KOLT #38

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MIT

AGENDA

NUMMER ZWEI 2013 // FR. 5.--

Februar 2013

Heute gehts mal nur um

ührer

Ein Oltner Literaturf

www.kolt.ch

Worte IM RAMPENLICHT Büne Huber über Kinderzeugen an Konzerten CINEMA Ulrich Tilgner und der Drogen-Film WAHLKAMPF 2013 So ticken die Stadtratskandidaten LA VACHE KILI Über Beigeschmack und Chaos im Leben IM EXIL Am Fluss des weissen Drachens JOB-INTERVIEW Ein Egerkinger als Hotelier in Hongkong


OLTNER FASNACHT 6. – 12. Februar 2013

FUKO

NAARESCHTOPF Mi, 6.2. 20.30 Uhr Aufmarsch der Zünfte und Guggen auf der Alten Brücke Proklamation von Obernaar Käpten Schiffi dr I. 21.00 Uhr auf dem Ildefonsplatz KINDERUMZUG Do, 7.2. durch die Stadt und anschliessend Reisessen, 14.00 Uhr Munzingerplatz – Ildefonsplatz SCHNITZELBÄNKE Zirkulation der Schnitzelbänke, Guggen, Trommler und Pfyffer in den FUKO-Lokalen

Do, 7.2. 20.00 bis 24.00 Uhr

Freie Plätze unter www.oltner-fasnacht.ch/schmudo

AUFTRITTE der Cliquen und Guggen im Stadttheater und in verschiedenen Beizen

So, 10.2. 16.00 bis 18.30 Uhr

KINDER-NAARE-PARTY im Zelt auf dem Munzingerplatz mit Guggen, div. Überraschungen, Fotos mit Obernaar Käpten Schiffi dr I.

Di, 12.2. ab 14.00 Uhr

SENIOREN-FASNACHT im Stadttheater, mit Musik und Obernaar Käpten Schiffi dr I.

Di, 12.2. ab 14.00 Uhr bis 17.30 Uhr

GUGGE UF DR GASS Konzerte und Zirkulation der regionalen Guggen auf verschiedenen Plätzen, Beizen und im Zelt

Do, 7.2. ab 20.00 Uhr

APERO VON KÄPTEN SCHIFFI DR I. Alle Fasnächtler treffen sich auf dem Munzingerplatz

Fr, 8.2. 04.13 Uhr

GUGGE-OBE auf dem Munzingerplatz, abschliessendes Monsterkonzert dirigiert von Obernaar Käpten Schiffi dr I.

Di, 12.2. ab 19.30 Uhr

LATERNENFEST im Stadthausfoyer

Fr, 8.2. 19.00 bis 20.00 Uhr

TROMMLER UND PFYFFER UMZUG der vereinigten Trommler und Pfyffer durch die Altstadt

Di, 12.2. 23.00 Uhr

NAARE-PARTY im Stadttheater und Konzertsaal, Disco mit DJ Roger Brogli, Maskenprämierung mit tollen Preisen

Sa, 9.2. 20.30 bis 05.30 Uhr

GUGGE UF DR GASS Konzerte und Zirkulation der regionalen Guggen auf verschiedenen Plätzen, Beizen und im Zelt

Sa, 9.2. ab 14.00 Uhr

GROSSER UMZUG im Stadtzentrum, anschl. Monsterkonzert auf dem Munzingerplatz

So, 10.2. 14.00 Uhr

Gratis mit dem Bus an den Oltner Umzug (mit Plagette). Gesponsort von Alpiq InTec West AG, Raiffeisenbank Olten und BUSBETRIEB Olten Gösgen Gäu. Die Oltner Fasnachts-Plagette kann bei den meisten Kioskstellen in Olten und den FUKO-Zünften und Guggen bezogen werden.


IMPRESSUM

VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH Leberngasse 17 4600 Olten verlag@v2s.ch www.v2s.ch

EDITORIAL

VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist REDAKTIONSLEITUNG Pierre Hagmann (ph) redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer, Gaia Giacomelli REDAKTIONELLE MITARBEIT Daniel Kissling, Elias Zimmermann, Rhaban Straumann, Franziska Monnerat, Pedro Lenz, Kilian Ziegler, Christian „Ché“ Dietiker, Dino Lötscher, René „Fribi“ Freiburghaus ILLUSTRATION Anna-Lina Balke, Jamie Aspinall, Manuel „Ti“ Mathys, Pascal „Tokijad“ Hofer, Céline Fallet, Petra Bürgisser, Gaia Giacomelli FOTOGRAFIE Yves Stuber LEKTORAT Matthias Sigrist LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 49.—(inkl. MwSt) Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt) abo@kolt.ch www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'500 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien Ziegelfeldstrasse 60 CH-4600 Olten © 2013, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

KOLT

Februar 2013

Illustration: Gaia Giacomelli

N

ur Worte, kein Bild. Zum ersten Mal überhaupt erscheint KOLT ohne Bild oder Illustration auf der Titelseite. Dasselbe gilt für die gesamte Titelgeschichte. Für einmal bleibt das Bild aussen vor. Der Siegeszug des Visuellen wird weitergehen, denn das Bild gewinnt im Kampf um Aufmerksamkeit immer, und darum geht es fast immer, um Aufmerksamkeit. Doch dieses eine Mal wollen wir der Typografie und dem geschriebenen Wort huldigen. Denn darum geht es in unserem Februar-Titelthema Literatur – um Worte. Sie liefern den Rohstoff, aus dem wir unsere eigenen, geistigen Bilder formen können. Unser Titel-Autor Daniel Kissling ging der Frage nach: Ist Olten (noch) eine Literaturstadt? Zwei Experten geben Auskunft. Am besten machen Sie sich aber auch hier: ein eigenes Bild. Den Rohstoff dazu liefert ein Reiseführer durchs Städtchen, von A bis Z. „Von Seitenstrassen und Bücherstützen“, ab Seite 18. Ebenjener Daniel Kissling ist es auch, der neu als Coq d’Or-Geschäftsführer tätig ist. Das Kulturlokal, das 2009 eröffnet worden war, verkündete sein abruptes Ende gleich nach dem Jahreswechsel. Seit wenigen Tagen läuft der Betrieb nun wieder. Von Geist

und Stimmung her soll es im gleichen Stil weitergehen, sagt Kissling. "Wir bieten Kultur und Nachtleben als Symbiose, fernab von 08/15." Schön, dass es weitergeht: Die Stadt und Region Olten brauchen diesen Ort der Subkultur. Nachdem wir in der letzten Ausgabe die politischen Stossrichtungen der Oltner Parteien im Wahljahr präsentiert haben, stellen wir diesmal die Menschen in den Vordergrund. Am 3. März wird der Oltner Stadtrat gewählt. Wir haben allen zehn Kandidatinnen und Kandidaten elf einigermassen persönliche Fragen gestellt. Antworten ab Seite 12.

mit freundlicher Unterstützung von:

DRUCK&MEDIEN OLTEN

Zum Schluss noch etwas in eigener Sache: Wir begrüssen mit dieser Nummer ganz herzlich Gaia Giacomelli als Grafik-Praktikantin im KOLT-Team. Die Wisnerin, die derzeit in Biel lebt, wo sie kürzlich ihren Grafik-Abschluss an der Schule für Gestaltung gemacht hat, zeichnet in dieser Nummer unter anderem für diverse Illustrationen, etwa auf dieser Seite, wie auch für die Gestaltung der letzten Seite verantwortlich.

Olten, im Januar 2013 Pierre Hagmann

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Mehr als eine Druckerei. Dietschi AG Druck&Medien Ziegelfeldstrasse 60 4601 Olten Telefon 062 205 75 75 Telefax 062 205 75 00 www.dietschi.ch info@dietschi.ch


InHALT

FEBRUAR 2013

11 03 EDITORIAL / IMPRESSUM 06 PREVIEWS Highlights im Februar 2013

09 CInEMA Mikkelsen statt Dogma // 4 Fragen an Ulrich Tilgner

11 DAS KLEInE JOB-InTERVIEW

18

Jonas Schürmann, General Manager Mandarin Oriental Hongkong

16

12 STADTLEBEn Elf Fragen an unsere Stadtratskandidaten

16 IM EXIL Menschen aus der Region berichten aus der Welt: Bailongjiang-Fluss, Serrekunda, El Calafate, Nara

18 Von Seitenstrassen und Bücherstützen Von A-Z: Der Reiseführer durch das literarische Olten

26 HÖREn & LESEn 26

Pedro Lenz „Ach wie gut, dass niemand weiss...“ // Kristina Schippling "Die Orte"

27

Ché‘s Bro Tipps // Deeno‘s Review // Fribi‘s Metal News

28

Patric Marino „Ein Blasenpflaster als Andenken“ // La Vache Kili „Ordnung ist das halbe Leben? Chaos ist das ganze!“

29

Schon gelesen...? // KOLT liest...

30 IM RAMPEnLICHT

30 32

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Olten sucht das nächste Kabarett-Talent „Als Stadtpräsident würde ich über Fasnacht alle Baustellen schliessen“

31

„Ich wäre blöd, wenn ich das verraten würde“

32 FREAKS BRAUCHT DAS LAnD Die Begegnung mit Herrn Hans

34 DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS Die besten Dinge des Monats

KOLT

Februar 2013

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PREVIEWS Tipp des Monats

AUFMACHEN? AUFMACHEN!

Jazz in Olten

SONJA HUBER QUARTETT

Kunst von Michael Meier & Christoph Franz / Bruno Meier. Stilles Leben / Disteli-Dialog 2

Frau mit Platten statt Pauken und Trompeten – Das Sonja Huber Quartett / Sonja Huber vib, Matthias Siegrist g, Luca Sisera b, Valeria Zangger dr

KUnSTMUSEUM OLTEn www.kunstmuseumolten.ch

VARIO BAR www.variobar.ch Sa 2. Februar 2013 21.00 Uhr

PATENT OCHSNER LIVE

17. Februar 2013 bis 5. Mai 2013 Vernissage: Sa 16. Februar 2013 18.30 Uhr Öffnungszeiten: Di–Fr 14–17 Uhr ; Do 14–19 Uhr ; Sa/So 10–17 Uhr

Konzert

NAARESTOPF

Presented by Wortwelten-Kollektiv Powered by art i.g. & Schützi Olten

Oltner Fasnacht: Proklamation Schiffi dr I.

SCHüTZI OLTEn www.artig.ch

STADTTURM www.oltner-fasnacht.ch

Fr 14. Februar 2013 Türöffnung: 19.30 Uhr Beginn: 20.30 Uhr Ende: 23.00 Uhr

Mi 6. Februar 2013 20.30 Uhr

Vorverkauf: Schreiber Baslerstrasse Olten www.starticket.ch Ticket: Fr. 45.00 Endlich Februar, Zeit für Pauken, Trompeten, Posaunen und was die Fasnacht sonst so bietet – Hauptsache laut. Aber halt, vorher soll es noch ein bisschen ruhiger, ja beinahe besinnlich zu und her gehen. Die Band von Sonja Huber bringt jedenfalls keine Instrumente mit, die man auch von Guggen kennt. Vibraphon, Gitarre, Bass und Drums prägen den luftigen Sound dieses Quartetts. Die Wahl-Aarauerin ist eine der ganz wenigen Frauen, die das Vibraphon als Jazz-Instrument spielt – und wie! Die Eigenkompositionen leben von den einfallsreichen Melodien und dem traumwandlerischen Zusammenspiel mit dem Gitarristen Matthias Siegrist, der vor bald drei Jahren mit seiner Band Logbook bei „Jazz in Olten“ zu Besuch war. Stilistisch ist das kein Swing oder Hardbop sondern moderner Jazz, der sich auch bei Pop und Latin-Grooves bedient, ohne dabei beliebig oder seicht zu werden. www.jazzinolten.ch www.vibraphonistin.ch www.myspace.com/sonjahuberquartett

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Ungefähr um 20.30 Uhr landet der Obernaar Käpten Schiffi dr I. mit siner Besatzig am Pier bim Schwanemätteli. Alli Gugge, Zünft und s’gsamte Oltner Naarevolk tüe ne dört im Latärne- und Fackelschiin erwarte und zum Ildefonsplatz begleite. Punkt 21.00 Uhr ertönt s’Schiffshorn und Käpten Schiffi überbringt eus sini Proklamation. Das ganze Oltner Fasnachtsprogramm finden Sie in unserer Agenda.

Die Berner präsentieren ihr neues Album "Johnny". Das Ochsenuniversum im Jahr 2012 ist so farbenfroh wie eh und je. Emotional, distanzlos, überbordend, fantasievoll, aber niemals cool. Da wird frech zitiert, mit Bildern, Worten und Klängen jongliert, da werden die Stile vermischt, dass man sich bisweilen auf einer kleinen Weltreise wähnt. Das Ochsenuniversum ist ein bittersüsses Panoptikum, eine Achterbahn, auf die man mitgenommen, ja mitgerissen wird. Die Reise führt wie so oft von Tiefsinn zu Nonsens. Hinter jeder Ecke, nach jeder Trennrille, wartet eine neue Überraschung. Alles ist möglich in der Welt des Ochsen.

Das Interview mit Obernaar Käpten Schiffi der I. auf Seite 30.

Das Interview mit Büne Huber auf Seite 31.

In ihrer ersten Einzelausstellung beschäftigt sich das Künstlerduo Michael Meier & Christoph Franz (*1980/*1982) mit Geschichte(n) rund ums Kunstmuseum. Sie erzählen etwa von seiner Vergangenheit als Geschäftshaus, modifizieren, erweitern und verschieben dabei die Perspektiven in ihrem Sinn. Durch die Verwischung der Grenzen von Realität, Fiktion und Traum, durch das Spiel mit dem Vertrauten und Fremden und mit Hilfe von Zitaten, Anspielungen und Referenzen schaffen sie ein schillerndes Gedankenexperiment, das festgefügte Wahrnehmungsweisen hintertreibt. Das «Stille Leben» des Zürcher Künstlers Bruno Meier (1905–1967) steht im Zentrum der zweiten Ausstellung. Ausgehend von einer grosszügigen Schenkung der Künstlerwitwe aus dem Jahr 1994 stellt sie das Schaffen des zurückgezogenen Einzelgängers vor. Die Stillleben, Landschaften und Figurenkompositionen verdeutlichen Meiers Suche nach der Ordnung im Raum. In der Ausstellungsreihe «Disteli-Dialog» konfrontieren wir mit Ernst Thoma (*1953) einen zeitgenössischen Künstler mit dem Werk des Oltner Zeichners Martin Disteli (1802–1844). Ausgangspunkt ist das spannungsreiche Verhältnis des liberalen «Pfaffenfressers» zu Religion und Kirche.

Februar 2013

KOLT


FEBRUAR 2013

Donogood macht „Vorwärts!“ Spoken Words Mit Rolf Strub, Raphael Burri und Walter Millns VARIO BAR www.variobar.ch

Schreiber präsentiert

So 17. Februar 2013 20.00 Uhr Reservation: Vario-Bar, 062 212 09 90

„Die Logik der Waffen“ – Von und mit Ulrich Tilgner

Letzte Möglichkeit zum Besuch der Ausstellung

Tilgner liest aus seinem Buch „Die Logik der Waffen“

200 JAHRE STADTKIRCHE ST. MARTIN OLTEN

Schützi Olten www.schuetzi.ch www.schreibers.ch

HISTORISCHES MUSEUM OLTEN Konradstrasse 7 4600 Olten 062 212 89 89 www.historischesmuseum-olten.ch

Fr 22. Februar 2013 20.00 Uhr Eintritt: 15.- Fr., mit SchreiberCard 10.- Fr. Suppe mit Biss Wer vorwärts einparkt, fährt irgendwann mit dem Hintern voraus aus der Parklücke. Das Leben kommt von selbst vorwärts, ohne unser Zutun. Und ebenso treten wir wieder ab, ohne dass wir es wirklich wollen. Auch vorwärts, allerdings mit den Füssen voran. Donogood kümmert sich in der nächsten Spoken-WordShow um das kleine Wort „vorwärts“, ohne das es nie bergauf, bergab oder sonst wo hin geht. Im Leben kommt der vorwärts, der auch die Karriereplanung vorantreibt. Immer steil bergan soll’s gehen, fahren oder fliegen. Hoch hinaus will der Karrierist, bis er so weit emporgekommen ist, dort hin, wo ein Rettungsschirm für ihn bereit liegt, um eine mögliche Bruchlandung in einen federleichten Fall zu verwandeln. Abwärts geht’s dann immer noch, aber gemütlich und weich gefedert. Derweil die Masse, die es sich gemütlich eingerichtet hat, mit stumpfen Zähnen hartes Brot kaut. „Vorwärts“ gibt’s überall und jeder meint damit etwas anderes. Die Donogood-Speaker Rolf Strub, Raphael Burri und Walter Millns kochen aus den verschiedenen Bedeutungen ein eigenes Süppchen, rühren und würzen es, bis daraus gut gewürzte, scharfe und bissfeste Texte gelöffelt werden können. Die schmecken skurril, boshaft, hintergründig und bleiben bisweilen im Halse stecken.

KOLT

Februar 2013

Ohne Rolf: Unferti

Öffnungszeiten: Di bis Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr Ausstellungsende: 24. Februar 2013

THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch Fr 22. Februar 2013, 20.15 Uhr Sa 23. Februar 2013, 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

Der ersehnte Frieden im Mittleren und Nahen Osten ist in weiter Ferne. Die sich abzeichnende Machtverschiebung im Orient schürt Ängste im Westen und der setzt nach wie vor auf die Logik der Waffen, statt auf Verhandlungen. Die westliche Politik hat versagt. Der preisgekrönte Journalist und Korrespondent Ulrich Tilgner kennt die Verhältnisse vor Ort aus jahrzehntelanger eigener Erfahrung. Eindrucksvoll erklärt er die Fehler, die gemacht wurden und belegt sie nachvollziehbar anhand brandaktueller Beispiele. Scharfsinnig zieht er Bilanz und richtet seinen Blick auf die Zukunft. Mehr zu Ulrich Tilgner auf Seite 9.

Ohne Rolf, das sind die zwei Luzerner mit unzähligen Plakaten, die blättern, wenn sie etwas zu sagen haben. Nach zwei erfolgreich geblätterten Programmen ist das Duo Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg nun druckreif für den Urlaub. Doch dort wendet sich das Blatt. «Unferti» ist die Geschichte zweier Blattländer, die ihr plakatives Dasein plötzlich in Frage gestellt sehen. Und auch in ihrem dritten abendfüllenden Schriftstück bietet Ohne Rolf virtuoses Print-Pong und plakatweise überraschende Momente. Auch Lesemuffel kriegen bestimmt kein Augensausen.

Im Herbst 1813 fand der erste Gottesdienst in der Stadtkirche von Olten statt – das Gotteshaus feiert in diesem Jahr sein 200. Jubiläum. Der Bau der Stadtkirche geht auf die Pläne von Johann Jakob Purtschert aus dem Jahr 1777 zurück; der Franzoseneinfall, die Zerstörung der alten Brücke und die nachfolgenden unruhigen Zeiten zögerten den Bau der Kirche, die als Ersatz für die viel zu klein gewordene ältere Kirche in der Altstadt entstand, jedoch noch um Jahre hinaus. Als Baumeister beauftragte die Stadt den Laufenburger Zimmermann Blasius Balteschwiler, der wenige Jahre zuvor bereits die neue Holzbrücke über die Aare gebaut hatte. Die Ausstellung berichtet aber nicht nur vom Bau und der Geschichte der Kirche, sondern präsentiert auch Glanzstücke aus ihrer Ausstattung. Dazu gehört die vom Augsburger Goldschmied Johann Ignaz Saler entworfene Muttergottesstatue („Oltner Madonna“) von 1750, die in Prozessionen herumgetragen wurde.

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Urban und mitten im Grünen: Ihre Wohn- und Gewerbe-Träume werden wahr. Herzlich willkommen in der Traumfabrik Hugi mit 45 Wohnlofts (95 – 146 m2, Raumhöhe 4 m, gehobener Ausbaustandard) und 14 Gewerberäumen zwischen Olten und Aarau. Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten und Bahnhof vor der Haustür. Überzeugen Sie sich selbst in unserer Musterloft! hugi-wohnhallen.ch / hugi-gewerbehallen.ch

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Februar


CInEMA

A GOOD DAY TO DIE HARD USA 2013 // ACTIOn Ab 14. Februar 2013, youcinema John McClane ist zurück! In "A Good Day to Die Hard" schlüpft Bruce Willis wieder in seine Paraderolle als New Yorker Polizist, der zufällig immer zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Dieses Mal ist der Cop in Moskau, um seinen Sohn Jack, der ihm über die Jahre fremd geworden ist, und den Russen Komorov vor der russischen Unterwelt zu retten. Zusammen kämpfen sie gegen die Zeit, um einen gefährlichen Machtwechsel in Russland zu verhindern. Dabei stellen sie fest, dass sie im Doppelpack unschlagbar sind...

THE MASTER USA 2012 // DRAMA Ab 14. Februar 2013, youcinema Ein charismatischer Intellektueller, der die Grausamkeiten des Krieges miterlebt hat, gründet im Amerika der Nachkriegszeit eine Glaubensorganisation, um sich selbst und anderen "verlorenen Seelen" Halt zu schenken. Die Organisation findet folglich nach und nach Anhänger im ganzen Land. Im Kern konzentriert sich die Geschichte auf das Verhältnis des titelgebenden Meisters zu Freddie (Joaquin Phoenix, Bild), einem jungen Herumtreiber, der zum Protégé des Anführers wird.

Mikkelsen statt Dogma 17 Jahre nach „Festen“ bringt der dänische Regisseur Thomas Vinterberg mit „Jagten“ erneut einen mehr als gelungenen Film um einen Missbrauchsfall ins Kino. Doch diesmal ist alles ein bisschen anders. von Pierre Hagmann

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995 war es, als der Däne Thomas Vinterberg zusammen mit Lars von Trier und zwei weiteren Regisseuren Filmgeschichte schrieb: Sie präsentierten „Dogma 95“, das fortan für ihre Filmproduktionen massgebend sein sollte. Zehn Regeln kennt das Manifest, unter anderem dürfen nur Handkameras verwendet werden und weder Filter noch Musik nachträglich hinzugefügt werden. Ein Jahr später lief „Festen“, ein Werk von Vinterberg. Der Film, ein internationaler Grosserfolg, war der erste überhaupt, der strikt nach den Dogma-95-Regeln gedreht worden war. Er handelt davon, wie an einem Familienfest der sexuelle Missbrauch zweier Kinder durch ihren Vater aufgedeckt wird. Jetzt, 17 Jahre später, kommt das thematische Gegenstück ins Kino. Thomas Vinterberg hat sich erneut filmisch mit dem Thema Missbrauch auseindandergesetzt. Diesmal zeigt er die Hetzjagd auf einen Mann, der beschuldigt wird, ein KindergartenMädchen misshandelt zu haben – dabei ist er unschuldig. Vinterberg beweist auch anno 2013 sein Talent. Es

hat sich aber einiges geändert seit „Festen“. Die Dogma-Bewegung hat ihren Zenit überschritten und spielt keine zentrale Rolle mehr, auch bei Vinterberg selbst nicht: Er und seine drei Gründerkollegen hatten schon 2005 bekanntgegeben, die Dogma-Idee in ihren Werken nicht mehr konsequent weiterleben zu lassen. So ist „Jagten“ weniger durch formale Besonderheiten geprägt, als vielmehr durch einen Schauspieler, der für das dänische Kino mittlerweile ebenso massgebend scheint wie einst Dogma 95: Mads Mikkelsen (Bild). Der 47-Jährige, der auch schon den Bond-Bösewicht gespielt hat („Casino Royale“) glänzt eigentlich in jeder Rolle, so auch als beschuldigter Lehrer Lucas in „Jagten“. Auf einen Oscar muss der Superstar, der im Arbeiterviertel von Kopenhagen aufgewachsen ist, aber weiter warten. Am 24. Februar werden die diesjährigen Academy Awards verliehen – Mikkelsen gehört nicht zu den Nominierten.

JAGTEn („Die Jagd“) DAn 2012 // DRAMA 1.- 4. Februar 2013, Kino Lichtspiele

4 Fragen an... Ulrich Tilgner, nahost-Korrespondent Was ist Ihr Lieblingsfilm? „Lawrence of Arabia“. Der Kolonialimus, der Islam und die Stammeskultur, ohne die der Orient nicht zu verstehen ist, werden spürbar. Und das noch mit grossartigen Schauspielern. Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen? „Skyfall“: nach 50 Jahren die überfällige Wiederbelebung von Bond. Alte Muster – intelligent neu aufgearbeitet. Mit welchem Filmstar würden Sie am liebsten einmal einen Kaffee trinken? Da fällt mir niemand ein – zudem trinke ich Kaffee allein oder mit meiner Frau. Worüber würden Sie gerne einen Film drehen? über Drogen. All das, was unter den Teppich gekehrt wird, sollte deutlich werden. Die Wahrheit, die sich im Dokumentarfilm nicht zeigen lässt, kann durch ein gutes Drehbuchh aufgedeckt werden. Ulrich Tilgner liest am 22. Februar aus seinem Buch "Logik der Waffen" in der Schützi Olten.

Das ganze Oltner Kinoprogramm für den Monat Februar auf www.youcinema.ch / www.lichtspiele-olten.ch

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KOLT

Februar 2013

www.youcinema.ch

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KULTURSPLITTER

MONATSTIPPS DER MAGAZINE AUS AARAU | BASEL | BERN | LUZERN | ST. GALLEN | VADUZ | WWW.KULTURPOOL.BIZ

luzern: Tanzende Nervengerippe Tenorsaxophonist und Bassklarinettist Christoph Erb, der letztes Jahr mit dem Kunst- und Kulturpreis der

lenzburg: «Wild im Herz» im Knast

Stadt Luzern ausgezeichnet wurde, ist mit einem hoch-

Nachdem vor zwei Jahren das Theater Marie im Lenz-

karätig besetzten Impro-Quartet auf Schweizer Tour.

burger Gefängnis «Warten auf Godot» mit Insassen auf

Basel lädt zum Tanz

Bei „ErbStoff“ wirken neben Christoph Erb der Gitarrist

die Bühne brachte, steht nun eine weitere Theaterpro-

Die 9. Ausgabe der "Zeitgenössischen Schweizer Tanz-

Flo Stoffner, der amerikanische Cellist Fred Lonberg-

duktion an: Die Künstlerin Annina Sonnenwald und

tage" gastiert erstmals auch in der Region Basel. Wäh-

Holm und der deutsche Schlagzeuger Paul Lovens mit.

die Schauspielerin Simona Hofmann haben während

rend fünf Tagen bespielen 15 Compagnien verschiede-

Allein schon Lovens ist eine Reise in den Mullbau wert.

eines halben Jahres mit sieben Insassen ein Stück erar-

ne Theater und Räume, darunter den Stadtraum. Das

Hier sind vier Klangtüftler und unerschrockene Impro-

beitet, das sich mit den Lebensgeschichten der sieben

Publikum kann die Vielfalt tänzerischer Ausdrucksfor-

visatoren am Werk, die ohne Scheuklappen durch die

Männer auseinandersetzt. Annina Sonnenwald hat die

men erleben und ist teils auch zur Mitwirkung eingela-

Sperrzonen des herkömmlichen Musikgeschmacks

Texte der Gefangenen zu einem einstündigen Stück mit

den. Die Kaserne Basel organisiert den Anlass vor Ort,

tohuwabieren.»

dem Titel «Wild im Herz» zusammengefügt. Nach den

der aussergewöhnliche Choreografien aus den letzten

ErbStoff, MI 6. Februar, 20 Uhr, Mullbau Luzern

Vorstellungen finden jeweils Führungen durch das Ge-

zwei Jahren zeigt. Auffallend viele davon stammen aus

fängnis statt.

der Romandie, wo sich mittlerweile dank gezielter För-

Lenzburg, Justizvollzugsanstalt, 22./23./24. Februar und

derung eine starke Tanzszene entwickelt hat. Zu sehen

1./2. März, jeweils 19.00; Reservation unter:

sind u.a. Arbeiten von Guilherme Botelho und La Ribot.

veranstaltung.jva@ag.ch (unter Angabe von Vorname,

9. Zeitgenössische Schweizer Tanztage: Mi 6. Bis So 10.2.,

Name, Privatadresse, Geburtsdatum)

Kaserne Basel und div. Orte, www.swissdancedays.ch

st.gallen: Färöer Connection Das heute der siebte «Nordklang» durch St.Gallen weht ist der Färöer Connection geschuldet. Felix van der Berg

10

und Roger Rey brachten ab 2002 die Musikszene der

kt. bern: Diens rappt wieder

Färöer mit Konzerten, CDs und Radiosendungen in die

Wurzel 5 rappte während Jahren durch die Deutsch-

schaan: Bühnenzauber

Stadt und dehnten mit den Jahren ihre Netze über die

schweiz. Dann kam für die ebenso legendäre wie nicht

Liechtensteins preisgekrönter Zauberer Albi Büchel

Grenzen der zwei Inselstaaten (wenn man so will) hin-

ganz saubere Gruppe das selbstverordnete Ende. Aus

alias Zauberfuzzi präsentiert Mitte Februar sein neus-

aus. Seit 2007 berauscht sie uns mit dem «Nordklang»-

den Rüpeljungs waren Lehrer und Familienväter ge-

tes Solo-Bühnen-Programm. Unter dem Titel «Wir sind

Festival. Der heurige Connection-Stoff stammt von den

worden, der Partyanzug passte nicht mehr. Nun ver-

Zauberfuzzis» zeigt er faszinierende Zaubertricks ver-

isländischen Zwillingen Jófrídur und Ásthildur (Bild)

sucht es einer der fünf auf eigene Faust. Diens hat zu-

packt in eine Varieté Show. Und wer weiss, vielleicht

mit ihrer Band Pascal Pinon, dem Duo Bottled in Eng-

sammen mit dem verdienten Berner Produzenten Sad

ist Albi Büchel bald in Las Vegas zu sehen. Dort will er

land aus Dänemark, Häävi aus Finnland und elf wei-

ein Album aufgenommen und geht damit auf Tour. Be-

nämlich unbedingt hin.

teren Bands.

vor im März die Dachstock-Taufe folgt, versucht er sich

Albi – Wir sind Zauberfuzzis, eine Bühnenzauber

Nordklang #7

im kleineren Rahmen, zuerst im Mokka Thun und dann

Varieté Show von und mit Albi Büchel,

Samstag, 23. Februar, diverse Orte in St.Gallen.

im Bären Buchsi.

am 15. und 17. Februar im TAK in Schaan.

Mehr Infos: www.nordklang.ch

Mokka, Thun. Fr., 8.2., Bären, Münchenbuchsee. 9.2.

Februar 2013

KOLT


DAS KLEInE JOB-InTERVIEW

OLTEN

»Den Koffer selber ins Hotelzimmer tragen? Das wäre hier in Asien undenkbar« Jonas Schürmann aus Egerkingen ist als General Manager vom Top-Luxushotel Mandarin Oriental Hongkong Chef von 830 Mitarbeitern. Eben erst wurde der 50-Jährige von Gault Millau zum „Schweizer Star im Ausland“ gekürt. Im KOLT-Interview spricht Schürmann über den asiatischen Kofferservice, Schweizer Lieblingshotels und ewig steigende Erwartungen.

J

onas Schürmann, was wollten Sie werden, als Sie ein kleiner Junge waren? Wie viele jungen Burschen dachte ich, dass Pilot der beste Job der Welt sei! Sie sind schliesslich in der Hotellerie gelandet und seit 2009 Generel Manager im Mandarin Oriental in Hongkong, eine der besten Adressen ader Stadt. Wie kam es soweit? Zunächst hab ich eine Ausbildung an der Hotelfachschule Belvoirpark in Zürich abgeschlossen. Seither habe ich 35 Jahre Hotellerie-Erfahrung sammeln können, ich war auch fürs Peninsula Hongkong oder das Palace Peking tätig. Seit 19 Jahren arbeite ich nun für die Mandarin Oriental Group, als Direktor zuvor in Kuala Lumpur und Macau.

"Wir brauchen Leute mit Hingabe zum Business": Hotelier Schürmann in Hongkong.

Sie wurden kürzlich von Gault Millau Schweiz als „Swiss Star abroad 2013“ ausgezeichnet. Was ist Ihre bedeutendste Qualität als Hotelier? Die Leidenschaft für das, was ich mache.

Aufgabe ja auch spannend macht. Eines der grössten Probleme dabei ist die Rekrutierung von geeignetem Personal – wir benötigen Leute mit Leidenschaft und Hingabe zum Business.

werden von der Gesellschaft in Asien als Professionals einer grossartigen Industrie betrachtet. Da ist in Europa wohl weniger Wertschätzung vorhanden.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag im Leben von Jonas Schürmann aus? Es gibt keinen normalen Tag und genau das macht meinen Job so fantastisch. Grundsätzlich beginnt mein Arbeitstag aber um 8 Uhr morgens und endet nach 8 Uhr abends. Etwas vom Wichtigsten in meinem Beruf ist, dafür zu sorgen, dass ich mir jeden Tag die Zeit nehme, um persönlich Gäste und Mitarbeiter zu treffen. Man kann ein Hotel nicht per Fernbedienung leiten; jeder, der Dein Hotel betritt, ist anders und wünscht sich sein eigenes, persönliches Erlebnis.

Welches ist Ihr Lieblingshotel in der Schweiz? Es gibt zu viele, um sie alle aufzuzählen, aber ich bin natürlich ein grosser Fan vom Mandarin Oriental in Genf. Ausserdem liebe ich das Widder Hotel in Zürich und das Grand Hotel Les Trois Rois in Basel.

Was ist Ihr Ziel für 2013 mit dem Mandarin Oriental? Ich will, dass 2013 als das aufregendste und denkwürdigste Jahr in die Geschichte des Hotels eingehen wird – schliesslich feiert das Mandarin Oriental Hongkong in diesem Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum. Ich bin sehr glücklich und stolz, Teil dieses Meilensteins zu sein.

KOLT

Februar 2013

Wie stehen Sie der Frauenquote in Politik und Wirtschaft gegenüber? Abiel Reichenbach, 28, Olten Grundsätzlich positiv, weil es vermutlich beide Seiten gleichberechtigt auch in Führungspositionen braucht. Die Ergänzung von unterschiedlichen emotionalen Faktoren, welche immer noch genetisch vorhanden sind, könnten neue Konzepte hervorbringen.

Interview von Pierre Hagmann Foto zVg

Sie haben es erwähnt: Sie sind seit vielen, vielen Jahren in der Branche. Wie hat sich diese verändert? Die Kunden sind viel kundiger, deren Erwartungen unablässig am steigen. Als Konsequenz davon hat sich die Branche weiterentwickeln müssen, was die

über die Welt

Michael Isler, 31, aus Olten, wohnhaft in Bern Ich bin nicht für eine festgelgte Quote. Wenn, dann sollte sie gleichberechtigt sein. Also eine Frauen- und Männerquote. Die Teamarbeit von Frauen und Männern kann zu neuen Ergebnissen führen. Genau wie Yin und Yang führt es zu Ganzheit: Feinfühligkeit und Durchsetzungsvermögen, Struktur und visionäres Denken.

Wie erleben Sie als Europäer in Asien die Unterschiede der Hotellerie auf den beiden Kontinenten? Der Durchschnittsasiate verbringt viel mehr Zeit seines Lebens in Hotels. Die Menschen gehen auch zur Unterhaltung oder zum Essen ins Hotel, das ist in Europa unüblich. Ausserdem ist die Erwartungshaltung der Kunden unterschiedlich: Beispielsweise wäre es in Europa völlig normal, dass ein Gast seinen Koffer selber zum Zimmer trägt – hier in Asien ist das undenkbar. Eine weitere Differenz betrifft das Ansehen: Hotel-Angestellte

Schlussfrage: Planen Sie, eines Tages in unsere Region zurückzukehren oder ist Hongkong der Ort, an dem Sie alt werden möchten? Ich weiss es noch nicht. Da ich in Malaysia ein Zuhause habe, könnte es für die Zukunft aber eine Option sein, einen Teil des Jahres in der Schweiz zu verbringen und die restliche Zeit eben in Malaysia. Mal schauen. Ich nehme das Leben von Tag zu Tag. www.mandarinoriental.com/hongkong

Maja Niederer, 38, Aarburg Ich bin etwas hin- und hergerissen. Als Frau müsste ich natürlich sagen "Ja! Da bin ich dafür!", damit endlich etwas Gleichheit herrscht, oder zumindest die Voraussetzung dafür geschaffen wird. Andererseits finde ich, der Markt wird das schon richten im Sinne von: Der/Die Beste für den Job. Daniela Frei-Pirovino, 30, Kappel Grundsätzlich sollten die kompetentesten Personen in Politik und Wirtschaft mitarbeiten, unabhängig ihres Geschlechts. Wird von gleicher Fachkompetenz ausgegangen, finde ich eine Durchmischung von Männern und Frauen enorm wichtig. Ich denke, dass beide Geschlechter davon profitieren können. Ob es eine bestimmte Quote sein soll, ist und bleibt für mich fraglich. Fabian Marbet, 29, aus Olten, wohnhaft in Kriens Ich bin dagegen, da keine Frau durch irgendetwas gehindert wird, an die Spitze in Politik oder Wirtschaft zu gelangen.

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STADTLEBEn

MARIO CLEMATIDE Bisher; Parteilos, 63, Handelslehrer, verheiratet, ein Sohn Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Helmut Schmidt, ehemaliger deutscher Bundeskanzler. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Praktizierender Katholik und engagiert im Gemeindeleben von St. Marien Olten. Was war ihr grösster Erfolg? Beruflich die Zusammenführung von GIBS und KBS zum Berufsbildungszentrum Olten. Privat die Heirat mit meiner Frau vor 35 Jahren. Welchen Organisationen spenden Sie? Vor allem lokalen gemeinnützigen Organisationen, Sportvereinen und der FDP Olten. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? KOLT, NZZ, Oltner Tagblatt, Stadtanzeiger, Gäuanzeiger, NOZ. Welche Musik hören Sie am liebsten? Die italienischen Cant‘autori (Lucio Dalla, Francesco de Gregori) und momentan die neue CD von Stephan Eicher. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? Ich bin ein Freund der Schweizerischen Fussballnationalmannschaft und Einzelmitglied des Schweizerischen Fussballverbandes. Das genügt mir. Was ist Ihr heimliches Talent? Ein heimliches Talent habe ich nicht.

Dafür bin ich ein talentierter Pragmatiker.

Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde? Nach der Kaufmännischen Lehre noch die Ma-

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turität nachzuholen und Handelslehrer zu studieren. Damit Praxis und Studium zu verknüpfen und die Erkenntnisse weiterzugeben. Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät? Erfolgreicher Formel-1-Pilot zu werden. Ansonsten ist noch Vieles möglich! Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Ernährung und Bewegung in Einklang zu bringen!

habe ich als Letztes besucht wie auch organisiert. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? In den RogerFederer-Fanclub. Was ist Ihr heimliches Talent? Aufräumen und Ordnung schaffen, auch bei Finanzen. Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde? Gelassen bleiben und die Menschen akzeptieren, wie sie sind. Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät? Coiffure werden, mein kreativer Traumberuf. Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Die Milizpolitik verstärken und mich beruflich weiterentwickeln.

„Probleme sind da, um sie zu lösen“. Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät? Für nichts, was erfolgreich verändert werden kann. Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Alle Wände zu Hause neu und teilweise farbig streichen.

THOMAS MARBET Neu; SP, 45, Lic.rer.pol., ledig

BENVENUTO SAVOLDELLI

Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin?

Barack Obama, weil er die Menschen emotional erreicht.

Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ich würde mich als weltoffenen, toleranten Christen bezeichnen. Was war ihr grösster Erfolg? Generell: Gesund und motiviert zu bleiben bei allem, was ich unternehme. Speziell: einen neuen Akteur (TARMED Suisse) im Gesundheitswesen aufgebaut zu haben. Welchen Organisationen spenden Sie? Verschiedene, u.a. Verein Luzerner Rumänienhilfe, Schweizerisches Rotes Kreuz, SP Olten. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Von A (wie Automobil Revue) bis Z (die Zeit) fast alles, natürlich auch KOLT. Welche Musik hören Sie am liebsten? Ein Konzert von Philipp Fankhauser

DORIS KäNZIG Neu; SVP, 60, pens. Sprachheilkindergärtnerin, verheiratet Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? This Jenny, Oskar Freysinger, Yvette Estermann. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ja – aber konfessionslos. Was war ihr grösster Erfolg? Beruf: Das Kinder-Kunst-Grossprojekt „Farbentage“ im heilpädagogischen Schulzentrum Olten. Privat: Ich war noch nie ernsthaft krank. Welchen Organisationen spenden Sie? Kunstvereine, Talmuseum Engelberg, Natur-/Tierschutzvereine. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? NOZ, OT, KOLT, ART. Welche Musik hören Sie am liebsten? Verdi, Mozart. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? Giacobbo/Müller – Late Service Public. Was ist Ihr heimliches Talent? „Lefere statt lafere“. Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde?

Neu; FDP, 50, selbstständige Tätigkeit als Rechtsanwalt und Notar (eigenes Büro in Olten), verheiratet, 2 Kinder Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Nelson Mandela. Trotz der Tatsache, dass er als politischer Gefangener 27 Jahre im Gefängnis verbracht hat, war er Wegbereiter des versöhnlichen Überganges zu einem demokratischen Südafrika. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ich bin römisch-katholisch. Was war ihr grösster Erfolg? Privat: 1.) die Geburt unserer Töchter. 2.) Trotz der Tatsache, dass ich erst in der 4. Klasse in die Schweiz kam, das Erreichen der Bezirks- und Kantonsschule. Deutsch lernen ist sehr harte Arbeit. Beruf: Dass unter meiner operativen Führung der EHC Olten vom Konkurskandidaten zum finanziell gesunden und sportlich sehr erfolgreichen Club mutierte. Welchen Organisationen spenden Sie? Man tut es, prahlt aber nicht damit. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Oltner Tagblatt, Neue Zürcher Zeitung, KOLT und viele mehr. Welche Musik hören Sie am liebsten?

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Am 3. März wird der neue Oltner Stadtrat gewählt. 10 Kandidatinnen und Kandidaten kämpfen um 5 Sitze. Wir haben allen dieselben elf Fragen gestellt hier geht es für einmal nicht um Politik, sondern um Persönlichkeiten.

Rockmusik. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? Dani Probst Fanclub, weil ich ihn sehr schätze und davon überzeugt bin, dass er als Stadtrat einen ausgezeichneten Job machen würde. Was ist Ihr heimliches Talent? Ich kenne fast jede Ortschaft in der Schweiz und weiss, in welchem Kanton sie jeweils liegt. Sammeln macht glücklich und verleiht viel Wissen. Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde?

mutig, lebenslustig und extrem motivierend. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ich bin gläubig und seit Jahren Lektorin in der St. MartinsKirche. Ich brauche eine spirituelle Heimat und habe dabei immer noch die Hoffnung, dass Frauen in der katholischen Kirche dereinst gleichberechtigt sein werden. Was war ihr grösster Erfolg? Ich bin nach 30 Jahren immer noch mit Leidenschaft und viel Humor Lehrerin.

Dass die Kinder gern Mir zu mir in die kein Schule komHandy anzuschaffen. men, werte Lebensquali- ich als Erfolg. tät pur. Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät? Eine Geburtstagsparty zu meinem 50. Geburtstag zu veranstalten. Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Ich habe keine Ideen, die mich seit Jahren beschäftigen, da ich Ideen in der Regel innert angemessener Zeit umsetze.

IRIS SCHELBERTWIDMER Bisher; Grüne, 56, Heilpädagogin/ Lehrerin, verheiratet, 2 Töchter Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Das sind Christiane Brunner – ihre Nicht-Wahl zur Bundesrätin hat mich politisiert – und die Grüne Ex-Nationalrätin Cécile Bühlmann. Sie ist klar, kompetent,

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Privat bin ich seit über 36 Jahren mit Christof zusammen, wir haben gemeinsame Projekte (Kunstmarkt und Fasnacht) und unsere Töchter sind zu selbständigen guten Frauen herangewachsen – alles nicht selbstverständlich und darum ein Erfolg für uns. Ergänzend zu Beruf und Privatleben gehört für mich die erfolgreiche Amtsführung als Stadträtin Öffentliche Sicherheitdazu. Welchen Organisationen spenden Sie? Ich spende an Umweltorganisationen, weil ihr Kampf Geld braucht, an die Glückskette, weil es mir so gut geht und ich unterstütze kulturelles Schaffen in Olten, weil ich es geniesse, wenn in Olten etwas läuft. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Ich lese Tageszeitungen (OT und BAZ), KOLT, Fritz und Fränzi (Elternzeitschrift), das Schulblatt und ab und zu gerne ein Frauenheftli. Welche Musik hören Sie am liebsten? Das kommt ganz auf meine Verfassung an. Für mich gibt es Erinnerungsmusik, Konzentrationsmusik, Trauermusik, Tanzmusik, Frustmusik, Entspannungsmusik und Wutmusik. Patent Ochsner passt aber immer.

In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? Fan als Begriff ist mir zu nahe am Fanatismus. Was mir am Herzen liegt und wofür ich mich besonders einsetze, ist unsere Stadt Olten. Was ist Ihr heimliches Talent? Der Umgang mit Menschen allgemein und die Personalführung im Besonderen. Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde? „Denken Sie immer daran, die Kinder sind Ihnen anvertraut, nicht ausgeliefert.“ (Otto Wyss, mein Lehrer). Dieser Grundsatz lässt sich auch bei Angestellten und Mitarbeitenden anwenden. Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät? Sängerin in einem Opernchor zu werden. Aber ich schaue eigentlich nicht darauf, wofür es zu spät ist, sondern ich freue mich auf das, was ich vor mir habe. Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Vielleicht mache ich in diesem Jahr die Frühlingsputzete wirklich im Frühling.

DANIEL PROBST

Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Das Oltner Tagblatt. Links die WoZ, rechts die Weltwoche und in der Mitte die NZZ am Sonntag. Einmal im Monat das GEO Reisen und das KOLT. Welche Musik hören Sie am liebsten? Vielseitig, aber mit klarem Fokus auf Alternative Rock. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? In den BenviSavoldelli-Fanclub. Er hat den EHCO vor dem Untergang gerettet und zurück an die Spitze geführt. Was ist Ihr heimliches Talent? Klavier spielen. Aber leider steht es immer noch im Elternhaus. Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde? Kinder zu haben. Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät?

Wenn mit 66 das Leben anfängt, dann sollte noch alles möglich sein. Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Ich will seit letztem Jahr Stadtrat werden.

Neu; FDP, 40, Ökonom lic.rer.pol., verheiratet, 2 Kinder Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Martin Luther King. Er kämpfte mit zivilem Ungehorsam für Gerechtigkeit und musste leider viel zu früh sterben. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ich bin römisch-katholisch. Was war ihr grösster Erfolg? Meine Frau und unsere zwei Kinder. Beruf: Vor vier Jahren den neuen Auftritt von Swisscom entwickelt und umgesetzt. Welchen Organisationen spenden Sie? Zu vielen lokalen Kultur-, Sportund Freizeitvereinen, um sie hier alle aufzuzählen.

YABGU R. BALKAÇ Neu; SP, 41, dipl. Architekt FH, Geschäftsführer, verheiratet, 2 Kinder Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Helmut Schmidt und Otto Stich. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Auf einer Skala von 1-10

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Margherita Oregano r regano Funghi Champignons Gorgonzola Gorgon r rgon zola Vegetaria Gemüse,e,e Kr Kräu räuterbutter Della Nonna Pep e eroni, Zwiebel,l,l Knoblauch ep K Fiorentina Gorgon r rgon zola, Spinat, Oliven v ven Porcini Steinpilz einpil e einpilz Prosciutto Vo V rderschin r k ken Salame pikant Salami alami scharf Prosciutto e Funghi unghi Vo V rderschin r kken, Champignons Prosciutto e Salame alame Vo V rderschin r k Salami ken, Hawaii Vo V rderschin rderschin derschinken, k Ananas, ken, s Pep s, e eroni ep Bosco Spinat, SSpeck Puttanesca uttanesca Sp S eck, k Pep k, e eroncini ep Quattro o Stagioni g V rderschin Vo rderschin derschinken, kken, en, Champignon Champignons, s Artischocken, s, ken, Oliven ken, v ven Monza onza Vo V rdeschin r k Salami, ken, alami, Champignons Al Capone apone Salami, Champignons,ss, PPep e eroncini ep Calzone one Vo V rderschin r kken, en, Ei, Champignons, Champignonss,, ((Z Zugedeckt) Zu Tris Vo Vo orderschin r rderschin k Salami, ken, alami, SSpeck Rustica Vo V rderschin r kken, en, SSp peck, k, P k, Pep e eroni, ep oni, Zwieb Zwiebeln, Knoblauch, Knoblauch, Pep e eroncini ep India Poulet, oulet, Ananas, s Pep s, eperoni, ep roni, oni, Curry ryy To-Jazz Jazz PPep e eroni, ep oni, Sucuk Sucuk, k Oliven k, v ven Struzzo Jubilé Rohschin Rohschinken, kken, Champignons Deluxe Mother other 30cm Vo V rdersch., r Salami, alami, SSpeck, kk, Rohschinkken en ((D Doppel oppelte Teigmasse) opp T Napoletana Sardellen, rrdellen, dellen, Ka Kapern p Tonno TThon, Zwiebel,ll, Kappern ern Frutti di Mare Meeresfrüch r resfrüch te Crevette Cr Cre revet v ten, Oliven, vven, Zwiebeln Quattro Formaggi VVerschiedene Käsesorten Meitli Pizza Herz r form/p rz form/pro Z Zutat 1.00 CHF Buebe Pizza Autoform/pro ZZutat 1.00 CHF Tütüs Rucola Rucola, Rohschinken, k Parmesan ken, Vitello Salame Rind Salami vom v Rind Tuetues.pdf

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13.50 15.50 16.00 16.50 16.50 17.50 18.00 15.50 16.00 16.50 17.00 17.00 17.00 17.00 17.50 17.50 17.50 17.50 18.00 18.50 18.50 18.50 18.50 18.50 25.00 15.50 18.00 18.50 18.50 17.00 12.50 12.50 19.50 19.50 19.50 16.00

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würde ich vermutlich bei 3-4 liegen. Was war ihr grösster Erfolg? Mein bisheriges Leben. Mein Weg war in jeder Hinsicht sehr steinig und voller Hürden. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Welchen Organisationen spenden Sie? Nach Möglichkeit an karitativen Organisationen und an SchülerInnen und StudentInnen. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Oltner Tagblatt, KOLT, NZZ. Welche Musik hören Sie am liebsten? Fernöstliche Klänge geniesse ich sehr und natürlich auch meine eigene Musik. Ich musiziere seit 30 Jahren. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? In alle Fanclubs, wo es um junge Nachwuchstalente geht. Was ist Ihr heimliches Talent? Zuhören. Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde? Ich solle meine innere Ruhe und Bescheidenheit beibehalten. Sie könnten sich als die besten Freunde erweisen. Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät?

Alles ist immer möglich, es ist nie zu spät.

Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Sportliche Aktivitäten.

von Benedikt XVI. eingereiht. Was war ihr grösster Erfolg? Neben meinem politischen Engagement konnte ich meine Selbständigkeit als Anwalt bewahren. Die Erfolge im privaten Leben sind Abbild meiner Zufriedenheit. Welchen Organisationen spenden Sie? Ich spende regelmässig diversen Institutionen, die sich für Menschen, Tiere und unsere Umwelt einsetzen. Opfergaben, wenn der Kapuziner dazu ermuntert, gehören auch dazu. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? 20 Minuten für die NZZ müssen genügen, aber die Welt in einer Woche hat keinen Platz. Welche Musik hören Sie am liebsten? Ich liebe drei Musiksparten: Jazz, Jazz, Jazz. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? Ich „fäne“ stehend für die Oltner Powermäuse. Was ist Ihr heimliches Talent? Klavierspielen, improvisiert und ohne Notenblatt! Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde?

"e chli schäme goht schnäu verbi".

Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät? Als Jazzpianist zusammen mit Brandford Marsalis in der Variobar in Olten auftreten. Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Tischfussballturnier auf der verkehrsfreien Kirchgasse mit Sambarhythmen.Stadtrat werden.

MARTIN WEY Bisher; CVP, 50, Rechtsanwalt und Notar, verheiratet, 3 Kinder Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Bundesrat Alois Mumenthaler im Film „Cannabis“. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ich bin in der Hierarchie

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HUGO RUF Neu; Parteilos, 61, Kaufmann, Executive Master of Health Service Management, geschieden, 2 Kinder Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Alt-Bundesrat

Willi Ritschard und Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Das Volk hat sie verstanden und geschätzt, sie sind mir Vorbild. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ich bin Protestant. Was war ihr grösster Erfolg? Familie mit zwei tollen Kindern, Julia und Philippe. Beruf: Mit über 200 Mitwirkenden ist uns gemeinsam die Schaffung der Berufsbildung für die Logistik gelungen. Welchen Organisationen spenden Sie? Diversen Hilfsorganisationen. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Regionalblätter und Sonntagszeitung. Welche Musik hören Sie am liebsten? Klassische und Unterhaltungsmusik zum Entspannen und Auftanken. Im Auto Radio32. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? Helena Fischer. Was ist Ihr heimliches Talent?

Ich bin ein Romantiker und Geniesser; zudem liebe ich Freundschaften. Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde? «Gute und schöne Zeiten sind wichtig im Leben, sie sind zu geniessen. Schwierige Phasen haben die Eigenart, dass sie mehr fordern als gute Zeiten, deshalb tragen sie eher zur Weiterentwicklung bei als gute Zeiten und dieser Besonderheit und Chance soll man sich stets bewusst sein». Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Wenn in unserer Gesellschaft das „miteinander & füreinander“ besser verstanden und immer mehr gelebt wird, werden wir alle davon profitieren!

PETER SCHAFER Bisher; SP, 50, Lokführer, 2 Kinder Welches ist Ihr Lieblingspolitiker/ Ihre Lieblingspolitikerin? Ganz klar Willi Ritschard, er war „der“ Arbeitervertreter im Bundesrat. Praktizieren Sie einen religiösen Glauben? Ich versuche nicht aus dem „Rahmen“ zu fallen, dazu brauche ich kein Praktizieren eines religiösen Glaubens. Was war ihr grösster Erfolg? Beruf:

28 Jahre unfallfreie Fahrt als Lokführer der SBB im Dienste der Fahrgäste.

Politik: Gründung der Sozialregion Olten und seit 12 Jahren Oltner Stadtrat und Sozialdirektor. Privat: zwei gesunde Kinder. Welchen Organisationen spenden Sie? mediCuba. Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Oltner Tagblatt, Schweizer Familie, Schweizer Eisenbahn Revue, dazu diverse Vereinsorgane. Welche Musik hören Sie am liebsten? Querbeet. Rock, Pop, Blues, Soul, Jazz. In welchen Fanclub würden Sie am ehesten eintreten? In den Fanclub von Barack Obama. Was ist Ihr heimliches Talent? Das müssen sie schon selber an mir entdecken! Was war der beste Ratschlag, der Ihnen je gegeben wurde? Ich müsse diesen Fragebogen unbedingt ausfüllen?! Wofür ist es in Ihrem Leben definitiv zu spät? Für nichts. Welche Idee, die Sie seit Jahren beschäftigt, wollen Sie dieses Jahr angehen? Erneut für den Stadtrat und für das Kantonsparlament gewählt zu werden.

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IM EXIL

Gletscher überholt Buschtaxi Menschen aus der Region berichten aus der Welt – diesmal aus drei verschiedenen Kontinenten (Südamerika, Afrika, Asien) über zwei Velotouren, eine Fahrt im desolaten Buschtaxi und einen rasanten Gletscher.

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Am Bailongjiang-Fluss, CHINA

A

uf dem Fahrrad vom Nordwesten Chinas in die Mitte, sechster Tag. Am Morgen losgefahren aus Longnan, der Hauptstadt des Ortes Südgansu, nun bin ich schon den zweiten Tag dem Bailongjiang, dem Fluss des weissen Drachen entlang unterwegs. Ein wilder Fluss, zwischen steilen Berghängen rauscht er in Richtung Süden. Die Strasse kann ihm nicht immer folgen, das Tal ist häufig zu eng, und die Strasse quält sich dann über einen Hügel, um auf der anderen Seite wieder ins Flusstal abzufallen. Schweisstreibende Steigungen und halsbrecherische Abfahrten. Mit einem stolzen Schaudern habe ich am Vorabend den Lauf des Flusses auf der Karte verfolgt. Er entspringt in den Bergen hinter Lanz-

hou, dem Ursprung meiner Reise, als der Fluss des weissen Drachen eilt er von da 600 km in Richtung Süden. In der Ti efeben von Sichuan ändert er seinen Namen und wird zum Jialing Fluss. In weiten Kurven fliesst er dann nach Süden, durch die Tiefebene von Sichuan. Dort, hoffe ich, wird die Strecke flach und schnell.

SIE WARTEN SEIT EINEM MONAT Nach ein paar hundert Kilometern fliesst er dann in Chongqing, eine der grössten Städte der Welt, in den längsten Fluss Asiens, den Yangtse. Nach etwa 80 Kilometern, es wird bald dunkel, komme ich zum Glück an einer Herberge für LKW-Fahrer vorbei. Sie duckt sich gegen die Hü-

Freuen Sie sich auf einen heissen

FRÜHLINGSFLIRT mit den Farben.

gel, davor ein grosser Rangierplatz mit Lastwagen, beide vollgepackt mit leeren Bierflaschen, die in die Stadt gebracht werden sollen zum Recyceln. Ich sitze mit gelangweilten Strassenbaumeistern um einen Tisch, esse Kongpao Hühnchen mit Reis. Seit einem Monat sind sie schon hier, warten auf das Okay aus der Zentrale, suchen Arbeiter, um dann die Hauptstrasse auszubauen. Sie reden sich in Rage darüber, wie sehr sie die Japaner hassen. Was ich denn von den Japanern halte? Vorsichtig sage ich: Über die Japaner habe ich keine Meinung. Kühle Blicke. Ob die Schweiz auch von den Japanern besetzt worden sei? Nein. Dann könne ich die Japaner auch nicht verstehen. Ein Mann von Welt sitzt auch da, in Seiden-

hemd und teure Zigaretten rauchend. Er regt sich nicht über die Japaner auf, sondern flirtet mit der Serviertochter. Er sei lange in Shanghai gewesen, habe an Hochhäusern gebaut und sogar beim Bau des Transrapid in Shanghai mitgearbeitet. Jetzt ist er nach Hause gekommen, um das Haus seiner Mutter wieder aufzubauen, welches letztes Jahr im Erdbeben beschädigt wurde. Schwarze Wolken ziehen auf. Es wird ein Gewitter geben, meine ich. Die Strassenbaumeister winken gelangweilt ab. So sehe das hier jeden Tag aus, aber es regne nie. Gut so, morgen habe ich 2000 Höhenmeter vor mir... Martin Kraxner, 30, stammt aus Oberbuchsiten, lebt in Düsseldorf und ist immer wieder mal in China.


IM EXIL

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SERREKUNDA, GAMBIA

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anchmal kann eine kurze Strecke von 80 km jede Menge Zeit und Energie kosten, daher muss man im kleinen Gambia an der Küste Westafrikas dafür gleich einen ganzen Tag kalkulieren. Erstmals heisst es, früh aufstehen, damit wir sicher einen Platz im lokalen Transport haben. Wir finden unser Buschtaxi – es gibt sieben Sitzplätze, aber es ist in einem desolaten Zustand. Wer mit diesem Fahrzeug in der Schweiz fahren würde, käme wohl gleich hinter Gitter. Leider sehen die anderen Fahrzeuge nicht besser aus. Wir sind Passagiere Nummer drei und vier. Also heisst es warten, bis auch der letzte Platz besetzt ist. Um 8 Uhr GMT = Gambian Maybe Time sollte es losgehen. Nach zwei Stunden kommt der letzte Passagier.

Dieser bringt aber gleich Material für den Bau einer halben Hütte mit. Dann gehts los. Aber nicht für lange... Nach 25 Km ist die Gangschaltung defekt. Also: Aussteigen und auf Ersatzauto warten. Für hiesige Verhältnisse ziemlich schnell – nach einer halben Stunde – kommt dann das Ersatzauto; alles umladen und weiterfahren. Freude herrscht. Nach 6 Stunden haben wir es geschafft. Florian Kirschbaum, 30, stammt aus Olten und ist momentan in Gambia unterwegs.

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EL CALAFATE, ARGENTINIEN

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in Mann, ein Jahr, ein Ziel: einmal um die Welt. Die Reise um den Globus hat mich auch nach Patagonien geführt. Ich steige in El Calafate, Argentinien aus dem Flug-

zeug und besuche den Gletscher Perito Moreno. Dieser zählt zu den dynamischsten und am leichtesten zugänglichen Gletschern der Welt. Zudem ist der Perito Moreno einer der wenigen Gletscher, die konstant bleiben. Er ist 30 km lang, 5 km breit und 60 Meter hoch. Das Aussergewöhnliche ist, dass er sich kontinuierlich bewegt, täglich schiebt er sich um 2 Meter vorwärts – ohne grösser zu werden. Immer wieder rutschen kleinere und grössere Eisstücke mit krachenden Geräuschen in den See ab. Ein grandioses Spektakel – eines von vielen auf dieser Reise. Bis April geht das Abenteuer Weltreise weiter. Andy Ackermann, 27, stammt aus Niedergösgen und reist derzeit um die Welt. Blog: www.andygoesaroundtheworld.blogspot.ch

NARA, JAPAN

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ara ist die erste ursprüngliche Kaiserstadt Japans. In der ganzen Stadt sind Tempelkomplexe aufgebaut. Eine weitere Atraktion sind die Rehe. Unglaublich viele Touristen füttern die unglaublich vielen Viecher, die immer fetter und immer offensiver werden. Darum wird mit Warnschildern auf die RowdyRehe hingewiesen, die so gar nichts von der japanischen Freundlichkeit haben. Ich bin dann lieber auf eine Velotour gegangen. Bei meiner Tour durch Nara bin ich auf dieses Piano gestossen. Es stand vor einer alten Garage. In Japan ist alles sehr aufgeräumt und dass man einen so teuren Gegenstand wie ein Piano vergammeln lässt, hat mich schon erstaunt. Jan Pavel Stritzko, 33, lebt in Olten und ist derzeit auf Weltreise.

Die clevere Art, bye-bye zu sagen. Olten H Ringstrasse 17 H 062 206 77 88 H olten@globetrotter.ch H globetrotter.ch


Aare Bahnhof Olten Bahnhofbuff Hanspeter Betschart Peter Bichsel André Bloch Buchmesse Olten Buc Schweizerisches Alex Capus Lis Donogood Urs Faes Gruppe Olten Knapp Franz Hohler Buchhandlung Klo Kolt Rolf Lappert laut & deutlich – Po Pedro Lenz Literaturbüro Olten Liter ch Gerhard Meier Werner Morlang narrativistische Literaturmagazin Buch Schreiber Stadtbibliothek Olten Straumann Walter Verlag Otto F. W Walter Weltbild Verlag Wortklang Kilia Aare Bahnhof Olten Bahnhofbuff Hanspeter Betschart Peter Bichsel André Bloch Buchmesse Olten Buc Schweizerisches Alex Capus Lis Donogood Urs Faes Gruppe Olten Knapp Franz Hohler Buchhandlung Klo Kolt Rolf Lappert laut & deutlich – Po Pedro Lenz Literaturbüro Olten Liter ch Gerhard Meier Werner Morlang 18


ffet Olten Dr. Peter chzentrum sa Christ n Thomas osterplatz oetry Slam raturspur. NaRr.Das hhandlung Rhaban Walter Silia an Ziegler ffet Olten Dr. Peter chzentrum sa Christ n Thomas osterplatz oetry Slam raturspur. NaRr.Das

VON SEITENSTRASSEN UND BÜCHERSTÜTZEN

Von Seitenstrassen und

Bücherstützen Ein Reiseführer für das Literaturstädtchen Olten

Text von Daniel Kissling

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s ist höchste Zeit! Es ist höchste Zeit für einen Reiseführer durch Olten! Denn wenn auch nicht häufig, dann doch hin und wieder trifft man sie an, mit Gepäck, Karte und Kamera ausgerüstet: Touristen. Ja, es geht sogar das Gerücht, man könne irgendwo in dieser Stadt Ansichtskarten kaufen. Die Motive dafür kann man sich denken: Altstadt, Alte Brücke, steinerne Wildsau. Genauso wie die Bemühungen von Stadt, Gewerbe, Tourismusverband, zu zeigen, dass man in Olten nicht nur umsteigen, sondern auch aussteigen kann. Nun, dieser Reiseführer soll nicht davon schwärmen, wie erholsam eine Wanderung auf die Froburg sein kann, wie spannend ein Besuch im Wertpapiermuseum und wie schmackhaft ein Hamburger im Chöbu. Dies und noch viel mehr Ins-rechte-LichtRücken haben Andere bereits versucht, sind dabei gescheitert oder haben es, zumindest das eine oder

andere Mal, erreicht. Und trotzdem sollen folgende Seiten zeigen, was Olten alles zu bieten hat, sollen Hilfe sein und Wegweiser, nicht durch die Zentrumsstadt, nicht durch die Bildungs-, Gesundheits- oder Eisenbahnstadt – obwohl wir auch hier nicht um den Bahnhof herumkommen werden –, sondern durch Olten als eine Stadt der Schriftsteller, Leser und Bücher. Und zwar nicht nur für Touristen, welche, so wollen wir mal hoffen, nicht nur versehentlich in Olten aus dem Zug gestiegen sind, sondern auch für alteingesessene Oltnerinnen und Oltner. Denn wer weiss zum Beispiel schon, dass das vermeintliche Solothurner Unikat Peter Bichsel hier in Olten das Schreiben gelernt hat? Oder dass es ein „Literaturbüro Olten“ gibt? Oder dass schon vor 67 Jahren eine erste Buchmesse in Olten veranstaltet wurde? Nun, nach diesem weder vollständigen noch objektiven Streifzug durch die Literaturstadt Olten entlang dem Alphabet weiss man es.

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»Es geht darum, Nischen abzudecken. Ich masse mir nicht

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tädte und Flüsse gehören zusammen. Nicht immer zwar, aber meistens. Paris hat die Seine, London die Themse und Prag die Moldau. Und Olten die Aare. Die ist zwar kein Kontinente durchziehender Strom, aber im Prinzip dasselbe, wie Gerhard Meier schreibt: er glaube, Poesie, das sei nichts, Bewegung sei alles: die grosse Newa fliesse dahin, seit eh und je, die Moskwa, die Aare und so weiter; (aus: Die Ballade vom Schneien). Alex Capus hingegen kühlt sich im Sommer darin ab und beschliesst dabei, sich mit seinem Sohn irgendwann mal vom Fluss nach Basel in den Rhein und dann in die Nordsee treiben zu lassen, wie er im „König von Olten“ berichtet. Irgendwie liegt Olten also doch am Meer.

Bahnhof Olten

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b nun Friedrich Glauser seinen Wachtmeister Studer in „Die Fieberkurve“ bald nach Olten in den Speisewagen gehen lässt, als dieser von Basel nach Bern fährt oder Friedrich Dürrenmatt den Zug in der Erzählung „Der Tunnel“ eben gerade nicht, wie vorgesehen, in Olten ankommen lässt – auch für die ausserstädtischen Schriftsteller gilt: Olten = Bahnhof! Oder wie Peter Bichsel es formuliert: Olten ist ein Eisenbahnknotenpunkt - man ist von dort schnell anderswo - und das eben nicht nur in Realität, sondern auch im Kopf - der Bahnhof Olten erinnert an viel mehr als nur an Olten.

Bahnhofbuffet Olten F

ast ebenso wichtig wie der Bahnhof, ist das Buffet für die literarische Geschichte Oltens. Hier wurde das Schweizerische Verteilsortiment (heute: Schweizer Buchzentrum) ebenso gegründet wie die „Gruppe Olten“. Darüber hinaus gibt es wohl kein anderes Lokal in der Schweiz, welches sich mit einem eigenen Dialekt brüsten kann. Wenn die Mundarten sich vermischen, ein Aargauer plötzlich „Bau“ sagt statt „Ball“ oder ein Berner „voll nöd“ statt „vou ned“, dann sprechen sie Bahnhofbuffet-Dialekt.

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Betschart, Hanspeter G

eschichten schreibender und Verse dichtender Stadtpfarrer Oltens, welcher mit dem Erlös seiner sechs bisher erschienen Werke ein Sozialzentrum für geistig behinderte Jugendliche im Libanon unterstützt. „Liebe Schwestern, Liebe Brüder, Fasnacht ist es heute wieder!“, so reimt sein letztes Buch.

Bichsel, Peter D

enkt man an Peter Bichsel, so stellt man ihn sich vor, wie er durch Solothurn schlendert, in seiner schwarzen Lederweste, die Parisienne im Mundwinkel, vorbei an den Beizen, in die er nicht mehr geht, seit das Rauchverbot eingeführt wurde. Bichsel ist zwar ein Solothurner Unikat, verbrachte aber den Grossteil seiner Kindheit und Jugend in Olten. Und das prägte den wohl renommiertesten lebenden Schweizer Schriftsteller: Ein sehr günstiger Ort übrigens, um aufzuwachsen - eingebettet zwar in die Annehmlichkeiten der Schweiz - aber als Ort dann doch nicht eigentlich Heimat. […] Ich habe noch als Fünfzehnjähriger, befragt nach meiner Herkunft, gesagt: «Luzern, aber wir wohnen jetzt in Olten.» Dieses «Nicht-im-schönen-Ort-Wohnen» hat mich geprägt.

Bloch, Peter André (Dr.) M

an kann nicht nur Bücher, sondern auch über Bücher schreiben und will man all dies hier salopp Abgehandelte genauer wissen, dann ist Dr. Peter André Bloch der Mann dafür. Nicht nur, weil er sich als Germanistik-Professor sein Leben lang mit der Schweizer Kultur- und Literaturszene auseinandergesetzt und ebenjene untersucht hat, sondern weil Bloch seit Jahrzehnten auch aktiv dabei mitgestaltet. So war er Mitbegründer der „Gruppe Olten“ und des Kulturzentrums Schützi und Gesprächs- und Spaziergang-Partner von Gerhard Meier und leitet den Verlag Akademia Olten und ist eine der treibenden Kräfte hinter den „Oltner Neujahrsblättern“ und, und, und...

Buchmesse Olten S

eit 2006 füllt sich das Stadtheater Anfang November alljährlich mit Büchern. „Füllt sich wieder“, müsste man schreiben, wollte man es genau nehmen, denn schon 1946 fand am selben Ort eine Buchmesse statt. Damals organisiert vom Schweizerischen Verteilsortiment und für Verlage und Buchhändler gedacht, zielt die heutige Buchmesse vielmehr auf die Leserschaft ab. Das Who's Who der lokalen Schriftsteller-Prominenz gibt sich dafür die Klinke in die Hand, während Verlage und Buchhandlungen vom neuen Grass und „Fifty Shades Of Grey“, über Kindergeschichten bis „Das Geheimnis der Fernheilung“ alles anbieten, was sich auf Papier drucken lässt.

Buchzentrum, Schweizerisches E

igentlich ist der Ablauf denkbar simpel: Jemand schreibt ein Buch, schickt es an einen Verlag, der findet es gut, lässt es drucken und will es danach verkaufen. Doch wie bringt man die abertausend Exemplare nun in die Buchhandlungen? Seit 1882 übernimmt diese Aufgabe das Schweizer Buchzentrum, welches heute zwar in Hägendorf steht, in Olten aber gegründet und in den Anfangszeiten an verschiedenen Orten in der Stadt (etwa in der Römerstrasse oder am Amthausquai) beheimatet war.

Capus, Alex

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eltberühmter Bestseller-Autor, Kolumnist, Übersetzer, Ex-Parteipräsident, BeizenBesitzer, mal Nestbeschmutzer, mal Aushängeschild genannter Aareschwimmer, den man eigentlich nicht mehr vorzustellen braucht.

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VON SEITENSTRASSEN UND BÜCHERSTÜTZEN

an, den nächsten Roman von Alex Capus zu veröffentlichen.« Thomas Knapp

Christ, Lisa O

ltner Poetry-Slam-Dame, welche letztes Jahr an die 1. Mai-Feier in die Schützi eingeladen wurde, dies sich aber nicht merken konnte.

Donogood

D

rei Herren, drei Stühle, ein Tisch und ganz viele Texte, versammelt unter einem Motto, das kriegt man bei einer Donogood-Lesung vorgesetzt. Seit Jahren gehören Raphael Burri, Rolf Strub und Walter Millns zum festen Bestand des Oltner Literaturkalenders, genauso wie ihre immer neue Abenteuer und Miseren erlebenden Figuren. „Bevor sie springen“ heisst dabei der im KnappVerlag erschienene Erzählband von Walter Millns.

Faes, Urs

G

eht es an der Kantonsschule stramm Richtung Matura, werden den Abschlussklassen unter anderem Literaturlisten ausgeteilt als Inspiration, was man für die Mündlich-Klausur in Deutsch alles lesen könnte. Auch Urs Faes steht dort drauf und ich kann mich erinnern, wie damals, als uns diese Liste ausgehändigt worden war, eine Mitschülerin fragte: „Steht Urs Faes auch hier drauf, weil er es verdient hat oder weil er hier Lehrer ist?“ Urs Faes, ebenfalls damals bei der „Gruppe Olten“ dabei, hat es verdient: Drei Lyrikwerke, ein Erzählband, drei Theaterstücke, ebenso viele Hörspiele und vor allem neun Romane, welche seit 1989 beim legendären Suhrkamp-Verlag erschienen; das sollte wohl reichen.

Gruppe Olten

Hohler, in der Schweiz. Das glaubt zumindest Maurice Zermatten, damaliger Präsident des Schweizerischen Schriftstellervereins, und übersetzt deswegen das reaktionäre Kultbuch „Zivilverteidigung“ anonym ins Französische. Die Sache fliegt auf und 22 eher linke Schriftsteller (u.a. Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt) geben ihren Austritt bekannt, worauf bald weitere folgen. Ein Jahr später wird die Gegenvereinigung Gruppe Olten gegründet. Und zwar im bilingualen Biel. Was? Trafen die sich nicht auch im Bahnhofbuffet? Doch, aber nur zu vorbereitenden Sitzungen, bei welchen u.a. Mani Matter die Vereinsstatuten ausarbeitete. Trotzdem blieb der Name bis zur Auflösung 2002, worauf man die beiden Gruppen als „Autorinnen und Autoren der Schweiz“, kurz AdS, wieder zusammenlegte.

Bücherperlen

Franz

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änger als alle anderen Autoren in diesem Artikel begleitet mich Franz Hohler schon. „ds Totemügerli“, dieses „bärndütsche Gschichtli“, das eigentlich nichts erzählt und gerade deshalb so viel, las mir mein Vater schon als Kind vor und später, in der fünften Klasse, drückte mir mein Lehrer Hohlers „Tschipo“-Geschichten als Zusatzlektüre in die Hand. Das ist die grosse Kunst von Franz Hohler, der in Olten aufgewachsen ist und seine Heimatstadt später als perfekten Ort für eine Affäre in „Der neue Berg“ verewigen sollte: dass er mit seinen Geschichten seit über 50 Jahren weit mehr Leute als nur das übliche Lesepublikum begeistern kann.

K

Thomas napp und der Knapp Verlag

Es gibt wohl kein anderes Buch über Olten, das so erfolgreich war wie „Der König von Olten“. 20 Wochen hielt sich das Bändchen von Alex Capus in der Schweizer Bestsellerliste, ein unerwarteter Verkaufserfolg, wie Verleger Thomas Knapp weiss. Für ihn, der mit Capus zur Schule ging, und seinen Verlag, welcher erst seither nach ihm benannt ist, war es ein Schlüsselmoment.

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005 hast du deinen Verlag „textwerkstatt“ gegründet, den du drei Jahre später in Knapp Verlag umbenannt hast. Warum dieser Entscheid? Das war Alex Capus' Idee. Als wir über die Idee diskutierten, den „König von Olten“ zu veröffentlichen, schlug er mir das vor. Und das machte auch Sinn. „textwerkstatt“ gründete ich eigentlich nicht, um Bücher zu veröffentlichen, sondern, ganz wie es der Name sagt, als Textwerkstatt. Ich stand damals vor dem Nichts. Ich wusste, dass ich schreiben konnte und bot meine Dienste unter diesem Namen an. Alex sagte dann, wenn ich schon so einen Nachnamen habe...

„Der König von Olten“ markierte den Startschuss für die „Perlen“-Reihe. Auch das war die Idee von Alex, wie ich gestehen muss. Zuerst wollten wir in allen Regionen präsent sein, also immer Bücher zu einer Region zu machen. Nach einigen Büchern merkten wir aber, dass wir das nicht durchziehen können, denn so verkaufst du zwar in einer bestimmten Region gut, ansonsten aber eher weniger. Es geht darum, Nischen abzudecken. Ich masse mir nicht an, den nächsten Roman von Alex Capus zu veröffentlichen. Das ginge vielleicht in der Schweiz, aber in Deutschland würden uns die Kapazitäten dafür fehlen. >>>>

W

ir schreiben das Jahr 1970 und es ist Krieg, kalter Krieg. Nicht nur an der Grenze zwischen Ost und West, sondern auch hier, mitten

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Energie liegt in der Natur der Sache.

Aare Energie AG Solothurnerstrasse 21 Postfach 4601 Olten Telefon 062 205 56 56 Fax 062 205 56 58 info@aen.ch www.aen.ch


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VON SEITENSTRASSEN UND BÜCHERSTÜTZEN

»Es gibt kein Rezept, die Literaturszene einer Stadt zu vergrössern.« Thomas Knapp >>>> Aber wenn ein Franz Hohler kommt und mir seine ganz frühen Texte anbietet, welche er zum Teil noch während seiner Schulzeit geschrieben hat, dann sag ich nicht nein. „Der König von Olten“ ist nicht dein einziger Beitrag zur Literaturstadt Olten. Die zweite grosse Reihe des Knapp Verlags nennt sich „Solothurner Klassiker“, betreut und herausgegeben von Hans Brunner, dem ehemaligen Konservator des Historischen Museums. Hans Brunner ist mein Onkel und der kam eines Tages mit einem riesigen Stapel Manuskripte zu mir und wenig später hatten wir den Kanton Solothurn auf unserer Seite. Es handelt sich dabei aber auch um unglaubliche Texte. Joseph Joachim aus Kestenholz zum Beispiel, der verkaufte zu seiner Zeit 50'000 Exemplare. Er war der Gäuer Gotthelf sozusagen. Oder kaum jemand kennt mehr Clara Büttiker, dabei war sie eine der wichtigsten Figuren der Schweizer Frauenbewegung. Eine waschechte Aktivistin, die fast 50 Jahre lang den Schweizer Frauenkalender herausgab. Dass solche Persönlichkeiten nicht vergessen gehen ist das Ziel der „Solothurner Klassiker“. Doch sechs der sechzehn bisher als Solothurner Klassiker verlegten AutorInnen stammen aus Olten und Umgebung. Verdient Olten deiner Meinung nach das Prädikat „Literaturstadt“? Mehr oder weniger. Als Literaturstadt lebt Olten von seiner schillernden Vergangenheit, von der „Gruppe Olten“, dem Schweizer Buchzentrum, das hier gegründet wurde und dem Walter Verlag. Dieser war immerhin für einige Jahre einer der einflussreichsten deutschen Literaturverlage. Gegenwärtig ist Olten aber wohl eher ein Literaturstädtchen. Was müsste sich ändern, damit es wieder zur stolzen Bücherstadt wird? Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Mit Pedro Lenz und Alex Capus leben renommierte Autoren hier, vor sechs Jahren haben wir die Buchmesse wiederbelebt und es entstehen neue Sachen dank Poetry Slam. Diese Leute können wirklich schreiben und können neue Leute für Literatur begeistern. Ausserdem sind vielversprechende Projekte wie etwa ein Literaturweg geplant, was aber noch nicht wirklich spruchreif ist. Es gibt kein Rezept, die Literaturszene einer Stadt zu vergrössern. Obwohl, ich glaube, dass der Stadtrat auch schon mal belesener war als jetzt.

Klosterplatz, Buchhandlung E

ine von zwei noch durchhaltenden Buchhandlungen in Olten, in welcher man nicht nur Bücher, sondern auch Kruzifixe und sonstiges christliches Werkzeug erstehen kann.

KOLT I

ch will die Herren Herausgeber und Chefredakteure nicht zu sehr loben, deswegen nur die Fakten: Jeden Monat schreibt Pedro Lenz über den Bahnhof, Kilian Ziegler spielt mit Worten, das NaRr präsentiert junge Stimmen und auch ganz ohne Vorgaben tobt sich jedes Mal jemand anders literarisch aus.

Lappert, Rolf

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n Zürich geborener Autor, der schon in Deutschland, Frankreich und Irland gelebt hat, viel reist und dabei fast vergessen gehen lässt, dass er seine Kindheit und Jugend in Olten verbrachte. Sein 2008 veröffentlichter Roman „Nach Hause schwimmen“ wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert und erhielt kurz darauf dessen kleineren Schweizer Bruder. Weniger Erfolg hatte er übrigens mit einem Jazzclub, welchen er Ende 80er in Aarburg gründete: Er ging vier Jahre später bankrott.

laut & deutlich – Poetry Slam W

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orte, nicht nur gesprochen, wie es der Ausdruck „spoken word“ nahelegt, sondern

auch gewispert, geschrien, gereimt, gehaspelt, gesungen, gewimmert, gerapt, getuschelt, gesäuselt, gepunktet, geraunt, gelabert, geturtelt, geplärrt, geklaut, gemurmelt, gehaucht und, hat dann jemand gewonnen und die traditionelle Trophäe in Form einer Flasche Hochprozentigem erhalten, gelallt, das gibt es an den „laut & deutlich“-Poetry Slams, organisiert von der art i.g. zu hören. Seit 2006 finden diese statt, zuerst bei Underground-Atmosphäre im viel zu schnell wieder geschlossenen „Lager“, danach in der meist bis auf den letzten Platz besetzten Schützi.

Lenz, Pedro W

enn einer an einen neuen Ort zieht, dann bleibt er oft für lange Zeit genau das: ein Zugezogener. Nicht so in Olten, auf jeden Fall nicht, wenn dieser Eine Pedro Lenz ist. Kaum hatte sich der auf jeden Fall körperlich grösste Schweizer Autor hier niedergelassen, schrieben die Medien, insbesondere die lokalen, vom Oltner Schriftsteller Lenz. Der begann übrigens auch mit Poetry Slam und verhalf der Mundart-Literatur mit seinem ersten Roman „Der Goalie bin ig“ 2010 zu neuer Beachtung. Dass er weiter hinten in diesem Heft eine eigene Kolumne hat, lassen wir mal unerwähnt.

Literaturbüro Olten Z

wei Autorinnen aus dem Aargau und ein Autor aus Bern gründen nach ihrem Studium das „Literaturbüro Olten“. Eine Frechheit, sich nach einer Stadt zu benennen, in der man nicht lebt und sie dann nicht einmal um Erlaubnis zu bitten! Oder doch nicht? Olten liegt zwischen dem Aargau und Bern und hier war es auch, genauer im Coq d'Or, wo das Literaturbüro in etwas abgeänderter Formation zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne sass. Seither haben Eva Seck, Noëmi Lerch und Patric Marino (siehe auch Gastkolumne, S. 28) an unzähligen Orten ihren Textkiosk aufgestellt, bei welchem sie live Texte nach Wunsch gegen eine kleine Gebühr anfertigen. Frische, junge Literatur ist das und die Stadt sollte sich geehrt fühlen, Namenspatin sein zu dürfen. Nicht nur, aber auch weil Patric Marino mit seinem Debüt „Nonno spricht“ eines der meist beachtetsten Schweizer Bücher des letzten Jahres veröffentlicht hat.

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TITEL

Literaturspur.ch – Spaziergänge durch die Literatur „Eine Geschichte muss irgendwo spielen“, so schrieb Friedrich Glauser im Vorwort zu seinem 1936 erschienenen Krimi „Matto regiert“. Das stimmt zwar, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn eine Geschichte, die muss auch irgendwo geschrieben werden. Beides, Orte der Literatur und Orte des Schreibens, sucht Martina Kuoni auf. Seit 2004 bietet die studierte Germanistin Spaziergänge auf den Spuren der Literatur an. Auch Olten gehört zu ihren Destinationen. Das Unaufgeregte sei dabei das, was ihr an Olten gefällt.

F

rau Kuoni, wie sind sie auf Olten als Ort für literarische Spaziergänge gekommen? Jeder Ort hat sein literarisches Gedächtnis. Überall gibt es Menschen, die schreiben, geschrieben haben, die schriftliche Spuren hinterlassen haben. Auch in kleinen Städten wie Lenzburg oder Rheinfelden findet sich Erstaunliches. Also war klar, dass es auch in Olten einiges zu entdecken gibt. Was macht Olten als Literaturstadt aus? Was unterscheidet Olten literarisch von anderen Städten wie Basel oder Zürich? Ich mag Olten gern, auch in seinem Umgang mit Literatur. Es hat etwas Solides, Unaufgeregtes, Normales, will nicht mehr sein als es ist. Vielleicht spielt in meiner Sympathie auch ein Hauch Beschützerinstinkt mit: Olten muss man immer ein bisschen verteidigen. Literarisch gehört Olten nicht zur ersten Liga, wohl auch, weil viele Schriftsteller in die „richtigen“ Literaturstädte ziehen, wenn sie dabei sein wollen. Wie schön, dass sich ein paar wichtige Autoren unbeirrt zu Olten bekennen! Was erwartet einen, wenn man mit Ihnen auf einen literarischen Spaziergang geht? In Olten Man erlebt ein Stück Lokalgeschichte. Plötzlich verbinden sich Plätze, Gassen, Gebäude mit gelebtem und erzähltem Leben, mit Persönlichkeiten und Geschichten. Deswegen freue ich mich besonders über Äusserungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Art, dass sie dank des Spaziergangs nun bei diesem Ge-

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bäude oder an jenem Platz immer an diese Lyrikerin, jene Romanpassage denken. Es geschieht dadurch eine Art Verankerung vor Ort. Was begeistert Sie jeweils am meisten auf Ihren literarischen Spaziergängen? Eine besondere Freude ist es, wenn sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Personen oder Vorgänge, die ich schildere, erinnern. Wenn etwa jemand bestätigt, dass Gerhard Meier gerne am Samstag auf der Terrasse des EPA-Cafés an der Froburgstrasse sass und sich dank des Strassenlärms in New York wähnte. Also sind es vor allem Einheimische, welche auf Ihre Spaziergänge mitkommen? Meine Teilnehmer sind meist leidenschaftliche Leser, also eher mehr Frauen als Männer. Oft sind es Leute, die schon ihr halbes Leben in der betreffenden Stadt leben und durch den Rundgang einen neuen Blick auf die vertraute Umgebung gewinnen. Das Publikum unterscheidet sich von Stadt zu Stadt nicht wesentlich, es sind Menschen, die wissen, dass die Literatur mitten ins Leben hineinführt.

Durch Olten spaziert Martina Kuoni das nächste Mal erst wieder am Sonntag, 15. September. Für weitere Termine durch andere Städte und Anmeldung: www.literaturspur.ch

Meier,

Gerhard U

nd doch bin ich innerlich mit Olten auf eine seltsame Art verbunden geblieben, sitze dann in der EPA und träume in diesen Stadtlärm hinaus, der dort von unten herauf erschallt, fast wie in New York. Gerhard Meier kommt nicht aus Olten. Nein, er kommt nicht einmal aus dem Kanton Solothurn. Meier blieb sein Leben lang dort, wo er 1917 zur Welt kam: in Niederbipp. Und trotzdem gehört er in diesen Artikel. Mit „Toteninsel“ nämlich, dem ersten Teil seiner „Amrainer Trilogie“, in welchem er seine beiden Figuren bei einem Spaziergang der Aare entlang und an SBB-Werkstätten vorbei Leben, Tod, Welt und Literatur verhandeln lässt, hat Meier Olten ein literarisches Denkmal gesetzt, das seinesgleichen sucht.

Morlang, Werner G

erhard Meier schrieb aber nicht nur Gespräche, er führte sie auch. Zum Beispiel mit Werner Morlang, dem aus Olten stammenden Literaturwissenschaftler, Kulturjournalist und Leiter des Robert-Walser-Archivs in Zürich. Morlang besuchte Meier in Niederbipp, ging mit ihm spazieren und diskutieren. „Das dunkle Fest des Lebens. Amrainer Gespräche“ ist der erhellende Beweis dafür.

NaRr. Das

narrativistische Literaturmagazin I

ch will mich und meine Mitherausgeber nicht zu sehr loben, deswegen nur die Fakten: 65 Autorinnen und Autoren hat das junge Literaturmagazin aus Olten und Basel seit seiner Gründung im Sommer 2011 schon veröffentlicht. Im Dezember erschien darüber hinaus das NaRr Koch Les Buch, die erste Sondernummer, was wie jede vorherige mit Lesung und Musik im Coq d'Or gefeiert wurde.

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VON SEITENSTRASSEN UND BÜCHERSTÜTZEN

»Jeder Ort hat sein literarisches Gedächtnis. Überall gibt es Menschen, die schreiben, geschrieben haben, die schriftliche Spuren hinterlassen haben.«

Schreiber, Buchhandlung

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eit über 80 Jahren werden an der Kirchgasse 7 Bücher verkauft. Ohne Schreiber kann man sich Olten als Literaturstadt gar nicht denken, denn dort findet Leserin und Leser alles, was das Herz begehrt. Oder bestellen, falls das begehrte Buch doch nicht im Regal steht oder auf einem der Büchertische liegt, die wirken, als seien sie eher nach Farbe denn nach Inhalt sortiert.

Stadtbibliothek Olten N

och etwas länger, rund 200 Jahre nämlich, ist es her, da schenkte Pater Ildefons von Arx seine theologischen Bücherbestände der damaligen Oltner Lesegesellschaft und legte so den Grundstein für die Stadtbibliothek Olten, welche offiziell 1898 gegründet wurde. Seit 2000 hilft der Verein Oltner Bücherstützen finanziell bei der Anschaffung neuer Titel, seit 2006 wird alle vier Wochen am Dienstag ins „café littéraire“ zum Diskutieren über Bücher geladen. Schon vorher aber zeigte die Stadtbibliothek, wie Peter Bichsel ausführt: Ich bin Schriftsteller geworden, weil ich ein schlechter Fussballer war [...]. Und ich bin deshalb vorerst ein Leser geworden. Mit den Büchern aus der Stadtbibliothek Olten habe ich Olten verlassen, ein und für alle Mal.

Straumann, Rhaban A

uch ein Schauspieler arbeitet mit Sprachmaterial und nichts ist schlimmer, als wenn er dabei den Text vergisst. „Ges(t)ammelte Werke“ sind das dann und wohl nur beim Oltner Schauspieler und Schriftsteller Rhaban Straumann freut man sich darüber, dass er deren schon zwei vorgelegt hat.

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Martina Kuoni

Walter Verlag

E

s gab eine Zeit, da konnte man mit Büchern noch richtig Geld verdienen. Und es gab eine Zeit, da beherbergte Olten eine Firma, die genau dies tat: den Walter Verlag. 1916 von Otto Walter gegründet und aufgebaut, war der konservativ katholische Walter Verlag bis zum Zweiten Weltkrieg hauptsächlich für seine Zeitschriften und Kalender bekannt. Erst unter der belletristischen Führung seines Sohnes Otto F. Walter gewann das Unternehmen in den 50ern und 60ern an literarischem Prestige, nicht zuletzt durch die Veröffentlichung von zeitgenössischen Autoren wie Alfred Andersch, Peter Bichsel oder Alfred Döblin. Die konkrete Poesie des Österreichers Ernst Jandl war dann aber doch zu viel für die verknorzten Verwaltungsräte, sodass man den Gründersohn absägte und später mit einer Gesamtausgabe der Werke C.G. Jungs die Psychologie für sich entdeckte, bis der in finanzieller Not geratene Verlag 1992 verkauft wurde.

Walter, Otto F. A

us dem Walter Verlag geworfen, heuerte Otto F. aus Rickenbach beim Luchterhand Verlag an, dessen Geschäftsführer er bald wurde. Im Verlauf der Zeit konzentrierte sich Walter dann auf seine literarischen Ambitionen, welche in Schweizer Klassiker wie „Zeit des Fasans“ oder „Die Verwilderung“ mündete. Politisch eher links ausgerichtet, arbeitete er in den 70ern aktiv an der Gruppe Olten mit.

Walter, Silia D

ie Tochter von Otto und Schwester von Otto F. Walter war ebenfalls Schrifstellerin und gleichzeitig Nonne.

Weltbild Verlag T

rotz Generalstreik, trotz Eisenbahnstadt oder Heimat der Gruppe Olten: In Olten hat auch der Vatikan seine Zweigstelle. Gemeint sind dabei nicht die beiden katholischen Kirchen, sondern der Weltbild Verlag, welcher zu 100 % dem Heiligen Stuhl gehört und in seinen unzähligen Filialen nicht nur Bestseller und Geschenkbücher, sondern auch Deko-Schnickschnack verkauften. Zumindest alleinstehende Frauen zwischen 30 bis 70 sollen ihre Freude daran haben.

Wortklang W

orte stehen nicht nur da, sie klingen auch. Darum geht es – wär hätte es bei diesem Namen gedacht – bei „wortklang“. Von der art i.g. Organisiert und vom Slam-Poet Kilian Ziegler moderiert treffen am letzten Sonntag im Monat Schriftsteller, Slammer und Musiker aufeinander, um die still dastehenden Buchstaben zum Klingen zu bringen.

Ziegler,

Kilian D

er Oltner Wortspieler mit Brille und Dächlikappe, Kilian Ziegler, gehört zu den erfolgreichsten Poetry Slammern der Schweiz und moderiert nicht nur bei „wortklang“ in Olten, sondern auch „Schreib & Seele“ in Basel. Zusammen mit dem Oltner Musiker Samuel Blatter hat er in den letzten Wochen sein erstes abendfüllendes Abendprogramm zusammengewitzelt und ein paar Seiten weiter hinten in diesem Magazin finden Sie seine allmonatlichen Vokabelassoziationen.

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HÖREn & LESEn In EInEM ZUG

DIE naRr-KOLUMnE

Ach wie gut, dass niemand weiss... Pedro Lenz, 47, ist Schriftsteller und von Pedro Lenz Illustration von Petra Bürgisser

I Die Orte von Kristina Schippling Ich bin die Orte abgelaufen, die Orte unserer Zeit, bin in sie hinein gekrochen, zu ihnen geflohen, glaube immer noch, dich hier zu entdecken, glaube noch, aber schau nur die Verwandlung beginnt. Ich sehe dich aus dem Wasserhahn trinken und am Tisch lehnen, ich sehe, wie wir uns in eine Ecke flüchten, wie wir tanzen und uns die Ohren zuhalten, ich sehe uns aneinander auf einer Treppe, da gab es noch keine Verbote. Ich höre, wie du sagst, du bist gar nicht müde und ich, ohne Verstand, glaubte, ich hätte Zeit, habe mich schlafen gelegt, allein, habe diese Augenblicke verloren. Dachte man könne sich nicht so aufeinander stürzen, war so sicher. Aber die Zeit reisst ab, reisst einfach durch mich hindurch. Kristina Schippling, geboren 1983 in Halle/Saale, arbeitet als Schriftstellerin, Schauspielerin und Regisseurin in Berlin. Texte von ihr wurden in mehreren Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht, u.a. im narrativistischen Literaturmagazin naRr und im naRr Koch Les Buch. www.dasnarr.ch

Treten Sie ein in eine aussergewöhnliche Atmosphäre, geniessen Sie mit Liebe zubereitete Gerichte oder erleben Sie in unserem Weinkeller ein einzigartiges Tête-à-tête bei Kerzenlicht.

m Märchen glaubte Rumpelstilzchen, es sei von Vorteil, einen Namen zu haben, den niemand kennt. Aber irgendwann verriet das Rumpelstilzchen seinen Namen doch. Von da an war sein Unheil nicht mehr abzuwenden. Vielleicht dachten die Verantwortlichen der SBB ähnlich wie das Rumpelstilzchen, als sie vor zehn Jahren beschlossen, den grossen Zugsanhalteorten in der Schweiz müsse man fortan RailCity sagen. In mancher finsteren Nacht war mir jedenfalls, als hätte ich die alten Mauern der Oltner Martin-Disteli-Unterführung leise singen hören: «Ach wie gut, dass niemand weiss, dass ich nun RailCity heiss!» Inzwischen muss die Direktion der Bundesbahn den nächtlichen Gesang auch vernommen haben. Den Namen RailCity kannte tatsächlich praktisch niemand, auch wenn die entsprechenden Orte jahrelang so angeschrieben waren. Also beschlossen die Zuständigen bei der Bahn, für all die vielen RailCitys im Land einen neuen Namen zu suchen. Es sollte ein Name sein, den sich die Leute merken können, ein Name, den die Menschen auch tatsächlich zu gebrauchen bereit wären. Die Waisen aus dem Bahnland streckten ihre teuren Köpfe zusammen und brüteten darüber, wie sie die RailCitys künftig nennen könnten. Nach eingehender Beratung und Abwägung aller Vor-

lebt in Olten gleich beim Bahnhof. Er ist praktisch täglich im Zug unterwegs.

und Nachteile verschiedenster Vorschläge kamen die Experten zu einem absolut verblüffenden Ergebnis. Sie beschlossen die Bahnhöfe im Land künftig Bahnhof zu nennen. Bahnhof sei ein sehr passender Name für einen Bahnhof, argumentierten sie. Bahnhof töne nicht nur hervorragend, es passe auch zu einem Bahnhof, wenn man Bahnhof zu ihm sagt. Das ist bestimmt nicht ganz falsch, besonders wenn wir bedenken, dass weite Teile der Bevölkerung den Bahnhof schon bisher Bahnhof genannt haben, dass also dieser Name den unbestreitbaren Vorteil hat, bereits recht verbreitet zu sein. Noch sollten wir aber nichts überstürzen. Der PresseagenturMeldung zum erwähnten Namenswechsel war zu entnehmen, der neue Name werde im Jahr 2013 «schrittweise eingeführt.» Es kann demnach noch ein Weilchen dauern, bis jeder Bahnhof tatsächlich auch wieder Bahnhof heisst. So lange wir nicht ganz sicher sind, ob ein Bahnhof schon Bahnhof oder immer noch RailCity heisst, können wir ihn ja provisorisch noch mit dem ganz alten Namen ansprechen, also Bahnhof. Und wenn wir nachts durch den Bahnhof gehen und den alten Bahnhofsmauern zuhören, flüstern sie uns vielleicht noch ein letztes Mal zu, wie froh sie seien, dass niemand ihren Namen kennt.

Lassen Sie sich von uns verwöhnen Restaurant Salmen Ringstrasse 39, CH-4600 Olten Telefon +41 62 212 22 11 www.salmen-olten.ch


HÖREn & LESEn

Fribi's Metal News

Deeno‘s Reviews

Ché's Bro Tipps www.bromusic.ch

www.outsider-shop.ch

GIANT X

PROXY

Giant X (SPV)

Music From The Eastblock Jungles (Turbo Records)

Rolf Kasparek, seines Zeichens Sänger und Gitarrist der legendären Ruhrpott-Rocker Running Wild, meldet sich hier mit einem neuen Projekt zurück, das um Längen besser daher kommt als die letzten vier Running Wild Outputs zusammen. Giant X steht für ungestümen Rock mit viel Ohrwurm-Charakter. Rock’n’Rolf zeigt hier Shakra, Gotthard und Konsorten mal richtig, wie Kickass Rock’n’Roll zu klingen hat. Seine Songs sind im Gegensatz zu oben genannten Bands eher von Rhino Bucket und Danko Jones beeinflusst und mehr im Rock als im Punkrock anzusiedeln. Beim Hören dieser knackigen Nummern kann man die Beine nicht mehr ruhig unter dem Tisch halten, sondern stampft im Takt mit und schüttelt die Mähne – soweit man noch eine hat.

In totaler Isolation irgendwo im hintersten Teil Russlands zu wohnen scheint nicht immer ein Nachteil zu sein. Jedenfalls nicht im Fall von „Proxy“, einem jungen Elektro-TechnoProduzenten, der wegen immerwährenden Visaproblemen kaum jemals die westeuropäische Clubwelt live erleben durfte. Auf dem deutschen Label „Turbo“ erscheint nun eine erste Retrospektive seines Schaffens und die hat es wahrlich in sich. Auf zwei CDs hämmert Proxy ausnahmslos erstklassige Tracks auf unsere Gehörgänge. Abwechslungsreich und versiert spannt sich der Bogen von Ravebomben à la Prodigy hin zu deepem Techno und zurück zu harten Hip-Hop-Beats. Da passt alles zusammen – auf den 23 Tracks feiern wir den Osten Russlands als das neue Ravemekka.

CONNY OCHS

TOSCA

Black Happy (Exile on Mainstream)

Odeon (K7 Records)

CODY CHESNUTT Landing On A Hundred

Nach dem vielbeachteten Debut aus dem Jahr 2002 und seinem Nummer-1-Hit „The Seed“ mit der Hip-Hop-Band The Roots gibts nun endlich ein neues Werk von Cody Chesnutt, dem 44-jährigen Vollblutmusiker aus Atlanta. Es ist ein Meisterwerk; ein Soul-Album voller Leidenschaft und Intimität. Chesnutt verbindet auf „Landing On A Hundred“ das Erbe des Southern-Souls mit dem symphonischen Funk der 70er-Jahre. Gesellschaftskritische Beobachtungen, politischer Anspruch und romantische Schwelgereien im Einklang mit dem stilsicheren, vintage-orientierten Sound machen das Album zum überzeugendsten Soul-Highlight der letzten Jahre. Live: 10.03.13, Kaufleuten/ZH

JOE LOVANO

Ein Singer-Songwriter, den wir schon mit Wino (Sänger von Saint Vitus) bei uns im Laden hatten für ein spezielles Acoustic Set im März 2012. Nun ist der einzigartige Strassensänger zurück mit seinem zweiten Album. Dieses beinhaltet 11 Songs voller Anmut und Emotionen. Das akkustische bluesige Gitarrenspiel erinnert teils an die guten alten Dylan-Tage, teils an die Folk- und Country-Legende Towns van Zandt. Der grosse Berliner wird mir immer in guter Erinnerung bleiben. Sei es musikalisch oder menschlich: Er ist eine Bereicherung. Achtung: Conny Ochs wird am Freitag, 22.2.2013 mit Kristian Harting im Outsider Shop Olten ein Akustik-Konzert geben. Nähere Infos sowie Tickets gibts unter www.outsider-shop.ch

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Der Herr Dorfmeister und sein Studio-Partner Rupert Huber blasen als Tosca einmal mehr auf Albumlänge zum Loungeangriff. Nach kurzzeitiger Wiedervereinigung mit Kruder, wohl der fetten Gagen wegen, kneift Dorfmeister endlich wieder den Hintern zusammen und macht, was er am besten kann. Was einst als Kruder & Dorfmeister begann, findet auf Odeon seine konsequente Weiterführung. Chillig verrauchte Downbeat-Tracks, die nach einem Abend mit viel Wein, Zigaretten und anderen Nebelmachern klingen. Die Bässe treiben das Ganze an und hüllen diesen TripHop-Blues in dichte Schwaden. Nichts Neues eigentlich, aber dennoch hervorragend gemacht und geeignet für jede Dinnerparty, den Schmuseabend zu Haus oder als Staustressabreger auf der A1.

Cross Culture Das neue Album von Joe Lovanos Band "Us Five" ist die dritte CD der Band und Lovanos 23. Album beim traditionsreichen Label „Blue Note“. Joe Lovano-sax, James Weidman-piano, Esperanza Spaulding-bass, Peter Slavov-bass, Lionel Louekguitar, Otis Brown-drums, Francisco Mila-drums.

ARIYA ASTROBEAT ARKESTRA Towards Other Worlds Das zweite Album der 2007 gegründeten, aus Leeds stammenden, neunköpfigen Jazz-Kombo. Spiritual-Jazz, Afrobeat-Afro-Funk, auf höchstem Niveau. Inspiriert von einem Zitat aus dem Sun-Ra Film „Space Is The Place“, ist das Album in zwei Hälften geteilt – der erste Teil steht für Erde und klingt nach Waffen, Wut, Frustration, während der zweite Teil im Kosmos spielt, wo die Vibrationen anders sind, was sich in einem progressiven, friedlichen Sound niederschlägt.

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HÖREn & LESEn

Ein Blasenpflaster als Andenken Mit Ironie, Druck auf den Ohren und neun bis zehn nutellabroten auf dem Sessellift. Willkommen im Skilager, Herr Gonzalez! Eine Gastkolumne von Patric Marino

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chtung, jetzt kommt der Bügel runter. Die Ski drauf. So. Fährt ihr zum ersten Mal Sessellift? Ja. Ich auch. Ich nicht. Letzten Winter war ich auf einem Sessellift. Bei der Abfahrt hatte es so viel Nebel und so wenig Schnee, dass ich Angst hatte, in eine Kuh zu fahren. Das war megatoll. Was war daran so toll, Leonie? Das war jetzt Ironie, Herr Gonzalez. Haben Sie das nicht gemerkt? Fahren wir zum Ankerlift? Ankerlift? Da, wo man draufsitzt, das sieht aus wie ein Anker. Ja, Giorgio, wir fahren zum Bügellift. Beim Abbügeln bleibe ich immer am Anker hängen und werde mitgezogen. Das ist, weil du und Yolanthe eure Helme zusammenhält. Helfen Sie uns beim Anbügeln, Herr Gonzalez? Der Mann mit Schnauz hilft nicht. Er raucht in seinem Häuschen Stumpen. Am Abend ist alles voll Rauch, so dass er gar nicht sieht, wenn jemand vom Lift fällt. Fahren wir heute mit der Gondel ins Tal? Dann habe ich Druck auf den Ohren. Das ist, weil die Gondel talwärts schneller fährt als bergwärts. Du musst die Nase schnäuzen oder gähnen. Von der Station müsst ihr eure Ski auf den Schultern nach Hause tragen. Aber sie sind so schwer! So sind sie leichter. Ich trage sie lieber wie ein Baby. Im Wallis würde man sagen, ihr trägt eure Ski wie die Holländer. Aber Herr Gonzalez! Yolanthe ist Holländerin. Sie darf ihre Ski so tragen. Herr Gonzalez? Fahren wir um drei Uhr ins Tal? Nein, wir fahren Ski bis um vier, dann fahren wir mit der Gondel ins Tal. Wir möchten drum ins Sportgeschäft gehen. Das Geschäft hat bis halb sieben geöffnet, ihr könnt nachher gehen. Aber ihr habt ja gar kein Geld. Wir wollen nur schauen. Nur etwas Kleines kaufen. Was denn? Ein Blasenpflaster als Andenken ans Skilager.

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Oben machen wir Pause. Ich habe keinen Hunger. Ich habe zum Frühstück neun Nutellabrote gegessen. Ich habe zehn Nutellabrote gegessen. Ihr müsst etwas essen. Möchten Sie ein Ricola, Herr Gonzalez? Ja, gerne. Pass auf deinen Handschuh auf, Giorgio. Ich passe auf. Giorgio hat seinen Handschuh fallen gelassen. Können Sie meinen Handschuh holen, Herr Gonzalez? Ja, ich werde deinen Handschuh holen. Aber können Sie das, neben der Piste? Vielleicht fahren wir besser mit Ihnen mit? Wo fahren wir? Da unten ist die rote Piste, die fahren wir hinunter. Ich möchte lieber die blaue fahren. Können wir nicht die schwarze fahren? Wir fahren die rote. Dürfen wir über die Schanze? So wie gestern? Ja, sogar etwas schneller, damit ihr nicht rückwärts... Haalloo! Hallo, hallo! Haben Sie die anderen gesehen, Herr Gonzalez? Sie fahren schneller als wir. Sagen Sie ihnen, dass sie mehr Kurven machen müssen. Wir lang sind Ihre Ski, Herr Gonzalez? Ein Meter siebzig. Meine sind eins zwanzig. Sind das eure eigenen Ski? Nein, meine sind vom Sportamt. Ich habe meine bei Tschäppeler gemietet, darum trage ich Sorge zu ihnen. Die in der schnellen Gruppe haben eigene Ski, aber sie tragen keine Sorge. Sie sind gar nicht besser, sie haben nur mehr. Mehr Ski, mehr Häuser in den Bergen, mehr Geld. Wie gestern beim Monopoly. Still. Seid mal alle still. Was, Giorgio? Was hast du gehört? Hört Ihr es nicht? Was? Nun sag schon, wir sind gleich oben. Es ist still in den Bergen, viel stiller als in der Stadt. So still.

Ordnung ist das halbe Leben? Chaos ist das ganze! von Kilian Ziegler

Angenommen, es gäbe das Wort Schmack. Und angenommen – unabhängig davon, was es ist –, dieses Schmack gäbe es in verschiedenen Farben, also Blauschmack, Rotschmack, Gelbschmack und so weiter. Nun wäre es nichts als konsequent, wenn es auch ein Schmack in Beige gäbe. Doch genau an diesem Punkt stiesse man auf ein Problem: woher sollte der schmackinteressierte Leser wissen, ob es sich beim Wort Beigeschmack um einen beige-farbenen Schmack oder um einen Bei-Geschmack handelt? Da kann unsereiner gleich froh sein, dass es das Wort Schmack nicht gibt. Der König der simplem Recherche, jedoch, wird jetzt natürlich einschreiten und sein geliebtes Wikipedia zitieren: „Schmack, auch Schmackschiff oder Smak, ist ein Schiffstyp, der einen einmastigen Küstensegler mit flachem Boden und Gaffelrigg bezeichnet.“ Hier stellen sich mir gleich zwei Fragen: Was ist ein Gaffelrigg? Und wovon handelt eigentlich dieser Text? Läck Bobby, das ist ganz schön verwirrend! Aber wer ist Bobby? Und warum soll man ihn lecken? Und an welchen Stellen? Wie gesagt, verwirrend! Ich bekenne, nicht selten führe ich seltsame Gedanken spazieren. Es ist aber auch nicht einfach, immer aufs Wesentliche zu achten. Sowieso frage ich mich: was ist das Wesentliche? Was ist Stark-, was Schwachsinn? Was ist normal? Schwierige Fragen. Ein Sinn ist nur so gut, wie derjenige, der einem Objekt einen solchen zuschreibt. Einfacher ausgedrückt: Sinn ist subjektiv. Wer sagt, man müsse einen Teller als Teller, und nicht als Frisbee verstehen? Wer sagt, dass ich mein Shetlandpony Rudi nicht zum Bowling mitnehmen darf? Wer sagt, dass Rudi wirklich ein Shetlandpony ist und kein Gaffelrigg? Unsinn ist ein wichtiger, wenn auch unterschätzter Teil unseres Lebens. Darum bin ich pro Chaos, pro Durcheinander, pro Chrüsimüsi! Unser täglich „pro“ gib uns heute. Neue Vorbilder müssen her, Meister des intelligenten Blödsinns wie Helge Schneider oder Spongebob – läck Spongebobby! Vielleicht studiert man in naher Zukunft bald Unsinnswissenschaften im Bologna-System. Gab es nicht einmal ein Kinderbuch namens Bologna Räubertochter? Und studieren Skisportler im Cologna-System? Und was war noch mal ein Gaffelrigg? Ich bin verwirrt. Aber das ist nichts Schlechtes. Eine gute Zeit La Schmack Kili

Patric Marino, 23, ist Schriftsteller („nonno spricht“), Mitbegründer vom «Literaturbüro Olten» und lebt in Münsingen bei Bern.

PS: Wer kennt es nicht, das Chaos an der Bar, auch bekannt als Dursteinander.

Februar 2013

KOLT


HÖREN & LESEN

Schon gelesen..?

KOLT liest...

Buchtipps von Daniel Kissling

SCHIMMERNDER DUNST ÜBER COBY COUNTY von Leif Randt

USTRINKATA von Arno Camenisch

Daniel Kissling ist lesender BarMann und neu Geschäftsführer im Coq d'Or in Olten, organisiert ebenda das Literaturfestival LesBar, ist Herausgeber des Literaturmagazins NaRr, Schriftsteller und widmet sich nebenbei den Geisteswissenschaften Germanistik und Philosophie.

Am Anfang dieses Buches sitzen ein paar Leute am Stammtisch der letzten Beiz eines kleinen Dorfs in Graubünden. Und am Ende, nach unzähligen Calanda-Kübeln, SelectZigaretten und Anekdoten, da sitzen sie immer noch dort, der grossspurige Otto, die wirtende Tante, der Gwaför Alexi, die kettenrauchende Silvia. Doch nicht mehr für lange, denn im „Helvezia“, so der Name des Restaurants, dort ist, wie es der Titel schon verrät, „Ustrinkata“. Im dritten und letzten Teil seiner Bündner Trilogie schildert Arno Camenisch, wie schon in „Sez Ner“ und „Hinter dem Bahnhof“, auf filigrane, liebevolle und doch schonungslos diagnostizierende Weise das Leben in der Bergwelt und dem ihm drohenden Verschwinden. Ohne Heimatfolklore, ohne Postkartenkitsch, dafür mit einer kunstvollen Sprache, gespickt mit rätoromanischen Ausdrücken und breitem Bündner Dialekt, und einer Stimmung, irgendwo zwischen Apokalypse und Heimeligkeit, welche die Auszeichnung des 1978 geborenen Autors mit dem ersten Eidgenössischen Literaturpreis mehr als rechtfertigt.

Coby County ist keine Stadt wie jede andere. Sie ist das Paradies auf Erden, sonnig und am Meer gelegen wie Miami, reich und sauber wie Kopenhagen, kulturell und voller junger Kreativer wie Berlin. Einer dieser Kreativen ist Wim Enderson, 26 Jahre jung, erfolgreicher Literaturagent, mit einer hübschen Frau namens Carla liiert und der Ich-Erzähler dieses Buches, des zweiten Romans von Leif Randt, dem 1983 geborenen Shootingstar der deutschen Nachwuchsliteratur. Wim und seinen mal ironisch abgeklärten, mal nachdenklich zweifelnden, mal smart reflexiven Gedanken folgen wir durch ein Leben, das jede gern hätte und durch eine Stadt, in welche jeder gern sein würde. Und die uns doch irgendwie Angst macht. Denn bald fragt man sich: Ist Wim Enderson wirklich glücklich? Was steckt hinter all den abgeklärten, glatt polierten Fassaden? Und was hat es auf sich mit dem von der Eso-Mutter eines Freundes prophezeiten Unglück? Mit „Schimmernder Dunst über Coby County“ entwirft Randt gleichzeitig eine Utopie wie eine Gesellschaftssatire, eine Welt, die genauso vertraut wirkt wie unecht und gerade dadurch ein mulmiges Gefühl hinterlässt. Und die Überzeugung, dass so Gegenwartsliteratur geschrieben werden sollte.

"Buch No. 2" (2008) von Max Küng Max Küngs zweites Bild- und Lesebuch, ein 1000-seitiges Spektakel, enthält Kolumnen und Reportagen und allerhand humorvolle Collagen. Reizvoll schildert Küng wunderbare Geschichten rund um Alltagsgegenstände und Konsumgüter und zeigt dabei sein seismografisches Gespür für gesellschaftliche Phänomene und Tendenzen auf. Eine perfekte Lektüre für den Feierabend, die man schrittweise lesen kann. Rebekka Gerber, Illustratorin On the duty of civil disobedience (1849) Von Henry David Thoreau Über moralische Grundsätze und Thoreaus Vision einer Staatsform welche lediglich auf den einfachsten, dem Menschen natürlich gegebenen, Gesetzen des sozialen Zusammenlebens beruht. Idealistisch, kritisch, visionär und auch heute seiner Zeit noch weit voraus, erschafft Thoreau ein mehr philosophisches als politisches Statement. Gaia Giacomelli, Praktikantin Jáchymov (2011) Von Joseph Haslinger Sportgeschichte als Weltgeschichte: Eine Tänzerin trifft einen Verleger und erzählt diesem die Geschichte ihres Vaters, der in der stalinistisch geführten Tschechoslowakei der Nachkriegszeit als gefeierter Torwart der Eishockey-Nationalmannschaft im Arbeitslager endet und später stirbt. Es ist die Willkür der Diktatur, welche ihn das Leben kostet. Pierre Hagmann, Redaktionsleiter

22. Mai – 1. Juni 2013

Reservieren Sie sich schon jetzt folgende Termine: Generalversammlung Mi, 20. Februar Teil 1: 18.00 Uhr Teil 2: 20.15 Uhr Vorstellung im Stadttheater Axel Pätz: „Das Niveau singt“

26. Oltner Kabarett-Tage Mi, 22. Mai – Sa, 1. Juni

www.kabarett.ch KOLT Februar 2013 twitter.com/kabaretttage

www.facebook.com/oltnerkabaretttage www.youtube.com/oltnerkabaretttage

2. Oltner Kabarett-Casting Fr, 1. Feb / 1. März / 5. April Di, 28. Mai Final

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IM RAMPEnLICHT

Olten sucht das nächste Kabarett-Talent Das Oltner Kabarett-Casting geht in die zweite Runde. Lisa Catena, die Siegerin der ersten Ausgabe, blickt zurück auf ein erfolgreiches Jahr. Edy Müller, Mitglied des Casting-Teams, gibt einen Ausblick auf das diesjährige Kabarett-Casting und seine Teilnehmer. Text von Franziska Monnerat Foto zVg

Casting-Abende 2013: 1. Februar 2013: Es huere Cabaret Team Interrobang Patty Basler Willi Näf 1. März 2013: Urs-Sepp Troxler Jan Rutishuser Frieda Feierabend Eva & Maria 5. April 2013: Kabarett Die2 MO & TEF Johnny Burn Matto Kämpf Casting-Final: 28. Mai 2013 an den Oltner Kabarett-Tagen Ort: Schwager Theater, Gerolag Center, Industriestrasse 78, 4600 Olten www.kabarett-casting.ch

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allendes Haar, bunte Holzperlen um den Hals, eine Gitarre in der Hand – die Bernerin Lisa Catena präsentierte sich am Kabarett-Casting im letzten Frühjahr als singendes Hippie-Mädchen. Mit Schalk und Charme begeisterte sie Fachjury und Publikum gleichermassen und streckte am Ende des Finalabends als Siegerin ein grosses Glas Cornichons in die Höhe. Als Gewinn erhielt sie neben einem Auftritt an der diesjährigen „Sprungfeder“ einen Förderpreis im Wert von 10'000 Franken, den sie eingesetzt hat, um ihr Programm weiterzuentwickeln. Lisa Catena, wie wurde aus den Kurzauftritten am Kabarett-Casting 2012 das abendfüllende Programm „Wäutfrede“? Gemeinsam mit einem Regisseur habe ich beschlossen, die Politik – neben Arbeit und Religion das dritte Thema meiner Nummern – als Ausgangslage zu nehmen für ein Stück über eine junge Frau, die Mitglied ei-

ner Partei ist und aufgrund eines dummen Zufalls eine Wahlveranstaltung leiten muss. Auf dem Entwurf aufbauend, haben wir den Ablauf geplant und die Die letztjährige Gewinnerin: Lisa Catena. Texte ausgearbeitet. Ich habe Schauspielunterricht Neu gibt es eine Wild Card. Wenn ein genommen, was als Liedermacherin Nachwuchstalent an einer VorausNeuland für mich war. „Wäutfrede“ scheidung knapp den zweiten Platz wurde und wird stetig verbessert. belegt, die Jury aber das Gefühl hat, dass er oder sie es verdient hätte, ins Wie am Kabarett-Casting letztes hat Final zu ziehen, vergibt sie diese. auch dieses Jahr das Casting-Team, zu dem Edy Müller gehört, aus den eingeWer sind die Nachwuchstalente, die sandten Kurzfilmen eine Vorauswahl zu sehen sein werden? Es hat Teilnehvon zwölf Einzelkünstlern, Duos und mende aus mit Kabarett verwandten Ensembles getroffen. Verteilt auf drei Bereichen wie Poetry Slam, SchauCasting-Abende treten sie im Schwaspiel und Comedy dabei und jemanger Theater vor Publikum und Fachden, der bis jetzt für andere im Hinjury, die pro Abend einen Finalisten tergrund Pointen getextet hat und küren, auf. nun erstmals selber ins Scheinwerferlicht tritt. Wer letztes Jahr schon im Edy Müller, was ist beim zweiten KaPublikum sass, wird ein paar bekannbarett-Casting anders als beim ersten? te Gesichter antreffen.

„Als Stadtpräsident würde ich über Fasnacht alle Baustellen schliessen“ Vom 6. bis 12. Februar 2013 liegt die Stadt wieder in den Händen der naaren – es ist Fasnacht. Das diesjährige Motto lautet „Schiff Ahoi“ und der oberste Fasnächtler heisst Werner Schifferle. Obernaar Schiffi dr I. spricht im Interview über Seemanns-Erfahrungen und kündigt etwas Aussergewöhnliches an. Käpten Schiffi, wann haben Sie zum letzten Mal ein Boot gesteuert? Diesen Sommer in den Ferien auf Mallorca, beim letzten Seenachtfest in Lachen und beim Fototermin als Käpten Schiffi dr I. auf einem Kanu... Wieso wurden gerade Sie zum Obernaar erkoren? Unser Cliquenchef Fredy Schmid, der eigentlich vorgesehen war, musste aus diversen Gründen absagen. Neben mir zeigte noch Andy

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Hüsler Interesse, der aber in Brugg wohnt. Ich habe immer gesagt, wenn es niemand macht, stelle ich mich gerne zur Verfügung. Und so wurde ich schliesslich zum Obernaaren gewählt. Was ist Ihr persönliches Ziel für die anstehende Fasnacht? Ich möchte mit der Glugger-Clique den Eindruck hinterlassen, dass wir eine Einheit sind und mit allen anderen Fasnächtlern einfach eine schöne Zeit verbringen.

Wie überzeugen Sie einen Anti-Fasnächtler davon, an die Fasnacht zu gehen? So einer soll doch mal an den Umzug nach Olten kommen! Da kommt man übrigens mit der Plakette per Bus gratis hin. Was würden Sie in Olten als Erstes ändern, wenn Sie wirklich Stadtpräsident wären? Alle Baustellen über die Fasnacht schliessen und die Innenstadt für uns freigeben.

Darf man sich auf etwas Aussergewöhnliches freuen, oder sind Sie eher der traditionsbewusste Obernaar? Sowohl als auch. Alle Interessierten sollten am Mittwoch, 5. Februar um 11.00 Uhr nach Olten zum Munzingerplatz kommen. Da kriegen sie dann etwas Aussergewöhnliches zu sehen... ms Werner Schifferle ist von Beruf Mechaniker und lebt in Trimbach. Seit 2006 ist er Mitglied im Oltner FUKO-Rat.

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IM RAMPENLICHT

„Ich wäre blöd, wenn ich das verraten würde“ Büne Huber, der Sänger von Patent Ochsner, spricht über sein neustes Album, Gummibäume – und die Frage aller Fragen. Am 14. Februar ist er in der Schützi Olten zu sehen, wo die ’Ochsen-Tour’ Halt macht. Text von Elias Zimmermann Foto von Yves Stuber

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ls wir ihn am Montagmorgen anrufen, klingt Büne Huber verschlafen. Nein, aufgeweckt hätten wir ihn nicht, aber das bedeute auch nicht, dass er schon wach sei. Kaum hat er sich warmgeredet, ist davon nichts mehr zu spüren.

ein Lehrer in der Garderobe und erzählte uns diese Geschichte. Die beiden jungen Frauen hätten an dieses Konzert kommen wollen. Er sei heute mit der ganzen Schulklasse hier und wäre froh, wenn ich ein tröstendes Wort an sie richten könnte. Wir haben für die tote Carmen einen Song gespielt. Wir hörten die Klassenkameraden schluchzen. Nun ist die Geschichte an dieser Stelle noch nicht ganz fertig. Neun Monate nach diesem Konzert wurde uns ein Foto zugeschickt. „Das ist Jonas. wir haben ihn während des Konzerts im Wenkenpark gezeugt.“ Ein Ort. Ein Konzert. Tod und Geburt. Es gibt verrückte Geschichten.

Seit einem halben Jahr ist Euer neustes und insgesamt achtes Studio-Album „Johnny – Rimini Flashdown Part II“ draussen. Was hat der lange Titel zu bedeuten? Der Titel ist eigentlich gar nicht so lang. Die Scheibe heisst einfach „Johnny“. Aber da steht im Untertitel noch „The Rimini Flashdown Part 2“. Es ist ja schliesslich das Nachfolgealbum von „The Rimini Flashdown Part 1“. Am Ende von Part 1 kippt der Hauptdarsteller über den Rand der Erde, fällt ins Weltall und findet sich auf dem Mond wieder – und hier geht es weiter. Part 2 beginnt mit einem Wolf, der den Mond anheult. Im Zentrum steht Johnny, ein gealterter Rock-Star. Bist Du das? Es gibt natürlich ein paar Berührungspunkte! Ich hoffe aber nicht allzu viele. Nimmst Du von Zeit zu Zeit eine alte Platte von Euch in die Hand und hörst sie Dir an, einfach so zum Vergnügen? Gott bewahre, nein, das mache ich nicht. Ich weiche dem eher aus. Ich höre mir die alten Sachen intensiv an, wenn es darum geht, welche der alten Songs man mit auf die neue Tournee nehmen möchte. Privat höre ich mir andere Musik an. Welche? Seit einer Weile interessiere ich mich für verschiedene Produktionsformen: Wie kann man eine bestimmte Klangästhetik erreichen? In dieser Beziehung beeindruckt mich Daniel Lanois. Er hat mit Bob Dylan, U2 und vielen anderen gearbeitet, hat „Le Noise“ von Neil Young produziert. Aber etwas vom hübschesten und spannensten ist die Band „Black Dub“.

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"Freunde, lasst doch mal die Fantasie walten!": Büne Huber.

Euer Lied „Gummiboum“ scheint sich in kürzester Zeit zu einem Klassiker zu entwickeln, nicht selten hört man spätnachts in Bern Betrunkene das Lied krakelen – es ist im hiesigen Liedgut angekommen. Woran liegt das? Ich habe keinen blassen Dunst. Wenn man sich das neue Album anhört, fällt auf, dass sich da zwei Songs mit bleischwerer Trauer eingeschlichen haben. Es handelt sich um „Gits über üs e Himu“ und „Nachtgänger“. Wir wussten nicht, wo wir die beiden Songs auf dem Album platzieren sollten – am Schluss geht nicht, am Anfang geht auch nicht. Wir entschieden uns also für die Mitte, hatten aber das Problem, dass die Scheibe nicht mehr in Fluss kam. Wir brauchten dringend einen Kontrapunkt. Etwas

leichtfüssiges. Ich schrieb den Gummiboum einzig und allein aus diesem Grund. Er ist ein Intermezzo, das so tut als wär’s ein richtig ausgewachsener Song. Und plötzlich hatte der Gummiboum den Stellenwert, dass ihn die Besoffenen nachts durch die Gassen gröhlen. Was wünscht man sich mehr als ernsthafter Musiker? 22 Jahre gibt es Patent Ochsner nun schon, das ist eine lange Zeit. Was ist das schönste, was das traurigste Erlebnis in der Geschichte der Band? Wir spielten vor vielen Jahren in Basel im Wenkenpark. Einige Tage zuvor überfuhr eine betrunkene Autofahrerin zwei junge Frauen, verletzte die eine schwer und die andere tödlich. Unmittelbar vor dem Konzert erschien

Das Konzert und Live-Album mit dem Berner Sinfonie-Orchester war ein grosser Erfolg. Welche Zusammenarbeiten stehen in nächster Zeit an? In nächster Zukunft plane ich ein kleines Album und eine Tour mit dem Meccano Destructif Commando. Eine so grosse Kiste wie die mit dem Berner Sinfonie-Orchester ist hingegen nicht geplant. Im Herzen sind wir eine Jazz- und Punkband, es zieht mich eher zu kleineren Schiffchen hin. Aber wer weiss, der Ochse ist ein Tier, das auf alle Seiten ausschlägt. In Vorbereitung auf dieses Interview habe ich viele Freunde gefragt, was sie von Büne Huber erfahren möchten, und eine Frage kam immer wieder... (unterbricht lachend) Ja, ja, die W. Nuss-Frage! Wer ist die W. Nuss von Bümpliz? Aber Freunde, lasst doch mal die Fantasie walten! Ich wäre blöd, wenn ich’s verraten würde. Theorien habe ich schon viele gehört – meistens stimmt’s nicht. Jetzt hat das eine so hübsche Dynamik angenommen – ich nehme es als Geheimnis mit ins Grab. Ein einziges Mal habe ich es verraten: einer alten Bäckersfrau in Bolligen. Ich wurde weich. Aber die Dame verprach mir, dass sie das Geheimnis unter keinen Umständen verraten würde. Ich vertraue ihr.

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FREAKS BRAUCHT DAS LAND

Die Begegnung mit Herrn Hans Text von Rhaban Straumann Illustration von Gaia Giacomelli

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err Straumann, Sie haben da in Ihrem Schaufenster am Bahnhof Olten einen Kofferplattenspieler.’ ‚Ja’, sage ich. ‚Das ist doch Ihr Schaufenster?’ fragt er. ‚Ja.’ ‚Seit zehn Jahren schon.’ ‚Ach ja?’ ‚Ich würde Ihnen den Plattenspieler gerne abkaufen. Falls Sie verkaufen.’ ‚Äh. Sie können ihn gerne haben’, beschliesse ich. Das war der zweite Anruf von Herrn Hans. Nein, er heisst nicht so, er hört nicht auf den Namen Hans, der Herr Hans. Aber er trägt einen von diesen Nachnamen, der gut auch als Vornamen durchgehen könnte. Beim ersten Anruf war ich nicht Daheim. Er liess ausrichten, dass ich im Schaufenster am Bahnhof einen Plattenspieler stehen habe – seit zehn Jahren schon – den er gerne erstehen würde. Was ich denn dafür wolle. Ein Lächeln schlich

sich auf mein Gesicht. ‚Nichts’, war mein erster Gedanke. ‚Hoffentlich ruft er wieder an’, der Zweite. Das tat er.

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Herr Hans ist um einen Kofferplattenspieler reicher und ich um eine schöne Begegnung. Eine der ganz ehrlichen Art. ‚Herr Straumann, Sie haben da in Ihrem Schaufenster am Bahnhof Olten einen Kofferplattenspieler.’ ‚Ja’, sage ich. Diese Stimme. ‚Das ist doch Ihr Schaufenster?’ fragt er. ‚Ja.’ Ich versuche sein Alter zu schätzen. ‚Seit zehn Jahren schon.’ ‚Ach ja?’ Wie mag er wohl aussehen? ‚Ich würde Ihnen den Plattenspieler gerne abkaufen. Falls Sie verkaufen.’ ‚Äh. Sie können ihn gerne haben’, sage ich und denke, ‚ein Freak.’ ‚Was wollen Sie denn dafür?’ Keine Ahnung. ‚Ein freakiger Senior’, denke ich und sage: ‚Nichts, ich will nichts.’ ‚Das werden wir sehen’, meint er lakonisch. Natürlich sollte er noch funktionstüchtig sein, das aber fände er schnell heraus. Sagt er. Man könne sich ja treffen, beschliessen wir. Er lebt mit seiner leider ziemlich kranken Frau in Läufelfingen. Und da er sie umsorgt, passen wir Treffund Zeitpunkt den Umständen an. Kurz nach Mittag, direkt beim Schaufenster. Noch selten habe ich mich derart auf eine Begegnung mit einem

Fremden gefreut. Da steht er. Ich bin überrascht, dennoch, das Bild passt. Herr Hans ist ein kleiner, schlanker Mann, ein rührender Pensionär mit grosser, schwarzer Hornbrille. Und mit einer grauen Haarpracht, auf die er stolz sein darf. Und vielleicht auch ist. Da steht er wie eine Figur aus einem französischen Comics. Ein höchst sympathischer Freak, ja, würde man ihn nicht sehen, würde ich es mir nicht glauben. Herr Hans sammelt Schallplatten. Sehr gezielt. Natürlich gäbe es Sammler, die alles von einem Interpreten zu haben wünschen. Er nicht. Ihm müsse die Musik gefallen. Drum brauche er einen Kofferplattenspieler, damit er sich vor Ort, beim Verkäufer die Platte jeweils anhören könne. Und jetzt hat er Schallplatten mit, um den Plattenspieler zu testen. Das will er im Blumengeschäft nebenan tun. Doch da muss er zu seinem Bedauern feststellen, nichts geht mehr. Rein gar nichts mehr. Trotzdem würde er ihn gerne mitnehmen. Als Ersatzteillager. Vielleicht findet er einmal ein weiteres Exemplar.

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Was ich denn dafür wolle. ‚Nichts’, sage ich. ‚Das besprechen wir draussen’, sagt er und daselbst, ‚es verhandelt sich besser wenn niemand zuhört.’

20 Franken lautet schliesslich der Kompromiss zwischen meinem Nichts und seinem guten Willen. Er greift in die Jackentasche, vermutlich aus reiner Gewohnheit, fischt dann aber sein Portemonnaie aus dem Rucksack. Ist sicherer so. Das lehrt die Bahnpolizei. Dabei erzählt er zwischen Blumenladen und Schaufenster, das Knistern der Plattenspieler in Film, Radio oder Theater, das sei so nicht nötig. ‚Gut gepflegte Schallplatten auf gut umsorgten Plattentellern knistern nicht.’ Er wird es wissen, denn er besitzt Schellackplatten aus der Zwischenkriegszeit. Die goldenen Zwanziger vor der grossen Depression. Da knistert nichts. Schliesslich verabschieden sich am Bahnhof Olten zwei glückliche Menschen. Er nimmt den Zug, das Läufelfingerli, und ich bin um eine schöne Begegnung reicher, eine der ganz ehrlichen Art. Rund 14 Tage später, ein verregneter Montagabend. Das alte Wandtelefon klingelt. ‚Herr Straumann. Hier spricht Herr Hans. Wissen Sie noch, wer ich bin?’

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‚Aber sicher weiss ich das’, sage ich und höre, dass er den Plattenspieler zum Laufen gebracht habe. Wider Erwarten. Als Pensionär habe er schliesslich Zeit, schmunzelt er und erklärt, was er alles auseinander genommen, ausgewechselt und gereinigt habe. Ich freue mich, verstehe jedoch nur Bahnhof. Vermutlich waren es Standschäden. Er sei glücklich. Und da ich ihm ursprünglich angeboten habe, den Koffer Zuhause auf seine Funktionstüchtigkeit zu überprüfen, um danach zu entscheiden, ob er ihn wirklich brauchen könne, möchte er mir was geben. Was ich denn wolle. ‚Nichts’, sage ich. ‚Gut’, sagt er, ‚geben Sie mir Ihre genaue Anschrift, dann schicke ich Ihnen in einem Couvert weitere 20 Franken. Sind Sie einverstanden?’ Bin ich das? Herrgott, ja! Selten hat mich ein Mensch so zufrieden gemacht, alleine durch die Begegnung. Drei Tage danach rufe ich an. ‚Herr Hans, ich wollte Ihnen mitteilen, der Brief ist angekommen.’ ‚Das ist schön’, freut er sich, ‚haben Sie Freude?’ ‚Oh ja.’ Ich bedanke mich und frage, ob ich einen Text zu unserer Begegnung schreiben dürfe. Sicher, das sei schön, einfach ohne Namen. Klar. ‚Vielen Dank.’ Gern geschehen.

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DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS

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Collage von Gaia Giacomelli

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KOLT


Freitag, 1. Februar 2013 (ab 19 Uhr) und Samstag, 2. Februar 2013 (ab 18.30 Uhr)

pure Restaurant Riggenbachstrasse 10 CH-4600 Olten Anmeldung unter: Telefon +41 (0)62 286 69 18 Fax +41 (0)62 286 68 10 info@pure-olten.ch www.pure-olten.ch facebook.com/pureolten


Ich will für einen Kreis schreiben, der Wunder bewirken kann. Nur Kinder können beim Lesen Wunder bewirken. Astrid Lindgren

COVER – die Kunst der perfekten Verglasung.

SIO AG, Generalvertretung COVER Rötzmattweg 66, 4603 Olten Tel. 062 207 07 07, Fax 062 207 07 00 info@cover.ch, www.cover.ch


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