LiebeliebeGartenfreunde, Reiselustige,
als ich mir in Vorbereitung auf meinen diesjährigen Beitrag mein letztes Editorial aus dem Jahr 2021 durchgelesen habe, dachte ich mir, dass ich dieses eigentlich beinahe genauso übernehmen könnte. Die Welt scheint auf mehreren Ebenen aus den Fugen zu geraten, mit Krieg, Klimawandel und Naturkatastrophen. Und doch bleibe ich bei meiner Aussage: Ich bin ein unverbesserlicher Optimist und nichts erinnert mich immer wieder so sehr daran wie die Natur. Und diese Ausgabe der GartenTour bietet wieder erlebnisreiche Seiten und abwechslungsreiche Reiseziele. Die unterschiedlichsten Destinationen in ganz Deutschland haben sich in Schale geworfen, um Ihnen die Möglichkeit zu bieten, den Alltag für ein paar Stunden Alltag sein zu lassen. Nutzen Sie dies für ein kurzes, oder auch langes, Durchatmen. Machen Sie eine bewusste Pause. Lassen Sie sich verführen, verzaubern, verwöhnen.
Noch etwas aus dem Nähkästchen: Das Frühjahr 2023 hat für mich persönlich auch eine kleine Zäsur botanischer Art enthalten. Zur Geburt jedes ihrer Kinder p anzten meine Eltern im Park der Insel Mainau einen Baum. Mein Baum war über die Jahre zu einer stattlichen Platane herangewachsen, die stolz auf dem Fundament eines alten Wehrturms stand und das Schloss, den Rosengarten und das Arboretum überblickte. Nun wurde vor einiger Zeit klar, dass ihre Wurzeln die Substanz des Turms nachhaltig beschädigten. Also musste sie der Vernunft weichen. Aber man muss eben auch das Positive suchen. Deshalb wird der Stamm nun zersägt und getrocknet und letztendlich zu einem großen Esstisch verarbeitet werden. So sehr mir die markante Gestalt meiner Platane auf der Mainau fehlt, so sehr freue ich mich, demnächst an diesem Tisch mit Freunden zu essen, zu reden und zu feiern.
Und nun muss ich mich doch tatsächlich wiederholen, denn wie vor zwei Jahren wünsche ich Ihnen:
Bleiben Sie optimistisch, bleiben Sie fröhlich!
Herzlichst Ihre
Catherina Ru ng
Grä n Bernadotte af Wisborg
Mitherausgeberin der GartenTour
Seit frühester Kindheit dreht sich das Leben von Grä n Catherina um Gärten, Parks und Blumen. Aufgewachsen ist die studierte Landschaftsarchitektin auf der elterlichen Insel Mainau im Bodensee. Sie ist Vizepräsidentin der Deutschen GartenbauGesellschaft 1822 e. V. und Initiatorin des freien Fachportals hortipedia.com, das Gartenwissen aus den verschiedensten Bereichen bietet.
Themen und Inhalte
RUHIGER NORDEN
ROMANTISCHER WESTEN
BETÖRENDER SÜDEN
PITTORESKER OSTEN
Ausgewählte Schlösser, Gärten und Parks in der GartenTour 2023
… auf den kommenden Seiten gibt es noch viele mehr zu entdecken.
S CH L ESWIG -H OL STEIN
1. Noldes Garten auf Seebüll
2. Rosarium Uetersen
M ECK L ENBURG -VORPOMMERN
3. Lehr- und Erlebnisgarten Wangelin
4. Schlosspark Ludwigslust
N IEDERSACHSEN
5. Kurpark Bad Bevensen
6. Kurpark Bad Pyrmont
7. Landesgartenschau Bad Gandersheim
S ACHSEN -A NHA LT
8. Gärten am Kloster Michaelstein in Blankenburg (Harz)
9. Europa-Rosarium Sangerhausen
10. Elbauenpark Magdeburg
B ER L IN & B RANDENBURG
11. Schlosspark Babelsberg
12. Gärten der Welt Berlin
13. Ostdeutscher Rosengarten Forst (Lausitz)
S ACHSEN
14. Göschengarten Grimma
15. Schloss und Park Lichtenwalde
16. Königliche Anlagen Bad Elster
T HÜRINGEN
17. Fürstlich Greizer Park
18. egapark Erfurt
19. Parks und Gärten in Bad Langensalza
N ORDRHEIN -W EST FAL EN
20. Schloß- und Auenpark Paderborn
21. Flora Westfalica in Rheda-Wiedenbrück
22. Melatenfriedhof Köln
H ESSEN
23. Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel
24. Schlossgarten Weilburg
25. Palmengarten Frankfurt
R HEIN L AND -PFA LZ
26. Rosengarten Zweibrücken
B ADEN-W ÜRTTEMBERG
27. Bundesgartenschau Mannheim
28. Gartenschau Balingen
29. Kloster und Schloss Salem
BAY ERN
30. Gärten und Parks in Bayreuth
31. Botanischer Garten Augsburg
32. Kräuter-Erlebnis-Park Bad Heilbrunn
Mitglieder des Gartennetzes
Deutschland in der DGGL
1. Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern
2. Gartenkulturzentrum Niedersachsen –Park der Gärten
3. Gartenregion Hannover
4. gARTenakademie Sachsen-Anhalt
5. Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt
6. Grün Berlin
7. Europäischer Parkverbund Lausitz
8. GartenKulturPfad Oberlausitz
9. GartenKultur Thüringen
10. Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas
11. Route der Welterbe-Gärten Mittelrheintal
12. GartenRheinMain
13. Gärten ohne Grenzen
14. Gartenakademie Baden-Württemberg
15. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
16. Hohenloher Gartennetzwerk
17. Insel Mainau
18. Verband Bayerischer Parks und Gärten
deutschlandweit:
Deutsche BundesgartenschauGesellschaft mbH
IG Park Park im Kurort im Deutschen Heilbäderverband e. V. Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.
europaweit:
Europäisches Gartennetz EGHN
gartennetz-deutschland.de
in der Stadt und auf dem Land Lieblingsplätze
Immer am ersten Juniwochenende lockt das „Rendezvous im Garten“ europaweit zu Veranstaltungen in der Natur
Foto: Duo Muzet RoyalSchon Karl Foerster, ein großer Visionär, Gärtner und Staudenzüchter, wusste: Die „Natur redet eine wunderbare Sprache“. Ganz frei nach diesem Zitat feiern Gärten und Parks in rund 20 europäischen Ländern immer am ersten Juniwochenende das „Rendezvous im Garten“. In diesem Jahr, also am 2., 3. und 4. Juni 2023, steht „Die Musik des Gartens“ im Vordergrund und gleich ob historisch oder modern, naturnah oder gestaltet, Küchenoder Staudengärten, Familien- oder Stadtgärten, Schloss- oder Stadtpark – überall, europaweit, in Stadt und Land, laden Freunde und Freundinnen, Gärtnerinnen und Gärtner zum Erleben von Blütenpracht, Gartenkunst oder Gemüsekult ein.
Dabei steht der Garten mit seiner einzigartigen Klangkulisse und musikalischen Vielfalt im Fokus. Es gilt, die Augen zu schließen, die Ohren zu spitzen und Mutter Natur zu lauschen. Den Ruf der Nachtigall zu hören, das Insektenbrummen wahrzunehmen, die morgendliche Stille zu fühlen oder dem Laut der Frösche und dem Rauschen des Windes zu folgen. Mehr als 2.800 Parks und Gärten sind länderübergreifend vertreten und jeder spielt seine ganz eigene Musik.
Kultureller Austausch im Grünen
Einmal mehr wird deutlich, dass sich Gartenkunst und -kultur weltweit großer Beliebtheit erfreuen – mit wachsender Tendenz. Beim internationalen Rendezvous tragen die zahlreichen Begegnungen von Mensch zu Mensch zum Vergnügen, zum kulturellen Austausch und zum Genießen von Gärten und Parks bei. So wie 2022 bei der Auftaktveranstaltung im Britzer Garten in Berlin. Im Rahmen der Ausstellung „Nature future – Junge europäische Fotogra e“ präsentierten zwölf Fotogra nnen und Fotografen aus ganz Europa ihre Werke und zwölf europäische Musik- und Performance
Acts zeigten ihr Können. Der beste Beweis, dass unabhängig von religiösen und kulturellen Ein üssen, ästhetischen Konventionen, sozialen Traditionen und wirtschaftlicher Entwicklung Gärten stets Idealräume der Menschen sind. Sie sind über alle Kulturgrenzen hinweg Orte der Harmonie, der Zu ucht, des Lernens und der Ruhe.
Ein sehr wichtiger Motor der drei Tage des „Rendezvous im Garten“ ist der Freitag. Dieser ist, seiner Tradition aus Frankreich folgend, für Schülerinnen und Schüler reserviert. Auf diese Weise wird einem jungen und neuen Publikum das „Grün“ unmittelbar präsentiert und naturnahes Lernen, Erleben und Genießen erhält einen eigenen Raum.
Eine Idee überschreitet Grenzen
In Frankreich, dem Initiator der wunderbaren Idee „Rendezvous aux Jardins“, feiert man 2023 bereits das 20-jährige Jubiläum und nicht nur in Deutschland wird zur fünften „Gartenparty“ eingeladen. Erstmals wanderte das Rendezvous 2018 unter dem Motto „Europa der Gärten“ über Grenzen und wurde in zahlreichen Ländern veranstaltet. In den vergangenen fünf Jahren zeigte sich überaus deutlich, welches Gewicht die länderübergreifende Gemeinschaft Gartenbegeisterter hat. Nicht zuletzt scha t diese Veranstaltung Platz für einen europäischen Gedanken. Langfristiges Ziel ist es, die Akzeptanz für Gartenkunst und -kultur als kulturelles Erbe in Europa nachhaltig zu stärken. Doch nicht nur das „Rendezvous im Garten“ mit Gastgebern in Andorra, Belgien, Kroatien, Spanien, Italien, Litauen, Luxemburg, Monaco, Portugal, Rumänien und der Schweiz lebt das grenzüberschreitende Miteinander. Das Europäische Gartennetzwerk (European Garden Heritage Network EGHN), zu dem inzwischen rund 200 Partnergärten in 15 Ländern Europas gehören, begeht ebenfalls in diesem Jahr sein 20-jähriges internationales Jubiläum. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bedeutung von Gärten zu stärken und in Politik, Gesellschaft, Städtebau, Tourismus und regionaler Wirtschaftsentwicklung fest zu verankern. Inzwischen verschreiben sich 89 deutsche Partnergärten diesen Zielen. Seit vielen Jahren ist das EGHN Mitglied im Gartennetz Deutschland.
Prominente Schirmherrin
Das „Rendezvous im Garten“ wird in Deutschland vom Gartennetz Deutschland in der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und
Landschaftskultur e. V. (DGGL) organisiert. Die DGGL, ein in allen Bundesländern tätiger, gemeinnütziger Verein, tritt seit 1887 für die Erhaltung gartenkünstlerischer und landschaftskultureller Werte ein. Die Veranstaltung wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Diese besondere Wertschätzung unterstreicht nicht nur den Stellenwert des „Rendezvous“, sondern würdigt auch alle Gartenakteure in Deutschland.
Beate Reuber
rendezvousimgarten.de
Zur Autorin:
Beate Reuber ist seit 1991 bei der Grün Berlin GmbH beschäftigt und übernahm 1992 die Leitung der heutigen Gärten der Welt. Mittlerweile fungiert sie als Parkbotschafterin. Für das Gartennetz Deutschland ist sie seit 2010 ehrenamtlich tätig und seit April 2019 Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. (DGGL).
Südliches Flair mit Orangen, Pomeranzen & Co.
Der verheißungsvolle Ruf ewiger Jugend
Bäumchen mit Zitrusfrüchten schmücken heutzutage auch wieder manch anderen Park in Deutschland. So beleben im Barockgarten Großsedlitz nahe der sächsischen Landeshauptstadt Dresden seit 1996 neue Zitrusbäume aus Italien die lange Tradition der dortigen Orangerie. Kurfürst August der Starke, der den Garten 1723 nach französischem Vorbild umgestalten ließ, hegte wie so viele seiner Standesgenossen eine Leidenschaft für Orangenbäume, verhießen sie doch nichts Geringeres als ewige Jugend. Am 3. und 4. Juni 2023 werden im Barockgarten die 9. Sächsischen Zitrustage gefeiert.
„Hinaus ins Freie!“ lautet bereits am 14. Mai das Motto im Park Sanssouci in Potsdam. Wie schon seit über 200 Jahren wird das Ausfahren der Orangeriep anzen, darunter natürlich auch Zitrus, zum großen Ereignis.
Bitterorangen, sogenannte Pomeranzen, zieren das Untere Orangerieparterre im Barockgarten Großsedlitz.
Im thüringischen Gotha hat die Orangeriekultur ebenfalls eine lange Tradition. Ab 1640 wurden dort Zitrusp anzen gesammelt, zwischen 1747 und 1774 entstand die barocke Orangerie für Herzog Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Zur rund 1.000 exotische P anzen umfassenden Sammlung der Gegenwart gehören zahlreiche Zitrusbäumchen.
Ausstellungstipp: Von A wie Ananas bis Z wie Zitrus
Viele Klöster in ganz Mittelund Westeuropa verfügten ebenfalls über separate Häuser für exotische Gewächse. Als herrschaftliches Standeszeichen erreichten diese Orangerien allerdings nie den gleichen Stellenwert wie jene an weltlichen Residenzen. Vielmehr traten sie hinter den für die Abtei zentralen Bauten wie Kirche, Klausur und Prälatur zurück. Mit der Säkularisierung gingen zahlreiche Klosterorangerien verloren, da sie ver elen oder abgerissen wurden. Eines der noch am besten erhaltenen Beispiele in Deutschland ist in Seligenstadt (Hessen) zu nden. Dort wird die Orangerie der früheren Benediktinerabtei seit 2008 wieder in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt, indem sie als Winterquartier für diverse Zitruskulturen sowie für Ananas-, Feigen- und Granatapfelp anzen dient. In der warmen Jahreszeit von Juni bis September ist darin eine Dauerausstellung zu sehen. Unter dem Titel „Von A wie Ananas bis Z wie Zitrus“ informiert diese facettenreich über die Kultivierung exotischer P anzen.
Fotos: SG/Alexander Paul Englert Foto: Dr. Andrea DietrichBundesgartenschau in Mannheim
Beste Au ichten
Experimentierfeld, Blumenschau und Sommerfest in einem soll die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim sein. Vom 14. April bis zum 8. Oktober lädt die Stadt am Neckar auf gleich zwei zentrale Schauplätze ein: den modernisierten Luisenpark und das Spinelli-Gelände – eine frühere US-Militärkaserne. Rund 5.000 geplante Veranstaltungen, darunter die Auftritte von Bülent Ceylan und Joris, ein JoyFleming-Musical, der Jazzclub von Thomas Si ing, Lesungen, Theater, Workshops oder ein umfangreiches Kinderprogramm, versprechen einen großartigen Sommer. Als echtes Highlight schwebt eine Seilbahn in luftiger Höhe und verbindet den Luisenpark mit dem Spinelli-Gelände. Etwa sieben bis acht Minuten dauert die Fahrt mit bester Aussicht auf den Neckar, die Maulbeerinsel, den Sportpark und den markanten Panoramasteg. Der über rund 43 Meter freitragende Steg ragt über das Augewässer, das mit einer Wasser äche von 1,6 Hektar Lebensraum für zahlreiche Tier- und P anzenarten scha t.
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit
Im Willkommensbereich auf „Spinelli“ zeigt sich der ungewöhnliche Charakter des 62 Hektar großen Geländes. Viele Strukturen der ehemaligen Kaserne blieben erhalten
und wurden umfunktioniert. So erstrahlt die ehemalige Panzerhalle als Eingangsgebäude, Dachpaneele sind jetzt Zäune und die weiter genutzten Wege führen zu neuen Sportund Spiel ächen.
In der außergewöhnlichen Atmosphäre der früher als Lager genutzten U-Halle widmen sich 19 wechselnde Blumenschauen vielfältigen Themen. Überall sind auch die vier Leit-
gedanken der Bundesgartenschau verortet: Klima, Energie, Umwelt sowie Nahrungssicherung. Zackige Kanten wie Eisschollen markieren den Bereich „Klima“, Blattstrukturen sind das Kennzeichen für den Bereich „Umwelt“ mit über 4.000 Rosensorten in allen vorstellbaren Farben. Oszillographische Linien stehen für „Energie“ und die „Nahrung“ spiegelt sich in der Form landwirtschaftlicher Flurstücke wider. Wie ein roter Faden ziehen sich 17 Zukunftsgärten durch das Experimentierfeld und verkörpern als gartenkünstlerische Inszenierungen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Nach den 178 bunten Tagen werden die Areale Mannheim um ein riesiges Naherholungs- und Freizeitgebiet bereichern und zukünftig zu einem der größten Artenschutzgebiete in der Metropolregion Rhein-Neckar entwickelt. buga23.de
Eine ehemalige US-Militärhalle wurde für die BUGA grundlegend umgebaut.Die weichen Blütenblätter der Magnolie fallen stetig langsam von den Zweigen herab, bedecken Wiesen und Wege gar lieblich mit ihrem zarten Weiß. „Magnolienschnee“ knirscht nicht, wenn man seine Füße daraufsetzt, um den Pfad zu gehen, der hier im Berggarten-Paradies der Herrenhäuser Gärten Hannover so einladend lockt.
In Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, SchleswigHolstein, Hamburg und Bremen stehen die Gartentore o en zu versteckten Paradiesen.
Foto: Stefan SchulzeNordenRuhiger
Vom Glück, in der
Machtdemonstration, Überlebensgrundlage, Rückzugsort:
Die Gärten in MecklenburgVorpommern wurden über die Jahrhunderte hinweg aus den unterschiedlichsten Gründen angelegt. Doch eines haben sie alle gemein: Sie schenken das Glück, in der Natur zu sein.
Ein Topf „Rotes Teufele“ steht auf dem Tisch und wartet auf einen Chili-Liebhaber, der es vielleicht kaufen möchte. Daneben wippen die Blätter der Tomatensorte Ruthje leicht im Wind, der durch den überdachten Bereich vor dem Bauerngarten weht. Sanft streicht Garten-Guide Jasmin Sepahzad mit den Fingern über die jungen P anzensetzlinge. Die Pädagogin und Gästeführerin kennt den Wangeliner Garten bestens. Weiß, wo gerade purpurrote Bergenien neben weiß-grünen SchneefederFunkien blühen und welche Quittenbäume am kleinen Teich heute ihre zart rosafarbenen Blüten präsentieren. „Am frühen Morgen ist es hier am allerschönsten“, sagt Jasmin glücklich.
Im Lehr- und Erlebnisgarten Wangelin
Der Wangeliner Garten ist ein Ort, an dem man gerne verweilt. Vögel zwitschern, im Gartencafé werden Leckereien angeboten und es gibt unheimlich viel zu sehen und zu lernen. Die große Gartenanlage in Buchberg nahe des Plauer Sees wurde 1999 erö net. In den bunten Gärten wachsen viele alte, einheimische P anzen wie Beinwell und Giersch und es wird auf den Einsatz von Pestiziden, synthetischem Dünger und Torf verzichtet. „Die Gründer des Gartens waren damals ihrer Zeit voraus und liegen heute im Trend“, erzählt Jasmin.
Von April bis Oktober ist der Wangeliner Garten täglich ab 10 Uhr morgens geö net, Märkte, Kinoabende und Konzerte werden hier veranstaltet. Und wer mehr Zeit in den Gärten und auf dem Gelände verbringen möchte, kann
Eine Zeitreise durch die Gärten von Mecklenburg-Schwerin
Natur zu sein
ganz außergewöhnlich übernachten, zum Beispiel in dem tonnenförmig geschwungenen Gästehaus aus Strohballen und Lehm. Was wohl der General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten, Peter Joseph Lenné, von so einem naturbelassenen Garten gehalten hätte? Der Mann mit den spitzen Augenbrauen und dem beeindruckenden Vorstellungsvermögen prägte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die preußische Gartenkunst.
Schlosspark Ludwigslust –der Größte von allen
An seinem Schreibtisch plante Lenné in Ludwigslust Sichtachsen, die in Wälder geschlagen wurden, ließ exotische Gewächse und Teiche mit Flussläufen verbinden. Seine Umgestaltungen von 1852 prägen noch heute
Die Steinerne Brücke überspannt den Ludwigsluster Kanal.das Gartenbild von Schloss Ludwigslust, das im gleichnamigen Ort liegt, etwa 40 Kilometer südlich von Schwerin.
Doch auch die Arbeiten anderer großer Gartenkünstler und Architekten sind bei einem Spaziergang über das jederzeit zugängliche, 134 Hektar große Areal zu sehen. Die symmetrischen Rasenflächen und Wege vor dem Schloss etwa hat sich Johann Friedrich Künnecke, Baumeister in Mecklenburg-Schwerin, der auch das Schloss Bothmer entworfen hat, ausgedacht. Und die herrlichen Wasserspiele samt Kanal gehen auf Hofbaumeister
Johann Joachim Busch zurück. Den Blumengarten der Großherzogin plante Hofgärtner und Gartenarchitekt Theodor Klett. In dem umzäunten Gärtchen direkt neben dem Schloss steht auch das älteste Parkgebäude, ein kleiner chinesischer Teepavillon. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt die Steinerne Brücke, unter der ein kleiner Wasserfall rauscht. Sie sei ein echtes Highlight, erzählt Dietmar Braune, Leiter des Dezernats Garten bei den Staatlichen Schlössern, Gärten und Kunstsammlungen. Und das nicht nur, weil sie toll aussieht. „In einem Park werden alle Sinne angesprochen, auch der Hörsinn, und das lässt sich entlang des Kanals schön nachvollziehen“, schwärmt Braune. Tatsächlich: Bei einem Spaziergang
am Kanal dröhnt das Wasser erst laut und mächtig, dann überlässt es mit sanftem Plätschern dem Vogelgesang den Vorrang, um nach etwa einem Kilometer beim Zierbrunnen „24 Wassersprünge“ wieder richtig aufzubrausen. Wer den Park genauer kennenlernen will, kann an Führungen teilnehmen, die im Monat Mai und bei besonderen Veranstaltungen angeboten werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, individuelle Führungen zu buchen. „Die führen dann auch durch meine Lieblingsbereiche – die Gartenpartien hinter den 24 Wassersprüngen und ans Schweizerhaus“, erzählt Braune.
Barock im Vorgarten von Schloss Schwerin
Auch der Schlossgarten der Landeshauptstadt Schwerin wurde damals von Lenné landschaftlich umgeformt. Trotzdem überwiegt der strenge Barock des Originals. Der Kreuzkanal, die Laubengänge, die symmetrischen Beete – sie alle wurden vor bald 300 Jahren vom französischen Architekten Jean Laurent Legeay angelegt, kurz bevor der ganze Hofstaat Herzog Friedrichs von der Hauptstadt Schwerin nach Ludwigslust umzog. Dass Lenné hier, anders als es sonst seine Art war, die barocken Gartenelemente am
Leben ließ, ist für die Besucher ein Glück. Der preußische Gartenmeister gestaltete vor allem die weiter vom Schloss entfernten Areale des früher 150 Hektar großen Parks um, der ebenfalls jederzeit zugänglich ist. Ein Teil dieser Fläche ist heute Wohngebiet. Trotzdem fühlt sich Dietmar Braune dort am wohlsten. Auf der Anhöhe im südlichen Schlossgarten etwa, von der man einen tollen Blick über den Faulen See hat. „Wer die Geschichten und Besonderheiten der Anlage rund um das Schloss entdecken möchte, kann das ab 2023 auch auf der Gartenführer-App tun“, verrät Braune.
Bürgerliches Gartenleben in Schwerin-Mueß
Spaziert man durch die herrschaftliche Pracht des Schlossgartens Schwerin, vergisst man schnell, dass es zur gleichen Zeit auch ein Leben außerhalb des Adelsstandes gab. Dabei findet sich ein eindrucksvolles Beispiel für das bürgerliche Leben der damaligen Zeit nur sieben Kilometer vom Schloss entfernt, hinter der ehemaligen Dorfschule von Mueß. Dort, auf dem Gelände des Freilichtmuseums Mueß, liegt zwischen alten Weiden, knorrigen Apfelbäumen und bunt blühenden Pflanzen der Dorfschullehrergarten.
Unverkennbar französische Einflüsse prägen das Erscheinungsbild des barocken Schlossgartens von Schwerin.
Nach alten Vorbildern wurde der kleine, feine Garten des Klosters Rehna wieder angelegt.
Was ein Dorfschullehrer auf seinem Stück Land einst anbaute, bildet der Garten am Freilichtmuseum in Schwerin-Mueß nach.
„Ein Lehrer hat damals nicht viel verdient, deswegen wurde ihm als Ausgleich ein Stück Land zugesprochen“, erzählt Gärtnerin Maria Peters. Mit viel Liebe hegt und p egt sie hier alte mecklenburgische Gemüsesorten und gibt Führungen durch das von Mitte April bis Ende Oktober geö nete Gartenreich. Krügersche Stangenbohnen wachsen hier, Schwarzwurzel und Bunter Forellenschluss, ein geeckter Salat, dem die Flecken irgendwann weggezüchtet wurden.
Der Garten mit Zugang zum Schweriner See lag lange Zeit brach, konnte im Jahr 2000 aber auf der Grundlage eines Buches von 1888 wieder angelegt werden. Dessen Autor E. Gang war Lehrer und gab in seinem Werk neben Empfehlungen zu Obst- und Gemüsesorten auch hilfreiche Tipps, die von der Urbarmachung des Geländes bis zum Ernteertrag reichen.
Heute ist der Garten ein Blick in die Geschichte, aber zugleich auch ein Ort, an dem Gartenfans bei Führungen und Seminaren altes Wissen für den Garten zu Hause mitnehmen können. Außerdem nden typische Kulturveranstaltungen wie das Plattdeutsche Theater des Mecklenburgischen Staatstheaters, das Windros Folkfestival oder der Folktanz auf Hufe IV statt.
Fünf Beete und viel altes Wissen am Kloster Rehna
Etwas ehrwürdiger wird es ein knappes Autostündchen nordwestlich von Schwerin-Mueß. Der Klostergarten des 1237 gegründeten Klosters Rehna wurde 2004 nach altem Vorbild wieder neu angelegt. Der durchgängig geö nete, bunt bep anzte Garten hat eine wunderbar symmetrische Form. In den vier Beeten, die um ein kleines rundes Beet in der
Mitte angeordnet sind, wachsen neben Küchenkräutern auch Duft-, Heil- und Symbolp anzen, wie Elke Lenschow vom Klosterverein Rehna erklärt. Und obwohl man sich den ö entlichen, mit kleinen Schildern markierten Garten auch auf eigene Faust anschauen kann, lohnt es sich, eine Führung mitzumachen. „In diesem kleinen Quadrat Garten stecken unglaublich viele Geschichten und altes Wissen“, sagt Lenschow und lächelt stolz.
Vergleicht man die fünf Gärten aus den unterschiedlichen Jahrhunderten miteinander, könnte der Unterschied kaum größer sein. Doch glücklich verweilen lässt es sich in jedem einzelnen von ihnen – dem zeitgenössisch-wilden, dem landschaftlichen, dem streng barocken, dem klösterlichen und dem alten Dorfschullehrergarten.
(Quelle: Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern)
Info
Wangeliner Garten
Vietlübber Straße
19395 Ganzlin OT Wangelin
Schloss Ludwigslust
Schlossfreiheit 1
19288 Ludwigslust
Schloss Schwerin
Lennéstraße 1
19053 Schwerin
Freilichtmuseum für Volkskunde
Schwerin-Mueß
Alte Crivitzer Landstraße 13
19063 Schwerin
Kloster Rehna
Kirchplatz 1 a
19217 Rehna
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