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Der Winter naht

DER WINTER NAHT

Die Blätter fallen, der nächste Schritt in Sachen Jahreszeiten ist unausweichlich. Gut, dass der Tenor Julian Prégardien eine musikalische Landkarte für den einsamen Winterwanderer bereithält.

Marco Borggreve

Biografien sind ein im Konzerthaus viel gepflegtes Genre. Für manche Künstler wichtig, für manche Plattenfirmen noch wichtiger, sind sie fester Bestandteil eines jeden Programmhefts. Auch beim Liederabend von Julian Prégardien wird seine Vita zu lesen sein, doch der Sänger richtet das Ohrenmerk auch noch auf eine ganz andere Biografie: die Interpretationsgeschichte des Werks, das oft schon einiges mitgemacht hat. Was für Mitstudenten eher trockene Pflicht war, wurde für Julian Prégardien nämlich zum Steckenpferd: Schon seit dem Gesangsstudium ist er fasziniert von der Musikwissenschaft, was ihn auch zu einem gewissenhaften Vorbereiter macht. Und in Franz Schuberts Liederzyklus »Winterreise«, den er im November im Konzerthaus singt, hat er sich wirklich reingekniet.

Der Tenor hat die Medienplattform P.RHÉI ins Leben gerufen und beleuchtet dort die Aufführungspraxis der »Winterreise«, aber auch Bearbeitungen und Kunstprojekte rund um das Werk – ein ganzer »Winterreisen«-Kosmos ist entstanden. Auf einen Sockel soll der Zyklus dabei nicht gestellt werden, denn all die Informationen um das Eigenleben, das er losgelöst von seinem Schöpfer geführt hat, spornen zu mehr Kreativität im Umgang mit einem solchen Klassiker an: Wirktreue soll gleichberechtigt neben Werktreue stehen. Und ihre Wirkung verfehlen diese romantisch-eindringlichen Lieder nie.

So viele Erfolge hat dieser Zyklus Interpreten schon feiern lassen: historisch informiert wie bei Julians Vater Christoph Prégardien 1997 oder mit Christine Schäfer 2002 im Boxring bei der ersten »Ruhrtriennale«. Es gibt viele Wege, die man auf dieser »Winterreise« gehen kann. Als herausragender Vertreter der jungen Sänger-Generation wird Julian Prégardien seinen eigenen einschlagen.

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