PFLANZENBAU
Besser mit Antidrift-Düsen fahren? ZUR REDUKTION DER SICHERHEITSDISTANZEN neben Oberflächengewässern können bei Pflanzenschutz-Applikationen sogenannte Antidrift-Düsen eingesetzt werden. Ein Versuch gibt nun Hinweise auf die Frage, ob die im Vergleich mit konventionellen Düsen ungleichmässigere Mittelverteilung den Erfolg im Obstbau beeinträchtigt.
Zum Schutz von Wasserorganismen müssen beim Einsatz von Pflanzenschutz-Produkten mit dem Sicherheitshinweis «Spe3» entlang von Flüssen, Bächen und Seen neue Pufferabstände eingehalten werden. Ob diese 20 oder 50m betragen, steht auf der Etikette der Spritzmittel. Für Produkte ohne Angabe gilt eine Distanz von 3m. Wenn die Spritze mit Antidrift-Düsen ausgerüstet ist, darf die Sicherheitsdis-
Matthias Roggli
Grafik 1: Abdrift 400 l/ha, 11 bar, 5.9 km/h, Zeilenabstand 4 m, Wind 1.5 m/s % 16
TX, ohne Hagelschutznetz Aitx, ohne Hagelschutznetz Aitx, mit Hagelschutznetz TX, mit Hagelschutznetz
14 12 10 8 6 4 2 0 3m
6m
20 m
50 m
100 m
Grafik 2: Anlagerung auf den Blättern 3.5 (ng/cm2)/(g/ha)
3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 oben Gala, TX Gala, Aitx 52
obere Mitte
untere Mitte
unten
Golden Delicious, TX Golden Delicious, Aitx
tanz zu Oberflächengewässern von 20 oder 50 m auf 6 m reduziert werden. So besagen es die Instruktionen des Bundesamtes für Landwirtschaft, welche für den Ökologischen Leistungsnachweis im aktuellen Jahr massgebend sind.
Versuch Welche Konsequenzen der Einsatz von Antidrift-Düsen für die Praxis hat, nahmen Syngenta und die Gruppe für Applikationstechnik im waadtländischen Commugny in einer 2004 beziehungsweise 1999 gepflanzten Apfelplantage der Sorten «Golden Delicious» und «Gala» unter die Lupe. Getestet wurde die konventionelle Düse «Teejet Conjet, TX 80015» sowie die AntidriftDüse «Teejet Conjet, Aitx 80015» – immer einmal mit und einmal ohne Hagelnetz. Pro Hektare setzte man 400 l Spritzbrühe ein, die Fahrgeschwindigkeit betrug bei der Applikation 5.9 km pro Stunde und der Druck der 14 Düsen lag bei 11 Bar. Jetzt liegen die Resultate vor.
Hagelschutznetz mit grossem Einfluss Es zeigte sich, dass AntidriftDüsen ab einer Distanz von 6 m und bei einer Windstärke von 1.5 m/s nur noch rund 0.88 % Abdrift aufwiesen. Die Abdrift der konventionellen Düsen lag bei diesem Abstand dagegen bei 3.7 %. Wesentliches zur Abdrift-Reduktion trug das Hagelschutznetz bei. Innerhalb der ersten 6m verminderte es die Abdrift der konventionellen Düsen um 36 %, jene der Antidrift-Düsen um 22 % (Grafik 1).
Gleicher Effekt gegen Krankheit Jede Medaille hat zwei Seiten. Neben dem Vorteil von weniger Abdrift haben
Antidrift-Düsen den Nachteil, dass sie die Spritzbrühe auf den Blättern weniger gleichmässig verteilen, was besonders den Effekt von Kontaktmitteln mindern kann. Diese Tatsache liess sich im Versuch anhand von speziellen Streifen feststellen, die neben der Obstanlage zur Messung des Spritzbildes befestigt worden waren.
Konventionelle Düse.
Was die Pflanzenschutz-Mittelmenge betrifft, die auf den Blättern der Apfelbäume deponiert wird, gab es aber keine grossen Unterschiede zwischen den beiden getesteten Düsen (Grafik 2). Die Blattmasse der Apfelsorten «Golden Delicious» (9300 m3/ha) und «Royal Gala» (10 300 m3/ha) beeinflusste die Mittelmenge, welche auf die Blätter gelangte, bei beiden Düsenmodellen nur minimal. Konsequenterweise erreichte man im Versuch sowohl mit konventioneller als auch mit der Antidrift-Düse gegen den Echten Mehltau eine fast gleich grosse Wirkung (fast 80 %). All diese Ergebnisse werden laut Syngenta durch internationale Versuche gestützt, in denen sich ebenfalls keine bedeutenden Unterschiede zwi11 2009 · UFA-REVUE
PFLANZENBAU schen den beiden Applikationsmöglichkeiten ergaben.
Generelle Empfehlungen beachten Generell gilt es im Pflanzenschutz mit Antidrift-Düsen, die Empfehlungen bezüglich Fahrgeschwindigkeit, Spritzeneinstellung (Druck usw.) und Dosierung einzuhalten. Je nach Kultur eignet sich eine andere Antidrift-Düse. Extreme Kombinationen wie der Einsatz von wenig Brühe, eines Kontaktmittels und einer Düse, die grosse Tropfen macht,
sollen möglichst vermieden werden. Nicht zuletzt muss auch mit AntidriftDüsen bei Temperaturen von über 25°C, einer tiefen relativen Luftfeuchtigkeit oder starkem Wind mit der Applikation zugewartet werden.
kungsvollen Pflanzenschutz. Werden die generellen Empfehlungen eingehalten, leidet der Applikationserfolg mit Antidrift-Düsen gemäss den Resultaten in Commugny nicht. 䡵
Fazit Mit Antidrift-Düsen lässt sich der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer und benachbarte Kulturen reduzieren. Dabei muss ein Gleichgewicht gefunden werden zwischen möglichst wenig Abdrift und einem wir-
Antidrift-Düse.
Während die konventionelle Düse eine bessere Mittelverteilung gewährleistet, reduziert die Antidrift-Düse die Verluste.
Dieser Artikel ist aufgrund der Versuchspräsentation vom 8. September entstanden. In Commugny (VD) stellten Syngenta und die Basler Gruppe für Applikationstechnik an diesem Tag den interessierten Pflanzenschutz-Fachleuten den Vergleich zwischen Antidrift- und konventionellen Spritzendüsen vor.
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