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S O N D E R T H E M A FOCUS

Bild: «Amazonen Werke»

Februar 2009

Trends im Pflanzenschutz

Neue Pflanzenschutzprodukte Praktische Hilfe für gezielte Mittelwahl Haut schützen, Gesundheit erhalten Lagerung und Transport Rüben: Fungizidspritzen über Boden Mykotoxinproblem ja oder nein? Resistenzen vorbeugen

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TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA

Wahlmöglichkeiten ausschöpfen NEUE PRODUKTE 2009 Für das laufende Jahr haben die Pflanzenschutzfirmen wieder ein paar neue Produkte im Köcher. Sie helfen bei richtiger Anwendung, den Pflanzenschutz weiter zu optimieren und Resistenzen zu vermindern. Von besonderem Interesse sind dabei ein neues Insektizid gegen die zunehmenden Blättläuse, ein neuer Maisherbizid-Wirkstoff sowie neue Mittel gegen die Getreideunkräuter.

Matthias Roggli

Gegen Ende Jahr bewilligt das Bundesamt für Landwirtschaft jeweils wieder eine Reihe an Pflanzenschutzprodukten für den Einsatz auf Schweizer Feldern. Neben Zulassungserweiterungen, Bewilligungen von leicht modifizierten oder nachgeahmten Produkten befinden sich darunter auch einige Mittel mit neuen Wirkstoffen.

Neuer Wirkstoff für Mais Bayer lanciert mit «Laudis» ein Maisherbizid mit dem frisch entwickelten, systemischen Wirkstoff Tembotrione (Gruppe der Triketone), der bei Unkräutern das Chlorophyll zerstört und somit die Fotosynthese hemmt. Zudem enthält es den Safener Isoxadifen-Ethyl, der die Kulturverträglichkeit und Mischbarkeit verbessern soll, sowie diverse Formulierungshilfsstoffe (unter anderem Öl), um die Haftung, Aufnahme und Verteilung in den Unkräutern zu fördern. Von «Laudis» werden Hühner-, Borsten-, Fingerund Bluthirse, Amarant, Gänsefuss, Nachtschatten und viele weitere wichtige Unkräuter erfasst. Das Mittel kann auf die aufgelaufene Unkrautflora bis zum 6-8-Blattstadium des Maises angewendet werden. Gemäss Bayer gibt es weder Sorten- noch Nachbaueinschränkungen, auch nicht bei Rüben- und Gemüsekulturen. «Laudis» lässt sich mit vielen Produkten (ideal mit «Aspect», «Equip» und «Effendi») mischen. Innert zwölf Jahren hat Syngenta den Verkauf vom Maisherbizid «Dasul» verdoppelt, auch weil die Hirsenproblematik zunehmend ist. Mit «Dasul Extra» bringt das Unternehmen eine Neuauflage auf den Markt, die dank gezielter Formulierung (Ölzusatz) nur noch die halbe Mittelmenge erfordert. 2 SH

Integrierte Antiresistenz-Strategie Leu & Gygax präsentierten mit «Lumax» ein Maisherbizid gegen Unkräuter und -gräser, das mit einer neuen Kombination aus drei blatt- und bodenaktiven Wirkstoffen (Terbuthylazin, S-Metolachlor, Mesotrioneein) ein breites Wirkungsspektrum aufweist. Auch die Hirsen werden erfasst. Mit der Wirkstoffkombination ist die AntiresistenzStrategie quasi eingebaut. Der Anwendungszeitraum reicht vom Vorauflauf bis zum 6-Blattstadium des Maises. Sowohl im Getreide als auch im Mais lässt sich «Biathlon» (Leu & Gygax) gegen Gräser einsetzen. Das NachauflaufHerbizid aus der mit dem Wirkstoff Tritosulfuron (Sulfonylharnstoff) hat eine gute Regenfestigkeit und wirkt temperaturunabhängig.

Blattlausbekämpfung In den letzten Jahren hat der Blattlausbefall auch in der Schweiz in manchen Regionen stark zugenommen. Mit «Teppeki», einem systemischen Insektizid gegen Blattläuse in Kartoffeln, Kernobst, Gurken und Zucchetti, bietet Omya den Produzenten eine Bekämpfungsmöglichkeit an. Das wasserdispergierbare Granulat enthält Flonicamid aus der Wirkstoffgruppe der Pyridincarboxamide. Der Mechanismus des neuen Wirkstoffs ist momentan noch nicht bekannt. Er unterscheidet sich aber von denjenigen bekannter Wirkstoffgruppen. Eine Kreuzresistenz mit Insektiziden einer anderen Wirkstoffgruppe wurde bis jetzt nicht beobachtet. Teppeki wirkt als Kontakt- und Frassmittel rasch, obwohl es visuell den Anschein hat, dass die Blattläuse erst nach mehreren Stunden absterben. Als wichtiger

Indikator über die Aktivität der Blattläuse dient die Ausscheidung des Honigtaus. Bereits ein bis zwei Stunden nach der Applikation werden die Honigtau-Ausscheidungen nahezu vollständig eingestellt. Dies bedeutet, dass die Blattläuse danach keinen Schaden mehr anrichten. Bei ungünstigen Bedingungen kann sich das Absterben der Blattläuse, abhängig vom Ernährungszustand und von den klimatischen Bedingungen, bis zu mehreren Tagen hinziehen. Die Blattläuse wirken aber in dieser Phase nicht mehr schädigend für die Pflanzen. ÖLN-Betriebe müssen eine Sonderbewilligung einholen, wenn sie die Blattläuse in Kartoffeln mit einem Insektizid bekämpfen wollen.

«Rapswirkstoff» für Kartoffeln Mit «Centium 36 CS» lanciert Stähler ein neues Vorauflauf-Herbizid gegen einjährige Unkräuter und -gräser in Kartoffeln, Sojabohnen, Erbsen und Ölkürbis. Der aus Rapsherbiziden bekannte Wirkstoff Clomazone wird von den Unkräutern bei der Keimung über Wurzel und Spross aufgenommen, greift in die Fotosynthese ein und verhindert die Bildung von Chlorophyll. «Centium 36 CS» wird bei den Kartoffeln in Tankmischung mit «Dancor 70 WG» im Vorauflauf auf gut abgesetzte Dämme gespritzt. Bei Sojabohnen, Eiweisserbsen und Ölkürbissen wird eine Mischung mit «Successor 600» empfohlen.

Alternative gegen Windhalm Mit «Artist» bietet Bayer eine neue Alternative gegen Windhalme in Getreideparzellen mit festgestellter oder vermuteter Resistenz gegen Sulfonylharnstoffe und IPU. Solche Resistenzen nehmen 2 2009 · UFA-REVUE


TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA Im Vergleich zu 2008 gibt es dieses Jahr weniger Produkteneuheiten. Foto: BUL

neu formulierte, früh einsetzbare Getreideherbizid ist dank der rasch wasserlöslichen Granulat-Formulierung und der Zumischung von Metsulfuron-methyl, einem zweiten herkömmlichen Sulfonylharnstoff (Produkt «Ally SX»), wirksamer als sein Vorgänger. Hervorzuheben ist hier die Kontrolle von besonders lästigen Unkräutern wie Blacken und Kratzdistel.

Tabelle: Auswahl neuer Pflanzenschutzmittel für Ackerkulturen Herbizide (Firma)

Wirkstoff

Vorauflauf

(einjährige Unkräuter/ -gräser)

Centium 36 CS (Stähler)

Clomazone

Colzor Trio (Omya)

Clomazone, Dimethachlor, Napropamid Terbuthylazin Mais S-Metolachlor, Mesotrioneein Metazachlor, Raps Clomazone

Lumax (Leu & Gygax)

Nimbus CS (Leu & Gygax) Successor 600 (Stähler)

vor allem in der Westschweiz zu. Im Tankmix mit «Bandur» lassen sich in Kartoffeln auch Klebern, Nachtschatten und Knöteriche bekämpfen. «Herbaflex» ist das neue Getreideherbizid von Stähler. Dieses enthält neben dem bekannten Isoprotpuron den neuen Wirkstoff Beflubutamid. Es tilgt über 90% an Ausfallraps, Hirtentäschel, Taubnessel und Vergissmeinnicht. Windhalm, Rispengras, Kornblume, Hohlzahn, Taubnessel, Stiefmütterchen und Wicke erfasst es nahezu zu 100 %. Nicht ausreichend bekämpft werden Ackerfuchsschwanz und Klebern. «Herbaflex» wird von den keimenden und auflaufenden Unkräutern über Boden und Blatt aufgenommen. Es lässt sich mit 3 l/ha im Vorauflauf bis zum frühen Nachauflauf einsetzen.

Besser gegen Problemunkräuter Als Nachfolger von «Express SX» (Wirkstoff Tribenuron-methyl) bringt Syngenta «Express Max» auf den Markt. Das UFA-REVUE · 2 2009

Raps, Erbsen und Soja «Nimbus CS» folgt auf «Nimbus» (Leu & Gygax) und ist ein Vorauflauf-Herbizid gegen Unkräuter und -gräser im Raps. Die bekannten Wirkstoffe Metazachlor und Clomazone sind als Kapselsuspension formuliert, was zu einer längeren Wirkung, einer besseren Kulturverträglichkeit und einem optimaleren Umweltverhalten führt. Als Mischpartner zu Herbiziden in Erbsen, Sojabohnen, Ölkürbis, Bohnen und Erdbeeren lanciert

Kartoffeln, Soja, Erbsen, Ölkürbis Raps

Pethoxamid

Ölkürbis, Erbsen, Soja, Bohnen, Erdbeeren

Biathlon (Leu & Gygax)

Tritosulfuron

Dasul Extra (Syngenta)

Nicosulfuron

Express Max (Syngenta)

Metsulfuron methyl Tribenuronmethyl Beflubutamid Isoproturon

Getreide, Mais (Ungräser) Mais (einjährige Unkräuter und -gräser) Winter- und Sommergetreide (einjährige Unkräuter, Wurzelunkräuter) Winterweizen, -gerste, -roggen, -triticale, Korn (einjährige Unkräuter und -gräser)

Schlitteneffekt «Gladio», ebenfalls von Syngenta, ist ein Getreidefungizid gegen Mehltau, Septoria, Rostarten und Rhynchosporium sowie mit einer Teilwirkung gegen Sprenkelnekrose in Gerste. Die Kombination der drei bekannten Wirkstoffe Fenpropidin, hat einen sogenannten «Schlitteneffekt» zur Folge. Das heisst, dass die Wirkstoffe Propiconazol und Tebuconazol besser in die Pflanze eindringen, weil sie auf Fenpropidin «reiten» können. Der Wirkstoff Tebuconazol zeigt zusätzlich eine gewisse Wirkung gegen Ährenfusariosen. Wie alle anderen Fungizide gegen Fusariosen muss die Applikation in der Blüte des Weizens erfolgen. Ebenfalls gegen Fusarien im Getreide wirkt «Cercobin», eine Neuheit aus dem Hause Stähler. Das systemische Fungizid bekämpft auch Monilia und Kelchfäule im Obst sowie Botrytis im Weinbau. «Cercobin» enthält den Wirkstoff Thiophanat-methyl. Dieser war im alten Produkt «Enovit M» enthalten. Wegen Resistenzgefahr ist die Behandlungsanzahl je nach Kultur und Krankheit eingeschränkt. Das neue «Unix» ergänzt das Syngenta-Sortiment und dient als Mischpartner, um gegen Halmbruch und Mehltau im Weizen vorzugehen.

Kultur (Wirkspektrum)

Nachauflauf

Herbaflex (Stähler)

Laudis (Bayer) Fungizide (Firma) Cercobin (Stähler)

Tembotrione

Mais (einjährige Unkräuter und -gräser)

Thiophanatemethyl

Weizen, Triticale (Ährenfusarien), Tomaten (Samtflecken), Obst (Monilia), Reben (Botrytis)

Gladio (Syngenta)

Fenpropidin, Weizen, Gerste, Roggen, Propinconazol, Triticale (Mehltau, Tebuconazol Septoria, Rostarten, Rhynchosporium)

Unix (Syngenta)

Cyprodinil

Weizen (Halmbruch, Echter Mehltau)

Insektizide (Firma) Teppeki (Omya)

Flonicamid

Kartoffeln, Kernobst, Gurken, Zucchetti (Blattläuse)

Stähler mit «Successor 600» ein neues Vorauflauf-Herbizid. Der 2007 für Mais («Successor T») bewilligte Wirkstoff Pethoxamid (Gruppe der Chloracetamide) wird über die Wurzel und Keimblätter aufgenommen. Er verhindert ein späteres Auflaufen von Hirsen, bleibt er doch lange im Oberboden aktiv. 䡵

Das fenaco-Zielsortiment gibt Auskunft über die Kosten und den gezielten Einsatz der verschiedenen Planzenschutzprodukte. Es ist in Ihrer LANDI erhältlich.

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Produktsuche leicht gemacht ZIELSORTIMENT Das Angebot an Pflanzenschutzmitteln ist gross. Um sich im Dschungel der vielen Wahlmöglichkeiten zu orientieren, stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Eines davon, das Zielsortiment für Pflanzenschutzmittel erscheint in der Ausgabe 2009 mit zusätzlichen Informationen.

Daniel Strahm

Neben den Ratgebern der Pflanzenschutzfirmen und der Übersicht «Pflanzenschutzmittel im Feldbau» (Herausgeber: Fachstellen für Pflanzenschutz der Kantone Zürich und Thurgau) bietet die LANDI das jährlich überarbeitete «Zielsortiment für Pflanzenschutzmittel» für den Acker- und Futterbau sowie für den Obst- und Weinbau an. Das Zielsortiment für Pflanzenbehandlungsmittel ist ein Hilfsmittel zur gezielten Auswahl von Pflanzenschutzmittel.

Neuerungen 2009 Auf die Ausgabe 2009 wurde das Zielsortiment neu gestaltet, um zusätzliche Informationen zu integrieren. Damit lässt sich die Auswahl noch besser den individuellen Bedürfnissen anpassen. Auf die hinterlegten Ampelfarben (grün = empfehlenswert, gelb = mögliches Produkt rot=nicht empfehlenswert) wurde ver-

zichtet. Die damit verloren gegangene Information wird ersetzt mit Hinweisen zur Toxikologie und zum Umweltweltverhalten sowie Anwendungseinschränkungen in Spaltenform. Der Produktevergleich ist dank der gewonnenen Übersicht einfacher.

Wirkung und Einsatzstrategien Die Wirkung wird neu mit einem Kuchensymbol beurteilt. Dies ermöglicht es bei genügend Informationen, die Wirkung der Produkte besser darzustellen. Für den Einsatz von Wachstumsregulatoren in Getreide, Fungizide im Kartoffelbau und Insektizide im Raps sind Strategien abgebildet. Die Auswahl soll damit verbessert werden. Die Produkte sind bis auf wenige Ausnahmen mit den Resistengruppen versehen. In Resistezgruppen sind Produkte mit gleichen Wirkungsmechanismen zusammengefasst. Die Angabe ermöglicht das Abwechseln der Wirkstoffe

Grafik: Fungizidstrategie gegen Kraut- und Knollenfäule

Infektionsdruck

hoch

tief

DCStadien

Fungizideinsatz gegen Kraut- und Knollenfäule Frühe HauptHauptwachstumsSchlussSpritzart wachstumsphase phase spritzungen Epoque, Consento, Revus MZ, Acrobat Mancozeb Combi, Daconil Ridomil Gold Tattoo C, Valbon Combi, Zetanil Combi Mapro/Ranmann Consento, Revus MZ, Acrobat, Tattoo C, Tanos, Valbon, Sereno, Mancozeb Combi, Daconil Combi, Zetanil Combi Mapro/Ranmann Trimanoc / Polyram / Chlorothalonil / Electis / Rover Star Mapro/Ranmann Amistar gegen Alternaria

10 –19

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30 – 39

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50 – 59

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Quelle: Zielsortiment für Pflanzenschutzmittel 2009 der fenaco

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und dient somit der Vorbeugung einer Resistenz.

Gefahrenstufen Mit der Angabe der Gefahrenstufen wird auf die toxikologischen Risiken für den Anwender, das physikalisches Gefährdungspotenzial und das Umweltrisiko hingewiesen. Die Angabe liefert eine Risikoübersicht. Die zu treffenden Massnahmen zum Schutz des Anwenders und der Umwelt können daraus abgeleitet werden. Für klärende Hinweise und gezielte Massnahmen bieten die Hersteller zusätzlich Sicherheitsdatenblätter an. Die enthaltenen Informationen gehen über die Anwendungsvorschriften (Angaben auf der Etikette) hinaus. Produkte mit der alten Bezeichnung (Giftbalken) dürfen noch bis zum 31. Juli 2011 aufgebraucht werden. Risiko für Boden Pflanzenschutzmittel, die beim Ausbringen auf den Boden gelangen, sich dort schlecht an Bodenteilchen anlagern und abbauen, stellen für die Auswaschung ins Grundwasser ein grösseres Risiko dar. In diesen Fällen ist darauf zu achten, dass der Boden bei der Behandlung trocken ist und danach keine oder keine grösseren Niederschläge zu erwarten sind. Risiko für Nachbau Produkte, die wegen langsamem Abbau im Boden ein Risiko für nachfolgende Kulturen darstellen und für welche die Hersteller Nachbaueinschränkungen angeben, sind gekennzeichnet (Dreieck mit Ausrufezeichen). Die Packungsaufschrift oder Beilage sowie Hinweise zum Nachbau unter «Bemerkungen» der betroffenen Produkte sind besonders zu beachten. Auch die Frist, wie lange nach dem 2 2009 · UFA-REVUE


TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA Einsatz eines bestimmten Produktes bis zur Ernte der Kultur gewartet werden muss, ist angegeben.

Risiko für die Gewässer Pflanzenschutzmittel, die mit einem Gewässerschutz-Hinweis versehen sind, dürfen in den aufgeführten Zonen (S1 bis 3) nicht eingesetzt werden. Hinweise auf Verbote in Karstgebieten sind in den Bemerkungen der jeweiligen Produkte ersichtlich. Produkte, die Wasserorganismen wie Fische, Algen und Kleintiere gefährden, sind mit einem Symbol (Fischgräte) gekennzeichnet. Es handelt sich um Produkte mit den R-Sätzen 50 bis 53 (siehe Packungsaufschrift). Bestehen zusätzlich Auflagen bezüglich des Abstandes zu Oberflächengewässern sind diese in den Bemerkungen nachzulesen.

Risiko für Bienen Bezeichnete Produkte sind giftig für Bienen. Beim Einsatz eines solchen Produktes ist darauf zu achten, dass kein blühender Unterwuchs zu einer zusätzlichen Gefährdung der Bienen führt. Solche Produkte ausserhalb des Bienenfluges oder gar nicht einsetzen.

Die Produkteauswahl kann nur gezielt erfolgen, wenn vorgängig mit Feldkontrollen unter Berücksichtigung der Schadschwellen der Bedarf für eine Behandlung abgeklärt wurde.

Zulassung im ÖLN Die ampelfarbigen Symbole geben Hinweise zu den Grundlagen für den Ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) der offiziellen Stellen (Kantone, KIP). Eine grüne Ampel bedeutet, dass das Mittel ohne Einschränkungen im ÖLN eingesetzt werden kann, eine gelbe weist auf Einschränkungen hin und bei roter Ampel ist ein Einsatz im ÖLN verboten. Angaben zu Anforderungen im Labelanbau sind darin nicht enthalten. Sie müssen beim Labelinhaber verlangt werden. Die ÖLN-Richtlinien der kantonalen Stellen (offizielle Richtlinien) sind verbindlich und müssen auf jeden Fall berücksichtigt werden. Die aktuell gültigen Richtlinien sind bei der Drucklegung des Zielsortimentes berücksichtigt. Änderungen, bis zum Erscheinen des nächsten Zielsortimentes, bleiben deshalb vorbehalten. 䡵 UFA-REVUE · 2 2009

Mehr Milch aus Mais Erhöhte Futteraufnahme Beste Energieversorgung Gesündere Tiere Höhere Milchleistungen

Autor Daniel Strahm, pflanzenbaulicher Beratungsdienst, fenaco, 3421 Lyssach Das Zielsortiment für Pflanzenschutzmittel 2009 ist bei Ihrer LANDI erhältlich.

Für mehr Milch: DKC 2960

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Sicherheit geht vor GESUNDHEITSSCHUTZ Wer weiss, dass die Haut des Menschen eine Fläche von bis zu zwei Quadratmetern umfasst? Und dass sie damit das grösste Körperorgan ist? Nirgendwo fühlt man sich so wohl wie in der eigenen Haut. Diese zwei Quadratmeter führt man immer mit sich. Aus der Haut kann man nicht heraus, ohne sie kann man nicht leben. Zwei Quadratmeter Haut – entscheidend für ein gesundes Leben.

Natanael Burgherr

Was kaum bewusst wahrgenommen wird, soll durch eine internationale Präventionskampagne stärker ins Bewusstsein rücken: «Deine Haut. Die wichtigsten 2 m2 Deines Lebens.» Nicht nur im beruflichen Umfeld, auch im privaten Bereich, im Haushalt und in der Freizeit gibt es täglich Situationen, bei denen man die Haut besonders pflegen und schützen muss. Auch gilt es, die Funktion der Haut und mögliche Gefährdungen besser zu erkennen.

Gesunde Haut – weniger Erkrankungen Erkrankungen der Haut spielen sowohl im privaten als auch im

Persönliche Schutzausrüstung pflegen Einwegmasken und Gummihalbmasken Einwegmasken und Partikelfilter von Gummihalbmasken sind zu ersetzen, wenn der Atemwiderstand spürbar zunimmt. Die Filter dürfen weder ausgeblasen noch gewaschen werden. Aktivkohlefilter müssen ausgewechselt werden, sobald Geruchs-, Geschmacks- oder Reizerscheinungen beim Tragen der Maske bemerkbar werden. Die Gummihalbmasken sind nach dem Gebrauch zu reinigen: Filter demontieren, Maskenkörper mit warmem Wasser und einer weichen Bürste säubern, wenn nötig ein neutrales Reinigungsmittel verwenden. Die Maske mit klarem Wasser spülen und gut trocknen lassen. Die Maske, insbesondere die Ventile, soll regelmässig auf Abnützungen und Beschädigungen kontrolliert werden. Frischlufthelme Auch der Frischlufthelm muss von Zeit zu Zeit von angesammeltem Staub und Schmutz befreit werden. Die Gebläseeinheit kann man mit einem Lappen oder einer weichen Bürste reinigen. Kopfteil und Verbindungsschlauch lassen sich bei starker Verschmutzung auch mit Wasser waschen. Vor Gebrauch müssen alle Teile absolut trocken sein, damit die Gebläseeinheit nicht beschädigt wird. Lagerung der Atemschutzgeräte Atemschutzgeräte und Filter sind bei Raumtemperatur, in trockener Umgebung, aufzubewahren. Starker Lichteinfall, direktes Sonnenlicht und Wärmestrahlung müssen vermieden werden. Aktivkohlefilter sind unter Luftabschluss, beispielsweise in einem verschlossenen Plastiksack, zu lagern.

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beruflichen Bereich eine grosse Rolle und haben gravierende wirtschaftliche und soziale Folgen. Haut- und Handschutz sollten auch in der Landwirtschaft zur Selbstverständlichkeit werden. Denn: Ein Paar gute Schutzhandschuhe sind schon für wenige Franken zu bekommen. Das Gleiche gilt auch für Hautschutzcreme. Der Verlust der Lebensqualität ist aber für denjenigen, der von einer Berufskrankheit betroffen ist, nicht mit Geld aufzuwiegen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Tätigkeit wegen der Erkrankung aufgegeben werden muss. Also: Hautschutz lohnt sich!

Das grösste Organ Mit einer Oberfläche von zirka 2 m2 ist die Haut das grösste Organ des Menschen. Gleichzeitig entspricht sie mit einer Dicke von 1 bis 4 mm einem Zehntel des Körpergewichtes. Nach einer Beschädigung braucht sie vier bis acht Wochen, um sich zu regenerieren. Die Haut besteht im Wesentlichen aus drei Schichten, die zahlreiche Aufgaben wahrnehmen: • 1. Die Oberhaut (Epidermis) übernimmt die Barriere- und Schutzfunktion. • 2. Die Lederhaut (Dermis) sorgt für den Tastsinn. • 3. Das Unterhautfettgewebe (Subcutis) isoliert, dämpft Stösse ab und dient als Nährstoffreserve. Hautkrankheiten Bei

beruflich verursachten Hauterkrankungen handelt es sich zu 90 % um Ekzeme. Diese treten grösstenteils an den Händen auf und machen sich vor allem durch Rötungen, Risse, Bläschen, Nässen und

Schuppenbildung bemerkbar. Entwickelt sich daraus eine allergische Hauterkrankung, kann dies zur Aufgabe des Berufes führen. Das akut-toxische Ekzem entsteht bei einer kurzzeitigen Einwirkung von hautschädigenden Stoffen (schwach- bis mittelkonzentrierte Säuren und Laugen, Lösungsmittel) und ist auf die Stellen begrenzt, an denen die Haut mit dem Stoff in Kontakt gekommen ist. Nach Beendigung der Einwirkung heilt diese akute Ekzemform, unter die auch der Sonnenbrand fällt, meist wieder ab. Das kumulativ-toxische Ekzem ist die häufigste unter den beruflich verursachten Hauterkrankungen. Sie entwickelt sich über einen längeren Zeitraum durch Einwirkung von meist nur schwach hautschädigenden Stoffen, die bei einem einmaligen, kurzzeitigen Kontakt kaum oder gar keine sichtbare Wirkung zeigen (wässrige Reinigungsmittel, Öle und Fette, Lösungsmittel oder nur Wasser). Das allergische Kontaktekzem tritt auf, wenn eine Sensibilisierung gegenüber einem bestimmten Stoff (Allergen) erfolgt ist. Eine solche Sensibilisierung, beispielsweise gegen Rinderhaare oder Desinfektionsmittel-Bestandteile, geschieht in der Regel durch wiederholten und intensiven Hautkontakt mit diesen Stoffen. Allergien bleiben ein Leben lang erhalten und können sich im Laufe des Lebens verschlechtern.

Vorsicht beim Anmachen der Spritzbrühe Jedes Spritzmittel hat seine eigenen Wirk- und Trägerstoffe. Deshalb gibt es auch verschiedene Gefährdungen für die Gesundheit. Zudem ist der nötige Schutz von der Ausbrin2 2009 · UFA-REVUE


TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA Klassifizierung von Gasfiltern Filter A – gegen organische Gase und Dämpfe z.B. Lösemittel wie Terpentin, NitroVerdünner, Benzin Filter B – gegen anorganische Gase und Dämpfe z.B. Chlor, Brom, Schwefelwasserstoff Filter E – gegen saure Gase und Dämpfe z.B. Schwefeldioxid, Hydrogenchlorid Filter K – gegen Ammoniak und organische Ammoniumverbindungen Die Sicherheitsdatenblätter des Pflanzenschutzmittelherstellers geben Auskunft über die tatsächlich benötigte Schutzstufe. Wenn ein Aktivkohlefilter benötigt wird, betrifft es hauptsächlich die Kategorie A, Filter der Kategorie K sind meist nur als Kombinationsfilter (ABEK) erhältlich.

Nach dem Einsatz müssen die Handschuhe gereinigt werden. Die Schutzausrüstung ist so auszuziehen, dass keine verspritzten Teile mit der Haut in Kontakt kommen. Pflanzenschutzanzüge sollten nach dem Gebrauch entweder entsorgt oder gewaschen werden.

gung und vom verwendeten Gerät abhängig. Grundsätzlich sind Pflanzenbehandlungsmittel gesundheitsschädlich. Dies gilt auch für biologische Mittel. Die Kontamination mit den Chemikalien geschieht zu 90 bis 95 % beim Anmachen der Spritzbrühe. Hier arbeitet man zudem mit konzentrierten Mitteln. Moderne Formulierungen, zum Beispiel wasserlösliche Folienbeutel oder Produkte in Tablettenform, sind wesentlich weniger gefährlich als pulverförmige Substanzen. Beim Anmachen der Spritzbrühe sind unbedingt Handschuhe, Augenschutz und Spritzanzug zu tragen. Ob eine Schutzmaske getragen werden muss, ist abhängig vom eingesetzten Mittel.

Ausbringart entscheidet über Schutz Beim Ausbringen ist der Schutz abhängig von der Ausbringungsart: Gebläsespritze oder Feldspritze, ofUFA-REVUE · 2 2009

fenes Fahrzeug, Rückengebläse oder rundum geschlossene Traktorkabine. Priorität hat immer der Hautschutz. Dazu gehören: • Nitrilhandschuhe • Stiefel • Pflanzenschutzanzug • Kopfbedeckung • Gesichtschutz Die verwendeten Kleider sollten nach dem Gebrauch entweder weggeworfen oder gewaschen werden. Spritzmittelreste, die auf der Kleidung bleiben, können bei der nächsten Verwendung auf die Haut eindringen. Dies ist auch möglich, wenn die Kleidung falsch gehandhabt wird. So müssen etwa die Handschuhe vor dem Ausziehen gewaschen werden. Die Verwendung einer Schutzmaske ist neben dem eingesetzten Mittel auch von der Umgebung abhängig. Falls der Hersteller keinen Atemschutz fordert,

ist mindestens ein Gesichtsschild zu verwenden. Sonst ist zumindest eine P2Maske erforderlich. Dies kann eine Einwegmaske, eine Gummihalbmaske, eine Vollsichtmaske oder ein Gebläsesystem sein. Wenn Trägerstoffe verwendet wurden, die bei normalen Temperaturen in die gasförmige Phase übergehen, braucht es zusätzlich einen Aktivkohlefilter mit der Schutzstufe A2. Dieser muss mit einem P2-Filter kombiniert werden. Essen und Trinken ist während des Spritzens ohne Hygienemassnahmen nicht gestattet.

Sicherheitsdatenblatt Die erforderlichen Schutzmassnahmen sind auf der Verpackung aufgeführt. Zudem können beim Inverkehrbringer die entsprechenden Sicherheitsdatenblätter angefordert werden. Die meisten Spritzmittel entwickeln keine Gase, das heisst, es reicht eine P2Maske. Dazu gehören auch die Antibiotika gegen Feuerbrand. Wichtig ist, dass die Maske gut sitzt, also gut an die Gesichtsform angepasst wird. 䡵

Autor Natanael Burgherr, Ing. Agr. FH, Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft, BUL, 5040 Schöftland Jeden ersten Samstag im Monat ist der BUL-Markt in Schöftland von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Barzahler erhalten 5% Abholrabatt. www.bul.ch

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Sorgfalt ist Pflicht GEFAHRGUT Wer Pflanzenschutzmittel verwendet, muss vom Einkauf bis zur Entsorgung detaillierte Vorgaben einhalten. In den letzten Jahren wurde die Schweizer Gesetzgebung an die EU-Bestimmungen angeglichen. Eine korrekte Umsetzung verhindert unangenehme Kontakte mit der Polizei.

Marcel Schwab

Kleinere Mengen Pflanzenschutzmittel werden am einfachsten in abschliessbaren Schränken aufbewahrt.

Pflanzenschutzmittel sind Gefahrenstoffe. Mit verschiedenen Symbolen wird die Gefährlichkeit der einzelnen Mittel präzisiert (Kasten). Nicht nur für die Massnahmenbeurteilung anhand von Feldbeobachtungen und Schadschwellen sowie die Applikationstechnik, sondern auch für den Transport, die Lagerung, die Zubereitung der Spritzbrühe sowie das Entsorgen der Abfälle ist beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln deshalb die entsprechende Sorgfalt anzuwenden.

Transportvorschriften Alle zwei Jahre werden die Anforderungen an den Transport von Gefahrgütern revidiert. Seit dem 1. Januar 2009 ist das neue ADR in Kraft. Für den Transport innerhalb der Freigrenze (1000-Punkte-Regel) hat sich nichts geändert. Weiterhin gilt: • Der Landwirt, Unternehmer oder Gewerbebetreibende muss beim Transport die Beförderungspapiere immer bei sich haben. • Es muss mindestens ein 2-kg Feuerlöscher mitgeführt werden. • Der Versender, zum Beispiel die LANDI, muss den Beförderer über den Transport von gefährlichen Gütern unterwiesen haben. Bei der LANDI geschieht das mit dem «Merkblatt für Unternehmer», das abgegeben wird. Diese Mindestvorschriften gelten für alle Transporte innerhalb der Freigrenze. Lagerung an geschützter Pflanzenschutzmittel Stelle sind auf einem dichten Boden vor Witterungseinflüssen geschützt, trocken und frostsicher zu lagern. Die Lagerräumlichkei-

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ten müssen abschliessbar sein und dürfen keine Bodenabläufe aufweisen. Auslaufende Flüssigkeiten sollen zurückgehalten und mit Bindemittel (zum Beispiel Sägemehl) aufgenommen und als Sondermüll entsorgt werden. Der Zugang zum Lagerraum muss allen Unbefugten ebenso wie Kindern verwehrt werden. Regale sollten aus nicht absorbierendem Material wie beispielsweise Metall oder Hartplastik beschaffen sein. In Regalen müssen Pflanzenschutzmittel in fester Formulierung (Granulate, Pulver) oberhalb flüssiger Produkte gelagert werden.

Spühlwasser-Behälter bald obligatorisch Beim Herstellen und Ausbringen der Spritzbrühe werden die persönlichen Schutzmassnahmen wie Handschuhe, Schutzbrille und Schutzkleidung vorausgesetzt (siehe auch Artikel Seite 6). Die benötigte Spritzbrühe ist genau nach den Angaben des Herstellers zu berechnen und grundsätzlich in den Kulturen vollständig aufzubrauchen. Die Gebinde (Konzentratbehälter) müssen nach dem Ansetzen gründlich (dreimal) mit Frischwasser ausgespült werden. Das Spülwasser ist in den Spritzentank zu leeren. Überschüssige Spritzbrühe soll, wenn immer möglich, mit einer erhöhten Fahrgeschwindigkeit auf die vorher behandelte Pflanzenkultur ausgebracht werden. Ab dem Jahr 2011 ist ein Spühlwasserbehälter mit einem Nenninhalt von 10 % des Brühebehälters für alle Pflanzenschutz-Spritzen mit mehr als 350 l Volumen obligatorisch vorgeschrieben. Spritzbrühereste dürfen auf keinen Fall in eine Abwasserleitung eingeleitet werden.

Einstufung der Pflanzenschutzmittel Pflanzenschutzmittel sind zum Teil stark wassergefährdend. Darüber hinaus sind die Produkte wie folgt nach Gefahrenpotenzial gruppiert: XN Xi

gesundheitsschädlich reizend

N

umweltgefährdend

T+ T

sehr giftig giftig

F+ F

hoch entzündlich leicht entzündlich

O

Brand fördernd

C

ätzend

Abfälle korrekt entsorgen Pflanzenschutzmittel-Reste oder überlagerte Ware sind dem Hersteller oder Verkäufer (in der Regel die LANDI) zurückzugeben. Leere Pflanzenschutzmittelbehälter dürfen nicht wiederverwendet werden. Sie sind gut auszuspülen und mit dem Hauskehricht zu entsorgen. Erste-Hilfe-Massnahmen Sollte es zu einem Unfall mit Pflanzenschutzmitteln kommen, sind die Erste-HilfeMassnahmen nicht nur auf der Packungsetikette, sondern auch im Kapitel 4 des Sicherheitsdatenblattes (Infobox) beschrieben. Bei schwereren Vergiftungen ist ein Arzt aufzusuchen und das toxikologische Informationszentrum (ToxZentrum) in Zürich zu kontaktieren. Die Nummer lautet 145. 䡵

Autor Marcel Schwab, Gefahrgutbeauftragter und Leiter Arbeitssicherheit bei fenaco, 3001 Bern Die Sicherheitsdatenblätter der verschiedenen Pflanzenschutzmittel sind praktisch bei allen Herstellern online verfügbar oder können bei der LANDI bezogen werden.

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Bodenbürtige Schaderreger tilgen ZUCKERRÜBEN Wurzelbrand, Gürtelschorf, Spitzenfäule und die Späte Wurzelfäule (Rhizoctonia) sind die wichtigsten bodenbürtigen Pilzkrankheiten im Zuckerrübenanbau. Via Kalkdüngung und teils auch via Fruchtfolgegestaltung sowie Saatgutwahl kann vorgebeugt werden. Gegen Rhizoctonia steht ein wirksames Fungizid zur Verfügung.

Samuel Jenni

Durch verschiedene Bekämpfungsstrategien haben die Erreger von Wurzelbrand, Gürtelschorf, Spitzenfäule und Rhizoctonia in den letzten Jahren an Gefährlichkeit eingebüsst. Wichtig ist es trotzdem, den Erreger anhand des Schadbildes korrekt zu ermitteln, damit die entsprechenden Massnahmen getroffen werden können.

Späte Wurzelfäule Wurzelfäule

Besenartige Wuchsform von geschädigten Rüben auf sauren Feldstellen. Beginnender Rhizoctonia-Befall ist durch «Amistar Xtra» zu stoppen. Foto: SVZ

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(Rhizoctonia solani) tritt verbreitet auf, deutliche Schwerpunkte sind das St. Galler Rheintal und der Kanton Luzern. Daneben sind Gebiete im Seeland und im Thurtal betroffen. Bei dieser Pilzkrankheit beginnen die Rüben während des Sommers stellenweise zu welken. Nach und nach werden die Blätter gelbbraun, vertrocknen und legen sich sternförmig auf den Boden. Die Rübenkörper werden von aussen nach innen schwarz und faulen langsam in sich zusammen. In dieser Zeit versucht die Rübe nochmals neue Blätter auszutreiben bis die Pflanze gänzlich abstirbt. Befallene Rübenkörper können bei der Mietenlagerung gesunde Rüben anstecken und ebenfalls faulen lassen. Es handelt sich bei Rhizoctonia um einen bodenbürtigen Pilz, der auf Strohresten als Mycel- oder in Sporenform überdauert. Vor allem in schweren Böden mit schlechter Struktur und an vernässten Stellen tritt dieser Pilz stärker in Erscheinung. Rhizoctonia wird durch warme Witterung gefördert. Dazu begünstigen feuchte Bedingungen und hohe Bodentemperaturen die Ausbreitung im Frühsommer. Luftmangel, Starkniederschläge und Strukturschäden sind weitere Faktoren, die das Auftreten begünstigen. Eine Beizung des Rüben-

Wurzelbrand im 4-Blattstadium. Links gesunde Pflanzen. Ganz rechts durch Wurzelbrand zerstört.

• Fahrspuren vermeiden beziehungsweise schwere Maschinen entsprechend bereifen.

Saatgutes bekämpft die RhizoctoniaPilzstämme leider nicht. Gefördert wird Rhizoctonia durch folgende Bedingungen: • Viel (Körner-)Mais, Gras und Rüben in der Fruchtfolge. • Viel unverrottetes, untergepflügtes organisches Material. • Instabile Bodenstruktur, schlechte Kalkversorgung des Bodens. • Warme Böden und gleichzeitig häufige Niederschläge im Frühsommer. • Viel Stickstoff (Gülle). Die Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) empfiehlt zur Vorbeugung folgendes: • Fruchtfolge so einteilen, dass (Körner)-Mais nicht vor Rüben steht. • Pflugeinsatz nur dort, wo eine Bodenlockerung nötig ist, wobei kein unverrottetes Material in die Tiefe gelangen soll. • Ernterückstände vorzugsweise mit einem Grubber flach einarbeiten. Allfällige Verdichtungshorizonte (Fahrgassen, Vorgewende) mittels Tiefengrubber aufreissen. • Aufkalken von Böden auf pH-Werte über 7.

Wirkungsvolles Fungizid Die Sorte «Syncro» stellt eine Möglichkeit zur direkten Bekämpfung von Rhizoctonia dar. Diese speziell gezüchtete Sorte von Hilleshög hat einen hohen Toleranzgrad. Allerdings ist der Anbau von «Syncro» nur in Gebieten mit massivem Befallsdruck zu empfehlen, da die Ertragsfä-

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TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA higkeit dieser Sorte unter Nichtbefall deutlich schwächer ist. Die Bekämpfung mit dem Fungizid «Amistar Xtra», das aus den Wirkstoffen Cyproconazol und Strobilurin besteht, sieht die SFZ als gute Alternative für Felder mit starkem bis mittlerem Befallsdruck. Bei dieser Methode wird das «Amistar Xtra» mit einer Aufwandmenge von 0.8 l/ha im 6 – 8-Blatt-Stadium der Rüben direkt auf den Boden gespritzt. Damit die Wirkung von «Amistar Xtra» optimal einsetzen kann, sollte der Boden bei der Behandlung feucht sein oder zumindest nach der Behandlung etwas Regen fallen. Ein Zumischen zur Herbizidbehandlung ist grundsätzlich möglich. Eine solche Mischung wird jedoch unberechenbar aggressiv. Einen alleinigen Einsatz von «Amistar Xtra» vertragen die Rüben besser. «Amistar Xtra» ist nicht für den breiten Einsatz gedacht, sondern nur für Felder mit nachgewiesenem Rhizoctoniabefall.

Wurzelbrand wird durch eine späte Saat und feucht-warme Böden begünstigt. Zudem ist das Wurzelbrandrisiko auf Böden mit pH-Werten unter 7 deutlich erhöht. Dies gilt insbesondere für Moorböden. Weiter machen hohe Bodenherbizid-Dosen im Keimblattstadium der Rüben oder hohe Mineraldüngergaben vor der Saat (Kalisalz; Volldünger) die Rübenkeimlinge anfälliger auf Wurzelbrand. Die SFZ empfiehlt deshalb, Rübenparzellen auf pH-Werte über 7 aufzukalken und früh zu säen. Auf sauren Parzellen ist auf Bodenherbizid-Zusätze aus der Gruppe «Dual/Frontier» im Keimblattstadium der Rüben zu verzichten. Alle Saatgutposten ausser dem BioSaatgut sind mit dem Fungizid «Tachigaren» gegen Wurzelbrand gebeizt. Die Beizung verhindert nur während einer kurzen Zeitspanne von etwa zwei Wochen nach dem Auflauf eine Infektion mit den häufigsten Wurzelbrand-Erregern.

Von Gürtelschorf befallener Rübenkörper. Abgebrochen bei der Ernte.

Rübenkörper mit Rhizoctonia-Befall auf der ganzen Aussenfläche.

Wurzelbrand Der Name «Wurzelbrand» bezeichnet den Befall der Hauptoder Seitenwurzeln durch Bodenpilze wie Aphanomyces, Phoma oder Pythium. Vielfach dringen mehrere Erregerarten nacheinander über die Wurzelspitzen ein und zerstören das Wurzelgewebe. Die Wurzeln verfärben sich dabei braun-schwarz und sind teilweise stark eingeschnürt. Auch vermeintlich gesunde Jungpflanzen können bis zum 6-Blatt-Stadium befallen werden. Sie fallen um und sterben ab.

Gürtelschorf wird von Strahlenpilzen aus der Gattung Actinomycetes ausgelöst. Diese sind in den Böden weit verbreitet. Eine Rübenschädigung ist jedoch abhängig von bestimmten Witterungsereignissen und Bodengegebenheiten. Meist tritt der Befall bereits im Jungendstadium der Rüben auf. Unterhalb der Bodenoberfläche wird die Wurzelaussenhaut angegriffen, was zu schorfartigem Gewebe und Wucherungen führt (Selbstschutz der Rübe). In

schwer befallenen Parzellen wird die Ernte durch Abbrechen des Wurzelkörpers direkt an der eingeschnürten Stelle behindert. Das Roden wird erschwert und die Ernteverluste steigen dadurch stark an. Boden pH-Werte unter 7 und niederschlagreiche Sommermonate, die staunasse, verdichtete Bodenstellen ohne Sauerstoffaustausch entstehen lassen, fördern den Befall. Die SFZ empfiehlt deshalb als vorbeugende Massnahme das Aufkalken der Böden auf pH-Werte über 7. Staunasse Böden sind zu meiden oder zu drainieren. Auf leichten, schluffigen Böden muss die Bearbeitungsintensität reduziert werden. Eine direkte Bekämpfung ist bei Gürtelschorf nicht möglich.

Besenrüben, Juniwelke, Spitzenfäule An Besenrüben, Juniwelke und Spitzenfäule sind meist mehrere Schaderreger beteiligt. Vielfach sind die Rübenkeimlinge bereits durch Wurzelbranderreger geschwächt worden. Seitenwurzelfäule oder gar das Absterben der Hauptwurzel (Spitzenfäule) sticht bei extrem zurückgebliebenen Rübenpflanzen ins Auge. Meist stellen die Rübenpflanzen das Wachstum nach Starkniederschlägen ein oder welken trotz nassen Böden. Das Wurzelwerk ist nicht mehr intakt und wird von Bodenpilzen angegriffen. Eine direkte Bekämpfung ist nur im Falle von nachgewiesenem RhizoctoniaBefall der Wurzeln möglich. Der Einsatz von «Amistar Xtra» ist jedoch nur bis zum 8-Blattstadium sinnvoll und zeigt nur eine Teilwirkung. Faule Wurzelspitzen werden nicht mehr gesund. Die vorbeugenden Massnahmen sind die gleichen wie bei Gürtelschorf oder Wurzelbrand. 䡵

Autor Samuel Jenni, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ), 3270 Aarberg Regelmässige Tipps rund um den Zuckerrübenanbau gibt es via Newsletter der SFZ. Bestellung: www.zuckerruebe.ch

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TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ

KURZ-NEWS

SONDERTHEMA Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau Das praktische Buch ÂŤPflanzenschutz im AckerbauÂť ist Ăźberarbeitet worden. Neu wird gezeigt, wie die verschiedenen Anbausysteme, seien sie ÂŤintegriertÂť oder ÂŤbiologischÂť, auf Nachhaltigkeit ĂźberprĂźft werden kĂśnnen. Entsprechend der starken internationalen Verbreitung des Vorgängerbuches werden schweizerische Besonderheiten neu deutlich als solche gekennzeichnet. Schaden, Biologie und Bekämpfung der Schaderreger in Getreide, Mais, Kartoffeln, ZuckerrĂźben, Raps, Erbsen, Ackerbohnen, Tabak und Ă–lsonnenblumen (neu) sind beschrieben und abgebildet. Ebenso umfassend behandelt wie die Schädlinge werden die NĂźtzlinge. Neu hat es auch einen Teil Ăźber Problemunkräuter, darunter Neophyten. Im neuen Kapitel ÂŤBiodiversitätÂť wird gezeigt, wie Ă–koflächen gestaltet werden kĂśnnen, dass sie nicht nur dem Naturschutz dienen, sondern durch Abpufferung des AgrarĂśkosystems gleichzeitig fĂźr den Landwirt von direktem Nutzen sind. Das hilfreiche Buch ist fĂźr 98 Fr. erhältlich via: edition-lmz, Länggasse 79, 3052 Zollikofen, www.edition-lmz.ch, lmz@edition-lmz.ch

CCC fßr ÖLN zugelassen Produzenten, die den Ükologischen Leistungsnachweis (ÖLN) erfßllen, dßrfen Halmverkßrzer – neu Phytoregulatoren genannt – auf der Basis von

Chlorcholinchlorid (ÂŤCCCÂť, ÂŤCycocel ExtraÂť, ÂŤCCC-StabilanÂť etc.) ab FrĂźhling 2009 in Weizen-, Dinkel-, Triticale- und Haferkulturen einsetzen. Diese Neuerung ist Bestandteil der Agrarpolitik 2011. Vorher waren es nur die Saatgutproduzenten, die von diesem gĂźnstigen Produkt profitieren konnten. FĂźr die Zulassung im Ă–kologischen Leistungsnachweis (Ă–LN) entschied sich das Bundesamt fĂźr Landwirtschaft (BLW) unter anderem aufgrund einer Intervention der fenaco und einer Besichtigung der fenaco-Versuche in BĂźnzen. Die Ergebnisse der Neubeurteilung von Chlorcholinchlorid in der EU stehen noch aus. Im Falle eines negativen Resultates und der allfälligen Streichung von der Liste der zugelassenen Produkte in der EU kĂśnnte der Wirkstoff nach einer Ăœbergangsphase, gemäss einem festgelegten Verfahren, auch aus dem Schweizer Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis entfernt werden.

EU erschwert Wirkstoff-Bewilligung Mitte Januar hat das EU-Parlament die neue Verordnung ßber die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln verabschiedet. Die Kriterien fßr die Bewilligung von Wirkstoffen werden verschärft. Man geht davon aus, dass unter den kßnftigen Bedingungen rund 22 der derzeit zugelassenen Wirkstoffe gestrichen werden mßssten. In der Pflanzenschutz-Industrie stÜsst die neue Verordnung somit nicht auf Gegenliebe. Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln ist die Abkehr von einer wissenschaftlich fundierten Entscheidungsfindung eingeläutet worden, schreibt etwa der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) in einer Stellungsnahme. Die vielen zusätzlichen Auflagen wßrden die Suche nach neuen Wirkstoffen schwieriger machen als heute. Die Zulassungsverordnung gilt fßr alle EU-Staaten und wird provisorisch auf das Jahr 2011 wirksam. Der EU-Entscheid hat voraussichtlich auch

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KURZ-NEWS

TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA

auf die Schweiz Auswirkungen. Negativ für die Praxis wäre, wenn sich die Wahlmöglichkeiten zur Vermeidung von Resistenzen verringern würden.

Neue Produkte für Spezialkulturen Auch für die Spezialkulturen sind einige Pflanzenschutzprodukte neu bewilligt worden. Dazu gehört «Milbeknock» (Omya), ein neues Akarizid gegen mobile Stadien der Spinnmilben in Erdbeeren und Zierpflanzen. Es enthält den Wirkstoff Milbemectin und ist als Emulsionskonzentrat erhältlich. «Milbeknock» hat eine Kontakt- und Frasswirkung. Systemisch wirkt es nicht, wird aber translaminar verlagert. Ebenfalls von Omya stammt das neue «Maxcel» mit dem Wirkstoff Benzyladenin. Es dient zur Fruchtausdünnung bis 15mm Fruchtgrösse. «Fantic F» ist ein systemisches Fungizid von Stähler gegen Falschen Mehltau im Weinbau. Es enthält den Wirkstoff Benalaxyl-M, der auch den Neuzuwachs schützt. Syngenta präsentiert mit «Pyrinex» ein neues Mittel gegen Schädlinge im Obst-, Wein- und Gemüsebau. Dank einer neuen Kapselformulierung wirkt es über längere Zeit. Das Insektizid «Teppeki» (Omya) und das Fungizid «Cercobin» (Stähler) werden auf Seite 2 dieses Sonderthemas vorgestellt.

Feuerbrand 2008: Erstmaliger Streptomycin-Einsatz Das Feuerbrand-Infektionsrisiko während der Kernobstblüte fiel 2008 geringer aus als im Vorjahr, die Anzahl der Infektionsherde und somit der Infektionsdruck waren jedoch deutlich grösser. Für die in Blüte stehenden Apfelanlagen bestand die grösste Infektionsgefahr in der Periode vom 7. bis 17. Mai. In Erwerbsanlagen und bei Hochstammbäumen wurden deutlich geringere Schäden als 2007 verzeichnet. Erstmals hat das Bundesamt für Land-

Wenn Salben nichts mehr nützen. Pflegt trockene, rissige und aufgesprungene Haut an Händen, Füssen und exponierten Stellen.

wirtschaft (BLW) den Einsatz des Antibiotikums Streptomycin zur Bekämpfung des Feuerbrands örtlich begrenzt und befristet bis zum 1. Juli 2008 zugelassen. Vom 30. April bis 12. Mai erfolgten zwischen der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) und den Kantonen Aargau, Luzern, St. Gallen, Thurgau und Zürich sieben Telefonkonferenzen. Unter den Kantonen wurde jeweils die Einschätzung der Prognosesituation abgewogen. Bei den Birnen wurde in der Regel nicht oder nur einmal behandelt. Bei den Äpfeln erfolgten je nach Prognosesituation zwei oder drei Behandlungen. Insgesamt wurden 453kg Streptomycin (Aktivsubstanz) zur Bekämpfung des Feuerbrands angewendet. Nicht alle Obstproduzenten, die im Frühjahr einen Berechtigungsschein für den Kauf von Streptomycin erhalten hatten, haben das Produkt auch eingesetzt. Bezüglich Einsatz 2009 sind die Informationen der kantonalen Fachstellen massgebend. Quelle: ACW

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TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA

Mykotoxinproblem ja oder nein? «FUSAPROG» schätzt die wahrscheinliche DON-Belastung des Weizens parzellenspezifisch ein. Das Internet-Programm erleichtert den Entscheid, ob und wann eine Fungizidbehandlung durchgeführt werden soll. Ab Mai 2009 können Interessierte das Portal von Agroscope nutzen.

Tomke MusaSteenblock

Hans-Rudolf Forrer

Pilze der Gattung «Fusarium» gehören weltweit zu den wichtigsten Schadpilzen im Getreide. Sie verursachen Ertragseinbussen, Qualitätsverluste und vermindern die Keimfähigkeit des Saatgutes. Zusätzlich bilden die Fusarien giftige Stoffwechselprodukte, sogenannte Mykotoxine, die das Erntegut belasten und die Gesundheit von Tier und Mensch gefährden. Mit der Zunahme der pfluglosen Bodenbearbeitung, dem Anbau neuer Weizensorten mit höherer Anfälligkeit für FusariumPilze und vereinfachten Fruchtfolgen mit hohem Getreide- und Maisanteil hat die Bedeutung der Ährenfusariosen und

die Toxinproblematik bei Getreide und Mais in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen.

DON am häufigsten Untersuchungen der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau haben gezeigt, dass in der Schweiz «Fusarium graminearum» die häufigste «Fusarium»-Art auf Weizen ist. «F. graminearum» produziert vor allem das Mykotoxin Deoxynivalenol (DON), welches das Immunsystem schwächt und zu Brechreiz führt, sowie Zearalenon (ZON), ein starkes Östrogen, welches

Grafik 1: Schweizer-Karte mit regionalem Infektionsrisiko (Ansicht vom 03.06.08) hohes Infektionsrisiko

Schaffhausen

Güttingen Zürich-Kloten Fahy Zürich SMA geringes Tänikon Runenberg Zürich-ReckenholzSt. Gallen Infektionsrisiko Buchs-Suhr Walliswil/Wangen Wynau Vaduz La Chaux-de-Fonds Wädenswil Basel-Binningen

Neuchâtel La Frêtaz

Glarus

Luzern Interlaken

Chur-Ems

Altdorf

Payerne Changins Aigle Sion

Locarno-Monti

Fey

Locarno

Lugano

Dargestellt ist das aktuelle, witterungsbedingte Infektionsrisiko ohne Berücksichtigung möglicher Befallsquellen und des Entwicklungsstadiums des Getreides. Für die Berechnung dieses Risikos wird das Wetter des aktuellen Tages und der letzen drei Tage analysiert. Für eine Belastungsrisiko-Beurteilung wählt man den Menüpunkt «parzellenspezifische Belastungsrisiko-Beurteilung». Für diese Beurteilung sind das witterungsbedingte Infektionsrisiko und parzellenspezifische Angaben massgebend. 14 SH

Internetprogramm Basierend auf diesen Erkenntnissen hat die Forschungsanstalt Agroscope ART das Internetprogramm «FusaProg» entwickelt, das Vorhersagen über den «F. graminearum»-Befall und die Belastung des Weizens mit DON ermöglicht. Zur Teilnahme bei «FusaProg» können sich Interessierte ab Monat Mai direkt unter www.fusaprog.ch anmelden (Menüpunkt «Anmeldung / Parzellenerfassung»). Man erhält einen Benutzernamen (z. B. smu für Muster Stefan) und muss sich selbst ein Passwort geben. Die ART als Systemadministrator schickt anschliessend einen Einzahlungsschein mit Fr. 20.- Abo-Gebühren für die ganze Saison und gibt die Anmeldung frei, sobald dieser Betrag bezahlt wurde.

Regionales

Interlaken

Genève-Cointrin

insbesondere in der Schweinezucht Fruchtbarkeitsstörungen verursacht. Die mehrjährige Feldstudie hat gezeigt, dass neben der Witterung, die Vorfrucht, die Bodenbearbeitung und die Getreidesorte einen grossen Einfluss auf die Stärke des «F. graminearum»-Befalls und die DON- Belastung des Weizens haben.

Infektionsrisiko

Konkret gibt das Internet-Programm «FusaProg» an, wann die Witterungsbedingungen «F. graminearum»-Infektionen begünstigen und schätzt, unter Berücksichtigung der Anbautechnik und anderer feldspezifischer Angaben wie Sorte und Wachstumsstadium, die wahrscheinliche DON-Belastung des Weizens einer gewählten Parzelle ein. Unter dem Menüpunkt «CH-Karte mit regionalem Infektionsrisiko» stellt «FusaProg» das witterungsbedingte In2 2009 · UFA-REVUE


TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA

fektionsrisiko einer Region auf der Schweizer Landkarte dar (Grafik 1). Dabei handelt es sich ausschliesslich um die Darstellung des Infektionsrisikos und nicht um eine Karte mit Befallsmeldungen! Für 64 Wetterstationen wird das mittlere, witterungsbedingte Infektionsrisiko während der letzten drei Tage (24 h-Prognosedaten) berechnet und mit einem Farbcode dargestellt: Grün bedeutet kein Infektionsrisiko, bei Rot besteht eines. Eine Darstellung des Infektionsrisikos für einzelne Wetterstationen während der letzten 14 Tage bis zum aktuellen Tag wird unter dem Menüpunkt «wetterbedingtes Infektionsrisiko» angeboten. Das aktuelle Infektionsrisiko wird aufgrund der Witterung täglich neu eingeschätzt und anhand der «FusaProg»-Wetterregeln analysiert. Für die grafische Darstellung dient ebenfalls der Ampelcode grün, gelb, rot (grün keine, gelb mittlere und rot hohe Infektionsgefahr). Die Teilnehmenden können drei verschiedene geografische Regionen oder einzelne Wetterstationen anklicken und somit das aktuelle witterungsbedingte Infektionsrisiko bestimmter Tage erfahren.

len Tag (Menüpunkt «Aktuelles Infektionsrisiko Parzelle»). «FusaProg» ermöglicht zudem die grafische Darstellung des DON-Belastungsrisikos während der vergangenen 14 Tage. Dieser Übersicht kann zudem der höchste bis zu diesem Zeitpunkt berechnete DONWert entnommen werden (Menüpunkt «DON-Gehalt Parzelle»; Grafik 2). Da eine Infektion mit «F. graminearum» von Ende Ährenschieben bis zum Beginn der Kornfüllungsphase (Wasserreife) möglich ist – mit maximaler Anfälligkeit zwischen Beginn und Ende Vollblüte – ist es wichtig, dass die Teilnehmenden in dieser Periode das Entwicklungsstadium des Weizens bestimmen und aktualisieren. Dadurch kann das Programm sinnvolle Einschätzungen der DON-Belastung vornehmen.

sen sind und zwischen Beginn bis Ende Blüte kurz vor oder direkt nach der ersten Infektionsperiode appliziert werden. In Situationen mit witterungs- und anbaubedingtem hohem Infektionsrisiko genügt die Fungizidwirkung oft nicht, um den DON-Gehalt unter den kritischen Höchstwert von 1.25 ppm (unverarbeitetes Getreide) zu senken.

Fazit Zur Vermeidung von Fusarienund Mykotoxinproblemen sind deshalb unbedingt vorbeugende Massnahmen zu ergreifen wie der Anbau von wenig anfälligen Sorten, der Verzicht auf Getreideanbau nach Mais oder auch auf pfluglosen Getreideanbau. «FusaProg» dient als Werkzeug, um den Weizenanbau zu optimieren und um Verunreinigungen mit Mykotoxinen vorzubeugen. 䡵

Idealer Spritzzeitpunkt Mit «FusaProg» steht auch ein Informationssystem zur Verfügung, mit dessen Hilfe beurteilt werden kann, ob und wann eine Fungizidbehandlung zu empfehlen ist. Die Entscheidung und die Verantwortung für oder gegen eine Behandlung liegt jedoch beim Produzenten. Wirksam sind nur Fungizide, die speziell für den Einsatz gegen Fusarien zugelas-

2008 wurden nur dank günstiger Nachblüteund Erntebedingungen geringere Mykotoxingehalte gemessen als 2007. Foto: ART

Autor Tomke Musa-Steenblock und Dr. Hans-Rudolf Forrer, Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART), 8046 Zürich Das Programm «FusaProg» konnte dank finanzieller Unterstützung der Kantonalen Zentralstellen für Pflanzenschutz realisiert und in den letzten drei Jahren überprüft und verbessert werden.

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Grafik 2: Prognose DON-Gehalt Parzelle (Ansicht 01.06.08 – 14.06.08) DON-Prognose über die letzten 14 Tage

Parzelle: Muster Sorte: Runal DON-Gehalt

1.0 ppm

0.5 ppm

Parzellenspezifisch Für eine parzellenspezifische Beurteilung des DONBelastungsrisikos müssen bei der Anmeldung einmalig parzellenspezifische Angaben wie angebaute Sorte, Art der Boden- und Saatbeet-Bearbeitung, Vorund Vor-Vorfrucht eingetragen werden. Zusammen mit dem Entwicklungsstadium und dem berechneten witterungsbedingten Infektionsrisiko der letzten drei Tage dienen diese Faktoren zur Beurteilung des DON-Belastungsrisikos der entsprechenden Parzelle am aktuelUFA-REVUE · 2 2009

Stadium (DC)

39 59 59 59 59 61 61 61 65 69 69 69 69 69

Infektionsperiode Datum (Juni 2008)

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14

Prognose DON-Gehalt • für den 15.6.08 mit prog. Wetterdaten • für den 15.6.08 ohne prog. Wetterdaten • DONmax (höchster prognostizierter Tageswert)

0.0 ppm 0.0 ppm 1.9 ppm

DON-Gehalt seit 3.6.2008 1.9 ppm SH 15



TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA

Gar nicht erst entstehen lassen RESISTENZEN Pflanzenschutzmittel sollen ihre Leistung gegen bewilligte und empfohlene Indikationen bringen. Im Normalfall ist das auch der Fall. Was ist aber, wenn nach einer Behandlung die Wirkung offensichtlich unbefriedigend ist? Resistenzen können nicht rückgängig gemacht werden. Vorbeugend wirken das Beachten der Schadschwellen sowie das Variieren zwischen verschiedenen Wirkstoffgruppen.

Verschiedene Umstände können zu einem Wirkungsabfall von Pflanzenschutzmitteln führen, zum Beispiel ein falscher gewählter Einsatzzeitpunkt, ungeeignete Witterung oder Fehler bei der Applikationstechnik. Die Resistenz kann dabei ein weiterer wichtiger Grund sein. Seit der Einführung des chemischen Pflanzenschutzes ist das Thema Resistenz im Ackerbau bis in die heutige Zeit ein ständiger Begleiter. Betroffen sind beim Ackerbau Unkräuter in Mais und Getreide, Krautfäule sowie Getreidekrankheiten, bei den Spezialkulturen verschiedene Krankheiten und Schädlinge. Neuerdings spricht man weltweit auch von resistenten Unkräutern gegen Glyphosate.

Was ist Resistenz? Von einer Resistenz spricht man, wenn ein Pflanzenschutzmittel gegen eine Krankheit, einen Schädling oder ein Unkraut nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielt. Auf dem Feld kann sich eine Resistenz via Mutation entwickeln. Mit dem breitflächigen Einsatz des Wirkstoffes kann sich der resistente Organismus vermehren und ausbreiten. Resistenzbildung ist meistens komplex und kommt auf verschiedene Arten zu Stande. Die nachfolgenden Abschnitte über Windhalm, Septoria und Rapsglanzkäfer zeigen, dass in der Schweiz laufend neue resistente Organismen auftreten.

Herbizidresistenz: Windhalm In der UFA-Revue vom Mai 2004 war noch zu lesen, dass eine Resistenz gegen Herbizide aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe in der Schweiz noch nicht offiziell bestätigt wurde; allerdings sei die Zahl dieser Resistenzen weltweit bereits höUFA-REVUE · 2 2009

her als die Zahl der Triazin-Resistenzen. Zwei Jahre später wurde erstmals die Resistenz von Windhalm gegen Sulfonylharnstoffe auf einem Feld in der Westschweiz bestätigt. Seither gibt es immer mehr Verdachtsfälle. Die Wirkung der Herbizide entfaltet sich nicht mehr in gewohntem Mass. Im Winter 2008/09 wurden im Gewächshaus von Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) Verdachtspflanzen von vier neu gemeldeten Feldern – gezogen aus den Samen eingesendeter Windhalm-Ähren – mit sensiblen Pflanzen verglichen. Pflanzen aus drei dieser Proben reagierten auf die Applikationen von «Atlantis OD» (normal, 2-, 4- und 8-fach überdosiert) wie resistente Pflanzen; eine reagierte zumindest resistenzverdächtig. Fragen nach dem Resistenztyp, dem -grad und den verursachenden Wirkstoffen sind mit diesen einfachen Tests jedoch nicht vollständig geklärt. Der Test an Topfpflanzen aus Samen verdächtiger Felder ist sehr zeitaufwändig. Ein enzymatischer Blatttest – derzeit in einigen Ländern in Entwicklung – wird zukünftig auch in der Schweiz angewendet werden können. Dieser wird eine zuverlässige Bestimmung der Resistenz auf dem Feld erlauben.

der Erreger nur eine einzige biochemische Reaktion blockieren. 2008 wurde in der Schweiz die erste grossflächige Studie über DMI (Triazole)- und QoI (Strobilurine)-Resistenz bei «Septoria tritici» durchgeführt. Stichproben wurden in 17 unbehandelten Parzellen (Extenso- oder Kontrollfeldern) entnommen. Die Qol-Resistenz basiert auf einer einzigen Mutation (monogene Resistenz). Die Frequenz dieser Mutation in der «Septoria tritici»Population kann sich rasch ändern und wenn sie schätzungsweise über 30% steigt, ist die Wirkung von QoI-Fungiziden stark eingeschränkt. In der Schweiz war die Mutation durchschnittlich bei etwas mehr als 40 % der Stämme vorhanden, wobei es zwischen den verschiedenen Parzellen grosse Unterschiede gab. Um eine Qol-Resistenz zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Qol nur in Mischung mit Wirkstoffen aus anderen Resistenzgruppen zu verwenden. Die Mischpartner müssen solo eine gute Wirkung zeigen. Die Verwendung von Qol soll auf eine Applikation pro Parzelle und pro Saison beschränkt wer-

Daniel Strahm (Redaktion)

in Zusammenarbeit mit Christian Bohren Stéphanie Schürch Peter Frei Helge Sierotzki Stève Breitenmoser Thomas Steinger

Septoria-Blattdürre auf der Weizensorte «Tapidor». A: Blattflecken. B: Fruchtkörper mit Sporenausscheidungen. C: Sporenmasse. Bild: ACW

Fungizidresistenz: Septoria tritici Wie alle Organismen passen sich pflanzenpathogene Pilze laufend der Umwelt an. Im Verlauf dieser Anpassung können Pilzstämme auftreten, die gegen Fungizide resistent sind. Häufig basiert die Resistenz auf Veränderungen im Erbgut, so genannten Mutationen. Die Resistenzproblematik hängt vor allem mit der Markteinführung von Fungiziden zusammen, die im Stoffwechsel SH 17


TRENDS IM PFLANZENSCHUTZ SONDERTHEMA Tabelle: Wirkstoffe für Schädlingsbekämpung in Raps Wirkmechanismus Nr. 3*

Wirkmechanismus Nr. 3*

Wirkmechanismus Nr. 4*

Wirkmechanismus Nr. 5*

Pyrethrinoide A Alpha-Cypermethrin (Fastac) Deltamethrin (Decis) Cypermethin Zeta-Cypermethin (Fury) Lambda-Cyhalothrin (Karate)

Pyrethrinoide B Bifenthrin (Talstar) Etofenprox (Blocker)

Neonicotinoid Acetamiprid (Gazelle) Thiacloprid (Biscaya)

Spinosad (Audienz)

Zugelassen gegen Stängelrüssler

Nicht zugelassen gegen Stängelrüssler

Effiziente Substanzen gegen resistente «Meligethes aeneus» * gemäss IRAC (internationales Komitee gegen Insektizidresistenzen)

Die Insektizidresistenz der Rapsglanzkäfer verbreitet sich von der Westschweiz in Richtung Osten.

Nach dem Ackerfuchsschwanz sind neuerdings auch beim Windhalm vermehrt Herbizidresistenzen vorhanden. Bild: Bayer MaterialScience AG

den und Unterdosierungen sind zu vermeiden. Die Qol hemmen wirksam die Sporenkeimung. Sie werden deshalb mit Vorteil am Anfang des Krankheitszyklus eingesetzt. Die DMI-Resistenz basiert auf mehreren Mechanismen (polygenische Resistenz) und der Sensitivitätsverlust (Shift) ist kontinuierlich. Die verschiedenen genetischen Veränderungen wurden in sechs Gruppen zusammengefasst. In der Schweiz sind bereits alle sechs Gruppen vorhanden. Die Häufigkeit von wenig sensitiven Stämmen ist aber tiefer als in den Nachbarländern. Solo-Anwendungen von DMI in Getreide sind möglich, aber wiederholte Applikationen (des gleichen Wirkstoffes) gegen Risikokrankheitserreger (Beispiel: Echter Mehltau) und Unterdosierungen müssen vermieden werden. 18 SH

Hingegen sind keine Resistenzen gegenüber Chlorothalonil bekannt. Dieser Wirkstoff eignet sich darum als Partner für eine gute Antiresistenz-Strategie.

Insektizidresistenz: Rapsglanzkäfer Rapsglanzkäfer sind schädliche, kleine Insekten, die die Blütenknospen des Rapses zerstören, um an den Blütenstaub zu gelangen. Das schädigt die Kulturen. Die RapsglanzkäferPopulationen lassen sich einteilen in «Meligethes aeneus» und «Meligethes viridescens». «Meligethes aeneus» hat eine Resistenz gegen Pyrethrinoide entwickelt, die sich in Europa seit einigen Jahren ausbreitet. Auch in der Westschweiz und in Teilen des Mittellandes ist «Meligethes aeneus» resistent. Um die Ausbreitung des Problems einzudämmen, gilt es in erster Linie, nur bei Bedarf zu behandeln und die Bekämpfungsschwelle einzuhalten. Diese liegt im Rahmen des Ökologischen Leistungsnachweises bei einem erwachsenen Käfer pro Pflanze, wenn die Blütenstände knapp sichtbar sind (Stadium 51). Bis fünf Käfer pro Pflanze dürfen es bei Blütenbeginn (Stadium 60) sein. Sind die ersten Blüten geöffnet, verursachen die Glanzkäfer keinen Schaden mehr. Die Bekämpfung des Glanzkäfers hängt mit jener des Stängelrüsslers («Ceutorhynchus napi») zusammen. Dieser erscheint vor dem Glanzkäfer und wird nach Überschreitung der Bekämpfungsschwelle mit speziell bewilligten, wirksamen Pyrethrinoiden bekämpft. Somit braucht es im Raps oft zwei Behandlungen, um die zwei bedeutendsten Schädlinge zu reduzieren. Ansonsten findet eine erste Behandlung gegen den Stängelrüssler mit einer Teilwirkung gegen den Glanzkäfer statt. Sehr wichtig ist es, zwischen den ver-

schiedenen chemischen Familien (unterschiedliche Wirkungsweisen) zu variiren, wenn zwei Applikationen im gleichen Jahr realisiert werden müssen, aber auch von Jahr zu Jahr. Momentan reichen die verfügbaren Mittel aus, um einer Resistenz vorbeugen zu können – mit oder ohne resistente Glanzkäfer beziehungsweise mit oder ohne Stängelrüssler. Bis jetzt sind nur die Pyrethrinoide der Gruppe A von Resistenzen betroffen. Deshalb sollen keine Pyrethrinoide der Gruppe A verwendet werden, wo es resistente Glanzkäfer hat. Die Pyrethrinoide der Gruppe B verdanken ihre Wirkung unterschiedlichen Molekularstrukturen gegenüber den Pyrethrinoiden der Gruppe A, aber ihr Wirkungsmechanismus ist der gleiche. Die Produkte der anderen chemischen Gruppen (Neonicotinoide, Spynosine) wirken gegen Glanzkäfer, aber nicht gegen den Stängelrüssler (Tabelle).

Fazit Grundsätzlich gilt es, Resistenzen gar nicht erst entstehen zu lassen. Das bedeutet, dass neben dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch alle anderen anbautechnischen Massnahmen optimiert werden sollten, um Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter zu unterdrücken: Bodenbearbeitung, Saatzeitpunkt, Sortenwahl, standortgerechte Produktion und so weiter. Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist darauf zu achten, dass bei mehreren Behandlungen gegen die gleiche Krankheit, denselben Schädling oder dasselbe Unkraut die Wirkstoffe abgewechselt oder Produkte mit mehreren anders wirkenden Wirkstoffe ausser Insektizide ausgewählt werden. 䡵 Autoren Daniel Strahm (Redaktion), pflanzenbaulicher Beratungsdienst, fenaco, 3421 Lyssach, in Zusammenarbeit mit Christian Bohren, Stéphanie Schürch, Peter Frei, Stève Breitenmoser und Thomas Steinger, alle Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW), sowie Helge Sierotzki von Syngenta. Im Zielsortiment für Pflanzenschutzmittel 2009 der fenaco sind die Resistenzgruppen der verschiedenen Pflanzenschutz-Wirkstoffe sowie gezielte Antiresistenz-Strategien zu finden. Fragen Sie bei Ihrer LANDI.

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2 2009 · UFA-REVUE


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