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PFLANZENBAU

Welche Methode? ZUR KRAUTVERNICHTUNG IN KARTOFFELN gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Verschiedene Verfahren werden laufend getestet und optimiert. Alle Methoden haben Vor- und Nachteile in Bezug auf die Effizienz der Krautvernichtung, das Schadensrisiko an den Kartoffeln, die Eindämmung der Krankheitsverbreitung sowie den Energieeinsatz und Umweltschutz.

Ruedi Schwärzel

Via Krautvernichtung lässt sich die Abreife der Kartoffelknollen fördern, die Ernte erleichtern und der Trockensubstanz-Gehalt sowie die Kalibergrösse beeinflussen. Wird sie vorzeitig durchgeführt, bildet die Krautvernichtung in der Pflanzgutproduktion einen Teil der Strategie gegen die Virusund Krautfäuleverbreitung. Eine Krautvernichtung bei vollem Kartoffelwachstum stellt eine technische Herausforderung dar, denn die Pflanzgutknollen sollen durch die Staudenvernichtung nicht beschädigt werden.

Zwei Wirkstoffgruppen

Bei der chemischen Krautvernichtung unterscheidet man momentan zwei Gruppen von Herbiziden: Die einen haben Kon-

Erfolgt nach dem Abschlegeln der Blattmasse noch ein Durchgang mit dem KrautzupfGerät, wird die Kulturentwicklung sofort gestoppt.

taktwirkung und einen systemischen Effekt, die anderen enthalten ein Sikkationsmittel mit Kontaktwirkung. Produkte der ersten Gruppe entfalten eine sehr schnelle Wirkung, aber sie können unter gewissen Bedingungen physiologische Schäden an den Kartoffeln generieren (Nekrosen oder Verfärbung der Ringgefässe). Die Produkte der zweiten Gruppe eignen sich besonders, um die Wiederaustriebe zu bekämpfen.

60 % weniger Spritzmittel

Viele Produzenten von Pflanzkartoffeln und – etwas seltener – von Speisekartoffeln greifen auf eine Kombination von chemischer und mechanischer Staudenvernichtung zurück. Zuerst wird die Blattmasse mechanisch zerkleinert und in die Reihen befördert. Die zurückbleibenden Stiele à 15 bis 30 cm können wirkungsvoll mit einem chemischen Mittel behandelt werden. Bei chemischer Bandspritzung steht eine spezielle Einrichtung zur Verfügung, mit der sich 60 % an Wirkstoff sparen lassen. Zwei Düsen sind dabei auf die Stauden gerichtet, was eine gezielte Applikation ermöglicht.

In Pflanzkartoffeln zweimal In Pflanzkartoffeln empfehlen sich zwei Behandlungen mit unterschiedlichen Mitteln. Man verwendet dabei spezielle, für Pflanzkartoffeln bewilligte Produkte. Für die erste Applikation eignet sich ein Kontaktmittel mit teilsystemischer Wirkung. Für die zweite Applikation wird vorteilhafterweise ein Sikkationsmittel mit Kontaktwirkung eingesetzt, das auch wiederaustreibende Pflanzen erfasst. Die Beimischung eines von den Pflanzenschutzfirmen empfoh52

lenen Öls steigert die Wirksamkeit der Krautvernichtungsmittel. Im Falle eines Befalls mit Kraut- und Knollefäule oder bei günstigen Bedingungen für diese Pilzkrankheit ist die Zugabe eines antisporulierendes Fungizides nötig. Die meisten Krautvernichtungsmittel wirken langsam und haben keinen Effekt auf die Kraut- und Knollenfäulesporen. Die Sporen überleben auf dem Gewebe der noch feuchten Pflanzen. Mit dem Regenwasser werden sie zu den Knollen hinab befördert. Bis die Pflanzen vollständig abgetrocknet sind, werden Viren durch Blattläuse von einer Pflanze auf die andere übertragen und ein Teil dieser Viren kann die Knollen befallen. Speziell auch Wiederaustriebe ermöglichen die Virusübertragung. Aus diesen Gründen gilt es, Pflanzkartoffel-Kulturen bis zur Ernte regelmässig zu beobachten.

Bei Speisern reicht einmal

Bei den Speise- und Industriekartoffeln lässt sich die Krautvernichtung in den meisten Fällen einfacher bewerkstelligen. Weil deren physiologisches Alter zum Zeitpunkt des Eingriffs fortgeschrittener ist, reicht eine chemische Behandlung normalerweise aus. Manchmal ist der Einsatz eines Mittels mit Unkrautwirkung nötig. Bei günstigen Klimabedingungen für die Kraut- und Knollenfäule sollte ein antisporulierendes Fungizid beigemischt werden. Wenn das Krautvernichtungsmittel einer Kultur verabreicht wird, die an Trockenheit leidet, und dann eine feuchte Periode folgt, kann das die Knollenqualität beeinträchtigen. So besteht bei «Diquat» und «Basta» das Risiko einer Nabelnekrose oder einer Verfärbung der Bündelgefäs7-8 2009 · UFA-REVUE


PFLANZENBAU se. Um eine bessere Absorption der Produkte durch die Blätter zu erreichen, soll die chemische Krautvernichtung vorzugsweise am Morgen bei erhöhter Luftfeuchtigkeit stattfinden, weil dann die Blätter feucht und damit empfindlicher sind. Bei einem gut eingestellten und ans «reduzierte Volumen» angepassten Spritzgerät wird eine Brühemenge von mindestens 300 l/ha empfohlen.

Nur geeignete Kulturen zupfen Zur Krautvernichtung werden vor allem im Bio-Landbau auch rein mechanische Verfahren angewandt. Auf das Abschlegeln der Blattmasse folgt oft ein Staudenzupfen durch ein Gerät mit zwei Kautschuk-Ballonen, die zwischen den Dämmen laufen. Die Stolonen, die noch an den Hauptstielen befestigt sind, werden abgerissen. Um via Staudenzupfen eine vollständige Krautvernichtung zu erreichen und ein Grünwerden der Knollen zu vermeiden, ist eine tiefe und präzise Kartoffelpflanzung erforderlich. Nur in Parzellen mit wenig Hanggefälle und wenig Steinen funktioniert diese Methode gut. Es eignen sich besonders Kartoffelsorten mit einer aufgestellten Staudenform und robusten Stängeln. Das Grünroden, gefolgt von einem erneuten Vergraben der Knollen, erfordert

Die chemische Bandspritzung, bei der zwei Düsen auf den unteren Stängelteil gerichtet sind, erfordert eine spezielle Einrichtung, erlaubt es jedoch, 60 % an Wirkstoff zu sparen.

In PflanzkartoffelKulturen folgen der thermischen Krautvernichtung oft viele Wiederaustriebe.

einen guten Zustand der Kartoffelkultur. Die Stängel bleiben oft an den Knollen hängen und werden mit diesen begraben. Zum Zeitpunkt der Krautvernichtung reagieren die Knollen sensibel auf Schocks und Krankheiten, haben sie doch die Schalenfeste noch nicht erreicht. Ein Vorteil des Krautzupfens ist jedoch, dass es die Rhizoktonia-Sklerotien reduzieren kann, wie verschiedene Beobachtungen zeigten.

Riskanter Wurzelschnitt Der Wurzelschnitt ist in der Schweiz eine wenig angewendete Methode. Dabei schneidet man die Wurzeln unter den Knollen durch und limitiert so die Wasserversorgung der Pflanzen via Kapillaren im Boden. Wenn eine Kartoffelkultur sich nicht am Ende ihrer Entwicklung befindet, kann sie bei grösseren Niederschlägen nach dem Wurzelschnitt weiterwachsen. Im Ausland wird der Wurzelschnitt manchmal ergänzt durch eine chemische Vernichtung der Wiederkeimer. Um ein Grünwerden der Knollen wegen einer zu geringen Bedeckung zu vermeiden, ist nach dem Wurzelschnitt ein erneutes Anhäufeln der Dämme nötig. Schwere und steinige Böden eignen sich nicht für diese Methode. Thermisch braucht viel Energie Unter Schweizer Bedingungen weist die thermische Krautvernichtung bei Pflanzkartoffeln häufig eine ungenügende Effizienz auf. Da diese sich während dem Behandlungszeitpunkt noch im vollen Wachstum befinden, keimen nach der Krautvernichtung viele Pflanzen wieder. Im Norden Frankreichs er-

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gab die thermische Krautvernichtung bei etwas älteren Pflanzkartoffeln gute Resultate. Aber die Wiederaustriebe mussten nach der thermischen Krautvernichtung manchmal noch mit einem Sikkationsmittel gespritzt werden. Bei Konsumkartoffeln kann die thermische Krautvernichtung gute Resultate bringen. Allerdings sind viele Sicherheitsmassnahmen zu treffen, damit das Feuer nicht auf benachbarte Getreidefelder übergeht. Die thermische Krautvernichtung erfordert eine spezifische und sichere Einrichtung sowie gute Kenntnisse im Handling von Gas und Feuer. Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) schätzt, dass die thermische Methode ungefähr zwölf Mal mehr Energie benötigt und die Luft acht Mal mehr verschmutzt als die mechanischen oder chemischen Verfahren. Dafür ist die thermische Behandlung schnell und zerstört auch die Sporen der Kraut- und Knollenfäule sofort.

Fazit In der Schweiz behält die chemische Krautvernichtung eine zentrale Bedeutung. Durch den Einsatz von Sikkationsmittel mit Kontaktwirkung behält man die Wiederkeimer im Griff und mit antisporulierenden Fungiziden kann einem erhöhten Kraut- und Knollefäuledruck wirkungsvoll begegnet werden. Eine Kombination mit einem vorangehenden Abschleglungsdurchgang erlaubt es, die Empfindlichkeit der Stauden zu erhöhen und den Chemieeinsatz zu optimieren. Für den Bio-Landbau stellt das Krautzupfen eine vielversprechende, aber noch optimierbare Methode dar.

Autor Ruedi Schwärzel, Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1 Weitere Informationen gibt es beim Autor: ruedi.schwaerzel@acw.admin.ch, 022 363 47 19 Im fenaco-Zielsortiment, das auf den LANDI aufliegt, sind die bewilligten Krautvernichtungsprodukte sowie die wichtigsten Anwendungsempfehlungen aufgeführt.

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