KOLT #44

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NUMMER SIEBEN / ACHT 2013 // CHF 5.www.kolt.ch

WAHLANALYSE Aufruf an den neuen Stadtpräsidenten KOLUMNE Komische Ampel-Erlebnisse mit Kili the Kid OPENAIR-SOMMER Alle Festivals der Region auf einen Blick KITAS Oltner Eltern habens viel einfacher als Zürcher FREAKS Drei „Chinesinnen“ in Südwest


Saison 13/14

jetzt!

Abos und Reservationen

stadttheater-olten.ch Fr 13. Sept.

Mi 20. Nov.

Mi 08. Jan.

Mi 19. März

Annette Postel – Salonorchester Schwanen

Der gestiefelte Kater

Neujahrskonzert Kammerorchester Basel

Slowakische Philharmonie

INTEAM Saisoneröffnung

Mi 27. Nov.

Do 19. Sept.

Licht im Dunkel

Alexei Volodin

Schauspiel von William Gibson

Klavierrezital

Fr 29. Nov.

Sa 21. Sept.

Kammerorchester Basel

Zusammen ist man weniger allein Liebeskomödie von Anna Bechstein Fr 27. Sept.

Spring Awakening – Frühlings Erwachen Rockmusical von Steven Sater und Duncan Sheik Di 22. Okt.

Viel Lärm um nichts Komödie von William Shakespeare Do 24. Okt.

Mannheimer Mozartorchester Thomas Fey, Leitung Ragna Schirmer, Klavier Do 07. Nov.

Il Turco in Italia Oper von Gioachino Rossini Di 19. Nov.

Gogol&Mäx Theater Club

Philippe Bach, Leitung Xavier de Maistre, Harfe Lilia Tripodi, Mezzosopran Mi 04. Dez.

Heisse Zeiten Ein Hormonical Di 10. Dez.

Tod auf dem Nil Kriminalklassiker von Agatha Christie Sa 14. Dez.

Die kleine Meerjungfrau Kindermusical ab 5 Jahren Do 19. Dez.

Christmas in Swing Swing Dance Orchestra Andrej Hermlin, Klavier und Leitung Dan Levinson, Klarinette

Eivind Gullberg Jensen, Leitung Angelika Kirchschlager, Mezzosopran

So 23. März

Fr 10. Jan.

Rumpelstilzchen

Black or White

Kindermärchen ab 5 Jahren

Michael Jackson-Show

Di 25. März

Fr 17. Jan.

Sylt – Ein Irrtum Gottes?

Der Vorname

Schauspiel mit Musik von Dietmar Loeffler

Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière

Do 03. April

Mi 22. Jan.

Schauspiel von Bertolt Brecht

Leipziger Streichquartett

Do 24. April

Gérard Wyss, Klavier Do 30. Jan.

Der kaukasische Kreidekreis

Blütenträume Schauspiel von Lutz Hübner

Die Fledermaus Operette von Johann Strauss Mi 05. Febr.

All you need is love Das Beatles-Musical Mi 05. März

Ohne Gesicht Schauspiel von Irene Ibsen Bille Mi 12. März

So 22. Dez.

Gershwin Piano Quartet

Weihnachtskonzert Cappella Gabetta

Sa 15. März

Andrés Gabetta, Violine und Leitung Sol Gabetta, Violoncello

Alexander Rahbari, Leitung Alena Baeva, Violine

Soirée Classique

Ein Maskenball Oper von Giuseppe Verdi

Abos bis 15% Rabatt gegenüber Einzeleintritt 062 289 7000 stadttheater-olten.ch Terminverschiebungen und Änderungen vorbehalten

g r a f i k m e i e r. c h

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IMPRESSUM

EDITORIAL VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH Leberngasse 17 4600 Olten verlag@v2s.ch www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist REDAKTIONSLEITUNG Pierre Hagmann (ph) redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer, Gaia Giacomelli REDAKTIONELLE MITARBEIT Stephanie Schumacher, Andreas Ruf, Christof Schelbert, Seraina Scherer, Pedro Lenz, Kilian Ziegler, Christian „Ché“ Dietiker, Dino Lötscher, René „Fribi“ Freiburghaus ILLUSTRATION Sergey Maidukov, Gaia Giacomelli, Anna-Lina Balke, Jamie Aspinall, Manuel „Ti“ Mathys, Pascal „Tokijad“ Hofer, Céline Fallet, Petra Bürgisser FOTOGRAFIE Remo Buess, Janosch Abel, Yves Stuber LEKTORAT Simone Perrinjaquet LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 49.—(inkl. MwSt) Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt) abo@kolt.ch www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'500 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien Ziegelfeldstrasse 60 CH-4600 Olten © 2013, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

KOLT September 2013

Illustration von Sergey Maidukov, Kiew www.prktr.com.ua

U

nser Magazin ist in seinen knapp 4 Jahren des Bestehens fast immer mit Fotografien auf der Titelseite erschienen, einmal nur mit Worten, einmal mit einem Comic – und in dieser Ausgabe erstmals gemalt. Die Gewinnerin des KOLT-Förderpreises an der diesjährigen JugendArt, Hoang Nguyen, hat für uns die aktuelle Titelseite gestaltet, die quasi ohne Worte auskommt. Hier ist die Form die Aussage: Es geht um die Bildenden Künste. Am 6. und 7. September findet auf der Alten Holzbrücke der 43. Oltner Kunstmarkt statt, wo sich die Künstlerinnen und Künstler der Region treffen und ihre neusten Werke präsentieren und zu verkaufen versuchen. Das aktuelle Heft nimmt diesen Ortstermin zum Anlass, der lokalen Kunstszene den Puls zu fühlen. Wie ergeht es ihr eigentlich im Jahr 2013? Dem Kunstmuseum zum Beispiel, wie geht es dem? Seit gut einem Jahr hat dort eine neue Direktorin das Sagen – Journalist Andreas Ruf hat bei Dorothee Messmer nachgefragt, wohin sie mit dem Kunstmuseum will und wieviel Olten es darin braucht. Ausserdem rücken wir Künstlerinnen und Künstler in den Fokus, die die lokale Szene prägen. 17 Menschen, Frauen, Männer, Maler, Bildhauer, Konzeptkünst-

ler, sie alle sind ins Studio des Oltner Fotografen Remo Buess, der prächtige Porträts hat entstehen lassen. Sie alle gewähren in kurzen Statements einen Einblick in ihr Schaffen und ihre Vorstellung von Kunst, wie sie im Jahr 2013 in der Region existiert. Die getroffene Künstler-Auswahl entspricht keinem Ranking. Es ist vielmehr eine subjektive Selektion der Redaktion; natürlich liesse sich diese Liste problemlos verlängern. Ein Gastbeitrag vom Oltner Kulturschaffenden Christof Schelbert über die Entwicklung der Kunstbranche in den letzten Jahrzehnten rundet diese Geschichte ab. „Am Puls der Kunst“, ab Seite 18.

Cover gemalt von Hoang Nguyen

mit freundlicher Unterstützung von:

DRUCK&MEDIEN OLTEN

Jodeln ist auch eine Kunst. Mandana Grossenbacher aus Gunzgen ist 23 Jahre alt und jodelt gut und gerne. Ihre Geschichte ist mehr als die einer jungen Frau, die auf die Alp will und dort auf Widerstände stösst. Sie steht ein bisschen exemplarisch für eine Generation, die vor lauter Möglichkeiten und Angeboten sich selbst zu verlieren droht – und deshalb zurück zu den Anfängen, zurück zur Einfachheit strebt. „Da dachte ich: Jodeln ist ja richtig aufregend“, Seite 32.

Olten, im August 2013 Pierre Hagmann

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Mehr als eine Druckerei. Dietschi AG Druck&Medien Ziegelfeldstrasse 60 4601 Olten Telefon 062 205 75 75 Telefax 062 205 75 00 www.dietschi.ch info@dietschi.ch


INHALT

SEPTEMBER 2013

13 03 EDITORIAL / IMPRESSUM 06 PREVIEWS Highlights im September 2013

09 CINEMA Alles ausser Amerika // 5 Fragen an Mike Zettel, MIO-Geschäftsführer

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13 DAS KLEINE JOB-INTERVIEW David Horvath, Piercer

14 VON LINKS BIS RECHTS Die Schweiz stimmt am 22. September über die Volksinitiative "Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht" ab. Unterstützen Sie die Vorlage? Oder wie könnte das Modell der Zukunft für den Bevölkerungsschutz in der Schweiz aussehen?

16 IM EXIL Menschen aus der Region berichten aus der Welt: Cabo Ortegal, Faro, Jericoacara

18 Am Puls der Kunst

Wie steht es um die regionale Kunstszene?

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26 HÖREN & LESEN

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26

Pedro Lenz „Bilder im Kopf“ // Laura Vogt „Hotel Hussein“

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Ché‘s Bro Tipps // Deeno‘s Review // Fribi‘s Metal News

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Dany Gehrig „Mit dem Eilzug durchs Leben“ // La Vache Kili „Männlich“

29

Schon gelesen...? // KOLT liest...

30 IM RAMPENLICHT 30

"Der nächste Bestseller" // " Am Ende geht es um die Liebe"

31

Olten erhält ein Forum für Fotografie

32 FREAKS BRAUCHT DAS LAND „Da dachte ich: Jodeln ist ja richtig aufregend“

34 DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS Die besten Dinge des Monats

KOLT September 2013

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PREVIEWS

Eine Ausstellung des Kunstvereins Olten www.kunstvereinolten.ch

MIREILLE GROS Dream of a butterfly / Installation, Zeichnung, Malerei

ANITA MENDLER ... einiges und immer mehr ... / Malerei

CHRISTIAN KUNTNER Audiosphere 2 (Qubus 24) / Audioinstallation

Archiv Olten präsentiert

DER ANDERE BLICK Fotografien von Roland Schneider und Franz Gloor STADTKIRCHE OLTEN www.archivolten.ch 23. August - 22. September 2013

STADTHAUS OLTEN Im 10. Stock 24. August – 21. September 2013 Vernissage: Samstag, 24.8., 17 Uhr Einführung Marianne Büttiker (Künstlerin und Vorstandsmitglied) Lesung: Freitag, 30.8., 20 Uhr Mit dem Aargauer Schriftsteller Andreas Neeser Führung mit Werkgesprächen: Freitag, 13.9., 19 Uhr Rundgang mit Marianne Büttiker, Mireille Gros, Anita Mendler Finissage: Samstag, 21,9., 16 Uhr Führung mit Marianne Büttiker Öffnungszeiten: Do 17-21 Uhr Fr 17-19 Uhr Sa + So 11-17 Uhr

Vom 23. August bis am 22. September 2013 zeigt Archiv Olten in der Stadtkirche Olten unter dem Titel "Der andere Blick" Bilder der beiden Fotografen Roland Schneider und Franz Gloor (gestorben 2009). Die Ausstellung ist in verschiedene Themenbereiche gegliedert, die bezeichnend für die beiden Fotografen sind. Zu sehen sind unter anderem Aufnahmen, die in den 70er Jahren entstanden sind, als Franz Gloor für verschiedene Musikzeitschriften gearbeitet hatte. Das Interesse am Menschen in einer sich ständig und erbarmungslos verändernden Arbeitswelt zieht sich durch das gesamte Werk beider Fotografen. Die Serie "Zwischenzeit" von Roland Schneider befasst sich auf sehr persönliche und geradezu beklemmende Weise mit Krankheit und menschlicher Unzulänglichkeit. Im Gegensatz dazu spricht aus den Bildern von Gloor zum Thema Behinderung in erster Linie Lebensmut und Lebensfreude.

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Mireille Gros' (*1954) Interesse gilt der fernöstlichen Kultur und Philosophie. Aus einfachen Materialien entstehen feine, fragile Arbeiten, die die gedankliche Fülle in konzentrierte meditative Ruhe münden lassen. Anita Mendler (*1957) lässt den Betrachter in eine Welt poetischer Bilder eintauchen. Geheimnisvoll verbinden und verdichten sich in ihrer Malerei Alltagserfahrungen mit traumhaften Ahnungen und Visionen. Christian Kuntner's (*1960) «AUDIOSPHERE 2 (QUBUS 24)», ein tonnenschwerer Stahlwürfel, scheint im dunklen Raum zu schweben und lässt den Betrachter in phantastische Licht- und Klangwelten abtauchen.

ILLUSIO HUMANA – EIN ZEITREISETHEATER Gäuer Spielleute Eine surreale Reise durch die Zeit Autor und Regisseur: Christoph Schwager HEUBÜHNE LOCHMATTEN Härkingen

FERRUCCIO CAINERO / MORGENGESCHICHTEN AM ABEND THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch Fr 6. September 2013, 20.15 Uhr Sa 7. September 2013, 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28.

30. August - 28. September 2013 Spielbeginn: 20.00 Uhr Theaterrestaurant und Bar sind ab 19.00 Uhr geöffnet. Tickets: www.gaeuer-spielleute.ch oder 079 450 50 20

Im neuen Stück der Gäuer Spielleute dreht sich alles um Zeitreisen. Die Protagonistin Claire trifft auf Professor Hürlimann. Wagemutig macht sie sich in seiner Zeitmaschine auf zu einer Reise durch die Zeit. Doch weder sie noch der Professor ahnen, welche Tücken eine solche Reise birgt. Das Eintauchen in eine andere Epoche und das Verstehen der Menschen jener Zeit sind eine grosse Herausforderung, der Einblick in die Zukunft nicht nur rosig. Und das Antreten des Heimweges erweist sich als schwieriges Unterfangen. „Illusio humana“ ist eine surreale Komödie mit einer zentralen Frage: Ist es gut, wenn die Menschheit alle ihre wissenschaftlichen Möglichkeiten in die Tat umsetzt?

Für einmal müssen Sie nicht frühmorgens das Radio anstellen, um eine Morgengeschichte von Ferruccio Cainero auf SRF1 zu hören: «Als ich ein Kind war, brachte mich meine Mutter mit dem Fahrrad zur Schule. Sie setzte mich in einem Sitz vorne auf das Fahrrad und nicht hinten, weil sie Angst hatte, dass meine Füsse in die Speichen kommen könnten. Und so sass ich sicher und ruhig vor ihr – und ich bekam die ganze Kälte ab. Manchmal packte mich meine Mamma auch aufs Fahrrad, wenn sie einkaufen ging...» Der grossartige Geschichtenerzähler liest eine Auswahl seiner Erzählungen, die er für die beliebte SRF1-Rubrik «Morgengeschichte» geschrieben hat. Ferruccio Cainero gelingt es auf wunderbare und höchst köstliche Art, die Absurditäten des Alltags mit viel Tiefgang und italienischer Leichtigkeit aufzuzeigen.

September 2013 KOLT


SEPTEMBER 2013 FARE THEE WELL, MISS CAROUSEL Loredana Sperini, Sara Masüger, Tanja Roscic 8.9. bis 17.11.2013

DISTELI-DIALOG 3 DISTELI – KELLER – WARHOL bis Mitte 2014 KUNSTMUSEUM OLTEN www.kunstmuseumolten.ch Öffnungszeiten: Di–Fr 14–17 Uhr Do 14–19 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr

Tipp des Monats

THE PHANTOM OF THE APÉRO – EIN WORTSPIELBUFFET Kilian Ziegler & Samuel Blatter: Slam Poetry, Kabarett, Musik THEATERSTUDIO OLTEN Dornacherstrasse 5 4600 Olten www.theaterstudio.ch www.lavachekili.ch Sa 21. September 2013 Beginn: 20.30 Uhr

VORTRAG: „VON ROLL – INDUSTRIEKULTUR DER SCHWERINDUSTRIE“ im Rahmen der Ausstellung:

VON ROLL EISENWERK HISTORISCHES MUSEUM OLTEN Konradstrasse 7 4600 Olten 062 212 89 89 www.historischesmuseum-olten.ch Vortrag: 23. September 2013, 20 Uhr

Eintritt: CHF 20.-

ERWIN GROSCHE / WARMDUSCHERREPORT VOL. 2 THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch Fr 27. September 2013, 20.15 Uhr Sa 28. September 2013, 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

Ausstellung: 18. April 2013 – 27. Oktober 2013 Öffnungszeiten: Di bis Sa 14-17 Uhr So 10-17 Uhr Für die Ausstellung «Fare Thee Well, Miss Carousel» übergibt das Kunstmuseum Olten das Szepter einem Künstlerinnen-Trio: Loredana Sperini hat ihre Kolleginnen Sara Masüger und Tanja Roscic angefragt, gemeinsam eine Ausstellung zu erarbeiten, die sie auch zusammen kuratieren. Die drei Zürcher Künstlerinnen, die seit längerer Zeit einen intensiven Austausch pflegen, präsentieren nebst eigenen Werken auch Arbeiten, die in der Gruppe auf die Ausstellung hin konzipiert werden. Der Ausstellungstitel zitiert einen Song des amerikanischen Singer-Songwriters Townes Van Zandt und verweist auf die poetisch hintergründige und enigmatisch aufgeladene Kraft, die den Werken der drei Künstlerinnen - unterschiedlich, aber sinnverwandt - innewohnt, und in denen Skulptur, Malerei, Zeichnung und Installation in wechselndem Zusammenspiel auf spannungsvolle und assoziative Weise aufeinander einwirken. San Keller (*1971) erhält als erster Künstler in der Reihe «Disteli-Dialog» eine Carte Blanche. Sein Ziel ist es, den gesamten Oltner Disteli-Bestand gegen ein berühmtes Werk von Andy Warhol aus einer amerikanischen Sammlung zu tauschen. Zum Projekt entsteht ein Film. Über Verlauf und Termine orientiert die Website des Museums.

KOLT September 2013

Die Schweiz ist bekannt für Uhren und Schokolade, doch die Schweizerischste aller Errungenschaften steht in keinem Reiseführer: Apéros. Diese könnten allgegenwärtiger nicht sein: sobald es etwas zu feiern gibt, und sei der Anlass noch so nichtig, stehen Buffet und Stehtische bereit. Der Oltner Slam Poet Kilian Ziegler ist schon an unzähligen Apéros aufgetreten und kennt somit deren Geheimnisse. In seinem ersten Programm „The Phantom of the Apéro – ein Wortspielbuffet“ ist er bereit, diese mit dem Publikum zu teilen. Humorvoll serviert er dem Publikum Text-Häppchen, wobei er von Samuel Blatter am Piano begleitet wird. Kilian Ziegler hat den Schalk im Nacken, einen Pianisten zur Seite und Wortspiele im Gepäck, wie nur er sie dichten kann. Das macht die Show aus Kabarett, Slam Poetry und Musik zu einem intelligenten Häppli-ning das man sich keinesfalls entgehen lassen darf.

Der grosse Schweizer Eisen-Konzern Von Roll prägt mit etlichen Fabriken nicht nur die Wirtschaftsgeschichte, sondern auch die Industriekultur unseres Landes. Industriekultur sieht die Industrie als Teil der Kulturgeschichte. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte der Technik, der Sozialgeschichte der Arbeit, der Architekturgeschichte der Produktionsstätten, Unternehmer- und Arbeiterwohnungen sowie mit der Entwicklung des geografischen Raumes. Sylvia Bärtschi-Baumann von ARIASIndustriekultur, Winterthur, veranschaulicht in ihrem Vortrag verschiedene industriekulturelle Aspekte der zahlreichen Von Roll-Standorte, z.B. Werkwohnungen, Sozialeinrichtungen, fliessendes Eisen und Werkverkehr. Der Vortrag findet im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Von Roll Eisenwerk“ im Historischen Museum Olten statt.

Er ist ein Clown, ein Philosoph und ein perfekter Reiseführer durchs wilde Absurdistan. Als Grossmeister der Wortakrobatik und der schier unmöglichen Pointen überrascht er sein Publikum immer wieder. Grosse Wortkunst und im besten Sinne des Wortes Kindertheater für Erwachsene. Im Stück «Warmduscherreport Vol. 2 – Literarische Schräglagen, Glanzstücke und Lieblingsszenen aus 30 Jahren» kann man sie noch mal erleben: Die Omis mit den neuen Gummistiefeln, die tanzenden Badekappen, die rockenden Nudeln, das athletische Spannbetttuch. Das Kleine wird bei ihm ganz gross. Und das Grosse klein. Erwin Grosche entwickelt die Kraft seiner Nummern aus der gottvertrauenden Naivität, aus der Schwäche des Kindes, sanft und subtil. Er rührt an, er bringt zum Lachen und Nachdenken – alles auf eine wunderbar leichte Art. Gucken Sie sich diesen Mann an, solange es geht. Wer weiss. Er ist ein echter Abenteurer der inneren Welten. Eines Tages könnte er in Ihnen verschwinden und nicht wiederkommen.

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Jedermann ist immer schöpferisch. Andy Warhol

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CINEMA

5 Fragen an...

JOBS USA 2013 // BIO Start am 19. September, youcinema Der Film verfolgt das Leben des legendären, 2011 verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs (gespielt von Ashton Kutcher) von seinen Anfängen als Hippie hin zu einem der einflussreichsten Unternehmer der Gegenwart. Seine Visionen sind wegweisend für die moderne Computertechnik und -nutzung, doch innerhalb der Firma entstehen Widerstände gegen den charismatischen Gründer.

DA GEHT NOCH WAS GER 2013 // DRAMA/COMEDY Ab 12. September, youcinema Seine Familie kann man sich nicht aussuchen – und deshalb beschränkt Conrad die Besuche bei seinen Eltern auf ein absolutes Minimum. Beim diesjährigen Geburtstagstreffen überrascht Mutter Helene allerdings mit Neuigkeiten. Sie hat Vater Carl verlassen und bittet Conrad um einen Gefallen: einen Besuch im Elternhaus. Das hat ungeahnte Folgen.

Alles ausser Amerika Das Lichtspiele bringt im September die halbe Welt nach Olten. Insgesamt neun Produktionen aus acht Ländern sind zu sehen im Arthouse-Kino mit den farbigen Sofas – nur die Filmgrossmacht USA ist nicht vertreten. von Pierre Hagmann

D

as Arthouse-Kino ist als Einrichtung in den 1920er-Jahren in den USA entstanden. Nun zeichnen sich heutige europäische Arthouse-Kinos unter anderem ausgerechnet dadurch aus, dass sie dem USFilmschaffen verhältnismässig wenig Platz einräumen. Die September-Filme im Oltner Kino Lichtspiele etwa, sie stammen aus Frankreich, Iran, Japan, nochmals Japan, Jordanien, Marokko, Kongo, Belgien. Und der Schweiz. Aussergewöhnlich am Programm ist die Spezialwoche trigon-film, die die Dominanz exotischer Kino-Nationen erklärt. Die Stiftung trigon-film feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum und ist spezialisiert auf Filme „aus Ost und West“. Arthouse eben – in den Worten des Filmlexikons „ein kleineres Kino, das künstlerisch anspruchsvolle Filme zeigt, die sich meist an ein urbanes Publikum richten“. Die Geschichten gehen auch im Alternativ-Kino nie aus: Da wäre beispielsweise „Ikiru“, ein kleiner japanischer Beamte, der angesichts seines bevorstehenden Todes endlich ein-

mal richtig leben will. Oder Elly, die iranische Kindergärtnerin, die mit einem geschiedenen Landsmann verkuppelt werden soll und plötzlich verschwunden ist („About Elly“, mit Taraneh Alidoosti als Elly, Bild oben). Oder der elfjährige Tarek, der nach dem Sechstagekrieg mit seiner Mutter in einem jordanischen Camp Zuflucht findet („When I saw you“). Ganz unterschiedliche Geschichten, doch immer geht es um Einzelschicksale, die gleichzeitig eine Menge über die fremde Kultur berichten. Arthouse eben. Eine Produktion springt jedoch aus der Reihe. Ihr Regisseur lebt nicht in Bogota oder Dhaka, sondern in Zürich. Heinz Winter gewährt in seinem Dokumentarfilm „Mikrokosmos Gassenschau“ einen persönlichen Blick hinter die Kulissen von Karl’s Kühner Gassenschau (mit „Fabrikk“ bis 5. Oktober in Olten Südwest) und zeigt eine Welt hinter dem Spektaktel, die dem Publikum sonst verborgen bleibt. "Fabrikk" mag eine Grossproduktion sein – der Dok-Film ist es nicht. Arthouse eben.

Das ganze Oltner Kinoprogramm für den Monat September: youcinema.ch und lichtspiele-olten.ch

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www.youcinema.ch

Mike Zettel, MIO-Geschäftsführer Was ist Ihr Lieblingsfilm? Die Oceans Filme (11-13) – wegen ihren verflixt genialen Plänen. Zusammen hab ich die mindestens schon dreimal gesehen... Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen? Mal überlegen... Ironman 3 – guter Film. Bei welchem Film hätten Sie gerne die Hauptrolle gespielt? Da gibt es einige, ich bin für alles zu haben. Mit welchem Filmstar würden Sie am liebsten einmal einen Kaffee trinken? Mit Johnny Depp, er kann sich in jede Rolle verschmelzen und macht einen guten Job. Ob Kaffee das richtige Getränk ist? Ich glaube lieber ne Buddel voll Rum. Worüber würden Sie gerne einen Film drehen? Über alltägliche Fettnäpfchen, in die man tritt und sich dabei im Nachhinein krummlacht. Lachen ist bekanntlich gesund und macht den Kopf für neue Ideen frei. Die MIO findet dieses Jahr vom 28.-30. September statt.


Einladung zur Vernissage Kunstausstellung „Sehnsucht nach dem Schöpferischen“

19. September 2013, 19 Uhr, Hotel Arte Riggenbachstrasse 10, 4600 Olten, weitere Infos unter: www.pallas-gruppe.ch


KULTURSPLITTER

MONATSTIPPS DER MAGAZINE AUS AARAU | BASEL | BERN | LUZERN | ST. GALLEN | VADUZ | WINTERTHUR | WWW.KULTURPOOL.BIZ

Bandproben im Luftschutzbunker, vom Aufstieg des FC St.Pauli und vom Ärger mit der Zensur. Für eine Lesung und ein akustisches Set kommen Slime und Daniel Ryser ins Palace. Daniel Ryser & Slime Mittwoch, 18. September, 21 Uhr, Palace St.Gallen. palace.sg

BERN: MUSIKFESTIVAL Alle zwei Jahre findet in Bern das Musikfestival statt. Während rund zwei Wochen spannen viele Institutionen und Ensembles unter einem gemeinsamen Motto zusammen. 2013 lautet es «Wahnwitz» und präsentiert unter anderem die Uraufführung der Oper «Das kalte Herz». Mitgeschrieben am Libretto hat Lukas Hartmann, die Musik stammt von Tausendsassa Simon Ho (Bild). Ausserdem gibt es Symphonie- und Kammerkonzerte, alte und neue Musik (letztere auch für Jahrmarktorgeln), Performances, Lesungen und

AARAU: BLACKMAGICBULLET

und und.

«Ein musikalisches Waldgegrusel mit Herz & Harz»

Diverse Orte, Bern. Di., 3. bis So., 15.9.

MELS: EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST

steht im Untertitel dieser Bühnenproduktion, die uns

www.musikfestivalbern.ch

Das Alte Kino Mels nimmt sich in seiner neuen

Aarauerinnen und Aarauern das Warten auf das neue

Eigenproduktion dem Roman des US-amerikanischen

Theaterhaus verkürzen wird. In der Alten Reithalle,

Schriftstellers Ken Kesey an. An Aktualität hat das

aus der in einigen Jahren definitiv ein Theater werden

Stück bis heute nichts eingebüsst. Im Gegenteil: Die

soll, geht im September in einer Inszenierung von

gezeigten positiven wie negativen Züge des Menschen

Mark Wetter ein schräges, wildpoetisches Grusel­

machen „Einer flog über das Kuckucksnest“ zu einer

Comico­Theater mit Musik von Tom Waits und C. M.

zeitlosen Charakterstudie. In der Inszenierung von

von Weber ab – mit: Werner Bodinek, Heidi Gautschi,

Romy Forlin kommen auch die humorvollen Elemente Kulturmagazin

Michael Glatthard, Fabian Guggisberg, Marco Käppeli,

nicht zu kurz.

Andrea Kirchhofer, Claude Meier, Fredi Spreng, Diego

Donnerstag, 12. September, 20.15 Uhr,

Valsecchi und Isa Wiss.

Premiere im Alten Kino Mels. Weitere Aufführungen bis

Winterthur

Aarau, Alte Reithalle, Mi 4., Do 5., Sa 7., Mi 11., Fr 13.,

22. September. www.alteskino.ch

Sa 14. September, jeweils 20.00 Uhr

GISWIL: POESIE DER BEWEGUNG

www.spielträume.ch

Es ist in der Schweiz das einzige in seiner Art und es jährt sich bereits zum 12. Mal: Das Internationale Performance Art Festival in der Turbine Giswil. Monika Günther und Ruedi Schill haben 10 Künstler und Künstlerinnen aus dem In- und Ausland eingeladen, ihre Arbeiten vorzustellen. Darunter etwa die Norwegerin Agnes Nedregard: Sie nutzt Performance-Situationen, um kulturelle und persönliche Hintergründe aufzudecken. Oder Kineret Haya Max aus Israel. In ihrer Arbeit geht es um die Spannung zwischen der Notwendigkeit, mit der eine nützliche Tätigkeit ausgeführt werden muss und der Bedeutung einer willkürlichen 12. Internationales Performance Art Festival: SA 14.

WINTERTHURER KLEINKUNSTRALLYE RUNDER TISCH THEATER+

September, 15 Uhr, Turbine Giswil.

Am Wochenende vor dem Tag der Kleinkunst stehen

poetischen Handlung. Performance Art vom Feinsten!

die Kulturhäuser der Stadt wieder in den Startlöchern.

BASEL: STABÜBERGABE

Sie präsentieren dabei einige ihrer Boliden und den

Seit 1995 gibt es das, seit 2003 zweijährlich stattfin-

kleinen Flitzern, die mit viel Charme die Herzen der

dende, ‹FigurenTheaterFestival Basel› - nun reicht

Besucher erobern werden. Wer gleich selbst mitfahren

der Gründer Christian Schuppli (Vagabu) den Stab an

möchte, kann sich an eine der Touren anschliessen

den Figurenkünstler Marius Kob weiter. So werden

und durch die vielseitige Kulturlandschaft kurven. Bo-

auch in Zukunft die ‹Puppen› auf allerlei Nasen

xenstopps sind im Marionettentheater, dem Musikkol-

rumtanzen - und tun es auch heuer wieder mit einem

legium, dem Casinotheater, der Villa Sträuli, der Alten Kaserne, dem Albani, dem Theater Winterthur, dem

farbigen Programm, das Gestern und Heute spielerisch

Kellertheater und dem Theater am Gleis eingeplant.

Teufel kämpft, bis zu Alltagsthemen reicht der Bogen

ST. GALLEN: "SLIME – DEUTSCHLAND MUSS STERBEN"

auf Bühnen, in Ausstellungen und Workshops. Selbst

Slime – das bedeutet dreissig Jahre Punkrock und

1. Tour: 10 Uhr mit Nanny Burri und François Cochard

auf die Strassen treibt's die bunte Schar: geometrische

Revolte. Daniel Ryser, ehemaliger «WOZ»-Reporter

2. Tour: 13:15 Uhr mit Colette Gradwohl & Cornelia

Gestalten, eine ‹Dicke› und sogar ein Krokodil ...

und heute beim «Magazin», hat über die radikale

Königslehner

7. FigurenTheaterFestival Basel: Fr 6.-So 8.9., div. Orte,

Hamburger Band das Buch «Slime – Deutschland muss

3. Tour 16 Uhr mit Annette Rommel & Reina Gehrig

www.figurentheaterfestival.ch

sterben» geschrieben. Darin wird die Geschichte der

Start: Oberer Graben

www.kleinkunstrallye.ch

umstrittenen Band und ihres Umfeldes erzählt: von

www.kleinkunstrallye.ch

verbindet. Vom guten alten Kasper, der gegen Tod und

KOLT September 2013

7. September

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25. – 27. Oktober 2013 Langenthal in der Westhalle www.in-out-design.ch Trendmesse & Verkaufsausstellung


DAS KLEINE JOB-INTERVIEW

„Ich begann als Sanitätssoldat mit Selbstversuchen und habe mir alle Piercings selber gestochen“ David Horvath, 40, arbeitet als Piercer im Oltner Tattoo- und Piercingstudio Stichfreudig. Beim Piercen, sagt Horvath, geht es meist um Ästhetik oder Sexualität – manchmal aber auch um übersinnliche Erfahrungen. Interview von Stephanie Schumacher Foto von Janosch Abel

H

per unterteilt werden. Heute gibt es noch immer besondere Wege Übersinnliches zu erreichen: die Suspension etwa, dem „sich Aufhängen“ an Haken, die an Rücken, Bauch oder Beinen befestigt werden. Menschen, die das praktizieren, sprechen von einem Freiheitsgefühl, von Faszination oder Horizonterweiterung.

err Horvath, was haben Sie für eine Ausbildung absolviert? Ich habe eine Ausbildung zum Chemielaboranten gemacht und mich zum technischen Kaufmann weitergebildet. Und wie sind Sie zum Piercer geworden? Es gab Lebensabschnitte, in welchen ich mich besonders für Piercings interessierte. Ich fragte mich, warum ich mir das nicht selber machen könnte. Als Sanitätssoldat in einem Spital begann ich Selbstversuche an mir zu machen. Ich habe mir alle Piercings selber gestochen. Anschliessend absolvierte ich einen Kurs in London.

Gibt es Körperstellen, die man nicht piercen kann? Die Grenzen werden immer schmaler. Es gibt Intimpiercings bei Männern, die ich nicht mache: Wenn sie Stäbe quer durch die Eichel stechen lassen möchten. Den Schwellkörper zu verletzen kann gefährlich "Es gibt Intimpiercings bei Männern, die ich nicht sein und die Heilungszeit beträgt mache": Piercer David Horvath. Was reizt Sie besonders am Piereins bis zwei Jahre. Ich habe darcen? Mich interessieren die BewegSchmerzen, Heilung und Angst verin keine Erfahrung und es wird selten gründe der Menschen, sich ein Pierbunden ist, der Kunde soll aber gewünscht. cing stechen zu lassen: Manche schlicht die passende Dienstleistung schauen es der Kollegin ab, manche erhalten. Zum Schluss: Erzählen Sie mir eifinden es einfach schön und manche ne Anekdote aus Ihrem Berufsalltag. sehen einen besonderen Reiz darin. Es gibt spirituelle Piercings und TätoEine Frau liess sich die Lippen pierwierungen – wie hat sich die Bedeucen. Nach einer Viertelstunde kehrte Steckt auch Masochistisches dahinter? tung in der westlichen Welt veränsie mit ihrem Partner zurück, welcher Es gibt sicher auch solche, die masodert? Ötzi hatte Tätowierungen mit sich kaum noch halten konnte vor Lachistisch veranlagt sind. Es hat aber spirituellem Charakter. Auf dem ganchen. Das Piercing gefiel ihr nicht. Ich auch mit Schönheit und Sexualität zu zen Planeten begegnet man Rituaversuchte sie zu überzeugen, dass sie tun. Das ist individuell. len der Spiritualität und Ästhetik, wie eine Nacht darüber schlafen solle. Sie die Lippenteller beispielsweise. Solwollte nicht. Später kam sie wieder Stört es Sie nicht, den Menschen che Bräuche können in Mutproben, vorbei, allerdings für eine TätowieSchmerzen zu zu fügen? Es geht mir Spiritualität oder das vertiefte Auseirung - das hat sie sich dann hoffentprimär ums Produkt, das zwar mit nandersetzen mit dem eigenen Körlich genauer überlegt (lacht).

FASHION TIME BEI BERNHEIM Fashion-Night mit Fashion-Show in Olten Donnerstag, 19. September 2013, 20 Uhr Modeschau in der Schlosserei Genussfabrik. Ticketverkauf in allen vier Bernheim-Filialen. Fr. 30.- Eintritt. Davon sind Fr. 20.- als Gutschein* in allen vier Bernheim-Filialen einlösbar. * Gültig bis 31.10.2013.

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OLTEN über die Welt Das Ausland nimmt die Schweiz derzeit wieder verstärkt als rassistische Nation wahr – Sie auch? Sonja Engetschwiler, 21, Boningen Nein, überhaupt nicht! Auch mein Freundeskreis sowie meine Familie sind durchmischt mit Leuten mit verschiedensten Hautfarben. Meine Cousine kommt beispielsweise aus Äthiopien – ihr Temperament bringt Schwung in unsere Familie! Es wäre doch langweilig, wenn alle gleich wären. Vera Oetiker, 37, Olten Nach Jahren im Ausland spürt man hie und da leichten Rassismus in der Schweiz – den man aber auch genau so in anderen Ländern feststellen kann. Ich denke, dass in den letzten Tagen die Geschichte mit Oprah dazu beigetragen hat, ob hier nun ein rassistisches Verhalten vorlag oder nicht. Ich nehme die Schweiz nicht mehr oder weniger als rassistische Nation wahr als vorher. Irene Schneeberger, 47, Dulliken In meinem Umfeld stelle ich keine rassistische Tendenzen fest. Auch was die Grundstimmung im Land anbelangt, finde ich nicht, dass sich da in den letzten zehn Jahren gross etwas verändert hat. Ich selber bin für Toleranz, man darf die Situation aber auch nicht verharmlosen. So viele Nationen auf so kleinem Platz – das ist eine Herausforderung.


VON LINKS BIS RECHTS

Die Schweiz stimmt am 22. September über die Volksinitiative "Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht" ab. Unterstützen Sie die Vorlage? Oder wie könnte das Modell der Zukunft für den Bevölkerungsschutz in der Schweiz aussehen?

BRIGITTE KISSLING FELIX WETTSTEIN

Gemeinde- und Kantonsrat Grüne Olten Es ist nach Ansicht der Mehrheit der Grünen an der Zeit und vernünftig, auf die Wehrpflicht zu verzichten. Der Bestand der Armee ist – mit gutem Grund – deutlich verkleinert worden und wird noch kleiner werden, und darum kann die Wehrpflicht gar nicht mehr eingelöst werden: Viele junge Menschen

können nicht aufgenommen werden. Trotz „Pflicht“ leistet heute eine Mehrheit überhaupt keinen Militärdienst. Wenn wir die scheinbare Wehrpflicht aufrecht erhalten, dann halten wir an mehreren Ungerechtigkeiten fest. Zum einen an der Ungerechtigkeit zwischen Stadt und Land: In den Städten ist der Anteil jener, die „wegkommen“ deutlich höher als auf dem Land. Zum zweiten zwischen den Bildungsschichten: Höher Gebildete schaffen es viel einfacher, vom Dienst befreit zu werden. Drittens die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. Wenn der Armeedienst freiwillig ist, schafft es ein gutes Anreizsystem besser als heute, die fähigen Leute für die richtigen Aufgaben zu finden.

Was hat die Frage mit Olten zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts. Auf den zweiten Blick liegt eine Chance darin, dass mit der Initiative der freiwillige Zivildienst in der Verfassung verankert wird und damit eine Aufwertung erfährt. Auch das ist zwar

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SIMON HALLER

Präsidentin SP Olten

Gemeinderat Grünliberale Olten

Am kommenden Abstimmungswochenende wird das Volk über die Wehrpflicht abstimmen. Die SP Schweiz unterstützt die Initiative „Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht“. Armee und Zivildienst sollen zukünftig als freiwillige Dienste bestehen bleiben und weiterhin nach dem Milizprinzip organisiert sein. Im Verhältnis zu Bevölkerungszahl verfügt die Schweiz im Vergleich zu den umliegenden europäischen Staaten eine der grössten Armeen. In

Ich leistete Zivildienst. 390 Tage, kurze und lange, inspirierende und langweilige, richtig anstrengende und in erster Linie amüsante Tage als „Zivi“. Ich arbeitete dabei für Blauring und Jungwacht, für eine Bergbauernfamilie mit zwei behinderten Mädchen, auf der Fachstelle für Lärmschutz oder in einem eher zweifelhaften Heim für Menschen mit psychosozialen Problemen auf dem Hauenstein.

den vergangenen Jahrzehnten beschlossen immer mehr Länder die Wehrpflicht aufzuheben. Es erstaunt, dass gerade die kleine Schweiz sich seit Jahren dagegen wehrt, der freiwilligen Wehrpflicht zuzustimmen. Viele Staaten haben ihre Armeen erfolgreich nach dem Prinzip der Freiwilligenmiliz organisiert. Alle üben einen zivilen Beruf aus; wer will und geeignet ist, lässt sich zusätzlich und gegen entsprechen Entlöhnung militärisch ausbilden und leistet bei Bedarf Dienst. Dieses Armeemodell knüpft an die Tradition der alten Miliz an und entspricht den Bedürfnissen einer modernen, demokratischen Gesellschaft. Eine kleine, moderne und umgebaute Armee kann viel effektiver auf neue Bedrohungslagen reagieren. Auch in der Schweiz dürfen Tradition und Folklore nicht mehr Gewicht haben als die militär-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Überlegungen. Ausserdem lässt sich die

Im Rückblick habe ich durch den Zivildienst kleine Welten kennengelernt, die mir sonst unbekannt geblieben wären. Ich erachte es als Privileg in der Schweiz zu leben. Privilegien sind mit Verpflichtungen verbunden, ein Dienst an der Allgemeinheit - in welcher Form auch immer - ist eine Möglichkeit, zu zeigen, dass vieles, was wir als selbstverständlich erachten, das Produkt eines funktionierenden Staats- und Gemeinwesens ist. Dieses beruht letztlich auf dem Einsatz von vielen einzelnen Menschen. Heute besteht eine Art Wahlfreiheit zwischen drei Optionen. Militär- oder Zivildienst (dieser dauert anderthalb Mal so lange wie der Militärdienst) und einem dritten Weg der Untauglichkeit. Wer in der heutigen Zeit keinen Militär- oder Zivildienst leisten will, wird einen Weg finden, um sich um diesen drücken zu können. Diese Realität ist ungerecht.

Wehrpflicht nur rechtfertigen, wenn es darum geht, höchste Gefahr abzuwenden. Dies ist heute nicht der Fall. Zudem zeichnet sich die Schweiz als Land aus, welches den Weg des Dialogs vorzieht und sich klar gegen Gewalt zur Konfliktbewältigung stellt. In diesem

Die Aufhebung der Wehrpflicht wäre falsch. Es ist richtig, dass junge Schweizer einen Dienst für die Allgemeinheit zu leisten haben. Die vielen „Untauglichen“ sind dabei ein Ärgernis und machen die Dienstpflicht zu einer Farce. Eine echte Wahlfreiheit zwischen

Zusammenhang lässt sich konsequenterweise die Armee nur rechtfertigen, indem sie ihr Gewicht auf die Schutzhoheit über das Staatsgebiet durch die Luftwaffe und die Friedensförderung im internationalen Rahmen konzentriert. Die dazu notwendigen Mittel müssten überprüft und angepasst werden.

nicht regionsspezifisch. Aber immerhin haben wir in Olten mehrere Geschäftsstellen von NonprofitOrganisationen, die zum Teil bereits heute Einsatzmöglichkeiten für Zivildienstleistende bieten. Hier gibt es Ausbaupotenzial. Wer verfolgt, mit welchen Begründungen an der Schein-Wehrpflicht festgehalten werden soll, stellt fest, dass meistens Aufgaben genannt werden, welche ohne Waffen besser gemeistert werden können: Unterstützung bei Grossanlässen, Katastrophenschutz, Umwelteinsätze usw. Hier kann Olten allein schon dank seiner Lage einiges beitragen.

In obenerwähntem Sinne drängt sich ein „Ja gegen die Wehrpflicht“ auf.

dem Militärdienst und einem zivilen Ersatzdienst ist erstrebenswert. Dieser sollte auch auf die jungen Frauen ausgeweitet werden. Die Idee, dass Kinder gebären und grosszuziehen eine Art weiblicher Dienst für die Allgemeinheit darstellet, ist veraltet. Es ist deshalb an der Zeit, den allgemeinen „Wehrund Staatsdienst“ einzuführen. Für Männer und Frauen, für Schweizer und Ausländer.

felix.wettstein@bluewin.ch

brigitte.kissling@spolten.ch

simonhaller@gmx.ch

September 2013 KOLT


MARKUS SPIELMANN

CHRISTIAN WERNER

Die FDP Olten lehnt die Volksinitiative zur Aufhebung der Wehrpflicht ab.

Die Initiative der GSoA will die Wehrpflicht abschaffen und unsere heutige Milizarmee durch eine “Freiwilligenmiliz“ ersetzen. Eine Armee von Freiwilligen? Eine gefährliche und naive Illusion, wäre doch deren Bestand davon abhängig, wie viele Freiwillige – beispielsweise im Katastrophenfall – genügend „Lust aufs Einrücken“ verspürten.

Mitglied FDP Olten

WOLFGANG VON ARX Co-Präsident CVP Olten

Abschaffen, nein danke! Was sich in den letzten 150 Jahren bewährt hat, muss nicht unbedingt auch für die Zukunft tauglich sein. Doch die vorgeschlagene freiwillige

Milizarmee ist keine taugliche Alternative. Gerade die hohe Flexibilität der allgemeinen Wehrpflicht ist ihre Stärke. Dass weniger als 50% der Pflichtigen diese als „Soldaten“ erfüllen ist heute akzeptiert und trägt der entspannten Lage in Europa Rechnung. Die anderen 50% leisten einen ebenso wichtigen Beitrag im Dienste des Landes. Durch die Abschaffung der Wehrpflicht würde nämlich auch die Schutzdienstpflicht (Zivilschutz) wegfallen. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht ist daher auch der gesetzlich geregelte Schutz der Bevölkerung in Notlagen und Katastrophen durch die Armee und den Zivilschutz nicht mehr gewährleistet.

Armee und Zivilschutz sind heute ausgebildet, vorbereitet und gesetzlich verpflichtet, jederzeit der Bevölkerung Hilfe zu leisten. Der Begriff Wehrpflicht ist daher eigentlich unkorrekt und aus heutiger Sicht kaum mehr zu verstehen. Hier wäre eine Anpassung nötig. Daher: Abschaffung allgemeine Wehrpflicht nein – Reorganisation und Verbesserung ja.

tolvaw00@bluewin.ch

KOLT September 2013

Die GSoA hat die Volksinitiative lanciert und wirbt mit dem Slogan „Nicht alle haben Zeit, Krieg zu spielen“ für ihr Anliegen. Damit zeigt die Initiantin, wie wenig ernst sie unsere Sicherheit nimmt und macht sich lustig darüber. Die Schweiz ist ein Erfolgsmodell. Unsere Stärke und Unabhängigkeit basieren auf einem stabilen politischen System und auf Sicherheit. Das erfolgreiche Staatswesen

gründet in einem Geben und Nehmen der Bürger. Die Wehrpflicht ist einer der Beiträge des Bürgers an unsere Sicherheit. Dieser Beitrag ist - angesichts der Vorteile - nicht zu hoch. Die allgemeine Wehrpflicht garantiert, dass die Armee unsere Sicherheit weiter gewährleisten kann. Die Initiative und die Initianten verfolgen als eigentliches Ziel die Abschaffung der Armee. Braucht es diese überhaupt noch? Wir meinen ja! In der sicheren Nachkriegszeit geboren und/oder aufgewachsen nehmen wir unsere Sicherheit als gegeben hin. Auch wenn nicht gerade ein Krieg droht, so ist die Sicherheit doch ein Gut, welches sorgfältig zu bewahren ist. Die Welt ist nicht sicherer geworden, wie wir täglich in den Nachrichten sehen. Im Gegenteil: die Bedrohungen haben sich verändert, sind aber nicht kleiner geworden. Um den aktuellen Bedrohungen entgegen zu treten ist die Armee die Organisation mit den besten Mitteln. Nur weil ich gerade keinen Schaden habe, kündige ich auch nicht meine Versicherungspolicen. Zu guter Letzt

Gemeinderat SVP Olten

Befragungen zeigen, dass mit diesem Modell wohl nicht einmal ein Zehntel des Bedarfs an Soldaten gedeckt werden könnte. Folglich wäre eine “Freiwilligenmiliz“ auch nicht in der Lage, die geforderten Leistungen zu erbringen. Auch in einer Berufsarmee würden sich die nötigen Soldaten kaum in genügender Anzahl und Qualität finden lassen, leben wir doch in einem kleinen Land mit tiefer Arbeitslosenquote, gutem Bildungsniveau und ausgetrocknetem Arbeitsmarkt. Deshalb ist zu befürchten, dass sich v.a. Rambos, Abenteurer und Personen mit fehlender Zukunftsperspektive auf dem zivilen Arbeitsmarkt melden würden. Wollen wir das?

Unser ganzes Staatssystem beruht auf der Vorstellung, dass Rechte auch mit Pflichten verbunden sind. Der einzelne Bürger soll nicht nur staatliche Leistungen konsumieren, sondern sich auch persönlich für das Gemeinwohl engagieren. Dieses Staatsverständnis prägt unser Land. Insofern kommt der

warum an einem an sich tauglichen Modell immer gebastelt werden muss..

Wehrpflicht, verbunden mit dem Milizsystem, eine hohe Bedeutung zu: Der Schutz des Landes wird zur Aufgabe aller Schweizer Bürger erklärt. Der Einzelne hat während einer gewissen Zeit der Allgemeinheit zu dienen. Dieses Modell ist effizient und kostengünstig. Es stellt sicher, dass zivile Kenntnisse und Sozialkompetenz in der Armee optimal genutzt werden können. Und es verhindert, dass die Armee zu einer eigenen Macht im Staat wird, wie dies in vielen anderen Ländern der Fall ist. Deshalb gilt es, zu unserer Milizarmee Sorge zu tragen.

markus@markusspielmann.ch

werner-christian@gmx.ch

garantiert die allgemeine Wehrpflicht eine demokratische Kontrolle der Armee, weil sie ein Spiegelbild der Bevölkerung ist. Die Initiative der GSoA ist aus diesen Gründen wuchtig zu verwerfen. Es ist nicht einsehbar,

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IM EXIL

Wer im Ausland lebt oder seine Ferien jenseits der Grenze verbringt, ist herzlich eingeladen, uns einen Beitrag für diese Rubrik zu schicken: 1 Bild und max. 1000 Zeichen Text an redaktion@kolt.ch.

Lass dich vom Wissen nicht lähmen, dass woanders die Sonne besser scheint Menschen aus der Region berichten aus der Welt – diesmal unter anderem über spanische Lebensfreude im Nieselregen, brasilianische Korruption im Fischerdorf und furzende Pferde in der kanadischen Prärie.

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CABO ORTEGAL, GALIZIEN, SPANIEN

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as Ende Europas – eigentlich habe ich mir ja kollabierende EU-Rettungsschirme, totgesparte Wirtschaften, stagnierendes Wachstum und arbeitslose Jugendliche darunter vorgestellt, oder ein geknicktes intellektuelles Selbstverständnis innerhalb der modernen, ja humanistischen Wiege der Menschheit: Freiheit, Denken, Gleichheit und so. Stattdessen pfeifft mir nur der sprichwörtlich kalte Wind um die Ohren, feuchter Nebel kriecht mir in die Haare und ich kann genüsslich gegen den Wind anschreien. Wir befinden uns mitten in einer kalten Wolkendecke, die drohend wie ein angriffbereites Heer den nord-westlichsten Spitz des europäischen Kontinents belauert. Schroffe Klippen, gefährliche

Tiefen, etwas kaltes Wasser und eingeschränkte Sicht, das beunruhigt mich weit weniger, als was auf dem Kontinenten hinter uns passiert. Immerhin verspricht der Name des nächsten Kaffs Zuneigung oder Liebe – Cariño. Die Leute dort strömen an den Strand und geniessen den Tag, obwohl es aus dem Nebel nieselt und keine zwei Kilometer weiter weg beinahe doppelt so oft die Sonne scheint… Vielleicht ist diese Einstellung aus der regenreichsten Ecke Spaniens genau die Richtige: Lass dich vom Wissen nicht lähmen, dass woanders die Sonne besser scheint. Die Journalistin Katja Zellweger, 26, ist kürzlich von ihrem Erasmus-Semester in Spanien zurückgekehrt. Foto: www.sandrofiechter.ch

WERBUNG IST KEINE KUNST – KUNSTVOLL WERBEN ABER SCHON. C R É AT I V E - AT E L I E R S A L Z M A N N . W E R B E A G E N T U R . P R I N T D E S I G N , D I G I TA L P U B L I S H I N G , W E B D E S I G N .

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Créative-Atelier Salzmann GmbH

Leberngasse 21, 4600 Olten

Telefon 062 285 50 80

www.creative-atelier.ch

März 2012 KOLT


IM EXIL FARO, YUKON TERRITORY, KANADA

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„S

hit, we’ve lost the horses!“ Soeben sahen wir sie noch, die beiden Norweger und das Andere. Zugegeben, so weit weg waren sie noch nie seit wir die Verantwortung für die Lynx Track Farm übernommen haben. Normalerweise kreuzen Abby, Stormy und Pixie im Verlaufe des Abends vor dem Blockhaus auf. Das Zeichen, dass sie reif für den Stall sind. Nun ist bald Mitternacht. Die Hunde schlafen, ausser Curly, unser persönlicher Beschützer. Ihn nehmen wir mit, ebenso den Bärenspray, setzen uns auf den ATV und tuckern los. Hinein in die übers Feld tanzenden Nebelschwaden. Beinahe taghell. Noch beginnt die Dämmerung bevor sie endet. Plus Voll-

mond. Wo sind sie? Wir wenden, überlegen, wo wir noch suchen könnten. Und was wir danach tun. Da tauchen sie unverhofft aus dem Nebel auf. Wusste gar nicht, dass die Wiese da einen weiteren Morgen in den Osten reicht. Haben sie sich verirrt? Folgten sie unserem Rufen aus dem Nebel? Spürbare Erleichterung beiderseits. Die drei Ausreisser lassen sich ohne übliche Mätzchen zurückführen. Und furzen noch einmal lautstark in die Nacht hinaus. Fazit? No idea. Bestimmt aber sind wir eine Sorge los und um ein kleines Abenteuer reicher. Gute Nacht. Daniela Hurni & Rhaban Straumann stammen aus Olten und leben für drei Monate in Kanada.

JERICOACARA, BRASILIEN

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n Jericoacara sind die Sonnenuntergänge besonders schön. Doch auch ein schöner Sonnenuntergang schützt nicht vor Korruption – ein kaum zu bewältigendes Problem in einem der an natürlichen Ressourcen reichsten Länder der Erde. Die Korruption, die den ganzen Staatsapparat unterwandert und der brasilianischen Bevölkerung eine bessere Infrastruktur vorenthält. Vom Stranddorf Jericoacara, einem der weltweit besten Windsurfspots, nahm ich ein Taxi, um an den Flughafen von Fortaleza zu gelangen. Dies ist die 300 Kilometer entfernte Hauptstadt des im Nordosten gelegenen Teilstaates Ceará. Das beschauliche ehemalige Fischerdorf „Jeri“, nur über eine 20 Kilometer lange Sandpiste erreichbar, gehört zur Gemeinde Jijoca, ein Ort mit 17'000 Einwohnern. Mein Chauffeur Pedro erzählte mir eine haarsträubende Begeben-

heit über die Korruption der lokalen Politiker. Der frühere Präfekt hortete in seiner vierjährigen Amtszeit satte dreissig Millionen brasilianischer Reais, was mehr als zwölf Millionen Schweizer Franken entspricht. Die Vorgehensweise bei der Abzweigung von Staatsgeldern ist landesweit dieselbe: vom Bundes- oder Regionalparlament gesprochene Gelder wandern durch die verschiedenen Instanzen und jeder beteiligte Beamte zweigt eine 10-prozentige Kommission für seine eigenen Bedürfnisse ab.

lässt. So tat dies auch der genannte Bürgermeister, Araújo Marques, bis die einträgliche Einnahmequelle von einem findigen Journalisten aufgedeckt wurde. Zahlreiche Dokumente, Aktennotizen, Briefe, Bankbelege und Zeugenaussagen wurden in der Presse publiziert und als Beweise der Anklage dem Gericht vorgelegt.

Von den ursprünglichen Beträgen steht dann meist nur noch die Hälfte zur Realisierung der Projekte wie Schulen, Spitäler oder den Strassenbau zur Verfügung. Am meisten heimst die letzte amtliche Würdeperson ein, da sie die Aufträge an die ausführenden Firmen vergibt und die tatsächlichen Kosten um den gewünschten Betrag überfakturieren

Dank seiner erkauften Freundschaften mit den Richtern und Staatsanwälten kam es zu einem niemanden überraschenden milden Urteil: Marques wurde zu fünfzehn Tagen Gefängnis und zur Rückzahlung von einigen hundert Reais verurteilt. Seither lebt er weiterhin unbehelligt auf seinem Anwesen und geniesst seinen

Reichtum. (Alle Angaben wurden geprüft und entsprechen den Tatsachen.) Markus Keller, 45, stammt aus Olten, lebt in La Croix s/Lutry bei Lausanne und bereist oft Brasilien.

Feinste Kaliber von NOMOS Glashütte.


TITEL Vincenzo Cosentino Anatol Wyss

Thomas Droll

Andrea Nottaris

Adelheid Hanselmann

Urs Borner Andrea Nottaris_2013_fliegende Tage_120 x 100 cm_mixed media on canvas

Christoph Aerni

Jörg Binz

Marcel Peltier

Jacquy Neukomm

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September 2013 KOLT


Christof Schelbert

Patrizia Maag

Ursula Meier

Roland Nyffeler

AM PULS DER KUNST

Sam Graf

Jede Stadt braucht ihre Künstlerinnen und Künstler – auch die Kleinstadt. Geht es der Kunst schlecht, sollte sich die Stadt als Ganzes hintersinnen. Das verhält sich ähnlich wie mit der Gesundheit der Bienen, als Gradmesser für den Zustand des Ökosystems. Deshalb ist es vernünftig, hin und wieder nachzufragen: Wie steht es eigentlich um die Oltner Kunstszene? Fotos von Remo Buess Fotoassistenz Christian Salzmann

Cecile Weibel

Thomas Schaub

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TITEL

„Wir sind nicht so abhängig von Besucherzahlen“ Vor gut einem Jahr hat Dorothee Messmer die Direktion des Kunstmuseums Olten übernommen. Die Ostschweizerin, die zuvor als Kuratorin am Kunstmuseum Thurgau tätig war, zieht im KOLT-Gespräch eine erste Bilanz, spricht über die Vorteile einer vergleichsweise kleinen Kunstinstitution – aber auch von „untragbaren“ Zuständen. Text und Interview von Andreas Ruf Foto von Remo Buess

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orothee Messmer, wieso wollten Sie den Job am Kunstmuseum Olten vor einem Jahr? Einerseits reizt mich das Neue immer. Andererseits hat das Oltner Kunstmuseum eine wunderbare Sammlung. Eine, die nicht mit grossen Namen punktet, sondern mit guten Bildern. Wie lief ihr erstes Jahr? Ich bin extrem glücklich darüber, was ich hier, gemeinsam mit Katja Herlach, schon erleben durfte. Wir haben im Bereich der Vermittlung grossen Zuwachs. Viele Schulklassen, aber auch mehr Erwachsene waren bei uns. Wir bekommen gutes Feedback bezüglich unseren Ausstellungen, auch von denjenigen, die ausserhalb des Hauses stattfanden. Der Rückhalt in der Bevölkerung hat sich verbreitert. Auch bei der Eröffnung der Kirchgasse haben wir viel Zuspruch erhalten. Besucher kommen aus Olten, aber auch aus der übrigen Schweiz und aus dem angrenzenden Ausland. Das freut mich. Eines meiner Anliegen ist nämlich auch, dass das Haus über die Region hinaus Ausstrahlung gewinnt. Wie steht es um die Besucherzahlen im letzten Jahr? Wir konnten die Besucherzahlen bereits um 20 % erhöhen. Von 5600 auf knapp 7000. Und dieses Jahr sieht es wiederum sehr gut aus. Nervt Sie nicht manchmal diese Fixiertheit auf Besucherzahlen? Nein. Es ist verständlich, dass man Qualität

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da misst, wo das am einfachsten geht. Und das sind nun mal die Besucherzahlen. Wichtig ist aber eben auch die Resonanz in der Presse und beim Publikum, auch bei jenen, die über unsere Ausstellungen reden, auch wenn sie sie nicht selbst erleben. Und Sie sind nie frustriert, so viel Arbeit zu investieren für eine doch eher bescheidene Besucherzahl? Nein, das frustriert mich nicht. Wir sind ja auf gutem Weg. Und mir ist bewusst, wie schwierig es ist, Kunst an die Menschen heranzutragen. Frustrieren würde mich, wenn wir zwei, drei Jahre hintereinander sinkende Besucherzahlen hätten. Dann müssten wir uns schon hinterfragen und überlegen, was da los ist. Woran messen Sie persönlich die Qualität? Mir als Kuratorin ist wichtig, dass ich hinter den Ausstellungen stehen kann, selber Freude habe an den Projekten, die wir machen. Gibt es zu viele Kunstinstitutionen in der Schweiz? Es ist so, dass sich das Schweizer Kunst-System in den letzten zwanzig Jahren massiv verändert hat. Wir hatten vorher in der Schweiz nur einen Bruchteil der Kunsthäuser, die wir heute haben. Unsere Konkurrenz ist riesig, man denke an das Aargauer Kunsthaus oder die Institutionen in Solothurn, Basel, Langenthal, Baden oder Grenchen. Da ist es wichtig, dass wir zusammenarbeiten und am gleichen Strick ziehen. Wer aber die finanziellen Hintergründe der grossen Häuser in Aarau, Basel oder Zürich kennt, weiss: Da können

wir nicht mithalten. Und dennoch decken wir ein ganz wichtiges Segment ab mit unserem Haus. Welches denn? Wir sind viel flexibler als die grossen Häuser. Das KMO ist etwa nicht so abhängig von Besucherzahlen wie das Kunsthaus Zürich. Da wird alles oder zumindest vieles nur auf die grossen Besucherströme ausgerichtet. Wenn die Touristen ausbleiben, dann tut‘s denen wirklich weh. Wir hingegen können besser experimentieren, kurzfristiger planen und so auf gute Ideen eingehen, die von aussen an uns herangetragen werden. Die Künstler, die bei uns aufbauen, schwärmen immer, weil sie hier einen Hintergrund finden, der bei vielen grossen Häusern abgeht, weil da die Hierarchien so starr sind. Bei uns machen alle alles. Seit Jahren, ja seit Jahrzehnten streiten sich die Oltner um ein neues Kunstmuseum… (lacht) Ja, Diese Frage diskutiert man tatsächlich schon seit zehn Jahren. Wenn ich das aber jemandem von hier so sage, lächelt der nur und sagt: darüber redet man schon seit zwanzig Jahren! Warum geht’s nicht vorwärts? In der jetzigen finanziellen Situation ist es schwierig. Dieses Jahr hätte eigentlich der Wettbewerb ausgeschrieben werden sollen. Der wurde jetzt aber

nochmal um ein Jahr verschoben. Die Gründe kennen wir: Die sinkenden Steuereinnahmen bei den juristischen Personen. Sie führen zu grossen Sparübungen. Das ist aber nicht der einzige Grund. Stimmt. Die Lage des Hauses an der Kirchgasse schliesst eine Vielzahl von Interessensgruppen ein. Einerseits das Gewerbe, welches das Haus gerne wieder in seiner ursprünglichen Funktion als Verkaufsgeschäft sähe. Dann ist da hinter dem Haus der Munzingerplatz, der Lieblingsparkplatz der Oltnerinnen und Oltner, den man nicht beschnitten haben möchte. Und was macht die Politik? Bei jeder Legislaturperiode beginnt die Diskussion ein Stück weit eben wieder von vorne. Das ist ein ewig sich drehendes Rad. Trotzdem bin ich guten Mutes. Was ist denn nicht gut am jetzigen Haus? Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten wurde nicht mehr genug investiert. Die Depotsituation ist untragbar. Die Ausstellungsräume sind

September 2013 KOLT


AM PULS DER KUNST

die anderen beiden Museen. Wir wünschten uns einen Raum für Kunstvermittlung, anständige Büros für unsere MitarbeiterInnen, eine Bibliothek. Wir würden auch gerne einen kleinen Shop einrichten, wo man Kunstbücher kaufen, sich auch mal hinsetzen und einen Kaffee trinken könnte. Es fehlt also an allen Ecken und Enden. Ja, das Kunstmuseum Olten ist wirklich auf einem Level, wo man sagen muss: So, jetzt muss wirklich dringend etwas geschehen! Was bringt Olten ein Kunstmuseum? Für Olten ist "Wir decken ein wichtiges Segment ab": Dorothee Messmer. das Kunstmuseum eine Riesenchance. Es ist überall nicht klimatisiert. Im Sommer ist es das gleiche: Wenn man in einer kleifür das Publikum vor Hitze kaum neren Stadt wohnt, hat man oft das auszuhalten, im Winter zu kalt. DiGefühl, anderswo sei es besser. Man es ist auch für die Kunstwerke schädvergleicht sich immer mit dem Grölich. Es gibt keinen Lift im Haus, wer sseren. Und ich denke, da sind alle nicht gut zu Fuss ist, gelangt nicht in drei Museen, das Naturmuseum, das die oberen Etagen. Die Beleuchtung Historische Museum und unseres für ist heillos veraltet. Die Liste liesse die Identität der Oltner Bevölkerung sich noch erweitern. Das ist sehr besehr wichtig. Wir bringen aber auch dauerlich. Denn wir haben eine hochmit dem Kunst- und Architekturpukarätige Sammlung im Haus, und die blikum sehr viele Besucher von aushat es verdient, adäquat gelagert zu wärts nach Olten, die einen Ort wie werden. Das sind kulturelle Güter, die diesen schätzen und jeweils ganz annicht nur für Olten und die Region, getan sind von der Altstadt. Hier kann sondern für die gesamte Schweiz von unser Haus einen wichtigen Beitrag grossem Wert sind. leisten. Es geht nur noch darum, das den Leuten klarzumachen. Und geraWas würde, abgesehen davon, ein de mit Kultur und im speziellen mit Neubau an EntwicklungsmöglichkeiKunst gegen innen und gegen aussen ten bringen? Wir könnten Ausstelzu strahlen, kommt in einer Stadt wie lungen parallel zeigen, das heisst, Olten gut an. wir müssten nicht jeweils drei Wochen schliessen, wenn wir umbauen Wieviel Olten brauchts im Oltner – wir können die Besucher ja nicht Kunstmuseum? Ich finde, es braucht über die Kunstwerke laufen lassen. sehr viel Olten hier. Die Frage ist nur: Die Sammlung und die Werke Martin Was ist Olten? Distelis würden genug Platz erhalten. Wir hätten endlich genügend RaumWas ist es denn? Zu Olten gehört für höhe, um Skulpturen zu zeigen, einen mich klar auch Martin Disteli. Aber Saal für Veranstaltungen, auch für Olten ist für mich ebenso, wenn

KOLT September 2013

im KMO die Oltner Stadtgespräche stattfinden, Debatten über Utopien geführt werden, wenn im Zusammenhang mit der aktuellen BabelAusstellung über Türme in Olten diskutiert wird, wenn ein Kind eine Zeichnung malt zu einem Bild, das bei uns in der Ausstellung hängt: Das alles ist für mich Olten. Dann aber auch Werke, die für mich einen expliziten Zusammenhang mit Olten haben. Diesbezüglich habe ich noch einiges vor in der nächsten Zeit. Gibt es aus Ihrer Sicht genug lokale Künstler? Ja, die gibt es. Und ich weiss, ich habe bisher noch wenig mit Kunstschaffenden aus der Region gemacht. In dieser Hinsicht habe ich in den kommenden Jahren noch zu tun. Ich treffe immer wieder auf Werke, die ich sehr spannend finde. Es gibt aber auch Künstler im Kanton Solothurn, von deren Herkunft ich gar nicht wusste. Da habe ich noch Nachholbedarf. Welche Bedeutung hat der Oltner Künstler Martin Disteli in Ihrem Konzept? Disteli spielt eine ganz wichtige Rolle. Katja Herlach und ich haben uns lange überlegt, wie wir mit diesem für die Oltner Geschichte äusserst wichtigen Nachlass in Zukunft umgehen sollen. Was ist dabei herausgekommen? Wir haben festgestellt: Martin Disteli war sicher schon präsenter in Olten. Es ist wie überall: Was immer um einen herum ist, nimmt man mit der Zeit nicht mehr wahr. Für mich ist die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der Disteli lebte, ein Teil unserer Geschichte, die bisher wenig beachtet wurde. Und Disteli war mit seiner pointiert gesellschaftskritischen Haltung ein sehr moderner Künstler. Nebst dem Werk selbst sehe ich genau hier auch das Potential dieses Nachlasses. Was planen Sie konkret? Wir haben damit angefangen, ihn in einen Dialog mit zeitgenössischen Künstlern zu setzen. Mit San Keller haben wir dafür einen renommierten jungen Künstler gewinnen können. San Keller will Disteli in die Welt hinaus tragen. Dafür reist er in die USA, versucht einen Sammler zu finden, der den gesamten Disteli-Nachlass aus Olten gegen einen Warhol tauscht – einen guten Warhol natürlich! Das ist mir wichtig zu betonen. Nicht gegen irgendeinen.

Sie gäben den Disteli einfach so her? Das ist eben die Frage hinter dem Projekt. „Würden wir, wenn?“ Die Frage ist aber auch, ob ein Sammler seinen Warhol hergeben würde für den Disteli-Nachlass, also für das Werk eines Künstlers, der in den USA völlig unbekannt ist. Was bringt das? Es passiert gedanklich etwas, was sonst nicht möglich wäre. Nicht nur bei mir als Kuratorin, sondern auch beim Publikum. Zentral dabei ist: Was bedeutet Disteli für mich? Wenn Sie mich fragen: „Würden Sie den Disteli tauschen?", dann muss ich mich entscheiden, Haltung beziehen, ich muss die Gründe dafür und dagegen in die Waagschale werfen. Das ist das Entscheidende an diesem Projekt. Eine solche Ausgangslage schafft man nur, indem diese Möglichkeit real wird. Es geht also auch um Wertigkeit von Kunst. Welchen Wert hat ein Warhol, welchen Wert hat ein Disteli, für mich, für das Kunstmuseum und für Olten? Sie spielen also damit, dass einem die eigene Heimat oftmals uninteressant erscheint. Sehen Sie, Disteli ist deshalb so spannend, weil er als Oltner an grossen überregionalen Fragen und politischen Prozessen beteiligt war. Er machte die eigene Heimat zu einem Teil des Weltgeschehens. Er hat Kunst nicht nur im formal-ästhetischen Sinn betrachtet, sondern er hat sie auch für die Stimulation der Gesellschaft genutzt. Und das ist eine sehr moderne Haltung.

JETZT MUSS WIRKLICH DRINGEND ETWAS GESCHEHEN! 21


TITEL

DIE GLORIOSEN JAHRE SIND VORBEI Auch das Kunstschaffen ist dem steten Wandel unterworfen. Das Umfeld einer Kleinstadt wie Olten vermag in einem ökonomisierten Kunstbetrieb nicht im gleichen Masse zu tragen wie gegen Ende des 20. Jahrhunderts, schreibt Christof Schelbert*.

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ine allgemein gültige Aussage zur Situation der Kunstschaffenden, des Kunstschaffens in Olten zu machen wäre vermessen. Zu unterschiedlich stellen sich die Situationen, Voraussetzungen und Bedürfnisse in den verschiedenen Kunstsparten dar. Sicher, Übungsräume oder Ateliers sind immer zu teuer, aber bei uns doch noch günstiger als in den grösseren Zentren, die Unterstützung und Förderung durch die Stadt liegt im Rahmen ihrer Möglichkeiten, das Publikum entspricht unserer Kleinstadt und die zentrale Lage ermöglicht einen einfacheren Austausch als andernorts. Auf meinem Gebiet, der bildenden Kunst, hat sich die Situation in den letzten 25 Jahren stark verändert. Die Gestaltungsmedien und Ausdrucksformen haben sich erweitert und sind anspruchsvoller oder aufwändiger geworden, die Galerien sind in Olten wie in vielen Kleinstädten fast gänzlich verschwunden da sie mit den immer bescheideneren Verkäufen nicht mehr zu halten waren und mit den neu gegründeten Kunsthochschulen in Basel, Bern, Luzern und Zürich zieht es wohl auch viele junge Kunstschaffende aus unserer Region weg. Trotz riesigen Summen die im globalen Kunstmarkt umgesetzt werden, ist in den regionalen Kunstmärkten nur noch wenig zu holen. Die kleinen Kunstsammlerinnen und Kunstsammler sind rar geworden. Die Kleinsammlergeneration stirbt langsam aus und die Interessen der Jüngeren gehen wie es scheint in andere Richtungen. Die grossen Events, die verkaufsträchtigen Stars, die institutionellen Sammler wie Banken und Firmen

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werden immer wichtiger. Dies trifft in der heutigen Welt wohl auch auf andere Kunstsparten zu. Peter Killer, ehemaliger Konservator des Kunstmuseums Olten und Marcel Peltier, ehemaliger Konservator des Naturmuseums Olten beschreiben zusammen mit weiteren Autoren in ihrem Buch unter dem Titel „Olten um 1970: Die gloriosen Jahre“ (herausgegeben vom Kunstverein Olten) einen bemerkenswerten, von Aufbruchstimmung, politischem Engagement und Experimentierfreude geprägten Zeitabschnitt des künstlerischen Schaffens und Lebens in Olten. Verglichen mit diesen Jahren ist es in unserer Stadt trotz seinem breiten Kulturangebot heute weit ruhiger geworden. Die Zeiten haben sich geändert, die 68er-Bewegung schwingt nicht mehr mit, die Unruhen zu Beginn der 80er Jahre haben sich gelegt, alternative Bewegungen sind etabliert, Konsum und Unterhaltung haben zunehmend das Sagen. Der Kunstbetrieb in vielen Sparten wurde weit internationaler, professioneller und aufwändiger in der Ausstattung und damit auch oekonomisierter und vielerlei Zwängen unterworfen. Die Freiräume und das Umfeld die eine Kleinstadt wie Olten bietet, vermögen in diesem Kontext nicht mehr im gleichen Masse zu tragen wie gegen Ende des 20. Jahrhunderts. In einigen Bereichen des Kunstschaffens geht die Post eben nicht mehr in Olten ab, zum Teil nicht einmal in Basel, Zürich oder Genf, sondern in Berlin, London, New York oder Shanghai. Darüber haben wir nicht zu klagen, nur eben festzustellen, dass auch das Kunstschaffen einem steten Wandel unterworfen ist.

Die vielen Gesichter der Kunst Am 6. und 7. September findet auf der Alten Holzbrücke der 43. Oltner Kunstmarkt statt – der Pflichttermin für Kunstschaffende aus der Region schlechthin. Als Vorgeschmack stellen wir hier 17 Künstlerinnen und Künstler aus Olten und Umgebung vor, die die lokale Szene prägen. Wir haben jeder und jedem diese drei Fragen gestellt: 1. Was ist die Aufgabe der Kunst im Jahr 2013? 2. Was ist Ihre Motivation, Ihre Inspirationsquelle? 3. Wie ist der Stellenwert von Kunst in der Region?

*Christof Schelbert, Olten, 57, Bildender Künstler und Gestalter im Nebenberuf, Professor und Institutsleiter an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW

September 2013 KOLT


AM PULS DER KUNST

"...ES IST IMMER BESSER ETWAS ZU TUN, ALS ES NICHT ZU TUN; HAT CHRISTOPH S. GESAGT." Adelheid Hanselmann, Olten, 67, Malerei, Zeichnung, Installation, Objekt, hauptberuflich

Cecile Weibel

Anatol Wyss, Fulenbach, Atelier in Murgenthal, 73, Neuer Realismus, hauptberuflich

Christof Schelbert 1. Die Funktion der Kunst 2013 ist nicht anders als schon immer: mit all ihren Facetten und Ausprägungen, mal unterhaltend, mal kritisch hinterfragend oder den Spiegel vorhaltend. 2. Meine Motivation und Inspirationsquelle ist die tägliche Auseinandersetzung mit der Lebenswelt, mit den unterschiedlichsten Wahrnehmungen und den gestalterischen Fragestellungen. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region Olten ist, im Verhältnis zur Grösse unserer Kleinstadt und den umliegenden Gemeinden, erfreulich hoch, vielfältig aufgestellt, ein gewichtiger Faktor für die Attraktivität unserer Stadt und kann sich auch in vielen Bereichen auf ein breites Interesse stützen. Adelheid Hanselmann 1. Die Aufgabe der Kunst im Jahr 2013 ist es, unbeachtete Phänomene der Umwelt aufzugreifen, sie bildnerisch zu untersuchen und so ins Bewusstsein zu rücken. 2. Meine Motivation und Inspirationsquellen sind: das alltägliche Leben, die Natur, gesellschaftlich-soziale Zustände und Entwicklungen. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region Olten ist ausbaufähig. Anatol Wyss 1. Die Aufgabe der Kunst im Jahr 2013 ist es, wie in Altamira, verschiedene Wahrnehmungen des Alltags zu dokumentieren. 2. Meine Motivation und Inspirationsquellen sind Geschehnisse des Alltags, der Mensch, Landschaften, Architektur. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region Olten ist hoch. Thomas Droll 1. Die Aufgabe der Kunst im Jahr 2013 ist es, keine Aufgabe zu sein, sondern generell etwas, das zum Denken anregt und die Betrachter dazu bewegt, Sachen von einem anderen Blickwinkel zu sehen. 2. Meine Motivation und Inspirationsquellen sind die Menschen, Situationen, Traumbilder und auch andere Künstler. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region Olten ist relativ hoch.

Cecile Weibel, Olten/Trimbach, 29, Bildende Kunst, professionell, aber nicht finanziell

Andrea Nottaris 1. ...die gleiche wie in vorherigen und kommenden Jahren. 2. …das Endergebnis sehen zu wollen. Inspiration finde ich im Alltag. 3. …unterschiedlich.

Thomas Droll, Olten, 46, Malerei, hauptberuflich seit 2001

Andrea Nottaris, Olten, 43, Bildende Kunst, Concept Art, Fotografie, Malerei/Zeichnung, Neue Medien, Installation, hauptberuflich

KOLT September 2013

Cecile Weibel 1. ...es ist immer besser etwas zu tun, als es nicht zu tun; hat Christoph S. gesagt. 2. …alles. 3. …eher secret. 23


TITEL Marcel Peltier, Olten/Wisen, Malerei, Objekte, Konzepte, hauptberuflich

Marcel Peltier 1. Kunst hat die Aufgabe, sich immer wieder zu erneuern, zu entwickeln. Sie muss dauernd hinterfragt werden. 2. Sich kreativ zu äussern, entsteht aus einem Bedürfnis, einem inneren Drang. Inspiration beziehe ich aus meinem nächsten Umfeld. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region ist leider zu gering.

"--- TROTZ ALLER WIDERSTÄNDE SEIN EIGENES DING DURCHZIEHEN." Jörg Binz

Vincenzo Cosentino, Olten, Malerei, nebenberuflich

Sam Graf 1. Die Aufgabe der Kunst im Jahr 2013 ist: Spannung und Auflösung. Kontrast und Gleichheit. 2. Meine Motivation und Inspirationsquelle ist Unbehagen. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region Olten ist eher klein. Vincenzo Cosentino 1. …Freude verbreiten. 2. …ich schaue viele Magazine an, in diesen finde ich immer neue Inspirationsquellen. 3. …finde ich mittelmässig. Thomas Schaub 1. ...wieder verstärkt ein Teil unserer Kultur zu werden, um auch regional wieder mehr Identität zu schaffen. 2. ... unsere Studierenden, mit ihrer Neugierde und der Lust, trotz öfterem Scheitern, die gestalterischen Ziele anzustreben. 3. .... im Moment unterschätzt, weil die nötigen Galerien und Podien für eine angemessene Präsenz fehlen.

Sam Graf, Olten, 28, Installation/Fotografie, hauptberuflich

Jörg Binz 1. Dies muss jeder Künstler selbst herausfinden, nicht nur im Jahr 2013, sondern eigentlich immer. 2. Trotz aller Widerstände sein eigenes Ding durchziehen. 3. Dies in einem Satz zu beurteilen überfordert mich. Patrizia Maag-Barbieri 1. Ich finde es schwierig zu sagen, was die Aufgabe der Kunst ist. Sie soll nichts müssen und alles dürfen. Sie soll eine Aussagefähigkeit haben und viele Möglichkeiten zur Interpretation offen lassen. Oder wie Arthur C. Danto meinte: Sie soll die Kraft der Struktur einer Metapher haben. 2. Die meisten meiner Arbeiten haben einen engen Bezug zu einem bestimmten Ort. Meine Neugier treibt mich an. 3. ... nicht anders als anderswo auf der Welt.

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Thomas Schaub, Kappel, plastischräumliche Gestaltung, Kunst am Bau, Zeichnung, Collage, Drucktechniken, Künstler 50% hauptberuflich oder 50% nebenberuflich?

Jörg Binz, Olten, 70, Bildende Kunst, hauptberuflich

Patrizia Maag-Barbieri, Olten, 49, Installation, Fotografie, Objekte Zeichnung, nebenberuflich

September 2013 KOLT


AM PULS DER KUNST Roland Nyffeler, Olten, in den Zwischenbereichen von Malerei, Objekt, Plastik, Installation, Fotografie, zweitberuflich

Christoph Aerni, 59, figurativ, gegenständlich, hauptberuflich als Kunstmaler und Bildhauer

Roland Nyffeler 1. Die Aufgabe der Kunst im Jahr 2013 ist es, dass sich diese auch im Jahr 2013 nicht pauschal bestimmen lässt. 2. Meine Motivation und Inspirationsquelle ist die Faszination an der unbegreiflichen, unerklärlichen und nicht bekannten Wirklichkeit. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region Olten ist, wie anderswo, abhängig von der Neugier und dem Interesse der Betrachterinnen und Betrachter, sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Christoph Aerni 1. Kunst ist zeitlos, d.h. im Sinne von Johann Wolfgang von Goethe: Sie ist Vermittlerin des Unaussprechlichen. 2. Menschen in ihrer je eigenen Art und Indiviualität. 3. Der Stellenwert von Kunst in der Region Olten ist hoch. Ursula Meier 1. Es ist nicht die Sache des Künstlers, der Kunst eine Aufgabe zuzuteilen. 2. Meine Motivation und Inspirationsquellen ist die Natur in all ihren formalen Erscheinungen. 3. Zu gering für diejenige Kunst, die den einheimischen Kunstvermittlern nicht ins Konzept passt. Urs Borner 1. Dass der Kunstbetrachter vor einem Bild sofort in einen 100-jährigen Tiefschlaf fällt. 2. Wolken, Sekretärinnen, Bahnhöfe. 3. Ist nicht schlechter und nicht besser als in anderen Regionen der Schweiz.

Jacquy (Jacques Philipp) Neukomm, Olten, 69, Zeichnungen, Skulpturen, grafische Kompositionen, hauptberuflich

Ursula Meier, 74, Malerei, hauptberuflich

Urs Borner, Jahrgang 1946, surrealer Expressionismus, hauptberuflich

"--- DASS DER KUNSTBETRACHTER VOR EINEM BILD SOFORT IN EINEN 100-JÄHRIGEN TIEFSCHLAF FÄLLT". KOLT September 2013

Jacquy (Jacques Philipp) Neukomm 1. Die Einstellung zur Kunst ist individuell, persönlich-geformte Handschriften dringen durch das Sichtbare zum Wesentlichen. Ich selbst mag Vielschichtigkeiten,welche ich zu einem Form-Konsens wringe. 2. ..sich in Bewegung befindliche Konstellationen, integrale-, fachdurchdringende Arbeit- und Spielfelder 3. ...könnte noch gesteigert werden, hier und überall. Sie braucht Raum.

Urs Borner

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HÖREN & LESEN IN EINEM ZUG

DIE NaRr-KOLUMNE

Bilder im Kopf von Pedro Lenz Illustration von Petra Bürgisser

Hotel Hussein von Laura Vogt Eine Frau sitzt an einem kleinen Tisch, hinter ihr das Schild Hotel Hussein, vor ihr ein gefüllter Teller. Die Frau isst schnell, schaut um sich. Plötzlich knallt es, Rauch steigt auf, Tränen schiessen ihr in die Augen. Hektik macht sich auf dem Platz breit.

Z

uweilen ist es schwieriger als man glaubt, nach längerer Abwesenheit an einen bekannten Ort zurückzukehren. Der Mensch hat die Tendenz, die Dinge und Personen, die er vermisst, zu idealisieren. Eben hatte ich im Ausland viele Bahnhöfe gesehen und manch eine Bahnfahrt unternommen und dabei immer glauben wollen, keiner dieser Bahnhöfe und keiner dieser Züge könne dem Bahnhof Olten und seinen Zügen das Wasser reichen.

Die Fussgänger verschwinden in den Tränengasschwaden, man hört rhythmische dumpfe Rufe einer Menschenmasse von Weitem. „Chauageya, go inside!“, ruft der Kellner, trägt ihren Teller ins Innere des Restaurants. „Mäfisch muschkila, no problem.“ Ein Mann schreitet durch den Rauch, er drückt sich etwas Weisses auf die Nase, betritt das Restaurant. Aufgeregt spricht er mit dem Kellner, lacht dann, wendet sich der Frau zu und deutet auf sein durchtränktes Taschentuch. „Sprite helps!“ Er zieht eine Petflasche aus der ausgebeulten Hosentasche. Laura Vogt, 1989 in Speicher, AR, geboren, lebt derzeit in Biel und studiert dort das Schreiben. Ihr unbetitelter Text, hier erstmals abgedruckt, ist ein Vorgeschmack auf die NaRrgenda 2014, welche Mitte Oktober erscheint. www.dasnarr.ch

Doch irgendwann kam ich heim, mein Interregio fuhr in Olten ein und alles schien mir ein wenig normaler und ein wenig glanzloser, als ich es in Erinnerung gehabt hatte. Der Bahnhof Olten kann nichts dafür, er ist immer noch so, wie er vor ein paar Wochen war. Die Menschenschlangen sind gleich, die Anschriften sind gleich, die Automaten sind gleich, die Zeitungsboxen sind gleich und die Lautsprecherdurchsagen sowieso. Die leichte Enttäuschung hat zweifellos mit den Bildern zu tun, die ich mir unterwegs gemacht hatte. Offenbar habe ich die Tendenz, vieles schönzudenken und schönzureden, sobald es sich räumlich oder zeitlich von mir entfernt. Vielleicht hat es damit zu tun, dass man sich in der Fremde durch Vergleiche orientiert. Was kostet eine Zeitung? Wieviel macht das in Schweizerfranken? Was kostet eine Fahrkarte? Wie

Pedro Lenz, 48, ist Schriftsteller und lebt in Olten gleich beim Bahnhof. Er ist praktisch täglich im Zug unterwegs.

teuer wäre die Strecke bei uns? Wo kann ich ein Sandwich kaufen? Wo würde ich jetzt im Bahnhof Olten einen Kaffee trinken können? Wäre der Kaffee in Olten nicht besser und die Bedienung nicht flinker und freundlicher? Das sind lauter Fragen, die man sich beim Reisen im Unterbewussten stellt. Gleichzeitig vergisst man, wie viele Reisende zuhause einsteigen, bevor die andern ausgestiegen sind, wie sie die freien Sitzplätze mit Taschen belegen und wie unhöflich manche Landsleute im Zug sein können. Vermutlich geht es nicht nur mir so, dass ich das, was ich gerade nicht haben kann, gedanklich überhöhe. So werden in der Erinnerung die Zugfahrten angenehmer, die heimischen Kioske besser, die vertrauten Zeitungen schlauer, die Oltner Kellnerinnen netter und der Bahnhof erstrahlt in einem Glanz, den er gar nie hatte. Heimkommen ist schlecht für die Bilder im Kopf, weil die Realität der Phantasie oft im Weg steht oder umgekehrt. Das ist ungerecht dem Bahnhof Olten gegenüber. Er ist in Wirklichkeit nicht besser und nicht schlechter als vergleichbare Bahnhöfe in der Fremde. Nur die Erinnerungen waren viel zu rosig. Was soll man dagegen tun? Nicht mehr vergleichen? Nicht mehr träumen? Vielleicht wird es am einfachsten sein, nie mehr länger wegzufahren.

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HÖREN & LESEN

Fribi's Metal News

Ché's Bro Tipps

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BLUES PILLS

Deeno‘s Reviews

Devil Man (Warner/Blast) Frischer Wind in der RetroGemeinde, natürlich wie fast immer aus Schweden, dieses Mal jedoch haben wir eine Front-Lady am Mikro. Durch die Stimme von Elin Larsson klingt diese 60er-,70er-Mucke um einiges frischer als die der männlichen Konkurrenz und erinnert stellenweise an Janis Joplin, auch wenn sie ein wenig klarer daher kommt als das Original. Der sehr blueslastige Sound der Band erinnert an alte Stones- und Zeppelin-Musik, vermischt mit einem Schuss Beatles. Und geht gut runter. Tanzbarer Flower-Power-Blues-Rock, mit viel Liebe zum Detail und einer grossen Zukunft auf dem Retro-Markt.

BLACKFIELD IV (K-Scope) Steven Wilson Former von Porcupine Tree kommt mit seinem dritten Projekt und dem dritten Album auf den Markt und dies kurz nach seiner Solo-Scheibe. Der Workaholic beweist auf ein Neues das er einfach ein Genie ist und auf seinem Gebiet wohl konkurrenzlos – musikalisch bleibt er seiner Linie treu, auch bei Blackfield dominieren der breitflächige Synthie- und Piano-Sound, obwohl das Ganze eingängiger ist als seine Solo-Sachen. Der feine Mix aus Pink Floyd, Beatles und Anathema ist kommerziell gesehen auf die breite Hörermasse zugeschnitten, was aber nicht die Qualität seiner Musik schmälert. Musik zum Träumen, schön und behaglich mit einer samtweichen Stimme, wie man sie von Porcupine Tree her kennt. Das Ganze kommt aber mit weniger progressiven Elementen aus als die anderen Projekte von Mr. Wilson. Als Anspieltipp kann man den Ohrwurm "Pills" wärmstens empfehlen – eines von vielen Highlights des Albums.

KOLT September 2013

VARIOUS ARTISTS

DANA FUCHS Bliss Avenue Diese Stimme gehört zu den grössten, die die Rockmusik in der jüngeren Vergangenheit hervorgebracht hat. Nicht umsonst bekam Dana Fuchs die Titelrolle im Janis-Joplin-Musical "Love" am Broadway. „Bliss Avenue“ ist ein feuriger Cocktail aus Roots- und Southern-Rock, Soul, Blues, Gospel und Country. Live: Salzhaus ZH, 14.9.2013

Psychemagic Presents Magic Sunrise (Leng Records)

GREGORY PORTER Compilations sind ja immer mit Vorsicht zu geniessen, viele davon reihen jeweils einfach Hit an Hit, immer mit dem Ziel, dem Hörer das zu geben, was scheinbar gewünscht wird. Magic Sunrise hingegen ist eher als Mixtape von zwei Vinyl-Verrückten zu sehen, die ihre Lieblingstracks an einem verrauchten Abend auf CD gebrannt haben. Open minded, ohne Scheuklappen und mit einer Menge Gespür für Passendes groovt hier der Afro-Reggae, deeper Jazz-Funk, balearisch angehauchter Prog-Rock oder Folk. Praktisch alles unbekannte, vergessene Vinyl-Perlen, die es unbedingt verdienen, gehört zu werden!

Liquid Spirit Sein mit Spannung erwartetes drittes Album erscheint auf dem renommierten Jazz-Label BlueNote. „Ich betrachte mich selbst definitiv als Jazzsänger, aber ich liebe den Blues, schwarzen Southern-Soul und Gospelmusik nicht weniger”, sagt Porter. Das hört man.

ANDRE KUNZ King of the World Der Oltner Gitarrist Andre Kunz präsentiert auf seinem neuen Album elf Eigenkompositionen, die eine abwechslungsreiche Reise durch verschiedene Musikstile versprechen. Die Handschrift von Kunz, der die CD auch selber produziert hat, bleibt aber immer erkennbar.

RUNAWAY ORCHESTRA Same (Mr.Bongo) Sängerin Sophie Madeleine und das Runaway Orchestra machen gemeinsame Sache und knöpfen sich bekannte und weniger bekannte Musikklassiker vor. Eine zerbrechliche, wunderschöne Stimme und ein Orchester, das Folk spielt. Herangewagt haben sie sich an Songs von The Turtles, Bob Dylan, Cher & Sonny, bis hin zu Pete Doherty. Die zehn Covers wirken unglaublich hypnotisch, auf grosse Effekthascherei wurde verzichtet. Diese Songs zwingen einen in den Liegestuhl und schreien nach Wein und Sternenhimmel.

TOMATITO Soy Flamenco Bereits im Alter von 15 Jahren wurde José Fernández Torres, genannt Tomatito, von der FlamencoLegende Camarón de la Isla entdeckt und gefördert. Früh kam es zur Zusammenarbeit mit Paco de Lucía und heute gilt Tomatito selbst als einer der begnadetesten Gitarristen unserer Zeit.

RICHARD BONA Bonafied Auf Bonafied hebt der in Kamerun geborene Bassist, Sänger und Songwriter musikalische und kulturelle Grenzen auf und stellt zugleich eine wunderbare Balance zwischen modernen Grooves und afrikanischer Melodienseligkeit her.

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HÖREN & LESEN

Mit dem Eilzug durchs Leben Warum das Warten auf den nächsten Anschluss einen auf neue Lebenswege bringen kann – egal, ob am Verkehrsknotenpunkt Olten, in Kathmandu oder in La Paz. Eine Gastkolumne von Dany Gehrig

V

erkehrsknotenpunkte haben mich als Reisenden immer fasziniert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich 10-jährig mit meinen Eltern und meinem Bruder zugfahrend von einer französischen Grossstadt zur nächsten gereist bin. Kaum am nächsten Hauptbahnhof angekommen, liessen meine Eltern meinen Bruder und mich samt Gepäck auf dem Perron stehen und suchten ein Hotel. Mit grossen Augen konnte ich dann dem emsigen Treiben in den Bahnhöfen von Paris, Bordeaux oder Nizza zuschauen. Schon damals habe ich die Ankommenden betrachtet und mich gefragt, von wo kommen sie, wohin reisen sie; kommen sie von einer glücklichen Reise zurück oder steht ihnen ein schwieriges Meeting bevor. Nicht nur die Kleidung und die Gepäckstücke verrieten vieles über die Vorbeiziehenden. Auch ihr Gesichtsausdruck, ihr Schritt, ihr Tempo waren Indizien für ihre Lebenslage und ihr Innenleben. So habe ich damals schon ganze Geschichten in wildfremde Personen hinein interpretiert, ohne jemals herauszufinden, wie es den Menschen wirklich ging und was der wahre Beweggrund war, dass sie genau zu diesem Zeitpunkt an diesem Bahnhof waren. Noch heute fasziniert mich an Verkehrsknotenpunkten, dass sich innerhalb einer Stunde Hunderte von Lebensgeschichten meist stumm und unbeachtet kreuzen. Zwar laufen die Lebensgeschichten physisch für eine ganz kurze Zeit am selben Ort vorbei und doch berühren sie sich nicht. Nur selten entsteht ein kurzes Gespräch und viel zu selten ist es der Anfang einer Bekannt-

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schaft oder tiefen Freundschaft. Warum dieses Desinteresse für die anderen Geschichten? Haben wir Angst uns auf einen unbekannten Weg einzulassen? Oder sind wir ganz einfach so mit dem nächsten Schritt auf unserem Lebensweg beschäftigt, dass wir die anderen Lebenswege um uns herum gar nicht wahrnehmen? Was ich aber auf all meinen Reisen seit der Zugsreise in Frankreich vor 30 Jahren festgestellt habe: Je weiter man von Zuhause weg ist und je länger die Reise dauert, desto offener wird man für die Lebenswege wildfremder Menschen. Gerade auch an internationalen Verkehrsknotenpunkten. Die Fahrpläne von Zügen und Bussen werden zum Beispiel in Nepal und Bolivien nicht so genau eingehalten. Stundenlanges Warten ist an der Tagesordnung. Man fragt hier nach, man tauscht sich dort aus – und schon haben sich Lebenswege verwoben, die sich in der Eile nie näher gekommen wären. Es scheint so, als seien wir im Alltag extremer getrieben (von was?), als jene die sich für Wochen oder Monate auf eine Reise begeben. Deshalb ein Tipp an alle, die mit dem Eilzug durchs Leben rasen: Steigen Sie beim nächsten Verkehrsknotenpunkt aus und lassen Sie sich von den Tempi, Gesichtsausdrücken und Schritten inspirieren. Vielleicht folgen Sie einem unbekannten Lebensweg, der Sie dort gerade zufällig kreuzt. Einfach der Neugier willen. Dany Gehrig, 43, ist CEO der Globetrotter Travel Service AG und lebt in Münsingen BE.

Männlich von Kilian Ziegler

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ch sei schon ein harter Typ, meint meine Ballettlehrerin. Ich bin mir nicht sicher, ob sie Recht hat. Der Blick auf Bi- und Trizeps ernüchtert und mein Bauch glaubt, Sixpack sei eine Rucksackmarke. Ich bin kein Muskelpaket, schon gar nicht A-Post, eher so das zerknüllte Muskel-Couvert. Aber da ich in einer Zeit geboren bin in der sich der Mensch nicht mehr gegen die Natur beweisen muss, bleibt es mir erspart, auf dem Weg zur Migros vor Dinosauriern wegzurennen. Soll heissen: übermässige Muskelkraft ist nicht mehr als Luxus. Offenbar finden dennoch viele junge Männer Gefallen an durchtrainierten Körpern. Es ist augenscheinlich, im Land der Halbstarken herrscht eine seltsame Ästhetik. Die Köpfe wirken klein auf ihren aufgeblasenen Körpern und Haare scheinen obsolet, rasierte Brusthaare und gezupfte Augenbrauen liefern den Beweis. Jetzt mögen manche diese Cristiano Ronaldos, die ihre Jugend in Fitnesszentren und vor Spiegeln verbringen, als Klischees bezeichnen. Ich jedoch glaube, dass wir es mit einer neuen Art von Intellektuellen zu tun haben, die mit subtiler Brechung herkömmlicher Rollenbilder neue Massstäbe setzt. Hier triff t männliches Bodybuilding auf feminine Körperpflege – das Beste aus zwei Welten. Dabei resultieren perfekte Schwiegersöhne mit Türsteherqualitäten. Neben diesen Adonis Einsteins wirken Herren wie Berlusconi harmlos, von Chuck Norris ganz zu schweigen. Warum kursieren eigentlich nach wie vor Chuck Norris Witze? Es ist nicht unbekannt, dass Chuck Norris ein homophober Republikaner mit haarsträubendem Weltbild ist. Vielleicht rasieren sich darum junge Männer die Haare, damit sich weniger davon sträuben können. Item. Unser Alpha-Tier ist nicht nur gegenüber Äusserlichkeiten tolerant, sondern generell weltoffen. Dies zeigt sich daran, dass er sich gerne der einfachen Spracheigenheiten tribaler Völker bedient („gömmer Coop?“, etc.) – offensichtlich interessiert er sich für Ethnologie. Nicht selten besitzt er einen Bachelor. Klar, das muss nichts heissen – was die Häufigkeit anbelangt, ist der Bachelor der Friseursalon der Bildung. Der Satz „ich habe einen Bachelor“ ist etwas gleichbedeutend mit der Aussage „ich besitze Schuhe.“ Aber das soll die Leistung unseres Betrachtungsobjekts nicht schmälern. Gegen beschriebenen Typus wirke ich schier eindimensional. Meine Ästhetikpräferenzen sind altmodisch, ich mag natürliche Menschen. Mit Ecken und Kanten. Und Rundungen. Und obwohl ich selbst bestens in dieses Bild hineinpasse, sollte ich trotzdem wieder einmal joggen gehen, man weiss nie, wann Dinosaurier wieder in Mode kommen. Eine gute Zeit La schwach Kili PS: Was haben die Wörter „Mist“ und „Hantel“ gemeinsam? Beides sind Kraftausdrücke.

September 2013 KOLT


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Schon gelesen..?

von Andreas Izquierdo

Buchtipps von Seraina Scherer

PSYCHOLOGIE DES GLÜCKS von Anton A. Bucher

Seraina Scherer ist Fachreferentin an der Bibliothek der FHNW Olten www.fhnw.ch/campus-olten/bibliothek www.facebook.com/Bibliothek. FHNW.Olten und Initiantin eines Online-Lesezirkels www.twitterlesezirkel.ch

KOLT liest...

DAS GLÜCKSBÜRO

Ratgeber aus den Lebensbereichen Spiritualität und Selbsthilfe verkaufen sich seit Jahren gut. Nicht alle Titel machen dabei einen seriösen Eindruck und wenige Werke haben einen fundierten wissenschaftlichen Hintergrund. Anton A. Bucher jedoch vermittelt in seinem Werk über das Glück einen verständlichen Überblick über die empirisch-psychologische Glücksforschung und beantwortet Fragen wie "Was ist Glück?", "Wie kann Glück gemessen werden?", "Welche Auswirkungen hat Glück?" und "Lässt sich Glück vermehren?". Der Autor wählt dazu biologische, soziodemographische, religiöse und psychologische Herangehensweisen. Für das Werk spricht die einfache Ausdrucksweise, die auch Interessierten ohne betreffenden fachlichen Hintergrund eine angenehme Lektüre ermöglicht und die klare Gliederung in verschiedene Teile, in denen jeweils zusammengefasst wird, was vorangehend besprochen wurde. Anton A. Bucher ist Schweizer und unterrichtet heute Praktische Theologie an der Universität Salzburg in Österreich, an der er Studiendekan der Katholisch-Theologischen Fakultät ist. Er ist promovierter Theologe mit Habilitationen in den Fächern Religionspädagogik und Erziehungswissenschaft.

Nomen est Omen? Ist einer, der Glück heisst, automatisch glücklich? Albert Glück ist Beamter, und zwar einer, wie er im Lehrbuch stehen würde: Nichts liebt er mehr, als korrekt ausgefüllte Formulare, saubere Ablagen und die Ordnung in seinem Büro. Täglich amüsiert Albert sich über die Mitarbeitenden im Amt, die sich jeweils mittags um die strategisch besten Plätze in der Warteschlange für die Cafeteria bemühen und jeden Morgen feiert er Geburtstag. Albert hat sämtliche Geburtstage aller Angestellten notiert und überrascht jeden Tag eine Kollegin oder einen Kollegen mit seinen unverhofften Glückwünschen, für die er im Gegenzug täglich ein Glas Prosecco oder leckere Schnittchen abräumt. Und niemand durchschaut je seine Masche. Eines Tages landet ein Antrag "E45" auf seinem Tisch, bei dem es sich ganz offensichtlich um ein Versehen handeln muss. Denn ein solcher Antrag existiert nicht. Albert kennt alle Formulare und Anträge auswendig, von E45 hat er jedoch noch nie gehört. Dieser unkorrekte Antrag und die Geschichte dahinter werden das geregelte Leben des Albert Glück gehörig durcheinander wirbeln… Andreas Izquierdo überzeugt mit seiner sehr bildhaften, aber nie aufgesetzt wirkenden Sprache und fesselt einen bereits nach wenigen Seiten. Seine Romanfigur umschreibt er so detailgetreu und liebevoll, das man einfach nicht anders kann, als Albert Glück von Anfang an zu mögen! Ein Buch für Sprachliebhaber sowie Freunde des alltäglichen, kleinen Glücks.

MANAGE YOUR DAY-TO-DAY Editiert von Jocelyn K. Glei www.99u.com Perfekt strukturiert, kein Wort zuviel geschrieben, prägnant und aussagekräftig formuliert, mit Beiträgen von renommierten Kreativdirektoren, CEOs und anderen Tieren, belegt mit Ergebnissen aus diversen Studien, verleitet dieses kleine Büchlein zur Annahme, dass Organisation und Zeitmanagement alleine zum Erfolg führen werden. Yves Stuber, Verlagsleiter DER HUNDERTJÄHRIGE, DER AUS DEM FENSTER STIEG UND VERSCHWAND (2011) von Jonas Jonasson Der Autor erzählt in äusserst amüsanter Weise von Allan Karlson, der an seinem 100. Geburtstag vom Altersheim verschwindet und ganz Schweden in Aufruhr versetzt. Die zwischengeschobenen Kapitel zu seiner irrwitzigen Lebensgeschichte bieten neben historischen Schauplätzen auch reichlich Erklärung für Allans späteres Verhalten. Absolut lesenswert! Hoang Nguyen, Gestalterin der Titelseite AMERICAN ON PURPOSE von Craig Ferguson Ferguson ist Drehbuchautor, Schauspieler und der Host der "Late Late Show with Craig Ferguson" auf dem US-Sender CBS. In seiner Biographie schildert er beinhart, aber auch urkomisch seine nicht unproblematische Reise vom dicken Kind in einer Vorstadt von Glasgow zum Amerikanischen Staatsbürger und Late Night Host. Christoph Haiderer, Layouter

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Kontakt:

Projektpartner und Jury-Mitglieder:

Region Olten Tourismus 062 213 16 16 info@oltentourismus.ch 29

September 2013

www.oltentourismus.ch/oltnerfilm


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IM RAMPENLICHT

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Der nächste Bestseller Mit seinem neuen Roman avanciert der Oltner Alex Capus zum gegenwärtig erfolgreichsten Schriftsteller der Deutschschweiz.

Ce que l’amour me dit Choreografie: Maurice Béjart Musik: Gustav Mahler

Syncope

Choreografie: Gil Roman Musik: Citypercussion

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Choreografie: Maurice Béjart Musik: Maurice Ravel

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iN Af UN OL E BR e d Th i Gr g

lex Capus hat bekanntlich ein neues Buch geschrieben. Es heisst „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ – und es ist jetzt schon ein grosser Erfolg: 100'000er Startauflage beim renommierten Hanser-Verlag, eine doch beeindruckende Zahl, und mittlerweile steht der Roman auf Platz 5 der Spiegel-Bestsellerliste, von wo er Martin Suters „Allmen und die Dahlien“ verdrängt hat. Damit gelingt dem Oltner Schriftsteller zwei Jahre nach "Léon und Louise" bereits der nächste Bestseller. Wie populär sein neuer Roman ist, dokumentiert auch diese kleine Episode: Der Autor dieser Zeilen hat das Buch kürzlich einem Berner Kollegen zum Geburtstag geschenkt. Dieser bedankte sich artig, doch vor allem musste er lachen: Er hatte es zuvor, am selben Tag, bereits zweimal geschenkt erhalten. Der Kollege darf sich auf gute Lektüre freuen. In bester Capus-Erzählart werden drei Lebensgeschichten von drei Menschen vorgestellt, die nichts miteinander zu tun haben, ausser dass sie sich 1924, an einem November-Tag, am Zürcher Hauptbahnhof über den Weg hätten laufen können. Es sind schöne Geschichten und schön ist an vielen Stellen auch des Buchautors Sprache. Capus gelingen Sätze, die sich fast über eine ganze Seite herziehen, die sich dabei mit sagenhaftem Sprachrhythmus und schlichter Eleganz aufschaukeln (S. 26/27). Man stellt sich bei der Lektüre vor, wie Capus in seiner selbst gezimmerten Oltner Schreibstube sich in Ekstase schreibt und am Ende des Satzes atemlos und zufrieden einen Punkt setzt. Leider wird man da und dort aus dem Innern der Geschichten herausgerissen, wenn der Autor zum Beispiel bemerkt: „Wie der junge Vincenzo d’Oriano sich die ersten Jahre über Wasser hielt, liegt im Dunkel der Geschichte und wird kaum noch herauszufinden sein.“ Da wird urplötzlich die Ebene gewechselt, was bei diesem (übrigens nicht unbestrittenene) Genre – erzählt werden historische Biografien ohne Anspruch auf

totale Faktentreue – zwar seinen Sinn hat, aber störend wirken kann. Eine kleine Störung der überraschenden Sorte gibt es gleich zu Beginn: In der siebten Zeile der allerersten Seite (der ersten Auflage) findet sich bereits der erste Schreibfehler – auch beim Hanser-Lektorat arbeiten nur Menschen.

Am Ende geht es um die Liebe Zum Saisonstart serviert uns das Stadttheater mit „Zusammen ist man weniger alleine" ein modernes Grossstadtmärchen.

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as Stadttheater Olten startet am 13. September in die neue Saison. Theater, Opern, Operetten, Musicals, Shows, klassische Konzerte – es wird die ganze Palette an Bühnenkunst geboten. Bis zum 17. Mai des nächsten Jahres werden insgesamt 34 Stücke über die Bühne an der Oltner Froburgstrasse gehen. Ein erstes Highlight dürfte am 21. September anstehen, wenn das Schauspiel „Zusammen ist man weniger alleine“ aufgeführt wird. Der Ursprung dieses Stoffs liegt im Jahr 2004: Die französische Schriftstellerin Anna Gavalda veröffentlichte in diesem Jahr ihren Roman über das Zusammenleben von vier komplett unterschiedlichen Personen in einem Appartement. „Zusammen ist man weniger alleine“ wurde in Frankreich zum Bestseller und drei Jahre später verfilmt. Einige Jahre später wiederum, 2010, hat die Münchner Theaterproduktion a.gon die Liebeskomödie erstmals auf die Bühne gebracht. Nun startet die Münchner Theaterproduktion diesen Herbst ihre dritte Tournee. Die Geschichte ist immer die gleiche geblieben: Die künstlerisch begabte Camille lebt zusammen mit dem stotternden Philibert, Koch Franck und dessen Grossmutter Paulette in einer Pariser Altbauwohnung – und irgendwie will das nicht so recht in dieser WG. Doch eben: Zusammen ist man weniger allein – und so wachsen die Mitglieder aneinander und schreiben schliesslich gemeinsam ein modernes Grosstadtmärchen über jenes komplizierte Gefühl, das wir Liebe nennen. ph

Zusammen ist man weniger alleine Stadttheater Olten, Sa 21. September, 19.30 Uhr. Werkeinführung im Konzertsaal um 19 Uhr.

Mit freundlicher Unterstützung durch

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Die verlassene "Konservi" HERO in Lenzburg, fotografiert von Emanuel Per Freudiger.

IM RAMPENLICHT

Alice Cooper, fotografiert von Flavia Schaub.

Textilfabrik "Kammgi" in Derendingen, fotografiert von Hansruedi Riesen.

Olten erhält ein Forum für Fotografie

Text von Pierre Hagmann Bilder zVg

Der Oltner Fotograf André Albrecht lanciert eine neue Plattform für Fotografen und solche, die es gerne werden würden – oder sich schlicht dafür interessieren. Am 2. September feiert die neue Serie Photostream Olten seine Premiere im Coq d’Or mit drei Gästen ganz unterschiedlicher Couleur.

A

ndré Albrecht aus Olten ist Profi-Fotograf und liebt, was er tut. „Die Fotografie“, sagt er, „ist mein Leben“. Und so hat er ein Projekt ins Leben gerufen, das Fotografinnen und Fotografen eine Plattform für ihr Werk bieten soll und allen Interessierten eine Möglichkeit, um sich auszutauschen, neue Fotografen zu entdecken, neue Bilder, neue Stilrichtungen. Photostream Olten heisst die neue Eventreihe, die ab dem 2. September immer am ersten Montag des Monats im Kulturlokal Coq d’Or stattfinden wird. Pro Abend sind jeweils drei Fotografinnen oder Fotografen eingeladen, die mittels Projektion ausgewählte Fotografien zeigen und erzählen, wie und wo oder vielleicht auch wieso ihre Aufnahmen entstanden sind. Den Start am 2. September bestreiten zwei Männer und eine junge Frau: Emanuel Per Freudiger aus Lenzburg, Hansruedi Riesen (Solothurn) und Flavia Schaub, die aus Olten stammt und heute in Basel lebt. Riesen, bald 60

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Jahre alt, hat sich vor allem mit seinen Industrie-Reportagen einen Namen gemacht, während Freudiger heute Vollzeit als Pressefotograf für die Aargauer Zeitung im Einsatz steht. Flavia Schaub schliesslich hat sich auf Porträt-Fotografie spezialisiert und bewegt sich vornehmlich in der Musikszene. Zahlreiche internationale Grössen standen schon vor ihrer Kamera.

MEHR ALS TECHNIK Photostream soll im Zeichen des Austausches stehen und nicht als Verkaufsausstellung funktionieren. Albrecht, der unter anderem 14 Jahre lang für die Fotoagentur Reuters gearbeitet hat und heute hauptsächlich in der PR- und Werbefotografie tätig ist, möchte „keine rein technische Diskussionen, wie sie in vielen Hobby-Foren stattfinden“, sondern wünscht sich eine Auseinandersetzung mit ganz unterschiedlichen Fotografen und deren Bildsprache, Ge-

schichten, Aussagen. Woher diese Fotografinnen und Fotografen stammen und welchen Grad an Professionalität sie aufweisen – das sei bei der Auswahl irrelevant. Was zählt ist der Anspruch: „Photostream soll eine Plattform für hochwertige Fotografie sein“, so Albrecht. Es gebe heute viele Amateure, die auf sehr hohem Niveau fotografieren. Gleichzeitig habe er aber festgestellt, dass die technische Entwicklung in der Fotografie zu einer Zweiklassengesellschaft geführt habe: „Die Spitzenfotografie ist besser denn je – doch es gibt auch extrem viel Mittelmass.“ Einen Spitzenfotografen hat André Albrecht bereits fix auf der Liste: Der weltweit renommierte Oltner Fotograf Marco Grob wird „in den nächsten Monaten einmal“ im Coq d’Or seine pointierten Bilder und Aussagen vortragen. PhotostreamGast wird übrigens auch KOLT-Co-Herausgeber und -Fotograf Yves Stuber, der eingeladen ist, am ersten Oktober-Montag sein bisheriges Schaffen

zu präsentieren. Aus lokaler Sicht ein Highlight dürfte der Dezember-Event werden – in Planung ist ein „Olten Special“: An diesem Abend wird die „Bühne“ allen offenstehen, die ihre selber geschossenen Lieblingsbilder über Olten präsentieren möchten.

MITMACHEN Photostream ist als langfristiges Projekt angedacht. Albrecht sagt: „Mir kommen schon spontan genügend Fotografen in den Sinn, um die nächsten zwei Jahre abzudecken“. Dem lässt er einen Aufruf folgen: „Die Leute sollen sich beteiligen, Vorschläge machen, sich selber bewerben.“ Und wenn jemand sehr gut fotografieren, aber weniger gut reden könne, dann springe Albrecht auch als Moderator ein. Photostream Olten, ab 2. September immer am ersten Montag im Monat im Coq d’Or. Eintritt 5 Franken, mit Barbetrieb. www.photostream-olten.ch

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FREAKS BRAUCHT DAS LAND Für unser Fotoshooting zog Mandana Grossenbacher ihre eigene Tracht an – eine Solothurner Sonntagstracht, hergestellt von ihrer Tante. So gab sie in der Oltner Altstadt einen kurzen SpontanJodelauftritt.

Jeannine, 33.

„Da dachte ich: Jodeln ist ja richtig aufregend“

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ch stelle mir immer wieder neue Herausforderungen im Leben. Eine davon war: Einen ganzen Sommer als Sennerin auf einer Alp zu arbeiten, von Juni bis September. In der Bauernzeitung bin ich auf ein Inserat gestossen, in welchem eine Familie eine Sennerin für eine Alp mit 40 Kühen suchte. Im letzten Oktober habe ich mir ein Bild vor Ort gemacht und die Stelle schliesslich erhalten. Als Hirtin hat der Pächter eine junge Grindelwaldnerin engagiert, Daniela. So bin ich hingefahren im Juni, auf die Alp Grindel im Reichenbach-Tal, Berner Oberland, 40 Kühe, 15 Schweine, 50 Rinder, bis zu 1950 Meter über Meer. Zwei Wochen später rief mich der pachtende Bauer, ein Nidwaldner, zu sich und sagte mit tiefer Stimme: „Mandana – für Dich ist fertig mit Käsen.“ Es war das abrupte Ende einer kurzen Zeit voller Missverständnisse. Auch eine Unterländerin mit Leidenschaft für die Bergkultur bleibt in den Augen gewisser Bergleute eben – eine Unterländerin. Ich bin in Gungzen aufgewachsen, dort wohne ich mit meinen Eltern und Geschwistern bis heute. Zu Hause bin ich kaum mit der Schweizer Volkskultur in Berührung gekommen. Erstmals auf einer Alp war ich mit 19, eine Woche lang. Schon zu-

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vor, während meiner Zeit im KantiChor, begann ich mich für Volkmusik zu interessieren. Mein Schlüsselerlebnis war der Dok-Film „Heimatklänge“. Der Schweizer Regisseur Stefan Schwietert stellt darin drei Schweizer Jodler vor, die experimentelle Dinge wagen. Da dachte ich: Jodeln ist ja richtig aufregend. Später

Jodeln tut mir extrem gut. Ich war immer eher scheu, und es fühlt sich unglaublich befreiend an, wenn man sich überwindet, laut zu singen. bin ich im Jodlerklub Gunzgen gelandet, da war ich die Jüngste. Nach der Matura habe ich eine Bauernlehre gemacht. Im Wohnwagen auf dem Bauernhof, auf dem ich lebte, übte ich jeden zweiten Tage eine Stunde lang mit Jodeln. Ich durfte dann am Kantonalen Jodlerfest vorsingen und hab dort die Juroren offenbar überzeugt – deshalb darf ich im Juli 2014 ans Eidgenössische nach Davos! Jodeln tut mir extrem gut. Ich war immer eher scheu, und es fühlt sich

Die 23-jährige Mandana Grossenbacher aus Gunzgen findet ihre persönliche Freiheit beim Jodeln – und im strengen Alltag auf der Alp. Deshalb wollte sie den Sommer 2013 als Sennerin auf einer Alp im Berner Oberland verbringen. Doch das Abenteuer nahm ein abruptes Ende. Aufgezeichnet von Pierre Hagmann, Fotos von Yves Stuber

unglaublich befreiend an, wenn man sich überwindet, laut zu singen. Ausserdem reizt mich das Authentische, Ursprüngliche. Darum geht es mir auch beim Alpleben. Bevor die extreme Arbeitsteilung ins Land gezogen ist, waren wir alle Bauern. Ich wollte wissen: Woher kommen wir eigentlich, wie sieht die gemeinsame Erfahrungswelt unserer Vorfahren aus?

FREIHEIT DANK STRENGER STRUKTUR Auf der Alp habe ich etwas gefunden, was mir vorher immer gefehlt hatte. Obwohl die Arbeit hart ist und wenig Freizeit bleibt, habe ich innerhalb dieser sehr strengen Struktur meine Freiheit gefunden. Im Unterland ist jeder völlig frei, kann seinen Tag gestalten, wie er es möchte. Ich habe oft Mühe, mich für einen Weg zu entscheiden. Ich brauche Struktur, sonst verliere ich mich. Das heisst nicht, dass ich ein Einsiedler-Leben suche, mir gefallen einfach die Einfachheit, die Härte, die Intensität, auch die Herausforderung: Auf der Alp trägst du als Sennerin die Hauptverantwortung, dein Handeln hat direkte Auswirkungen auf den Käse, sprich auf Tausende von Franken.

Und so bin ich also voll motiviert im Juni ins Berner Oberland gereist. Doch ich merkte sehr bald: Irgendwie passt das nicht mit Daniela, der jungen Grindelwaldnerin. Leider gab es keine Alternativen. Wir waren zu zweit als Sennerin und Hirtin auf der Alp, die Pächterfamilie aus Nidwalden hat unten im Tal den Bauernhof bewirtschaftet. Um 4.30 Uhr bin ich jeweils aufgestanden. In der Käserei musste ich dann gewisse Dinge vorbereiten, Rahm abnehmen etwa, die Käselaibe, die auf einer Presse übereinander gestapelt sind, muss man jeden Morgen wenden, damit es auf beiden Seiten gut presst. Danach stand das Melken an, das dauert etwa eine Stunde. Pro Tag sind etwa 550 Liter zusammengekommen. Die Milch wird anschliessend auf 32 Grad erwärmt, auf unserer Alp noch mit offenem Feuer, und dann mit einer Bakterienkultur und Lab angereichert – so wird der Prozess gestartet, der schliesslich im Käse endet. Am Ende macht man den Giggsi-Test; der Käse muss zwischen den Zähnen gigsen, dann ist er gut. Die Tage vergehen schnell: Melken, täglich den Käse wenden und schmieren und irgendwann hat man ein fertiges Produkt, etwas zu essen, eine schöne Befriedigung. In meiner

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"Mir gefällt die Einfachheit, die Intensität, die Herausforderung."

freien Zeit hatte ich manchmal Besuch, manchmal hab ich gesungen und auf dem Örgeli gespielt oder gelesen oder telefoniert. Am Abend waren wir meistens um halb 8 fertig mit der Arbeit. Am Ende des langen Arbeitstages bist du todmüde, aber die intellektuelle Herausforderung hat mir schon gefehlt.

AUS SKEPSIS WURDE ABNEIGUNG Das Wichtigste ist, dass man mit dem Partner gut auskommt. Leider war das bei uns nicht der Fall. Auch die Pächterfamilie, Viehhändler aus der Innerschweiz, hat mir nicht vertraut. Ich war ihnen ungeheuer, weil anders. Sie alle sind beim „Buure“ aufgewachsen, stammen aus den Bergen, sprachen dieselbe Sprache. Mich haben sie quasi als Unterländerin diskriminiert und so hingestellt, als wär ich nicht imstande, Käse zu produzieren. Dabei hatte ich beim Praktikum beispielsweise immer gutes Feedback. Irgendwann wurde aus Skepsis Abneigung. Das Schlimmste war, dass man die Probleme nicht besprechen konnte. Als ich die Familie auf gewisse Dinge angesprochen habe, meinte der Vater bloss: „Du willst immer diskutieren“. Und dann, nur zwei Wochen nach dem Beginn meines Sommerabenteu-

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ers auf der Alp Grindel, wollte plötzlich er mit mir reden; es sollte unser letztes Gespräch werden.

UND JETZT JURA Das war das Ende meiner Alpzeit. Ich hab mein Bild von der Bergwelt deswegen nicht komplett revidiert; ich habe schon sehr viele offene, tolle Bergleute kennengelernt. Diesmal war es wohl einfach Pech, ich bin in den falschen Kuchen hineingetrampelt. Eine grosse Enttäuschung war es trotzdem. Im Herbst beginne ich nun ein zweisprachiges Jus-Studium in Fribourg. Vielleicht starte ich aber einen neuen Alp-Versuch im nächsten Sommer – dann aber mit jemandem, den ich bereits kenne. Damit man wenigstens miteinander reden kann. Mandana Grossenbacher freut sich über Anfragen für Jodel-Auftritte. Sie trat schon an diversen Anlässen und Orten auf, unter anderem an der Jugendart in Olten oder am Jodlerfest Schwarzenburg. Ausserdem ist die 23-Jährige interessiert an musikalischen Kollaborationen – nicht nur mit Jodlerinnen und Jodlern. Sie sagt: „Die Kombination mit der Gitarre beispielsweise ist sehr spannend. Swing-Musik liebe ich auch, ich bin offen für andere Richtungen.“ Interessierte können sich direkt bei ihr melden unter manaa@gmx.ch.

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