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Postfach, CH-3855 Brienz Telefon 033-952 80 40, Fax 033-952 80 49
Kalkbrennen Sonderausgabe Handwerk in Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum Ballenberg
2 /2001 Stiftung Heimatwerkschule Ballenberg Ein Gemeinschaftswerk des Schweizerischen Freilichtmuseums Ballenberg und der Heimatwerke der Schweiz
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Handwerk 2/2001 2/3 Kalkbrennen auf dem Ballenberg 4/5 Renaissance des Sumpfkalks 6 bis 9 «...grossartig, als es klappte!» Interview mit Walter Trauffer 10/11 Ofenbau und Ofentypen: Vom Kalkmeiler zum Schachtofen 12/13 Mörtel, Verputz und Anstrich mit eigenem Sumpfkalk: Handgemachtes vom Ballenberg 14/15 Von «Murern» und Kalchofen: Was Grossätti erzählte 16/17 Kalk im Sprachgebrauch: Ja, wenn i Chalch hätt Dünger, Seife, Desinfektion 18/19 Sagenumwobene Kalkbrennöfen 1 bis 20 Lauftext mit dem Protokoll des Kalkbrandes 2000 des Freilichtmuseums Ballenberg
Handwerk 2/2001. Redaktion: Dr. Edwin Huwyler. Texte: E. Huwyler, G. Niederberger, B. Gerhardt. Fotos: E. Huwyler, S. Lüber, W. Trauffer, A. Reisacher. Herausgeber: Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk, 3855 CH-Brienz, Telefon 033-952 80 40, Fax 033-952 80 49, www.kurszentrum-ballenberg.ch, info@kurszentrum-ballenberg.ch. Diese Ausgabe in Zusammenarbeit mit Freilichtmuseum Ballenberg, CH-3855 Brienz, Telefon 033-952 10 30, Fax 033-952 10 39, www.ballenberg.ch, info@ballenberg.ch. Druck: Gisler Druck AG, Altdorf. Auflage 3200 / 3 Ausgaben jährlich. Abo Inland Fr. 24.– / Ausland Fr. 32.–. 2. Auflage / Sommer 2005
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Kalkbrennen auf dem Ballenberg
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Am Nachmittag des 1. Septembers 2000 steht beim so genannten Brandboden im Freilichtmuseum Ballenberg eine Gruppe von Leuten im Halbkreis um eine einfache Blechwanne. Gespannt schauen sie auf eine Schicht von Steinen, die knapp den Boden des Gefässes überdeckt. Als sich ein Wasserstrahl über die Steine ergiesst, beginnt das erhoffte Spektakel: Das Steinmaterial in der Wanne beginnt sich zu regen, fängt an zu zischen und zu brodeln. Kalkspritzer fliegen durch die Luft. Die Gruppe weicht zurück und klatscht spontan in die Hände.
Die Erleichterung ist gross: Fast zwei Wochen lang, zeitweise Tag und Nacht, haben die Arbeiten rund um das Kalkbrennen gedauert. Das Resultat lässt sich sehen: Innerhalb einiger Sekunden erhitzt der gebrann-te Stein das Wasser über den Siedepunkt hinaus und innerhalb weniger Minuten wird aus dem Stein eine leuchtend weisse, jogurtartige Masse. Der gelöschte Kalk steht zum Einsumpfen bereit. Bis es soweit kam, waren umfangreiche Recherchen notwendig. Zwar wurde zum Thema Kalköfen und Kalkbrennen in den letzten Jahren einiges an Forschungsarbeiten geleistet. Auf der einen Seite stehen die Publikationen der Archäologen über verschiedene Ausgrabungen von Kalkbrennöfen, und auf der anderen Seite haben sich vielerorts Lokalhistoriker mit diesem Thema auseinandergesetzt und historische Öfen restauriert oder rekonstruiert. Da und dort hat man auch versucht, Kalk zu brennen, jedoch mit unterschiedlichem Erfolg. Eigentlich wäre ja alles ganz einfach: Man nehme einen Haufen Kalksteine, erhitze sie auf etwas über 1000 Grad Celsius, lasse sie langsam auskühlen, übergiesse sie mit Wasser und fertig ist der Sumpfkalk. Etliche in den letzten Jahren fehlgeschlagene Experimente zeigen deutlich, dass das Kalkbrennen seine Tücken hat. An-gefangen beim Aufbau des Kalkofens, über die Auswahl der richtigen Steine, das sorgfältige Aufschichten des Materials bis hin zur gleichmässigen Verteilung der Hitze im Brennraum. Der im letzten Jahr eingesumpfte Kalk ist für den Aufbau von Museumsobjekten aus dem Wallis und dem Tessin weitgehend aufgebraucht und die Gruben sind
Kalkbrennen auf dem Ballenberg n Kalkbrennen Kurs mit Walter Trauffer und Edwin Huwyler MO bis SA 30.7. bis 4.8.2001 Infos: 033-952 80 40 033-952 10 20
leer. Die Vorbereitungen für den nächsten Brand sind angelaufen. Wir freuen uns sehr, die beim ersten Brand gemachten Erfahrungen im Rahmen einer Kurswoche weitervermitteln zu können. n Walter Trauffer, Edwin Huwyler
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war gebrannter und gelöschter Kalk das wichtigste Bindemittel für die Herstellung von Kalkmörtel und Kalkputz. Beinahe in jedem Dorf verstand es jemand, einen Kalkofen einzurichten und Kalk zu brennen. Doch heute sind die Fähigkeit und das Wissen, Kalk zu brennen beinahe ganz verloren gegangen, und auch die Kalkbrennöfen selber verschwinden aus dem Landschaftsbild. Mit dem Aufkommen des billigeren, industriell hergestellten Zementes verlor gebrannter Kalk nach der Jahrhundertwende im Bauwesen rasch an Bedeutung. Im Gegensatz zum Zement ist Sumpfkalk kein hydraulisches Bindemittel. Kalk härtet nur an der Luft und ist auch nicht wasserbeständig. Das Grundprinzip beim Herstellen von Kalkmörtel besteht darin, den rohen Kalkstein so aufzubereiten, dass er mit Sand und Wasser vermischt als plastisches Bindemittel zwischen die Bausteine gepflästert werden kann. Dort härtet er aus und festigt dabei das Mauerwerk. Um diese Formbarkeit zu erreichen muss der Kalkstein ausgeglüht (gebrannt), in Wasser aufgelöst (gelöscht) und mit Sand vermischt werden. Geologisch ist der Kalkstein ein Ablagerungsgestein (Sediment), welches in der Schweiz vor allem im Jura, im nördlichen Alpengebiet, im Wallis und in Graubünden vorkommt. Doch bei weitem nicht jeder Kalkstein eignet sich in gleichem Masse zum Brennen. Für unseren Brand haben wir Material aus fünf Steinbrüchen in der Umgebung geprüft. Die Steine unterschiedlicher Herkunft wurden im museumseigenen Keramikofen auf 1000 Grad Celsius erhitzt und analysiert. Dabei hat sich Material aus einem Steinbruch in Meiringen als optimal erwiesen.
Der Ofen im Freilichtmuseum fasst rund 6 – 7 Kubikmeter Kalkstein und benötigt für einen Brand über 20 Ster Holz. Nach einer Aufheizphase von einem Tag wird der Ofen oben mit Lehm (5) abgedeckt, damit nicht zu viel Wärme entweicht. Danach wird die Brenntemperatur des Kalksteines innerhalb von drei Tagen bis zur Weissglut auf ca. 1000 Grad Celsius erhitzt. Dadurch entweicht das Kohlendioxid (CO2), die «Kohlensäure», und die Steine werden «entsäuert». Beginnt die oberste Lage zu glühen, muss während rund 20 Stunden das Feuer auf gleichbleibender Temperatur gehalten werden. Danach lässt man es ausgehen und schliesst das Feuerloch (2), damit der gebrannte Stein nicht zu rasch auskühlt. Nach rund zwei Tagen kann der Ofen ausgeräumt werden. Die ausgekühlten Steine (der Brandkalk) besitzen zwar noch eine bestimmte Festigkeit, weisen jedoch nur noch rund 44% des Gewichtes und 90% des Volumens auf. Da der Brandkalk im trockenen Zustand nicht lagerfähig ist, weil er Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt und in Kalkstaub zerfällt, muss er zum Lagern und zur weiteren Verarbeitung «gelöscht» werden: Er wird in einem Behälter mit Wasser übergossen, damit sich die gebrannten Steine auflösen. Nach dem Löschen gelangt die «Teigmasse» in die Kalkgrube und wird «eingesumpft». Damit sich auch die schwer löslichen Bestandteile auflösen oder auf den Boden absetzen können, sollte der Sumpfkalk, der für den Kalkabstrich gebraucht wird, möglichst lange gelagert werden.
Das Löschen und Einsumpfen Im Freilichtmuseum Ballenberg wurde eine dreikammerige Sumpfgrube erstellt, damit für die verschiedenen Bauvorgänge (Mauermörtel, Verputzmörtel, Kalkanstrich) der richtige Sumpfkalk zur Verfügung steht. n
Das Brennen Für den Feldofen des Freilichtmuseums Ballenberg wurde ein Mantel (1) aus ca. 1 m dicker Trockenmauer in Form eines Steinzylinders mit Feueröffnung (2) aufgebaut. Dieser Kalkofentyp war in ländlichen Gebieten weit verbreitet. Ein sehr sorgfältiges Arbeiten erfordert das Aufschichten der Steine in der Brennkammer (3). Innerhalb der Kammer dienen Luftkanäle als Wärmezüge (4), über die sich der Sauerstoffhaushalt regeln lässt.
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14. August bis 1. September 2000
Kennzahlen zum Brand im Freilichtmuseum Ballenberg
n Lose eingebaute Kalksteine vom Lammi, Meiringen ~7,10 m3
n Holzverbrauch 22 m3, Holzqualität: Gemischtes, gespaltenes, gesundes Linden-, Eschen-, Buchenund Tannenholz. Ca. 1/2 davon 8 Monate, das übrige ca. 2 Jahre getrocknet. n Personalaufwand: 1 bis 2 Mann während Brenndauer: Total ca. 115 Std. Ab Lehmauftrag genügt ein Mann zum Heizen. Vorbereitungs- und Aufräumarbeiten 6 Std. Kalk Löschen 2 bis 4 Mann, 64 Std. n Ertrag: 7'870 m3 (7'870 l) eingesumpften Kalk, 540 l gebrannten Stückkalk (Luftdicht in Fässern gelagert).
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Vom Kalkstein zum Mörtel
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Schachtofen der Kalkfabrik in Nestal, Glarus, im Jahre 1916. Foto: Werner Alder
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Über den Anwendungsbereich lässt sich in einem Papier des Instituts für Denkmalpflege der eidgenössischen technischen Hochschule Zürichs Folgendes lesen: «Für die an denkmalpflegerischen Unternehmen beteiligten Gipser und Maurer bildet Sumpfkalkmörtel bei allen vor dem Zementzeitalter gebauten Objekten eine einzigartig modelierbare, ebenso gut zu glättende wie zu strukturierende Masse. Viele historische Putzarten sind nur mit Sumpfkalk nachvollziehbar. Der Maler erreicht mit Sumpfkalkanstrichen eine optisch und materiell optimale Wirkung. Sie sind für den Feuchtigkeitshaushalt eines Baues äusserst günstig, kommen nicht so teuer zu stehen und sind jederzeit wieder leicht zu entfernen. Der Stuckateur ist in seiner beruflichen Tätigkeit direkt darauf angewiesen, Sumpfkalk zur Verfügung zu haben.» Nicht jeder Sumpfkalk verfügt über die gleichen optimalen Qualitäten. Ausschlaggebend sind die Qualität des Rohstoffes, die Brennweise und das Einsumpfen. Hochwertiges Material setzt möglichst dolomit- und eisenoxidfreien und mit Holz gebrannten Kalkstein voraus. In mit Kohle oder Öl beheizten Öfen entstehen in der Regel Verunreinigungen durch Asche- und Schwefelrückstände. Über Jahr und Jahrzehnte haben nur noch einige wenige «ewig gestrige» Besitzer von historischen Bauten und als kleinlich verschriene Denkmalpfleger mit Sumpfkalk gearbeitet. Zement und Beton waren viel einfacher zu handhaben, einfacher zu bekommen und erst noch billiger. Erst allmählich besinnt man sich wieder dieses natürlichen und ausserordentlich flexiblen Wundermittels Sumpfkalk.
Renaissance des Sumpfkalks
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14.08.00
n 3 Mann je 4 Std. n Erlesen und Aufladen der Kalksteine im Steinbruch Lammi. Transport in den Ballenberg. Ca. 8 m3, 15 Tonnen Steinmaterial lose.
Je länger desto besser Je länger der gelöschte Kalk in der Sumpfgrube liegt, desto besser wird seine Qualität, da sich die Verunreinigungen nur sehr langsam auf den Boden absenken. Auf dem Ballenberg haben wir eine dreikammerige Sumpfgrube erstellt. Nach intensiven Diskussionen und nach Abwägen der Vor- und Nachteile haben wir uns entschlossen, die Grube zu betonieren und mit Dohlendeckeln möglichst dicht zu verschliessen. Die Gefahr von Verunreinigungen und des Verlustes an Feuchtigkeit kann dadurch wesentlich verringert werden. Die traditionellen Kalkgruben waren in der Regel mit Holz ausgekleidet. Die eingesumpfte Kalkmasse in der Grube muss stets mit einer etwa 20 bis 30 Zentimeter hohen Wasserschicht überdeckt sein. Diese verhindert einerseits das Austrocknen der Teigmasse und dient bei Temperaturen unter Null zudem als Frostschutz. Während der kalten Wintermonate gefriert die obere Schicht des Wassers und schützt damit den Sumpfkalk.
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Wesentliche Vorteile bringt die Verwendung von Sumpfkalk für Verputzarbeiten von Steinmauerwerk. Er reguliert den Wasserdampfgehalt und verhindert Durchwässerungen, Fäulnis und weitere Bauschäden. Der Sumpfkalkverputz ist so flexibel und durchlässig, dass er sozusagen atmen und schwitzen kann. Für den geübten Maurer ist die Arbeit mit Sumpfkalk eine reine Routinesache. Dennoch gibt es Verschiedenes bei anderen Baustoffen nicht Übliches oder Notwendiges zu beachten. So steht im Merkblatt des Instituts für Denkmalpflege: «Es ist noch zu bemerken, dass Grund- und Ausgleichputze (Spritzwurf, Stopfmörtel) nie zu taloschieren sind, da sie sonst nicht mehr «griffig» bleiben. Die Latte kann für historische Deckputze nur in sehr seltenen Fällen angewendet werden, dafür umso mehr Zungenkelle, Bürste, Filz, Sack usw. Die Sichtputzschichten sind zur Vermeidung von Schichtentrennung nass in nass anzubringen.» Immer mehr Baumeister und Maurer eignen sich die beinahe verloren gegangenen Kenntnisse im Umgang mit Sumpfkalk von älteren Kollegen oder in Kursen wieder an. Von der Seite der Denkmalpflege ist es heute wieder üblich, oder sogar gefordert, dass im Umgang mit historischer Bausubstanz mit Sumpfkalk gearbeitet wird. Leider etwas spät; viele traditionelle Bauten wurden in den letzten Jahren mit chemischen Mitteln und Baustoffen zu Tode saniert. n Literatur: n Sumpfkalk – Grubenkalk. Transport, Lagerung und Verarbeitung für Kalkmörtel und Kalkanstrich. Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Institut für Denkmalpflege, Merkblatt Nr. 2. Zürich 1979 Illustration aus: Der Holznagel, 24. Jahrgang, Heft 2, März/April 1998
Handwerk 2/2001
Atmende und schwitzende Mauern
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Für die unterschiedlichen Anwendungsbereiche von Sumpfkalk sind unterschiedliche Qualitäten gefragt: Für normale Mörtel- und Verputzarbeiten wie zum Teil auch für anspruchslosere Anstriche genügt eine einjährige Lagerung. Für Feinarbeiten in der Restaurierung vor allem in der Nähe von Wandmalereien sollte der Kalk mindesten zwei bis drei oder noch mehr Jahre in der Grube gelegen haben. Muss man für anspruchsvolle Arbeiten dennoch auf weniger lange gelagerten Kalk zurückgreifen, sollte das Material aus der obersten Schicht entnommen werden, da dort die wenigsten Verunreinigungen vorhanden sind.
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FLM: Seit einem Jahr nun steht ein brandneuer Kalkofen zwischen Köhlerei, Harzbrennerei und der Schindelmacherei. Ihr beeindruckendes persönliches Engagement, einen derartigen Ofen im Freilichtmuseum Ballenberg zu realisieren, war auffallend. Warum liegt Ihnen das Kalkbrennen derart am Herzen? WT: Zum einen sehe ich im Kalkbrennen ein ganz aussergewöhnliches Handwerk, dessen Wiederaufleben aus dem Vergessen, dessen Neuerarbeitung eine grosse Herausforderung, viel Geschick und eine optimale Zusammenarbeit unter den Beteiligten erfordert. Zum anderen bedeutete der gebrannte Kalk in der historischen Bauweise ein unverzichtbares Bindemittel: Quasi das gesamte Baugewerbe war von diesem Produkt abhängig. Dem hohen Stellenwert dieses durch grosse Hitze gewonnenen Materials auch heute wieder gerecht zu werden bedeutet für mich und das Freilichtmuseum Ballenberg eine einmalige Gelegenheit.
Walter Trauffer: «... grossartig, als es klappte!»
Landes- und volkskundliche Filmdokumentation des Landschaftsverbandes Rheinland. Amt für rheinische Landeskunde: Bäuerliche Kalkbrennerei. Setzen des Feuerungsgewölbes und Füllen des Ofens (Video 1). Brennen des Kalks und Austragen des Ofens (Video 2). Gransdorf/Eifel 1979
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18.08.00
n 3 Mann je 11⁄2 Std. n Beginn mit Einbau in Ofen
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Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, einen museumseigenen Feldofen zu initiieren? Nun, es bestand seit langem die Schwierigkeit, zufriedenstellenden, gebrannten Kalk auf dem Markt zu erhalten, zumal dieser sehr teuer ist und stets auch die Ungewissheit bestehen bleibt, ob es sich tatsächlich um diejenige Qualität handelt, die man sich für die historischen Bauten des Ballenbergs wünscht. Eine eigene Produktion befriedigt somit gleich zwei Anliegen: Wir präsentieren unseren Besucherinnen und Besuchern ein altes Handwerk und gleichzeitig ist durch die Eigenproduktion die Frage der Qualitätssicherung gewährleistet. Aber es war natürlich nicht nur meine Idee! Bereits vor einigen Jahren wurde im Freilichtmuseum Ballenberg ein Versuch gemacht und nach eingehenden Diskussionen mit Edwin Huwyler haben wir uns entschlossen, das Experiment erneut zu wagen.
Nachdem die Idee im Raum stand, wie sind Sie die Vorbereitungen zur Realisierung angegangen? Zuerst ging es natürlich darum, so viel Informationen als möglich zusammenzutragen. Die wohl wichtigste Hilfe erhielt ich aus einer volkskundlichen Filmdokumentation über die bäuerliche Kalkbrennerei des Rheinlandes1. Die Darstellung überzeugte mich von der Machbarkeit der Idee und gab mir die wichtigsten Hinweise, worauf zu achten ist. Dann brachten mich natürlich Gespräche mit Archäologen, Handwerkern und anderen Interessierten weiter, da die vorhandene Literatur eher spärlich ist, eine konkrete Beschreibung zu finden ohnehin illusorisch. Von sehr grosser Bedeutung schliesslich waren die Besichtigungen bestehender historischer Öfen, so u.a. im Lütschental BE und die Teilnahme am Kalkbrennen im deutschen Freilichtmuseum Beuren.
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21.08.00 n Zerkleinern und Einbauen der Steine in den Ofen: n 3 Mann je 4 Std. bis Oberkante Gewölbe n 4 Mann je 3 1⁄ 2 Std. Oberkante Gewölbe bis Oberkante Ofen
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Inwiefern konnten Sie vom Kalkbrennen in Beuren profitieren? Soweit wir wissen, ist Beuren eines der wenigen Museen, welches versucht, den Kalk selber zu brennen. Es handelt sich aber dabei um einen anderen Feldofentyp, als wir ihn im Freilichtmuseum Ballenberg planten. Gleichwohl bekam ich während dieser Woche ein konkreteres Bild des Ofens in unserem Museum. Ich begann im Kopf den Bau und den Brand zu skizzieren und brachte dies auch aufs Papier. Meine Idee nahm Formen an und ich lernte, welche Punkte unbedingt zu berücksichtigen sind, wie sich die Zusammenarbeit des Personals bewerkstelligen liess und v.a. wurde mir die Wichtigkeit bewusst, das Augenmerk auf Details zu richten. Zurück auf den Ballenberg: Wie lief die Realisierung
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22.08.00 n 2 Mann je 3 Std. n Fertig Einbauen der Steine und Aufräumen
ab? Neben der Auswahl der Steine und dem Bau des Ofens galt es primär, ein gutes Team zusammenzustellen. Da nützt die beste Vorbereitung, der idealste Stein und der perfekte Mauermantel nichts, wenn das Team nicht hinter dir steht. So war es wahrhaftig ein Glücksfall, dass ich auf die Mitarbeit von Hans Bühler, Armin Flück, Simon Lüber u. a. zählen konnte. Ihr voller Einsatz, ihre Erfahrung und ihre Begeisterung am Experimentieren und an der Arbeit waren mit ein Grund, dass das gesamte Projekt zum Erfolg führte.
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Das Kalkbrennen ist mit einem enormen personellen Aufwand verbunden. Wie zahlt sich das aus? Was die Wirtschaftlichkeit anbelangt, so lassen sich hier zweifelsohne einige Fragezeichen hinsetzen. Trotzdem: Der ökonomische Einwand ist für mich in diesem Fall kein stichhaltiges Argument gegen den Kalkbrennofen, denn lohnen tut sich ein solches Projekt alleweil: Wie oben bereits erwähnt, gilt die Präsentation eines weiteren Handwerks als Attraktivitätssteigerung des Museums ohnegleichen und die Verwendung des eigenen Kalks für den Bau und die Renovationen unserer Gebäude ist ideell von sehr hohem Wert.
Diesen Sommer wird der zweite Brand in aller Öffentlichkeit durchgeführt. Sehen Sie dieser Herausforderung bereits gelassen entgegen oder sind Sie nervös? Natürlich habe ich Respekt vor diesem zweiten Versuch, aber ich freue mich sehr darauf. Es kann natürlich immer passieren, dass unter Umständen was schief läuft, schliesslich treffen bei diesem Unterfangen Menschen und Naturprodukte zusammen und die Unberechenbarkeit spielt in dieser Konstellation immer eine Rolle, mit der man rechnen muss. Dass wir diese Saison den Brand im Veranstaltungskalender aufführen und in Zusammenarbeit mit dem Kurszentrum gar einen Kurs ausschreiben hängt damit zusammen, dass wir im Freilichtmuseum Ballenberg unsere Erkenntnisse weitergeben müssen und weitergeben wollen. Von den gewonnenen Erfahrungen sollten alle Interessierten profitieren können und ich bin überzeugt, auch dieser Brand wird ein beeindruckendes Erlebnis für alle Beteiligten werden. n Mit Walter Trauffer, dem Kalkbrennofen-Enthusiast des Ballenbergs, sprach Gabriela Niederberger
17.15 Uhr
n Aufheizen mit feinem Tannenholz. Ca. 25 Min. starke Rauchentwicklung durchs Feuerloch. Nachher beginnt das Feuer zu ziehen. Rauch kommt oben heraus.
n Steine beginnen zu schwitzen.
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24.08.00, 16.00 Uhr
Handwerk 2/2001
Dieses Jahr wurde auf dem Ballenberg erstmals mit selbst gebranntem und eingesumpftem Kalk gearbeitet. Gibt es einen wesentlichen Unterschied zur bisherigen Methode? Nein, die Technik ist sehr ähnlich, aber die Genugtuung bei der Arbeit ist mit eigenem Kalk natürlich bei weitem bewegender. Da wird ein selbst hergestelltes Produkt verarbeitet und zusätzlich hat man die Sicherheit, dass es sich tatsächlich um echten, nach alter Methode gebrannten Kalk handelt. Den im letzten Jahr gewonnenen Kalk konnten wir bereits beim Mauerwerk, respektive beim Verputz der Kapelle von Turtig, der Scheune von Bodio und der Häusergruppe von Cugnasco anwenden.
Letztes Jahr wurde der erste Brand fast heimlich durchgeführt. Hat das einen Grund? Tatsächlich hatte das einen ganz speziellen Grund: Ich hatte das gesamte Projekt deutlich im Kopf und wollte den Bau und den Brand in dem Sinne ausführen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das wirkt unter Umständen etwas überheblich, aber ich wollte ab einem gewissen Punkt keine Ratschläge und keine Einmischung Aussenstehender mehr. Ich teilte die Überzeugung, dass viele Köche den Brei verderben. Dann kommt der Fakt hinzu, dass es sich dabei auch um unseren ersten Brand handelte. Es war ein Experiment, ein Experimentieren eines Chemikers, der dafür die Ruhe des stillen Kämmerleins braucht und noch nicht alles an die grosse Glocke hängen will.
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Welches waren für Sie die wichtigsten Momente des Kalkbrennens? Als der wohl schönste Augenblick empfand ich den Zeitpunkt nach ca. zehn Stunden Einheizen, als wir die Gewissheit haben konnten, dass es funktioniert! Die Erleichterung darüber, dass das Gewölbe hält, war gewaltig. Weitere aufregende Momente aber waren gleichermassen das Einfeuern, das Erröten der Steine, das Erreichen der 1000-Grad-Marke oder dann auch der erste Versuch, den gebrannten Kalk zu löschen. Es war ein grossartiges Gefühl, als es klappte.
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Einbau Steine, Querschnitt
Der Kalkmeiler Eine Mulde im Boden, darin aufgeschichtet die Kalksteine und schon ist der Kalkmeiler für den Brand bereit. Noch vor wenigen Jahren konnte während einer Reise durch Rumänien diese einfachste und wohl älteste Methode des Kalkbrennens beobachtet werden. Das Einfüllloch war aus einer Böschung ausgehoben, und die Einfeuerung befand sich am Fusse des kleinen Hangs. Die Steine wurden mit einer Wölbung über den Feuerraum von der Kuppe der Böschung her eingefüllt. Bei der etwas anspruchsvolleren Methode des Kalkmeilers werden die Steine mit einem Gewölbe über eine Vertiefung im Boden aufgeschichtet. Als Isolation dient ein Mantel aus lehmverstrichenem Flechtwerk. Solche Kalkmeiler, seit über 3000 Jahren bekannt, waren unter anderem in den Freibergen bis ins 20. Jahrhundert anzutreffen.
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Der Feldofen «Nach Gebrauch wegwerfen» hiess es beim Kalkmeiler: Ausser einer brandgeröteten Mulde blieb an Ort nichts übrig. Einen grossen Fortschritt bedeutet der so genannte Kalk- oder Feldofen, wie wir ihn im Freilichtmuseum Ballenberg aufgebaut haben. Ein dauerhafter Mantel aus kristallinem Gestein umschliesst das Brennmaterial und den Feuerraum. Am weitesten verbreitet ist die Form des Steinzylinders mit einer Feueröffnung am Fusse. Schon die Römer kannten diese Methode, die bis vor etwa 100 Jahren auch in der Schweiz noch praktisch bei jeder grösseren Siedlung anzutreffen war. Über 300 Belege, seien es Bodenreste oder Flurnamen, sind nachgewiesen.
Einbau Steine, Horizontalschnitt A
Vom Kalkmeiler zum Schachtofen Einbau Wärmezüge, Horizontalschnitt B Wärmezüge mit Rundholz, Ø12 cm
Verwendete Literatur: n Bitterli, Thomas: Der Kalkofen im Freilichtmuseum Ballenberg. Gutachten zum Bestimmen des typologischen Wertes. Manuskript 1998
Konstruktion und Zeichnung Walter Trauffer
20.30 Uhr
22.40 Uhr
n Erste Steine sind wieder trocken.
n 1. Temperaturmessung 1. Messpunkt 280° 2. Messpunkt 150°
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Sable rose. Basis des Ofens: Äusserer und innerer Ring, dazwischen der Feuergang mit leicht brennbarem Material. Eben wird mit der Schichtung der langen Hölzer begonnen.
Bereits zum gewerblich-industriellen Bereich gehört der so genannte Schachtofen. Der grosse Nachteil des oben erwähnten Feldofens war der enorme Holzverbrauch. Sehr viel Energie ging bereits für das Aufheizen des Mantels verloren. Da sowohl die Ladung wie auch der Mantel nach jedem Brand wieder auskühlte, musste bei einem erneuten Brand alles wieder von Grund auf geheizt werden. Nicht so beim Schachtofen, der analog zum Hochofen der Eisenverhüttung beschickt wird: Die Kalksteine und das Brennmaterial werden schichtweise eingebracht. Dabei gleitet der Kalk durch die Vorwärm-, die Ausglüh- und die Abkühlzone langsam von oben nach unten, wo die ausgeglühten Stücke entnommen werden können. Der Vorteil des Schachtofens ist, dass man, einmal angezündet, permanent Brennen kann, bei Bedarf über Jahre. Rund 15 Belege solcher Öfen sind in der Schweiz nachgewiesen, die meisten wurden jedoch in den letzten Jahrzehnten zerstört. Die heute noch bestehenden Schachtöfen, zum Beispiel bei Merligen im Kanton Bern (1893) und bei Erstfeld im Kanton Uri (1870), stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.n
Weiteres zu diesem interessanten Experiment unter der Leitung des Restaurators Stefan Nussli aus Ittingen, Bern, finden Sie im «Bericht zur Sanierung der Aussenwände und zur Herstellung von Mörtel nach alter Art (Sable rose und Kalk am Ort gebrannt).» Manuskript von Walter Frutiger 1993
ab 6.00 Uhr
8.30 Uhr
n Während der ganzen Nacht ständiges schwaches Feuern.
n Rauch ist nicht mehr grau, nur noch Flimmern über dem Ofen.
n Steine werden mit Stroh und Lehm abgedeckt. Randsteine mit Backsteinen. Ca. 2/3 der Oberfläche im Bereich, wo die Temperaturen am höchsten sind.
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25.08.00, 5.10 Uhr
n 2. Temperaturmessung 1. Messpunkt 380° 2. Messpunkt 240°
n 3. Temperaturmessung 1. Messpunkt 400° 2. Messpunkt 250°
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Der Schachtofen
Ein spannendes Experiment wurde im Spätsommer 1993 auf der Alp Bounavaux in Grandvillard, Kanton Freiburg, durchgeführt. Untersuchungen des Putzes der Alphütte hatten ergeben, dass es sich um einen «archaischen» Mörteltyp handelte, der mit wenig Sand, dafür um so mehr mit Kalkbindemitteln und organischen Füll-stoffen wie Sägemehl, Heu und Pflanzen-wurzeln angereichert war. Ziegelschrotartige Körner gaben dem Mörtel eine auffällig rötliche Färbung. Zudem zeigten die Laboranalysen einen Anteil an Holzkohlenpartikeln auf. Beim Ziegelschrot handelt sich um den berühmten «Sable rose», der in sandarmen, jedoch holzreichen Gegenden durch Brennen von Erde selber hergestellt wurde. Die Brennmethode ähnelt derjenigen des Kohlenmeilers. Als Erstes wird ein Hügel aus Holzscheitern aufgeschichtet, dann mit einem dicken Mantel von Erde und Grasziegeln bedeckt und angezündet. Die dadurch entstehende Hitze brennt die Erde und verwandelt sie in ein rotbraunes Granulat. Verschiedene Hinweise erhärteten die Annahme, dass man früher beim Herstellen von «Sable rose» gleichzeitig auch Kalk gebrannt hat. Nach umfangreichen Abklärungen bei Fachleuten und in der Literatur haben die am Experiment Beteiligten Kalksteine aus der nächsten Umgebung in handgrosse Stücke zerkleinert und schichtweise zwischen die Holzscheiter gelegt. Nach einem abenteuerlichen, über 40 Stunden dauernden Brand liess sich ein grosser Teil der Steine löschen.
Handwerk 2/2001
«Sable rose»
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Die Kapelle von Turtig bei Raron, VS
Ist es Zufall, dass gerade mit dem ersten Brand auf dem Ballenberg gleich mehrere Meilensteine in der Geschichte des Ausbaus des Freilichtmuseums verbunden sind?
Durch Zufall wurde der Ballenberg auf eine seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr kirchlich genutzte Kapelle im Wallis aufmerksam gemacht. Das Dorf Turtig bei Raron hatte schon lange ein neues religiöses Zentrum gebaut und die alte Vorgängerin wurde mit den Jahren vernachlässigt und diente als Schafstall und Lagerschuppen. Das vermutlich im frühen 18. Jahrhundert erbaute und der heiligen Agatha geweihte Gotteshaus gehört zum eher schlichten Typus der barocken Walliser Dorfkapelle. Die Kapelle in Turtig wurde vermutlich zu Beginn der dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts renoviert und der Innenraum neu ausgemalt. Diese schlichte Schablonen-
Handgemachtes vom Ballenberg Mit dem selber gewonnenen Material konnten die Baumeister den ersten Sakralbau des Ballenbergs, die ersten Steinbauten aus dem Kanton Tessin und das erste Gebäude aus dem Bereich der Temporärsiedlung, ein Maiensäss, aufbauen. Allein der grosse Bedarf an eingesumpftem Kalk hat unser Vorhaben, einen Teil des kostbaren «Brei’s» ein paar Jahre ruhen zu lassen, vereitelt. Pünktlich bis zum nächsten Brand werden die drei Gruben leer sein.
malerei ist zum grossen Teil erhalten geblieben. Die Bausubstanz der Kapelle war nicht mehr in optimalem Zustand: Vor Jahrzehnten stürzte das gemauerte Tonnengewölbe des Schiffes ein. Eine neue Kapelle wurde an einem anderen Standort aufgebaut und somit die Säkularisierung ihrer Vorgängerin in die Wege geleitet. Nachdem das Mauerwerk schliesslich abzubröckeln begann, entschloss sich der private Besitzer, das Gebäude abzubrechen. Die Abbruchbewilligung war bereits ausgestellt, als der Ballenberg begann, sich für das Gebäude zu interessieren.
9.30 Uhr
10.15 Uhr
11.20 Uhr
14.35 Uhr
n Feuer wird verstärkt.
n Rest der Oberfläche wird abgedeckt.
n Zwischenraum mit Backstein fertig abgedeckt. Ständiges starkes Feuern.
n 4. Temperaturmessung 1. Messpunkt 550° 2. Messpunkt 440°
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Die Viehwirtschaft war für die Tessiner Bauern der wichtigste Wirtschaftszweig. Gerade deshalb finden sich unzählige Stallbauten verteilt über das ganze Kulturland vom Talbetrieb bis zu den höchsten Alpen. Das wegen des NEAT-Neubaus ins Freilichtmuseum Ballenberg übernommene Gebäude gehört zum Typ des gemauerten Feldheustalls auf der Talstufe. Der schlichte Bau aus dem 19. Jahrhundert besteht aus einem ebenerdigen Stall und einem darüberliegenden Heuraum, der von der hinteren Giebelseite her über eine Steintreppe erschlossen wird. Das Gebäude ist sehr sorgfältig in Trockenmauerwerk aus Granitsteinen errichtet. Der Stallteil ist innen und aussen mit Kalkmörtel verputzt. Schlitzförmige Luft-/Lichtöffnungen und das locker geschichtete Trockenmauerwerk im Bereich des Heuraums dienen der besseren Luftzirkulation. Das ursprünglich in einer Nische über der Stalltür zum Schutz des Gebäudes angebrachte Fresko mit einem Heiligenbild ist leider nicht mehr vorhanden.
Maiensässe liegen zwischen den Talgütern und den Alpsiedlungen und werden vor allem im Frühling und Herbst bewirtschaftet. Das nur temporär bewohnte Gebäude weist im Vorderhaus eine Stube auf, die gleichzeitig als Schlafzimmer diente und im Hinterhaus eine Küche mit zwei Feuerstellen. Unter der Stube befindet sich ein grosser Milchkeller. Die in der Stubenwand eingekerbte Jahreszahl 1788 verweist wahrscheinlich auf das Baujahr. Während die ganze Stube und ein Teil der Küche im Blockbau errichtet sind, besteht der übrige Teil aus verputztem Mörtel-mauerwerk. Der Originalputz des Wohnhäuschens war am ursprünglichen Standort noch weitgehend vorhanden. Auffallend war die für einen nur temporär genutzten Bau sorgfältige Verarbeitung. Im Gegensatz zum eher groben Verputz der Innenräume, im Bereich der Feuerstellen in der Küche und im Keller, war der Aussenputz sorgfältig und fein aufgezogen. Einfache schwarze Linien, welche die Fenster und Türöffnungen umfassen, unterstreichen den edlen Charakter dieses Gebäudes.n
Mörtel, Verputz und Anstrich mit eigenem Sumpfkalk
15.30 Uhr
16.15 Uhr
17.25 Uhr
17.40 Uhr
17.50 Uhr
n 5. Temperaturmessung 1. Messpunkt 590° 2. Messpunkt 490°
n In Randzone ca. 30 m Unterkante Ofenrand beginnen Steine zu glühen.
n Feuer schlägt oben durch.
n Steine glühen ringsum. Vorderseite ca. 60 cm unter Rand (ab ca. 600° verbrennt der Russ an den Steinen, diese werden wieder weiss.)
n 6. Temperaturmessung 1. Messpunkt 660° 2. Messpunkt 600°
Handwerk 2/2001
Der Heustall von Bodio, TI
Das Maiensässwohnhaus von Buochs, NW
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Ein bröckelndes Mauerwerk bedeutet vor allem auch den Verlust von Verputz. Obwohl einige Stellen grosse Abblätterungen aufwiesen, ergab sich dennoch genügend Material für die Putzanalyse. Wie bei alten Gebäuden üblich, weist die Kapelle an den Fassaden mindestens vier Mörteletappen auf. Es handelt sich zuerst um leicht bräunlichen einschichtigen Kalkmörtel (Kieselwurf, Besenwurf). Mindestens drei weitere, gräuliche, abriebartig aufgetragene Mörteltypen überlappen die erste Schicht. Dem hohen ideellen Wert des Gebäudes entsprechend bestand das «finish» aus einem glatten Verputz mit Grubensand von höchstens 0 bis 4 Millimeter Korngrösse. Noch eine Stufe feiner ist der Innenputz, dort ist der Sumpfkalk mit Schwemmsand von 0 bis 1 Millimeter Korngrösse vermischt. Anlässlich der Neugestaltung des Innenraumes in den 1930er Jahren wurde der alte Verputz weitgehend entfernt und ersetzt.
Für die Baumeister, die mit grösster Sorgfalt und beeindruckendem Können das Mauerwerk von Stein-bauten aufschichten, ist es immer wieder ein Frust, diese eindrücklichen Wände zu verputzen und damit zu überdecken. Beim Heustall von Bodio wurden sie davon mindestens teilweise verschont. Nur der Stallteil ist mit einem groben Verputz aus Sumpfkalk und Sand versehen, der die Mauerstruktur noch weitgehend sichtbar lässt.
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Am Sonnenhang, hoch über Weissenburg im Simmental, nennen die Ortsbewohner heute noch eine steinige, steile Waldschneise «Chalchofechäle». Ein hochbetagter Mann von Nidfluh erzählte mir vor wohl drei Jahrzehnten, er habe seinerzeit, als es ihm darum ging, eine Feuerstatt in seinem Haus zu erstellen, dort in einer Holzbrente Kalk geholt. Den Brennofen habe man in der Weise errichtet, dass sein Aufbau mit der Füllung aus Holz und Kalksteinen zugleich in die Höhe geführt worden sei. Zuerst habe man den Mantel mit einigermassen zweckmässigen Steinen zwei, drei Ellen hoch aufgeführt. Hernach sei der Innenraum mit Holz und Kalksteinen ausgefüllt worden; so sei es etappenweise weitergegangen, bis die erwünschte Höhe des Ofens erreicht war. Nach vielstündigem Brand über Tage und Nächte hindurch sei der Aufbau mit Hackenstangen niedergerissen worden, und erst nach einigen Tagen des Abkühlens habe der Kalkhaufen gefasst werden können. So wurde mir einst erzählt. Was in den Archiven hierüber zu vernehmen ist, soll hier dargetan werden. Kirchenbau in Eggiwil Eggiwil im Emmental gehörte bis 1630 zur Kirchgemeinde Signau. Die dortigen Leute auf den abseitigen «Högern» und in den entferntesten Seitentälern hatten also einen sehr weiten Predigtweg, den sie recht selten unter die Füsse nahmen. Da diese einsam lebenden Männer und Frauen ein inniges religiöses Bedürfnis hatten, fand hier die Sekte der Wiedertäufer leichten Eingang. Sie hielten in den Häusern Gottesdienste ab, was gegen die Staatsreligion verstiess.
Was Grossätti erzählte
Da fasste kurz vor 1630 die Obrigkeit den Entschluss, im Dorf Eggiwil selber eine Kirche erstellen zu lassen. Dies wurde nach den Plänen des damaligen Staatsbaumeisters Dünz ins Werk gesetzt. Im Auftrag der Regierung übernahm der Landvogt auf Schloss Signau die Bauherrschaft, und was nachfolgend erzählt wird, bezeugen seine Abrechnungen. An jener Stelle, wo man die Kirche errichten wollte, stand eine alte, baufällige Scheune. Hier sollte zunächst der Kalkofen hinkommen. Zwei in der Abrechnung mit Namen genannte Eggiwiler brachen die Scheune ab und haben dann «das Holz zersaget und gerüstet, dass man es daselbst zum Kalchbrönnen hat bruchen können». Vom Bauern Hans Schenk kaufte der Landvogt 16 Tannen, um «Kalch damit ze brönnen». Die Tannen wurden durch die zwei erwähnten Männer «g’fellt und zerspalten».
«... dry Murern den Kalchofen zemachen hand ein Wuchen ghept, zahlt für Spis und Lohn 6 Pfund» 20.35 Uhr
n 7. Temperaturmessung 1. Messpunkt 770° 2. Messpunkt 640°
n Alle Steine glühen bis oben an Ofenkante.
26.08.00, 3.30 Uhr
s
19.05 Uhr
n 8. Temperaturmessung ringsum über 750°
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Die Steinbrenner von Gamsen (VS) an der Arbeit, von Andreas Henzen. Mittelalter‘, Zeitschrift des Schweiz. Burgenvereins, 5. Jahrgang, 2000/4
Es steht also einwandfrei fest, dass in Eggiwil 1630 der Kalkofen einzig zum Zweck des Kirchenbaus errichtet und seine Reste nachher weggeräumt wurden, denn das Gotteshaus kam an seine Stelle.
Christian Rubi (1899–1990), als Sohn eines Bauern und Zimmermeisters in Grindelwald geboren, widmete sein ganzes Leben der Erforschung der ländlich-bäuerlichen Kultur. Bis er 1943 sein Hobby zum Beruf machen konnte, war er an verschiedenen Berner Schulen als Primarlehrer tätig. Ab 1945 leitete er die für ihn geschaffene «Stelle für Bauern- und Dorfkultur» des Kantons Bern. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1967 wandte er sich wieder vermehrt der Forschung zu, hielt Vorträge, leitete Exkursionen und publizierte in Fachblättern und Tageszeitungen.
7.10 Uhr
8.30 Uhr
15.10 Uhr
n Temperatur erstmals über 800°
n Nochmaliges Überstreichen der gerissenen Lehmoberfläche mit Lehm.
n Temperatur 1. Messpunkt 887° 2. Messpunkt 825° n Ganze Nacht voll durchgeheizt, keine spez. Vorkommnisse.
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Noch Einlässlicheres über diese Dinge steht in den Jahresrechnungen der Landvögte oder Kastlane vom Niedersimmental, die an ihrem Sitz, dem Schloss Wimmis, immer wieder Bauereien ins Werk zu setzen hatten. Das war auch 1558 der Fall: Kastlan Beat Herbort berichtete in seiner Jahresrechnung: «Denne den dry Murern den Kalchofen zemachen, hand ein Wuchen ghept, zahlt für Spis und Lohn 6 Pfund.» «Denne hand die Murer all dry 6 Tag Stein yngesetzt in Kalchofen.» Dieser war also erst eingefüllt worden, nachdem er gestanden. «Denne hand die dry 11 Tag den Kalchofen brönnt.» Da er während dieser Zeit Tag und Nacht in Betrieb war, mussten sie sich in der Wartung ablösen. Der Kalkertrag war grösser, als für die Bauarbeiten am Schloss nötig war. So konnte eine bedeutende Menge an die Bevölkerung verkauft werden. Ein Maurer mass vier Tage lang Kalk aus. Rund 60 Mütt (1 Hektoliter) behielt man zurück. Zwei Maurer waren acht Tage lang damit beschäftigt, diesen «Kalch ze schwellen», d.h. mit Wasser zu durchsetzen, zu löschen. Das brauste und zischte jeweils schrecklich, und Dämpfe stiegen auf. Einer von Herborts Nachfolgern hatte im Mai 1579 Gelegenheit gehabt, 38 Mütt (64 Liter) Kalk zu kaufen. Der zwanzig Jahre zuvor erstellte Ofen stand also nicht mehr. – Da er zu dieser Zeit mit keiner Bauerei behaftet war, liess der Kastlan durch drei Maurer eine Grube aufwerfen, «den Kalk schwellen», ihn in dieses Loch schaufeln und mit einer Erdschicht zudecken. Sie hatten dazu drei Tage gebraucht. Entnahm man später dieser Grube Kalk, musste er nochmals gelöscht werden, bevor er gebrauchsfertig war. Das Beschaffen des Mörtelbindemittels war also einst sehr umständlich und mit grossen Kosten verbunden; denn benötigte man eine grössere Menge, blieb nichts anderes übrig, als an Ort und Stelle einen Brennofen zu errichten. n Christian Rubi In: Der Bund, 13. Dezember 1980
Handwerk 2/2001
Kalkbrennen in Wimmis
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Kalk im Sprachgebrauch Im Simmental wird erklärt: «Wissgichalch isch glöschte Chalch, wo mu (man) dermit d’Huus- u d’Chuchimüreni wiisget (weiss bemalt)». «Chalche» bezeichnet weiter sowohl das Anstreichen der Obstbäume mit Kalkmilch als auch das Bestreuen der Äcker mit Kalkdünger. Chalchen hat zudem Bedeutungen im übertragenen Sinn. So fordert der Obwaldner Lehrer den Schüler, der schlecht schreibt, auf «schryybä, nid chalchä!» Auch im Aargau und in Basel bedeutet chalche schmieren. Wenn jemand wie ein Weissler alles bespritzt und beschmutzt, wird er vielerorts als Chalchi bezeichnet. Im Bärndütsch von Saanen heisst es, dass ein «Chalchi nume (nur) chalchet (verdirbt)» und auch die ihm anvertrauten Angelegenheiten «verchalchet». Dass heisst, er verdirbt etwas und je nach dem müssen andere dies wieder in Ordnung bringen. Da meinen zwei Berner: «So! iezt sölle[n] mir zueche[n], wo’s Anderi verchalchet hei(n).» Im Kanton Bern wurde chalche auch in der Bedeutung von hart arbeiten und dabei sparsam sein, verwendet. «Mir Andere(n) hei(n)’s nit so chummlig (bequem); da cheumer (können wir) chalche und chalche, dass es dem Tusig drab gruset, bis men Öppis e[n] chlein zämme[n] g’stellt hät.» In Sargans hatte Kalk jedoch in der formelhaften Wendung «Ja, wenn i(ch) Chalch hätt!» auch die Bedeutung Geld.n
«Ja, wenn i Chalch hätt !» In der deutschsprachigen Schweiz wird in Büchern des 14. bis 19. Jahrhunderts von Chalch, der gebrannt, gelöscht oder verarbeitet wird, geschrieben. Chalchen bedeutet in erster Linie allgemein etwas mit Kalk zu tun haben. Im Speziellen meint es Wände mit Kalk überziehen, tünchen.
Literatur: n Schweizerisches Idiotikon, Wörterbuch der Schweizer-deutschen Sprache, 3. Bd. Frauenfeld 1895, S. 229 n Friedli, Emanuel: Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums, 7. Bd. Saanen, Bern 1980, S. 78 n Imfeld, Karl: Obwaldner Mundart-Wörterbuch, Kriens 2000, S. 78 n Bratsch, Armin, Trüb, Rudolf: Simmentaler Wortschatz, Wörterbuch der Mundart des Simmentals, Thun 1991,
9.10 Uhr
10.35 Uhr
12.05 Uhr
12.40 Uhr
n Steinmaterial ca. 12 bis 15 cm eingefallen.
n Temperaturgrenze von 1000° überschritten 1. Messpunkt 982° 2. Messpunkt 1002° n Wegen zu grosser Hitze und Flammen wird auf weitere Temperaturmessungen verzichtet.
n An Backstein bildet sich «Regenbogenglasur».
n Um Zug zu verringern wird Feueröffnung teilweise mit Blech geschlossen.
n Volumen des Steinmaterials ist 15 cm eingefallen.
s
27.08.00, 7.05 Uhr
n Damit «Feuer» im Ofen gut verteilt wird, ist es wichtig, dass «Glut» unter Feuer gleichmässig verteilt wird (kein Haufen hinten). Holz von aussen schräg nach unten, so verteilt sich Flamme richtig.
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Bau der Burg La Molière FR. Ausschnitt aus der Illustration von Jörg Müller aus dem Buch «Burgenland Schweiz – Bau und Alltag» von Heinrich Boxler und Jörg Müller, Verlag Aare Slothurn 1990
Sumpfkalk ist ein vielseitiger «Rohstoff» Wer kennt sie nicht, die malerischen Bilder aus Griechenland: blendend weisse Hausfassaden vor einem tiefblauen Himmel. Der Kalkanstrich der Häuser, der sozusagen zur «Frühlingsputzete» gehört, ist bei verschiedenen Völkern auch ein ritueller Akt. In der Schweiz wurden noch bis weit ins 20. Jahrhundert Holzwände, vor allem in der Küche, mit einem Kalkanstrich versehen. Die Küchen in den bis unter das Dach offenen Rauchhäusern waren schwarze dunkle Höhlen mit nur minimalen Luft-/Lichtöffnungen. Es galt also einerseits diese Räume durch den kalkweissen Anstrich etwas aufzuhellen und auf der andern Seite ist der gelöschte Kalk ein ideales Desinfektionsmittel, das z. B. auch bei den Maul- und Klauenseuchen als Schutzmittel eingesetzt wurde: Bei Gefahr haben die Bauern ganze Ställe überstrichen und auch den Miststock mit gelöschtem Kalk abgedeckt.
S. 68
Dünger, Seife, Desinfektion
Literatur: n Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 4. Berlin, Leipzig 1931/1932, S. 934
Kalk findet in der Gerberei, der Glas- und Keramikherstellung, als Heilmittel, als Dünger, als Seife und Desinfektionsmittel Verwendung. Man nehme einen gut mit Wasser verdünnten Sumpfkalk, koche ihn auf, füge etwas Öl dazu und fertig ist der seifige Brei. Für die fertige Seife bleibt noch mittels entsprechender Pflanzen die Färbung und die Duftnote beizufügen. 13.20 Uhr
15.30 Uhr
16.05 Uhr
19.30 Uhr
n Ca. 20 cm unter Lehmdecke am Rand ca. 5/10/15 cm Stein entnommen und Testversuch beim Löschen gemacht. Stein löst sich gut auf, aber Kern ist noch nicht durchgebrannt und löst sich nicht auf.
n Steine werden oben an drei verschiedenen Orten entnommen und gelöscht. 2 Proben i.O. 1 Probe noch nicht gut. n Entscheid: Noch 4 Std. voll heizen.
n Steine eingefallen 18 cm.
n Feuern wird eingestellt.
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Aufgrund der desinfizierenden Wirkung von Kalk fand er in der Volksheilkunde bei äusserlichen Wunden und Verletzungen Anwendung. Um Hautausschläge, Flechten oder Geschwüre zu lindern wurden Umschläge gemacht. Älteste Arzneibücher empfehlen Kalkwasser gegen «schmerzende Schwerigkeit» der Lenden und Füsse. Eine Salbe aus Kalk, Bleiweiss und Wachs nütze gegen faule Schäden und den Wolf. Auch gegen Warzen sollte eine Salbe aus Kalkwasser helfen. n
Handwerk 2/2001
Heilmittel Kalk
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Der Geist im Kalkofen
Beide Sagen drehen sich um einen Kalkofen, der längere Zeit unbenutzt war. Mit dem Bauwerk ist die Sage lokal verankert. Bei der einen wird eine Alp genannt, bei der anderen eine kleine Ebene am Fusse eines Bachtobels. Es sind wenig bevölkerte, abgelegene Orte, wo ein mit Sträuchern und Stau-den verwachsener Kalkofen durchaus zu unheimli-chen Geschichten inspirieren kann. Sagen erzählen wie in unseren beiden Beispielen von jenseitigen Mächten und wandelnden Wesen. Sowohl über den Geist im Urner (Intschialp) wie im St. Galler (Flums) Kalkofen wissen wir wenig. Der eine bewohnt einen unbenutzten Ofen, der andere wandelt durchs Tobel. Warum sie dies tun, wissen wir nicht. Viel wichtiger ist ihre Befreiung. In beiden Fällen sind es Menschen, die durch einen hilfreichen Dienst die ruhelosen oder festgebannten Geister erlösen. Während auf der Intschialp viele Leute für den eingesperrten Geist beten, findet der Geist der Pfaffenkellnerin in Flums seine Ruhe, weil der Kalkbrenner auf ihre Bitte eingeht, obwohl er dadurch sein Arbeitsinstrument, den Kalkofen, verliert. Es liegt in der Macht der hilfreichen Menschen, die Geister zu erlösen. Sie sind die Wohltäterinnen und Wohltäter und sollen, wie es die Absicht einer Sage sein kann, Vorbildwirkung haben. n
Intschi heisst ein Weiler an der urnerischen Gotthardstrasse zwischen Amsteg und Wassen. Dazu gehört die Intschialp auf der Mittagseite des Arniberges, welche sich zwischen Leutschalp und Gornern hinanzieht. Auf dieser Alp steht ein uralter Kalkofen. Als die «Grafen» von Silenen ihr Schloss drunten in der Nähe von Amsteg erbauten, liessen sie hier den Kalk brennen. Einige Zeit lang stand hernach der Ofen unbenutzt da, in dieser Zeit nahm ein Geist seinen Wohnsitz darin. Endlich sollte der Ofen wieder gebraucht werden. Viele Leute hatten nun mit der darinnen festgebannten Seele Mitleid, betrachteten die Ofenglut als Fegfeuer, kamen herbei, knieten nieder und beteten um Erlösung. Als der Kalk gebrannt war, kam der Geist zum Feuerloch heraus. Seine Fusstritte wollt das Volk noch hundert Jahre nachher zeigen. In: Sagen der Schweiz, Uri, herausgegeben von Peter Keckeis, 1985
Sagenumwobene Kalkbrennöfen Literatur: n Schenda, Rudolf: Schweizer Sagen. Kommunikative und historische Aspekte, in: Handbuch der schweizerischen Volkskultur, Bd. 3, hg. v. Paul Hugger, Zürich 1992 S. 1279–1294
n Feuerloch wird zugemauert, damit Ofen nicht zu rasch auskühlt.
28.08.00, 7.30 Uhr
s
20.05 Uhr
n Messung über Volumenverlust 21 bis 22 cm, entspricht ca. 9 % des totalen Steinvolumens.
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Die Pfaffenkellnerin im Kalkofen Noch nicht vor gar vielen Jahren habe im sogenannten Kapellentobel eine Pfaffenkellnerin, die eiserne Schuhe trug, von der Kalktharen bis hinauf zur Brühlbrücke wandeln müssen. In der Kalktharen sei damals ein Kalkofen gestanden und als einmal darin Kalk gebrannt worden, sei diese Pfaffenkellnerin mit der Bitte gekommen, in den Kalkofen schlüpfen zu dürfen, sagte aber, dadurch werde der Ofen unbrauchbar, sie aber werde dann erlöst. Der Kalkbrenner gestattete ihr dieses. Der Geist sei dann hineingeschloffen, bald darauf sei eine weisse Taube aus dem Ofen geflogen und nachher sei die Pfaffenkellnerin nie mehr gesehen worden. Der Ofen sei aber unbrauchbar gewesen. In: Sagen der Schweiz, St. Gallen, Appenzell, herausgegeben von Peter Keckeis, 1985
30.08.00
s
Löschen
n 2 Mann je 2 Std. n Nach Erkalten der gebrannten Steine, Lehmdeckel und Randabdecksteine wegnehmen (aufpassen, dass nicht zu viel Lehm in Steine kommt).
n 2 bis 3 Mann total 16 Std. n Beginn mit dem Löschen des Stückkalkes. Ein Mann nimmt Steine aus dem Ofen und bringt diese karrettenweise zum Löschen. Steine sind noch 30 bis 40°C warm, nicht gut gebrannte Steine werden aussortiert. An Gewicht und Farbe erkennt man die schlechten Steine. n Nach dem Löschen gemäss Beschrieb Seite 3, wird der gelöschte Kalk durch ein Sieb (6 mm Maschenweite) in die Grube gelassen (pro Karrette bleibt ein Rest von ca. einer Pflasterkelle nicht gebrannten Steines oder sonstigen Rückständen, die nicht verwendet werden können).
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n 3 Mann total 21 Std. n Löschen wie am 30.08.00. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und Regen beginnen sich einige Steine leicht zu zersetzen. n 4 Fässer welche luftdicht abgeschlossen werden können, werden mit Stückkalk abgefüllt und zu einem späteren Zeitpunkt gelöscht.
1.09.00
s
s
31.08.00
n 3 bis 4 Mann total 25 Std. n Mauerwerk vor Einfeuerung wird weggenommen und die Asche entfernt. Nach dem Abtragen des Gewölbes der gebrannten Steine im Ofen wird der Stückkalk teilweise durch das Feuerloch entnommen. n Nach Abschluss der «Löscharbeiten» werden die Sumpfgruben mit Wasser aufgefüllt.
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17.15 Uhr â– Aktion Kalkbrennen ist abgeschlossen! Besten Dank an Hans, Armin, Simon, Edwin und alle anderen, die mitgeholfen haben.
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Bei der Verlegung der Heimatwerkschule auf den Ballenberg war viel von den möglichen Synergien und deren Nutzen die Rede. Das etymologische Wörterbuch des Deutschen führt neben den Begriffen Sympathie, Symposium, Symptom, synchron, Synode, Synonym und Synthese das vorgestellte syn- in der Bedeutung von Zusammen, Miteinander, Zugleich an. Die vielzitierte Synergie finde ich nicht: Erlauben Sie mir also die Synergie frei als gemeinsame Energie, gemeinsame Kraft gemeinsames Vorgehen zu übersetzen. Das vorliegende Heft ist das Resultat der gelebten Zusammenarbeit. Vor rund einem Jahr konnte im Freilichtmuseum Ballenberg unter der kundigen Leitung von Walter Trauffer erstmals der neu gebaute Kalkbrennofen in Betrieb genommen und erfolgreich gebrannt werden. Der Wunsch nach einer detaillierten Dokumentation dieses in der Schweiz wohl einzigartigen Ereignisses führte zum Entschluss, eine Sondernummer Handwerk ganz diesem Thema zu widmen. Das Resultat liegt also vor Ihnen und ich freue mich, dass mit diesem Heft die gute Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum einen handfesten Ausdruck findet. Wir hoffen natürlich auch, dass Handwerk die dreimal jährlich produzierte Hauszeitung des Kurszentrums Ballenberg Heimatwerk Ihr Interesse weckt und Sie mehr davon sehen wollen! Ich danke Walter Trauffer, Edwin Huwyler und Gabriela Niederberger herzlich für die Bilder, Kommentare und Texte und hoffe, dass weitere Synergien auch in Zukunft gemeinsam nutzbar gemacht werden können. Adrian Knüsel, Leiter Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk
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