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NUTZTIERE

Grosses Interesse SWISSFARMERPOWER INWIL AG Mitte Mai öffnete die grösste Biogas-Anlage der Schweiz ihre Türen für die interessierte Bevölkerung. Die von der fenaco gemeinsam mit Partnern erstellte Anlage im luzernischen Inwil ist seit Ende 2008 in Betrieb und produziert seit Mitte Januar 2009 aus Biomasse und Gülle Biogas, das auf Erdgas-Qualität aufbereitet und ins örtliche Erdgasnetz eingespeist wird.

Roman Engeler

Seit Mitte Januar dieses Jahres produziert die schweizweit grösste Biogas-Anlage in Inwil (LU) Biogas, das aufbereitet auf Erdgas-Qualität ins lokale Netz eingespeist wird. Momentan ist man daran, den Betrieb auf volle Leistung aufzufahren, damit man aus den jährlich rund 61 000 t Material die erwarteten 18 Gigawattstunden Energie erzeugen kann. Die fenaco hat dieses Projekt von Anfang an unterstützt und hilft so mit, im «Epizentrum» der Schweizer Schweineproduktion einen Beitrag zur Lösung des Gülle-Problems zu leisten.

Anlieferung der Rohstoffe

Bei der Anlieferung der Rohstoffe wird zwischen flüssigen und festen Stoffen unterschieden. Feste Stoffe wie Grüngut werden in der Annahmehalle geschreddert, sortiert, gesiebt und kurzzeitig zwischengelagert. Das aufbereitete, vergärungsfähige Material gelangt von da aus in die Trockenvergärung. Flüssige Stoffe wie Gülle werden in Tankwagen zur Anlage gebracht oder gelangen über direkte Bodenleitungen in die entsprechenden Annahmetanks. Aus diesen Tanks werden die Stoffe kontinuierlich in die Nassvergärung gepumpt.

Vergärung So wie bei der Annahme zwischen festen und flüssigen Substraten unterschieden wird, so werden auch bei der Vergärung verschiedene technische Verfahren angewandt. Das parallele Vergären von festen und flüssigen Stoffen mit der nachgeschalteten Nährstoffaufbereitung ist speziell und bisher einmalig. In der Nassvergärung werden Gülle und die anderen flüssigen Stoffe bei einer Temperatur von 37 °C vergo-

«SwissFarmerPower Inwil AG»: Ein Projekt für die produzierende Schweizer Landwirtschaft. Die fenaco mit Hansruedi Henggeler (links) ist für die Logistik der Biomasse verantwortlich und vermarktet die Gärreste.

ren. Das zugeführte Material wird in einen voll durchmischten Vergärer gegeben. Mit jeder Zufuhr von frischen Stoffen wird Material aus dem Vergärer in den Nachgärer transportiert, der mit einem Gasspeicher ausgerüstet ist. Das entstehende Gas wird dort gefasst und aufgefangen. Gleichzeitig dient der Nachgärer als Zwischenlager von der Gärrestaufbereitung. Bei der Trockenvergärung wird das zwischengelagerte Material in der Annahmehalle mit einem Pneulader direkt auf eine Dosiereinheit gegeben. Dann wird das Substrat über diverse Förderschnecken zum Fermenter transportiert. Die Konstruktion bewirkt eine systemtypische Pfropfenströmung im Gärgut, was eine gleich bleibende Verweilzeit der Tageschargen im Fermenter gewährleistet und Kurzschlussströmungen

verhindert. Die thermophilen Betriebsbedingungen bei rund 55 °C und die Verweilzeit von rund 20 Tagen stellen die einwandfreie Hygienisierung des Gärgutes sicher. Es werden pathogene Keime von Gastroabfällen oder wie Mykotoxine im Getreideabgang und Pflanzensamen wirkungsvoll abgetötet. Der Gärrest wird anschliessend entwässert.

Separation der Reststoffe

Gärreste aus der Trocken- und Nassvergärung werden in festes Gärgut und eine wässrige Lösung getrennt. Der wässrige Anteil fliesst zur weiteren Trennung in die Nährstoffaufbereitung und die separierten Feststoffe gelangen in die Nachrotte. Die Feststoffe werden in der Nachrotte zwischengelagert und belüftet, um einen aeroben Kompostierungsprozess einzuleiten. Die Nachrot-


NUTZTIERE Die neue Adresse für umweltfreundliches Erdgas: «SwissFarmerPower» in Inwil.

Gärreste sind interessante Dünger Landor vermarktet im Auftrag von «SwissFarmerPower Inwil AG» die anfallenden Gärreste. Das flüssige Nährstoffkonzentrat ist im Einsatz vergleichbar mit Presswasser, hat aber höhere Gehalte und einen tieferen pH-Wert, was sich positiv hinsichtlich Ammoniakverflüchtigung beim Ausbringen auswirkt. Weiter steht ein fester, gerotteter, kompostähnlicher Gärrest zur Verfügung. Interessierte Landwirte aus den Kantonen Zürich, Aargau, Solothurn, Bern oder Baselland bis zirka 60 km ab Inwil (LU) melden sich bei ihrem Landor-Berater. Er weiss mehr betreffend genauen Gehalten, Verfügbarkeit und Konditionen der Produkte. Der Betrieb muss gemäss Suisse-Bilanz über einen entsprechenden Nährstoffbedarf verfügen. www.landor.ch

Betriebsleiter Peter Troxler hat die Anlage mittlerweilte sicher im Griff.

Die Besucher wurden am Tag der offenen Türe jeweils in Gruppen durch die Anlage geführt. Die fenaco hat dieses Projekt von Anfang an unterstützt und hilft so mit, im «Epizentrum» der Schweizer Schweineproduktion einen Beitrag zur Lösung des Gülle-Problems zu leisten.

te ist in einer separaten Halle untergebracht, um ein qualitativ hochwertiges nachgerottetes Gärgut zu erhalten und Geruchsemissionen zu vermeiden. Die wässerigen Feststoffe werden zur Ultrafiltration geleitet, wo Feinstpartikel und Schwebestoffe abgetrennt werden. Nach der Ultrafiltration besteht die Flüssigkeit nur noch aus Wasser und den darin gelösten Nährstoffen. In der Umkehrosmose wird die nun feststofffreie Flüssigkeit eingedickt. Dadurch erhöht sich die Nährstoffkonzentration Es entsteht ein Flüssigdünger für die Landwirtschaft (Kasten). Das abgetrennte Wasser wird bei laufender Kontrolle der Qualität an die benachbarte Kläranlage weitergeleitet. Die Kläranlage dient dabei als «Sicherheitsventil» – im Normalfall werden in der Kläranlage keine Frachten mehr abgebaut.

Von Biogas auf Erdgas-Qualität Das in der Trocken- und Nassvergärung entstandene Biogas besteht zu rund 60 % aus Methan und zu rund 40 % aus Kohlendioxid und anderen Gasen. Um das Biogas auf Erdgasqualität aufzubereiten, wird der Methangehalt auf über 96% erhöht, indem man Kohlendioxid und andere Gase eliminiert. Nach entsprechender Druckerhöhung und Odorierung (Beigabe des typischen Erdgasgeruchs) wird das aufbereitete Biogas in die Erdgasleitung eingespeist. Ein wichtiger Vorteil der Gasaufbereitung ist der im Vergleich zu einer Strom produzierenden Anlage höhere Wirkungsgrad von über 75 %.

Investoren

Mehrheitsaktionärin von «SwissFarmerPower Inwil AG» ist die Erdgas Zentralschweiz AG (ein Un-

Andreas Egli und Urs Schöb von der Anicom AG sind zufrieden, dass die Anlage auch ihren Kunden etwas bringt.

Flüssige Stoffe wie Gülle werden in Tankwagen oder Bodenleitungen zur Anlage gebracht.

ternehmen von ewl energie wasser luzern) mit einem Anteil von 51 %. Daneben sind 72 Landwirte mit 36 % und die fenaco mit 13 % beteiligt. Die fenaco ist für die gesamte Biomasseakquisition, die Logistik sowie das Güllemanagement verantwortlich und vermarktet zudem die anfallenden Gärreste (Kasten).

Eckdaten der Anlage • Kapazität: 61 000 t/Jahr (flüssig 45 000 t/Jahr, fest 16 000 t/Jahr) • Biogas-Produktion: 1.9 Mio. m3/Jahr (Energiegehalt: 18 GWh, 2 Mio. l Diesel-Äquivalent) • Reststoffe: 14 500 m3 Gärreste, 7700 t Nährstoffkonzentrat, 30 000 m3 Abwasser pro Jahr • CO2-Reduktion: 4000 t/Jahr • Landfläche: 13 500 m2

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