KOLT #35

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ROCK& BLUES!

www.kolt.ch

JOB-INTERVIEW Jenseitskontakte aus dem Diesseits CINEMA Beat Schlatter mag keine Sauglatt-Komödien OLTEN SÜDWEST Reclaim the land! IM RAMPENLICHT Der Tänzer aus Schnottwil GASTKOLUMNE Olten, die Hauptstadt des Aargaus

NUMMER ELF 2012 // FR. 5.--

DAS OLTNER STADT- UND KULTURMAGAZIN

AGE IT Nove NDA mbe r2

M 012



IMPRESSUM

VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH Leberngasse 17 4600 Olten verlag@v2s.ch www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist

EDITORIAL

REDAKTIONSLEITUNG Pierre Hagmann (ph) redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Fiona Gunst, Sarah Jäggi, Simon Spiess, Daniel Kissling, Franziska Monnerat, Pedro Lenz, Kilian Ziegler, Seraina Scherer, Christian „Ché“ Dietiker, Dino Lötscher, René „Fribi“ Freiburghaus ILLUSTRATION Anna-Lina Balke, Jamie Aspinall, Manuel „Ti“ Mathys, Pascal „Tokijad“ Hofer, Céline Fallet, Petra Bürgisser, Rebekka Gerber, Olivia Aloisi FOTOGRAFIE Remo Buess, Ruben Hollinger, Yves Stuber LEKTORAT Pierre Hagmann, Matthias Sigrist LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 49.—(inkl. MwSt) Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt) abo@kolt.ch www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'500 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien Ziegelfeldstrasse 60 CH-4600 Olten © 2012, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

KOLT

November 2012

Cover von Ruben Hollinger Illustration: Olivia Aloisi, Zürich / www.illustra.ch.ch

„Irgendwann haben wir gemerkt, dass AC/DC immer besser sein wird als wir, wenn wir Musik machen wie AC/DC“, sagt Elias von Arx, der Sänger. Also machten sie „was Neues“. Indie-Blues-Rock nennen sie ihren Stilmélange heute. Gestatten: Rag Dolls, ohne „The“, neben von Arx sind das Simon Moll und Julian Spring. „Irgendwie anders, irgendwie sexy“ heisst es über die drei Musiker auf mycokemusic.ch, deren Nachwuchs-Bandwettbewerb „Soundcheck“ die drei Oltner Jungs kürzlich für sich entscheiden konnten. Es ist der grösste solche Contest der Schweiz und wer sich da gegen die gesamte Konkurrenz durchsetzt, darf hoffen: auf die Musik-Karriere, national, international, wer weiss, wohin das führen kann. Doch es ist ein bisschen wie im Sport: Ein grosses Juniorentalent wird nicht automatisch zum erfolgreichen Profisportler. 22 Jahre alt sind sie im Schnitt und sie wissen: Der letzte und auch schwierigste Schritt ist noch nicht getan. Unsere Journalistin Franziska Monnerat hat die Rag Dolls an ein Konzert begleitet und bei dieser Gelegenheit auch erfahren, was eigentlich dieser Bandname soll. Ausserdem hat sie mit Leuten vom Fach gesprochen;

über die Aussichten der Rag Dolls einerseits, über den Zustand der Schweizer Musikszene andererseits. „Im Aufwind“, ab Seite 18. Im November wird in Olten wieder getanzt und (vor)gelesen. Die 7. Oltner Buchmesse vom 1.- 4. November hat sich nach eigenen Angaben zur grössten der Deutschschweiz gemausert, mehr dazu in unseren Previews des Monats. Bereits zum 17. Mal finden Mitte Monat derweil die Oltner Tanztage statt. Eröffnet wird die diesjährige Ausgabe mit dem Stück „From B to B“ von Thomas Hauert (Brüssel) und Àngels Margarit (Barcelona). Hauert, der im Solothurnischen aufgewachsen ist, verrät im Interview, wieso die Familien Wyss und Bosnyak aus Schnottwil eine Mitschuld daran tragen, dass er heute als international erfolgreicher Tänzer und Choreograf in Belgien lebt. Mit ihm hat für uns die freie Journalistin Sarah Jäggi telefoniert, die unter anderem auch für „Die Zeit“ oder „Das Magazin“ schreibt. „Mit dem Körper sagen, was die Sprache nicht kann“, Seite 31.

mit freundlicher Unterstützung von:

DRUCK&MEDIEN OLTEN

Olten, im Oktober 2012 Pierre Hagmann

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DRUCK&MEDIEN OLTEN

Mehr als eine Druckerei.

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Dietschi AG Druck&Medien Ziegelfeldstrasse 60 4601 Olten Telefon 062 205 75 75 Telefax 062 205 75 00 www.dietschi.ch www.oltnertagblatt.ch


INHALT

NOVEMBER 2012

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03 EDITORIAL / IMPRESSUM 06 PREVIEWS Highlights im November 2012

09 CINEMA Unmöglich, aber fantastisch // 5 Fragen an Beat Schlatter

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10 PUBLIREPORTAGE 10 pi, the place to be 12 Holz aus Überzeugung

13 DAS KLEINE JOB-INTERVIEW Mirjam Brack, Medium

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14 STADTLEBEN Reclaim (vorübergehend) the land!

16 IM EXIL Menschen aus der Region berichten aus der Welt: Lissabon, Los Angeles, Cali, Belgrad, München, Can Tho

18 Im Aufwind Drei Oltner lassen die Puppen tanzen

26 HÖREN & LESEN 26 Pedro Lenz „Ein reflexauslösender Begriff“ // Sarai Schabab „Der Tag, an dem ich meinen neuen Job bekommen habe.“ 27 Ché‘s Bro Tipps // Deeno‘s Review // Fribi‘s Metal News 28 Jörg Meier „Die zunehmende Oltnerisierung des Aargaus“ // La Vache Kili „Touristen und Tauben“ 29 Schon gelesen...? // KOLT liest...

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30 IM RAMPENLICHT 30 Auch Jazz ist nicht mehr einfach „Jazz“ // Der Klavier-Virtuose und seine emotionalen Entdeckungsreisen 31 Mit dem Körper sagen, was die Sprache nicht kann

32 FREAKS BRAUCHT DAS LAND Eiszeit

32 KOLT

November 2012

34 DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS Die besten Dinge des Monats

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PREVIEWS

LAUT&DEUTLICH ZUM SIEBTEN Poetry Slam

7. OLTNER BUCHMESSE

STROHMANN-KAUZ / LANDFROUE-HYDRANT

Die bedeutendste Buchmesse der Deutschschweiz

THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch

STADTTHEATER OLTEN www.buchmesse-olten.ch

Premiere Fr 2. November 2012, 20.15 Uhr, Sa 3. November 2012, 20.15 Uhr

SCHÜTZI OLTEN www.artig.ch

Tipp des Monats

Fr 9. November 2012

1.- 4. November 2012 Alle Informationen, Programmpunkte und Ticketverkauf unter www.buchmesse-olten.ch.

Türöffnung: 19.45 Uhr Showbeginn 20.30 Uhr Eintritt: Fr. 15.-

SCHERTENLAIB & JEGERLEHNER / SCHWÄFU – EIN STILLES GLÜCK THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch

Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

Fr 9. November 2012, 20.15 Uhr Sa 10. November 2012, 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

An der 7. Buchmesse Olten vom 1.- 4. November steht das Buch im Stadttheater im Mittelpunkt. Innert weniger Jahren hat sich die Publikumsmesse einen festen Platz im Literaturbetrieb gesichert. Mehr noch: Die Buchmesse Olten ist nach dem Rückzug der Messe Basel die bedeutendste Buchmesse in der deutschsprachigen Schweiz. Es werden im Stadttheater 10’000 Titel aus allen Bereichen der Literatur sowie zwei Dutzend Verlage präsentiert. Auch bekannte Namen werden auf die Bühne geholt: Peter Bichsel, Pedro Lenz, Thomas C. Breuer, Ariane von Graffenried, Simon Libsig, Emil und viele andere mehr. Es gibt einen Literaturclub für Jugendliche, ein tolles Kinderprogramm, Gratis-Kaffee im JURA-Café littéraire und die grösste Weihnachtsaustellung landauf und landab. Die Organisatoren erwarten an vier Tagen rund 8000 Besucherinnen und Besucher.

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CH-Premiere der neusten Produktion von Strohmann-Kauz. Die beiden Senioren Ruedi & Heinz begleiten das Publikum durch einen lustvollen Abend, voller... äh... Dings und Vergesslichkeit. Ein Landfrauenhydrant spendet nicht nur Flüssiges, sondern liefert auch den Titel für das neue Stück des umtriebigen Theaterduos Matthias Kunz und Rhaban Straumann. Während der Stoiker Heinz vor Alterssturheit (s)trotzt, hat Ruedi – der gebeugte Charmeur – sein Publikum längst um den Finger gewickelt. Mit bitterböser Heiterkeit und feinen Anzüglichkeiten, mit naiv spitzer Zunge und scharfem Sinn wird kommentiert, palavert und behauptet. «Landfroue-Hydrant» ist nach «Wasserschaden» (2006), «ungerdüre» (2008) und «Waidmannsheil!» (2010) bereits das vierte Programm des Duos. Diesmal surfen sie wieder mit Kabarett, ohne auf Tief- und Wellengang von Theater und Schauspiel zu verzichten. Komik und Tragik liegen oft nur einen Wimpernschlag auseinander und die beiden Schauspieler zeigen sich als Meister der Improvisation mit Gespür für berührende Momente. Regie führt Rolf Strub.

Die «laut&deutlich» Poetry-SlamTrilogie geht in die neue Saison. Am 9. November startet die 7. Slam-Trilogie mit dem ersten Slam. Nach der Sommerpause gehen die beliebten Dichterwettstreite im Kulturzentrum Schützi endlich wieder los. Wer wird den ersten Abendsieg nach Hause tragen und sich Punkte holen für den Trilogiesieg? Wer wird neuer Trilogiesieger und steigt zu den bisherigen Siegern auf? Durch den Abend führt das «laut&deutlich»-Duo Fabienne Käppeli und Etrit Hasler. Als Begleitband steht René Möllmer aus Wuppertal mit seinem speziellen „Lap Tapping“ Gitarrenspiel. Doch im Mittelpunkt stehen wiederum die Dichterinnen und Dichter. Sie treten auf die Bühne, performen ihre Texte und das Publikum ist die Jury. Von Berner Mundartslammern über kritische und gefühlvolle Texte bis hin zu den intensiven Performancekünstlern – es hat für jeden Geschmack etwas dabei. Speziell freuen wir uns auf Bo Wimmer aus Marburg, welcher mit seinem Bühnenpartner schon einmal bei „Wortklang“ in Olten war. Line-up: Amina Abdulkadir (Zürich), Manuel Diener (Zürich), Michele Friedli (Bern), Sam Hofacher (Bern), Ädu Merz (Burgdorf), Remo Rickenbacher (Thun), Gregor Stäheli (Zürich/ Basel), Fatima Moumouni (Zürich/ München), Anigna Hemmi (Chur), Bo Wimmer (Marburg/D) u.v.m

Lieder, Gedichte, Irrsinn Schertenlaib & Jegerlehner kämpfen gegen die Wirklichkeit. Sie vermessen die Gegenwart, tanzen über Zerbrechlichkeiten, stolpern mutig über untröstliche Melodien, stöbern gedankenverloren in ihren Beziehungskisten und erklären sich die Welt. Sie suchen Worte und Wärme. Ihre Gefühlsausbrüche sind echt und zahlreich. Sie singen zusammen: vom Hirsch, vom Traum, vom neuen Tag, von der Revolution. Und von der Liebe. Sie leben im Dorf, träumen von der Weite ihrer Gedanken. Sie pflanzen weiter Gemüse an und schöne Blumen. Sie wollen bereit sein; man weiss ja nie. Hinter dem Namen Schertenlaib & Jegerlehner steckt das Berner Komik-Duo Michel Gsell und Gerhard Tschan, das mit seiner erfrischenden Mixtur aus Charme, Schalk und Musikalität überzeugt. Poetisch, kauzig, grandios musikalisch.

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KOLT


NOVEMBER 2012 200 JAHRE STADTKIRCHE: ERZÄHLNACHT „FEUER UND FLAMME“ Ausserdem: Workshop zur Architektur der Stadtkirche für Kinder und Jugendliche

17. OLTNER TANZTAGE: „TOGETHER“

17 JAHRE TERMINUS CLUB MIT DJ LEE VAN DOWSKI

SCHÜTZI OLTEN www.tanzinolten.ch

Bassport-Party TERMINUS CLUB, OLTEN www.terminus.ch

14. - 18. November 2012 HISTORISCHES MUSEUM OLTEN Konradstrasse 7 4600 Olten 062 212 89 89 www.historischesmuseum-olten.ch

Tickets ab 2. November 2012: Bernheim Damenmode Olten, Hauptgasse 30, Tel. 062 205 41 41, www.tanzinolten.ch

Sa 17.November 2012 23 Uhr

MNOZIL BRASS Musik-Show

Erzählnacht am 9. November 2012, 20-21 Uhr Workshop am 24. November 2012, 14-17 Uhr

STADTTHEATER OLTEN www.stadttheater-olten.ch www.mnozilbrass.at

Ausstellung bis 24. Februar 2013 (Öffnungszeiten Di bis Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr)

Fr 16. November 2012 20 - 22.15 Uhr

Das Programm:

Im Rahmen der Ausstellung zum Jubiläum der Oltner Stadtkirche St.Martin, die über den Bau, die Geschichte und die Ausstattung des Gotteshauses informiert, finden zwei spannende Veranstaltungen statt: Erzählnacht „Feuer und Flamme“ Legenden und Geschichten für Kinder und Familien zum Thema „Feuer und Licht“ aus verschiedenen Kulturen, vorgetragen von der bekannten Geschichtenerzählerin Irene Briner. Mit Vorführung von Lichtgerät. Workshop zur Architektur der Stadtkirche für Kinder und Jugendliche im Historischen Museum Olten und in der Stadtkirche. Leitung: Janine Strasser. Bauleute und Handwerker haben die Stadtkirche vor 200 Jahren mit vielen schönen Zierelementen geschmückt. Im Workshop lernen wir einige dafür nötige Werkstoffe und Techniken kennen.

KOLT

November 2012

Mittwoch, 14. November 2012 20 Uhr, offizielle Eröffnung, Thomas Hauert der Compagnie ZOO aus Brüssel präsentiert gemeinsam mit der bekannten spanischen Tänzerin Àngels Margarit aus Barcelona die Produktion „FROM B TO B“. Donnerstag, 15. November 2012 20 Uhr, Kulturaustausch Olten - San Diego, mit Norbert Lehmann, Rhythm Talk, Olten und der Tanzgruppe Mojalet Dance Collective von Faith JensenIsmay aus San Diego Freitag, 16. November 2012 20 Uhr, Cie. 7273, Laurence Yadi und Nicolas Cantillon, Genf /F-Gaillard, mit der Produktion „NIL„ (Schweizer Tanz- und Choreografiepreis 2011 durch PROTANZ). Samstag , 17. November 2012 20 Uhr, Teatrodanza Tiziana Arnaboldi, Ascona, mit „ATTESA NI NA NA“. Nach dem literarischen Werk von Samuel Becketts „Warten auf Godot“. Sonntag, 18. November 2012 19 Uhr, Dakini Dance Projects, Susanne Daeppen und Christoph Lauener, Biel, mit „SILK“. Jörg Mollet, der Oltner Künstler, schuf dazu ein grossartiges Bühnenbild. Siehe auch Interview auf Seite 31

Mnozil Brass aus Österreich, die originellste Bläserformation Europas, zu beschreiben, ist schier ein Ding der Unmöglichkeit, ganz einfach aus dem Grunde, weil jedes Konzert, jede Aufführung anders sein wird und ist, weil jede Darbietung von der Spontaneität der sieben Burschen auf der Bühne und von der Stimmung im «Lokal » getragen wird. In Wien gibt es direkt gegenüber der Musikhochschule ein Wirtshaus und das heisst Mnozil. Dort trafen sich sieben Burschen aus den österreichischen Bundesländern, die drei Dinge vereinte: Sie hatten Durst, sie studierten vis-à-vis und sie spielten «angewandte Blasmusik». Nichts ist geschrieben, nichts ist geplant, alles lebt vom sagenhaften Ideenreichtum. Egal, was daherkommt, es wird durchgezogen und zwar bis zum Ende: Ob Jazz oder Ländler, ob Volksmusik oder Pop – bei jedem spontanen Arrangement lebt die Bühne, bebt der Saal.

17 Jahre sind eine lange Zeit – 17 Jahre im Nachtleben sind eine Ewigkeit! Bevor das Terminus nun nach menschlichen Massstäben im nächsten Jahr erwachsen wird, soll noch einmal gehörig gefeiert werden. Zum Geburtstagsjubiläum kehrt das Terminus immer zu seinen Wurzeln zurück und diese liegen in der elektronischen Musik. Vor allem die Bassport-Parties haben weit über die Region hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt. Was wäre da naheliegender als die Bassport-Crew für das Jubiläum zu engagieren? Wer die Bassport-Serie kennt, weiss, dass immer DJs/Produzenten von internationaler Klasse dabei sind. Dieses mal zu Gast: Lee Van Doswki von Lucianos Label Cadenza Records. Natürlich wird’s zum Jubiläum noch die eine oder andere kleine Überraschung geben. Fazit: Wer’s verpasst hat’s verpasst! // Bassport: 17 YEARS TERMINUS with Lee Van Dowski // Special Guest: LEE VAN DOWSKI (Cadenza Records) // Support: DJ Manual | Claudio | Noromal & Christian Durdek // Soundline: Electronic Music // Deep-House, Tech-House, Techno // Afterhour with Bassport-DJs @ Manhattan Bar, Olten

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PREVIEWS

NOVEMBER 2012 KATJA SCHENKER / DISTELI-DIALOG 2

SINFONIEKONZERT DES STADTORCHESTERS OLTEN Solistin: Noémie Rufer, Violine KONZERTSAAL OLTEN www.stadtorchester-olten.ch

KUNSTMUSEUM OLTEN www.kunstmuseumolten.ch

So 18. November 2012, 17.00 Uhr

25.11.2012 bis 27.1.2013 Vernissage: 24.11., 18.30 Uhr Öffnungszeiten: Di–Fr 14–17 Uhr ; Do 14–19 Uhr ; Sa/So 10–17 Uhr Vom 5. bis 24. November ist das Museum wegen Ausstellungsumbau geschlossen. Besichtigung der DisteliAusstellung auf Anfrage möglich.

Das Programm umfasst das Violinkonzert D-Dur op. 61 von L. v. Beethoven (1770-1827) mit der bekannten jungen Solistin Noémie Rufer sowie die Sinfonie Nr.  40 g-moll KV 550 von W.  A. Mozart (1756-1791). Das Stadtorchester Olten, diesmal mit 38 MusikerInnen, davon 22 engagierte Amateure und 16 Profis, meistens Musiklehrpersonen der weiteren Region, spielt unter der bewährten Leitung von André Froelicher. Schon zum wiederholten Mal ist Noémie Rufer, geboren 1985 in Jegenstorf (BE), geschätzte und gefeierte Solistin beim Stadtorchester Olten. Sie ist Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe. Seit August 2010 ist sie Mitglied im Tonhalle-Orchester Zürich. Vier leise Paukenschläge eröffnen das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven. Sie sind formbildend, halb Klang, halb Pulsation der reinen Natur, und werden 75 Mal im Laufe des Satzes wiederkehren. Die g-moll Sinfonie KV 550 von Wolfgang Amadeus Mozart zeugt von einer grossen inneren Unruhe: pochende Achtelbewegungen im ersten Satz, das fallende Halbtonmotiv mit der fragenden aufsteigenden Sexte, die kühne Modulation nach fis-moll in der Durchführung. Zu diesem spannenden Konzert lädt das Stadtorchester Olten seine vielen treuen Konzertbesucher und alle musikinteressierten Kreise der Region Olten freundlich ein.

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bis 4.11.2012

...WIE DER SCHATTEN DAS LICHT... / DISTELI-DIALOG 2

Eintrittspreise: Erwachsene Fr. 30.–/25.– Jugendliche Fr. 20.–/15.– Kinder gratis Vorverkauf ab 8. 11. Olten Tourismus, Frohburgstrasse 1, 4603 Olten, info@oltentourismus.ch, Tel. 062 213 16 16

G. PECHET REBER / KANTENREITER

Noch bis Anfang November zeigt die Schweizer Künstlerin Katja Schenker (*1968) eine speziell für Olten entwickelte, sich über zwei Stockwerke erstreckende Installation, die eine Serie grossformatiger Bleistiftzeichnungen einschliesst. In der Ausstellungsreihe «DisteliDialog» konfrontieren wir mit Ernst Thoma (*1953) zum zweiten Mal einen zeitgenössischen Künstler mit dem Werk des Oltner Zeichners Martin Disteli (1802–1844). Ausgangspunkt ist das spannungsreiche Verhältnis des liberalen «Pfaffenfressers» zu Religion und Kirche. Unter einem Titel, der Rafik Schamis Roman «Der ehrliche Lügner» entlehnt ist, begegnen sich in der grossen Winterausstellung «...wie der Schatten das Licht...» herausragende Werke aus der Sammlung und zeitgenössische Positionen. Sie widmen sich den Themen, die wir mit dem Hellen und Dunklen verbinden: Licht und Schatten, Schwarz und Weiss, Hitze und Kälte oder Leben und Tod.

Buchvernissage mit Konzert SCHÜTZI OLTEN www.schuetzi.ch Do 29. November 2012 20.00 Uhr Türöffnung und Barbetrieb ab 19.00h Freier Eintritt

BERND KOHLHEPP SPIELT SCHILLER / DIE RÄUBER ODER SO THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch Fr 30. November 2012, 20.15 Uhr Sa 1. Dezember 2012, 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

G. Pechet Reber lässt Rumba, sein Alter Ego, nicht klagen, und wenn es doch einmal zur Anklage kommt, ist sie im Gewand eines Simplicissimus, eines Schwejk oder Felix Krull kaschiert. Immer wieder darf man hoffen, es möge jetzt doch eine Wende zum Guten nehmen in diesem unsteten Dasein, aber so richtig gut kommt es nie, und das ist gut so – für Rumbas Lebensentwurf, für die Authentizität und Glaubwürdigkeit dessen, was uns da geboten wird. Der Roman ist autobiografisch. Er beginnt in Herzogenbuchsee, wo Pechets geboren wurde. Seine Mutter hat jenische Wurzeln, sein Vater ist Musiker. Pechet beginnt früh mit einer Heimkarriere. Er ist den Behörden ein Dorn im Auge. In Olten startet er eine Lehre in der Schlachterei, wo auch sein Vater arbeitet. Im "Chöbu" spielt sein Vater Musik. Pechet will Musiker werden, Schlagzeuger.Es verschlägt ihn nach einem längeren Gefängnisaufenthalt in Rom, später kehrt er nach Olten zurück. Sein Erzählstil fesselt, begeistert. Hier liegt ein Buch vor für alle, die Männerwelten und unbegründeter Lebensfreude etwas abzugewinnen vermögen. Ein Event des "Wortwelten-Kollektivs" in Zusammenarbeit mit dem Verlag Edition Hartmann, Buchhandlung Schreiber, art i.g. und dem Kulturzentrum Schützi Olten. Mehr Infos: www.editionhartmann.ch

Man kennt das Künstler-Chamäleon Bernd Kohlhepp als Elvis, Hämmerle oder Schwaben-Swing-Sänger. Der Tübinger Kabarettist, der in Zofingen geboren wurde, hat viele Gesichter. Mit «Die Räuber oder so...» zeigt er einen Crossover zwischen Kabarett und Schauspiel. Schräg, witzig und speziell. Seinem Lieblingsdramatiker Friedrich Schiller hat er schon auf einer CD in der Originalsprache schwäbisch gehuldigt. Jetzt spielt er «Die Räuber». Alleine. Und zwar sämtliche. Dem wild gestrickten SchillerErstling gewinnt der kabarettistische Blick verwegene Bezüge ab. Schillers Räuber aus dem Pantheon auf die Kabarettbühne. Geht nicht? Sie werden sich wundern. «Dem Manne kann geholfen werden», lautet der letzte Satz im Stück. Das gilt nicht für Kohlhepp, ihm ist nicht mehr zu helfen. Was er da als Einzeldarsteller auf die Bühne stellt, das ist eine perfekte Hoch- und Glanzleistung.

November 2012

KOLT


CINEMA

KUMA AUT 2012 // DRAMA 22.-26.11., Kino Lichtspiele Auf den ersten Blick sieht man sich inmitten einer ausgelassenen Hochzeitsfeier in einem türkischen Dorf – wenn da nicht die Zweifel in den braunen Augen der Braut wie auch die Kommentare der österreichischen Verwandten wären... Der junge Regisseur Unmut Dag, der mit „Kuma“ die Panorama-Schiene der diesjährigen Berlinale eröffnete, thematisiert Bereiche, die in der türkischen Gesellschaft einen ganz anderen Stellenwert haben als bei uns. Vor allem geht es um die Rolle der Frauen und Mütter.

ON THE ROAD USA 2012 // ADVENTURE Ab 1. November, youcinema Jack Kerouacs Roman „On the road“ gilt als Manifest der Beat-Generation – und lange galt das Buch auch als unverfilmbar. Regisseur Walter Sales hats trotzdem gewagt. Die Reaktionen auf seinen Versuch sind durchzogen. Der Spiegel etwa schreibt abschätzig: „Hipster auf Kaffeefahrt“. Die Geschichte ist dieselbe geblieben: Der junge Schriftsteller Sal Paradise (Sam Riley) reist mit einem Kumpel und seiner Freundin Marylou (Kristen Stewart) durchs Amerika der 50er und zelebriert Sex, Drugs and Jazz.

5 Fragen an... BEAT SCHLATTER, Schauspieler und Drehbuchautor

Unmöglich, aber fantastisch Was ist der Fantastische Film? Das 2. youcinema fantastic film festival yfff vom 1.- 4. November in Oftringen zelebriert ein Genre, das mehr als Zombies und Splatter zu bieten hat.

Was ist Ihr Lieblingsfilm? Ich habe wahnsinnig viele Lieblingsfilme. Zu den Top 100 gehört sicher „Heat“ mit de Niro und Pacino.

von Martin Iseli/ph

S

eit kurzem ist der Oltner Konrad „Kinokoni“ Schibli Hausherr im youcinema5 in Oftringen, nun wird dort am 2.yfff vier Tage lang das „Fantastische“ zelebriert, inklusive Wettbewerb für Nachwuchsfilmschaffende. Die Fantastik – vielfach wird sie mit Fantasy gleichgestellt, aber die boomende Sparte um Hobbits, Harry Potter und Co. ist nur ein Teil des fantastischen Genres. Gruselgeschichten, Sci-Fi, Monster, Bestien, Thriller, Splatter, Horrorkomödien, Zombies – all das findet unter dem weiten Mantel der Fantastik Platz. Jedes Grimm-Märchen bietet genug Stoff für einen Fantastischen Film – und es erstaunt nicht, dass schon bald nach der Erfindung der laufenden Bilder die Filmemacher sich richtiggehend auf gruselige Stoffe stürzten. Der Bogen spannte sich von Nosferatu zu Charles Chaplin; Frankenstein, Drakula, Laurel & Hardy und andere haben längst ihren festen Platz im Olymp der 7. Kunst. Schauerliche Monster und SlapstickKlamotten beherrschten die Filme in der ersten Hälfte des letzten Jahrhun-

derts – und Alfred Hitchcok, der unbestrittene Meister des Fantastischen, steht bis heute sehr hoch im Kurs. Die Genre-Filmer vermischen gerne Realität mit Erfundenem. Der bewegende Streifen „Der Verdingbub“ etwa basiert auf Tatsachen, ist aber trotzdem ein Fantastischer Film mit erfundenem Drehbuch. Hauptdarsteller und yfff-Jurymitglied Max Hubacher wird persönlich in Oftringen seinen Film präsentieren. In der Premieren-Sektion des Festivals setzt der aktuelle spanische Blockbuster „The Impossible“ (Bild) einen Schwerpunkt – die wahre, aber völlig frei in Szene gesetzte Geschichte einer Familie, die in Thailand 2004 in die verheerende Tsunami-Katastrophe gerät, ist ein typischer Vertreter dieses prosperierenden (Sub-)Genres. Und, wie es scheint, auch ein guter Streifen: Bei der Weltpremiere am Toronto Filmfestival im September wurde der Film mit Standing Ovations geehrt.

Was ist der schlechteste Film, den Sie je gesehen haben? Ich mag keine Sauglatt-Komödien wie „Der Schuh des Manitu“. Bei welchem Film hätten Sie gerne die Hauptrolle gespielt? Lassen wir Hollywood mal weg und nehmen was Realistisches: Ich hätte gern anstelle von Emil Hegetschweiler im alten Schweizer Film „Die Bäckerei Zürrer“ gespielt. Mit welchem Filmstar würden Sie am liebsten einmal einen Kaffee trinken? Statt einem Kaffee lieber eine Flasche Weisswein, am liebsten mit Gérard Depardieu. Worüber würden Sie gerne einen Film drehen? Ich bin schon dran: eine Komödie namens Hotel Rex über zwei Brüder, die ihr Hotel vor dem Konkurs zu retten versuchen, indem sie daraus ein Puff für Frauen machen.

youcinema fantastic film festival

„Bin gleich zurück“: Komisches aus

u.a. mit THE IMPOSSIBLE, ESP 2012 1.- 4. November, Oftringen

dem Leben von Beat Schlatter, geschrieben von Stefan Pörtner.

Das ganze Oltner Kinoprogramm für den Monat September auf www.youcinema.ch / www.lichtspiele-olten.ch

Olten • Oftringen • Brugg

Planen Sie Ihren nächsten Anlass im Kino! Deliah Kyburz General Manager Red Carpet Telefon+ 41 62 788 50 00 KOLT

November 2012

Direkt +41 62 788 50 39

deliah.kyburz@youcinema.ch www.redcarpetcinema.ch

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PUBLIREPORTAGE

Modern und doch gemütlich - und mit einem frischen kulinarischen Angebot: pi smart food ist eine weitere Bereicherung für die rechte Stadtseite.

pi, the place to be Von der Fachhochschule bis zum Bahnhof lädt eine Reihe an feinen Restaurants zum Essen und Verweilen ein. Seit September reiht sich neu „pi smart food“ vom Hotel Amaris in diese Kette ein mit einem bedienten Selbstwahlkonzept. Das Hotel öffnet sich mit diesem Lokal der Öffentlichkeit mit täglich frischen Produkten.

V

Kontakt Pi smart food Hotel Amaris Tannwaldstrasse 34 4600 Olten Schweiz Tel. 062 287 56 56 Web www.hotelamaris.ch/pi Mail pi@hotelamaris.ch Öffnungszeiten Montag bis Freitag: 7.00 - 19 Uhr Samstag und Sonntag: 7.30 - 11 Uhr zum Frühstück und Brunch geöffnet

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or 8 Jahren eröffneten Silvia Holzmann und René Müller das Hotel Amaris an der Tannwaldstrasse. Im Frühjahr dieses Jahres wurde die fast 100 m2 grosse Spa-Suite mit allem erdenklichen Komfort wie Whirlpool, InfrarotSauna und einer Dampfdusche fertig gestellt. Das ursprünglich als Garni gewachsene Hotel möchte sich jetzt öffnen und trumpft seit September mit dem modern konzipierten Lokal „pi“ auf, das Gäste jeder Couleur herzlich empfängt. Holzmann und Müller haben sich im In- und Ausland von Selbstwahlrestaurants inspirieren lassen und viel Herzblut in das neue Restaurant gesteckt.

pressten Fruchtsäften. Die Bagels haben wir vergessen, beispielsweise den New York Bagel mit irischem Rauchlachs. All das zusammen gab es so nicht in Olten, erst recht nicht zu diesen Preisen (Kaffee Crème Fr. 3.80 und zum Mitnehmen für Fr. 3.-) .

HÖCHSTE QUALITÄT AUS EBIKON UND LONDON

Das „pi“ ist solch ein Lokal, welches wir in einem fremden Land aufsuchen, um mal kurz im Reiseführer zu blättern, das kostenlose Wireless auszunutzen, um den Bekannten zuhause die Sonnenuntergang-Fotos zu schicken, einen Happen zu essen, weil wir nun doch schon seit drei Stunden Ausflugsziele und Reiserouten notieren und dann nach dem vierten Kaffee überrascht sind, wie wenig der kurzweilige Nachmittag

„pi“ wirbt an bester Lage mit frischen Salatkreationen (Beispiel: asiatischer Nudelsalat mit Krevetten oder Poulet, Pilzen und frischem Gemüse), Kaffeespezialitäten (aus dem Hause Rast aus Ebikon – ja, das ist der Röster des Jahres 2010) und feinstem Tee-Genuss (aus dem renommierten Londoner Teehaus Tea Palace) sowie frisch ge-

gekostet hat. Als lokale Kenner wissen wir – wir sind vielleicht Studenten – dass es sich im „pi“ am langen Tisch leicht lernen lässt nach einem günstigen, aber leckeren Sandwich. Wer will, lässt sich an ausgewählten Montagabenden an der Hotelbar mit einem Drink zu Live-Jazz verwöhnen.

LESEN UND DIE ZEIT VERGESSEN Diese frische Qualität geniessen die Gäste entweder im modern, aber gemütlich eingerichteten „pi“ und beobachten das rege Treiben der vobeiziehenden Passanten oder sie nehmen ihre Auswahl in der Einwegverpackung mit für späteren Genuss.

November 2012

KOLT


KULTURSPLITTER

MONATSTIPPS DER MAGAZINE AUS AARAU | BASEL | BERN | LUZERN | ST. GALLEN | VADUZ | WWW.KULTURPOOL.BIZ

BASEL: COMICS DELUXE! 1984 wurde die Schweizer Comic-Zeitschrift Strapazin gegründet, zu einer Zeit, als Comics noch als Kinderkram oder Schund galten und kaum als eigenständige

LUZERN: AUF DEN SPUREN DES KLANGES

AARAU: SECONDOFESTIVAL

Kunstform ernstgenommen wurden. Wie das Magazin

Mit ihm fing alles an: Mit dem Auftritt des Pierre Fav-

Das Zusammenleben zwischen den Kulturen und die

dennoch zu einer Erfolgsgeschichte wurde und sich zu

re Trios 1968 fand der freie Jazz den Weg nach Willi-

Träume und Visionen von Menschen mit Migrations-

einem höchst angesehenen Organ der Szene im In- und

sau. Seine Solokonzerte führten ihn um die ganze Welt,

hintergrund will das nationale Secondofestival auf der

Ausland entwickelte, ohne seine Wurzeln im Under-

doch blieb er mit der europäischen Musik stets eng ver-

Bühne thematisieren. Bereits zum sechsten Mal findet

ground zu verlieren, das ist in der aktuellen Ausstel-

bunden. Durch seine intensive Auseinandersetzung

dieser Wettbewerb für Theaterproduktionen von und

lung im Basler Cartoonmuseum und einem attraktiven

mit der Jazztradition, mit freier Improvisation und ver-

mit Secondos statt – dieses Jahr im Theater Tuchlaube

Begleitbuch zu erfahren.

schiedenen Kulturen hat Pierre Favre zu seiner ganz

in Aarau. Neben den Wettbewerbsaufführungen sind

<Comics Deluxe! Das Comic-Magazin Strapazin>:

eigenen Musiksprache gefunden. Der Perkussionist,

Gastproduktionen aus Deutschlang und der Schweiz zu

Sa 10.11. bis So 3.3.2013,

Schlagzeuger und Komponist hat sich und uns neue

sehen, unter anderem «ArabQueen», einer Produktion

Cartoonmuseum Basel, www.cartoonmuseum.ch

Räume erschlossen.

von Heimathafen Neukölln/Berlin.

Gleichnamige Publikation zur Ausstellung: Hg. Cartoon-

Pierre Favre Solo Percussion: FR 23. November, 20 Uhr,

Es ist die Geschichte von Mariam und der Zerreisspro-

museum, Christian Gasser, Annette Gehrig, Christoph

Stadtmühle Willisau.

be, zwischen muslimischer Tradition und Emanzipati-

Merian Verlag, Basel, 2012. 23 x 30 cm, 144 S., ca. 100

Reservationen: troxler@jazzwillisau.ch

on von der eigenen Familie.

Abb., gb., CHF 19 (ab 10.11. CHF 29).

Aarau, Theater Tuchlaube, 9.–17. November,

Ausstellungs- und Buchvernissage: Fr 9.11., 18.30

Infos unter www.tuchlaube.ch, www.secondofestival.ch

OSTSCHWEIZ: KURZ UND SPANNEND Man sieht den Erfolg den Zahlen an: 15500 Besucherinnen und Besucher wurden 2011 gezählt, 2008 waren es noch 12500 gewesen. Auch das Budget nahm in dieser

BERN: RENDEZ-VOUS BUNDESPLATZ

Zeit um rund einen Viertel auf 720000 Franken zu – im-

Bunte Bilder werden auf das Bundeshaus projiziert,

mer noch wenig für ein ausgewachsenes Filmfestival.

und dafür versammeln sich täglich hunderte Menschen

Und das sind die Kurzfilmtage Winterthur definitiv.

auf dem dazugehörigen Platz und schlürfen Glühwein.

3800 Filme aus über hundert Ländern sind bei der 16.

Wird da vorweihnächtliches Harmoniebedürfnis und

VADUZ: EINE LEGENDE IST ZURÜCK

Durchführung zu sehen (im Bild der luxemburgische

Sandstein-Patriotismus verheiratet, dass einem die

Louis Jäger gehört zu den renommiertesten Künstlern

Film «En Dag am Fräien» im internationalen Wettbe-

Kitschporen vereitern? Den Spöttern fällt bei «Rendez-

Liechtensteins. Seine letzte Ausstellung liegt viele Jahre

werb). Schwerpunktprogramme gelten diesmal dem

vous Bundesplatz» das Nasenrümpfen leicht, keine

zurück. Dank der Überredenskunst eines Museumslei-

Balkan, der Zukunft des Kapitalismus, dem Liebeskum-

Frage. Wer die Show der Starlights GmbH aber letztes

ters sind die Werke des bescheidenen Künstlers bis 18.

mer oder dem Auto. Und das Ganze verteilt sich auf

Jahr bereits gesehen hat, wird sie auch dieses Jahr nicht

November im Domus in Schaan zu sehen. Zu sehen sind

sechs statt wie bisher fünf Tage.

verpassen. Sie ist nämlich ganz schön spektakulär.

vor allem Aquarelle und einige Ölbilder.

Internationale Kurzfilmtage Winterthur

Bundesplatz, Bern.

Louis Jäger, Domus Schaan,

6. bis 11. November, diverse Spielorte

Bis 27.12., täglich 19 und 20.30 Uhr, ausser 25. und 26.11.

Ausstellung bis 18. November

Mehr Infos: www.kurzfilmtage.ch

www.rendezvousbundesplatz.ch

KOLT

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PUBLIREPORTAGE

Holz aktiviert die Sinne – genau dies ist auch Konzept und Sinn von Möbel-Lab.

Holz aus Überzeugung Die Architektin Vesna Kosoric designt gemeinsam mit Kunden Möbel nach Mass aus Massivholz und Edelstahl. Im Fokus stehen neben der Funktionalität und der Ästhetik auch die Verantwortung gegenüber der Umwelt und ein gesunder Wohn-und Lebensraum. In der Marktgasse hat sie kürzlich den Showroom „Möbel-Lab“ eröffnet. Ein Besuch lohnt sich.

Kontakt Haus zum Adler Marktgasse 34 4600 Olten Schweiz Tel. 062 558 76 22 Mobile 079 271 27 68 Web www.moebel-lab.ch Mail info@moebel-lab.ch Öffnungszeiten Montag bis Freitag: 16-19 Uhr Samstag: 10-16 Uhr

V

esna Kosoric ist Architektin mit einem Doktor in Nachhaltigem Bauen. Ihre Leidenschaft ist die Kreation von komfortablem und gesundem Wohnraum. Die Designerin verwendet für ihre Objekte aus Überzeugung vorwiegend Holz, weil dieses Material direkte Wirkung zeigt auf unsere Wohlbefindlichkeit, Gesundheit und unser Komfortgefühl. Holz aktiviert unsere Sinne. Genau dies ist Konzept und Ziel von MöbelLab. Form, Farbe und die Textur des Materials haben nicht nur Einfluss auf das Design, sondern auch auf den emotionalen Effekt, welchen Holz mit seiner Wärme und Ausstrahlung in unserer Umgebung eben erzeugen kann.

HÖCHSTE FLEXIBILITÄT Möbel-Lab gibt sich den gleichen, hohen Anspruch an das Design eines Möbelstücks wie der Architekt an seinen Entwurf beim Bau eines Hauses: Die Kunden und deren Bedürfnisse

12

stehen im Zentrum des Entstehungsprozesses und entwickeln gemeinsam mit Möbel-Lab ihre eigenen individuellen Wohnobjekte. Diese Flexibilität finden wir hierzulande kaum – oder sie wird sehr schnell sehr teuer.

VOM ENTWURF ZUM FINALEN DESIGN In der Entwurfsphase fokussiert sich Vesna Kosoric auf die Benutzer, deren Bedürfnisse, Ideen und Emotionen. Während der Entstehungs- und Entwicklungsphase werden die Grenzen des Konventionellen ausgelotet. Das finale Design soll ein Gleichgewicht von Materialeigenschaften, Ästhetik und Funktionalität erzielen und ein persönliches, unkonventionelles und zeitloses Möbelstück schaffen. Gleichzeitig möchte Vesna Kosoric mit ihren Objekten und ihrer Herangehensweise erreichen, dass wir unser Umweltbewusstsein stärken und unser alltägliches Verhalten gegenüber der Natur überdenken.

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DAS KLEINE JOB-INTERVIEW

»Das Leben hier ist ein wunderbarer Ausflug« Mirjam Brack, 40, aus Hägendorf kommuniziert in ihrem Berufsalltag mit Toten und betreibt eine eigene Schule für spirituelle Entwicklung, Medialität und Trance-Heilen. Schon als Kind hat sie gemerkt, dass sie mehr sieht als andere.

OLTEN über die Welt

Interview von Pierre Hagmann Foto von Yves Stuber

W

as wollten Sie werden, als Sie ein kleines Mädchen waren? Ich wusste lang nicht, was ich werden wollte. Schon als Kind habe ich aber Dinge wahrgenommen, die andere nicht bemerkten, das hat mir auch Angst gemacht.

Grundsätzlich ist es so, dass die geistige Welt konstant präsent ist, wir sind immer umgeben von Leuten, die nicht mehr „da“ sind. Bevor ein Kunde zu mir kommt, bitte ich ihn, die gewünschte Person an unsere Sitzung

Wie kam es, dass Sie heute als Medium arbeiten? Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mir sagte: Jetzt musst du lernen, damit umzugehen, sonst kannst du das nicht mehr handlen. Ich habe deshalb nach dem KV eine Ausbildung in Bern unter anderem in Medialität und Spirituellem Heilen gemacht. Anschliessend hab ich mich in diesem Gebiet selbstständig gemacht, heute führe ich in Olten die Praxis „Aum-Turya“ wie auch die Schule „Aura Mystica“. Wer sind Ihre Kunden? Viele kommen aus Zürich, Bern, Basel, eigentlich aus der ganzen Schweiz, nur aus der Region fast niemand. "Ich lasse die geistige Welt reden und gebe das Vielleicht haben die Oltner Angst, Gesagte dem Kunden weiter": Mirjam Brack. dass man sieht, wie sie in meine Räumlichkeiten kommen (lacht). einzuladen. Es klappt praktisch imEtwa die Hälfte aller Kunden sind mer, dass ich die- oder denjenigen Männer, viele zwischen 35 und 50 Jahplatzieren kann. ren, die für eine Standortbestimmung zu mir kommen. Platzieren? Ich beschreibe dem Kunden, wen ich sehe oder spüre, und Sie bieten ausserdem Spirituelles Heiwenn der Kunde daraufhin weiss, um len und Jenseitskontakte an. Wie nehwen es sich handelt, dann kann die eimen Sie Kontakt auf ins Jenseits? gentliche Kommunikation beginnen.

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Und wie läuft die ab? Ich lasse die geistige Welt reden und gebe das Gesagte dem Kunden weiter. Als Basis brauchts viel Konzentration, die man halten muss. Ich habe gelernt ein- und auszuschalten. Ausschalten ist wichtig für die eigene Gesundheit. Sehen Sie Geister? Ich nenne sie Geistwesen, das sind übrigens nicht nur Tote. Oft ist es eher ein Hellwissen denn ein effektives Sehen. Spüren ist jedoch viel wertvoller. Denn das Wichtigste einer Person ist die Essenz. Und die ist nicht sicht- sondern spürbar. Ich wünsche mir, dass die Menschen ihre eigene Essenz wieder stärker wahrnehmen. Die Menschen reisen überall hin und konsumieren nonstop, verstehen dabei ihr Innerstes, ihr Wesen nicht mehr. Das ist wie zugekleistert. Darum können viele nicht mehr auf ihre eigenen Gefühle hören. Was sagen Sie Leuten, die nicht ans Jenseits glauben? Nichts, das ist doch auch okay. Das gibts nichts zu beweisen, entweder man glaubt daran oder nicht. Es stört mich hingegen, wenn sich Leute vor mir fürchten und das kommt vor. Was glauben Sie, was nach dem Tod passiert? Das wird ein Nachhausegehen, wirklich zuhause bin ich in der geistigen Welt. Das Leben hier ist ein wunderbarer Ausflug.

Am 6. November wird gewählt. Barack Obama oder Mitt Romney – auf wen hoffen Sie? Marion Rauber, 46, Dulliken Auf Barack Obama. Erstens, weil Barack wenigstens etwas Farbe ins weisse Haus bringt und zweitens, weil Michelle an der Inaugurationsfeier sicher wieder ein Kleid aus St.Galler-Spitze trägt und somit die Schweizer Wirtschaft ankurbelt. Dusan Nedeljkovic, 28, Olten Auf Barack Obama, trotz vieler Enttäuschungen. Romney steht für die Wirtschaftspolitik der letzten 30 Jahre und somit für eine weitere Vergrösserung der Kluft zwischen arm und reich. Andreas Keller, 29, Olten Ich hoffe, dass Obama das Rennen macht und seine zweite Amtszeit antreten kann. Die politschen und wirtschaftlichen Reformen, die er in den letzten vier Jahren eingeleitet hat, halte ich grösstenteils für richtig. Zudem ist Obama der wesentlich charismatischere Typ als Romney und besser geeignet, die USA in der Weltöffentlichkeit zu repräsentieren. Fabienne Hoerni, 37, Olten Auf Barack Obama. Weil alles andere will ich mir gar nicht vorstellen.

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STADTLEBEN

OLTEN SÜDWEST

Reclaim E

(vorübergehend)

the land! Text von Matthias Sigrist Foto von Yves Stuber

„Das Ghetto ist programmiert und wird eines Tages das Sozialamt beschäftigen.“ SP-Gemeinderat Daniel Schneider im Oltner Tagblatt vom 22.09.2012 Also sorgen wir dafür, dass das Gelände bereits jetzt zu leben beginnt und sich positiv entwickelt.

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ine Brache, soweit das Auge reicht. Eine leidige Geschichte um Nicht-Käufe, Ghetto-Bildung durch einen Billig-Wohnungs-Investor und Unvermögen von Planungsund Regierungsbehörden. Willkommen in Olten SüdWest! Nun scheint sich aber was zu tun, in den Weiten der ehemaligen „Cementi“. Oder eben schon wieder nicht – wie nämlich zu vernehmen war, wurde das Baugesuch der ersten Überbauungsetappe des Projekts bereits sistiert. Die Bauherrschaft und die Stadt sind sich über die Kostenaufteilung der Erschliessung nicht einig, heisst es. Was auch immer hinter den Kulissen nicht so läuft, wie es laufen sollte: Die

Geschichte geht in die nächste Runde. Doch bis es denn endlich zum Spatenstich kommt, könnte dieses wunderbare Gelände (Grösse ungefähr 250'000 m2 oder rund 35 Fussballfelder) doch auch mit Zwischennutzungen bespielt werden. So wie in anderen Städten, welche Zwischennutzungen sogar als Instrument des Standortmarketings fördern (siehe auch KOLT Nr. 5/2011). Ab nächstem Sommer bespielt ja die Spektakeltruppe „Karl’s Kühne Gassenschau“ einen kleinen Teil des Areals mit ihrem aktuellen Stück „Fabrikk“ – daneben gäbe es aber noch mehr als genügend Platz. Hier einige Vorschläge aus der KOLT-Redaktion:

„Es braucht junge Leute die etwas reissen wollen.“ Stadträtin Iris Schelbert in KOLT 10/2012 Also los, ihr jungen Wilden! Reisst was an, statt nur es-istnichts-los-klagend vor der Glotze zu hängen!

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STADTLEBEN

„DRÄCHELE“, FRISBEE SPIELEN ODER SICH EINFACH GEMÜTLICH HINLEGEN

+ FREILUFT-THEATERBÜHNE + FREILUFT-KUNST + OPENAIR-KONZERTE UND -PARTIES, EVTL. IN EINEM FIXEN ZELT + DIRT-JUMP-PARK ODER BMX-BAHN + SCHREBER- ODER GEMEINSCHAFTSGÄRTEN. STICHWORT: URBAN GARDENING + RASENFLÄCHEN FÜR ZUM

+ LAUSCHIGE GRILLPLÄTZE Die Liste ist beliebig erweiterbar – und soll Ansporn sein, tatsächlich was anzureissen auf unserer berühmtesten Brache. Wir sind sicher: Bei überzeugenden Ideen und Konzepten ist Grundeigentümer Bachmann nicht abgeneigt, solche Zwischennutzungen zu ermöglichen. Schliesslich gäben sie seinem Gelände einen positiven Anstrich.

„Was dort unten passiert, interessiert die Leute.“ FDP-Gemeinderat Heinz Eng im Oltner Tagblatt vom 22.09.2012

VO E N N D KL GE IE B W Ch Ah Eu E L EN A tI y E DEpLI LA s rs N …

PA ZEN UL T R K U BE LE M RN E

GOLFPLATZ, DRIVING RANGE

Bildausschnitt: rosemary Laing, weather #5—2006 Courtesy Galerie Conrads, Dusseldorf and Galerie Leong, New York © Rosemary Laing

+ UNKONVENTIONELLER

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Es wäre also an der Stadt, uns, die Bevölkerung, über den aktuellen Stand zu informieren.

„Olten SüdWest muss nicht um jeden Preis und bei jeder Qualität gebaut werden!“ Baudirektor Martin Wey im Oltner Tagblatt vom 22.09.2012 Gibt es also sogar die Möglichkeit das gesamte Areal für immer als kreative Freifläche zu halten und zu bespielen?

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IM EXIL

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Im weissen Mustang an die Parada Menschen aus der Region berichten aus der Welt diesmal unter anderem über über Schlitteln ohne schnee, Basler Trams in Serbien und ein Eheringe im Wiesn-Fündbüro.

LISSABON, POR

Z

ehn nach sechs zeigt die Uhr an der alten Fähr-Anlegestelle an Lissabons Uferpromenade. Und das zeigt sie immer. Sie ist nämlich stehen geblieben, der Zahn der Zeit hat auch an der Uhr genagt. Wie an so vielem in der portugiesischen Hauptstadt. Zerfallene Häuserzeilen, Bäume die aus Hausdächern wachsen, Tauben die sich in Erkern einnisten. Und dies nicht in heruntergekommenen Vororten. Nein, solches beobachtet man um Lissabons teuerste Einkaufsmeilen, mitten im Zentrum. Die Krise ist nicht nur angekommen in Portugal, sie zeigt auch ihr Gesicht. Das ist nicht immer schön zum anschauen, spannend aber auf jeden Fall. So könnten die Kontraste nicht grösser sein: Hier der Armani-Shop, daneben das einfallende

CAPS-Inserat_6-12_KOLT_Inserat 11.10.12 08:45 Seite 1

Nebengebäude. Hoffen wir, dass es wieder aufwärts geht mit dieser einst grossen Nation. Nicht, dass sie wieder Länder besetzt und ausbeutet – sich aber selber über Wasser halten kann. So wie einst ihre Seefahrer auf ihren Eroberer-Schiffen. KOLT-Co-Herausgeber Matthias Sigrist, 33, stammt aus Olten und verbrachte seine Ferien in Portugal.

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Burger am South Sepulveda Boulevard näherte. Ich parkte den weissen Mustang vor dem Eingang wie ein Cowboy seinen Hengst vor dem Saloon, betrat das Lokal und schrie „Double-Double Animal Style!!“. Niemand schien mich zu beachten, und so stellte ich mich ans Ende der Warteschlange, das Portemonnaie im Anschlag...Benjamin Berger, 30, lebt in Olten und war kürzlich in Kalifornien.

LOS ANGELES, USA 3

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a war ich nun, LAX. Ich hatte einen 12-stündigen Flug hinter mir, konnte mich kaum an einen der fünf Filme erinnern, zu welchen ich unruhig geschlafen hatte. Doch bald würde ich für die Strapazen belohnt. Der Magen knurrte, als ich mich langsam dem In N Out

CALI, COL

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enn es Abend wird im kolumbianischen Cali, dann holen jung und alt ihre Plastikharassen aus dem Keller und pilgern zu einer Kirche auf einem der Hügel der Millionenmetropole. Die erzkatholischen Kolumbianer

TREFFEN SIE MIT IHREM AUFTRITT DEN RICHTIGEN TON. C R É AT I V E - AT E L I E R S A L Z M A N N . W E R B E A G E N T U R . P R I N T D E S I G N , D I G I TA L P U B L I S H I N G , W E B D E S I G N .

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IM EXIL

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6

5 zieht es aber nicht ins Gotteshaus, sondern zum steilen Weg, der gleich nebenan ist. Dort setzen sie sich in ihre Kisten und flitzen unter grossem Gejohle und mit einem Affenzahn den Hügel hinunter. Schlitteln ohne Schnee. Und wer hats erfunden? Die Kolumbianer! Bähram Alagheband, 32, und Daniela Püntener, 30, Journalisten aus Olten, reisen derzeit um die Welt.

4

I

BELGRAD, RS

n Cafés sonnen sich Touristen mit Guccibrillen, in der Einkaufsstrasse Knez Mihailova wenden Strassenverkäufer Maiskolben auf ihren Grills und füllen geröstete Sonnenblumenkerne in Papiertütchen. Belgrad. Das ist ein bisschen Berlin, ein wenig Pa-

ris und dank geschenkten Trams auch irgendwie ein Stück Basel. Stünden in diesen Tagen nicht Polizisten in Schutzmontur an den Strassenecken und wären da nicht diese Sätze wie: „Homosexuelle sind krank und brauchen unsere Hilfe“, die Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche auf den Titelseiten der Zeitungen verlauten lassen. Pride-Woche in Belgrad. Trotz des öffentlichen Druckes ziehen die Organisatoren ihr Programm durch: Foto-Ausstellung, Filmvorführung, Podiumsdiskussion. Zwei Tage vor der geplanten „Parada“ verbietet der serbische Innenminister den Umzug. Die Sicherheit der LGBT-Community könne nicht gewährleistet werden, heisst es offiziell. Nathalie Bursac, 29, stammt aus Olten, lebt in Zürich und behält Belgrad im Blick.

MÜNCHEN, GER

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in paar Fakten zu 16 Tage Wiesn 2012: Rund 6,5 Mio. Besucher tranken 7 Mio. Maß Bier, assen 116 Ochsen, 57 Kälber sowie 500'000 Hendl. Im Fundbüro abgegeben wurden: Ein Hund, ein Babyphone, zwei Eheringe, ein Hörgerät, zwei Autoschilder, zwei Waldhörner, ein Playboy (mit persönlicher Widmung des aktuellen Wiesn-Playmates)... Auch Vegetarier waren aktiv während der Wiesn. Sie demonstrierten gegen die Fleischeslust der Oktoberfestbesucher. Motto der Demo war übrigens: "Wiesn Meat Out". Den Hendlkonsum zurückgeschraubt hat die Demo jedoch nicht. Liebe Wiesn, wir werden Dich vermissen, aber in 297 Tagen sehen wir uns ja schon wieder! Najet El Kamel, 32, stammt aus Olten und lebt und arbeitet in München.

6

CAn ThO, Mekong Delta, VN

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nsere Vorfreude auf den schwimmenden Markt Cai Rang ist gross. Kaum angekommen wird unser Schiff kommentarlos “geentert”. Ein kleiner Kutter wird mit Hilfe eines Hakens an unserem befestigt. Es gibt kein Entkommen, dafür aber kühle Getränke oder frisch gebrühten Kaffee zu kaufen. Gestärkt können wir nun die vielen anderen Marktschiffe aufsuchen. Von Süsskartoffeln bis Wassermelonen hängt fast alles, was die Erde hergibt, an dünnen Stecken. Und so geniessen wir zum Abschluss unseres Besuches frisch aufgeschnittene Ananas aus einer bis zum Bersten gefüllten Barke. Simone Flückiger, 29, und Oliver Christen, 31, stammen aus Olten bzw. Wangen b/Olten und reisen zurzeit um die Welt.

Die clevere Art, bye-bye zu sagen. Olten H Ringstrasse 17 H 062 206 77 88 H olten@globetrotter.ch H globetrotter.ch


TITEL

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IM AUFWIND

Im Aufwind Die Oltner Indie-Blues-Rockband Rag Dolls hat im September mit dem MyCokemusic Soundcheck 2012 den grössten Nachwuchs-Bandwettbewerb der Schweiz gewonnen. Nun erhoffen sich die drei Musiker den nationalen Durchbruch. Text von Franziska Monnerat Fotos von Ruben Hollinger

D

as Schlagzeug glitzert rot im Scheinwerferlicht der Bühne, auf der grossen Trommel steht handgeschrieben „Rag Dolls“ mit einem kleinen Herz dahinter. Die Herzen fliegen Simon „Molly“ Moll, Elias von Arx und Julian „Läli“ Spring bei ihrem Auftritt im Bärechäuer Aarburg zu, jedoch nicht die Herzen von kreischenden Teeniemädchen wie man es von einer Band mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren vielleicht erwarten würde, sondern die Herzen von Männern und Frauen, die die Eltern der drei Jungs sein könnten. An den Wänden

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des Gewölbekellers hängen Bilder von Blues- und Rock'n'Roll-Legenden wie Muddy Waters, Elvis Presley und Keith Richards, das Publikum sitzt an runden Holztischen und nippt am Rotwein: Der Bärechäuer Aarburg ist ein kleines Konzertlokal für Jazz und Blues inmitten der Aarburger Altstadt. Die Luft ist stickig, das Publikum klatscht und wippt zum IndieBlues-Rock der Rag Dolls mit und lacht laut bei ihren Witzen, die sie zwischen den Liedern reissen. „Dass wir ein breites Publikum ansprechen mit unserer Musik, das zeichnet uns aus“, sagt der Bassist und Backgroundsänger Läli Spring.

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TITEL

Marc Allenspach Gründer Inside Agency Liestal

„Als ich die Rag Dolls 2008 am Firewire-Bandcontest, bei dem ich in der Jury sass, erlebt habe, haben sie durch ihre Präsenz auf der Bühne überzeugt: Jung, frisch, locker, unterhaltsam und kommunikativ. Konzerte sind für eine Band sehr wichtig, vor allem in der heutigen Zeit, in der sich mit CD-Verkäufen nicht mehr so viel Geld verdienen lässt. Beeindruckt hat mich, dass sie laufend Anfragen erhalten und nicht wie andere Bands hart kämpfen müssen, um gute Auftritte zu erhalten. Das ist ein sehr gutes Zeichen.“

W

eder das Publikum noch der Musikstil der Rag Dolls lassen sich in eine Schublade stecken: Balladen entwickeln sich zu Jamsessions mit harten Gitarrenriffs, Blues wird mit Pop vermischt, alte Rock'n'Roll-Klassiker wie Jailhouse Rock erscheinen in neuem, frischem Gewand. Ihre Wurzeln liegen im Hard-Rock und Blues-Rock. „Irgendwann haben wir aber gemerkt, dass AC/DC immer besser sein wird als wir, wenn wir Musik machen wie AC/DC“, sagt der Sänger und Gitarrist Elias von Arx zum musikalischen Wandel und Läli Spring fügt an: „Wir wollten etwas Neues machen, das es nicht schon gibt und einem grösseren Publikum gefällt, nicht nur Altrockern.“

Gegründet haben die beiden die Band zusammen mit Samuel Hool, dem damaligen Schlagzeuger, im zarten Alter von 14 Jahren während einer Pause in der Mensa der Kantonsschule Olten. Aufgewachsen mit BluesRock und bereits mit Banderfahrung, bestimmte Elias die Musikrichtung der Band und unterrichtete Läli im Bassspielen, weil das Instrument, das dieser beherrschte (Piano) für eine Band, die AC/DC, Aerosmith und den Rolling Stones nacheiferte, denkbar ungeeignet war. „Dass mein Vater zu Hause einen alten Bass hatte, war mein grosses Glück“, lacht Läli „an Saiteninstrumenten kannte ich bis dahin nur die Ukulele.“ Der Bandname ist vom Lied „Bad Boys, Rag Dolls“ von Krokus abgeleitet. Bad Boys waren sie anno dazumal, wenn man nach dem Foto der ersten Bandprobe im Keller von Elias' Elternhaus urteilt, wahrlich keine: Drei

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Teenies mit langen Haaren, die Kapuzenpullis und weite Skaterhosen tragen und etwas verkrampft vor der Kamera posieren. Heute wirken die Rag Dolls, zu denen seit zwei Jahren neben Elias von Arx und Läli Spring der Schlagzeuger Simon Moll gehört, auf der Bühne und beim Gespräch locker und sympathisch – sie sind erwachsen geworden, wobei der jugendliche Schalk immer wieder aufblitzt. Wie bist Du zur Band gestossen, Molly? Simon Moll: Vor mir gab es zwei andere Schlagzeuger. Als die Rag Dolls 2010 nach Samuel Hool und Martin Hommes einen neuen Schlagzeuger gesucht haben, habe ich mit ihnen gejammt, ohne davon zu wissen. Das heisst, ich bin der, der beim Casting ausgewählt wurde, sich aber nicht mehr gemeldet hat. Elias von Arx: Neben Molly hatten wir etwa zehn offizielle Bewerber. Ich habe ihn dann gefragt, ob er eigentlich wisse, dass wir einen

"Du musst die Musik ernst nehmen, aber nicht dich als Person.": Läli Spring, Bassist.

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IM AUFWIND

Sandra Tayert Musikredaktorin Radio Kanal K Aarau

„Die Songs der Rag Dolls haben eine gute Hookline, eine positive Grundausstrahlung und bieten mit der klassischen Instrumentierung Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang einen vertrauten und charmanten Sound. Als Aargauer Alternativsender, der eher unkonventionelle Musik spielt, würde ich mir mehr Ecken und Kanten in den Songs wünschen. Songs, die unverwechselbar für die Band Rag Dolls stehen. Sich als Band weiterzuentwickeln indem man mit neuen Instrumenten experimentiert wie sie es vorhaben, finde ich einen guten Ansatz.“

neuen Schlagzeuger suchen, was er verneinte. Simon Moll: Am Anfang bin ich nicht ganz darauf eingestiegen, sondern habe gleichzeitig noch in einer PunkRock-Band gespielt. Nach zwei, drei Mal miteinander proben, war aber klar, dass ich mich für die Rag Dolls entscheide. Bei der Punk-Rock-Band ging es nicht vorwärts, niemand wollte Lieder schreiben, niemand wollte singen, wochenlang haben wir nur ein Stück geprobt. Was ist bei den Rag Dolls anders? Läli Spring: Wir waren von Beginn an produktiv und wussten, wo wir hinwollten. Elias war immer strikt und nahm die Zügel in die Hand, aber das braucht es in einer Band. Innerhalb von ein paar Wochen hatten wir schon die ersten eigenen Lieder eingespielt… Elias von Arx: ...und zu unserer Überraschung klangen sie gar nicht so schlecht... Läli Spring: …was wohl daran lag, dass das gleiche Alter, der gleiche Humor und die gleichen Zielsetzungen aufeinandertrafen.

tritten auf der Bühne. Elias von Arx: Die normalen IndieBands sind introvertiert, spielen mit zum Boden gesenkten Blick, aber so sind wir überhaupt nicht, wir wollen uns so geben wie wir wirklich sind. Das kommt gut an, weil das Publikum merkt, dass wir uns nicht verstellen. Manchmal werden wir aber auch missverstanden, weil die Leute uns ernst nehmen, wenn wir uns zum Beispiel als die beste Band der Welt bezeichnen. Du musst die Musik ernst nehmen, aber nicht dich als Person.

"Wir wollten das Geld versaufen, bis uns eingefallen ist, dass wir gar nicht trinken": Simon Moll, Schlagzeuger.

Wie entwickelt Ihr neue Lieder? Elias von Arx: Früher habe ich die Lieder von A bis Z alleine geschrieben, also Gesang, Gitarre, Schlagzeug und Bass. Heute habe ich die Grundidee, die wir dann gemeinsam entwickeln und verfeinern, indem wir ausprobieren. Warum ist Euch der gemeinsame Humor so wichtig? Läli Spring: Das ist der Charakter der Band, das sind wir. Wenn wir uns selber nicht lustig fänden, würde es nicht klappen, zum Beispiel bei Auf-

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Ab 2013 wird der Strom in Olten neu gemixt! Infos unter www.aen.ch

Gilt bei einem Jahresverbrauch bis 100 000 kWh.

StandardStrom AareStrom GrauStrom


IM AUFWIND

Ein Motto der Rag Dolls lautet: Bei jedem Konzert könnte jemand im Publikum sein, der für die Band wichtig wird – "Darum spielen wir so gut wie überall."

Läli Spring: Ganz am Anfang haben wir auf der Bühne schrille Kleider und Accessoires getragen, sind zum Beispiel mit Fühlern auf dem Kopf, Sonnenbrillen mit viereckigem Gläsern, komischen Hüten, Samichlauskostümen oder pinken Cowboyhüten aufgetreten. Das erste Konzert bestritten die Rag Dolls in der Bluesbeiz Biberist, wo sie drei Lieder spielten, seither folgten über 150 Konzerte, ihre Auftritte dauern mittlerweile bis zu drei Stunden. Das grösste und gleichzeitig kleinste Konzert spielten sie vor 8000 leeren Stühlen und 25 Besuchern bei einem Public Viewing der FussballEuropameisterschaft 2008. „Wir holen all unsere Konzerte durch andere Konzerte, selber angefragt haben wir kaum. Das Motto lautet, dass bei jedem Konzert jemand im Publikum sein könnte, der wichtig für uns ist. Darum spielen wir so gut wie über-

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all.“ Kontakte knüpfen konnten die Rag Dolls in den letzten sechs Jahren vor allem an Bandcontests. Die Liste der Bandcontests, an denen sie teilgenommen haben, ist lang – Beat The Garage, Battle Of The Bands, Firewire, Mycoke Soundcheck und Emergenza – gewonnen haben sie oft, aber nicht immer. „Früher waren wir immer die Teenieband, die zu gut spielen konnte für ihr Alter. Weil wohl viele glaubten, dass wir vom 'Jöö-Bonus' profitierten und in Wirklichkeit gar nicht so gut waren, mussten wir meistens am Anfang spielen.“ Bereits vom ersten Bandcontest an ernteten die Rag Dolls Lob und Anerkennung. „Konstruktive Kritik erhalten wir vor allem jetzt und diese tut gut, da sie uns auf dem Boden der Tatsachen hält. Zuoberst sind wir noch nicht, da fehlt noch das, was unsere Band aus dem Durchschnitt herausstechen lässt. Der letzte und auch schwierigste Schritt ist noch nicht getan.“

Frank Niklaus, Produzent und Promoter FFRecords Aarau

„Die Songs der Rag Dolls müssen meiner Meinung nach noch eine Spur frecher, moderner und knalliger werden. Die Möglichkeiten, damit sie ihren Wiedererkennungswert erhöhen können, sind beschränkt: Bei Trios mit Gitarre, Bass, Gesang und Schlagzeug ist das Hauptmerkmal einer Band die Stimme. Beim Songwriting und der Umsetzung im Studio können die Rag Dolls ansetzen, damit sie unverwechselbar und aus fünfzig Bands erkannt werden.“ 23


TITEL

Nathalie Papatzikakis Bookerin Coq d’Or Olten

„Wenn ich eine Band buche, achte ich darauf, dass sie speziell ist in ihrem Genre, etwas Neues daraus macht und über das Typische hinausgeht. Die Rag Dolls leisten für ihr junges Alter musikalisch schon einiges und haben sich vom BluesRock, der Vorbildern nacheifert, zu einem eigenen poppigen Indie-Blues-Rock entwickelt. Live erzeugen sie eine tolle Partystimmung, indem sie eine grosse Fanbase mitbringen, die einheizt und die anderen Besucher ansteckt. Ausserdem vermögen sie ältere Besucher genauso anzusprechen wie junge, was auch das Ziel des Coq d’ Or ist.“

Bei diesem letzten Schritt zum nationalen Durchbruch werden die Rag Dolls von der „Gadget Management & Concert Agency“ als Hauptpreis für den gewonnenen MyCoke Music Soundcheck 2012 begleitet. „Unser Ziel ist es, soweit nach oben nach kommen wie möglich und mit der Musik genug Geld zu verdienen, um nichts anderes mehr daneben machen zu müssen.“ Elias von Arx studiert Musik an der Jazzschule mit Vertiefung Pop, Julian Spring besucht die Pädagogische Hochschule für Primarlehrer, Simon Moll macht eine Ausbildung zum Schlagzeuglehrer und arbeitet Teilzeit als Elektriker. Seit dem Gewinn des Wettbewerbs, dessen Bekanntheit vor allem den Siegern vor drei Jahren, 77 Bombay Street, zu verdanken ist, bezahlen die Veranstalter von sich aus mehr für die Konzerte der Rag Dolls. Neben der professionellen Beratung erhalten die Rag Dolls 20'000 Franken Startkapital. Wo sie dieses Geld einsetzen, wissen sie noch nicht. „Wir wollten es versaufen, bis uns eingefallen ist, dass wir gar nicht trinken“, lacht Simon Moll und Elias von Arx fügt an: „Darum habe ich jetzt vierzehn neue Gitarren. Nein, im Ernst: Wir wollen es nicht überstürzen.“ Bevor die Rag Dolls ein Album aufnehmen, möchten sie an ihrem

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eigenen, unverkennbaren Sound feilen, das Songwriting verbessern und nur einzelne Lieder mit verstärkter Promotion veröffentlichen, um mit diesen bekannter zu werden. Elektronische Elemente mit dem Keyboard einbauen, damit die Musik wuchtiger und bombastischer klingt, ist auch geplant, schliesslich spielt Läli eigentlich Klavier. „Es steckt noch viel Entwicklungspotential in uns“, fasst Simon Moll zusammen. Elias von Arx führt aus: „Ich möchte einmal ein Album machen wie das erste von The Kooks: Hits, die alle kennen und Soundperlen für die Fans, die wohl niemals im Radio zu hören sind.“ „Wir werden es in die Welt hinaustragen, dass Olten die Rock City der Schweiz ist“, meint Läli Spring augenzwinkernd. „Wenn wir jetzt irgendwo in der Schweiz auftreten, sei es in Basel, Bern oder Zürich hat niemand eine Meinung zu Olten, alle kennen nur den Bahnhof. Das muss sich ändern.“ Nächster Auftritt: 2.11.12 im Provisorium 8, Olten

"Manchmal werden wie auch missverstanden": Elias von Arx, Sänger

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IM AUFWIND

„Der Schweizer Musiker ist selbstbewusster geworden“ Foto von Yves Stuber

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ie hat sich in Ihren Augen die Schweizer Musikszene in den letzten Jahren verändert? Die Schweizer Musikszene ist professioneller und der einzelne Musiker selbstbewusster geworden. Grosse Unterschiede gibt es vor allem bei den Produktionen, die qualitativ viel hochstehender sind als noch vor ein paar Jahren. Musik hat einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft, viele Hörer sind auf der Suche nach neuer Musik und offen gegenüber neuen musikalischen Strömungen. Zudem werden Bands in der Schweiz stärker gefördert. Durch die höhere Anzahl von Bands und Musikern wird der Konkurrenzkampf aber auch härter. Inwiefern haben die neuen, technischen Mittel, zum Beispiel Software für den Computer, die Musikproduktion revolutioniert? Es ist es viel günstiger und einfacher geworden, sich Equipment zuzulegen, um Musik zu produzieren. Früher mussten Musiker ins Studio gehen und pro Tag 200 bis 500 Franken bezahlen, jede Minute kostete Geld. Mit der Software auf dem Computer kann Zuhause getüftelt werden ohne viel Geld auszugeben. Dadurch ist die Hemmschwelle, selber Musik zu machen, gesunken: Musste man sich früher zum Beispiel zuerst eine Gitarre kaufen, um danach das Instrument spielen zu lernen, kann jetzt jeder, der sich dafür interessiert, Software downloaden und mit Computer und Kopfhörer einfach mal rumtüfteln. Das ist in erster Linie ein Vorteil, gleichzeitig aber auch ein Nachteil, weil viel Musik ähnlich klingt und man merkt, ob jemand eine gewisse musikalische Ausbildung besitzt oder einfach nur mit den ersten Einstellungen des Programms rumgespielt hat.

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November 2012

Oliver Miescher ist Musikchef beim Aargauer Regionalradio Kanal K, das Schweizer und regionale Musiker unterstützt. Sein Fachwissen bringt er als Experte in verschiedene Musikjuries ein. Schon in jungen Jahren spielte er in Bands, heute legt er unter anderem im DJ-Duo The Dramaqueens auf. Ein Gespräch über den Zustand der Schweizer Musikszene und den Wert von Bandwettberben.

Wie macht sich das in der Musikredaktion bei Radio Kanal K bemerkbar? Erhalten Sie mehr oder weniger Promos als früher? Gesamthaft gesehen erhalten wir heute zwar tatsächlich mehr neue Musik als noch früher. Ein Grund dafür ist sicher auch, dass es dank dem Internet einfacher ist, digitale Dateien oder Links abzuliefern anstatt eine CD zu versenden. Regional gesehen erhalten wir überraschenderweise aber in etwa gleich

wicklungsschritt der Band markiert. Heute produzierst du innert ein paar Stunden einen Song und kaum ist er fertig, stellst du ihn online, damit ihn deine Kollegen hören können. Das bedeutet, dass die Musik viel schneller und in viel kleineren Portionen sein Publikum erreicht. Nachwuchsmusiker können Social Media dadurch nutzen, ihr Zielpublikum mehrmals über verschiedene Kanäle anzusprechen. Auf diese Weise ist es einfacher

"Bei einigen Bandcontests gehts in erster Linie um Product Placement": Oliver Miescher.

viele Promos von Nachwuchsbands wie früher. Was hat sich sonst in der Schweizer Musikszene durch das Internet und insbesondere Social Media verändert? Früher haben Musiker jahrelang auf ein Album hingearbeitet und all ihre Energie in diesen einen Tonträger hineingesteckt. Ein Album hat eine Geschichte erzählt und einen Ent-

aufzufallen, in Erinnerung zu bleiben, aber auch ein direktes Feedback auf seine Musik zu erhalten. Diese Art der Veröffentlichung hat aber zur Folge, dass die Musik kurzlebiger wird und in meinen Ohren oft unfertig und mittelmässig klingt. Für jedes Musikgenre gibt es Nachwuchswettbewerbe. Wie denken Sie darüber? Grundsätzlich finde ich

Nachwuchswettbewerbe gut und wichtig. Bands sollten aus dem grossen Angebot jedoch gezielt auswählen und sich vor einer Teilnahme überlegen, warum sie mitmachen: Was bringt uns der Wettbewerb? Passt er zu uns? Dann kann man auch viel mehr davon profitieren. Es gibt zwar viele Wettbewerbe, die daran interessiert sind, Bands längerfristig zu fördern und aufzubauen, wie zum Beispiel das Band X im Aargau. Daneben gibt es aber auch immer solche, denen es in erster Linie nur um das Product Placement geht oder darum, dass möglichst viele Leute abstimmen und ihre persönlichen Daten preisgeben. Wie können Nachwuchsbands von Contests profitieren? Als ich noch in Bands gespielt habe und nicht selber in der Jury von Bandcontests sass, brachte es mir viel, Feedback und Tipps von professionellen Musikschaffenden zu erhalten. Ausserdem erhältst du einen Einblick in das Musikgeschäft, kannst Kontakte knüpfen, vielleicht sind Medien vor Ort und werden auf dich aufmerksam oder du gewinnst im Publikum neue Fans, was dich wiederum interessant für Labels und Booker macht. Schliesslich kaufen die Fans die CDs und besuchen die Konzerte. Bandcontests können also ein Sprungbrett für Nachwuchsbands sein. Am wichtigsten ist aber die Erfahrung, die du auf und neben der Bühne machst. Jeder einzelne Auftritt trägt zur Weiterentwicklung der Band bei und bringt sie einen Schritt weiter.

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HÖREN & LESEN IN EINEM ZUG

Der Tag, an dem ich meinen neuen Job bekommen habe. von Sarai Schabab Pünktlich komm ich in Tordorf an. Ich steig aus dem Zug und weiss: das Bewerbungsgespräch wird super laufen. Hier werd ich bald arbeiten. In der SpettacoloFiliale bestell ich einen Café Latte. Freudig lass ich mir eine Sammelkarte geben und laufe los, mir das vorhin noch gegooglete Satellitenbild vorstellend. Das wird bald mein Arbeitsweg sein, denke ich. Ein paar Wochen und ich werd ihn blind gehen können, denke ich. Ich mach mich mit der Kulisse vertaut. Mit dem gelben Velostreifen in der Mitte des Trottoirs. Mit der Shelltankstelle rechts. Mit dem Fluss links. Vor allem mit dem Fluss, der im Frühling sicher anders aussieht als jetzt, wo sein Wasser grüner ist als das der Blätter der Bäume am Ufer. Als ich zur Eisenbahnbrücke komm, explodiert ein Wagen des Tankzugs, der grad drüber fährt. Rauch steigt auf, Metallstücke fliegen herum. Ich renn unter die Brücke, nehme einen Schluck Kaffee und frage mich: was nun? Ich gehe weiter. Ich gehe weiter und ignorier das Geschrei, die Sirenen, das Verkehrschaos. Heute ist nicht der Tag der Explosion, sag ich mir, heute ist der Tag, an dem ich meinen neuen Job bekommen habe. Sarai Schabab (*1982) lebt in Langenthal, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und schreibt, u.a. fürs NaRr, das narrativistische Literaturmagazin. www.dasnarr.ch

Ein reflexauslösender Begriff Pedro Lenz, 47, ist Schriftsteller und lebt in Olten gleich beim Bahnhof. Er ist

von Pedro Lenz

praktisch täglich im Zug unterwegs.

Illustration von Petra Bürgisser

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er oft in Bahnhöfen weilt oder gar in der Nähe eines Bahnhofs wohnt, kann sein Ohr für Lautsprecherdurchsagen schärfen. Dabei gibt es zuweilen interessante Details zu entdecken. Auf manchen Gleisen, von denen aus Züge in fremdsprachige Regionen fahren, ertönen die Durchsagen in den entsprechenden Sprachen. So lernt in Olten, wer beim Gleis 12 steht, nebenbei ein bisschen Italienisch, weil von dort meist die Züge ins Tessin und nach Mailand abfahren. Einmal fiel mir allerdings auf, dass diese italienischen Durchsagen auf Gleis 12 inkonsequenterweise auch dann zu hören sind, wenn ein Zug nur in die Nähe des Tessins fährt, also beispielsweise bis ArthGoldau. Ich nenne das inkonsequent, weil ja dann zum Beispiel die Durchsage für den Zug, der um 21.32 ab Gleis 7 fährt und in Basel direkten Anschluss nach Amsterdam hat, die Lautsprecherdurchsage auf Niederländisch erfolgen müsste. Und wer um 20.29 auf Gleis 11 einen Zug nach Bern mit direktem Anschluss nach Barcelona besteigt, würde sich bestimmt freuen, wenn die Einfahrt seines Zuges auf Katalanisch angekündigt würde. Von den Reisenden, die ab Olten zum Flughafen und von dort direkt nach China weiterreisen, wollen wir hier lieber gar nicht anfangen. Aber jetzt sind wir ein bisschen ab-

geschweift, denn eigentlich wollte ich bloss erwähnen, dass einem die Bahnhofslautsprecher eigentlich das Ohr schärfen könnten. Doch eigenartigerweise tun sie es ganz und gar nicht. Oder anders gesagt, die routinierten Zugreisenden stumpfen ab und hören überhaupt nicht mehr auf die Durchsagen, weil sie alles schon zu wissen glauben. Das ist besonders dann problematisch, wenn mal eine Gleisänderung oder eine Abweichung vom Fahrplan über den Lautsprecher verkündet wird. Die Erfahrung zeigt, dass die Menschen in solchen Fällen erst dann zuzuhören anfangen, wenn die Durchsage schon fast vorbei ist, also beispielsweise dort, wo die nette Frauenstimme noch sagt: « ...inuten Abfahrtsverspätung.» Das ist ein reflexauslösender Moment. Sobald der Begriff «Abfahrtsverspätung» aus den Lautsprechern rauscht, unterbrechen die Menschen im Bahnhof reflexartig ihre Gespräche, um genauer hinzuhören. «Welcher hat Verspätung? Wie viele Minuten?», fragen sich dann alle gegenseitig. Aber es nützt nichts, denn sobald das Wort «Abfahrtsverspätung» verklungen ist, ist die Durchsage vorbei. Dann hilft es höchstens noch, wenn man zufällig auf Gleis 12 steht, ein bisschen Fremdsprachen versteht und die italienische Wiederholung der Durchsage erhascht.

ts H i g ho lv iegmhb e r i m N

Di 06. Nov. 2012, 20 Uhr Jenseits von Eden Schauspiel von Ulrike Syha nach dem Roman von John Steinbeck mit Jochen Horst, Carsten Klemm Fr 9. Nov. 2012, 20 Uhr Martin Stadtfeld, Klavier Rezital Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen

Fr 16. Nov. 2012, 20 Uhr Mnozil Brass – Blofeld AUFT Die originellste AUSVERK Bläserformation Europas

Do 22. Nov. 2012, 20 Uhr ABBA Mania – Forever Gold Europas erfolgreichste ABBA – Show

Di 20. Nov. 2012, 20 Uhr Sol Gabetta, Cello Bertrand Chamayou, Klavier Rezital Werke von Beethoven, Debussy, Rachmaninoff, Servais

Mi 28. Nov. 2012, 20 Uhr Die Harry Belafonte Story Schauspiel mit Musik von Gerold Theobalt mit Ron Williams u.a.

Sie wissen schon: www.stadttheater-olten.ch Tel.: 062 289 7000

grafikmeier.ch

STO-Saisoninserat_Kolt_viertelseite_grafikmeier 17.07.12 11:51 Seite 1


HÖREN & LESEN

Fribi's Metal News

Deeno‘s Reviews

Ché's Bro Tipps www.bromusic.ch

www.outsider-shop.ch

GARY CLARK JR. THE SWORD

BOYS NOIZE

Apocryphon (Musikvertrieb)

Out of the Black (BoysNoize Records)

Die vierte und wichtigste Band neben Graveyard, Witchcraft und Rival Sons ist endlich mit neuem Material am Start. Vorweg: Was die Jungs hier zaubern, ist mehr als nur ein wenig 70er-Sounds zu rippen! Nein, auch The Sword machen es Witchcraft gleich und mischen ihre neuen Sounds mit deren aus den 60er und 70ern. Das Ganze hört sich dann an, als würde man Monster Magnet mit Black Sabbath kreuzen und eine Priese Hawkwind dazu mischen, angereichert wird der Mix dann mit fetten Metal Riffs. Im Gegensatz zu den oben genannten Bands arbeiten The Sword mit abgefahrenen Synthie-Sounds, mit denen sie ihre Songs unterlegen. Fazit: Apocryphon ist ein durchwegs abwechslungsreiches Rock-Album.

Nach den beiden Alben „Oi Oi Oi“ und „Power“, und unzähligen Remixes und Collabos für Bands wie Feist, Depeche Mode, Daft Punk oder Skrillex ist Boys Noize aka Alex Ridha endlich zurück mit seinem neusten Album. Auf „Out of the Black“ gibt’s wie gewohnt zünftig Bass und was um die Ohren. Old School House und Acid, vermischt mit dem typisch träschigen Boys Noize Sound ergeben das, was auch schon die ersten beiden Alben so erfolgreich gemacht haben. Ein punkartiges Elektrogewitter erster Klasse, das so einfach wie effektiv mit derben Sounds um sich schmeisst. Alles in allem nichts neues, aber die Art und Weise wie Alex Ridha mit seinen Sounds umzugehen weiss ist schon beeindruckend. Beste Elektromukke zum auf den Putz hauen!

WARRIOR SOUL

LABRADOR CITY

Stiff Middle Finger (Napalm Records)

Reverie (Oh Sister Records)

Corey Clark, Kopf und Leadsänger von Warrior Soul, darf man zurecht als Johnny Rotten der 90er-PunkRock-Bewegung bezeichnen; Warrior Soul, die mit Alben wie „Drugs God and New Republic oder Salutations from the Ghetto Nations“ Meisterwerke des modernen Grunge-Rocks ablieferten. Auch auf „stiff middle Finger“ fahren sie wieder ziemlich auf der punkigen Schiene und pissen der kaputten Gesellschaft wieder mal ziemlich ans Bein. Hier wird eine klare Message in wuchtigen Sound verpackt und dem Hörer in die Magengrube gehauen, aber mit viel Liebe zur Melodie verpacken Warrior Soul ihre Schlachtrufe und treffen den Nerv der Zeit. Ein heute leider vergessene, aber immer noch unglaublich gute und eigenständige Band, die Ihre Spuren in den 90ern hinterlassen hat.

Es gibt Leute, die tun sich schwer mit Schweizer Musik. Dies zum Teil wohl auch zurecht, wenn man sich nur dem gesponserten Radio-Major-Pop Gedudel von Leuten wie Florian Ast, Seven oder Pegasus ausgesetzt sieht. Labrador City sind das pure Gegenteil von den Obengenannten. Eigener Sound, wunderbar schräge Arrangments, und eine Attitüde, die nicht gespielt oder abgekupfert ist. Der Haufen Berner Musiker um den einzigartigen Sänger Niklas Stettler beweist das auf dem neuen Album Reverie eindrücklich. Eine Band wie Labrador City ist leider viel zu selten in der Schweiz. Ihr ureigenes Gemisch aus Pop, Folk, hippiesken Chören und verzerrten Gitarren berührt, verzaubert und hat internationales Format. Für mich DAS Herbstalbum!

Blak & Blu Der 27-jährige Sänger, Gitarrist und Songschreiber aus Austin, Texas wird als eine der aufregendsten Neuentdeckungen gehandelt. Es fallen Vergleiche mit Grössen wie Stevie Ray Vaughan, dem jungen Clapton und dem unvergesslichen Hendrix. Ein hochprozentiges Gemisch aus Blues, Rock und Soul, Leidenschaft und Power.

HENDERSON / BERLIN / CHAMBERS Hbc Drei Giganten des Fusion-Jazz (Scott Hendersonguitar, Jeff Berlin-bass und Dennis Chambersdrums) präsentieren ihren Jazz-Rock-Knaller.

THE HERBALISER There Were Seven Funk-infizierter Hip-Hop mit Filmmusik-Flair, Dub- und Psychedelic-Anleihen.

SOUNDGARDEN

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November 2012

King Animal Fünfzehn Jahre hat es gedauert. Seattle’s GrungeHelden mit ihrem Ausnahmesänger Chris Cornell melden sich definitiv zurück.

KID KOALA 12 Bit Blues Kid Koala, DJ und Turntablist aus Montréal bleibt seinem einzigartigen Turntablism-Stil treu. Er nutzt handverlesene Samples und präzise Cuts, um verstaubtem Südstaaten-Blues neues Leben und genial-rotzig-groovende Originalität einzuverleiben.

TIMO LASSY In With Lassy Das Aushängeschild der Jazz-Szene von Helsinki mit seinem dritten Longplayer. Boogaloo, 60's Hard-Bop, Funky-Soul-Jazz, kompetent, cool und mitreissend gespielt. Live: 02.11.12 ZKB Jazzclub ZH im Theater Der Künste.

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Die zunehmende Oltnerisierung des Aargaus Eine Gastkolumne von Jörg Meier

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ch weiss nicht, ob es nur Zufall ist. Das wäre möglich. Aber ich mag nicht daran glauben, nach all dem, was bisher geschah. Es begann unspektakulär. Eines Tages kam Werner De Schepper aus Olten zur „Aargauer Zeitung“ und übernahm da gleich die Regie über den ganzen Kanton – natürlich nur publizistisch. Aber die Folgen waren erheblich. Zuerst holte er mit Urs Moser einen zweiten Journalisten aus Olten in die Redaktion nach Aarau. Noch ahnte keiner etwas. Doch als der Berufsoltner De Schepper allmählich dazu überging, mindestens einmal pro Woche in der „Aargauer Zeitung“ sein „Flügelrad“ zu erwähnen; als er sich nicht scheute, im Inlandteil auch mal Oltner Stadtgeschichten genüsslich auszubreiten; als er seinen Oltner Wanderfreund Alex Capus überzeugen konnte, auch für die AZ als Kolumnist tätig zu sein – da wurden einige Aargauer schon etwas unruhig. Aber da war es bereits zu spät. Olten und die Oltner gehörten da bereits zum Aargauer Alltag. Es war daher nur logisch, dass der NeoOltner Pedro Lenz den Kulturpreis der AZ Medien erhielt, der – wo denn sonst? – in der Schützi in Olten festlich gefeiert wurde. Inzwischen weiss auch bald jedes Aargauer Kind, dass der Pedro Lenz direkt über dem „Flügelrad“ wohnt. Selbstverständlich schreibt Pedro Lenz in letzter Zeit auch immer wieder einzigartige Texte exklusiv für die „Aargauer Zeitung“. Langsam begannen wir Aargauer zu begreifen: Nichts im Aargau ist vergleichbar mit Olten. Olten ist das Mass der Dinge, ist der Nabel der Welt und die Welt dreht sich ums „Flügelrad“.

Abgesehen natürlich von den bekannten Bahngeschichten haben wir die Kleinstadt kaum zur Kenntnis genommen. Doch plötzlich sind wir ständig mit Olten konfrontiert. Und wir staunen, was es da zu entdecken gibt.

Touristen und Tauben

Ich gestehe weiter: Ich war erstmals im „Chöbu“, war Gast im legendären Grotto im Kapuzinerkloster; ich entdeckte die Kabarett-Tage und die Buchmesse – und was ich sah und erlebte, gefiel mir sehr. Ich fand mich wieder im Coq d’Or an der Johnny-Cash-Night, tauchte ein ins „Nachtfieber“ – und wunderte mich nicht einmal, dass ich ringsum auch andere Aargauer da waren. Damit müssen die Oltner nun halt leben.

Ich bin 28 Jahre alt, nächstes Jahr werde ich 35 und mein Zählproblem ist nach wie vor ungelöst. Ich werde alt. Dieser Gedanke hat mich dazu veranlasst über das Wohnen im Alter nachzudenken. Wie heisst es so schön? Nomen est Wohnen. Darum bin ich vor ein paar Wochen in die Oltner Altstadt gezogen – alter Mensch, alte Stadt.

Dass Olten nach und nach zur heimlichen Hauptstadt des Aargaus geworden ist, davon bin ich überzeugt, seit jenem Gespräch, dass ich mit einem jungen Journalisten aus der Ostschweiz geführt habe. Er sagte volle Begeisterung, er würde gerne zur Aargauer Zeitung kommen, er würde deswegen auch in den Aargau ziehen, Olten, zum Beispiel gefalle ihm sehr gut. So passt es zur zunehmenden Oltnerisierung des Aargaus, dass ich, der ich doch bisher über 1000 Kolumnen für die Aargauer geschrieben habe, nun plötzlich exklusiv für die Oltner schreiben darf. Aber eine Bitte hätte ich schon: Man möge diesen Text nicht im Aargau verbreiten. Wir sind noch nicht so weit.

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Ein guter Entscheid, denn das Grossstadtleben erweist sich regelrecht als Jungbrunnen. Klar, es war ein grosser Schritt vom überschaubaren Trimbach in die Metropole Olten, aber „je ne regrette rien“, wie es Tante Edith formulierte. Hier sind die Häuser höher, die Strassen breiter, die Menschen zahlreicher. Man kennt das ja alles aus Büchern und Filmen, aber steht der Junge vom Dorf plötzlich mittendrin, ist er überwältigt. Hier schlägt der Puls, hier münden Träume. Manchmal liege ich nachts im Bett, lausche dem Lärm, dem Verkehr, den Sirenen und weiss, ich bin Teil von etwas Grossem. Die Urbanität dieser Stadt ist nicht nur zu hören, auch das Auge weiss sich als Zeuge: Cafés an der Ecke, Restaurants, Marroniverkäufer, Coffee to go, Clochards, Tauben, Taxis, und so weiter. Und überall staunen Touristen mit Stadtkarte, Reiseführer und Spiegelreflex-Kamera. Ich stelle mir vor, wie sie ihren Freunden in endlosen Diaabenden die Bilder der Holzbrücke, des goldenen Dachs, und des Bahnhofs zeigen – die Magie wird sich aber trotz eindrücklichem Photoshop-Einsatz nicht übertragen, Olten muss man durch das eigene Objektiv gesehen haben. Wer von Weltstadt spricht, redet auch immer von Glamour und Prominenz, von Boutiquen und Galerien. Das ist auch hier so, beinahe täglich führt Oltens Glanz zur Schneeblindheit, was ich aber gerne in Kauf nehme, lieber geblendet werden als schwarzsehen. Apropos schwarzsehen: natürlich kennt ein Menschenknäuel wie Olten auch Schattenseiten, man denke an Kriminalität, Armut, oder Aldi Filialen. Ich glaube, ich muss zuerst realisieren, dass ich wirklich hier bin, wie lange das dauert, weiss ich nicht. Worüber ich mir aber bewusst bin: das Leben in der Stadt ist hart, als Künstler erst recht. Viele haben es probiert, viele sind gescheitert. Ich bin nur einer von vielen, doch was zählt ist, dass ich es versuche. Ich lebe den Traum, das bin ich den Kids aus den Banlieues von Starrkirch-Wil, Wangen und Winznau schuldig. If I can make it there, I can make it everywhere.

Jörg Meier ist Journalist und Autor bei der „Aargauer Zeitung“. Sein neuer Kolumnen-Band

Ich gebe es gerne zu. Bisher haben wir Aargauer Olten kaum beachtet.

von Kilian Ziegler

Eine gute Zeit L.A. vache Kili

„Meiereien“ ist soeben - wen wundert’s? – im knapp Verlag in Olten erschienen.

PS: Nennt man einen kalifornischen Dickhäuter einen L.A.-Fant?

November 2012

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HÖREN & LESEN

Schon gelesen..?

KOLT liest...

Buchtipps von Seraina Scherer

DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER

DIE RACHE DER NERDS

von John Green Roman Carl Hanser Verlag, 2012, 288 Seiten

von Oliver Bendel Sachbuch UVK Verlag, 2012, 296 S. Von pickeligen, pixeligen Jungs, die keine Freundin abbekommen und sich deshalb ihrem Computer in die Arme geworfen haben und zu Nerds geworden sind, handelt das neuste Buch von Oliver Bendel. Das Nerdtum sei zu einer Massenbewegung verkommen, inklusive Anhängerschaft. Gleich zu Beginn hält der Autor ein Plädoyer für die Informationsgesellschaft: Eine Gesellschaft, in der Laien zu Experten werden, und umgekehrt. Eine Gesellschaft, in der Piraten politisch werden, Kunden gläsern und Studierende Angst haben, etwas zu verpassen. Eine Gesellschaft, die gewisse Ansichten umkehrt: Hacken bspw. ist nicht immer böse und schlecht. Was ist ein „Klimbimfetischist“? Wie läuft das genau mit Google Street View? Antworten auf diese und weitere spannende Fragen liefert das neue Werk von Bendel. Man begleitet den Autoren auf seinen Entdeckungsreisen quer durch Thesauri und Synonymwörterbücher, welche ihn – und sicherlich auch die Leserschaft – zum Schmunzeln bringen. Das Buch ist angereichert mit sog. QR-Codes, über die man via Smartphone online zusätzlich Hintergrundinformationen zum Text abrufen kann. QR-Codes stellen Information optisch codiert in Quadraten in Form von Pixeln dar.

Die 16-jährige Hazel hat Krebs. Seit drei Jahren kämpft sie gegen die Krankheit. Ihre Eltern sind Hazels beste Freunde, ihr drittbester Freund ist jemand, der keine Ahnung von ihrer Existenz hat: Es ist der Autor ihres Lieblingsbuchs, das von Anna handelt, die an Blutkrebs leidet. Das Buch ist kein normales Krebsbuch, denn Krebsbücher findet Hazel doof. Eines Tages taucht Augustus in Hazels Selbsthilfegruppe auf. Er hat eine sexy Stimme und vergleicht Hazel mit Natalie Portman. Hazel verbietet sich Gefühle für den Jungen, da sie vor Augen hat, was sie ihm (durch ihr Sterben) antun würde, wenn sie eine Beziehung eingingen. Also kann sie Augustus auf keinen Fall küssen. Dies teilt sie ihm per SMS mit. Er antwortet mit einem simplen „okay“. Und schiebt nach: „Vielleicht wird ‚okay‘ unser ‚für immer‘.“, in Anspielung auf ein Teenagerpaar, das sich seine Liebe stets mit „für immer“ beteuert. Green liefert einen einfühlsamen Roman, der auf der Bestsellerliste der New York Times steht. Er schafft es, mit seiner Erzählung über eine erste Liebe und ihr tragisches Ende kein Mitleid zu erregen – trotzdem wird man beim Lesen einen Kloss im Hals haben. Das Buch ist alterslos und kann keineswegs nur von Jugendlichen gelesen werden. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint, denn: Das Schicksal ist ein mieser Verräter…

WILHELM TELL FÜR DIE SCHULE (1971) von Max Frisch Gessler war ein dicklicher Ritter, der sich zur falschen Zeit am falschen Ort befand; er wurde ermordet aufgrund eines lächerlichen Missverständnises. Max Frischs "Wilhelm Tell für die Schule" räumt gründlich auf mit dem Mythos über unseren heldenhaften Freiheitskämpfer. Elias Zimmermann, redaktioneller Mitarbeiter LIEBESGESCHICHTE (2012) von Pedro Lenz Unser Kolumnist hat einen neuen Erzählband veröffentlicht. Über 20 Liebesgeschichten auf Schweizerdeutsch, die zusammen schlicht „Liebesgschichte“ heissen. Der Tagi schreibt, Lenz zeige sich auf der Höhe seines Könnens. Dem ist nicht zu widersprechen. Pierre Hagmann, Redaktionsleiter

Seraina Scherer ist Fachreferentin an der Bibliothek der FHNW Olten > www.fhnw.ch/wirtschaft/bibliothek/ bibliothek-olten > www.facebook.com/Bibliothek. FHNW.Olten und Initiantin eines Online-Lesezirkels > twitterlesezirkel.blogspot.ch

DIE GLASGLOCKE (1953) von Sylvia Plath Nichts an Aktualität eingebüsst hat das einzige Prosawerk „die Glasglocke“ der Dichterin Sylvia Plath von 1953. Zerbrechlich und mit trockener Hartnäckigkeit zugleich, trotzt sich Esther in ein unabhängiges Erwachsenenleben der amerikanischen 50er zurück. Katja Zellweger, redaktionelle Mitarbeiterin KARSH: A BIOGRAPHY IN IMAGES (2004) "KARSH: A Biograph in Images" handelt vom verstorbenen Altmeister des Lichts, Yousuf Karsh. Remo Buess, Fotograf

SCHAURAUM Ein Raum für viele interessante Möglichkeiten: Ideen: ein spezielles Dinner, einen Firmenanlass, Möbel, Licht, Accessoires Theater, Lesungen, und laufend MöbelKollektionen, neue und Kunst, Bilderausstellungen. Kunst, Theater, Lesungen, ein spezielles Dinner oder Es ist Firmenanlass........................... einen vieles möglich, fragen Sie uns an! Schauen Sie rein, wir freuen uns! KOLT

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November 2012

RINGSTRASSE 26

4600 OLTEN

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SCHAU-OO-RAUM.CH


IM RAMPENLICHT Jazzig-rockige Sha's Feckel (von links): Urs Müller, Lionel Gafner, Sha und Kaspar Rast.

Auch Jazz ist nicht mehr einfach „Jazz“ Text von Simon Spiess Foto von Livio Baumgartner

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usikkritiker suchen verzweifelt nach neuen Bezeichnungen, die das breite Spektrum einer Band auf ein Wort dezimiert. Es ist unheimlich schwierig geworden, die verschiedenen Stilrichtungen voneinander zu unterscheiden und eine einheitliche Meinung über die Bezeichnung der Musik zu finden. Auch Jazz ist heute oft nicht mehr einfach „Jazz“. Der moderne Jazzmusiker ist seit seiner Kindheit mit neuer und anderer Musik in Kontakt gekommen und geht auch mal an ein Rock- oder Popkonzert; die erfahrene Inspiration fliesst dann in die eigene Musik. So macht es auch Stefan Haslebacher alias „Sha“. Der 1983 in Bern geborene Alto-Saxofonist mischt ver-

Psychedelic-Jazz-Punk-Pop-Prog-Rock oder wie jetzt? Ende November treten Sha’s Feckel im Coq d’Or auf. Musik mit Stil, definitiv, aber ziemlich schwierig, diesen zu benennen. schiedenste Stilrichtungen von Jazz über Rock bis zu Progrock. Sha’s Musik erhält das Spezielle und Eigenständige durch die Suche einzelner Elemente anderer Genres. Seine Band, Sha’s Feckel, erreicht damit verschiedene Geschmäcker. Der Mix von anspruchsvoller Musik mit zugänglicher, von Jazz bis Rock, ermöglicht dem Zuhörer einen besseren Zugang zu ebendieser Musik, die sehr fliessend und leicht daherkommt. Sha, der an der Hochschule für Musik Luzern Musikperformance und Pädagogik studiert hat, hat offensichtlich eine ausgesprochen gute Musikschulausbildung genossen. Die komplizierten Parts in seiner Musik zeugen davon, dass er sich mit verschiedensten Metren (Takt) von euro-

päischer, amerikanischer bis hin zu nahöstlicher Musik beschäftigt hat. Ausserdem ist der Einfluss der Musik von Nik Bärtsch deutlich hörbar, die dieser für Ronin komponiert – Sha spielt nämlich auch in dieser Band und hat zudem den RoninSchlagzeuger Kaspar Rast eingeladen, bei Sha’s Feckel mitzuwirken.

seiner Musik etwas Entspanntes, Mystisches und Sphärisches. Solos der einzelnen Individuen werden praktisch ausgelassen bis auf kurze Saxofon-Intermezzi. Die Musik wird jedoch nie langweilig, weil sie ständig befruchtet wird durch Wechsel verschiedener Teile, Tonartwechsel und Wechsel der Metren und Melodien.

In den meisten Kompositionen, die Sha für seine Band geschrieben hat, finden sich ungerade Metren, komplizierte Taktwechsel und ungewohnte Formen. Diese sind jedoch gepaart mit vereinfachten Formen und Melodien, wie sie etwa im Rock oder in aktuellen Musikrichtungen zu finden sind. Kurze Passagen der Entspannung machen sich in den modalen Teilen breit und geben

Sha’s Feckel tönen erstaunlich entspannt und homogen, obwohl die Musik sehr schwierig zu spielen ist – und obwohl sie eben nicht genretreu ist: Man kann sich auf extreme Riff-Stärke von der verzerrten Gitarre genauso freuen wie auf heterogene, satt gespielte Schlagzeug-Grooves, die durch die Basslinien unterstützt werden und Saxophonlinien, die einem zum Abheben zwingen.

Der Klavier-Virtuose und seine emotionalen Entdeckungsreisen Bach lebt! Der preisgekrönte deutsche Klassikpianist und Bach-Interpret Martin Stadtfeld ist im November bereits zum dritten Mal zu Besuch in Olten. Sein Auftritt verspricht Gänsehaut – zumindest bei ihm selbst.

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ohann Sebastian Bach starb 1750 in Leipzig. Sein Werk war danach in Vergessenheit gerarten, schon im 19. Jahrhundert setzte jedoch die sogenanannte Bach-Renaissance ein – in Vergessenheit ist der deutsche Komponist und Klaviervirtuose seither nicht mehr geraten, im Gegenteil. Bach lebt in Musikform wie je und eh. Als einer der überragenden Interpreten seiner Musik gilt heute Mar-

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tin Stadtfeld. Der 31-Jährige landete schon mit seiner Debüt-CD GoldbergVariationen im Jahr 2003 auf dem ersten Platz der deutschen KlassikCharts. Seine Karriere begann indes schon viel früher: Ein allererstes Konzert gab er im Alter von neun Jahren. Mittlerweile hat Stadtfeld zehn weitere Alben veröffentlicht und bereits vier Echo-Klassik-Auszeichnungen gewonnen. Heute ist er der erfolgreichste junge Klassikpianist Deutsch-

lands. Über die Musik von Bach sagt er: „Stellen sie sich vor, wie die ersten Entdecker die Welt bereist haben. Was für ein Empfinden muss das für die gewesen sein, komplett Neues zu entdecken und vor allem: gar nicht zu wissen, wo man hintreibt. Ich empfinde Ähnliches, wenn ich durch die Musik von Bach stöbere. Es ist immer auch eine Reise zum Inneren der eigenen Seele“. Der Mann hat nicht nur wahnsinnig viel Talent, er ist auch

mit voller Leidenschaft am Werk: „In den besten Momenten ist es so, dass es mir selber kalt den Rücken runterläuft“, sagt Stadtfeld. Das mache dann mehr als gute Laune – „das macht glücklich“. Der Pianist, der schon in den wichtigsten Musikzentren Europas, Japans und der USA gespielt hat, tritt am 9. November mit den Goldberg-Variationen im Stadttheater auf. Und so heissts auch in Olten weiterhin: Bach lebt! ph

November 2012

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IM RAMPENLICHT

Mit dem Körper sagen, was die Sprache nicht kann

Eine Kindheit im solothurnischen Schnottwil, eine international beachtete Karriere als Tänzer und Choreograph. KOLT sprach mit Thomas Hauert (45), der die diesjährigen Oltner Tanztage eröffnet. Text von Sarah Jäggi Foto zVg

graph? Ich hatte als Kind riesige Freiheiten, viel Raum zum Spielen auf Heustöcken, im Wald, auf Feldern. Das hat meinen Bezug zum Raum und zur Natur sicherlich geprägt. Die Begeisterung für die Musik hat mir mein Vater mitgegeben und mit meiner Mutter ging ich oft ins Theater. Die Faszination für den Tanz habe ich einem "Die gezielte Improvisation ist unser wichtigstes Instrument": Thomas Hauert, hier mit Àngels Margarit. Besuch von „Holliday on Ice“ zu verdanerr Hauert, einen Tänzer am Die Improvisation ist unser wichtigsken. In meiner Erinnerung war das Telefon zu treffen, das ist eites Instrument. Improvisation nicht der Moment, an dem ich anfing zu gentlich unpassend. Da haverstanden als „jeder macht, was er tanzen. Erst Jahre später begann ich, ben Sie Recht. Wenn man über Tanz will“, sondern eine gezielte ImproStunden zu nehmen. Ein Glücksfall spricht, ihn erklären will, dann wird visation, welche die Kreativität und waren schliesslich zwei Familien aus es oft banal. Die Sprache ist so liIntuition eines jeden fördert und das Schnottwil: Die Wyss’ und die Bosnymitiert und doch so mächtig. Sie Vertrauen in unsere Körper stärkt. aks, beide waren von der Stadt aufs schreibt die Dinge fest und man muss Wir arbeiten schon sehr lange zusamLand gezogen, beide pflegten einen aufpassen, dass man sie nicht mit der men, viele sind seit dem Beginn von alternativen Lebensstil. Ihnen habe Wirklichkeit verwechselt. „ZOO“ im Jahre 1998 dabei. Heute ich eine Sicht auf die Welt zu verdanprägt die nonverbale Verständigung ken, die viel freier, offener und kreaVersuchen wir es trotzdem. Warum unsere Bühnenarbeit – wir brauchen tiver war, als das, was man sonst im tanzen Sie? Da ist die simple Freude kein Kommando mehr, wenn wir alle Dorf kannte. an der Bewegung, die ich empfinde, in dieselbe Richtung gehen wollen. seit ich als Fünfjähriger zu Hause Sie sind seit mehr als zwanzig Jahren angefangen habe zu tanzen. Tanz ist Aus dieser Art von Improvisation entim Ausland, leben seit vielen Jahren in für mich auch eine Möglichkeit, Dinsteht dann ein Stück? Jein. Improvider Tanzmetropole Brüssel. In Brüsge auf eine Weise auszudrücken, wie sation bleibt bis zuletzt, wir legen sel finde ich, was für mein Schaffen ich es mit Worten niemals kann, weil uns nie ganz fest, auch nicht auf der wichtig ist: Tänzer, Choreografen, Bewegung hoch komplex ist und weit Bühne. Wir haben keine Palette von Künstlerinnen, die sich mit neuen über das Rationale hinausgeht. In der Schrittfolgen, aus denen jedes Stück Entwicklungen des Tanzes befassen Arbeit mit meinem Ensemble „ZOO“ gebaut ist, sondern wollen die Grenund Institutionen, die auch Experigehe ich davon aus, dass der Körper zen dessen, was in der Bewegung mentellem gegenüber aufgeschlossen spannendere und vielfältigere Bewemöglich ist, immer wieder neu aussind. Wichtig ist auch das Publikum, gungen findet, als wir für ihn ausdenloten. das Spass am Überrascht-Werden ken können. hat. Dazu gehört auch, dass manchWie wird aus einem Kind, das in mal Fragen offen bleiben. Das ist Teil Wie findet man zu Bewegungen, die Schnottwil aufwächst, ein internatiounserer Arbeit. Wir suchen das Ungenicht von Gedanken gesteuert sind? nal erfolgreicher Tänzer und Choreowohnte, Undefinierte.

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KOLT

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Haben Sie andere Erwartungen an das Publikum, wenn Sie in einer Kleinstadt wie Olten auftreten? Klar gibt es in der Schweiz ein kleineres Publikum für den Zeitgenössischen Tanz. Ich war aber immer erstaunt, mit wie viel Wärme, Offenheit und Neugierde wir an den Tanztagen in Olten empfangen wurden. Das Festival ist immer sehr schön und die Zuschauer kommen, was eigentlich erstaunlich ist für einen so kleinen Ort wie Olten. Was tun Sie ausser Tanzen, wenn Sie in die Schweiz kommen? Ich besuche Freunde und meine Familie, gehe immer gerne in die Natur und bewundere die Landschaften. Ich freue mich auf gutes Frühstück, und wenn ich mit dem Ensemble unterwegs bin, dann wollen die Nicht-Schweizer immer Fondue essen!

Thomas Hauert eröffnet zusammen mit der spanischen Tänzerin Àngels Margarit die diesjährigen Oltner Tanztage. Das Stück "FrOm B tO B" ist eine Begegnung von zwei Künstlern, ein jeder mit seinem Ausgangspunkt in B wie Brüssel und B wie Barcelona. Das Stück lebt von wundersamen, verspielten und auch abstrakten Erkundungen in die Welt, das Werden und die Sprache des andern. "FrOm B tO B", das ist auch eine Bühne voller Buchstaben, die sich im Laufe des Abends mit bewegen und auf poetische Weise Neues entstehen lassen. 14. November 2012, 20 Uhr. www.tanzinolten.ch

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FREAKS BRAUCHT DAS LAND

Die Trainings bestehen vor allem aus technischen Übungen. "Wichtig ist es bei den Zweitjüngsten aber vor allem, dass sie Spass am Spiel bekommen": Sandra Bürgi.

Eiszeit Text von Fiona Gunst Fotos von Remo Buess

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unst liegt über dem Eisfeld der Kunsteisbahn Olten. An der Bande tritt eine Gruppe Zehnjähriger in Vollmontur mit den Schlittschuhen gegen die Umrandung. Die Jungs feuern den anderen Block ihres Teams an, der sich auf dem Eis gegen die gegnerische Mannschaft behauptet. Der Coach pfeift. Wechsel. Während nun die lärmenden Knaben von vorhin den Puck ins Tor zu befördern versuchen, gibt der Coach seinen vom Eis zurückgekehrten Schützlingen Tipps: „Der müesst rede mitenand, ufenand luege, wenn der z’füfte uf em Iis sit.“

KEINE BODYCHECKS Es sind Herbstferien, die erste Woche: Intensivtraining für die Nachwuchsspieler des EHCO. Die einzige weibliche Person auf dem Eis ist Sandra Bürgi. Mit Andrea Born trainiert nur noch eine weitere Frau die Jungs des EHCO. Eishockey sei aber kein reiner Männersport, meint Sandra Bürgi, und verweist darauf, dass auch Frauen jeweils am

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Zwar hat der EHC Olten keine Frauenmannschaft, aber mit Sandra Bürgi eine engagierte Junioren-Trainerin. Im KOLTGespräch erzählt sie, was ihr als Eishockeytrainerin und -Fan an diesem „Männersport“ so gefällt – und erklärt dabei, wieso Eishockey eben nicht nur Männersache ist. Olympischen Turnier spielen (seit 1998) und auf ihre eigene Jugend. Damals, in den späten 80er-Jahren, ging sie mit einer Freundin in ein Schnuppertraining des SC Reinach, der die Damenmannschaft von Aarau übernommen hatte. Die Freundin kam danach zwar nicht mehr mit ins Training, Sandra Bürgi aber hatte der Sport gepackt, bei dem der einzige Unterschied zwischen Männern und Frauen übrigens darin besteht, dass bei den Frauen Bodychecks verboten sind. Am Eishockey gefiel Sandra Bürgi, dass es ein Teamsport ist, dass man zusammenspielen muss, um Erfolg zu haben. Zwar sei sie als Mädchen hie und da wegen ihrer aussergewöhnlichen Freizeitbeschäftigung gehänselt worden, aber das habe sie zu ignorieren gelernt. Nun, als Trainerin erfahre sie keine Nachteile als Frau.

DER GROSSE TAG IM JAHR Bei den Piccolos, den 8- bis 10-Jährigen beim Eishockeynachwuchs, gehe es noch nicht so sehr darum, Talente

zu schmieden, um dereinst erfolgreiche Spieler für die 1. Mannschaft zu gewinnen, erklärt Sandra Bürgi das Ziel ihrer Trainings. Viel wichtiger sei es bei den Zweitjüngsten, dass sie Spass am Spiel bekommen und diese Freude erhalten bleibt. Dennoch bestehen die Trainings vor allem aus technischen Übungen. Ab und zu und jeweils nur ganz zum Schluss reicht es noch für ein Spiel. Jetzt, während der Intensivwoche, kommt man eher zum Spielen, ist doch die Eiszeit, also die Zeit, die man mit der Gruppe auf dem Eis verbringen darf, rund um das Doppelte verlängert. Echte Spielpraxis erhalten die Jungs dann während der Meisterschaftsspiele, die jeweils mit vier Mannschaften in Turnierform ausgetragen werden. Höhepunkte sind immer die Cups im Winter: ein-, manchmal zweitägigen Veranstaltungen gegen die Mannschaften gleichen Alters anderer Clubs. Wenn die Jungs in Davos auflaufen dürfen, im Heimstadion des HCD, das sie aus dem Fernsehen kennen, dann ist das der grosse Tag in ihrem Jahr.

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KOLT


"In eine andere Welt eintauchen und den Kopf lüften": Bürgi und ihre Piccolo-Junioren.

HOPP OUTE! Den Kindern, auch ihren eigenen, solche grossen Momente zu ermöglichen, dafür ist Sandra Bürgi da. Angefragt wurde sie vom EHCO als Trainerin, weil ihr ältester Sohn zu spielen begann. Inzwischen ist der jüngere in ihrer Gruppe und so ist denn Eishockey bei Bürgis (fast) eine Familienangelegenheit: Sandra ist mit Mann und Söhnen oft auch an den EHCO-Heimspielen anzutreffen. Nur die Tochter interessiert sich ganz und gar nicht für den Sport. Eine Frauenmannschaft gibt es in Olten übrigens auch gar nicht. Einzelne junge Frauen spielen aber bis in die älteste Juniorenstufe mit den Jungs zusammen. Die meisten Mädchen wechseln jedoch früher oder später in reine Damenmannschaften, nach Langenthal oder Reinach beispielsweise. Als Zuschauerin fasziniert Sandra Bürgi am Eishockey die Geschwindigkeit und das emotionale Auf und Ab während eines Spiels: „Erst wenn die letzte Sekunde gespielt ist, steht fest, wer gewonnen hat.“ Mitfiebern und Jubeln möchte sie dieses Jahr bei den EHCO-Spielen mit möglichst vielen anderen

KOLT

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Zuschauern. Sie wünscht sich für ihr Team ausverkaufte Ränge und Erfolg, für einmal auch in den Playoffs.

DIE ANDERE WELT, DIE EISBAHN Bis dahin wird Sandra Bürgi zweimal wöchentlich auf dem Eis stehen, die Jungs im Toreschiessen, Passgeben, Spielverhalten unterweisen und dabei selbst den Alltag vergessen können. Das sei für sie das Schönste an ihrem Job: Hier auf das Eis zu kommen, den Tag hinter sich zu lassen, in eine andere Welt einzutauchen und den Kopf zu lüften. Eine Abwechslung und ein Ausgleich zu ihrer Arbeit und ihren Verpflichtungen als Hausfrau und Mutter sei das Training, und die Begeisterung der Jungs der beste Lohn für den Einsatz. Die Kälte, sagt sie, mache ihr nichts aus. Trotzdem zieht sie jetzt, wo das Training zu Ende ist, eine Jacke über das EHCOT-Shirt an, Handschuhe und räumt im Dunst die Tore von der Eisfläche. Schon fährt der Eiswart aufs Eis und es wird Zeit für Sandra Bürgi, in den Alltag zurückzukehren. Aber bereits morgen wird man sie wieder antreffen, hier, auf der Kunsteisbahn im Kleinholz.

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KOLT


„Die einzige Brille, die ich noch trage.“

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