GartenTour 2019 (Auszug)

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Labhards Reisemagazin

Ausgabe 2019 D/A E 5,00 CHF 7.50

Auf Fontanes Pfaden durch brandenburgische Parks

Das wandelbare Gartenreich von Schloss Dennenlohe

Eine geplante Wildnis im sĂźdlichen Ruhrgebiet

Natur neu entdecken

Von Rosenduft bis Farbenrausch


Natura NaturaGart Gart

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l eine l eine neu neu angelegte angelegte Wasserwildnis Wasserwildnis mitmit Eisvögeln Eisvögeln und und Wildgänsen Wildgänsen

Eine Eine einzigartige einzigartige TeichTeich-und und Gartenlandschaft Gartenlandschaft erwartet erwartetSie! Sie!

l viele l viele Teiche, Teiche, Quellen, Quellen, Bäche Bäche

Die Die Teichbaufirma Teichbaufirma NaturaGart NaturaGart istist europaweit europaweit führend führend bei bei SelbstbauSelbstbauSystemen Systemen fürfür große große Teiche. Teiche. Der Der eigene eigene Park Park istist Versuchsanlage Versuchsanlage und und zugleich zugleich das das Ziel Ziel fürfür jährlich jährlich über über 120.000 120.000 Besucher. Besucher.

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Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen. Mahatma Gandhi

Foto: Mainau GmbH

EDITORIAL

Liebe Gartenfreunde, was Gandhi schon vor über 60 Jahren so treffend in einem einzigen Satz ausgedrückt hat, nennen wir heute Work-Life-Balance. Wir lesen Ratgeber, besuchen Seminare, haben oft das Gefühl, dass wir uns selbst hinterherlaufen und uns doch nicht einholen, egal wie schnell wir rennen. Deshalb ist die GartenTour, die Sie in den Händen halten, Ihre ganz persönliche Einladung. Eine Einladung zu weniger Geschwindigkeit und mehr Entdecken, zu weniger Lärm und mehr Vogelzwitschern, zu weniger Sichselber-Hinterherrennen und mehr Bei-sich-Ankommen. Wir möchten Sie entführen. Entführen in opulente Schlösser und ihre Parkanlagen, in idyllische Privatgärten, in denen die Natur ihr eigenes Regiment führt. In beschauliche Klostergärten, wo die Zeit stillzustehen scheint, in bunte Schmetterlingswelten und üppige Rosenmeere. Die Liste könnte noch ewig weitergehen, denn Deutschland hat in allen vier Himmelsrichtungen bezaubernd nostalgische und elysisch schillernde Gärten zu bieten. Und damit möchten wir Sie verführen. Verführen dazu, doch einfach mal ganz bewusst verschwenderisch mit Ihrer Zeit umzugehen. Sich ohne Zeitdruck auf die Natur einzulassen und sie zu genießen. Umherschlendern an einem warmen Sommertag, ohne Ziel, umgeben von Blütenpracht oder im Schatten majestätischer Bäume. Was gibt es Besseres, um seine Batterien aufzuladen? Und natürlich möchten wir Sie inspirieren. Inspirieren zu mehr Aufmerksamkeit den kleinen Dingen gegenüber, zu Neugierde auf Neues und Altes. Wir zeigen Ihnen paradiesische Rückzugsorte, falls Ihnen der Sinn nach Alleinsein steht. Wir bieten Ihnen aber auch einen bunten Strauß an Veranstaltungstipps, wenn Sie Unterhaltung und Geselligkeit suchen. Und natürlich hoffen wir, dass Sie auch immer Ideen für den eigenen Garten mit nach Hause nehmen können. Also, liebe Leser, machen Sie das Gartenjahr 2019 zu einer Entdeckungsreise durch die vielfältige deutsche Gartenlandschaft und scheuen Sie sich nicht, am Ende der Reise zu sagen: „Das war eine herrliche Zeitverschwendung.“

Herzlichst Ihre Catherina Ruffing Gräfin Bernadotte af Wisborg Mitherausgeberin der GartenTour

Zur Person: Seit frühester Kindheit dreht sich das Leben von Gräfin Catherina um Gärten, Parks und Blumen. Aufgewachsen ist die studierte Landschaftsarchitektin auf der elterlichen Insel Mainau im Bodensee. Sie ist Initiatorin des freien Fachportals hortipedia.com, das Gartenwissen aus den verschiedensten Bereichen bietet. Ein besonderes Feature stellt die Pflanzendatenbank dar.


INHALTSVERZEICHNIS

Themen und Inhalte Editorial

Schleswig-Holstein Gartenschätze in Uetersen, Malente und Bosau 1

GALANTER SÜDEN

Natur entdecken

Baden-Württemberg & Schweiz

Welch wunderbare Welt – Das Schöne liegt in den kleinen Dingen

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Geplante Wildheit – Der Naturgarten der Familie Triebert in Hattingen

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173 erlebnisreiche Tage – Die BUGA Heilbronn vereint Garten- und Stadtausstellung Paradiesische Rückzugsorte für alle – Ohne Barrieren unterwegs mit Rollstuhl oder Kinderwagen

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TRAUMHAFTER OSTEN Berlin & Brandenburg fontane.200 in Brandenburg – Ein Land feiert seinen Dichter

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Lustgärten, Dschungel und stille Oasen – Prominente Parks in Theodor Fontanes Wanderungen

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Betörendes Spiel aus Duft und Farben – Der Ostdeutsche Rosengarten Forst (Lausitz) bezaubert mit botanischer Vielfalt und Landschaftsarchitektur Orte des Friedens und Glücks – Auf exotischer Reise durch die Gärten der Welt

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Sachsen-Anhalt Reizvolle Kontraste – Schlanke Bauhausarchitektur trifft opulentes Grün Brockengarten im Nationalpark Harz Schloss und Schlosspark Moritzburg Zeitz Elbauenpark Magdeburg – 20 Jahre Traumwelt an der Elbe Schloss Hundisburg – Barocke Pracht zwischen Altmark und Börde

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Frankens Paradiese Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal in Nürnberg Inspiration à la Dehner – Blumen, Blumen, Blumen

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Dem Stillstand keine Chance – Schloss Dennenlohe auf dem Weg vom Chaos zur Idylle

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LEBENDIGER WESTEN Denn das Gute liegt so nah – Sommerfreuden beim Gartenfest auf Schloss Corvey Zur Feier des Jahres – Doppeljubiläum auf Schloss Dyck 25 Jahre Kultur im Neuhäuser Schlosspark Rheda-Wiedenbrück – Pure Lebensfreude an der Ems Lifestyle-Trends an der Rennbahn – In Krefeld die goldene Jahreszeit genießen NaturaGart Ibbenbüren – Von der Faszination des Wassers Hortensia Garden Lengerich – Hortensien in Hülle und Fülle Gartenschätze in Bonn, Bedburg-Hau und Detmold

Entschleunigung im Blütenmeer – Zu Besuch im Rosengarten Zweibrücken Sayn oder nicht Sayn? – Fürsten, Schloss und Schmetterlinge Gartenschätze in Neuwied, Losheim und Eppelborn

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Literaturtipps 63 65

Veranstaltungskalender 2019 Treffpunkte für Gartenliebhaber

Niedersachsen

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Bayern

Gewinnspiel zum Deutschen Gartenbuchpreis 2019 Neu im Buchregal – Zum Selberpflücken und Verschenken

Mecklenburg-Vorpommern

Eine Bühne für große Gartenkunst – Flanieren durch das fürstliche Herrenhausen Einfach durchatmen – Kurgenuss in Bad Pyrmont Ein Kurpark für die Sinne – Bad Bevensen entspannt Körper und Seele Hinter den Kulissen: Drei Schlösser – drei Arbeitsplätze

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Rheinland-Pfalz & Saarland

ERFRISCHENDER NORDEN Der Schlosspark Ludwigslust – Von Schönheit umgeben

Gartentradition am Bodensee – Überlingens grüne Seiten Der Himmel auf Erden – „Sonne, Mond und Sterne“ gestalten das Mainau-Blumenjahr An malerischen Ufern – Sinnesimpulse zwischen Inseln und Vulkanen Landidylle an der Bauerngarten-Route entdecken Rosenromantik und lange Nächte Zurück zur Natur in Ittingen – Die Magie blühender Klostergärten Gartenschätze in Bad Mergentheim, Meßkirch und Reutlingen

Nordrhein-Westfalen

Sachsen & Thüringen Schloss und Park Lichtenwalde – Einladung zum heiteren Stelldichein Göschengarten Grimma – Das „Klein-Weimar“ im Muldental Wo Amor und Apollon grüßen – Das Badehaus in Greenfield bei Waldenburg Gartenschätze in Großenhain, Delitzsch und Leipzig Park der Generationen in Reichenbach/Vogtland – Kunterbunte Erlebnisse für Jung und Alt Der egapark Erfurt im Bauhaus-Jahr 2019

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Katalogservice 38 40

Kataloge und Prospekte gratis bestellen

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Impressum Datenschutz bei Labhard Medien

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INHALTSVERZEICHNIS

Ausgewählte Schlösser, Gärten und Parks in der GartenTour 2019 … auf den kommenden Seiten gibt es noch viele mehr zu entdecken. SCHLESWIG-HOLSTEIN 1 Kurpark Malente 2 Garten der Dunkerschen Kate in Bosau 3 Rosarium Uetersen

11 Elbauenpark Magdeburg 12 Schloss Hundisburg BERLIN & BRANDENBURG 13 Schloss und Park Rheinsberg 14 Schloss und Park Neuhardenberg 15 Gärten der Welt Berlin 16 Ostdeutscher Rosengarten Forst (Lausitz)

MECKLENBURG-VORPOMMERN 4 Schlosspark Ludwigslust NIEDERSACHSEN 5 Kurpark Bad Bevensen 6 Herrenhäuser Gärten Hannover 7 Kurpark Bad Pyrmont

SACHSEN 17 Barockgarten Zabeltitz 18 Barockschloss Delitzsch 19 Göschengarten Grimma 20 Schloss und Park Lichtenwalde 21 Park der Generationen in Reichenbach/Vogtland

SACHSEN-ANHALT 8 Brockengarten Wernigerode 9 Schlosspark Zeitz 10 Gartenreich Dessau-Wörlitz

THÜRINGEN 22 egapark Erfurt

NORDRHEIN-WESTFALEN 23 Schloss Corvey in Höxter 24 Schloß- und Auenpark Paderborn 25 Flora Westfalica in Rheda-Wiedenbrück 26 Hortensia Garden in Lengerich 27 NaturaGart in Ibbenbüren 28 Schloss Benrath in Düsseldorf 29 Schloss Dyck in Jüchen RHEINLAND-PFALZ 30 Schloss Sayn und Garten der Schmetterlinge in Bendorf 31 Rosengarten Zweibrücken SAARLAND 32 Freizeitzentrum Finkenrech in Eppelborn 33 SeeGarten Losheim BADEN-WÜRTTEMBERG 34 Kurpark Bad Mergentheim 35 Hofgarten Meßkirch 36 Gärten und Parks in Überlingen

Kiel

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BAYERN 37 Garten am Tucherschloss in Nürnberg 38 Schlosspark Dennenlohe in Unterschwaningen 39 Dehner Blumenpark in Rain 40 Königlicher Kurgarten Bad Reichenhall

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Berlin Hannover

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Düsseldorf

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Dresden

Erfurt

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30 Wiesbaden

10 Mainz

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Saarbrücken

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Mitglieder des Gartennetzes Deutschland e. V.

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Stuttgart

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Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern Gartenkulturzentrum Niedersachsen – Park der Gärten 3 gARTenakademie Sachsen-Anhalt 4 Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt 5 Gartenland Brandenburg 6 Grün Berlin 7 GartenKulturPfad Oberlausitz 8 GartenKultur Thüringen 9 Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas 10 GartenRheinMain 11 Gärten ohne Grenzen 12 Gartenakademie Baden-Württemberg 13 BUGA Heilbronn 14 Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg 15 Insel Mainau deutschlandweit: 16 Park im Kurort

München

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europaweit: 17 Europäisches Gartennetz EGHN gartennetz-deutschland.de

Hintergrundgrafik: Artspace/shutterstock.com

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NATUR ENTDECKEN

Welch wunderbare Welt

Foto: fotolia.com/Maria Sbytova

Das Schรถne liegt in den kleinen Dingen

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Foto: fotolia.com/zlikovec

Foto: Alice Dias Didszoleit/pixelio.de

von Catherina Ruffing Gräfin Bernadotte af Wisborg

Früher wuchs ein Großteil der Kinder weit naturverbundener auf als heute. Das liegt einerseits an der zunehmenden Verstädterung, andererseits am enormen Angebot von Freizeitaktivitäten und der ständigen Verfügbarkeit von Spielmöglichkeiten an PC und Spielkonsole. Das muss per se nichts Schlechtes sein, denn natürlich ist es auch wichtig, dass sich die neue Generation gut und sicher in der digitalen Welt bewegen kann. Aber was ist mit der realen Welt? Eine wahre Geschichte, die sich vor ein paar Jahren zugetragen hat: Ein kleiner Junge in einem Garten gießt Salatköpfe in einem Gemüsebeet. Ein älterer Herr bleibt am Zaun stehen und spricht ihn an: „Das sind ja tolle Salatköpfe. Aber was machst du denn, wenn die Schnecken drüber herfallen und sie wegfressen?“ Der Junge schaut etwas perplex und gibt die für ihn offensichtliche Antwort: „Na, ist doch klar, dann kauft die Mama den Salat im Supermarkt.“ Diese Episode zeigt, dass Kinder nicht nur mit der Natur in Berührung kommen, sondern auch das Verständnis für die größeren Zusammenhänge vermittelt bekommen sollten. Erdbeeren gibt’s nicht nur im Supermarkt Immer weniger Familien haben heute einen Garten, weshalb Erwachsene in den meisten Fällen bewusst aktiv werden müssen, damit Kinder Natur entdecken und verstehen lernen. Das ist bereits mit geringem Aufwand möglich, zum Beispiel mit einem Mini-Gewächshaus auf dem Fensterbrett. Hier werden einige Töpfe mit Küchenkräutern oder Erdbeeren untergebracht und die Kinder angeleitet, wie man die Pflanzen pflegt und erntet. So lernen sie, dass Pflanzen Lebewesen sind, die bestimmte Bedürfnisse haben, die erfüllt werden wollen. Zu viel oder zu wenig Licht, zu viel oder zu

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NATUR ENTDECKEN

Amsel? Wie schmecken Hagebutten? (Kleine Anmerkung: Bei noch festen Hagebutten sollte nur die Schale gegessen werden, die Samen und Härchen im Inneren können im Hals kratzen und die Schleimhäute reizen. Bei reifen und dadurch schon weichen Hagebutten kann einfach das Fruchtfleisch herausgedrückt werden.) Wie riecht feuchtes Herbstlaub? Wie ist die Blüte einer Narzisse aufgebaut? All diese Beobachtungen machen nicht nur als gemeinsame Aktivität an sich Spaß, sie eröffnen gleichzeitig die Möglichkeit, das Erlebte pädagogisch zu vertiefen, wobei gerne moderne Technologien zu Hilfe genommen werden können. Eltern können sich gemeinsam mit den Kindern Gedanken darüber machen, warum Bäume überhaupt eine Rinde haben und was für eine Funktion sie erfüllt. Oder man hört sich Aufnahmen von verschiedenen Vogelstimmen an, damit sie beim nächsten Spaziergang vielleicht selbst identifiziert werden können. Dadurch kann gleichzeitig kindgerecht vermittelt werden, wie man zielgerichtet nach Informationen recherchiert und wie man mit den gefundenen Informationen umgeht.

Fotos: Uschi Dreiucker/pixelio.de

Was raschelt denn da? So wächst mit jedem Ausflug das Verständnis für Zusammenhänge in der Natur, die unser aller Leben maßgeblich bestimmen. Und außerdem lernen Kinder so, dass viele schöne Dinge am Wegesrand zu finden sind, wenn sie nur ein bisschen aufmerksam sind und mit offenen Augen durchs Leben gehen. Ein spektakulärer Sonnenuntergang oder ein Regenbogen wird wohl den meisten Menschen auffallen. Aber was ist mit einem kleinen Fleckchen bunter Wildblumen in einem Weizenfeld? Dem Rascheln von Baumwipfeln, wenn der Wind hindurchstreicht? Wer nie gelernt hat, auf solch einfache Schönheiten zu achten und sich daran zu freuen, dem entgehen so viele Momente, die einem ganz beiläufig ein Lächeln auf die Lippen zaubern und der Seele guttun.

wenig Wasser, die richtige Erde, der richtige Dünger. All das sind Komponenten, die es zu beachten gilt. Kinder machen die Erfahrung, dass es bei falscher oder mangelnder Pflege eben kein Basilikum und keine Erdbeeren gibt. Natürlich kann, wie in der Geschichte mit dem kleinen Jungen, die Mama die Erdbeeren einfach im Supermarkt kaufen. Ein Misserfolg des heimischen „Obstanbaus“ eröffnet aber auch die Möglichkeit, mit Kindern darüber zu reden, dass dies im Großen – also bei Erzeugnissen, die im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt angeboten werden – auch nicht anders funktioniert. So wird Kindern eine neue Wertschätzung für Naturprodukte vermittelt. Und zusätzlich haben sie noch das Erfolgserlebnis, wenn die von ihnen angezogenen Produkte in der Küche verwertet werden und sie so zu einem leckeren Essen beigetragen haben. Beobachten und lernen Wichtig ist aber auch, dass die Kinder in die Natur kommen und lernen, sie mit allen Sinnen zu erfahren. Wie fühlt sich die Rinde einer Platane im Vergleich zu einer Eiche an? Wie zwitschert eine

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Foto: wolla2/pixelio.de

So viel Schönes, Buntes, Verstecktes, Erstaunliches birgt die Natur und so viel Leben will aufgespürt werden am Wegesrand, auf Wiesen und Feldern, im Wald und im Garten!


Foto: Silke Mayer

NATUR ENTDECKEN

Geplante Wildheit Der Naturgarten der Familie Triebert in Hattingen

Inmitten sanfter H체gel zwischen Ruhrgebiet und Bergischem Land liegt an einen Hang geschmiegt ein Hausgarten der besonderen Art: Fernab geometrisch angelegter Wege und penibel ges채uberter Beete besticht das gr체ne Idyll von Familie Triebert durch pittoreske Nat체rlichkeit.

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Aus den Teichen tönt Froschquaken, erst vereinzelt, dann dichter und immer lauter, bis schließlich ein richtiges Konzert erklingt. Bunte Schmetterlinge flattern über farbenfrohen Wildblumen, Insekten surren durch die Luft, Libellen schwirren vorbei. Und man spürt sofort: Hier darf alles so sein, wie es ist. Hier, in diesem Naturgarten, der stellenweise so üppig bewachsen ist, dass man meint, alles sei planlos von allein entstanden, der aber in Wirklichkeit einem Konzept folgt, bei dem das „Von-allein-Wachsen“ fester Bestandteil ist. Pflege bedeutet hier arbeiten nach den Gesetzen der Natur. Zahlreiche Tierarten haben im Garten von Familie Triebert einen Rückzugsort gefunden. Ob Molche, Kröten, Vögel oder Insekten: Tiere sind hier nicht nur gern gesehen, sondern sogar essenzieller Teil des Gartenerlebens und bewusst gefördert im Sinne der Vielfalt. Nur die Rehe müssen draußen bleiben zum Wohl der Pflanzen, die so vielen Lebewesen Unterschlupf bieten. Und so steht neben einer für Naturgärten typischen Weißdornhecke auch ein Stück Schutzzaun am Rande des 2.500 Quadratmeter großen Grundstücks, das schon Katja Trieberts Vorfahren beackerten und bepflanzten.

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Das Alte ins Neue integrieren Wichtiger als die Zierbeete war damals der Nutzgarten, dessen Erträge die Großeltern zum Markt brachten und verkauften. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Bäume

In ihrem naturbelassenen Garten geben Katja und Thomas Triebert vielen einheimischen Arten einen Lebensraum.

auf dem Gelände. „Laut meiner Schwiegermutter“, sagt Thomas Triebert, „waren sie da, soweit sie zurückdenken konnte“. Auf einem Luftbild von 1926 sind manche der Bäume jedenfalls schon zu sehen. „Man muss sie als Zierelemente betrachten“, sagt Katja Triebert. „Wir haben nicht alles neugestaltet. Wir wollten bewahren, was da war, was uns schützenswert schien. Sozusagen das Alte in das Neue integrieren.“ Mit dem Ehepaar Triebert wird der Garten mittlerweile in vierter Familiengeneration gehegt und gepflegt, nun auch unter Berücksichtigung des Natur­ aspekts. Das liegt der studierten Landespflegerin im Blut, hat sie doch bereits beruflich in der Landschaftsplanung professionelle Naturschutzarbeit betrieben. Ihren Mann Thomas lernte sie beim BUND kennen, als die Ortsgruppe Hattingen gegründet wurde. „Vor allem, nachdem die Kinder geboren waren“, sagt Katja Triebert, „haben wir unser Ideal weniger in der großen weiten Welt umgesetzt, sondern mehr im eigenen Garten. Hier können wir zumindest einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.“


Fotos: Silke Mayer

NATUR ENTDECKEN

Lebensräume schaffen Dabei teilt sich das Ehepaar bis heute die Aufgaben. Er – studierter Verfahrenstechniker – kümmert sich um Werkzeug, Brunnen, Treibhausbewässerung und Licht, sie hingegen ist zuständig für die Gestaltung des Gartens, der in seiner Naturnähe Liebreiz und ökologischen Nutzen in perfekter Harmonie vereint. „Uns beiden war immer der Lebensraumaspekt wichtig“, sagt Thomas Triebert. „Also Vielfalt im Garten zu haben und dabei einheimische Arten zu verwenden.“ Und so zeichnet sich der Grünraum durch typische Naturgartenelemente aus: Eine Fülle bewährter Stauden dient als Herbst- und Winterquartier, alte Bäume als Nist- und Rankhilfen und bunte Wildblumenareale offerieren beinahe das ganze Jahr über Blüten und damit Nektar und Pollen für Insekten, die wiederum die Nahrungsgrundlage für Vögel, Lurche und Igel bilden. Für Amphibien stehen zwei Teiche bereit, während Blindschleichen, Eidechsen oder Hummeln Nischen besetzen können in der kreisförmig angelegten Trockenmauer, für die Trieberts eigenhändig etliche Bruchsteine aus einer Baugrube herbeigeschafft haben. Als besonderer Lebensraum für allerlei Flechten, Pilze

und Insekten findet sich noch ein Totholzstapel, dessen Abbauprodukt – der sogenannte Mulm – später auf den Kompost wandert. In Trieberts Garten ist eben alles bis ins letzte Detail auf ein optimales Zusammenspiel von Pflanzen und Tieren ausgerichtet. Wohlbefinden für Tier und Mensch Die Fauna dankt es: Tiere haben sich mannigfaltig angesiedelt. Unter den Vögeln finden sich zahlreiche Meisenarten, verschiedene Spechte, Finken, Zaunkönig, Drosseln, Zilpzalp und Kleiber, aber auch Durchzügler in der Winterzeit. Im und am Wasser tummeln sich Molche, Erdkröten und Grasfrösche, Feu-

ersalamander oder die ungewöhnlichen Geburtshelferkröten, deren Männchen den Laich an den Beinen tragen. Dazu gesellen sich Kleinlibellen und Großlibellen, jede Menge anderer Insekten und in Zukunft noch ein Bienenvolk, denn Trieberts tragen sich mit dem Gedanken zu imkern. Bei so viel Förderung tierischen Lebens kommt aber auch das menschliche Wohl nicht zu kurz. Neben kleinem Gewächshaus und Hochbeeten, die eher kulinarischen Interessen dienen, hält der Garten etliche romantische Plätze be-

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NATUR ENTDECKEN

Mechanik statt Chemie Damit die zahlreichen Lebensräume dort erhalten bleiben, ist ein achtsamer Umgang mit der Natur vonnöten, die bewusste Nutzung vorhandener Ressourcen und auch gezielte Wiederverwertung. Dies alles zeigt sich in der Bewirtschaftung, die ohne Chemie auskommt. „Wir düngen mit Kompost“, erklärt Thomas Triebert, „benutzen Hornspäne und streuen Schafwolle unter die Tomaten.“ Auch Grasschnitt – zum Teil mit der Sense eingebracht – wird als Mulch verwendet. Zur Schädlingsbekämpfung setzt das Ehepaar auf Mechanik: Gegen Kohlfliegen helfen Netze. Schnecken werden in der Nacht von Hand eingesammelt und gegen den Frostspanner kommen lediglich Leimringe zum Einsatz. „Die Bäume sind derart voll mit Äpfeln“, sagt Thomas Triebert, „da ist es egal, ob alle in Ordnung sind. Und die Mosterei nimmt auch Äpfel mit Wurm.“ So viel Gelassenheit rührt aber nicht nur von der großen Menge der Äpfel,

bei, nicht alles herauszuziehen, sondern immer genug stehen zu lassen, damit die – für Insekten doch oft wichtigen – Pflanzen sich wieder aussäen.

Fotos: Silke Mayer

reit: bewachsene Torbögen, Kletterrosen und lauschige Sitzgelegenheiten, die zum Essen oder Verweilen unter freiem Himmel einladen. Allenthalben gibt es Bänke, Sitzkissen, Lampen oder Laternen. Und die hölzerne Plattform oberhalb der Teiche ist wie geschaffen, um dem Quaken der Frösche zu lauschen. Während der Offenen Gartenpforte des EnnepeRuhr-Kreises haben auch Gartenfreunde außerhalb der Familie die Möglichkeit, Trieberts Garten in seiner ganzen Pracht zu erleben.

sondern auch von einem anderen Wertebild, das die Naturschützer ihr Eigen nennen. Nichts muss in ihrem Garten perfekt sein, groß oder ergiebig. Gefragt, womit sie Unkraut bekämpfen, wirft Katja Triebert ihrerseits die Frage auf, was genau denn Unkraut überhaupt sei. „Der Begriff ist ja dehnbar“, sagt sie, „für mich sind das nur solche Wucherer, die man wirklich immer eingrenzen muss. Aber auch da kann man ja etwas Natürliches entgegensetzen. Giersch kann man zum Beispiel mit anderen starken Stauden ausmerzen. Starke Partner gehören zusammengepflanzt.“ Darüber hinaus schwören sie und ihr Mann auch in Sachen Unkraut wieder auf die gute alte Mechanik, also dunkle Folie zum Lichtentzug und ansonsten „dahinterklemmen, sehen, rupfen.“ Wichtig sei da-

Pflanzen mit Weitsicht „Am besten ist es, schon von vornherein auf das Gleichgewicht zu achten“, betont Katja Triebert. Das heißt, das Zusammenspiel der Pflanzen zu berücksichtigen und entsprechend vorausschauend zu pflanzen. Dabei spielt der richtige Standort eine Rolle, die Bodenbeschaffenheit und die Lichtverhältnisse. Bei Trieberts gibt es – analog zur Natur – keine offenen Bodenstücke. „Hacken hassen wir“, lacht Katja Triebert, „die verrotten bei uns.“ Stattdessen halten sie den Boden durch geschickte Pflanzenauswahl dicht, wohlwissend, was wann wächst, damit eine Folge entsteht, der Boden permanent bedeckt ist und auch immer etwas blüht. Bei Trieberts beginnt das im Winter mit Schneeglöckchen und Krokussen. Die Wildblumen bleiben dann ab dem Frühjahr stehen, bis die Blüte der Margeriten beendet ist, damit diese sich erneut aussäen können. Erst danach wird gemäht. „Die Schachbrettblumen in den Wiesen, die lila Silberlinge im Sommer, dicht bei dicht, das sieht schon toll aus“, begeistert sich Frau Triebert und ergänzt: „Für viele ist unser Garten ein Graus, weil er so voll ist.“ Mittlerweile ist die Artenvielfalt auf mehrere Hundert angewachsen: Blumen, Stauden, Gehölze in Hülle und Fülle. Dann noch das Gemüse und Obst. Alleine an Apfelsorten zählt man schon acht, darunter alte Sorten wie die Goldparmäne. „Zu viel, um alles zu verwerten“, sagt Thomas Triebert. „So gern man auch möchte. Aber die Zeit reicht eben nicht für alles.“ Ein Satz, den man mit Blick auf den ausgedehnten Garten gerne glaubt. Und dennoch: Die Eheleute scheinen nicht gestresst. Ganz im Gegenteil, sie wirken auffallend entspannt. Froschquaken ertönt. Ein bunter Schmetterling flattert vorbei. Sie schauen ihm schweigend nach. Und man weiß: Trieberts leben nicht für den Garten. Sie leben mit ihm.

Silke Mayer

Info Katja und Thomas Triebert Lange Straße 55 45529 Hattingen Dieser und andere naturnah angelegte Gärten in der Region sind an den Terminen der Offenen Gartenpforte im Ennepe-Ruhr-Kreis am 12. Mai, 9. Juni und 14. Juli 2019 zu besichtigen. Mehr Informationen gibt es unter gartenpforte-en.de.

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