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Wir teilen das Martinsbrot. Solidarisch sein Julia Dalsant

Feiern hat mit gegenseitigem Respekt zu tun In Feiern unter Beteiligung mehrerer Religionen gilt das Prinzip der gegenseitigen Achtung und des Respekts. Dem widerspricht jede Art von Diskriminierung, Vereinnahmung, Beleidigung oder Missionierung. Auch bei der Wahl des Feierraumes ist ein sensibler Blick auf die Zusammensetzung der Feiergemeinschaft und die gewählte Feierform wichtig.

Literaturangaben: Schule der Diözese Feldkirch (Hrsg.) (2015): Gemeinsam feiern, Ermutigung zu einer neuen Feierkultur an Schulen. Verfügbar unter: https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/schulamt/links-dateien/gemeinsam-feiern (Stand 2021-01-22) Kurzbiographie des Autors: Markus Felderer hat das Studium der Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen sowie eine Ausbildung in Organisation- und Gemeindeberatung in Salzburg absolviert. Er war viele Jahre als Religionslehrer an der Oberschule tätig. Derzeit ist er der Leiter des Amtes für Schule und Katechese der Diözese Bozen-Brixen.

Wir teilen das Martinsbrot. Solidarisch sein

Julia Dalsant

Es ist Montag. Der Montag nach dem 11. November, dem Fest des heiligen Martin. Wir haben im Kindergarten Martinsbrot selbst gebacken und untereinander aufgeteilt. Ein paar kleine Laibe bleiben übrig. Wir haben in unserem kleinen Team über den wahren Hintergrund dieses Festes nachgedacht und es wird uns klar, was wir mit dem übrigen Brot machen. In meinem Kopf hallen noch Schlagzeilen aus den letzten Medienberichten nach, wo von „Traditionen vom Sockel holen“, „Feste umbenennen“, von „falsch verstandener Toleranz“ die Rede war. Wir unterbreiten den Kindern den Vorschlag einen Stadtspaziergang zu machen und das Brot zu verteilen. Gar einige Kinder schließen sich unserem Vorschlag an. So starten wir also. Es fühlt sich tatsächlich so an, als würden wir durch ein Stadttor hinein in die Stadt ziehen, ohne Laternen, doch mit einer Botschaft. Unsere Gruppe zählt an diesem Tag zwölf Kinder. Alle Kinder weisen einen Migrationshintergrund auf. Die Mädchen und Buben sprechen sieben verschiedene Sprachen. Die Familien gehören dem Christentum und dem Islam an. Die Kinder wechseln sich damit ab, den roten Umhang anzuziehen und den Helm des heiligen Martin aufzusetzen. Jeder und jede möchte einmal drankommen, möchte sich auch teilend erleben. Wir kommen bei der nahe gelegenen evangelischen Kirche vorbei, der dortige Geistliche nimmt sich spontan Zeit für uns. Der Gärtner ist auch zufällig zugegen und beide freuen sich über unseren Besuch. Der Pfarrer erzählt uns aus seiner Kindheit und wie wichtig ihm damals das Fest des heiligen Martin war. Dann teilen die Kinder das Brot. Wir gehen weiter und auf einer Brücke begegnen wir einem bettelnden Mann. Wir gehen hin, und ich fühle mich als Erwachsene beobachtet von Außenstehenden. Da stehe ich also, beim bettelnden Mann, mit einer Gruppe von Kindern, welche überfröhlich ist. Er bekommt so viel Aufmerksamkeit wie sonst vermutlich nie. Dann teilen die Kinder das Brot. Diesmal bedächtiger und ehrfürchtiger. Allen scheint in dieser Situation bewusst zu sein,

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