KOLT #49

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Wenn Eisprinzessinnen erwachsen werden Seite 28


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Chinderfasnacht Schmutzige Donnschtig, 27. Februar 2014 13.00 Uhr Einkaufszentrum Sälipark Neue Route am Chinderumzug Neu besammle sich alli Chinder ab 13.00 Uhr im Sälipark (Bifangquartier). Dört git’s Schminke, Baschtle und öppis z’trinke und alli chöme gratis die neu Chinderplagette über. Punkt 14.15 Uhr startet denn der Chinderumzug mit em Obernaar Rolf dr 3. a der Spitze. Öb chli oder gross, alli Teilnehmer sind verchleidet.

Risotto of em Ildefonsplatz

22.11.2013

Der Umzug goht via Winkelunterführig und alti Brugg zum Ildefonsplatz. Dört werde alli Teilnehmer mit heissem Tee und em legendäre Risotto belohnt, g’kochet vom Toni und em Manfred vo der FUKO! Umzugsroute: Sälipark – Bifangstross – alti Aarauerstross – Winkelunterfüehrig – alti Brugg – Houptgass – Marktgass – Ildefonsplatz

Kinderumzug

Fw mbA Schneeberger Markus, Leiter Einsatzteam, Stadtpolizei Olten



EDITORIAL

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Die Mutigen Als Kind hat man Träume. Vielleicht hat man sogar konkrete Vorstellungen davon, was man werden will, ist man dann endlich einmal "gross". Für diese KOLT-Ausgabe haben wir mit Menschen gesprochen, die viel über ihre Träume nachgedacht haben. Da wäre der Arzt Djahan Kuhenuri, der unbedingt in Europa studieren wollte und deswegen im Jahre 1955 mit Bus und Dampflokomotive seine Heimat, das damalige Persien, verliess. Da wäre der Kunstmaler Christoph Aerni, der sich nach einer persönlichen Tragödie dazu entschloss, endlich voll auf die Malerei zu setzen. Die Zwillingsschwestern

Dijana und Dajana Skalonja träumten lange den Traum von der perfekten Kür und Eda Dick und Urs Wüthrich erfüllten sich trotz grossem gesellschaftlichen Widerstand den Traum vom Paradies aus Lack und Leder. Es gibt etwas, was all diese Menschen gemeinsam haben: Sie haben etwas gewagt und sind nicht müde geworden, ihre Energie in neue Träume zu stecken. Dieses KOLT handelt von Aufbruch, ich hoffe, Sie lassen sich ein wenig anstecken vom Mut unserer Protagonisten und wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen bei der Lektüre.

Nathalie Bursać

IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH, Leberngasse 17, 4600 Olten, verlag@v2s.ch, www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist REDAKTIONSLEITUNG Nathalie Bursać (nb), redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer, Gaia Giacomelli REDAKTIONELLE MITARBEIT Caspar Shaller, Rolf Strub, Eno Nipp, Daniel Kissling, Marc Gerber, Pedro Lenz, Kilian Ziegler, Ramona Thommen, Sarah Rüegger, Pablo Haller ILLUSTRATION Petra Bürgisser, Gaia Giacomelli FOTOGRAFIE Remo Buess, Janosch Abel, Yves Stuber, Michael Isler LEKTORAT Yannick Wiget, Jonas Zwicker LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch, www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch, www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 59.—(inkl. MwSt), Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt), abo@kolt.ch, www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch, www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch, hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'500 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien, Ziegelfeldstrasse 60, CH-4600 Olten / © 2014, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

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INHALT

GENUSS 24 Musik Düstere Beats und eine hypnotische Stimme aus St. Gallen

6 Das Gespräch Ein Oltner Gynäkologe hat 17'800 Kindern auf die Welt geholfen

10 Wegzug aus dem Paradies

Mit viel Herzblut haben Eda Dick und Urs Wüthrich das Walhalla aufgebaut. Nun übergeben sie ihre Boutique in jüngere Hände. von Rolf Strub (Text) und Michael Isler (Foto)

KOLUMNEN

Literatur Auf ein Bier mit Wachtmeister Studer

NaRr Das Pumpen der Veloreifen ist etwas, das man gerne hinausschiebt

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Kilian Ziegler

Der koltige Monat

So viele Fragen zu so viel Geld

Gesehen, getrunken, gelesen und gehört

9 Pedro & Petra

Film Prequel, Sequel, Reborquel. Ein kleine Lektion in Sachen Film-Vokabular

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Die wundersame Reise von ein paar Regentropfen

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16 Noch ehrlicher und noch provokativer will er sein Der Kunstmaler Christoph R. Aerni wird 60. von Ramona Thommen (Text) und Remo Buess (Foto)

AUSLAND

Beilage

KULTUR / AGENDA 3

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Musical-Bühne Beatles-Feeling für die Ewigkeit

Im Exil Menschen aus der Region berichten aus dem Ausland

4 Kabarett Bewährtes aus der Emmentaler Liederzucht

Cover fotografiert von Janosch Abel

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28 Dijana und Dajana

Die 17-jährigen Zwillingschwestern haben ihre Schlittschuhe an den Nagel gehängt. von Nathalie Bursać (Text) und Janosch Abel (Foto)

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Schauspiel Anpfiff im Hahn!


DAS GESPRÄCH

"Man muss sehr viel wissen, um nichts zu machen" Der Oltner Djahan Kuhenuri ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Gynäkologie. Dass er Grosses erreichen will, wusste er schon sehr früh. Und verliess deshalb als 17-Jähriger seine Heimat Persien, um in Europa Medizin zu studieren. von Nathalie Bursać (Interview) und Yves Stuber (Foto)

Herr Kuhenuri, es gibt Leute, die sagen, dass Sie halb Olten auf die Welt geholfen haben. Wollen Sie die Zahl wissen? Bis jetzt sind es ungefähr 17'800 Geburten, das ist Schweizer Rekord. Da ich oft nach der Anzahl Geburten gefragt werde, habe ich irgendwann damit begonnen zu zählen. Gibt es Geburten, an die Sie sich immer erinnern werden? Jede Geburt ist speziell. Ich habe alles erlebt. Ich glaube sogar, dass ich alle Arten von Komplikationen gesehen habe. 80 Prozent der Geburten verlaufen aber zum Glück normal, egal wo sie stattfinden. Ob im Urwald, auf dem Jungfraujoch oder im Spital. Ich habe Patientinnen, denen sage ich: Gebären Sie, wo Sie wollen, es wird normal verlaufen. Was die Geburtshilfe auszeichnet, ist, dass man sehr viel wissen muss, um nichts zu machen, um nicht einzugreifen. Welche Seite Ihrer Arbeit gefällt Ihnen nicht? Unschön ist, wenn man beim Kind einen Schaden feststellt. Da denke ich oft lange darüber nach. Sie sind im Pensionsalter und praktizieren immer noch. Noch nicht müde? Nein. Gerade heute Morgen habe ich operiert. Die Geburten bin ich aber am reduzieren. Früher machte ich enorm viele Überstunden. Während anderen wichtig war, nicht mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten, sagte ich, dass ich 40 Stunden pro Woche nicht arbeiten will. Wenn nach einer schwierigen Geburt Mutter und Kind gesund sind oder wenn man mit einer Operation ein Leben retten konnte, vergisst man als Arzt seine Müdigkeit. In den Filmen schreien die Frauen fürchterlich, wenn sie gebären. Was man in den Filmen sieht, entspricht nicht der Realität. Normalerweise schreien die Frauen nicht. In 80 Prozent der Fälle geht es leise zu und her. Das ist negative Propaganda, die vor allem jungen Frauen Angst macht. Sie sprechen neben Deutsch, Englisch und Italienisch auch Farsi, die persische Sprache. Brauchen

Sie sie oft bei Ihrer Arbeit? Sehr wenig. Wenn Iraner aus der Region Probleme haben, kommen sie zu mir. Aber auch viele Flüchtlinge sind bei mir in Behandlung. Beispielsweise solche aus Afghanistan, denn auch sie sprechen Persisch.

Freiburg und Heidelberg. Als ich Persien verliess, war ich 17 Jahre alt. Mit Bus und Dampflokomotive reiste ich in sechs Tagen über die Türkei nach Deutschland. Besuchen Sie Ihre Heimat noch? Seit 1978 die Regierung gewechselt hat, macht es mir keine Freude mehr, in den Iran zu reisen. Das Regime gefällt mir nicht, den Leuten geht es psychisch schlecht.

"Meine Schwester war eine Hausgeburt. Ich erinnere mich, wie ich im Zimmer nebenan lag und zuhörte. Ich glaube, das war die erste Geburt, die ich miterlebte. Es war eine schöne Geburt."

Wie erleben Sie diese Begegnungen mit Flüchtlingen? Erfahren Sie manchmal etwas über Ihre Lebenssituation? Es kommt vor, ja. Dann versuche ich zu helfen, wo es geht. Sie kamen 1955 nach Europa. Ich wollte in der Schweiz studieren, erhielt dann aber in Deutschland ein Stipendium und studierte deshalb in

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Haben Sie die Hoffnung, dass sich eines Tages etwas ändert? Ich hoffe immer noch. Und das seit 35 Jahren. Hat man Sie im Iran dafür bewundert, da Sie in Europa studiert haben? Im Iran gab es schon immer viele erstklassige Mediziner. Aber da die Leute dort wussten, dass ich Arzt war, musste ich oft helfen. Wie zum Beispiel vor 18 Jahren. Am Tag meines Abflugs gab es eine komplizierte Zwillingsgeburt. Ich bot meine Hilfe an. Die dortigen Ärzte wollten aber, dass ich es vormache und sie mir dabei zuschauen. Und das zwei Stunden vor dem Abflug. Den Flug habe ich aber trotzdem erwischt. Hat Ihnen Ihre Mutter erzählt, wie Ihre eigene Geburt abgelaufen ist? Nicht wirklich. Aber meine Schwester war eine Hausgeburt. Ich erinnere mich, wie ich im Zimmer nebenan lag und zuhörte. Ich glaube, das war die erste Geburt, die ich miterlebte. Es war eine schöne Geburt.

Djahan Kuhenuri, 75, ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt seit 49 Jahren in Olten. Er besuchte das Gymnasium in Teheran und studierte in Freiburg und Heidelberg. Als Leitender Arzt im Kantonsspital Olten eröffnete er 1972 seine erste Privatpraxis. Später verlagerte er die Praxis in die Stadt und arbeitete als Arzt bei Geburten sowie als Chirurg in der Klinik Villa im Park in Rothrist. Seit einigen Jahren operiert er in der Pallas Klinik Olten.


Allt채gliche Perspektive: Der Frauenarzt Djahan Kuhenuri in seiner Praxis in Olten.

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NaRr

KILIAN ZIEGLER

von Lukas Gloor

Das Hungertuch aus feinstem Stoff

Der Heimweg

A

uf dem Fahrrad nach Hause, im Dunkeln schon fast, es wäre dunkel ohne Strassenlampen, ohne

Autolichtkegel; im Grunde ist es dämmrig. Auf jeden Fall: Das Fahrrad hat wenig Luft in den Reifen und der Fahrende bemerkt dies zum wiederholten Mal (im Grunde ist es ihm ja andauernd bewusst, dass es zu wenig Luft in den Reifen hat, zumal im hinteren) und denkt auch zum wiederholten Mal, dass er es ja nicht pumpen könne, weil er Angst habe, dass es sonst das Rad aufsprenge, das er von einem früheren Fahrrad entfernt hat, weil jenes auf Grund einer fast vollständig defekten Gangschaltung und Kurbeln fast unbrauchbar geworden war, er also jenes Rad an das neue Fahrrad montiert hat, das ebenfalls kaum brauchbar ist, weil es an einer eigentlich stark beanspruchten Stelle bloss von einem notdürftig hingeschweissten Eisennagel zusammengehalten wird, während der Pneu des Hinterrades des Fahrrads ein riesiges Loch aufwies, das jederzeit platzen konnte (bei etwas viel Sonne oder einem Stein an der falschen Stelle), so dass er also das Hinterrad des alten Fahrrades an das neue Fahrrad montiert hat (wie gesagt), das er nun aber nicht zu pumpen sich traut, weil die Felgen aufgrund des zu stark abgeschliffenen Bremsklotzes des alten Fahrrades millimetertiefe Furchen aufweist, so dass auch dieses Hinterrad jederzeit auseinanderzubrechen droht. So ist im Grunde eben alles sehr kompliziert, wie ein dämmriger Heimweg zeigt. Lukas Gloor, 25, aus Basel, doktoriert an der Universität Basel, ist Autor und Mitherausgeber des NaRr.

Heutzutage wollen ja alle reich und schön werden. Vor allem reich. Und vor allem schön. Das ist schön und gut. Vor allem schön. Und vor allem gut. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch will. Bei meiner Schönheit wäre sowieso wenig zu machen, beim Reichtum allerdings bestünde Potential. Man könnte meinen, ich als Künstler gehörte zu denjenigen, die wirklich arm dran sind. Die am Hungertuch nicht nagen sondern es verspeisen. Die ihre Kleider nicht in die Waschmaschine stecken, weil sie darin wohnen. Zu denen, die Bettler um ihren Job beneiden und sparen, damit sie sich eine Packung Kaugummi leisten können. Dem ist nicht so, ich bin zwar nicht reich, aber zufrieden. Andere jedoch wollen höher und weiter, wollen ihn leben, den grossen Traum: vom Tellerwäscher zum Geschirrproduzenten, hin zu Rang und Namen. Wollen in Villen chillen, mit Champagnerflaschen als Türstopper und Kreditkarten als Untersetzer. Wollen wie Dagobert Duck in Geld schwimmen, doch im Luxus schier ertrinken. Kurz, sie wünschen sich ganz nach oben. Doch warum dieses Streben nach Reichtum? Warum sich nicht mit moderatem Lebensstil zufrieden geben? Warum ein Schloss, wenn man eine Altbauwohnung mit Charme haben kann? Warum Kaviar, wenn Pizza so viel besser schmeckt? Ist dieses Verhalten schlicht menschlich? Mehr haben zu wollen, als man haben

kann? Oder zumindest mehr als die anderen? Ist dies medial vermittelt? Oder gehört es bloss zu unseren Instinkten, Reserven zu sammeln? Wann geht der (Über-)Schuss nach hinten los? So viele Fragen zu so viel Geld. Ob man die Antworten kaufen kann? Ein Freund der auf einer Bank arbeitet – er ist Dachdecker – sagt immer: „Es ist doch bloss Geld“. So dumm diese Aussage, so richtig ist sie. Zwar ist man ohne Geld in unserer Gesellschaft aufgeschmissen und wer beispielsweise nicht an die Altersvorsorge denkt, erhält irgendwann eine unschöne Rechnung, doch auf der anderen Seite scheinen Scheine nur wenige unserer Probleme zu lösen – im Gegenteil, oft schaffen sie neue. Wer hat aber die besseren Argumente? Der Banker und sein Schalter Ego, Diagnose: HSG positiv, mit der Kreditkarte als primäres Geschäftsorgan? Oder der Idealist mit leerem Portemonnaie, reichen Prinzipien und sparsamer Art? Wahrscheinlich beide, je nach Perspektive (ich weiss, die Fazitpolizei rollt gerade mit den Augen). Geld macht nicht glücklich, Armut auch nicht. Somit sind wir wieder am Anfang. Wenn aber jemand behauptet, Geld spiele gar keine Rolle, kaufe ich ihm das nicht ab.

“Man könnte meinen, ich als Künstler gehörte zu denjenigen, die wirklich arm dran sind. Die am Hungertuch nicht nagen, sondern es verspeisen.”

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MEHR ALS EINE DRUCKEREI

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Eine reiche und schöne Zeit La vache Kili.Mwst.: Heisst es "Geldbeutel", weil das Geld die Menschen beutelt?

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PEDRO & PETRA

von Pedro Lenz (Text)

Die Regentropfen von Les Rangiers

und Petra Bürgisser (Illustration)

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inmal im Jura lagen wir einfach still da und hörten dem Regen zu. Das Haus stehe genau an der Wasserscheide, hatte uns der Vermieter erklärt. Die Tropfen, die rechts auf das Hausdach fallen, würden dem Mittelmeer zufliessen, die andern der Nordsee. «Wo möchtest du jetzt lieber hin?», fragte sie auf einmal, «ans Mittelmeer oder an die Nordsee?» – «Ich möchte nach Olten», gab ich spontan zur Antwort. «Aber die Regentropfen fliessen entweder ins Mittelmeer oder in die Nordsee.» – «Das stimmt. Aber ich nehme an, dass diejenigen Tropfen, die in die Nordsee fliessen, irgendwann auf ihrem Weg nach Rotterdam durch die Aare in den Rhein transportiert werden. Da müssen sie doch in Olten vorbeikommen.» Ich sei ein Langweiler und ein Spielverderber ohne Sinn für Poesie, sagte sie. Das sei durchaus möglich, gab ich zu. Trotzdem hätte ich Langezeit nach Olten. Und wenn es nun bei ihrem Gedankenspiel darum gehe, den Regentropfen zu folgen und die Hälfte dieser Regentropfen via Aare dem Rhein zuliefen, wäre es mir am liebsten, sie würden mich nicht ans Meer mitnehmen, sondern bloss bis Olten. Dann lagen wir wieder lange still da und hörten den Tropfen zu. Rhein, Rhone, Rhein, Rhone, Rhein, Rhone sangen die Tropfen, während sie

aufs Dach fielen. Ich überlegte, ob mir das mit Olten bloss eingefallen war, um die kaum begonnene Unterhaltung zu beenden, denn in Wirklichkeit hatte ich überhaupt keine Langezeit nach Olten. Mir war es gerade recht, im Jura in diesem alten Haus zu liegen und den Regentropfen zuzuhören. Und vielleicht gibt es manchmal Dinge, die man nur sagt, um ein Gespräch nicht weiterführen zu müssen.

«Wo möchtest du jetzt lieber hin?», fragte sie auf einmal, «ans Mittelmeer oder an die Nordsee?» «Ich möchte nach Olten»

Dies alles will mir einfallen, während ich aus dem Küchenfenster dem Winterregen zusehe, der auf die stehenden Bahnwagen fällt. Diese Tropfen fliessen wohl weder ins Mittelmeer noch in die Nordsee, geht es mir durch den dumpfen Kopf. Nein, diese Tropfen fallen irgendwo zwischen Gleis 1 und Gleis 12 auf den Schotter, versinken im Boden und gelangen erst ins Grundwasser und dann in die Trinkwasserversorgung, von wo wir sie später trinken werden. Ich öffne den Wasserhahn und lasse es kurz rauschen. «Seid gegrüsst ihr alten Regentropfen, die ihr vielleicht einmal davon geträumt habt, an ein Meer zu kommen und es doch nur bis ins Oltner Grundwasser geschafft habt!» Aus dem Wasserhahn pfeift es kaum hörbar, als wollten die Tropfen sich über meine Worte beschweren. Derweil tropft und tropft immer neuer Regen auf immer neue Bahnwagen.

Feinste Kaliber von NOMOS Glashütte.

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Wegzug aus dem Paradies Ganze 22 Jahre lang haben Eda Dick und Urs W端thrich ihre Boutique Walhalla in Olten betrieben. Nun brechen die beiden auf zu neuen Ufern. von Rolf Strub (Text) und Michael Isler (Fotos)

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Kleider für den speziellen Geschmack: Die Kunden kommen aus der ganzen Schweiz.

“Man denkt mit fünfzig anders als mit dreissig, unsere Partyzeit ist vorbei. Und Onlineverkäufe und Facebookpflege sind uns zu unpersönlich.“ Urs Wüthrich

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ie Aussicht ist vor allem schwarz. Doch hie und da auch rot wie Blut. Sogar ein Silberstreif… nein… verchromte Nieten und Stacheln glitzern sternengleich aus der Schwärze. Walhalla! Dieser Laden! Eine Institution der besonderen Art schliesst ihre Tore (aber nur vom 14. April – 2. Mai 2014 wegen Umbau). Sie hat zwar nicht 540 Tore wie die „echte“ Walhalla und 800 Helden sucht man auch vergebens hier in der irdischen Filiale der Halle der Gefallenen, aber einkleiden könnten sie sich hier. Walküren sieht man im Moment auch keine, die jungfräulichen Kriegerinnen sind wohl schon an einer Fetischparty. Doch von Untergang merkt man nicht viel. Der Legende nach sammelte Odin die gefallenen Krieger für die Entscheidungsschlacht am Tag der Götterdämmerung Ragnarök um sich. An diesem Tag sollte es zur letzten Weltschlacht kommen, welche den Untergang der Götter und die Errichtung einer neuen Herrschaft des Friedens und der Liebe zur Folge haben würde.

sind alte Freunde der aktuellen Walhalla-Inhaber Eda Dick und Urs (Sönu) Wüthrich.

So oder so ähnlich, natürlich nicht so blutig und schwülstig, wird es wohl am 3. Mai 2014 bei der Neueröffnung mit den Nachfolgern Tina Moll und Dani Rothen sein. Die zukünftigen Besitzer

Als Eda und Sönu vor 22 Jahren ihren ersten Laden an der Römerstrasse eröffneten, waren sie ungefähr so alt wie die beiden Nachfolger heute. „Leider wurden wir immer unterschätzt, nie-

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Das mit viel Liebe und Herzblut aufgebaute Geschäft von Eda und Sönu wird an zwei Jüngere übergeben. Das alte Walhalla ist zugleich das neue Walhalla. Eda und Sönu haben andere Pläne. Sie eröffnen eine spezielle Brockenstube in der Umgebung von Olten, um ihrer Sammelleidenschaft zu frönen. „Wir sind gegen die Wegwerfgesellschaft und diese krankhafte Beschleunigung. Man sollte vermehrt Gebrauchsgegenstände reinigen und wieder in den Kreislauf zurück bringen“, sagt Sönu. Da haben wir’s, frei nach Hermann Hesse:

In jedem Ende liegt der Zauber eines Neubeginns verborgen.


“Wir machen es immer anders als die Anderen, deshalb haben wir Erfolg.“ In seinen jungen Jahren stand Urs Wüthrich vor Marco Grobs Linse.

mand hat damals an uns geglaubt und als wir dann nach 12 Jahren Römerstrasse ein grösseres Ladenlokal suchten, bekamen wir Sprüche zu hören wie: Solche wie ihr werden hier nicht akzeptiert! Aber es gibt uns jetzt seit 22 Jahren hier in Olten und die Wogen haben sich geglättet“. sagt Eda mit einem Schmunzeln. „Man denkt mit fünfzig anders als mit dreissig, unsere Partyzeit ist vorbei. Und Onlineverkäufe und Facebookpflege sind uns zu unpersönlich. Wir haben immer gerne den persönlichen Kontakt zu unseren Lieferanten und Kunden gepflegt. Die neusten Trends haben wir nach Olten gebracht. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns verändern, den Laden einer jüngeren Generation zu überlassen, um frischen Wind rein zu bringen“ sagt Sönu. Die grösste Corsagen-Auswahl der Schweiz nennen sie ihr Eigen. Stücke von Labels wie Tripp, Phaze, Aderlass, Lip Service, Chapati und vielen anderen zieren ihren Laden. Daneben gibt's Schmuck, Accessoires und ein kleines Schuhsortiment. Ausserdem waren Eda und Sönu verantwortlich für die Organisation der grossen Tattoomeetings 1992 und 1993 in der ausverkauften Oltner Reithalle, wovon die Leute heute noch reden. Auch an vielen anderen Veranstal-

Freut sich auf die neue Herausforderung als Brockenstuben-Besitzerin: Eda Dick.

Eda Dick

tungen waren die beiden präsent: Modeschauen und Ausstellungen, Stände an Partys, Bikertreffen. 80 Prozent der Kunden waren Auswärtige aus der ganzen Schweiz. Das heisst, 20 Prozent waren Oltner. So ist ihr Sortiment nun doch auch in Olten salonfähig geworden. Ja, eine Ära geht zu Ende. Doch die beiden Enthusiasten halten es wie im Gedicht „Stufen“ von Hesse:

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

Die nächste Stufe soll nun also eine Brockenstube sein. Wo genau in der Umgebung von Olten die stehen wird, ist zurzeit noch nicht ganz klar, aber die Verhandlungen laufen. Wer die beiden kennt, weiss: Selbstverständlich werden sie ihre Brocki nicht ganz "normal" führen so wie alle anderen. „Denn nur wenn man sich abhebt, wird man wahrgenommen. Wir machen es immer anders als die Anderen, deshalb haben wir Erfolg“, so Eda. Die Zutaten bleiben aber wahrscheinlich dieselben: Wohnungsräumungen, Ankäufe und Abholdienste. Ein Lieferwagen ist

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von Nöten. Wobei, weder Eda noch Sönu haben das Autobillet. Kein Problem, da können sie auf ihre langjährige Mitarbeiterin und Freundin Irene zählen, auch sie wird bei der neuen Herausforderung mit von der Partie sein. Ja, die Freude auf frischen Wind ist jetzt schon spürbar. Eda wird noch eine Weile für den Änderungsservice und Kleiderbestellungen den Nachfolgern zur Seite stehen. Tja, das wär’s dann, für Sönu, Eda und das Walhalla. Auch wenn ein Abschied immer etwas traurig sein mag, die beiden Helden werden sich der neuen Aufgabe bestimmt mit Begeisterung widmen. Hesse:

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

14. April - 2. Mai wegen Umbau geschlossen; Samstag 3. Mai NEUERÖFFNUNG www.walhalla-olten.ch


Wer im Ausland lebt oder seine Ferien jenseits der Schweizer Grenze verbringt, ist herzlich eingeladen, KOLT einen Beitrag für diese Rubrik zu schicken: EIn Bild und max. 1000 Zeichen Text an redaktion@kolt.ch.

IM EXIL

"Der Krieg ist präsent. Immer noch." Menschen aus der Region berichten aus der Welt – dieses Mal über die Heimatliebe der Chilenen, atemberaubende Momente im Himalaya und Beton-Denkmäler in der kosovarischen Hauptstadt Pristina.

Chile

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ie meistgestellte Frage der Chilenen in den letzten Wochen war: „Was gefällt dir besser, Chile oder Argentinien?“ Nebst dieser Frage wies auch die Anzahl Landesflaggen in den Ortschaften und entlang der Autostrasse auf die Heimatliebe dieses Volkes hin. Dazu haben die Chilenen auch allen Grund. Die unglaublich vielfältigen Landschaftsbilder versetzten mich mehrmals in sprachloses Staunen. Kilometerlange weisse, menschenleere Sandstrände; gewaltige, goldfarbige Sanddünen; geheimnisvolle, verlassene Gold- und Kupferminen und die Atacama Wüste, die zu den trockensten Landschaften der Erde gehört und mich nachts mit ihrem Temperatursturz schon an den Winter in der Schweiz gewöhnte. Die liebenswürdige Gastfreundschaft und die ständigen Bemühungen der Chilenos, mir die Besonderheiten ihres Landes zu offenbaren, machten mir die Abreise unglaublich schwer und auf ihre Frage hin antwortete ich stets: „Argentinien wohnt in meinem Herzen, aber Chile lässt meine Seele reisen.“

Talitha Gloor, 26, aus Wisen, Kunststudentin, reist seit ihrem Austauschsemester in Argentinien durch Chile.

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IM EXIL

Pristina, Kosovo

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baute man ein Gerüst und überdachten es. Vis-à-vis Gräber der 56 Getöteten. Die Machart der Gedenkstätte hat man wohl bei den Amis abgeschaut, viel Beton. Als wir die Treppen raufkommen, eilen zwei Soldaten aus einer Baracke und salutieren. In der Landschaft Häuser aus Backsteinen, unverputzt. Man beginnt zu bauen, das Geld geht aus, man lässt es. Hauptsache bewohnbar. Loser Abfall in den Strassengräben. Manchmal brennt er, schwitzt schwarzen Rauch. Am Mutter-Theresa-Boulevard in Pristina flattert ein überlebensgrosses Transparent von Ibrahim Rugova. Der ehemalige Präsident starb 2006 an Lungenkrebs. Eigentlich Vorsitzender des Schriftstellerverbandes wurde er nur zufällig Politiker. Wir besuchen seinen Sohn Ukë, der meinem Verlag das Okay für die deutschen Übersetzungsrechte gibt. Er empfängt uns im ehemaligen Büro und Privathaus Rugovas. An der Wand ein Foto der Familie mit Papst Johannes Paul II., neben dem Schreibtisch ein riesiges Modell der Kathedrale in Pristina, wie sie mal werden soll. Sie befindet sich seit Jahren im Bau. Im Villa Park (Ujëvara), findet eine Lesung statt. Über 20 Dichter aus der Gegend tragen vor, das Staatsfernsehen RTK bringt etwas darüber in den Abendnachrichten. Veranstalter ist der Schweizerisch-Albanische Verlag Xenia, der schon ein Wörterbuch für die Schweizer K-FOR-Truppe und «Etje», die albanische Übersetzung des Kriminalromans «Durst» des Emmenbrückers Beat Portmann publiziert hat.

orgens um Fünf auf 4900 ü. M. bin ich dem Mond so nah wie noch nie. Doch dies ist nur einer von vielen atemberaubenden Momenten, die ich auf dem Anapurna Circuit erlebe. Hat man keine Trekking-Erfahrung, ist der Anapurna Circuit bestimmt eine gute Wahl für die ersten Erfahrungen im Himalaya-Gebirge. Man startet bei 700 ü. M. und überquert auf 5416 ü. M. den Pass Thorong La. Es gibt etliche Lodges auf dem Weg, in denen man schlafen oder sich verpflegen kann. Man benötigt weder Zelt noch Schlafsack und die fehlende Ausrüstung kann in Katmandu besorgt werden. In der Regel dauert die Runde zwischen 14 und 21 Tagen, abhängig davon, ob der Abstieg zu Fuss oder mit dem Bus bewältigt wird. Mit Bussen, die fast hundert Jahre alt sind, und ohne offizielle Strassen ist die Reise ein wahres Abenteuer.

er Krieg ist präsent. Immer noch. An Unterführungswänden Sprayereien wie «Uçk Heroi». In jedem Dorf, auch noch so klein, Denkmäler für die Massakrierten und Gefallenen. In den Städten Kommandanten, Kämpfer, überlebensgross als Statuen. Der internationale Flughafen ist nach dem kosovarischen Che benannt, Adem Jashari. Bart, volles Haar, entschlossener Blick. Den Mantel lässig über die Schulter gehängt. Spross einer langen Linie von Freiheitskämpfern aus dem rebellischen Drenica. Im März 1998 zusammen mit 56 Familienmitgliedern und Freunden von serbischen Einheiten liquidiert. Ich besuche sein Haus nahe Skenderhaj. Es wurde im Zustand gelassen, wie es nach den Kämpfen war. Drumherum

Fabian Käppeli, 31, aus Starrkirch-Wil, ist seit 11 Monaten auf Weltreise und berichtet darüber auch auf seinem Blog www.fabka.ch.

Pablo Haller, 24, ist redaktioneller Mitarbeiter von KOLT, Verleger beim Verlag "Der Kollaboratör" und reiste letzten Dezember für zwei Wochen in den Kosovo.

Himalaya-Gebirge, Nepal

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7. Mai – 17. Mai 2014

Reservieren Sie sich schon jetzt folgende Termine: Generalversammlung

Do, 6. März

27. Oltner Kabarett-Tage

Mi, 7. Mai – Sa, 17. Mai

3. Oltner Kabarett-Casting

Fr, 7. Feb / 7. März / 4. April Di, 13. Mai Final

www.kabarett.ch twitter.com/kabaretttage

www.facebook.com/oltnerkabaretttage KOLT Februar 2014 15 www.youtube.com/oltnerkabaretttage

blog.kabarett.ch


Noch ehrlicher und noch provokativer will er sein Der K端nstler Christoph R. Aerni wird 60. Jetzt, sagt er, fange er erst richtig an zu arbeiten.

von Ramona Thommen (Text) und Remo Buess (Fotos)

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”Wir haben den Zugang zur Natürlichkeit, zum nackten Körper, zur Perfektion im Imperfekten verloren.“

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”Mein bisher grösster Misserfolg ist, dass noch nie ein Bild von mir an der Art Basel hing.“ Es gab Zeiten, da musste er die Farbe von den alten Leinwänden kratzen, weil ihm das Geld für neue fehlte: Christoph Aerni.

E

s sind die nackten Frauen, denen Christoph R. Aerni alles zu verdanken hat. Sie machten ihn zum bekanntesten Aktmaler der Schweiz. Dank ihnen liessen sich auch Astronaut Claude Nicollier oder Herzchirug Thierry Carrel von ihm porträtieren.

Alles begann, als Aerni neun Jahre alt war. Sein Vater, ein Journalist, malte in der Freizeit, das faszinierte den Jungen, worauf er eines Nachmittags selbst zu den Pinseln griff und einen Rembrandt abmalte. Statt Fussball zu spielen, verschlang er fortan die Biografien von Rembrandt, Peter Paul Rubens und Diego Velázquez. Sollten die Kinder in der Schule ihre Ferienerlebnisse zeichnen, malte Aerni Werke ab, die ihn bei einem Museumsbesuch mit seinem Vater so fasziniert hatten. Schnell war klar: Dieser Junge muss malen – aber nicht ohne anständige Berufslehre. Und so erlernte Christoph R. Aerni die Kunst der Bildhauerei. Jene Jahre sind in seiner Biografie die einzigen, in denen er angestellt war und nicht frei arbeitete. Er spezialisierte sich auf das Herstellen von Grabsteinen und -figuren, malte nebenbei. Doch es belastete ihn zunehmend, mit der Trauer Anderer Geld zu verdienen. Ein persönlicher Schicksalsschlag rüttelte schliesslich sein ganzes Lebensgefüge auf. 1987 starb sein viertes Kind, Sebastian, an plötzlichem Kindstod. Für die Familie und vor allem für Aernis Frau Anita eine Tragödie. Sie waren soeben von einer längeren Amerikareise zurückgekehrt,

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wollten von den Erlebnissen berichten, als Anitas Schwester in die Küche stürmte: Der Sebastian sei vermutlich tot. „Während ich draussen auf den Krankenwagen wartete, hoffte ich so sehr, dass er nicht mehr zurückkommen würde“, sagt Aerni. Er ist sich sicher, für den Jungen wäre das so kein Leben gewesen. Den letzten Grabstein, den Aerni anfertigte – ein Bronzebüste – war derjenige für seinen Sohn. „Heute ist für mich klar, dass Sebastian seine Aufgabe hatte. Sein Tod brachte mich zur Malerei.“ Von dem Buben selbst hatte er nie ein Bild gemalt, nicht einmal eine Skizze. Der Moment schien ihm dafür nie richtig. Heute arbeitet Aerni in einem grosszügigen Atelier am Bahnhof in Egerkingen. Eine Art Loft, an den Wänden hängen und stehen seine Aktbilder – eine mollige Biobäuerin mit Kühen, zwei auf zwei Meter, eine blonde Schönheit – Angi – die sich mit Toilettenpapier umwickelt, eine schlanke Brünette, die auf der Bettkante sitzt. Die Farben sind meist gedeckt, die Schattierungen der Muskeln, der Schulterblätter, der Fettpölsterchen, der Kniescheiben bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Christoph R. Aerni spricht von „typischen Aernis“ und weiss, dass sich seine Bilder heute verkaufen. Er ist sich bewusst, dass er das Talent und das Auge besitzt, die menschliche Anatomie so zu zeichnen und zu malen wie sonst kaum jemand. Akt, so sagt er, ist das Latein des Malers.


Es gab aber auch jene Zeiten, in denen er sich keine neuen Leinwände kaufen konnte und deshalb die getrockneten Ölfarben von alten Werken abkratze, um den Pinsel erneut ansetzen zu können. „Ich bin stolz darauf, dass ich trotzdem eine sechsköpfige Familie durchgebracht habe“, sagt er heute. Nie hätten die vier Kinder Ramona, Rebekka, Saskia und Diego zurückstecken müssen, nur weil sie „Künstlerkinder“ waren. Alle hätten ein Fahrrad gehabt, „man sah ihnen nie an, dass sie Aernis waren“. Das Malen – für Aerni eine Sucht. Als die Familie einmal nach Italien in die Ferien fuhr, musste er den Kindern versprechen, nicht die ganze Zeit zu arbeiten. Er liess Stift, Pinsel und Block zu Hause, was sich als Tortur herausstellte. „Zum Glück lagen dort Kunstzeitschriften auf, die ich lesen konnte. So hielt ich es ab Mitte der Woche bis Freitag durch. Und dann war ich froh, dass wir am Samstag zurückreisten – sonst hätte ich mein Versprechen wohl brechen müssen und mir Stift und Papier gekauft.“ Der bevorstehende runde Geburtstag am 8. Februar bedeutet für Aerni eine Zäsur. „Ich habe immer gesagt, mit 60 beginne ich zu arbeiten. Dann habe ich mein Praktikum fertig.“ Düsterer, provokativer, ehrlicher will er in seiner „zweiten Halbzeit“ werden. Experimentieren. Der 60. Geburtstag ist für ihn auch der Zeitpunkt für eine Retrospektive. „Mein bisher grösster Misserfolg ist, dass noch nie ein Bild von mir an der Art Basel hing und dass die Kunstmuseen Olten und Solothurn kein einziges besitzen. Aber das ist wohl das Dilemma des Propheten im eigenen Lande.“ Noch heute weiss Aerni nie, ob und wie viel er in den kommenden Monaten verdienen wird. Vergangenen Herbst sei es ruhig gewesen, es habe sich nichts verkauft, das gelte es auszuhalten. Und obschon sich Aerni im richtigen Beruf wähnt – „ich kann gar nichts anderes“ – kommen manchmal Zweifel auf: „Mache ich nicht einfach einen huere Seich?“ Dann ist es seine Frau Anita, mit der er seit 1979 verheiratet ist, die ihm Mut zuspricht. Jedes Jahr legt sie zwei seiner Werke zur Seite. Früher wurde sie wütend, wenn er Leinwände abkratzte. Doch sie ist auch seine schärfste Kritikerin: „Das macht mich ein wenig wütend. Aber letztendlich hat sie meist recht.“ Die nackten Frauen, die Modelle, die in Aernis Atelier ein- und ausgehen und sich mittlerweile selbst bei ihm melden, um gemalt zu werden, belasten die Beziehung nicht. Immer wieder wird Anita danach gefragt, wie sie damit klarkomme. Die Frage nervt kaum mehr, aber überrascht auch nicht. „Künstler werden immer so liederlich dargestellt“, sagt Aerni, „es sind Lebemänner, Freigeister, oft auch ein bisschen Verrückte, doch die Realität sieht anders aus.“ Täg-

lich steht er pünktlich um 8.15 Uhr in seinem Atelier, immer in einem frisch gebügelten weissen Hemd, meist mit Krawatte und schwarzen Hosen. Montags bis sonntags, ausser während der Golfsaison. Er zündet sich eine Pfeife an, lässt Musik laufen – Musikwelle 531 oder klassische CDs, von gregorianischen Gesängen über Chorale bis hin zu Luciano Pavarotti und Bryan Adams. Nur so kann er die ersten Pinselstriche des Tages ziehen. Pinselstriche, die ihn derart in den Bann ziehen, dass Aerni gerne einmal vergisst, zu Mittag zu essen, und „das mag Anita überhaupt nicht“. Rund drei Wochen braucht

”All die Macken, die Narben, die Unebenheiten, die meinen Modellen jeweils an sich nicht gefallen – für mich sind es diese Dinge, die sie schön und interessant machen.“ Aerni für einen typischen Akt – wenn alles gut geht. Denn es gibt auch Momente, da stimmt überhaupt nichts, da halten ihn die Gedanken um sein aktuelles Bild vom Schlafen ab. Dann steht er jeweils auf, fährt von Gunzgen nach Egerkingen, kratzt die Leinwand ab, fährt zurück nach Hause, legt sich ins Bett und findet Schlaf. Am nächsten Tag kann er neu beginnen. „Wenn ich irgendwo die Farbe abgekratzt habe, hat das auch den Vorteil, dass ich danach nicht vor einer ganz weissen Leinwand stehe.“ Denn die macht ihm Angst. So sehr, dass er sie bei einem Neustart jeweils mit einem Lappen voller Acrylfarbe überschmiert, befleckt, „grundiert“.

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Aernis Bilder, das ist ihm wichtig, sollen nicht nur Dekoration sein, „dafür gibt es welche beim Möbel Pfister“. Seine Bilder sollen zum Denken anregen, den Zeitgeist erfassen, wie das einst Eugène Delacroix mit „Freiheit für das Volk“ oder Otto Dix getan haben. Die Doppelmoral der Gesellschaft macht ihm zu schaffen. „Wir haben den Zugang zur Natürlichkeit, zum nackten Körper, zur Perfektion im Imperfekten verloren“, glaubt er. In einer Zeit, in der harte Pornografie im Internet jedem zugänglich ist, in der Brüste und Nasen korrigiert werden und angefressenes Fett einfach abgesaugt wird, ist es gerade die unverblümte, ehrliche Nacktheit, die den Menschen so zu schaffen macht. „Es gibt nichts Schöneres, als einen nackten Frauenkörper. Er strahlt Erotik und Sinnlichkeit aus“, sagt Aerni. „All die Macken, die Narben, die Unebenheiten, die meinen Modellen jeweils an sich nicht gefallen – für mich sind es diese Dinge, die sie schön und interessant machen.“ Das will er den Menschen wieder aufzeigen und beibringen. Doch es ist Aernis Ansicht nach nicht nur der Körper, von dem wir uns entfremden. Es sind auch all die falschen Bilder in den Köpfen der Menschen. „Viele denken, ein Künstler wie ich lasse sich von den Frauen betören – dabei kommt es doch ausgerechnet in der katholischen Kirche, die so perfekt und geregelt scheint, immer wieder zu Übergriffen auf kleine Buben. Und es sind die christlichsten Staaten in Amerika, die an der Todesstrafe festhalten und in denen die härtesten Pornos gedreht werden.“ Auch das thematisiert Aerni, und will es künftig auch noch mehr tun. Eines seiner letzten Werke zeigt drei Padres, daneben einen nackten Jungen. „Alle sagten, ich könne das Bild nicht ausstellen. Dabei zeigt es nichts Schlimmes, es löst in unseren Köpfen einfach furchtbare Assoziationen aus, die leider der Realität entsprechen.“ Aerni stellte es aus, malte gar noch die Wand dahinter rot an. Es sorgte für Aufsehen, kam in der Zeitung und steht nun in seinem Lager im Atelier. Vom restlichen Raum abgetrennt mit Bücherregalen und Tüchern sammelt er dort feinsäuberlich seine Gemälde, die Farben.

Zu seinem runden Geburtstag lädt Aerni zu einer Vernissage – für ihn der pure Horror: "Zum Leid von Anita muss ich zuvor immer etwa drei Gläser Whiskey trinken.“ Er mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Viel mehr wünscht er sich, dass die Gäste sich nur mit seinen Bildern beschäftigten. „Wenn ich irgendwann nicht mehr an meiner Vernisssage anwesend sein muss, habe ich es geschafft“, sagt er. Aber dafür bleibt noch Zeit. Nun steht ihm seine zweite Halbzeit bevor, er entlässt sich selbst aus dem Praktikum und beginnt zu arbeiten, und zwar so richtig. Denn das beste Gemälde, da ist sich Aerni sicher, wird immer sein nächstes sein.


�Wenn ich irgendwann nicht mehr an meiner Vernissage anwesend sein muss, habe ich es geschafft.“

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MUSIK

Holz-Brillen

Reduzierte Klangwelten Das St. Galler-Elektroduo Kaltehand/Natasha Waters präsentiert sein zweites Album. von Marc Gerber

W BESSER HOLZ IM GESICHT

ALS EIN BRETT VOR DEM KOPF

BARTLOME OPTIK AG

BRILLEN UND KONTAKTLINSEN HAUPTGASSE 33 - 4600 OLTEN

as klingt wie ein Stammeshäuptling und seine britische Freundin, ist in Wirklichkeit der Name eines der begnadetsten Elektro-Duos der Schweiz. Mit seinem zweiten Album „Into The Light“ bietet das St. Galler Duo keine leichte Kost, aber eine, die zu konsumieren es sich lohnt. Durch das Internet und vor allem durch Streaming-Dienste wie Spotify hat sich unser Musikkonsum grundsätzlich verändert, denn nie war der Zugang zu neuer Musik einfacher. Das bedeutet auf der einen Seite mehr Auswahl, auf der andern aber auch mehr Schrott im Internet. Viele Anfänger versuchen sich im Produzieren von Elektrosound, können aber gerade mal knapp den Mediaplayer bedienen. Ist wirklich Talent beim Künstler vorhanden, dann wird die Musik spätestens beim zweiten Album so überproduziert, dass David Guetta persönlich der Mischer sein könnte. All dies trifft zum Glück nicht auf Kaltehand und Natasha Waters zu. Das Duo erschafft Musik fernab von einschränkenden Normen. Davide Rizzitelli ist unter seinem Synonym Kaltehand in der Clubszene schon länger für seine düsteren, reduzierten Beats bekannt und ist das Rückenmark des Duos. Im Rampenlicht steht jedoch Natasha Waters mit ihrer un-

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glaublich hypnotischen Stimme. Mit dem 2011 erschienen Debüt „Pages“ sorgten die St. Galler nicht nur in alternativen Kreisen für Furore. Der ungewöhnliche Mix zwischen minimaler elektronischer Musik und ruhigem Gesang sicherte ihnen Airplay in Radiostationen wie SRF Virus, 3fach oder Radio Kanal K. Das Jahr 2012 wurde dann noch besser, so stand das Duo nicht nur in seinem Heimatkanton am Open Air St. Gallen auf der Bühne, sondern spielte auch vor mehr als 1500 Leuten am Paleo-Festival in Nyon. Das neue Album „Into The Light“ macht konsequent da weiter, wo „Pages“ aufgehört hat. Noch düsterer und noch fokussierter auf den Klang, auf die perfekte Synergie zwischen Stimme und Synthesizer. Obwohl die Scheibe 13 Lieder bietet, ist das ganze Album ein Gesamtkonzept, das man nur schwer unterbrechen kann. Es ist wie ein Tagtraum zum Glück mit Wiederholfunktion. Alle Fans von Musik wie The XX oder Stars können ohne eine Sekunde zu zögern zugreifen.

Kaltehand/ Natasha Waters

„Into The Light“. Erhältlich ab 21. Februar 2014


FILM

SERIE

Recycling à la Hollywood von Caspar Shaller

Die Neuverfilmung von Robocop ist das Resultat eines weitverbreiteten Trends in der Filmbranche.

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etzt musste auch "Robocop", der 80er-JahreKultfilm von Paul Verhoeven daran glauben. Beim Plot wird man stutzig: Der Konzern OmniCorp baut einen verletzten Polizisten zum Cyborg um, um ihn verbessert und bald tausendfach kopiert die Strassen sicher machen zu lassen. Ein ominöser Konzern motzt einen geschundenen Körper mit neuster Technologie auf und schickt ihn zurück an die Arbeit? Wenn das mal keine Metapher für die Recyclingmentalität ist, die sich in den Hollywoodstudios breitgemacht hat! Seit Jahren wird Altes wieder hervorgeholt und mit Special-Effects versehen wieder in die Kinos gebracht. So entstand ein eindrückliches Wiederverwertungsvokabular: Franchise (Filmreihe), Sequel (Fortsetzung), Prequel (Vorgeschichte), Remake (Neuauflage), Reboot (totaler Neustart). Und für Fortgeschrittene gibt es das Reborquel, der totale Neustart eines Franchises durch ein Sequel oder Prequel. So ist "X-Men: Days of Future Past" das Sequel zum Prequel eines dreiteiligen Franchises. Durch den narrativen Kunstgriff einer Zeitreise in die Vergangenheit wird das Sequel aber gleich zum Prequel und durch die Veränderung

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der Zeitlinie entsteht eine neue Gegenwart, also wird auch gleich Platz freigespielt, um aus dem Stoff ein Reborquel zu machen. Dieser Trick hat man auch schon beim neuen Star-Trek-Film angewandt, um die Produzenten vom Ballast der über 40-jährigen Geschichte der Figuren zu befreien. Die leeren Hüllen, die übrigbleiben, können so mit beliebigen Geschichten neu gefüllt werden, so lange man sich an die grundlegenden Stereotypen des Franchises hält, die ja angeblich so vertrauenserweckend und darum auch kaufförderlich sind. Als Fan der Amerikanischen Popkultur fragt man sich, wann das Publikum endlich vor Langeweile einschläft und den Wiederverwertungswahnsinn auf Grund laufen lässt, um es wieder finanziell attraktiv zu machen eine originelle Idee zu verfilmen. Aber bis dahin kann es wohl noch eine Weile dauern, denn cineastisches Kurzfutter wie Robocop 2014 kann manchmal wirklich sehr unterhaltend sein.

Robocop

USA//Sci-Fi, Action ab 6. Februar bei Youcinema

Spy

ALBEN MEINES LEBENS

Radiohead Ok Computer Ein Meisterwerk der musikalischen Misanthropie inklusiv Weltschmerzes. Oooh dieses herrliche Gejammer – ich will sofort in den Bauch meiner Mami zurück, denn auf der Erde kann's gar nicht so schön wie auf dem Planeten Radiohead sein.

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ie britische Serie "Spy" wird in der Internationalen Filmdatenbank IMDb mit 8 von 10 Punkten bewertet. Das ist selten, aber absolut berechtigt. Die britische Spionage-Farce sticht deutlich heraus aus ihrem Genre. Den grossen Unterschied machen schauspielerische Leistung und wohldosiertet britischer Humor. Die Geschichte ist banal: Der liebenswürdige, tollpatschige Tim (Darren Boyd) kündigt, unterfordert und unglücklich, seinen Job als Druckerverkäufer. Nach seiner Scheidung von Judith, die ihn als Nichtsnutz betrachtet, soll er sich alleine um den überintelligenten, aber unerträglich besserwisserischen und bösartigen 9-jährigen Sohn Marcus kümmern, der von seiner Mutter früh lernt, dass sein Vater unfähig und ungebildet ist. Um das Gegenteil zu beweisen, bewirbt sich Tim für eine Stelle beim Staat. Unerwartet besteht er jedoch den Einstellungstest des Geheimdienstes MI5. The Examiner, der komische Geheimdienstchef (Robert Lindsay), findet grössten Gefallen an Tim und macht ihn zu seinem persönlichen Helden. Dem Examiner sind Geheimdienstspielzeuge und attraktive Frauen bedeutsamer als die Gefahren, die real drohen. Die Episoden über absurde MI5-Aufträge, Beziehungsdramen und einen Sohn, der clever alle gegeneinander ausspielt, sind mit Witz und Liebe so kompakt erzählt, dass sie ausnahmslos unterhalten.

(2011-2012 , 17 Episoden à 30 Minuten in 2 Staffeln, Comedy, Sky1,UK) von Musiker Jan Zimmerli aka Serpentine (serpentine-music.com)

Deus In A Bar Under The Sea Als ich die Volljährigkeit erreichte, machte mich diese Platte sehr glücklich; diese belgische Wundertüte trumpft mit ganz viel Witz und Schelmereien und wirkt nachhaltig befreiend – Los lass uns die Welt erobern!

Muse Showbiz Ein klasse Album und das erste Mal live in Dänemark (Roskilde Festival) vor 14 Leuten und mir: Das war echt zum Heulen und hat keine Sau interessiert. Jetzt haben sie ein paar Fans mehr, aber der heutige Sound... ich weiss nicht.

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Queens Of The Stone Age Debut Dieser Wüstensoun fühlt sich saumässig geradlinig und kuul an. Der Herr „Homme“ ist für mich wahrlich einer der letzten lebendigen Rocknasen – müsste der eigentlich nicht mit 27 gestorben sein? Holz anfassen jetzt!

The Verve Urban Hymns "Bitter Sweet Symphonie" darf bei meiner Beerdigung gespielt werden und ach, hätt ich diesen Song gerne selbst geschrieben. Ein langer Wegbegleiter und noch immer muss ich lauter drehen wenn die süssklebrigen Streicher anklopfen.


......................... KOLT liest .........................

BUCH

von Daniel Kissling

FUNWORLD MAGAZINE Von neuen Achterbahnen und Freefall-Towers: Das Funworld Magazine (www. iaapa.org) präsentiert alles Neue aus den Vergnügungsparks rund um den Globus. Eine Pflichtlektüre für jeden Adrenalin-Junkie. Marc Gerber, Musik-Kolumnist

Schweizer Spurensuche Die Wachtmeister-Studer-Romane von Friedrich Glauser

IMPERIUM von Christian Kracht

Ein deutscher Utopist versucht in der Südsee seinem Traum zu frönen: Als Vegetarist lebt der Romanheld August Engelhardt von den Erträgen der Kokosnuss, betet zur Sonne und schlägt sich mit Abenteurern und „Eingeborenen“ herum. Das Buch lebt nicht zuletzt von untergründiger Kolonialnostalgie. Stimmungsdichte und Unterhaltungswert machen aus der Reise in die Anfänge des letzten Jahrhunderts ein Stück erzählender Literatur, dem man sich gerne hingibt – Krachts phantastische Sprünge im Konstrukt des Plots inklusive. Fabian Saner, redaktioneller Mitarbeiter

DAS GRÖSSERE WUNDER von Thomas Glavinic

Thomas Glavinic wirft uns hier eine Geschichte an den Kopf, dass es nur so knallt. Jonas, der Protagonist, quält sich den Everest hoch und es ist, als ginge man direkt hinter ihm. Glavinic hat die Begabung, nur das zu schreiben, was es braucht und nicht mehr. Wäre da nicht der Kitsch in der Gestalt von Marie, man müsste das Buch zur Seite legen – zu gross ist die Gefahr beim nächsten Schritt abzurutschen. Eno Nipp, redaktioneller Mitarbeiter

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ch bin kein Krimi-Fan. Nur der Spannung wegen Bücher zu lesen war und ist meine Sache nicht. Und sind wir ehrlich: Am Ende wird der Mörder ja sowieso gefasst. Den meist verbitterten, alleinstehenden Ermittler macht das aber auch nicht glücklich. Trotzdem oder gerade deswegen rufe ich an dieser Stelle: Lest die Kriminalromane von Friedrich Glauser! Unterwegs mit seinem genauso polternden wie gutmütigen Wachtmeister Studer (in den Verfilmungen unvergesslich von Heinrich Gretler interpretiert) löst man nicht nur rätselhafte Verbrechen, sondern spürt den Befindlichkeiten der Schweiz zwischen den beiden Weltkriegen nach. Wenn in Gerzenstein, einem Kaff im Bernbiet, ein Mord geschieht, dann will der Fahnder Studer, das Vorbild für Hunkeler und Co., und somit auch der Leser natürlich wissen, ob es wirklich der arme Tropf Erwin Schlumpf war, der ihn begangen hat. Doch eben nicht nur! Glauser geht es nicht um den Täter, sondern um die gesellschaftlichen Strukturen, die zu dieser Tat geführt haben. In Irrenhäusern („Matto regiert“), Pflanzerschulen („Der Chinese“) oder in der Fremdenlegion („Die Fieberkurve“) lässt er seinen Wachtmeister ermitteln, in Institutionen an den Rändern, bevölkert von Menschen, die

vom „rechten Weg“ abkamen, die aber nicht nur Täter sind, sondern auch Opfer, Opfer der Verhältnisse. Der Schriftsteller Friedrich Glauser war selber so ein Mensch. Sein Leben, beherrscht von einem strengen Vater aus der Ferne und dem Morphium in der Nähe, war ein Gang durch Zellen und übertraf an Tragik jeden Krimi. Am 8. Dezember 1938 starb Friedrich Glauser, es war der Vorabend seiner Hochzeit. Zu seinem 75. Todestag wurden die fünf Studer-Romane nun in einem Band neu sowie seine gesammelten Briefe als Taschenbuch erstmals aufgelegt. Spannend zu lesen ist beides, auch mehrmals, im Gegensatz zu den meisten Krimis.

Die Wachtmeister-Studer Romane in einem Band:

Friedrich Glauser: Die Kriminalromane mit Wachtmeister Studer. 1216 S., Diogenes Verlag, Zürich 2013. ISBN: 3-257-06881-6

Die Briefe von Friedrich Glauser:

Friedrich Glauser: Briefe. Band 1 und Band 2. 1600 S., Unionsverlag,

Zürich 2013. ISBN: 3-293-20639-5

www.bernheim.ch

MARC CAI N Die Frühlingslooks 2014 sind da. KOLT

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WO SPIELT DIE MUSIK? MOST WANTED

AM TRESEN

A

ber hallo! Eine Stange für 3.20! Das gab's doch zuletzt 1996! Der Service ist schnell, trägt rosa lackierte Fingernägel mit GlitzerSilber-Rand und hat das Pub im Griff, als wär es ein Laufgitter mit schlafenden Hundewelpen. Gute Blues-Musik aus den Boxen, "How I met your Mother" auf dem flimmernden Flatscreen und jede Menge Leute, die so wirken, als wären sie grundsätzlich immer sehr fröhlich und laut, sobald sie das erste Bier vor sich stehen haben.

"In unserer Lokalität ist der Konsum von Drogen verboten." und "Getränke Konsumation obligatorisch" steht es auf kleinen

Plakaten. Trotzdem ist es ganz kuschelig hier. Rauchen ist erlaubt, Leute anglotzen ist erlaubt, den Tresen-Nachbarn zu fragen, warum er gerade einen Espresso mit Zitronenschnitz bestellt hat, getraut man sich dann aber auch nach drei Gläsern Bier nicht. Hinter dem Tresen hängt eine goldene Glocke, neben der Stereoanlage steht eine Dose Raumspray. Die frische Brise Waldduft riecht man hier vermutlich aber nur morgens um Elf. Denn dann hat das London Pub bereits wieder geöffnet. Vorläufig heisst es aber: Ab nach Hause, Kleider lüften - und das mit dem Zitronenschnitz googeln.

London Pub

Mühlegasse 6, Olten

Im Internet gibt es Blogs wie Sand am Meer. Und es gibt im Internet Musik-Blogs wie Schafe in Irland. Und dann gibt es noch Musik-Blogs wie gute Schweizer Tennisspieler: brillant aber selten. So einer ist Délicieuse Musique, der seine Follower täglich mit ausgezeichneter Musik versorgt, vor allem aus dem elektronischen Bereich (Deep-House, Minimal), aber auch mit ausgesuchten Perlen aus der Hip-Hop- oder auch Indie-Ecke. Gibt's auch als App für unterwegs.

Stadtbibliothek Von wegen Röstigraben! Der Sensationserfolg des letzten Jahres

"Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" geschrieben vom Genfer

Joël Dicker

ist gerade das begehrteste Buch in der Stadtbibliothek Olten. Ein Insider: "Es hat

sich rumgesprochen, dass dieser raffinierte, anspielungsreiche Roman sehr viel mehr ist als nur ein Krimi!" Jugendbibliothek

Diesen Monat stehen die Kids in der Jugendbibliothek Schlange

Rachel Renées "Nikkis (nicht ganz so) perfektes erstes Date".

www.delicieuse-musique.com

für

Die Insidermeinung:

"Was Gregs Tagebücher für die Jungs sind, ist diese Comic-Reihe für die Mädchen - wir werden mit Reservationen überhäuft."

Hier sollte eigentlich Ihre Werbung stehen! KOLT

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inserate@kolt.ch


Sie sind erst 17 Jahre alt und haben bereits eine Karriere beendet.

von Nathalie Bursać (Interview)

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und Janosch Abel (Fotos)

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Die Zwillingsschwestern Dijana und Dajana Skalonja aus Olten erz채hlen wie es ist, sich gegen das geliebte Eiskunstlaufen zu entscheiden.

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ijana und Dajana Skalonja, ihr wart 11 Jahre lang mit Herzblut Eiskunstläuferinnen, eure Brüder sind FussballSchiedsrichter. Wie kommt es, dass der Sport in eurer Familie so wichtig ist? Dajana: Unsere Eltern haben es uns vorgelebt. Unsere Mutter war früher Volleyballspielerin, unser Vater hat Karate trainiert und zusammen tanzten Sie Rock 'n' Roll. Dijana: Wir haben neben dem Eiskunstlauf viele verschiedene Sportarten ausprobiert: Einradfahren, Kajakfahren, Volleyball und Tennis. Ohne Sport und Bewegung können wir uns unser Leben nicht vorstellen. Vielleicht ist es seltsam, wenn man das so hört.

Bei euch daheim stehen all eure Pokale in einer beleuchteten Vitrine, an den Wänden hängen Bilder, die an eure Eiskunstlauf-Zeit erinnern. Wie geht es euch dabei?

Ihr wart nie Konkurrentinnen?

"Viele Leute haben uns gesagt, wenn wir aus uns eine Person kreieren könnten, würden wir eine perfekte Eiskunstläuferin abgeben." Dajana Skalonja

Dijana: Wir nehmen es irgendwie gar nicht mehr wahr. An meinem Goldkettchen hängt ein Schlittschuh, Dajana trägt das gleiche Kettchen. Das Eiskunstlaufen wird immer einen Platz in unseren Herzen haben.

Wie war es für euch aufzuhören? Dijana: Es war schön, am Samstagmorgen endlich wieder einmal ausschlafen zu können oder mehr Zeit für mich alleine zu haben. Doch es war eine Umstellung. Dajana: Ich dachte, es würde mir schwerer fallen. Am Anfang nahm ich es relativ locker. Ich bereute es nicht, da ich mich bereits auf die Lehre eingestellt hatte. Dijana: Ich denke, wenn unsere schulischen Leistungen schlecht gewesen wären, so hätten wir das Training und die Wettkämpfe reduziert.

Ihr habt mit sechseinhalb Jahren mit dem Eiskunstlaufen begonnen. Wann kamt ihr an den Punkt, wo ihr entscheiden musstet, ob ihr härter trainieren wollt, um mehr zu erreichen? Dajana: Ab einem gewissen Level beginnen die Wettkämpfe. Wir waren vielleicht 11 oder 12 Jahre alt. Da hatten wir plötzlich den Ansporn, mit jedem Wettkampf besser zu werden. Und dann sind da noch die anderen Läuferinnen im Verein, die einem motivieren. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und motiviert.

Ihr habt Gefallen gefunden am Gewinnen?

Eure Gründe aufzuhören waren unterschiedlich. Dijana: Ich musste wegen der starken Schmerzen. An den Wettkämpfen lief es jeweils gut, aber nach der Kür musste ich die Schuhe so schnell wie möglich ausziehen, weil ich die Schmerzen an den Füssen nicht mehr aushielt. Auf dem Level, auf dem wir uns befanden, musste man schon 4 bis 5 Mal pro Woche trainieren. Das wurde so unmöglich. Dajana: Ich habe aufgehört, als ich mit meiner Banklehre begann. Ich muss zwei Tage pro Woche in die Berufsfachschule und an dreien arbeite ich in meinem Lehrbetrieb. Es ging einfach zeitlich nicht mehr auf.

Dajana: Nein, überhaupt nicht. Dijana: Unsere Stärken waren sehr unterschiedlich. Die Stärken meiner Schwester waren die Sprünge. Ich hingegen konzentrierte mich viel mehr auf meinen Ausdruck und auf die vielen Variationen bei den Pirouetten. Dort sammelte ich die Punkte, welche ich bei den Sprüngen nicht vollständig erreicht hatte. Viele Leute haben uns gesagt, wenn wir aus uns eine Person kreieren könnten, würden wir eine perfekte Eiskunstläuferin abgeben.

Dijana: Nein, überhaupt nicht. Mir ging es immer um meine eigenen Leistungen. Den Konkurrenzdruck spürte ich nie. Ich wollte einfach neue Sachen ausprobieren, Spass haben und mein Bestes geben. Dajana: Ich hatte immer das Ziel vor Augen, dass ich meine Punktzahlen übertreffe und die Kritik versuche umzusetzen.

Hattet ihr grosse Ziele? Vorbilder?

Das war auch euren Eltern wichtig? Dajana: Ihnen war immer wichtig, dass wir einen guten Schulabschluss haben. Ich meine, wie viele Sarah Meiers gibt es in der Schweiz? Lambiel und Meier, das sind die bekanntesten Namen. Wenn man als Sportlerin aus gesundheitlichen Gründen aussetzen muss, ist man schnell weg vom Fenster. Vor ein paar Jahren brach ich mir den Arm und sass dann trotzdem immer auf der Tribüne, habe zugeschaut und mir überlegt, was ich üben kann, sobald ich wieder auf dem Eis stehe. Dijana: Trotz diesem Unterbruch war sie nach der Pause genau gleich gut wie zuvor. Dafür bewundere ich sie.

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Dajana: Bei mir war es nie so, dass beispielsweise der Erfolg von Sara Meier mein Ziel war. Ich hatte immer den Traum, dass ich andere dazu inspiriere, auch Eiskunstlauf zu machen. An den Banden standen immer die kleinen Kinder und bewunderten die Läuferinnen beim Trainieren, dies fand ich härzig.

Eiskunstläuferinnen müssen gegen viele Vorurteile kämpfen... Dajana: Eiskunstlauf sei ja nur Ballett, man brauche gar keine Kraft oder nur Frauen würden Eiskunstlauf machen, sind typische Vorurteile. Dijana: Oftmals wurden wir belächelt. Ihr mit euren Tütüs, hiess es dann. Aber als die Leute hörten, dass wir pro Woche fünf Mal aufs Eis gehen, änderten sie prompt ihre Meinung gegenüber dieser Sportart.


AUF NEUEN

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Es gibt auch das Vorurteil, dass junge Eiskunstläuferinnen oftmals von ihren Eltern zu immer besseren Leistungen gezwungen werden. Was sagt ihr dazu? Dijana: Es gibt Läufer und Läuferinnen, die unter grossem Druck stehen – wie in jeder Sportart. Und es gibt auch Eltern, die immer an der Bande stehen und Befehle aufs Eis rufen. Dajana: Wir haben auch schon erlebt, dass andere Eltern mit ihren Kindern prahlen, obwohl sie vom Eiskunstlauf gar nichts verstehen. Oder sie vergleichen die Kleider, das Äussere, die Beinlänge. Unsere waren zum Glück anders.

lin. Wir hatten eine strenge Trainerin, aber das hat uns geholfen. Es gibt aber sicher einige, die mit einer strengen Trainerin nicht hätten umgehen können.

beherrscht, kann auch mal eine Saison vergehen. Dajana: Ich bin eher der visuelle Typ und das Visualisieren im Sport hat mir sehr geholfen in der Schule.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr in diesen 11 Jahren aufgrund eures Sports auf etwas verzichten musstet?

Wie war es, als Zwillinge den gleichen Sport auszuüben?

Dijana: Ich glaube, wir mussten aufgrund des vielen Trainings auf unseren Freundeskreis in der Schule verzichten. Wir konnten nicht so viel Zeit mit unseren Schulkameraden verbringen, da wir mehr Zeit mit den Sportlern aus unserem Verein verbrachten.

Wie war die Rolle eurer Eltern? Dijana: Sie hatten eine wichtige Rolle und haben uns am Anfang dazu gebracht, die Stundenund Trainingspläne einzuhalten. Ich denke, das haben wir gebraucht. Unsere Eltern waren aber nie auf der Eisbahn, ausser sie haben uns zu den Wettkämpfen gefahren. Dajana: Sie überliessen uns die Entscheidung, ob wir etwas erreichen wollen oder nicht.

Parallel zum Training gingt ihr auch in die Schule. Wie habt ihr das alles unter einen Hut gebracht? Dajana: Die Organisation war das Wichtigste. Unser Mittwoch sah beispielsweise wie folgt aus: über den Mittag ins Training, danach nach Hause um zu Essen. Nach dem Mittagessen ging es weiter in den Klavierunterricht und anschliessend stand bereits das Abendtraining bevor. Danach nach Hause unter die Dusche und hinter die Hausaufgaben. Am Anfang mussten wir uns daran gewöhnen, aber als streng würde ich das nicht bezeichnen. Es wurde zur Gewohnheit. Dijana: Man hat einfach seinen Plan. Für mich war es eine grosse Umstellung, als ich aufgehört hatte mit dem Eiskunstlaufen. Ich kam nach der Schule nach Hause und wusste zuerst gar nicht was machen.

Was hat euch das Eislaufen sonst gebracht? Dijana: Ich habe keine Mühe, vor Publikum zu stehen und Vorträge zu halten. Man stand immer vor dem Publikum. Nicht jeder sieht das so, aber ich würde schon sagen, dass es für mich eine Lebensschule war. Ich habe auch gelernt Geduld zu haben, denn bis man einen Sprung

"Oftmals wurden wir belächelt. Ihr mit euren Tütüs, hiess es dann."

Dijana: Unsere Mutter wollte uns zuerst Tijana und Dijana taufen. Aber auch so gab es genug Verwechslungen. Schliesslich war ja bis auf unsere Vornamen alles identisch: Nachname, Geburtsdatum, Adresse, Level. Manchmal haben die Wettkampfrichter unsere Bewertungsblätter vertauscht oder waren irritiert, weil sie dachten, dass eine Läuferin zweimal eine Kür fährt. Es ging sogar so weit, dass sie mich einmal vom Eis schickten. Und einmal spielten sie meine Musik, obwohl meine Schwester auf dem Eis stand. Dajana: Und ich dachte mir, ich habe nur diese eine Chance und zog meine Nummer trotzdem durch. Lustigerweise passte alles. Jeder Sprung, jede Pirouette. Die Musik war zwar schneller, als ich es mir gewohnt war, aber ich gab einfach ein wenig Gas.

Ihr seid in der aussergewöhnlichen Situation, dass ihr zwei ältere Zwillingsbrüder habt, Boro und Nenad. Sie sind beide nebenberuflich Fussball-Schiedsrichter. Beneidet ihr sie manchmal darum, dass sie Arbeit und Sport unter einen Hut bringen? Dajana: Nie. Dijana: Sie bringen es unter einen Hut und haben dennoch Freizeit. Aber manchmal kann ich es nicht nachvollziehen, wie sie es schaffen neben ihren Jobs trotzdem noch nach St. Moritz zu fahren um einen Match zu pfeifen. Aber wir sind stolz auf unsere Brüder, wir haben uns nie verglichen.

Dijana Skalonja Geht ihr manchmal noch zum Spass auf das Eis? Dijana: Ich gar nicht mehr, die Schmerzen sind einfach zu gross. Und irgendwann muss ich es halt akzeptieren, dass es nicht mehr geht. Dajana: Manchmal gehe ich in meiner Freizeit mit ein paar Freundinnen. Ich geniesse es sehr, mache ein paar Schritte, drehe ein paar Piroutten.

Seht ihr Vorteile darin, dass ihr so ein straffes Programm hattet? Dijana: Ich denke, dadurch kamen wir nicht mit Alkohol und Drogen in Berührung. Zudem bin ich froh, dass ich meinen Rhythmus hatte und so mit anderen Sportlern in Kontakt kam.

Disziplin ist nicht jedermanns Sache.

Was denkt ihr, wie lange ihr eure Pokale noch stehen lasst?

Dajana: Jeder würde es wohl nicht schaffen. Als ich die Kleinen unterrichtet habe, merkte ich rasch, wer den Sport aus eigenem Willen betreibt. Dijana: Es ist kein einfacher Sport, es braucht schon Diszip-

Dajana: Ich habe mir noch gar keine grossen Gedanken darüber gemacht. Dijana: Vielleicht werde ich sie dann mitnehmen, wenn ich eines Tages von zu Hause ausziehe.

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DER KOLTIGE MONAT

Oltner Capucchino-Typologie des Monats Die einen mögen es, wenn man zuerst zehn Minuten lang den Schaum vom „Cappu“ (so bestellt man in Italien, wenn man so tun will, als wäre man kein Tourist) löffeln muss. Wir mögen es lieber bescheiden - ohne feuchte Nasenspitzen.

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ie wär‘s mit einer neuen Startseite im Browser? (www.istschonfreitag.de)

G

„ ratulation zum „neuen“ Kolt: Entwicklung (anstatt „Auf den Lorbeeren ausruhen“), Herzblut (anstatt „Trendfolger“), Qualität (anstatt Sparmassnahmen), Präzision (anstatt Lückenfüller)…weiter auf dem entdeckten Neuland…ich lese gerne mit!“ kam per E-Mail und war das schönste Feedback auf unsere Januar-Ausgabe.

Es grüssen täglich die

Schafe an der Haldenstrasse – auf dem Arbeitsweg von Trimbach nach Olten.

Wir haben ein Kind-

heitsfoto unseres Kolumnisten Pedro Lenz im liebevoll gestalteten Kochbuch „Mama kocht“ entdeckt, eine Hommage an alle Mütter und ihre kulinarischen Geheimnisse.

E

ine kleine Oltner Szene: Winkelunterführung, Mittwochabend, 19 Uhr. Drei Damen im mittleren Alter eilen in Richtung Aare-Ausgang. Die eine blickt ängstlich um sich und sagt zu ihren kichernden Kolleginnen:

Den schönsten Blick

über unsere Stadt gibt‘s vom Fustlig-Waldrand, unterhalb des Säli-Schlössli in Richtung Nord-West. Einfach Platz nehmen und die Seele baumeln lassen.

KOLT

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„Oje, wo sind wir denn hier gelandet, im Untergrund von Olten?“


Öffentlicher Vortrag zum Thema: Operative Sehkorrektur Dienstag, 25. Februar 2014, 19 Uhr Referentin: Prof. Dr. med. Maya Müller Anmeldung unter 0844 555 000 oder akademie@klinik-pallas.ch

Durchführungsort: Klinik Pallas, VEDIS Augenlaser Louis Giroud-Strasse 20, 4600 Olten

www.vedis.ch

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In dieser kollektivistischen Zeit so individualistisch wie möglich zu leben, ist der einzig echte Luxus, den es noch gibt. Orson Welles

Für jeden Lebensstil ein Zuhause. SIO AG Generalvertretung COVER Rötzmattweg 66 CH-4603 Olten T +41 62 207 07 07 F +41 62 207 07 00 info@cover.ch cover.ch

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