Wirtschaftsmagazin Bodensee 2019

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BODENSEE

Labhards

W I R T S C H A F T S MAGAZIN

BODENSEE 2019

Starke Standorte

ImBLICKfeld

IM FOKUS Wirtschaftsfaktor Tourismus

RundumBLICK

Fachkräfte von morgen

WeitBLICK Stimmen aus der Region

EinBLICKE Digitalisierung mit Erfolg

DurchBLICK


www.etogruppe.com

Seit 1948: Innovationen vom Bodensee fĂźr die Welt. Vor Ăźber 70 Jahren begann mit der GrĂźndung der Elektroteile GmbH Oberuhldingen (ETO) die Erfolgsgeschichte der heute weltweit aktiven ETO GRUPPE. An unseren Standorten in Deutschland, Polen, USA, China, Indien und Mexiko entwickeln und produzieren wir heute innovative Ventile, Aktoren und Sensoren. Unsere Komponenten regeln und steuern hochdynamische Abläufe in Fahrzeugen und Produktionsanlagen. Sie sind sozusagen das Herz der Maschine. Immer in der Nähe unserer Kunden, sorgen wir fĂźr PHKU 6LFKHUKHLW (IĆ“]LHQ] XQG 8PZHOWYHUWUÂŚJ lichkeit in deren Systemen, zum Beispiel in elektronischen Bremssystemen mit ABS- und ESP-Funktion, Systemen zur variablen Nockenwellen- und Ventilhubverstellung oder in Automatikgetrieben.

Der Mensch im Mittelpunkt. Grundlage unseres internationalen Erfolges sind jedes Mal Menschen, die in ihrem Bereich fachliche HÜchstleistungen erbringen und mit ihrem Engagement Innovationenen vorantreiben. Mit unserer betrieblichen Ausbildung und unseren dualen Studiengängen legen wir bereits frßh den Grundstein fßr ein starkes Team. Auch Absolventen und Professionals erÜffnen wir internationale Karrierechancen. Heute stammen ßber 1.000 unserer weltweit 2.300 Mitarbeiter aus der Bodenseeregion. Auch zukßnftig werden wichtige Innovationen und Impulse von unserem Technologiezentrum in Stockach ausgehen, denn hier schlägt das Herz der ETO GRUPPE.

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T S MAGAZIN

BODENSEE

2019

Liebe Leserinnen und Leser, die Welt ist im Umbruch, jeden Tag, jede Sekunde erreichen uns neue Informationen – mal sind es unwichtige Informationen, mal kÜnnen sie ein ganzes etabliertes System ins Wanken bringen. Die Schnelligkeit, mit der Informatio-

Starke Standorte

ImBLICKfeld

IM FOKUS

RundumBLICK

langen, hat sich faktisch vervielfacht – es bleibt kaum Zeit, sich mit Inhalten zu beschäftigen. Aber genau auf den Inhalt und die Wahrhaftigkeit der Information kommt es in Zeiten des allgegenwärtigen Pauschalvorwurfs der Fake News an. Und genau dafĂźr benĂśtigt man Zeit, um wichtige Informationen zu erkennen, zu verstehen und einzuordnen. Im Wirtschaftsmagazin Bodensee sammeln wir nunmehr im 36. Jahr genau diese wichtigen Informationen aus der internationalen Bodenseeregion. Die diesjährige Ausgabe haben wir mit der Ăœberschrift „Im Fokus“ betitelt. Warum? Wir haben bei den zahlreichen Gesprächen, Interviews und Beiträgen durchweg mit engagierten Akteuren gesprochen, die alle eine klare Haltung, Meinung und ein Ziel vor Augen haben. Alle sind sich der ständig schneller werdenden Welt bewusst, mit all ihren Herausforderungen, Chancen und Risiken. Alle eint dabei der fokussierte Blick auf das Wesentliche, mit dem Ziele erreicht werden. Und bei allen Gesprächen wurde deutlich, dass wir Menschen nun mal Wesen sind, die das persĂśnliche Gespräch als die KĂśnigsdisziplin des Informationsaustauschs schätzen. Beim gegenseitigen ZuhĂśren erfährt und versteht man die Position des Gesprächspartners und kann entsprechend reagieren. Wir laden Sie herzlich ein, sich die Zeit zu nehmen, die Wirtschaftsregion Bodensee aus verschiedenen Blickwinkeln der Akteure zu betrachten. Behalten Sie den Durchblick! Bleiben Sie fokussiert! Viel SpaĂ&#x; dabei wĂźnscht Ihnen das Team

Das Team von Labhard Medien

morgen

Stimmen aus der Regio

EinBLICKE

n

Wirtschaftsfakt or Tourismus

nen heute in die Gesellschaft ge-

vom Wirtschaftsmagazin Bodensee.

Fachkräfte von

WeitBLICK

Digitalisierung mit Erfolg

DurchBLICK

EDITORIAL

SEE BODEN

IM FOKUS

Labhards

WIRTSCHAF


Foto: myPOLS/Matthias drum

myPOLS Biotec – Maßgeschneiderte Enzyme für Diagnostik und Forschung

INHALT Editorial Impressum Zahlen zur Bodenseeregion

1 169 6

Menschen & Innovationen Bruder Werbung BIT Graphik ETO Gruppe Geberit Holenstein ifm electronic Kärcher KLAUS Multiparking Labhard Medien Lanz Services Liebherr Meyer-Hayoz Design Engineering MZ Mosbrugger Zinsmaier OMNI PC Outlet City Metzingen PR2 Petra Reinmöller Public Relations Prinoth pvs Reiss

169 24 40 34 163 14 47 20 8 / 10 / 78 21 147 3 / 28 26 22 176 109 146 16

RAFI Eltec Regio TV Schindler Parent Schunk Schwäbisch Media vergissmeinnicht Kommunikation Volksbank Überlingen Weber Automotive

129 139 5 / 18 33 138 30 130 131

Politik, Wirtschaft & Bildung Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg Baden-Württemberg International Bodensee-Airport Handwerkskammer Konstanz IHK Bodensee-Oberschwaben IHK Hochrhein-Bodensee Innovation durch Kooperation Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Internationale Bodensee-Hochschule Internationale Bodensee Konferenz Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein Wirtschaftsförderung Landkreis Konstanz, BSM

42 48 64 67 50 44 52 54

62 66


Bearbeitung eines Motorblocks mit SCHUNK Spanntechnik Komponenten für die Werkstück- und Werkzeugspannung

Tourismuswirtschaft Bodensee Schiffsbetriebe Buchinger Wilhelmi Hotel Bad Schachen Hotel Bayerischer Hof Mainau MS Sonnenkönigin Thurbo AG Verband der Tourismuswirtschaft Bodensee

Tagen am Bodensee

68 84 73 81 77 74 76 82 70

86

Bodenseeforum Konstanz Convention Partner Vorarlberg Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen Pfänder

92 88 90 87

Deutschland Landkreis Konstanz Allensbach Engen Konstanz Netzwerke Stadtwerke Konstanz Technologiezentrum Konstanz Businesspark Konstanz Radolfzell Milchwerk Reichenau Singen

94 110 120 96 100 106 104 108 / 113 116 118 112 114

Bodenseekreis Friedrichshafen Meersburg Überlingen Wirtschaftsförderung Bodenseekreis

124 132 126 122

Landkreis Ravensburg Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft Landkreis Ravensburg

134

Landkreis Sigmaringen Bad Saulgau 149 Gammertingen 150 Meßkirch 148 Pfullendorf 144 Sigmaringen 142 Wirtschaftsförderungs- und Standortmarketinggesellschaft Landkreis Sigmaringen 140 Schweiz Amt für Wirtschaft und Arbeit Thurgau Neuhausen a. Rheinfall Tägerwilen

152 154 162 160

Fürstentum Liechtenstein First Advisory Group

164 165

Österreich Bregenz Tourismus & Stadtmarketing Vorarlberg Tourismus

170 172 174


HANDELSVERTRÄGE Über bilaterale Verträge ist die Schweiz eng mit den Staaten der Europäischen Union verflochten, vor allem über das Freihandelsabkommen (1972), das Versicherungsabkommen (1989) und die „Bilateralen Abkommen I und II“ (1999/2004).

ENG E VERF L EC HTU N G

Intensive Handelsbeziehungen bestehen insbesondere zwischen

Baden-Württemberg und der Schweiz. Bei den baden-württembergischen Ausfuhren liegt die Schweiz auf Platz drei hinter den USA und Frankreich. Bei den Einfuhren in das deutsche Bundesland liegt die Schweiz auf Platz eins.

EINWOHNER & FLÄCHE

Bevölkerung (Stand 2016) Prognose 2030 Fläche Einwohner je km² Anteil der 20- bis 64-jährigen an der Bevölkerung

WIRTSCHAFTSKRAFT

4.049.748 4.439.470 14.457 km² 306,9 61,7 %

TOURISMUS & BILDUNG Übernachtungen in der Hotellerie (Betriebe ab 10 Betten, 2016) REGIO Bodensee: 20,258 Mio. Hochschullandschaft REGIO Bodensee (2015) 120.678 Studierende Universitäten (7) 66.667 weitere Hochschularten (25) 54.011

Bruttoinlandsprodukt Deutsche REGIO Schweizer REGIO Vorarlberg Liechtenstein BIP / Kopf Deutsche Teilregion Schweizer Teilregion Vorarlberg Liechtenstein

258,2 Mrd. € 44,7 Mrd. € 190,7 Mrd. € 17,1 Mrd. € 5,7 Mrd. €

37.200 € 80.200 € 44.400 € 150.600 €


HIGHTECH In der Bodenseeregion haben

über 100 Luft- und Raumfahrtunternehmen ihren Sitz mit rund 8000 Mitarbeitern. Der Standort „BodenseeAIRea“ ist eine der fünf bedeutendsten

Clusterregionen

der Luft- und Raumfahrt in Deutschland.

IM ÜBERBLICK I N T E R N AT I O N A L

Der größte Teil des Bodensees, der Obersee, stellt ein Kondominium dar. Hoheitliche Aufgaben den See betreffend werden von den Anrainerstaaten gemeinsam wahrgenommen. Bezüglich des Konstanzer Trichters und des Untersees bestehen zwischen der Schweiz und Deutschland vertragliche Grenzvereinbarungen.

SIEDLUNGSRAUM Im Ballungsraum links und rechts des Alpenrheins leben rund 450.000 Einwohner. Über 200 Flüsse, Bäche und Gräben münden in den Bodensee. Dennoch liefert der Rhein fast zwei Drittel des

dem See zufließenden Wassers.

BESCHÄFTIGUNG Erwerbstätige insgesamt am Arbeitsort (Stand 2014) Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation Finanz-/Versicherungs-/Unternehmensdienstleister, Grundstücks-/Wohnungswesen Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren Baugewerbe Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Bergbau, Energie-, Wasserversorgung, Entsorgung

2.234.000 600.000 / 27,0 % 583.000 / 26,2 % 431.000 / 19,4 % 392.000 / 17,6 % 144.000 / 6,5 % 53.000 / 2,4 % 20.000 / 0,9 %

Einpendelnde Grenzgänger nach Herkunftsländern (2015) aus Deutschland 23.995 (davon 19.989 in die Schweizer REGIO) aus der Schweiz 11.600 (davon 10.989 nach Liechtenstein) aus Österreich 16.718 (davon 7.456 in die Schweizer REGIO) aus Liechtenstein 1.611 (davon 1.554 in die Schweizer REGIO)

ARBEITSLOSE Deutsche REGIO Schweizer REGIO Vorarlberg Liechtenstein

2,6 % 2,2 % 5,1 % 1,5 %

Quelle: www.statistik-bodensee.org/index.php/ arbeitsmarktmonitor.html; Stand September 2018 Foto: SPOT 6-Aufnahme, © Airbus DS 2017 Die Zahlen beziehen sich auf die Mitglieder der IBK, www.bodenseekonferenz.org


Seite 13

Seite 10

Seite 12

ANDREAS JUNG Mitglied des Deutschen Bundestages

KARLHEINZ RĂœDISSER Landesstatthalter in der Vorarlberger Landesregierung

AGNIESZKA BRUGGER Mitglied des Deutschen Bundestages

BLICKWINKEL Stimmen aus der Region


MODELLREGION BODENSEE? VIER BLICKWINKEL Andreas Jung, Mitglied des Deutschen Bundestages, Seite 10 Hansjörg Brunner, Schweizer Nationalrat, Seite 11 Agnieszka Brugger, Mitglied des Deutschen Bundestages, Seite 12

Seite 11

Karlheinz Rüdisser, Landesstatthalter in der Vorarlberger Landesregierung, Seite 13

EINBLICKE „Unser größtes Gut sind die Mitarbeiter“, Michael und Manfred Reiss, Hans-Dieter Faller, pvs Reiss, Radolfzell, Seite 16 IT-Experte für das große Ganze, Stefan Lanz, Lanz Services, Friedrichshafen, Seite 21 „Wir ermöglichen den persönlichen Austausch über Grenzen hinweg“, Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr, Baden-Württemberg International, Stuttgart, Seite 64 „Die Zukunft ist bei uns zu Hause – wir ebnen Innovationen den Weg“, Thorsten Leupold, Landratsamt Konstanz – Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Tourismus und grenzüberschreitende Angelegenheiten, Seite 66 Nachhaltigkeit im Fokus, Bettina Gräfin Bernadotte, Björn Graf Bernadotte, Mainau GmbH, Seite 74 Die Thurbo Züge fahren unter neuer Leitung, Claudia Bossert, Thurbo AG, Kreuzlingen, Seite 82 „Das GZH steht für regionale Wertschöpfung und Lebensqualität“, Matthias Klingler, Graf-Zeppelin-Haus, Friedrichshafen, Seite 90 Spezialität: Kommunikation im Tourismus, Petra Reinmöller, PR2 Petra Reinmöller Public Relations GmbH, Konstanz, Seite 109 Inselperspektive, Dr. Wolfgang Zoll, Bürgermeister der Gemeinde Reichenau, Seite 112 Singen am Hohentwiel, Bernd Häusler, Oberbürgermeister der Stadt Singen, Seite 114 „Wir verfolgen eine qualitative Wachstumsstrategie“, Jan Zeitler, Oberbürgermeister; Stefan Schneider, Wirtschaftsförder, Überlingen, Seite 126 Meersburg 2030, Robert Scherer, Bürgermeister der Stadt Meersburg, Seite 132 HANSJÖRG BRUNNER Schweizer Nationalrat

Gründerwettbewerb „Lebe deine Idee“, Bernd Mathieu, Wirtschaftsförderung Pfullendorf, Seite 144 „Die Personenfreizügigkeit gilt nach wie vor“, Daniel Wessner, Amt für Wirtschaft und Arbeit Kanton Thurgau, Frauenfeld, Seite 158 „Ich betrachte das Zusammenleben als befruchtend“, Markus Thalmann, Gemeindepräsident Tägerwilen, Seite 160 Ein Blick in die Tourismusmanufaktur Vorarlberg, Mag. Christian Schützinger, Vorarlberg Tourismus GmbH, Dornbirn, Seite 174


4 BLICKWINKEL

MODELLREGION BODENSEE? Vier Politiker, vier Antworten auf die gleichen Fragen – Labhard Medien sprach mit den beiden Abgeordneten im Deutschen Bundestag, Agnieszka Brugger und Andreas Jung, dem Schweizer Nationalrat Hansjörg Brunner und dem Landesstatthalter in der Vorarlberger Landesregierung, Karlheinz Rüdisser.

„Wir müssen uns als einheitliche grenzüberschreitende Region verstehen und den Schritt machen von guter Kooperation zu gemeinsamer Entwicklung.”

ANDREAS JUNG Wie beurteilen Sie die internationale Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft in der Bodenseeregion? Und in welchen Bereichen sehen Sie Verbesserungsbedarf? Die Zusammenarbeit in der Bodenseeregion in Politik und Wirtschaft ist gut und geprägt von zahlreichen Netzwerken, Plattformen und Kommissionen. Wir müssen uns als einheitliche grenzüberschreitende Region verstehen und den Schritt machen von guter Kooperation zu gemeinsamer Entwicklung. Dann gelingt es, Synergien zu Vorteilen zu nutzen anstelle Nachteile durch eine Randlage zu haben. Wir haben also schon heute vielfältige Beziehungen, müssen darauf aber weiter aufbauen. Mit dem Blick als Bundestagsabgeordneter von Berlin aus: Ist die grenzüberschreitende Kooperation am Bodensee ein Modell für die internationale Zusammenarbeit in Europa? 10 Politik, Wirtschaft & Bildung | Interviews 4 Blickwinkel

Mitglied des Deutschen Bundestages als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Konstanz sowie stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.

Ja, unsere grenzüberschreitende Zusammenarbeit kann und muss Modell auch für andere Regionen sein. Dies gilt gerade auch vor dem Hintergrund unserer Sondersituation an der EU-Außengrenze. Was bei uns schon funktioniert, muss erst recht an anderen Grenzen innerhalb der EU funktionieren. Überall erscheint mir wichtig, dass die übergeordneten staatlichen Ebenen den grenzüberschreitenden Regionen Kompetenzen, Mittel und Spielräume geben, damit sie keine Papiertiger werden, sondern tatsächlich "barrierefrei" Verbesserungen für die Menschen in der Region umsetzen können.


„Es ist wichtig für uns zu erfahren, was auf der anderen Seite der Grenze die Probleme sind, wo der Schuh drückt und vor allem auch, wie man den vielfältigen Herausforderungen begegnet.”

NER N U R B G R Ö J S N HA Schweizer Nationalrat (FDP) in Bern und Präsident des Thurgauer Gewerbeverbandes.

Zusammenarbeit am See? Als Präsident des Thurgauer Gewerbeverbandes pflege ich den regelmäßigen Austausch mit der Handwerkskammer Konstanz, zudem ist unser Verband in losem Kontakt mit den Handwerkskammern rund um den Bodensee. Es ist wichtig für uns zu erfahren, was auf der anderen Seite der Grenze die Probleme sind, wo der Schuh drückt und vor allem auch, wie man den vielfältigen Herausforderungen begegnet. Die Zusammenarbeit und den Austausch erlebe ich als sehr angenehm. Uns verbindet ja nicht nur die Sprache – eine unkomplizierte Verständigung macht vieles einfacher – uns verbindet eben auch, dass wir alle Teil eines enorm erfolgreichen Wirtschaftsraumes sind. Süddeutschland, das St. Galler Rheintal, der Thurgau, das Fürstentum Lichtenstein und das Land Vorarlberg – alles Spitzenreiter, was Innovation und Wohlstand anbelangt. Man darf mit Stolz feststellen, dass wir ein gesundes Klima des Wettbewerbs haben, welches uns dazu anspornt, Spitzenplätze zu erreichen. Tiefe Arbeitslosenquoten, hoher Ausbildungsgrad unserer Berufsleute und ein gewisser Pragmatismus – das zeichnet uns alle aus und vermutlich sind genau das die Ingredienzen unseres Erfolges. Verbesserungsbedarf? Ich beurteile die grenzüberschreitende Zusammenarbeit als sehr gut. Wir verfügen mit zahlreichen Institutionen und Gremien, mit

Clustern in spannenden und zukunftsträchtigen Bereichen sowie der internationalen Bodensee-Hochschule über die notwendigen Instrumente, um weiterhin erfolgreich zu sein. Wenn wir an Verbesserungen denken, so schlage ich vor, dass wir alle immer zuerst bei uns selbst beginnen. Es sind letztlich die einzelnen Länder, die den Willen haben müssen, sich fit für die Zukunft zu machen. Für die Schweiz bedeutet das zum Beispiel, mit einer klugen Steuerreform die Standortattraktivität hochzuhalten. Und wir müssen mit der dringenden Revision unserer Altersvorsorge Gerechtigkeit gegenüber den Jungen herstellen, damit diese weiterhin Vertrauen in den Staat haben, an die Zukunft glauben, innovativ und unternehmerisch tätig sein wollen. Ich gehe davon aus, dass alle unsere Nachbarn zum Teil analoge „Hausaufgaben“ zu erledigen haben. Wenn wir als Staat fit sind, dann ist in aller Regel auch die Wirtschaft fit. Der Rest kommt dann fast von alleine! Modell für die internationale Zusammenarbeit? Wie schon erwähnt, verfügen wir über den Vorteil der gleichen Sprache, was vieles schon von Vornherein vereinfacht. Jedoch lässt sich unser Modell vermutlich nicht telquel auf andere Regionen übertragen. Mitgeben kann man aber bestimmt den speziellen Spirit der erweiterten Bodenseeregion, den ich wie folgt verstehe: Lieber etwas weniger Strukturen, Hierarchien, Organisationen, Regelwerke und Organigramme, dafür mehr Freiraum, Innovation, Wettbewerb und Laissez faire in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Interviews 4 Blickwinkel | Politik, Wirtschaft & Bildung 11


„Die Bodenseeregion ist zweifellos eine der wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsräume Europas. ”

UGGER AGNIESZKA BR Mitglied des Deutschen Bundestages und stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Ihr Wahlkreis: Ravensburg.

Zusammenarbeit am See und Verbesserungsbedarf? Die großen Errungenschaften Europas werden hier in unserer Region und am Bodensee besonders erlebbar. Eine Europäische Union ohne Grenzzäune zwischen den Mitgliedsstaaten und ein gemeinsamer Schengenraum auch mit der Schweiz bringen die Menschen und ihren Alltag näher und lassen trennende Barrieren zunehmend verschwinden. Gemeinsame Projekte und Foren schaffen eine Möglichkeit, dass wir über diese Grenzen hinweg voneinander lernen und miteinander arbeiten. Ein extrem wichtiger Akteur ist die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK). Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein sprechen dort gemeinsam darüber, wie wir das Beste für unsere Region erreichen können. Ich habe mich im letzten Jahr gemeinsam mit meinen grünen Kolleginnen und Kollegen im Landtag und im Europaparlament in die Diskussion um ein neues Leitbild für diese Zusammenarbeit eingebracht. Mit Modellprojekten wie einem grenzüberschreitenden Biotopverbundsystem werden auch schon heute die Fragen von gemeinsamem Umwelt- und Naturschutz mitgedacht und weiterentwickelt. Ein im wahrsten Sinne des 12 Politik, Wirtschaft & Bildung | Interviews 4 Blickwinkel

Wortes verbindendes Element innerhalb der Region ist die Frage der Mobilität. Hier gab und gibt es gerade auf unserer Seite des Bodensees einigen Nachholbedarf. Ich bin sehr froh, dass unser grüner Verkehrsminister Winfried Hermann diese Herausforderung gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort angegangen ist und wir mit der Elektrifizierung der Südbahn und der Bodenseegürtelbahn zwei wichtige Projekte für gute und saubere Mobilität verwirklichen können. Modell für die internationale Zusammenarbeit? Die Bodenseeregion ist zweifellos einer der wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsräume Europas. Besonders im Bereich der grenzüberschreitenden beruflichen Bildung können andere Regionen sicherlich von unseren Erfahrungen profitieren. Die Berufsabschlüsse in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz werden beispielsweise gegenseitig anerkannt. Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien und Liechtenstein beteiligen sich gemeinsam an einem internationalen Austauschprogramm, bei dem Auszubildende für vier Wochen ihre betriebliche Ausbildung in einer Firma eines anderen Landes absolvieren. Mit Blick auf die Europawahlen und Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2019 haben wir Grüne ein Programm aufgestellt, das die Selbstbestimmung der Regionen und Kommunen in Europa sicherstellt und fördert. So können wir in Europa gemeinsam und zusammen wachsen.


„Der Blick auf die Europakarte offenbart, dass sich um den Bodensee in größerem Umkreis eine auffällig hohe Zahl an wirtschaftlich starken Regionen befindet.”

Zusammenarbeit am See? Der Blick auf die Europakarte offenbart, dass sich um den Bodensee in größerem Umkreis eine auffällig hohe Zahl an wirtschaftlich starken Regionen befindet. Diese Regionen verfügen alle über eine überdurchschnittlich hohe Wirtschaftskraft, sind innovationsstark und bieten allgemein hervorragende Lebensbedingungen. Das wiederum ermöglicht einen intensiven Austausch, wovon Vorarlberg als Exportland und die ganze Region stark profitiert. Austausch, Vernetzung und die Zusammenarbeit zur Erreichung gemeinsamer Ziele sind sicher Schlüsselfaktoren für den Erfolg der Regionen und diese finden auch vielfach statt.

DISSER Ü R Z IN E H L R A K Landesstatthalter in der Vorarlberger Regierung und als Wirtschaftsfachmann und gebürtiger Bregenzer ein Kenner des Wirtschaftsraums Internationale Bodenseeregion.

Da zahlreiche innovative Technologien von funktionierenden Verbindungen abhängen werden, sollten die Grenzregionen hier besonderes Interesse an einer Harmonisierung haben.

Wissenschaft und Forschung, Hochwasserschutz, Verkehrsinfrastruktur oder wirtschaftlicher Austausch, um nur einige zu nennen. Die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen beurteile ich als sehr konstruktiv, in der Sache hat natürlich jeder Beteiligte auch auf die Wahrung der regionalen Interessen zu achten.

Modell für die internationale Zusammenarbeit? Neben der institutionalisierten Zusammenarbeit, die beispielsweise im Rahmen der Bodenseekonferenz, in Interreg Projekten und auch bilateral stattfindet, finden sich vermehrt private Initiativen, die grenzüberschreitend aktiv sind. Im Sommer dieses Jahres fand beispielsweise der erste grenzüberschreitende Hackathon auf dem Bodensee statt.

Verbesserungsbedarf? Verbesserungsbedarf sehe ich beispielsweise im Bereich der Telekommunikation. Wenn Sie einmal um den Bodensee fahren, landen Sie in mindestens so vielen Funklöchern wie in verschiedenen Netzen und erhalten bei aktiviertem Datenroaming vermutlich eine Rechnung über den Gegenwert eines neuen iPhones.

Ich glaube, solche Aktivitäten sind charakteristisch für unsere Regionen. Viele Menschen hier kommen gerne ins Tun, sind aktiv, unternehmungslustig, sind innovativ, kooperativ und fleißig, das zeigt sich in vielen Bereichen. Es gibt ähnliche Haltungen und Vorstellungen, das verbindet und ermöglicht oft pragmatische Entscheidungen. Ich glaube, hier sind wir durchaus vorbildlich. Interviews 4 Blickwinkel | Politik, Wirtschaft & Bildung 13


LES A IT IG D S E S S EIN GRO DNIS MISSVERSTÄN Die Rückkehr des Kunden oder: Warum Unternehmen, Marketing und Vertrieb radikal die Perspektive ändern müssen. Eines der größten Missverständnisse der „digitalen Transformation“ ist die Annahme, alles werde unmenschlicher. Man hört von Fabriken, die – ja, heute schon – gänzlich ohne Fenster und Tageslicht auskommen, da dort sämtliches Personal durch Roboter ersetzt wurde. Von selbstfahrenden Autos oder sogar Flugtaxis, die düstere Jobaussichten für Taxifahrer und Piloten verheißen. Oder aber von 3D-Druckern, die ganze Organe auf Knopfdruck nachproduzieren. Nach dem Motto: „Schatzi, könntest du mir bitte noch eine Niere aus dem Büro mitbringen?!“ Roboter, Algorithmen, künstliche Intelligenz, Kryptowährung, Machine Learning, Big Data, Geolocation, Cookies, Klone: Die Herrschaft der Maschinen hat begonnen. Das Menschliche wird verdrängt. Die Apokalypse ist da. Doch halt: Übersehen wir hier nicht etwas? Wenn Unternehmen mit der „Digitalisierung unserer Betriebsabläufe“ meinen, ihre Webseite responsive zu gestalten, die Produktbroschüre als PDF-Download anzubieten oder „auch mal was mit Influencern“ zu machen, gleichen sie einem Reisenden, der die Fahrkarte ausmalt, während er den eigentlichen Zug verpasst. Wer die digitale Transformation primär als eine technische Revolution versteht, übersieht das Wesentliche. Und wer sie als Verdrängung des Menschen durch kühle Maschinenintelligenz auffasst, verwechselt das Instrument mit dem Musiker. Verkennt gleichermaßen Ursache und Wirkung. Denn sowohl die treibende Kraft als auch zentrales Ziel der digitalen Transformation ist: der Mensch.

Alles wird menschlicher – nur 2.0 Die digitale Transformation ist im Kern eine menschliche: die Rückkehr des Menschen ins Zentrum des Geschehens. Keine Frage: Die disruptive Kraft der technischen Innovationen und die Geschwindigkeit, mit denen sich immer wieder neue bahnbrechende Ideen in den Markt und unser Leben drängen, sind beispiellos und stellen selbst die industrielle Revolution in den Schatten. Heute schon. Morgen 18 Menschen & Innovationen | Schindler Parent

erst recht. Und das Tempo nimmt weiter zu. Dennoch: Die (digitale) Technik an sich ist nur das Vehikel. Die eigentliche Revolution ist nicht digital, sondern menschlich: die Emanzipation des Individuums gegenüber dem Markt. Die Verschiebung des Fokus und der Machtverhältnisse weg vom Unternehmen, Produkt oder der anonymen volkswirtschaftlichen Masse hin zum einzelnen Menschen und seinen individuellen Bedürfnissen und Wünschen. Es war der Mensch, um dessen Willen sich das ganze Wirtschaftsrad in grauer Vorzeit erstmalig zu drehen begann. Mit der Zeit verdrängten ihn dann die Dogmen von „Gewinnmaximierung“, „Produktivität“, „Effizienzsteigerung“ und „Marktdominanz“ aus dem Fokus des Geschehens, bis er zu einem Rädchen in dem Getriebe verkam, welches er einst selbst erschuf. Die digitale Revolution verhilft nun, ironischerweise gerade durch ihre Maximaleffizienz und die Überwindung und Egalisierung jeglicher Grenzen und Einschränkungen, dem „Faktor Mensch“ zurück zum Sonnenstatus. Umkreist von allen Wirtschaftsplaneten samt ihren smarten Trabanten und digitalen Satelliten. Während die einen mit Angst und Schrecken auf Roboterfabriken und drohende Arbeitslosigkeit blicken, planen die anderen bereits die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens. Vermutlich mehr aus gesellschaftspolitischem Kalkül als aus Nächstenliebe, aber sei‘s drum. So oder so verhelfen sie den einstigen „Digitalisierungsopfern“ zu ihrem Anteil an den Segnungen des technischen Fortschritts. Wir erleben also ein „Back to the roots 2.0“, eine „Revolution“ im wahrsten Sinne des Wortes: nicht die Schaffung von etwas völlig Neuem, sondern ein „Zurückwälzen“ der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse.

Customer first or die Im Wirtschaftskontext bedeutet dieses Zurückwälzen: die Rückkehr des Kunden (und Mitarbeiters) ins Zentrum des unternehmerischen


Schaffens. Während sich Henry Ford vor hundert Jahren noch mit einem süffisanten „Sie können einen Ford in jeder Farbe haben – Hauptsache, er ist schwarz“ über die Wünsche seiner Kunden äußerte, hören wir heute Jeff Bezos, Amazon-Gründer und aktuell reichster Mann der Welt (Stand Oktober 2018), sagen: „Das Allerwichtigste ist, sich wie besessen auf den Kunden zu konzentrieren. Unser Ziel ist es, das kundenorientierteste Unternehmen der Welt zu sein.“ Ein Träumer? Vielleicht. Aber einer mit 145 Milliarden US-Dollar Privatvermögen. Woran liegt das? Die Digitalisierung bewirkt in ihrer finalen Zuspitzung eine nahezu vollständige Markttransparenz und Informationsgleichheit. Sowohl auf Seiten der Unternehmen als auch für Arbeitnehmer und Kunden. Jeder weiß alles. Vergleicht Anbieter A mit B. Holt sich Expertenrat und Erfahrungsberichte. Checkt Aktienkurse und Testberichte. Informiert sich über Mitarbeiterinterna und das Gehalt des Vorgesetzten. In Echtzeit und instant. Plattformen wie Check24, Glassdoor und Co. machen es möglich. Der Kunde wird nicht nur gläsern, sondern auch wissend und ermächtigt. Hieß es früher noch „Wissen ist Macht“, lautet heute – und viel mehr noch morgen – die entscheidende Frage: Was machst du mit dem Wissen? Und wie nutzt du es, um deine Kunden glücklicher zu machen? Die größte Herausforderung der digitalen Transformation für Unternehmen liegt im Vollzug eines grundlegenden Sinneswandels: weg von einem produktorientierten Mindset hin zu einem radikalen und konsequenten Customer-First-Ansatz. Wobei mit „Customer“ auch die „internen Kunden“, also auch das Personal, die Lieferanten, Partner und Stakeholder gemeint sind. Waren im Industriezeitalter noch die Mitarbeiter die „Soft Facts“, die sich an das normative Raster des Stellenprofils anzupassen hatten, wird in der digitalen Ära jenes Unternehmen die Oberhand gewinnen, welches seine Organisationsabläufe um den Mitarbeiter herum anpasst. Der Mensch wird zum „Hard Fact“. Vielmehr: Er war es schon immer. Aber der digi-

„Wie kann ich dazu beitragen, das Leben meines Kunden zu verbessern? Welche Existenzberechtigung hat unser Unternehmen aus Kundensicht?" tale Wandel forciert wie beschrieben die Notwendigkeit, Mitarbeiter nicht nur zu finden und zu binden. Es geht um die Schaffung eines Arbeitsumfelds, welches agil und flexibel genug ist, sich an die immer schneller verändernden Marktbedingungen anzupassen. Und gleichzeitig eine Kultur fördert, in der Kreativität, Innovation und „Out-of-the-box“-Lösungen auf höchstem Niveau entstehen, gedeihen und Früchte tragen können. Kurz zusammengefasst: Digitale Transformation bedeutet, eine andere Frage zu stellen. Nicht: „Wie können unsere Kunden uns bei der Erreichung UNSERER Unternehmensziele (Gewinnsteigerung, Marktmacht, Shareholder-Befriedigung, Ruhm und Ehre – you name it) behilflich sein?“, sondern: „Wie kann unser Unternehmen unserem Kunden bei der Erreichung SEINER Ziele behilflich sein?“ Ein alter Hut? Reine Wortklauberei? Mitnichten. Wenn auch die Worte vertraut klingen mögen: Die (oft nonverbal) gelebte Realität der meisten Unternehmen offenbart in aller Regel eine andere Haltung: der Charakter und Inhalt von Jahreszielen, die Provisionszahlungen auf Basis von Umsatzzahlen, statt Kundenzufriedenheit, das Silodenken interner Abteilungen und Geschäftsbereiche, die Benutzerführung der Webseiten, die Erreichbarkeit der Servicehotlines, der Umgang mit Bewerbungseingängen und so weiter.

Vom Feature Seller zum Value Seller Für Marketing und Vertrieb bedeutet dies eine Abkehr von „Wie kann ich potenzielle Kunden von meinen Produkten und Dienstleistungen überzeugen?“ hin zu: „Wie kann ich dazu beitragen, das Leben meines Kunden zu verbessern? Welche Existenzberechtigung hat unser Unternehmen aus Kundensicht? Und wie kann ich meine Marke und Angebote neu aus Kundensicht denken und eine individuelle, mehrwertorientierte Nutzenargumentation etablieren? An jedem relevanten Touchpoint. Zu jeder relevanten Zeit. An jedem relevanten Ort. Mit der JETZT relevanten Botschaft.“ Und genau hier beginnt sie wieder: die Abhängigkeit der Maschine vom Menschen. Denn die Erfahrung lehrt uns: Fehlt die menschliche Komponente, mutieren all unsere Marketing Automation Tools, und seien sie noch so ausgeklügelt und smart, zu Kunden stalkenden Cookie-Monstern. Ein unbedachtes Stöbern im Onlineversandhandel, und schon werden wir wochenlang mit plattformübergreifender Bannerwerbung für „unsere“ Waschmaschine, Handyhülle oder Baumwollunterhose verfolgt. Und genau hier braucht die künstliche Intelligenz (KI) die natürliche Intelligenz (NI): uns. Die spontan-kreative Unberechenbarkeit, das emotionale Taktgefühl, das Gespür für den passenden Ton zur richtigen Zeit, die Nuancen zwischen den Zeilen jenseits rationaler „Wenn-A-dann-B“Formeln oder durchgestylter Algorithmenlogiken, kurz: menschliche Empathie. Genau dieser „Faktor Mensch“ ist es, der bei fortschreitender Digitalisierung zunehmend den Unterschied zwischen Markterfolg und -misserfolg ausmachen wird.

Unsere Empfehlung daher an Marketing und Vertrieb Werden Sie vom Feature Seller zum Value Seller. Gehen Sie immer wieder in die Metaebene. Beobachten Sie sich, Ihre Prozesse, Ihren Fokus, Ihre Kommunikation – vom Recruitingprozess über die Sales Tools bis hin zur Webseitenstruktur. Nehmen Sie die Perspektive Ihrer Zielgruppe ein und stellen Sie sich ehrlich die Frage: Hat das, was wir tun, wie wir es tun und warum wir es tun, den Nutzen des Kunden im Fokus? Passen wir uns seinen Bedürfnissen an oder erwarten wir, dass er sich uns anpasst? Reden wir über seine Wünsche oder über unsere Fähigkeiten? Argumentieren wir von innen nach außen – vom Produkt her – oder von außen nach innen – vom Kunden her? Was können wir tun, um aus Kundensicht noch relevanter zu werden und sein Markenerlebnis wertvoller zu gestalten – von der Begrüßung am Telefon über die Angebotsgestaltung bis hin zum After-Sales-Service? Und wie können wir dies glaubwürdig, authentisch und bedarfsorientiert kommunizieren? Und dann nutzen Sie die Brandbreite der digitalen Errungenschaften, um Ihrem Kunden jederzeit da zu begegnen, wo er Sie braucht. Hier und jetzt. Hundert Prozent digital. Hundert Prozent menschlich. Wir wünschen viel Erfolg!

Mehr Informationen gibt es von: Mario Motzkuhn Etat-Direktor mario.motzkuhn@ schindlerparent.de Tel. +49 (0) 7532 43100

Unternehmen: Schindler Parent ist die kreative Verbindung von Marke & Marge®, die Identität gestaltet, Industrie versteht und international agiert. Die Kommunikationsagentur am Bodensee wurde 1979 gegründet und betreut viele Unternehmen aus unterschiedlichen Industriezweigen, insbesondere Familienunternehmen. Schindler Parent | Menschen & Innovationen 19


UNSER TOR ZUR WELT BODENSEE-AIRPORT FRIEDRICHSHAFEN Der Bodensee-Airport Friedrichshafen hat bewegte Zeiten hinter sich. Von insolventen Fluglinien und wegfallenden Verbindungen gebeutelt, läutete er vor rund einem Jahr den Neustart ein, um aus der Entschuldung zu kommen und wieder attraktive Inlandsverbindungen aufzubauen. Die regionale Wirtschaft freut sich über die Entwicklung.

„Mit einer Exportquote von rund 80 Prozent sind wir bei Kunden in 177 Ländern dieser Welt aktiv. Friedrichshafen ist unser Unternehmenssitz und größter Produktionsstandort. Um unser Geschäft optimal zu betreiben ist ein schnell erreichbares und gut ausgebautes Streckenangebot für uns essentiell.“ Andreas Schell, Vorstandsvorsitzender der Rolls-Royce Power Systems AG

Zuletzt gab es eine Reihe von guten, sogar sehr guten Nachrichten für den Bodensee-Airport Friedrichshafen. Die regionalen Gesellschafter unterstützen den Entschuldungsplan mit entsprechenden Darlehen, eine dänische Airline bietet neben den bestehenden Lufthansaflügen nach Frankfurt wieder weitere, langersehnte innerdeutsche Flüge an, und zuletzt hat nun auch das Land nach längeren Verhandlungen seinem Gesellschafterdarlehen zugestimmt. Ein gutes Signal für die Region Bodensee-Oberschwaben, die durch ihre Randlage verkehrsmäßig unzureichend erschlossen ist und so der Weg in die Geschäftszentren innerhalb und außerhalb Deutschlands weit ist. Der direkte Anschluss an das weltweite Streckennetz des Luftverkehrs ist für die 44 Politik, Wirtschaft & Bildung | IHK Bodensee-Oberschwaben

regional ansässigen Unternehmen und für ihre deutschen, aber auch internationalen Geschäfte essentiell. „Rund 30 Prozent der Passagiere des Bodensee-Airports sind Geschäftsreisende“, so Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Bodensee-Airports. „Für viele Großunternehmen, aber auch für die vielen weltweit agierenden mittelständischen Betriebe in unserer Region ist der Flughafen in Friedrichshafen das Tor zur Welt und nicht mehr wegzudenken. Schnelle und unkomplizierte Verbindungen zu internationalen Drehkreuzen, aber auch die innerdeutschen Direktverbindungen, machen den Geschäftsalltag leichter und leisten einen wichtigen Teil zur besse-

„Der Airbus Standort Immenstaad ist in Entwicklungs- und Produktionsketten eng mit europäischen Partnerstandorten vernetzt. Trotz Digitalisierung spielt der Bodensee-Airport eine entscheidende Rolle, um für den persönlichen Austausch mit Kunden, Partnern und Lieferanten schnell erreichbar zu sein.“ Dr. Dietmar Pilz, Standortleiter der Airbus Defence and Space GmbH


ren Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft“, so Prof. Dr. Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben. Das Interesse an einem starken Bodensee-Airport seitens der regionalen Wirtschaft ist groß. „Der Wegfall wichtiger Inlandsverbindungen aufgrund der Insolvenz von Fluggesellschaften hat seine Spuren hinterlassen. Das ist aber weder auf eine mangelnde Nachfrage noch auf das Management des Flughafens, der im operativen Geschäft stets schwarze Zahlen geschrieben hat, zurückzuführen. Deshalb stand es für viele außer Frage, den Bodensee-Airport nach Kräften bei seinen weitreichenden Entschuldungsmaßnahmen für einen echten Neustart zu unterstützen", so Jany.

schnell in die Metropolen gelangen. Das ist das Eine. Der andere Aspekt ist die überregionale Fachkräftegewinnung. Ein leistungsstarker Regionalflughafen erleichtert die Mobilität der Menschen, die hier arbeiten oder es künftig möchten. Der Bodensee-Airport hat trotz zurückliegend schwieriger Zeiten strategisch vieles richtig gemacht. So hat es sich als vorteilhaft erwiesen auf mehrere Standbeine zu setzen, die sich auch gut entwickelt haben. Das Tourismussegment verzeichnet stetiges Wachstum und die Touristikairline Germania plant eine systematische Weiterentwicklung für den Standort Friedrichshafen mit neuen Destinationen. Nachhaltig und stabilitäts-

Zum erneuten Aufbau der innerdeutschen Strecken war die intensive Zusammenarbeit zwischen Airline, Airport und der lokalen Wirtschaft zielführend. Bereits in der ersten Planungsphase wurden die regionalen Unternehmen in die Verhandlungen mit den Airlines eingebunden. So konnten für die Wirtschaft bedarfsgerechte Angebote entstehen. Mit der dänischen Regionalairline SUN-AIR konnte nun auch ein passender Partner gefunden werden. Der Franchisepartner von British Airways bietet zweimal täglich Flüge nach Düsseldorf und ab Mitte Januar 2019 von Montag bis Freitag zweimal täglich und sonntags einmal täglich Flüge nach Hamburg an. „Die Flugzeiten sind auf die Bedürfnisse der Geschäftsreisenden abgestimmt. Morgens hin- und abends wieder zurückkommen – das wollen viele. Auch den schnellen, unkomplizierten

„Der Bodensee-Airport ist eine zentrale Drehscheibe für die internationalen Verbindungen, die diese exportorientierte Region so dringend braucht.“ Dr. Konstantin Sauer, Vorstandsmitglied der ZF Friedrichshafen AG

„Der Flughafen wertet sowohl mit seinem Angebot an Linienverbindungen als auch Urlaubsflügen die Attraktivität der ganzen Bodenseeregion auf. In einer Zeit, in der es gut ausgebildete Fachkräfte eher in Metropolregionen zieht, ist das ein wichtiger Faktor bei dem Wettbewerb um dringend benötigte Fachkräfte." Martin Buck, Vorsitzender des Vorstands der ifm Stiftung & Co. KG

fördernd ist auch, dass sich der Flughafen in Friedrichshafen mit nur rund 15 Prozent Anteil an den Passagierzahlen weniger abhängig von Billigfluggesellschaften gemacht hat als andere Regionalflughäfen. Die Aussichten für den Bodensee-Airport sind vielversprechend. Die richtigen Partner sind gefunden, die Perspektiven bei den Streckenverbindungen sind gut und strategisch nachhaltig ausgerichtet. Eine Last trübt die Euphorie allerdings etwas: Die anstehenden Investitionen alleine in die Sicherheitsinfrastruktur, einschließlich des notwendigen Ersatzes des Towers, betragen bis zu 15 Millionen Euro. Hinzu kommen anstehende Investitionen in die Sicherheitsinfrastruktur in Höhe von knapp 7 Millionen Euro. „Wir werden große Anstrengungen dafür unternehmen und hoffen sehr, dass uns das Land Baden-Württemberg bei diesen Investitionen noch unterstützt. Dann können wir wieder frei atmen“, so der Flughafen-Geschäftsführer.

Check-In und die kurzen Wege am Bodensee-Airport schätzen gerade die Business-Reisenden", so Wehr. Aufgrund der direkten Initiative von Airbus Defence and Space GmbH wurde sogar eine eigene Regionalflugstrecke nach Toulouse geschaffen, die von der französischen TWIN-JET geflogen wird. Mit täglich vier Flügen nach Frankfurt garantiert die Lufthansa in Friedrichshafen effiziente Umsteigeverbindungen in die ganze Welt und fördert so die Flexibilität der Geschäftsreisenden. „Zwei Drittel der Passagiere auf den Lufthansaflügen ab Friedrichshafen sind geschäftlich unterwegs. Das zeigt die gute Akzeptanz dieser Verbindungen bei der regionalen Wirtschaft", so Wehr. Ergänzt wird das Angebot durch Turkish Airlines, die ab Sommer 2019 wieder tägliche Linienflüge von Friedrichshafen nach Istanbul anbietet. Damit werden zusätzliche Umsteigeverbindungen zu 300 weltweiten Zielen möglich. Nicht zu unterschätzen ist auch der Aspekt der Standortsicherung durch den Flughafen. Die Region zeichnet sich auch durch ihre Exportstärke aus und die vielen weltweit agierenden Unternehmen können auch deshalb ihrem Standort treu bleiben, weil sie trotz einer angespannten Straßenverkehrssituation ohne direkten Autobahnanschluss über den Bodensee-Airport

„Für unseren internationalen Messestandort sind nationale und internationale Flugverbindungen ein sehr wichtiges Angebot für unsere Kunden aus dem In- und Ausland. Wir freuen uns über die Verbindungen nach Frankfurt und Düsseldorf, und auch die angekündigten Flüge nach Hamburg werden mit Sicherheit auf große Resonanz stoßen. Wenn wir uns noch eine Direktverbindung wünschen dürfen: Berlin.“ Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen GmbH

KONTAKT Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben Lindenstraße 2, D-88250 Weingarten, Tel. +49 (0) 751 4090 info@weingarten.ihk.de, www.weingarten.ihk.de IHK Bodensee-Oberschwaben | Politik, Wirtschaft & Bildung 45


FACHKRÄFTE? SICHER! HANDWERK GEHT IN DIE (PERSONAL-)OFFENSIVE Viel Arbeit, wenig Leute: Um 0,9 Prozent verringert sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft jährlich aufgrund des in manchen Branchen herrschenden Personalengpasses. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln).

KONTAKT Handwerkskammer Konstanz Webersteig 3 D-78462 Konstanz Tel. +49 (0) 7531 2050 info@hwk-konstanz.de www.hwk-konstanz.de

Auch im regionalen Handwerk macht sich das bemerkbar: Jeder dritte Handwerksbetrieb im Kammerbezirk Konstanz ist auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Aber für viele dieser Betriebe war geeignetes Personal trotz starker Bemühungen bislang nicht zu finden. „Es ist höchste Zeit, bei der Fachkräftesicherung in die Offensive zu gehen – und das mit vereinten Kräften“, sagt Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz. Die Initiative „Handwerk 2025“, die die baden-württembergischen Handwerkskammern gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und dem Baden-Württembergischen Handwerkstag gestartet haben, tut genau das.

Personalarbeit im Fokus In Konstanz hat Mitte 2018 Personalberaterin Fa50 Politik, Wirtschaft & Bildung | Handwerkskammer Konstanz

bienne Gehrig ihre Arbeit bei der Handwerkskammer Konstanz aufgenommen. Gefördert durch die Landesinitiative berät sie Mitgliedsbetriebe kostenlos in allen Fragen der Fachkräftesicherung – von der Mitarbeitersuche bis zur Personalführung „Die Erweiterung unseres Beratungsangebots bringt genau das Know-how in die Betriebe, das sie im harten Wettbewerb um Fachkräfte brauchen“, ist Georg Hiltner überzeugt. „Personalpolitik ist zwar schon heute in den meisten Betrieben Chefsache, aber dafür müssen zukünftig noch viel mehr Ressourcen bereitgestellt werden, intern wie extern“, so Hiltner.

Von Finden bis Binden Die neue Personalberaterin Fabienne Gehrig bietet vielfältige Unterstützung an. „Als Beraterin betrachte ich das Thema Personal ganzheitlich, also vom


Foto: Handwerkskampagne des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks

Ansprechpartnerin bei der Handwerkskammer Konstanz: Personalberaterin Fabienne Gehrig Tel. +49 (0) 7531 205-377 fabienne.gehrig@hwk-konstanz.de

Personalmarketing über die richtige Auswahl bis zur langfristigen Bindung von Mitarbeitern. Die Maßnahmen sind dabei individuell auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten“, beschreibt die studierte Psychologin ihren Ansatz. Wichtig ist ihr eine aktive und nachhaltige Zusammenarbeit. Dazu stehen jedem Betrieb bis zu acht Beratungstage zur Verfügung. „So bleibt Zeit, um die Situation genau zu analysieren, eine passgenaue Strategie zu entwickeln und konkrete Schritte einzuleiten“, weiß Gehrig. Eingebunden ist sie dabei nicht nur ins Konstanzer Beraterteam. Sie ist auch mit ihren Kolleginnen und Kollegen in den anderen baden-württembergischen Kammern verknüpft. Eine

„Es ist höchste Zeit, bei der Fachkräftesicherung in die Offensive zu gehen – und das mit vereinten Kräften.“

zentrale Koordinierungsstelle in Stuttgart stimmt die Aktivitäten der Personalberater aller acht Kammern ab und sorgt für fachlichen Austausch. Dieser übergreifende Ansatz ist bisher einmalig.

Neue Online-Plattform und Infoserie Neben der persönlichen Beratung gibt es über die Initiative Handwerk 2025 auch im Internet weitreichende Angebote zum Thema. Die digitale Informations- und Wissensplattform unter www.personal.handwerk2025.de informiert Betriebsinhaber über Strategien zur Mitarbeitergewinnung und -bindung und stellt praxistaugliche Werkzeuge für die Umsetzung bereit.

Handwerk 2025 Digitalisierung, Energiewende, Demografischer Wandel – drei Stichworte für Megatrends, die Chance, Herausforderung oder gar Risiko für das Handwerk sein können. Das Wirtschaftsministerium hat daher gemeinsam mit dem Baden-Württembergischen Handwerkstag die Initiative „Dialog und Perspektive Handwerk 2025“ ins Leben gerufen. Bis 2019 fließen 4,4 Mio Euro in 20 konkrete Maßnahmen der drei Offensiven Personal, Strategie und Digitalisierung, um das Handwerk fit für die Zukunft zu machen. Weitere Informationen zur Initiative „Handwerk 2025“ unter www.hwk-konstanz.de/handwerk2025

Skilled Crafts and Trades in 2025 Digitisation, the energy transition, demographic change – these three keywords stand for megatrends that can offer an opportunity, challenge or even a risk for skilled crafts and trades. The Ministry of Economics has therefore launched the initiative “Dialogue and Perspectives for Skilled Crafts and Trades in 2025” together with Baden-Württemberg’s Association of Trades and Crafts. Until 2019, it will invest 4.4 million euros in 20 specific measures relating to the areas of HR, strategy and digitisation to prepare skilled crafts and trades for the future. For more information on the initiative, see www.hwk-konstanz.de/handwerk2025

Handwerkskammer Konstanz | Politik, Wirtschaft & Bildung 51


AUSBILDUNG UND BERUF

SO GELINGT INTEGRATION! KONTAKT IHK Hochrhein-Bodensee Projekt Integration junger Flüchtlinge Jan Vollmar Tel. +49 (0) 7531 2860-181 jan.vollmar@konstanz.ihk.de Sven Ness Tel. +49 (0) 7622 3907-219 sven.ness@konstanz.ihk.de

Zugewanderte langfristig in die Gesellschaft zu integrieren, verlangt, ihnen auch berufliche Chancen zu öffnen. Die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee bietet sowohl Unternehmen, die Geflüchtete integrieren wollen, als auch den Geflüchteten selbst eine Anlauf- und Beratungsstelle und bildet selbst mehrere Geflüchtete aus. Die hohe Zahl an Asyl- und Schutzsuchenden, die in den letzten Jahren vor Krieg, Verfolgung und Not aus ihrer Heimat geflüchtet sind, stellt sowohl die Politik, als auch Wirtschaft und Gesellschaft vor eine enorme Herausforderung. Menschen, die dauerhaft in Deutschland bleiben, müssen integriert werden, sprich langfristig in die Gesellschaft aufgenommen und einbezogen werden. Zugewanderten soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht werden. Dies bedeutet auch, ihnen berufliche Perspektive zu bieten. Hier sind die Wirtschaft und ihre Unternehmen besonders gefordert. Die IHK übernimmt bei dem Thema Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Beschäftigung besondere Verantwortung. Mit einem umfangreichen Informations- und Beratungsangebot steht sie den Unternehmen, die einen Geflüchteten ausbilden wollen, und den Geflüchteten selbst bei rechtlichen und praktischen Fragen zur Seite. Sie hilft Zugewanderten bei der Feststellung und Einordnung ihrer Kompetenzen und der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen, bei der Berufsorientierung, bei der Suche nach einem passenden Praktikums- oder Ausbildungsplatz, aber auch bei der Gründung eines eigenen Unternehmens. Zudem integriert sie selbst Geflüchtete und bietet ihnen eine Einstiegsqualifizierung (EQ) oder eine Ausbildung. Momentan beschäftigt die IHK zwei Geflüchtete: Den 23-jährigen Abdulrahman Deirieh, der 2015 mit seinem Bruder aus Syrien flüchtete, und die ein Jahr jüngere Kurdin Berivan Moslem, die 2014 mit ihrer Familie nach Deutschland kam. Berivan Moslem wurde am 16. September 1996 in Kobani in Syrien geboren. Als der Krieg in Syrien ausbrach, besuchte

sie die 11. Klasse des Gymnasiums in Aleppo und lernte auf das Abitur. Ihre Ferien hatte sie freiwillig in einer Sommerschule verbracht, um gut auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet zu sein. Doch dann kam alles anders. Sie musste die Schule abbrechen und suchte für ein Jahr lang mit ihrer siebenköpfigen Familie in einer Einzimmerwohnung auf dem Land Schutz vor dem Krieg. Als dies nicht mehr ging, beschloss sie 2014 gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Schwester, Syrien zu verlassen und nach Deutschland zu gehen. Ihr Bruder lebte damals schon seit sieben Jahren in Konstanz und ermöglichte es der Familie, ein Visum für Deutschland zu erlangen. Dort angekommen fiel es der jungen Kurdin schwer, das Erlebte zu verarbeiten und sich in Konstanz ein neues Leben aufzubauen. Ein erster Schritt war der Besuch eines Sprachkurses. Dann lernte sie den „Kümmerer“ Jan Vollmar kennen, der die junge Frau auf ihrem Weg in das Berufsleben unterstützte und ihr neue Perspektiven gab. Er ermunterte sie zum Besuch einer Hauptschule, um auch einen deutschen Abschluss zu haben. Anschließend begann sie eine EQ bei der IHK als Kauffrau für Büromanagement. Nach dieser wurde sie direkt ins zweite Lehrjahr übernommen und steht nun kurz vor ihrem Abschluss der Ausbildung.

52 Politik, Wirtschaft & Bildung | Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee


„Beschäftigung ist das Bepanthen der Gesellschaft: Wo auch immer Du es aufträgst – es hilft!“ Prof. Dr. Claudius Marx

Abdulrahman Deirieh wuchs in Aleppo in Syrien auf und studierte nach seinem Abitur zweieinhalb Jahre lang Betriebswirtschaft an der Universität Aleppo. Nebenher machte der passionierte Hobbyfotograf ein Zertifikat als Fotograf. Bevor er sein Studium abschließen konnte, brach der Krieg in Syrien aus und der junge Araber musste mit seinem Bruder fliehen. Während er ein Jahr lang in Deutschland auf eine Aufenthaltserlaubnis wartete, brachte er sich allein mit YouTube und verschiedenen Websites auf das Sprachniveau B1 im Deutschen. Durch einen dreimonatigen Sprachkurs erreichte er dann das Niveau B2. Da zwar sein syrisches Abitur in Deutschland anerkannt wurde, nicht jedoch sein Studium, beschloss er, eine Ausbildung zu beginnen. Auf eine Stellenanzeige in der Zeitung hin bewarb er sich bei der IHK und bekam dort eine EQ als Kaufmann für Büromanagement. Die Arbeit bei der IHK mache ihm viel Spaß, so erzählt er im Gespräch. Der Inhalt, den sie in der Berufsschule durchnehmen, bereite ihm nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium keine Probleme und auch die Sprachbarriere werde immer geringer. Abdulrahman Deirieh hofft, nach dem EQ aufgrund seiner guten Leistungen direkt ins zweite Lehrjahr wechseln zu können. Auch nach seiner Ausbildung will er sich stets weiterbilden und langfristig Fuß in Deutschland fassen.

INTERVIEW MIT PROF. DR. CLAUDIUS MARX, HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER DER IHK HOCHRHEIN-BODENSEE Herr Prof. Dr. Marx, die IHK engagiert sich stark bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Warum ist dies für die Wirtschaft so wichtig? Es ist das sprichwörtliche Glück im Unglück, dass die Menschen, die aus schierer Not zu uns kommen, hier auf einen Arbeitsmarkt treffen, der sich stark zeigt wie lange nicht. Mehr als die Hälfte unserer Mitgliedsunternehmen leiden darunter, nicht die Fachkräfte rekrutieren zu können, die sie benötigen, um der erfreulich großen Nachfrage gerecht zu werden. Wenn es uns also gelingt, Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren, verbinden wir mehr als das Angenehme mit dem Nützlichen – wir geben einem Menschen die

Chance, hier Fuß zu fassen und Wurzeln zu schlagen und lindern zugleich den Fachkräftemangel. Dabei wissen wir natürlich, dass der Weg dahin lang und steinig ist und Erfolge sich nicht über Nacht – auch nicht über ein Jahr – einstellen. Aber langfristig kann die Aufgabe durchaus gelingen. Daran arbeiten wir. Vor welchen Problemen stehen Unternehmen, die einen jungen Flüchtling beschäftigen wollen, was sind die größten Hürden? Auf den ersten Plätzen des Hürdenlaufes würde ich die Sprache und das Aufenthaltsrecht nennen. Für den Geflüchteten ist der Spracherwerb der Schlüssel für alles Weitere. Ohne Sprache geht es nicht. Sprache ist kein nice-to-have, sondern ein absolutes must – wer den Sicherheitshinweis an einer Maschine nicht versteht, kann sein Leben und das anderer riskieren. Und wer dem Unterricht in der Berufsschule nicht folgen kann, erreicht das Ausbildungsziel nicht. Das Aufenthaltsrecht ist der Angstgegner des aufnehmenden Unternehmens – oft undurchschaubar, immer komplex, manchmal auch widersinnig. Und nichts ist frustrierender, als wenn sich ein Unternehmer, der viel Zeit und Mühe in die Integration eines Geflüchteten investiert hat und sich gerade gemeinsam über das Gelingen zu freuen beginnt, überraschend einer Beendigung des Aufenthaltsrechts und einer Abschiebung gegenüber sieht. Es bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber hier bald nachbessert. Und inwiefern kann die IHK dabei helfen, diese Hürden zu überwinden? Bis dahin können die Integrationshelfer der IHK mit ihrem Erfahrungswissen helfen, solche unangenehmen Überraschungen zu vermeiden. Mitunter kann das Kind sogar noch aus dem Brunnen gezogen werden, wenn es bereits hineingefallen ist. Und in jedem Falle wird der Geflüchtete und das ihn aufnehmende Unternehmen begleitet: Denn Integration ist keine Momentaufnahme, sondern ein Prozess, der nur gelingt, wenn keinem der Beteiligten unterwegs die Luft ausgeht. Da ist viel Ausdauer gefragt, Rückschläge und Enttäuschungen inbegriffen. Wie wird das Beratungsangebot der IHK zur Integration junger Flüchtlinge angenommen? Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial in der Einbeziehung von Geflüchteten, was würden Sie gerne ändern? Integration gelingt nur, wenn alle Beteiligten ihren Beitrag leisten. Der Geflüchtete braucht Ausdauer, Motivation, einen starken Willen und die Bereitschaft, sich auf das einzulassen, was er hier vorfindet. Er startet nicht aus der Pole Position und das verlangt ihm mehr ab als seinen hier aufgewachsenen Kollegen. Das Unternehmen braucht Geduld, muss gewissermaßen in Vorleistung gehen und erst einmal in den künftigen Mitarbeiter „investieren“ – Zeit, Verständnis, Betreuung, Aufmerksamkeit, Ausbildung. Die Verwaltung muss den Spagat zwischen abstrakten Vorschriften und Einzelfallgerechtigkeit schaffen – kein sturer Gesetzesvollzug, sondern adäquates Verwaltungshandeln, das sich am Sinn der Norm ausrichtet, nicht am Buchstaben. Und die Politik schließlich muss den legislativen Rahmen nachjustieren, wenn nötig auch mehrmals. Denn neue Situationen brauchen neue Antworten – und das wenn möglich nicht erst nach Jahren.

Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee | Politik, Wirtschaft & Bildung 53


Fotos: Insel Mainau/Peter Allgaier

NACHHALTIGKEIT IM FOKUS

Mit dem Leitsatz „Nachhaltigkeit für Region und Umwelt“ legt die Mainau GmbH den Kurs des Unternehmens fest: Bettina Gräfin Bernadotte und Björn Graf Bernadotte sehen in ihrer Aufgabe als Geschäftsführer eines der größten Tourismusunternehmen am Bodensee eine klare Verantwortung darin, das Thema Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben und das Unternehmen kontinuierlich nach diesem Aspekt, der fest in der Unternehmensphilosophie verankert ist, auszurichten.

KONTAKT Mainau GmbH D-78465 Insel Mainau Tel. +49 (0) 7531 3030 info@mainau.de www.mainau.de

74 Tourismus | Mainau GmbH

Gräfin Bernadotte, Sie führen gemeinsam mit Ihrem Bruder eines der größten Tourismusunternehmen am Bodensee. Wie integrieren Sie den Aspekt der Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen und wie schaffen Sie es, eine Balance zwischen Ökologie und Ökonomie herzustellen? Die Insel Mainau als botanischer Garten steht für Naturerlebnis und Erholung in unserer oft so schnelllebigen Zeit, in der Effizienz und Optimierung häufig an erster Stelle stehen. In diesem Zusammenhang möchten wir unseren Besucherinnen und Besuchern aufzeigen, wie wertvoll die Natur für uns alle ist und wie wichtig der Schutz und der Erhalt dieser ist. Als Unternehmen, das nach markwirtschaftlichen Gesichtspunkten agiert, arbeiten wir aber natürlich auch auf die Erfüllung unserer Unternehmensziele hin – gleichzeitig sehen wir es als unsere Pflicht, einen Beitrag für den Erhalt und den Schutz der Natur zu leisten. Aus diesem Grund ist das Thema Nachhaltigkeit fester Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie und wir sind bestrebt, kontinuierlich weitere Maßnahmen zu entwickeln, damit die Bereiche Ökonomie und Ökologie im Gleichklang einhergehen. Die Mainau GmbH hat hierfür beispielsweise im Unternehmen speziell Stellen für den Bereich Energie- und Klimaschutzmanagement sowie Umweltmanagement geschaffen. Zudem arbeitet die Mainau GmbH, als erstes Tourismusunternehmen in Deutschland, bereits seit 1998 nach den Richtlinien des europäischen Umweltmanagementsystems EMAS. Als Ergänzung hierzu wurde

2013 zusätzlich ein Energiemanagement etabliert. Im Jahr 2018 wurde darüber hinaus damit begonnen, das bestehende Energie- und Klimaschutzkonzept weiter auszuarbeiten. Graf Bernadotte, an welchen Stellen wird der Aspekt der gelebten Nachhaltigkeit sichtbar oder erfahrbar, auch für Besucherinnen und Besucher? Der Aspekt der gelebten Nachhaltigkeit wird auf der Insel Mainau an unterschiedlichen Stellen erfahrbar. Mit verschiedenen themenspezifischen Veranstaltungen und Tagungen im Jahr wird die Insel Mainau zu einer Plattform für den Austausch und die Entwicklung von innovativen, nachhaltigen Ideen und Denkansätzen. In Park und Gärten der Insel Mainau können sich die Besucherinnen und Besucher unter anderem an neun verschiedenen Stationen auf dem Nachhaltigkeitsparcours rund um das Thema informieren und erfahren, z. B. im Insektengarten, wie man auch im eigenen Garten ein insektenfreundliches Umfeld schaffen kann. An der Station im Energiepavillon wird anschaulich erklärt, welche Energien die Insel Mainau nutzt und wo auch zu Hause Einsparpotential liegen kann. Im Rahmen des Jahresmottos 2019 „Sonne, Mond und Sterne“ wird im Energiepavillon beispielsweise das Thema Photosynthese genauer unter die Lupe genommen. Mit verschiedenen Aktionen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten wir auch aktiv dazu anregen, im Alltag darauf zu achten, nachhaltig mit Ressourcen


Die Insel Mainau ist immer einen Besuch wert. Denn das 45 Hektar große Eiland – eines der bedeutendsten Ausflugsziele am Bodensee – ist auf Schritt und Tritt ein Erlebnis, bietet in jedem Teil des Parks beeindruckende Ein- und Ausblicke und überrascht dabei immer wieder aufs Neue. Der abwechslungsreiche Rundgang über die Blumeninsel mit seinem Blüten- und Pflanzenreichtum lässt den hektischen Alltag vergessen. Bettina Gräfin Bernadotte trat 2007 in die Fußstapfen ihrer Eltern Sonja Gräfin Bernadotte und Lennart Graf Bernadotte und übernahm die Geschäftsführung der Mainau GmbH. Eines ihrer Ziele ist es, dass die wichtige Rolle der Natur wieder mehr in den Fokus rückt, und so engagiert sie sich z. B. als Projektinitiatorin der Europa-Minigärtner. Ihr Wunsch ist es, dass die Besucherinnen und Besucher während ihres Aufenthaltes auf der Insel Mainau Entschleunigung in der Natur finden. Gemeinsam streben Bettina Gräfin Bernadotte und ihr Bruder Björn Graf Bernadotte, der 2011 mit in die Geschäftsführung eingestiegen ist, für die Mainau GmbH ein ausgewogenes Verhältnis von Ökologie, Ökonomie und Sozialem im Sinne der Nachhaltigkeit an.

umzugehen. So werden beispielsweise die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Aufklebern über den Lichtschaltern beim Verlassen des Raumes dazu animiert, das Licht auszuschalten, um so Energie – gleichzusetzen mit Kosten – einzusparen. Auch das Thema Regionalität nimmt im Kontext der Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert ein: Im Shop „fair + lecker“ in der Nähe der Spielplätze werden u. a. regionales Eis und verschiedene, fair gehandelte Produkte angeboten. Für die Anreise zur Insel Mainau mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es beispielsweise für unsere Besucherinnen und Besucher verschiedene Kombitickets. Gräfin Bernadotte, Sie haben angesprochen, dass 2018 der Start für die Erarbeitung eines neuen Energie- und Klimaschutzkonzept für die Mainau GmbH war. Was ist das Ziel? Bereits in der Vergangenheit haben wir Maßstäbe für die Bereiche Energie und Klimaschutz im Unternehmen festgelegt. Unser Anliegen ist es aber, das Thema kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ich finde es sehr wichtig, neue Denkansätze zu entwickeln und zu fördern, um so den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu begegnen. So werden im neuen Energie- und Klimaschutzkonzept unsere bereits bestehenden Energieziele noch bewusster mit weiteren Unternehmenszielen und deren Maßnahmen verknüpft. Absicht ist es, die Ergebnisse der Mainau GmbH in den Bereichen Energieeffizienz, Reduktion des Energieverbrauchs und Er-

höhung des Anteils an erneuerbaren Energien zu optimieren, auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit.

ਲ਼ E N G L I S H S U M M A R Y Mainau Island is always worth a visit. The 45-hectare island – one of the main tourist attractions on Lake Constance – is a great place to explore with impressive views and sights at every turn, and a constant source of new surprises. Visitors can leave the stress of everyday life behind on a fascinating tour around the Flower Island with its abundance of blossoms and plants. In 2007, Countess Bettina Bernadotte followed in the footsteps of her parents, Countess Sonja Bernadotte and Count Lennart Bernadotte by taking over the management of Mainau GmbH. One of her goals is to put a greater focus on the importance of nature, for example by initiating “Europa-Minigärtner”, a gardening project for children. She wants to help visitors to unwind during their visit to Mainau Island through contact with nature. Together with her brother Count Björn Bernadotte, who joined her in the management team in 2011, Countess Bettina Bernadotte strives to create a balance between ecological, economic and social aspects to achieve sustainability.

Links: Italienischer Rosengarten auf der Insel Mainau, Unten: Nachhaltigkeitsparcours auf der Insel Mainau, Station „Wasser“

Mainau GmbH | Tourismus 75


DIE

ZÜGE

FAHREN UNTER NEUER LEITUNG

Im Gespräch mit Claudia Bossert, Geschäftsführerin der Thurbo AG

KONTAKT Regionalbahn Thurbo AG Bahnhofstrasse 31 CH-8280 Kreuzlingen Tel. +41 (0) 71 554 00 00 hallo@thurbo.ch www.thurbo.ch www.facebook.com/ thurbo.ch

Frau Bossert, wer die bunten Thurbo-Züge kennt, weiß, sie stehen für Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Sauberkeit und entspanntes Reisen. Das Unternehmen beschreibt sich selbst als einfach, persönlich und fokussiert. Welche dieser Begriffe können auch auf Sie zutreffen? Die Werte, die unser Unternehmen beschreiben, sind mir durchaus sehr nahe. Ich versuche meine Ziele direkt und schnell anzupeilen, auf dem einfachsten Weg. Ich habe lieber etwas Kleines wirkungsvoll umgesetzt, als hochfliegende Pläne, die nie realisiert werden. Eisenbahn ist ein enges Zusammenspiel zwischen Technik und Mensch, entscheidend ist bei aller Technik aber schlussendlich doch der Mensch – das Persönliche. In einer digitalen Welt gewinnen persönliche Beziehungen wieder an Bedeutung. Mir ist der persönliche Kontakt sehr wichtig, im persönlichen Gespräch spüre ich, was der andere wirklich meint. „Persönlich“ ist ganz sicher einer meiner wichtigsten Werte. Und es wird mir nachgesagt ich sei fokussiert, gut organisiert und konzentriere mich auf das Wesentliche. Das möchte ich gern auch in meiner neuen Funktion so fortführen. Die Thurbo AG ist in der internationalen Bodenseeregion eines der wichtigsten Unternehmen im Bereich Mobilität. Was war Ihre Motivation zu Thurbo zu kommen und wie profitieren Sie bei der neuen Aufgabe von den bisherigen Stationen Ihrer beruflichen Karriere? Auf den ersten Blick ist das vielleicht wirklich ein ungewöhnlicher Weg. Ich war 20 Jahre beim Schweizer

82 Tourismus | Regionalbahn Thurbo AG

Fernsehen und durfte dort die verschiedensten Funktionen ausüben, habe Sendungen geplant und produziert, Projekte geleitet, Marketing und Vermarktungsstrategien entwickelt und gelernt, mit sehr verschiedenen Anspruchsgruppen umzugehen. Und Fernsehen und Eisenbahn haben durchaus Parallelen: Beide funktionieren nach sekundengenauem Takt-Fahrplan, bei beiden gibt es Störungen auf deren Auswirkungen man flexibel und schnell reagieren muss. Beides sind Produkte, die sehr bekannt und mit hoher Emotionalität verbunden sind. Beide Bereiche sind sehr Technologie getrieben, verbunden mit sehr engagierten Menschen, die diese Produkte machen. Das alles spiegelt sich auch in einer zukunftsorientierten und persönlichen Unternehmenskultur wider. Damit habe ich mich schon bei der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) und jetzt auch bei Thurbo sofort wohl gefühlt. Das Miteinander ist sehr ausgeprägt. Das kannte ich aus den Medien und habe es bei der Bahn wieder so angetroffen. Der Sprung in die Eisenbahnbranche war zunächst sicher ein großer. Aber mein Ziel war es, mir möglichst schnell viel Eisenbahn Know-how anzueignen. Ich war bei der SBB in der Region Zürich-Ost verantwortlich für die Bahnproduktion – die Produktion des Fahrplans, das Störungsmanagement und das Zugpersonal mit ca. 900 Personen. Ich war nah am operativen Betrieb und habe sehr viel gelernt. Und mich hat dieser Virus gepackt. Ich finde den öffentlichen Verkehr ein höchst spannendes Produkt. Als Stellvertreterin des schweizweiten Leiters der


„In einer digitalen Welt gewinnen persönliche Beziehungen wieder an Bedeutung. Mir ist der persönliche Kontakt sehr wichtig, im persönlichen Gespräch spüre ich was der andere wirklich meint.“

Bahnproduktion sowie bei der Mitarbeit in divisionsübergreifenden Projekten konnte ich auch meine strategischen und konzeptionellen Fähigkeiten weiter entwickeln. So kam ein Gesamtpaket zustande mit dem ich dachte, ich versuche es mal bei Thurbo. Seit dem 1. Januar 2019 haben Sie die Geschäftsführung des Unternehmens übernommen. Womit fangen Sie an? Was sind die ersten wichtigen Schritte? Ich möchte Thurbo gründlich kennenlernen. Die Mitarbeitenden, Stakeholder, die Abläufe. Wir haben ein großes Feld an Gremien, Bestellern und Auftraggebern. Es ist wichtig, dass ich all diese Leute kennen lerne, gut hinhöre. Und auf der anderen Seite will ich mich natürlich gründlich in die Geschäfte von Markt und Verkehr, Produktion und Finanzen einarbeiten. Es ist mein erklärtes Ziel, mich möglichst schnell mit diesen Themen vertraut zu machen. Nur mit umfassendem Wissen kann ich das Unternehmen in die Zukunft führen und wichtige Entscheidungen fällen. Als modernes Unternehmen sieht sich die Thurbo AG mit Schlagworten wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung konfrontiert. Was verbirgt sich bei einem regionalen Bahnunternehmen hinter diesen Begriffen? Nachhaltigkeit spielt bei Thurbo in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Rolle. Zunächst in einer nachhaltigen Geschäfts- und Personalpolitik. Wir wollen verlässliche Partner sein für Besteller, Stakeholder und unsere Mitarbeitenden. Und als großer Energieverbraucher ist ein umweltschonender Einsatz dieser Energie verpflichtend. Es gibt Projekte für ressourcen- und energieschonendes Fahren mit technologischer Unterstützung. Dort entwickeln wir uns – auch in Zusammenarbeit mit der SBB – ständig weiter. Nachhaltigkeit bedeutet aber immer auch Zukunftsfähigkeit. Thurbo hat in Tägerwilen und Bischofszell bereits sogenannte Mobilitäts-Hubs. Dort soll integrierte Mobilität gefördert werden. Der Kunde der Zukunft reist nicht mehr von Bahnhof zu Bahnhof sondern denkt von Haustür zu Haustür. Diesem Bedürfnis wollen wir entgegenkommen – beispielsweise mit Elektroautos, die von Mobility-Kunden für die letzten Meilen ihrer Reise genutzt werden können. Verkehrsunternehmen müssen vermehrt in dieser integrierten Mobilität denken. Das sind im Moment erste Tests und sehr langfristige Projekte, mit denen die Infrastruktur an Bahnhöfen verbessert werden soll. Aber die Bahnhöfe der Zukunft werden heute geplant. Es ist klar, dass die Bahn durch Digitalisierung und Automatisierung in den nächsten Jahren noch mal einen massiven Wandel durchleben wird. Natürlich wird es auch in Zukunft Lokführer geben, aber ob sie noch wie heute den Zug lenken oder eher überwachen und zusätzlich andere Aufgaben erfüllen, ist nicht gewiss. Digitalisierung betrifft nicht nur autonomes Fahren, auch Ticketing in Verbindung mit dem Smartphone oder

Tablet ist eine große Herausforderung. Es gibt immer mehr personalisierte Kundeninformationen (Anschlüsseund Fahrpläne). Daraus entsteht eine große Verantwortung für die Betreiber der Plattformen, mit den Kundendaten verantwortungsvoll umzugehen. Auch in der digitalen Welt sollte der Mensch im Fokus stehen. Der persönliche Austausch ist zentral und soll möglichst einfach und praktisch ergänzt werden, mit den Möglichkeiten, die die Digitalisierung uns bietet. Die Thurbo AG engagiert sich unter anderem stark für den Tourismus am Bodensee. Mit dem Bodensee Ticket bietet sie den Gästen am internationalen Bodensee quasi unbegrenztes Reisevergnügen. Soll dieses Engagement weitergeführt und ausgebaut werden? Zunächst muss man wohl festhalten, dass der Gast nicht in Ländern oder Kantonen denkt. Ähnlich wie bei den vorher angesprochenen Beispielen zur integrierten Mobilität möchte sich ein Bodenseebesucher rund um den See und in der Region frei von A nach B bewegen. Und genau das macht auch den Erfolg des Bodensee Tickets aus. Es erfüllt auf unkomplizierte Art den Anspruch an eine grenzüberschreitende Mobilität – sowohl länder – als auch fortbewegungsmittelübergreifend. Das ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir wollen die grenzüberschreitende Mobilität auch in Zukunft fördern. Es gibt viel Potential mit den Tourismuspartnern rund um den See noch bessere Angebote zu entwickeln. So etwas muss natürlich gut organisiert sein, so dass jeder zu seinem Anteil kommt. Und der Kunde will einfach reisen. Ansonsten reist er anderswo. Da möchten wir mit guten Angeboten gegensteuern. Sind Sie denn gelegentlich noch Ihr eigener Kunde - kommen Sie dazu noch selbst Zug zu fahren? Und gibt es eine Lieblingsstrecke? Oh ja, ich fahre viel und gerne Zug. In Zukunft noch mehr. Ich werde grade zu Beginn meiner neuen Aufgabe im ganzen Thurbo-Land unterwegs sein. Draußen im Betrieb merkt man, ob die Strategie und Konzepte funktionieren, ob die Planung gut war. Im persönlichen Gespräch mit Mitarbeitenden und Kunden erfährt man viel eher, wo es noch Probleme gibt. Deshalb möchte ich viel unterwegs sein mit unseren Zügen auf unseren Strecken. Ich genieße vor allem die Vielfalt der Landschaft, von den Bergen zum See, vorbei an Obstwiesen bis zum Rheinfall ist alles dabei. Ich bin im Kanton St.Gallen groß geworden und habe 28 Jahre in Zürich und Bern gearbeitet. Deshalb ist es schon ein Gefühl von Heimkehren in die Ostschweiz. Ich fühle mich der Gegend sehr verbunden. Der See übt in seiner unglaublichen Vielfalt eine unheimliche Faszination auf mich aus. Und die Nähe von Kreuzlingen und Konstanz finde ich sehr sympathisch. Die Grenze ist hier kaum spürbar. Das Interview führten Stephan Bickmann und Johanna Lambach

Regionalbahn Thurbo AG | Tourismus 83


SINGEN AM HOHENTWIEL Herr Häusler, die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Singen wächst sprunghaft, und die Geschäfte in der Innenstadt erfreuen sich bereits jetzt einer hohen Besucherzahl aus der Region. Zusätzlich entsteht in der Stadt nun bald mit dem Einkaufszentrum Cano ein weiterer Besuchermagnet. Wohin steuert der Einkaufsstandort Singen? Wir sehen das Cano als einen wichtigen Baustein, um die Innenstadt zukunftssicher aufzustellen. Um die Innenstadt für die Menschen langfristig interessant zu halten, braucht es Attraktionen und neue Angebote. Ohne diese Entwicklung hätten wir gegenüber den umliegenden Städten und auch dem Internet über kurz oder lang unsere Wettbewerbsposition eingebüßt. Dazu zählen natürlich auch verschiedene Maßnahmen der Stadt, wie z.B. der Umbau des Herz-Jesu-Platzes, des Bahnhofsvorplatzes oder der Hegaustraße. Die Menschen sollen sich in der Innenstadt wohlfühlen und länger verweilen. Gleichzeitig glauben wir, dass die genannten Projekte Auslöser für weitere private Investitionen sind. Dieser Effekt war bereits bei der Landesgartenschau im Jahr 2000 zu beobachten. Die Kehrseite des derzeitigen ökonomischen Aufschwungs ist wie überall in prosperierenden Regionen ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Wie steuert die Stadt Singen dem entgegen? Unsere Wirtschaft entwickelt sich dynamisch und zieht Fachkräfte von außen an. Dazu kommen Menschen, die sich etwa in den Städten direkt am See keine Wohnung mehr leisten können. Auch im Bereich Anschlussunterbringung von Flüchtlingen leistet unsere Stadt einen außerordentlichen Beitrag. Da wir als Stadt keinen eigenen Wohnungsbau betreiben, sind wir froh, mit leistungsfähigen Partnern zusammen zu arbeiten. Dazu zählen die Baugenossenschaften, private Bauträger

oder auch regionale Partner, die sich in Singen stark engagieren. Derzeit sind zahlreiche Projekte in der „Pipeline“, insbesondere im Geschosswohnungsbau, die nach Fertigstellung die Situation etwas entschärfen dürften. Die Nachfrage nach Bauplätzen in den Baugebieten Schnaidholz (Südstadt) und Hinter Hof III (Bohlingen) zeigt, dass auch hier ein sehr großer Bedarf ist. Wohnbedarf versus Klimaschutz – nach der Klimaanalyse der GeoNet Umweltconsulting soll das kein Widerspruch mehr sein. Wie kann der Klimaschutz zum Bestandteil der Baupolitik und Stadtentwicklung werden? Die vorgestellte Klimaanalyse hat neue Erkenntnisse gebracht, die wir als Stadt Singen in unsere weiteren Überlegungen einbeziehen müssen. Reine Nachverdichtung reicht demnach nicht aus, sondern Elementen wie Dach- oder Fassadenbegrünung kommt eine hohe Bedeutung zu. Das haben wir zum Teil auch schon in der Bauleitplanung umgesetzt, sind also auf dem richtigen Weg. Wir sollten aber mit Augenmaß vorgehen und den Bauherren keine unüberwindbaren Hürden aufstellen. Alles was das Bauen weiter verteuert, macht uns bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum weitere Probleme. Die Singener lieben ihre Stadt – diese aber wird ihr Antlitz verändern in den kommenden Jahren, bedenkt man die lange Liste der Singener Großprojekte mit Cano, Herz-Jesu-Platz- und Bahnhofsvorplatz, um nur einige wenige zu nennen. Wie ist man für Investoren attraktiv und bleibt gleichzeitig liebenswerte Stadt? Der Reiz, der neben der günstigen Lage von unserer Stadt ausgeht, ist die große Dynamik, die die Stadt schon immer geprägt hat. Wir sehen uns außerdem als Vielfaltstadt, die immer offen für neue Impulse ist.

INTERVIEW MIT BERND HÄUSLER, OBERBÜRGERMEISTER DER STADT SINGEN

Bernd Häusler Oberbürgermeister der Stadt Singen

Festungsruine Hohentwiel

114 Standort Deutschland | Singen am Hohentwiel


Zugewanderte werden ungeachtet ihrer Herkunft mit offenen Armen empfangen und fühlen sich schnell wohl. Dazu kommt, dass die Lebensqualität deutlich höher ist als noch vor einigen Jahren. Wir haben stetig die Infrastruktur ausgebaut, von der die Bürgerinnen und Bürger profitieren. Der Standort Singen genügt in puncto Bildung, Kultur, Sport oder auch Gesundheit inzwischen den allerhöchsten Ansprüchen für eine Stadt unserer Größe. Außerdem ist man auch schnell in der herrlichen Landschaft des Hegau oder am Bodensee. Was für Investoren auch interessant ist: Die Stadtverwaltung bearbeitet Bauvorhaben zielführend und sieht sich als Partner der Wirtschaft. Auf eine Baugenehmigung braucht man bei uns meistens nicht lange warten. Handwerk und Industrie in Singen verzeichnen Wachstum, benötigen allerdings auch Fachkräfte. Was sieht das Handlungsprogramm der Stadt vor in puncto Ausbildung von Fachkräften bzw. was investiert sie in Bildungseinrichtungen? Die Stadt Singen versucht auf vielen Ebenen, die Rahmenbedingungen zu verbessern, um die benötigten Fachkräfte nach Singen zu holen oder auch die Fachkräfte von morgen heranzuziehen. Das beginnt schon im frühen Kindesalter. Wir haben in den letzten Jahren Millionen in den Ausbau von Kindertagesstätten investiert, mit dem Ziel, allen Singener Kindern einen Betreuungsplatz anbieten zu können. Seit 2013 haben wir über 7 Millionen Euro in den Ausbau der Schulen investiert. Dazu kommen laufende Kosten von über 20 Millionen Euro. Alle Schul-

arten sind in Singen vertreten. Mittlerweile bietet die Bildungsakademie sogar einen Bachelorabschluss an. Mit der Kooperation Schule-Beruf arbeiten wir aktiv daran, den Kontakt zwischen den Schulen und den Unternehmen zu fördern. Unsere Stadthalle ist seit Jahren Standort der JobDAYS Berufemesse und beheimatet seit letztem Jahr auch die Job- und Karrieremesse. Singen steht wie kaum eine andere Stadt der Region für Vielfalt, sowohl bezüglich ihrer Einwohnerschaft als auch in ihrer wirtschaftlichen Struktur. Vom einst reinen Industriestandort wandelte sie sich zum exklusiven Gewerbe- und Dienstleistungszentrum. Wie sieht sich die Stadt selbst und wie möchte sie nach außen hin auftreten? Die Industrie gehört nach wie vor zur Singener DNA und zum Selbstverständnis der Stadt. In vielen Singener Familien arbeitet traditionell mindestens einer bei Firmen wie Maggi, Georg Fischer oder der Alu, oft über mehrere Generationen. Wir sind sehr froh darüber, dass unsere industriellen Großbetriebe, die ja so etwas wie eine Keimzelle der Stadt sind, sich weiter so gut entwickeln. Die Entwicklung in den Bereichen Handel und Dienstleistungen läuft praktisch parallel dazu und bringt natürlich auch eine hohe Dynamik mit. Dies versuchen wir auch nach außen darzustellen. Die graue Industriestadt war gestern. Wir sind noch immer eine starke und moderne Industriestadt, aber eben auch eine Einkaufsstadt, eine Dienstleistungsstadt, eine Bildungsstadt, eine Gesundheitsstadt und eine Kulturstadt – eine Vielfaltstadt eben.

KONTAKT Singen Hohgarten 2 D-78224 Singen www.singen.de Oliver Rahn Wirtschaftsförderung der Stadt Singen Tel. +49 (0) 7731 85 106 wirtschaftsfoerderung@singen.de

links: Visualisierung Bauprojekt Alemannenstraße (bpd)

Foto: Achim Mende

unten: Stadthalle, Einkaufsstadt Singen

Singen am Hohentwiel | Standort Deutschland 115


WIRTSCHAFTSSTANDORT

SIGMARINGEN

KONTAKT WFS-Wirtschaftsförderung Sigmaringen GmbH & Co. KG ehem. Graf-StauffenbergKaserne, Gebäude 81 Binger Straße 28 D-72488 Sigmaringen Tel. +49 (0) 7571 6852 165 wifoe-sigmaringen.de

Der InnoCamp ist ein gefördertes Projekt von

Das Cluster SIGnovativ ist ein Teil der Innovationswerkstatt Sigmaringen, welches gefördert wird von

SIGnovativ

FIT FÜR DIE ZUKUNFT Standortvorteile

InnoCamp Sigmaringen

Die Kreisstadt Sigmaringen ist im Donautal, rund 40 Kilometer nördlich des Bodensees, am südlichen Rand der Schwäbischen Alb gelegen. Die Stadt Sigmaringen ist Teil der dynamischen Vierländerregion Bodensee, dem gemeinsamen Wirtschaftsraum von Deutschland, Schweiz, Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein. Sigmaringen ist eine charismatische Stadt mit attraktiven Standortbedingungen und spielt seit jeher eine führende Rolle in der Wirtschaftsregion Obere Donau.. Die nachhaltige Stadtentwicklung sorgt für eine weitere Verbesserung der Infrastruktur und einer Erhöhung der Lebensqualität für Einwohner und Unternehmer. Der Wirtschaftsstandort Sigmaringen verfügt über viele innovative mittelständische Unternehmen, die weltweit erfolgreich agieren. Darüber hinaus bietet die Stadt eine leistungsfähige Infrastruktur in den Bereichen Bildung, Kultur, Gesundheit und Soziales sowie mit den Stadtwerken Sigmaringen ein kompetentes Versorgungsunternehmen vor Ort. Das Wirtschaftsspektrum der Stadt wird von Unternehmen in den Bereichen Banken, Gesundheitswesen und Tourismus abgerundet. Die Industrie im Raum Sigmaringen hat ihre Schwerpunkte in der Metall- und Kunststoffverarbeitung sowie im Maschinenbau.

Im Kern wird entsprechend den Schwerpunkten der Hochschule in Sigmaringen ein interdisziplinärer Ansatz zu den Themen energie- und ressourceneffiziente Produktion, nachhaltige Energiewirtschaft und Life Sciences verfolgt. Vor diesem Hintergrund entstehen gemeinsame Projekte zwischen der ansässigen mittelständischen Industrie und einer geplanten Modellfabrik. Ein ideales Umfeld für Gründer. Neugründungen helfen, die Potentiale und Kompetenzen der Region zu stärken und zu erweitern. Die geschaffene Infrastruktur bietet große Chancen für die Region und viele ergänzende Entwicklungsmöglichkeiten zu den Arbeits-Schwerpunkten des lnnoCamp Sigmaringen. Diese soll durch Unternehmen, private und öffentliche Institutionen für Gewerbe, Bildung, Wohnen und Freizeit genutzt werden. Die Konversion wird durch die Entwicklung und den sukzessiven Verkauf des Geländes realisiert, das durch seine Backsteingebäude und die parkähnliche Anlage einzigartig ist. Direkt angrenzend an das InnoCamp Sigmaringen-Areal entsteht ein interkommunaler Gewerbe- und der Industriepark Graf Stauffenberg unter Beteiligung der Gemeinden Sigmaringen, Bingen, Sigmaringendorf, Inzigkofen, Stetten a.k.M, Krauchenwies, Scheer, Schwenningen und Beuron. www.innocamp-sigmaringen.de

142 Standort Deutschland | Wirtschaftsförderung Sigmaringen


„Über den InnoCamp hinaus haben wir im Konversionsgelänge Platz für wertschöpfende Unternehmen, welche großes Potential und hervorragende Möglichkeiten für qualifizierte Arbeitskräften darstellen.“ Alejandro Palacios-Tovar, Geschäftsführer WFS & InnoCamp Sigmaringen

SIGnovativ Das branchenübergreifende Innovations-Cluster SIGnovativ richtet sich an kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region Sigmaringen, die sich dem Thema Innovationsmanagement zuwenden. Das Ziel des Clusters ist die Vernetzung der Kommunen, Unternehmen und Organisationen mit der Hochschule und den Bildungseinrichtungen sowie dem InnoCamp Sigmaringen. Das Cluster steht im Mittelpunkt, organisiert Veranstaltungen und übernimmt die zentrale Rolle des „Vernetzers“. Das Ziel ist, die regionale Innovationskraft und somit die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Es gilt bisher Verborgenes neu zu entdecken und zu erkunden, um darüber hinaus den eigenen Horizont zu erweitern.

Energiewende Mit dem EQSIG lassen die Stadtwerke Sigmaringen gemeinsam mit ihren Partnern die Energiewende Wirklichkeit werden. Auf den Konversionsflächen der ehemaligen Kaserne entsteht ein „energieautarkes Quartier“, das als Modell für zukünftige Stadt- und Energieplanung stehen wird. Das „Virtuelle Kraftwerk“ des EQSIG bildet dabei das Herzstück für die Energieversorgung der Zukunft. Das EQSIG ist in Modellprojekt mit Leuchtturmcharakter für andere Regionen. Gemeinsam mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und weiteren Partnern entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne ein „Reallabor der Energiewende.“ Geplant ist ein energieautarkes Quartier mit einer CO2 Einsparung von 3.300 Tonnen/Jahr mit einer Kapazität von 2.500 kW durch erneuerbare Energien. In die Zukunft sehen ist auch den Stadtwerken Sigmaringen unmöglich. Aber sie gemeinsam mit starken Partnern aktiv gestalten – das ist ein erklärtes Ziel. Dafür steht das EQSIG. Die Art der Energiegewinnung auf dem Gelände ist stark von der Nutzung der Flächen und dem Bedarf abhängig. Angebot, Nutzung und die passende Energiegewinnung sind in einem Prozess stetiger Veränderung. www.eq-sig.de

Digital Hub Sigmaringen ist innovativ und fortschrittlich und wird zur digitalen Drehscheibe. Zusammen mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und den Akteuren aus den Landkreisen Tübingen, Reutlingen und Zollernalbkreis

„Wir wollen als Standort sichtbar werden und uns überregional vernetzen, dies gelingt uns optimal über unsere Custerinitiative SIGnovativ.“ Katharina Krauss, Netzwerkmanagerin

ist Sigmaringen Teil des „DNS-Digital Hub Neckaralb Sigmaringen“. Über dieses Hub werden Unternehmen und Gründer auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters vorbereitet und sensibilisiert. Dies gelingt über Seminare, Fachvorträge und Workshops im Bereich der Digitalisierung. Die regionalen Digital Hubs wurden durch eine Jury ausgewählt. Unser Kernanliegen ist, bestehende Digitalisierungsaktivitäten in der Region Neckar-Alb und in Sigmaringen zu strukturieren und transparent darzustellen und neue, attraktive und zielgruppenorientierte Angebote zu entwickeln. Gemeinsam mit den anderen Akteuren will Sigmaringen der Digitalisierung aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen, der Forschung und der Öffentlichen Verwaltung vernetzen. Wirtschaftsförderung Sigmaringen | Standort Deutschland 143


Kultur meets business

Tradition meets apple

Über dem Untersee vereint: das Napoleonmuseum, die moderne Ausbildung für Landwirte sowie beste Seminarmöglichkeiten mit Aussicht.

Innovativer Apfel-Getränkehersteller mit modernem Mostereimuseum. Eine einmalige Genusswelt entdecken.

£ arenenberg.tg.ch

Qualität meets view

£ moehl.ch

Chance meets people

Innovation aus dem Thurgau, die keinen Rahmen kennt. Wenn Schiebefenster zur Aussicht werden.

Die Thurgauer Wirtschaft erbringt Spitzenleistungen. Die Karriere-Chance für Fachkräfte aus allen Bereichen.

£ sky-frame.com

£ karriere-thurgau.ch

Idee meets rotation

Innovation meets pictures

Privat- und Gastroküchen weltweit setzen auf den Stabmixer aus dem Thurgau. 20’000 Umdrehungen in der Minute für eine Erfolgsgeschichte.

Von Kreuzlingen aus in 15 Länder – Foto-Emotionen pur. Persönliche Momente in verschiedenster Form. £ ifolor.ch

£ bamix.ch

Natur meets health Gesundheit aus der Natur. Im Thurgau erforschte und hergestellte pflanzliche Arzneimittel sind in über 30 Ländern erhältlich. £ bioforce.ch

Technik meets world Seit 1836 kommen Seile aus Romanshorn. An Thurgauer Stahldrahtseilen hängt die ganze Welt. £ fatzer.com

Bild Donald Kaden : Kaden & Partner, Frauenfeld


Thurgau meets you Hidden Champions und Global Players haben den Thurgau bereits für sich entdeckt: Kurze Wege, perfekte Infrastruktur, Persönlichkeit, Anbindung an die Wirtschaftsräume Zürich und St. Gallen sowie die Nachbarschaft zu Deutschland, Österreich und Liechtenstein. Eine Wirtschaft, die leistungsfähig und innovativ ist, ein Lebensraum, der vieles bietet, und Menschen, die offen und freundlich sind – das ist der Thurgau.

thurgau-switzerland.ch


Von Grundwerten zu Vermögenswerten. Sicherheit, Selbstbestimmung & Privatsphäre Die Grundwerte Sicherheit, Selbstbestimmung und Privatsphäre sind zu wesentlichen Bausteinen für kulturelle Entwicklung, Innovationskraft und wirtschaftlichen Erfolg geworden. Sie bilden seit über 60 Jahren das Fundament der First Advisory Group. Mit unseren individuellen Dienstleistungen rund um den Vermögensschutz, die Vermögensberatung und -strukturierung geben wir unseren Kunden diese Grundwerte weiter.

First Advisory Group Genf | Hong Kong | Singapur | Vaduz | Zürich Telefon +423 236 30 00 | www.first.li


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