DAS OLTNER STADT- UND KULTURMAGAZIN
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AGE IT ND Janu ar 20 A
VON ARB 60 ROCK STAR
www.kolt.ch
NUMMER EINS 2013 // FR. 5.--
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JOB-INTERVIEW Kommunikationsprobleme an der Securitas-Front FILMFRAGEN Henrik Zetterberg wäre gern Austin Powers WAHLKAMPF 2013 Die Parteien bringen sich in Stellung IM RAMPENLICHT Schwarzweisse Charakterköpfe im Spital BUCHTIPP Jean Zieger klagt an
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Januar 2013
KOLT
IMPRESSUM
VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH Leberngasse 17 4600 Olten verlag@v2s.ch www.v2s.ch
EDITORIAL
VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist REDAKTIONSLEITUNG Pierre Hagmann (ph) redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Pablo Haller, Fiona Gunst, Franziska Monnerat, Pedro Lenz, Kilian Ziegler, Christian „Ché“ Dietiker, Dino Lötscher, René „Fribi“ Freiburghaus ILLUSTRATION Anna-Lina Balke, Jamie Aspinall, Manuel „Ti“ Mathys, Pascal „Tokijad“ Hofer, Céline Fallet, Petra Bürgisser, Rebekka Gerber, Jürg Lindenberger
Illustration: Jürg Linderberger, Basel www.jlindenberger.ch
FOTOGRAFIE André Albrecht, Claude Hurni, Yves Stuber LEKTORAT Matthias Sigrist, Pierre Hagmann LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 49.—(inkl. MwSt) Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt) abo@kolt.ch www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'500 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien Ziegelfeldstrasse 60 CH-4600 Olten © 2013, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.
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ernando von Arb wird 60. Sein Leben ist das Leben eines Mannes, der für die Musik lebt, schon immer für die Musik gelebt hat. Über seine Schulzeit sagt er: „Musik war Nahrung, ein Gegenpol zu diesem Eingeengtsein.“ Ohne die Musik hätte er die Schulzeit nicht durchgestanden. Der Fulenbacher Gitarrist Fernando von Arb steht als weiteres Exempel dafür, was es – nebst viel Talent natürlich – zwingend braucht, um international erfolgreich zu sein: die absolute Leidenschaft. Und Erfolg, das hatte er: Seine Band Krokus erreichte in den USA Platin-Status, die Solothurner Hardrocker verkauften im Verlauf ihrer Karriere weltweit über 13 Millionen Tonträger – still counting: Pünktlich zu von Arbs 60. Geburtstag erscheint in den nächsten Wochen ein neues Krokus-Album, „Dirty Diamonds“ heisst es. Sie sind wieder und immer noch vereint, Chris von Rohr inklusive. Im Gegensatz zu seinem extravaganten Bandkollegen ist Fernando von Arb ein extrem zurückhaltender Zeitgenosse, der nur sehr selten Interviews gibt. Umso mehr freut es uns, dass er sich die Zeit für ein längeres mit uns genommen hat. Der freie Luzerner
Journalist Pablo Haller traf von Arb zum lockeren Gespräch in dessen Wahlheimat Solothurn. Er spricht über seine Zeit als Extremwanderer, über seine immerwährende Suche nach der grösstmöglichen Freiheit und er erklärt, wieso er dazumal, als 16-Jähriger, der Fulenbacher Enge nicht Richtung Olten, sondern Solothurn entfloh. Von Arb ist aber noch heute wöchentlich in seinem Heimatdorf anzutreffen. „Der Zauber liegt in der Einfachheit“, ab Seite 18.
Cover fotografiert von André Albrecht
mit freundlicher Unterstützung von:
DRUCK&MEDIEN OLTEN
2013 ist in Olten Wahljahr und so bringen sich die politischen Protagonisten in Stellung. Zum Auftakt des Wahljahres rücken wir die Parteien in den Vordergrund. Wir haben nachgefragt: Wohin würden die Parteien Olten steuern, wenn sie die Wahlen gewinnen würden? „Von links bis rechts“, Seite 14. Nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein wunderbares neues Jahr und viel Vergnügen mit Heft Nummer eins im bereits vierten KOLT-Jahr. Olten, im Dezember 2012 Pierre Hagmann
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«TÜTÜS Pizza!»
Als erster Pizzakurier von Olten liefern wir bereits seit 1995 beste Qualität. Wir legen bei unserem Fleisch und Käse Wert auf Schweizer Herkunft. Das schmeckt man auch in der Pizza! In diesem Sinne wünschen wir guten Appetit!
Gestaltung: Petra Bürgisser, Roger Lehner
«Ui! Dasch aber schnäu gange!»
INHALT
JANUAR 2013
13 03 EDITORIAL / IMPRESSUM 06 PREVIEWS Highlights im Januar 2013
09 CINEMA Der Ritter und die Liebe // 6 Fragen an Henrik Zetterberg
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13 DAS KLEINE JOB-INTERVIEW Reto Erhart, Securitas-Mitarbeiter
14 VON LINKS BIS RECHTS Warum sollen die Oltnerinnen und Oltner Ihre Partei und deren Vertreter in Parlament und Stadtrat wählen?
16 IM EXIL Menschen aus der Region berichten aus der Welt: Otjitotongwe, Shanghai, Paris, Fort Worth, Cork
18 "Der Zauber liegt in der Einfachheit" Das Interview mit Krokus-Star Fernando von Arb
26 HÖREN & LESEN 26 Pedro Lenz „Die Helden der Prärie“ // Ferdinand Fernandez „Meine Sonntags-Depressionen“ 27 Ché‘s Bro Tipps // Deeno‘s Review // Fribi‘s Metal News 28 Joël Luc Cachelin „Der Prinz von St.Gallen“ // La Vache Kili „Herr Ober, da ist Käse in meinem Fondue“ 29 Schon gelesen...? // KOLT liest...
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30 IM RAMPENLICHT 30 Licht und Schatten: Der Schweizer Filmnachwuchs im Solothurner Fokus // Neue Musik, neue Städte, alte Liebe 31 Schwarzweisse Charakterköpfe und ihre Stadt
32 FREAKS BRAUCHT DAS LAND Der Geschichtensammler
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Januar 2013
34 DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS Die besten Dinge des Monats
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PREVIEWS Guggi Zunft zu Olten lädt ein
GUGGILARI: GUGGEN-BÜHNE AM HILARI SCHÜTZI OLTEN www.guggizunft.ch www.guggilari.ch Sa 12. Januar 2013 ab 13.30 Uhr Vorverkauf: print@home unter www.guggilari.ch Café Grogg in Olten
Workshop zur Architektur der Stadtkirche
...WIE DER SCHATTEN DAS LICHT... // DISTELI-DIALOG 2 //
für Kinder und Jugendliche
bis 27.1.2013
Im Rahmen der Ausstellung:
KUNSTMUSEUM OLTEN www.kunstmuseumolten.ch
200 JAHRE STADTKIRCHE ST. MARTIN OLTEN
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-17 Uhr ; Do 14-19 Uhr; Sa/So 10-17 Uhr
MAGDEBURGER ZWICKMÜHLE / DENKT DOCH WAS IHR SOLLT! THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch Fr 18. Januar 2013, 20.15 Uhr Sa 19. Januar 2013, 20.15 Uhr
Nach weihnächtlichen Fröhlichkeiten und stillen Nächten wird es am Samstag 12. Januar 2013 in der Aarestadt ein erstes Mal fasnächtlich laut und die Nacht in der Schützi bestimmt zum Tag! Für die Guggi Zunft spielt es keine Rolle ob im Januar Schnee fällt oder nicht. Nach dem grossen Erfolg der letzten Ausgabe präsentieren sich auch dieses Jahr zwischen 13:30 und 18:00 Uhr acht Guggenbands auf der "Guggen-Bühne am Hilari"! Der Eintritt am Nachmittag auf das Areal vor der Schützi ist frei. An der Kaffee-Bar im warmen Zelt ist alles bereit um den Durst zu löschen und für den Hunger zwischendurch servieren die Guggenmusig Müüs aus Trimbach ihr legendäres „Ghackets ond Hörnli“. Das kulinarische Festmahl wird mit dem selbstgebackenen Kuchen der Guggi-Fäger komplettiert! Nach der Fez-Übergabe am Abend öffnen sich die Türen der Schützi Punkt 20:20 Uhr zum 14. Guggilari. Wie jedes Jahr gibt es wieder Guggensound vom Feinsten, mehrere Bars sowie ein Verpflegungsstand mit köstlichen Menüs. Zwischendurch kannst du im beheizten Aussenzelt mit angeschlossener Raucherbar kurz frische Luft holen. Party garantiert! Die Guggi Zunft lädt herzlich zum gemeinsamen Festen und Tanzen ein! Line-Up: Sörchle Gugge Trimbach Guggenmusik Schlosshüler Lostorf Herregäger Guggemusig Olte Gugge Rohrspatzen Thal Guggi Zunft zu Olten DJ`s: Balu und Didi
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Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten
«Der Tod begleitet das Leben wie der Schatten das Licht» ist ein Zitat aus Rafik Schamis Roman «Der ehrliche Lügner». Unter dem Titel «...wie der Schatten das Licht...» präsentiert das Kunstmuseum Olten eine Gruppenausstellung, die sich jenen Themen widmet, die wir mit der Verwendung von Hell und Dunkel in der Kunst verbinden: Licht und Schatten, Schwarz und Weiss, Hitze und Kälte, Tag und Nacht oder eben Leben und Tod. Es begegnen sich darin herausragende Werke aus der Sammlung und zeitgenössische Positionen. Poetische Lichtarbeiten, die im öffentlichen Raum gezeigt werden, verführen die BesucherInnen zu einer spannende Entdeckungsreise durch das winterliche Olten. In der Ausstellungsreihe «DisteliDialog» konfrontieren wir mit Ernst Thoma (*1953) zum zweiten Mal einen zeitgenössischen Künstler mit dem Werk von Martin Disteli. Ausgangspunkt ist das spannungsreiche Verhältnis des liberalen «Pfaffenfressers» zu Religion und Kirche. Die Ausstellung schliesst die Stadtkirche mit ein – eine hervorragende Möglichkeit, den sonst geschlossenen klassizistischen Bau zu besichtigen!
Politsatire mit Marion Bach und Hans-Günther Pölitz. Wo gesellschaftliche Missstände herrschen, hat politisches Kabarett Hochkonjunktur. Einen Mangel daran gab es bisher selten. Die Politiker kommen und gehen, die Probleme bleiben. Die Magdeburger Zwickmühle legt seinen verbalen Finger mit scharfer, unterhaltsamer Satire in eben diese Wunde – und das im 26. Zwickmühlen-Programm. Das neue Stück ist ein zweistündiges Plädoyer für den kleinen Mann. In «Denkt doch was ihr sollt!» geht es um Manipulation, Lüge und geistige Entmündigung. Pölitz und Bach liefern sich leidenschaftliche Rededuelle, er geht ans Klavier und sie lässt zu unterschiedlichsten Themen ihre zauberhafte Gesangsstimme erklingen. Das Duo bleibt seiner Linie treu: Scharfzüngige Dialoge, fein ziselierte Satire und deftige Gags. Es gibt es doch noch: das politische Kabarett. So ganz ohne Nonsens und fern aller Peinlichkeiten handelsüblicher Comedy.
HISTORISCHES MUSEUM OLTEN Konradstrasse 7 4600 Olten 062 212 89 89 www.historischesmuseum-olten.ch Workshop: Sa 19. Januar 2013, 14-17 Uhr Ausstellung bis 24. Februar 2013 (Öffnungszeiten Di bis Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr)
Im Rahmen der Ausstellung zum 200-jährigen Jubiläum der Oltner Stadtkirche, die über den Bau, die Geschichte und die Ausstattung des Gotteshauses informiert, findet im Januar eine spannende Veranstaltung statt: Workshop zur Architektur der Stadtkirche Die Workshop-Teilnehmer lernen die Architektur und die wichtigsten Zierelemente der Stadtkirche kennen. Auf einem Rundgang besuchen wir Orte, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind, und gehen dem Geheimnis der Dachkonstruktion nach. Was befindet sich in der Kirche? Wie wurde sie erbaut? Welche Werkzeuge verwendeten die Handwerker für den Bau? Das sind Fragen, die wir gemeinsam beantworten werden. Das Gelernte können die Kinder und Jugendlichen dann sogleich in eigenen Projekten praktisch umsetzen: Wir mischen Stuck selbst an, lernen einige Techniken für die Verzierung von Kirchen und entwerfen ein eigenes Wappen. Leitung: Janine Strasser Anmeldeschluss: 16. Januar 2013
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BAUMRIESEN
THE LOVELY LADIES VARIO BAR www.variobar.ch www.lovelyladies.ch Sa 19. Januar 2013 21.00 Uhr Eintritt frei (Kollekte)
Tipp des Monats
Digitalprojektion mit Live-Reportage von Michael Brunner
WORTKLANG – DIE BÜHNE FÜR TEXT UND TON
SCHÜTZI OLTEN www.schuetzi.ch
Mit FRÖLEIN DA CAPO, LARA STOLL und RETO STAMPFLI
Do 31. Januar 2013
VARIO BAR www.wortklang.ch
Türöffnung: 19.00 Uhr Showbeginn: 20.00 Uhr
So 27. Januar 2013 20.00 Uhr
2. OLTNER KABARETT-CASTING Oltner Kabarett-Tage
Was tun Oltner Lovely Ladies? – Nein, nicht im Coop-Restaurant beim Kafikränzchen sitzen. Sie machen Folkrock! – Es ist der einmalige Sound der amerikanischen Dave Matthews Band (DMB), der es ihnen angetan hat. An ihm werken und feilen sie herum, wenn es Nacht wird über Olten. Es sind rockige, überraschende, meist akustikgitarrengetragene Grooves, sich Zeit und Raum lassende Violinen- und Saxophonparts und herrlich unklare, eindeutig zweideutige Texte. Musik, die von der Live-Dynamik lebt, sodass ein Song nur höchst selten zweimal gleich klingt. Genau ein Jahr nach ihrer Oltner Premiere laden die Lovely Ladies am Samstag, 19. Januar 2013, zum zweiten Mal in die Variobar ein. Im Gepäck haben sie zwei Sets, prallgefüllt mit Jamrock aus dem Hause DMB. Ausserdem haben sie sich auch dieses Mal einen speziellen musikalischen Gast dazu eingeladen: die siebte Lady wird Susanne Portmann am E-Cello sein. The Lovely Ladies: Roman Flückiger (drums), Christian Näf (bass), Wayne Glettig (guitars, backing vocals), Marcel Schneider (saxophones), Oliver Tschopp (violin), Marcel Kaufmann (vocals) Special Guest: Susanne Portmann (cello)
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Die Musik- und Lesebühne Wortklang bietet auch im neuen Jahr illustre Gäste aus Kabarett, Musik, Slam Poetry und Literatur auf: Frölein da Capo aus Willisau muss man seit ihrem Engagement bei Giacobbo/Müller nicht mehr vorstellen. Die Musikerin kokettiert mit eigenen Songs das Landpommeranzen-Dasein und bringt das Publikum zum lachen und mitwippen. Lara Stoll aus Winterthur ist die Poetry Slam Schweizer- und Europameisterin des Jahrs 2010 und wird auch in Olten mit ihren bissigen und aberwitzigen Texten für Fürore sorgen. Last but not least wird der Solothurner Philosoph und Theologe Reto Stampfli Geschichten über die stillen Helden des Alltags erzählen und seine Zuhörer zweifelsfrei in den Bann ziehen. Die Wortklangbesucher dürfen sich auf einen abwechslungsreichen und spannenden Abend mit vielen Überraschungen freuen. Es wird empfohlen Tickets unter www. wortklang.ch zu reservieren.
Michel Brunner (1978), Grafiker, Buchautor, Fotograf und Wissenschaftlicher Illustrator, vermisst und fotografiert seit 1997 Baumriesen in Europa. Über 2000 Altbäume wurden mittlerweile inventarisiert, davon die Hälfte in der Schweiz. Brunner ist Gründer von „pro arbore". Wussten Sie, dass in den Schweizer Alpen die mächtigsten Arven, Lärchen und Fichten der Welt stehen? Hätten Sie gedacht, dass der älteste Baum der Schweiz, eine Eibe, bereits 1500 Jahre alt sein könnte? Wieso gibt es von der Obstsorte «Sept en gueule» nur noch einen einzigen älteren Baum, und wo sind Ulmen mit über 10 Meter Stammumfang geblieben? Von über 1000 untersuchten Baumriesen der Schweiz stellt Michel Brunner in seinem spannenden Vortrag die mächtigsten, ältesten und kuriosesten vor. Sie erfahren von Mythos und Kult über Historie bis zum Forst viel Überraschendes und lernen die «sanften Giganten» von einer neuen, faszinierenden Seite kennen. Gegenwärtig arbeitet Brunner als freier wissenschaftlicher Journalist beim Magazin „Schweizer Garten" und schreibt dort Fachbeiträge für die Rubrik „Gehölze". Präsentation und Technik: Sparte: Live-Reportage mit naturkundlichem Inhalt Dauer: 110 Minuten inkl. Pause Digital-Projektion in Full HD Qualität Einzelne Sequenzen mit Musik untermalt.
SCHWAGER-THEATER www.kabarett-casting.ch www.schwager.ch Fr 1. Februar 2013 20.15 Uhr
Das Kabarett-Casting ist ein Projekt der Oltner Kabarett-Tage mit dem Ziel, das kabarettistische Schaffen zu fördern und guten Nachwuchs auf die Bühne zu bringen. Heute wird der erste von drei Final-Plätzen vergeben. In der ersten Runde präsentieren die vier Künstler während je zehn Minuten ihr Können. Danach bestimmt die Jury, welche zwei Künstler weiterkommen. Nach der Pause bekommen diese nochmals je 15 Minuten Zeit, ihr Programm zu zeigen. Die Jury entscheidet dann, wer von den beiden am Casting-Final teilnehmen darf. Das Publikum ist ein Teil der Jury. Die Moderation übernimmt Simon Chen. Heute stehen auf der Bühne: Es huere Cabaret, Interrobang, Patti & die Vögelizwillinge sowie Willi Näf.
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Mit unserem Engagement beim EHC Olten unterst端tzen wir Spitzen-Eishockey in der Region und erm旦glichen Kanti-Sch端lern gratis Eintritt zu den Heimspielen.
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CINEMA
DANS LA MAISON FRA 2012 // THRILLER 3.- 7.Januar, Kino Lichtspiele François Ozons Thriller spielt auf zwei Ebenen: der fiktionalen, die auf den Aufsätzen von Claude beruht und der realen, die erzählt, wie sich der Lehrer und Mentor Germain immer mehr in die Erzählungen seines Schülers verstrickt. Die „Zeit“ schreibt: Wie nebenbei wirft der Film beunruhigende Fragen auf: „Sind Romane und Filme gesellschaftlich akzeptierter Voyeurismus? Transzendiert Fiktion die Grenzen des schnöden Alltags, oder verschlimmert die Realitätsflucht den Frust eines ungelebten Lebens?
DJANGO UNCHAINED USA 2012 // WESTERN Ab 17. Januar, youcinema Kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg, irgendwo im Süden der USA: Der deutschstämmige Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) ist den Brittle Brüdern auf den Fersen. Doch nur Django (Jamie Foxx), ein schwarzer Sklave, kann ihn zu ihnen führen. King erwirbt Django und verspricht ihm die Freiheit, sollten sie die Brittle Brüder fangen - tot oder lebendig. – Mit schwarzem Humor und Brutalität soll der neue Film von Quentin Tarantino eine Hommage an den Orginal-Django von 1966 werden.
6 Fragen an... Der Ritter und die Liebe
Henrik Zetterberg, Eishockey-Weltstar
Goldene Palme, Europäischer Filmpreis, französische Ehrenlegion, und vielleicht bald noch ein Oscar: Michael Haneke, der europäische Filmemacher, kann sich einmal mehr kaum vor Auszeichnungen retten. Sein neuer Film handelt von der Liebe.
Was ist Ihr Lieblingsfilm? The Godfather, Part 2.
von Pierre Hagmann
„A
mour“ heisst der Film, aber ein klassischer Liebesfilm sieht anders aus. „Amour“ hat auch kein Happy End, denn das Happy End ist nicht die Sache von Michael Haneke, dem österreichischen Filmemacher. Kürzlich sagte er: „Die dramatische Kunst lebt vom Konflikt. Das nehme ich wirklich ernst. Sonst plätschern die Filme nur vorbei. Das kann dem Zuschauer zwar zwei angenehme Stunden bereiten, aber ich selbst will immer Filme sehen oder Bücher lesen, die mich ein bisschen verunsichern, weil mich nur diese weiterbringen.“ Von Liebe handelt „Amour“ aber allemal: Bis der Tod uns scheidet, „so direkt und konsequent hat wohl noch kein Regisseur diese Hochzeitsformel in ein filmisches Requiem verwandelt“, schreibt der „Spiegel“. Im Film, der einem Kammerspiel gleicht, geht es um ein altes französisches Musikprofessorenpaar (Bild), das durch den Schlaganfall der Frau aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen wird. Und wieder mal wird Michael Haneke mit Preisen überhäuft. Nach-
dem er in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatte, räumte „Amour“ im Dezember beim Europäischen Filmpreis im grossen Stil ab: Bester Film des Jahres 2012, Beste Regie, Beste Schauspielerin, Bester Schauspieler – der Konkurrenz blieben nur die Nebenkategorien. Damit steht Haneke, bald 71 Jahre alt, alleine an der Spitzenposition in der Bestenliste des Europäischen Filmpreises: Schon zum dritten Mal wurde eines seiner Werke zum besten des Jahres gekürt. Wie kein zweiter steht Michael Haneke für einen europäischen Autorenfilm, bei dem Reflexion und Irritation im Zentrum stehen, nicht die blosse Unterhaltung. Für seinen Einsatz für das unabhängige Kino wurde er eben erst zum Ritter der französischen Ehrenlegion erhoben. Und die nächste grosse Auszeichnung könnte bald folgen: Ende Februar findet in L.A. die OscarVerleihung statt.
AMOUR FRA/AUT/GER 2012 // DRAMA 24.- 28.1. (ausser 25.1.), Kino Lichtspiele
Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen? James Bond – Skyfall. Bei welchem Film hätten Sie gerne die Hauptrolle gespielt? Austin Powers. Mit welchem Filmstar würden Sie am liebsten einmal einen Kaffee trinken? Al Pacino. Wieso er? Weil es Al Pacino ist. Worüber würden Sie gerne einen Film drehen? Über die Area 51. Der Schwede Henrik Zetterberg (32) gehört zu den erfolgreichsten Eishockeyspielern der Welt. Er spielt seit 2002 bei den Detroit Red Wings in der NHL, wo er pro Jahr 7,75 Millionen US-Dollar verdient. Aufgrund des NHL-Lockouts (Lohnstreit) ist Zetterberg zurzeit beim EV Zug engagiert.
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L.A. STORIES DOWNTOWN SWITZERLAND Franz Dobler ist Schriftsteller, Dichter, Journalist, DJ,
BASEL: LANGE MUSEUMSNACHT
Hörspielmacher. Zu seinen Einflüssen zählen Jörg Fau-
1997 fand erstmals in Berlin eine <Lange Nacht der
ser ebenso wie Johnny Cash, Rosa Luxemburg oder
Museen> statt und wurde sofort zu einem erfolgrei-
Charles Bukowski. «Er sei der letzte Cowboy unter den
chen Grossevent. Mehr als 120 Städte bieten heute Mu-
deutschen Schriftstellern», ist über ihn zu lesen, «eine
ENTSCHEIDEN, ENTSCHEIDEN...
seumsnächte an, u.a. Paris, Amsterdam oder Wien. In
bayerische Kraftnatur mit literarischer Vitalität.» Fritz
Soll ich die rote oder sie schwarze Mützen anziehen,
der Schweiz machte die Romandie den Anfang, und seit
Dobler ist aber auch Übersetzer. Sein jüngstes Projekt:
soll ich mit Anita ausgehen oder mich mit Max treffen,
2001 veranstaltet auch Basel jährlich eine gut besuchte
«Auf den Strassen von Los Angeles» des US-Gitarristen
soll ich einen Master in Kulturmanagement machen
Museumsnacht. An der 13. wird erneut Verlockendes
Ry Cooder. Darin erkundet der Autor die finsteren Sei-
oder zwei Sommer auf der Alp Ziegen hüten…? Tag-
für jedes Alter geboten, wobei neben den Häusern in
tengassen, die Bars von Los Angeles. Die Orte, wo sich
täglich müssen wir einen Haufen kleiner und grosser
der Stadt auch Kunsträume im nahen Baselbiet, im El-
Arbeiter und Kleinkriminelle zum Drink treffen.
Entscheidungen treffen. Mit diesem „Wohlstandsphä-
sass und in Südbaden beteiligt sind. In über 40 Institu-
Franz Dobler, MO 28. Januar, 20 Uhr, Café Kairo Bern
nomen“ befasst sich die neuste Erlebnis-Ausstellung
tionen kann man allerhand Lehrreiches und Unterhalt-
DI 29. Januar, 20 Uhr, Loge Luzern
des Stapferhauses in Lenzburg: In einem anregenden
sames erfahren, dazu gibt’s vielfältig Kulinarisches und
MI 30. Januar, 20 Uhr, Palace St. Gallen
Parcours werden wir mit Fragen und Antworten zum
für Nimmermüde diverse After Hour Partys.
Thema «Entscheiden» konfrontiert.
13. Museumsnacht: Fr 18.1., 18 bis 2 h, div. Orte,
Lenzburg, Zeughaus-Areal, bis 30. Juni 2013
www.museumsnacht.ch
(Di–So 10.00–17.00, Do 10.00–20.00, Mo geschlossen. Infos unter www.stapferhaus.ch
ST. GALLEN: IN DER FINANZHÖLLE Hoch über der Stadt St.Gallen thront die Wirtschafs-
DAS VERGEHEN DER ZEIT
Kaderuniversität HSG, unten profiliert sich das Theater
Die Zeit ist eine wichtige Komponente in den darstellen-
zunehmend als Bühne für Wirtschaftsthemen – mit
den Künsten. Was für eine Rolle kann sie in der bilden-
kritischen Stücken allerdings. Vor vier Jahren waren es
den Kunst spielen? Die Galerie Domus in Schaan zeigt
Urs Widmers «Top Dogs», letzte Spielzeit «Die Kontrak-
CHICA TORPEDO TAUFT IN DER MÜHLE
vom 24. Januar bis zum 17. Februar 2013 das aktuelle
te des Kaufmanns» von Jelinek, und jetzt kommt Wid-
Schmiedi Schmiedhuser ist fast seit Menschengeden-
bildnerische Schaffen des Ruggeller Multimediakünst-
mers neues Stück zur Schweizer Erstaufführung. «Das
ken ein Wert in der Berner Musikszene. In der Müh-
lers Arno Oehri zu diesem Thema. Eine Leinwand,
Ende vom Geld» spielt am WEF in Davos und treibt im
le Hunziken tauft seine Band Chica Torpedo das neue
eine Holztafel, ein Blatt Papier, stellt jeweils ein ganz
Wintersturm eine Gruppe von Top Shots in die Hölle
Album mit dem etwas käsigen Namen «Gärn z Bärn».
bestimmtes Feld dar, das für den malerischen Akt auf-
– beinah. Das Schauspielhaus Zürich wollte das Stück
Schmiedhauser bezeichnet seine Gruppe selbst als «die
bereitet wurde.
nicht. St.Gallen griff dankbar zu.
groovigste aller Berner Mundartbands». Das ist, sagen
Das Vergehen der Zeit (Möglichkeitsfelder):
Urs Widmer: Das Ende vom Geld
wir, vollmundig, aber nicht ganz falsch, denn die Mi-
Vernissage am Donnerstag, 24. Januar um 19.30 Uhr.
Freitag, 11. Januar 19.30 Uhr (Premiere)
schung von Latin, Reggae und Berner Pop hat es in der
Am 8. Februar findet eine themenbezogene, musikalische
Theater St.Gallen
Tat in sich.
Lesung mit Erika Kronabitter und dem Klanglabor statt
Mehr Infos: www.theatersg.ch
Mühle Hunziken, Rubigen. Sa., 28.1., 21 Uhr
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Ich bestelle ein Jahresabonnement für CHF 49.-und erhalte KOLT Monat für Monat. Ich möchte KOLT unterstützen und bestelle ein Gönnerabonnement für CHF 99.-und erhalte KOLT Monat für Monat. Ich möchte KOLT in meinem Betrieb auflegen und bestelle für CHF 149.-5 Exemplare
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DAS KLEINE JOB-INTERVIEW
»Früher konnte man noch besser mit den Leuten reden« Reto Erhart, 24, stammt aus Luzern und arbeitet bei der Securitas. In der Regionaldirektion Olten amtet er als Chef Führungssektor Sicherheitsdienste. Er ist aber auch selber noch an der „Front“. Und da stellt er fest: Wir haben ein Kommunikationsproblem. Interview von Pierre Hagmann Foto von Yves Stuber
Reto Erhart, was wollten Sie werden, als Sie ein kleiner Junge waren? Landschaftsgärtner. Ich habe auch diese Lehre absolviert, bis ich ins Militär musste.
agieren. Doch auch die Securitas muss sich anpassen, weil die Gewaltbereitschaft steigt. Das heisst? Statt zurückziehen und melden, wie das bislang unser Credo
Und dann? Dort haben sich Kontakte ergeben, so dass ich nach dem Dienst zu einer Firma im Sicherheitsbereich gewechselt habe. Erst später landete ich schliesslich bei der Securitas. Hier gibt es viele Quereinsteiger wie mich, die intern ausgebildet werden – in meinem Arbeitsbereich Ordnungsdienst vor allem in den Bereichen Kommunikation, Schlagstocktraining, Selbstverteidigung und Erste Hilfe.
worden ist. Das ist und bleibt das beste Mittel, um die Gemüter zu beruhigen. Früher gabs in fast jeder Gruppe mit Aggressionspotential jemanden, mit dem man vernünftig reden konnte – das ist heute leider immer weniger der Fall. Man merkt, dass die Kommunikation zwischen den Menschen zunehmend auf unpersönlicher Ebene stattfindet. Glauben Sie, dass das geplante Alkoholverbot und striktere Eingangskontrollen das Problem beheben? Am Anfang kann damit sicher eine Verbesserung erreicht werden. Die Gewaltbereitschaft ist jedoch ein gesellschaftliches Problem. Daher braucht es weitere Massnahmen.
Heute leiten Sie ein Team von 60 Leuten. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus? Einerseits gibt es die Tage im Büro, an denen ich als Betreuer für die Leute im Einsatz tätig bin, wie auch als Tageschef für interne Angelegenheiten. Andererseits "Auch die Securitas muss sich anpassen, weil die bin ich weiterhin auch „an der Gewaltbereitschaft steigt": Reto Erhart. Front“ im Einsatz: Ich leiste Dienste in allen möglichen Sicherheitsdienstbereichen, vor allem bei Grosswar, gibt es im Ernstfall den Trend hin anlässen wie Sportveranstaltungen. zu aktiverem Handeln, um eine Situation unter Kontrolle zu bekommen. Was macht den idealen Securitas-Mitarbeiter aus? Wir wollen gut trainierIst die Gewaltbereitschaft von Sportte Menschen, aber keine Rambos. „Fans“ tatsächlich gestiegen? Ich arbeite seit fünf Jahren bei der Securitas. Schliesslich müssen wir deeskalieMir ist aufgefallen, dass die deeskalierend wirken, dürfen nicht provozierende Kommunikation schwieriger geren. Unser Leitmotto: Reagieren, nicht
Wie sicher ist Olten? Es ist weder gefährlicher noch ungefährlicher in Olten als in anderen Schweizer Städten.
OLTEN über die Welt
Was wünschen Sie der Schweiz fürs Jahr 2013? André Messerli, 27, Wangen bei Olten Die Beruhigung der internationalen Märkte und mehr Vertrauen in die Möglichkeiten, die sich der Schweiz im 21. Jahrhundert bieten. Zusätzlich – das gilt zwar nicht für die ganze Schweiz – sind sicher viele Oltner (vor allem die Geschäfte in der Altstadt) froh, wenn das Verkehrschaos in der Innenstadt ein Ende hat. Roger Lehner, 23, Olten Offenheit und wiederkehrender Realitätssinn in der Politik.
Was war der heikelste Moment, den Sie in einem Einsatz erlebt haben? Verletzt wurde ich noch nie. Bei einem bewaffneten Einsatz platzte hinter meinem Rücken ein Ballon. Das weckt schon Ängste. Aber Angst ist gut: So bleibt man vorsichtig.
Urs Strasek, 37, arbeitet in Olten Dass sie es versteht, ihre Spielräume international schnell zu erkennen und mit ihren Qualitäten darin erfolgreich zu agieren. Und dass sie den manchmal grossen Nachbarn durch Flexibilität, Schlauheit und Präzision immer ein Schrittchen voraus ist.
Welchen Teil Ihres Jobs würden Sie am liebsten ersatzlos streichen? Die Schreibarbeit. Darum würde ich auch nicht zur Polizei wechseln wollen: Die müssen noch mehr Berichte verfassen.
Manuel Locher, 34, Olten Ein Bewusstwerden und -sein. Bezüglich allem. Und, daraus resultierend, ein bisschen mehr Dankbarkeit und Toleranz.
22. Mai – 1. Juni 2013
Reservieren Sie sich schon jetzt folgende Termine: Eröffnungsevent mit EMIL „Drei Engel!“ Generalversammlung 26. Oltner Kabarett-Tage 2. Oltner Kabarett-Casting
www.kabarett.ch KOLT Januar 2013 twitter.com/kabaretttage
Do, Mi, Mi, Fr, Di,
10. 20. 22. 1. 28.
Januar ausverkauft! Februar Mai – Sa, 1. Juni Feb / 1. März / 5. April Mai Final
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VON LINKS BIS RECHTS
Warum sollen die Oltnerinnen und Oltner Ihre Partei und deren Vertreter in Parlament und Stadtrat wählen?
IRIS SCHELBERT-WIDMER, ANNA ENGELER, MYRIAM FREY SCHÄR, FELIX WETTSTEIN Grüne Olten Warum sollen die Oltnerinnen und Oltner die Grünen ins Parlament und in den Stadtrat wählen? Im März 2017 wird Olten den schönsten Bahnhofplatz der Schweiz haben: die Veloparkplätze unten, die Busse oben, alle Fussverbindungen direkt, sicher und für Auswärtige klar beschriftet, die Autos der „Kiss and Ride“-Zone nebenan, so dass sie den Bussen nie mehr im Wege stehen.
Im März 2017 wird Olten im Kleinholzquartier ein neues Primarschulhaus haben, das schweizweit auf grosses Echo stösst, weil es das erste Plus-Energie-Schulhaus sein wird. Im März 2017 wird Olten in seinen neuen Fussgängerzonen viel Stadtgrün haben, heimische Pflanzen und Kleinlebewesen in bunter Vielfalt. Diese Zonen setzen sich nahtlos in die autofreien Boulevards der neu gebauten Siedlungen fort. Im März 2017 wird Olten in jedem Quartier einen Quartierstützpunkt haben, mit Polizei-Sprechstunden, Klagemauer, Ideenbörse, Austauschbörse, Selbst-Reparatur-Werkstatt, Tagestreff für Seniorinnen und Kleinkinder, Stadtrats-Sprechstunden. Im März 2017 werden die Velofahrerinnen und Fussgänger zwischen der Holzbrücke und der Aarauerstrasse – beim Winkel – weit gehend oberirdisch und gefahrlos ihren direkten Weg wählen.
Im März 2017 bekommen fünf Vertreterinnen und Vertreter des Oltner Gewerbes stellvertretend den internationalen Preis für nachhaltige Entwicklung. Sie haben ihn verdient für ihren „Spirit of Innovation“, ihre Tatkraft im Umsetzen von gewerblichen Cleantech-Lösungen und für ihre Kultur der Wertschätzung. Im März 2017 steht auf dem neuen Kunstmuseum das Aufrichtebäumchen. Vor gut vier Jahren, im Januar 2013, hatte es unisono geheissen: Unmöglich! Fantasiegeschichten! Doch dann kamen die Wahlen. felix.wettstein@bluewin.ch
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YABGU R. BALKAÇ Gemeinderat SP Olten
Das Olten der Zukunft aus der Sicht eines SP’lers: Als Bildungs- und Pendlerstadt gewinnt Olten immer mehr an Bedeutung. Hier wohnen bedeutet, mit der ganzen Schweiz direkt und schnell verbunden zu sein. Olten ist verkehrstechnisch und sozialpolitisch beispielgebend mit höchster Anforderung an Lebensqualität.
Die Zuwanderung wird weiter wachsen. Durch das Wachstum notwendige Verdichtung setzt auf Quartierverträglichkeit und soziale Nachhaltigkeit. Besondere Herausforderung bilden viele Studenten, die eher kurzfristig in der Stadt studieren und leben. Im Gegenteil zu jungen Familien, die sich hier niederlassen, wegen guten und vielseitigen Bildungsangeboten. So werden Quartiere sozial durchmischt bleiben. Natur- und Freiräume tragen zur Lebensqualität bei. Kurze Wege zwischen Wohnung, Arbeit und Freizeit ermöglichen eine „Kultur der Entschleunigung“. So verändern sich viele Verkehrsflächen. Autoarme Wohnüberbauungen sind Standard. Olten wird urbaner. Eine aktive Quartierkultur und verschiedene Mitwirkungsmöglichkeiten fördert die Begegnung unterschiedlicher Menschen. In der Sportstadt finden nationale und internationale Anlässe statt. Der Profi- und Breitensport wird gefördert. Das multifunktionale Hallenbad
zieht Menschen aus der Agglomeration an. Spitzenklubs repräsentieren Olten über die Grenzen hinaus. Innovative KMUs beleben die städtische Wirtschaft. Der Bildungsplatz, die Umwelt- und die Kommunikationstechnologie sorgen für qualifizierte Arbeitsplätze und wirtschaftliche Diversität. Effiziente Nutzung erneuerbarer Energien senkt den Energieverbrauch pro Einwohner. Nach der Fusion mit den umliegenden Gemeinden trägt Olten als grösste Stadt des Kantons eine besondere Verantwortung für die Region. Olten schafft das mit LINKS! a1concept@bluewin.ch
HANSUELI LERCH
Mitglied Grünliberale Olten Die Grünliberalen setzen sich für eine attraktive Innenstadt ein. Dafür müssen sich alle Beteiligten einsetzen. Auf neu gestalteten Strassen und Plätzen soll die Stadt ruhig von den Gewerbetreibenden ästhetische Minimalstandards einfordern, damit sich die Altstadt nicht in eine Ramschmeile verwandelt.
Attraktive Konditionen sollen lokale Lebensmittelproduzenten motivieren, ihre Produkte während der ganzen Woche an Marktständen anzubieten. Für die Wohnquartiere wünschen sich die Grünliberalen mehr Natur und Grün. Betontröge welche als Verkehrsberuhigungsmassnahmen in Quartierstrassen gestellt wurden, sollen sukzessive durch Bäume ersetzt werden. Gibt es nach der Eröffnung der ERO mehr Schleichverkehr in den Wohnquartieren, werden sich die Grünliberalen für eine rasche und konsequente Unterbindung dieser Verkehrsbelastung einsetzen. Die Grünliberalen erwarten von der Stadt eine Vorbildfunktion im Umweltschutz und Energiesparen. Wir warten zum Beispiel auf die Einführung moderner intelligenter Strassenleuchten, die nur leuchten, wenn das Licht auch benötigt wird.
Ein Ausflug zu Fuss oder mit dem Velo über die Aare in den anderen Stadtteil soll Freude machen und nicht durch eine ungastliche Unterführungen oder stehende Autokolonnen vergällt werden. Die Grünliberalen fordern eine direkte Verbindung für den Fussund Veloverkehr zwischen Aarauerstrasse und alter Brücke. Die Stadtverwaltung muss schlanker werden. Die überdurchschnittliche Sozialhilfequote von Olten soll genau untersucht werden, damit mit umfassenden Massnahmen auf diese eingewirkt werden kann. Das ÖV-Angebot soll durch ein Veloverleihsystem ergänzt werden. Für durchreisende Elektrofahrzeuge soll in Olten eine Tankmöglichkeit geschaffen werden. Damit gut qualifizierte Mütter und Väter dem Schweizer Arbeitsmarkt erhalten bleiben, sollen Tageschulen und Mittagstische gefördert werden. hul.lerch@bluemail.ch
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KOLT
HINTERGRUND 2013 sind Wahlen in Olten. Parlament, Stadtrat und das Stadtpräsidium werden neu gewählt. Wir läuten hiermit das Wahljahr ein.
MARCEL STEFFEN
URS KNAPP
Präsident und Gemeinderat CVP Olten
Präsident der FDP-Fraktion Olten
Wählen Sie, geschätzte KOLT-Leser, doch einfach mal eine Partei, die so ist, wie Sie sind. Eine Partei, die keiner vereinfachten Ideologie folgt und trotzdem die Werte und das Menschenbild vertritt, das dem Christentum entsprungen ist. Sie zelebrieren sicher Ostern und Weihnachten? Na, dann ist es wohl klar, dass Sie uns wählen sollten. Unser grösstes Handicap sind die aktuell gerade nicht sehr sexy wirkenden Tugenden, die unser gesamtes Zusammenleben und die Schweiz zu dem gemacht haben, was es heute ist. Der Vorwurf
Menschen, die sich mit viel Herzblut für ihre Stadt einsetzen – das ist die starke Basis der FDP in Olten. Diese Menschen sind Vordenker, Querdenker und Mitdenker. Sie haben profilierte Meinungen und trauen sich, ihre Ansichten engagiert zu vertreten.
der «Wischiwaschi»-Politik und das «C» in unserem Namen hindern leider viele, bei uns mitzumachen oder uns zu wählen. Aber Hand aufs Herz: Eigentlich treffen wir genau den Nerv jedes einzelnen. Jeder möchte selbst bestimmen und nicht einem Parteibuch folgen müssen. Jede Entscheidung soll gut und ausgewogen sein und unsere Werte und Errungenschaften sollen mindestens gemäss heutigem Standard erhalten bleiben. Übrigens: Das «C», es steht für «Achtung des Menschen» und «Eigenverantwortung», und nicht für Kirche oder Religion. Es steht also für eine innere Haltung zum Leben selber.
Apropos Haltung: Wir sind die einzige Partei, die seit Monaten Farbe bekennt und mit Martin Wey einen Kandidaten fürs Stadtpräsidium portiert hat. Wir mögen keine Versteckspiele, unser Baudirektor erst recht nicht. Wer ihn am 3. März wieder in den Stadt-
Beispiel Verkehrspolitik: Die FDP unterstützt eine Neugestaltung der Oltner Innenstadt. Sie wehrt sich aber gegen die Verteufelung des Individualverkehrs: eine verkehrslose Stadt ist eine tote Stadt. Beispiel Bildungspolitik: Die FDP begrüsst ein breites Bildungsangebot. Teurere Bildung heisst aber nicht automatisch bessere Bildung: auch die Schulen müssen ihre wachsenden Forderungen rechtfertigen. Beispiel Sozialpolitik: Die FDP setzt sich auch für die Schwachen ein. Sie lehnt aber eine Sozialbürokratie wie in Olten ab, deren Kosten – bei gleichen Leistungen – viel höher sind als anderswo. Beispiel Kulturpolitik: Die FDP freut sich auf ein neues Kunstmuseum in Olten. Dieses darf aber nicht im Hinterhof des heutigen Museums gebaut werden, weil das so am einfachsten ist.
Die Freisinnigen vertrauen zuerst auf die Kraft der Bürger und setzen erst dann auf den Staat. Die Bürger können für sich selber entscheiden – besser als das jeder noch so wohlmeinende Politiker je für sie tun könnte.
GERT WINTER
Gemeinderat SVP Olten Im Unterschied zu unseren Antagonisten, den Sozialisten verschiedenster politischer Provenienz, lassen wir uns nicht für deren heimliches Wahlkampfmotto "Armut für alle statt für wenige" begeistern.
Anstelle von fiskalischer Beutelschneiderei, typischerweise idealistisch verbrämt mit einfältigem Gerechtigkeitsgelaber, steht die SVP Olten weiterhin für eine massvolle Besteuerung aller ein. Wie nämlich langjährige Erfahrung zeigt, fliessen der Stadt Olten reichlich Steuereinnahmen zu, weshalb ein allfälliges Finanzproblem nicht auf der Einnahmen-, sondern auf der Ausgabenseite liegt. Dementsprechend wird sich die SVP auch in Zukunft für eine sparsame Mittelverwendung einsetzen. Das ist auch dringend nötig, sind doch der (ausgabenseitigen) Fantasie von Politikern, wenn es um die Bedienung von Sonderinteressen, um die Erhöhung ihrer persönlichen Wahlchancen oder um ihr persönliches Prestige geht, keine Grenzen gesetzt. Nicht so bei der SVP. Unsere Gemeinderatskandidatinnen und -kandidaten sind in der Lage, bloss Wünschbares vom Notwendigen zu unterscheiden und vergessen dabei auch nicht, die Frage nach dem Mehrwert einer (lediglich wünschbaren) Investition für die Bevölkerung zu stellen. Dieses Idealbild einer
rat wählt, weiss, woran er oder sie ist. Wie war das noch mit dem Vorwurf der «Wischiwaschi»-Politik? Sollten wir uns nun einen neuen Namen geben, damit wir wählbar sind? Die LSVP, die LiberalSoziale Volkspartei? Nein, denn ein Namen zu ändern, ändert nicht die Grundhaltung. Danke für Ihre Stimme.
Die Freisinnigen wollen eine freie und faire Gesellschaft. Fair ist sie, wenn sich Leistung lohnt. Unfair ist sie, wenn durch immer höhere Belastungen die Freude genommen wird. Fair ist eine Gesellschaft, wenn Wirtschaft und Gerechtigkeit zwei Seiten derselben Medaille sind. Unfair ist sie, wenn sie nicht genug erwirtschaftet für diejenigen, die solidarische Hilfe brauchen. Die Freisinnigen wollen eine Stadt Olten und eine Schweiz, in der es jeder schaffen kann.
ve gehört, wird sie das jedoch lediglich im Stadtrat tun und nach aussen die Mehrheitsbeschlüsse des Stadtrats vertreten.
cvpolten@bluewin.ch
knapp@farner.ch
gert.winter@bluewin.ch
KOLT
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schlanken, gleichzeitig finanzstarken und attraktiven Gemeinde wird Doris Känzig bei einer Wahl auch in den Stadtrat einbringen und sich wie die SVP-Fraktion im Gemeinderat für eine bürgerfreundliche Politik einsetzen. Wie sich das für ein Mitglied der Exekuti-
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IM EXIL
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Sissi in China wie Alice im Wunderland Menschen aus der Region berichten aus der Welt – diesmal unter anderem über eine verrückte asiatische Grossstadt, verrückte Hutmacher aus Paris und nicht minder verrückte amerikanische Autofahrer. This world is crazy!
Otjitotongwe, NAMibia
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er Farmer und sein Gepard. Originalkommentar des Farmers: "He likes to clean his food before eating". Mathias Stocker, 31, stammt aus Rickenbach und war kürzlich in Namibia.
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Shanghai, China
Ü
ber ein Jahr in Shanghai: Vieles schon gemacht, manches mehrfach, weniges regelmässig. So weit, so gut. Die Überraschungen halten an, wenn mich zum Beispiel auf dem Fahrrad ein Gabelstapler in der Quartierstrasse mit Vollgas überholt, gefolgt von einem Elektroscooter beladen mit einem dreistöckigen Puppenhaus. Oder wenn ich mit über 300 km/h im Schnellzug von Beijing nach Shang-
hai flitze, vorbei an Atomkraftwerken und alle fünf Sekunden an Mobilfunkantennen, und dabei zum gefühlt Hundertsten Mal die ersten 15 Minuten von Sissi anschaue, weil ich es immer noch nicht glauben kann, was da neben der Geschwindigkeitsanzeige auf dem Fernseher läuft. Als ich, zurück in Shanghai, am Jazzfestival am Huangpu Fluss sitze, indisches Irgendetwas esse und auf den alten Hafenkran schaue, kommt mir in den Sinn, wie die Zürcher, oder zumindest ein paar davon, seit sicher zehn Jahren gerade einen solchen an das Limmatufer pflanzen wollen. Auch wieder verrückt, irgendwie, vor allem bei den Stahlpreisen, womit wir wieder bei den Chinesen wären. Diese lässt meine spöttische Frage, wen sie denn gewählt hätten am letzten
Parteikongress, einigermassen kalt. Da war ich wirklich überrascht. Auf der anderen Seite, à propos kalt, sind ein paar böse Überraschungen bereits ausgeblieben. So etwa völlig unvorbereitet in den hiesigen Winter zu schlittern. Ausgerüstet mit japanischer Thermo-Unterwäsche und atomar betriebenen Heizkörpern, lächle ich nur, wenn die Neuankömmlinge nun über die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt lamentieren, wohl verstanden innerhalb der Wohnung. Anfänger! Tja, eine gute Balance zwischen den überlebenswichtigen Weisheiten und den Verrücktheiten, die Shanghai ausmachen, scheint gefunden. Keep it coming... Denis F. Berger, 34, stammt aus Olten, lebt und arbeitet in Shanghai als Anwalt.
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IM EXIL
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PARIS, FRAnkreich
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ie Suche nach einzigartigen Wohnungen und Häusern für Fotoshootings führt mich an die geheimnisvollsten Orte. Ich kann meiner Fantasie freien Lauf lassen und vergesse dabei sehr oft, dass ich ja gerade durch eine hektische Grossstadt irre; den Blick ausschliesslich durch die Scouting-Brille, jage ich nach der perfekten Location, alles andere ausblendend. Die Freude und Faszination, dann im Objekt der Begierde zu sein, hier in einer wunderbaren, verträumten Wohnung, macht Schlaf und Essen vergessen. In jeder Ecke und Spalte entdeckt man immer wieder ein weiteres Detail im Detail, in der Spiegelung, im Schatten, im Licht. Mein Herz erwärmt sich und ich möchte am liebsten stundenlang alles durchwühlen. Manchmal fühle
ich mich wie Alice im Wunderland, fehlt nur noch, dass mich der verrückte Hutmacher auf eine Tasse Tee einlädt. Paris, alles Gute zum Nichtgeburtstag! Aliza Eva Berger, 27, stammt aus Olten und arbeitet in Paris als Fotografin.
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FORT WORTH, USA
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exas war einst ein unabhängiges Land und die Texaner mögen noch heute ihre persönliche Freiheit: öfters überholt mich ein Motorradfahrer mit 140 auf der Autobahn, ohne Helm, dafür mit kurzen Hosen. Links und rechts überholen ist auf den sechsspurigen Autobahnen erlaubt, manchmal gibts auf der linken Seite eine Ausfahrt. Einige der zig grossen Werbetafeln links und rechts
versuchen nicht nur Essen, sondern auch Sicherheit anzupreisen. Denn auch Telefonieren ist am Steuer nicht verboten. Auch die Strassen innerhalb der Stadt sind riesig, mindestens zwei- oder dreispurig in jede Richtung, Trottoirs fehlen fast überall. Zu Fuss kommt man nicht weit, vor allem bei sommerlichen 42 Grad schmilzt man schon fast auf dem Parkplatz. Was ich nie gedacht hätte: Ich nutze die Bank, Apotheke und chemische Reinigung nur noch als Drive-Through. Simone Scholtz, 30, aufgewachsen in Neuendorf, wohnt in Texas.
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CORK, IRLand
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in Jahr schon. Es waren die Liebe und die Arbeit, die mich Ende Januar 2012 aus der Schweiz
weg nach Irland ziehen liessen. Klischeebeladen lernte ich hier meine Freundin im Urlaub kennen und entgegen aller Erwartungen hielten wir eine Ferbeziehung aufrecht. Dann wurde ich arbeitslos, eine neue Stelle fand ich schliesslich in Cork, im Südwesten Irlands. Es regnet oft hier, aber da Land ist wunderschön und gemütlich. Zum Beispiel in dieser abgelegenen Nische namens Nohoval Cove, 30 Minuten von Cork entfernt. Man kann da sowohl hoch auf die Klippen steigen wie auch direkt ans Meer herunter gehen und ist vollends in der Natur, fernab von allem. Ein Jahr schon, ich hab mich bestens akklimatisiert. Und ich bin sicher, dass es mir hier noch eine ganze Weile gefallen wird. David Spring, 25, stammt aus Hägendorf und lebt heute in Irland.
Die clevere Art, bye-bye zu sagen. Olten H Ringstrasse 17 H 062 206 77 88 H olten@globetrotter.ch H globetrotter.ch
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DER ZAUBER LIEGT IN DER EINFACHHEIT
"Der Zauber liegt in der Einfachheit" Ein Fulenbacher, der es via Solothurn zur Legende geschafft hat: Der Krokus-Gitarrist Fernando von Arb, ein bodenständiger Typ, der zum Understatement neigt. Wir treffen ihn kurz vor seinem 60. Geburtstag und dem Release des neuen Krokus-Albums «Dirty Diamonds» zum Gespräch über eine konservativ geprägte Kindheit, über Magie im Fussball wie in der Musik und über die Krankheit, die ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hat. Text von Pablo Haller Fotos von André Albrecht
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on Arb gibt selten und nicht allzugerne Interviews, wie er sagt. Hängt wohl mit seiner Bescheidenheit zusammen, arrogant kommt dieser grundsympathische und sanft übernächtigte Musiker jedenfalls nicht rüber, als wir ihn um 10 Uhr morgens im Palais Besenval in Solothurn treffen. Auch über Krokus mag er nicht gross reden. Das besorge Chris von Rohr und die Promo laufe erst an. "Dirty Diamonds", so heisst das zweite Album nach "Hoodoo",
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dem Comeback-Album im erfolgreichsten Gespann der ehemals von ständigen Besetzungswechseln geplanten Band. Die neue Platte wurde in den legendären Abbey Studios in London aufgenommen und sei "ein ziemlicher Kracher", wie von Arb sagt. Am Abend vor dem Gespräch fand in von Rohrs Wohnzimmer eine Bandprobe statt, die weiteren absolviert man in Deutschland. «Nach diesen Proben ist man sowieso immer aufgedreht und kann nicht schlafen», meint von Arb.
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»MAN SCHAUT, DASS MAN ES PHYSISCH DURCHSTEHT. ZWISCHEN 20 UND 30 WAR DAS WIE GRATIS DAZU. DA ACHTETE ICH NICHT DRAUF, BIS EIN STOPP GEGEBEN WURDE.« Fernando von Arb, wie fühlt sich Rock'n'Roll mit 60 an? Kommt auf die Tagesform an. Ich glaube, das ist bei anderen auch so: Man schaut drauf, dass man es physisch durchsteht. Dass man «es» auf der Bühne rüberbringen kann. Zwischen 20 und 30 war das wie gratis dazu. Zu den Partys und zu wenig Schlaf. Da achtete ich nicht drauf, bis ein Stopp gegeben wurde. Dieser Stopp war der Krebs, den sie Anfang der 1990er überstanden? Das war auf jeden Fall ein grosser Einschnitt. Ein Blitz, der mich wie aus heiterem Himmel traf. Krebs ist etwas, von dem man weiss, dass es existiert, aber jeder hat das Gefühl, es trifft den anderen, die in den bürgerlichen Berufen. Dann erwischte es mich als Rock n Roller. Inwiefern hat Sie das verändert? Damals ging die Chemotherapie noch bis an die körperliche Grenze. Ich brauchte Zeit, bis ich wieder auf die Beine kam. Seither ist mein Leben ein anderes. Ich bin mir meiner Sterblichkeit, meiner Verletzlichkeit sehr bewusst geworden. Heute bin ich für Dinge dankbar, die mir zuvor selbstverständlich schienen. Ich bin froh, dass ich das noch tun kann. Damals war ja auch Ihre Band Krokus öfters Besetzungswechsel ausgesetzt. Nach 1988 wurde es chaotisch. Es gab zig verschiedene Formationen, wo ich den Fehler machte, Leute in die Band zu holen, die die Anfangsjahre nicht mitgemacht haben. Begabte Musiker zwar, aber im Rock'n'Roll geht es nicht unbedingt und in erster Linie um technische Versiertheit, sondern um die Grundeinstellung. Ist der Wille vorhanden die Sache durchzuziehen, wenn man auch mal untendurch und auf vieles verzichten muss – ohne Garantie auf Erfolg. Heutzuta-
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ge weiss ich: Will man im Musikbusiness sein, muss man auch brotlose Zeiten ohne wenn und aber und ohne bürgerliche Nebenjobs durchstehen, was gerade in der Schweizer Wohlstandsgesellschaft schwierig ist. Inwiefern hat sich das Business aus Ihrer Sicht verändert? Das Business hat sich gewaltig geändert. Dank der neuen Technik ist es jungen Bands einerseits möglich, mit wenig Kosten ein Album aufzunehmen und zu promoten, beispielsweise mit You-Toube-Videos, sodass sie nicht mehr von irgendeinem Schnösel bei der Plattenfirma abhängig ist. Andererseits ruiniert diese Download-Geschichte das Geschäft. Umso schlimmer, dass es in der Schweiz legal ist, gratis runterzuladen. Jene Bands, die bereits einen Namen und eine Fanbasis haben, sind da sicher besser dran. Bands wie Krokus? Auf jeden Fall! Wir funktionieren noch immer oldfashioned: Ich habe zwar mittlerweile eine Computer-Software, aber die ist auch bereits zehn Jahre alt. Die ersten Ideen beim Spielen nehme ich immer noch auf Bändli auf. Früher ging man als zweiter Schritt dann in den Übungsraum, um die Skizzen mit der Band auszuarbeiten, heute entwickelt man sie erstmal selber weiter, das wird schon fast erwartet. Auch wurde früher noch viel im Studio entwickelt. Heute zahlt dir das keine Plattenbude mehr. Die Budgets sind auch da geschrumpft. Die wenigsten Bands können es sich noch leisten, Monate im Studio zu zubringen. Daneben treten Sie ja auch in unterschiedlichen Formationen als Fernando von Arb auf. Ich möchte meine Solo-Aktivitäten ausbauen. Mittlerweile gehe ich in der Musikgeschichte weiter zurück als den Hardrock,
zu dessen Wurzel, dem Rock'n'Roll. Extrem gern spiele ich diese uralten Rock'n'Roll-Nummern: Chuck Berry, Jerry Lee Lewis. Alte Klassiker, die ich auf meine Art interpretiere. Die Songs sind einfach aufgebaut und haben eine gewisse Magie inne. Wann kamen Sie mit dieser Magie in Berührung? Bereits als Bub habe ich das Ohr an den voll aufgedrehten Radio gehalten, als diese Songs gespielt wurden. Weniger auf den Schweizer Sendern, als auf deutschen und österreichischen. In der Schweiz gab es die Sendung «Sali mitenand» mit Albert Werner, frei nach dem französischen Vorbild «Salut les copains». Wenn du damals jung warst und auf Rock standest, musstest du das hören. Diesen Sound habe ich völlig aufgesogen, er hat mich in eine andere Welt reingezogen. Das war ein völlig anderes Erlebnis, als wenn man heute Musik hört, wo alles sofort verfügbar ist und man sich aus dieser Masse von Songs seine eigenen Playlists zusammenstellt. Diese Sendungen als die Initialzündung für den späteren Rock'n'Roller? Diese Sendungen waren für mich überlebenswichtig. Sonst hätte ich die Schulzeit nicht durchgestanden. Musik war Nahrung, ein Gegenpol zu diesem Eingeengtsein. Deshalb greife ich immer wieder gerne darauf zurück. Aber gezielt bewege ich mich erst in den letzten Jahren auf diese Wurzeln zu. Sie haben etwas, diese Rock'n-Roll-Nummern, das merkt man auch dem Publikum an, wie es reagiert, wenn ich sie spiele. Ein Ruck geht durch die Menge. Meine Zuhörerschaft ist altersmässig durchmischt. Es können also nicht bloss Erinnerungen sein. Ich glaube, der Zauber liegt in der Einfachheit. Keine Kapriolen, auch die Solis sind sehr simpel, weit entfernt von späterer
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DER ZAUBER LIEGT IN DER EINFACHHEIT "Das Business hat sich gewaltig ver채ndert. Wir funktionieren aber immer noch old-fashioned": Fernando von Arb aus Fulenbach.
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DER ZAUBER LIEGT IN DER EINFACHHEIT
"Olten war mehr die Funk- und Jazzstadt, Solothurn war Rock und Blues": Der Fulenbacher entschied sich für Rock.
Gitarrenakrobatik, mit der ich mich natürlich auch beschäftige. Sie erwähnten die Enge. Gab es noch andere bestimmende Motive in Ihrer Kindheit? Ich bin sehr konservativ aufgewachsen. Im Dorf (Fulenbach, Anm. d. Red). Der Enge entging ich, in dem ich mit dem Velo nach Olten fuhr. Einmal, am Chilbimontag, radelte ich ohne Geld im Sack los. Als ich da war, stellte ich mich neben die Hima-
layabahn. Das war auch Rock'n'RollFeeling. Dort zu stehen, in diesem Moment, im Lärm, den blinkenden Lichtern. Wenn möglich stand ich fast im Tunnel dieser Bahn – da wo's am lautesten war – sodass ich bald weggeschickt wurde. Welchen Bezug haben Sie heute noch zu Ihrem Heimatort Fulenbach? Ich fahre heute noch Woche für Woche einmal nach Fulenbach, um meinen
»EINMAL, AM CHILBIMONTAG, RADELTE ICH OHNE GELD IM SACK LOS. ALS ICH DA WAR, STELLTE ICH MICH NEBEN DIE HIMALAYABAHN. DAS WAR AUCH ROCK'N'ROLL-FEELING.« KOLT
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Bruder, der im Elternhaus wohnt, zu besuchen. Bis ich 16 war, hat es mich von da aus mehr nach Olten gezogen, das war für mich die Stadt. Als ich dann ans Lehrerseminar in Solothurn ging, hat sich das geändert. Interessant auch: Olten war mehr die Funk- und Jazzstadt, Solothurn war Rock und Blues. Tommy Kiefer (Krokus-Gründungsmitglied, Anm. d. Red.), der Ausnahmegitarrist, den man als Clapton der Schweiz bezeichnete, war ein wichtiger Einfluss für die Szene. Ein Zufall, dass sie nach Solothurn kamen? Eigentlich hätten die Fulenbacher ja nach Olten ins Semi sollen. Irgendwie hat es sein müssen, dass ich als Led-Zeppelin-Fan erster Stunde in dieses Solothurn kam. Auch die Konzerte, die da damals stattfanden. Da kam ich als Greenhorn aus dem Gäu ins Kreuz und die Live-Musik fegte mich beinahe weg. Ich mag mich noch an einen Gig von Terrible Noise erinnern. Diesen Sound, diesen
satten Blues brachte weit und breit niemand zustande. Da entschieden Sie sich, Musiker zu werden? In der Schweiz gab es fast keine Profimusiker und wenn ich Schweizer Bands höre, fehlte mir oft was. Vielleicht eine gewisse Tiefe. Am Semi führte ich ein Parallelleben – ich besuchte es, weil man in der Schweiz ja was anständiges lernen musste. Vor der allerersten Lektion schnitt ich mir zum letzten Mal die Haare. Dann liess ich sie wachsen, was wohl nur wegen des akuten Lehrermangels damals toleriert wurde. Meine Vorbilder kamen aus Grossbritannien und den Staaten. Interessieren Sie sich für die Politik? Dazu nur so viel: ich probiere mich pro Tag in vier verschiedenen Zeitungen zu informieren. Zum ersten Kafi den Blick, später die Solothurner und die Berner Zeitung, am Nachmittag der Tagi und wenn die Zeit noch bleibt die NZZ. Das gibt mir eine Übersicht,
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Früher war von Arb Extremwanderer, heute jongliert er lieber. Das erspare ihm die Physiotherapie.
»MEIN PERSÖNLICHES POLITISCHES STATEMENT: ICH SUCHE IN EINER GRUPPE IMMER WIEDER DIE GRÖSSTMÖGLICHE FREIHEIT.«
wie die selben Themen verschieden angegangen werden. Mein persönliches politisches Statement: Ich suche in einer Gruppe immer wieder die grösstmögliche Freiheit – seit Kindesbeinen. Da sind wir wieder beim Rock n Roll. Ich habe immer nach mehr Freiheit gesucht. Die ist ein Gegenpol zu dem, was uns die Obrigkeit vorschreiben will. Und Sport? Gestern kam ich nach Hause und musste gleich wieder dieses sensationelle Tor anschauen, das momentan als Video im Internet kursiert. Seit am Feld so viele Kameras stehen, geniesse ich Fussball. Auch der hat eine gewisse Magie. Wie die Mannschaft einen Angriff aufbaut. Und natürlich ist es sensationell, wenn dieser in einem Tor mündet. Und selber? Selber bin ich nicht so sehr sportlich aktiv. Vor Jahren
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begann ich zu jonglieren. Damit ich mich zwischen den Übungseinheiten ein wenig bewege. Das hält auch die Wirbelsäule in Schwung und erspart mir seither die Physiotherapie. Auch früher nie? Doch, doch! Vor dem Krebs war ich Extremwanderer. Ich wusste, dass ich irgendwas suche. Einen Kick, im Sinne von: Jetzt hast du es geschafft! Heute finde ich dieses Gefühl mehr im Tonleiternüben. Ich bin näher am Instrument als früher. Sie werden 60, das neue Krokus Album erscheint. 2013 scheint ein umtriebiges Jahr zu werden. Wie siehts mit weiteren Plänen aus? Das ist schwierig bei mir. Dafür bin ich bekannt bei Managern und im Business. Ich bin störrisch, gebe nicht gerne Interviews – dazu muss ich meist fast in Fussfesseln gebracht werden –, mache nicht gerne Promo, sondern spiele lieber Gitarre und befasse mich mit Musik. Seit meiner Kindheit bin
ich dank dem Vater nicht nur von Rock, sondern auch von Klassik fasziniert. Er spielte mir oft was vor, sang Ausschnitte aus Arien. Vor zweieinhalb Jahren verwirklichte ich den lang gehegten Wunsch und begann Cello-Stunden zu nehmen. Meine Lehrerin ist 20 Jahre jünger und ich alter Sack muss Mal für Mal das geübte vorspielen. Das erdet sehr. Ich bin total fasziniert von Klang. Dieser kommt hier vom Cello alleine, ohne Elektronik. Man muss sehr achtgeben: Wie führt man den Bogen, wie drückt man auf diesem Instrument, das keine Bünde hat. Dies lässt mich in Sphären vordringen, die man nicht beschreiben kann, macht mich unglaublich glücklich, wenn ich in Übungen und Spiel versinken kann. Ich werde keine Cellokonzerte geben, höchstens mit anderen interessierten Musikern spielen. Ich werde vom Cellospielen leben müssen. Das im Hinterkopf zu haben, hat etwas sehr Entspannendes.
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DER ZAUBER LIEGT IN DER EINFACHHEIT
Live und gut gelaunt: Von Arb mit Krokus-Sänger Storace auf der Bühne vom Heitere Open Air, 2009 in Zofingen.
Es begann als Vorband von Nella Martinetti Vom Saalbau Gerlafingen bis zur Ehrenbürgerschaft von Tennessee: Das ist die Geschiche der international erfolgreichsten Schweizer Band.
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ernando von Arb ist am 17. Januar 1953 in Fulenbach geboren. Früh entdeckt er seine Liebe zur Musik und setzt nach dem Lehrerseminar in Solothurn alles auf diese Karte. 1976 steigt er bei Krokus ein, die ihr erstes Konzert – da war von Arb noch nicht mit von der Partie – als Vorband von Nella Martinetti im Saalbau in Gerlafingen absolvieren. Die Band sollte im Verlauf ihrer Karriere über 13 Millionen Alben verkaufen, in von Arbs Songschmiede entstehen Hits wie «Bedside Radio», «Tokyo Nights», «Headhunter» und viele weitere. Ihre grössten Erfolge feiert die bis anhin international erfolgreichste Schweizerband mit ihrem riffbetonten Hardrock in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre. 1990 ruft Fernando von Arb nach diversen personellen Wechseln eine neue Besetzung von Krokus ins Leben, jedoch diesmal überraschenderweise nicht mehr als Gitarrist, sondern als Bassist der Band. Fernando von Arb sitzt mit internationalen Produzentengrössen wie Bob Rock (Metallica, Bon Jovi), Bru-
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ce Fairburn (AC/DC), Tom Allom (Judas Priest), Tom Werman (Ted Nugent, Mötley Crüe) am Mischpult. Neben vielen Krokus-Alben, die er als Co-Produzent zu verantworten hat, produziert er unter dem Pseudonym Rob Weiss anfangs der Neunziger Jahre die legendären «Metal Marathon»–Mixcompilations. 1992 wird bei Fernando von Arb Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert, woraufhin Krokus einige Jahre von der Bildfläche verschwindet. Überhaupt: Unzählige Line-up-Wechsel zermürben die Band allmählich, die in den USA Platinstatus erreicht und gar zur Ehrenbürgerschaft von Tennessee gelangt. Ein erster Markstein zur Wiederherstellung ist die Rückkehr von Sänger Marc Storace im Jahr 2002. Man unterschreibt einen neuen Plattenvertrag bei Warner und spielt das Album «Rock The Block» ein, das Anfang 2003 auf Platz 1 der Schweizer Charts einsteigt. 2004 verlässt Fernando von Arb die Band überraschend und widmet sich Soloprojekten.
2008 raufen sich Krokus in ihrer erfolgreichsten Besetzung mit Chris von Rohr, Fernando von Arb, Marc Storace, Freddy Steady und Mark Kohler wieder zusammen. Zum Comeback-Auftakt spielte die Band in der SF-DRS-Produktion «Die grössten Schweizer Hits» ein Medley der Songs «Tokyo Nights», «Bedside Radio» und «Heatstrokes». «Bedside Radio» schiesst darauf auf Rang 58 – und zum ersten Mal überhaupt – der Schweizer Single Hitparade. Das Comeback-Album «Hoodoo» platziert sich gleich nach Erscheinen im Februar 2010 auf Platz 1 der Schweizer Albumcharts und erreicht innerhalb weniger Wochen Platinstatus. Seit Mitte Februar 2009 sind Krokus bei Sony Music unter Vertrag und stellen mit «Live For The Action» den offiziellen Song zur Eishockey-WM 2009 in der Schweiz. Am 8. Dezember 2012 wird via Blick bekannt, dass Mandy Meyer (Ex-Gotthard) nach dreissig Jahren als zusätzlicher Gitarrist zu Krokus zurückkehrt.
30 Jahre nach seinem Ausstieg bei Krokus ist Mandy Meyer (52) nun ganz offiziell zu den Erfolgsmusikern aus Solothurn zurückgekehrt Am 22. Februar erscheint Krokus' 17. Studiowerk «Dirty Dynamite», das die Band in den legendären Londoner Abbey Road Studios aufgenommen hat.
KROKUS LIVE Krokus tritt unter anderem am 9.Mai 2013 im Solothurner Kofmehl auf. Weitere Daten und Infos: www.krokusonline.com FILMTIPP Krokus – As Long As We Live (2004) Reto Caduffs Dokumentation zeichnet den Weg der Band von den Solothurner Anfängen bis in die grossen Stadien nach, hält Fokus auf das internationale Musikbusiness und Einzelschicksale der Bandmitglieder – Krebs, Aids, Selbstmord. Mit O-Tönen Zeitgenossen, u.a. Polo Hofer, der meint: «Wenn nicht alles wahr ist, ist es auf jeden Fall saugut erfunden.»
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HÖREN & LESEN IN EINEM ZUG
Die Helden der Prärie Pedro Lenz, 47, ist Schriftsteller und lebt in Olten gleich beim Bahnhof. Er ist
von Pedro Lenz
praktisch täglich im Zug unterwegs.
Illustration von Petra Bürgisser
Meine SonntagsDepressionen von Ferdinand Fernandez Der Mensch neigt ja zuweilen zum Negativismus; das Wetter ist schlecht, es ist zu kalt, das Essen schmeckt nicht, Nachbars Hund bellt zu laut, die Schwiegermutter nervt. Dagegen gibt es Mittel. Vielleicht nicht von der Pharmaindustrie, die ja sonst immer mit Rat und Tat oder irgendwelchen Mittelchen zu helfen weiss. Aber doch: Man kann sich dem Wetter entsprechend anziehen, warme Kleider tragen, selber kochen, Ohrstöpsel tragen oder umziehen, sich betrinken. Da gibt es aber etwas, dagegen ist kein Kraut gewachsen: Sonntage. Wer hat die erfunden? Gott, damit wir ruhen können? Ich will nicht ruhen. Ich will dass die Läden offen sind, ich will eine Beiz wo ich meinen Kaffee oder mein Bier trinken kann, ich will Menschen, die lachend durch die Strassen ziehen, freudig, dass Wochenende ist. Aber nein: Alles ist geschlossen, den Kaffee muss ich selber aufsetzen und die Menschen zeigen ihre Montagmorgengesichter bereits am Sonntagnachmittag. Zeit, dass bald wieder Montag wird. Ferdinand Fernandez (richtiger Name der Redaktion bekannt) ist KOLT-Leser und mag Sonntage ganz und gar nicht.
W
ir kennen das Bild aus dem Kino: Mondschein erhellt die Nacht. Ein einsamer Mann in Lederstiefeln geht irgendwo im Wilden Westen einem staubigen Pfad entlang und trägt einen Pferdesattel auf dem Rücken. Der Pferdesattel ist wichtig, denn nur durch ihn erkennen wir im unbekannten Wanderer den Cowboy. Nur dank des Sattels, den er mit sich trägt, wissen wir sofort, dass der Mann normalerweise nicht zu Fuss, sondern reitend unterwegs ist. Wir sehen bloss den einsamen Helden mit dem Pferdesattel auf der Schulter, aber wir erahnen bereits eine ganze Geschichte. Wir können zum Beispiel vermuten, dass ihm das Pferd abhanden gekommen ist. Wir dürfen annehmen, dass der Unbekannte unterwegs ist, um sich ein neues Pferd zu besorgen. Und wir ahnen, dass es den Pferdedieben spätestens dann, wenn der Wanderer wieder reitet, gnadenlos an den Kragen geht. Der Mann mit dem Pferdesattel wird wieder der freie Held sein, der sich von nichts und niemandem aufhalten lässt. Ähnlich wie mit dem wandernden Cowboy verhält es sich mit den rumstehenden Lastwagenfahrern, die zuweilen nachts an meiner Küche vorbeigleiten. Sie stehen rauchend an den Fenstern eines einsamen Schlafwagens, der angehängt ist an einem langen Huckepack-
zug. Der Zug führt Dutzende von Lastwagen mit, die irgendwo verladen wurden. Die Lastwagenfahrer haben ihre Trucks auf diesem Zug parkiert, vielleicht in Basel, vielleicht in Lörrach. Nun reisen sie durch die mondhelle Nacht gegen Süden und können es kaum erwarten, ihre mächtigen Camions wieder selber zu lenken. Sie könnten sich in ihrem Liegewagen hinlegen. Sie könnten schlafen, bis der Huckepack-Zug die Alpen durchquert hat. Aber sie sind wie die Cowboys, die vorübergehend kein Pferd mehr besitzen. Sie sind rastlos. Alles drängt sie vorwärts, drängt sie dem Augenblick entgegen, an dem sie wieder ihrer natürlichen Bestimmung folgen dürfen. Sie finden keinen Schlaf, obwohl sie müde sind. Also stehen sie rauchend im engen Korridor des Schlafwagens, der zuhinterst am langen Lastwagenzug angehängt ist und schauen mit melancholischem Ausdruck in die Landschaft. Wenn sie vor meinem Küchenfenster durchfahren, kann es vorkommen, dass sich unsere Blicke für wenige Sekunden kreuzen. Dann versuche ich den untätigen Lastwagenfahrern verständnisvoll zuzunicken. «Haltet durch Cowboys!», möchte ich ihnen zuflüstern, «habt Geduld. Bald schon sitzt ihr auf euren mächtigen Blechkabinen und reitet durch eine weite Prärie aus Asphalt. Nichts und niemand wird euch aufhalten.»
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HIDDEN ORCHESTRA Archipelago (TruThoughts)
YEAR OF THE GOAT Angels Of Necropolis (Van Records) Nach einer gelungenen EP kommt jetzt endlich der erste Longplayer der Düsterrocker. Vorab: Sie bleiben der psychedelischen Okkultmasche treu, heisst erdiger Rock, wie man ihn von Pentagram aus den 70ern kennt, inklusive kauzigem Gesang. Die Masche ist nicht neu, aber sehr erfrischend und mal nicht im Zeppelin- oder Sabbath-Umfeld angesiedelt. Für mich klingt das Teil hier teilweise wie HIM zu Debüt-Zeiten mit einem Schuss Pentagram und Hawkwind. Das Ganze ist sehr homogen gehalten und daher sehr ansprechend für Hörer diese Mucke.
Das Hidden Orchestra ist zurück und glänzt auch auf dem zweiten Studioalbum nach „Night Walks“ wieder mit Verspieltheit, Experimentierfreude und musikalischem Pionierdenken. Im Grunde machen Hidden Orchestra Jazz, aber mit ihrer Interpretation dessen erspielten sie sich eine sehr stilübergreifende Fanbase. Dieses Orchester verschmilzt aktuelle, urban geprägte Musik wie Drum&Bass oder Dubstep in ihren cineastisch angehauchten JazzArrangements. Die erspielten Stimmungen und Grooves begeistern sowohl den leicht angestaubten Jazzer wie auch den Hip-Hop-Nerd. Von den düsteren Stimmungen bis hin zu den flockig rollenden Hip-Hop-Drums passt hier wirklich alles zusammen. Instrumental TripJazz für den Winterabend.
Wow, was für eine Scheibe! Van Records haben einen guten Draht zu neuen, verheissungsvollen Bands. Neulinge sind die Musiker von Gold zwar nicht ganz, sind doch Ex-Leute von The Devils Blood mit von der Partie. Gewisse Parallelen zu jenen Bands gibt es, zum einen singt auch bei Gold eine Frau und der Sound ist ebenfalls in den 60ern und 70ern beheimatet. Für mich jedoch macht jedoch Gold ganz klar das Rennen! Keine OkkultHascherei und Teufelsanbe tung, sondern einfach ein wenig Flower Power, wobei klar die Power im Vordergrund steht. Cooler, eingängiger 70erPsychodelic-Rock im Umfeld von Birth Control oder Jane, aber mit weniger Drogenattitüde. Summa Sumarum eine echt schöne Gute-Laune-Rockplatte, die Stimmung auf den Frühling macht. Wieso erinnert mich die Gold-Sängerin bloss so an Lana Del Rey…?
KOLT
Januar 2013
KEVIN EUBANKS The Messenger Kevin Eubanks - guit; Bill Pierce - sax; Rene Camacho – b; Marvin "Smitty" Smith – dr; Robin Eubanks – tb; Duane Eubanks – tp; Alvin Chea – voc: Joey De Leon, Jr. - perc. Seit mehr als drei Dekaden im Musikgeschäft, präsentiert Eubanks mit seiner Band – bekannt als die Jay Leno Band aus der Tonight Show – subtil-ausgereifte Kompositionen zwischen Jazz, Soul, Funk und Blues. Grossartig!
ASH GRUNWALD
GOLD Interbellum (Van Records)
FOOD Mercurial Balm Dies ist der beeindruckende Zweitling von Thomas Strønen (dr, perc) und Iain Ballamy (sax) mit den Gästen Christian Fennesz (guitar), Eivind Aarset (guitar), Prakash Sontakke (slide-guitar, voc), Nils Petter Molvær (tp). Atmosphärische Soundlandschaften, mystisch, galaktisch, bezaubernd.
KADEBOSTAN The Gold Retrospective 2007-2012 (Freude am Tanzen) Der Herr Kadebostan ist ja kein unbeschriebenes Blatt mehr, hat er doch mit seiner Live-Gipsy-Techno-Combo The National Fanfare of Kadebostany schon einiges an Aufmerksamkeit ergattert und sich einen formidablen Ruf als Live-Entertainer erspielt. Auf The Gold Retrospective 2007-2012 sind nun auch seine Soloproduktionen endlich als Paket erhältlich. Hier wird Techno mit allem vermischt, was nicht niet- und nagelfest ist. Vor allem Einflüsse aus Balkan-Beat oder Gipsy-Jazz sind unüberhörbar. Kadebostan scheint ein eigenwilliger Kerl zu sein und das steht ihm gut! Jederzeit gelingt es ihm, mit Leichtigkeit seine musikalische Vision umzusetzen. Da posaunt schon mal ein lustiges Blasorchester locker über den dumpfen Technobeat, und das macht richtig Spass.
Trouble’s Door Der australische Roots Musiker kombiniert traditionellen Blues mit Beats und Hip-Hop-Appeal.
LAYLA ZOE Sleep Little Girl Die kanadische Sängerin mit ihrer kräftigen Stimme erinnert spontan an Janis Joplin. Produziert beim eigenen Label, sorgt Labelchef Henrik Freischlader persönlich für die adäquate Instrumentierung. Er spielt Gitarre, Bass und Schlagzeug und sein langjähriger Weggefährte Moritz Fuhrhop bedient die Hammond.
STONE RAIDERS Truth To Power Der Gitarrist Jean-Paul Bourelly spielte mit Miles Davis, Elvin Jones, McCoy Tyner und vielen anderen. Darryl Jones am Bass kennt man von den Rolling Stones. Am Schlagzeug sitzt Will Calhoun bekannt von Living Colour. Truth To Power ist Blues-Funk-Jazz; rauh, frei, pur, ehrlich, mit enormer Energie.
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HÖREN & LESEN
Der Prinz von St.Gallen Meine Kater Narziss hatte keine einfache Kindheit. Heute gibt er sich volksnah und das ist gut so. Das ganze Quartier profitiert davon und ich auch. Eine Gastkolumne von Joël Luc Cachelin
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in König ist er nicht. Er ist zu klein, zu wenig übergewichtig, zu jung und dazu noch zeugungsunfähig. Aber ein stadtbekannter Royal ist er alleweil. Stolz läuft er sein Revier ab, mit erhobenem Haupt und aufforderndem Blick. Er gibt sich volksnah, geniesst es, wenn die Blicke auf ihm ruhen. Als Prominenz ist er ebenso in der Presse wie am Stammtisch im Gespräch. Nach etwas über einem Jahr hat sich mein Kater im Klosterquartier von St.Gallen eine beachtliche Bekanntheit erarbeitet. Ich gab ihm den Namen Narziss, weil er seit Kindesalter vor dem Spiegel sitzt, sich minutenlang betrachtet und darauf wartet, dass etwas um ihn passiert. Meistens will er gefüttert werden. Narziss, der schnell zu Narz wurde, hat keine einfache Kindheit hinter sich. Nach der Geburt bei einer alten Frau, die ihn nicht behalten wollte, gelangte er ins Tierheim und von dort aus zu einer Familie, die mit dem wilden Kinde überfordert war. Er kam zurück ins Tierheim, wo er Monate später wieder landen sollte, weil er als angebliches Findelkind auf dem Polizeiposten abgegeben wurde und die Beamten den unter die Haut gespritzten Chip nicht finden konnte. Eine Katzenbiographie ist zu banal für eine solche Kolumne, da haben Sie recht. Aber Narz hat nicht nur mich, sondern auch das Quartier verändert. Es gelingt ihm, Menschen in ein Gespräch zu verwickeln, die sonst jeden Wortwechsel vermeiden würden. Uns Schweizern ist es verboten, ohne Grund das Gespräch miteinander zu suchen. Stellen Sie sich vor, Sie werden grundlos im Supermarkt oder an einer Bushaltestelle angesprochen. Das passierte vielleicht früher am
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Wochenende, als man im Raucherabteil noch kiffen durfte. Heute aber, meldet sich bei jeglichem Gesprächsversuch sofort der Verdacht auf eine psychische Auffälligkeit. Der Pelzprinz legitimiert auf so einfache und charmante Weise die leichten Gespräche, die einst die Nachbarschaft zusammenhielten und das Ausbreiten der Anonymität in Schach hielten. Das halbe Quartier hat sich schon telefonisch bei mir erkundet, ob mir eine Katze entlaufen sei und wie nun mit dem neugierigen Tier zu verfahren sei. Spät abends spazierende Rentnerpaare wundern sich, dass mir der Kater Schritt und Schritt folgt. Eine junge Mutter, die auf ihrem Kinderwagen eine Katze spazieren führt, erzählt, dass sie auch gerne in der Stadt leben würde. Eine Sehnsüchtige empfiehlt mir in einer Therapie, meine Katze nach dem Leben vor ihrer Wiedergeburt zu befragen. Auch ohne meine Anwesenheit wird interessiert über den neuen Quartierbewohner diskutiert. Viele Menschen, denen ich früher hektisch aus dem Weg gegangen bin, sind nun ein Grund für ein kurzes Gespräch. Für ein belangloses Katzengespräch vielleicht. Aber diese harmlosen Begegnungen sind mitverantwortlich, dass ich nicht vor den Bildschirmen der digitalen Wissensgesellschaft vereinsame und täglich kleine Chancen der Sozialisierung erhalte. Narz zeigt mir den Alltag der realen Welt und beweist mir, dass man vor diesen fremden Menschen keine Angst haben muss. Joël Luc Cachelin unterhält in St.Gallen
Herr Ober, da ist Käse in meinem Fondue! von Kilian Ziegler
Mir ist aufgefallen: Fondueessen ist nichts anderes als Kerzenziehen mit Käse. Sowieso steckt mehr hinter dieser Speise, als man auf den ersten Blick meint. Da stellt sich die Frage, was es mit diesem käsigen Phänomen auf sich hat, oder wie der Franzose gerne formuliert: Käs’ que c’est? Im Winter verfallen viele dem siedendheissen Käsefieber, sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land, der sogenannten Caquelon-meration. Ein einziges Fest: Mutter serviert Käsekuchen, der DJ legt eine Käseplatte auf und Dreikäsehochs jonglieren mit Brotstücken. Während in den US-amerikanischen Vororten Gangster-Rapper um brennende Mülltonnen stehen – so zumindest das Klischee –, sitzen die Schweizer in ähnlicher Manier um ihr Fondue. Getrunken wird Wein, der Sommeliernachtstraum schlechthin, oder um es anders zu formulieren: The Winzer takes it all. Was das Fondue und mich betrifft, habe ich in diese Beziehung viel hineingesteckt, vorwiegend Gäbeli – aber auch Liebe. Apropos hineinstecken, und ich entschuldige mich sogleich für diesen schmutzigen Gedanken, wohnt dem Tunkprozess eine gewisse Fortpflanzungsmetaphorik inne? Was hätte Freud dazu gesagt? Wahrscheinlich: „Mahlzeit.“ Das Gericht wurde übrigens von einem gewissen Graf von Dü erfunden. Dieser wollte eigentlich eine Katzenmassage-Maschine für den Heimgebrauch kreieren, aber wie es bei Erfindungen manchmal so ist, kam etwas ganz anderes dabei heraus: eben das fond’tastische Fondue. Natürlich mögen nicht alle die mundgerechten Brotstücke („Kampf der Mundgerechtigkeit!“), aber für jene gibt es schliesslich noch Fonduevarianten, allen voran das Schweizer Pendant zu Star Wars, das Fondue Chin’Wars – pardon, Chinoise. Ebenfalls erwähnenswert, wenn auch nicht fondue’esk, ist das Raclette. Zwar hat das Raclette nichts mit Pasta zu tun, ist aber dennoch eine ziemliche Skandalnudel. So frage ich mich stets, ob beispielsweise Silberzwiebeln bloss eine Erfindung der Raclettelobby sind? Und wenn wir schon von Lobbys sprechen, gibt es so etwas wie eine Hotellobby-Lobby? Und wieso wird in der Hotellobby Fahrstuhlmusik gespielt, aber im Fahrstuhl kaum Hotellobbymusik? Dafür sollte sich die Fahrstuhl-Lobby einsetzen. Am besten wir diskutieren das beim nächsten Fondue. Eine gute Mahlzeit La vache Käsli
eine Wissensfabrik und zwei Katzen: Narziss und Diva. www.wissensfabrik.ch
PS: Einen mit Käse beladenen Zug nennen manche Cheese-Alpino.
Januar 2013
KOLT
HÖREN & LESEN
Schon gelesen..?
KOLT liest... POLARROT von Patrick Tschan Roman
Buchtipps von Seraina Scherer
WIR LASSEN SIE VERHUNGERN von Jean Ziegler Sachbuch
Seraina Scherer ist Fachreferentin an der Bibliothek der FHNW Olten > www.fhnw.ch/wirtschaft/bibliothek/ bibliothek-olten > www.facebook.com/Bibliothek. FHNW.Olten und Initiantin eines Online-Lesezirkels > twitterlesezirkel.blogspot.ch
Das menschliche Gehirn entwickelt sich bis zum fünften Lebensjahr. Hat ein Kind in dieser Zeit keinen Zugang zu ausreichender Ernährung, bleibt es für sein restliches späteres Leben benachteiligt, da es hirnorganisch unterentwickelt ist. Ein Teufelskreis: So lange unterernährte Mütter Millionen von Kinder zur Welt bringen, die sie weder stillen noch anderweitig genügend mit Nahrung versorgen können, kann dieses Muster nicht unterbrochen werden. Ein Kind einer mangelernährten Mutter wird bereits als Ungeborenes pränatal nachhaltig geschädigt. Alle fünf Sekunden verhungert auf der Welt ein Kind unter zehn Jahren. Der Skandal der ungerechten Verteilung (von Nahrung) ist ungeheuerlich! Wer Anbauflächen für Nahrung zweckentfremdet und Lebensmittel als Kraftstoff verbrennt, vergeht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Viele Arbeitsstunden und viel Geld werden in Projekte und Studien gesteckt, um eine Lösung gegen den Hunger in Drittweltländern zu finden. Bisher scheinbar ohne Erfolg. Wenn Brot zu den Hauptgrundnahrungsmitteln eines Landes gehört, wird die Verdoppelung des Weizenpreises auf dem Weltmarkt zu einem schier unlösbaren Problem… Jean Ziegler rüttelt mit seinem neusten Buch auf, macht die Bevölkerung der sog. Ersten Welt auf Missstände aufmerksam und prangert diese an.
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Das Schicksal meint es nicht gut mit dem Jakobli: Ausgerechnet im Toggenburg kommt er zur Welt und wächst als armer Bauernsohn eines gewalttätigen, alkoholkranken Vaters auf, bis der Dorfpfarrer das Kind von den Eltern wegholt. In der Klosterschule St. Gallen kann sich der Junge entwickeln und schafft es später, als junger Mann in einem bekannten Hotel im Engadin angestellt zu werden. Unterdessen nennt er sich Jack. Als er – nicht ohne Grund – von einer reichen Russin geohrfeigt wird, ist es vorbei mit seiner Tätigkeit im Bündnerland und er macht sich auf den Weg nach Basel, wo er sich durch Hartnäckigkeit und ehrliche Vertreter-Tätigkeit in der „Chemischen“ hocharbeitet. Er reitet auf der Erfolgswelle der Firma Gugy mit, die mit einem bestimmten Farbton während des zweiten Weltkriegs grosse Erfolge feiert. Eine komplizierte Liebschaft verleitet Jacques – so seine Identität in Basel – zu einer folgenschweren Handlung, die ihn dazu bringt, Basel Richtung Solothurn zu verlassen. Wer denkt, da sei Endstation, der täuscht sich… Patrick Tschan ist mit seinem zweiten Roman ein grosser Wurf gelungen: Die 344 Seiten lesen sich flüssig und beinahe atemlos: Wie wird der Lebensweg der Hauptperson weiterverlaufen? Kann Jacques sich nach verschiedenen Schicksalsschlägen wieder aufrappeln? Findet er die grosse Liebe? Der Autor wurde für „Polarrot“ mit dem Auszeichnungspreis für Literatur 2012 des Kantons Solothurn gewürdigt.
PASSAGEN Kulturmagazin (Pro Helvetia) Die aktuelle Ausgabe thematisiert Nachwuchskünstler aus allen Sparten auf lustvollste Art und Weise. „Passagen“ bereitet von der Fotografie über die Haptik bis zum Layout grösstes Lesevergnügen. Ein Druck, der den Namen verdient! Abonnement (Erscheinung 2-mal jährlich) kostenlos erhältlich auf www.prohelvetia.ch/passagen Yves Stuber, Verlagsleiter GRAUZUONE (2012) von Daniel Ketteler Das Lesen von Gedanken: ein uralter Menschheitstraum. Hans Berger, Ordinarius für Psychiatrie in Jena, hat es nicht beim Träumen belassen, sondern ein Gerät zur Aufzeichnung gedanklicher Aktivität entwickelt. Der Psychiater, Verleger und Autor Daniel Ketteler überträgt Bergers Gedanken auf Papier und zeichnet den Kampf zwischen D., dem Weiterentwickler der Bergerschen Idee, einigen durchtriebenen Ärzten, einem eitlen Klinikdirektor und seiner emotional verkümmerten Tochter nach. Ein fulminantes Romandebüt! Pablo Haller, redaktioneller Mitarbeiter LAWRENCE OF ARABIA (2011) von Meinrad Kofmel Zurzeit widme ich mich der PerlenReihe aus dem Oltner Knapp Verlag. Schmucke Büchlein, geschrieben von regionalen Schriftstellern. Aktuell lese ich "Lawrence of Arabia": elf abwechslungreiche Kurzgeschichten rund ums Thema Kaffee. André Albrecht, Fotograf
grafikmeier.ch
ts H i g Jh al i ng hu a r i m
Mi 9. Jan. 2013, 20 Uhr Der Zigeunerbaron Operette von Johann Strauss Operettenbühne Wien, Heinz Hellberg Di 15. Jan. 2013 Apéro und Dîner 18 Uhr / Konzert 20 Uhr Soirée Classique Noëmi Nadelmann, Sopran André Desponds, Klavier KOLT
Do 17. Jan. 2013, 20 Uhr Die Wahrheit Komödie von Florian Zeller mit Helmut Zierl, Karin Boyd u.a.
Di 29. Jan. 2013, 20 Uhr Das Land des Lächelns Operette von Franz Lehar Theater Biel Solothurn
Fr 18. Jan. 2013, 20 Uhr Festival Strings Lucerne Daniel Dodds, Konzertmeister Daniel Hope, Violine Vital-Julian Frey, Cembalo Christina Fassbender, Flöte Werke von Bach, Dvorak, Suk
Do 31. Jan. 2013, 20 Uhr König der Herzen Komödie von Alistair Beaton mit Werner Haindl, Silvia Seidel u.a.
Januar 2013
Sie wissen schon: www.stadttheater-olten.ch Tel.: 062 289 7000
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IM RAMPENLICHT
Licht und Schatten: Der Schweizer Filmnachwuchs im Solothurner Fokus Ende Januar finden zum 48. Mal die Solothurner Filmtage statt – zum zweiten Mal mit einem Nachwuchswettbewerb: Die Sektion Upcoming zeigt Kurzfilme von jungen Filmemachern und investiert damit in die Zukunft des Schweizer Films. Wie steht es generell um die Nachwuchsförderung? Festivaldirektorin Seraina Rohrer und der Wangner Filmemacher Philipp Künzli zeichnen ein überwiegend positives Bild. Beide erkennen aber auch Mängel. Text von Pierre Hagmann Foto von zVg
S
eraina Rohrer, Festivaldirektorin der Solothurner Filmtage, sagt: "Mir liegt die junge Generation besonders am Herzen.“ So gibts auch an der diesjährigen Ausgabe der Solothurner Filmtage wieder ein Gefäss, das dem jungen Schweizer Filmschaffen einen prominenten Platz einräumt. Die Sektion "Upcoming“ zeigt in zwei Kategorien insgesamt 39 kurze Filme von jungen Filmerinnen und Filmern, ausserdem kann der Nachwuchs dabei seine Filme von Experten analysieren lassen. Vor allem soll sich „Upcoming“ aber noch stärker als „Vernetzungsplattform“ etablieren, so der Wunsch von Rohrer. Denn: „Der Berufseinstieg gelingt nur, wenn neben Talent auch ein gutes Netzwerk besteht.
UND NACH DER SCHULE? Diese Realität kennt auch Philipp Künzli, Kameramann und Filmemacher aus Wangen bei Olten, 36 Jahre alt und mittlerweile in Zürich zuhause. Künzli hat an der Los Angeles Film School studiert und mit seinen Wer-
ken bislang mehr Aufmerksamkeit an fällt, zeigt sich das wahre Talent der ausländischen Festivals erhalten als Filmemacher und ihr Durchsetzungsin der Schweiz. Er schätzt diese Plattvermögen auf dem Markt", so Künzli. formen, die Festivals wie die SolothurAbseits der Festivals findet die ner Filmtage dem Nachwuchs bieten – Filmförderung hauptsächlich auf zu dem zählt er sich selbst dazu, da er kantonaler oder staatlicher Ebene noch nicht zu den 'Arrivierten' gehöre statt. Im Gegensatz zu den USA etwa, –, als eminent wichtig für den Berufswo die Filmer dem freien (und sehr einstieg ein. grossen) Markt Hingegen stellt völlig ausgeer „die gewisse setzt sind, kön‚Schul-Hörignen Schweizer keit’" der hieNachwuchstasigen Filmfeslente auf relativals in Frage. tiv grosszügiDie Abschlussge Fördergelder arbeiten der zählen. Künzli Studenten der selber hat gute drei wichtiErfahrungen gen Schweizer gemacht mit Schräg: Filmstill aus "Radioactivity", ein MusicClip, der im Nachwuchs-Wettbewerb läuft. Filmschulen in der KulturförZürich, Lausanne und Luzern seien derung des Kantons Solothurn. Auch überproportional vertreten bei Nachfür sein aktuelles Projekt – ein Dokwuchswettbewerben. Wichtiger wäre film namens „Männer am Meer“ – hat seiner Ansicht nach die Förderung des der Kanton einen Förderbeitrag ge"ersten Films nach der Schule", wie er sprochen. Seine Projektkollegen, zwei sagt. Denn: Diese Filme seien viel ehrBerner, sind in ihrem Kanton aber ablicher. "Wenn die finanzielle und fachgeblitzt und so fehlt im Moment noch liche Unterstützung der Schule wegdie finanzielle Absicherung, bevor das
Projekt umgesetzt wird. Der Markt ist klein, und die Portion Idealismus, die es braucht als Filmer, so Künzli, gross.
SCHWACHSTELLE DREHBUCH Die ersten eigenen Produktionen von Nachwuchsfilmern sind oft Kurzfilme, das war und ist auch beim Wangner Philipp Künzli nicht anders. „Bei Kurzfilmen profitiert der Filmemacher vielleicht noch mehr als der Zuschauer“, sagt er. Ausschliesslich Kurzfilme zeigt auch "Upcoming" an den Solothurner Filmtagen. Festivaldirektorin Seraina Rohrer bewertet die Schweizer Nachwuchsförderung insgesamt als positiv, die Schweiz biete "viele Möglichkeiten". Ein Defizit erkennt sie jedoch im Bereich der Vermittlung von Fachwissen: „Die Schwachstelle der meisten Kurzfilme von Jungen ist das Drehbuch", so Rohrer. "In diesem Bereich müsste mehr geboten werden.“ 48. Solothurner Filmtage 24. bis 31. Januar 2013 www.solothurnerfilmtage.ch
Neue Musik, neue Städte und eine alte Liebe Das Simon Spiess Trio präsentiert mit „After All“ ein neues Album, das sich neben dem Jazz anderen Stilrichtungen gegenüber geöffnet hat. Lang lebe die Weiterentwicklung! „After All“, sagt Simon Spiess, „steht für das Vergangene, das Erlebte, und gleichzeitig das Resultat, was man aus dem Erfahrenen macht, wie sich das Leben weiterentwickelt und für das Zukünftige.“ Das Simon Spiess Trio präsentiert diesen Monat sein neues Album. Es heisst „After All“. Die Band um den Oltner Jazz-Musiker Spiess existiert seit 2008, seither hat sich einiges getan – und eben weiterentwickelt. Verglichen mit der letzten Platte, Miss D.B., die 2011 erschien, sind die Genre-Grenzen zunehmend
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am verschwinden. „After All ist keine reine Jazzplatte mehr“, so Spiess. Die Band versuche etwas aus allem zu nehmen, daraus eigenes zu machen und dabei den Fokus auf die Veränderung zu richten. Die Veränderung der Musik kommt auch – wenig überraschend – mit der Veränderung der Musiker einher. Simon Spiess selbst verbrachte und verbringt viel Zeit in New York und Berlin, wo er seinen Horizont erweitert und seine technischen Fertigkeiten verbessert hat. Daniel Mudrack, der Schlagzeuger, ging
seinerseits nach Mannheim, um an der dortigen Popakademie Producing zu studieren, während der Bassist des Trios, Marco Nenniger, die Band mit sehr viel Spielpraxis und Kreativität weitergebracht hat. Mit der Veröffentlichung von „After All“ startet auch eine Tour, welche das Simon Spiess Trio durch die Schweiz wie auch nach Freiburg, Mannheim und Berlin führen wird. Getauft wird "After All" am 17. Januar im Jazzclub Aarau. Für Simon Spiess, der neben dem Trio in weiteren Bands
und Musik-Projekten aktiv ist, geht die Reise auch persönlich weiter. Er wird Olten „für eine Zeit“ verlassen und künftig in Basel und Berlin leben. Die Weiterentwicklung wird weitergehen. „Im Moment interessiere ich mich sehr für Pop, Rock und vor allem elektronische Musik. Es ist wichtig, offen zu sein.“ Seine grosse Liebe aber, die sei die gleiche geblieben: der Jazz. ph Live in der Region: 17. Januar im Jazzclub, Aarau (Taufe) 30. Januar, Coq d'Or Olten
Januar 2013
KOLT
IM RAMPENLICHT
Schwarzweisse Charakterköpfe und ihre Stadt Michael Isler hält mit seiner Kamera Oltner Persönlichkeiten und ihre Sicht auf die Stadt fest. Die Schwarzweiss-Fotografien sind ab dem 23. Januar 2013 im Kantonsspital Olten zu sehen. Text von Franziska Monnerat Fotos von Yves Stuber / Michael Isler (Ausstellungsauszüge)
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edro Lenz steht auf der alten Holzbrücke, die Hände in den Hosentaschen. Das helle Futter des Kittels blitzt unter dem dunklen Oberstoff hervor, der Kragen des Poloshirts ist verrutscht. So blickt der in Langenthal geborene und in Olten wohnhafte Schriftsteller in die Kamera von Michael Isler. Er ist einer von mehreren Oltner Charakterköpfen, die der Fotograf für die Ausstellung „Streifzüge durch Olten“ portraitiert. „Ich mag kantige Persönlichkeiten, im Film gefallen mir zum Beispiel Robert De Niro und Al
naues Ziel. „Ich weiss, wen ich abbilden möchte, aber nicht, was passiert“, beschreibt Michael Isler die Fototermine und fügt an: „Es ist eine flüchtige, aber trotzdem intensive Begegnung.“
INTIME MOMENTE
Bruder Josef hat er einen ganzen Tag besucht und Einblick in den Alltag im Kapuzinerkloster erhalten. Um 6.20h wurde er empfangen, danach hat er der Messe der Brüder in einem kleinen Raum beigewohnt und beim Frühstück alle kennengelernt. „Die Brüder waren sehr offen und gastfreundlich. Es gab intime Momente, zum Beispiel als ich mit Bruder Josef auf dem Zimmer war und er die Predigt für die Friedenskirche vorbereitet hat.“ Als er mit Bruder Josef nach ein paar Stunden das Kloster für die Messe in der Friedenskirche verlassen hat, hatte Michael Isler das Gefühl, Flüchtig und doch intensiv: Capus, fotografiert von Isler. er sei bereits seit mehreren Wochen da, wobei Pacino. Menschen, die die Strasse er betont, dass dies keineswegs im nekennen und kämpfen müssen, mit gativen Sinne zu verstehen sei. „Bei sich und dem Leben“, erklärt Michadiesem Ausflug habe ich gemerkt, wie el Isler seine Auswahl. Neben Kunstsehr man im Kloster von der Aussenschaffenden wie dem Maler Urs welt abgeschottet ist.“ Borner, dem Grafiker Thomas Wyss EIN KÖNIG ALS INSPIRATION und dem Schriftsteller Alex Capus, hat er auch die Brüder des KapuziAls Fotograf sei es wichtig, die Ausnerklosters und die Stadtführerin senwelt genau zu beobachten und Rosmarie Oswald in schwarz-weiss dem Gegenüber offen zu begegnen. festgehalten, weitere werden folgen. „Ich komme den Menschen, die ich Dabei streift er mit diesen Personen fotografiere nahe, obwohl etwas – die durch Olten, erkundet also gemeinKamera – zwischen uns ist“, erklärt sam mit ihnen die Gegend ohne ge-
KOLT
Januar 2013
Michael Isler seine fotografische Arbeit und fügt an: „Ziel ist es, mit einem Bild den Moment einzufangen, der zwischen uns entsteht.“ Die Bilder erzählen Kurzgeschich"Ich mag kantige Persönlichkeiten": Fotograf Michael Isler. ten. Inspiration für das Projekt war denn auch ein Band von Kurzgeschichten Streifzüge durch Olten über die kleine Stadt im VerkehrsknoAusstellung im Kantonsspital Olten, tenpunkt der Schweiz. „,Der König vom 23. Januar bis zum 15. April 2013. von Olten‘ von Alex Capus inspirierte Vernissage am 23. Januar 2013 mit mich, jedoch habe ich bald gemerkt, einem Gastauftritt von Pedro Lenz. dass ich die Geschichten nicht nachstellen kann, sondern einen eigenen Ansatz suchen muss.“ Diesen hat Michael Isler nun gefunden, indem er Oltner Charakterköpfe mit all ihren Facetten und ihrer Sicht auf Olten in Auszug aus der Ausstellung: Urs Borner. starken Kontrasten abbildet. Die Begegnungen helfen ihm, seinen Wurzeln nachzugehen und seine eigene Beziehung zu Olten neu zu definieren: „Olten ist ein Teil von mir, meine Heimat, trotzdem fehlt mir der Bezug, abgesehen von den Besuchen bei meinem Vater und Grossvater.“ Aufgewachsen in Aarburg, wurde es ihm bald zu eng und er zog für eine Lehre als Verkaufsberater in einem Musikfachgeschäft nach Bern, wo er später seinem Bubentraum nachging und Fotografiekurse an der Schule für Gestaltung besuchte. Mit „Streifzüge durch Olten“ sind nach einer Ausstellung im Berner Kultur- und Integrationszentrum Zentrum 5 letztes Jahr erstmals Arbeiten des 31-Jährigen öffentlich zu sehen. „Mein Ziel ist es, im Kantonsspital Patienten, Ärzte und Besucher gleichermassen anzusprechen und mit den Bildern zum Verweilen einzuladen.“
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FREAKS BRAUCHT DAS LAND
Der Geschichtensammler Text von Fiona Gunst Foto von Claude Hurni
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r sei fasziniert von Geschichten, meint Daniel „Kissi“ Kissling, davon, dass die Menschen sich immer schon Geschichten erzählt hätten und alles in Geschichten verpackt haben wollen. Den Anfang seiner Geschichte zu finden, der Geschichte, in der erzählt wird, wie aus dem jugendlichen Metal-Fan der begeisterte Literaturvermittler wurde, das ist allerdings nicht ganz einfach. Beginnt die Geschichte bereits auf einer Busfahrt im Jahr 2005, während der sich Kissi mit einem Freund über Musik unterhält? Ein Redakteur des ersten und grössten Onlinemagazins für Metalund Rockmusik hört mit, ist erstaunt, wie gut dieser Jugendliche Bescheid weiss, und rekrutiert ihn für Metal Factory. Erstmals veröffentlicht Daniel Kissling Texte: CD-Kritiken, Interviews, Konzertberichte. Oder fängt die Geschichte erst 2010 an, mit der Gegenveranstaltung zur Buchmesse Olten, dem Literaturfestival LesBar?
EINE IDEE WIRD GEBOREN
Das Koch Les Buch ist in Olten erhältlich in der Buchhandlung Schreiber oder kann über die Website bestellt werden. Die nächsten Koch Les Buch-Lesungen: 10. Januar Engelhofkeller Basel 30. Januar Wartsaal Bern Weitere Informationen: www.dasnarr.ch www.coq-d-or.ch
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Kissi, schon da und noch immer Barkeeper im Coq d’Or, stört es, dass Literatur im Rahmen der Buchmesse nur gegen hohe Bezahlung genossen werden kann. Das schliesst nicht nur ihn, den kulturinteressierten Studenten, von der einzigen grösseren Literaturveranstaltung in Olten aus, sondern den grössten Teil der Bevölkerung. (Das ist inzwischen übrigens nicht mehr so; das Programm der Buchmesse sei bezahlbar und attraktiver geworden, meint Kissi.) Daniel Kissling will die Literatur zu den Leuten bringen, insbesondere zu den Jungen, ihnen eine Begegnung mit Literatur ermöglichen, und zwar da, wo sie sich aufhalten und wohl fühlen: an seinem Arbeitsplatz, in der Bar. Im Coq d’Or findet das Literaturfestival LesBar statt, anstelle von Cüpli wird Bier getrunken und statt eines überteuerten Literaturdinners lädt der Organisator zum Jungautoren-Abend. Da nun lesen auch zwei
Man kennt ihn als auffälligsten Barkeeper des Coq d’Or: Daniel „Kissi“ Kissling. Vor allem aber ist er ein Kulturvermittler mit Herzblut und ein Geschichtensammler aus Leidenschaft.
seiner Basler Studienkollegen: Lukas Gloor und René Frauchiger. Im Anschluss an die Lesung diskutieren die drei über die Situation junger Autoren in der Schweiz. Es fehlt an Möglichkeiten, Texte zu veröffentlichen, Texte, wie sie auch in Kissis Schublade liegen. Die Idee eines Literaturmagazins wird geboren. Beginnt die Geschichte erst hier?
die letzte Sonderausgabe des NaRr gewesen sein: Bereits ist man sich einig, dass man künftig statt vier klassischer Ausgaben jährlich nur noch zwei solche herausgeben möchte und die letzten beiden zu einer SonderDoppelnummer zusammengefasst werden sollen.
DAS NARR
Die Erstlesung eines neuen NaRrHefts findet jeweils im Coq d’Or statt, dem Ursprungsort des Magazin. Das auch, weil „Olten nicht so sehr nach Uni klingt“, wie Daniel Kissling meint. Studentenliteratur möchten die drei NaRr-Gründer nämlich nicht herausgeben. Literatur, so Kissi, sollte stets einen Unterhaltungswert haben, auf einer ersten Ebene für jeden zugänglich sein. Auf einer zweiten Ebene dann findet der aufmerksame und geübte Leser die tiefere Bedeutung eines Textes. Genossen und verstanden werden kann gute Literatur aber auch ganz ohne, dass man Zugang zu dieser zweiten Ebene findet. Daher findet Daniel Kissling auch Einteilungen in die Kategorien U (unterhaltend) und E (ernsthaft) unsinnig: Beide Formen können denen, die sich auf sie einlassen, den Horizont erweitern und spannend wird es erst, wenn die Grenze zwischen E und U überschritten wird. Und so stürzt sich Kissi einmal im Monat in eine „Gedankenschlacht vor Publikum“, eine Nonsense-Late-Night-Show, gehalten gemeinsam mit Lucas Fröhlicher, in der die beiden unterhaltsam an die eigenen Grenzen gehen; so lanciert er mit Simon Müller das Format Hörizonte, bei dem Gäste, die etwas Aussergewöhnliches zu erzählen haben, dem Publikum als Experten ihr besonderes Wissen vermitteln können; so hat er die Produktionsleitung für ein Stück inne, für das zwei aufstrebende junge Theaterleute zusammengearbeitet haben. Alles natürlich im Coq d’Or, wo man ihn meistens hinter dem Tresen trifft und nicht ahnt, dass er gerade Geschichten sammelt.
Das erste NaRr (kurz für: Das narrativistische Literaturmagazin) erscheint im Juni 2011. Es dient den Gründern auch dazu, mit eigenen Texten an die Öffentlichkeit zu gehen; vor allem aber soll es eine Plattform für junge Autoren und Autorinnen sein. Stammten die Texte am Anfang noch vor allem aus dem Freundeskreis der NaRr-Herausgeber, ist das Magazin inzwischen so bekannt, dass sogar Texte aus dem nahen Ausland eingereicht werden. Wahrgenommen werde man, sagt Daniel Kissling, von Jungautoren und -autorinnen, aber auch von den wichtigen Institutionen — Bibliotheken und Archive bestellen das Magazin — und von den Medien; nur Leser hätte man gerne mehr. Um sich eine grössere Leserschaft zu erschliessen — und auch, um etwas Abwechslung in die Redaktionsarbeit zu bringen —, haben die drei auf Weihnachten 2012 hin eine Sonderausgabe des Magazins zusammengestellt: Das Koch Les Buch.
LESEN UND KOCHEN Das Konzept ist bestechend: Der Kochbuchmarkt ist einer der wenigen Buchmärkte, der wächst, und ein aussergewöhnliches, schönes Buch ist noch immer eines der besten Weihnachtsgeschenke. Das Koch Les Buch vereint Winterrezepte, von zwei Köchinnen eigens für das Magazin geschrieben, mit literarischen Texten, die während dem Schmoren, Backen und Ziehen-lassen gelesen werden können. Das Koch Les Buch soll nicht
JENSEITS VON U UND E
Januar 2013
KOLT
Passt auch 채usserlich gut in diese Rubrik: Daniel "Kissi" Kissling.
KOLT
Januar 2013
DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS
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Collage von Rebekka Gerber
Januar 2013
KOLT
„Die einzige Brille, die ich noch trage.“
29. Januar 2013, 19 Uhr
Öffentlicher Vortrag zum Thema: Operative Sehkorrektur Anmeldung unter 0800 000 903 oder olten@vedis.ch
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