DIE SAUBERKEITSENTWICKLUNG
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Die Sauberkeitsentwicklung Ich brauche keine Windel mehr „Was ist das?“ fragt Carlo verwundert seine Mami. Er ist mit seiner Mutter im Bad, und sie zeigt ihm ein rotes Töpfchen. Immer wieder meint sie bedeutungsvoll: „Aa“. Carlo staunt und denkt: „Was will Mami mit diesem eigenartigen Ding? Und was ist eigentlich „Aa?“ Für Kleinkinder ist das „Windelgeschäft“ die natürlichste Sache der Welt, schließlich kennen sie kein anderes. Ihr Kind hat wahrscheinlich nicht die leiseste Ahnung, was Sie von ihm wollen, wenn Sie ihm das erste Mal das Töpfchen zeigen. Bis zu einem Alter von etwa eineinhalb Jahren ist ihm sein großes wie kleines Geschäft nicht wirklich bewusst, da es noch keine Kontrolle über seinen Schließmuskel hat. Auch wenn es beginnt, seine Ausscheidungen zu bemerken, dauert es meist noch eine ganze Weile, bis es eine Verbindung herstellen kann, zwischen dem Drang, den es gespürt hat, und dem, was es „gemacht“ hat. Erst wenn ihm bewusst wird, dass es seinen Schließmuskel spannen und entspannen kann, ist
es sinnvoll, ihm den Zweck des Töpfchens zu erklären. Sauber werden ist eine Entwicklungs- und Lernphase wie jede andere auch: das Laufen lernen, Sprechen lernen oder das Essen mit einem Löffel. Wie bei all diesen Reifungsprozessen folgt jedes Kind auch hier seinem ganz persönlichen Entwicklungstempo. In der Regel wird es von alleine sauber und trocken, sobald es reif dafür ist. Manche beginnen früher, etwa um den zweiten Geburtstag herum, andere lassen sich noch ein, zwei Jahre Zeit. Diese überraschen ihre Eltern aber dann häufig damit, dass sie von einem Tag auf den anderen sauber sind. Bei manchen Kindern geht ab und zu noch was daneben, denn die Fähigkeit der Kontrolle ist lange Zeit großen Schwankungen unterworfen. Auch wenn es oft geklappt hat, heißt das nicht, dass ein Kind schon „kann, wenn es nur will“. Die körperlichen Reifungsprozesse brauchen ihre Zeit. Eltern können sie nur unterstützen und liebevoll begleiten. Erst ab vier, fünf Jahren können die meisten Kinder Stuhlgang und Urin so weit kontrollieren, dass auch bei Müdigkeit oder Spielbegeisterung nichts mehr passiert.