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Arbon

DAS SIG-AREAL HAT SICH GEÖFFNET

Neue Dynamik für das Saurer-WerkZwei-Areal

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Interview mit Dominik Diezi, Stadtpräsident von Arbon

Herr Diezi, nach dem Wechsel an der Stadtspitze 2019 war Ihr Bestreben, die Kommunikation untereinander und mit der Bürgerschaft zu verbessern. Wie beurteilen Sie die Situation zwölf Monate später? Die Aufgabe bleibt natürlich weiterhin bestehen. Gut angenommen wurde der DD-Treff, bei dem man direkt mit mir in Kontakt treten kann. Generell sind persönliche Treffen, auch von Stadtrat mit der Bürgerschaft, in Zeiten einer Pandemie aber doch sehr eingeschränkt. Es summiert sich, was in diesem Jahr alles nicht möglich war – die Zuzügerbegrüßung, die Jungbürgerfeier, die Dialogveranstaltung mit dem gesamten Stadtrat … Gerade bei uns mit dem direktdemokratischen System ist der Austausch wichtig und es wiegt schwer, wenn Podiumsdiskussionen oder andere Veranstaltungen wegfallen. Ich würde aber dennoch sagen, dass die Stimmung in Arbon insgesamt besser geworden ist.

Wie ist die Stadt Arbon, Gastronomie, Handel und Gewerbe durch das Pandemie-Jahr 2020 gekommen? Ziemlich gut bisher. Das lag auch an einem touristisch hervorragenden Sommer. Es schien fast so, als sei die halbe Romandie an den Bodensee gekommen. Überall war französisch zu hören. Die Gastronomie konnte da viel Boden gut machen. Ich denke, es bleiben rund 10 bis 20 % Einbußen. Der Detailhandel ist bei uns weniger ausgeprägt, das betrifft Städte wie St.Gallen natürlich in einem wesentlichen größeren Maße. Was das Gewerbe angeht, sei es das Baugewerbe oder ein großes Unternehmen wie die Arbonia, so sind diese weitgehend ohne Bremsspuren durch 2020 gekommen. Bei den Baubewilligungen gab es sogar eine Zunahme. Für die Stadt wird es finanziell ein gutes Jahr sein mit einem Überschuss, da es bei den Steuereinnahmen keine Einbußen gab und auch die Sozialhilfeausgaben nicht gestiegen sind.

Machen Sie sich Hoffnungen auf einen nachhaltigen Anstieg der Gästezahlen? Ein beachtlicher Teil der Gäste, die in diesem Sommer in Arbon Urlaub gemacht haben, war vorher noch nie am Bodensee gewesen, insofern sehen wir das schon als Chance für den Tourismus. Viele der Urlauber waren Camper, da stießen wir an die Grenzen unserer Kapazitäten. Da hätte man noch mehr Leute beherbergen können, deswegen wird das jetzt ausgebaut. Es kamen auch viele Tagesausflügler, die Hotelkapazitäten sind momentan leider nicht groß. Das bleibt eine Herausforderung.

In Anbetracht des Entscheids des Kantons Thurgau, dass in Arbon das kantonale Historische Museum für jüngere Geschichte entstehen soll – wie geht es weiter auf dem Saurer-WerkZwei-Areal? Wir waren optimistisch, mit unseren Argumenten überzeugen zu können. Dass der Entscheid pro Arbon ausfiel, ist für das Selbstwertgefühl der Stadt von großer Bedeutung. Das kantonale Historische Museum bringt eine neue Dynamik in die Planungen für das Saurer-WerkZweiAreal. Als mögliche Standorte werden die Webmaschinenhalle und das „Neue Magazin“ geprüft – ganz neue Perspektiven für diese beiden bezüglich ihrer Nutzung schwierigen Gebäude. Unsere Ambition ist es, ein Museum von überregionaler Ausstrahlung aufzubauen. Das fängt schon bei der Wahl des Namens an, schließlich wollen wir auch Besucher von außerhalb des Thurgaus anziehen. Mit dem Indoor-Freizeitpark, einem der größten seiner Art in Europa, der in einer der Industriehallen neben dem Jumbo entstehen soll, könnte sich Arbon zu einem Gesamterlebnis, insbesondere für Familien, entwickeln. Mit Freizeitpark, kantonalem Museum, dem Kulturzentrum Presswerk und einem möglichen Spielemuseum, das allerdings noch sehr vage ist, entstünde eine neue Achse mit öffentlicher Nutzung. Wir werden schauen, dass auch ein Teil der Velofahrer auf dem Bodenseeradweg dort für einen Museumsbesuch einen Stopp einlegt. Man wird zudem klären müssen, in welchem Verhältnis das Saurer Museum zum kantonalen Museum stehen wird. Saurer ist Industriegeschichte, und auch diesen Zweig wird das neue Museum abdecken. Das Saurer Museum Depot befindet sich bereits auf dem Saurer-WerkZwei-Areal. Man wird sehen, wie man das mit dem kantonalen Museum verknüpfen kann. Für das Hotel auf dem Areal fehlt schlicht noch ein Investor. Was Bodenpreise anbelangt, würde man von Seiten der HRS sicher Entgegenkommen zeigen.

Im Bereich Wirtschaft stellen sich einige grundsätzliche Fragen für die Stadt: Wie groß bezüglich der Einwohnerzahlen wollen wir werden? In welcher Liga wollen wir wirtschaftlich spielen – auf regionaler Ebene oder international? Wo könnten etwaige Gebiete für Gewerbe sein, da geht es in die Ortsplanung rein.

Das Saurer-Werk 1 kommt ebenfalls einen Schritt weiter. Was tut sich auf dem ehemaligen Industrieareal? Bisher handelt es sich bei der Belegung des sogenannten SaurerInformatik-Gebäudes um Zwischennutzungen. Der Umbau und die Komplettsanierung dieses Trakts beginnt 2021. Dann sollte dieser Arbeitsstandort für die nächsten Jahrzehnte gesichert sein.

Worum geht es bei der Standortstudie, die momentan erstellt wird? Im Bereich Wirtschaft stellen sich einige grundsätzliche Fragen für die Stadt: Wie groß bezüglich der Einwohnerzahlen wollen wir werden? In welcher Liga wollen wir wirtschaftlich spielen – auf regionaler Ebene oder international? Wo könnten etwaige Gebiete für Gewerbe sein, da geht es in die Ortsplanung rein. Wie steht es um die Verkehrsanbindungen? Soll unsere Ausrichtung gen Zürich sein oder doch St.Gallen? Wir haben dafür den ehemaligen St.Galler Wirtschaftsförderer Remo Daguati mit der Erarbeitung einer Studie beauftragt. Mit dem Ziel, uns auf einen ganz konkreten Maßnahmenplan festzulegen mit einer verbindlichen Strategie. Dieses Grundlagenpapier fehlte bisher. Wir wollen die Dinge konzeptioneller angehen. Nicht zuletzt, weil wir die Zustimmung des Volkes brauchen. Ein diffuses, konzeptloses Projekt verkauft sich zu Recht schlecht.

Ist die Aufwertung der Arboner Altstadt noch bzw. wieder ein Thema? Und gibt es Neues von der Stadtmitte am Bahnhof? Nachdem das Volk das Projekt „Lebensraum Altstadt” 2018 deutlich abgelehnt hat, müssen wir nochmals über die Bücher. Wir brauchen ein eindeutiges Ziel. Was wollen wir dort? Gediegenes Wohnen? Geschäfte? Eine Beizenmeile? Die Altstadt ist das Herz der Stadt, und bisher verkaufen wir uns da unter Wert. Unter Beteiligung der Bevölkerung wird nun geklärt, in welche Richtung es gehen soll. Was die Stadtmitte betrifft, so gibt es einen neuen Investor. Ich bin zuversichtlich, dass es auch dort jetzt weitergehen wird.

Kommen die Planungen für das Projekt „Riva“ voran? Wir konnten das Generalsekretariat des Departements für Bau und Umwelt des Kantons Thurgau für eine große Vermittlungsrunde gewinnen. Der Begutachtungsprozess ist erstmal auf Eis gelegt. Wenn es uns gelänge, uns auf ein Projekt zu einigen, das einerseits vom Heimatschutz und der Denkmalpflege akzeptiert wird und dem anderseits der Investor HRS zustimmt, hätten wir eine ganz andere Ausgangslage als bisher. Ein wichtiger Punkt ist das Volumen des Gebäudes. Was ist diesbezüglich an dieser Stelle erträglich? Die bisherigen Planungen sehen eine Volumenverdoppelung gegenüber dem jetzigen Baubestand vor.

Auch die Seeuferplanung will der Stadtrat vorantreiben. Was sind die nächsten Schritte? Dort sind wir einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Seit Jahrzehnten schon gibt es den Wunsch nach mehr gastronomischer und touristischer Nutzung. Momentan ist es vor allem ruhig. Der Kanton Thurgau hat dort ein Vetorecht, weil der Bereich einst See war und aufgeschüttet wurde, d.h. er behält sich ein Mitspracherecht vor. Nun wurde vereinbart, dass es einen Masterplan geben wird, welche Nutzungen sinnvoll und machbar sind. Bis zu einem Ergebnis sind Zwischenlösungen möglich, z.B. am Hafendamm, wo eine Strandbar denkbar wäre, die man hinterher wieder abbrechen könnte. In vier bis fünf Jahren werden wir unsere Erkenntnisse auswerten können. Früher hieß es immer nur, wie wunderbar dieser Freiraum geeignet ist für die Festivals. Aber ein quasi leeres Seeufer im restlichen Jahr ist nicht attraktiv. Das muss jetzt fein ausbalanciert werden. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt. Das sieht auch Thurgau Tourismus gerne, wenn Bewegung in die touristische Aufwertung des Thurgauer Ufers kommt. An unserer Stadtgrenze beginnt allerdings bereits der Kanton St.Gallen, aus meiner Sicht wäre es letztlich also am sinnvollsten, wenn wir von Appenzell und St.Gallen bis nach Stein am Rhein gemeinsam mit der Marke „Bodensee“ werben würden. Nur so haben wir eine Chance am Markt.

Dominik Diezi Stadtpräsident Arbon

www.arbon.ch

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