GartenTour 2020 - Auszug

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Labhards

Ausgabe 2020 D/A E 5,00 CHF 7.50

Gartenträume Sachsen-Anhalt feiern 20-jähriges Jubiläum

Lucie von Pücklers Wirken zwischen Muskau und Branitz

Zum Sonntagsfrühstück in den Essener Baumpark

Landesgartenschau in Überlingen

Frische Ideen vom Bodensee


FÜ RS TLI CH Foto: Bernd Lasdin

S TA AT L I C H E S C H L Ö S S E R , G Ä R T E N U N D K U N S TS A M M LU N G E N MECKLENBURG-VORPOMMERN

Freuen Sie sich auf einzigartige Schlossensembles und -museen, idyllische Parks, spannende Veranstaltungen, attraktive Gastronomien und Shops. Alle Infos unter www.mv-schloesser.de


EDITORIAL

Nichts gedeiht ohne Pflege und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert.

Liebe Leserinnen und Leser,

diese Zeilen schrieb Peter Joseph Lenné, Landschaftsarchitekt, Gärtner, Züchter und Visionär, bereits im Jahr 1823. Obwohl er hiermit vordringlich die Pflanzenpflege ansprach, haben diese Worte bis heute nicht an Gültigkeit verloren und können auf sehr viele andere Gelegenheiten angewendet werden. Gärten sind seit alters her in der Lage, Eindrücke und Bilder zu vermitteln, die der Betrachter in seinem Herzen „mitnehmen“ kann. Sie sind Nahrung für den Geist, Entspannung für die Seele und Vergnügen für alle Sinne – die Menschen müssen sich nur darauf einlassen! Dieses gelingt, wenn wir uns bewusst machen, dass Park- und Gartenanlagen neben Oasen der Erholung auch perfekte Orte für unendliche Möglichkeiten sind. Jedoch stehen insbesondere Veranstaltungen in Park- und Gartenanlagen immer wieder in der Kritik. Aber können und wollen wir uns die Anlagen unterschiedlichen Alters und mannig­ facher Gestaltung, historisch oder zeitgenössisch, städtisch oder ländlich, ohne Musikdarbietungen, Theatervorführungen, Kulturveranstaltungen oder gärtnerische Inszenierungen vorstellen? Was wäre ein historischer Schlossgarten ohne eine klassische Darbietung und ein zeitgenössischer Park ohne ein bürgernahes Parkfest? Authentische und der Örtlichkeit entsprechende Veranstaltungen tragen dazu bei, Gärten und Parks einzigartig und zu Orten gemeinsamer Erlebnisse und Begegnungen zu machen. Schauen Sie selbst und genießen Sie das Themenjahr „Garten und Musik“ der DGGL in den Gartenregionen des Gartennetzes Deutschland, beispielsweise bei den Gartenträumen in Sachsen-Anhalt, auf der Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas, auf Landesgartenschauen oder in den Stadtgärten von Hamburg, Berlin oder München. Auch in der GartenTour 2020 nehmen wir Sie einmal mehr mit auf einen kulturellen Streifzug der besonderen Art. Lassen Sie sich inspirieren für Ihren nächsten Ausflug zu den schönsten Gärten und Parks! Und bei all diesen Zielen gilt: Nichts gedeiht ohne Pflege … Viel Freude auf einer Reise, die vielfältiger nicht sein könnte.

Beate Reuber Vizepräsidentin DGGL für das Gartennetz Deutschland

Foto: Konstantin Börner

Peter Joseph Lenné

Zur Person: Beate Reuber ist seit 1991 bei der Grün Berlin GmbH beschäftigt und übernahm 1992 die Leitung der heutigen Gärten der Welt. 2007 wechselte sie aus den Gummistiefeln in die Pumps, um zusätzlich die Bereiche Marketing, Kommunikation und Veranstaltungen zu verantworten. Mittlerweile fungiert sie als Parkbotschafterin der Gärten der Welt. Für das Gartennetz Deutschland ist sie seit 2010 ehrenamtlich tätig und seit April 2019 Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. (DGGL).


INHALTSVERZEICHNIS

Themen und Inhalte Editorial

WANDELBARER NORDEN Niedersachsen 1

Natur entdecken Zwischen exotischen Riesen – Baumparks sind Orte der Ruhe und Entspannung Frühstück unter freiem Himmel – Das Arboretum Trautmann in Essen lockt mit einer bezaubernden Grünanlage und einem ganz besonderen Angebot Von Oper bis Schnippeldisko – Gärten und Musik

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Gartenschätze in Neukirchen, Uetersen und Stocksee 9 14 84

PERLENDER SÜDEN

Neptuns blumenreiche Welt – Eine erfrischende Reise auf die Insel Mainau Mit den Augen Kräuter pflücken … – Am westlichen Bodensee laden Märkte, geführte Spaziergänge und das GartenRendezvous ein Kloster und Schloss Salem – Flanieren und Verweilen Zu Gast im Neuen Schloss Meersburg Die Dichterin besuchen im Fürstenhäusle Meersburg Der süße Saft der Reben – Wandern, Lernen und Genießen in der Kartause Ittingen Urlauben im Blumenparadies – Übernachten mit Anspruch in den Bodenseehotels Gartenschätze in Lahr, Meßkirch und Bad Mergentheim Gartenschätze in Reutlingen, Baden-Baden und Stuttgart

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LIEBLICHER OSTEN

Schloss Hundisburg – Versailles am Börderand Farbenspiele rund um die Moritzburg Fantastisches Gartenreich in der Elbaue Europa-Rosarium Sangerhausen – Die größte Rosensammlung der Welt Schlossgärten Blankenburg (Harz) Mittelalterflair im Kloster Michaelstein Gartenschätze in Ilsenburg und Bad Schmiedeberg

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Berlin & Brandenburg An einem Tag rund um den Globus – Internationales Flair in den Gärten der Welt Einfach magisch – Sommerlicher Blütenzauber im Ostdeutschen Rosengarten Forst (Lausitz)

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Sachsen & Brandenburg Wie lebendige Landschaftsmalerei – Lucie von Pücklers Passion für die Gartenkunst

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Sachsen Jubiläum am Sommersitz der Göschens Einladung zur offenen Gartenpforte Schloss und Park Lichtenwalde – Rendezvous der Künste Unter Apollos wachsamen Augen Elysische Gefilde – Der englische Park Greenfield bei Waldenburg

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Literaturtipps 46 47

Deutscher Gartenbuchpreis 2020 mit Gewinnspiel Neu im Buchregal – Zum Selberpflücken und Verschenken

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Veranstaltungskalender 2020 48

Nordrhein-Westfalen

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Hessen

Eintauchen in ein malerisches Idyll – Pflanzen, Lifestyle und Entertainment auf Schloss Dyck Gartenwelt Schloss Rheydt – Die Trends des Frühlings Rheda-Wiedenbrück – Naturparadies und Fachwerkgiebel Neuhäuser Schlosspark – Wo einst Fürstbischöfe residierten Gartenschätze in Bocholt, Königswinter und Bad Lippspringe NaturaGart Ibbenbüren – Die Perfektion des Teiches

Gartenschätze in Ivenack, Barth und im Mecklenburger ParkLand

Vorfreude auf die BUGA in Erfurt Bad Langensalza – Blühendes Kleinod im Herzen Thüringens

Rheinland-Pfalz

Herbstzauber Kassel – Inspirationen in der Karlsaue

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Thüringen

CHARMANTER WESTEN Kulturdenkmal Rosengarten Zweibrücken – Der Umwelt verpflichtet Garten der Schmetterlinge und Schloss Sayn – In fürstlicher Gesellschaft Gartenschätze in Neuwied, Koblenz und Wöllstein

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Mecklenburg-Vorpommern

Von Anmut umgeben – Seit 20 Jahren faszinieren die Gartenträume Sachsen-Anhalt ihre Besucher

Bayern Raus ins Blühen – Neues entdecken im Dehner Blumenpark Geheimtipps für Naturliebhaber – Auf Stippvisite im Bayerischen Gartennetzwerk Gartenschätze in Seeshaupt, Augsburg und Bad Reichenhall Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal – Eine Oase inmitten der Nürnberger Altstadt Aus Fantasie wird Wirklichkeit – Vom steten Wandel im Schlosspark Dennenlohe

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Sachsen-Anhalt

Baden-Württemberg & Schweiz Ein Sommer voller Farben – Überlingen feiert die erste Landesgartenschau am Bodensee

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Schleswig-Holstein

Internationale Gärten England im Herzen – Die Reisetipps der Experten

Barocke Pracht in Vollendung – Das unvergleichliche Ensemble der Herrenhäuser Gärten Quelle des Wohlgefühls – Wellness für die Seele in Bad Bevensen Gesund und glücklich mit der Vielfalt der Natur – Durchatmen in Bad Pyrmont

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Treffpunkte für Gartenfreunde – Im Wechsel der Jahreszeiten machen Parkfeste, Pflanzenmärkte, Lifestylemessen und mehr Lust auf Natur

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Katalogservice Kataloge und Prospekte gratis bestellen

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Datenschutz bei Labhard Medien Impressum

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INHALTSVERZEICHNIS

Ausgewählte Schlösser, Gärten und Parks in der GartenTour 2020 … auf den kommenden Seiten gibt es noch viele mehr zu entdecken. SCHLESWIG-HOLSTEIN 1 Noldes Garten auf Seebüll 2 Rosarium Uetersen

BERLIN & BRANDENBURG 12 Schloss Kleßen 13 Gärten der Welt Berlin 14 Branitzer Park in Cottbus 15 Ostdeutscher Rosengarten Forst (Lausitz)

MECKLENBURG-VORPOMMERN 3 Schlosspark Wiligrad in Lübstorf

NORDRHEIN-WESTFALEN 23 Schloß- und Auenpark Paderborn 24 Flora Westfalica in Rheda-Wiedenbrück 25 NaturaGart in Ibbenbüren 26 Grugapark Essen 27 Schloss Dyck in Jüchen

SACHSEN 16 Muskauer Park 17 Göschengarten Grimma 18 Schloss und Park Lichtenwalde 19 Grünfelder Park Waldenburg

NIEDERSACHSEN 4 Kurpark Bad Bevensen 5 Herrenhäuser Gärten Hannover 6 Kurpark Bad Pyrmont SACHSEN-ANHALT 7 Schlossgärten Blankenburg (Harz) 8 Europa-Rosarium Sangerhausen 9 Schlosspark Moritzburg Zeitz 10 Elbauenpark Magdeburg 11 Schloss Hundisburg

RHEINLAND-PFALZ 28 Schloss Sayn und Garten der Schmetterlinge in Bendorf 29 Schloss Bürresheim in St. Johann 30 Rosengarten Zweibrücken

THÜRINGEN 20 egapark Erfurt 21 Parks und Gärten in Bad Langensalza

BADEN-WÜRTTEMBERG 31 Stadtpark Lahr 32 Gärten und Parks in Überlingen 33 Kloster und Schloss Salem 34 Neues Schloss Meersburg

HESSEN 22 Staatspark Karlsaue Kassel

BAYERN 35 Dehner Blumenpark in Rain 36 Landesgartenschau Ingolstadt 37 Schlosspark Dennenlohe in Unterschwaningen 38 Garten am Tucherschloss in Nürnberg

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Kiel

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Mitglieder des Gartennetzes Deutschland in der DGGL

Schwerin

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Magdeburg

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Düsseldorf

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Wiesbaden Mainz

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Hintergrundgrafik: Artspace/shutterstock.com

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Stuttgart

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München

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Dresden

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Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern Gartenkulturzentrum Niedersachsen – Park der Gärten 3 gARTenakademie Sachsen-Anhalt 4 Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt 5 Gartenland Brandenburg 6 Grün Berlin 7 GartenKulturPfad Oberlausitz 8 GartenKultur Thüringen 9 Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas 10 Route der Welterbe-Gärten Mittelrheintal 11 GartenRheinMain 12 Gärten ohne Grenzen 13 Gartenakademie Baden-Württemberg 14 Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg 15 Insel Mainau

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Erfurt

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Saarbrücken

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Potsdam

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Berlin

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deutschlandweit: Deutsche BundesgartenschauGesellschaft mbH Park im Kurort Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.

europaweit: Europäisches Gartennetz EGHN

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gartennetz-deutschland.de

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Foto: Insel Mainau/Peter Allgaier

Zwischen exotischen Riesen Baumparks sind Orte der Ruhe und Entspannung

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NATUR ENTDECKEN

Foto: Universität Greifswald/Magnus Schult

Großes Foto: Großherzog Friedrich I. von Baden begrün­ dete 1864 das Arboretum auf der Insel Mainau. Zahlreiche Exoten gedeihen im milden Bodensee­ klima, darunter imposante Mammutbäume, Libanon-Zedern oder Kalifornische Dufteiben.

Foto: KTL Kur und Tourismus Bad Langensalza GmbH

Entlang eines 3,5 Kilometer langen Wegenetzes können im Arboretum der Universität Greifs­ wald mehr als 1.600 Gehölzarten aus Europa, Nordamerika sowie Nord- und Ostasien entdeckt werden.

Im Arboretum von Bad Langensalza wachsen über 130 Baumarten. Ringsum sorgen bunt bepflanzte Beete zwischen Frühling und Herbst für Farbtupfer.

von Catherina Ruffing Gräfin Bernadotte af Wisborg Die Leidenschaft, Dinge zu sammeln, ist wohl den meisten Menschen in die Wiege gelegt. Ob es nun Briefmarken sind, Autos oder besonders geformte Steine – jeder Sammler ist immer wieder auf der Jagd nach dem nächsten Objekt, der nächsten Möglichkeit, seine Kollektion zu erweitern und zu vervollständigen. Aus diesem Drang heraus entstanden

auch Arboreten, also Baumsammlungen, die als Parks angelegt wurden. Bereits die alten Ägypter sammelten exotische Bäume. Beispielweise ist überliefert, dass die Pharaonin Hatschepsut Bäume der Gattung Boswellia sowie andere exotische Pflanzen aus dem Lande Punt nach Ägypten bringen und diese auf den Terrassen ihres Tempels pflanzen ließ. Aus dem Harz der Boswellia-Arten wird Weihrauch gewonnen, der in Ägypten sowohl als Heilmittel als auch für die Mumifizierung benutzt wurde.

Ein schwimmender Dschungel Im 19. Jahrhundert waren Baumsammlungen in Europa groß in Mode. Dabei war der Antrieb wohl weniger der Gedanke des Art­ erhalts, sondern vielmehr wissenschaftliche Neugierde und das Zurschaustellen des eigenen Status. Seinen staunenden Besuchern Palmen von den Kanarischen Inseln, Bougainvilleen aus Südamerika oder Orchideen aus Asien präsentieren zu können, war etwas Besonderes. Heute kann man sich das nur noch schwer vorstellen. Man geht einfach in die

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Foto: Adobe Stock/Keitma


Foto: Bayerische Staatsforsten

NATUR ENTDECKEN

Seit 1987 entsteht im Kranzberger Forst in Freising das Bayerische Landesarboretum. Über 300 Baum- und Straucharten aus aller Welt wurden bisher angepflanzt.

nächste Gärtnerei und hat die Auswahl zwischen allen möglichen Exoten. Auf der Insel Mainau trieb die Lust des Großherzogs Friedrich I. von Baden am Bäumesammeln merkwürdige Blüten. Nach seinem Tod verfügte seine Witwe Luise 1907, dass in dem Park ihres Mannes nichts verändert werden durfte. So wurde das Arboretum größtenteils sich selbst überlassen. Über beinahe 30 Jahre wuchsen viele der exotischen Bäume, die sich in dem milden Klima des Bodensees ausgesprochen wohlfühlten, zu wahren Giganten heran und machten es der heimischen Vegetation oft schwer, Fuß zu fassen. Als Graf Lennart die Insel in den 1930er Jahren übernahm, sprach er von einem schwimmenden Dschungel. Vom Schloss aus konnte man den See lediglich durch zwei Fenster sehen, ansonsten war der Blick durch Bäume verstellt. Der alte Hofgärtner des Großherzogs hielt sich an die Order der Großherzogin und war schockiert, als der neue Besitzer anfing, von „Gärtnern mit

Die Wollemia nobilis, ein Urzeitbaum, galt als ausgestorben, bevor er 1994 in Australien wiederentdeckt wurde.

der Säge“ zu sprechen. So schickte Graf Lennart ihn kurzerhand in Urlaub und begann in seiner Abwesenheit, den Park freizulegen. „Der richtige Baum, aber leider am falschen Platz“ wurde dabei oft mit Bedauern geäußert, aber um das Arboretum zu retten, gab es keine andere Möglichkeit. Noch längst nicht ausgestorben Die wichtigsten Arboreten sind heute meist botanische Gärten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Forschung und dem Erhalt der Arten­vielfalt. Beispielsweise brachte Thor Heyerdahl von seiner Expedition auf die Osterinseln Samen des Toromiro-Baums (Sophora toromiro) mit, der zeitweise als ausgestorben galt. Im Botanischen Garten Göteborg gelang die Keimung einiger Samen und eine weitere Vermehrung der Pflanzen. In mehreren Botanischen Gärten, die sich mit Göteborg austauschen, wurde die Art weiter vermehrt und in den 1990er Jahren erfolgreich wieder auf den Osterinseln angesiedelt. Und auch die Jagd nach Exoten ist noch nicht vorbei. Als in den 1990er Jahren in Australien der Sensationsfund der Wollemia nobilis gemacht wurde, stand die botanische Welt Kopf. Eine längst ausgestorben geglaubte Gattung, die man nur von Millionen Jahre alten

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Fossilien­funden kannte, war auf einmal wieder aufgetaucht. Ein lebendes Fossil, versteckt in einem Canyon im australischen Wollemi-Nationalpark. Botanische Gärten auf der ganzen

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Wenn der Herbst Einzug hält, verbreiten die Laubbäume des Botanischen Gartens Berlin „Indian-Summer“-Stimmung.

Welt buhlten um die wenigen als Klone vermehrten Exemplare. In Kew Gardens in London wurde die erste Wollemie heimlich und gut versteckt gepflanzt, um Schäden oder gar Diebstahl zu verhindern. Inzwischen sind die Pflanzen so häufig vermehrt worden, dass sie sich jeder für ein paar Euro auf den Balkon stellen kann. Ob nun botanischer Garten mit wissenschaftlichem Auftrag oder Park mit rein ästhetischem Anspruch: Arboreten sind Orte der Ruhe und Entspannung. Ein Spaziergang unter den hohen Blätterdächern, vorbei an malerischen Baumgestalten, lässt uns nicht nur über die Vielfalt der Natur staunen, sondern bringt uns hautnah mit ihr in Berührung. Sehen, riechen, hören, tasten und warum nicht auch schmecken – alle unsere Sinne werden angesprochen und wir werden im wahrsten Sinne des Wortes von den Baumriesen „geerdet“.

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Foto: Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin/I. Haas

NATUR ENTDECKEN

Zur Person: Seit frühester Kindheit dreht sich das Leben von Gräfin Catherina um Gärten, Parks und Blumen. Aufgewachsen ist die studierte Landschaftsarchitektin auf der elterlichen Insel Mainau im Bodensee. Sie ist Initiatorin des freien Fachportals hortipedia.com, das Gartenwissen aus den verschiedensten Bereichen bietet. Ein besonderes Feature stellt die Pflanzendatenbank dar.

Buchtipps VOLKER BINNER

Lebensraum Baum Jeder natürlich gewachsene, strukturreiche Baum ist ein Hotspot der Artenvielfalt und es gibt unglaublich viel zu entdecken in dieser faszinierenden Welt zwischen Wurzel und Krone. Der erfahrene Beratungsförster und Naturliebhaber Volker Binner vermittelt in seinem reich bebilderten Buch das komplexe Wissen rund um das verborgene und vielfältige Leben in solch einem „grünen Hochhaus“ unterhaltsam, fundiert und authentisch. Das komplexe Miteinander der tierischen und pflanzlichen Bewohner des Mikrokosmos Baum, was sie bewirken und wie sie untereinander kommunizieren, schafft tiefe Einblicke in die Funktionsweise eines gesunden Ökosystems und ein grundlegendes Verständnis der Natur, das auf vielfältige Weise dazu inspiriert, sie zu schützen.

BLV EUR 26,– 240 Seiten, 180 Farbfotos, 24 Zeichnungen Format 19,2 x 25 cm Pappband ISBN 978-3-8354-1968-1

CHRISTOPHE DE HODY, CORINNE JAMET MORENO RUIZ

Unsere Bäume und was sie uns Gutes tun Von den Exoten zu den Bäumen Europas: Der Bildband stellt die 20 häufigsten Arten hiesiger Wälder vor. Detaillierte Porträts von Linde, Eiche, Kiefer und Co. machen es möglich, sie zu erkennen und ihre Früchte, Blätter, Knospen und Rinde zu sammeln und zu nutzen. Der Naturheilkundler, Kräuterkenner und Feldbotaniker Christophe de Hody erläutert die medizinische Wirkung der pflanzlichen Bestandteile und gibt Anleitungen zur Herstellung von Aufgüssen, Tinkturen oder Salben; Anregungen für schmackhafte Rezepte ergänzen das informative Nachschlagewerk. So verfeinern in Zitrone eingelegte Fichtentriebe buntes Frühlingsgemüse, während junge Buchenblätter einem würzigen Pesto das gewisse Etwas verleihen.

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Frederking & Thaler Verlag EUR 34,99 264 Seiten, ca. 250 Abbildungen Format 21,5 x 27,5 cm Hardcover ISBN 978-3-9541-6315-1


Frühstück

unter freiem Himmel Das Arboretum Trautmann in Essen lockt mit einer bezaubernden Grünanlage und einem ganz besonderen Angebot

Dass das Ruhrgebiet entgegen aller Klischees viele idyllische Landstriche birgt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Nicht aber, dass sich hier mitunter wahre Gartenschätze finden,

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Foto: Silke Mayer

die sogar für Einheimische ein echter Geheimtipp sind.


Fast möchte man meinen, man sei fernab der Zivilisation, irgendwo weit draußen auf dem Lande. Keinesfalls aber mitten in einem urbanen Ballungsraum. Still ist es, wenn man den geschwungenen Pfad zum Arboretum Trautmann hinunterschreitet. Nicht der mindeste Laut ist vom nahegelegenen Ruhrschnellweg – der Autobahn A 40 – zu hören. Und auch von der vielbefahrenen Aktienstraße, über die man den Park erreicht, dringt kein Ton herüber. Nichts stört die Idylle auf dem fünf Hektar großen Anwesen, das an der Stadtgrenze von Mülheim und Essen liegt, ein wenig hangabwärts und angrenzend an ein weitläufiges Landschaftsschutzgebiet mit sanften Hügeln voller Wiesen und Wald. Nur Vogelzwitschern ist zu vernehmen und das Rauschen des Windes, wenn er sacht über die Kornfelder streift, die den Park umgeben. Und man erhält eine leise Ahnung davon, wie bäuerlich die Umgebung vor der Industrialisierung hier ehemals war. Auch das Arboretum war einst ein Bauernhof – der sogenannte Kirchmannshof, 1332 erstmals urkundlich erwähnt und 1668 mit 48 Morgen Land ausgewiesen. „1975,“ berichtet Hermann Trautmann, „suchte die damalige Besitzerin einen neuen Pächter und fragte, ob ich vielleicht Interesse an dem Hof hätte.“ Während er selbst damals

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Mitten im Park zeugen historische Gebäude von dessen bäuerlicher Vergangenheit.

noch ein wenig unschlüssig hin- und herüberlegte, fanden Ehefrau Waltrud und Mutter Katharina die Idee von Anfang an großartig und redeten ihm eifrig zu, den Hof zu übernehmen. Und so gelangte der Kirchmannshof samt aller Ländereien und Stallungen schließlich in Hermann Trautmanns Hände, ab 2006 dann auch in seinen Besitz.

Ein Anwesen voller Historie Angeregt durch seine Mutter hegte der 1929 geborene Hermann Trautmann schon von Kindesbeinen an eine innige Liebe zur Natur, die sogar in einem frühen Wunsch mündete, später einmal Förster oder Naturforscher zu werden. Nach der Schule ergab sich aber zunächst einmal ein technischer Beruf, den Trautmann


Fotos: Silke Mayer

NATUR ENTDECKEN

Im Arboretum ist genügend Raum für kleine Fluchten aus dem Alltag. Es ist ein Ort der Stille und auch zahlreiche Kunstwerke entfalten hier ihre Wirkung.

zwar viele Jahre lang ausübte, währenddessen aber niemals seine eigentliche Passion vergaß. Nach und nach eignete er sich autodidaktisch alles an, was mit dem Thema Pflanzen und Garten zu tun hatte. 1958 gründete Trautmann einen Gartenbaubetrieb, pflanzte, pflegte und verkaufte Blumen, Sträucher und Gehölze. Die Firma wuchs kontinuierlich und entwickelte sich zu einem professionellen Garten- und Landschaftsbauunternehmen, das schließlich spezialisiert war auf die Begrünung von Halden, wie sie im Ruhrgebiet zu Hauf vorkommen. Mit dem 1975 gepachteten Kirchmannshof erfüllte sich Hermann Trautmann den langgehegten Wunsch vom eigenen Arboretum. „Bäume sind meine große Leidenschaft,“ erzählt er, „schon als Jugendlicher habe ich nach dem Krieg im Mülheimer Busch junge Esskastanien gerodet und mit dem Fahrrad nach Hause transportiert.“ Diese Kastanien bereichern noch heute – mittlerweile als prachtvolle Bäume – Trautmanns Privatgarten. „Wie oft hat meine Frau sich über die große Anzahl beschwert“, lacht er, „aber wie viele Jahre boten sie uns auch den Anlass für herbstliche Maronenfeste!“ Lauschige Winkel und weite Flächen Kastanien gehören natürlich auch zum Arboretum, das seinerzeit nicht in einem Schwung, sondern schrittweise angelegt wurde und sich parallel zur Firma vergrößerte. „Der Park ist im wahrsten Sinne des Wortes gewachsen“, sagt Hermann Trautmann, „es gab nämlich nie einen Plan, nach dem gepflanzt wurde. Wir hatten kein Konzept für das Große und Ganze. Die einzelnen Areale des Arboretums haben sich mit der Zeit einfach entwickelt.“ Und so besticht der Park heute mit vielen unterschiedlichen Bereichen, die beileibe nicht nur aus Bäumen bestehen, wie man bei einem Arboretum – einer per definitionem „Baum- bzw. Gehölzsammlung“ – vermuten könnte. Schon auf dem Weg vom Parkplatz passiert man eine Reihe heimeliger Gartennischen unterschiedlichen Charakters. Eine wahre Ideengalerie präsentiert sich hier jedem, der auf der Suche nach Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Grün ist. Dekorationselemente wie Bögen, Figuren oder Natursteinbordüren finden sich in und neben strukturierenden Elementen – geo-

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NATUR ENTDECKEN

Aufschnitt, Aufstrich und Käse, Kaffee oder Tee und Orangensaft, bei der Deluxe-Variante gibt es zusätzlich Lachs und Piccolo. Wofür auch immer man sich entscheidet: Den Weidenkorb holen die Gäste sich selbst an der Küche ab, wo eine freundliche Mitarbeiterin das Frühstück zusammenstellt. Die Ausgabestelle befindet sich in der einstigen Remise des alten Kirchmannshofs. Neben diesem ehemaligen Unterstand für Kutschen gibt es eine Handvoll weiterer Gebäude, die heute der Bewirtschaftung des Parks wie auch dem Unternehmen dienen, sowie ein Wohnhaus für einen Sohn, der sich in Trautmannscher Tradition ebenfalls dem Garten- und Landschaftsbau verschrieben hat. Direkt gegenüber der Remise liegt schließlich noch die Orangerie, die den Frühstücksgästen an Regentagen einen trockenen Unterschlupf bietet und mit einem grandiosen Blick auf die umliegenden Felder entschädigt.

Wie lässt sich das Wochenende besser beginnen als mit einem Frühstück umgeben von Natur, zwischen Blütenduft und altehrwürdigen Bäumen?

metrischen wie Kreisen oder Quadraten, aber auch dynamischen, frei schwingenden Linien und Schneckenhausformen. Der Übergang von diesen Mustergärten zum eigentlichen Arboretum voller mächtiger Tannen und Zedern, Buchen und Eichen und zahlreicher Exoten wie Mammutbäumen, Ginkgo und sogar einem Blauglockenbaum ist fließend. Im Wechsel der Jahreszeiten zaubern knallroter Rhododendron und üppige violette Hortensien leuchtende Farbakzente, hinter Bambushainen und dichten Hecken blitzen bunte Taglilien hervor, dicke Mohnblumen strahlen in verführerischem Orange und bunte Rosen umspielen in Form geschnittene Eiben. Während man über das sanfthügelige Gelände streift, stößt man immer wieder auf Wasserspiele und Brunnen, die einen Hauch barocker Gartenkunst in das Arboretum zaubern. Moosbewachsene Baumstämme an farnbegrenzten Teichen lassen den Park dagegen bisweilen märchenhaft anmuten. Und wie zum Beweis verstecken sich mancherorts silberfarbene Kugeln im Unterholz, als ob der Froschkönig höchstpersönlich sie dort verloren habe. Kaffee oder Tee? Allüberall fallen Sitzgelegenheiten ins Auge – auf offenen Rasenflächen, unter Schatten spendenden Bäumen, in lauschigen Séparées. Diese Ensembles aus Tischen und Stühlen die-

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nen aber nicht in erster Linie dem Verweilen, sondern vielmehr dazu, ein ganz besonderes Angebot im Arboretum Trautmann wahrzunehmen: Frühstücken unter freiem Himmel. „Es gibt an die 20 Plätze“, erklärt Hermann Trautmann. „Und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Wer möchte, kann am Wasser frühstücken oder auf einer Terrasse mit Blick ins Tal oder auf einer großen, weiten Wiese. Wir haben Plätze in der Sonne und andere im Schatten, einige für größere Besuchergruppen, die hier ihren Geburtstag feiern, und wieder andere für verliebte Pärchen, die gerne unter sich bleiben möchten.“ So unterschiedlich die vielen Sitzgelegenheiten auch sind, eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind unprätentiös. Ob aus rot gestrichenem Holz, filigran geschmiedetem Eisen oder einem massiven Steinblock gemeißelt – alle zeigen sich auf schlichte Weise harmonisch eingebettet in die grüne Umgebung. Hier ist kein Raum für Schnickschnack, es gibt nichts Überflüssiges, nicht einmal Tischdecken. Das Frühstück, das nur an Samstagen und Sonntagen und auch nur auf Reservierung erhältlich ist, wird in gleichermaßen soliden wie beschaulichen Weidenkörben gereicht. „Die Körbe werden immer frisch gepackt“, sagt Hermann Trautmann. „Man kann wählen zwischen einem klassischen Frühstück und einer DeluxeVariante.“ Beide beinhalten Brot und Brötchen,

Kunstgenuss inklusive Die historische Gebäudegruppe im Herzen des Arboretums ist nur ein weiterer Glanzpunkt des Parks und passt sich in den Far-


setzen. Wir machen möglich, was geht.“ Nur laut und schrill darf es nicht sein. Denn das Arboretum Trautmann ist ein stiller, ein fast geheimer Ort. Ein Ort, dessen Seele sich am besten beschreiben lässt mit einem Täfelchen, dem man auf seinem Weg im Park begegnet und das ein Zitat von Dorothy F. Gurney trägt: Man ist dem Herzen Gottes nirgendwo näher als in einem Garten.

Silke Mayer

Info Arboretum Trautmann Aktienstraße 177 45359 Essen arboretum@trautmann-service.de arboretum-trautmann.de

Vom Techniker zum Parkbesitzer: Auf dem ehe­ maligen Kirchmannshof erfüllte sich Hermann Trautmann den Kindheitstraum vom eigenen Arboretum.

Öffnungszeiten ganzjährig täglich von Sonnenauf- bis Sonnen­untergang geöffnet (um eine Spende wird gebeten) Frühstück von April bis Oktober, jeweils Samstag und Sonntag 9–13 Uhr Anmeldung und Information unter Tel. +49 163 2309855

Fotos: Silke Mayer

ben ockergelb und blau charmant in dessen Konzept der natürlichen Romantik ein. Die benutzten Töne erinnern dabei nicht nur an die Naturelemente Erde und Wasser, sondern auch an große französische Maler wie Cezanne, Gauguin und vor allem natürlich Monet. Und dies ist nicht der einzige Bezug des Parks zur Kunst. Über das ganze Arboretum verteilen sich zahlreiche Skulpturen. „Sogar Max Ernst war hier bereits als Leihgabe vertreten“, erzählt Hermann Trautmann und berichtet, dass im Park auch schon kulturelle Veranstaltungen wie Kunstausstellungen und Musikaufführungen stattgefunden haben. Ebenfalls haben Gruppen aus Seniorenheimen mehrmals vor Ort ihre Freizeit verbracht – einer der Gründe, weshalb Hermann Trautmann sich aktuell mit dem Gedanken trägt, einen Teil des Parks barrierearm zu gestalten. Generell ist er offen für Ideen, das Arboretum kulturell zu nutzen, seien es klassische Konzerte, Lesungen, Meditationszirkel oder Kirchenevents. „Der Park ist für viele Dinge geeignet“, sagt Hermann Trautmann. „Wer Ideen hat, kann sich gerne mit uns in Verbindung

© H. Trautmann/Repro: Silke Mayer

NATUR ENTDECKEN

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NATUR ENTDECKEN

Gärten und Musik

Von Oper bis

Schnippeldisko

Gärten und Musik ergänzen sich nicht nur hervorragend, sie

haben auch viel gemeinsam: Die Musik lebt von Gegensätzen und Harmonien – das gilt auch in der Gartenkunst.

oder auch als Lärm wahrgenommen werden, je nachdem wie laut sie sind und wie bereichernd oder störend sie wahrgenommen werden. Das Gleiche gilt auch für die Musik, egal ob drinnen oder draußen gespielt und gehört. Mal steigert sie das Wohlbefinden, mal wirkt sie störend – je nach eigener Stimmung und Können der musizierenden Person. Konzerte mit Ambiente In einer Zeit, in der die meisten Menschen eng beieinander in Städten wohnen, ist Ruhe genauso ein wertvolles, weil seltenes Gut wie Natur und Grün. Dennoch kann die Musik in Gärten und Parks den Genuss noch steigern – seien es die Oper mit Picknick im Park von Glyndebourne im Südosten Englands, die Fahrradkonzerte in der Potsdamer Kulturlandschaft, die Blasmusik am Glockenturm im Münchner Englischen Garten oder die Jazz Open und natürlich die Wasserlichtorgel im Hamburger Park Plan-

Foto: Ulrich Jarke

Foto: Landschaftsarchitektur+Video

Stehen sich in der klassischen Musik zum Beispiel langsame und schnelle Sätze oder Streicher und Bläser gegenüber, so sind es in der Gartenkunst Licht und Schatten, gerade Linien von Gebautem und weiche Formen der Natur, Weite und enger Raum. Der Kontrast erzeugt eine Spannung, die für Betrachter attraktiv ist, die zum Nachdenken und zum genauen Hinsehen bzw. Hinhören anregt. Andererseits ist für beide Kunstrichtungen auch Harmonie wichtig – der Zusammenklang von Instrumenten in der Musik, das Zusammenspiel von Farben und Formen in der Gartenkunst. Diese Harmonien sind es, die den Menschen Entspannung und Erholung bringen. Natürlich hat auch jeder Garten oder Park seine eigene, ganz natürliche Musik – vom Vogelzwitschern über das Blätterrauschen bis zum Glucksen von Wasser. Diese Geräusche können eine zarte Melodie erzeugen

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Foto: Park der Gärten

Foto: Hessische Hausstiftung/Marzena Seidel

NATUR ENTDECKEN

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Foto: Muzet Royal

Eva Henze

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Von der Natur inspiriert Wenn man sich mit dem Themenpaar beschäftigt, wird ein weiterer Punkt deutlich: Musik und Garten passen nicht nur zusammen, sie beeinflussen sich auch gegenseitig. Manche Gartenkünstler vergleichen ihre Schöpfungen mit Kompositionen oder planen gar auf der Grundlage von Musik, wie im Toronto Music Garden geschehen. Und viele Komponisten wurden durch Gärten und Natur inspiriert – Vivaldis „Jahreszeiten“ oder Smetanas „Moldau“ gehören genauso dazu wie so manch Volkslied oder Schlager.

In einigen besonderen Fällen wurden Musikstücke eigens für bestimmte Freiluftkonzerte komponiert, darunter 1748 Händels Feuerwerksmusik oder 2016 „Sanft flüstert der abendliche Garten“ von Jörg-Peter Mittmann. Eine ganz besondere Kooperation von Garten und Musik bieten Konzerte mit Gartengeräten oder Erzeugnissen aus dem Garten, denn auch die gibt es – eine gewisse Berühmtheit haben die „Aufgeweckten Gartenklänge“ und die „Floraphoniker“ erlangt. Wer nach diesem kleinen Einblick tiefer ins Thema einsteigen möchte, dem sei das Themenbuch der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur empfohlen. Es erscheint im Sommer 2020.

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ten un Blomen – sie alle begeistern Menschen und haben große Fangemeinden. Aber auch kleine Formate bereichern Parks und Gärten auf unterschiedliche Weise: Swing oder Schnippeldisko im Wilhelmsburger Inselpark, Karaoke im Berliner Mauerpark und Klanginstallationen im Frankfurter Grüngürtel sowie die Konzertreihe „Trompetenbaum und Geigenfeige“ im Münsterland sind nur einige der Möglichkeiten, den Besuchern neue Eindrücke im Grün zu bescheren. Oft bringen Konzerte einen weiteren kulturellen Aspekt zum Garten dazu. Japanische Kodo-Trommel-Konzerte steigern das Japangefühl in Japanischen Gärten genauso wie Panflöten die Illusion von Arkadien im englischen Landschaftsgarten. Wichtig ist bei allen Veranstaltungen, dass sie nicht beliebig sind, sondern den Ort bereichern, an dem sie stattfinden. Großkonzerte, die einfach nur den Platz brauchen, aber mit ihren Aufbauten und ihren Verstärkern optisch und akustisch alles überlagern, werden immer eher als störend empfunden. Sie brauchen eine ebenso robuste Fläche.

Zur Person: Eva Henze studierte Geographie und Landes­ pflege und arbeitete anschließend unter an­ derem in Planungsbüros in Deutschland und England. Seit 2014 ist sie Abteilungsleiterin für den Wilhelmsburger Inselpark und Plan­ ten un Blomen im Bezirk Hamburg-Mitte.

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INTERNATIONALE GÄRTEN

England im Herzen

Holehird Gardens

Fotos: C. Seick

Die Reisetipps der Experten

Perlen des Nordens Zwar gilt die Grafschaft Kent südöstlich von London als „der Garten Englands“, doch auch der Norden des Landes bietet Gartenfreunden höchste Genüsse. Im Lake District in Cumbria träumen zauberhafte Seen zwischen majestätischen Bergen. Romantische Gärten reihen sich hier wie Perlen einer Kette aneinander. Unbedingt besuchen sollte man Holehird Gardens mit der nationalen Sammlung der Hortensien nahe Windermere. Kenntnisreiche Amateurgärtner der Lakeland Horticultural Society gestalteten den Mauergarten. Von hier könnte die Reise weiter bis in die Grafschaft Yorkshire führen, wo sich unweit der Nordseeküste mit Burton Agnes Hall ein elisabethanisches Schloss in Privatbesitz befindet. Vor einigen Jahren wurde der Staudengarten im Stil des 16. Jahrhunderts neu angelegt. Die überbordenden Blütenpflanzen im Spätsommer sind ein Traum für alle Sinne. Dorfanger und normannisches Herrenhaus komplettieren die Bilderbuchszene. Dr. Carsten Seick Gartenkunsthistoriker, Landschaftsgärtner und Reiseveranstalter

Burton Agnes Hall

Die Cotswolds zur Rosenzeit

Foto: Kurt Geitner

Das „Herz Englands“, wie die Cotswolds auch genannt werden, folgt genau dem Klischee eines ländlichen Englandbildes, das man aus zahlreichen Filmen und Erzählungen zu kennen glaubt. Der Begriff Cotswold setzt sich aus den altenglischen Wörtern „Cots“ für eingefasste Schafsweiden und „Wold“ für sanfte Hügel zusammen. Und eben das finden Reisende hier auf einer Länge von rund 160 Kilometern, eingerahmt vom ehrwürdigen Oxford, der „Spa-Town“ Cheltenham und Stratford-upon-Avon, dem Heimatort Shakespeares. Der Landstrich birgt wunderbare Gartenschätze und pittoreske Orte wie Bourton-on-the-Water, Chipping Campden, Moreton-in-the-Marsh oder Broadway. Mein persönlicher Tipp ist Kiftsgate Court, unter anderem bekannt durch die gleichnamige Ramblerrose. Ebenso sehenswert sind Hidcote Manor, ein Klassiker der Gartengeschichte, oder Sudeley Castle, wo die letzte Ehefrau Heinrichs VIII. begraben ist. Auch der orientalische Wassergarten Sezincote, das Arboretum von Batsford oder der Painswick Rococo Garden wollen entdeckt werden.

Kiftsgate Court Gardens

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Kurt Geitner Inhaber von Geitner Gartenreisen und Präsident der Gartenkulturfreunde Deutschland e. V.


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