VELÁZQUEZ
Tanzstück von Kor’sia
(Antonio de Rosa, Mattia Russo)
Tanzstück von Kor’sia
(Antonio de Rosa, Mattia Russo)
Choreografie
Kor’sia (Antonio de Rosa, Mattia Russo) in Zusammenarbeit mit den Tänzer*innen
Bühne
Till Kuhnert in Zusammenarbeit mit Kor’sia
Kostüme
Catherine Voeffray in Zusammenarbeit mit Kor’sia
Licht
Hanspeter Liechti in Zusammenarbeit mit Kor’sia
Dramaturgie
Isabelle Bischof, Bettina Fischer
Probenleitung / Choreografische Assistenz
Craig Davidson, Christine Ceconello
Bühnenbildassistenz
Dorothea Blank
Kostümassistenz
Dominique Steinegger
Inspizienz
Denis Puzanov
Tänzer*innen
Andrey Alves
Léonard Blondel
Edoardo Deodati
Victor Duval
Nicolas Frau
Mari Ishida
Marieke Monquil
Momoko Nakamura
Toshitaka Nakamura
Saskya Pauzé-Bégin
Romane Ruggiero
Ana van Tendeloo
Matteo Thiele
Sophia Esmeralda Vollmer
19:30
Vidmar 1
Uraufführung
Dauer der Vorstellung
ca. 1h, ohne Pause
Hinweis: In der Aufführung werden stroboskopartige Lichteffekte verwendet.
Merci Geschwister
Louis-Stiftung
Merci
Elisabeth Marazzi
Technischer Direktor Reinhard zur Heiden Leiter Bühnenbetrieb Claude Ruch Leiter Werkstätten Andreas Wieczorek Leiterin Kostüm & Maske Franziska Ambühl Produktionsleiterin Bühnenbild Konstantina Dacheva Produktionsleiterin Kostüm Maya Däster
Bühnenmeister Jean-Claude Bögli Tontechnik Jeremias Schulz, Peter Tészás Requisite Cora Liechti, Barbara Salchli Maske Laura Lind, Anja Wiegmann
Die Ausstattung wurde in den Werkstätten und Ateliers der Bühnen Bern hergestellt.
Co-Leitung Malsaal Jann Messerli, Lisa Minder Leiter Schreinerei Markus Blaser Leiter Schlosserei Marc Bergundthal Leiter Dekoration Oliver Schmid Leiterin Maske Martina Jans Gewandmeisterinnen Mariette Moser, Irene Odermatt, Sina Rieder Leitung Requisite im Team Leiter Beleuchtung Bernhard Bieri Leiter
Audio & Video Bruno Benedetti Leiter Vidmar Marc Brügger
Wir leben in einer Gegenwart, die von inflationär verbreiteten Bildern besessen zu sein scheint. Digitalisierung und Mediatisierung haben die Entwicklung vorangetrieben, mit dem Smartphone in der Hand generieren so viele Menschen wie noch nie zuvor, so viele Bilder wie noch nie zuvor. Gleich geblieben ist die wichtige Rolle, die die visuelle Kultur für das Selbst- und Weltverständnis im Leben der Menschen spielt. An der Sichtbarkeit, der visuellen Präsentation einer Gesellschaft misst sich immer auch deren Wirkmächtigkeit. In Bildern kommen ihre Denkmodelle zum Ausdruck, zeigen sich ihre Ideale und ihre geistigen Zielrichtungen. Bilder tragen in jeder Epoche zur Identitätsbildung einer Gesellschaft bei.
Machtrepräsentation
1623 wurde der damals 24-jährige Maler Diego Velázquez (1599-1660) an den spanischen Königshof berufen, um fortan die königliche Familie – allen voran König Philipp IV. – und den Hofstaat zu porträtieren. Die Gemälde dienten der Zurschaustellung von politischer Herrschaft sowie der Manifestierung der Machtposition und spielten eine zentrale Rolle als Medium der Repräsentation.
Bedeutungsherstellung
Dabei ist die Repräsentation nie ein neutrales Wiedergeben von Zuständen, Dingen, Menschen, kurz: der Wirklichkeit. Sondern Repräsentation stellt gleichzeitig dar und her. Sie produziert Bedeutung, indem sie auf bestimmte Art und Weise zu sehen gibt. In Bildern wird immer ausgewählt, was wie gezeigt werden soll. Sie vergegenwärtigen diesen einen Ausschnitt, strukturieren ihn und stellen so Wirklichkeit her, anstatt diese nur abzubilden.
Für den Philosophen Michel Foucault hat Repräsentation dabei weniger mit Transparenz zu tun, sondern stellt ein Zusammenspiel von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit dar. Entscheidend ist somit nicht nur die Frage, was repräsentiert wird, sondern auch das Wie und das Warum. Welchem Zweck dient die Repräsentation,
Männer sollen nicht über ihre Gefühle, sondern durch ihr Handeln sprechen. Gefühle wie Traurigkeit oder Angst drücken Männer mit einem hegemonialen Männlichkeitsbild durch Aggression aus, geben anderen die Schuld und wenden sich dann gegen diese, um die Ursache ihres Zorns zu beseitigen. Die Kränkung durch die vermeintliche Zurückweisung seines Vaters, in der Inszenierung als Chor dargestellt, eine Metapher für die patriarchale Gesellschaft, bringt Karl dazu, sich der Räuberbande anzuschliessen. «Blut und Tod soll mich vergessen lehren, dass mir jemals etwas teuer war!», so Karl im Stück. Seine Trauer kehrt sich in Wut und Gewalt.
Als «richtiger Mann» gilt es, Aggression, Entschlusskraft und Risikobereitschaft zu zeigen, denn diese Eigenschaften fördern im Gegensatz zu Denken und Fühlen den Machterwerb. Entschlossen sind sie, Schillers Räuber, und ziehen voller Abenteuerlust durch die böhmischen Wälder. Sie vergewaltigen und rauben. Gewalt ist für sie eine Methode, sich Respekt zu verschaffen, sie setzen Gewalt ein, um einen höheren Status und Macht zu erlangen. Möglicherweise soll durch die Gewaltbereitschaft auch vermieden werden, von anderen Männern beherrscht zu werden. Gegen Ende des Stückes verkommt Schillers Räuberbande zunehmend zu einer Mörderbande, denn gibt es ein unmissverständlicheres Zeichen für Macht als das Töten?
Mathias Spaans Blick in die Vergangenheit der Räuberbande zeigt, dass ein hegemoniales Bild von Männlichkeit Verhaltensweisen hervorbringt, die enormen Schaden anrichten, und stellt so Fragen für unsere Zukunft. Wie können wir toxische Aspekte von Männlichkeit ausräumen? Welche Eigenschaften, Verhaltensweisen und Rollen sollte ein neues Männerbild fördern?