IBN Januar/Februar 2025 (Auszug)

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Inhalt Ausgabe

Januar/Februar 2025

8-9 RESONANZ

8Elektrik-Trick und Seemannschaft Aufzuneuen Ufern

9IBN und Bodensee Newswerden Partner

10-11 WERFTEN

10 Twiel Z7: Das Batmobil der E-Boote

12-17 PORTRAIT

12 Wiedie IBNauf die Welt kam

17 Mitmachen und gewinnen!

18-65 KNOW HOW

18 Nach VC17m: Welche Lösung passt?

28 AC-Segel:Nur Fliegen istschneller

38 Boot gebraucht!

48 Segel aus Flaschen: DasselbeinGrün

58 Damit`s nicht brenzlig wird

66-71REVIER AKTUELL

71 Gefährlich schön: Wintersegeln

72-81TÖRN

72 VonMeeren und Menschen

82 Foto des Monats

FOTONACHWEISTITEL

MIZU GmbH, Bearb.: Mediendesign

Ellegast,Petra Gülzow: Twiel Z7

Wiedie IBNauf dieWelt kam und groß wurde

TEXT: KLAUS LOHMÜLLER

Alles begann im Mai 1964: Im vergangenen Jahr und aktuell noch bis Mai feiern wir das sechzigste Jubiläumder IBN. Im Interview blickt der Sohn des IBN-Gründers auf die Anfänge und die Entwicklung unseres Magazins bis heute.

IBN-„Vater“ Erich F. Jetter war begeisterter Blauwasser-Skipper.Sein Lebensmittelpunkt blieb aber immer der Bodensee. ©privat

n Herr Jetter,Ihr Vater hat als Verleger einer Tageszeitung vor 60 Jahren die IBN ins Leben gerufen. Können Sie sich an diese Anfangszeit erinnern und erzählen, wie es dazu kam?

Ja, klar.Bereits mein Ururgroßvater hat 1848 den „Volksfreund“, also den Vorgänger des heutigen Zollern-Alb-Kuriers(ZAK) gegründet. 1963 hat mein Vater mit mir gemeinsam in der Segelschule in Lindau das Segeln gelernt. Da war ich 15 Jahre alt. Unser erstes Boot war dann ein Kimmkieler,eine Alacrity, die wir in Horn liegen hatten.

Natürlich haben wir auch mit großer Begeisterung Fachliteratur verschlungen. Dabei hat mein Vater festgestellt, dass es zwar sehr viel Interessantes von den Küstengewässern zu lesen gibt, aber nur sehr wenig vom Bodensee. Als junger Zeitungsverleger hat er daraufhin gesagt:„Das probieren wir!“

n Sie sagen: „Wir“ –Das heißt, es waren von Anfang an bei der IBN mehrere Leute mit im Boot?

Beim ZAK in Balingen war mit Christoph F. Riedel ein Fachredakteurgreifbar,dessen Schwerpunkt im Auto- und Caravan-Bereich lag.Anfangs war die IBN ja auch noch sehr stark touristisch geprägt: Camping,Wassersportund KursschifffahrtimSommer und Skisporttipps für die Schweizerund Vorarlberger Bodenseeregion im Winter.Christoph F. Riedel war dann auch 28 Jahre lang Chefredakteur der IBN. Also fast die Hälfte der Zeit, die es sie gibt. Vielen langjährigen Lesernist er bis heute unter seinem Pseudonym „Paul Peter Punkt“ in Erinnerung geblieben, als welcher er die meisten seiner Vorworte mit der berühmten „spitzen Feder“ geschrieben hat.

Gleichzeitig war klar,dass es für ein Wassersport-Nachrichtenmagazin auch einen fachkundigen Redakteur direkt vor Ort, am Bodensee, braucht. Wirwaren und sind ja in Balingen zu Hause. In Dietmar Kabisch fand mein Vater einen Partner für die IBN, der –inLindau verortet –beste Kontakte zu den Segelclubs sowie zum BSVB und IBMV pflegte.

n Gute Storys und Nachrichten zu schreiben und abzudrucken ist ja das eine –danützt aber die ganze Anstrengung und Leidenschaft nichts, wenn’snachher keiner zu lesen bekommt Wieschafft man es –ohne Internet –ein erstes Heft so zu platzieren, dass es gleich gut rauskommt, auch 60 Jahre danach noch einen festen Abonnenten-Leserstammhat

und an mehreren großen Kiosken und Buchhandlungen zu kaufen ist? Wiehat Ihr Vater damals die ersten Leser erreicht?

Wichtig waren in erster Liniedie ZeitschriftenGrossisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ohne siekann die Zeitschrift an keinem Kiosk oder im Einzelhandel verkauftwerden. Hier galtesamAnfang, Überzeugungsarbeit zu leisten, denn die Grossisten nehmen nur Publikationen auf, von denen sie sich auch finanziellen Erfolgversprechen.

Die gutenKontaktevon Dietmar Kabisch zu denClubs und Verbändenwaren –damals genausowie heute –natürlich unbezahlbar wichtig. Da waren wir drananden Themen, die bewegen, und bekamen dieInfosund Stimmen zu aktuellen ThemenamSee auserster Hand.

Etwas schwieriger war es anfangs mit den Behörden –sowie ganz am Anfang auch mit den Verbänden. Da wurde mein Vaternicht gleich mit offenen Armen empfangen, man war schon misstrauisch: „Was will jetztder von Balingen.“

Klaus Jetter mit der ersten IBN vom Mai 1964
©Klaus Lohmüller
Welches Antifouling folgt auf VC17m
©Peter Nietsch

Nach dem Ende von VC17m: Silikon

oder Biozid–

Welche Lösung passt zu Ihrem Boot?

TEXT: CARMENSOMM

Der langjährige Marktführer bei den Unterwasseranstrichen, VC17m,ist verboten, und die Restbestände sind aufgebraucht. Wassinddie Nachfolgeprodukte?

Bereits2023 hat der Farbenhersteller International die Herstellung von VC17m eingestellt,nachdem TUKES, die finnische Agenturfür Sicherheitund Chemikalien,festgestellt hatte, dass das Produkt die maximal zulässigen Kupferabgabewerte für Antifouling-Produkte überschreitet.

Restbestände durften im Handel biszum 30.April2024 abverkauft werden. Das Auftragen war noch bis zum 2. November 2024 erlaubt. Jetztist endgültig Schluss. Alternativprodukte sind auf dem Markt. Die Frage ist nur:Welches Produkt istfür die Zukunft geeignet?

BiozidhaltigeProdukte

Weiterhin sind biozidhaltige Produkteam Markt erhältlich,sozum Beispiel VC Offshore EU vom Hersteller International, mit

dem ein bestehendes VC17m-Unterwasserschiff direkt überstrichen werden kann.Weiterebiozidhaltige Antifoulingsbieten sich als einfache Nachfolgelösung an, so z.B. verschiedene Thin FilmProdukte oder Nautico Superglide. Allerdings dürften dieTage der biozidhaltigen Unterwasseranstrichegezählt sein.

Gemäß Bodensee-Schifffahrtsordnung Art. 13.10. (Gewässerschutz) müssen Fahrzeuge so gebaut sein, dass die Beschaffenheit des Sees nicht nachhaltig verändert wird. In der Bodensee-Richtlinie 2005mit den Ergänzungen und Änderungen bis16. Mai 2023wird unter Absatz 6.8.für Unterwasseranstriche geregelt:

„Soweit nach dem Stand der Technik möglich, sind biozide Zusätze in Unterwasseranstrichen für Schiffe zu vermeiden.“

Der heutige Stand der Technik ist, dassbiozidfreie Unterwasseranstriche auf dem Markt erhältlich, erprobtund z. B. bei der DLRGbereits seitmehreren Jahren im Einsatz sind

Die Crew von Orient Express setzt die beiden Großsegelhälften.
©Ian Roman

Nur Fliegen ist schneller

TEXT: ANETTE BENGELSDORF

Der 37.America’sCup überraschte mit Großsegeln, die man so noch nie zuvor gesehen hat.Reicht denn jetzt ein Segel nicht mehr aus?

Der Kampf um die „bodenlose Kanne“, den America’s Cup, war mehr als 100 Jahrelang nicht nur ein Kampf der besten Segler.Über Sieg oder Niederlage entschied auch die technischeÜberlegenheit

Als1851der Schoner America nicht mitden damalsüblichen schweren und dehnfreudigen Leinensegeln, sondern als ersteRennyacht mitTüchern aus ägyptischer MakoBaumwolle antrat, sah die Konkurrenz nur noch ihren Spiegel

Das leichteGewebe sorgtefür weniger Topgewicht und konnte wesentlich flacher getrimmtwerden. Höhelaufen war jetzt ein Kinderspiel. Das ersteHightech-Tuch trat seinen Siegeszug an und eroberte nicht nur die Regattabahn. Dann, beimCup 1958, tauchten die ersten Segel aus Polyestergewebe auf und fegten mitihrer Überlegenheit die Naturfaser vom Markt.

Es folgten Folien-,Composit-und Membransegel, die dieDehnung minimierten und die Profiltreue in den Vordergrund rückten 2013 gipfeltedie Entwicklung in einem star-

ren Flügel,der die Boote erstmals zumFoilen, zum Fliegen über das Wasser,brachte. Doch der Flügel verschwand nach zwei Kampagnen, ohne im übrigen Regattasport auch nur die geringsten Spuren zu hinterlassen

Die40Meter hohe Konstruktion konnte im Notfallauf dem Wasser nicht geborgen werden, musstenach den Rennen mit einem Kran zusammen mitdem Mast aus dem Boot gehoben und in der Hallegelagert werden Zu gefährlich,zuvielAufwand, zu viel Lagerplatz.

Wasist denn mitden Großsegeln los?

AlsSegler glaubteman seinenAugen nicht zu trauen.Nicht ein einziges laminiertes Tuch, sondern gleich zwei identischeTücher beschleunigten die foilenden Einrümpfer der AC75-Klasse.Mit atemberaubenden 50 Knoten, also 90 Stundenkilometern, flogen die Boote mitMännern, die nicht Seglern sondern Jetpiloten glichen, über das Wasser. Wasmacht das trapezförmige „Double-SkinSail“ so schnell?

Das Großsegel sollte wieder so beschaffen sein, dass das Tuch bei stehendem Mast geborgen werden konnte und trotzdemdie Form einer Flugzeugtragflächehatte. Denn was ein Flugzeug abheben lässt,bewegt auch ein Boot nach vorne. Es wird nicht vom Wind vorwärtsgeschoben, es wird nach vorne angesaugt. In welchem Ausmaß ist abhängig von mehreren Faktoren.

Messebesucher informieren sich auf der Interboot ganz klassisch über Gebrauchtboot-Angebote

©Messe FN, Silke Magino

Bootgebraucht!

„Ein Leben ohne Boot ist möglich, aber ...“ Auch für den kleinen Geldbeutel bietet der Gebrauchtbootmarkt echt gute Möglichkeiten. Einsteiger kommen hier ihren Traum, inklusive Ausrüstung und manchmal sogar einer Liegeplatzchance näher.Liebhaber können solide Objekte finden,die sich bewährt und deren Voreigner sie -ebenso als Liebhaber-gut gepflegt haben.Natürlich gibt es auch das Gegenteil. Damit beim vermeintlichen Schnäppchen keine Falle zuschnappt, sollte man einige Dinge beachten.

Im wichtigsten Punkt unterscheidet sich die Suche eines guten Gebrauchtbootes nicht von der nach einem Neuboot:Man muss sich zuallererst über die Wünsche und Anforderungen klar werden, die damit erfüllt werden sollen. Je konkreter und genauer,desto besser.Nur so wird man in derFülle der Angebote -die auf dem Gebrauchtbootmarkt noch

viel größer,als bei den Neubooten ist- früher oder später fündig.

Andernfalls wecken ständigneue Angebote mit je anderenStärken und Möglichkeiten mitunter auch ständig neue Ideen und Bootsträume. Das mag einerseitsanregend bis unterhaltsam sein, istbei ernsthafterund mangelsschwimmenden Untersatzes

möglicherweise auch dringenden -Suche nach einem „Neuen“ aber nur bedingt zielführend.

Wasbrauche ich?

Da es dieberühmte„Eier legendeWollmilchsau“ nicht gibt und auch das beste Boot immer noch Verbesserungspotential in

DasInternet bietet eine schier unerschöpfliche Auswahl an „Gebrauchtbooten. Sehr hilfreich bei der Suche ist die Lektüre von Fachmagazinen.Sie bieten in der Regel eine feine Auswahl bei den Annoncen und ergänzend ausführliche Informationen zu einzelnen Modellen. ©Foto:

Klaus Lohmüller (KL)

DasselbeinGrün

TEXT: ANETTE BENGELSDORF

Während Millionen Tonnen Plastikmüll die Weltmeere verschmutzen, werden für die Herstellung von Polyester Unmengen Erdöl und Energie verbraucht. Dabei lassen sichGetränkeflaschen problemlos wiederaufbereiten. Seit ein paar Jahren wird aus ihnen sogar Segeltuch gemacht.

In Recyclingfirmen werden vor dem Einschmelzen Deckel und Etiketten entfernt und die PET-Flaschen gewaschen. ©ReaSea

/Yunaidi Joepoet

Damit'snicht brenzlig wird

TEXT: HUBER DOMIN

Winterzeit ist Werft- und Garagenzeit: Zeit, das Boot fit für die nächste Saison zu machen und vielleicht auch ein wenig aufzurüsten. Unsachgemäß durchgeführte Installationen können nicht nur gefährlich werden, sondern auch die CE-Konformität eines Bootes in Frage stellen und in Schadensfällen zum Ausschluss von Versicherungsleistungen führen. Worauf ist zu achten und welche Arbeiten sollte man lieber von Fachpersonen ausführen lassen?

Im

Oktober 2018 brannten mehrere Boote in der Marina Ultramarin aus. Als Brandursache wurde ein technischer Defekt in der Elektroinstallation eines Bootes vermutet.

Gefährlich schön:

Wintersegelnauf dem Bodensee

TEXT: CARMENSOMM

Strahlender Sonnenschein, tiefblaues, vom Wind gekräuseltes Wasser -die Wassertemperatur beträgt allerdings gerade einmal 6,1 Grad Celsius, und der Wind fühltsich eisig an. Es istFebruar –noch Winter am See.

Trotzdem: ein schöner Tag, um mitdem Boot auszulaufen. Schließlich gibt es kein schlechtes Wetter,nur ungeeignete Kleidung. Winterschuhe, Skiunterwäsche, Zwiebellook und Skianzug halten warm. Los geht’s! Genießenwir eine Stunde auf dem Wasser –beim Segeln oder Motorbootfahren. Rettungsweste? Vielleicht doch, zur Sicherheit.

Winterfreuden und Risiko

Der tragische Unfallvor der Eisernen regt zum Nachdenken an. Am Freitag, 29. November 2024, war ebenso ein wunderbarer TagamSee. VieleSegelbootewaren unter Spinacker unterwegs nach Konstanz.

Vermutlich war die eine oder der andere in oben beschriebener Winterkleidung unterwegs. Stellen wiruns vor,was es bedeutet, mitdieser Kleidung ins Wasser zu fallen. Es muss nicht einmal eine Kenterung sein–schon ein Ausrutschen, selbstimHafen beim Manövrieren, reichtaus um ins Wasser zu fallen.

Winterstimmung auf dem See -nur eineinsames Boot am Horizont ©Julius Osner

VonMeeren und Menschen

TEXT: STEFAN ZÜST

Wahres Leben ist, wenn es nach salziger Luft und frischer Brise riecht. Und wenn Möwen aus dem Sturzflug heraus mit ihrer Hinterlassenschaft die Schulterpartie meiner Jacke zieren, sodass es aussieht, als wäre ich ein hochdekorierter General mit einem Haufen Abzeichen, dann lasse ich mir von diesen Federviechern gerne auch nochmals einen Orden auf die andere Schulter verleihen.

Ich stürze mich mit Schneid ins große Vergnügen des schottischen Segelsommers, an meiner Seite: Meine Tochter Sophie. Denn wir beide haben eine Mission, an deren Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit kein Zweifel besteht. So viel sei hier schon mal verraten.

Im Hafen von Lerwick, an der Südostküste der Shetland Isles.
©Stefan Züst (alle)

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