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Holzschuhe - nur ein Klotz am Bein?

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In oder Out

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Wir, Fabian und Alexander, die Autoren dieses Textes, stammen aus dem kleinen Dorf Wessum, das auch den Titel Holzschuhdorf trägt. Unser Dorfbild ist geprägt von historischen Maschinen, die das Dorfzentrum verschönern, von der Bronzefigur eines Holzschuhmachers und es gibt noch echte Holzschuhmacher bei uns im Dorf. Aber warum sollte ich heute noch Holzschuhe tragen?

Holzschuhe, im Niederländischen auch Klompen genannt, sind eine Art von Schuhen, die komplett aus Holz gefertigt werden. Die traditionellen Holzschuhe werden, je nach Branche, heute noch als Arbeits- und Schutzschuhe genutzt. Der Ursprung der Schuhe in Europa ist nicht genau bekannt. Der Kothurn

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(geschnürter, wadenhoher Stiefel) und die Lederschuhe Römischer Soldaten werden als Vorläufer der Holzschuhe gesehen.

In Deutschland sind Holzschuhe, gerade in der Nordhälfte, auch heute noch stark verbreitet. Das Handwerk der Holzschuhmacherei hat sich hier entwickelt. Sogar industriell wurde die Herstellung der Schuhe dort betrieben. Bevor dies industriell geschah, wurde alles noch per Hand hergestellt. Hierzu wurde ein Holzblock aus einem Baumstamm gesägt. Die Form des Schuhs wurde dann grob vorgeschnitzt und danach verfeinert. Der Fersenbereich muss danach mit einem Stemmeisen herausgearbeitet werden. Die letzten Schritte sind das Aushöhlen des Innenraums mit Hilfe eines Löffelbohrers und das Polieren des Schuhs. Heutzutage werden die „Klumpen“ mit industrieller Unterstützung hergestellt. Das Polieren findet mit einem Schleifband statt.

Traditionell werden Holzschuhe im Münsterland aus Pappelholz hergestellt. In früheren Zeiten war es noch so, das Bauern zur Geburt einer Tochter eine Reihe Pappeln angepflanzt haben, also der perfekte Nachschub für die Holzschuhproduktion! Eine Pappel muss etwa 25 Jahre wachsen, um geeignetes Material für Holzschuhe zu liefern.

Zum Boomzeiten der Holzschuhindustrie arbeiteten in Wessum etwa 75 selbständige Holzschuhmacher, eine weitere Fabrik war Arbeitgeber für zusätzliche 200 Arbeiter. Das ganze Dorfleben war von dieser Industrie geprägt. Heute hat sich das geändert. Es gibt nur noch eine Holzschuhfabrik, die nur eine kleine Anzahl Schuhe pro- duziert. Der Holzschuh ist heutzutage kaum verbreitet, er wurde weitgehend von Plastik- und Lederschuhen abgelöst. Historisch gesehen war der Holzschuh immer ein Schuh für schwere Arbeiten: Genutzt z.B. in Schmieden und auf dem Feld. Der relativ leichte Schuh bot wegen seiner Härte Schutz vor schweren herunterfallenden Gegenständen und war somit eine Art Stahlkappenschuh seiner Zeit. Außerdem soll das Tragen von Holzschuhen gesund für die Füße sein, weil ständig Muskeln angespannt und trainiert werden. Unschlagbar ist wohl die Haltbarkeit von Holzschuhen: Mit der passenden Pflege sind Klumpen unkaputtbar und halten ein Leben lang, ganz im Gegensatz zu modernen Schuhen, die oftmals schon nach einer Saison Schwachstellen aufweisen.

Heute werden Holzschuhe kaum noch getragen und von manchen passionierten Liebhaber*innen noch für die Gartenarbeit genutzt. Einmal in Holzschuhen zu laufen ist dennoch eine spannende Erfahrung: Vor allem auf modernen geteerten Wegen, auf Fliesen und auf Pflaster kann das Laufen mit Holzschuhen leicht mit einem Schlagzeugkonzert verwechselt werden.

Wer trotzdem auf den Geschmack gekommen ist und gerne den Tragekomfort eines Paares Holzschuhe selbst erleben möchte, kann sich ganz einfach online ein Paar bestellen. Die verbliebenen Holzschuhmacher*innen gehen mit der Zeit und bieten eine breite Palette an verschiedenen Modellen und Ausführungen an. Auf der Seite holzschuhe.de werden Holzschuhe aus dem Münsterland und den Niederlanden angeboten.

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