberste Ziel der ersten Brockenstuben im Land. Die Idee, Altwaren zu sammeln, zu reparieren und weiterzuverkaufen kam ursprünglich aus Deutschland. Dort eröffnete 1891 der deutsche Theologe Friedrich von Bodelschwingh eine Sammelstelle für Altkleider mit deren Ertrag er seine sozialen Projekte finanzierte. Er nannte diese Einrichtung „Brockensammlung“. Das Wort Brocken, das im neuen Testament erstmals Erwähnung fand, stand für die Essensreste die nach einem Mahl am Boden lagen und an die Armen verteilt wurden. Brocken für die Armen und das erwirtschaftete Geld wiederum als Hilfe für Bedürftige. Ein Kreislauf der Wohltätigkeit. In Anlehnung an Bodelschwinghs Brockensammlung wurden wenige Jahre später auch in der Schweiz die erste Brockenhäuser eröffnet. Gemeinnützige Frauenvereine und die freikirchlich geprägte Heilsarmee eröffneten im ganzen Land Brockenhäuser. Waren es zunächst meist Brockenhäuser auf Initiative von christlich geprägten Vereinen und Organisationen, traten ab Mitte der 80er-Jahre private Brockenhäuser auf den Plan sowie der zweite Brocki-Gigant Hiob. Einer, der das Brocki-Geschäft kennt, ist der Oltner Vincenzo Camizi. Er stieg 1989 als Chauffeur bei der Heils-

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armee ein, die unterdessen schweizweit 21 Brocki-Filialen betreibt. Zuletzt arbeitete er 10 Jahre als Stellvertretender Filialleiter und später als Filialleiter in Basel, Aarau und Olten. Vor fünf Jahren kehrte er der Brocki-Branche den Rücken. Die Brockenstuben seien nicht mehr das, was sie einmal waren, sagt er. Sie hätten ihren Charme verloren. Zu aufgeräumt seien sie, zu perfekt. „Vor allem in den grossen Brockenhäusern sieht es aus wie in den Warenhäusern“. Nirgends habe es Kisten zum Wühlen, dabei würden es die Kunden mögen, wenn die Brockis ein wenig verwinkelt seien, man etwas suchen müsse, wenn es ein bisschen chaotisch sei. Den Kunden überraschen und verwöhnen, das war Vincenzo Camizis Credo. „Denn alle sind Jäger und Sammler, egal ob reich oder arm, egal ob sie etwas suchen oder nur aus Spass gucken gehen.“

sucht sie nicht für sich. Und eigentlich sucht sie gar nicht wirklich. Sie braucht nur einen Vorwand, um stundenlang durch die Brockis streifen zu können. Das gibt sie unverhohlen zu und lacht dabei. Rita folgt einer unsichtbaren Fährte, systematisch durchkämmt sie die 1000 Quadratmeter grossen Hallen der Hiob-Brocki. Im Hintergrund läuft christliche Rockmusik. Rita fängt an bei den Fasnachtskostümen, marschiert an den Kleiderständern vorbei, schaut schnell drüber. Dann zu den Kinderspielsachen, kein Kindersitz da, weiter gehts zu den Stofftieren. Rita scannt das Regal im Vorbeigehen, sie sieht auf den ersten Blick, dass nichts Neues rein-

SIE BRAUCHT NUR EINEN VORWAND Rita ist eine, die gerne „nur gucken geht“. Sie hat eigentlich alles, was sie zum Leben braucht. Aber sie hat eine Liste im Kopf. Ein Bettsofa. Ein verstellbarer Kinderstuhl aus Holz, alte Porzellantassen mit blauem Rand, eine Zitter, vielleicht ein Fasnachtskostüm oder zumindest alten Stoff, um eins zu basteln, alte Teddybären, Dekomaterial aller Art. Das Meiste

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DER ANGESTAUBTE KREISLAUF DER WOHLTÄTIGKEIT

One-Man-Show: René Schumacher betreibt die Schumi-Brocki.

gekommen ist seit ihrem letzten Besuch. An jeder Ecke surrt eine Überwachungskamera. Rita blickt zu der Kamera und meint, das sei auch nötig hier, die Leute würden viel klauen. Einmal habe sie eine Frau beobachtet, die Pfannen in ihrer Handtasche habe verschwinden lassen. „Manchmal spreche ich die Personen drauf an - oder melde es der Filialleitung“, sagt sie und geht weiter zu der Geschirrabteilung. Hier hebt sie eine Glasvase hoch: „Das könnte eine echte Hergiswiler sein“. Kaufen will sie die Vase aber nicht, auch wenn 25 Franken nicht viel sei. Dass die Brockis zu teuer seien, ist aber ein Vorwurf, den man immer wieder hört, wenn man mit erfahrenen Brocki-Gängern spricht. Klare Worte zu diesem Thema findet Vincenzo Camizi: „Die Brockenstuben denken nur noch ans Geld. Sie sehen nicht den Kunden, sondern nur das Portemonnaie“. Ein Vorwurf, den Raffaela Beeli, Filialleiterin der Hiob-Brocki nicht so stehen lassen will. Obwohl sie als Filialleiterin in der Preisgestaltung völlig frei sei, sei es üblich, dass für die Gebrauchtware ungefähr ein Drittel des geschätzten Neupreises verlangt werde. Seit fünf Jahren ist Beeli nun im Geschäft. Sie sagt, mit der Zeit würde man ein Gespür für die Preise bekommen. Und sonst mache man sich im Internet schlau. Dank Verkaufsplatt-

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formen wie Ricardo und Ebay könne man den Marktwert gut einschätzen. Wenn sich ein Möbel als Ladenhüter entpuppt, so wird in einem ersten Schritt der Preis reduziert. Findet sich dann immer noch kein Käufer, so wird das Stück entsorgt, erklärt Beeli. Entsorgung ist das grosse Stichwort. „Man kann auch nicht mehr wie früher jeden Ramsch in die Brocki bringen“, sagt sie. Die Hiob betreibt, wie die meisten anderen Brockis, einen Abhol- und Entsorgungsdienst. Doch dieser nimmt längst nicht mehr alles mit. „Wir entscheiden vor Ort, ob die Ware von guter Qualität ist und ob sie sich verkaufen lässt.“ Kann die Hiob die Möbel nicht mehr für den Verkauf einsetzen, würden sie gegen Bezahlung die Entsorgung vornehmen.

IKEA ALS SCHWARZER PETER Abholungen, Entsorgungen, Räumungen und Umzüge. Das ist für alle in der Branche ein wichtigstes Standbein. Auch für René Schumacher, der seit vier Jahren die Schumi Brocki an der Industriestrasse, zwischen den beiden Brocki-Giganten Hiob und Heilsarmee, betreibt. Wo früher der Eingang zum Vario-Club war, befindet sich jetzt der Eingang zur Schumi Brocki. Vorbei an der ehemaligen Ticket-Kasse und den Toiletten, tritt man in René Schumachers Reich ein. Seit 1987 ist er im Brocki-Geschäft, zu-

Sie könnte jeden Tag in die Brockenstube: Rita Hilfiker.

erst als Angestellter in der Hiob und später in den Herz-Brockis in Olten und Schönenwerd, die es heute nicht mehr gibt. Allein durch den Verkauf von Ware würde er zwar schwarze Zahlen schreiben, aber davon könne er nicht leben, erzählt er. Er betreibt die Brocki allein, hat ab und zu ein paar Freiwillige, die ihm unentgeltlich in der Brocki helfen, Uhren flicken, sauber machen oder Regale einräumen. Er mache den Beruf mit viel Herzblut, erzählt er, doch es sei nicht leicht: „Die Möbelpreise sind in den letzten Jahren in den Keller gefallen“. Schuld daran seien einerseits die vielen Billig-Möbel-Hersteller wie Ikea, Conforama oder Otto‘s. Deren Produkte könne er selten wiederverkaufen, weil sie sich meistens kein zweites Mal auseinander- und wieder zusammenschrauben lassen. Möbel, die früher gefragt waren, will heute niemand mehr. Andererseits hätten sich auch die Trends gewandelt, sagt Schumacher. Moderne, günstige Möbel seien gefragt, aber auch DesignerMöbel aus den 50er- bis 70er-Jahren. Ware also, die die Leute lieber neu in der Ikea kaufen oder Ware, von der es viel zu wenig auf dem Markt gibt. Zu grosse Nachfrage, zu kleines Angebot. Philippe Ernst ist Geschäftsführer der „Möbel Zürich GmbH“. Eines von vielen Geschäften für gebrauchte Designer-Möbel und Wohnaccessoirs aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren im Grossraum Zürich. Bis vor fünf Jah-

ren sei er regelmässig auf Brocki-Tour gegangen, auch in Olten. Doch diese Zeiten seien vorbei. „Heute lohnt es sich nicht mehr, weil es erstens kaum gute Ware hat und wenn doch, dann ist sie viel zu teuer“, so Philippe Ernst. Auch die Brockis hätten den Trend erkannt und würden davon profitieren wollen, sagt er.

WO IST DIE HEISSE WARE? Rita Hilfiker steht in der HeilsarmeeBrocki vor einer verschlossenen Glasvitrine. Da! Da ist was. Rita ist ganz aufgeregt. Es ist ein fingergrosser Teddybär. Er hat kein Fell, eher eine Ganzkörper-Haartolle. „Den muss ich in die Finger kriegen“, sagt sie und meint den Teddy, ruft den Brocki-Mitarbeiter heran und bittet ihn, die Vitrine aufzuschliessen. Dieser klimpert mit dem Schlüsselbund, nimmt den Schlüssel mit dem grünen Schildchen. „Ist es nicht der orange?“, fragt Rita. Rita kennt sich aus. „Der Teddy sah hinter Glas schöner aus“, sagt sie und legt ihn zurück, geht weiter. Manchmal habe es Spezialverkäufe in den Brockenstuben, beispielsweise in der Heilsarmee-Brocki. Wenn man da aber nicht früh genug vor Ort sei, würden einem die Händler alles vor der Nase wegschnappen, erzählt sie. René Gilomen und seine Frau Renate betreiben im Bifangquartier die Fundgrube-Brocki. René Gilomen

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TITEL

DRUCK&MEDIEN OLTEN

Mehr als eine Druckerei.

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Dietschi AG Druck&Medien Ziegelfeldstrasse 60 4601 Olten Telefon 062 205 75 75 Telefax 062 205 75 00 www.dietschi.ch www.oltnertagblatt.ch 22

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DER ANGESTAUBTE KREISLAUF DER WOHLTÄTIGKEIT

So krallt man sich die besten Stücke: DIE WICHTIGSTEN INSIDER-TIPPS $ Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, lautet die Devise. Also los: Regelmässig in die Brockis gehen, die Konkurrenz schläft nicht! Bei ihnen kriegt jeder eine Chance: René Gilomen und seine Frau Renate von der Fundgrube-Brocki im Bifangquartier.

kennt die Händler und Sammler nur zu gut. Viele lassen ihm ein Kärtchen da, bitten ihn, anzurufen, wenn er etwas für sie hat. Doch die Kärtchen schmeisse er immer gleich wieder weg, sagt er und lacht. „Das wäre zu viel administrativer Aufwand“. Und schliesslich habe bei ihm jeder eine Chance auf ein Schnäppchen verdient. Dass alte Designermöbel beliebt sind, hat auch er festgestellt. Die Leute kämen aus der ganzen Schweiz, würden den Brockis nachreisen.

„DIE KONKURRENZ BELEBT DAS GESCHÄFT.“ Joseph Anguess

Manchmal, so erzählt er, würden sie schon dastehen, wenn er mit dem Lieferwagen vorfahre, würden ihm das Zeugs gleich von der Rampe wegkaufen. Die Sammler und Händler seien gut vernetzt. Die würden regelrechte Interessensgemeinschaften bilden, schreiben sich schnell eine Nachricht oder geben per Anruf Bescheid, wenn irgendwo heisse Ware gesichtet wird. Gute Kontakte und ein ausgeklügeltes Netzwerk, das ist das Geheimrezept,

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Seine Brocki ist die kleinste in Olten: Joseph Anguess eröffnete vor einem Jahr Jo‘s Brocki. Zwei Garagen hat er dazu gemietet.

um an Seltenes heranzukommen. Das weiss auch Philippe Ernst. Er pflegt Kontakte zu Müllmännern, Hauswarten und Handwerkern, die in ihrer täglichen Arbeit in Kontakt mit Möbeln kommen, die niemand mehr will. Für Philippe Ernst sind diejenigen, die Möbel aus dem Abfall fischen oder am Strassenrand auflesen wahre Helden. Brockenstuben betrachtet er nicht als seine Konkurrenz, vielmehr sieht er sie als Verbündete im Kampf gegen die Wegwerf-Mentalität der heutigen Gesellschaft.

ZURÜCK IN DEN KREISLAUF Nach Ernsts Definition wäre auch Joseph Anguess ein Held. Der 32-Jährige ist selbstständiger Allrounder, macht Umzüge und erledigt Maler- und andere Handwerks-Arbeit. Mit den Jahren haben sich bei ihm die Möbel angesammelt, die von ihren Besitzern entsorgt worden wären, hätte er nicht eingegriffen. Es sammelte sich so viel an, dass er sich vor einem Jahr entschied, Jo‘s Brocki zu eröffnen. Seine Brocki ist die kleinste im Raum Olten. Zwei Garagen hat er gemietet und zusammengelegt. Jeweils nachmittags und samstags hat er geöffnet. Doch im Moment fehlt ihm die Zeit, um täglich selber in der Brocki zu sein und gleichzeitig macht er zu wenig Umsatz, um sich einen Angestellten leisten zu können. Trotzdem: Die Preise sind ihm nicht so

wichtig, denn der Platz in der Garage ist knapp. Manchmal verschenke er auch etwas an Bekannte, die kein Geld hätten. Gerade letzthin habe er einen Esstisch verschenkt. Er mache das gerne, schliesslich sei er früher auch einmal auf Hilfe angewiesen gewesen. Ob er die Konkurrenz von den anderen Oltner Brockis spüre? Nein. Im Gegenteil: Die Konkurrenz belebt das Geschäft, ist er überzeugt. Zu viele Brockis kann es nie geben, meint Rita. Zwei Stunden sind vergangen. Draussen wird es dunkel. Vielleicht noch auf einen Kaffee in die Schumi Brocki, ein bisschen plaudern mit René, vielleicht mit den anderen Kunden, man kennt sich schliesslich unter den Bröckelern. Die heutige Ausbeute: zwei Elfen und einen Clown zum Dekorieren, einen Puppenständer für eines ihrer Bäbis und ein Federschmuck für das Fastnachtskostüm. Kosten: 4.50. Rita ist zufrieden. Doch auch wenn sie nichts gefunden hätte, wäre sie zufrieden. Ihr Estrich sei nämlich überfüllt. Regelmässig ist Entrümpeln angesagt. Dann füllt sie jeweils eine oder zwei Bananenschachteln, stellt sie an den Strassenrand. Und so ist es für sie selbstverständlich, nicht einfach alles wegzuwerfen, sondern wieder etwas zurück in den Kreislauf zu geben, jemand anderem eine Freude zu bereiten. Sie ist dann auch nicht überrascht, wenn die Sachen schon nach wenigen Stunden weg sind.

$ Krafttraining betreiben! Erhöht Chancen, beim Sprint zum Regal, beim Seilziehen um beliebte Stücke oder beim Wegdrücken von anderen Kaufwütigen. $ Networken ist das Stichwort! Schliess dich zusammen mit anderen regelmässigen BrockenstubenGängern. Tausche Telefonnummern und bleib in Kontakt. $ Suche das Gespräch mit den Brocki-Chefs oder den Angestellten. Vielleicht erfährst du, ob es etwas im Lager hat oder ob das Gewünschte gerade angeliefert wurde, aber noch nicht ausgestellt ist. $ Handeln ist immer noch erlaubt! Überleg dir schon bevor du zur Kasse gehst, wieviel du zu zahlen bereit bist. Auch bei den Grossbrockenstuben sind mindestens 10% rauszuholen – wenn man lieb fragt. $ Ware genau anschauen. Jeder Hick, jeder Fleck erhöht die Chancen auf einen Rabatt! $ Brockis in eher abgelegenen Gegenden aufsuchen. $ Dienstag und Samstag ist jeweils Hochbetrieb. Lieber Tage wählen, die nicht so gut besucht sind. $ Und zum Schluss – Ritas Tipp: Immer schön sauber bleiben und Feuchttücher dabei haben!

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„Manchmal fanden sie auch etwas, obwohl sie gar nichts brauchten“ Die City-Brocki gibt es nicht mehr. Trotzdem ist Käthi Bader, die frühere Besitzerin des Ladens an der Leberngasse, noch immer die „Brocki-Tante“ der Stadt. Ein Gespräch über Wundertüten, drogensüchtige Kunden und faire Preise.

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äthi Bader, ich erinnere mich, dass Sie in Ihrer Brocki geraucht haben! Ja natürlich! Ich würde auch heute noch in meiner Brocki rauchen, wenn ich eine hätte! (lacht). Für viele sind Sie einfach „die BrockiTante“. Dabei gibt es die City-Brocki seit fast drei Jahren nicht mehr. Viele Leute nennen mich heute noch so. Und wenn ich beispielsweise ein Taxi brauche, rufe ich immer den gleichen Taxifahrer an und sage heute noch „Hallo, hier ist die Brocki-Tante“.

„EINE VOLLE KISTE WAR WIE EINE WUNDERTÜTE. ES GAB NICHT EIN TAG, DER GLEICH ABLIEF WIE DER ANDERE.“ Käthi Bader

Werden sie oft auf die Vergangenheit angesprochen? Ich treffe immer wieder Leute, die ich aus dieser Zeit kenne. Einige sagen mir immer wieder, ich solle doch noch einmal ein Lädeli aufmachen. Aber ich kann es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Aber Sie schauen gerne auf diese Zeit zurück? Ja, und wie. Es war eine schöne Zeit. Wenn die Leute kistenweise Ware brachten, war das wie Weihnachten für mich. Eine volle Kiste war wie eine Wundertüte. Es gab nicht ein Tag, der gleich ablief wie der andere. Ich liebte den Kontakt mit den Menschen. Die Leute kamen aus der ganzen Schweiz. Aus Luzern beispielsweise, dort waren die Brockis sehr teuer. Bei Ihnen gabs also gute und günstige Sachen? Das kam ganz drauf an, was mir die Leute brachten. Manchmal war es gute, manchmal nur 08/15Ware wie Gläser, Tassen, Kleider. Meine Preise waren fair. Ich überlegte mir immer, wie viel ich bezahlen würde. Früher war die Brocki für arme Leute. Haben Sie auch an die Armen gedacht und günstige Preise gemacht? Nein,

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„Heute meint jeder, er könne eine Brocki aufmachen“: Käthi Bader.

nicht unbedingt. Aber viele der Drogensüchtigen, die sich damals bei der Stadtkirche tummelten, kamen regelmässig zu mir. Am Anfang hatte ich Bammel, wusste nicht wie reagieren, wenn sie auf Drogen waren. Viele sagten, sie hätten kein Geld. Sie wollten meistens Kleider, Unterwäsche, Schuhe. Wenn sie ehrlich waren, habe ich ihnen die Sachen umsonst gegeben. Ich habe das gerne gemacht. Mir tat das nicht weh, denn ich bekam immer so viele Kleider. Entstanden da persönliche Beziehungen? Zu mir kamen auch viele Frauen, die auf dem Strich in der Industrie arbeiteten. Eine, die kam jeden Tag.

Für sie war ich fast wie eine Mutter. Manchmal war sie gut drauf, manchmal weniger. Sie erzählte mir von ihren Träumen, sie wollte Verkäuferin werden. Manchmal lachte sie, manchmal weinte sie und dann nahm ich sie in die Arme und tröstete sie. Was ist mit der Frau passiert? Die ist von einem Tag auf den anderen verschwunden. Ich weiss nicht, wo sie jetzt ist, ob sie überhaupt noch lebt. Jemand aus der Szene sagte mir einmal, sie sei gestorben. Sie waren also auch so etwas wie eine Seelsorgerin? Ja, auch für andere. Einige kamen regelmässig. Ich machte

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DER ANGESTAUBTE KREISLAUF DER WOHLTÄTIGKEIT

Kaffee und sie erzählten mir von ihren Familienproblemen und fragten mich um Rat. Hat Sie das manchmal überfordert? Nein. Ich musste diese Sorgen und Probleme einfach abends in der Brocki einschliessen und zurücklassen. Es gab schon Situationen, die mich beschäftigten. Ich versuchte aber, es nicht an mich ranzulassen. Was ist eine gute Brocki? Eine mit guter und günstiger Ware, die sauber ist und wo es nicht müffelt und in der man seine Zeit vertreiben kann. Ich hatte Kunden, die kamen, weil ihnen zuhause die Decke auf den Kopf fiel. Besonders dann, wenn es tagelang neblig war. Die wollten dann ein wenig in die Brocki. Manchmal fanden sie etwas und dann ging es ihnen wieder besser. Manchmal fanden sie auch etwas, obwohl sie gar nichts brauchten. Was braucht es, um eine Brocki zu führen? Heute meint jeder, er könne eine

Brocki aufmachen und steinreich werden. Aber es ist harte Arbeit. Man muss jemand sein, der konsequent ist und durchgreifen kann. Mit Käfelen und Plaudern ist es nicht gemacht.

„MANCHMAL BRAUCHTE ES NICHT NUR HAARE AUF DEN ZÄHNEN, SONDERN EINEN GANZEN BART, VOR ALLEM AUCH ALS FRAU.“ Käthi Bader

Manchmal brauchte es nicht nur Haare auf den Zähnen, sondern einen ganzen Bart, vor allem auch als Frau.

Gab es mühsame Kunden? Die Störmi- und Nörzi-Cheiben. Das waren solche, die wollten etwas, das für 5.- angeschrieben war auf 2.- runterhandeln. Da musste ich hart bleiben. Manchmal habe ich mich den ganzen Tag mit diesen Typen rumgeschlagen, musste mich ständig rechtfertigen. Letztendlich kauften sie dann nichts und ich musste alles wieder verräumen. Und am Abend war die Kasse praktisch leer.

ges eine eigene Brockenstube haben würde. Wie war es für Sie aufzuhören? Nach der Schliessung im August 2009 ging ich lange nicht mehr in die Brockis. Ich konnte nicht mehr. Ich brauchte wohl etwas Abstand. Und dann noch von allen angesprochen zu werden, das war nicht einfach. Denn ich wollte damals gar nicht aufhören, aber der Vermieter kündigte mir wegen Eigenbedarf den Vertrag.

Aber am Ende des Monats stimmte die Kasse? Im Grunde genommen hätte es für nichts gereicht. Ich bezahlte die Fixkosten und für mich nahm ich 500 Franken im Monat. Aber mein Mann verdiente voll, also konnte ich mir das leisten.

Und heute gehen Sie wieder? Ja, sehr gern und regelmässig. Ich habe ein paar Kolleginnen, mit denen gehe ich immer wieder auf Brocki-Tour in Olten. Und ich sammle schon seit Jahren alte Teddybären.

Sie spendeten jedes Jahr einen Teil des Erlöses. Meistens waren es so 500 bis 700 Franken pro Jahr, die ich im Namen der City-Brocki an soziale Einrichtungen in der Region gespendet habe. Ich habe immer gesagt, dass ich spenden werde, wenn ich eines Ta-

Und? Kaufen Sie noch etwas? Ja, ab und zu. Wenn die Ware und der Preis stimmen. Ist mir etwas zu teuer, dann kaufe ich es nicht. Denn im Verhandeln bin ich ganz schlecht. Dann lasse ich es lieber sein und gehe mit leeren Händen nach Hause.

Welche Brocki groovt am meisten? HEILSARMEE BROCKI Industriestrasse 142 Öffnungszeiten: Di-Fr: 9-12/ 14-18.30 Sa: 9-16 Brocki-Groove oder Ambiente (fühlt es sich an wie in einer Brocki?)

$$$ Kafi Aus dem Selecta-Automat 1.30 Sortiment (ist das Sortiment gross und vielfältig?)

HIOB BROCKENSTUBE 14 Industriestrasse 142 Öffnungszeiten: Mo - Fr 09.00 - 12.00 / 13.30 - 18.30 Uhr Sa 09.00 - 16.00 Uhr

SCHUMI BROCKI Industriestrasse 36 Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18.30 Sa 9-16 Brocki-Groove

FUNDGRUBE BROCKI Ecke Aarauerstrasse/ Neuhardstrasse Öffnungszeiten: Di-Fr 10-12 / 14-18.30 Sa 10-16

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JO‘S BROCKI Quaistrasse 39, gleich nach der Trimbacherbrücke Öffnungszeiten: Meistens Nachmittags, und am Samstag. Darauf achten, ob das gelbe Schild am Strassenrand steht! Brocki-Groove

Brocki-Groove

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$$$ Kafi Jeder bezahlt, wieviel er will. Sortiment

Kafi Selber mitbringen und bei Jo auf ein Schwätzchen bleiben. Sortiment

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Wühlfaktor (hats Kisten in denen man wühlen kann, Ecken, die etwas unaufgeräumt sind?)

Kafi Müsst ihr selber mitbringen. Sortiment

Kafi Manchmal mit Schoggistängeli oder Salznüssli gratis und Kafi 1.-. Sortiment

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Trefferquote/Glücksfaktor/ Trefferchance (wie hoch ist die Chance, etwas Spezielles zu finden?)

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HÖREN & LESEN IN EINEM ZUG

Das untreue Akkordeon

Sonnenparfüm von Anna Ospelt

Heut früh entdeckte ich im Badezimmerkästchen eine kleine, blaue Flasche mit gelber Aufschrift – meine Sonnencrème, die dastand wie das Andenken an eine andere Zeit, der Sommerzeit. Ich habe ein bisschen auf meinen Hals getupft, wie früher das Parfüm meiner Mutter. Draussen herrscht klirrende Kälte, doch nun fühle ich mich wie im Juni, ein bisschen August, habe die Bücher im Kopf, die ich gelesen habe, auf einer Wiese, mit dem Rock voller Blumen und heissem Haar. Als Kinder haben wir am Waldsee gebadet und waren braun vom Moor, wenn wir aus dem Wasser kletterten. Gegen Ende des Sommers war der See ganz warm und noch trüber, doch es war das grösste aller Vergnügen, ins braune Wasser zu tauchen und entzückt-erschrocken aufzuschreien, wenn eine Alge den Fuss streifte. Ich sitze im Zug und rieche an meinem Sonnenparfüm. Am Bahnhof erwartet mich jemand, und wenn sie mich umarmt, diese Person, wird sie sich vielleicht, hoffentlich, wundern, wieso ihr die Wärme einfällt, die Bücher, die sie gelesen und die Briefe, die sie erhalten hat. Vielleicht war es auch ein Postkartensommer.

Illustration von Petra Bürgisser

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er Musiker war auf dem Heimweg von einem Auftritt. Er fuhr von Zürich nach Bern. Er hatte den allerletzten Zug erwischt. Der letzte IC von Zürich nach Bern fährt nicht durch, er hält ein paar Minuten in Olten. Der Musiker hatte sein Akkordeon in einem grossen Koffer verstaut. Der Koffer war auf einen kleinen Handwagen aufgebunden. So ein Akkordeonkoffer auf einem Handwagen ist gross, schwer und sperrig. Deswegen hatte der Musiker das Instrument im Zwischenraum des Zuges abgestellt. Weil jedoch ein Musiker normalerweise fast ein Liebesverhältnis zu seinem Instrument pflegt, sass unser Musiker im Wagen ganz nahe bei der gläsernen Wagentüre mit Blick auf sein Instrument. Er wollte das Akkordeon im Auge behalten, für den Fall, dass jemand auf die Idee käme, auf dem Instrumentenkoffer abzusitzen, was tatsächlich schon vorgekommen war. Da nun der letzte IC von Zürich nach Bern wie erwähnt in Olten anhält, vergass der Musiker sein Instrument für einen Augenblick. Stattdessen blickte er in Olten auf den Bahnsteig, wo die aussteigenden Leute müde der Treppe entgegen gingen. Er sass in der unteren Etage des Doppelstockzuges, so dass sein Blick ungefähr auf Hüfthöhe der Passanten war. Gedankenverloren achtete er auf die vielen unter-

Anna Ospelt studiert an der Uni Basel und gehört zu den Autorinnen von „Narr“. www.dasnarr.ch Die Kolumne für Newcomer und solche, die es werden wollen. Schick auch Du uns Deine 1000 Zeichen an redaktion@kolt.ch.

Pedro Lenz, 46, ist Schriftsteller und lebt in Olten gleich beim Bahnhof. Er ist

von Pedro Lenz

praktisch täglich im Zug unterwegs.

schiedlichen Beine, die mehr oder weniger flink an ihm vorbeihuschten. Manche Leute zogen Rollkoffer mit sich und ein Beinpaar wurde gefolgt von einem Instrumentenkoffer, der seinem aufs Haar glich. Das gleiche Koffermodell war mit den gleichen Gurten am gleichen Handwagen befestigt. Lustig, dachte der Musiker, das muss auch ein Akkordeonist sein, der sass im selben Zug und transportiert sein Instrument auf die gleiche Weise wie ich. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Musikers, während er sich fragte, was der andere Akkordeonist wohl für einen Musikstil pflegt. Und als unser Musiker weitergrübelte und anfing darüber nachzudenken, was das für ein schöner Zufall war, das zwei Akkordeonisten den gleichen Instrumentenkoffer auf die gleiche Weise transportierten und dazu noch im gleichen Zug unterwegs waren, wanderte sein Blick voller Zärtlichkeit zu seinem Akkordeon im Zwischenraum des Waggons. Doch dort, wo eben noch sein Instrument gestanden hatte, war jetzt nichts als eine gähnende Leere. Wie von der Tarantel gestochen sprang der Musiker auf, rannte zur Zugstüre, drückte auf den Öffnungsknopf, doch der Zug rollte an, die Türe war bereits blockiert und vom untreuen Akkordeon hat der verlassene Musiker seither keinen Ton mehr vernommen.

SCHAURAUM UNSERE ÖFFNUNGSZEITEN: DONNERSTAG FREITAG SAMSTAG

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HÖREN & LESEN

Fribi's Metal News

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DESASTER

BENJAMIN DAMAGE & DOC DANEEKA

MARK LANEGAN BAND

Art of Destruction (Metal Blade)

They!Live (50 Weapons)

Das Urgestein des deutschen Black Thrash legt Neues nach! Wie gewohnt filigran arbeitet hier die Klampfen-Fraktion, schnell und auf den Punkt gespielt, wie man es liebt. Hier gibt’s keine Synthies und schöne Melodien, sondern einfach geradeaus aufs Dach des Zuhörers. Die Sklaven der Nacht werden es lieben und Menschen, die auf einfache aber harte Kost stehen, sollten hier mal ein Ohr riskieren!

50 Weapons ist ein Label, das Stil und Geschmack beweist. Kein Wunder, steckt doch dahinter die erfolgreiche Truppe von Modeselektor, die selber den „State of the Art“ der elektronischen Musik mitdiktiert! Ihre neuste Entdeckung ist das Duo Benjamin Damage & Doc Daneeeka. Die beiden Engländer haben sich Ende 2011 die Electro-Hauptstadt Berlin ausgesucht, um ihr Album aufzunehmen. Voll bepackt mit deepem düsteren Techno, aber auch vielen hellen chilligen Momenten. Ein Album, das soundtechnisch breit gefächert ist, jedoch nie seinen roten Faden verliert. Wer Musik von Nicolas Jaar, Ricardo Villalobos oder dem Paul Kalkbrenner mag, dem sei das hier wärmstens empfohlen!

Blues Funeral Seine Songs seien von depressiver Schönheit, sein Gesang wie Flüstern. Mark Lanegan’s musikalische Reise begann mit den Screaming Trees. Er kooperierte mit Kurt Cobain, Gregg Dulli und Isobel Campbell sowie mit Musikern aus den Bands von Pearl Jam, Dinosaur Jr., Queens Of The Stone Age und Red Hot Chili Peppers. Auf „Blues Funeral“, dem Nachfolger von „Bubblegum“ wird Lanegan musikalisch unterstützt von Josh Homme, Greg Dulli, Alain Johannes und Jack Irons.

PICTURE Warhorse (SPV)

NOVALIMA Karimba Afro-Peruanische Musikkultur trifft auf elektronische Beats und Dub-Sounds. Karimba, das vierte Album des Novalima-Kollektivs ist zeitgenössische Latin-Music zwischen Tradition und Innovation.

GRACE WOODROOFE Yes, das belgische Heavy-Metal-Flagschiff segelt wieder, nach ihrem grossartigen Comeback-Album legen sie zwei Jahre später mit „Warhorse“ nach und toppen damit ihren gesamten Backkatalog. Das hier ist astreiner Metal aus den 80ern, wie es sich gehört für alte Kämpfer, die „Accept“mässigen Chöre, die Gitarren-Duelle à la Judas Priest und die Drums wie beim Manowar veredeln dies Stück Stahl. Ein Anwärter für den Jahresthron und dies schon im Februar.

Konzerthinweis: Am Montag, 12.3.2012, um 16 Uhr präsentieren Wino (Saint Vitus) und Conny Ochs im Outsider Shop Olten mit einem Akkustik-Konzert ihr neues Album „Heavy Kingdom“; anschliessend Autogrammstunde.

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YOUNG MAGIC Melt (Carpark Records) Die drei Musiker Isaac Emmanuel, Michael Italia und Melati Malay haben sich nach ausgedehnten Reisen, auf denen sie jeweils mit portablen Recordern und allerhand kuriosen Instrumenten Musik produzierten, in New York getroffen und gefunden. Mit all den gewonnenen Eindrücken und Aufnahmen machten sie sich daran, ein Album zu produzieren. Entstanden ist ein umwerfendes Werk, das manchmal schräg und vertrackt daher kommt, aber schon im nächsten Moment plötzlich in wunderbare Melodien und Harmonien umschwenkt. Ein grossartiger musikalischer Entwurf, der jedoch wahrscheinlich wie viele andere gute Musik in der Masse untergehen wird, da man sich für diese Songs Zeit nehmen muss.

Always Want Mit ihrer einmalig warmen, heiseren und manchmal traurigen Stimme ist die gerade mal 20-jährige Australierin daran, einen Markstein in die aktuelle Musikszene zu setzen. „Always Want“ ist ihr DebütAlbum, produziert von Ben Harper.

DUKE SPIRIT Bruiser Die Londoner Band verbindet auf „Bruiser“ britischen Indie-Rock mit Psychedelia. Die Songs flirten mit der stets leicht unterkühlten Stimme der charismatischen Sängerin Liela Moss.

PHILIP SAYCE Steamroller Blues-Rock Shooting Star Sayce war Gitarrist in der Melissa Etheridge Band sowie bei Uncle Cracker und der Jeff Healey Band. Mit Steamroller veröffentlicht Philip Sayce bereits sein viertes Studioalbum unter eigenem Namen. Live im Moonwalker: 31.03.2012

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HÖREN & LESEN

Ein ganzes Land im Winterschlaf? von Hazel Brugger

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inken die Temperaturen, vergraben sich die Kartoffelkäfer und implodieren die Thermostate, dann laufe ich zur Höchstform auf. Ja, ich würde sogar sagen, dass ich nur mit peitschender Kälte im Gesicht ein wahres Lächeln zustande bringe, sei dies nun Ausdruck des momentanen Glücks oder nur die krampfartige Äusserung einer Unterkühlung – Lächeln ist Lächeln. Dies macht es für mich äusserst schwer verständlich, wie alle dieser wunderbaren Jahreszeit so viel Hohn und Verachtung entgegenbringen können. Winter - die Pubertät unter den Jahreszeiten, wenn alles unberechenbar ist und Veränderung gekoppelt mit temporärer Hässlichkeit alles und jeden lahmlegt. Die Klagen über die Kälte sind gross, und meine Begeisterungsversuche schnell ausgeschöpft. Die Lösung hier wäre simpel: Die HiberNation, ein ganzes Land im Winterschlaf. Die vorweihnachtlichen Verkaufszahlen der Schokoladenfabriken schnellten in die Höhe, da alle sich noch ganz schnell den obligaten Winterspeckmantel anfressen müssten, um unter den Anstrengungen der folgenden monatelangen Bettlägerigkeit nicht zu verhungern. Auch skandinavische Möbelhäuser fänden völlig neue Forschungsgebiete, das Federkern-Modell Kältstärr, der Speziallattenrost Mörmeltäär mit eingebauter Vorratskiste für den gelegentlichen Schokoriegel oder das Kopfkisten Frostihäär mit antistatischem Spezialmembransüberzug, damit die Frisur auch bei Frühlings Erwachen noch sitzt. Doch nicht nur die Möbel- und Süssigkeitenbranche könnte vom Winterschlaf profitieren, nein, auch diejenigen, die wie die Weinbergschnecke eher zum Sommerschlaf neigen, hätten endlich einmal die

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Gelegenheit, ihre Liebe zum Winter voll und ganz auszuleben und ihrem Vital-Exhibitionismus freien Lauf zu lassen. Äussert man nämlich einem Frosthasser gegenüber seine Liebe zur kalten Jahreszeit, so erntet man in der Regel bloss böse Blicke oder gar Schneebälle, meist kombiniert mit erzürntem Kopfschütteln und ungläubigen Schmatzen. Die Frostophilen hätten die Strassen für sich, könnten sich in Schneeengeln suhlen, auf Autobahnen Eishockey spielen und den Winterschläfern die Vorratsschränke leer essen, während die ängstlichen Siebenschläfermenschen die gesamte Schönheit der tanzenden Eiskristalle verpassen müssten. Es herrschte also eine saisonal bedingte Apartheid, kein Winterfreund würde mehr einen Sommerfan kennenlernen, schnell würde die Menschheit sich in zwei Gruppen aufspalten: Die haarigen, wollbepackten Muskelmaschinen mit integrierten Spikes an den Füssen, denen bei Hitze ganz schnell die Luft ausginge, würden sich immer mehr von den grazilen, haarlosen Sommermenschen distanzieren. Eine Unangepasstheit an die Jahreszeit wäre passé, und somit leider auch mein Ergötzen an stürzenden Menschen mit riesigen Einkaufstaschen. Drum bitte, alle Winterhasser, bleibt doch wach. Bald ist ja wieder Sommer und ihr könnt mir beim Leiden zusehen.

Hazel Brugger (18) aus Dielsdorf ist die grosse Neuentdeckung der Schweizer Poetry Slam Szene, neben zahlreichen Slam-Siegen stand sie unter anderem bei den deutschsprachigen Meisterschaften 2011 in Hamburg im U20-Finale.

Das Phänomen des Aufeinandertreffens – eine Annäherung von Kilian Ziegler Lieber Leser, komm näher. Oder wenn Du gerade am schneidern bist: komm, Näher! Überwinde Berührungsängste, zoom Dich her. Nein, ich will Dich nicht bedrängen und suche nichts Körperliches, ich bin in festen (und gleichermassen sehr zarten) Händen. Falls Du Dich eingepfercht fühlen solltest, beantrage einen entsprechenden Ausweis: den Engpass. So. Jetzt, wo Du Dieser Kolumne äusserst nahe bist, keine fünf Millimeter davon entfernt, deine Nasenhaare also die Seite streicheln, möchte ich Dir etwas über Nähe und Ferne erzählen. Letzteres, die Weite, bringt bei genauerer Betrachtung Erstaunliches zu Tage, beispielsweise sprachwissenschaftlich: Distanz ist Althochdeutsch und schrieb sich ursprünglich Tischtanz – Englisch: Table dance. Sinn- und sachverwandt ist der Begriff Gogo, übersetzt „Geh! Geh!“, was wiederum auf Entfernung hindeutet. Gogo ist nicht mit Gaga und noch weniger mit Lady Gaga zu verwechseln – diese will nicht abrücken, egal wie sehr man sie sich wegwünscht. Unabhängig davon haben Abstände ihr Gutes: Bei Microsoft Word erhöhen sie die Leserlichkeit. Ausserdem trainieren sie die Weitsicht. Hankerum spricht auch einiges für die Nähe: Sie erzeugt Wärme, ermöglicht es, Poren und Sommersprossen des Gegenübers zu zählen und gönnt hart arbeiteten Fernrohren eine Auszeit. Oder wie mein eigens erfundenes Sprichwort lehrt: „Wer hier ist, ist nicht anderswo“, bei Freunden kann das durchaus schön sein. Ich glaube, wer die Nähe sucht, kann sie überall finden, egal ob im Nahen Osten oder auf den Amerikanischen Unfern-Inseln. Doch was ist nun besser? Die Weitwegigkeit? Oder the nearness of the Nähe? Schwer zu sagen, doch sicher ist: Unterschiede ziehen sich an. „Willst Du eine Fernbeziehung führen?“ „Nah, ich will.“ Oder um es auf den (Treff)Punkt zu bringen: Ein Rencontre in der goldenen Mitte, auf halbem Weg, wenn man so will, bietet die Vorteile beider Aspekte. So weit (so nah?), so gut, doch was will uns dieser Text beibringen? Ganz ehrlich, ich weiss es nicht. Vielleicht entfaltet sich die Bedeutung erst bei näherer Betrachtung mit kritischer Distanz. Worüber ich hingegen in Klarheit bade: Das Ende ist nah! Zumindest das der aktuellen Kolumne. Lieber Leser, Du darfst wieder weg gehen, Deine Nasenhaare kitzeln. Eine gute nahe Zukunft La vache Kili PS: Als die Strasse in einen Pfad ungewandelt wurde, sagte sie: „Ich bin dann mal Weg“.

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HÖREN & LESEN

Schon gelesen..?

KOLT liest... SKIPPY DIES von Paul Murray Man nehme einen unterhaltsamen Roman mit Tiefgang, herausragenden Ideen, ausgeklügelten Charakteren sowie spannender Story und wirft diesen dann in den Mülleimer, denn „Skippy dies“ vereinigt Besagtes auch alles in sich, jedoch um Klassen besser. Kilian Ziegler, Kolumnist

von Christoph Rast

VOM ENDE EINER GESCHICHTE

DIE SCHMERZMACHERIN von Marlene Streeruwitz Roman Amy, Mitte 20, erhält durch die Vermittlung ihrer Grosstante eine Ausbildungsstelle bei einer internationalen Sicherheitsfirma. Diese operiert zwielichtig, brutal und angsteinflößend. Nie weiss die Protagonistin wirklich, was genau passiert, welche ihrer Eindrücke echt sind und was Einbildung ist. Dann fehlt ihr plötzlich ein Tag ihrer Erinnerung, ein guter Freund liegt schwerverletzt im Spital. Sie erleidet kurz darauf eine Fehlgeburt, obwohl sie sich dabei an keine Ursache erinnern kann. Amys Verlorenheit in dieser Sicherheitsfirma wird jeden Tag bedrückender. Die Realität verschwindet und macht Ahnungen Platz. Was kann man glauben? Menschen verschwinden, werden gekidnappt, eingesperrt oder gefoltert. Amy kann die Falschheit und Gewalt nur ahnen, die sich immer mehr als Realität hinter den geheimen Operationen abzeichnet. Und als sie sich entscheidet auszusteigen, verstrickt sie sich endgültig in die Fänge einer mächtigen, anonymen und gewalttätigen Organisation. Dieses Buch verstört und fasziniert. Marlene Streeruwitz entwirft in ihrem meisterhaften Roman ein unheimliches und unvergessliches Szenario. (Shortlist Deutscher Buchpreis)

von Julian Barnes; Gertraude Krueger (Übers.) Roman Kann man seinen eigenen Erinnerungen trauen? Der Roman ist in zwei Epochen gegliedert. Der erste Teil schildert Tonys Vergangenheit, seine Jugendjahre, die Freundesclique, die Erlebnisse mit seiner Freundin. Auf diese Jugenderinnerungen bezieht sich dann der zweite Teil des Buches. Dieser spielt in der Gegenwart. Im Wesentlichen ist das Buch eine Reflexion des pensionierten Anthony über den Verlauf seines Lebens. Er erinnert sich an bestimmte Ereignisse und fragt sich inwieweit diesen Erinnerungen zu trauen ist, wie diese Erinnerungen sich zu einem Selbstbild und zur Geschichte des ganzen Lebens formen. „Geschichte ist die Gewissheit, die dort entsteht, wo die Unvollkommenheiten der Erinnerung auf die Unzulänglichkeiten der Dokumentation treffen.“ Ein spannender Roman, weil die beschriebenen Protagonisten extrem echt wirken, weil er zum Nachdenken anregt und weil die Handlung nicht vorhersehbar ist, vielmehr ist sie überraschend. Der wache Geist von Barnes macht diesen Band zu einem besonderen Lesevergnügen. Leider auf nur 180 Seiten … Ein Text mit unglaublichen Wendungen, eine Achterbahnfahrt der Spekulationen. Man Booker Prize 2011!

DIE ELIXIERE DES TEUFELS von E.T.A. Hoffmann Im Schauerroman aus dem Jahr 1815/16, auf dem das Rocktheater der Basler Band The Bianca Story basiert, wird die romantische Lebensgeschichte des Mönchs Medardus erzählt, die einem Höllenritt gleicht. Geheimnisvoll, unheimlich, spannend. Franziska Monnerat, redaktionelle Mitarbeiterin FOTOGRAFIE DER GEGENWART AM JURASÜDFUSS Publikation zur Ausstellung Das Buch bietet eine spannende Reise durch den fotografischen Jurasüdfuss. Die 160 Seiten dicke Publikation zeigt ein Sammelsurium von fotografischen Stilen, Zeitdokumenten und Eindrücken. André Albrecht, Fotograf

Christoph Rast ist Leiter der Stadtbibliothek Olten und veranstaltet ebenda Buchbesprechungen im „Café Litteraire“.

DIE KUNST DES KLAREN DENKENS von Rolf Dobelli Richtig denken ist möglich. Nur wenige schaffen es. Dieses Buch zeigt Ihnen wie. Ein Aha!-Erlebnis folgt dem nächsten. „Ein Glücksfall, dass es dieses Buch gibt“, meint Andreas Meyer, CEO der SBB. Yves Stuber, Verlagsleiter

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Planen Sie Ihren nächsten Anlass im Kino! Deliah Kyburz General Manager Red Carpet Telefon+ 41 62 788 50 00 KOLT

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FREAKS BRAUCHT DAS LAND

Telefonieren mittels Facetime? Aufmerksames Zuhören in der Computeria.

Das Smartphone als Schwerpunktthema: Etwa 60 Personen sind da, der Älteste ist 80 Jahre alt.

Computerfreaks! Text von Rolf Strub Fotos von Yves Stuber

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ouglas Adams, (Autor von „Per Anhalter durch die Galaxis“) Computerfreak/Kritiker der ersten Stunde und Apple-MacintoshAnhänger, hat folgende ironische These in seinem letzten Buch („Lachs im Zweifel“) verfasst: „Ich habe ein paar Regeln aufgestellt, die unsere Reaktionen auf technische Neuerungen beschreiben: 1. Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu. 2. Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär und kann dir vielleicht zu einer beruflichen Laufbahn verhelfen. 3. Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge.“ Donnerstagnachmittag, im Saal vom Bornblick findet die „Computeria“ statt, ein Angebot für ältere Menschen. Die hohe Zahl der Anwesenden straft die dritte Aussage möglicherweise Lügen. Jeden ersten Donnerstag im Monat von 14 -16 Uhr findet dieses Treffen statt. Die Zielgruppe der von der Pro Senectute un-

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Einmal im Monat treffen sich Menschen über 50 zur „Computeria“, um etwas über Dinge wie Videotelefonie und YouTube zu lernen. Wieso eigentlich? Ein Besuch vor Ort. terstützten Computeria ist 50+. Das Publikum, ungefähr 60 Personen beiderlei Geschlechts, ist aber eher 60+, der älteste Teilnehmer ist 80 Jahre alt. Gegen ein geringes Entgelt von 10 Franken (davon wird z.B. die Saalmiete beglichen) erhalten die Besucher ein Namensschild zum Aufkleben, wobei der Vorname grösser dargestellt ist als der Nachname. Man duzt sich. Es handle sich aber nicht um einen Computerkurs, wie mir Fritz Aeberhard aus dem Team der Computeria versichert. Es sei ein Forum, um sich auszutauschen und Fragen rund um den Computer zu klären. Das Team arbeite ehrenamtlich.

KRÄHE BEIM SCHLITTELN Nach der Begrüssung und der Einführung durch die Präsidentin Heidi Ramseier geht es schon um die erste Frage, die im Forum auf der Homepage gestellt wurde: Wie erstellt man einen Ordner auf dem Desktop? An die Wand projiziert sieht man die Startseite von Windows XP. Ein Ordner wird erstellt, die Frage ist geklärt. Zur Auflockerung wird ein YouTubeFilmchen gezeigt: Eine Krähe beim

Schlitteln mit einem Büchsendeckel, auf einem schneebedeckten Dach in Russland. Es wird gestaunt und gelacht. Schwerpunkt an diesem ersten Donnerstag im Februar ist das Thema “Smartphone“, vorgetragen von zwei Referenten (Thomas Kaegi und Elisabeth Ruepp) der Schwestercomputeria aus Solothurn. Die Vorzüge und Funktionsweise des I-Phone werden an die Wand geworfen. Es ist festzustellen, dass „Religionszugehörigkeit“ hier keine grosse Rolle spielt. Beim Computer nutzen die meisten Anwesenden Windows, beim Smartphone wird eher Mac bevorzugt. Dann werden Apps erläutert und auf was man achten sollte beim herunterladen. Es zeigen sich auch die Tücken dieses Streichelzoos: Bei der Demonstration mittels Touchscreen hüpft der Bildschirm in eine andere Anwendung. Kann passieren. Kommentar: Tja, manchmal macht es eben nicht was man will! Skypen mit dem Rechner oder auf dem IPhone mittels Facetime (Videotelefonie) werden vorgeführt. Die Schwächen der Sprachsteuerung. „Elisabeth Ruepp anrufen!“ Antwort: „Es befindet sich keine Elisabeth Nur in ihrem Telefonbuch.“

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Bist du im Netz nicht präsent, existiest du nicht? Fragen über Fragen.

Es werden Zwischenfragen gestellt und Notizen gemacht. Einige probieren das Vorgeführte direkt auf dem eigenen Smartphone aus. Ab und zu dudelt ein Handy aus einer Tasche, was mit Schmunzeln zur Kenntnis genommen wird. Aufgelistete Preise der führenden Telefongesellschaften erscheinen als Projektion. Beim einen sind es nur 100 Megabyte surfen im Monat, dafür aber 50 SMS gratis für 19 Franken. Beim anderen ist es 1 Gigabyte, aber ohne Gratis SMS für 17.50 Franken. Vergleiche sind da fast unmöglich und vielleicht auch Programm. Es sei sehr schwierig sich im Abo-Dschungel der verschiedenen Anbieter zurecht zu finden. Man müsse halt entweder genau wissen, was man wolle und brauche oder sich beraten lassen. Sagt der Referent. Wohl wahr.

WIESO TUT MAN SICH DAS AN? Egal wie alt man ist, warum tut man sich als Mensch so was an? Was sind die wirklichen Beweggründe der Anwesenden? Ist es etwa der Satz der Computergeneration: „Bist du im Netz nicht präsent, existierst du nicht“? Ist es die Befürchtung, zum alten Eisen

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gezählt zu werden, wenn man nicht mitmacht? Wenn man nicht am Ball bleibt, den Anschluss zu verlieren und zu vergreisen? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Die eigenen Kinder oder Enkel sind mit dieser Technologie aufgewachsen, also hat man unvermeidlich irgendwie Kontakt damit.

DAS ERSTE WORT: „TSCHÜSS!“ Und den meisten ginge es wirklich darum, sagt Herr Aeberhard, konkrete Probleme, die sich beim Nutzen eines Rechners einstellen, zu lösen. Einige kämen sicher auch, um sich einfach wieder mal zu sehen. Die soziale Komponente also. Viele hätten aber wirkliches Interesse an der Sache selbst. Und seit das Telegramm aus dem Angebot der Post verschwunden ist, bietet eine E-Mail eben entsprechenden Ersatz. Ob man sich beim Telefonieren nun wirklich auch noch sehen muss, ist eine Frage, die im Moment wohl unbeantwortet bleibt. Nur eins noch. Sozusagen fürs Herz und fürs Hirn zum Abschluss: Der Enkel des Referenten sprach sein erstes Wort über Videotelefonie. Das Wort lautete: “Tschüss!“.

«Wenn schlafen zum Erlebnis wird» Das Bett, das Ihnen Energie und Lebensfreude schenkt – Nacht für Nacht. Natürlich gebettet, in ein wohlig-stützendes Nest aus gesunden Naturmaterialien, fällt es leicht loszulassen und Körper und Geist zu regenerieren. Erholsamer Schlaf ist der Schlüssel für Gesundheit und Leistungsfähigkeit!

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IM RAMPENLICHT

Terminus statt DC10: Hippe DJs zu Gast In den 90er-Jahren wummerten die Bässe im Terminus Club in Olten mit Ausstrahlung weit über die Kantonsgrenzen hinaus. Eine neue Partyreihe will nun an die glorreichen Zeiten anknüpfen. Text von Pierre Hagmann Fotos zVg

Von Madrid nach Olten: Tech-House-DJ Davide Squillace.

Mixt E- und U-Kultur: Michael Sens.

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m 16. März tritt der italienische DJ Davide Squillace am internationalen Elektro-Festival Klubbers Day 2012 in der riesigen Madrid Arena vor Tausenden Menschen auf. Boom. Boom. Anschliessend geht er schlafen, dann steigt er ins Flugzeug, fliegt in die Schweiz, fährt nach Olten – und legt im Terminus auf. Boom. Davide Squillace lebt in Barcelona und ist Resident-DJ an den legendären Circoloco Parties im Club DC10 auf Ibiza. Er spielt sein Tech-HouseSet in den hippen Clubs dieser Welt. „Extrem schwierig“ sei es daher, so Veranstalter Dusan „Dusko“ Nedelijkovic, einen DJ von diesem Kaliber in die Kleinstadt zu locken. Was steckt dahinter? Am Anfang stand die Vision: Grossstadt-Feeling in Olten. Eine neue Partyreihe – „Bassport“ – sollte international erfolgreiche DJs ins Terminus bringen, so das Ziel vom Partyorganisator Eventmanufaktur um Dusko und seine Partner Nick Tatsiopulos und Claudio Iseli, die auch mehrere andere Partylabels im Ter-

minus führen. Zum Kerngeschäft der Partyveranstalter gehört natürlich das Aushandeln von Gagen mit den Agenten der DJs. Mehrere Tausend Euro kostet ein zweistündiger Auftritt von Squillace. Dusko und Co. müssen noch tiefer in die Tasche greifen als die Top-Clubs der Grossstädte: „Um einen solchen DJ ins Terminus zu holen, zahlt man zusätzlich 400 bis 500 Euro“, sagt Dusko. „Olten-Aufschlag“, nennt er das. Bei ausverkauftem Haus wird die Rechnung aber aufgehen. Die Agenten vergewissern sich aber auch, dass der Club den hohen Standards seiner Kunden genügt: Lichtund Soundanlage (kann im Terminus laut Dusko knapp mit Top-Clubs mithalten), die Location an sich – wenn das nicht passt, nützt alles Geld nichts. Bei der Verpflichtung von Squillace habe auch Vitamin B geholfen, sagt Dusko. Ist ein solcher Name einmal an Bord, besitze man ein gewichtiges Argument mehr, um weitere bekannte Acts nach Olten zu holen. Der gemeinsame Nenner der verpflichteten DJs (siehe Artikelen-

de): Tanzbarer Tech-House. Es gehe aber nicht darum, das Terminus in einen reinen Electro-Schuppen zu verwandeln. Dusko: „Wir wollen mit Bassport mehr Qualität und Abwechslung ins bestehende Programm bringen“. Mehr Abwechslung wünscht er sich auch fürs Oltner Nachtleben. Einerseits profitiere das Terminus natürlich von der Quasi-Monopolstellung, andererseits könne genau das auch zum Nachteil werden. „Die Leute wollen nicht immer in den selben Club gehen, das führt zum Overkill, darunter leidet der Ruf der Location“, so Dusko. „Konkurrenz würde das Geschäft beleben“.

Programm Bassport 2012 Terminus Olten: 17.3. DJ Squillace (Barcelona) 19.5. Tiefschwarz (Berlin) 15.9. Heidi (London) 17.11. Michel Cleis (Lausanne, anlässlich 17 Jahre Terminus) Im Dezember: André Hommen (New York)

Wie man in sich verliebt macht Am 1. März wird anlässlich der Mitglieder-GV das Programm der 25. Oltner Kabarett-Tage bekanntgegeben. Am selben Abend tritt das Berliner Multitalent Michael Sens mit seinem „Casanova-Prinzip“ im Stadttheater auf. Dann trifft Kabarett auf Klassik.

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ichael Sens ist Musikkabarettist. Der Mann ist klassisch ausgebildet: Schon im Alter von sieben Jahren begann er, Violine zu spielen. Später absolvierte er Studien in Violine, Klavier, Komposition. Doch dann, 2006, entschloss er sich, seine Karriere als Sänger aufzugeben. Er fand seine neue Leidenschaft im Kabarett, Humor als zweites Standbein, quasi. Auf die klassische Musik wollte er doch nicht völlig verzichten und so verflechtet er in seinen Auf-

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tritten beide künstlerischen Formen zu einem harmonischen Ganzen. „Hier treffen sich E- und U-Kultur“ schreibt die Leipziger Volkszeitung in einer Rezension. Die Differenzierung trennt klassische, ernste (E) von kommerzieller, unterhaltender (U) Kultur. In Olten tritt Sens, der 1963 in Berlin geboren wurde, mit seinem Programm „Casanova-Prinzip“ auf. Es geht um Liebe, Frauen, Erotik, um die Begabung des In-sich-verliebtMachens. Michael Sens macht da-

bei auch keinen Halt vor bekannten Namen. Wie wär’s etwa mit einem amourösen Briefwechsel zwischen Rapper Bushido und Angela Merkel? Michael Sens: Das Casanova-Prinzip. 1. März 2012, 20.15 Uhr, Stadttheater Olten. Die Aufführung findet im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Oltner Kabarett-Tage statt. Für Mitglieder ist der Abend kostenlos. Anmeldung/Vorverkauf: info@kabarett.ch oder 062 212 08 61.

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IM RAMPENLICHT

„Ich werde ehrenvoll untergehen“ Der Schweizer Bluesmusiker Philipp Fankhauser, der Mitte März in der Oltner Schützi auftritt, ist für einen Swiss Music Award nominiert. Im Gespräch verrät er, wieso er sich keine Chance auf einen Sieg ausrechnet – und warum Bluesmusik nichts mit Sonnenbrillen zu tun hat. Text von Elias Zimmermann Foto Ernst Wirz

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hilipp Fankhauser, Ihr neues Album „Try My Love“ wurde für den Swiss Music Award in der Sparte Rock/Pop nominiert. Was bedeutet Ihnen diese Nomination? Es ist ja bereits die zweite Nomination, die letzte war 2008 oder 2009 für „Love Man Riding“ in der Sparte Urban. Da habe ich glorios gegen Bligg verloren. Nun bin ich in der Königsdisziplin Rock/Pop und trete an gegen Baschi und 77 Bombay Street – das ist traumhaft. Ich rechne mir keine Chance aus. Baschi und Bombay Street sind fantastisch, ich werde ehrenvoll untergehen. Nach der Nomination habe ich mir schlaflos im Bett überlegt, was ich sagen soll, wenn ich gewinne. Aber dann habe ich mir gedacht: Ach was solls. Die Nomination macht meine Karriere nicht besser oder schlechter. Apropos Karriere: Ab 2000 haben Sie nach sechsjährigem USA-Aufenthalt in der Schweizer Musikszene erneut Fuss gefasst. Nun wird bereits zum zweiten Mal ein Album von Ihnen („Try My Love“) Platin erreichen. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung in zehn Jahren – ein steiniger Weg oder ein raketenhafter Aufstieg? Weder noch, es war eine stetige Entwicklung. Ich hatte ja schon mal eine Schweizer Karriere in den 90er-Jahren, die zerfiel, als ich nach Amerika ging. Wir spielten ab 2000 wieder als Trio in der Schweiz, meist an kleinen Orten. Wir wollten Musik zur Freude und zum Leben machen und strebten keine grosse Karriere an. Pro Konzert kamen etwa 50 bis 60 Menschen und es nahm langsam aber stetig zu. Da sagte ich: Wenn nur bei jedem Konzert ein Besucher mehr kommt, haben wir in zehn Jahren volle Läden. Und so war es: Nachhaltig und kontinuierlich.

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Wie sind Sie zum Blues gekommen? Die Schweiz ist nicht a priori ein Nährboden für Bluesmusiker. Mit elf Jahren habe ich angefangen und für mich war klar: Ich werde Bluesmusiker. Ich hatte wahnsinnig gute Lehrer, die mir halfen, ganz wesentliche Aspekte bald zu begreifen. Bluesmusik hat nichts mit Sonnenbrillen und endlosen Gitarrensolos zu tun, sondern mit den Geschichten, die sie erzählt. Unter anderem haben Sie mit Grössen wie B.B. King und Margie Evans zusammengespielt. Mit welchem Schweizer Musiker würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten? Da gibt es einige, mit denen ich schon gearbeitet habe. Erst kürzlich habe ich einen Song mit Lilly Martin aufgenommen: „Funny How Time Slips Away“. Dann habe ich mit Slädu, dem ehemaligen Gitarristen von Gölas Band, für sein kommendes, erstes Soloalbum etwas gemacht. Mit Bligg war schon einmal etwas live geplant, das kam aber aus terminlichen Gründen nicht zustande. Aber mit Stephan Eicher, dem Berner Rapper Baze und natürlich mit Polo Hofer habe ich schon zusammengearbeitet. Dabei renne ich solchen Featurings eigentlich nicht hinterher. Am wichtigsten ist meine eigene Band. Im Sommer 2009 haben Sie dezidiert Stellung genommen gegen homophobe Aussagen eines Walliser SVPPolitikers. Werden Sie sich mit zusätzlicher Bekanntheit noch mehr für Gay-Rights einzusetzen? Ich bin per se kein militanter Gay, auch wenn ich zuweilen an Demos spiele und mich für die Sache einsetze. Aber die Musik, die ich mache, spricht die GayCommunity nicht besonders an.

„Die Schweiz ist kein Nährboden für Bluesmusiker“: Philipp Fankhauser.

Manchmal halte ich es auch für müssig, immer für die Anliegen, die eigentlich ein Menschenrecht sind, auf Zack sein zu müssen. Ich kann kein zweiter Harvey Milk sein. Dann ist Harvey Milk wohl nicht das grösste Vorbild – wer ist Ihr wichtigstes Vorbild, nichtmusikalisch und musikalisch? Nun, Harvey Milk ist sicher ein ganz grosses Vorbild, und seine Leistungen kann man gar nicht genug schätzen. Ich glaube, wenn ich nur eine Platte auf die einsame Insel mitnehmen dürfte, so wäre dies ein Album von Muddy Waters. Er ist der Übervater des Blues. Und auf der musikalischen Schiene, die ich fahre, ist mein grösstes Vorbild bestimmt Johnny Copeland – ich war in Amerika sein Gast und er war mein Meister, mein Mentor. Wird in Zukunft bald ein Cover-Album der ganz grossen Klassiker erscheinen? Ich habe mir immer gewünscht, ein Cover-Album der ganz Grossen zu machen. Das Problem ist, dass man damit immer flach rauskommt. Das ist eine Frage des Respekts. Die Geschichten, welche die Songs eines

Muddy Waters erzählen, sind Geschichten von damals, aus den 50erJahren – die kann man sich heute nicht einfach so aneignen. Vielleicht versuche ich es, wenn ich siebzig oder achtzig bin, und mir die Kritik egal sein kann (lacht). Zum Schluss: Sie treten am 17. März in der Schützi in Olten auf. 2009 sind Sie bereits einmal hier aufgetreten – wie sind Ihre Erinnerungen daran und wie blicken Sie dem Konzert entgegen? Es war grossartig, ein knallvoller, übrigens sehr schöner Saal. Ich habe sehr gute Erinnerungen daran. Ich freue mich, hier wieder spielen zu dürfen. Philipp Fankhauser (*1964 in Thun) wurde Ende der 80er-Jahre mit der „Checkerboard Blues Band“ schweizweit bekannt, emigrierte dann aber in die USA, wo er bis im Jahr 2000 lebte. Zurück in seinem Heimatland avancierte Frankhauser zum bekanntesten und erfolgreichsten Schweizer Bluesmusiker. Er spielt am 17. März in der Schützi Olten. Der Swiss Music Award, für den sein Album „Try My Love“ nominiert ist, wird am 2. März verliehen.

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DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS

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Collage von Rebekka Gerber

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„Die einzige Brille, die ich noch trage.“

27. März 2012, 18.30 Uhr

Öffentlicher Vortrag zum Thema: Operative Sehkorrektur Anmeldung unter 0800 000 903 oder olten@vedis.ch

VEDIS Augenlaser Zentrum Louis Giroudstrasse 20, 4600 Olten

www.vedis.ch


Céline Rudolph

6.3. – 24.4.12

6.3.12 e nriCo Pieranu n Z i n e w aM e ri Can Tri o FeaT.

S C oT T C olleY & an T o n i o San C He Z

Mit exquisiten Rhythmusgruppen aus Übersee läuft der italienische Pianoforte-Maestro Enrico Pieranunzi regelmässig zu Höchstform auf. Mit Scott Colley und Antonio Sanchez konnte er zwei mit allen Wassern gewaschene New-York-Cracks gewinnen.

13.3.12 Jo Hn PiZZarel li

Pizzarelli Junior führt einerseits die virtuos-leichthändige Gitarrenspielweise des Seniors weiter und profiliert sich andererseits als Great-American-Songbook-Crooner mit coolem Understatement. Hier ist der Apfel wirklich nicht weit vom Stamm gefallen.

27.3.12 e li deG ibri Q u arTe T

FeaT.

aaro n G o l d be rG

Herbie Hancock hat sich ebenso begeistert über ihn geäussert wie Al Foster. Beide holten Degibri für mehrere Jahre in ihre Bands. So kann es kaum verwundern, dass er zu einem neuen herausragenden Hoffnungsträger des Jazz avancierte.

10.4.12 a leSSandro d ' eP iS Co P o Tri o

Der zugleich heissblütige und romantische Pianist Alessandro d’Episcopo bezieht sich einerseits auf die reichhaltige musikalische Tradition seiner Heimat Neapel, andererseits reflektiert er die Innovationen von Keith Jarrett und Chick Corea.

17.4.12 C eline rudo lP H

Wer möchte nicht gerne ab und zu ins Paradies zurückkehren? Zum Glück gibt es Musik, die uns die Türe zum Paradies wenigstens einen Spalt breit öffnet. Die Sängerin Céline Rudolph hat in Brasilien ein musikalisches Paradies gefunden.

24.4.12 b rian blade – M u S i C F ro M M aM a ro S a

Wer sich Brian Blades Werdegang in Erinnerung ruft, dürfte eigentlich nicht allzu sehr erstaunt sein, dass der fulminante Schlagzeuger des epochalen Wayne Shorter Quartetts nun auch als spiritueller Singer/Songwriter in Erscheinung tritt.

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vorverkauF Tel. 0900 800 800 (CHF 1.19/min.), alle Ticketcorner, Die Post, Manor, SBB, www.ticketcorner.ch sowie in ZÜRICH: Jecklin, Jelmoli, Migros-City (Eintrittspreise inkl. Gebühren Ticketcorner; Reservation von Sitzplätzen nicht möglich; 50% Legi-Ermässigung an der Abendkasse) inFo-line Telefon: 044/224 29 88, www.widderhotel.ch ZeiTen & TiCkeTPreiS Ein Konzert pro Abend. Beginn: 20.00 Uhr; Dauer: 90 Minuten (ohne Pause) Türöffnung/Abendkasse: 19.00 Uhr. Ticketpreis Fr. 45.– widder bar Widdergasse 6, 8001 Zürich: Montag – Mittwoch 11.30 – 01.00 Uhr Donnerstag bis Samstag 11.30 – 02.00 Uhr, Sonntag 11.30 – 24.00 Uhr Tischreservationen für das Widder-Restaurant vor oder nach dem Konzert unter Telefon 044/224 25 26


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