Labhards Reisemagazin
Ausgabe 2018 D/A E 5,00 CHF 7.50
Andernachs Wandel zur
Essbaren Stadt
Stille GlĂźcksmomente im Nepal-Himalaya-Park
Neuer Glanz auf Schloss Lomnitz
Rund um die Blumeninsel
Gartenparadiese am Bodensee
„Ich liebe zu tafeln am lustigen Ort“ (Johann Wolfgang Goethe)
Der Verein „Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.“ bittet Sie im Europäischen Kulturerbejahr 2018
„Zu Tisch!“ Entdecken Sie Orangerien und Klostergärten, Küchen und Weinkeller. Besuchen Sie europäische Picknicks in Schlossgärten. Genießen Sie ein reichhaltiges Programm rund um Essen und Trinken. Deutschlands Schlösser und Gärten freuen sich auf Sie! Informationen unter www.sgd-zu-tisch.de
Folgen Sie uns unter #schlösser_zu_tisch auf
Gefördert durch:
Schloss Villa Ludwigshöhe, Edenkoben © GDKE RLP, Pfeuffer
Foto: Ulrike Romeis
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, mit der aktuellen Ausgabe der GartenTour möchten wir Sie zu einer Reise durch die schönsten Parks und Gärten in Deutschland einladen. Dabei ist 2018 für die traditionsreiche Gartenkultur in unserem Lande ein besonderes Jahr. Die Europäische Union hat es zum Jahr des Europäischen Kulturerbes erklärt. Die vielen historischen Parks und Gärten mit ihren gewachsenen, länderübergreifenden und vielschichtigen Facetten stehen in besonderem Maße für ein erlebbares, europäisches Kulturerbe. So beeinflussten italienische Renaissancegärten, französische Barockgärten oder englische Landschaftsgärten gartenkünstlerische Entwicklungen auf dem gesamten Kontinent. Über Jahrhunderte gingen Gartengestalter auf Reisen und brachten neue Ideen, exotische Pflanzen und Techniken mit. So wurde auch der Garten meines Wirkungsfeldes in Schloss Dyck vor 200 Jahren im Stil des englischen Landschaftsgartens vom in Paris arbeitenden und weitgereisten schottischen Landschaftsarchitekten Thomas Blaikie entworfen. Heute reisen wir nach England, wo auch durch das Engagement des National Trust eine Gartenkultur entstanden ist, die historische Gärten zu bedeutenden touristischen Destinationen gemacht hat. In Frankreich lädt das Kulturministerium jährlich am ersten Juniwochenende zu „Rendez-vous aux jardins“ ein. Die erfolgreiche Zusammenarbeit von historischen Gärten, Kulturanbietern und touristischen Organisationen macht Frankreich an diesem Wochenende zur Grande Nation der Gartenkultur. Dieses Erfolgsmodell wird 2018 auch in Deutschland eingeführt. In Kooperation mit dem französischen Kulturministerium sowie der französischen Botschaft und gefördert über die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien veranstaltet das Gartennetz Deutschland in der DGGL (Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V.) im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres am ersten Juniwochenende erstmalig das „Rendezvous im Garten“ in Deutschland. Machen Sie Ihren nächsten Gartenbesuch oder Ihre Gartenreise zu einem Rendezvous in einem der vielen schönen Gärten, die wir Ihnen in diesem Magazin vorstellen. Jens Spanjer Präsident der DGGL Mitherausgeber der GartenTour
Zur Person: Nach einer Gärtnerausbildung studierte Jens Spanjer zunächst Landschaftsarchi tektur und später Regionalmanagement. Seit 2001 ist er für die Stiftung Schloss Dyck verantwortlich, seit 2009 als deren haupt amtlicher Vorstand. Im Rahmen dieser Tätigkeit leitet er das Europäische Garten netzwerk EGHN. Darüber hinaus ist er Mit glied im Vorstand des Verbandes Schlösser und Gärten in Deutschland e. V., war lang jähriges Vorstandsmitglied im Gartennetz Deutschland e. V. und ist seit 2014 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V.
INHALTSVERZEICHNIS
Themen und Inhalte Editorial
Hessen
1
4
Genuss im Grünen Ein Wochenende voller Lebensfreude – Das „Rendezvous im Garten“ kommt nach Deutschland Zu Tisch! – Deutsche Schlösser und Gärten zelebrieren 2018 ein Feuerwerk der Genüsse
10
Ernten unbedingt erwünscht – Ein Besuch in der Essbaren Stadt Andernach
11
8
ELYSISCHER SÜDEN Baden-Württemberg & Schweiz Bodenseegärtner und ihre großen und kleinen Refugien – Vom Privatgarten bis zur Blumeninsel Vielfältiges Grün entdecken – Die Gartenstadt Überlingen wächst weiter Baobab und Bonobo – Faszination Afrika auf der Insel Mainau Gartenschätze in Meersburg, Meßkirch und Tägerwilen Einladung auf den Arenenberg – Das schönste Schloss am Bodensee Bauerngarten-Idylle im Thurgau Der archäobotanische Museumsgarten Frauenfeld Die Kartause Ittingen – Spiel der Düfte und Aromen Blühende Oasen mit traumhafter Aussicht – Grenzenloses Garten-Rendezvous am westlichen Bodensee Schloss Wartegg Kloster und Schloss Salem Himmlische Residenzen – Im Reich von Göttern und Grafen Gartenschätze in Bad Mergentheim, Reutlingen und im mittleren Neckarraum
45 46 48 49
NOSTALGISCHER OSTEN
Gartenpraxis Ein jegliches hat seine Zeit – Vom immerwährenden Wandel im Gartenjahr
Die Fürsten des Pflanzenreichs – Jubiläum im Palmengarten Frankfurt 150 Jahre Rosen aus Steinfurth – Bad Nauheims Architektur, Kunst und Grün Rosenstadt Eltville am Rhein – Betörendes Blütenmeer Gartenschätze in Seligenstadt und Büdingen
Sachsen Ein Traum von England in Grimma Zabeltitz für Romantiker Schloss und Park Lichtenwalde – Rendezvous der Künste Gartenschätze in Reichenbach, Delitzsch und Leipzig
52 52 53 54
Sachsen-Anhalt Die neuen Gartenträume sind da – Historische Parks in Sachsen-Anhalt Schloss Hundisburg mit seinen historischen Garten- und Parkanlagen Ballenstedter Schlosspark und Roseburg Rieder 170 Tage Gartensommer in Burg Elbauenpark Magdeburg – Eine grüne Welt für die ganze Familie
55 60 60 61 61
Berlin & Brandenburg 16 17 18 20 21 22 22 23 24 26 26 28 30
Bayern
Die Gärten der Welt in Berlin – Wo sich Kulturen begegnen Neue Perspektiven im Rosengarten – Blütenträume seit 105 Jahren
62 64
Polen Wachgeküsst im Hirschberger Tal – Einstiger Familienbesitz wurde wieder zum Schmuckstück
65
BEZAUBERNDER NORDEN Niedersachsen Bad Bevensen in der Lüneburger Heide – Unbeschwerter Urlaub im Grünen Ein Jahr wie kein anderes – Das Osnabrücker Land lädt ein zur Landesgartenschau und in mehr als 80 GartenTräume Lustwandeln in den Herrenhäuser Gärten – Die Magie des Augenblicks Unterm herbstlichen Blätterdach – Buntes Landvergnügen im Georgengarten
72 73 74 76
Schleswig-Holstein
Lindau im Bodensee – Mediterranes Flair an der Bayerischen Riviera Dehner Blumenpark – Ein Paradies für Gartenfreunde
27 31
Inspirierendes Juwel in der Oberpfalz – Der Nepal-Himalaya-Park beschert stille Glücksmomente
32
SCHILLERNDER WESTEN
Hüter der fruchtigen Vielfalt – Im Pomarium Anglicum werden lokale Obstsorten vor dem Verschwinden bewahrt Gartenschätze in Uetersen, Heide und Neukirchen
77 81
Mecklenburg-Vorpommern Vom Stamm bis zur Krone – Unvergessliche Einblicke im Ivenacker Tierpark Gartenschätze in Schwerin, Rostock und Barth
82 83
Rheinland-Pfalz Natur pur im Zweibrücker Rosengarten – Die „Grande Dame“ und ihr Hofstaat Gartenschätze in Neuwied, Bad Marienberg und Bad Bertrich
38 40
Nordrhein-Westfalen Von Gartenzauber umgeben – Kulturerlebnisse auf Schloss Dyck Geheimtipp im Rokokostil – Schloss Morsbroich bringt den Herbst zum Leuchten Gartentage am Schloß Neuhaus Rheda-Wiedenbrück – Zwischen Natur und Fachwerkgiebeln Das Münsterland und seine wunderbaren Parklandschaften
2
41 42 43 44 44
Literaturtipps Neu im Buchregal – Zum Selberpflücken und Verschenken Reigen der Besten – Die Gewinner des Deutschen Gartenbuchpreises
85 87
Veranstaltungskalender 2018 Treffpunkte für Gartenliebhaber
88
Katalogservice Kataloge und Prospekte gratis bestellen
95
Impressum 96
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgewählte Schlösser, Gärten und Parks in der GartenTour 2018 … auf den kommenden Seiten gibt es noch viele mehr zu entdecken. SCHLESWIG-HOLSTEIN 1 Noldes Garten in Seebüll 2 Pomarium Anglicum in Sörup 3 Schlosspark Husum 4 Alte Gärtnerei Oesterreich in Heide 5 Rosarium Uetersen
NORDRHEIN-WESTFALEN 12 Flora Westfalica in Rheda-Wiedenbrück 13 Schloß- und Auenpark Paderborn 14 Wasserburg Anholt 15 Schloss Dyck 16 Schloss Morsbroich
MECKLENBURG-VORPOMMERN 6 Dahlienquartier im Zoo Rostock 7 Bibelgarten Barth 8 Ivenacker Tiergarten
RHEINLAND-PFALZ 17 Apothekergarten Bad Marienberg 18 Essbare Stadt Andernach 19 Landschaftstherapeutischer Park Römerkessel 20 Rosengarten Zweibrücken
NIEDERSACHSEN 9 Kurpark Bad Bevensen 10 Herrenhäuser Gärten Hannover 11 Schloss Ippenburg
23 24 25 26 27
HESSEN 21 Landschaftspark Niederwald 22 Landesgartenschau Bad Schwalbach
7
Kiel
1 6 5
BAYERN 39 Nepal-Himalaya-Park in Wiesent 40 Dehner Blumenpark in Rain 41 Gärten und Parks in Lindau
8 Schwerin
2 9
BADEN-WÜRTTEMBERG 42 Schlossgarten Weikersheim 43 Kurpark Bad Mergentheim 44 Schlossgarten Schwetzingen
Berlin Hannover
3
10
11
32
4 12
14
Potsdam
5
31
6 13
33
30 Magdeburg
34
13 29
7
Düsseldorf
15 14
37 Erfurt
16
8
28
38
17 26
18 19
22 21
Wiesbaden
9 23 Mainz 24
27 25
10 Saarbrücken
11
20
43 42
44
39
SACHSEN-ANHALT 29 Schlosspark Ballenstedt 30 Elbauenpark Magdeburg 31 Schloss Hundisburg 32 Landesgartenschau Burg
SACHSEN 35 Schloss Krobnitz 36 Barockgarten Zabeltitz 37 Göschengarten Grimma 38 Schloss und Park Lichtenwalde
2
4
THÜRINGEN 28 Dornburger Schlösser
BERLIN & BRANDENBURG 33 Gärten der Welt 34 Ostdeutscher Rosengarten Forst (Lausitz)
1 3
Gärten in Eltville am Rhein Palmengarten Frankfurt am Main Klostergarten Seligenstadt Gärten und Parks in Bad Nauheim Garten Kölsch in Büdingen
36
35
Mitglieder des Gartennetzes Deutschland e. V.
Dresden
1 2
Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern Gartenkulturzentrum Niedersachsen – Park der Gärten 3 gARTenakademie Sachsen-Anhalt 4 Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt 5 Gartenland Brandenburg 6 Grün Berlin 7 GartenKulturPfad Oberlausitz 8 GartenKultur Thüringen 9 GartenRheinMain 10 Gärten ohne Grenzen 11 Gartenakademie Baden-Württemberg 12 Insel Mainau
Stuttgart
deutschlandweit: 13 Park im Kurort
40
München
12
europaweit: 14 Europäisches Gartennetz EGHN www.gartennetz-deutschland.de
41
Hintergrundgrafik: Artspace/shutterstock.com
3
Ein jegliches
hat seine Zeit
Foto: Rainer Sturm/pixelio.de
Vom immerwährenden Wandel im Gartenjahr
4
von Catherina Ruffing Gräfin Bernadotte af Wisborg
Kaum etwas bringt uns so in Verbindung mit dem Lauf der Jahreszeiten wie der Garten. Was ruft lauter „Der Frühling ist da!“ als ein Garten, der aus seinem Winterschlaf erwacht und uns die ersten Farbtupfer beschert? Nun fordert er wieder die ihm zustehende Pflege ein und wird dem Gärtner den rechten Handgriff zur rechten Zeit mit reicher Ernte und üppiger Blütenpracht danken. Aber wie viele Jahreszeiten gibt es eigentlich? Die Antwort auf diese Frage ist normalerweise einfach: vier. In Fastnachts- und Karnevalshochburgen kommt vielleicht noch die „fünfte Jahreszeit“ hinzu. Wenn man sich jedoch unter Gärtnern umhört, lautet die Antwort wohl meistens: sieben bis zehn. Warum aber so viele?
Foto: angieconscious/pixelio.de
GARTENPRAXIS
Aller guten Dinge sind zehn Zehn Jahreszeiten kennt, wer sich nach dem phänologischen Kalender richtet. Die Phänologie definiert Jahreszeiten nicht nach Kalenderdaten, sondern orientiert sich vielmehr an der Entwicklung sogenannter Zeigerpflanzen sowie am Tierverhalten. Dies bietet den großen Vorteil, dass regionale Gegebenheiten und Klimabedingungen als Grundlage zum Gärtnern in Harmonie mit dem Zyklus der Natur genommen werden. So läutet die Blüte von Hasel und Schneeglöckchen den Vorfrühling ein, für den Gärtner steht jetzt unter anderem der Obstbaumschnitt an. Die Forsythienblüte bringt den Erstfrühling. Jetzt kommt bei Rosen und Clematis die Schere zum Einsatz, damit sie im Sommer reich blühen. Winterblühende Gehölze erhalten ebenfalls einen Rückschnitt und Rasen wird erstmals gedüngt. Wenn man Gemüse wie zum Beispiel Lauch oder Salat vorgezogen hat, wird dies nun ausgepflanzt. Als Nächstes folgt der Vollfrühling, der durch die Blüte von Apfelbäumen und Flieder eingeläutet wird. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Rasen anzulegen, Sommerblumen auszusäen und frühjahrsblühende Gehölze zu schneiden.
Foto: MG/pixelio.de
Karl Foersters Blühkalender Die Einteilung des Gartenjahres in sieben Jahreszeiten hat ihren Ursprung bei Karl Foerster, einem der bedeutendsten deutschen Gärtner, Gartengestalter und Staudenzüchter. Es beginnt zur Fastnacht bzw. Ende Februar mit dem Vorfrühling. Dieser geht bis Walpurgis (Ende April) und wird gefolgt vom Frühling, der bis Himmelfahrt bzw. bis Anfang Juni dauert. Bis zum Siebenschläfertag (Ende Juni) kommt der Frühsommer, danach der Hochsommer bis Ende August. Bis Allerseelen (Anfang November) schließt sich der Herbst an, der durch den Spätherbst bis zu Beginn der Adventszeit verlängert wird und schließlich kommt der Winter, der dann im nächsten Zyklus wieder in den Vorfrühling übergeht.
Sommer hoch drei Im Frühsommer, der sich durch die Blüte von Weißdorn und Schwarzem Holunder ankündigt, steht die Erdbeerernte an, immergrüne Hecken und Gehölze bekommen einen Formschnitt verpasst. Der Rasen erhält eine zweite Gabe Langzeitdünger und wer Pfingstrosen im Garten hat, kann diese nach der Blüte ebenfalls düngen. Der Hochsommer wird definiert durch die Blüte von Sommer-Linde und Zichorie. Jetzt steht die Beerenernte an und der Garten verlangt
5
Foto: Erich Westendarp/pixelio.de
Foto: Trine Möller/pixelio.de
vor allem regelmäßiges Wässern. Abgeblühte Rosen werden geschnitten, ebenso abgeerntete Beerensträucher. Im nun folgenden Spätsommer blühen Heidekräuter und Herbst-Anemone. Bei frühen Obstsorten startet die Ernte, außerdem bekommen Obstbäume ihren Sommerschnitt. Wenn das Laub sich färbt Weiter geht es in den Frühherbst, der durch die Blüte der Herbstzeitlosen und die Fruchtreife von Schwarzem Holunder und Hasel angezeigt wird und in dem die Obsternte ihren Höhepunkt erreicht. Das Wetter eignet sich, um Rasen einzusäen, und wer sich im nächsten Frühjahr an Tulpen oder Narzissen erfreuen möchte, sollte nun mit dem Setzen der Zwiebeln beginnen. Auch steht der Heckenschnitt an – aus Rücksicht auf die Vogelwelt darf ein radikaler Schnitt aber nicht vor Ende September erfolgen.
6
Im Vollherbst reifen unter anderem Walnuss und Rosskastanie, nun ist es an der Zeit, die Knollen von Dahlien, Gladiolen und Begonien auszugraben, damit sie zum Beispiel im Keller frostfrei überwintern können. Wenn die meisten Laubgehölze ihre Herbstfärbung angenommen haben, geht der Vollherbst zur Neige und wechselt in den Spätherbst. Dieser dauert bis zum Ende des Laubfalls und beschließt die Vegetationszeit. Der Garten wird nun winterfest gemacht, Kübelpflanzen werden eingewintert und Rosen und andere empfindliche Pflanzen erhalten einen Winterschutz. Winterruhe, aber kein Stillstand Als Letzter im Reigen der Jahreszeiten hält der Winter Einzug, bis im nächsten Jahr die Haseln wieder anfangen zu blühen. Und wer glaubt, dass es bis dahin nichts im Garten zu tun gibt, liegt weit daneben. Jetzt ist die richtige Zeit, um Kaltkeimer wie Astern, Mohn, Bärlauch und Glo-
Foto: M. Großmann/pixelio.de
ckenblumen auszusäen und sich um die Instandhaltung der Gartengeräte zu kümmern. Nach dem ersten Frost, traditionell am 4. Dezember, werden die sogenannten Barbarazweige geschnitten. Hierfür eignen sich zum Beispiel Forsythien- und Kirschzweige. In einer Vase kommen sie gegen Ende Dezember dann zur Blüte. Immergrüne Gehölze im Garten sollten ausreichend gegossen werden, wenn die Temperaturen es zulassen. An sonnigen Tagen verdunsten sie nämlich über das Laub Wasser, können sich aber aus dem gefrorenen Boden nicht nachversorgen. Ach ja, der Garten – er hält uns das ganze Jahr über in Atem, will ständige Aufmerksamkeit und Pflege. Aber er dankt es uns, indem er sich in wunderbare Farben und Gerüche hüllt, uns einen Ort der Ruhe und Erholung bietet und so manch leckere Nascherei hervorbringt.
Foto: Mainau GmbH
Foto: Jens Bredehorn/pixelio.de
Foto: 110stefan/pixelio.de
GARTENPRAXIS
Zur Person: Seit frühester Kindheit dreht sich das Leben von Gräfin Catherina um Gärten, Parks und Blumen. Aufgewachsen ist die studierte Landschaftsarchitektin auf der elterlichen Insel Mainau im Bodensee. Sie ist Initiatorin des freien Fachportals www.hortipedia.com, das Gartenwissen aus den verschiedensten Bereichen bietet. Ein besonderes Fea ture stellt die Pflanzendatenbank dar.
7
Foto: Klassik Stiftung Weimar
GENUSS IM GRÜNEN
Zu Tisch! Deutsche Schlösser und Gärten zelebrieren 2018 ein Feuerwerk der Genüsse
beste Beispiel dafür, dass die Ess- und Trinkkultur eine aus gemeinsamen Wurzeln entspringende europäische Kultur ist. Im Europäischen Kulturerbejahr „Sharing Heritage“ 2018 möchte der Verein Schlösser und Gärten in Deutschland e. V. diese über die nationalen Grenzen hinausreichende Vernetzung in Erinnerung rufen.
Orangenbäumchen säumen die Wege am Gärtnerwohnhaus im Schlosspark Belvedere.
„Kennst du das Land, / wo die Zitronen blühn, / Im dunkeln Laub die / Gold-Orangen glühn, (…)?“ Sehnsucht nach Italien, nach traumhaften Gärten und exotischen Früchten legte Goethe in seinem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 1795/96 dem Mädchen Mignon in den Mund. Er selbst musste sich nur zum Weimarer Belvedere begeben, um zwischen den begehrten Blüten und Früchten zu flanieren. Wie in vielen herrschaftlichen Gartenanlagen des 18. Jahrhunderts säumten dort große Kübel mit Zitronen- und Orangenbäumchen die Wege. Um die empfindlichen Pflan-
zen zu überwintern, wurde auf dem Gelände des Lustschlosses sogar eine Orangerie gebaut. Sie war nicht die einzige in Deutschland, unter den barocken Fürsten entstanden zum Beispiel in Potsdam und Dresden, Darmstadt und Schwetzingen, Niederlößnitz oder eben Weimar solche beheizbaren Gebäude für die kostbaren Exoten. Zitrone, Orange, Granatapfel waren durch Alexander den Großen aus Asien nach Europa gekommen und erfreuten sich ab dem 15. Jahrhundert unter dem Adel und reichen Bürgerlichen großer Beliebtheit. Sie sind das
Köstlichkeiten von regional bis exotisch Rund 100 deutsche Schlösser, Burgen, Herrschaftshäuser, Klöster und Gärten feiern bei dem Projekt „Zu Tisch! Genießen in Schlössern und Gärten“, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird, ein ganzjähriges Fest rund um Essen und Trinken. Heimatliche Kräuter in Kloster Altzella stehen ebenso auf dem Programm wie „Exotische Tafelgenüsse“ im Ludwigsburger Schloss Favorite oder „Biblische Pflanzen“ im Kasseler Staatspark Karlsaue. Auf Burg Sooneck gibt es Rosentee, Wein und Wild in Schloss Wackerbarth, Butter für den König auf der Berliner Pfaueninsel. Dennenlohe, Langenburg, Dyck und Branitz feiern Gartentage mit Köstlichkeiten aus der Küche. Höhepunkt werden um den 23. Juni die Europäischen Picknicks sein, zu denen zwischen dem brandenburgischen Potsdam und dem bayerischen Pommersfelden landauf, landab und auch in vielen Residenzen des übrigen Europa die Bevölkerung eingeladen ist.
Foto: Archiv der VSG/Dr. Anja Dötsch
Info
Der Prinz-Georg-Garten in Darmstadt ist Zier- und Nutzgarten gleichermaßen.
10
Schlösser und Gärten in Deutschland e. V. „Zu Tisch! Genießen in Schlössern und Gärten“ Projektleiterin: Andrea Hahn Tel. +49 7144 1300810 andrea.hahn@sdg-ev.de www.sgd-zu-tisch.de Veranstaltungstipps 2018 6.5. Eröffnung des baden-württembergischen Themenjahres „Von Tisch und Tafel“ in Kloster und Schloss Salem 10.6. Europäisches Picknick in Pücklers Branitzer Park in Cottbus 23.6. Europäisches Picknick „Königlich tafeln“ im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam