KOLT #30

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DAS OLTNER STADT- UND KULTURMAGAZIN

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AGE IT NDA Mai 20

www.kolt.ch

NUMMER FÜNF 2012 // FR. 5.--

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FIEBER HAT, WER TROTZDEM LACHT

JOB-INTERVIEW Ein Kaminfeger über die Gleichstellung mit Adligen VON LINKS BIS RECHTS Ist Olten eine sichere Stadt? METAL-NEWS Ein Stinkefinger an eine ganze Generation IM RAMPENLICHT Warum Menschen zu Mördern werden DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS Eine Schnitzeljagd, die ist lustig...


Herzliche Einladung zur Eröffnung am

12. Mai 2012 10.00h - open end

Wir freuen uns auf Sie! Nicolás Castillo | Juan Carlos Waeber Juan-Jorge Brupbacher | Francisco Felix Schmuziger

Schützenmattweg 14 | CH-4600 Olten | Tel.:+41622127474 | Handy +41793780806 info@schlosserei-genussfabrik.ch | www.schlosserei-genussfabrik.ch

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Mai 2012

KOLT


IMPRESSUM

VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH Leberngasse 17 4600 Olten verlag@v2s.ch www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist, REDAKTIONSLEITUNG Pierre Hagmann (ph) redaktion@kolt.ch

Cover von André Albrecht

FINANZEN Matthias Gubler

mit freundlicher Unterstützung von:

INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Kilian Ziegler, Christian „Ché“ Dietiker, Dino Lötscher, René „Fribi“ Freiburghaus, Pedro Lenz, Michael Berger, Elias Zimmermann, Franziska Monnerat, Katja Zellweger, Rolf Strub, Fabian Saner ILLUSTRATOREN Anna-Lina Balke,Jamie Aspinall, Manuel „Ti“ Mathys, Pascal „Tokijad“ Hofer, Céline Fallet, Petra Bürgisser, Rebekka Gerber FOTOGRAFEN André Albrecht, Yves Stuber, Maurice Haas (13 Photo) LEKTORAT Pierre Hagmann LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 49.—(inkl. MwSt) Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt) abo@kolt.ch www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'500 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien Ziegelfeldstrasse 60 CH-4600 Olten © 2012, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

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Mai 2012

DRUCK&MEDIEN OLTEN

EDITORIAL

Es wird ein Mai der Jubiläen in der Kleinstadt. Die Oltner Kabarett-Tage feiern ihre 25. Ausgabe, die Donnerstagabend-Show Nachtfieber wird 5-jährig. Letzteres wird nicht nur mit einer Geburtstagsshow gefeiert, sondern auch mit einem anschliessenden zweiwöchigen Kleinkunstfestival namens „Nachtfenster“. Es wird also auch ein Mai voller Kleinkunst in der Kleinstadt. Was ist das, Kleinkunst im Jahre 2012? In der Schweiz geniesst sie offenbar einen Sonderstatus: Die Schweizerische Kleinkunstszene, so schreiben die Autoren des Buches „Grosse Schweizer Kleinkunst“, sei in ihrer Dichte und Ausstrahlung eine weltweite Besonderheit. Doch wie nah dran ist sie noch an ihrer alternativen, krititschen Ursprungsattitüde? Unsere Journalistin Katja Zellweger geht in ihrem Artikel dieser Frage nach und nähert sich dabei auch einer aktualisierten Definition von Kleinkunst an. Bei aller Theorie wollen wir aber unsere Geburtstagskinder nicht vergessen: Die Titelgeschichte beleuchtet „Nachtfieber“ und dessen Fortbestehen, das ein kleines Wunder ist – schliesslich schien das Showkonzept „unabdingbar an eine fernsehgeeichte Aufmerksamkeitsspanne gebunden“, wie Fabian Saner in seinem Text schreibt. Überdies hat Saner mit Nachtfieber-Gast Endo Anaconda von Stiller Has telefoniert und ihn gefragt, wieso er

in „Walliselle“ eigentlich über Olten singt. „Nächtens, auf der vermeintlich kleinen Bühne“, ab Seite 18. Bereits zum 25. Mal gehen diesen Monat die Oltner Kabarett-Tage über die Bühne. Die diesjährige Turmrede wird Dr. Walter B. Grünspan alias Matthias Kunz halten. Wir liefern einen kleinen Vorgeschmack: Als KOLT-Gastkolumnist verrät er schonmal, was er von der Credit Suisse hält („Profiteroles“, auf S.29). Zudem werfen wir einen Blick auf das erste Casting-Finale. Die drei Finalisten standen Red und Antwort. „Im Rampenlicht“, Seite 30. Bildende statt darstellende Kunst, das bietet im Mai die 21. Ausgabe der JugendArt. Die Kunstaustellung für Newcomer feiert zwar kein Jubiläum, ein Besuch lohnt sich trotzdem. Mehr zur geplanten Kunststadt in der Kleinstadt lesen Sie auf Seite 30. Genug der Worte – nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, viel Spass mit Kleinkunst und Jugendkunst und vor allem, natürlich, mit diesem Heft. Wie es sich für diesen Mai gehört, feiern auch wir ein kleines Jubiläum. Dies ist bereits die 30. Ausgabe von KOLT. Pierre Hagmann Olten, im April 2012

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AM LIEBSTEN NACH HAUSE

Ich bestelle ein Jahresabonnement für CHF 49.-und erhalte KOLT Monat für Monat. Ich möchte KOLT unterstützen und bestelle ein Gönnerabonnement für CHF 99.-und erhalte KOLT Monat für Monat. Ich möchte KOLT in meinem Betrieb auflegen und bestelle für CHF 149.-5 Exemplare

10 Exemplare

LIEFER- UND RECHNUNGSADRESSE Firma Vorname/Name

KOLT Postfach 1927 4600 Olten

Rechnung per E-Mail (E-Banking) Rechnung per Post (+ CHF 5.00)

KOLT

Januar 2011

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INHALT

MAI 2012

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03 EDITORIAL / IMPRESSUM 06 PREVIEWS Highlights im Mai 2012

09 CINEMA Smartphone goes Hollywood // 5 Fragen an Natascha Badmann

11 DAS KLEINE JOB-INTERVIEW Roman Bachmann, Kaminfeger

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12 VON LINKS BIS RECHTS Ist Olten eine sichere Stadt?

14 IM EXIL Menschen aus der Region berichten aus der Welt: Siem Reap, Shanghai, Paris, Hamburg, Hammam-Sousse, Silvretta Montafon

18 Nächtens, auf der vermeintlich

kleinen Bühne

Nachtfieber und die Kleinkunst in der Kleinstadt

26 HÖREN & LESEN 26

Pedro Lenz „Nichts Besonderes“ // Valerie-Katharina Meyer „Ein Morgen beginnt mit Kaffee“

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Ché‘s Bro Tipps // Deeno‘s Review // Fribi‘s Metal News

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Matthias Kunz „Profiteroles“ // La Vache Kili „Sand an der Aare gibts wie Sand am Meer“

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Schon gelesen...? // KOLT liest...

30 FREAKS BRAUCHT DAS LAND Greenspeed!

32 IM RAMPENLICHT 32

Kabarett-Casting: Das sagen die Finalisten // Mit Taschenlampe durch die Kunststadt

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32 KOLT

Mai 2012

Josef Wilfling: "Man muss die schlimmen Bilder zulassen"

34 DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS Die besten Dinge des Monats

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PREVIEWS

2 YEARS GALERIE CLUB

KLEINE DINGE MIT GROSSER BEDEUTUNG

Party

Ausstellung „Miniaturen“

GALERIE CLUB, OLTEN www.galerieolten.ch

HISTORISCHES MUSEUM www.historischesmuseum-olten.ch

Sa 5. Mai 2012 ab 22:00h 18+

10. Mai bis 19. August 2012

UWE STEIMLE: AUTHENTISCH – EIN STÜCK WEIT 25. Oltner Kabarett-Tage

1.MAI: FÜR ALLE STATT FÜR WENIGE Volksfest mit Demo, Reden, Essen, Musik SCHÜTZI OLTEN www.schuetzi.ch www.1-mai-olten.ch

Vernissage: Mi 9. Mai 2012 18.00 Uhr

SCHÜTZI OLTEN www.uwesteimle.de www.kabarett.ch Fr 11. Mai 2012, 20.00 Uhr, Alle Plätze Fr. 40.- / Jugendliche, Schüler und Studenten: Fr. 10.- Rabatt

Di 1. Mai 2012

Ein politisches Volksfest für jedermann – das ist der Oltner 1. Mai seit vielen Jahren. Demonstrieren, Essen, Trinken, Diskutieren, Spielen, Tanzen stehen auch dieses Jahr auf dem Programm. Der Umzug durch die Innenstadt beginnt um 13.30 Uhr beim Bifangplatz. Er steht unter dem gewerkschaftlichen Motto „MEHR Schutz Lohn Rente“. Quer durch die Innenstadt führt die Demo zur Schützi, wo die Blasmusik Olten zum Ständchen wartet. Ein starkes Zeichen gegen Abzockerei und Umverteilung von unten nach oben setzen die Rednerin Danièle Lenzin (Co-Präsidentin der Gewerkschaft Syndicom) und der Redner Balthasar Glättli (Zentralsekretär der Gewerkschaft VPOD und Nationalrat der Grünen). Anschliessend wird Lisa Christ, Poetry-Slamerin aus Trimbach, in ihrem Beitrag Ohren und Gedanken rhetorisch zum Glühen bringen. Abends spielt sich die Magic River Band (ab ca. 20 Uhr) durch die Rock- und Popgeschichte. Das Tanzbein darf in der SchütziHalle bis Mitternacht geschwungen werden. Alle sind willkommen!

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Am 5. Mai findet in Kooperation mit Splino Music die ultimative GalerieParty des Jahres statt. Nebst einem grossen Gratisbuffet für alle wartet ein Top DJ-Line-Up auf die Gäste. Der DJ & Produzent Jose Algun fliegt direkt aus Barcelona ein und wird seine House Beats, welche er sonst im Pacha Barcelona oder in den besten Clubs in Wien und Bratislava spielt, zum Besten geben. DJ Chiasso aus Wien ist Resident im FashionTV Club Bratislava. Voodoo Ray hat sich einen Namen gemacht als Paris Hilton Tour DJ und ist mittlerweile an allen grossen Events in der Galerie als Resident tätig. Mit Gerry Fresh und Lucca Locco kommen die zwei Masterminds von Splino Music hinter die Turntables und werden dem Club ordentlich einheizen. MC Dom Rockstarr unterstützt die Plattendreher mit seinen coolen Rap- und Gesangseinlagen. Der Galerie Club freut sich auf eine tolle 2-Jahres-Feier mit vielen Gästen.

Miniaturobjekte, also kleine Abbildungen von grossen Objekten, sind das Thema der nächsten Ausstellung im Historischen Museum Olten. Kleine Dinge, die als historische Zeugnisse eine grosse Bedeutung haben, sind in der Sammlung des Museums sehr zahlreich. Architekturmodelle, Modellfahrzeuge, Miniaturmaschinen und Funktionsmodelle vermitteln Kenntnisse über technische und städtebauliche Zusammenhänge; kleine Figürchen, Puppen mit ihrem Zubehör und Puppenstuben zeigen stets auch kulturelle Gewohnheiten aus ihrer Zeit, und Miniaturbilder waren schon immer und nicht erst in unserer Zeit beliebt, um Personen, Orte und anderes darzustellen. Das Historische Museum Olten sammelt Objekte und die persönlichen Geschichten, die mit diesen verbunden sind. Die grosse Modellsammlung des Museums wird gegenwärtig von Fachleuten neu inventarisiert und dokumentiert. Die Besucher können diese Arbeit in der Ausstellung zu bestimmten Zeiten direkt mitverfolgen.

Als Schauspieler ist Uwe Steimle einem breiten Publikum als vorlauter Hauptkommissar Jens Hinrichs aus der TV-Krimireihe «Polizeiruf 110» bekannt, wo er «mit Witz und Hirn völlig neue Sitten in unseren 'Tatorten' einführt» (Süddeutsche Zeitung). Doch der Dresdner Uwe Steimle ist auch Kabarettist. Sein neues Programm ist eine brandaktuelle, schlicht vorzügliche Bestandesaufnahme von 20 Jahren komischer Einheit. Steimle legt sich an und eckt an, ist unbequem und bleibt authentisch. Er sagt unaufgeregt das, was (fast) alle auch so denken. Nur wie er es sagt, das macht eben Uwe Steimle aus. Wie er mit originellen Wortschöpfungen überrascht, entlarvende Worthülsen von Politikern kommentiert, immer genau zuhört. Wenige analysieren die Segnungen der neuen Zeit so bitter und unterhaltsam-heiter zugleich.

Mai 2012

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MAI 2012 VIEL KUNST IM KUNSTMUSEUM Verena Thürkauf / Monika Dillier// Distelis Reineke Fuchs / Com&Com// KUNSTMUSEUM OLTEN www.kunstmuseumolten.ch 20.5. bis 12.8.2012 Vernissage: Samstag, 19.5.2012, 18 Uhr

NACHTFIEBER: DIE GEBURTSTAGSSHOW

Museumstag 20. Mai 2012, 10–17 Uhr

Late-Night-Show

Öffnungszeiten: Vom 30.4.–19.5.2012 ist das Museum wegen Ausstellungsumbau geschlossen. Besuch der Sammlung für Gruppen und Schulklassen auf Anfrage möglich. Di–Fr 14-17 Uhr; Do 14-19 Uhr; Sa/So 10-17 Uhr

SCHÜTZI OLTEN www.nachtfieber.ch Di 15. Mai 2012 Türöffnung/Bar: 20.00 Uhr Showstart: 21.01 Uhr CHF 25.- bis 65.-

Tipp des Monats

EINE KUNSTSTADT ENTSTEHT

DIE LUFTHUNDE: UELI BICHSEL & MARCEL JOLLER

21. JugendArt in Olten Motto „Welcome to the village“

Clown-Theater

SCHUETZI OLTEN www.jugendart.ch

THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch

20. - 27. Mai 2012

Fr 25. Mai 2012 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

Was allen Zweifeln und Unkenrufen zum Trotz nach fünf Jahren noch existiert darf ruhigen Gewissens gefeiert werden. Die Show nach Zehn tut dies um Neun und zwar mit einer grossen Geburtstagsshow und mit Lieblingsgästen aus den vergangenen 21 Ausgaben: Endo Anaconda, Freda Goodlett, Knuth & Tucek, Philipp Galizia, Urs Heinz Aerni und Wieslaw Pipczynski. Der Show folgt vom 16.-29. Mai ein kleines aber ziemlich feines Kulturfestival unter dem Titel „Nachtfenster“. Denn für einmal wollen wir nicht nur für zwei Stunden Neugier wecken und Zugänge schaffen, ungewohnte Begegnungen ermöglichen, Nischen entdecken lassen oder nach Perlen tauchen. Wir tun dies während vierzehn Tagen. Mit Lesungen, Konzerten, Theater, Filmen und Experimenten. Dabei besuchen wir eine Auswahl der vielen Oltner Bühnen: Caveau, Coq d’Or, Lichtspiele, Palace, Schauraum, Theaterstudio und Variobar. Mehr zu Nachtfieber in der Titelgeschichte ab Seite 18.

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Mai 2012

Die Doppelausstellung «Verena Thürkauf – PER SE» und «AUGENLIEDER – Monika Dillier» bringt die Werke zweier Künstlerinnen zusammen, die in Basel arbeiten. Äusserst reduziert reagiert Verena Thürkauf (*1955) auf die räumliche Situation im Museum. Bei Monika Dillier (*1947) taucht das Auge in einen poetisch versponnen, assoziationsreichen und sinnlichen Farbentaumel ein. Unter dem Motto «lustvoll listig» begegnen sich im 2. OG Distelis Reineke Fuchs und die Kunstfiguren Mocmoc und Mermer von Com&Com. Mit dem Gastspiel von Mocmoc und Mermer in Olten startet das Kunstmuseum eine Ausstellungsreihe, die in einen Dialog mit den Themen Distelis tritt. Am Internationalen Museumstag schliesslich warten die Oltner Museen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Museumsfest auf.

Vom 20. bis 27. Mai verwandelt sich die Schützi in Olten für die JugendArt in eine Kunststadt. Auf 240 Quadratmetern erhalten 16 jugendliche Kunstschaffende und eine Schulklasse einen Ausstellungsplatz in Form einer Parzelle. Diese Parzelle dürfen die kreativen Köpfe frei mit Bildern, Skulpturen, Filmbeiträgen, Fotos usw. gestalten und so zu einem Teil des Kunstdorfes machen. Inmitten der „Ausstellungszimmer“ lädt ein Dorfplatz zum Verweilen. Im Rahmenprogramm gibt es unter anderem die Vernissage mit Brunch, einen Theaterabend, eine Sing- und SongwriterNight, einen Kindernachmittag und einen Trash-Partyabend. Und einen „Art-in-the-Dark“-Event: Bei der 21. JugendArt können die Besucher erstmals im Dunkeln, mit Taschenlampen bewaffnet, die Ausstellung erkunden – als wäre es im JugendArt-Dorf finstere Nacht. Der Einritt ist bei allen Veranstaltungen frei. JugendArt 2012 – welcome to the village!

Vermisst, sehnlichst erwartet und endlich wieder zu erleben: Nach 10-jähriger Pause sind sie wieder unterwegs und sorgen für beste Unterhaltung: Das grossartige Zürcher Clownduo „Die Lufthunde“ mit Ueli Bichsel und Marcel Joller Kunz. Ein unvergesslicher Abend mit zeitlosen Episoden voller Emotionen ist garantiert: Komisch, tragisch, heiter... ein herzerfrischendes Programm für Jung und Alt – unbeschreiblich, man muss es gesehen haben. Ueli Bichsel gründete die Theatergruppe «Die Lufthunde» 1981 und zog erfolgreich mit «Zirkus Theater Federlos» von 1981 bis 1998 durch die Schweiz, Europa und Afrika. 2010 erleben «Die Lufthunde» und «Knill und Knoll» eine Renaissance. Die zeitlosen Episoden haben in keiner Weise an Charme eingebüsst. Als besonderen Leckerbissen hat das Duo ein paar Klassiker wie die aberwitzige Nummer vom «Kühlschrank» im Gepäck.

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PUBLIREPORTAGE

Olten Tourismus präsentiert sich in neuem Gewand Seit Jahresbeginn leitet Christian Gressbach Olten Tourismus an der Frohburgstrasse 1. Seine Vorgängerin, Maria Sägesser, hat eine Neulancierung von Olten Tourismus angedacht, welche Gressbach weiterentwickelte und nun vollendet: Die touristische Vermarktung der Region Olten präsentiert sich in neuem Gewand und agiert mit einer rundum erneuerten Webseite sowie neu gestalteten Werbe-Unterlagen. Im Interview mit dem neuen Geschäftsführer der Tourismusorganisation haben wir uns näher über die Neuigkeiten informiert.

Der neue Leiter: Christian Gressbach

Kontakt: Olten Tourismus Frohburgstrasse 1 4603 Olten Tel. 062 213 16 16 Mail info@oltentourismus.ch Web www.oltentourismus.ch Öffnungszeiten: Mo: 13.00 – 18.00 Uhr Di-Fr: 09.00 – 12.00 Uhr & 13.00 – 18.00 Uhr Sa: 09.00 – 12.00 Uhr

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Christian Gressbach, was war die Motivation für diesen umfassenden NeuAuftritt von Olten Tourismus? Einerseits wollten wir das Info-Center und Olten Tourismus nicht mehr voneinander trennen, sondern unter einem gemeinsamen Namen auftreten. Denn Olten Tourismus soll unter demselben Namen Front-Desk für die persönliche Gästeberatung sein, die touristische Vermarktung gegen aussen wahrnehmen und den Kontakt zu den regionalen Leistungsträgern pflegen. Die Webseite und die vorhandenen Broschüren waren veraltet. Es war beispielsweise sehr schwierig, Neuigkeiten auf verschiedenen Kanälen zu kommunizieren – nun haben wir einige Distributionsmöglichkeiten für uns, aber auch für unsere touristischen Leistungsträger wie Hotels, Restaurants und andere Veranstalter. Und diese Kanäle hat Olten Tourismus nun erneuert? Genau, und wir legen dabei den Fokus auf das Internet mit der neuen Webseite. Heute erkundigen sich die meisten Gäste im Internet über das Angebot einer Stadt. Aber wir setzen auch gezielt die neu-

en gedruckten Informations-Broschüren ein: eine Image- und eine Stadtrundgang-Broschüre. Wir sind nun zeitgemäss und mehrsprachig ausgestattet, um Olten erfolgreich zu vermarkten. Wie werden diese Informationsmittel konkret eingesetzt? Wie kann sich der Besucher über das Angebot informieren? Mit der Imagebroschüre treten wir gegen aussen auf, sprechen auswärtige Gäste an, indem wir diese gezielt streuen. Diese vermittelt mit Impressionen und einer emotionalen Bildsprache die positiven Aspekte unserer Region. Gezielte Informationen sind jeweils auf der neuen Internetseite zu finden. Die StadtrundgangBroschüre kommt vor Ort ins Spiel. Sie dient als Informationsquelle beim Rundgang und dem Aufenthalt in der Stadt. Auf ein Unterkunftsverzeichnis oder ein Gastroführer haben wir bewusst verzichtet, aber auf www.oltentourismus.ch können wir für die Gäste die stets aktuelle Angebotspalette geheftet ausdrucken. Weiter findet der auswärtige Gast wie auch der Einheimische gastronomi-

sche und kulturelle Tipps, Freizeitangebote und andere touristische Attraktionen der Region Olten. Monatlich machen wir ausserdem Interessierte mit einem Newsletter auf neue Angebote und Veranstaltungen aufmerksam.

WETTBEWERB Unter allen Personen, die sich im Monat Mai für den kostenlosen Online-Newsletter von Olten Tourismus anmelden, wird ein Gewinner ausgelost. Eine Anmeldung ist unter www.oltentourismus.ch/newsletter möglich. Gewinnen sie zwei «pure MovieDinner»-Gutscheine im Wert von CHF 110.00 vom Restaurant Pure und Youcinema Olten. Anmelden, immer top informiert sein und eventuell sogar die Gutscheine gewinnen!

Mai 2012

KOLT


CINEMA

CORPO CELESTE ITALIEN 2011 // DRAMA 17.-21.5. (ausser 19.), Kino Lichtspiele Eine Stadt in Kalabrien. Hier wurde die 13-jährige Marta geboren. Hierhin zieht sie mit ihrer Mutter und der älteren Schwester zurück, nachdem sie zehn Jahre in der Schweiz gelebt hat. „Corpo celeste“ ist ein feinfühliger, auch berührender Coming-ofAge-Film. Er bringt ein Phänomen zur Sprache, das zunehmend Thema wird: Die Rückkehr von Migranten an den Ort ihrer Herkunft und die damit einhergehende Entwurzelung ihrer Kinder, die zwischen alle Kulturen fallen, selbst in der angestammten Heimat nicht mehr zu Hause sind.

HOME FR/CH/BE 2008 // DRAMA 10.-14.5., Kino Lichtspiele Eine Familie wohnt direkt neben einem stillgelegten Autobahnabschnitt. Das traute Glück wird jäh zerstört, als die Autobahnstrecke renoviert und wieder eröffnet wird. Der erste Langspielfilm der Westschweizerin Ursula Meier mit Isabelle Huppert besticht durch seinen ungewöhnlichen Schauplatz und ein grandioses Schauspielensemble. Meier schafft ein unkonventionelles psychologisches Drama über eine etwas andere Hausbesetzung und den unerschütterlichen Zusammenhalt einer Familie.

5 Fragen an... NATASCHA BADMANN, TRIATHLETIN

Smartphone goes Hollywood Bei „Project X“, dem neusten Film von „Hangover“-Regisseur Todd Phillips, waren auch Amateure am Werk. Das senkt die Kosten – und macht den Film zum Kassenschlager. von Pierre Hagmann

W

enn nur alle Kosten so schnell amortisiert wären. 12 Millionen US-Dollars hatte die Produktion vom Film „Project X“ gekostet. Einnahmen nach dem ersten Wochenende in den USA: 21 Millionen; mittlerweile trug der Film knapp 80 Millionen ein. „Project X“, das ist der neuste Output von Todd Phillips ("Hangover"). Diesmal war Phillips Produzent – und wieder gerät eine Party komplett ausser Kontrolle. Wir haben drei Teenager, die eine Party schmeissen wollen, um ihr uncooles Image loszuwerden. Die Einladung landet auf einem Online-Netzwerk, worauf die Veranstalter die Übersicht verlieren und das Festival der Ausschweifungen beginnen kann. Was am Ursprung jener steht, ist symptomatisch für den ganzen Film: Wir rücken alle enger zusammen, Social Media, OnlineNetzwerke, Reality-Shows – und die Kanäle stehen allen offen, man muss sie nur zu nützen wissen. So wurden für den Film über eine Website unbe-

kannte Gesichter ohne Schauspielerfahrung gecastet, „real people“, wie es hiess. So ist der Film im pseudodokumentarischen Cinéma-Vérité-Stil geschossen, in dem die Kamera die Ich-Perspektive eines Beobachters einnimmt. Diese professionellen Aufnahmen wurden mit solchen ergänzt, die Laien-Nebendarsteller als Partygäste mit ihren Smartphones von der Szenerie in Aktion machten. Das alles mit dem Ziel, dass der Zuschauer den Eindruck erhält, mittendrin zu stecken, in diesem Partyschlamassel. Citizen Acting und Citizen Filming, quasi. „Project X“ erhält damit eine gewisse filmtheoretische Relevanz. Gleichwohl bleibt der Streifen eine simple Komödie mit geringem Anspruch – und einer frohen Kunde: Es gibt noch Dinge, die nie durch einen Online-Service ersetzt werden können. Eine fette Party zum Beispiel.

PROJECT X USA 2012 // COMEDY Start in Olten: 3.Mai, youcinema

Was ist Ihr Lieblingsfilm? Ein relativ unbekannter Film, trotz Starbesetzung: The Legend of Bagger Vance mit Will Smith und Matt Damon. Die Geschichte handelt von einem Golfer. Ich habe noch nie einen Film gesehen, der die mentalen Höhen und Tiefen eines Sportlers besser zeigt, kombiniert mit grandioser Landschaft. Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen? Letters to Juliette, letztes Jahr im Openair-Kino. Bei welchem Film hätten Sie gerne die Hauptrolle gespielt? Ich spiele am liebsten in meinem eigenen Lebensfilm. Mit welchem Filmstar würden Sie am liebsten einmal einen Kaffee trinken? Mit Robert Redford. Ich liebe die Art, wie er Filme macht und die Faszination und Schönheit einer Geschichte einfängt. Mein Wunsch wäre es, von ihm einen Film über den Ironman Hawaii produzieren zu lassen. Worüber würden Sie gerne einen Film drehen? Über die Motivation, die Schönheit, die Faszination, die Leere und den Reichtum des Ironmans Hawaii.

Das ganze Oltner Kinoprogramm für den Monat Mai auf www.youcinema.ch / www.kino-lichtspiele.ch

Olten • Oftringen • Brugg

Planen Sie Ihren nächsten Anlass im Kino! Deliah Kyburz General Manager Red Carpet Telefon+ 41 62 788 50 00 KOLT

Mai 2012

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deliah.kyburz@youcinema.ch www.redcarpetcinema.ch

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DRUCK&MEDIEN OLTEN

Mehr als eine Druckerei.

Mehr als eine Druckerei.

Dietschi AG Druck&Medien Ziegelfeldstrasse 60 4601 Olten Telefon 062 205 75 75 Telefax 062 205 75 00 www.dietschi.ch www.oltnertagblatt.ch 10

Mai 2012

KOLT


KULTURSPLITTER

MONATSTIPPS DER MAGAZINE AUS AARAU | BASEL | BERN | LUZERN | ST. GALLEN | VADUZ | WWW.KULTURPOOL.BIZ

BESSER VERMUTEN ALS BEHAUPTEN AFRIKA IN BASEL

Nicht nur Pedro Lenz, etliche andere Leser beginnen

Mit Afrika ist Basel vielfältig und seit fast 200 Jahren

unser Heft gewöhnlich von hinten zu lesen. Dies, weil

UND NOCH EINE REITHALLE...

verbunden, denn 1815 wurde die Basler Mission ge-

sie da seit 2005 die heissgeliebten Vermutungen finden.

Wo früher die Kavalleristen der Schweizer Armee mit

gründet, die in vielen hiesigen Familiengeschichten

«Immer wollte ich, bevor ich über Tatsachen Bescheid

ihren Rössern exerzierten soll künftig Theater und

Spuren hinterlassen hat. Vor 10 Jahren startete an der

wusste, die Vermutungen von Niko Stoifberg lesen»,

anderes über die Bühne gehen: Die Stadt Aarau – mit

Universität Basel das Zentrum für Afrikastudien und

schreibt Lenz im Vorwort zu «Das blaue Büchlein». Die-

dem Kanton Aargau im Rücken – schickt sich an, ihre

hat sich seither mit Forschung und Lehre einen Namen

ses versammelt die 366 besten Vermutungen und wird

Alte Reithalle in ein Theater umzufunktionieren. Das

gemacht. Der Institution ist es wichtig, ein gegenwarts-

Ende Mai getauft. Illustriert ist der Band von Lina Mül-

Projekt – mit dem sinnigen Namen «Oxer» – muss noch

bezogenes Afrika-Bild zu vermitteln, wozu sie auch mit

ler, herausgegeben von «041 – Das Kulturmagazin» und

verschiedene politische Hürden nehmen. Nichtsdesto-

andern Institutionen kooperiert. Aktuell präsentieren

dem Verlag Der Gesunde Menschenversand.

trotz finden über die Sommermonate erste Aufführun-

sich südafrikanische <Artists in residence> mit Jazzmu-

Buchtaufe: Niko Stoifberg: Das Blaue Büchlein –

gen im Provisorium statt: Als erstes ist die Physical Rock

sik und einer Kunstinstallation, zudem wird <Afrika in

366 Vermutungen. MI 30. Mai, 20 Uhr, Loge Luzern.

Opera «Mädchen Mädchen» der Compagnie Roikkuva

Schweizer Romanen> thematisiert.

Moderation: Marco Meier

zu sehen und im Juni eine szenische Umsetzung von

Konzerte mit Marcus Wyatt u.a.: ab Di 15.5.,

Gotthelfs Roman «Käserei in der Vehfreude»

Bird’s Eye Jazz Club www.birdseye.ch

des Theater Marie.

Ausstellung Justin Fiske: bis So 15.7.,

Aarau, Alte Reithalle, infos: www.spielträume.ch,

Museum der Kulturen, www.mkb.ch

www.roikkuva.com, www.theatermarie.ch

Afrika in CH Romanen: Di 15.5., 19 h, Literaturhaus Basel

LET’S THINK PINK 1998 wurde das schwullesbische Filmfestival «Pink Apple» im Cinema Luna in Frauenfeld erstmals durchgeführt und ist heute nicht mehr wegzudenken – auch aus Zürich nicht, wo es sich seit einigen Jahren auch etabliert hat. Eröffnet wird das diesjährige Festival in

THEATERFESTIVAL AUAWIRLEBEN

Zürich mit der Schweizer Premiere des Films «Noord-

Es ist der Höhepunkt des Berner Theaterjahrs: «Aua-

MÄRCHEN EINMAL ANDERS

zee Texas», einer von den rund siebzig Festivalfilmen.

wirleben», das zeitgenössische Theatertreffen. Schau-

Kinder lieben sie. Auch Erwachsene schätzen Katja

Daneben gibt es «Pink Talks»; im Cabaret Voltaire wird

spielproduktionen aus dem In- und Ausland treten an

Langenbahn, die mit ihrem losen Mundwerk Märchen

über Zensur und Secondas gesprochen und im Cinema

sieben Spielorten auf. Zum Beispiel der holländisch-

in einer völlig neuen Form erzählt. Jeden Monat steht

Luna in Frauenfeld darüber, was besser ist:

israelische Performer Ilay den Boer (Bild). Er wollte

in der Grimm & Co.-Märchenreihe eine neue Geschich-

bleiben oder gehen.

eigentlich Profifussballer werden, stattdessen studierte

te auf dem Programm. Was Katja Langenbahn zeigt ist

Pink Apple Festival

er in Amsterdam Regie und widmet sich seit dem Ab-

Slapstik, Erzähltheater gespickt mit kleinen gezielten

Mittwoch, 2., bis Donnerstag, 10. Mai,

schluss in einer Reihe von Performances seiner eigenen

Respektlosigkeiten –selbstverständlich alles kindge-

Arthouse Le Paris Zürich.

Familiengeschichte – und der Frage, was jüdische Iden-

recht verpackt.

Freitag, 11., bis Sonntag, 13. Mai,

tität heute noch heisst. Im Tojo Theater tritt er mit dem

Der Froschkönig, am 26. Mai um 16 Uhr und am 29. Mai

Cinema Luna Frauenfeld.

Schauspiel «Dit is mijn Vader» auf.

um 10 Uhr im TAKino in Schaan

Mehr Infos: www.pinkapple.ch

Auawirleben, 2.–13.5., diverse Orte

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Mai 2012

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Aare Energie AG Solothurnerstrasse 21 Postfach 4601 Olten Telefon 062 205 56 56 Fax 062 205 56 58 info@aen.ch www.aen.ch

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April 2012

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DAS KLEINE JOB-INTERVIEW

»In den nächsten 50 Jahren wird es uns sicher noch brauchen« Roman Bachmann arbeitet als Kaminfeger, genau wie sein Vater, Grossvater und Urgrossvater auch schon. Die Technik schreitet voran, doch Roman Bachmann und seine Berufskollegen gelten noch heute als Glücksbringer. Text von Pierre Hagmann Foto von Yves Stuber

Roman Bachmann, was wollten Sie werden, als Sie ein kleiner Junge waren? Kaminfeger, immer schon. Bereits mein Urgrossvater war Kaminfeger, mittlerweile wird das Unternehmen in der 4. Generation geführt. Der Beruf liegt quasi in meinen Genen (lacht).

Im Kanton Solothurn gilt für die Kaminfeger Monopolschutz. Ist das noch zeitgemäss? Es widerspricht vielleicht dem Zeitgeist, aber für die Gebäudeversicherung, in deren Auftrag wir die Arbeit ausführen, ist es so am einfachsten, den Überblick zu wah-

Was genau macht der moderne Kaminfeger? Das Prinzip ist das gleiche geblieben: In erster Linie kommt unsere Arbeit dem Brand- und Umweltschutz zugute. Im Heizkessel werden die Brennstoffe Heizöl, Holz oder Ergas verbrennt, wir reinigen die abgelagerten Rückstände im Heizkessel sowie die Rückstände in der Abgasanlage und warten die Wärmeerzeuger. Der Kamin selbst macht nur einen kleinen Teil der Arbeit aus.

Kaminfeger gelten ja als Glücksbringer, weil sie vor Brände schützen. Ist dieser Aberglaube heute noch spürbar? Ja, sehr stark sogar. Die Kunden sprechen mich darauf an, sagen zum Beispiel: „Heute muss ich Lotto spielen“. Oder sie fassen mich an.

Sind Sie immer mehr auch Energieberater? Teilweise. Die Anlagebetreiber fragen uns oft, auf welchen Brennstoff sie bei einer Sanierung setzen sollen. Die Nur noch für Show-Zwecke mit Zylinder: grösste Herausforderung am Job Kaminfeger Roman Bachmann. besteht aber darin, sich mit dem technischen Spektrum auszukennen. ren: Pro definiertes Gebiet ein zustänFrüher war das „Besen rein, Besen diger Kaminfeger-Betrieb. raus“, heute muss ich mit allem umgehen können, von der alten HolzheiIhr Familienunternehmen ist dadurch zung bis zum topmodernen Gasgerät. krisenresistent – Sie sind also gegen

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12.4.2012

die Liberalisierung? Nicht unbedingt. Die Zukunft der Branche ist schwierig abzuschätzen. Es gibt immer weniger Öl- oder Gasheizungen. In den nächsten 50 Jahren wird es uns sicher noch brauchen; was danach ist, weiss ich nicht. In einem liberalisierten Markt wären wir viel freier, um unser Angebot zu erweitern oder anzupassen.

14:59 Uhr

OLTEN über die Welt

Glauben Sie, dass ‚Blick am Abend’ & Co. zur Volksverdummung beitragen? Moritz Wyss, 42, Aarburg Es lässt sich wahrscheinlich kaum messen, ob jemand davon verblödet. Man könnte sogar sagen: So lesen gewisse Leute wenigstens eine Zeitung… Yves Mattarel, 29, Olten Für die meisten ist solche Lektüre wohl einfach ein Zeitvertrieb. In meinen Augen führt die Flut an Gratiszeitungen somit eher dazu, dass die Menschen sich ständig ablenken lassen und dadurch zunehmend unfähig sind, einfach mal nichts zu tun.

Schlussfrage: Wieso eigentlich der Zylinder? Soviel ich weiss, wurde das Ansehen des Kaminfegers vor 150 Jahren den Adligen gleichgestellt, daher die gleiche Kopfbedeckung. Ich trage ihn aber nur noch für Show-Zwecke.

Nina Helbling, 29, Hägendorf/Bern Dadurch lesen die Leute immerhin mehr als früher und erhalten wenigstens ansatzweise einen Eindruck des Weltgeschehens. Ideal sind diese Blätter nicht, aber grundsätzlich: Besser als nichts, also nein, diese Blätter tragen nicht zur Verdummung bei.

Kurz notiert Alter: 28 Ausbildung: Lehre als Kaminfeger Arbeitgeber: Kaminfegergeschäft Bachmann, geführt von seinem Vater. Zuständiges Gebiet: Olten, Trimbach, Starrkirch, Wisen, Hauenstein, Ifenthal Arbeitsstunden/Woche: 42, 7-17 Uhr

Christine Kern, 49, Olten Kann diese Leserschaft denn noch dümmer werden? Immerhin wird gelesen; Schreibfehler inklusive. Ich glaube, dass 20 Minuten journalistischer Fast Food pro Tag zu verdauen ist – ohne gravierende Nebenwirkungen.

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EINFACH ERLEBEN…

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VON LINKS BIS RECHTS

Ist Olten eine sichere Stadt? Oder besteht, nebst Einführung der Quartierpolizei, weiterer Handlungsbedarf?

FELIX WETTSTEIN

Gemeinde- und Kantonsrat, Grüne Olten Olten ist insgesamt eine sichere Stadt. Aber es gibt im öffentlichen Raum weiteren Handlungsbedarf. Dabei ist nicht nur die Polizei gefragt, sondern auch die Stadtplanung, die Vereine, die Einwohnerinnen und Einwohner selbst. Die Einführung der Quartierpolizei ist aus Sicht der Grünen begrüssenswert; auch andere Dienstleistungen sollen möglichst quartiernah verfügbar sein.

Wir stellen uns oft die Frage, was Unsicherheit im öffentichen Raum auslöst. Ein wichtiger Unsicherheitsfaktor sind gefähliche Verkehrssituationen, bei denen insbesondere Fussgänger/innen oder Velofahrende bedrängt werden. Es gibt in Olten mehrere unübersichtliche Ausfahrten aus Parkhäusern und Parkfeldern, etwa an der Aarauerstrasse, beim Sälipark, bei der Schützenmatte. Es gibt Velostreifen, die ins Leere führen oder an den Kreuzungen viel Mut verlangen. Ein anderer Unsicherheitsfaktor sind verwinkelte Unterführungen und schlecht ausgeleuchtete Passagen. Auch hier sind Planung und Bau gefragt. Mit dem nötigen Willen könnte die Verbindung beim Winkel weitgehend oberirdisch geführt werden, nur bei den Gleisen muss sie unten durch – hell, breit und gerade. An anderen Orten würde

schon helfen, wenn Lampen geputzt oder endlich erneuert würden. Am meisten aber trägt zum Sicherheitsgefühl bei, wenn ich nicht allein bin. Darum muss Olten insbesondere auf der Achse Bifang-Hammer so umgestaltet werden, dass es noch attraktiver wird, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Die Stadtpolizei hat mit ihren 2x2 Quartierpolizisten, je für die Aareseiten, einen guten Anfang gemacht. Der Quartierbezug kann aber noch feinmaschiger werden, und mit der Fusion kommen neue Stadtteile hinzu. Ideal wäre eine nebenamtliche Ombudsperson in jedem Quartier: integre Ansprechpersonen in engem Austausch mit der Anwohnerschaft. felix.wettstein@bluewin.ch

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CAROLINE WERNLI Mitglied SP Olten

Ob Olten als sichere Stadt erlebt wird, hängt sehr vom subjektiven Empfinden jedes Einzelnen ab. Ich habe mich in meinem Bekanntenkreis umgehört:

Namentlich erwähnt wird der Ländiweg, den viele Oltnerinnen umgehen und ab Bahnhof Richtung alte Brücke den Weg übers Trottoir entlang der Hauptstrasse vorziehen und so den Ansammlungen von Alkoholikern, Nordafrikanern und Punks unten am Ländiweg aus dem Weg gehen. Hier wird vermehrte Polizeipräsenz sowie aufsuchende Sozialarbeit erwartet. In Zürich werde Letzteres mit der sip züri erfolgreich umgesetzt. „Sicherheit Intervention Prävention“ kombiniert aufsuchende Sozialarbeit mit ordnungsdienstlichen Aufgaben. Positiv erwähnt wird das Bistro in der Bahnhofsunterführung, da abgesehen von ständigem Fritiergeruch auch nach Mitternacht jemand anwesend ist und damit das Sicherheitsgefühl der Passantinnen positiv verstärkt. Negativ werden im Weiteren die mit überhöhtem Tempo vor dem McDonald's durchfahrenden Autofahrer aufgelistet. Nach der Sperrung der Kirchgasse wird eine zusätzliche Verlagerung in die Solothurnerstrasse befürchtet. Ebenso werden Ängste geäussert, dass mit der Eröffnung der Umfahrungsstrasse, die unerlaubte Durchfahrt durch das Säliquartier zunehmen wird. Auch hier hofft man auf intensivierte Polizeikontrollen. Positiv erwähnt

werden neben der Quartierpolizei auch die neu eingeführten Sprechstunden des Polizeikommandanten Mark Haggenmüller, wo alle Anliegen an die Polizei persönlich vorgebracht werden können. Kein Platz bleibt an

SILVIA HUBER

Mitglied Grünliberale Partei Olten Wir leben mitten in der ruhigen Schweiz – wo könnte man behüteter sein? Ob man sich jedoch sicher fühlt oder nicht, beruht ganz auf dem eigenen, subjektiven Empfinden. Und dieses wird stark durch das Bild geprägt, das von den Medien vermittelt wird. Die Kriminalitätsrate und damit die Chance, selbst Opfer eines Verbrechens zu werden, wird umso höher eingeschätzt, desto öfter über Gewalt im eigenen Lebensumfeld berichtet wird. Leider

gab es in letzter Zeit einige Schlagzeilen, die das Sicherheitsempfinden vieler Oltner negativ beeinflusst haben dürften: Raser von Schönenwerd, Menschenhandel im Rotlichtmilieu... Dinge zwar, mit denen man realistisch betrachtet kaum je in Kontakt kommen wird – dennoch dürfte dies bei vielen zu einer generellen Verunsicherung beigetragen haben. Deshalb ist es grundsätzlich eine begrüssenswerte Idee der Stadtpolizei, mehr Präsenz in den Quartieren zu zeigen, um das subjektive Sicherheitsempfinden zu verbessern. Damit sollte meiner Meinung nach aber auch schon genug sein – leicht erhöhte abendliche Patrouillen-Frequenzen würden absolut reichen. Ob ich mich nämlich darüber freue, wenn mir die Polizei – wie angekündigt – bei jeder kleinen Unachtsamkeit einen Reminder-Zettel an die Tür klebt („Achtung – sie haben Ihre Verandatür nicht geschlossen!“) ist sehr fraglich. Und

den Aufruf an die Quartierbevölkerung „Beobachtungen und Feststellungen“ umgehend der Polizei mitzuteilen, finde ich schon fast bedenklich. Jeder des andern Spitzel, um der

dieser Stelle für die Anliegen der Fussgänger (kurze Grün- dafür längere Rotphasen an den Fussgängerstreifen) und der Velofahrenden. Es gibt noch viele Verbesserungsmöglichkeiten – trotzdem fühle ich mich seit jeher sicher in Olten.

Sicherheit willen? Am Ende sogar Kameras an jeder Ecke und auf jedem Pausenplatz? Bitte nicht! Keine Frage, Kontrolle schafft Sicherheit. Mir geht das aber rasch zu weit. Ich entscheide mich lieber für etwas mehr Freiheit und das Quäntchen Unsicherheit, welches das Leben selbst bei uns nun mal mit sich bringt.

caroline.wernli@amoser.ch

silvia.huber@bluewin.ch

Mai 2012

KOLT


Hintergrund: Die Quartierpolizei Die Stadtpolizei lancierte am 1. April 2012 ein neues Angebot: Die Quartierpolizei. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, noch direkter mit den Menschen in Kontakt zu treten. Die Stadtpolizisten und -polizistinnen interessieren sich für die Sorgen, Nöte und Wünsche der Bevölkerung in Olten. Dazu ist die Quartierpolizei mit ihrem mobilen „PolizeiPosten“ an verschiedenen Standorten und Tagen in der Stadt anzutreffen. Kontakt und Information: www.stadtpolizei-olten.ch oder 062 206 11 81

RENÉ WERNLI

MARCEL STEFFEN

Mitglied FDP Olten

Bezüglich Sicherheit bin ich kein Massstab. Es benötigt viel, bis ich mich unwohl fühle. Ich erinnere mich an das Mitwirkungsverfahren „Sicherheit in Olten“ von 2007 mit dem daraus entstandenen rund 80-seitigen „Metron-Bericht“. Ein Projekt der Stadt angeregt durch das Parlament mit dem Ziel, die breite Bevölkerung abzuholen und zu klären, wo der Schuh in der „subjektiven“ Sicherheit drückt. Als Resultat sind diverse Probleme aufgezeigt und anschliessend verbessert worden. So wurde

Olten ist national gesehen eine Durchschnittstadt was den Bereich der Sicherheit angeht. Innerhalb des Kantons sieht das Bild etwas anders aus, werden doch ca. 50% der Straftatbestände östlich von Oensingen begangen, also im Grossraum Olten. Teilen sich im oberen Kanton zwei Städte das Gebiet, ist Olten die einzige Stadt im unteren Kantonsteil, und mit verschiedenen Attributen wie Zentrumsfunktion, Eisenbahnverkehrsknotenpunkt und weiteren mehr versehen. Dies hat im Bereich der Sicherheit nicht nur positive Auswirkungen.

Präsident CVP und Gemeinderat Olten

z.B. die Beleuchtung vielerorts verbessert (Winkel, Vögeligarten) oder Anpassungen von Bodenmarkierungen vorgenommen (Tempo 30, Achtung Schüler). Ebenso wurde gefordert, dass die Stadtpolizei in den Quartieren „sichtbarer“ wird. Wo ist nun noch weiterer Handlungsbedarf? Sind es die dunklen Gestalten am späten Abend, welche nicht jeder von uns nach Hause einladen würde? Sind es die Ampeln, welche am Abend schneller für Fussgänger und Velofahrer schalten sollten? Wie erwähnt, für solche Themen bin ich kein Massstab – ich denke eher, dass uns in den kommenden Jahren vor allem der Verkehr beschäftigen wird. Die Quartiere gilt es vor übermässigem, nicht berechtigtem Verkehr zu schützen. Dies wird

ein Hauptthema für unsere Stadtpolizei sein. Kontrollen mit dem Ziel der Aufklärung und später der konsequenten Anwendung des bestehenden Rechts werden in Zukunft gefordert.

Die Stadtpolizei ist mit ihrer neuen Struktur und der Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei in der Lage, die nötige Sicherheit für unsere Stadt zu gewährleisten. Mit Massnahmen wie der Umsetzung der Quartierpolizei wird die Sicherheit in die Quartiere gebracht und die Bevölkerung kann aktiv an der eigenen und der Sicherheit der Stadt Olten mitarbeiten. Verschiedene sehen Handlungsbedarf im Bereich der weitgehenden Videoüberwachung von Plätzen oder Strassen. Dies dient dem subjektiven Sicherheitsgefühl ganz sicher, ist aber nicht nur aus Sicht des Datenschutzes ein heikles Thema. In Grossbritannien als Pionierland der Videoüberwachung ist ein Rückgang von Straftaten trotz grösster Dichte von Überwachungsanlagen nicht zu verzeichnen.

Ein Ansatz für Handlungsbedarf könnte die Arbeit mit Streetworker darstellen, die sich als Vertrauensperson in den verschiedenen Szenen bewegen und ihrerseits positiven Einfluss auf die verschiedenen Arten von Randständigen nehmen können. Diese

KILIAN SCHMIDIGER

Vorstandsmitglied SVP Olten Die Wiederaufnahme der Quartierpolizei ist erfreulich. Zusätzliche Präsenz und mehr Polizeipersonal ist in Zeiten zunehmender Unsicherheit begrüssenswert. Die SVP Olten setzt sich aus Überzeugung für mehr Sicherheit in der Stadt Olten ein. So fordert etwa SVP-Gemeinderat Christian Werner per Postulat den Ausbau der Videoüberwachung an neuralgischen Orten, damit im öffentlichen Raum die Sicherheit wieder hergestellt werden kann. Gerade an den Brennpunkten ist die Entwicklung negativ und hier gilt es zum Wohle aller die öffentliche Ordnung wieder durchzusetzen. Es kann nicht

angehen, dass sich in der Stadt Olten das organisierte Verbrechen via internationalen Drogenhandel und Menschenhandel für die Strassenprostitution finanzieren kann. Hier gilt es im Sinne der allgemeinen Sicherheit und des Leids der Direktbetroffenen Nulltoleranz walten zu lassen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch eine konsequente Durchsetzung des Bettelverbots. Auch in der einst sprichwörtlich sicheren Schweiz werden teilweise Behinderte und Kinder gezwungen für kriminelle Hintermänner auf diese Weise Geld anzuschaffen. Der SVP und insbesondere auch mir persönlich gibt die Unsicherheit in Olten zu denken. Gerade kürzlich wurde in meiner Nachbarschaft eingebrochen und ein Bekannter auf offener Strasse ausgeraubt. Durch eine falsche, sozialromantische

Migrations- und eine kuschelige Justizpolitik wurden Kriminellen Tür und Tor geöffnet. Aber auch die Stadtregierung versagt im Bereich der Sicherheit: Die hohe Fluktuationsrate

Einige Polizisten wohnen leider nicht mehr in Olten und so gesehen ist die Quartierpolizei ein gutes Mittel, um sich der Anliegen der Oltner betreffend Sicherheit anzunehmen. Die Nähe zum Bürger ist der richtige Schritt, um hier die Bedürfnisse abzuholen. Nicht zuletzt wird mit der Quartierpolizei auch der vom Souverän genehmigte Stellenausbau bei der Polizei in Taten sichtbar.

Art der präventiven Arbeit könnte dazu dienen, dass verschiedene Massnahmen durch Sicherheitskräfte erst gar nicht ergriffen werden müssen, und sich die Gruppierungen ihrer Wirkung auf die Umwelt bewusst werden. Dies wäre für unsere Stadt zu prüfen, denn andere Städte setzen die bereits mit Erfolg um.

und der Unterbestand im Stapo-Korps sprechen Bände und zeugen von Führungsschwäche. Es ist an der Zeit, ernsthaft über die Verschmelzung der Stadt- und Kantonspolizei zur Einheitspolizei nachzudenken.

cvpolten@bluewin.ch

r.wernli@wthommen.ch

ksch@gmx.li

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IM EXIL 2

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Hßpfende Katzen mit Krawatte Menschen aus der Region berichten aus der Welt diesmal unter anderem ßber richtige Blickwinkel in Paris, gefährliches Halbwissen in Shanghai und MÜnche mit Ghettoblastern im Tempelwald.

PARIS, FRA

S

couting in Paris heisst: Die Stadt, die schon milliardenmal fotografiert wurde, von einem anderen Blickwinkel zu sehen versuchen. Ein Blickwinkel, der erstens dem Auftraggeber gefällt, nicht ein bekannter ist, zum Auftrag passt, Paris in einer speziellen Weise erkennbar werden lässt, aber trotzdem nicht... – manchmal ein beinahe unmĂśgliches Unterfangen. Als zusätzliche Schwierigkeit kommt dazu, dass man ja noch seine eigene Vorstellung hat. NatĂźrlich habe ich nach Durchlesen des Auftrags sofort ein Bild im Kopf. Das kann die Sache einfacher, aber eben auch eindimensionaler machen. So muss ich mich quasi jedesmal zwingen, eine neue Route, ein anderes, ein unbekanntes Paris zu erkunden, vielleicht derselbe Ort, aber zu einer anderen Zeit, von einer anderen Richtung, mal unter-, mal Ăźberirdisch, mal Rive Droite, mal Rive Gau-

che. Diesmal aber war es genau in der Mitte, kein Entweder-Oder, sondern die unscheinbare Fussgängerpassarelle unter einer Seine-Brßcke, neu ausgeleuchtet, zwischen Beton und Sandstein, noch nie gesehen und genau das Richtige. Wundertßte Paris, ich danke dir. Aliza Eva Berger, 26, stammt aus Olten und arbeitet in Paris als Fotografin.

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SHANGHAI, CN

N

eun Monate in Shanghai; Leben in einer Zwischenwelt aus vorsichtiger Familiarität, gefährlichem Halbwissen und trßgerischem Wohlsein. Neun Monate kÜnnen viel sein und nichts. Neun Monate in einer anderen Schweizer Stadt und man fßhlt sich beinahe Zuhause, neun Monate in einer europäischen Stadt und man findet sich gut zurecht, neun

Feinste Kaliber von NOMOS GlashĂźtte.

Monate in Shanghai und man weiss nicht so genau, wo man steht. Einerseits gibt es den Arbeitsalltag, in dem man sich wie ßberall eingewÜhnt, andererseits das grosse Unbekannte, das man privat erforscht. Sinn und Zweck meines beruflichen Hierseins ist, den juristischen Kulturschock fßr Europäer zu absorbieren, was durchaus gelingt. Privat ist dies um einiges schwieriger; der Zusammenhang fehlt. Faszination ja, aber weshalb? Alt und neu, fremd und vertraut, Fortschritt und Stillstand, lokal und global; alles trifft jeden Moment in einer unglaublichen Dichte aufeinander und macht diese klischeeartige Faszination aus, der auch ich nach wie vor erliege, wenn ich auf dem Weg zum Bßro stehenbleibe und einfach nur staune und nicht genau weiss, warum. Denis Berger, 34, stammt aus Olten und arbeitet in Shanghai als Jurist.


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HAMBURG, GER

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ch liebe den Geruch von Theater. Das erste Mal roch ich Theater in London, habe dort hüpfende „Katzen“ gesehen, die auch noch gesungen haben. Eigentlich wollte ich immer Tänzer werden, aber ein "Billy Elliot" bin ich nicht geworden. Ich wählte stattdessen mit 19 den Nachtzug von Olten in die drittgrösste Musicalstadt der Welt, der Hafenstadt Hamburg. 1986 fing das mit den Musicals in Hamburg richtig an. Seither tauchen Tausende Touristen in die hanseatische Musicalwelt ab, täglich. Tino Andrea Honegger, 30, stammt aus Olten und lebte 7 Jahre in Hamburg und seit 4 Jahren in Berlin.

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SILVRETTA MONTAFON, AUT

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nowboarden wurde in seinen Kinderschuhen von den grossen Mitspielern im Wintersport-

geschäft, den Skiherstellern und Giganten der Sportartikelindustrie, als Trend abgetan und belächelt. Obwohl diese Situation das Schneebrettfahren in eine Rebellenposition verbannt und dadurch für die Jugend erst richtig attraktiv gemacht hat, sollte sich für die nächsten 20 Jahre ein Credo unter Snowboardern etablieren: Trau keinem mit Krawatte! Man glaubt es kaum, aber an diesem Leitsatz sollten sich in den folgenden Jahren einige namhafte Firmen die Zähne ausbeissen. Ihre Namen waren mit dem Image des herzlosen Kapitalisten gebrandmarkt, und so verliefen millionenschwere Marketingstrategien im Sand. 2012 sind die fetten Jahre auch im Snowboarden vorbei, und viele Rebellen von damals tragen mittlerweile selbst Krawatte. Der Markt ist rückläufig und man stört sich nicht mehr so sehr da-

ran, sich von branchenfremden Firmen erobern zu lassen. Hauptsache diese verdienen ihr Geld mit "richtigen" Geschäften. Mit Energydrinks. Oder Fussball. Cyril Müller, 30, stammt aus Fulenbach und arbeitet in Österreich als freischaffender Fotograf.

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SIEM REAP, KH

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er meint, alle Mönche leben in absoluter Einsamkeit und fernab von jeder Technik, der täuscht sich. In Südostasien trifft man immer wieder buddhistische Mönche an, die mit Ghettoblastern, Handys oder anderem Schnick-Schnack unterwegs sind. Und Lust auf Ferien haben die Mönche natürlich auch. Dieser hier hat sich in Siem Reap (Kambodscha) die Angkor-Wat-Tempel angeschaut und – wie es sich für den modernen Tou-

risten gehört – alles auf der digitalen Speicherkarte verewigt. Daniela Püntener, 30, Journalistin aus Olten, reist zurzeit durch Südostasien.

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HAMMAM-SOUSSE, TUN

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ie Euphorie mag verflogen sein in Tunesien, dem Ursprungsland der Arabischen Frühlingsrevolution. Doch vor allem die Jungen sowie qualifizierte Frauen kämpfen weiter für ihr Ziel: Demokratie. Die Fahnen sind omnipräsent in Hammam-Sousse, der Heimatstadt des gestürzten Präsidenten Ben-Ali. Und: Sie alle wehen in eine Richtung, es gibt kein Weg zurück – auch wenn die Realität zeigt, dass es ein langer Weg ist, von der Diktatur in die Demokratie. But Rome wasn't built in a day either! Najet El Kamel, 32, stammt aus Olten und ist Halbtunesierin.

Die clevere Art, bye-bye zu sagen. Olten H Ringstrasse 17 H 062 206 77 88 H olten@globetrotter.ch H globetrotter.ch


TITEL

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© Yves Stuber

NÄCHTENS, AUF DER VERMEINTLICH KLEINEN BÜHNE

Nächtens, auf der vermeintlich kleinen Bühne Text von Katja Zellweger Fotos von André Albrecht, Maurice Haas und Yves Stuber

Wer hätte das gedacht: Nachtfieber wird 5. Und feiert Jubiläum im Mai, mit einer Geburtstagsshow und einem Kleinkunstfestival. Die Zeit ist reif für ein paar Fragen: Was ist Nachtfieber überhaupt? Und was ist Nachtfenster? Ist Kleinkunst gar nicht mehr so klein? Geht das überhaupt, oder ist es dann keine Kleinkunst mehr? Hat es zu viele Promis in der Kleinkunst? Und sowieso: Wie verarbeitet Endo Anaconda seine Träume?

I

m Frühling spriessen nicht nur die Blüten und stossen die Krokusse durch die letzte Schneedecke. Im Frühling scheint es, erwachen Humor, Innovation und Schalk zu neuem Leben. Sobald in der Welt nicht mehr alles steif und starr wie im Dezember ist, blüht die Kleinkunstszene auf. Eben erst fand die Künstlerbörse des KTV (Vereinigung KünstlerInnen – Theater – VeranstalterInnen Schweiz) in Thun statt, diesen Monat ist Olten an der Reihe mit den Kabarett-Tagen und dem Nachtfieber-Jubiläumsprogramm. In der Zeit, die laut Emil junge Suli hervorbringt, dem Juli nämlich, gehen wieder grossformatigere Produktionen über die Bühnen, Manegen und Plätze. Kein Wunder also ist das Leben im Auguscht voller Luscht – Emil hat vollkommen recht mit seiner klanglos vorgeschepperten Bauernregel, die volkstümlichen Langzeitwert erreicht hat. Kleinkunst erhellt das Ge-

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müt und Kleinkunst ist gar nicht so klein. Oder? Alles eine Frage der Definition. Zuerst scheint die Bezeichnung „Kleinkunst“ ja einen Widerspruch in sich zu bergen. Denn wie kann Kunst klein sein, wenn sie Festivals, Preisverleihungen und grosse Namen hervorbringen kann? Die Kleinheit der Produktionen und das RandständigNischenhafte ist schon länger nicht mehr ihr wichtigstes Merkmal. Denn erfreulicherweise wächst ja die Szene. Der KTV verzeichnet momentan rund 600 KünstlerInnen und Truppen, 300 Theaterorganisationen und 40 Theateragenturen allein in der Schweiz. Der kommende Mai steht, insbesondere in Olten, im Zeichen von Kleinkunst. Für einmal nicht nur Eisenbahn-Knotenpunkt, zieht die Stadt mit dem herangewachsenen Format

von Kleinkunstdarstellung auch viele Auswärtige an. Folgerichtig muss ein anderer Nenner dieser Kunstform zugrunde liegen: Das Adjektiv klein impliziert nicht gezwungenermassen den Umfang eines Anlasses, sondern eher dessen Kunstform. Typische, klassische Grossgattungen wie Theater, Oper, Ballet, Literatur und Konzert werden aufgebrochen und vermischt. Beispielsweise werden selten Klassiker mit aufwändigsten Kulissen und Kostümen vorgeführt und kein unnötiger, teurer Pomp ist zu sehen. Die Künstler schaffen Eigenproduktionen, die nah, kreativ, spontan, unvermittelt und publikumseinbindend sind. Tobias Kälin hat in seiner Tätigkeit als Kunstvermittler der ‚Hoireka’ Künstleragentur und als Mitglied der Programmkommission der Oltner Kabarett-Tage festgestellt, dass beim jungen Publikum v.a. interaktive Mischformen wie Theatersport oder Poetry Slam grossen Anklang fänden.

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TITEL Doch wovon ist überhaupt die Rede? – Kleinkunst das ist Extrem-Mimik, erfundene Instrumente, Tanzexperimente, Improvisationstheater, bissige Satire, Geschichten aus der Wahrsagerkugel, Puppentheater, Jahrmarktstimmung und mein Vater, der sich vor Lachen auf die Brust schlagen muss, damit er wieder zu Atem kommt. An Einblicke in den Schweizer Haushalt der Fischbachs sei gedacht, oder an feinfühlige musikalische Analysen derjenigen, die „Hemmige“ haben. Ja, das Spektrum erstreckt sich auch bis hin zu musikalisch-clownesken Dimitrimaul-verrenkungen und stumm verkneteter Gesichtskommunikation von Mummenschanz. Aber Kleinkunst kann auch anstrengend und herausfordernd sein. Es kommen da Erinnerungen an kalte, zugige Aufführungen in denen Verkleidungsfetischisten einen frontal mit Monologen über Sexualeskapaden attackieren. Oder zuschlagende Türen von einem Publikum, das entnervt den Anstand missen lässt und sich halbiert. Ein irritierend schaler Nachgeschmack von „das könnte ich auch“ und „ich wäre besser früher ins Bett gegangen“ bleibt bei solchen Anlässen stehen. Gerade der Anspruch, neue Formsprachen zu entwerfen und an den Rändern von dem, was landläufig als Kunst und Können gilt, Neues zu schaffen, führt manchmal zu solchen Strapazen, die weder dem Publikum noch einer an sich innovativen Künstleridee gut tun. Auch plumpe Schenkelklopfer sind hier dazuzuzählen.

VIELFALT ALS GEMEINSAMER NENNER Die Vielfalt scheint gemeinsamer Nenner der Kleinkunst. Erzeugnisse von motivierten Beobachtern und Fantasten, deren ideenreiche Schaffenskraft nicht versiegt, ist der Nährboden für jede Produktion. Eigenwille und Ideenreichtum folglich als konstitutiv für Kleinkunstschaffen geltend zu machen, macht Sinn. Weil sie aber so facettenreich ist, lässt sie sich schwer einheitlich definieren oder klassifizieren. Vielleicht schafft auch Franz Hohlers Definition zu seinem ersten, 1965 vorgeführten Stück „pizzicato“ im Heizungskeller der Universität Zürich mehr Klarheit. Der in Kinderschuhen steckende Kabarettist umschreibt sein literarisch-musi-

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kalisches Tun genauer: „Im literarischen Kabarett spielt der Kabarettist pizzicato. Die grossen, kantablen Linien sind nicht seine Sache, im Fortissimo geht er unter; er setzt erst ein, wenn es gilt, Punkte zu markieren, ein Thema mit federnden, pointierten Akzenten zu untermalen.“ Das Zitat verdeutlicht Intention und Position einer mischartigen, marginalen Kunstform – ein Anspruch, der bis heute besteht und nicht ausschliesslich für Kabarett gilt.

SEICHT STATT ALTERNATIV? Die Kleinkunst fusst im Kabarett und in Ensemble-Produktionen. Das Zürcher ‚Cabaret Voltaire’ von 1916 als Ursprung des Dada, sowie die Truppe ‚Cabaret Pfeffermühle“ von 1933 um Eva und Klaus Mann begründeten politisch aktivistische Kunstformen. Der Umweg über den verzerrenden Humor war lange Zeit die einzige Möglichkeit einer Meinungsäusserung zum politischen Weltgeschehen. Satire und Scheinnaivität wurden als Schwimmhilfe unterhalb des Radars der Zensur genutzt. Krawalle, Unruhen und Sabotageaktionen gegen solche Gesellschaftskritiker waren nicht die Ausnahme. Die Szene enstand überall alternativ zur staatlich finanzierten Stadttheater-Kultur. Dementsprechend genoss die Kleinkunstszene eine Narrenfreiheit, die beinahe gleich gross war, wie ihre finanziellen Nöte. Auch ab 68 wurde erneut viel Staatskritik betrieben, die Alternative Szene hat seither aber merklich auf Kosten von seichter Unterhaltung abgenommen. Die kabarettistisch orientierte Kleinkunst scheint nicht mehr alternativ und kritisch. Hat sie sich mit dem Aufstieg aus Kellern und Heizungsräumen auf grössere Bühnen hinsichtlich einer 0815-Unterhaltungskultur entwickelt, die nicht mehr mit ihrer zeitkritischen Tradition verfährt?

„PROMIVERSESSENHEIT“ Fragt man in der Szene bei Künstlern und Veranstaltern nach, kann dies bestätigt werden, oft werden aber Fernseh- und Grossveranstaltungen unterschieden von alternativen Kleinprogrammen. Rhaban Straumann, Organisator vom Oltner Nachtfieber und selbst Sprachkünst-

ler, grenzt ganz klar eine KTV-geförderte Kleinkunst von massenmedial-tauglichen Inszenierungen wie ‚das Zelt’ oder dem ‚Arosa Humorfestival’ ab. Hier werde dem Spektakel und dem Entertainment gefrönt, die einer „Gratiszeitungsmentalität“ gleichkommen würden: „Kleine Kulturproduktionen gehen bei solch einer Promiversessenheit unter“. Diese Art von Comedy wolle aber je länger je mehr nicht mehr gehört werden. Die positiven Reaktionen auf seine satirischen Beobachtungen der Schweizer Politik, die er als „ges(t)ammelte Werke“ zusammen mit dem Pianisten Roman Wyss vorträgt, bestätigen vorher Gesagtes. Grossformate müssen sich eher einem Programm verpflichten, das nicht nur regional funktioniert. Und möchte man vom Kleinen leben, auch die Kleinformate. Urs Heinz Aerni, Literaturjournalist bei Radio 32, Kulturveranstalter des Hotel Baseltor Solothurn und des Innsbrucker Festivals „Sprachsalz“, analysiert innovative deutsche TVProgramme. „Mit Esprit, Tempo und intellektueller Herausforderung karikieren sie gesellschaftliche Trends in öffentlich-rechtlichen Programmen wie ARD, ZDF, BR, SWR. Parallel richten sich die privaten Sender dem unverfänglichen Witz, der die Synapsen eher lahmlegt als ankurbelt. Ein Mindest-Standard an Qualität und Form dominiert bei öffentlichen Sendern, private Sender setzen lediglich die Einschaltquote als Mass.“

Das visuelle Theater etwa sei zwar indirekter, aber nicht weniger provokativ. Bewegungs- und Tanztheater oder Clownerie und Pantomime rechnet er hier mit. Auch Künstleragent Tobias Kälin bestätigt diese Tendenz: „Schwere Theaterkost beispielsweise interessiert eher ältere Leute, wie das bei dem Theaterabonnement im Casino Burgdorf ersichtlich ist.“ Straumann betont zudem, dass zuallererst der Publikumsnachwuchs vermisst werden muss, der Provokativ-Politisches wünscht. Eine Folge des Wohlstands? Laut Kälins Beobachtungen äussert sich ein Konsum- und Erholungswunsch gerade in strengen Zeiten intensiver. Dennoch gelten ihm Namen wie Andreas Thiel, Lorenz Keiser oder auch Joachim Rittmeyer als sehr wichtig, ihr Erfolg spricht für sich. Sie signalisieren das Wiederauferstehen einer satirisch-kritischen Betrachtung der Schweiz. Seit den 80er- und 90er-Jahren hält eine ständige Professionalisierung an, mit kulturvermittelndem Management und Vermarktung gehen Subventionen einher, die gerade für grössere Anlässe wie ein Nachtfieber oder KabarettTage unerlässslich sind. Es herrscht Konsens darüber, dass die Subventionen keine Maulkörbe bewirken würden. Straumann betont, dass er auch schon abgestraft wurde für Gesagtes und sich dennoch nicht bremsen liesse, ansonsten würde man dem Publikum nachsprechen.

SCHWERE THEATERKOST HAT EINEN SCHWEREN STAND

DENN LACHEN WOLLEN ALLE

Nebst dem Fernsehen scheint sich vor allem das Theater loszulösen von der Kleinkunst. Wenige Kleinkunstbühnen veranstalten noch Schauspiel. Eine Vereinzelung innerhalb der Produktionen ist ersichtlich; Ensembles wurden von One-man-shows oder Kleintruppen abgelöst, was primär finanziell bedingt ist. Christoph Schwager, Künstler und Inhaber vom Schwager Theaterinstitut und Theater Olten, analysiert neue Publikumserwartungen im Theater. Unterhaltung wird gewünscht: „Performance, die persönlich betroffen macht oder noch schwieriger, die auf persönlicher Ebene Fragen stellt ist weniger erwünscht. Es ist mir aber ein Anliegen nebst Publikumsnachfrage auch dem sinnigen und provokativen Theater eine Plattform zu ermöglichen.“

Wenn sich aber der Chef staatlicher Kulturförderung, Pius Knüsel, mit Argumenten von Übersättigung und Qualitätsauslese gegen eine kulturelle Artenvielfalt wendet, erschwert sich damit natürlich die Situation der Kleinkunst. Eine kämpferisch angehauchte Gelassenheit klingt trotzdem überall in der Szene an, denn gerade die humoristisch-satirische Kleinkunst kann sich als Gegenkultur innerhalb einer labilen Kulturgesellschaft behaupten. Urs Heinz Aerni meint, dass Druck und Engpass immer Kreativität und Flexibilität angeregt hätten, womit man wieder beim Ursprungsgedanke angelangt wäre. Nadeschkin sei zitiert, sie befindet ihren Beruf als krisenfest, denn Lachen wenn’s einem elend geht, wollten letzten Endes alle.

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NÄCHTENS, AUF DER VERMEINTLICH KLEINEN BÜHNE

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NÄCHTENS, AUF DER VERMEINTLICH KLEINEN BÜHNE

Die Nacht fiebert – Glamuur im Dialekt Die Late-Night-Show Nachtfieber im Kulturzentrum Schützi erfindet ein Fernsehformat neu. Ohne verquälten Dünkel, schnell und kreativ: Eine Wohltat der Abendunterhaltung für Olten mit Kleinkunst, Musik, Talk und Spiel. Eine Würdigung zum 5.Geburtstag.

Text von Fabian Saner

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ierteljährlich, Donnerstags, nach dem Abendverkauf, pünktlich um 22.01 Uhr, lassen Rhaban Straumann und Roman Wyss die Nacht im Regionalformat fiebern, ohne Fernsehkameras und plakatierende Souffleure: Nachtfieber, Untertitel „Die Show nach zehn“. Im illuminierten Kulturzentrum Schützi nehmen sie Platz, die Rosinen des Oltner Kuchens und immer mehr auch Auswärtige, sie haben sie sich antörnen lassen von Straumann, dem Schauspieler und Kabarettisten und Nachtfieber-Erfinder, der mit dem breiten Lachen. Und wenn der Gespritzte in zitternden Kreisen zu vibrieren beginnt, kommt das Startsignal – Jingeling, die Nachtfieber-Liveband bläst das Wecklied zu Nachtfieber.

UNGENIERT UND WOHLPROPORTIONIERT Tempo und Format, Ingredienzien und Mitspieler, Gäste und Publikum – das Fernsehen hat alles schon erfunden und im Mass des vollen Unterhaltungsabends austariert. Aus diesem Formen-Fundus bedient sich Nachtfieber ziemlich ungeniert. Unter einem Abendmotto stellt Nachtfieber-Zampano Straumann wohlproportionierte Fragen an die Talk-Gäste und lässt ihnen kaum Zeit für Plattitüden. Das ist gut bei jenen, die nicht viel zu sagen haben. Es ist dann bemühend, wenn Originale, die ins Erzählen geraten, ausgebremst werden, weil der geschmeidige Mo-

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derator sein Zeitbudget strapaziert sieht. Wenns hingegen allzu sehr ins schüchterne Vorstellungsgespräch abdriftet, wird ein Anderer bärbeissig: Sideman Alfie Battler alias Rolf Strub. Das servierende Faktotum des schlechten Benimms baut Spannung auf zur Geschmeidigkeit seines Chefs, pöbelt die Gäste an und markiert durch seine Slapstick-Volten die Eckpunkte des ehrgeizigen Trashs; und alle Schwere verfliegt sogleich.

KALKULIERTES VERSAGEN Als satirischer Zeitgeistbetrachter, meist per Video eingespielt, fungiert Dr. Walter B. Grünspan (Matthias Kunz): Er hört Volkes Stimme auf Parkplätzen und in Einkaufspassagen ab, und hält sich als Tageskommentator ans Schlagzeilengeschehen. Meistens barsch und böse ist sie, die milchbübische Nachwuchsstimme des Schweizer Politkabaretts. Und deshalb einer, bei dem die Fieberkurve immer nach oben zeigt. Gespielt wird auch in Nachtfieber und der Fokus liegt auf dem gruppendynamischen Verhalten der Talkgäste. Kalkuliertes Versagen und unerwartete Fingerfertigkeiten (beim Kartenhausbau etwa oder Serviettenfalten oder Käseplattendrapieren). Wir sehen Bekannte verlieren und weniger Bekannte gewinnen. Scheu oder souverän. Eitel oder kaltblütig. So gewinnt Olten, so gewinnen seine Söhne und Töchter, seine paar Talente, doch ganz entschieden an Statur. Einerlei, ob der Moderator die Zügel

an seinem Zeitbudget vielleicht irgendwann doch noch etwas lockert, und die Gäste, die es denn können und wollen, hie und da auf einen eloquenten Ausritt entlässt. Straumann/Wyss regionalisieren ein Showkonzept, das unabdingbar an eine fernsehgeeichte Aufmerksamkeitspanne gebunden schien. Inhalte, Gäste, selbst der Sponsorenabspann. Gleichzeitig setzen die Nachtfieber-Macher einen Massstab des Engagements an, als würden sich die zwei späten Stunden in einer grossen Unterhaltungskiste abspielen.

KEIN WACKLIGER TURNERABEND Weil sie dies in innerster Konsequenz tun – also mit dem entsprechenden technischen, finanziellen, personellen und inhaltlichen Aufwand –, charakterisiert sich die Show nicht als wackliger Turnerabend, sondern hat dieses gut dosierte Quäntchen Urbanität. Kein Schritt ohne ShowSchatten: Rhaban Straumann und Roman Wyss haben eine gute Idee exzellent umgesetzt. „Wyss, überbrücke!“, Überbrückung geglückt. Nachtfieber – das Wort ist angebracht – ist eine Wohltat für Olten. Integer im Konzept, bewusst teuer in der Machart, intelligent bösartig und gestochen tumb in den satirischen Einspielern; interessiert daran, unsre Promis und begabten Unbekannten auf den Scheffel zu stellen. Kurz: Die grosse Show fürs kleine Stück Welt zu produzieren.

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TITEL

„Es gibt keine Deadline“ Ein Kurzgespräch mit Nachtfieber-Gründer und –Moderator Rhaban Straumann über die Idee hinter Nachtfieber und den Gast, den er unbedingt einmal einladen möchte. Rhaban Straumann, wieso gibts Nachtfieber? 2004 habe ich Roman Wyss kennengelernt. Wir hatten beide dieselbe Idee: in Olten etwas Grosses, Abgefahrenes auf die Beine zu stellen. Ich wollte den Spiess umdrehen: Nicht wie üblich auf Tournee in der Schweiz unterwegs sein, sondern die Schweiz nach Olten holen und hier auftreten können. Wir wollten von der Lage der Stadt profitieren und dieser als Dankeschön etwas zurückgeben. Nachtfieber soll die Leute inspirieren und neugierig machen auf Dinge, die sie noch nicht kennen.

Flexibles Format: Straumann (links) und Wyss.

Die Show in drei Sätzen, bitte. Der Rahmen: Ein Late-Night-Format wie im Fernsehen, aber live. Damit ist garantiert keine Show wie die andere. Das Gefäss: Ein gewagter, lustvoller Mix aus Satire und Unterhaltung, Musik und Gästen, Infotainment und Talk. Der Inhalt: Wunderbare Menschen aus der Kleinkunst-, Musikund anderen Szenen.

Das Konzept ist das gleiche wie zu Beginn. Was ist heute anders? Die Abläufe sind effizienter geworden, das Team grösser, das Programm vielseitiger. Zudem bin ich als Moderator mittlerweile angekommen. Learning by doing, diese Erfahrungen waren die beste Schule für die Bühnenarbeit, besser als jede Schauspielschule. Macht die Arbeit als Moderator auch Spass? Ja, sicher. Doch der Job ist sehr anspruchsvoll, vor allem der Umgang mit den verschiedenen und vor allem sehr unterschiedlichen Gästen. Einige haben zum Beispiel Lampenfieber, die wirken dann je nachdem arrogant oder blockiert, da brauchts viel Spontaneität. Welchen Gast ist noch auf Deiner Wunschliste? Lukas Bärfuss. Ein politischer Autor, den ich sehr bewundere. Ich sah ihn letzthin in einer TV-Talksendung. Der Moderator war ihm nicht gewachsen. Vielleicht ist er

auch für uns noch eine Nummer zu gross. Nun wird Nachtfieber also fünf. Bist Du stolz? Ich bin vor allem dankbar. Unserem ganzen grossartigen Team gegenüber, aber auch dem Publikum und den Sponsoren. Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass es uns so lange geben wird. Wie lange wird es Euch denn noch geben? Es gibt keine Deadline. Voraussetzung um weiterzumachen ist, dass die Weihnachtsshow ausverkauft ist. Wenn das einmal nicht mehr der Fall sein sollte, hören wir auf, dann fehlt das Interesse. Aber sonst: Das Format ist flexibel, die Kadenz ist flexibel, Nachtfieber ist eine Spielwiese. ph Rhaban Straumann (39) arbeitet hauptsächlich als Schauspieler. Zusammen mit dem Musiker Roman Wyss (39) hat er 2007 die Show Nachtfieber ins Leben gerufen.

Wer, wo, wie, wieviel und wann? Das sind die Facts & Figures zu Nachtfieber Die Nachtfieber-Geburtstagsshow Di, 15.5.2012, 21 Uhr bis Mitternacht in der Schützi Olten. Mit Endo Anaconda (Stiller Has), Freda Goodlett, Urs Heinz Aerni, Knuth & Tucek, Philipp Galizia und Wieslaw Pipczynski. Kleinkunstfestival "Nachtfenster" Vom 16.-29.5. in Olten. Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen. Programmdetails in der KOLT-Agenda. Die SchafferInnen André Albrecht (Foto), Alexander Jäggi (Kamera), Annetta Wyss & Vera Oetiker (Bühnenbild), Björn Müller, Jukka Altermatt & Manuel Suter (Ton), Claudia Bohl & Isabelle Jordi (Bau + Gestaltung), Daniela Hurni (backstage), Deliah Kyburz (Sponsoring), Django

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Krieg, Esther Straumann & Oliver Krieg (Bar + Catering + Bau), Jo Hiltbrunner (Vvk+AK), Katrin Schenker (Finanzen), Marc Tabeling (Grafik), Markus Wyss (Einlass + Bau), Michael Grob & Beni Müller (Licht), René Will (Chef Bau + Endspurt), Simon Moll, Matthias Baumann & Alain Vonesch (Bau). Das Kreativ-Team Matthias Kunz (Dr. Walter B. Grünspan), Rhaban Straumann (Texte, Moderation), Rolf Strub (Butler Alfie Battler), Roman Wyss (Musik, Arrangements), Walter Millns (Instant-Regie). Die Band Andi Schnyder (Drums), Stephan Brunner (Bass), André Kunz (Guitar), Jorgos Mikirozis (Percussion), Linus Hunkeler (Trumpet), Marcel Lüscher (Sax).

Ort/Zeit Kulturzentrum Schützi (meistens), Vario Bar (manchmal) oder andere Bühnen (selten), jeweils Donnerstagabend, 22.01 Uhr (meistens) oder zu anderen Tagen und Zeiten (selten).

Arbeit (Planung, Kreation Durchführung Show).

Zuschauerkapazität 281 Personen.

Die Gäste Die Gästeschar setzt sich zusammen aus Bildung & Gewerbe, Kleinkunst & Literatur, Musik & Politik, Tanz & TV

Budget Pro Show zwischen 16'000 und 20’000 Franken („wenn wir auch wirklich erhalten würden, was wir z.B. für zwei Wochen Arbeit erhalten sollten“, wie Organisator Rhaban Straumann sagt). Die Gagen für die Gäste bewegen sich zwischen CHF 200 und CHF 1'800, die Honorare für das Team aktuell je Show zwischen CHF 150 (Hilfe Bau) und CHF 700 für zwei Wochen

Wieviele Shows gabs bereits? Die Geburtstagsshow ist die 22. Ausgabe (seit 2007).

Die nächsten Shows 27. September 2012 u. a. mit Manuel Stahlberger und Esther Hasler. 27. Dezember 2012 u.a. mit Les Trois Suisses. 2013 folgen zwei Ausgaben in der Vario Bar und drei in der Schützi. www.nachtfieber.ch

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NÄCHTENS, AUF DER VERMEINTLICH KLEINEN BÜHNE

„Wann bricht die Revolte los?“ Mitte Mai tritt die Stiller-Has-Ikone Endo Anaconda an der Geburtstagsshow von Nachtfieber auf. Ein Gespräch über Kunstfiguren, Facebook und die Liebe zur Sprache. Interview von Fabian Saner, Foto von Maurice Haas (13 Photo)

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eit Jahrzehnten schreit der runde Mann, halb Emmentaler halb Österreicher, gegen die Verrohung an. Landauf landab tingelt er mit Schifer Schafer, Salome Buser und Markus Fürst durch die Clubs und Säle und ist längst ein „Original“, was ihm glücklicherweise ermöglicht, der Zusammenarbeit mit der „Schweizer Illustrierten“ aus dem Weg zu gehen. Seine Konzerte sind schweisstreibend-schön. Anaconda hält Mai-Reden, auf die Christoph Mörgeli in der Weltwoche repliziert. Viel Ehre wird ihm auch am 15. Mai zuteil, dann ist der Pirat in Olten bei der Nachtfieber zu Gast. – KOLT hörte ihm bei einem morgendlichen Telefongespräch zu. Ahoi!

mich zum Landschaftsgärtner umzuschulen, bin ich zu alt. Bei der Cablecom will ich auch nicht in den Bildschirmschluchten verschwinden. – Es ist eine verdammte Ungerechtigkeit,

Die Gratiskultur des Internets setzt Dir zu. Ich frage mich, wann sich alle ausstöpseln und die Revolte losbricht. Ich bin nicht auf Facebook und in der Second-life-Kunstwelt. Und viel lieber

Deine Kunst, Dein Blues ist Deine Politik. Ich war und werde immer Sozialist bleiben, ohne in irgendeiner Partei zu sein. Das Herz schlägt auch links. Ist der Dialekt Deine Sprache? Nur Ueli Schlüer glaubt, dass der Dialekt eine Sprache ist und deshalb das Hochdeutsch nicht in den Kindergarten gehört. Hochdeutsch ist eine Erfindung, wie es kein Schweizerdeutsch gibt. Dialekte überschreiten Staatsgrenzen. Sprache ist Liebe. Das merkt man, wenn man einen Expressionisten wie Trakl liest, HC Artmann, den Berner Carl Albert Loosli oder Dürrenmatt. Den mag ich besonders, der hat auch soviel gefressen.

Guten Morgen Endo... Erholt vom gestrigen Abend? Wie läuft die Tournee? Wir machen keine Tourneen. Stiller Has spielt immer. Wir leben für die Konzerte. Wann schreibst du Deine Texte, Deine Lieder? Morgens nach dem Aufwachen. Dann bin ich frisch. Bevor ich meine 4-Jährige in die Kita bringe. Mit meiner Tochter singe ich immer, wenn sie nicht gleich losplappert (lacht).

Durch Deine Liebe zur Sprache konntest Du darauf verzichten, ein Musikinstrument zu erlernen. Ich spiele Blockflöte. Mit wem willst Du unbedingt mal zusammenarbeiten? Mit Jaël (Lunik-Sängerin, die Red.) will ich ein Duett aufnehmen.

Verarbeitest Du Deine Träume? Ich träume nicht. Wie entgehst Du der Kunstfigur Endo Anaconda? Der Plättlileger ist keine Kunstfigur, Hugo M. an der Migroskasse ist keine und Endo ist auch keine. Troubadix aus den Asterix-Büchern, der Barde, das ist einer, der einfach immer das gleiche gemacht hat: singen, spielen. Das tue ich seit je. Blöd angeschaut haben sie mich auch schon vor 30 Jahren: Ich überragte halt immer alle anderen um einen Kopf – nicht geistig, aber in der Grösse. Und weil ich so viel gefressen habe, war ich auch immer der dickste. Gut gibts die Bühne, so muss ich keinen Sport betreiben. Wie haben sich die Bedingungen verändert für das, was Du machst? Um

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Atomausstieg sind plötzlich alle Bürgerlichen grüner als grün, allen voran Frau Leuthard. Die sollten die Verwaltungsratshonorare zurückzahlen, die sie von der Stromlobby kassiert haben, das wäre glaubwürdig.

"Es ist eine verdammte Ungerechtigkeit": Endo Anaconda, 56, spielt auch Blockflöte.

dass ich nach 20 Jahren Selbstständigkeit nicht mal Kinderzulagen bekomme, die jeder Sesselfurzer kriegt. Die Politiker empfehlen uns, halt TShirts und Mützen zu verkaufen, anstatt sich für ein griffiges Urheberrecht einzusetzen. Dabei konnte ich nur dank des Urheberrechts meine Steuern bezahlen. Stiller Has lebt von der Popularität, von den Konzerten. Es ist ein Wunder, existieren zu können, ohne bei DRS 3 zu ertönen. Ich danke meinem Publikum dafür.

als in die Beiz gehe ich in die Natur. Das Wasser aus dem Brunnen ist gesünder und produziert keinen Plasticabfall. Es ist nicht wünschenswert, in der Schweiz alt zu werden. Aber ich habe meine Kinder hier. Ich werde wohl noch eine Rente bekommen, aber die Generation meiner Kinder? Wir haben in den letzten Jahren die grössten Enteignungsaktionen von Volksvermögen erlebt, um die Schweinereien des Finanzkapitalismus aufzuräumen. Und beim

In Walliselle, einem Deiner schönsten Volkslieder, singst Du: „Olte, uuuu Olte, früecher hets öppis golte Olte; hütt wot niemmer hOlten in Olte.“ Olten war der Mittelpunkt der Welt. Als ich als Kind zu meinen Grosseltern in die Ferien reiste, gabs zwei Bahnhöfe, die mir auffielen: Buchs, Sankt Gallen, der erste Bahnhof nach der Grenze. Und Olten. Zürich bemerkte ich kaum. In Oltens Bahnhof, unter dieser grandiosen Stahlarchitektur, musste ich umsteigen, um weiter Richtung Emmental zu fahren. Nachtfieber feiert das 5-jährige Jubiläum und hat Dich eingeladen. Nachtfieber ist eine schöne Sache. Deshalb komme ich gern in die Show zurück.

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HÖREN & LESEN IN EINEM ZUG

Ein Morgen beginnt mit Kaffee von Valerie-Katharina Meyer

Man muss ihn nicht einmal trinken. Nur schon der Geruch gerösteter Kaffeebohnen weckt, reisst die letzten Träume weg, aber lässt gleichzeitig erste Wachträumereien entstehen. Mein Morgen beginnt mit Kaffeemahlen. Die kleine Kaffeemühle, vergoldet, nahm meine Grossmutter damals noch aus Istanbul mit. Sie ist meine Verbindung vom Okzident zum Orient. Jeden Morgen drehe ich am kleinen Hebel. Die Bohnen knirschen, knacken, krachen - werden langsam zu feinem Kaffeestaub. Jeden Morgen, als ich noch ein Kind war, hörte ich die Geräusche der Kaffeebohnen aus der Küche. Dazu wurden die ersten Geschichten erzählt: Die Tanten stritten sich über die Nachbarinnen, die Grossmutter lachte mit meiner Mutter, und der Kaffee wurde gemahlen. Der Tag hatte begonnen. Meinen morgendlichen Kaffee mache ich aus frisch gemahlenen Kaffeebohnen. Der dunkle Staub zerrieselt, wie der Morgen von einem Tag, lautlos und unbemerkt zwischen den Fingern. Zurück bleiben ein bittersüsser Nachgeschmack und Geschichten. Geschichten, die mit jeder Umdrehung erzählt werden. Und die Bohnen knirschen, knacken, krachen. Valerie-Katharina Meyer, 1988 geboren, wuchs in Basel auf. Sie schreibt unter anderem für das Literaturmagazin „Narr". www.dasnarr.ch

Nichts Besonderes von Pedro Lenz Illustration von Petra Bürgisser

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elbstverständlich gibt es von Bern nach Olten direkte Züge. Aber das heisst nun nicht, dass alle Reisewilligen, die von Bern nach Olten reisen wollen, unbedingt einen direkten Zug nehmen müssen. Es gibt zum Beispiel auch die Möglichkeit, einen halbschnellen Zug zu nehmen, also einen, der zwischen Bern und Olten in Burgdorf, Herzogenbuchsee und Langenthal anhält. Genau so einen Zug habe ich einmal gewählt, im Wissen zwar, dass ich dadurch länger unterwegs sein werde, aber auch in der Hoffnung, die längere Fahrt für das Fertigschreiben eines Artikel nutzen zu können. Dass die Fahrt dann nicht ganz so lange dauerte, wie vom Fahrplan vorgegeben, lag wohl an der Träumerei eines Lokomotivführers. Als sich der Zug dem Bahnhof von Burgdorf näherte, standen viele Reisende auf, packten ihre Sachen zusammen und stellten sich in die Nähe der Türe. Eigenartigerweise verlangsamte der Zug seine Fahrt jedoch kein bisschen. Vielmehr rauschte er durch den Bahnhof von Burgdorf, als sei dies vollkommen selbstverständlich. Die Menschen, die in Burgdorf am Gleis standen, um in besagten Zug einzusteigen, sahen mit offenen Mündern zu, wie der Zug, der sonst jeden Tag um diese Stunde vor ihnen anhält, ungebremst weiterfuhr. Diejenigen, die hatten aussteigen wollen, waren

Pedro Lenz, 46, ist Schriftsteller und lebt in Olten gleich beim Bahnhof. Er ist praktisch täglich im Zug unterwegs.

genauso verblüfft. Die Menschen in den Waggons begannen sich gegenseitig zu vergewissern, dass sie im richtigen Zug sassen und dass dieser Zug in Burgdorf hätte halten müssen. Doch bald schon platzte mitten in die aufgeregte Ungewissheit eine vollkommen ruhige und sachliche Stimme aus dem Lautsprecher: «Liebe Fahrgäste, wegen eines Irrtums hat dieser Zug in Burgdorf nicht angehalten. Wir bitte alle Reisenden, die in Burgdorf aussteigen wollten, in Herzogenbuchsee auszusteigen und zurückzufahren.» Es war nicht der Irrtum an sich, der uns alle gleichermassen wunderte und erheiterte, nein, es war die nüchterne Selbstverständlichkeit, mit der die Stimme aus dem Lautsprecher erklärte, der Zug sei wegen eines Irrtums weitergefahren, und das Problem lasse sich leicht lösen, indem man eine Station später aussteige und zurückfahre. Ich musste an den Lokführer denken, der seinerseits an alles Mögliche gedacht haben dürfte, nur nicht daran, dass er hätte halten sollen. Einen Halt zu vergessen sei gar nicht so aussergewöhnlich erklärte mir später ein Bekannter, der selber Lokführer ist. Man brauche dafür nichts Besonderes zu tun. Man müsse nur einfach durchfahren ohne abzubremsen. Das hat mir vollkommen eingeleuchtet.


HÖREN & LESEN

Fribi's Metal News

Deeno‘s Reviews

Ché's Bro Tipps www.bromusic.ch

www.outsider-shop.ch

SLEDGE LEATHER

ORCAS

Imagine Me Alive (Eigenproduktion)

Same (Morr Music)

Endlich: “The Queen of Metal is back“! Leather Leone, ihres Zeichens Sängerin der 80er-Kult-Metal-Band Chastain kommt mit einem neuen Album zurück. Mit dabei, unter anderem: die Schlagzeugerin der Girl-Band Malibu Barby, in der auch Leather bereits sang. Leather schliesst mit Ihrem neuen Album da an, wo sie Anfang der 90er aufhörte: beim klassischen 80erMetal der Marke Rainbow, Saxon, Dio oder Judas Priest. Ihre charismatische Stimmte thront über dem ganzen Konzept-Album. Vergesst das überproduzierte Klassik-Metal Geträller von Nighwish und Konsorten, denn das hier ist Metal in Reinkultur - hart, unbändig und episch bis zum letzten Ton. Wir sind stolz, diese CD in der Schweiz vertreiben zu dürfen.

Die Mischung aus elektronischer Ambient-Musik und Songwriting-Pop scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt zu funktionieren, zielen doch beide Stile nicht unbedingt in dieselbe Richtung. Doch das Ganze ergänzt sich hier fliessend und ungemein entspanned. Was das Duo „Orcas“ auf ihrem selbsbetitelten neuen Album praktiziert ist genau diese Mischung. Den Songs wird reichlich Luft zum Atmen gelassen und die Folkstimme von Benoit Pioulard räuspert sich weich und rauchig über die fliessenden Klangteppiche. Eine eigenständige Mischung, die Fans von Toro y Moi, James Blake oder auch den ruhigeren Radiohead-Sachen absolut entsprechen dürften. Diese Songs sind fein und fragil und doch strotzen sie vor Stärke und Wucht!

Jennifer Yaa Akoto Kieck besitzt zweifellos Talent und eine enorm wandlungsfähige Stimme, die viel reifer klingt, als es ihr Alter von 24 Jahren vermuten liesse. Ihre selbst geschriebenen und komponierten Songs kommen in einem modernen AfroSoul-Pop-Sound daher und erinnern an Erykah Badu, Macy Gray oder Nina Simone.

SAINT VITUS

BLOCKHEAD

CLUB DES BELUGAS

Lillie. F-65 (Seasons of the Mist)

Interludes after Midnight (Ninja Tune)

Forward

Der Phönix ist der Asche entstiegen und zeigt der ganzen Retro-Doom und 70s-Rock-Generation den Stinkefinger. Sind es doch die beiden Gallionsfiguren Wino (Gesang) und Dave Chandler (Gitarre), die man als Erfinder des Doom Metals sprich Stoner Rocks nennen darf. Saint Vitus heisst: langsame, schwere und verzerrte Gitarren, bleierner Drumsound und wummernder Bass, begleitet von der Doomstimme himself, Mr. Scott Weinrich alias Wino der dem Ganzen die Krone aufsetzt. Hier bekommt man das, was auf dem Cover drauf steht: Saint Vitus pur! Wer schon immer wissen wollte, wie richtiger Doom Metal zu klingen hat, sollte sich dieses Album schleunigst zulegen. Dies hier ist echte Rockmusik für richtige Kerle und nichts für Warmduscher!

Blockhead ist zurück mit seinem mittlerweile fünften Album. Dieser Typ hat seine Wurzeln tief im Hip-Hop und kommt dennoch gänzlich ohne Raps und Rhymes aus. Instrumental Hip-Hop heisst hier die Zauberformel, und das ist gut so. Das Gerüst bilden, wie immer bei Blockhead-Produktionen, die ausgefeilt produzierten Beats und der treibende Rhythmus. Auf dieser Grundlage baut er seine Instrumentals auf, und ergänzt sie mit knackigen Samples, zirpenden Vintagesynthesizer, schrägen Klangschnipseln und Wortfetzen aus alten Filmen. Das Englische Kult-Label Ninja Tune, das auch Bands wie Cinematic Orchestra, Fink oder Roots Manuva unter Vertrag hat, ist für Blockhead zur Basis geworden und schenkt ihm ohne Wenn und Aber das Vertrauen – und dies absolut zurecht!

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CEU Caravana Sereia Bloom “Die Idee war, einen brasilianischen Road-Trip mit Wildwest-Flavour zu erschaffen“, so Céu. Auf ihrem dritten Album verzaubert die Sängerin aus Sao Paulo mit Psychedelic- und Sixties-Orgeln, Tropicalia und Twang-Gitarren, Ska, Bossa und BigbandSounds, überzogen mit einer feinen Retro-Patina.

Y’AKOTO Babyblues

Beste Frischware vom Beluga-Club. Lounge, NuJazz, Boo-Babaloo-Beats, Elektroswing und tanzbare Retro-Beats machen Forward zu einem gelungenen Soul-Kombi. Erneut trumpft der Club mit einer geschmackvoll besetzten, meist weiblichen Gästeliste auf – u.a. Brenda Boykin, Anna Luca, Bajka, Ester Rada, Anne Schnell und Jen Kearney.

DR. JOHN Locked Down Unter der Regie von Black-Keys-Gitarrist Dan Auerbach entstand ein Album, das Dr. Johns ureigene Identität mit dem locker-funkigen Stil der Black Keys fulminant vermengt. Moderne Neo-Vintage-Grooves mischen sich mit den bewährten Rebennack-Versatzstücken aus Gospel, Voodoo, Soul, Funk und Jazz zu einer vibrierenden Masse aus luftigen Roots-Gassenhauern.

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HÖREN & LESEN

Profiteroles von Matthias Kunz

Sand an der Aare gibt’s wie Sand am Meer von Kilian Ziegler

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ie grosszügig! Die Credit Suisse will in Zukunft alle politischen Parteien im Land unterstützen. Dass der Grossbank das Wohlergehen der Politik am Herzen liegt, ist sehr nett. Die offene Portokasse kann als Dank für die jahrelange Staatsgarantie und tolerierte Geheimniskrämerei angesehen werden. Sogar die Sozialdemokraten, die ehemalige Arbeiterpartei und heutige Vertreterin des gehobenen, urbanen Mittelmasses, übt sich in Überlegungen, unter welchen Umständen sie das Geld annehmen könnte. Jawohl, die Sozialdemokraten, die Überwinder des Kapitalismus! Die geübte Gegenspielerin der Grossbanken und Anprangerin des Kasinokapitalismus muss sich die Annahme des Geldes erst noch genauer überlegen. Jeder halbwegs Interessierte weiss, dass obgenanntes Bankinstitut Bürger zur Steuerhinterziehung anleitete, bis 2010 Hersteller von Streubomben und Giftmülltransporte finanziert, die Verarbeitung von Nahrungsmitteln zu Treibstoffen begünstigt und damit die massiven Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln mitverursacht hat und als Kreditgeberin der Rohstoffbranche und Sponsorin der Formel 1 Menschenrechte und Umweltschutz sehr kreativ auslegt. Die CS verkörpert also exemplarisch die Grundanliegen der Sozialdemokratie. Die zwei passen zusammen, wie..., wie ..., wie sagt man? Eine klassische Win-Win Situation. Genau. Der letzte kritische, rote Geist mag vielleicht zucken und sich ver-

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wundert fragen: Warum tut dies die CS? Ein Zyniker, der mit Einflussnahme und Lobbyismus entgegnet, denn hier handelt es sich um wahre Nächstenliebe. Die CS ist sich selbst am nächsten und offeriert grosszügig ein kleines Dankeschön für diejenigen, die sie immer wieder aus dem Dreck ziehen, oder sich vor sie hinstellen, wenn’s brenzlig wird. Ironischerweise bringt die bankenseitige Offenheit die Politik in Verlegenheit. Denn gerade sie verlangt von den Banken mehr Transparenz, hütet aber das eigene Finanzierungssystem wie ein Staatsgeheimnis. Niemand soll erfahren, wer sich von wem aushalten lässt, wer Meinungen finanziert und wer nur lobbyistische Marionette ist. Diese Wahrheit will dem Stimmvolk nicht zugemutet werden. So wissen wir einerseits von mafiösen, geldreinigenden Bargeldübergaben, andererseits bleibt uns nichts anderes übrig, als von der Meinung der Parteien auf mögliche Sponsoren zu schliessen. Was zugegeben nicht immer sehr schwer ist. Als geübte Parteienfinanziererin kennt die CS den return-on-invest genau. Und auch wenn es befremdend erscheint, Feind und Freund in einem Aufwisch einzukaufen, weiss die CS aus eigener Erfahrung, dass Käuflichkeit nur eine Frage des Preises ist. Matthias Kunz ist die kauzige Hälfte des Theaterduos Strohmann-Kauz und hält als Dr. Walter B. Grünspan die Turmrede an den diesjährigen Oltner Kabarett-Tagen. SA 5.5.12, 15.00 Uhr. www.waltergruenspan.ch

Düster erinnere ich mich an eine Schlagzeile, die verkündete, dass irgendwo eine Lagerhalle abgebrannt sei. Da fragte ich mich schon: Was sind das für Unmenschen, die behaupten, sie mögen Lagerfeuer? Doch vielleicht meinen sie auch etwas anderes und sprechen vom Ritual, um die Glut zu sitzen. Wenn dem so ist, dann bin ich ebenfalls ein Freund des Lagerfeuers, des Lagerfeuers und des Sommers, denn auch der ist grossartig. Auf der Klaviatur der Gefühle hämmert er Funk-Soli und versprüht für die Schweiz unüblich viel Lebensfreude. Pärchen verknoten ihre Zungen und fühlen sich auf den Zahn (mit ‚fühlen’ meine ich betatschen und mit ‚Zahn’ meine ich... egal). Die Balz wird zum Volkssport, Maulhelden eifern Don Juan nach, manchmal sogar erfolgreich. Frisbees gleiten durch die Luft, Fussbälle über den Rasen und Kinder nehmen ihre Spielkonsolen mit nach draussen. Für manche offenbart der Sommer überdies neue Erfahrungen: „Mutti, wer ist dieser grosse Mann?“ „Kind, das ist ein Baum.“ „Krass!“ Selbst Fleissige verlagern ihr Büro auf den Balkon, tauschen Kaffee mit Bier sowie die Arbeit mit Nichtstun. Lehrerinnen und Lehrer singen „blowing in the wind“, grillen ihren Tofu und träumen von einer Welt ohne Elternabende (oder ohne Klischees?). Viele zieht es ans Wasser, so schwitzen sich ganze Heerscharen in die Badeanstalt – ein schreckliches Wort, warum nicht gleich Schwimmklinik, oder Plätscherzentrum? –, weitere folgen dem Ruf der Natur und pilgern an die alte Aare, womit das Lagerfeuer wieder ins Spiel kommt. Beim Zusammensein am Feuer wird selbst der Wortkargste zum Hobbyphilosophen und stellt grundlegende Fragen: „In einem Büro bringt der Praktikant meistens Kaffee, doch was bringt der Praktikant bei einer Firma für Kaffeelieferungen? Büros?“ Aus den iPods grüsst Bob Marley, aus den Flaschen das Bier – ein sehr freundliches Getränk, es grüsst immer wieder. Auch wenn Präventionspädagogen mit durchgestrecktem Zeigefinger widersprechen, der einhergehende Rausch fühlt sich gut an, ausserdem saufen Erwachsene nicht, das machen nur Jugendliche, Erwachsene geniessen. Am Feuer spricht also nichts gegen ein kühles Lager (heisst es darum Lagerfeuer?), eine schöne Gelegenheit das sommerliche Lebensgefühl zu zelebrieren. Irgendwann wird es Nacht, Zeit die Schlafsäcke hervorzunehmen und den Blick nach oben zu richten – am Stellungsspiel der Sterne könnte sich selbst der FC Barcelona eine Scheibe abschneiden. Und mit diesem wunderbaren Anblick endet der Sommertag, einer von hoffentlich vielen. Einen guten Sommer La vache Kili PS: Nein, Schlafsack ist kein Synonym für Student.

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HÖREN & LESEN

Schon gelesen..?

KOLT liest... ADOLFO KAMINSKY: EIN FÄLSCHERLEBEN von Sarah Kaminsky Adolfo Kaminsky hat meisterhaft Dokumente gefälscht für die Résistance im besetzten Frankreich und später für den Untergrundkampf, der zur Unabhängigkeit Algeriens führte. Seine Tochter gibt dem Fälscher eine würdige Stimme. Zeitgeschichte anhand eines beispielhaften Lebens, spannend und lehrreich. Pedro Lenz, Kolumnist

von Michael Berger

DAS BUNTE BUCH VERHALTENSGESTÖRTER TIERE

I’LL NEVER GET OUT OF THIS WORLD ALIVE

von Patrick Bonato Bilderbuch

von Steve Earle Roman

In der Region Olten leben schätzungsweise 5'000 Katzen, 3'000 Hunde, 2'000 Stubenvögel und 3'000 Nager, anscheinend gibt es aber nur eine einzige Praxis für Tierpsychologie. Dabei stellt das Zusammenleben mit den Menschen für die lieben Kleinen oft eine harte Prüfung dar. Der Luzerner Grafiker Patrick Bonato hat mit Tierpsychologen die Probleme von fünf Haustieren ausführlich besprochen und mit viel Liebe zum Detail mit Pinsel, Farbstift und Text die Fälle illustriert. Die griechische Landschildkröte Morli wurde nach 14 Jahren geschlechtsreif und hat sich nicht nur der Katze Muinzi, sondern sogar einer Amsel zu stark genähert. Die Besitzer suchten den Spezialisten auf, nachdem Morli zudem nicht mehr von der Wok-Pfanne lassen wollte. Organisierte Treffen mit anderen Schildkröten sollen nun die Partnerwahl etwas naheliegender machen. Auch die Geschichten der übergewichtigen Katzendame Tiddes und der verhaltensgestörten Hunde Bella und Ajax sind mit viel Einfühlungsvermögen und sehr witzig beschrieben, wobei sich der Autor nie über die Patienten oder Tierhalter lustig macht.

Der erfolgreiche Arzt Doc verliert seine Zulassung in New Orleans und unterhält nun in der texanischen Provinz in einem Saloon eine Abtreibungspraxis. Doc plagen Schuldgefühle, auch weil er sich am Drogentod der Country-Legende Hank Williams mitschuldig fühlt. Der Country-Sänger spukt in Docs Tagträumen herum und mischt sich lautstark in alles ein. Das mysteriöse Mädchen Graciella, der Doc das Leben gerettet hat, bringt mit ihren heilenden Händen als Assistentin des Engelmachers die Halbund Kirchenwelt der texanischen Stadt völlig durcheinander. Der Autor Steve Earle ist in den USA ein bekannter sozialkritischer Country- und Rockmusiker und erhielt 2008 einen Grammy Award. Earl hat einen Debüt-Roman weit abseits der üblichen Phantasy-Romane geschrieben. Ein durchaus realistischer, kraftvoller und doch feinfühliger literarischer Song auf die Subkultur der 60er-Jahre und eine originelle Verarbeitung seiner eigenen Alkohol- und Heroinsucht. Und wen das Buch packt, kann sich mit dem gleichnamigen Soundtrack von Steve Earle in die passende Stimmung versetzen.

EISNACHT von Sandra Brown Ein eisiger Schneesturm, eine einsame Berghütte, wo die verzweifelte Ex-Frau des Dorfpolizisten ausharrt. Bei ihr: der Abenteurer Ben Tierney. Ist er der Frauenmörder, der die Gegend unsicher macht? Spannende Trivialliteratur! Karola Dirlam, redaktionelle Mitarbeiterin DIE UNDANKBARE FREMDE von Irena Brežná „Wir ließen unser kleines Land im vertrauten Dunkel zurück und näherten uns der leuchtenden Fremde“. Mit Geschick für die Metaphorik erzählt die in der Tschechoslowakei geborene Schriftstellerin ihre Geschichte als Emigrantin. Ein kurzer, kraftvoller Roman. Rebekka Gerber, redaktionelle Mitarbeiterin

Michael Berger ist Literaturkritiker und Geschäftsführer des Musikund Mitmachradios Kanal K. Jeden Donnerstag um 21.00 Uhr präsentiert er auf dem Sender seine Literaturtipps. Infos über das Radio und dessen Empfang auf www.kanalk.ch.

CROSSINGS von Michael Kew Aussergewöhnliche Geschichten über aussergewöhnliche Orte und Begegnungen des renommierten Surf-Journalisten Miachel Kew. Christoph Haiderer, Layout

2. Mai – 13. Mai 2012 Simon Enzler Les trois Suisses Diabolo-Duo ‘Golden Time’ Linard Bardill Ursus & Nadeschkin Karim Slama Blues Max Dr. Walter B. Grünspan Knuth und Tucek KOLT

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Joachim Rittmeyer Rhaban Straumann / Roman Wyss Schertenlaib & Jegerlehner Jochen Malmsheimer Thomas C. Breuer Christoph Sieber Esther Schaudt Saskia B.

Mia Pittroff Kai Spitzl Klaus Eckel Uli Masuth Uwe Steimle Andreas Thiel / Georg Schramm Wiglaf Droste Duo luna-tic Armin Fischer

www.kabarett.ch

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IM RAMPENLICHT

Kabarett-Casting: Das sagen die Finalisten Die Oltner Kabarett-Tage feiern ihre 25. Ausgabe. Das Jubiläum wartet auch mit einer Premiere auf. Am 8. Mai geht im Schwager Theater der Final des ersten Kabarett-Castings über die Bühne. Die Finalisten Manjemas, Lisa Catena und Samuel Mosimann im Direktvergleich. Text von Franziska Monnerat Fotos zVg

Manjemas aus Zürich sind die Halbkroatin Christina Petrachi und der Halbspanier Christoph Heusser. „Böse, böse, böse“ lautet der Titel ihres Programms am Kabarett-Casting und ihre Parole gegen Vorurteile. Humor ist für uns… absolut lebensnotwendig, ein portabler Defilibrator sozusagen, mehrsprachig und deshalb für alle verständlich, dobro olé. Unser Programm am Finalabend… enthält die Leidenschaft und den Blutschweiss, das Lachen, die Freude und die Hirnerei der Zusammenarbeit von Walter Millns, Christa Petrachi und Christoph Heusser. Vor dem Auftritt… streuen wir Juckpulver in die Kleidung unserer KonkurrentInnen, massieren der Jury den Rücken, malen dann mit Salz einen Cornichon auf den Boden, stellen uns hinein, drehen die Pupillen nach hinten und murmeln unverständliches Zeug – nein, nein, natürlich nicht! Wir werden rosa Blumen meditieren, dazu fliegende Herzen, durch die ein Cornichon fliegt, und senden unseren Mitfinalisten Valiumenergie.

Wenn wir das Kabarett-Casting gewinnen… bezahlen wir unseren KonkurrentInnen die chemische Reinigung der Juckkleidung, senden ihnen eine Ladung rosa Wolken, lassen die Korken knallen, laden unsere Mitfinalisten natürlich dazu ein und trinken diesmal statt saurem Gurkensaft Champagner.

Lisa Catena, die Berner Musikerin, wuchs in einem alternativen Umfeld auf. Ihre Bühnenfigur trägt also durchaus biographische Züge. Lisa Catena stellt Fragen wie: „Was tun, wenn die Kindheit eine antiautoritäre Vergnügungswiese war und zu Hause ein mildes Cannabis-Lüftchen wehte?“ Humor ist für mich… eine Art, das Leben zu sehen. Humor und Komik sind überall – man muss sie einfach erkennen. Und in meinem Fall noch aufschreiben. Mein Programm am Finalabend… wird noch jeden Tag bis zum 8. Mai verfeinert und weiterentwickelt. Jedes Mal, wenn ich in die Rolle des Hippie-Mäd-

chens schlüpfe, kommen mir wieder neue Ideen. Vor dem Auftritt… höre ich ganz laut meine Lieblingsband Slam&Howie. Dazu mache ich einen hippie-mässigen Ausdruckstanz – genauso, wie es meine Figur auch tun würde. Wenn ich das Kabarett-Casting gewinne… trinke ich erst mal ein Bier und freue mich. Falls ich nicht gewinne, mache ich dasselbe.

Samuel Mosimann aus Rothenhausen (TG) ist ein Bewegungsschauspieler, der in seinem Programm „Der Bauernhof“ mit einer Vielfalt an Dialekten und Ausdrucksweisen die Schweizer Politlandschaft parodiert. Humor ist für mich… humorvoll. Mein Programm am Finalabend…dauert 30 Minuten. Vor dem Auftritt…ist mir zum Kotzen. Wenn ich das Kabarett Casting gewinne…bin ich froh.

Mit Taschenlampe durch die Kunststadt Projekt Kunststadt in der Kleinstadt: Zum 21. Mal bietet die JugendArt jungen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform – diesmal wieder ausschliesslich in der Schützi Olten, die sich vom 20. bis 27. Mai in eine kleine Kunststadt verwandeln wird.

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or einem Jahr feierte die JugendArt ihre Jubiläumsausgabe. Damals fanden die Ausstellungen und das Rahmenprogramm an diversen Locations in der ganzen Stadt statt. Nun folgt in diesem Jahr die Rückkehr an den Ursprung: Alle Events gehen in der Schützi über die Bühne. Die JugendArt-Presseverantwortliche Melanie Gamma erklärt: „Es gab 2011 viele Rückmeldungen, dass ein JugendArt-Zentrum fehlte“.

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So entschied man sich, in der Schützi diesmal eine Art Kunststadt aufzubauen, „um den letztjährigen Gedanken mit dem diesjährigen Konzept zu verbinden.“ Eine Stadt, die aus 17 Parzellen bestehen wird, bevölkert von 16 ausstellenden Künstlern und einer HPS-Schulklasse. Viele stammen aus der Region, aber es reisen auch junge Künstler aus Frauenfeld, Luzern, Bern, Arlesheim und gar Stuttgart an. „Wir sind beeindruckt, wie weit

herum die JugendArt mittlerweile bekannt ist“, sagt Melanie Gamma. Gleichzeitig sei es immer schwieriger, Kunstschaffende für eine Ausstellung zu begeistern, „schliesslich ist das auch ein Aufwand, Werke für die Ausstellung zu erstellen“, so Gamma. Aufwändig ist auch die Organisation des ganzen Anlasses. Das 12-köpfige OK hat ein Rahmenprogramm zusammengestellt, dessen Highlight „Art in the Dark“ sein dürfte. Mit

Taschenlampe bewaffnet, kann der Besucher die komplett verdunkelte Schützi erforschen. „Kunst im Dunkel“, sagt Melanie Gamma, „das gab es noch nie an einer JugendArt“. ph 21. JugendArt 20.-27. Mai, Schützi Olten. www.jugendart.ch Wir freuen uns, auch 2012 den KOLTPreis für die aussergewöhnlichste künstlerische Leistung zu verleihen.

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IM RAMPENLICHT

"Man muss die schlimmen Bilder zulassen" Josef Wilfling ist der ehemalige Chef der Mordkommission München, der so aufsehenerregende Fälle wie den Mord am Modezaren Moshammer aufklärte. Nun hat er bereits das zweite Buch über seine Ermittlungen geschrieben. Am Dienstag, 15. Mai, liest er in der Buchhandlung Schreiber aus "Unheil. Sie sind ein Mörder! Nein? Sie wissen es nur noch nicht." Ein Gespräch über das Morden und die Mörder. Interview von Elias Zimmermann Fotos zVg

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ach "Abgründe. Wenn aus Menschen Mörder werden" ist dies das zweite Buch über Ihre Mordfälle. Was hat Sie dazu bewogen, zum ›Serientäter‹ zu werden? Ich wollte von Anfang an eine Trilogie machen. Das erste Buch beschreibt verbreitete Mordmotive, das dritte wird sich womöglich mit den Opfern befassen. Mein zweites Buch bringt nun das Individuelle hinter den Taten zum Vorschein: Die unheilvolle Entwicklung zum Mörder. Die Frage, die man sich in einem Vierteljahrhundert im Dienst immer wieder stellt: Wie ist das möglich, dass jemand ohne auffällige Kindheit oder ohne Vorstrafeneinträge zum Mörder wird? Ausgerechnet das schwerste aller Verbrechen wird zu 90 Prozent von solchen begangen, die zuvor keine Kriminellen, sondern ganz normale Menschen waren! Davon handeln alle 15 Fälle in meinem Buch. Und warum werden ganz normale Menschen zu Mördern? Ich will mich nicht anmassen, darauf eine Antwort geben zu können. Ich habe mich aber damit auseinandergesetzt, was grosse Denker zu sagen hatten. Goethe etwa: Es gibt kein Verbrechen, zu dem ich nicht fähig wäre. Kant sagte, wir alle haben den Hang, aber nicht der Zwang zum Bösen in uns. Es gibt den freien Willen! Niemand kommt als Mörder zur Welt. Ich decke auf, wie es meist mit einer ganz profanen Lebenssituation beginnt: Zerrüttete Ehe, Streit mit dem Nachbarn, Mobbing… Sie sprechen in Ihren Büchern von Grausamkeiten, die in uns allen lauern können. Spricht Ihr Buch nicht bereits

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in den Lesern eine grausame Seite an, nämlich diejenige des Voyeurs? Voyeurismus ist immer ein leicht ausgesprochener Vorwurf. Aber dann dürfte man keine Zeitungsberichte mehr veröffentlichen. Es ist mir klar, dass mit meinem Buch auch Voyeure befriedigt werden, doch es herrscht ein tiefergehendes psychologisches Interesse. Und vielleicht hilft es einem Leser zu begreifen, in welche gefährliche Situation er geraten ist, bevor er eine Straftat begeht. Gab es Momente, in denen Sie sich selber dabei ertappten, jemanden umbringen zu wollen? Bei jedem Fall, den ich bearbeitet habe, stellte ich mir die Frage: Wie würde ich in einer solchen Situation reagieren? Etliches konnte ich ausschliessen – ich würde nie zum Raub- oder Sexualmörder werden. Aber Situationen, in denen man gedemütigt wird, in denen man starke Rache verspürt und man nichts anderes mehr denken kann, solche Situationen kann ich nachvollziehen. Ich beschreibe im Buch eine junge Frau, die ihre Mutter erdrosselt, weil sie ihr Leben lang sexuell missbraucht wurde. Und dann sitzt man einem solchen Menschen gegenüber und man kann ihn verstehen. Wäre in gewissen Fällen auch Selbstjustiz legitim? Die ist nie legitim! Das ist archaisch! Wir brauchen funktionierende staatliche Regularien, sonst haben wir das Faustrecht. Ich bin hingegen für eine strikte Bestrafung, für eine Abschreckung. Wenn es keine Abschreckung gibt, wer würde dann bei Rotlicht an der Lampe stehen bleiben? Das friedliche menschliche

"Wo der Liebesroman aufhört, beginnt der Krimi": Ex-Mordkommissar Wilfling.

Zusammenleben basiert auf Abschreckung. Dann würden Sie Thomas Hobbes recht geben: Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf? Ja, das kann ich unterschreiben. Weil wir nicht nur gut sind, sondern auch böse werden. Wie verarbeiteten Sie selber die oft sehr grausamen Fälle, die Sie aufklären mussten? Wenn man das so lange macht, braucht man ein stabiles Nervensystem. Da ist kein Raum für psychologische Hilfe von aussen, weil man selber den Auftrag hat, zu helfen. Das Schwierigste ist nicht die Grausamkeit, sondern der Umgang mit den Angehörigen – eine Bringschuld, denn man will den Menschen gerecht werden. Was die schlimmen Bilder betrifft: Die muss man zulassen, die darf man nicht verdrängen, und man muss mit den Kollegen darüber sprechen.

mane? Wenn es sich um gute handelt, sehr gerne. Ich bin z.B. Columbo-Fan. Es muss ja nicht alles 1:1 mit unserem Beruf identisch sein, das wäre langweilig. Es muss intelligente Fiktion sein, die glaubwürdig aus der Realität zusammengesetzt wird. Das Genre ist am besten dazu geeignet, dem Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Wo der Liebesroman aufhört, beginnt der Krimi. Das ist im richtigen Leben auch so. Details zur Lesung finden Sie auf: www.schreibers.ch

Machen wir zum Schluss einen Schritt von der grausamen Realität zur grausamen Fiktion: Lesen Sie Kriminalro-

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FREAKS BRAUCHT DAS LAND

Spricht sich gegen ein Helmobligatorium und für mehr Eigenverantwortung aus: Velofreak Markus Capirone.

Greenspeed! Text von Rolf Strub Fotos von Yves Stuber

“There are nine million bicycles in Beijing That's a fact It's a thing we can't deny

Markus Capirone ist ein Velofreak. Am liebsten ist er auf seinem Liegevelo unterwegs. Er will seine Leidenschaft weitergeben. Sein Velobüro fördert Projekte des Langsamverkehrs im In- und Ausland. auf. Auf seinem Liegevelo ist er aber ohne unterwegs, wegen der Nackenstütze.

Like the fact that I will love you till I die” (Katie Melua)

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ei Markus Capirone, Mitinitiant von Schweiz Mobil, bezieht sich die letzte Phrase des Liedes von Katie Melua bestimmt auf das Velo. Denn wenn er von seinem handgemachten Reisevelo aus Kalifornien spricht, fällt das Wort „wunderschön“. Der Mann hat eine Leidenschaft für das Fahrrad. Diese zeigt sich auch in seinem Engagement für die Förderung des Langsamverkehrs im Oltner Velobüro. „Man sollte die Schwelle zum Fahrradgebrauch möglichst niedrig halten. Die Velofahrer brauchen ein sicheres, dichtes Verkehrsnetz, das es ihnen einfach macht, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.“ Und deshalb ist er auch nicht für ein Helmobligatorium für Velofahrer. Es habe sich gezeigt, dass nach der Einführung der Helmpflicht in anderen Ländern die Bereitschaft, aufs Velo umzusteigen, abgenommen habe. Er sei in dieser Frage für die Eigenverantwortung, sagt Capirone. Er selbst setze den Helm etwa bei längeren Abfahrten

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OHNE STÜTZRÄDER Viele Kindheitsträume und Erlebnisse hängen mit dem Fahrrad zusammen. Die erste Freiheit, der erste Geschwindigkeitsrausch auf nur zwei kleinen Punkten aus vulkanisiertem Gummi, mit der Erde verbunden und da ist auch noch Luft dazwischen. Als Kind hat man da fast das Gefühl, man würde fliegen. Klein Markus hat wie die meisten zu dieser Zeit mit einem Damenvelo angefangen. Bei den ersten Versuchen kam man zwar nicht auf den Sattel, aber die Pedalen konnte man auch im Stehen treten. Kindervelos mit Stützrädern waren noch nicht erfunden. Aus dieser Epoche stammt auch der Witz mit dem Gastarbeiterjungen, der der Mutter seine akrobatischen Fahrradkünste vorführt: „Guarda Mamma, senza mani! Guarda Mamma, senza piedi!“ Holterdiepolter. Sturz. Nunmehr nuschelnd: „Guarda Mamma, senza denti!” Sein erstes eigenes Velo bekam Markus mit vierzehn. Ein richtiges „Oltner-Velo“ von Moor.

Damals wurde der Verkehr noch von Menschen geregelt. Wahrscheinlich von Victor Zeltner, dem klarsten Schönwinker aller Zeiten. Als der Polizist deutliche Zeichen zum Anfahren gab, trat Markus beim Überqueren der Citykreuzung so stolz und kräftig in die Pedale, dass diese brach. Und da war er noch nicht so schwer wie heute. Mit seinen stattlichen 120 kg auf seinem 14 kg leichten, dreirädrigen Liegevelo „Greenspeed“, einer Sonderanfertigung aus Australien, ist er oft in Olten zu sehen. Mit seinen Kniestrümpfen, der eine zum Beispiel in rot, der andere in grün, fällt er zusätzlich auf. Sein Markenzeichen ergab sich aus dem Umstand, dass seine Mutter gerne strickte und auch Wollreste verwertete, die nur noch für einen Strumpf reichten. Daraus entwickelte sich für den Kunstmaler und Grafiker eine Modespielerei. Ein Kontingent von ca. 200 Socken in verschiedensten Farben und Mustern sammelte sich im Lauf der Jahre an. „Mit dem Greenspeed bist du so nah an der Strasse, dass du jeden Pferdeapfel, jede überfahrene Schnecke geradezu riechen kannst“, erzählt er begeistert weiter. Er ist nicht gern mit dem Zug unterwegs, ihm liegt selbst-

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Eine Sonderanfertigung aus Australien: Capirone auf seinem Liegevelo Greenspeed.

bestimmtes Vorwärtskommen. Autofahren ist auch nicht seine Sache. Er findet es immer peinlich für die ganze Spezies, wenn da einer an der Ampel den Motor aufheulen lässt und auf die Tube drückt. „Hast Du mit dem Velo einen Anfall von Grössenwahn oder eine Wut im Bauch, ist dieser Anfall am nächsten Hügel schnell verraucht“.

JAAAA, WIR SAN MIT’M RADL DA! Auf die Frage nach einem Lieblingslied, in dem es ums Velo geht, sagt er: “Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich habe ein Velolied, das ich gar nicht mag“. Als er einmal einen Unfall hatte, weil er mit dem Rad zu schnell einen Berg hinabgedonnert war, machte er Bekanntschaft mit dem Soundtrack, der zum Leben passt. „Beim Sturz ist mir nicht sehr viel passiert, ein paar Schürfungen und ein verstauchter kleiner Finger. Aber das Velo war nicht mehr fahrtüchtig und ich brauchte eine Mitfahrgelegenheit.“ Mit blutverschmierten Knien und einem kaputten Velo war das gar nicht so einfach. „Als endlich einer anhielt und ich zugestiegen war, plärrte aus dem Autoradio wie zum Hohn: Jaaaa, wir san mit’m Radl da!“ Das war ein Lied der „Lustigen Moosbacher“, welches in der Ölkrise der 70er-Jahre zum Hit wurde. Da gab es nämlich vom Staat verordnete autofreie Sonntage. Nur das Sirren von unzähligen Velos war zu hören. Alle

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waren mit einer dem Menschen eher angepassten Geschwindigkeit unterwegs. Eine Gaudi für Jung und Alt, auch auf Autobahnen. Es ist Mai. Der Sprit ist teuer. Also schwingt Euch aufs Rad! Mit dem Fahrtwind in den Haaren, falls noch welche vorhanden, habt Ihr vielleicht das Lied von Queen in den Ohren: „I want to ride my bicycle, I want to ride my bike“. Und wenn jeder Einwohner in der Schweiz ein Velo hätte und sich die Hälfte der Bevölkerung noch ein Zweites zulegte, so würde auch der Traum von „nine million bicycles in Switzerland“ vielleicht eines Tages wahr.

INFO Das Velobüro entwickelt und fördert in der Schweiz und in Europa Projekte des Langsamverkehrs (Wandern, Velofahren, Mountainbiken, Skaten und Kanufahren), insbesondere im Bereich von Freizeit und Tourismus.

«Wenn schlafen zum Erlebnis wird» Das Bett, das Ihnen Energie und Lebensfreude schenkt – Nacht für Nacht. Natürlich gebettet, in ein wohlig-stützendes Nest aus gesunden Naturmaterialien, fällt es leicht loszulassen und Körper und Geist zu regenerieren. Erholsamer Schlaf ist der Schlüssel für Gesundheit und Leistungsfähigkeit!

Die wichtigsten Projekte in der Schweiz > SchweizMobil Nationales Routen- und Dienstleistungs-Netzwerk für den Langsamverkehr > slowUp Autofreie Erlebnistage der Schweiz Aufgaben Velobüro: Konzeption, Planung, Realisierung, Betrieb und Entwicklung

Hüsler Nest AG

www.huesler-nest.ch


DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS

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Collage von Rebekka Gerber

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Verlieben Sie sich. Und zwar in das s체dl채ndische Ambiente, die mediterrane K체che und die leckeren Tapas. Oder in den Hauswein, das zuvorkommende Personal und die interessanten G채ste. Verlieben Sie sich einfach voll und ganz ins pure.

pure Restaurant Riggenbachstrasse 10 CH-4600 Olten Telefon +41 (0)62 286 69 18 Telefax +41 (0)62 286 68 10 info@pure-olten.ch pure-olten.ch facebook.com/pureolten



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