300. Pouletmastversuch auf UFA-Bühl VOR GENAU 50 JAHREN wurden auf UFA-Bühl die Weichen für eine Zukunft als Versuchbetrieb gestellt. Für die Versuchstätigkeit von besonderer Bedeutung ist die Pouletmast, wo aktuell der 300. Versuch läuft.
Pius Affentranger
Nach dem Erwerb der Gebäude im Jahr 1959 erfolgte auf UFA-Bühl, Hendschiken (AG), in einer ersten Etappe der Bau des Geflügelmaststalls. Die ersten Versuchsergebnisse mit Poulets datieren aus dem Jahr 1962. Die damaligen Versuche dauerten meistens
Versuchstätigkeit auf UFA-Bühl Die Schweine machen den wichtigsten und arbeitsintensivsten Bereich auf UFA-Bühl aus. Alle zwei Wochen beginnen 90 Ferkel mit einer Versuchsserie. Dank Wiederholungen können so pro Jahr vier bis fünf aussagekräftige Fütterungsversuche durchgeführt werden. In der Schweinemast sind jährlich drei bis vier Versuche mit je zirka 300 Mastschweinen möglich. Da Versuche mit Muttersauen äusserst aufwändig sind, werden hier anstelle von Grossversuchen oft kleinere Teilfragen bearbeitet. 2003 wurde auf UFA-Bühl ein Kälbermast-Stall mit 80 Plätzen in zwei Abteilen errichtet. Pro Jahr werden in Rein-Raus-Verfahren drei Versuchsfragen geprüft. Zum Bereich Geflügel gehören neben den Poulets die Junghennen-Aufzucht und die Legehennen. Die Geflügelversuche und insbesondere die Pouletmast zeichnen sich durch die hohe Genauigkeit der Versuchsresultate aus. Pro Jahr sind bei den Poulets acht Versuche möglich, bei den Jung- und Legehennen sind es je zwei.
Aussenansicht des Geflügel-Versuchsstalls.
Tabelle: Leistungsunterschiede gestern und heute Versuchsdauer Endgewicht Tageszuwachs Futterverwertung
Tage g g kg / kg
1965 59 1548 26.2 2.32
2008 38 2300 60.5 1.69
relativ 64 % 149 % 231 % 73 %
noch über 60 Tage. Häufige Themen waren die Wirkung verschiedener Wachstumsförderer, der Einfluss der Futterformen auf die Mast- und Schlachtleistung sowie der Vergleich verschiedener Fettquellen.
Enorme Leistungssteigerung Seit 1962 sind auf UFA-Bühl fortlaufend Versuche durchgeführt worden. Anfang September 2009 begann bereits der 300. Versuch. Während einige Versuchsthemen von 1962 heute noch aktuell sind, zeigen sich bezüglich der tierischen Leistung riesige Unterschiede. Wie aus der Tabelle hervorgeht, wachsen die heutigen Poulets mehr als doppelt so schnell. Gleichzeitig wandeln sie das Futter deutlich effizienter in Körpergewicht um. Holländische Arbeiten haben gezeigt, dass Tiere alter Genetik mit dem heutigem Futter kaum wesentlich schneller wachsen. Andererseits erreichen sie aber eine viel bessere Futterverwertung. Das zeigt, dass die enorme Leistungsentwicklung sowohl durch den Zuchtfortschritt als auch durch verbesserte Futter zu erklären ist. Von der Versuchsplanung… Bei der Versuchsplanung exakter Fütterungsversuche müssen alle Einflussfaktoren, die nichts mit dem Futter zu tun haben, möglichst ausgeschaltet werden. Dies betrifft zum Beispiel die Genetik (inklusive Geschlecht) oder unterschiedliche Temperaturbedingungen. Es ist deshalb wichtig, dass Futtervergleiche immer gleichzeitig und in Wiederholungen erfolgen. Auf UFA-Bühl werden die Küken in wesentlich kleineren Gruppen als in der Praxis üblich gemästet. Die zirka 2000 angelieferten Eintagsküken werden
nach einer genauen Auszählung in 16 Buchten à 125 Küken verteilt. Die Aufteilung in mehrere Buchten ist, wie erwähnt, Voraussetzung für eine wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse. Um den Einfluss des Geschlechts auszuschalten, werden die nach Geschlecht getrennt gelieferten Küken im Verhältnis 1:1 eingestallt.
… zu Datenerfassung und -auswertung Während der Mast werden die Gewichtsentwicklung sowie der Wasserverbrauch fortlaufend automatisch aufgezeichnet. Der Futterverzehr kann via Futterrückwägung für jedes Abteil einzeln berechnet werden. Zusätzlich findet eine regelmässige Beurteilung der Einstreuqualität statt. Auch im Schlachthof werden mehrere Merkmale systematisch festgehalten. Nach 38 Tagen ist der praktische Versuchsteil abgeschlossen. Die Daten werden nun zusammengeführt, kontrolliert und ausgewertet. Statistische Analysen zeigen, ob allfällige Leistungsunterschiede von Bedeutung oder nur zufällig aufgetreten sind. Erhärtete Versuchserkenntnisse werden im UFA-Futter umgesetzt.
Pouletmast mit hoher Genauigkeit Geflügelmast-Versuche zeichnen sich durch eine besonders hohe Genauigkeit aus. Dadurch werden bereits kleinste Futterunterschiede erkennbar. Die Genauigkeit der Versuche ist vor allem eine Folge der genetischen Ausgeglichenheit der Tiere sowie der standardisierten Produktionsabläufe. Weitere Vorteile der Pouletmast-Versuche betreffen die kurze Dauer und die schnelle Verfügbarkeit der Ergebnisse. Es erstaunt deshalb nicht, dass die meisten Anfragen
für Auftragsversuche auf UFA Bühl den Bereich Pouletmast betreffen.
Enge Zusammenarbeit mit Partnern Eine effiziente Versuchstätigkeit wäre nicht denkbar ohne das gute Einvernehmen mit zuverlässigen Partnern. Vorab zu erwähnen ist die Zusammenarbeit mit der Bell AG, welche die Geflügelmastversuche auf UFABühl vom der Planung bis zur Datenerhebung im Schlachthof Zell begleitet. Von grosser Bedeutung sind Auftragsversuche, die mit inund ausländischen Partnern durchgeführt werden.
Forschen für die Praxis Die UFA AG ist der einzige Mischfutterhersteller der Schweiz, der einen Betrieb für exakte Fütterungsversuche unterhält. Mit dem Modelltier Poulet werden unter Schweizer Bedingungen Versuche mit einem wissenschaftlichen Ansatz durchgeführt. Die Versuchstätigkeit trägt zum Erfolg der einheimischen Landwirtschaft bei. 䡵
Autor Dr. Pius Affentranger, Leiter UFA-Forschung, 3360 Herzogenbuchsee www.ufa.ch
INF O BOX INFO Heutige Küken haben ein grosses Leistungspotenzial.
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UFA-REVUE · 10 2009
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