Corona-Reflexion
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Ein Jahr nach dem Ausbruch Moderation CHRISTINA B ERNDT Fotos ANNETTE HAUSCHILD / OSTKREUZ
Vor bald einem Jahr hat die Corona-Pandemie begonnen —
LEIBNIZ
und das Jahr 2020 bestimmt. Sie hat in die Leben vieler
die Wissenschaft seit Jahrzehnten die nächste
Milliarden Menschen eingegriffen, Gesellschaften ungeahn
Supergrippe erwartet: Die Corona-Pandemie
te Entscheidungen abverlangt und auch die Wissenschaft
hat die Menschheit erstaunlich unvorbereitet
vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Was bedeutet
getroffen. Was sind jetzt, nach einem Jahr
Auch wenn es Pandemie-Pläne gab und
die Ausbreitung von Sars-CoV-2 für den gesellschaftlichen
Corona, die größten Herausforderungen, um
Zusammenhalt und die Rolle der Wissenschaft? Wo stehen
die Pandemie zu überstehen?
diese ein Jahr nach Ausbruch von Covid-19? Politikwissen schaftlerin Nicole Deitelhoff, Leiterin des Leibniz-Instituts
MATTHIAS KLEINER
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, und
eine Erschütterung für alle Bereiche, auch für die Wissen-
Leibniz-Präsident Matthias Kleiner im Gespräch.*
schaft. Aber jetzt sehe ich uns auf einem guten Weg. Es gibt
Der Beginn der Pandemie war in der Tat
natürlich immer noch große Herausforderungen, etwa in der Gesundheitsforschung und der Impfstoffentwicklung. Ich bin überzeugt, dass wir diese in den Griff bekommen. Die größeren Probleme sehe ich inzwischen darin, wie wir als Gesellschaft mit der Pandemie umgehen. In der Gesellschaft * Das Gespräch haben wir vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November geführt.
rumort es, die Querdenker-Demos zeugen von großen Vorbehalten gegenüber Wissenschaft und Politik.