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Handwerk: Informationsorgan des Kurszentrums Ballenberg Heimatwerk
3 / 98 Stiftung Heimatwerkschule Ballenberg Ein Gemeinschaftswerk des Schweizerischen Freilichtmuseums Ballenberg und der Heimatwerke der Schweiz
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Editorial: Jetzt auf Kurs 99 Offene Tür, offener Dialog Leder: Schuhe Leder: Schuhmuseum, Buch Leder: Schuhmachern, Kurs Leder: Sprichwörtlich Leder: Sattlern, Portrait Brigitta Grob Leder: Handnähte mit Leder Leder: Objekt, zum Selbermachen Shifu, Faszination Papiergewebe Shifu, Material- und Büchernachweis Ballenberg aktuell: Häuser, die auf Reisen gehen
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Herausgeber Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk Postfach, 3855 Brienz Telefon 033-952 80 40 Fax 033-952 80 49 Redaktion Ursina Arn-Grischott Druck Gisler Druck AG, 6460 Altdorf Jahresabonnement: Inland Fr. 24.–, Ausland Fr. 32.– 3 Ausgaben; 3200 Abonnemente Bestellkarte Umschlag hinten Inserate: ⁄1 Seite Fr. 600.–, 1⁄2 Seite Fr. 300.– 1 ⁄4 Seite Fr. 150.– 1
Ausgabe 1/99 Redaktionsschluss 1.3.99 erscheint 1.4.99
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Jetzt auf Kurs 99
Editorial
Das Programmheft Kurs 99 liegt vor ! Liebe Leserin, lieber Leser. Sie finden in diesem Heft die Kurzversion des neuen Kursprogrammes 1999 – mit Antworttalon. Gerne schicken wir Ihnen gratis unser 90 Seiten umfassendes Programmheft. In Zusammenarbeit mit der Grafikerin Margret Omlin-Küchler ist das Programm noch übersichtlicher und lesefreundlicher geworden. Neben Bewährtem finden Sie darin viel Neues und auch Überraschendes: Neu im Programm sind die Generationenkurse, die insbesondere eine Kommunikation über die Altersgruppen hinaus und gemeinsame aktive Gestaltung der Freizeit ermöglichen sollen. Lassen Sie sich von diesem ausserordentlichen Angebot begeistern. Erstmals ist es gelungen, im kommenden Jahr eine enge Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Verein für Schule und Fortbildung (SVSF) einzugehen: Wir freuen uns, im Juli ’99 zehn Lehrerfortbildungskurse im Haus beherbergen zu können. In der vergangenen Saison konnten wir eine massive Steigerung der Teilnehmerzahlen und Kurse verzeichnen (siehe Kästchen). Wir schauen also mit grosser Spannung und mit viel Elan dem
kommenden Jahr entgegen. Ich will nicht versäumen, an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, allen Kursleiterinnen und Kursleitern, aber auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer, herzlich zu danken für das arbeits- und lehrreiche Jahr ’98. Kursvergleich 97/98 1997 Durchgeführte Kurse 59 Teilnehmerzahl 544 Teilnehmerwochen 454
1998 85 693 612
Mein spezieller Dank auch an Ursina Arn-Grischott, die mit viel Engagement für Handwerk recherchiert, sammelt und schreibt. Sie zeichnet wiederum verantwortlich für das vorliegende Handwerk: 3/98. Ich wünsche Ihnen Lesevergnügen, und für den bevorstehenden Jahreswechsel Glück und erholsame Weihnachts- und Neujahrstage. Mit bestem Dank für Ihre Treue und Unterstützung der Idee Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk. Freundlich grüsst
■ Adrian Knüsel, Leiter Handwerk 3/98 1
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Offene Tür ...
... und offener Dialog Das Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk öffnete am ersten Oktoberwochenende für alle Interessierten, Gwundrigen und zufällig Vorbeiwandernden seine Türen. Am Samstag stand mit einem ganztägigen Kolloquium der Hanf als eine unserer ältesten Kulturpflanzen im Zentrum: Hanf, während Jahrhunderten weitverbreitete und wegen ihrer vielfältigen Verwendbarkeit hochgeschätzte Pflanze, seit den 50er Jahren wegen möglicher Verwendung zu Rauschmitteln verpönt, heute wieder im Tagesgespräch als wertvoller, rasch nachwachsender Rohstoff. Drei kompetente Fachleute referierten und banden das Publikum in höchst interessante und offene Diskussionen ein.
Hanffaser, als Bau- und Isolationsmaterial fand die Faser Verwendung und Papier wurde daraus gewonnen. Eine Hektare Hanf liefert viermal mehr Papier als eine Hektare Wald! Auch für medizinische Zwecke war die Pflanze hochgeschätzt. Heute sind 400 Wirkstoffe der Hanfpflanze namentlich bekannt, welche zum Teil exklusive dem Hanf eigen sind. Der Anbau der Hanfpflanze ist in fast allen Klimazonen möglich, bei uns bis auf 1600 Meter über Meer. Sie ist eine robuste Pionierpflanze, anspruchslos, ein Bodenverbesserer und Unkrautunterdrücker. Ein älterer Mann aus dem Publikum erzählte von seinen positiven Ergebnissen der Beimischung von Hanf bei der Kompostierung.
Hanf entmystifizieren Hanf als Nutzpflanze Der Pharmakologe Prof. Dr. Rudolf Brenneisen von der Universität Bern sprach als Forscher. Er verstand es, Fachliches und Politisches zu trennen und den Hanf, über dessen THC-Werte (das auf den Kelchblättern der weiblichen Blüten enthaltene rauschwirksame Tetrahydrocannabinol) seit Jahren gestritten und damit polemisiert wird, als Nutz- und Heilpflanze wieder näherzubringen. Die Völker der Antike fuhren mit Hanfsegeln zur See, Seile wurden auf der ganzen Welt aus Hanf gefertigt, solide Bekleidung entstand aus der
Das Verbot der Hanfpflanzung und Nutzung geht bei uns nur fünfzig Jahre zurück und wurde zu einem sehr komplexen Politikum. Eine Kriminalisierung wurde inszeniert, ausgehend von Amerika, wo unterschiedliche wirtschaftliche Interessen dafür sorgten, dass die Pflanze vom Markt verschwand. Thomas Kessler, Ingenieur Agronom, tätig beim Polizeidepartement Basel und Mitglied der eidgenössischen Drogenkommission, konnte aus erster Hand informieren und aufklären. Es wäre zu wünschen, dass alle Leute zu solchen Informationen und dadurch zu einer obHandwerk 3/98 2
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Impressionen von den Tagen der offenen Tür: Aktiv dabei sein – auch Kinder konnten Hand anlegen, hier mit Glasieren von Gefässen und anschliessend beim spannenden Rakubrand. Schnitzen kennt kein Alter. Buben sind fasziniert von der Webtechnik – schliesslich haben während Jahrhunderten nur die Männer gewoben! Kontrovers und spannend: riechen, schmecken, probieren – Hanfprodukte als Heilmittel, Öl, Kosmetika, Mehl, Papier oder Stoff gefällig?
jektiven Meinungsbildung gelangen könnten. Das Kurszentrum hat diese Plattform geboten.
Hanf als textile Faser Zur Gewinnung und Nutzung der Hanffaser referierte Frau Dr. Marianne Leupin von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau. Als schnell wachsende Stengelfaser von langem Stapel und hoher Robustheit könnte die Hanffaser heute vielerlei Verwendung finden, von der Textilindustrie zu organischem Baustoff und Isolationsmaterial. Es müssten Wege gesucht werden, wie mit neuen Technologien die Fasern gewonnen werden können. Interesse zur Verarbeitung von Hanffaden war von Seiten des handwerklich interessierten Publikums deutlich spürbar.
Werkstoff Hanf Am Sonntag konnte man in beeindruckender Vielfalt Hanfprodukte befühlen, riechen, schmecken, kosten. Händler aus der ganzen Schweiz boten eine riesige Produktepalette feil: Hanfstoffe und -bekleidung, Hanfpapier, hochwertiges Speiseöl, Essenzen, Kosmetika, Hanfbrot und -gebäck. Information und Bücher wie «Hanf als Heilmittel», «Hanf – Botanik, Anbau, Vermehrung, Züchtung», das «Hanf-Handbuch» und viele mehr unterstützten die Aufklärung. Handwerk 3/98 3
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In einer alten Hanffibel steht: »Die Pflanze Hanf, gross und gewaltig, ist in der Leistung vielgestaltig. Aus ihrem Leib, dem unversehrten, sind alle Teile zu verwerten.»
Handwerk live und surprise Am Sonntag konnte man Handwerk auch aktiv erleben. Mit dem Schnitzmesser übten grosse und kleine Leute, aus phantasievollem RecyclingMaterial konnten Kinder Schmuck herstellen, oder man konnte ein kleines Gefäss nach eigenem Farb- und Designwunsch gestalten und sich dann nach dem Rakubrand von der Verwandlung durch das Feuer überraschen lassen. Die Handweberei wurde den Besuchern von Isabelle Ihle am Webstuhl nähergebracht und ich hatte die Gelegenheit, Erfahrungen bei den Recherchen zum Buch «Doppelgewebe in der Handweberei» weiterzugeben. Als Rahmenprogramm fand die Ausstellung «Die schönsten Schweizer Bücher 1997» statt, ein wirklicher Augenschmaus für Typografen, Fotografen, Grafiker oder einfach Buchliebhaber. Die Luzerner Theatergruppe «Ond-drom» unterhielt die Gäste am Samstagabend mit «Euse Muni», einen Kindertheater für Erwachsene. ■ Ursina Arn-Grischott
Wer kann das abgeben? Ich suche:
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Nähmaschinen Bernina Nr. 930 oder 931. Möglichst günstig. Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk. Handwerk 3/98 4
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Leder: Schuhe
Wie ein Schuh mit eigenem Charakter entsteht, der dem Fuss gerecht wird – Hand Werk. Handwerk bedeutet für mich, dass ein Werk unter den eigenen Händen und mit Beteiligung des Herzens als Ganzes entsteht. Viele Arbeiten, welche wir heute leicht mit Maschinen erledigen können, haben in ihrer handwerklichen Form eine überaus beruhigende, wohltuende Wirkung auf die Psyche des Menschen. Handarbeit bringt den Menschen ins Gleichgewicht. Echtes Handwerk steht im Einklang mit den Bedürfnissen des Menschen während und nach dem Entstehen eines Werkes. Es setzt Konzentration, Durchhaltewillen, Genauigkeit und Umgang mit der Zeit voraus. Ich glaube, Handwerk, wie es leider nur noch selten betrieben wird, ist viel zu wichtig, als dass wir es einfach untergehen lassen dürfen. Erst wenn wir wieder entdecken, dass sowohl der ganze Weg zum Produkt als auch das Produkt selber seine Wichtigkeit hat, wird das Handwerk wieder einen ihm gebührenden Platz in unserem Leben einnehmen.
Franz Kälin, Schuhmacher und Kursleiter
Wie ein Schuh entsteht Die Herstellung eines Schuhs erfordert eine Vielzahl einzelner Arbeitsschritte. Diese müssen genau aufeinander abgestimmt sein, damit am Schluss ein gutes Ergebnis erzielt wird. Voraussetzung dafür sind das genaue Ausmessen des Fusses und das Erstellen der Grundsohlenform (das Brandsohlenmuster). Nach diesen Vorarbeiten suchen wir eine passende Holzform, den Leisten. Wir bearbeiten ihn durch Abschleifen und Aufsetzen, bis er bezüglich Grösse und Form genau den Fussmassen und modischen Vorstellungen des späteren Schuhträgers entspricht. Der passende Leisten ist Garant für passende Schuhe. Deshalb wird auch in der Industrie grosses Gewicht auf die PerfektioHandwerk 3/98 5
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nierung der Leistenform gelegt. Beim Massschuhmacher wird jeder Leisten individuell bearbeitet. Anschliessend wird das Schnittmuster für das «Gesicht des Schuhs», den Schaft, gezeichnet. Die dreidimensionale Form des Leistens muss auf das Papier übertragen werden. Darauf wird der Schnitt des Oberleders eingezeichnet. Diese Arbeit verlangt einiges an Vorstellungsvermögen, Genauigkeit und künstlerischem Flair, da damit das optische Aussehen des Schuhs entscheidend geprägt wird. Dann werden alle Schaftteile mit Hilfe der erstellten Muster aus dem ausgewählten Leder ausgeschnitten, verarbeitet und vernäht. Eine Arbeit, die viele Gemeinsamkeiten mit dem Herstellen eines Kleides hat. Der Schaft liegt nun wie ein Hut über dem Leisten. Normalerweise verfügt der fertige Schuh über eine Verstärkung der Zehen- und Fersenpartie (gut spürbar beim Druck auf den Schaft). Diese Teile, Hinterkappe und Steifbout genannt, müssen als nächstes ausgeschnitten und vorbereitet werden. Auf die Unterseite der Leisten wird eine Ledersohle befestigt, die Brandsohle. Sie dient als Basis des Schuhs. Durch das Aufziehen des Schaftes auf den Leisten, genannt Zwicken, bekommt der Schuh jetzt seine plastische Form. Mit Nägeln wird der Schaft auf der Brandsohle rundherum befestigt und anschliessend verklebt. Damit der Schuh die nötige Festigkeit bekommt, wird zwischen Absatz und Ballen ein Metallteil eingearbeitet, die Gelenkfeder. Mit Kork werden anschliessend die Unebenheiten auf der Schuhunterseite ausgeglichen, damit die Sohle und der Absatz auf einem geraden Unterbau aufgeklebt werden können. Der Sohlenrand wird rundum in eine schöne Form geschliffen, eingefärbt und poliert. Ein Schuh entsteht: Der selbstgemachte Schuh ist ein Massschuh, er passt genau auf die eigenen Füsse und entspricht den eigenen Formvorstellungen. Nach genauen Massangaben werden die Lederteile zugeschnitten, vergleichbar mit der Massschneiderei.
Gelungen! Nach diesen vielen Einzelarbeiten kommt die Stunde der Belohnung. Der Leisten kann entfernt werden. Ein spannender Augenblick. Hoffentlich wurden alle Zwicknägel wieder entfernt, damit sich der Leisten ohne Schwierigkeiten löst. Jetzt fehlen nur noch die Schuhbändel, die Decksohle muss eingeklebt werden, und der Schuh wird vor dem ersten Tragen imprägniert. Der Schuh ist fertig! ■ Franz Kälin Kursleiter und Schuhmacher Handwerk 3/98 6
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Leder : Schuhmuseum Herrenschuh, ca. 1750
Damenpantoffel «Mule», ca. 1735
Damenstiefelette aus hellblauer Seide, 1855
Im Zeichen des Schuhs Das Bally-Schuhmuseum in Schönenwerd ist eine der grössten Sammlungen zum Thema Schuh weltweit. Die Sammlung eröffnet unbekannte Perspektiven zur geschichtlichen Entwicklung, zu ethnologischen Ausprägungen und zur symbolischen Bedeutung des Schuhwerkes. Die Bedeutung des Schuhs z. B. als Statussymbol ist immens: Farbe, Material und Beschaffenheit waren und sind in vielen Kulturen Ausdruck der sozialen Stellung. Von ägyptischen Palmblattsandalen über gotische Schnabelschuhe bis zu Rokokostöckelschuhen sind Schuhe mit Statusabzeichen versehen. Der Schuh ist auch Symbol für Besitzergreifung und Macht. In Schuhen machten sich die Menschen Erde und Mond untertan. Einen bedeutenden Platz in der Ausstellung nimmt die Entwicklung des Handwerks und der Zünfte der Schuhmacher ein. Werkzeuge, Zunftutensilien und Stiche des Handwerks zeugen von der Tradition, der Fertigkeit und dem Stolz der Schuster. Das Verhältnis zwischen dem Schuh und der sie Tragenden ist voller Faszination. Mode prägt das Aussehen des Schuhwerks seit jeher; Mode ist Ausdruck des jeweiligen Lebensgefühles und dadurch unserer Persönlichkeit.
Schuhe – Drei Jahrtausende in Bildern Unter diesem Titel ist ein Buch mit besonders schönen historischen Schuhbeispielen aus dem Bally-Schuhmuseum in Schönenwerd erschienen. Daraus ist eine kleine reizvolle Kulturgeschichte des Schuhs entstanden, die mit amüsanten Details aus dem Alltagsleben vergangener Zeiten gespickt ist. Autor: Paul Weber, Leiter des Bally-Schuhmuseums, AT-Verlag, 112 Seiten, 50 Farbbilder, 16 Skizzen, ISBN 3 85502 1597. Fr. 29.90.
Gotischer Schnabelschuh, in Europa anzutreffen im 14. und 15. Jahrhundert
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Leder: Schuhmachern
Schuhmacherkurse – jetzt bei uns
Interessant, schön und anstrengend !
Franz Kälin erteilt schon seit einigen Jahren Schuhmacherkurse für Laien, neu auch im Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk. Es geht nicht darum, im Schnellgang Schuhmacher auszubilden, sondern einen echten Einblick zu geben in ein altes, traditionsreiches Handwerk. Im sechstägigen Kurs können Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein eigenes, auf ihren Fuss genau angepasstes Paar Schuhe anfertigen. Der Kursleiter hat zwei Hauptanliegen: Es soll sich um einen Handwerkskurs handeln und das Produkt soll den Anforderungen an einen handelsüblichen Schuh entsprechen. Als zweites ist die Individualität des Schuhs ein zentrales Anliegen. Alle Teilnehmer sollen ihre jeweiligen Ideen verwirklichen können. Etliche haben zum Kurs denn auch gleich ihr bevorzugtes Schuhmodell mitgebracht, alles offensichtliche Lieblingsmodelle mit vielen Laufkilometern hinter sich... Vom eleganten Frauenschuh in mehreren Lederfarben bis zum sehr robusten schwarzen Bergschuh aus Rindsleder, vom Herrenschlupfschuh zum Schnürschuh aus weichem rotbraunem südamerikanischem Wildschweinleder ist alles möglich.
Was mit dem grossen Know-how des Kursleiters, der Liebe zum Handwerk und dem Enthusiasmus der Teilnehmer möglich ist, beeindruckt. Sechs Paar sehr unterschiedliche, perfekte Schuhe sind im Kurs entstanden. Schritt für Schritt werden die vielen nötigen Arbeitsschritte unter Anleitung des Kursleiters Franz Kälin vollzogen: Anhand der eigenen Fussmasse wird ein bestehender Holzleisten zum persönlichen Massleisten, welcher für die genauen Schnittmuster und zum Bearbeiten der dreidimensionalen Schuhform gebraucht wird. Die Schuhgrundmuster und Detailmuster erinnern an die Schneiderei eines perfekt sitzenden Massanzuges. Und so soll es auch sein: Der selbstgemachte Schuh ist ein Massschuh! Nach wenigen Tagen wird das spezielle Schuhmacherei-Vokabular zur selbstverständlichen Kurssprache: es wird verstärkt, versteift, gekantet, vernäht, geleimt, genietet und geraspelt... Die Teilnehmer sprechen von Brandsohlen, Gelenkfedern, Hinterkappen, vom Leisten und Schaft. Natürlich interessiert es auch, weshalb die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich für einen Schuhmacherkurs mit harter Knochenarbeit interessiert haben. Alle haben eine Liebe zum Leder und wollten mehr über Lederbearbeitung wissen. Handwerk 3/98 8
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Bei den im Kurs vermittelten Arbeitstechniken handelt es sich vor allem um Handarbeit und dadurch um viele alte Techniken und Umgang mit Handwerkzeug. Zum Beispiel wurde eine alte, unter Schuhmachern in Vergessenheit geratene Machart des Zwienähens, bei welcher zuerst die Brandsohle, Futter und Oberleder von Hand ver näht werden um dann in einem zweiten Arbeitsgang Untersohle und Oberleder miteinander zu vernähen, angewandt. Genäht wurde vor allem von Hand am Sattlernähbock und nur selten mit der massiven Ledernähmaschine, welche auch zur Verfügung stand. Eine Woche Arbeit am eigenen Paar Schuhe bedeutet, sich Zeit nehmen für etwas, das wir jeden Tag brauchen. Von Grund auf an einem Produkt zu arbeiten, welches uns danach jahrelang durchs Leben trägt, ist eine wertvolle Erfahrung. Das übliche Handelsgut Schuhwerk wird von den Kursteilnehmern in Zukunft anders betrachtet! Dass damit auch das Verständnis für gutes HandWerk und seinen Preis gefördert wird, versteht sich. ■ Ursina Arn-Grischott
Auf selbstgeschusterten Schuhen lässt sich gut gehen... Kurswoche mit Franz Kälin im September 1998.
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Leder : Sprichwörtlich Schuster bleib bei deinen Leisten Crispin und Crispinian, die beiden römischen Schuhmacher und Märtyrer, sind als populäre Legende in die mittelalterliche Geschichte der Schuhmacherei eingegangen. Sie waren zur Zeit der Christenverfolgung aus Rom geflohen und hatten sich in Nordfrankreich niedergelassen, wo sie tagsüber das Evangelium verkündeten und nachts als Schuhmacher arbeiteten und die Ar men kostenlos bedienten. «Chrispin macht’
den Armen Schuh und stahl das Leder noch dazu» – wobei das vom althochdeutschen «stalte» zu stahl statt zu «stellte» umgebogen wurde; mit Augenzwinkern liess man es zu, dass die heiligen Schuhmacher lange Finger gehabt haben sollen und machte sie zu den Schutzpatronen der Schuhmacher. Wohlhabendere Leute reisten zu Pferd oder in der Kutsche, den weniger Begüterten blieb nichts anderes übrig, als auf «Schusters Rappen» zu gehen. Wer einem Mann begegnete, der zerrissene Schuhe trug und seine missliche finanzielle Lage auf diese Weise zu erkennen gab, der konnte sich sagen: «In seinen Schuhen möchte ich
nicht stecken!» Umgekehrt hiess es auch: «Zu feinen Schuhen
passt kein grober Rock!» Die Erkenntnis, dass, wer an seinen Schuhen spart, dem Arzt sein Geld bringt, drückt sich im Sprichwort aus: «Besser dem Schuhmacher
als dem Apotheker!» Da auch die Schuhe der feinen Leute oft der Mode entsprechend zu eng oder zu weit waren, war das «wo drückt dich der Schuh?» ein allgemeines Übel und wurde von allen verstanden.
Grisaillescheibe aus dem 16. Jh. Die heiligen Crispin und Crispinian in der Werkstatt.
«Einem ins Handwerk pfuschen» taten Handwerker ohne Meisterstück, die verbotenerweise in der Stadt «herumschusterten» und ihre Ware unter der Hand verkauften. Die Zunftordnung innerhalb einzelner Städte er möglichte es, «jemandem das Handwerk legen», ihn an der Ausübung seines Handwerkes zu hindern, wenn er nicht zur Zunft gehörte. Zu den Merkwürdigkeiten in der langen Geschichte der Schuhmacherei zählt zweifellos die Tatsache, dass die Schuhhandwerker in Europa während Jahrhunderten dem Brauch gefolgt sind, das Schuhpaar auf einem gleichen Leisten zu bauen: «alles über den gleichen Leisten ziehen» trotzdem unsere beiden Füsse sehr unterschiedlich sind und die Leute sich daher mit «Schönheit muss leiden» abfinden mussten! Bei der Ausstellung eines Bildes der Liebesgöttin Venus hörte der Maler Apelles, der gewohnt war, sich hinter seinen Gemälden zu verstecken, wie ein vorübergehender Schuster die Schuhe der Göttin kritisierte. Der Maler trat hervor, liess sich vom Schuster belehren, er habe an den Schuhen auf der inneren Seite eine Öse zuwenig gemalt, und verbesserte seinen Fehler. Als derselbe Schuster am folgenden Tag auch andere Mängel am Bild entdecken zu müssen glaubte, blickte Apelles unwillig auf und sagte: «Schuster, bleib bei deinen Leisten!» – auch heute noch eine uns bekannte Redewendung. ■ Ursina Arn-Grischott Handwerk 3/98 10
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Leder : Sattlern
Über Zirkuspferde zur Sattlerin. Ein Portrait von Brigitta Grob Brigitta Grob ist den meisten Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern als Sattlerin der früheren Heimatwerkschule bekannt. Im neuen Kurskalender des Kurszentrums Ballenberg Heimatwerk ist sie auch wieder als Kursleiterin dabei. Sie vermittelt die Grundlagen des Sattlerhandwerks, spezialisiert auf Zaumzeug, Stallhalfter und Glockenriemen. In ihren Kursen können aber auch Mappen und Taschen nach persönlichen Wünschen hergestellt werden.
Zirkusluft Brigitta fand über ihre Leidenschaft für Pferde zum heutigen Beruf der Sattlerin, welchen sie nun schon seit elf Jahren in der eigenen Sattlerei in Wollerau vollberuflich betreibt. In ihrem ersten Beruf als Pferdepflegerin arbeitete sie auch beim Zirkus Knie und kam dort in Kontakt mit der Arbeit der hauseigenen Sattlerei. Die Vielseitigkeit des Lederkunsthandwerks faszinierte sie sehr und so bildete sie sich in einem Reitsportgeschäft zur Sattlerin aus. Sie schwärmt von ihrem Jahr als Sattlerin bei Knie, im Sommer auf Tournee, zuständig für Reparaturen an Zaumzeug, Pferdegeschirren und sonstigen Lederreparaturen,
Robuste Tasche für Sattlerwerkzeuge mit raffiniertem Innenleben. Diese Arbeit ist einem von Brigitta Grobs Kursen entstanden.
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während der Wintermonate beim Entwerfen und Ausführen neuer exklusiver Modelle. Da wurde nicht nur in braunem oder schwarzem Leder gearbeitet; die Reitzäume des Zirkus sind farbig, prunkvoll verziert und werden jedes Jahr neu kreiert. Diese Erfahrung hat ihr beim Sprung in die Selbständigkeit geholfen, wo sie sich verständlicherweise eine Kundschaft der «Rösseler» aufbaute. In ihrer Sattlereiwerkstatt stehen zwei schwere Ledernähmaschinen, Sattlernähböcke und viel interessantes altes und neues Werkzeug zur Lederbearbeitung.
Leder als inspirierendes Material Nach vielen Jahren Sattlertätigkeit kennt Brigitta die unterschiedlichsten Lederqualitäten, ihre Vorund Nachteile, alle möglichen Verarbeitungsmethoden und Verzierungstechniken und wird durch die Sonderwünsche ihrer Kundschaft immer wieder zu neuen Kreationen angeregt. Aus einem Stück Leder entsteht ein kostbares, genau aufs Pferd angepasstes Halfter oder Zaumzeug, eine Werkzeugtasche mit Spezialfächern oder eine feine Kalbsledermappe nach speziellen Massen. Sie schätzt es, durch Kundenaufträge immer wieder eine gestalterische und handwerkliche Herausforderung zu haben, geeignete Lösungen zu suchen und am Schluss ein selbst geschaffenes schönes Produkt in den Händen zu halten. Alles fürs Pferd: Zaum zu Brustblattgeschirr. Dazu zwei Detailaufnahmen vom Pferdegeschirr. Bild rechts: Reitzaum, an welchem Stirnbandkette und Schnallen vergoldet wurden – solche Kundenwünsche rechtfertigen die Handarbeit.
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Leder lässt sich in vielfältiger Weise von Hand zusammennähen. Auf der nächsten Doppelseite zeigt Brigitta Grob einige Möglichkeiten.
Ein ganz spezielles Stück, welches in der Sattlereiwerkstatt in die Augen springt, ist ein gesteppter kleiner Lederkoffer in unüblicher Form – massgeschnitten für den Gepäckträger eines Harley Davison Motorrades! Warum auch nicht? Dieser kunstvolle Koffer wird sicher weitherum kommen, bestaunt werden und bringt hoffentlich neue exklusive Aufträge!
Versuchen Sie einfach, was Sie noch nicht kön nen... Harte Fingerarbeit und hohe Präzision Die Geschmeidigkeit des fertigen Lederproduktes lässt die Schwerarbeit, welche die Finger während der Herstellung zu leisten haben, nicht mehr ahnen. Da die Handnaht nicht nur schöner sondern auch stärker ist, arbeitet Brigitta vorwiegend am Sattlernähbock von Hand. Es braucht beträchtliche Kraft in den Händen, um Leder mit einer Aale zu stechen und die Stücke mit einer Zweinadelnaht zusammenzufügen. Kraft ohne Präzision ist in diesem Kunsthandwerk nutzlos, da die Handnaht bleibende Verbindung und Verzierung zugleich ist. Fingerfertigkeit und künstlerische Vorstellung werden ergänzt von umsichtiger Planung.
...vielleicht in einem Sattlerkurs: vom 15. bis 19. Februar oder vom 15. bis 19. November 99 wird Brigitta Grob Interessierte in die Grundlagen des Sattlerns einführen. Das Zusammennähen von Leder wird mit unterschiedlichen Nähten an einem kleinen Gegenstand geübt, bevor eine eigene grössere Arbeit angegangen wird, z. B. ein Glockenriemen, ein Stallhalfter, Sportsack, Mappe oder Tasche. Es wird fast ausschliesslich von Hand gearbeitet, sodass die Kenntnisse später auch zu Hause angewandt werden könnten. Die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten von Leder werden angegangen, so das Verzieren, Flechten, Reparieren, Planen und Ausführen von Neuem. ■ Ursina Arn-Grischott
Handwerk als Lebensgrundlage Der Import von günstigeren Lederartikeln ist gross. Deshalb ist in unseren Breitengraden nur Handwerker/-innen eine Existenz gesichert, welche Spezial- und Massanfertigungen in höchster Qualität liefern. Brigitta Grob arbeitet Neuanfertigungen meistens nur auf Auftrag. Häufig sind ihre Kenntnisse und Einrichtungen auch für Reparaturarbeiten an schönen Stücken gefragt. Beim kostbarsten Reitzaum, den Brigitta kürzlich nach Mass anfertigen konnte, wurden Beschläge und Stirnbandkette vergoldet – solche Wünsche rechtfertigen die Handarbeit vollauf !
Ganz oben: Auch Serienaufträge sind begehrt! Selbst Laien sind imstande, in einem wöchigen Sattlerkurs eine Tasche oder einen Rucksack herzustellen.
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«Sattlern» – Handbuch und Theorie von Brigitta Grob Vor zehn Jahren hat Brigitta Grob für ihre Kurstätigkeit als Sattlerin eine Broschüre zur Sattlerei zusammengestellt, damals noch in Zusammenarbeit mit dem Kurszentrum Heimatwerkschule «Mülene» in Richterswil. In unterschiedlichen Kapiteln gibt es viel Wissenswertes in Kürze: Lederarten und -qualitäten, unterschiedliche Gerbemethoden, Pflege und Lagerung des Leders und schliesslich das Hauptthema: Allgemeine Arbeiten des Sattlerns.
Informatives aus dem Kapitel: «Die Hand-Nähar ten»: Der Stolz eines Sattlers ist heute noch die Handnaht, obwohl sie in verschiedenen Berufszweigen durch die Maschinennaht verdrängt wurde. Beim Handnähen sind zu beachten: ■ Ahleneisen richtig ins Heft einpassen ■ Ahleneisen gut schleifen ■ zum Faden die passende Nadel und Ahle verwenden ■ Stiche gleichmässig anziehen
Die Schwert- oder Kreuznaht: Sie wird mit einer Nadel ausgeführt, um Leder und Stoff aneinander zu stossen.
Die Einstemmnaht: Ausführung bei Leder und Stoffen. Produkte, die sich speziell eignen für diese Naht: Ziegenleder und Bänder; speziell zu beachten: richtige Stemmriemenbreite – an der Kante anliegend.
Die eingeschnittene Naht: wendet man an als Schutz gegen starke Abnützung.
Die Zweinadelnaht, Universalnaht: Ausführung dieser Naht mit zwei stumpfen Nadeln.
Die Stossnaht: Anwendung bei Etuis, Futteralen aller Art.
Der Hinterstich: Ausführung mit einer Nadel bei schwachen Unterlagen. Handwerk 3/98 14
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Einfache Ziernaht. Stiche nicht zu weit von der Kante entfernt und nicht zu eng stechen, sonst wird die Kante abgestochen. Vorstechen mit einer flachen Ahle, die der Riemenbreite entspricht. Das Lochen der Stiche ist falsch! Ziernaht aus dem Knopflochstich entwickelt, nicht zu fest anziehen, damit die Stiche eine gleichmässige Richtung bekommen.
Doppelter Stich, eignet sich für offene Kanten, die vollständig zugedeckt werden. Er wird dabei immer durch den vorletzten Stich durchgezogen. Ziernähte mit einem Riemen: Die hier erwähnten Ziernähte werden zum Verzieren von Lederwaren, Schreibmappen usw. angewendet; Riemenbreite ca. 3 – 4 mm. Es eignen sich Ziegenleder, Rohhautriemchen oder Kunststoffriemchen.
Ziernaht mit zwei Riemen: Zur Verwendung von Geschirrteilen und anderen Lederriemen verwendet man die gezeigte Flechtnaht. Dazu zieht man einen andersfarbigen Riemen zwischen die Kettelstiche ein. Bei der Kettelnaht muss man die Stiche so setzen, dass der zweite Riemen durchgezogen werden kann. Ziernaht mit drei Riemen: Die Hauptnaht wird durch einen Steppstich gebildet, unten ist ein Vorderstich. Mit den beiden anderen Riemen geht man durch die Hauptnaht durch. Die Riemchen werden wechselseitig übereinandergelegt. Einflechten von Kanten mit vier Riemchen: Man beginnt mit einem Riemchen mit zwei Spitzen, zieht dieses durch das erste Loch bis zur Hälfte durch und zieht in gleicher Weise durch das zweite Loch das zweite Riemchen. Dann legt man die vier Riemchen so, dass auf jeder Seite zwei Riemchen zu liegen kommen. Durch das dritte Loch wird jetzt das erste Riemchen gezogen, zuerst von vorn durchstechen, dann von hinten, dann wieder von oben. Handwerk 3/98 15
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Leder : Objekt
Diese Lederbeutel lassen sich gut mit der Haushalt-Nähmaschine verarbeiten, man muss nur vorsichtig und gekonnt vorgehen. Auf der folgenden Seite finden Sie das Schnittmuster und die Nähanleitung.
Links, grosse Bilder: Nähen am Sattlernähbock mit Ahle und zwei Nadeln – jeder Handgriff muss geübt werden. Foto aus dem Buch «Leder, gestalten und verarbeiten» von Robert Friedrich, Verlag Callwey, München.
Leder – ein edles Material perfekt verarbeiten Lederverarbeitung ist nicht mit Stoffverarbeitung gleichzusetzen. Leder ist ein wunderbarer Werkstoff, erhältlich in den unterschiedlichsten Qualitäten, Prägungen und Farben. Leder kann weich und schmiegsam sein, gut formbar, aber auch sehr robust und in jedem Fall dauerhaft. Allerdings fordert das Material auch eine fachgerechte Verarbeitung, bei welcher man den unterschiedlichen Eigenschaften Beachtung schenken muss. Kleinere Ledergegenstände aus weichem Leder lassen sich mit der Haushaltnähmaschine verarbeiten. Populär ist das patchworkartige Zusammenzickzacken, welches handwerklich aber unschön ist. In meinen eigenen Lederarbeiten und in meinen Kursen möchte ich andere Möglichkeiten aufzeigen. Als erstes muss man die unterschiedlichen Leder kennenlernen, für das gewünschte Produkt ein geeignetes Leder wählen und dazu schliesslich die richtige Verarbeitungsmethode. Natürlich kennt man da als Handwerkerin viele «Kniffs und Tips», welche ich auch in meine Kurse einfliessen lasse. Es macht Freude, nach eigenen Form- und Farbvorstellungen einen Beutel, ein Portemonnaie oder einen Sportsack herzustellen. Auch für den Schulunterricht eignet sich der Werkstoff Leder Handwerk 3/98 17
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sehr und meine Verarbeitungsarten sind für den Unterricht gut geeignet. Wer sich mit diesem Handwerk dann noch vertiefter auseinandersetzen will, hat die Möglichkeit, in meiner Werkstatt für Lederverarbeitung, welche ich im Januar eröffne, weiterzuarbeiten und u. a. auch Lederbearbeitungsmaschinen wie Spaltund Schärfmaschine kennenzulernen. Mein nächster Lederverarbeitungskurs im Kurszentrum findet vom 27.9. bis zum 1.10.99 statt. Viel Spass! ■ Antoinette Nell
Ausprobieren Hier eine erste «Schnupperprobe» – ein selbstgenähter kleiner Geldbeutel. Verarbeitung: ■ die zwei Teile zusammennähen und die Naht auseinanderleimen (1) ■ ev. Baumwollstoff-Futter zuschneiden und auf die Lederrückseite kleben ■ einfassen mit weichem Lederstreifen ■ Reissverschluss auseinandernehmen und den einen Teil annähen ■ Reissverschluss-Schieber einfahren ■ unten (2) zusammennähen ■ die beiden Ecken noch separat nähen. Fertig.
Kleiner Geldbeutel Massstab 1:1
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Shifu
Faszination Papiergewebe, Shifu genannt Das Wort «Shifu» ist japanisch. «Shi» bedeutet Papier, «Fu» bedeutet Tuch oder Gewebe. Shifu ist also ein gewobenes Papiertuch. Dies ist wörtlich zu verstehen, da gedrehte feine Papierstreifen in einer Baumwoll- oder Seidenkette, selten in einer Papierkette, am Handwebstuhl zu einem Gewebe verwoben werden. Da das Papiergewebe auch in unseren Breitengraden heute die Weberinnen interessiert, wollen wir den Ursprüngen des japanischen Shifu etwas nachgehen.
Shifu-Kleid von Gisela Progin.
Am Anfang war das ungewebte Papierkleid Bereits im 11. Jahrhundert wurden in Japan Papierkleider von buddhistischen Priestern getragen und auch heute noch fertigen junge Priester im Rodaiji-Tempel in Nara für den Eigengebrauch solche Kleider für eine traditionelle Zeremonie an. Diese Papierkleider bestanden aus stark zerknittertem, dickem, handgeschöpftem Japanpapier, dem Kamiko, welches aus den Fasern des Papiermaulbeerstrauches hergestellt wird. Damit die Kleider auch während der kalten Wintermonate getragen werden konnten, imprägnierte man das Papier mit einem pflanzlichen Kaki-Saft, welcher die Kleider wasserabstossend machte. Die behandelten Papierbogen werden zusammengeknittert, bis sie geschmeidig sind. Kamiko-Stoffe sind gekennzeichnet durch diese Knitterstruktur. Mehrere Papierbogen werden an ihren Rändern zusammengeklebt und dann als Papierstoff zu Kleidern verarbeitet. Dank ihrer langen Lebensdauer, Wasser-, Wind- und Hitzeresistenz sind Jacken und Mäntel aus Kamiko seit Jahrhunderten beliebt. Während der Edo-Periode, 1615 – 1868, gehörte es auch zum Image der reichen Leute, gefärbte, bestickte und eingeprägte Kamikokleider, die mit Seidenstoffen gefüttert waren, zu tragen. Diese Zeit entspricht der Blütezeit der Papierherstellung Handwerk 3/98 19
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mit ihrem Zentrum in Shiroishi, etwa 300 km nördlich von Tokyo. Im Westen wurde das Japanische Papier und dessen Weiterverarbeitung 1775 durch den schwedischen Naturforscher C. D. Thunberg bekannt gemacht. 1889 publizierte J. Rein, Professor der Universität in Bonn, eine detaillierte Beschreibung über das in Shiroishi handgeschöpfte Papier sowie über die Herstellung von Papierbekleidung. Diese blieb nicht unbeachtet, denn während des 1. Weltkrieges wurden in Deutschland mangels Rohstoffen pro Monat 600 Tonnen Papierbekleidung hergestellt!
Shifu, der gewebte Papierstoff Vermutlich entwickelte sich die Shifu-Herstellung traditionsgemäss durch das Tragen von ungewebten Papierkleidern. Man schätzt heute, dass es Shifu seit dem 17. Jahrhundert gibt. Es wird angenommen, dass der Shifufaden, d. h. das Herstellen von Faden aus gebrauchtem Papier, von der armen Landbevölkerung Japans entwickelt wurde. In den Wintermonaten schöpften sie traditionsgemäss Papier und suchten dann nach einer Möglichkeit, für ihren Eigenbedarf daraus Kleiderstoffe herzustellen. Zusammen mit den Webern wurden Techniken zur Papierfaden-Herstellung entwickelt. Diese gewobenen Papierstoffe waren sehr dauerhaft und waschbar. Es entstanden sowohl isolierende Stoffe für den Winter wie auch angenehme, beliebte Stoffe für den Sommer. Während der Industrialisierung Japans im letzten Jahrhundert wurden Shifu-Stoffe sogar industriell hergestellt. Ab ca. 1920 verdrängten Kunstfasern und billigere Baumwolle die Produktion von Shifu; die Spezialpapiere wurden nicht mehr hergestellt und die Produktion der Shifustoffe lahmgelegt. Erst nach 1939, in der Bewegung des nationalen Bewusstseins und eigener handwerklicher Traditionen, wurden Papierhersteller und Weberinnen ermutigt, die Papierfadenherstellung wieder auf-
zugreifen. Heute gibt es wieder ca. zwanzig aktive professionelle Shifuweberinnen in Japan, deren Anliegen es ist, diese Tradition nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und das Kulturgut zu pflegen.
Unsere Hände, unsere Zeit Handwerkliche Tätigkeiten stellen für uns heute andere Werte dar als jene der reinen Produktion. Der Weg, und was auf dem Weg erlebt, gelernt, erfahren wird, ist wichtig, und nicht in jedem Fall das Produkt. Wir lassen unsere Hände das Tempo und die Arbeitsweise bestimmen, um mit Kopf, Herz und Hand etwas Eigenes zu schöpfen (Papier schöpfen!). Zeitverständnis ist relativ, wenn es nicht um Aufwand und Ertrag im Produktionsverfahren geht. Die Handverarbeitung vom Flachs zum Leinenfaden, wie sie unsere Vorfahren während Jahrhunderten tätigten, war auch bereits ein langer Weg mit etlichen Arbeitsgängen. Bei der Herstellung eines Papierfadens ist der Weg noch grösser, weil zuerst der Prozess der Papierherstellung durchlaufen werden muss, und dann aus dem fertig geschöpften Papier ein Faden gesponnen wird. Dies erfordert nicht nur physische Kräfte und viel Zeit, sondern auch handwerkliches Geschick.
Von der Faser zum Papierfaden Ausgangsmaterial in Japan ist die Faser des KozoStrauches, eines Papiermaulbeerbaumes. Das handgeschöpfte Papier entsteht während der kalten Wintermonate, da die Wassertemperatur für die Qualität des Papiers eine wichtige Rolle spielt. Die Fasern sollen möglichst lang bleiben, damit daraus ein starker Papierfaden verarbeitet werden kann. Das Kozopapier unterscheidet sich zu anderem Handpapier darin, dass die Fasern in der gleichen Richtung liegen. Während des Schöpfprozesses wird das Sieb nur in einer Richtung geschüttelt, so dass die Fasern alle parallel
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zur Längsseite zu liegen kommen. Dadurch werden beim Schneiden der Streifen die langen Fasern nicht durchschnitten. Es ist von Vorteil, die Papierbogen mindestens ein Jahr zu lagern, damit sie nicht mehr brüchig sind. Der Papierbogen, meistens im Format 94 cm x 61 cm, wird in eine W-Form gefaltet. Die äusseren Ränder sollen ca. 2 cm breit über den Mittelfalz hinausragen. Der gefaltete Papierbogen wird nun auf einer harten Unterlage mit einem scharfen Messer in 2 – 4 mm breite Streifen geschnitten – je nach der Dicke des gewünschten Papierfadens. Die Ränder werden dabei nicht durchgeschnitten. Der eingeschnittene Papierbogen wird über Nacht in feuchte Tücher gelegt und anschliessend auf einem porösen Stein gerollt, wodurch sich die einzelnen Papierstreifchen leicht verdrehen. Dieser Arbeitsgang erfordert grosses Geschick. Um nun aus dem Papierbogen ein endloses Papierband zu erhalten, werden immer 2 Streifchen zusammen mit einem Randstückchen Papier herausgerissen, eine Arbeit, welche einige Geschicklichkeit und Sorgfalt erfordert. Das Randstück dient als Verbindung der beiden Streifen. Diese nun als endloses Band vorliegenden Papierstreifen werden in einem Behälter lose zu einem Knäuel angehäuft und mit feuchten Tüchern über Nacht liegen gelassen, um das Papiermaterial für das anschliessende Verdrehen weich und elastisch zu machen. Am Handspinnrad wird das vorbereitete Material verdreht, d. h. versponnen.
Auf der Suche nach neuen Materialien Weshalb sind die Schweizer Handweberinnen an Papierfäden interessiert? Am 2tägigen Workshop im Kurszentrum hatte ich Gelegenheit, dieser Frage nachzugehen. Nahezu dreissig interessierte Textil-, Papier- und Kunstschaffende hatten sich zu einem Papierworkshop eingefunden.
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Oben: Zum Heraustrennen der Papierstreifen vorbereiteter geschnittener Bogen mit ungeschnittenen Rändern oben und unten. 1) Es werden immer zwei Streifen, zusammen mit einem Randstückchen Papier, herausgerissen. 2) Schnitte im Papierbogen. So erhält man einen endlosen Papierstreifen. Kleine Bilder von links: Papierbogen nach dem Schneiden in Streifchen. Endlose Papierstreifchen, bereit zum Verdrehen, d. h. Spinnen. Papierstreifenknäuel im Vordergrund, versponnenes Papier auf Spulen im Hintergrund. Handgewobene Papierstoffe. Spinnen zum Papierfaden. Kleines Bild rechts: Die Fachcrew zum Thema Shifu im Kurszentrum: Mäti Müller, Gisela Progin und Deepak Shresta. Handwerk 3/98 21
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Der geschichtliche Hintergrund wurde durch Gisela Progin, Spezialistin auf dem Gebiet der Papiergewebe, mit viel fundiertem Fachwissen, welches sie sich in Japan selbst geholt hat, vermittelt. Das Schneiden der Papierbogen und Verspinnen am Spinnrad unterrichtete Mäti Müller, eine bekannte Hand- und Papierweberin und das Verweben der Papierfäden schliesslich konnte man sich beim Shifu-Webermeister aus Nepal, Deepak Shresta, am Handwebstuhl oder am Webrahmen zeigen lassen. Alles in allem eine imposante Fachcrew!
Neues Terrain entdecken Papierfäden aus Finnland sind uns Schweizer Handweberinnen schon seit einiger Zeit bekannt, vorwiegend in dicker Qualität für Bodenteppiche. Die Herstellung und das Verarbeiten von feinen Papierfäden ist für die meisten von uns Neuland. Die Begeisterung am neuen Material war spürbar. Die Weberinnen kamen auf der Suche nach Neuem – aus Interesse an einer für uns noch unbekannten Stoffqualität – vielleicht in der Hoffnung, eine Nische im handwerklichen Markt zu entdecken. Die vielen unterschiedlichen, weichen Shifu-Stoffe, welche zur Anschauung und zum Verkauf auflagen, überzeugten und inspirierten zu eigenem Tun.
Shifu auf schweizerisch? Das Interesse an fremdländischer Kultur war und ist immer vorhanden und wird uns heute in der global vernetzten Welt einfach zugänglich gemacht. Darüber, wie sich in diesem Fall die japanische oder nepalesische Papierfaden-Herstellung bei uns realisieren lässt, muss nachgedacht werden. Die einfachste Möglichkeit, zum effektvollen neuen Material zu kommen, ist das Kaufen von importiertem Papierfaden. Handgeschöpfte Kozo- und Lokta-Papiere sind bei uns zur eigenen Weiterverarbeitung erhältlich. Und zum weiteren gibt es uns vielleicht Anstösse auf der Suche nach geeigneten schweizerischen Recycling-Papieren, welche sich zu interessanten handwerklichen Unikaten verarbeiten liessen.
Shifu – Materialangaben ■ Boesner, Künstlermaterial, Suhrenmattstrasse 31, 5035 Unterentfelden. → Papiere ■ Thalo, Soodstrasse 57/59, 8134 Adliswil. → Papiere ■ Lempen, Mühlentalstrasse 369, 8201 Schaffhausen. → Papiere ■ Sirpa Lutz-Piiponen, alte Landstrasse 64, 8708 Männedorf. → Papiergarne ■ Zürcher u. Co, Handwebgarne und Papiergarne, 3422 Kirchberg ■ Gisela Progin, Atelier für Papiergewebe Shifu, Ryf 34, 3280 Murten. → Shifustoffe, nepalesische und japanische Papiere und Papierfäden ■ Mäti Müller, Hand- und Papierweberin, 6545 Landarenca. → Papiere, Papierfäden, handgewebte Shifustoffe
Quellen- und Büchernachweis: ■ Papiermuseum Mühle, St. Albantal 37, 4052 Basel. → Bücher zum Thema Papier u. a.: Kami-Suki-Cho-Ho-Ki, Leitfaden der Papiermacherei Paper Webbings Shifu, Nepalesische Shifuherstellung von Deepak Shresta ■ Buchhandlung Scheidegger, obere Bahnhofstrasse10A, 8910 Affoltern am Albis. → Bücher zum Thema Papier, Textil ■ Washi – Vergangenheit und Gegenwart der japanischen Papierkunst von Gisela Progin, herausgegeben vom Schweiz. Verband der Schweizerischen Papierhistoriker Basel, November1988 ■ «Tea and Arts of Japan», Chanoyu Quarterly, no. 30, 1982 von Charles Santon ■ Nirunaru, Snoddar + Snören, Edita AB, Helsinki (finnisch, schwedisch, alles mögliche über Papierschnüre und Papiergewebe, erhältlich bei Fa. Zürcher u. Co., 3422 Kirchberg ■ Kunst Werkstatt Papier von Sophie Danson, u. a. zum Thema Shifufäden, Christopherus Verlag 1994 ■ Japanese Papermaking von Timothy Barrett, Weatherhill Inc., 420 Madison Avenue, New York 10017
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Ballenberg aktuell
Häuser, die auf Reisen gehen Im Freilichtmuseum Ballenberg stehen gegen 90 Wohn- und Wirtschaftsbauten aus nahezu allen Regionen der Schweiz. Die Gebäude konnten am ursprünglichen Standort nicht erhalten bleiben und wurden deshalb sorgfältig abgetragen und auf dem Museumsgelände wieder aufgebaut. Der Ab- und Wiederaufbau eines historischen Gebäudes ist nicht nur aufwendig und kompliziert, sondern auch äusserst faszinierend. Anhand der Übernahme eines Hauses von Escholzmatt im Kanton Luzern, das derzeit im Ballenberg aufgestellt wird, wollen wir einen kurzen Einblick in die Arbeiten geben. Bevor ein historisches Gebäude von seinem ursprünglichen Standort ins Freilichtmuseum Ballenberg übernommen werden kann, müssen unzählige Vorabklärungen getroffen werden. Stellt sich z. B. heraus, dass das angebotene Haus an Ort und Stelle erhalten bleiben könnte, so kommt eine Übernahme auf den Ballenberg nicht mehr in Frage. Die Erhaltung historischer Bausubstanz »in situ» hat absolute Priorität. Das Gebäude, das dem Ballenberg angeboten wird, muss zudem in die Museumsplanung passen, d. h. die bestehenden Museumsobjekte architektonisch, regional, soziokulturell oder funktio-
nal ergänzen. Das Haus von Escholzmatt erfüllte gleich mehrere dieser Kriterien. Einerseits ist es das erste Wohnhaus auf dem Ballenberg aus dem Kanton Luzern, und andererseits handelt es sich um einen einmaligen Typus. Das sogenannte »Entlebucher Haus» fand nämlich ausschliesslich in dieser Region während einer Zeitspanne von rund 100 Jahren (ca. 1750 – 1850) Verbreitung und wird von vielen Fachleuten als die eigenständigste Leistung im Bereich der ländlichen Architektur bezeichnet! Doch das interessanteste Projekt kann nicht umgesetzt werden, wenn die Finanzierung nicht sichergestellt ist, sind doch Abbau, Transport und Wiederaufbau mit beträchtlichen Kosten verbunden. Nur wenn der Herkunftskanton und der Bund in das Projekt einwilligen und je einen Drittel der Kosten übernehmen und nur, wenn über Spendenaktionen auch der letzte Drittel aufgebracht wird, können die Übernahmearbeiten beginnen.
Möglichst authentischer Wiederaufbau Die Bauarchäologen treten jeweils als erste aufs Parkett. Ihre detailgetreuen Pläne bilden die Grundlage für einen späteren Wiederaufbau im Museum. Jede auch noch so kleine Verformung, jeder im Verlauf der Jahrzehnte erfolgte Eingriff Handwerk 3/98 23
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Vorrestaurierung in der Halle
wird genaustens ausgemessen und aufgezeichnet. Anhand dieser Unterlagen beginnt nun der Zimmermann, alle Teilstücke am Bau mit einer Nummer zu versehen, die er auch auf die Grund- und Aufrisspläne überträgt. Während man bei den Holzbauten jedes noch so kleine Teilstück numeriert, werden bei den Steinhäusern nur die markanten Mauerstücke (z. B. Eckstein, Fensterumrahmung) gekennzeichnet. Zudem skizziert man die Struktur der Mauer, sortiert die Steine, die zu einer jeweiligen Wand gehören in derselben Mulde und analysiert die Zusammensetzung des Mörtels. Erst dieser Vorgang erlaubt schliesslich einen annähernd authentischen Wiederaufbau. Doch zurück zu unserem Holzgebäude aus Escholzmatt. Nachdem also alle Holzteile korrekt mit Hunderten von Schildern gekennzeichnet sind, können die Abbauarbeiten beginnen. Zuerst entfernt man sorgfältig die Bretterverkleidungen, um dann das Dach abzudecken. Den eigentlichen Baukörper in Blockkonstruktion demontieren die erfahrenen Zimmerleute in tagelanger Arbeit Balken für Balken. Schliesslich wird das ganze Haus mit mehreren Lastwagen in ein Zwischenlager transportiert.
Gleich wie beim Haus von Schwyz, das im Mai vergangenen Jahres auf dem Ballenberg eingeweiht wurde, soll auch das Haus von Escholzmatt in einer Halle für den Wiederaufbau vorbereitet werden, d. h. morsche Holzteile werden durch neues Holz ersetzt. Das schadhafte Holz trennt man ab und fügt mit einfachen Holzverbindungen das neue Material hinzu. Findet die Vorrestaurierung in einer Halle statt, kann vermieden werden, dass Regen dem alten Holz zusetzt. Die Vorarbeiten in der Halle erlauben es, beim Wiederaufbau im Freilichtmuseum Ballenberg möglichst effizient vorzugehen. Denn je schneller der Aufbau abgeschlossen ist, umso weniger leidet die Bausubstanz unter der Feuchtigkeit. In Windeseile sind denn auch die bisherigen Aufbauarbeiten erfolgt. Bereits vor der Schliessung des Museums am 1. November zeigt sich das Haus in seiner vollen Pracht. Und bis zur Einweihung im Mai 1999 werden auch die Umgebungsarbeiten abgeschlossen und die Räume eingerichtet sein. Ein Raum, der in den 40er Jahren angebaut wurde, beherbergt zudem eine Ausstellung über den letzten Bewohner des »Wissämmeli», wie das Haus von Escholzmatt liebevoll genannt wird.
Fotos: Theres Bütler, Fachfotografie, Luzern
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Ablage-Symbole Werkstatt
Wissenswertes
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Hof- und Stallzubehör
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Spielzeug
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Bestellkarte Kursinformationen
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■ Jahresprogramm 1999 Ex. Kurzprogramme 1999 ■ ■ Informationen für Veranstalter von Kursen, Seminarien und Tagungen ■ Information über Lehrlingslager
■ Abonnement, Jahr: Fr. 24.–, Ausland Fr. 32.– ■ Probenummer Fr. 8.– ■ Ausgabe Nummer:.....
Freilichtmuseum Ballenberg
Ich bin interessiert an Informationen über
■ Veranstaltungsprogramm
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Schuhe. Treue Begleiter durchs Leben und auf Weltreisen. Man hat sie je länger je lieber, man trennt sich, wenns denn schlussendlich sein muss, nur ungern von ihnen... Bei uns lernen Sie, sich Ihren Schuh fürs Leben selber zu schustern!
Nicht frankieren Ne pas affranchir Non affrancare
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